Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum
Katharina Sabernig Gestrickte Anatomie Knitted Anatomy 25.03.–03.07.2022
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Inhalt Contents
2 Ausstellungsansichten Exhibition views 10 Anatomie im Bild. Ein Vorwort 12 Anatomy Visualised. Foreword Günther Holler-Schuster 14 Einleitung 15 Introduction Helmut Denk 16 Woll-Fühl-Anatomie 18 Tangible Anatomy Lydia Maria Arantes 20 Warum (ausgerechnet) Stricken? 22 Why Knitting? Katharina Sabernig 24 Anatomie als Herausforderung 26 Anatomy as Challenge Katharina Sabernig 28 Bildteil mit Erläuterungen Images with explanatory texts 52 Biografie Katharina Sabernig Biography 55 Autor*innen Authors 56 Impressum Imprint
Anatomie im Bild. Ein Vorwort Wenn das Innere des menschlichen Körpers sichtbar wird, ängstigt uns das. Gewaltsam und grausam wirken die Methoden des Eingriffs in den Körper. Nicht umsonst leitet sich der Begriff Anatomie vom griechischen anatomein für „aufschneiden“ und „zergliedern“ ab. Die Anatomie ist ein analytischer Vorgang, gleichzeitig die älteste naturwissenschaftliche Disziplin der Medizin. Bis zur Neuzeit gab es zwar kein kirchliches Verbot der Sektion von Leichen, sie war aber trotzdem eher dem Buchwissen zuzuordnen. Erst da Vinci hat selbst im Geheimen Sektionen durchgeführt und ab 1510 anatomische Zeichnungen angefertigt, die für Kunst und Wissenschaft bestimmend blieben. So polarisiert das Körperbild am Beginn der Neuzeit in den Extremen der anatomischen Figur und der aus dem Geist der Geometrie zu verstehenden Statue. Verismus und Idealisierung sind in dem Moment als Gegenpole vereint. Die „vitruvianische Figur“, die Dürer und Leonardo gleichzeitig intensiv studiert haben, belegt, dass der ideale Körper eine Konstruktion ist. Körperteile im Verhältnis absoluter Harmonie, sogar als Grundlage für die Maßverhältnisse in der Architektur waren dabei das Resultat. Der Mensch als Maß aller Dinge ist aber in den Grenzen seines Körpers gefangen. Ein Blickbedürfnis in sein Inneres ist somit nicht verwunderlich. Von Rembrandts Anatomie des Dr. Tulp (1632) bis zu Boeckls Anatomie (1931) entstand ein umfangreiches visuelles Repertoire, das mit Zunahme der technischen Möglichkeiten rasch explodierte. Die Ausstellung Körperwelten des Anatomen Gunther von Hagens, seit 1995 auf Tour, zeigt die Popularität des Themas. Seit dem 17. Jahrhundert begeisterte in vielen europäischen Städten das „Anatomische Theater“ ein großes Publikum. Präparate wie die Wachsmodelle aus dem Wiener Josephinum, von 1784 bis 1788 in Florenz entstanden, erfreuten sich bei Laien wie Profis regen Interesses. Die wissenschaftliche Darstellung des Menschen und seiner Organe, Gliedmaßen, Nerven, Gefäße, Muskeln und Knochen ist durch die technischen Bildmedien vielfältig geworden. Die Materialität der Bilder hat sich auf Basis des Fotografischen stark gewandelt und neue Bedeutungsebenen eröffnet. Während Röntgenbilder die Details des Körpers gut lesbar abbilden, liefert die Computertomografie einen Zustand der Abstraktion, der nur mehr von Fachleuten interpretierbar ist. Kunst und Wissenschaft, die im historischen Moment immer wieder verblüffende Schnittmengen zuließen, finden in der Anatomie selbstverständlich zusammen. Mit Katharina Sabernig zeigt die Neue Galerie Graz im studio eine Medizinerin und Anthropologin, die sich dem Kontext Anatomie auf besondere Weise nähert. Sie, die keine künstlerische Ausbildung absolviert hat, beschäftigt sich seit Jahren mit der Darstellung und den kulturellen Hintergründen der Anatomie. Um den „viszeralen Ekel“ bzw. den Schock beim Anblick des geöffneten Körpers zu überwinden und damit den Blick auf die Organe, Gefäße etc. sowie deren Funktionsweisen zu öffnen, begann Sabernig zu stricken. Stricken, eine der ältesten Kulturtechniken, erscheint auf vielfache Weise geeignet, Widerstände, Ekel und Angst zu überwinden. Stricken als haptische Tätigkeit, die eine ständige Nähe erzeugt, eine permanente Berührung mit der weichen Wolle, ist nicht nur Handwerk zur Existenzsicherung und gleichzeitig Freizeitbeschäftigung. Sie kann durch die Farbigkeit der erzeugten Objekte auch die Schematisierung, wie sie in den anatomischen Bildatlanten zu finden ist, evozieren. Handwerk, Geschick im Umgang mit dem Material, Tätigkeit als meditativer Akt – all das findet sich im Stricken im Übermaß. Grundsätzlich 10
wird die Bedeutung des Handwerks innerhalb der Kunst als Bestandteil materieller Kultur, kultureller Identität und Gemeinschaft gegenwärtig vielfach diskutiert. Neue ökonomische Effekte gehen damit genauso einher wie der durch die Globalisierung erweiterte Blick. Die Perspektive auf das „Andere“ oder das „Fremde“ bringt wesentliche Impulse mit sich und erzeugt neue Schnittmengen. Katharina Sabernig hat sich von der Kultur Tibets, die von ganz anderen Vorstellungen der anatomischen Darstellung ausgeht als der Westen, indirekt beeinflussen lassen. Sie hat als Wissenschaftlerin die tibetischen Ideen zur Menschen- bzw. Anatomiedarstellung erforscht, interpretiert und übersetzt. So konnte sie sich grundsätzlich mit der Vielfalt von Darstellungsweisen beschäftigen, die heute ausschließlich im rationalen Bereich zu liegen und der medizinischen Funktionslogik zu folgen scheinen. Wohl aber blieben dabei die Bereiche des Mythischen, des Kultischen nicht verborgen, die sich über die tibetische Visualität ergeben haben. In der tibetischen Medizin, die eine Schulmedizin ist, versucht man die Anatomie über die Form eines Baumes zu erlernen. Dabei werden die Blätter und Äste mit Inhalten besetzt. Sie sind gleichsam Stellvertreter der anatomischen Details. Man kann die Form des Baumes als eine Art Mindmap verstehen – gleichsam eine Lernhilfe. Man könnte das Strickobjekt auch als spezielle Form der Bildlichkeit mit kulturellem Hintergrund interpretieren. Eine gewisse Poesie ist in beiden vorhanden, scheint sich sogar in der Zusammensicht eindrucksvoll zu manifestieren. Dass sich Katharina Sabernig in Zeiten der Pandemie in einer verstärkten medialen Präsenz wiederfindet – ihre Objekte wurden in unterschiedlichen Magazinen und Zeitungen, nicht nur in Österreich, publiziert – liegt wohl an unserem Bedürfnis, uns einen Vorgang zu veranschaulichen, von dem wir alle plötzlich direkt betroffen sind. Das Coronavirus war in den letzten zwei Jahren Thema in allen Medien. Wie sieht das Virus aus, wie bewegt es sich, was passiert bei einer Ansteckung im Körper? Das wurde in Grafiken, Animationen und Modellen zu erklären versucht. Farben und Kontraste, veränderte Größen und Proportionen – all das ermöglicht Sichtbarkeiten. Sabernig widmet sich aber nicht nur dem so populär gewordenen Coronavirus, sie zeigt etwa auch die Veränderung und Entwicklung, die bei Prostatakrebs entstehen. Tragische Szenarien werden dadurch nicht verharmlost, sondern besser begreifbar gemacht. Die Wirksamkeit der Krankheit, ihre Präsenz und der zeitliche Prozess ihrer Veränderung werden auf diese Weise unmittelbar anschaulich. Die moderne Bildwissenschaft zeigt, dass sich das Visuelle längst nicht ausschließlich aus den Bildern der Kunst ableiten lässt. Der Fokus auf diese Öffnung, die die Visualität als gemeinsames Ganzes aus unterschiedlicher Herkunft sieht, spielt in Katharina Sabernigs Arbeit eine große Rolle. Dadurch, dass Wissenschaftler*innen ständig mit Darstellungen, Modellen und Visualisierungen unterschiedlichster Art zu tun haben, diese auch zum Erkenntnisgewinn brauchen, ist es plausibel, dass wir hier nicht einer Medizinerin bei ihrem Hobby zuschauen. Vielmehr ist diese Tätigkeit, wie Katharina Sabernig sie ausführt, eine hochsensible Gratwanderung zwischen den Bereichen Wissenschaft und Kunst, Tradition und Aktualität, High und Low sowie eine Abwendung von obsoleten Kategorisierungen wie Kunstgewerbe und freie Kunst. Sabernigs Arbeit stellt dem Publikum aktuelle, drängende Fragen und Probleme in einer plausiblen Art vor. Erkenntnis und Transparenz sowie gesellschaftliche Relevanz werden heute auch von der Kunst selbstverständlich eingefordert. In Katherina Sabernigs Gestrickter Anatomie sehen wir einen sehr wertvollen und attraktiven Beitrag dazu. Günther Holler-Schuster 11
Anatomy Visualised. Foreword If the interior of the human body is made visible, it scares us. The methods used to intervene in the body seem violent and cruel. It is not for nothing that the term anatomy derives from the Greek anatomein meaning ‘to cut up’ or ‘dissect’. Anatomy is an analytical procedure, and at the same time the oldest scientific discipline in the field of medicine. There was no religious prohibition on the dissection of bodies up until the modern era, yet it was associated rather with knowledge derived from books. Only da Vinci carried out dissections in secret, and from 1510 onwards he made anatomical drawings that remained definitive both for art and science. Thus, at the beginning of the modern era, images of the human body are polarised between the extremes of the anatomical figure and the statue understood in the spirit of geometry. In that moment, verism and idealisation are unified as opposite poles. The ‘Vitruvian Man’, which Dürer and Leonardo closely studied around the same time, attests to the ideal body as a construct. The result was body parts perfectly harmonised in their relation to one another, even as a basis for dimensional ratios in architecture. Humans as the measure of all things are caught in the confines of their own body, however. The need to look inside is thus no surprise. From Rembrandt’s Anatomy of Dr. Tulp (1632) to Boeckl’s Anatomy (1931), a comprehensive visual repertoire has been created, which rapidly exploded with the increase in technical possibilities. The Body Worlds exhibition by the anatomist Gunther von Hagens, on tour since 1995, demonstrates the popularity of the theme. From the 17th century, a wide public enthused about the ‘Anatomical Theatre’ in many European cities. Preparations, like the wax models from Vienna’s Josephinum, created in Florence from 1784 to 1788, aroused lively interest among laypersons and experts alike. The scientific depiction of the human body and its organs, limbs, verves, vessels, muscles and bones has become multifaceted due to the technical visual media. The materiality of the images has been transformed based on photography, opening up new levels of meaning. While X-ray images depict the body’s details in a clearly comprehensible way, computer tomography represents a level of abstraction that can only be interpreted by specialists. Art and science, which historically have time and again allowed for astonishing overlaps, are a natural match in the realm of anatomy. With Katharina Sabernig, the Neue Galerie Graz shows at its studio venue a doctor and anthropologist who adopts a special approach to the context of anatomy. Sabernig, who has received no artistic training, has engaged for years with the depiction of and cultural background to anatomy. In order to overcome the ‘visceral disgust’ and shock on looking at the opened body, and thus to open the gaze up to the organs, vessels etc., as well as the ways in which they function, Sabernig began to knit. Knitting, one of the oldest cultural techniques known, seems in many ways well suited to overcoming resistance, disgust and fear. Knitting is a tactile activity that produces a constant proximity to and permanent contact with the soft material of wool. Yet it is not only both a handicraft enabling livelihoods and a leisure time activity. Through the colourfulness of the objects produced, it can also evoke the complex patterns found in atlases of anatomy. Handicraft, skill in working with the material, activity as a meditative act—all this can be found in knitting in abundance. 12
