«Ich habe für diese Schule gelebt»

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Datum: 31.08.2012

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Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 10'241 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich

Themen-Nr.: 377.5 Abo-Nr.: 1090629 Seite: 7 Fläche: 113'592 mm²

«Ich habe für diese Schule gelebt»

Hansjörg Hilti vor einer Arbeit eines seiner Architekturstudenten: «Es freut mich, dass ich wieder mehr Zeit haben werde, als Architekt zu arbeiten. Ich plane gerne und bin gerne mit Handwerkern auf Baustellen und im Baulärm und habe das manchmal vermisst.» Bild sdb

Ein Vierteljahrhundert hat er die Architekturfakultät der Universität Liechtenstein mitgeprägt, ja aufgebaut. Heute ist Hansjörg Hiltis letzter Arbeitstag vor seiner Pension. Auf einem Spaziergang spricht er über erreichte Ziele, Herzblut und schlaflose Nächte. Mit Hansjörg Hilti sprach Janine Köpfli

doch auch anstrengend und ich freue Ihr Verdienst, dass die Architekturfakulmich, einige Sorgen abgeben zu kön- tät international hervorragende Rannen. Soviel Freude mir die Uni berei- kings bekommt, dass Studenten aus der ganzen Welt anreisen, um hier zu stutet hat, es war nicht immer leicht. dieren. Sie haben allen Grund, stolz zu In Ihrer Abschlussrede an der Diplom- sein. feier im Sommer sagten Sie, dass die In- Ich bin stolz, aber ich habe das alles ja

stitution Ihnen viel Freude bereitet und nicht alleine erreicht. Es braucht viele gute, motivierte Leute. Ihnen oft den Schlaf geraubt hat.

Das ist richtig. Es gibt viele Personen

in einer solchen Fakultät und viele

«Am Anfang hat man mich Ich habe mich hier aber auch 25 Jahre beitstag an der Universität Liechtenlang wohlgefühlt, ich habe in dieser ausgelacht» stein. Wie fühlen Sie sich? Themen und Probleme, die einen Tag

und Nacht verfolgen. Daher hat das Herr Hilti, jetzt ist er da, der letzt Ar- Abgeben auch seine schönen Seiten.

Hansjörg Ich bin hier tatsächlich und für diese Schule gelebt. zu Hause und es fällt mir nicht leicht, Abschied zu nehmen. Der Job war je- Das hat man immer gemerkt. Es ist mit Es war scheinbar die richtige Zeit, eine

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international renommierte Architektur- den und meine Nachfolger können men. Ich bin auf jeden Fall auch weifakultät zu etablieren. Aber es gab auch jetzt wieder neue Kapitel aufschlagen. terhin als Gastprofessor an Universi-

täten in Ägypten oder Spanien tätig

Zeiten, in denen die Fakultät in Frage

Ihren Nachfolger, wie und wo haben Sie und erhalte vieleAnfragen aus Lateinihn gefunden? amerika. Ich bin also zuversichtlich,

gestellt wurde.

Ich glaube, das wird immer wieder vorkommen Ein Teil der führenden Wir haben ihn vor zwölf Jahren inVor- dass ich auch in Zukunft die MöglichPersonen des Landes denkt eher enger arlberg gefunden. Er lebt in Lustenau, keit haben werde, Architektur zu unwirtschaftlich und unterstützt ledig- ist seit zwölf Jahren bei uns Dozent terrichten. lich das, wovon wir direkt profitieren. und ein hervorragender Lehrer. Er Für eine Person, die sich seit 40 Jahren Heute erkennen viele Leute einen kann gut motivieren und ist sowohl intensiv, mit Begeisterung und Herz für Sinn in Architektur und Raument- bei den Studenten als auch bei seinen Architektur engagiert, ist es ohnehin wicklung auch als wirtschaftlicher Kollegen sehr beliebt. Dass Hugo kaum vorstellbar, dass sie ab sofort im Faktor. Zudem ist die Akzeptanz der Dworzak eine absolute Akzeptanz im Schaukelstuhl sitzt und Däumchen Architekturfakultät gewachsen, weil Team hat, ist mitunter das Wichtigste dreht. sie international einen sehr guten Ruf und daher freue ich mich, dass er mei- In den letzten Jahren habe ich mich nur noch in einem kleinen Prozenthat. Es sind Menschen aus aller Welt, ne Nachfolge antritt. satz mit meinen eigentlichen Beruf die hierher kommen und als lebendige Werbeträger wieder in ihre Länder Das Besondere an der Architekturfakul- befasst. Daher freut es mich, dass ich zurückkehren. Solche Dinge sind län- tät ist das gute Verhältnis, die fast fami- wieder mehr Zeit haben werde, als Ar-

gerfristig sehr wichtig für ein Land wie Liechtenstein, das seit einigen

liäre Beziehung zwischen Studierenden und Dozenten. Werden Sie Ihre StudenJahren den Ruf hat, immer nur von an- ten vermissen?

