Filtercafé 2015-2020

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Filtercafé 2015 – 2020



Filtercafé 2015 – 2020


Inhalt

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Vorwort

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Einladungskarten 2015–2020

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Einleitung

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Filterkaffee-Rezept

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Filtercafé „VANTABLACK“

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Ort

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Themen

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Deko

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Snacks

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Impulse

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Anders als der Mainstream: Das Filtercafé als Kreativmotor der Kunstvermittlung

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FilterNETcafé

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Filtercafé TO GO

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Teamarbeit

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Erinnerungen

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Teilhabe – Zusammenarbeit – Partizipation? Die Besucher*innen und wir

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Das Filtercafé in Zahlen

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Literatur

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Impressum


Vorwort 62 Filtercafés haben in den letzten fünf Jahren in der Neuen Galerie Graz stattgefunden. Jedes von ihnen war einzigartig. Was im März 2015 als Experiment begann, etablierte sich schnell als monatliche Fixveranstaltung der Kunstvermittlung. Nach so viel Energie, die sowohl von uns als Team als auch von unseren Besucher*innen in dieses Format eingeflossen ist, wollen wir nun zurückblicken, reflektieren und aus unseren Gedanken ableiten, was das Museum in Zukunft brauchen wird. In dieser Dokumentation treffen verschiedene Ebenen aufeinander: persönliche Anekdoten, offizielle, aber auch inoffizielle Einblicke, Momente des Scheiterns, Momente des Glücks, Theoretisches wie Praktisches. Wir hoffen, dass die Leser*innen jeweils das daraus mitnehmen können, was für ihre Beziehung zum Museum relevant ist.

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Neue Galerie Graz


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FLIEGENDE BERGE WEISS (AN)SAMMELN? FÄLSCHUNG JETLAG LICHT VANTABLACK IDENTITÄT(EN) FLACHLAND FICTION

Mehr Informationen www.museum-joanneum.at/filtercafé facebook: filtercaféneuegalerie

Jeden dritten Freitag im Monat, immer von 15 bis 17 Uhr Kosten 2,50€ (inkl. Filterkaffee) Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

Ausgehend vom runden Tisch wird gemeinsam ausgetauscht, gelesen, getrunken, nachgedacht, gefragt, gegessen …

20.03.2015 17.04.2015 15.05.2015 19.06.2015 17.07.2015 21.08.2015 18.09.2015 16.10.2015 20.11.2015 18.12.2015

Filtercafé


Neue Galerie Graz

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Zugehörigkeit Sprach-Bild Erotik? Kunst-Markt-Kunst Werkstatt Berlin Berlin Ja, natürlich! digital Blickkontakt durchsichtig animal print leer

Mehr Informationen www.museum-joanneum.at/filtercafé facebook: filtercaféneuegalerie

Jeden dritten Freitag im Monat, immer von 15 bis 17 Uhr Kosten 2,50€ (inkl. Filterkaffee) Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

Ausgehend vom runden Tisch wird gemeinsam ausgetauscht, gelesen, getrunken, nachgedacht, gefragt, gegessen …

15.01. 19.02. 18.03. 15.04. 20.05. 17.06. 15.07. 19.08. 16.09. 21.10. 18.11. 16.12.

Filtercafé 2016


Neue Galerie Graz

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neu künstler*innen frame cut! verlesen Frisur grün hands on! Es war einmal ... steirisch? HUGO alt

Mehr Informationen www.museum-joanneum.at/filtercafé facebook: filtercaféneuegalerie

Jeden dritten Freitag im Monat, immer von 15 bis 17 Uhr Kosten 2,50€ (inkl. Filterkaffee) Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

Ausgehend vom runden Tisch wird gemeinsam ausgetauscht, gelesen, getrunken, nachgedacht, gefragt, gegessen …

20.01. 17.02. 17.03. 21.04. 19.05. 16.06. 21.07. 18.08. 15.09. 20.10. 17.11. 15.12.

Filtercafé 2017


Neue Galerie Graz

Postkarte Filterkaffee 2018_fin.indd 1

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20.11.17 17:55


Filtercafé 2018 19. Jänner 16. Februar 16. März 20. April 18. Mai 15. Juni Juli August 21. September 19. Oktober 16. November 21. Dezember

Quartett sammeln Bild der Frau Boden Grenze blau Sommerpause Sommerpause gespiegelt Müll Stadt, Land, Fluss trotzdem!

Ausgehend vom runden Tisch wird gemeinsam ausgetauscht, gelesen, getrunken, nachgedacht, gefragt, gegessen … Jeden dritten Freitag im Monat, immer von 15 bis 17 Uhr Kosten 2,50 € (inkl. Filterkaffee) Neue Galerie Graz Joanneumsviertel, 8010 Graz www.neuegaleriegraz.at

Postkarte Filterkaffee 2018_fin.indd 2

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Neue Galerie Graz

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Filtercafé 2019 19. Jänner 15. Februar 15. März 19. April 17. Mai 21. Juni Juli August 20. September 18. Oktober 15. November 20. Dezember

Strich gegen Linie schön? hässlich? undsoweiterundsofort Unter Druck rot red rouge Sommerpause Sommerpause Zeit gefaltet Leihgabe Atelier

Ausgehend vom monatlichen Thema werden gemeinsam Ausstellungen besucht, es wird gemeinsam gegessen, nachgedacht, gefragt, getrunken … Jeden dritten Freitag im Monat, immer von 15 bis 17 Uhr Kosten 2,50 € (inkl. Filterkaffee) Neue Galerie Graz Joanneumsviertel, 8010 Graz www.neuegaleriegraz.at/filtercafé

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Neue Galerie Graz

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Filtercafé 2020 17. Jänner 21. Februar 20. März 17. April 15. Mai 19. Juni Juli August 18. September 16. Oktober 20. November 18. Dezember

Wimmelbild GROSS – klein Laut – Leise Schatten „Frauenkunst“ kontrast Sommerpause Sommerpause R-E-S-P-E-C-T Farbverlauf Schriftbild Traumbild

Jeden dritten Freitag im Monat, immer von 15 bis 17 Uhr Kosten 2,50 € (inkl. Filterkaffee) Neue Galerie Graz Joanneumsviertel, 8010 Graz www.neuegaleriegraz.at/filtercafé

Illustration: Anna Döcker

Ausgehend vom monatlichen Thema werden gemeinsam Ausstellungen besucht, es wird gemeinsam gegessen, nachgedacht, gefragt, getrunken …

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Einleitung – wann, wie, wer, was, wo, für wen? WANN und WO? Im Herbst 2014 landete Franziska Dürrs Doku ihres Schweizer Projektes „GIM – Generationen im Museum“1 auf unserem Schreibtisch. Dort besuchten Menschen unterschiedlichster Altersgruppen gemeinsam Ausstellungen und erfanden in ihnen die wunder­ barsten Geschichten … Uns fiel auf, dass beinahe alle unserer Veranstaltungen und Formate an verschiedene spezifische Alterszielgruppen gerichtet sind.2 Wo könnten unterschiedlichste Menschen zusammenkommen, um gemeinsam Kunst zu erleben, sich auszutauschen, mit neuen, anderen Meinungen zusammenzustoßen …? Gleichzeitig fehlt der Neuen Galerie Graz ein signifikanter Ort, der in vielen Museen wichtiger Bestandteil, oft sogar überrepräsentiert ist: das Museumscafé. WARUM? So beschlossen wir, eine Veranstaltung zu organisieren, die sich nicht an ein spezifisches Publikumssegment richtet, sondern in gemütlicher Atmosphäre ein Gemeinschaftserlebnis für alle erlaubt. Ein sehr prominenter Ort mitten im Stiegenhaus der Neuen Galerie Graz, die sogenannte Rotunde, wurde zu einem temporären Kaffee­ haus. Wir servierten Filterkaffee, weil es aus mehrerer Hinsicht zu unserem Vorhaben zu passen schien. Vor sechs Jahren hatte es etwas Anachronistisches an sich, Filterkaffee zu kochen. Überall spross eine Espressobar nach der nächsten aus dem Boden – wir blieben beim Bedächtigen, Altmodischen, Langsamen. Die Langsam­keit und Sorgfalt, mit der das Wasser durch die Maschine tröpfelt und langsam das Aroma, den Geschmack und die Wirkstof­fe des Kaffees aufnimmt, verdeutlichte unseren Anspruch, etwas gemeinsam aus dem Museum, den Ausstellungen, dem Ort und der Sammlung herauszufiltern. Die Kunstvermittlung ist im stetigen Wandel, passt sich flexibel an ihre Gegenwart und deren Bedürfnisse an. An der Praxis der Kunstvermittlung lässt sich oft bereits im Vorfeld ablesen, wohin sich Museen entwickeln werden. Für uns bedeutet das ein ständiges Verändern und Neuadaptieren. So schien vor einigen Jahren die Zeit gekommen zu sein, unser übliches Bildungsprogramm zu verändern. Wir wollten mit den Besucher*innen miteinander sprechen, gemeinsam erfahren, uns unsere Fragen gegenseitig nicht beantworten können und 16