Essentially, the significance of handicrafts is presently the cause of much discussion within art, as a component of material culture, cultural identity and the community. New economic effects go hand in hand with it, as does the broader perspective enabled by globalisation. The perspective on the ‘other’ or the ‘strange’ brings vital impulses with it, producing new intersections. Katharina Sabernig has let herself be influenced indirectly by the culture of Tibet, which starts out with quite different notions of anatomical depiction than those of the west. As a scientist, she has researched, interpreted and translated Tibetan ideas on depicting humans and the anatomy. Thus, she was able to engage fundamentally with the variety of depictive methods which these days seem to lie exclusively in the rational realm and to follow the functional logic of medicine. However, the mythical and cultic areas that have emerged through Tibetan visuality have not remained hidden. In Tibetan medicine, which is an orthodox form of medicine, one endeavours to learn anatomy by means of the form of a tree. In this, leaves and branches are filled with contents. They are, as it were, representative of anatomical details. One could understand a tree’s form as a kind of mind map – a learning aid, so to say. The knitted object could be interpreted as a special form of visuality with a cultural background. A certain poetry exists in both, indeed seems to manifest itself very poetically in the overall picture. The fact that Katharina Sabernig in times of a pandemic suddenly finds herself the subject of greater media attention—her objects have been published in various magazines and newspapers, not only in Austria—probably has to do with our need to illustrate a process which suddenly affects us all directly. The coronavirus has been a topic in all media over the last two years. What does the virus look like, how does it move, what happens in the body when contagion takes place? Attempts have been made to render this comprehensible by means of graphics, animations and models. Colours and contrasts, the change in sizes and proportions—all this aids in making it visible. But Sabernig devotes herself not only to the coronavirus variants that have become so popular, she shows the change and development that occurs in the case of prostate or cervical cancer, too. Tragic scenarios are not thereby rendered harmless, but made more readily understandable. The potency of the disease, its presence and the chronological process by which it changes are thus vividly shown in this way. Modern visual studies show that the visual has long since not been derived only from images of art. The focus on this opening-up, which sees the visual as a communal totality deriving from a variety of origins, plays a major role in Katharina Sabernig’s work. The fact that the scientist constantly engages with depictions, models and visualisations of the most varied kind, and uses these for gaining knowledge, makes it plausible that we are not watching a doctor at her hobby. Rather, this activity, the way Katharina Sabernig carries it out, is a highly sensitive balancing act between science and art, between tradition and modernity, the high- and low-brow, as well as a turningaway from such obsolete categories as arts and crafts, and ‘free’ art. Sabernig’s work presents topical, pressing questions and problems to the public in a believable way. Insight, transparency and social relevance are demanded of art, too, these days, as a matter of course, and fervently. We see in Katharina Sabernig’s Knitted Anatomy a valuable and attractive contribution to this process. Günther Holler-Schuster 13
Einleitung Kunst ist Ausdruck menschlicher Kreativität, entweder das Ergebnis eines kreativen Prozesses oder der kreative Prozess selbst, und steht damit definitionsgemäß im Gegensatz zu Natur. Katharina Sabernig ist Ärztin und Anthropologin; es gelingt ihr, mit ihrer Kunst beide Bereiche auf originelle Weise zu überbrücken. Als Tochter eines Architekten und einer Modedesignerin sind ihr die Themen „räumliche Darstellung und Textil“ in die Wiege gelegt. Wenngleich im medizinischen und insbesondere pathologischen Bereich immer wieder von der „Schönheit im Krankhaften“ gesprochen wird, sind medizinische Laien doch oft durch den Anblick isolierter menschlicher Organe abgestoßen, und auch bei Studierenden der Medizin muss sich im anatomischen und pathologischen Unterricht anfangs ein gewisser Gewöhnungseffekt einstellen. Umso erfreulicher ist der Anblick der gestrickten Kunstwerke Sabernigs. Es gelingt ihr mit ihrer Bildsprache, auf „sanfte“, ästhetische und doch wissenschaftlich korrekte Weise das Interesse für medizinische Aspekte, damit auch für den menschlichen Körper mit seinen anatomischen Details, zu wecken. Die traditionelle wissenschaftlich-medizinische Ausbildung während des Studiums, aber auch die intensive Beschäftigung der Ärztin und Künstlerin Katharina Sabernig mit asiatischer Medizin spiegelt sich in ihrer meditativen und kreativen Tätigkeit des Strickens, womit sie gleichsam den Entwicklungsprozess von Organen mit ihren funktionellen Zusammenhängen nachvollzieht. Helmut Denk Ehemaliger Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
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Introduction Art is an expression of human creativity, either as the result of a creative process or the creative process itself, and so it stands by definition in contrast to nature. As doctor and anthropologist, Katharina Sabernig manages to bridge both fields in an original way with her art. Being the daughter of an architect and a fashion designer, themes such as ‘spatial representation and textiles’ seem to come naturally to her. Although in the medical and especially pathological field there is recurrent talk of the ‘beauty in the pathological’, people outside the medical profession are often repelled by the sight of isolated human organs, and even medical students must first develop a certain degree of habituation during their anatomical and pathological studies. With this in mind, the sight of Sabernig’s knitted artworks is all the more gratifying. Her visual language succeeds in sparking an interest in medical aspects and thus in the human body in all its anatomical details. She does this in a ‘gentle’ and aesthetic, yet scientifically entirely accurate manner. The academic medical qualifications Katharina Sabernig acquired during her studies, as well as her intensive involvement with Asian medical traditions, are reflected in her meditative and creative knitting, with which, as a doctor and artist, she retraces, as it were, the formation process of the organs themselves in their functional interconnections. Helmut Denk Former President of the Austrian Academy of Sciences
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Woll-Fühl-Anatomie Lydia Maria Arantes
Ich gehöre zu jenen Menschen, denen es heiß und kalt nicht nur über den Rücken, sondern über den ganzen Körper herunterläuft, die jede einzelne Körperfaser spüren, wenn sie (in) offene Körper (hinein)sehen. Nicht einmal von einer Ärzte-Fernsehserie kann ich mich berieseln lassen, ohne meinen Kopf vorauseilend wegzudrehen, wenn ich nur erahne, dass bald das Innere eines Körpers zu sehen sein könnte. Ich bin mir unschlüssig, ob dies genau jenes Gefühl ist, das Katharina Sabernig auf ihrer Webseite mit „viszeralem Ekel“ beschreibt. Tatsächlich fühlt es sich für mich so an, als ob ich den Schmerz, den ich als zum geöffneten Körperinneren zugehörig empfinde, selbst zu spüren bekomme. Damit ist jenes Phänomen umschrieben, das z. B. in der Neurowissenschaft als Empathie bezeichnet wird. Befunden des Psychobiologen Vittorio Gallese (2001) zufolge scheint es für das Gehirn kaum einen Unterschied zu machen, ob wir uns etwas nur vorstellen oder ob wir es tatsächlich erleben. Auf der Ebene der neuronalen Strukturen hat es deshalb überraschend ähnliche Auswirkungen, ob wir einen Schmerz nur sehen, ihn uns in Gedanken vorstellen oder ob wir ihn tatsächlich selbst spüren: Es werden in der Tat dieselben Hirnareale aktiviert. Dieses Vorstellungs- bzw. Einfühlungsvermögen ist allerdings nicht nur auf der gerade beschriebenen Ebene der Wahrnehmung des Körperinneren relevant. In Bezug auf die Wahrnehmung von Gestricktem gilt dasselbe. Allein das visuelle Wahrnehmen von Gestricktem – das meist auch flauschig oder zumindest weich anmutet – vermag in uns die Vorstellung eines angenehmen sinnlichen Eindrucks hervorzurufen. (Für diejenigen unter uns, die mit kratzigen Schafwollpullis aufgewachsen sind, mag diese Vorstellung jedoch in die unangenehmere Richtung gehen und sie verspüren vielleicht ein lästiges Kratzen und Beißen, wenn sie an Gestricktes denken.) Nicht nur das Material per se vermag angenehme Vorstellungen in uns zu materiali sieren und insofern spürbar werden zu lassen. Auch kulturell geprägte, historisch gewor dene Assoziationen machen sich breit und überformen die Wahrnehmung. Stricken wird nicht ohne Grund mit „Wärme, Geborgenheit und Fürsorge“ – Assoziationen, von denen Katharina Sabernig auf ihrer Webseite schreibt – in Verbindung gebracht. Insbesondere mit dem Aufstreben des Bürgertums im 19. Jahrhundert und mit der damit einhergehenden Trennung in produktive und reproduktive Sphären bzw. in den öffentlichen und den privaten Raum wurde Handarbeit und die fortan damit assoziierte Weiblichkeit in den reproduktiven, häuslichen Bereich verbannt. Diesem wurde im Zuge dessen die Bedeutung des emotionalen Rückzugsorts zuteil und Tätigkeiten wie das Stricken sowie deren materialisiertes Ergebnis – mit Ludovic Coupaye (2013) treffend als „processes-madethings“ zu bezeichnen – ebenso stark emotionalisiert. In dieser Emotionalisierung zeigt sich nicht zuletzt auch der relationale Charakter, der dem Stricken zuteilwurde. Die meisten von uns haben jemanden im Bekanntenkreis, der Socken, Mützen, Pullover usw. für Neugeborene, Kinder, Familienangehörige, Partner*innen, Freund*innen strickt und an diese verschenkt. Strickende werfen gewissermaßen ein textiles Netz auf ihre soziale Umgebung aus und verwickeln sich über die verarbeiteten Fäden mit ihrem Umfeld. Im Stricken steckt insofern viel Beziehungsarbeit bzw. werden Beziehungen auf diese Weise Masche für Masche materialisiert, geschaffen, offenbart. 16