chitekt zu arbeiten. Ich plane gerne und bin gerne mit Handwerkern auf

Baustellen und im Baulärm und habe deren profitieren zu wollen. Es ist eine Es war immer meine persönliche das manchmal vermisst.Als Übergang schöne Tatsache, dass wir mit der Uni- Überzeugung, dass man nur in einem werde ich Ende September drei Woversität nicht nur profitieren, sondern positiven Umfeld lernen kann. Hirn- chen in Honduras als «Senior Exper-

auch etwas zurückgeben, indem wir beispielsweise Leute anderer Länder ausbilden, so wie andere Länder das auch für Liechtensteiner Studenten tun.

forscher haben bewiesen, dass Men- te» für Swisscontact bei einem grösschen am besten in einem Umfeld ler- seren Bauprojekt mitarbeiten. Solche nen, in dem sie sich wohlfühlen. Es Einsätze mache ich seit vielen Jahren, geht nicht darum, dass die Studenten sei es in Nepal, Rumänien oder in Launter Leistungsdruck zittern, sondern teinamerika. dass sie Freude und Begeisterung für

Ihrem Nachfolger Hugo Dworzak über- ihren Beruf entwickeln. Ich konnte die In 40 Jahren ändert sich einiges. Wie geben Sie eine starke Fakultät mit inter- Architekturabteilung mit dieser Hal- gebaut wird, was gebaut wird, wo gebaut national anerkannten Dozenten und tung mitprägen, aber es braucht natür- wird. Eine positive Entwicklung in Ihren hochmotivierten Studenten. Sind damit lich ein ganzes Team, das diese Über- Augen? all Ihre Ziele erreicht? zeugung teilt und jeden Tag intensiv (schmunzelt) Das ist eine schwierige

Bis auf wenige Details habe ich das lebt. Dementsprechend begeistert Frage. Es gibt überall positive und negative Tendenzen. Die Zeit wandelt Gefühl, das erreicht zu haben, wovon sind unsere Studenten. sich. Technologisch und organisatoich immer geträumt hatte. Ich wollte risch ist zum Beispiel sehr viel paseine Schule mit internationalem Re-

«Unsere Studenten sind begeistert»

nommee, die einen anerkannten Platz unter den Architekturfakultäten hat. Am Anfang hat man mich ausgelacht, aber für mich war es immer klar, dass wir gut sein müssen, um längerfristig bestehen zu können. Daran habe ich immer festgehalten und es ist schön, dass wir dieses Ziel erreichen konn- Werden Sie das Lehren vermissen? ten. Es gibt natürlich auchTage, an de- Lehren ist etwas sehr Schönes, das ich nen ich alles in Frage stelle und daran wahnsinnig gerne tue. Ich kann mir

siert. Ich sehe die Entwicklungen weder positiv noch negativ, sondern als natürliche Veränderungen. Sie haben sich schon früh für ökologisches Bauen eingesetzt. Sehen Sie sich als so etwas wie einen Trendsetter?

Seit dreissig Jahren interessiere ich

mich sehr für ökologisches Bauen. Ich habe vor Kurzem denAuftrag erhalten, zweifle, ob wir schon am Ziel sind. auch vorstellen, in Zukunft wieder mein erstes nach baubiologischen Grundsätzlich jedoch bin ich zufrie- einmal einen Lehrauftrag zu überneh- Grundsätzen entworfenes Haus in Va-

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duz umzubauen. Ich bin jedoch kein Ökofreak oder Missionar, es hat mich einfach immer schon interessiert, was wir zum Bauen verwenden bzw. in welcher Giftklasse wir uns bewegen. Ich hatte einige prägende Erlebnisse und realisierte, dass es durchaus mög-

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Mein Kollege Hubert Ospelt hat vor Strategien für Siedlungen ausarbeitet, vielen Jahren in einem Interview auf um sich autonom mit Energie zu ver- die Frage «Welches ist dein bester

sorgen. Es ist sehr interessant, über Bau» geantwortet: «Der nächste!» Ich solcheAlternativen nachzudenken. Es kann eigentlich nur sagen, dass ich ist auf jeden Fall wünschenswert, dass die Universität einen Beitrag zu einer nachhaltigen Verdichtung in den Siedlungen leistet.Vielleicht bringt es aber die wirtschaftliche Lage mit sich, dass wir zusammenrücken und nachhaltiger bauen müssen.

