Alumnus des Monats Juni 2014

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Alumnus des Monats Juni 2014


UNIVERSITÄT LIECHTENSTEIN ALUMNI DES MONATS

Andreas Brüllhart beim Powdern mit Skiern basierend auf eigener Technologie

Ski Heil in Liechtenstein und Fribourg Andreas Brülhart vereint beides, Wissenschaft und Praxis. Als Gründer hat er sein Hobbby quasi zum Beruf gemacht und während des Studiums die Firma Bcomp mitgegründet. Bcomp entwickelt und verkauft hochwertige Halbfabrikate aus Flachs, die unter anderem einen hohen Mehrwert in der Skiproduktion bieten. So hat er immer einen Grund um in die Berge zu gehen. Als Doktor der Wirtschaftswissenschaften zeichnet er unter anderem als Studiengangsleiter für den Master in Entrepreneurship an der Hochschule für Wirtschaft Fribourg verantwortlich und gibt sein Gründungswissen an die nächste Generation weiter. Servus Andreas. Wie war denn das Skifahren am Wochenende? Nutzt Du beim Skifahren auch Skier mit eurer eigenen Technologie der Firma Bcomp?

Das heißt, Du bist in der Firma auch noch involviert? Nebenher zu Deinem normalen Job als Studiengangsleiter sozusagen. Ist das nicht eine Doppelbelastung?

Bezüglich Gründung, wie kam es damals eigentlich dazu? Ihr habt ja als Team gegründet und das auch noch neben dem Studium, eine spannende Konstellation.

Andreas Brülhart: Schlussendlich war ich doch nicht Skifahren, sondern bei einem Hockey-Turnier, dafür habe ich auch das Skifahren mal sausen lassen. Aber gestern war ich noch kurz auf der Piste mit guten Schneebedingungen. Das hat schon Spaß gemacht. Ich habe natürlich Ski, die sind schon etwas älteren Datums, aber die fahre ich nach wie vor gerne. Die haben noch nicht unsere Technologie an Bord. Aber dann habe ich auch Skier neueren Datums und die sind selbstverständlich dann von Herstellern, die unsere Technologie nutzen. Das ist ja eine Selbstverständlichkeit.

Andreas Brülhart: Also Stand April 2014 habe ich eigentlich zwei Jobs. Der eine Job ist an der Hochschule Fribourg mit einigen Fächern, die ich unterrichte. Auch habe ich einige Forschungsprojekte zu betreuen. Das macht über den Daumen gepeilt 40 % meiner Zeit aus und dann bin ich zu 60 % bei Bcomp ( w ww. bcomp.ch ) angestellt und kümmere mich da vor allem um administrative Themen, wie z.B. Supply-Chain Themen. Ab März werde ich aber operativ nicht mehr für Bcomp tätig sein und entsprechend bin ich momentan auf der Suche, was ich dann mit meiner Zeit anfange. Ich befinde mich sozusagen in einer neuen Orientierungsphase.

Andreas Brülhart: Da muss ich ein bisschen ausholen. Das ist eine Geschichte die schon 2002 / 03 angefangen hat. Wir sind vier Mitgründer und einer dieser Mitgründer hat seinerzeit mit einem amerikanischen Geschäftspartner eine Skifirma gegründet, die sich auf Freerideski aus Carbon spezialisiert hat. Allerdings waren die Gründer sehr viel unterwegs und einfach mehr auf den Skiern als im Büro. Diese Firma und Skier namens « DPS Ski » gibt es heute noch und ich habe seinerseits die Diplomarbeit für sie geschrieben zum Thema « Auswahl der richtigen Partner ». Wir haben Gefallen gefunden an dem Thema und 2004 nach Ende des Projektes Kontakt gehalten. Wir haben uns die 2


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Andreas Brüllhart, Studiengangsleiter und Gründer Frage gestellt: Sollten wir nicht noch mal versuchen? Und irgendwann kamen Julien und Christian mit an Bord die entdeckt haben, dass man Carbonski mit Flachsfasern wesentlich verbessern kann. Irgendwann sind wir an den Punkt gekommen zu erkennen, dass es keine x-te Skimarke braucht, aber wir vielleicht Zulieferer der Skiindustrie werden können. Das hat dann seinen Lauf genommen und daraus haben wir den Case Bcomp gesponnen. Das klingt auf jeden Fall interessant. Erstens für jeden Skifahrer selbst und zweitens auch, da heutzutage immer mehr Menschen mit Dienstleitungen gründen und weniger mit einem konkreten Produkt oder sogenannter Technologie. Ist das ein Vorteil, wenn man mit einem Produkt gründet? Andreas Brülhart: Ja das ist es absolut, da hast Du Recht. Und wenn ich da gleich einschieben darf, das hat uns in der Frühphase sehr geholfen, etwas herzustellen was tangibel ist. Jeder kennt das Endprodukt. Es fällt den Leuten sehr viel einfacher zu verstehen was wir machen, als wenn wir irgendwie das