Der Sprung zur Stärke der gestrickten Anatomie von Katharina Sabernig ist nun nicht mehr weit. Sie macht nicht nur das uns üblicherweise verborgene Körperinnere dreidimensional erfahrbar und spürbar. Sie vermag dies auf eine Weise zu tun, die nicht nur nicht ekel- oder in meinem Fall schmerzerregend ist; ganz im Gegenteil: Die durch Gestricktes geweckten, vom kollektiven Gedächtnis gespeisten angenehmen Assoziationen schlagen dem viszeralen Ekel geradezu ein Schnippchen. Das Stricken bzw. das Gestrick als Medium, in das nicht nur unzählige Bewegungen buchstäblich eingeschrieben und insofern visuell nachvollziehbar gemacht sind, rückt das Medizinisch-Anatomische in den Hintergrund und macht eine Auseinandersetzung mit dem Körper(-Inneren) auf eine besondere und vor allem sinnlich vielfältige Art und Weise möglich. Die sinnliche Vielfalt bzw. die mannigfaltig erspürbare Dreidimensionalität ist gerade auch deshalb so besonders, weil sie ein reflexives Erfahren und Wissen ermöglicht. Der Psycho analytiker Didier Anzieu (1989) spricht in seinem Buch The Skin Ego (übersetzt: Das Haut-Ich) konkret von der sogenannten taktilen Reflexivität. Was ist damit gemeint? Was wir ansehen, muss uns nicht unbedingt ebenfalls sehen. Was wir hören, muss uns nicht zwangsweise gleichzeitig hören. Was wir riechen, riecht uns nicht automatisch ebenso. Was wir schmecken, schmeckt nicht auch uns. Wir können jedoch nichts berühren, ohne selbst berührt zu werden. Anzieu spricht des Weiteren davon, dass das Berührungsbedürfnis als ursprüngliche Quelle der Bedeutungsgenese, welches im Laufe der kindlichen Entwicklung zu unterdrücken gelernt wird, unter anderem auch in der kreativen Arbeit wiederbelebt wird. Im – selbstbestimmten – Stricken berühren wir demnach nicht nur das „Gestrick im Werden“, sondern auch uns selbst. In der Berührung des Gestrickten erfahren wir nicht nur das textile Material, sondern vor allem auch uns selbst. Wir vergewissern uns unseres Selbst. Insofern verwundert es wenig, dass im Rahmen der Corona-Pandemie das Interesse am Handwerk und an der Handarbeit – etwa konkret am Brotbacken oder am Stricken – derart stark gestiegen ist. Diese Tätigkeiten vermitteln insbesondere in Zeiten der (existenziellen) Krise und gesellschaftlichen Orientierungslosigkeit nicht nur ein Gefühl von Handlungsmacht, sondern vermögen in der konkreten Auseinandersetzung mit Material auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst, seinem Körper, seinen Emotionen. Wenn das Außen wegfällt und wir vermehrt auf uns selbst zurückgeworfen sind, ermöglicht eine Tätigkeit wie das Stricken nicht nur ein Erfahrbar- und Begreifbar-Machen des Selbst, sondern letztlich auch ein Austarieren des Selbst. Was Handwerkstätigkeiten wie das Stricken jedoch besonders auszeichnet, ist die Tatsache, dass auch das selbstbezogene strickende Subjekt ein relationales Subjekt ist. Es vermag die Sorge um sich selbst mit der Sorge um die anderen zu verbinden. Und in Zeiten wie diesen können wir wohl von Verbindungen, Beziehungen, vom gegenseitigen Umsorgen nicht genug bekommen. Zitierte und weiterführende Literatur Didier Anzieu, The Skin Ego, New Haven, London 1989. Lydia Maria Arantes, Verstrickungen. Kulturanthropologische Perspektiven auf Stricken und Handarbeit, Berlin 2017. Ludovic Coupaye, Growing Artefacts, Displaying Relationships. Yams, Art and Technology amongst the Nyamikum Abelam of Papua New Guinea, New York, Oxford 2013. Vittorio Gallese, „The ,Shared Manifold‘ Hypothesis. From Mirror Neurons To Empathy“, in: Journal of Consciousness Studies 8 (5–7), 2001, S. 33–50.
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Tangible Anatomy Lydia Maria Arantes
I am one of those individuals who feel hot and cold not only down the spine but all over the flesh, who feel every single fibre of their own self when looking into the open bodies of other people. I can’t watch a doctor’s series on TV without turning my head away as I suspect that the innards of human anatomy might soon be on display. I am undecided whether this is exactly the kind of feeling that Katharina Sabernig describes on her website as ‘visceral disgust’. In fact, I feel as if I were experiencing the very pain that I perceive in the body opened in front of me. This describes a phenomenon that is referred to as empathy in neuroscience (and elsewhere). According to findings by psychobiologist Vittorio Gallese (2001), it seems to make little difference to the brain whether we only imagine something or experience it. At the level of neuronal structures, it has thus surprisingly similar effects whether we only see pain, imagine it, or whether we feel it ourselves: the same brain areas are being addressed. However, this ability to imagine and empathise is not only relevant when it comes to perceiving the inside of the body. The same applies to the perception of knitted fabrics. The visual sensation of knitwear—which usually appears fluffy, familiar, and soft—is in itself capable of evoking in us the idea of a pleasant sensual impression. (For those who grew up with scratchy sheep wool jumpers, the notion might go in the opposite direction, as they may instead feel an annoying itching and biting whenever they think of textile objects, but that’s a different story). It is not only the material as such that can evoke pleasant imaginary sensations and make us feel them. Culturally shaped and historically formed associations can also effect and influence our perception. It is not without reason that knitting relates to ‘warmth, security and care’ as Katharina Sabernig puts it on her website. Largely with the rise of the bourgeoisie in the 19th century and the accompanying separation of the productive and reproductive spheres, or of public and private space, needlework, and the associated femininity were relegated to the reproductive, domestic realm. As a result, this space became a place of emotional retreat, and activities such as knitting and their tangible results—which Ludovic Coupaye (2013) aptly described as ‘processes-made-things’—became highly emotionalised. This emotionalisation also shows the relational character that knitting has acquired. Most of us have someone in our circle of acquaintances who knits socks, hats, jumpers, etc. for newborns, children, family, partners and friends and gives them as gifts. In a sense, knitters cast a textile net on their social environment and become entangled with their surroundings through the processed threads. In this respect, a lot of relational work is involved in knitting, as relationships are materialised, created, revealed stitch by stitch, so to speak. The leap towards an understanding of the strength of Katharina Sabernig’s knitted anatomy is now a short one. She not only makes the inside of the body, which is usually hidden from us, three-dimensional and tangible. She does this in a way that is quite the opposite of disgusting or, in my case, painful: the pleasant associations aroused by knitting and fed by the collective memory virtually flip the visceral 18
disgust. Knitting or the knitted fabric is a medium in which countless movements are literally inscribed and thus are made visually comprehensible. The medical-anatomical moves into the background and an examination of the (inner) body is made possible in a unique and above all sensually diverse way. The sensual range or manifold-perceptible three-dimensionality is so distinctive precisely because it enables reflexive experience and knowledge. In his book The Skin Ego, psychoanalyst Didier Anzieu (1989) speaks specifically of tactile reflexivity. What does this mean? What we look at does not necessarily see us, and what we hear, does not inevitably hear us. What we smell does not automatically smell us, nor what we taste also taste us. However, we cannot touch anything without being touched ourselves. Anzieu further speaks of the need for touch as the original source of the genesis of meaning, which is learned to be suppressed during child development but is also revived in creative work, amongst other things. In—self-determined—knitting, we thus touch not only the knitted-in-the-making, but also ourselves. In touching the knitted, we experience not only the textile material, but above all ourselves. We reassure ourselves of our self. In this respect, it is hardly surprising that interest in handicrafts and manual work— baking bread or knitting, to give specific examples—has increased so strongly in the context of the Corona pandemic. Particularly in times of (existential) crisis and social disorientation, these activities not only convey a sense of agency to act, but in the concrete confrontation with material they are also capable of a confrontation with oneself, one’s body, one’s emotions. When the outside drops away and we are increasingly thrown back on ourselves, an activity such as knitting not only enables us to experience and understand ourselves, but ultimately also to rebalance ourselves. However, what makes craft activities like knitting particularly distinctive is the fact that the self-referential knitting person is a relational subject as well. Caring for oneself is connected to caring for others. And in times like these, we probably can’t get enough of connections, relationships and mutual care. Literature cited and further reading Didier Anzieu, The Skin Ego, New Haven, London 1989. Lydia Maria Arantes, Verstrickungen. Kulturanthropologische Perspektiven auf Stricken und Handarbeit, Berlin 2017. Ludovic Coupaye, Growing Artefacts, Displaying Relationships. Yams, Art and Technology amongst the Nyamikum Abelam of Papua New Guinea, New York, Oxford 2013. Vittorio Gallese, ‘The “Shared Manifold” Hypothesis. From Mirror Neurons To Empathy’, in: Journal of Consciousness Studies 8 (5–7), 2001, pp. 33–50.