FÄLSCHUNG, 19.6.2015

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zusamm­en scheitern. Das Filtercafé war von Beginn an ein gemeinsames Experiment, auf das wir und die Besucher*innen uns jedes Mal aufs Neue einlassen dürfen. Dieses Unwissen, wohin die Reise gehen wird, zeichnet es wohl aus. Wird das Museum der Zukunft gastfreundlicher, … offener, … herzlicher, … gemütlicher werden? WER und WIE? Es gibt viel Literatur über Kunstvermittlung. Was fehlt uns dabei? Die Theorie über unser Fach lässt meistens die banalsten Fragen unserer Arbeitspraxis unbeantwortet. In dieser Dokumentation versuchen wir auch den einfachsten Details nachzugehen und nicht die üblichen Best-Practice-Beispiele ständig zu wiederholen. Theorie und Praxis sind dabei eins. WAS? Im Folgenden beschreibt Gabi den Ablauf eines exemplarischen Filtercafés. Markus und Anna besprechen grundlegende Faktoren, quasi die Grundzutaten des Filtercafés, anhand einiger Beispiele. So sprechen sie über den Ort, die Themen, die Verpflegung, die Ästhetik, die Menschen und unsere gemeinsame Herangehensweise an die Kunst. Monika spricht über „ihr“ Team, während Andrea und Romana als ehemalige beziehungsweise karenzierte Kolleginnen mit Abstand über ihre Erinnerungen nachdenken. Doris war als Registrarin zu Besuch bei uns, ebenfalls Paul-Bernhard, unser Restaurator. Auch sie erinnern sich. Einige Stammgäste sind mit Wortund Bildmeldungen vertreten. Christof und Jasmin berichten über eine Außergewöhnlichkeit im Pandemiejahr 2020,3 ein digitales Filtercafé, während Antonia und Wanda von coronabedingt per Post versendeten Filtercafé-Paketen erzählen. Wanda schreibt außerdem einen Beitrag über Partizipation und Teilhabe in unserer Arbeit und diesem Format, während Antonia über neue Formate nachdenkt, die aus dem Filter­café heraus entstanden sind. Die Zeichnungen zwischendurch stammen von Anna, während die Grafik von Karin umgesetzt wurde. Lektoriert wurde dieses Buch von Jörg. Wir möchten allen Beteiligten und zukünftig Beteiligten danken. 1 Franziska Dürr Reinhard (Hg.), auf Augenhöhe, Baden 2014. 2 Unsere beliebtesten Formate waren Programme mit Schulgruppen, Studierenden-­ tage und Fixführungen, hauptsächlich für Erwachsene. 3 Die Abwesenheit unserer Besucher*innen im Museum bescherte uns im ersten Pandemiejahr viel Zeit über sie nachzudenken. Daraus entstand auch diese Publikation. 18


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Filtercafé „VANTABLACK“ Vantablack! Das schwärzeste Schwarz der Welt! Wow! Als ich 2014 einen Artikel über eine neu entwickelte „Farbe“ entdeckte und las, war ich sofort fasziniert. Das zu militärischen Zwecken als ideale Tarnung entwickelte Vantablack, ein Geflecht aus winzigen Kohlenstoffnanoröhrchen, schluckt 99,965 Prozent des einfallenden Lichts, sodass unser Auge absolut NICHTS sieht. Ein damit beschichtetes Objekt verliert jede Schattierung, jede Kontur und jede räumliche Dimension, es scheint, als würde man in ein schwarzes Loch blicken. Bald darauf begann die Themensuche für das Filtercafé 2015 und es war klar: Vantablack wird Teil davon. Spannend, da es Kunst, Physik, Technologie, Wissenschaft, Wahrnehmung verbindet und Anregung für viele Gespräche bietet. Einige Monate und Filtercafés später übernahm ich mit Freuden und gemeinsam mit meinem Kollegen Markus „VANTABLACK“, das am Freitag, dem 18. September 2015, von 15 bis 17 Uhr in der Rotunde der Neuen Galerie Graz stattfinden sollte. Da wir beide weder Expert*innen für neue Technologien noch Physiker*innen sind, war schnell klar, dass wir nicht in den Tiefen der Nanotechnologie rühren werden und den naturwissenschaftlichen Aspekt nur anreißen können. So wählten wir die Farbe Schwarz im Allgemeinen als Mittelpunkt unserer Überlegungen, der Konzeption und natürlich der – immer sehr wichtigen und beliebten – Dekoratio­­n. Die Vorbereitung machte großen Spaß: das Finden passender Ideen, Inputs für Gespräche, Anregungen und Überraschungen zum Thema sind immer bereichernde Tätigkeiten. Um von Anfang an ins Gespräch zu kommen, gestalteten wir Rollen aus schwarzem Papier – für jede*n Teilnehmer*in eine. Diese Rollen enthielten Begriffe wie „das kleine Schwarze“, „ins Schwarze treffen“, „Schwarz sehen“, „Schwarzmalerei“, „Schwarzbrot“, „Schwarzarbeit“ etc. Wer welchen Begriff erhielt, entschied der Zufall durch freie Sitzplatzwahl. 20


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Für die Dekoration wurden – neben diesen Rollen – schwarze Polster auf den weißen Stühlen platziert, das Blumenwasser mit Lebens­mittelfarbe schwarz gefärbt und unsere große Staffelei ziert­­e eine weiße Leinwand, behängt mit schwarzen Tüchern. Fertig! Wir waren bereit für unsere Gäste. 11 Interessierte kamen – Stammgäste, gemischt mit Neulingen – so waren wir 13, wahrlich KEIN Unglück: eine perfekte Anzahl für entspannte, angenehme Gespräche und die schwierige Akustik in der Rotunde. Durch das vielen unbekannte Thema und die „schwarzen“ Begriffe entstanden sofort angeregte Unterhaltungen, Erzählungen und Diskussionen. Aktuelles, Politisches, Banales, Gesellschaftliches, Lustiges, Anekdotisches: Fast alles kann und darf beim Filtercafé gesagt werden! Nach 45 Minuten mit Kaffee, Kuchen und vielen Gesprächen unterbrachen wir und reichten schwarze Stoffe und Papier in verschiedenen Strukturen zum Aussuchen in die Runde. Die Idee war, alleine durch die Sammlungsausstellung, eine Werkauswahl vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, zu gehen und sich ein Kunstwerk zu seinem „persönlichen Schwarz“ zu suchen. Es gab kein Richtig oder Falsch, der persönliche Zugang jeder*jede­­s Einzelnen war vorrangig. Anschließend spazierten wir gemeinsam zu den gewählten Werken und besprachen diese ganz ohne Zwang. Spannend waren dabei die verschiedenen, sehr individuellen Zugänge zu den Gemälden und Skulpturen. Für den kreativen Abschluss wechselten wir in unser Atelier und mischten aus Kohle, Leinöl und Eiweiß unser eigenes Schwarz, das dann ganz nach Lust und Laune und ohne Vorgabe vermalt werden konnte. Es war ein schwarzer Nachmittag, der allen Beteiligten viel Freude bereitete. Übrigens hat Vantablack seit 2015 einen alleinigen Besitzer: Der Bildhauer Anish Kapoor hat sich die Rechte an seiner Nutzung erkauft, worüber die Kunstwelt streitet und was den britischen Künstler Stuart Semple dazu veranlasste, „Black 2.0“ zu kreieren – ein Superschwarz, das jede*r günstig kaufen kann, außer Anish Kapoor und dessen Familie … (GG) 22


VANTABLACK, 18.9.2015

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gefaltet, 18.10.2019

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Wie wünschen Sie sich ein Museum? _bequem? _groß? _kostbar? _chaotisch? _luftig? _ruhig? _ergreifend? _reich bestückt? _verwirrend? _sauber? _? _? Das fragten Heiderose Hildebrand, Eva Sturm und Christoph Eiböck Anfang der 2000er-Jahre.4 Wir stellen uns diese Frage immer wieder – gemeinsam. Doch komme­­n wir selten auf einen gemeinsamen Nenner. Scheinbar liege­­n Welten zwischen dem bequemen Museum und dem kost­ bare­­n Museum. An wem sollen wir uns orientieren? An Herbert Boeckls Gemälde Erzberg aus dem Jahr 1942? Oder am Besucher im Rollstuhl, ebenfalls geboren 1942? Im Filtercafé können wir unsere Gastgeber*innen-Qualitäten unter Beweis stellen. Eine Qualität, die wir selbst in Museen nur allzu oft vermissen. Wo fühlen Sie sich im Museum am wohlsten? Sind Sie dort gerne alleine? Der Hauptstützpunkt des Filtercafés ist die Rotunde im Erdgeschoss der Neuen Galerie Graz. Es ist der ehemalige Eingangsraum des historischen Museumsgebäudes, mit einer versperrten, großen, metallverschlagenen Eingangstür, durch die Tageslicht in den Raum fällt. Säulen verzieren jede der sechs (?) Ecken des Raumes, ein Mosaik mit recht viel Patina bedeckt den Boden. Ein kleiner Lift ermöglicht den barrierefreien Zugang. Barrierefrei ist die Rotunde aber natürlich nicht. Durch das unberechenbare Tageslicht sieht man hin und wieder schlecht. Durch die Größe und Ungebrochenheit des Raumes hallt es furchtbar, im Winter zieht es. Noch dazu werden oft Teile von Ausstellungen oder einzelne Kunstwerke dort hinein programmiert. Wir winden uns flexibel um diese herum. 26


Aus dieser Not der meist spontanen Vertriebenheit machten wir uns eine Tugend und wandern mit dem Filtercafé im gesamten Haus und darüber hinaus herum. Anlass- und themenbezogen fand das Filtercafé oft in unserem Atelier im 1. Stock statt. Dort gibt es viel Platz, räumliche Geschütztheit und unzählige Materialien, mit denen wir praktisch arbeiten können. Im Sommer zog das Filter­ café auch schon mal vor das Museum – wir saßen bei Eiscafé in der Sonne und wunderten uns, wo die Institution eigentlich anfängt und wo sie aufhört? Zu den spezielleren Orten des Filtercafés zähle­­­n unser (nicht öffentliches) Archiv, das Stiegenhaus, der Lasten­­lift, leere, im Umbau befindliche Ausstellungsräume oder das Foyer des Joanneumsviertels. Neuerdings fand das Filtercafé auch bei uns zu Hause statt, als wir per Videochat eine digitale Version des Formats angeboten haben. Was lernen wir aus alledem? Es ist keine Überraschung: Besucher*innen sind Menschen – mit menschlichen Bedürfnissen. Das ist ein Faktum. Und dieses Faktum wird während des Filtercafés nicht verdrängt oder übersehen, sondern zum Thema gemacht. Dass man im Museum nur selten sitzen kann, nehmen wir zum Anlass, das Sitzen sogar besonders bequem zu gestalten. Weil es nirgends etwas zu trinken gibt, servieren wir ganz besonders gute Getränke. Wenn es keine Leseecke mit Lektüre gibt, dann legen wir noch mehr Bücher und Sitzpölster auf. Einer Institution wie der Neuen Galerie Graz begegnen wir auf unterschiedlichen Ebenen. Wir sehen dieses imposante, alte Gebäude. Zuweilen ehrfürchtig? Vielleicht verachtend? Eher wertschätzend? Wir sehen ihr Inneres. Aber auch dort eigentlich nur das Äußere. Die viele Hintergrundarbeit bleibt in der „Theatervorstellung Museum“ meist verborgen. Hinter den Kulissen könnte man erkennen, dass auch im Museum nur mit Wasser gekocht wird. Im Filtercafé wird aus diesem Wasser eben Kaffee. Eine Show bleibt es. Und doch – vielleicht durch die Ungewissheit, auf die wir uns einlassen, durch die Unbeholfenheit, mit der auch wir selbst uns an immer neue Setting­­­s herantasten – entlarvt man womöglich den einen oder anderen Zaubertrick? (MW) 4 Siehe: Palmenbuch, Zürich 2007, S. 11. 27


