Alumna des Monats September 2014

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«Für mich war das Studium in Liechtenstein insgesamt eine sehr sehr schöne Zeit» Alumna des Monats September 2014 Anke Sielker, MSc.


Liebe Anke, vielen Dank dass Du Dich bereit erklärt hast, unsere Alumna das Monats zu sein. Ich freue mich sehr auf unser Gespräch und möchte gerne mit einer Frage zu Deinen Beweggründen, überhaupt an die Universität Liechtenstein zu kommen, starten. Du hast vor Deinem Masterstudium „International Culture and Business“ an der Universität Passau studiert. Wie bist Du von diesem Studiengang zu einem Master in Banking and Finance gekommen und warum hast Du Dich für Liechtenstein entschieden? Genau, ich habe in Passau „International Culture und Business Studies“ studiert, mit dem Schwerpunkt Lateinamerikastudien und Geografie. Ich habe dann im Rahmen der Arbeit für einen Alumniverein jemanden kennen gelernt, der bei der „Swiss Re“ gearbeitet und mir das erste Mal erklärt hat, was Rückversicherungen machen. Diese Verbindung zwischen Naturkatastrophen, Geografie und der Wirtschaft, aber eben auch der Aspekt, inwiefern diese Produkte Menschen im Katastrophenfall direkt helfen, fand ich spannend. Ich habe dann festgestellt, dass ich in der Versicherungsbranche etwas Quantitativeres brauche, und habe mir einen entsprechenden Master ausgesucht. Ich habe mich auch bewusst für Finance entschieden und nach spannenden Studiengängen im diesem Bereich gesucht. Unter anderem nach dem Kriterium, dass er englischsprachig sein soll. Schlussendlich habe ich mich für den englischsprachigen Studiengang in Liechtenstein entschieden. Ich fand es besonders toll, dass zum einen das Konzept des Blockstudiengangs da war und zum anderen aber auch, dass Professoren von überall herkamen. Also dass wirklich die Expertise von verschiedenen Universitäten angezapft werden konnte. Und ausschlaggebend war am Ende auch, dass mir in den Bewerbungsgesprächen mit Professor Menichetti die Chance gegeben wurde, zu sagen: Ich finde Finance spannend, ich möchte das machen. Das hat sich als gute Wahl herausgestellt. Was Du jetzt im Moment machst, ist ja zu Teilen das Thema Deiner Abschlussarbeit. Trotzdem ist das natürlich, wenn man den kompletten Financebereich betrachtet, ein sehr enges Feld, eine Spezialisierung. Inwieweit würdest Du denn sagen – einmal abgesehen von Deiner Abschlussarbeit – dass Dich

Deiner Abschlussarbeit - dass Dich das Studium auf Deine momentan Tätigkeit effektiv vorbereitet hat? Oft sagt man ja, das eine ist das Studium und das andere ist die Arbeit, wo siehst Du die Brücke? Dazu kann ich nur sagen: Mein Studium hat mich sehr gut darauf vorbereitet. Zum einen ist es so, dass ich bewusst recherchiert habe, worüber ich meine Abschlussarbeit scheiben möchte. Ich wollte eben nicht in die reine Asset Management Schiene einschlagen, sondern den Bereich Rückversicherungen mit abdecken. Und bin so das erste Mal darauf gekommen, dass es Versicherungspolicen auch am Kapitalmarkt gibt, sogenannte Cat Bonds. Darüber habe ich dann meine Masterarbeit aus Investorensicht zur Einpreisung von Cat Bonds geschrieben. In dem Zusammenhang habe ich so viel recherchiert, dass ich auf eine komplett neues Arbeitsfeld gestoßen bin. So habe ich auch das erste Mal von meinem jetzigen Arbeitgeber gehört und mich dort beworben. Mein Arbeitgeber suchte eigentlich nicht nach jemandem mit einem Finance-Hintergrund, sondern eher nach jemandem mit einem geografischen Hintergrund. Aber durch meine Masterarbeit konnte ich dann doch herausstechen. Jetzt betreue ich bei uns im Büro sämtliche Banken und Kapitalmarktkunden und gerade das Verständnis im Bereich Portfoliomanagement kommt mir sehr zugute. Das freut mich sehr zu hören. Du bist ja nun in München gelandet, das ist geographisch nicht so weit weg. Trotzdem ist Liechtenstein ja ein sehr spezielles Land. Wie siehst Du jetzt aus der Rückblende oder auch aus Deiner jetzigen Position heraus, Liechtenstein als Finanzplatz? Beziehungsweise, ist das ein Ort von dem Du sagst, ich kann mir vorstellen, beruflich auch nochmal zurück zu gehen? Liechtenstein direkt nicht. Unsere Firma ist in Zürich sehr aktiv. Aber es gibt auch in Liechtenstein einige administrative Firmen, die Fonds verwalten, die in Katastrophenanleihen investieren. Grundsätzlich finde ich Liechtenstein sehr schön, würde auch nicht ausschließen zurück zu gehen. Wobei mein Arbeitsfeld jetzt inhaltlich wirklich so spezialisiert ist, dass die großen Arbeitgeber eher in Zürich, in den USA oder in München sitzen. Einer unserer großen Kunden jedoch ist die LGT, die auch