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Warum (ausgerechnet) Stricken? Katharina Sabernig
Der „gestrickten Anatomie“ liegt die Frage zugrunde, wie das Körperinnere so veranschaulicht werden kann, dass der Anblick das Auge der betrachtenden Person länger verweilen lässt und eine Reflexion über den eigenen Körper oder eine Erkrankung fördert. Vielen Menschen ist die innere physische Lage nicht vertraut und es fällt ihnen schwer, sich ein Bild davon zu machen, denn dieses wird durch keinen Spiegel vermittelt. Die menschlichen Sinne sind in der Lage, Dinge außerhalb des Körpers auf unterschiedliche Weise wahrzunehmen. So kann man etwa beim Betrachten eines Bildes das Wahrgenommene mit früheren visuellen Eindrücken vergleichen und bewerten. Es ist jedoch nicht möglich, in das Innere des Körpers zu schauen. Sowohl für medizinisch ausgebildete Menschen als auch für medizinische Laien ist es eine Heraus forderung, sich ein adäquates Bild davon zu machen, was im Körper vorhanden ist oder was genau passiert. Wenn man tatsächlich in das Innere schaut, wie z. B. bei einer schweren Verletzung, ist dies meist eine erschreckende und oft traumatische Erfahrung. Das Körperinnere ist eine Sphäre, zu der man normalerweise keinen direkten sensorischen Zugang hat, trotz des unmittelbaren subjektiven Empfindens. Die CoronaPandemie und die damit verbundenen, oft auch verdrängten Ängste hinsichtlich der Erkrankung, aber auch der Impfung, führt uns dies als größere gesellschaftliche Herausforderung vor Augen. Im Verlauf einer medizinischen Behandlung ist es oft notwendig, Patient*innen zu erklären, was die Diagnose konkret bedeutet oder welche Art von Eingriff durchgeführt werden soll. Konventionelle grafische Darstellungen des Körperinneren werden jedoch oft als unangenehm und störend, wenn nicht gar als ekelerregend empfunden – vor allem, wenn die Abbildungen realistisch sind oder eine Krankheit darstellen sollen, die einen selbst betrifft. Die Wissenschaftshistorikerin Marieke Hendriksen hat es einmal so formuliert: „Zur Sinneswahrnehmung und zum Schönheitssinn gehört notwendigerweise auch die Entwicklung von Strategien, um mit dem viszeralen Ekel umzugehen, der im Prozess der Aneignung anatomischer Kenntnisse auftritt.“1 Man kann sagen, dass dieser viszerale Ekel einerseits eine natürliche menschliche Reaktion ist, aber andererseits kann er in bestimmten Situationen störend sein und den klaren Blick auf das Geschehen verstellen. Anatomische Darstellungen in gestrickter Form lösen diese Schutzreaktion in der Regel nicht aus. Es scheint eine inhärente Eigenschaft des Mediums zu sein, mit Wärme, Geborgenheit und Fürsorge assoziiert zu werden, und dies ist ein deutlicher Unterschied zu grafischen oder gar fotografischen Darstellungen eines sezierten Körperinneren. So bieten gestrickte Objekte eine Möglichkeit, mit diesem viszeralen Ekel umzugehen – ihn sozusagen zu überlisten –, um medizinische Inhalte sanft zu vermitteln. Betrachter*innen von anatomischen oder pathologischen Bildern sind besonders empfindlich, wenn sie sich in dem zu erklärenden pathologischen Zustand hilflos fühlen oder wenn gerade die Körperteile verdeutlicht werden sollen, an denen operiert werden soll. Wie der Medizinhistoriker Thomas Schnalke ausführlich beschrieben hat, ist diese zutiefst menschliche Verwundbarkeit eine Herausforderung für Ausstellungen, die medizinische Inhalte transportieren.2 20
Unter den Bildern befinden sich nicht nur gestrickte anatomische Abbildungen, sondern auch solche von histopathologischen Gewebeformen bzw. Stadien des Tumorwachstums, die Möglichkeiten einer Operation aufzeigen. Meine Grundhypothese ist, dass die spezifische Abstraktion, die dem Stricken als Darstellungsform innewohnt, den Ekelreflex verhindert, der normalerweise bei anderen Darstellungsformen auftritt. Ich glaube, dass dies die Reflexion über den eigenen Zustand erleichtern kann. In gestrickter Form dargestellt, erscheint die Anatomie harmlos, vertraut und nicht bedrohlich. Dies kann, so hoffe ich, dazu beitragen, dass Patient*innen ihre somatische Situation auf eine Weise wahrnehmen und verstehen können, die weniger mit Angst oder anderen negativen Emotionen behaftet ist. Wie im Abschnitt über Herausforderung und Wahrnehmung der anatomischen Repräsentation noch eingehender beschrieben, löst das gestrickte oder textile Medium der anatomischen Repräsentation ein ethisches Dilemma der Anatomiegeschichte: die Verwendung von menschlichem Material. 1. Marieke Hendriksen, Elegant Anatomy: The Eighteenth-Century Leiden Anatomical Collections, Leiden, Boston 2015, S. 205. 2. Thomas Schnalke, „Veröffentlichte Körperwelten: Möglichkeiten und Grenzen einer Medizin im Museum“, in: Zeitschrift für medizinische Ethik 1 (1999), S. 15–26, hier S. 19.
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Why Knitting?
Katharina Sabernig ‘Knitted Anatomy’ is concerned with finding representations of the inner body that will cause the viewer’s eye to linger and enable self-reflection regarding one’s own body or disease. Many people are not familiar with the inner physical state of the body and find it difficult to form a picture of it, because it is not easily observable. Human senses are capable of perceiving things outside the body in different ways. When looking at a picture, for example, one can compare and evaluate an image against earlier visual impressions. However, it is not possible to look inside the body. For medically educated people, as well as for medical laymen alike, it is a challenge to form an adequate image of what exists in the body or what exactly happens. To look inside the body, such as in the case of a serious injury, is usually an alarming and often traumatic experience. The inside of the body is a sphere to which one normally has no direct sensory access despite the direct subjective feeling of it. The pandemic and the associated, often repressed fears regarding the disease, but also vaccination, bring this to our attention as a major societal challenge. In the course of medical treatment it is often necessary to explain to a patient what the diagnosis concretely means or what kind of intervention is to be carried out. However, conventional graphical representations of the inside of the body are often perceived as unpleasant and disturbing, if not disgusting—especially when the illustrations are realistic or intended to depict a disease that affects oneself. Science historian Marieke Hendriksen once put it this way: ‘sensory perception and a sense of beauty necessarily also includes the development of strategies to deal with the visceral disgust encountered in the process of gaining anatomical knowledge.’1 It can be said that this visceral disgust is on the one hand a natural human reaction, but on the other, disturbing in certain situations and can obstruct a clear view of what is happening. Anatomical representations in knitted form generally do not trigger this protective reaction. It seems to be an inherent characteristic of the medium to be associated with warmth, security and care, and this is a marked difference to graphic or even photographic presentations of a dissected body interior. Thus, knitted objects offer a way of dealing with this visceral disgust—outwitting it, so to speak—to gently convey medical content. A person looking at an anatomical or pathological image will be particularly vulnerable if he or she happens to feel helpless regarding the exact pathological state that needs to be explained or if the parts of the body where a surgery is to be performed require clarification. As medical historian Thomas Schnalke has described in detail, this profoundly human vulnerability is a challenge for exhibitions that convey medical content.2 Among the images you will find not only knitted anatomical illustrations but also histopathological tissue forms that show stages of tumour growth and possibilities for surgery. My basic hypothesis is that the specific abstraction inherent in knitting as a form of representation will prevent the disgust reflex that normally occurs with other forms of representation. I believe that this can facilitate reflection on one’s own condition. When presented in knitted form, the anatomy appears harmless, 22
familiar and not threatening. This may, I hope, contribute to patients being able to perceive and understand their somatic situation in a way that is less fraught with fear or other negative emotions. As described in more detail in the section on challenge and perception of anatomical representation, the knitted or textile medium of anatomical representation solves an ethical dilemma of anatomical history: the use of human material. 1. Marieke Hendriksen, Elegant Anatomy: The Eighteenth-Century Leiden Anatomical Collections, Leiden, Boston 2015, p. 205. 2. Thomas Schnalke, ‘Veröffentlichte Körperwelten: Möglichkeiten und Grenzen einer Medizin im Museum’, in: Zeitschrift für medizinische Ethik 1, 1999, pp. 15–26, here p. 19.