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Etwas kryptisch stehen die Themen der einzelnen FiltercaféTermine auf der jeweiligen Einladungskarte und im Monats­ programm des Museums. Auf der Webseite und den Social-MediaKanälen wird dann schon etwas ausführlicher beschrieben, worauf man sich beim kommenden Termin ungefähr einlässt. Da steht beispielsweise unter dem Titel „undsoweiterundsofort“ am 19. April 2019: „Leben Sie mit einem Kunstwerk? Einem Original? Einer Kopie? Die Grenzen sind hier mitunter fließend. Für viele Künstler/innen ist die mehrmalige Wiederholung ein inhaltlicher Bestandteil ihres Werks. Die Ausstellung Zu viel ist nicht genug! Die Schenkung „Sammlung Artelier“ gibt uns Einblick in die vielfältige künstlerische Produktion der Edition Artelier, die 30 Jahre lang Kunstwerke in verschieden hoher Auflage herstellte und verlegte. Hier begegnen uns Kunstwerke in Form von Plakaten, Aschenbechern oder sogar Fußmatten. Befragen wir gemeinsam das Originelle am Unikat und die Wiederholbarkeit von Originalität!“ Dass wir bei diesem Termin unsere Gäste zu einer Runde Quartett einluden und sie dann in den zufälligen Vierergruppen gemeinsam durch die Ausstellung schickten, blieb dem Moment der Über­ raschung überlassen. Die Themen für die einzelnen Filtercafés müssen wir bereits im Herbst jedes Vorjahres gemeinsam im Team finden. Dazu orientieren wir uns grob am Jahresplan der Ausstellungen in der Neuen Galerie Graz, die natürlich zu diesem Zeitpunkt oft nicht fixiert sind bzw. mitunter später verschoben oder abgesagt werden. So versuchen wir Themen zu finden, die vielleicht anlässlich einer konkreten Ausstellung angedacht waren, jedoch leicht auf eine andere Ausstellung umgelegt werden können. Zuweilen agieren wir überhaupt ohne Ausstellung. Wenn das halbe Haus zum Beispiel wegen Umbau leer steht und wir in den übrig gebliebenen Ausstellungen schon gar zu oft waren, besuchen wir auch einmal die Bibliothek, das Archiv oder machen unser hauseigenes Atelier zum Thema. Die Themen wecken unterschiedliche Erwartungen in den Besucher*innen. Anlässlich des Filtercafés „steirisch?“ im Oktober 2017 erschienen zwei Stammgäste in steirischer Tracht, was uns etwas irritierte und umso mehr berührte. Wir besuchten dann gemeinsam 30


Quartett, 19.1.2018

Müll, 19.10.2018

Zeit, 20.9.2019

gefaltet, 18.10.2019

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das Naturkundemuseum, in dessen Räumlichkeiten das Joanneum vor mehr als 200 Jahren seine ersten Ausstellungen zeigte, und schauten uns das beeindruckende Steiermarkrelief gemeinsam an. Herausfordernder war der Besucher, der gerne während des Filtercafés „Fälschung“ im Juni 2015 von uns lernen wollte, Kunst zu fälschen. Ihn mussten wir enttäuschen. Glücklicherweise hatte ein anderer Besucher praktische Tipps parat: Er verriet uns zum Beispiel, dass man mit Schwarztee Papier in kurzer Zeit altern lassen könne. Auch unsere Zugänge zu den Themen sind ebenso unterschiedlich wie die Zusammenstellung unseres Teams. Mal gibt es wissenschaftliche Recherchen in der Vorbereitungszeit, mal eine künstlerische Technik, die genau erprobt werden möchte. Zuweilen gibt es wochenlanges Kopfzerbrechen über das kommende Thema und dann wieder Last-Minute-Einfälle, die das eine oder andere holprige Konzept doch noch retten. Für das Filtercafé „Bild der Frau“ im März 2018 besuchten wir die Ausstellung der iranischen Künstlerin Shirin Neshat. In ihrer Kunst reflektiert sie die gesellschaftspolitischen Lebensumstände von Frauen in ihrer ehemaligen Heimat vor und nach den politischen Umbrüchen seit 1979. Wir diskutierten mit den Besucher*innen nicht nur die Kunst Shirin Neshats, sondern auch die Lebensumstände von Frauen in unserer heutigen Gesellschaft. Im Monat darauf machten wir während des Filtercafés „Boden“ eine Frottage des Mosaikbodens in der Rotunde und besprachen die unterschiedlichen Bodengestaltungen im Museum und in den Ausstellungen. Wir als Team sind nach beiden Terminen ziemlich anders aus dem Haus hinausgegangen … Hin und wieder erreichen uns auch Themenvorschläge von Besucher*innen. Auch sie kommen auf die längere Ideenliste, die wir gemeinsam besprechen. Viele Gäste erinnern sich gerne an das Filtercafé „VANTABLACK“ aus dem Jahr 2015, welches sich der Farbe Schwarz und ihren Bedeutungen und Schattierungen widmete. 2022 wird es als Jahresabschluss das Thema „Ultraweiß“ geben. Forscher*innen fanden nämlich endlich das für den Moment weißeste Weiß … (MW) 32


gespiegelt, 21.9.2018

GROSS – klein, 21.2.2020

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3 Plastikrosen 1 Trockenblumenstrauß 7 Wecker 1 Fake-Uhr vom Künstler Jun Yang 5 Armbanduhren 1 Stillleben aus Plastikobst 5 Zuckerglasurstifte 1 Staffelei 1 Leuchtkasten 1 alter Teppichläufer 1 riesige Papierrolle 8 Eisbecherschirmchen 4 Meter Vliskostoffe 1 Packung Sesamfischli Strohhalme Brus-Häferln Rotgefärbte Vanillekipferln 1 Mini-Puppengeschirr 1 riesiges Suppengeschirr 4 ans Thema angepasste Outfits 7 gedruckte Bestecksets Alte Postkarten Ein Strauß gelbe Tulpen Alufolie als Tischtuch 1 Luftmatratze 1 Foto der Laokoon-Gruppe Sand 1 Taucherbrille 1 aufblasbarer Delfin Fotos von Händen aus Kunstwerken 17 Müllsäcke 3 Papiertonnen 700 Meter Filmrollen 36

45 Kaplasteine Keksausstecher in Paragrafenform Weiße Art-Handling-Handschuhe 1 Overheadprojektor 1 Lichterkette Steirischer Trachtenstoff 70 g gekochte Spaghetti Künstliches Haar Mosaikspiegel Faksimile von Boeckls Erzberg Mistelzweige Fotos von Künstler*innen-Ateliers 1 rote Federboa


Sommerpause, 21.8.2020

Keines unserer Requisiten wurde je neu gekauft. Hauptsächlich sind es Funde aus dem Archiv, Schätze aus dem Depot und hin und wieder einfach nur sogenannter Müll. Unsere begrenzten finanziellen Mittel zwingen uns, ökonomisch zu denken, und helfen uns gleichzeitig, unbewusst weit ökologischer zu arbeiten, als es der Kunstbetrieb und die Welt rundherum tun. Lesen Sie sich die Liste noch einmal durch und imaginieren Sie sich ein eigenes Filtercafé mit den Objekten Ihrer Wahl. Was können diese Gegenstände erzählen? Was bewirken ihre Materialien, Farben und Formen? (AD und MW)

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„Das Essen von Speisen und das Sprechen über Kunst haben einiges gemeinsam. Delikatessen und Worte können genüsslich auf der Zunge zergehen. Beide bleiben aber auch manchmal im Halse stecken oder verursachen einen bitteren Nachgeschmack. In der Küche und im Museum können Essen und Worte durch eine Inszenierung zum künstlerischen Material werden. Alltägliches rückt dabei in ein andersartiges Licht, neue Blicke auf Altbekanntes entstehen und lassen die Wirklichkeit schillern.“5 Beim Filtercafé in der Neuen Galerie Graz wird von uns Kunst­ vermittler*innen nicht nur der namensgebende Filterkaffee serviert. Meistens wird dazu auch etwas Süßes kredenzt. Essen ist fester Bestandteil des Formats und erfüllt hier unterschiedlichste Zwecke. Es wird als Zeichen der Gastfreundschaft eingesetzt, als gemeinsames Ritual oder um verschiedene Inhalte zu transportieren. Die Snacks sind gut durchdacht und meist assoziativ an das Thema des Filtercafés angelehnt: Bei „WEISS“ gab es beispielsweise weißen Tee und mit Puderzucker bestaubte Vanillekipferln, für „Boden“ gab es einen selbstgebackenen Biskuitboden. Für „Stadt, Land, Fluss“ bauten wir Hochhäuser aus Mignonschnitten auf Leuchtkästen und legten Sesamfischli auf einen blauen (Fluss-)Stoff … Für die Gestaltung der Verpflegung ergeben sich aber jedes Mal unzählige Möglichkeiten und Ideen, die nicht nur durch die Themen, sondern auch durch die Vermittler*innen, die das Filtercafé ausrichten, unterschiedlicher nicht ausfallen könnten. Das Team der Kunstvermittlung ist heterogen, setzt sich aus Leuten mit unterschiedlichsten Backgrounds und Fähigkeiten zusammen. Gemein haben wir aber alle ein gewisses Maß an künstlerischem Potenzial. Quartett Beim Filtercafé „Quartett“ gab es jeweils vier Waffeln in Kleeblattform mit Zimt, Zucker und Apfelmus. Während sich die vielen Besucher*innen und die eingeladenen Künstler*innen dem Kartenspiel widmeten, hat mein Kollege Markus die Waffeln gebacken und serviert. Etwas erstaunt waren die Besucher*innen, dass sie hier bei uns wie zahlende Gäste in einem Kaffeehaus bedient werden, wo man dem (manchmal strengen) Museumspersonal meist doch sehr ehrfürchtig gegenübertritt. Das Atelier wurde für die Zeit der Veranstaltung also in eine Art Museumscafé umgewandelt, in dem tatsächlich über Kunst gesprochen wurde. 40