schon einmal an der Universität Liechtenstein zu einem Alumni-Vortrag oder einer Afterwork Lecture zu Gast war. Das ist insofern ganz spannend, dort dann auch mit alten Studienkollegen, die jetzt „auf der anderen Seite“ sind, wieder zusammen zu arbeiten. Du hast ja jetzt Deinen Bachelor gemacht, direkt anschließend Deinen Master in Angriff genommen, diesen aber doch schon vor wieder fast zwei Jahren abgeschlossen.

Nach einem Abschluss hat man ja immer das Gefühl, dass man fertig ist, erst einmal Ende mit Studium. Bist Du schon wieder an einem Punkt, an dem Du sagst: Ich möchte noch mehr lernen, vielleicht einen MBA absolvieren oder eine Promotion? Bist Du noch wissensdurstig? Also ich hatte eine Promotion schon immer im Hinterkopf, wobei ich jetzt akut meinen Beruf so spannend finde, dass ich das erst einmal weitermachen möchte. Viele unserer Kunden haben auch einen Doktortitel und auch viele Kollegen bei uns im Unternehmen. Und es werden sehr viele Doktoranten angestellt. Aber im Moment passt es gerade genauso wie es ist. Ausschließen tut man es nicht, ich verstehe. Du bist jetzt zwei Jahre hier, wie geht es weiter? Ich habe jetzt gerade mehr Verantwortung im Unternehmen selber übernommen. Das bedeutet erweiterte Verantwortung direkt im Kundenbereich. Und ich arbeite in Projekten mit unserem Hauptquartier in Boston zusammen und habe da vor kurzer Zeit intern noch ein zwei richtig große Schritte gemacht. Wenn das so weiter geht, dann macht das schon sehr viel Spaß.

Dann geht es auch noch weiter nach oben innerhalb des Unternehmens? So wirkt das im Moment. Das fände ich persönlich sehr aufregend und herausfordernd. Lassen wir den Job erst mal kurz beiseite – Ich weiss ja, dass Du nach wie vor nicht sehr oft, aber sehr gerne in der Region Rheintal bist – zum Skifahren und Wandern.

Ja, ich bin häufig in der Region Rheintal und komme sehr gerne zurück, besuche Freunde und mag die Berge auch sehr. In Deinem Studium hast Du ja die Entwicklung von Hochschule zu Universität und auch dann in der Anfangsphase der Universität live mitbekommen. Dadurch dass Du noch sehr engen Kontakt zur Universität hast und auch zu Menschen, die nach wie vor an der Universität sind, was würdest Du sagen? In welche Richtung sollte sich die Universität weiterentwickeln? Ich fand die Entwicklung der Uni bisher sehr gut. Ich hoffe, dass sie weiterhin dieses internationale Konzept betreibt. Für mich waren die großen Argumente, die damals für die Universität Liechtenstein gesprochen haben, der Blockunterricht und Verknüpfung zu internationalen Professoren und Doktoranden. Und da würde ich mich sehr freuen, wenn das weiterhin so bleibt. Insbesondere in der Wechselwirkung des kleinen, familiären und persönlichen Umfeldes der Uni Liechtenstein mit dem stark internationalen Ansatz sehe ich grosses Potential.


