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Editorial
Liebe Lehrerinnen, lieber Lehrer,
Homeoffice und Homeschooling prägten das Sommersemester. Statt Ausflügen und Exkursionen standen mehr oder weniger be schwerliche Reisen durch virtuelle Welten am Programm. Vieles hat sich verändert seit dem Lockdown im März. In der Kunstvermittlung versuchten wir in zahlreichen Diskussionen über die neuen gesellschaftlichen Rahmen bedingungen, über Abstand und Hygiene herauszufinden, was das für das Museum als sozialen Ort bedeuten kann. Mehr digitale For mate, kleinere Gruppen, Angebote in gesetzten Formationen, Interaktion mit ausreichend Raum und Zeit sind die Ergebnisse, die einer gewissen Exklusivität nicht entbehren.
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Im Kunsthaus Graz starten wir am 23. Oktober mit einer Werkschau des österreichischen Malers Herbert Brandl, der uns unter dem Titel MORGEN an seiner zuweilen durchaus pes simistischen Weltsicht teilhaben lässt. Oder wird MORGEN alles besser? Zweifel bestehen. Zukunft ist immer ungewiss, aber die aktuellen Entwicklungen haben in ihrer Geschwindigkeit Dimensionen erreicht, die uns mehr fordern denn je. Gleichzeitig löst die Erkenntnis, dass wir uns verändern müssen, Unbehagen aus. In der Kunstvermittlung stellen wir uns diesen Fragen, wollen über die ausgestellten Werke zu Diskussionen anregen, die uns von der Kunst ausgehend auch die Blickwinkel ändern lässt. „Alles Farbe!“ ist vielleicht gerade deshalb unser Motto für unser neues Vermittlungsfor mat des „Aktionskoffers“, der sich aus den erfolgreichen Aktionswochen entwickelt hat. Module, die wir gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern aus Graz zum Thema Farbe ent wickeln, stehen zur Abholung bereit, können im Klassenzimmer bearbeitet und dann beim gemeinsamen Ausstellungsbesuch im Kunst haus vollendet werden. So Corona es zulässt, sollen diese im Rahmen einer Aktionswoche im Februar auch präsentiert werden.
Dieses Wintersemester ist eines voller Über raschungen und Unwegsamkeiten. Wie sollen wir uns vorbereiten auf Lehren, Lernen und Museumsbesuche? Welche Rolle spielt das Museum in Zeiten von physischer Distanzie rung? Als Lernort ist es unverzichtbar. In der Neuen Galerie Graz werden wir dank der Ausstellung Ladies First! der Rolle von steiri schen Künstlerinnen der Jahre 1850 bis 1950 nachgehen. Wir nutzen die Gelegenheit und fragen nach Rollenbildern von damals, aber auch heute. In Krisenzeiten werden Frauen gerne zu „Heldinnen“ des Alltags, indem sie in sogenannten systemrelevanten Bereichen tragende Rollen haben. Das kann in jüngster Zeit, aber auch in den turbulenten Kriegs- und Zwischenkriegsjahren beobachtet werden. Wie schaut das bei den Künstlerinnen aus? Welchen Themen widmeten sie sich in diesen 100 Jahren?
Spannende Fragen in spannenden Zeiten. Wir freuen uns auf viele Besuche, haben ausreichend Platz und nehmen uns die Zeit für den so dringend notwendigen persön lichen Austausch.
Mit herzlichen Grüßen
Monika Holzer-Kernbichler Leitung Kunstvermittlung (Kunsthaus Graz, Neue Galerie Graz)