steirisch?, 20.10.2017

Boden, 20.4.2018

Stadt, Land, Fluss, 16.11.2018

gefaltet, 18.10.2019

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HUGO Viele unserer Besucher*innen sind Stammgäste. So kam es das eine oder andere Mal durchaus zu Kritik: „Warum gibt es eigentlich immer nur Süßes?“ Obwohl man Beschwerden dieser Art leicht unter den Tisch kehren könnte – die Kosten für den Besuch eines Filtercafés liegen bei 2,50 Euro –, haben wir sie uns gleich für den nächsten Termin zu Herzen genommen. Das Filtercafé „HUGO“ war angelehnt an die Werke Victor Hugos, die im BRUSEUM gezeigt wurden. So gab es nicht nur den Impuls, mit Kaffeesatz zu malen, wie der französische Schriftsteller und Künstler es tat, sondern es wurde zum Abschluss Prosecco mit Holundersirup, auch als „Hugo“ bekannt, getrunken. Dazu aßen wir diesmal salzige Cracker mit Aufstrichen. (Das alles im Lastenlift der Neuen Galerie Graz, wohlgemerkt.) Unsere Besucher*innen konnten so nicht nur eine Ausstellung sehen, selbst gestalterisch tätig werden und hinter die Kulissen des Museumsbetriebes blicken, sondern sie schätzten auch unsere Geste der Wertschätzung, da sie natürlich sofort erkannten, dass ihr Feedback tatsächlich gehört wurde. gefaltet Die Filtercafé-Verpflegung wird vielfach mit verschiedenen Impulsen verbunden. Beispielsweise war es bei „gefaltet“ die Aufgabe der Besucher*innen, sich eine eigene Palatschinke zu backen und diese auf besondere Weise zu falten. Obwohl wir uns speziell dafür ein semiprofessionelles Crêpe-Backgerät von Mitbewohner*innen ausgeborgt hatten, funktionierte die von uns vorbereitete vegane Teigmischung wenig bis gar nicht. So wurde von den Besucher*innen kollektiv der Teig von der Platte gekratzt, irgendwie zusammengeklappt und trotzdem genüsslich verspeist. Dies verdeutlicht auch den nicht vorhandenen Anspruch, es müsse eine „schöne“, „fertige“, „richtige“ Mehlspeise zum Kaffee geben. Das Filtercafé ist eben kein (Museums-)Kaffeehaus, sondern immer noch ein Kunstvermittlungsformat. Bei „gefaltet“ führte die Aufgabe somit auch dazu, gemeinsam etwas auszuprobieren, etwas entstehen zu lassen und auch gemeinsam daran zu scheitern, was sich trotz unserer anfänglichen Enttäuschung insgesamt als sehr schöner Prozess zeigte.

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Essen und Kunst Am Filtercafé wird deutlich, dass die Einbindung von Essen in die Kunst nicht nur für bildende Künstler*innen wie Daniel Spoerri, Dieter Roth oder Ingrid Wiener6 eine fruchtbare Auseinandersetzung sein kann. Auch in der Kunstvermittlung nimmt sie eine besondere Rolle ein. Als Kunstvermittler*innen initiieren wir Bildungs- und Kommunikationsprozesse, schaffen Erfahrungsräume, informieren, moderieren und fördern die kritische Auseinandersetzung mit musealen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen.7 Dies schafft man manchmal auch mit Snacks. (AD)

Daniel Spoerri, Fallenbild, 1973

5 Claudia Krentz, „Inszenierte Essen als ‚Opener‘ zur Auseinandersetzung mit Kunst im Museum I. ,Tatort Küche“ – Essen und Kunst‘“, in: Tatort Küche. Kunst, Kulturvermittlung, Museum. Die Küche als Lebens und Erfahrungsraum, Flensburg 2009, S. 169. 6 Spoerris Fallenbilder und Roths Schimmelobjekte gelten als Schlüsselwerke der Eat Art. Wiener ist unter anderem für ihre multimedialen Kochperformances und -konzerte bekannt. 7 Siehe auch Berufsbild Kulturvermittlung: www.kulturvermittlerinnen.at/kulturvermittlung.

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„Impulse“ nennen wir die Aufgabenstellungen, die wir allen Beteiligt­­en eines Filtercafés mit auf den Weg in die Ausstellung geben. Auch wir Gastgeber*innen machen meistens mit und schlendern durch die Brille der jeweiligen Anregung schauend durch die aktuelle Ausstellung oder das Museum. Für uns ist das ein zweifacher Perspektivenwechsel: Einerseits gehen wir mit einer ungewöhnlichen Aufgabe durch eine – mal mehr, mal wenige­­­r – bekannte Ausstellung, andererseits sind wir für einen kurzen Moment Teilnehmende an einem Ausstellungsrundgang und teilen quasi gleichberechtigt mit den Besuchenden ein neues Erlebnis. In der Theorie suchen wir uns jeweils ein Werk oder Detail der Ausstellung aus, gehen dann gemeinsam als Gruppe nochmals durch und erzählen uns gegenseitig, was wir entdeckt haben. Das funktioniert natürlich auch hin und wieder. Sehr oft findet eine Besucherin zwei oder drei Kunstwerke, ein Besucher hat die Inspiration wieder völlig vergessen, eine hat keine Lust auf die Aufgabe und möchte sich lieber den einen Film in der Ausstellung anschauen, ein anderer erzählt lieber eine Geschichte aus dem letzte­­­n Urlaub. An dieser Stelle treten wir ein wenig aus unserer teilnehmenden Rolle heraus und müssen versuchen, das gemeinsame Boot irgendwie ins Wasser oder eben ans Trockene zu bringen. Im Filtercafé ist natürlich trotzdem viel mehr Platz für scheinbar unpassende Anekdoten, seltsame Fragen und unmögliches Benehmen innerhalb einer Kunstausstellung als in anderen Vermittlungsprogrammen. Genau diese Ungewissheit, wohin die Reise führen wird, macht es aber aus und ermöglicht so die Auseinandersetzung mit dem Besonderen der Kunst auf persönliche, alltägliche, niederschwellige Weise. Vielleicht können auch Sie unsere gesammelten Impulse als Anleitung für Ihren nächsten Museumsbesuch verwenden? – Finde das kleinste Kunstwerk der Ausstellung – Zeichne einen Schatten im Haus ab – Starre auf die leere Wand vor dir für zehn Minuten – Zeichne eine Stofffalte, die dich besonders interessiert, in der Ausstellung ab – Schau ein bestimmtes Kunstwerk 10 Minuten lang an – Wähle einen bestimmten Rotton in der Ausstellung aus 46


Sommerpause, 21. 8. 2020

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– Spiele Quartett und wähle in deiner Spielgruppe gemeinsam ein Kunstwerk in der Ausstellung aus – Finde das hässlichste Kunstwerk in der Ausstellung (deiner Meinun­­­g nach) – Finde das schönste Kunstwerk in der Ausstellung (deiner Meinung nach) – Spiel eine Runde „Stadt, Land, Fluss“ – Hebe etwas Weggeworfenes auf – Schau durch einen Spiegel Kunst an – Finde einen besonderen Blauton in der Ausstellung – Zeichne ein Stück Boden deiner Wahl ab – Beschreibe ein Kunstwerk ganz genau – Zeig uns, welche Sammlung sich in deiner Handtasche/in deinem Hosensack versteckt – Betrachte mit drei anderen zufällig ausgewählten Personen gemeinsam ein Kunstwerk – Finde das älteste Kunstwerk der Ausstellung – Male ein Bild mit Kaffeesatz – Zähle auf, was alles „steirisch“ sein könnte – Erzähl uns eine Geschichte – Suche Darstellungen von Händen in der Ausstellung – Finde verschiedene Grüntöne im Joanneumsviertel – Schau dir die gemalten Frisuren in der Ausstellung ganz genau an – Finde ein Kunstwerk zum ausgewählten Text – Schneide einen Linolschnitt und drucke ihn auf unterschiedliche Papiere – Wähle einen Lieblingsrahmen in der Ausstellung aus – Lerne ein noch nie vorher gesehenes Kunstwerk zu lieben – Suche nur die Künstlerinnen in der Ausstellung – Lass dir eine neue Ausstellung in den leeren Räumlichkeiten einfalle­­­n – Stelle einen Animal Print her – Such verschiedene Augen in der Ausstellung

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digital, 19.8.2016, herzlichst einem verstorbenen Stammgast gewidmet