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Anatomie als Herausforderung Katharina Sabernig
Weiblicher Urogenitaltrakt mit tibetischer und internationaler Terminologie Female urogenital system with Tibetan and international terminology
Als ich 2015 erstmalig begann, anatomische Objekte zu stricken, war ich gerade damit beschäftigt, ein Themenheft der Zeitschrift Curare über „The Human Body in Text and Images“ zu gestalten. Daneben arbeitete ich an einer terminologischen Datenbank zur klassischen tibetischen Medizin, für die ich moderne tibetischsprachige Anatomieatlanten auswertete, deren anatomische Zeichnungen ein zentrales Instrument waren, um die tibetischen Begriffe inhaltlich zu identifizieren. Beides gab ausreichend Anlass, über anatomische Darstellungen zu reflektieren. Unabhängig von ihrer konkreten Repräsentationsform sind anatomische Darstellungen mit ethischen, kulturellen und vielfältigen sonstigen Aspekten verknüpft. Es spielt auch eine Rolle, an wen sich die Illustration richtet. Tibetische anatomische Darstellungen, wie man sie auf historischen Thangkas finden kann, sind meist farbenfroh, oft auch humorvoll. Demgegenüber sind ihre europäischen Entsprechungen eher von einer gewissen morbiden Sachlichkeit gekennzeichnet, auch wenn gelegentlich versucht wird, Körper in lebendigen Posen zu präsentieren. Bei einer dreidimensionalen Darstellung ist die Wahl des Materials von Bedeutung. Für die Modelle wurden und werden recht unterschiedliche Materialien verwendet – Wachs, Holz oder Pappmaché, bis hin zu digitalen Raumbildprojektionen. Wachsmodelle und Moulagen basieren auf Abdrücken, die man von lebenden oder toten Personen nimmt. Eine eigene Kategorie bilden die sogenannten Plastinationen. Mit solchen Exponaten sind zwei Probleme verbunden. Die Inszenierung des menschlichen 24
Leichnams, insbesondere bei Verwendung originären menschlichen Gewebes, ist ethisch eminent relevant. Das zweite Problem liegt in der Inflexibilität des Materials. Um für Unterrichtszwecke geeignet zu sein, wurden Objekte abnehmbar gestaltet. Auch die heute verbreiteten Plastikmodelle kann man in der Regel auseinandernehmen. Hier bietet die „gestrickte Anatomie“ Vorteile. Es wird keinerlei Humanmaterial verarbeitet oder bei der Herstellung benötigt. Die verwendeten Stoffe sind flexibel und wirken warm und nie abstoßend. Die Farben entsprechen herkömmlichen Zuordnungen, nur gelegentlich habe ich mich von der Anatomiegeschichte inspirieren lassen, etwa bei der Verwendung silbriger Druckknöpfe für die Lymphgefäße, welche früher durch Quecksilberinjektionen sichtbar gemacht wurden. Bei der Lunge mögen sie die Vorstellung des Luftaustauschs unterstreichen, bei anderen Körperstrukturen darf man an ihre Kombinierbarkeit denken. Meine Objekte sind eine wissenschaftlich korrekte Darstellung der anatomischen Tatsachen. Sie beruhen auf akribischer Recherche der objektiven Topografie anhand von Anatomieatlanten und bieten ein präzises dreidimensionales Bild, das anatomische Strukturen genauso wahrheitsgemäß abbildet wie herkömmliche Darstellungen. Die Details lassen sich einem wissenschaftlichen lateinischen Namen zuordnen und können von Expert*innen als zutreffend identifiziert werden. Medizinische Laien mögen die Objekte zunächst wie ein abstraktes Bild betrachten, es handelt sich aber um naturalistische Darstellungen medizinischer Inhalte. Die Form der gestrickten Darstellung soll helfen, ohne Angst und negative Emotionen einen sanften, vielleicht auch sinnlicheren Zugang zu unserem Körperinneren zu finden.
Repräsentation anatomischen Wissens in Tibet als Baumstruktur Representation of anatomical knowledge in Tibet as a tree structure
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Anatomy as Challenge Katharina Sabernig
Dünn- und Dickdarm mit tibetischer und internationaler Terminologie Small and large intestine with Tibetan and international terminology
When I first started knitting anatomical objects in 2015, I was in the process of designing a themed issue of the journal Curare on ‘The Human Body in Text and Images’. At the same time, I was working on a terminological database of classical Tibetan medicine, for which I evaluated modern Tibetan-language anatomy atlases. The anatomical drawings were a central means of identifying Tibetan expressions in terms of content. Both projects provided sufficient reason to reflect on anatomical representations. Regardless of their concrete form, anatomical depictions are necessarily linked to ethics and culture. It also matters to whom the illustrations are addressed. Tibetan anatomical depictions, as found on historical thangkas, are usually colourful, often humorous. In contrast, their European counterparts tend to be characterised by a certain air of morbid objectivity, even if there are occasional attempts to present bodies in lively postures. In a three-dimensional representation, the choice of material is important. Varying materials have been used for models—ranging from wax, wood or papier-mâché to digital spatial image projections. Wax models and moulages are based on casts taken from living or dead persons, and plastinations form a category of their own. Two problems are associated with such exhibits. The staging of the human body, especially when original human tissue is used, is ethically eminently relevant. The second problem lies in the inflexibility of the material. To be suitable for teaching 26
purposes, objects are designed to be removable by parts. Even the plastic models that are widespread today can usually be disassembled. It is here that ‘knitted anatomy’ offers advantages. No human material is processed or needed in the fabrication. The fabrics used are flexible and have the effect of appearing warm and never repulsive. The colours correspond to conventional assignments, only occasionally have I drawn inspiration from the history of anatomy. For example in the use of silvery snaps for the lymphatic vessels, which were once made visible by injections of mercury. In the case of the lungs, they may underline the idea of an exchange of air; in the case of other organ structures, one may think of their being combinable. My objects are scientifically correct anatomical representations. They are based on meticulous research of objective topography with the help of anatomical atlases and offer a precise three-dimensional image that depicts anatomical structures as accurately as conventional representations. The details can be assigned a scientific Latin name and can be identified as precise by experts. Medical laypersons may initially regard the objects as abstract, but they are naturalistic representations of medical content. The form of the knitted representation is intended to help us gain access to the inside of our own bodies in a gentle and perhaps more sensual manner, avoiding fear and negative emotions.
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Coronavirus und Immunabwehr, 2021 Für viele ist es wie ein Asteroideneinschlag aus dem Nichts: das hochansteckende Coronavirus. Zunächst dachte man, es handle sich um eine Atemwegserkrankung, die oft mit einer Lungenentzündung einhergeht. Einige Patient*innen hatten überhaupt keine Symptome, andere mussten auf der Intensivstation künstlich beatmet werden. Eine wirksame medikamentöse Behandlung war nicht möglich. Masken und soziale Distanzierung sollten eine Ansteckung verhindern und das Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch bewahren. Bald wurde klar, dass die Krankheit den ganzen Körper betrifft und das Immunsystem eine zentrale Rolle spielt. Das Blut enthält verschiedene Zellen: rote und weiße Blutkörperchen. Die roten Blutkörperchen transportieren Sauerstoff, der in der Lunge aus der Luft gewonnen wird. Verschiedene weiße Blutkörperchen sind für eine komplexe Immunreaktion verantwortlich. Phagozyten, hier in Mintgrün dargestellt, eliminieren das Virus, indem sie es fressen. Lymphozyten, hellblau mit dunkler Mitte, produzieren nach Kontakt mit dem Virus die sogenannten Antikörper. Eine ähnliche Wirkung wird durch eine Impfung erzielt. Es werden verschiedene Arten von Antikörpern gebildet: fünfzackige, gepaarte oder einfache Typen. Die sternförmigen fünfzackigen Antikörper werden für die Erstimmunisierung verwendet. Die gepaarten Antikörper finden sich in Sekreten, vor allem im Rachenraum. Die kleinsten Antikörper treten erst mit einer gewissen Verzögerung auf, bleiben dann aber lange Zeit im Blut nachweisbar. Eine ergänzende Art der Virusbekämpfung wird von den blassgrünen Fresszellen durchgeführt. Sie nehmen das Virus auf, verschlucken es, verdauen es und scheiden es schließlich als harmlosen Restkörper aus. Wissenschaftliche Leitung: Katharina Sabernig Animation: Tamar Skhirtladze Text: Katharina Sabernig Sprecher: Michael Balk Ton und Musik: Herbert Schulz Video, Farbe, Ton, 3:53 min
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Corona virus and immune defence, 2021 For many, it feels like an asteroid hit out of nowhere: the highly contagious corona virus. At first it was thought to be a respiratory desease, often associated with pneumonia. Some patients had no symptoms at all, others had to be artificially ventilated in intensive care. Effective drug treatment was not available. Masks and social distancing were intended to prevent infection and keep the health system from collapsing. It soon became clear that the disease affected the whole body and the immune system would play a central role. The blood contains different cells: red and white blood cells. Red blood cells transport oxygen, which is extracted from the air in the lungs. Various white blood cells are responsible for a complex immune response. Phagocytes, shown here in mint green, eliminate the virus by eating it. Lymphocytes, light blue with a dark centre, produce the socalled antibodies after contact with the virus. A similar effect is achieved by vaccination. A variety of antibodies are formed: five-pointed, paired or simple types. The star-shaped five-pointed antibodies are used for initial immunisation. The paired antibodies are found in secretions, mainly in the throat. The smallest antibodies appear only after a certain delay, but then remain detectable in the blood for a long time. A complementary way to fight the virus is carried out by the pale green phagocytes. They take up the virus, swallow it, then digest the virus and finally excrete it as a harmless residual body. Scientific direction: Katharina Sabernig Animation: Tamar Skhirtladze Text: Katharina Sabernig Speaker: Michael Balk Sound and music: Herbert Schulz Video, colour, sound, 3:53 min
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Covid-19 und die Lunge, 2020 Am Beginn der Pandemie stand vor allem die Symptomatik der Lunge im Fokus.