mich immer bemüht habe. Aber zehn Jahre später denkt man natürlich immer, dass man alles besser hätte machen können. Im Grossen und Ganzen

strikt nach diesen Grundsätzen gebaut. Insofern war es vielleicht schon ein ge- Es gibt positive Ansätze, dass sich beiwissesTrendsetting. Dass es aber dreis- spielsweise Gemeinden von euch berasig Jahre braucht, bis solche Bauweisen ten lassen. normaler werden, war für mich dann Das passiert immer wieder, aber eher bei Projekten, von denen sie noch keidoch ziemlich verwunderlich. ne konkretere Vorstellung haben. Sie

ren Bauten. Auf jeden Fall kann ich

lich ist, mit weniger Chemie und weniger Giftstoffen zu bauen. Deshalb habe ich mich auf ökologisches Bauen spezialisiert. Auch mein eigenes Haus, wo

wir heute noch wohnen, haben wir

hat es aber funktioniert. Ich glaube, die meisten Bauherren sind nach wie vor zufrieden mit ihrem Heim oder ih-

praktisch bei allen noch ein- und ausgehen und bekommeAnschlussaufträge. Das ist ein sehr schönes Gefühl. Was werden Sie an Ihrem letzten Ar-

beitstag noch machen? In früheren Interviews haben wir auch lassen sich von uns Vorschläge ma- Mein Pult fertig aufräumen und mit

über Raumplanung gesprochen, dass in

chen, damit sie ihre Möglichkeiten den anwesenden Mitarbeitern einen

Liechtenstein in dieser Hinsicht Nach- besser ausloten können. Dies ist eine Kaffee trinken.

gute Entwicklung, weil die Studenten

holbedarf besteht. Hat sich in den ver- viele neue Ideen haben und teilweise gangenen Jahren etwas getan? Wenn Projekte entwickeln, auf die wir nor- Ui! Nach 25 Jahren, das klingt nach viel Arbeit. man sich umschaut nicht wirklich. malen Architekten gar nicht mehr

Ich bin dabei, Altpapierschachteln zu kommen würden. Sie sind frisch, un- füllen und versuche, meinem Nachfolverbraucht und kennen keine Tabus. ger so wenig wie möglich zu übergeben. Ich bin jedoch noch nicht ganz Sie sind bekannt als kritischer Geist, der weg von der Universität. Ich werde bis gerne seine Meinung offen sagt, MenHerbst noch einige Projekte organischen auch direkt anspricht. Sind Sie sieren. Ins Pensionsalter komme ich damit in Ihrem Leben gut gefahren? ressen, weniger um das, was für die Grundsätzlich schon, aber alles, was ohnehin erst im November, dann werAllgemeinheit wünschenswert oder man tut, hat Konsequenzen. Somit de ich 64. Tatsächlich ist es schwierig, in diesem Land in dieser Hinsicht etwas zu verändern. Die Strukturen sind gewachsen, die Zonenpläne wurden vor Jahrzehnten gemacht. Daran zu rütteln, ist sehr schwierig, wenn nicht unmöglich. Es geht sehr oft um individuelle Intewas schöner fürs Auge ist. Die Univer-

war es wohl nicht immer positiv

sität kann in Sachen Raumentwick- (lacht).Aber ich habe überlebt und ich Zur Person lung Sensibilisierungsarbeit leisten bin unabhängig geblieben. Meine Un- Prof. Hansjörg Hilti leitet dieArchiund Perspektiven aufzeigen, wie sich abhängigkeit war mir immer dasWich- tekturfakultät der Universität Dorfkerne entwickeln und Siedlun- tigste und ich konnte sie mir bewah- Liechtenstein seit 25 Jahren. Er gen, die eher am Dorfrand stehen, ren. Ich bin zwar kritisch, aber ich lernte ursprünglich Hochbauzeichbesser genutzt werden können. Wir kann mit allen reden, ganz egal, ob sie ner, studierte später an der Hochhaben derzeit einen Lehrstuhl, der meiner Meinung sind oder nicht. schule für bildende Künste und diplomierte 1975 an der technischen

«Unabhängigkeit war mir immer das Wichtigste»

Gerade als Architekt hinterlässt man Universität Berlin. Seine akademisichtbare Spuren in einem Land.

Ja, leider! (lacht)

sche Laufbahn begann Hilti als Gastprofessor in Mexiko, wo er drei Jahre an der Universität unter-

Sind Sie zufrieden mit Ihren Spuren? richtete. Nach zehn JahrenAusland Welche Spuren sollen noch dazukom- gründete er ein eigenes Architekmen?

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turbüro in Schaan.

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