– Schau dir nur die digitale Kunst in der Ausstellung an – Schreib eine fiktive Postkarte – Denke über den Kunstmarkt nach – Such ein für dich erotisches Kunstwerk – Finde Zusammengehörigkeiten zwischen sehr unterschiedlichen Kunstwerken – Verfasse ein konkretes Gedicht zu einem ausgewählten Kunstwer­­­­­k – Schreib eine fiktive Geschichte zu einem Kunstwerk deiner Wahl – Denke über die Dimensionen in der Kunst nach – Such ein „männliches“ Kunstwerk – Wähle das schwärzeste Schwarz in der Ausstellung aus – Wähle das weißeste Weiß in der Ausstellung aus – Fälsche ein Kunstwerk – Erzähl etwas über deine eigene Sammlung – Finde ein passendes Kunstwerk zu einem unpassenden Gedicht (AD und MW) 49


Anders als der Mainstream: Das Filtercafé als Kreativmotor der Kunstvermittlung Das Filtercafé ist die liebgewonnene Spielwiese der Akteur*innen in der Kunstvermittlung der Neuen Galerie Graz. „Spielwiese“ – das klingt in manchen Ohren vielleicht nach willkürlichem, unproduk­ tivem Zeitvertreib. Eine solche Einschätzung ist aber voreilig: Gerade im spielerischen Ausprobieren keimen oft die produktivste Neugier und Kreativität. Den Rahmen sprengen Im Filtercafé ist vieles möglich, das einem unter strengeren Rahmen­bedingungen als Kunstvermittler*in gar nicht in den Sinn käme. Wir haben uns mit diesem Vermittlungsformat den Freiraum geschaffen, immer wieder neue Formen der Vermittlungsarbeit – oft zum allerersten Mal – auszuprobieren, deren Schwachstellen und Potenziale in der Umsetzung zu erkennen bzw. von den Teilnehmer*innen auf diese hingewiesen zu werden und sie schließlich auf dieser Erfahrungsbasis weiterzuentwickeln. Kurz gesagt: Wir als Kunstvermittler*innen lernen viel durch „unser Filtercafé“. Zugleich verlernen wir auch die eine oder andere überhebliche Attitüde, die dem Museumsbesuch und dem Austausch über Kunst zuweilen anhaftet und durch Menschen wie uns, die Angestellten der Institution Museum, oft wie selbstverständlich verkörpert und damit reproduziert und verstärkt wird. Das Filtercafé bricht bewusst – und mit einem sympathischen Lächeln – so manch­­­e mitgebrachte Erwartung an einen Museumsaufenthalt. Ein neues Format entsteht: Bildzeit Das kreative Potenzial des Filtercafés lässt sich allein schon an seiner erstaunlichen Wandelbarkeit trotz jahrelanger Beständigkeit ablesen. Zusätzlich soll es hier aber mit einem konkreten Beispiel veranschaulicht werden. Die Produktivität unserer „Spielwiese“ lässt sich insbesondere am Umstand festmachen, dass ihrem kreativen Treiben bereits ein komplett neues Vermittlungsformat entsprang: Bildzeit. In Bildzeit steht die gemeinsame, persönliche Zeit mit einem Bild im Vordergrund – abseits von kunsthistorischen Analysen. Mit diesem Format laden wir dazu ein, mehr über ein Bild zu erfahren, indem man es – so einfach das klingen mag – genau ansieht. 50


Bildzeit

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Das meditative Setting ist darauf ausgelegt, sich bewusst und in Ruhe schauend längere Zeit einem Bild zu widmen. Anstatt in einer Ausstellung oft nur wenige Sekunden vor einem Bild zu verweilen, wird die gemeinsame Zeit bewusst ausgedehnt. Nach dieser intensiven Zweisamkeit berichten diejenigen, die sich in ein Bild vertieft haben, von schleichenden Veränderungen, plötzlichen Offenbarungen und faszinierenden Entdeckungen. Diese Methode, die Anleihen an Achtsamkeitspraxis und Meditation nimmt, probierten wir das erste Mal in einem Filtercafé (Thema: „Zeit“) im September 2019 aus. Angespornt durch die positive Resonanz, boten wir sie unter dem Namen Bildzeit seitdem in verschiedenen Varianten an: sowohl vor Ort in den unterschiedlichsten Ausstellungen und Programmen als auch – pandemiebedingt – über Videochat. Die Begegnung mit Kunst stärken Der Ansatz von Bildzeit entspringt der allgemeineren Ausrichtung des Filtercafés: Bildzeit schwimmt bewusst gegen den Strom der in vielen Angeboten der Museumsbranche immer noch den Mainstream bildenden Position, Begegnung mit Kunst begründe sich in erster Linie auf Information aus zweiter Hand, vonseiten einer*eines kompetenten Wissenden, die*der das Objekt der Neugier für einen einordnet, analysiert und erklärt. Zwar spielt das Bereitstellen von Informationen eine wichtige Rolle in der Kunst­ vermittlung – es darf aber nicht zum Selbstzweck verkommen. Das Bewusstsein für ein System, das kulturelle Güter kategorisiert und Bewertungsmaßstäbe bereithält, ist sicherlich eine Komponente, die die Begegnung mit Kunst beeinflusst. Wäre sie allerdings die einzig ausschlaggebende, wäre das Ganze eine ziemlich blutleere Angelegenheit, eine hauptsächlich intellektuelle Leistung. Sofern es nun Ziel der Kunstvermittlung ist, Situationen zu kreieren, in denen „echte“ Begegnung mit Kunst möglichst gedeihen kann, muss sie sich auch anderen Dimensionen zuwenden. Echte Begegnung kann nur zustande kommen, wenn aus erster Hand Kontakt hergestellt wird – und somit auch selbst Verantwortung für diese Begegnung übernommen wird. Wir dürfen als Kunstvermittler*innen die Teilnehmer*innen unserer Vermittlungsformate nicht entmündigen. Unser Auftreten sollte vielmehr die Auffassung 52


widerspiegeln: Jede*r kann, darf und soll sich eigenständig mit Kunst auseinandersetzen. Das Filtercafé beinhaltet, ungeachtet seiner unterschiedlichen konkreten Umsetzungen, stets die Einladung, sich selbst zu fragen: „Was bedeutet mir dieses Objekt (dieses Thema, diese Ausstellung)?“, wobei Bedeutung hier schlicht eine bestimmte Form der Bezugnahme von mir selbst zu etwas außer mir Liegendem meint, verkörpert etwa durch Interesse, Neugier, Abneigung, Zweifel, unterschiedliche Assoziationen, Imagina­tionen und vielem Verschiedenen mehr. Eine solche selbstbewusste, persönliche Kontaktaufnahme macht die Begegnung mit Kunst erst zu einer lebendigen Auseinandersetzung. Die eigene Form der Kontaktaufnahme schließlich zu kommunizieren und zu reflektieren, sich mit anderen über die Fülle an Bedeutungen eines Objekts (oder eines Themas, einer Ausstellung) auszutauschen, hilft dabei, die Begegnung noch zu vertiefen. Filtercafé ist ein Vermittlungsformat, in dem das Selbstbewusstsein und die Verantwortung jeder*jedes Einzelnen in der Begegnung mit Kunst im Fokus steht. Für uns Kunstvermittler*innen bietet es die Freiheit, mit großer Experimentierfreude immer neue Strategien zu erproben, diese Komponente der Kunstbegegnung zu begleiten und zu stärken. (AV)

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FilterNETcafé Als die Covid-Pandemie im März 2020 Österreich traf, waren wir Kunstvermittler*innen genauso überrascht und unvorbereitet wie alle anderen auch. Bald schon dachten wir über die Umsetzung neuer, an die Situation angepasster Formate nach. Die Idee des FilterNETcafés war geboren – eine Art digitale Überbrückung, bis das kulturelle Leben wieder „in echt“ losgehen konnte. Angelehnt an das damals bereits seit vielen Jahren etablierte und äußerst beliebte Filtercafé trafen wir uns mit den Besucher*innen im digitalen Raum – jede*r in den eigenen vier Wänden mit der eigenen Kaffeetasse. Im Unterschied zum Filtercafé im realen Museum gab es kein übergeordnetes Thema, auch um unsere ersten digitalen Schritte so einfach wie möglich zu gestalten. Stattdessen sahen wir uns gemeinsam ein einziges Bild an. Es handelte sich um Alchemie des Blutes von Gertrud Ring, eine jener Künstlerinnen, die bald darauf in der damals kurz vor der Eröffnung stehenden (und dann leider doch wieder verschobenen) Ladies First!-Ausstellung in der Neuen Galerie Graz vertreten war. Von meiner Kollegin Jasmin kamen immer wieder Hinweise zu den zeitlichen Umständen, zu Details aus der Biografie der Künstlerin oder zu anderen Themen, die zur (möglichen) Aufschlüsselung des Bildes beitrugen. Gemeinsam mit zwei Teilnehmer*innen näherten wir uns dem Werk an und diskutierten, philosophierten und fantasierten – eigentlich wie bei jedem anderen Filtercafé auch. Bald fand das zweite FilterNETcafé statt. Wanda und ich verlegten das Format auch diesmal in den virtuellen Raum, den man mittels Zoom-Link betreten konnte. Ich befand mich gerade in den Vorbereitungen zu der bereits seit Langem aufgebauten, damals aber leider immer noch nicht für Besucher*innen zugänglichen CalArtsAusstellung im Kunsthaus Graz, in der es auch um die Lehrtätigkeit von John Baldessari an dieser Schule ging. Also fand ich, ein Werk von John Baldessari auszusuchen, wäre eine schöne Einstimmung und auf eine gewisse Art auch eine gute Synergie. Das Thema dieses FilterNETcafés „kontrast“ stand ja schon seit Längerem fest und in der Sammlung der Neuen Galerie Graz befindet sich das wunderbare Werk (TWO THINGS) BETTER EXPERIENCE­­­D/DIFFICULT TO DESCRIBE von Baldessari. Es zeigt zwei Schwarz-Weiß-Foto­ grafien aus Graz – auf einer sind Schaulustige beim Brand der 54