Covid-19 and the lung, 2020 At the beginning of the pandemic, the focus was primarily on lung symptoms.
Fotodruck auf Papier, 120 × 85 cm
Photo print on paper, 120 × 85 cm
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Covid-19 und der Gastrointestinaltrakt, 2020 Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und insbesondere der Verlust des Geschmacksinns sind häufig beobachtete unspezifische Symptome.
Covid-19 and the gastrointestinal tract, 2020 Diarrhoea, vomiting, loss of appetite, abdominal pain and, in particular, loss of gustatory sense are frequently observed non-specific symptoms. Photo print on paper, 120 × 85 cm
Fotodruck auf Papier, 120 × 85 cm 31
Covid-19 und Chaos im Körper, 2020 Im schlimmsten Fall manifestiert sich Covid-19 als chaotisch ablaufende Immunantwort, als deren Ursache ein sogenannter Zytokinsturm (Entgleisung des Immunsystems) angenommen wird.
Covid-19 and chaos in the body, 2020 In the worst case, Covid-19 manifests in a chaotic immune response, the cause of which is assumed to be a so-called cytokine storm (derailment of the immune system).
Fotodruck auf Papier, 120 × 85 cm
Photo print on paper, 120 × 85 cm
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Covid-19 und Thrombosen oder Embolien, 2020 Klinische Erscheinungsformen von Covid-19 sind Schlaganfälle, Herzinfarkte und Lungenembolien. Auch venöse und arterielle Thrombosen werden beobachtet.
Covid-19 and thrombosis or embolism, 2020 Clinical manifestations of Covid-19 are strokes, heart attacks and pulmonary embolism. Venous and arterial thromboses are also observed. Photo print on paper, 120 × 85 cm
Fotodruck auf Papier, 120 × 85 cm 33
Überleben dank ECMO, 2021 Wenn sich der Zustand auf der Intensivstation nicht stabilisieren lässt, hilft als Ultima Ratio oft nur eine maschinelle Sauerstoffanreicherung (extrakorporale Membranoxygenierung: ECMO).
Survival thanks to ECMO, 2021 If the condition cannot be stabilised in the intensive care unit, the only last resort is often oxygenation by machine (extracorporeal membrane oxygenation: ECMO).
Fotodruck auf Papier, 30 × 40 cm
Photo print on paper, 30 × 40 cm
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ICU-Erschöpfung, 2021 Das Personal auf den Intensivstationen ist seit vielen Monaten bis zur Erschöpfung im Einsatz.
ICU exhaustion, 2021 Working staff in intensive care units have been working to exhaustion many months.
Fotodruck auf Papier, 30 × 40 cm
Photo print on paper, 30 × 40 cm
Hoffnung, 2021 → Voller Erwartung windet sich eine Schlange um eine Spritze, als wäre sie der Stab des Äskulap. Biomedizinische und traditionelle Ärztinnen*Ärzte hoffen auf wirksame Medikamente, die Linderung verschaffen sollen.
Hope, 2021 → Full of expectation, a snake winds its way around a syringe as if it were the rod of Asclepius. Biomedical and traditional doctors hope for effective drugs to provide relief.
Fotodruck auf Papier, 85 × 120 cm 34
Photo print on paper, 85 × 120 cm
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Cluster, Übertragung und Immunität, 2020 Die Ansteckung mit der Pest unter Steppennagern erfolgt in der Regel in Form von Clustern. Das Bild zeigt infizierte Gruppen in deren Behausungen und wurde durch Übertragungswege und Grenzschließungen inspiriert.
Cluster, transmission and immunity, 2020 Plague infection among burrowing rodents of the steppe typically takes the form of clusters. The image shows infected groups in their burrows and was inspired by transmission routes and border closures.
Fotodruck auf Papier, 85 × 120 cm
Photo print on paper, 85 × 120 cm
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Covid-19 und humorale sowie korpuskuläre Immunantwort, 2020 Die Immunantwort auf ein Virus ist ein Zusammenspiel von spezifischen und unspezifischen Abwehrmechanismen. Dabei sind sowohl zelluläre Faktoren als auch Proteine im Blut oder in der Lymphe beteiligt.
Covid-19 and humoral and corpuscular immune response, 2020 Immune response to a virus is a cooperation of specific and non-specific defence mechanisms. Both cellular factors and proteins in blood or lymph are involved. Photo print on paper, 85 × 120 cm
Fotodruck auf Papier, 85 × 120 cm
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3.820 Buchstaben, 2021 Die bunten Windungen zeigen den genetischen Bauplan des Spike-Proteins auf dem Coronavirus. Die vier Farben – Gelb, Orange, Blau und Grün – entsprechen den verschiedenen einzelnen Nukleotiden (Basen). Die acht Mutationen der DeltaVariante und die Deletion (sogenannte „verlorene Buchstaben“ mit sechs Basen) sind rosa markiert, vielfältige Veränderungen der Sequenz der OmikronVariante in Aqua dargestellt. Das Strickwerk basiert auf der Veröffentlichung des österreichischen Virologen Andreas Bergthaler und seines Teams über den Bauplan mit seinen 3.820 Basen und den jeweiligen Varianten (vgl.: Delta: „EPI_ISL_7466581, GISAID“ und für Omikron: „EPI_ISL_7285846, GISAID“).
3,820 letters, 2021 The colourful coils show the genetic blueprint of the spike protein in the Corona Virus. The four colours—yellow, orange, blue and green— correspond to the different individual nucleotides (bases). The eight mutations of the Delta variant and the deletion (so-called ‘lost letters’ with six bases) are marked in pink, manifold changes of the sequence of the Omicron variant presented in Aqua. The knitwork is based on the publication by Austrian virologist Andreas Bergthaler and his team on the blueprint with its 3,820 bases and the respective variants (cf.: Delta: ‘EPI_ISL_7466581, GISAID’ and for Omicron: ‘EPI_ISL_7285846, GISAID’).
Baumwolle und Draht; gestrickt und gehäkelt, 44 × 60 × 17 cm
Cotton and wire; knitted and crocheted, 44 × 60 × 17 cm
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Gebärmuttermyome, 2018 Gutartiger Tumor mit verdrängendem Wachstum
Uterine fibroids, 2018 Benign tumour with displacing progression
Fotodruck auf Papier, 30 × 40 cm
Photo print on paper, 30 × 40 cm
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Männliches Urogenitalsystem, 2020 Äußeres Genitale (Seitenansicht), dazu Prostata, Blase, Samenstrang und Samenblase
Male urogenital system, 2020 External genitals (lateral view), plus prostate, bladder, seminal cord and seminal vesicle
Fotodruck auf Papier, 30 × 40 cm
Photo print on paper, 30 × 40 cm
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Prostatakarzinom T1 + T2, 2020 Tumorstadium 1: klinisch unauffälliger, nicht tastbarer kleiner Tumor
Prostate carcinoma T1 + T2, 2020 Tumour stage 1: clinically inconspicuous, non-palpable small tumour
Tumorstadium 2: tastbarer Tumor, der auf die Prostata beschränkt ist
Tumour stage 2: palpable tumour confined to the prostate gland
Fotodrucke auf Papier, je 30 × 40 cm
Photo prints on paper, each 30 × 40 cm
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Prostatakarzinom T3 + T4, 2020 Tumorstadium 3: Ausbreitung bis in die Samenblase
Prostate carcinoma T3 + T4, 2020 Tumour stage 3: spread to the seminal vesicle
Tumorstadium 4: Tumor hat sich auf benachbarte Strukturen (außerhalb der Samenblase) wie Rektum, Blase und Lymphknoten ausgebreitet
Tumour stage 4: Tumour has spread to neigh bouring structures (other than the seminal vesicle) such as the rectum, bladder and lymph nodes
Fotodrucke auf Papier, je 30 × 40 cm
Photo prints on paper, each 30 × 40 cm
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Gebärmutterhalskarzinom T1 + T2, 2019 Tumorstadium 1: bösartiger Tumor mit invasivem Wachstum, auf den Gebärmutterhals begrenzt
Cervical carcinoma T1 + T2, 2019 Tumour stage 1: malignant tumour with invasive growth, limited to the cervix
Tumorstadium 2: Infiltration der Gebärmutterwand und der oberen Scheide
Tumour stage 2: infiltration of the uterine wall and upper vagina
Fotodrucke auf Papier, je 30 × 40 cm
Photo prints on paper, each 30 × 40 cm
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Gebärmutterhalskarzinom T3 + T4, 2019 Tumorstadium 3: Befall des unteren Drittels der Vagina
Cervical carcinoma T3 + T4, 2019 Tumour stage 3: Infiltration of the lower third of the vagina
Tumorstadium 4: Invasion von Rektum und Blase
Tumour stage 4: Invasion of the rectum and bladder
Fotodrucke auf Papier, je 30 × 40 cm
Photo prints on paper, each 30 × 40 cm
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Stadien Urothelkarzinom, 2018 Tumorstadien zeigen Invasion in verschiedene Gewebeschichten
Staging urothelial carcinoma, 2018 Tumour stages show invasion in different tissue layers
Baumwollgarn gestrickt, 22 × 15 cm
Cotton yarn, knitted, 22 × 15 cm
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Histologie eines Gebärmutterhalskarzinoms, 2020 Links: gesundes Gewebe mit aufrechten Gewebeschichten; rechts: invasiv infiltrierendes Karzinom in Violett, Abwehrreaktion in Rot.
Histology of a cervical carcinoma, 2020 Left: healthy tissue with upright tissue layers; right: invasive infiltrating carcinoma in purple, defence reaction in red.