Wenn Du jetzt bei uns eine Studienberatung machen würdest. Was würdest Du den Studierenden grundsätzlich mitgeben, die gerade denselben Studiengang absolvieren? Was ich am Master „Banking and Financial Management“ gut fand, dass er so rund ist und viele Felder abgedeckt hat im Bereich Finance. Den Tipp, den ich persönlich aus meiner Erfahrung heraus geben kann ist, die Masterarbeit wirklich zu nutzenum die eigenen Interessen zu vertiefen und die Masterarbeit auch als Möglichkeit zum Berufseinstieg zu sehen. Das hat bei mir sehr gut geklappt. Nicht nur, dass dies nachher ein schlagendes Argument war mich einzustellen, sondern es war auch für mich persönlich die Findungsphase, in der ich herausgefunden habe, was ich beruflich machen möchte. Darüber hinaus kann man so auch den Markt und die Branche erforschen, um dann auftreten zu können mit dem Argument: Ich bin Spezialist auf dem Gebiet. Eine Frage, die insbesondere die Studierenden interessieren wird: Habt ihr auch Studentenjobs oder Praktika, die man an der Universität Liechtenstein ausschreiben könnte? Also in den USA ja, in unserem Münchner Büro nicht. In den USA stellen wir viele Werkstudenten an. In unserem Insurance-Linked Securities Team, also in dem Capital Market Team in Boston, stellen wir Praktikanten ein und wir haben regelmäßig Einstiegspositionen. In unserem Münchner Büro haben wir derzeit allerdings auch drei Einstiegspositionen offen. Also sozusagen der Aufruf an alle, die jetzt gerade Masterarbeit schreiben, sich bei Dir zu bewerben? Ja, gerne. Es ist ein spannendes Arbeitsumfeld und das Beste vor allem ist, die Kollegen sind nicht nur privat sehr nett, sondern es sind sehr viele, unglaublich spannende Leute in diesem Unternehmen, von denen auch ich immer wieder viel lernen kann. Du bist in Passau auch schon in einem Alumniverein aktiv. Nachdem wir uns als Universität verstärkt diesem Thema widmen, eine Frage dazu: Was würdest Du Dir wünschen bzw. welche Erfahrungen

«Ich sehe die Masterarbeit als Möglichkeit zum Berufseinstieg»


aus Deiner bisherigen Alumniarbeit würdest Du uns als Tipp mit auf den Weg geben? Also zum Alumniverein gekommen bin ich, da ich als Studentin dort im Vorstand war. Das war eine sehr gute Erfahrung. Insbesondere dass die Absolventen in ihren Berufen selbst oft so eingebunden sind, dass sie wenig Zeit für einen Verein haben. Daher finde ich die Lösung, das im Austausch mit Studierenden zu organisieren sehr gut. Ich fahre auch immer wieder gern nach Passau zurück, einmal im Jahr zu einem Symposium oder zu einer Veranstaltung. Zurück zu kommen gibt mir die Möglichkeit, mich zu informieren, was sich in Liechtenstein und an der Uni getan hat und man kann sehr gut dabei in Erinnerungen schwelgen… Ein großes Thema an unserer Universität ist die Interdisziplinarität – zwischen den Studiengängen und insbesondere zwischen beiden Fachbereichen, Architektur und Wirtschaft. Interdisziplinarität ist auch etwas, was Du am eigenen Leib erfahren hast, mit den beiden Bereichen Geographie und Wirtschaftswissenschaften… Ja, die Brücke war immer da. Ich persönlich habe die Grenzen an der Uni auch gar nicht als so starr erlebt: Viele meiner sehr guten Freunde aus dem Studium kamen aus dem Entrepreneurship Studiengang und einige auch aus der Architektur. Ich hab in meiner WG mit BPM-Studierenden zusammen gewohnt – insofern denke ich, dass sich spätestens in der Freizeit und beim Feiern alle wieder zusammen finden. Aber jetzt mal abgesehen vom gemeinsamen Feiern: Siehst Du in Deinem Job Anknüpfungspunkte zu „Fachfremden“, zu jemandem der zum Beispiel Entrepreneurship oder Raumentwicklung studiert hat? Ja, auf jeden Fall. Wahrscheinlich sogar zu allen Studiengängen. Ich beginne vielleicht mal mit Entrepreneurship. Einige meiner Kunden sind junge Firmengründer, die ihren eigenen Fonds gründen und in der Gründungsphase nach einer Risikomodellierungssoftware suchen. Da erkennt man dann den ganzen Aufbauprozess einer Unternehmung wieder. Ausserdem sind wir eigentlich eine Softwarefirma. Das heißt wir

entwickeln selber Software, die Modelle darstellt. Diese wird eigentlich am kompletten Ablauf des Unternehmens entlang entwickelt. Und dementsprechend arbeiten wir als Unternehmen, als Kundenberater aber auch unsere IT mit Leuten aus dem Business Process Management. Wenn wir Modelle entwickeln, unter anderem Naturgefahrenmodelle, bei denen Schadenswahrscheinlichkeiten berechnet werden, spielt auch Raumplanung eine große Rolle. Wo werden Häuser gebaut, werden sie gebaut in der Gegend, wo Naturkatastrophen eine Rolle spielen? Innerhalb des Konzerns würden wir also für Absolventen mit den unterschiedlichsten Abschlüssen irgendwo eine Einstiegsmöglichkeit sehen…