Gertrud Ring, Alchemie des Blutes, 1935

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Zeremonien­halle am jüdischen Friedhof in Graz im Rahmen des Novemberpogroms 1938 zu sehen, auf der anderen die mittel­ alterliche Doppelwendeltreppe der Grazer Burg. Anhand dieses Werkes versuchte ich verschiedene Aspekte des Kontrastes zu erläutern, der in dieser Arbeit sowohl formal als auch inhaltlich eine Rolle spielt. Wanda wählte für ihren Teil der Gestaltung des FilterNETcafés eine Live-Einschaltung aus der Ausstellung Alfred Klinkan. Wasnichtallessorauskommt. Damit gab sie den Besucher*innen nach langer lockdownbedingter Absenz des Museums wieder eine erste Möglichkeit, zumindest durch ihre Handykamera (und dank eines WLAN-Set-ups) die Ausstellung zu sehen und die sehr bunten und mitunter äußerst kontrastreichen Bilder Klinkans erleben zu können. Interesse dafür gab es vor allem hausintern: drei der vier Teilnehmer*innen waren Joanneums-Mitarbeiter*innen. Unserer Meinung – und auch Erfahrung – nach brauchen Formate wie dieses eine gewisse Vorlaufzeit. Gerade die Kunstvermittlung ist ein Bereich, in der das reale Objekt eine zentrale Rolle spielt. Und wenn die Besucher*innen nicht gerade durch eine Pandemie zur Isolation gezwungen sind, stehen sie doch recht bald wieder gerne im Realraum vor dem Objekt. (JE und CE)

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John Baldessari, (TWO THINGS) BETTER EXPERIENCED/DIFFICULT TO DESCRIBE, 1988

Alfred Klinkan, Wasnichtallessorauskommt, 2019/20, Ausstellungsansicht

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Filtercafé TO GO Ein weiteres Format, das sich aus der physischen Distanz der Pandemie­zeit entwickelte, war das Filtercafè TO GO. Es entstand ebenso aus dem Gedanken der Kompensation heraus. Während der coronabedingten Schließzeiten war ein persönliches Zusammenkommen mit unseren Besucher*innen bei Kaffee und Süßem nicht möglich und in digitalen Vermittlungsformaten blieb das kreative Experimentieren mit Materialien – auch das ein zentraler Bestandteil des Filtercafés – auf der Strecke. Aus diesem Mangel heraus entstand die Idee, zumindest unsere Impulse und Materialien den Besucher*innen analog zugänglich zu machen: Wir gestalteten „Filtercafé TO GO“-Pakete und versandten diese per Post an Interessierte. In unsere Pakete packten wir neben kurzen Ausstellungsinformationen eine Fülle an Materialien und Anregungen zum Nachdenken und Gestalten. Unser Ziel und unsere Herausforderung war es, ein mußevolles Paket zu gestalten, das den Besucher*innen einerseits verständliche Inhalte und Impulse bot, die ohne personale Vermittlung auskommen würden, und andererseits immer noch genügen­­d Freiraum ließ, um seine Adressat*innen zu inspirieren und zu aktiviere­­­n. Das erste Filtercafé TO GO stand unter dem Thema „Schriftbild“. Bei einem persönlichen Treffen hätten wir die Dominik-Steiger-Personale Tagtraumarbeiter im BRUSEUM besucht, weshalb sich die versandten Impulse auf dessen Arbeiten bezogen. Das Angebot wurde über den Newsletter der Neuen Galerie Graz mit der Bitte um Anmeldung ausgeschickt. Interessierte mailten uns ihre Anschrift, der nächste Schritt war unser Weg zur Post: Es war ein seltsames Gefühl, ein Vermittlungsformat solcherart auf die Reise zu schicken, und die Kontrolle darüber, was mit unserem Paket passiert, bei der Post aus der Hand zu geben. Würden wir es schaffen, unsere Besucher*innen mit unseren Anregungen zu erreichen? Umso mehr freuten uns die positiven Rückmeldungen. Eines war klar: Das Plaudern wollten wir beim nächsten persön­ lichen Filtercafé-Treffen nachholen! Ein Paket kann den besonderen 59


Wert des Austausches und des kreativen Arbeitens in der Gruppe nicht ersetzen. Das Filtercafé TO GO kann Erinnerung ans oder Einladung zum zukünftigen Zusammenkommen sein, doch: Ein Filtercafé lässt sich nicht per Post verschicken. (WD)

Im Paket befanden sich: – ein Brief an unsere Besucher*innen – ein „Pocket Coffee“ und ein Teebeutel – ein Impuls zu den „Knöchelchen“-Zeichnungen von Dominik Steiger mit Pauspapier – ein Impuls zu der Gemeinschaftsarbeit Zwoman von Dominik Steiger und Günter Brus – ein schwarzer Fineliner

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Hedwig Krönig, Stillleben mit Waage und Milchflasche, um 1920

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Teamarbeit Kunstvermittlung ist Teamarbeit. Kunstvermittlung ist im Ergebnis offen. Kunstvermittlung verschließt sich nicht, vertraut und eröffnet Räume. Kunstvermittlung schafft Diskussion und erlaubt, alles zu hinterfragen. Die Kunstvermittlung, das sind wir, ein Team aus rund 10 Leuten, die sehr unterschiedlich sind. Oder vielleicht doch nicht. Uns verbindet die Liebe zur Kunst und die Freude an der Arbeit mit den Menschen. Spricht man im Museum von uns, hört man von „der Vermittlung“, wie von „der Grafik“, wir sind verbal versachlicht, scheinbar objektiviert. Weil wir viele sind an Köpfen (mit jeweils wenig an Stunden), merkt man sich nicht alle Namen. Darum macht die Arbeit „die Vermittlung“. Aber was macht sie eigentlich? Vieles, in vielen Details, die im Museum insgesamt aber auch schon wieder niemanden allzu genau zu interessieren scheinen.

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Kunstvermittlung ist widersprüchlich, einfach und komplex zugleich. Will man sie, interessiert man sich dafür. Man hat Zeit, ist neugierig, wissbegierig, diskussionsfreudig, kunstinteressiert und mag in diesem speziellen Fall auch Filterkaffee. Kunstvermittler*innen werden zu Gastgeber*innen, setzen ein Motto, gestalten mit viel Liebe zum Thema einen Kaffeetisch mit Ideen, Anregungen, Gegenständen, etwas zum Essen und brühen einen sehr guten Filterkaffee. Alle am Tisch sind eingeladen, sich einzubringen. Das Museum ist zu dieser Zeit ein sozialer Ort, an dem wir gleichberechtigt Eindrücke und Wissenswertes verhandeln. Im Team bilden sich dafür immer wieder neue Paarungen, die sich etwas zu den Schlagworten und Anknüpfungspunkten zu den Ausstellungen überlegen. Die jeweiligen Kunstvermittler*innen agieren selbstständig und eigenverantwortlich. Wir tauschen uns aus, bekommen Feedback und entwickeln uns weiter. Die Besucher*innen kommen wieder und immer wieder. Manche haben scheinbar einen Fixplatz. Sie freuen sich auf das Wiedersehen in der Gruppe, bringen neue Leute mit. Alte und Junge treffen sich hier, sprechen über Generationen hinweg über Kunst und Alltagsthemen, die sich daraus ergeben. Das Museum ist zu diesem Zeitpunkt niemals autoritär, sondern genauso demokratisch wie inklusiv. Auch wenn im Museum an vielen Ecken etwas erzählt wird, beim Filtercafé geht es uns auch ums Zuhören. Markus, Gabi, Anna, Wanda, Jasmin, Katrin, Jana, Antonia, Romana, Lili und ich arbeiten in einer Form zusammen, die uns die Freude an der Arbeit mit dem Publikum erhält. Es ist unser WIE, das sich auf die Menschen überträgt, geprägt von Wertschätzung und Respekt. (MHK)

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1. Filtercafé, FLIEGENDE BERGE, 20.3.2015

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Erinnerungen Im Folgenden erinnern sich verschiedene Kolleg*innen und Besucher*innen an ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Filtercafé.

Andrea (ehemalige Kollegin und Künstlerin)

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Romana (Kollegin in Karenz) Filtercafé ≠ Coffee to go … Eine nette Filterkaffeerunde muss geplant sein. Ist genügend Kaffe­­­e im Haus? Funktioniert die alte Kaffeemaschine noch? Ist noch die passende Milch im Kühlschrank und auch Tee für eventuelle Kaffeeverweigerer vorhanden? Und was gibt’s dazu? Das gelungene Filtercafé benötigt wohl einige weitere Ingredienzien. Da braucht es einen passenden Raum mit einem einladenden, gemütlichen Ambiente und ein Thema, das es lohnt, sich darüber Gedanken zu machen. Und es braucht die Mitmachenden. Menschen, die mutig genug sind, sich mit „wildfremden“ Artgenossen an einen Kaffeetisch zu setzen und über ihre Kunst- und Lebenswahrnehmungen zu tratschen. Experimentierfreudige Leute, die sich auch mal trauen, unbekannte Materialien in die Hand zu nehmen und damit zu spielen. Und dann braucht es wohl auch die Kunstwerke. Vielleicht sind unsere Ausstellungsstücke sogar Teil der Filtercaférunde und machen erzählend mit, geben Impulse und holen menschliche Gesprächsteilnehmer*innen da ab, wo diese sich in ihrer eigenen Lebenswelt gerade befinden. Paul-Bernhard (Leiter des Referats Restaurierung) Paul-Bernhard Eipper hat uns im Rahmen von Filtercafé „frame“ im März 2017 besucht. „Der Zierrahmen ist, vor allem wenn er vom Künstler ausgesucht und auch bearbeitet wurde, Bestandteil des Kunstwerks. Oft ist er ein Zeugnis hoher kunsthandwerklicher Fertigkeit und als ein Produkt seiner Zeit auch stilistisch ein wertvolles Dokument. Dessen ungeachtet wurden Zierrahmen oft durch aktuellere oder geschmäcklerische Rahmungen ersetzt und der Künstlerwille dadurch negiert. Beschädigungen des Zierrahmens, aber auch Änderungen des Formats des Kunstwerkes waren häufig Ursache hierfür. An der Neuen Galerie Graz hat sich eine Vielzahl historisch bedeutsamer Zierrahmen erhalten. Deren aufwendige Technik (Glanz- und Mattvergoldung, Punzierung, Gravierung, Radierung, Lüstrierung etc.), ihr Zustand und die spezifische Restaurierungsgeschichte wurden anhand einer materialtechnischen Führung erläutert.“