Baumwolle gestrickt, 22 × 24 cm
Cotton, knitted, 22 × 24 cm
Histologie eines Prostatakarzinoms, 2020 → Tumor durchbricht die Prostatakapsel – zentral im horizontalen Schnitt die gesunde Harnröhre, links ein befallener Spritzgang (Ductus ejaculatorius)
Histology of a prostate carcinoma, 2020 → Tumour breaks through the prostate capsule— centrally in the horizontal section the healthy urethra, on the left an affected ejaculatory duct.
Baumwolle gestrickt, 23 × 40 cm
Cotton, knitted, 23 × 40 cm
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Periphere Nerven, 2016–2022 Das obere Nervenbündel zeigt das Armnervengeflecht (Plexus brachialis) mit verschieden Nerven, welche die Haut und Muskulatur des Armes anregen („innervieren“). Das linke Nervenbündel zeigt den Ischiasnerv (Nervus ischiadicus) mit seinen Ästen, die das hintere und seitliche Bein versorgen. Das rechte Nervenbündel zeigt den Oberschenkelnerv (Nervus femoralis), der überwiegend die Beinvorderund -innenseite versorgt. Baumwolle, Draht und Druckknöpfe; gestrickt und gehäkelt, 75–115 cm
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Peripheral nerves, 2016–2022 The upper nerve bundle shows the brachial plexus with various nerves that stimulate (‘innervate’) the skin and muscles of the arm. The left nerve bundle shows the sciatic nerve (nervus ischiadicus) with its branches which supply the back and side of the leg, the right nerve bundle shows the femoral nerve (nervus femoralis) which mainly supplies the front and inside of the leg. Cotton, wire and snaps; knitted and crocheted, 75–115 cm
Darm, 2016 Der Darm ist der zentrale Teil des Verdauungstrakts und besteht aus dem orangefarbenen Dünndarm (Intestinum tenue) und dem grauen Dickdarm (Colon). Beide Organe sind durch das bindegewebige Gekröse (Mesenterium) befestigt und unterteilen sich in weitere Teilabschnitte. Der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) befindet sich am Blinddarm (Caecum) in der Nähe der Einmündung des Dünndarms in den Dickdarm.
Intestine, 2016 The intestine is the central part of the digestive tract and consists of the orange small intestine (intestinum tenue) and the grey large intestine (colon). Both organs are supported by the connective tissue mesentery and are divided into further subsections. The appendix vermiformis is located at the caecum near the junction of the small intestine and the large intestine. Cotton; knitted and crocheted, 50 × 60 × 14 cm
Baumwolle; gestrickt und gehäkelt, 50 × 60 × 14 cm
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Arterien, 2016–2022 Die roten Arterien repräsentieren das sauerstoffreiche Gefäßsystem an Armen und Rumpf. Das Blut wird vom Herz angetrieben, das im oberen Zentrum lokalisiert ist. Das Herz wird von rosafarbenen Lungenvenen (V. pulmonales) mit sauerstoffangereichertem Blut versorgt. Die Hauptschlagader (Aorta) führt zum unteren Zentrum, das von den violetten Nieren mit den gelben Nebennieren gebildet wird. Unten befindet sich das männliche äußere Genitale, dazu Prostata, Blase, Samenstrang und Samenblase. Baumwolle, Draht und Druckknöpfe; gestrickt und gehäkelt, auseinandernehmbar, 82 × 55 × 8 cm
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Arteries, 2016–2022 The red arteries represent the oxygen-rich vascular system of the arms and trunk. The blood is driven by the heart which is located in the upper centre and is supplied with oxygenated blood by the pink pulmonary veins (V. pulmonales). The aorta leads to the lower centre which is formed by the purple kidneys with the yellow adrenal glands. Below there is the male external genitals, plus prostate, bladder, seminal cord and seminal vesicle. Cotton, wire and snaps; knitted and crocheted, detachable, 82 × 55 × 8 cm
Venen und Lymphgefäße, 2016–2022 Die blauen Venen transportieren sauerstoffarmes Blut zum Herzen. Eine Besonderheit ist die Pfortader (Vena portae), die sauerstoffarmes, aber nährstoffreiches Blut aus den Bauchorganen der Leber zuführt und deshalb in hellerem Blau gestrickt ist. Die feinen hellblauen Lymphgefäße transportieren Lymphe von der Peripherie zum Venenwinkel an der oberen Hohlvene (Vena cava superior). Die rundlichen Lymphknoten sind in dieses Gefäßsystem integriert und spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Unten befindet sich das weibliche äußere Genitale, dazu Vagina, Blase, Gebärmutter mit Eileiter und Eierstöcken. Baumwolle, Draht und Druckknöpfe; gestrickt und gehäkelt, auseinandernehmbar, 49 × 45 × 6 cm; 25 × 28 × 4 cm; 48 × 30 × 4 cm
Veins and lymphatic vessels, 2016–2022 The blue veins transport deoxygenated blood to the heart. A special feature is the portal vein (vena portae), which supplies oxygen-poor but nutrientrich blood from the abdominal organs to the liver and is therefore knitted in lighter blue. The fine light blue lymphatic vessels transport lymph from the periphery to the angle of the vein at the superior vena cava. The bulky lymph nodes are integrated into this vascular system and play an important role in immune defence. Below there is the female external genitals, plus vagina, bladder, uterus with fallopian tubes and ovaries. Cotton, wire and snaps; knitted and crocheted, detachable, 49 × 45 × 6 cm; 25 × 28 × 4 cm; 48 × 30 × 4 cm
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Katharina Sabernig wurde 1971 in Linz als Tochter des Architekten Jakob Sabernig und der Modedesignerin Annemarie Sabernig geboren. Nach der Matura (1989) folgte eine Lehre zur gewerblichen Masseurin und eine Shiatsu-Ausbildung. Ihre erste Chinareise führte sie 1995 in Kliniken der traditionellen chinesischen Medizin und zum tibetischen Kloster Labrang. Ein mehrwöchiger Aufenthalt in Lhasa bewog sie zum Studium der Humanmedizin (1997–2008). Schon zu Beginn dieses Studiums war sie von den anatomischen Wachsmodellen im Wiener Josephinum beeindruckt, etwa zeitgleich wurde sie durch Gunther von Hagens’ Körperwelten für ethische Fragen im Zusammenhang mit anatomischer Repräsentation sensibilisiert. 2002 veröffentlichte sie das Buch Tiger bändigt Drachen. Parallel dazu absolvierte sie das individuelle Diplomstudium Ethnomedizin und schrieb ihre Diplomarbeit über die Anwendung der tibetischen Medizin, aus der das Buch Kalte Kräuter und heiße Bäder hervorging. 2010 bis 2012 entschlüsselte sie die Inhalte von 19 Wandbildern im Innenhof der medizinischen Fakultät des tibetischen Klosters Labrang (FWF-Projekt 22965 G21). Die dabei identifizierten anatomischen Termini führten zu einem Projekt über die tibetische Anatomiegeschichte (2013–2017; FWF-Projekt 26129 G21). 2017 folgte die Promotion über Visualisierte Heilkunde im Bereich der Medizinanthropologie. Seit 2006 lehrt sie an verschiedenen akademischen Einrichtungen. Ihr wissenschaftsgeschichtlicher Hintergrund inspirierte sie zu ihren Arbeiten der „gestrickten Anatomie“. 2015 begann sie anatomische und pathologische Objekte zu stricken, seit 2020 veröffentlichte sie mehrere Bilder in verschiedenen Medien. Im Frühjahr 2022 begann sie das FWF-Projekt AR 705-G „Gestrickte Körper Materialität“. knitted-anatomy.at
Katharina Sabernig Born in Linz in 1971, Katharina Sabernig is the daughter of architect Jakob Sabernig and fashion designer Annemarie Sabernig. After graduating from high school in 1989, she completed an apprenticeship in commercial massage and shiatsu training. Her first trip to China in 1995 took her to several clinics of traditional Chinese medicine and the Tibetan monastery of Labrang. A stay of several weeks in Lhasa led her to study human medicine (1997–2008). From the beginning of her studies she was impressed by the anatomical wax models at the Josephinum in Vienna. Gunther von Hagen’s ‘Body Worlds’ was released during this period, which made her aware of ethical questions regarding anatomical representation. In 2002 she published the book Tiger bändigt Drachen [Tiger Tames Dragon]. In parallel, she pursued individual diploma studies in ethnomedicine and wrote her thesis on the application of Tibetan medicine, resulting in the publication of the book Kalte Kräuter und Heiße Bäder [Cold Herbs and Hot Baths]. In 2010–2012, she published several papers unravelling the contents of 19 wall paintings in the courtyard of the medical faculty of the Tibetan monastery of Labrang (FWF project 22965 G21). The anatomical terms identified in the process led to a project on Tibetan anatomical history (2013–2017; FWF project 26129 G21). This was followed in 2017 by a doctorate on Visualised Healing in medical anthropology. She has been teaching at various academic institutions since 2006. Her background in the history of science inspired her to create her collection, ‘knitted anatomy’. In 2015 she started knitting anatomically and pathologically, and since 2020 several pictures have been published in different media. In spring 2022, she began the FWF project AR 705-G ‘Knitted Body Materiality’. knitted-anatomy.at
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Katharina Sabernig – Publikationen/Publications Online-Datenbank/Online database — Datenbank zu tibetischen medizinischen Begriffen/ Database on Tibetan Medical Terms (online seit 2014, regelmäßig verbessert und erweitert, bisher fast 10.000 Einträge/online since 2014, improved and extended regularly; up to now almost 10,000 entries): crossasia.org/ en/service/crossasia-lab/tibetische-medizin-termini/ — Gestrickte anatomische und pathologische Objekte/ Knitted anatomical and pathological items: knitted-anatomy.at Monografien/Monographs — K. S. 2017a. Visualisierte Heilkunde: eine medizinanthropologische Studie zur Identifizierung der Wandbilder der medizinischen Fakultät des Klosters Labrang [Visualised Medicine: a Medical Anthropology Study for the Identification of Murals in the Medical College at Labrang Monastery]. Doktorarbeit: Universität Wien/ Doctoral Dissertation: University of Vienna. 531 p. ubdata.univie.ac.at/AC14498862 — K. S. 2007. Kalte Kräuter und heiße Bäder: die Anwendung der Tibetischen Medizin in den Klöstern Amdos (Wiener ethnomedizinische Reihe: Band 5). Wien: Lit, 162 p. — K. S. 2002. Tiger bändigt Drachen: eine Anleitung zum besseren Verständnis für die Traditionelle Chinesische Heilkunde insbesondere der fünf Wandlungsphasen. Schiedlberg: Bacopa, 276 p. Artikel/Articels (peer-reviewed) — K. S. (eingereicht/submitted) The Shel gong Shel phreng: a Treasure in the History of Tibetan Pharma cology. In Martin Gaenszle, Uwe Niebuhr, Markus Viehbeck, Verena Widorn (Hg./Eds.). Exploring Himalayan Cultural and Textual Heritage: The Legacy and Impact of René Nebesky-Wojkowitz. Wien/Vienna: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissen schaften, Veröffentlichungen zur Sozialanthropologie/ publications on social anthropology — K. S. (angenommen/accepted) Gesundheit-KrankheitTod in der Tibetischen Medizin. In Tanja Pommerening/ Jochen Althoff (Hg./Eds.). Lebendig oder tot, gesund oder krank. Der menschliche Körper in vormodernen Kulturen. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, Sonderband in der Reihe/special edition in the series „Antike Welt“), Darmstadt. — K. S. 2020. The Tree of Nosology. In Ulrike Steinert (Hg./Ed.) Cultural Systems of Classification: Sickness, Health and Local Epistemologies. London, New York: Routledge: 233–257. — K. S. 2019a. Metaphors in the Tibetan Explanatory Tantra. Religions 10: 346: 1–22. — K. S. 2019b. Visceral Anatomy as Depicted in Tibetan Medicine. In William A. McGrath (Hg./Ed.). Knowledge and Context in the Tibetan Medical Tradition. PIATS 2016: Proceedings of the Fourteenth Seminar of the International Association for Tibetan Studies, Bergen 2016. Leiden 2019: 111–139.