„Zurück zu kommen, gibt mir die Möglichkeit mich zu informieren, was sich in Liechtenstein und an der Uni getan hat und man kann sehr gut dabei in Erinnerungen schwelgen…“ Internationalität hast Du ja schon angesprochen. Welche internationalen Erfahrungen hast Du gemacht und was nimmst Du daraus für Deinen Job mit? Ich habe vor allem den Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen „gelernt“. Das sagt sich immer so leicht. Aber wir arbeiten in der Tat gerade im ITBereich mit vielen indischen Kollegen zusammen. Und durch meinen Aufenthalt in Indien ist es nicht nur so, dass die thematischen Anknüpfungspunkte von Seiten der Arbeit vorhanden sind, sondern ich kenne auch die Arbeitsweise und habe Gesprächsthemen, die es mir leicht machen, Sympathie zu wecken. Das Zweite sind sicherlich die Sprachkenntnisse: Sich z.B. im Englischen auch im Alltag wirklich sicher zu fühlen, hilft im Job sehr weiter. Abgesehen davon, dass es einfach auch eine sehr schöne Zeit war. Also mein Tipp: Auf jeden Fall ins Ausland gehen.


Wo fühlst Du Dich wohler? Hier in München oder in Liechtenstein und Umgebung? Ganz spontan! Also ich fand Liechtenstein und Umgebung schon schöner, die Berge sind dort näher. Du bist ein großer Naturfan, das wissen wir jetzt. Von Deiner Begeisterung für Indien haben wir auch schon gehört. Was sind weitere Erlebnisse aus Deiner Studienzeit, von denen Du sagt, daran erinnere ich mich gerne zurück? Ja, da gibt es zwei Sachen. Das eine sind die langen Nächte im Gruppenraum, gemeinsam leidend durch Seminararbeiten, 24 Stunden Paper oder Econometrics Klausuren. Und eine sehr schöne Erinnerung: die netten Apéros und die damit einhergehenden Gespräche nach vielen Veranstaltungen. Spannend, woran man sich am meisten erinnert… Während des Studiums hat man natürlich immer das Gefühl, dass alles unglaublich viel ist und dass sich alles nur um das Studium dreht. Siehst Du das im Nachhinein auch noch als sehr intensive Zeit an? Ich habe mich schon sehr reingehängt ins Studium, aber ich fand nicht, dass mein Privatleben darunter gelitten hat. Ich glaube, dass das ganz normal ist, dass das Studium manchmal hart und zeitaufwendig ist. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ein Ausgleich immer möglich und auch vorhanden war. Natürlich ist die Studienzeit intensiv, insbesondere in einem so anspruchsvollen Masterprogramm, aber das erwarte ich auch! Gerade Liechtenstein bietet aber so viele Möglichkeiten: Zum Beispiel nach Malbun zum Skifahren zu gehen, bevor man sich in die Bibliothek setzt. Diese Angebote habe ich auch sehr genutzt. Für mich war das Studium in Liechtenstein insgesamt eine sehr, sehr schöne Zeit. Und ich sage es gern nochmals: Es war eine ganz tolle Zeit und ich hoffe, dass an der Uni alle mit so viel Begeisterung weiter gemeinsam und international lernen und feiern. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Dir für das nette Gespräch und freue mich auf Deinen nächsten Besuch an der Universität Liechtenstein.

Zur Person Anke Sielker ist seit 2012 Client Services Associate bei AIR Worldwide in München. Nach ihrem Bachelorstudium an der Universität Passau absolvierte sie von 2010 bis 2012 den Masterstudiengang Banking and Financial Management an der Universität Liechtenstein. Ihre Freizeit verbringt sie mit Vorliebe in den Bergen oder auf Reisen.

Die Autorin Verena Burtscher ist an der Universität Liechtenstein als Leiterin der Koordinationsstelle für Alumni, kulturelle und studentische Aktivitäten für den Aufbau des Alumninetzwerks verantwortlich.


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