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Lois Weinberger, Wild Cage – Ruderalgarten, Joanneumsviertel, Graz, 2013

Ehepaar (Stammgäste) Wir kommen seit dem ersten Filtercafé, immer wenn wir in Graz sind. Uns hat immer sehr gefallen, dass man durch die Themensetzung ganz anders in eine Ausstellung geht und besondere Dinge sucht, wie zum Beispiel nur die Farbe Rot. Einmal waren wir vor dem Museum im Joanneumsviertel und haben uns Lois Weinbergers Ruderalgarten angesehen. Das war besonders, weil es einfach so anders war. Genervt hat uns eigentlich nie etwas, auch die anderen Besucher sind immer sehr nett, außer eine Frau war letztens so … bestimmend. Die wurde von uns eingebremst, schließlich sind wir ja nicht im Kaffeehaus! Ab und an bringen wir auch Freunde mit, aber irgendwie bleibt niemand so beständig hängen wie wir. Doris (Ausstellungsregistrarin) Es hat mir sehr gut gefallen!! Ich hab die Atmosphäre (bei Kaffee und Kuchen ) sehr genossen. Mit den Besucher*innen ganz unverbindlich zu einem Thema über die ausgestellte Kunst zu plaudern, war wirklich sehr erfrischend und auch inspirierend. Was mir besonders gefallen hat, war die Lockerheit und Leichtigkeit, die das Ganze vermittelt hat, es war so nett dahinplätschernd – wirklich ein gemütlicher Kaffeetratsch, der bei Bedarf gut moderiert war. Ich find ja auch die Schlagwort-Themen, die man auf der Karte zum Filter­café lesen kann, immer sehr gelungen – lustig, erstaunlich, inspirierend. Manchmal sind es auch einfach nur klasse Worte, bei denen es mir gefällt, sie im Zusammenhang mit unseren Ausstellungen zu lesen. Das macht neugierig.

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Brigitte (Besucherin, Rückmeldung auf ein Filtercafé TO GO Paket) Spät, aber doch, meine Arbeit zu diesem spannenden Thema: Jede Betrachtung ist ein FILTER; wir sehen, was wir sehen wollen, ob positiv oder negativ. Wir FILTERN in unserer Empfindung – Sekundenbruchteile entscheiden: Was wird „durchgefiltert“, was bleibt! Mäander 1978: Ich lege einen Filter mit dem Symbol meiner eigenen frühen Bilder – „Anfangsbilder“ – darauf. Das Konzeptuelle, Exakte, Gemessene von Julije Knifer wird von meinem Farbnetz überlagert. Emotion, Spontanität und Buntheit. Gegensatz wird durch einen Filter sichtbar. Bin schon mit der nächsten Aufgabe, dem Schatten, beschäftigt und melde mich gerne wieder! Bald sehen wir uns ... bis dahin alles Gute und danke für die Möglichkeit. Mit bunten Grüßen: Brigitte

Zwischen Skylla und Charybdis Das Kartenspiel „Zwischen Skylla und Charybdis“ ist ein Versuch, das Andenken an das Wandgemälde Allegorie der Freunde von Axl Leskoschek zu bewahren, das mit dem Abriss der Villa Leskosche­­­k im Jahr 2017 endgültig zerstört wurde. Das kurz vor dem „Anschluss“ entstandene Bild behandelt in mythologischen Szenen das Erstarken von totalitären Systemen und erzählt vom Schicksal von Künstler*innen, Flüchtlingen, Widerstandskämpfer*innen, Vertriebenen und Exilant*innen. Das Kartenspiel wurde an zwei Nachmittagen im Filtercafé in Graz präsentiert. Das Format des Spielenachmittags bot interessierten Besucher*innen die Möglichkeit, mehr über das Wand­gemälde zu erfahren und den mitspielenden Künstler*innen ihr Wissen über die Grazer Villa und die Geschehnisse während der NS-Zeit zu vermitteln. „Filtercafè-Quartett“-Künstler*innen: Angela Wiedermann (Illustrationen und Text), Sarah Bildstein (Illustrationen), Roswitha Weingrill (Illustrationen und Grafik), Peter Fritzenwallner (Illustrationen) 69


Heiderose (Besucherin und Inspiration) Liebe Filter-Kaffeeler, WAS ich am Filtercafé besonders reizvoll finde – Zweimal, scheint mir, habe ich es mitmachen dürfen! Und ich sag es so kurz wie möglich und so klipp und klar. 1 Das doch Besondere der Kunst trifft auf die Alltäglichkeit. In meinen Augen liegt das an den lustigen, überraschenden und sicher auch hochüberlegten (?) Themenstellungen. 2 Die Sorgfalt und Kunstfertigkeit eurer Gestaltungen steht – in meinen Augen – der zu erjagenden Kunst in nichts nach. 3 Die Wiederholung erscheint mir sehr wichtig. Kontinuität bedeutet Übung, ohne Üben ist es schwer zu lernen. 4 Der Kreis, der das nützt, ist klein, was ich jedes Mal bedauerte – gemessen an der Sorgfalt eurer Bemühungen. a b e r – ich persönlich habe die Intimität auch sehr geschätzt! 5 Besonders schön finde ich, dass aufgrund der kleinen Zahl über Kunstwerke länger gedacht, gesprochen werden konnte! Die Themen verführen geradezu zu ganz normalen Gedankengängen über etwas, das ja nicht ganz normal ist – und doch eigentlich ganz normal ist. 6 Die grafische Gestaltung der Einladungskarte gefällt mir sehr – sie ist sehr adäquat. 7 Gebt doch euren Dauer-Kaffeetrinkern einen ORDEN! Einen österreichischen Orden!

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Reflexion eines Besuchers

Eugen Gross (Stammgast)

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Teilhabe – Zusammenarbeit – Partizipation? Die Besucher*innen und wir Es gibt mehrere Gründe, ein Filtercafé das erste Mal zu besuchen: Sei es das Interesse am Titel, der meist nur aus einem Wort besteht, die Vorliebe für Kaffee und Kunst oder die Lust auf Gespräch­­­e. Danach gibt es unterschiedlichste Beweggründe, wieder­zukommen. Das Ankommen ist aber für alle die gleiche Erfahrung – ein bekanntes Ritual: Sich an einen gedeckten Tisch zu setzen und Kaffee zu trinken. Wie selbstverständlich werden die Tischnachbar*innen beäugt, begrüßt und Gespräche begonnen. Kaffeehäuser sind Orte des Gespräches, Orte des Genießens und des Austausches. Bei Gesprächen im Kaffeehaus stehen Erzählungen aus dem eigenen Alltag im Vordergrund, was sich maßgeblich von den Erwartungen an ein Gespräch im Museum unterscheidet. Dieses Ankommen, Kaffeetrinken und Austauschen schafft die Basis, quasi den Untersetzer für ein partizipatives Setting. Denn die*der Kunstvermittler*in startet nicht mit einer Wissensvermittlung in die Veranstaltung, eher schlüpft sie*er in die Rolle einer*eine­­­s Gastgeber*in, begleitet das Setting und setzt sich schließlich auch an den Tisch. Meist haben die Besucher*innen in der Zwischenzeit schon das Thema der Veranstaltung, welches sich auch in der Tischdekoration wiederfindet, aufgegriffen und zur Sprache gebracht. Wenn nicht, setzt die*der Kunstvermittler*in den Rahmen, in dem – geleitet von Impulsen, Fragen, Aufgaben und gemeinsamen Ausstellungsbesuchen – das heutige Thema erkundet wird. Wie genau die Veranstal­tung ablaufen wird, ist zu einem gewissen Grade ungewis­­­­s und hängt vom Grad der Partizipation und Teilhabe der Besucher*innen ab. Es gibt unterschiedlichste Theorien, die definieren und einordnen, was „partizipativ“ ist und mit welcher Intensität eine Teilhabe ermöglicht wird. Eine Gemeinsamkeit der Theorien ist, dass es um die Frage geht, ob und wieviel Spielraum den Interessen und Bedürfnissen von Besucher*innen eingeräumt wird. Werden Entscheidungen gemeinsam getroffen? Gibt es Vorgaben? Asymmetrien? Ist die Rolle der Besucher*innen aktiv oder passiv? 72


digital, 19.8.2016

schön?, 15.2.2019

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Wo bewegt sich unser Filtercafé in diesem Spektrum? Schon vorwegnehmen kann ich: Dieses Format menschelt so sehr, dass es immer wieder anders ist. Dennoch ein Versuch einer Einordnung: Das Programm wird inhaltlich selbstständig von der Kunstvermittlung gestaltet. Somit sind in der Konzeption per se keine Besucher*innen involviert. Ausgehend hiervon wäre das Filtercafé im Stufenmodell partizipativer Museumsarbeit von Nina Simon der Kategorie „Contribution (Beitragen)“ einzuordnen: „Hierunter fallen Projekte, die vollkommen eigenständig von Museums­seite konzipiert und umgesetzt werden, zu denen Außenstehende jedoch in einer von den InitiatorInnen genau festgelegten Art und Weise einen (i .d. R. kleinen) Beitrag leisten.“8 Während eines Filtercafés wechseln Besucher*innen zwischen „Teilhabe“ (passives Dabeisein als Rezipient*in) und „Teilnahme“ (aktives Mitgestalten als Akteur*in).9 Phasenweise geht die Rolle über eine Teilnahme hinaus, denn die Themen und Beiträge der Besucher*innen werden gleich ernst genommen wie jene der Kunstvermittler*innen. Somit ist das Filtercafé ein Format, in dem wir mit Besucher*innen zusammenarbeiten: „Kollaboration beschreibt ergebnisoffene, kollaborative Aktivitäten mit Teilnehmenden, bei denen das Museum das Konzept und den grundlegenden Fahrplan bereitstellt […]. Die Mitarbeiter*innen arbeiten mit dem Publikum, um die Details gemeinsam zu entwickeln. Dies involviert oftmals das Publikum im Entscheiden und Bestimmen, welcher Inhalt relevant ist.“10 Neben dieser Zusammenarbeit während der Veranstaltung sind die zwischenmenschlichen Beziehungen zur und in der Gruppe eine weitere Besonderheit des Filtercafés. Die meisten FiltercaféBesucher*innen kommen kontinuierlich und kennen die anderen „Stammgäste“. Diese fixe Gruppe erarbeitete sich auch zunehmendes Selbstbewusstsein und hat ein großes Zugehörigkeitsgefühl zum Format und zur Neuen Galerie Graz. Besonders deutlich wird dies, wenn Besucher*innen, die das erste Mal kommen, von der Gruppe selbst begrüßt werden. Auch wird das Format und was wir hier tun selbstverständlich von der Gruppe herzlich an Neuankömmlinge weitergegeben. Ich denke, anhand dieses Beispiels wird deutlich, dass die Rolle der Besucher*innen weit über ihr bloßes Teilnehmen hinausgeht. Auch sie sind Akteur*innen, die die Inhalte des Programmes lenken. 74