— Karma Yeshi, Yangbum Gyal, Katharina Sabernig, Jigme Phuntsho, Tawni Tidwell, Tenzin Jamtsho, Rinchen Dhondup, Eliot Tokar, and Phurpa Wangchuk 2019c. An integrated medicine of Bhutan: Sowa Rigpa concepts, botanical identification, and the recorded phytochemical and pharmacological properties of the eastern Himalayan medicinal plants. European Journal of Integrative Medicine 29: 1–15. — K. S. 2017b. Vulnerable Parts: Locating and Defining Vital Areas of the Body in Tibetan Medicine. Asian Medicine 12: 86–118. — K. S. 2016a. Anatomical Structures and the Structure of Anatomy in Tibetan Medicine: the Fourth Chapter of the Explanatory Tantra in its Commentaries. Curare 39/1: 22–32. — K. S. 2014a. Medical Murals at Labrang Monastery. In Theresia Hofer (Hg./Ed.). Bodies in Balance: the Art of Tibetan Medicine. New York, Seattle: Rubin Museum of Art and University of Washington Press: 221–225. — K. S. 2014b. Tibetan Materia Medica in Dispute: Pharmacological Achievements of Dar-mo sman-rams-pa Blo-bzang Chos-grags. Curare 37/2: 100–112. — K. S. 2012. On the history of the murals in the medical college of Labrang. Asian Medicine 7/2: 358–383. — K. S. 2011a. The substitution of rare ingredients in traditional Tibetan medicine on the basis of classical Tibetan texts, their use in modern formularies and a case study from Amdo/Qinghai. Curare 34/1+2: 83–96. Artikel/Articles (non-peer-reviewed) — K. S. 2021. Gender Related Symptoms in Tibetan Medical Practice. Expressions of Gender in the Altaic World: Proceedings of the Permanent International Altaistic Conference (PIAC) 56 in Kocaeli, Turkey, 2013 (cf. altaist. org/proceedings/). — K. S. 2018a. Neurological Metaphors in Tibetan Medical Language. In Katarina Greifeld, Wolfgang Krahl, Hans Jochen Diesfeld, Hannes Stubbe (Hg./Eds.). Grenzgänge zwischen Medizin, Ethnologie und Psychologie: Für Ekkehard Schröder zum 75. Geburtstag. Curare 41/3+4: 141–148. — K. S. 2018b. Illustrations depicting the environment around the mythical city of Tibetan medicine. In Pavel Grokhovskiy (Hg./Ed.) Modernizing the Tibetan Literary Tradition. St. Petersburg University Press: 169–180.
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Autor*innen/Authors Lydia Maria Arantes Geboren 1982, Studium der Kulturanthro pologie in Graz und London sowie Oboe in Adelaide, Graz und Würzburg. Sie arbeitet heute als Post-Doc-Universitätsassistentin am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Karl-FranzensUniversität Graz. Ihre Forschungs- und Lehrinteressen liegen u. a. im Bereich Anthropologie der Sinne, ethnografisches Schreiben und Handarbeit. Letzteres wird in ihrem Buch Verstrickungen. Kulturanthropologische Perspektiven auf Stricken und Handarbeit (2017) vieldimensional erschlossen. Helmut Denk Geboren 1940, Matura 1958 in Krems an der Donau, 1958–1964 Medizinstudium in Wien, Promotion zum Dr. med. univ. („Sub Auspiciis Praesidentis Rei Publicae“) 1964 in Wien. 1964–1969 Assistenzarzt, zuerst am Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie und später an der 1. Medizinischen Klinik der Universität Wien. 1971–1983 Assistenzarzt, später Oberarzt und Ao. Univ.-Prof. am Pathologischen Institut der Universität Wien. Habilitation für Pathologie in Wien 1973. 1969–1971 und 1974–1975 Research Fellow (NIH) bzw. Fulbright Scholar in den USA (New York und New Haven). 1983–2008 o. Univ.-Prof. und Vorstand des Pathologischen Instituts der Karl-Franzens-Universität, später Medizinischen Universität Graz. Emeritierung Ende 2008. Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (2009–2013). Günther Holler-Schuster Geboren 1963 in Altneudörfl, Steiermark, Studium der Kunstgeschichte und Volkskunde an der Karl-Franzens-Universität Graz, lebt nach Auslandsaufenthalten in den USA, London, China und Türkei meist in Graz. Kurator und stellvertretender Leiter der Neuen Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum, Künstler und Gründungsmitglied von G.R.A.M., internationale Ausstellungstätigkeit.
Lydia Maria Arantes Born in 1982, studied cultural anthropology in Graz and London, and oboe in Adelaide, Graz and Würzburg. She now works as a post-doctoral university assistant at the Department of Cultural Anthropology and European Ethnology at the University of Graz. Her research and teaching interests include the anthropology of the senses, ethnographic writing and handicrafts. The latter is discussed in her book Verstrickungen. Kulturanthropologische Perspektiven auf Stricken und Handarbeit [Entanglements. Cultural Anthropological Perspectives on Knitting and Handwork, 2017]. Helmut Denk Born in 1940, Helmut Denk graduated from high school in Krems/Donau in 1958. From 1958–1964 he completed his medical studies in Vienna, with the title Dr. med. univ. (‘Sub Auspiciis Praesidentis Rei Publicae’). From 1964–1969 he was an assistant physician, initially at the Institute for General and Experimental Pathology and later at the 1st Medical Clinic of the University of Vienna. From 1971–1983 he was assistant physician, and later senior physician and associate professor at the Institute of Pathology at the University of Vienna. He completed a habilitation in pathology in Vienna in 1973, and between 1969–1971 and 1974–1975 was Research Fellow (NIH) and Fulbright Scholar in the United States in New York and New Haven. From 1983–2008 he was professor and director at the Institute of Pathology at the University (later Medical University) in Graz. He was President of the Austrian Academy of Sciences from 2009 –2013. Günther Holler-Schuster Born 1963 in Altneudörfl, Styria, studied art history and European ethnology at the KarlFranzens-University Graz, lives after stays abroad in the USA, London, China and Turkey mostly in Graz. Curator and deputy head of the Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum, artist and founding member of G.R.A.M., international exhibition activities. 55
Kurator/Curator Günther Holler-Schuster Kuratorische Assistenz/Curatorial assistance Petra Hammer-Maier Registrarin/Registrar Doris Psenicnik Textilrestauratorin/Textile restorer Ulrike Sturm-Pemberger Produktion Ausstellungsgrafik und Fotodrucke/ Production of exhibition graphics and photo prints Hans Georg Tropper, Bild + Grafik, Graz Rahmung/Framing Christian Schmaranz Medientechnik und IT/Media technology and IT Georg Pachler Bibliothek/Library Neue Galerie Graz Patrizia Brumen Übersetzungen/Translations Michael Balk, Andrew Horsfield, Catherine Kemp Korrektorat/Proofreading Jörg Eipper-Kaiser Grafische Gestaltung/Graphic design Karin Buol-Wischenau Fotos/Photos N. Lackner/UMJ, Katharina Sabernig Umschlag/Cover Katharina Sabernig, Arterien, 2016–2022, Foto/Photo: © Katharina Sabernig Druck/Printing Universitätsdruckerei Klampfer, St. Ruprecht/Raab ISBN 978-3-903179-45-5 Printed in Austria
(Projektnummer AR 705-G) Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum Joanneumsviertel, 8010 Graz T +43–316/8017-9100 Dienstag bis Sonntag, 10–18 Uhr Tuesday to Sunday, 10am–6pm joanneumsviertel@museum-joanneum.at www.neuegaleriegraz.at 56