Für diesen Beziehungsaufbau ist eine überschaubare Gruppengröße notwendig. Somit ist das Ziel eines Filtercafés nicht eine maximale Besucher*innen-Anzahl, sondern ein möglichst intensiver Austausch mit den Menschen über Themen, Kunst und die eigene Kunstwahrnehmung. Dass Partizipation mit einer Maximierung der Besucher*innen-Zahlen in Verbindung gebracht wird, gilt auch in der Literatur als großes Missverständnis. Besonders interessant ist, dass trotz des intimen Rahmens eine Vielzahl an Besuchs-Motivationen angesprochen wird. John Falk teilte in seiner Studie Besucher*innen in fünf Kategorien:11 Entdecker*in: wissbegierig, will etwas lernen, etwas, was die Aufmerk­samkeit weckt. Vermittler*in: Museumsbesuch ist sozial motiviert, findet, das Museum ist eine gute Freizeitbeschäftigung, will die Inhalte anderen zeigen. Professionelle*r: Kommt dezidiert wegen schon bekanntem Inhalt, will detaillierte Informationen. Erfahrungsbesucher*in: Museum wird als wichtiger Zielort gesehen, Inhalt ist zweitrangig. Auftanker*in: Museum ist Zufluchtsort, will dem Alltag entfliehen, will inspirierende und schöne Dinge sehen. Durch das flexible, experimentelle und empathische Setting im Filtercafé finden all diese diversen Bedürfnisse Platz. Gerade diese Offenheit ist ein Markenzeichen, aber auch die größte Herausforderung in der professionellen Umsetzung. Als Kaffeesatz in der Tasse bleiben somit nachhaltige Beziehungen zu Menschen, Kunstwerken und dem Museum. Ein gelungenes Filtercafé muss dementsprechend auch gut gebrüht werden: mit intensiver Vorbereitung im Team, detailliertem Wissen zu den Ausstellungen, experimentellen Ideen rund um die Kunstwahrnehmung und einem großen Löffel an Empathie und sozialer Kompetenz. (WD) 8 Anja Piontek, 2017, S. 180. 9 Mehr zur Unterscheidung der Begriffe Teilhabe und Teilnahme: Anja Piontek, 2017. 10 Kayte Mcsweeney und Jen Kavanagh, 2016, S. 19. (Übersetzung der Autorin) 11 John H. Falk, 2016, S. 134. 75


Das Filtercafé in Zahlen Am wenigsten besucht: Am meisten besucht: Das langweiligste Filtercafè: Das lustigste Filtercafè:

„neu“ – 2 Personen am 20.1.2017 „Bild der Frau“ – 25 Personen am 16.3.2018 „Erotik“ (zu hohe Erwartungen) alle außer „Erotik“

Gäste insgesamt: Davon über 60 Jahre: Davon Frauen: Davon Freund*innen/ Familienmitglieder: Davon aus Versehen:

508 ca. 80 % ca. 90 %

Davon Stammgäste Davon extrem entsetzt: Davon vegane Milch (aus Versehen) getrunken:

75 % 1%

Gemeinsam besuchte Ausstellungen (davon einige mehrmal) Kaputte Kaffeekannen: Kaffeemenge: Verschütteter Kaffee: Selbstgebackener Kuchen: Gekaufte Kuchen, präsentiert als selbstgebacken: Durchschnittlicher Stundenaufwand pro FC pro Kunstvermittler*in: Kostenaufwand Arbeitsstunden: Material Verpflegung: Einnahmen: 2,50 pro Person

ca. 25 % 3 %

10 %

mind. 40 1 6,5 kg 450 ml 8 3

9 Stunden 14.500 Euro ca. 650 Euro 1.270 Euro (AD und MW)

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Literatur: Christoph Eiböck, Heiderose Hildebrand, Eva Sturm, Das Palmenbuch, Pestalozzianum Zürich, 2007. Anna Elffers, Emilie Sitzia, “Defining Participation: Practices in the Dutch Art World”, in: Kayte McSweeney, Jen Kavanagh (Hg.), Museum Participation. New Directions for Audience Collaboration, Edinburgh, Boston 2016, S. 38–67. Franziska Dürr Reinhard (Hg.), auf Augenhöhe. GiM. Generationen im Museum, Baden 2014. John H. Falk, „Die Besucher von Kunstmuseen aus der Perspektive der identitätsbezogenen Besuchermotivation“, in: Rainer Wenrich, Josef Kirmeier (Hg.), Kommunikation, Interaktion, Partizipation. Kunst- und Kulturvermittlung im Museum am Beginn des 21. Jahrhunderts, München 2016, S. 129–140. Claudia Krentz, „Inszenierte Essen als ‚Opener‘ zur Auseinandersetzung mit Kunst im Museum I. „Tatort Küche“ – Essen und Kunst“ in: Tatort Küche. Kunst, Kulturvermittlung, Museum. Die Küche als Lebens- und Erfahrungsraum, Flensburg 2009, S. 169. Kayte McSweeney, Jen Kavanagh, “How Does Co-created Exhibition Content Enhance Visitor Experience?”, in: McSweeney, Kavanagh (Hg.), Museum Participation. New Directions for Audience Collaboration, Edinburgh, Boston 2016, S. 492–517. Anja Piontek, Museum und Partizipation. Theorie und Praxis kooperativer Ausstellungsprojekte und Beteiligungsangebote (= Edition Museum, Bd. 26), Bielefeld 2017. Berufsbild Kulturvermittlung: www.kulturvermittlerinnen.at/kulturvermittlung

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Impressum

© 2022 Kunstvermittlung Neue Galerie Graz

Herausgegeben von: Kunstvermittlung Neue Galerie Graz Joanneumsviertel 8010 Graz, Österreich Redaktion: Anna Döcker und Markus Waitschacher Texte Vermittlungsteam Kürzel: AD = Anna Döcker AV = Antonia Veitschegger CE = Christof Elpons GG = Gabi Gmeiner JE = Jasmin Edegger MW = Markus Waitschacher MHK = Monika Holzer–Kernbichler WD = Wanda Deutsch Weitere Teammitglieder: Lara Almbauer, Marta Binder, Katrin Ebner, Lili Keler, Jana Pilz, Romana Schwarzenberger Mitwirkende, die unser Team wieder verlassen haben: Verena Borecky, Andrea Fian, Barbara Lainerberger, Barbara Thaler Lektorat: Jörg Eipper-Kaiser

Zeichnungen: Anna Döcker Druck: Universitätsdruckerei Klampfer, St. Ruprecht an der Raab Papier: Crush Coffee 350g, Munken Pure 120g Schrift: Tram Joanneum Auflage 300 Stück, 2022 Erschienen im Eigenverlag Universalmuseum Joanneum GmbH Gedruckt in Österreich

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© für die abgebildeten Werke bei den Künstler*innen oder deren Rechtsnachfolger*innen © für die Fotografien bei den Fotograf*innen oder deren Rechtsnachfolger*innen: Wenn nicht anders angegeben: Vermittlungsteam KIÖR/I. Sur: S. 68 UMJ/N. Lackner: S. 43, 55 (li.), 57, 61, 68 Artelier Collection, Graz: S. 80 © Bildrecht, Wien, 2022: Daniel Spoerri, S. 43 Markus Wilfling, S. 80 Alle abgebildeten Kunstwerke stammen aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz/UMJ. John Baldessari (TWO THINGS) BETTER EXPERIENCED/ DIFFICULT TO DESCRIBE, 1988 24-teilig, Siebdruck auf Fabriano je 58,3 × 82,8 cm, Gesamtmaß 233,2 × 496,8 cm Num. Ex. 10/30 Inv.-Nr. I/2490 Hedwig Krönig Stillleben mit Waage und Milchflasche, um 1920 Öl auf Leinwand 48 × 59,5 cm Inv.-Nr. I/2130

Layout und Satz: Karin Buol-Wischenau

Alle Angaben ohne Gewähr

© für die abgedruckten Texte bei den Autor*innen oder deren Rechtsnachfolger*innen

Gertrud Ring Alchemie des Blutes, 1935 Tusche, Aquarell auf Papier 45 × 33,8 cm Inv.-Nr. I/38177 Daniel Spoerri Fallenbild, aus der Mappe „Les Nouveaux Réalistes“, 1973 Offsetdruck, Collage auf Papier 68,5 × 68,5 cm Inv.-Nr. I/37883/6 Markus Wilfling Hurry up #2, aus der Serie „Schräg“, 2008 Keramik, Polyesterharz 9 × 15 × 15 cm Inv.-Nr. III/899


→ Markus Wilfling, Hurry up #2, 2008





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