nächste soziale Netzwerk oder eine sonstige Dienstleistung anbieten. Das ist auch etwas, was mich fasziniert hat. Obwohl wir eigentlich intern wenig produzieren, das Meiste lagern wir auch aus. Wir haben Zulieferpartner oder Herstellpartner, die dann Teile der Arbeit für uns übernehmen. Aber wir verkaufen ein Produkt, dass man in die Hand nehmen kann und allen ist sofort klar, für was dieses Produkt eigentlich gebraucht werden kann, das macht es spannend – absolut. Und abgesehen von dem Vorteil, dass ihr mit einem Produkt gegründet habt, welche Tipps könntest Du uns als Studierenden hier an der Uni geben, wenn wir gründen wollen? Andreas Brülhart: Gerade in der Frühphase musst du ja sehr viele Leute überzeugen. Sei es Geldgeber, seien es Jurys von Wettbewerben, die einen Preis ausgerufen haben oder seien es die ersten Kunden. Und da hilft es, wenn Du ein Team am Start hast, das sämtliche Kompetenzen vereint. Wir hatten zwei Gründer mit wirtschaftlichem Hintergrund und auf der anderen Seite zwei

Techniker, die sich gegenseitig auch gut ergänzt haben. Auch ist es gut, schnell einen Prototypen herzustellen und zu versuchen den bei Irgendjemandem « reinzudrücken ». Wir hatten einfach sehr schnell etwas vorzuzeigen und konnten so unsere Geschichte darum aufbauen. Das ist extrem wichtig und bedeutet auch, dass Du intern im Team eine sehr steile Lernkurve hast. Weil du nicht alles am Reißbrett und am Computer ausdenken kannst und dann erst am Tag x in die Realität rausgehen. Es ist einfach extrem wichtig, dass man Daten sammelt, die dir helfen, deine Hypothesen zu bestätigen. Deine Annahmen anzupassen, ich denke das ist zentral. Das ist für uns positiv zu hören. Nicht nur in der Uni zu sitzen, sondern das dann auch konkret einmal anzupacken und in die Hand zu nehmen. Andreas Brülhart: Ja genau, das kann ich nur bestätigen. Wenn man Entrepreneurship studiert, dann hat man die Werkzeuge. Man hat das theoretische Wissen, aber vielleicht fehlt es der Generation Internet ein bisschen daran, wirklich auch einen Kunden aus Fleisch 3


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und Blut zu treffen und nicht nur eine Webrecherche zu machen und sich so seine Daten zu sammeln. Wie funktioniert eine Industrie, was haben sie für Zyklen, was ist zentral in der Industrie und worauf basieren die Entscheidungen? Da hilft es, wenn Du eine sexy Story hast, die Dir die Türen öffnet. Aber dann musst du das auch nutzen, dann musst du wirklich hinausgehen an den Markt. Ihr habt ja in Fribourg gegründet und hattet sicher gute Gründe dafür. Uns würde noch interessieren, nachdem Du jetzt ja auch an der Uni als Dozent für Gründungstätigkeiten zuständig bist, was für Liechtenstein als Gründerregion spricht? Andreas Brülhart: Vielleicht beschreibe ich kurz, wieso wir in Fribourg gegründet haben. Das war für uns der geografische Mittelpunkt sämtlicher Gründer. Für uns war das ein zentrales Kriterium, weil es ist noch heute so, dass die Leute mit dem Zug anreisen, um zur Arbeit zu kommen. Auch haben wir sehr schnell gemerkt, dass wir in Fribourg auch ein bisschen offene Türen einrennen, weil der Kanton und die Stadt einen Zero Carbon Technology Park auf die Beine stellen und da waren wir ein willkommener Vorzeigefall. Wir haben auch Unterstützungskredite bekommen und das war sehr wichtig am Anfang. Deswegen haben wir uns für Fribourg entschieden. Was Liechtenstein anbelangt … ich glaube in dem Ecosystem ist auch alles vorhanden und gut für Entrepreneurship geeignet. Mit dem NTB in Buchs hast du zum Beispiel die Techniker, mit der Uni Liechtenstein hast du Leute in der Weiterbildung. Ich denke die Region bietet sehr viele gute Voraussetzungen. Aber die Standortwahl war jetzt nicht eine analytische Entscheidung sondern es hat sich so ergeben – die Verkehrsanbindung war halt schon wichtig.

allem aus meinem Jahrgang. Es gibt einige, mit denen ich mich regelmäßig treffe und austausche. … Man ist natürlich immer irgendwie verlinkt über Xing, LinkedIn oder Facebook. Aber das soll ja noch mehr werden ab 23. Mai, da freue ich mich schon alle wieder zu sehen. Lass uns noch einen Blick in die Zukunft wagen. Wie siehst Du die Entwicklung der Universität Liechtenstein und in welche Richtung kann es Deiner Meinung nach noch gehen? Andreas Brülhart: Ich bin ja schon ein ziemliches Stück weg. Aber was nicht nur in Liechtenstein, sondern überall gepusht werden sollte ist, dass sich Studierende sehr früh mit Studierenden anderer Fachrichtungen austauschen und da meine ich jetzt nicht Entrepreneurship und Banking beispielsweise. Sei es mit Naturwissenschaftlern, sei es mit Ingenieuren. Als Wirtschaftler ist es mit unglaublichem Mehraufwand verbunden, wenn ich im technischen Bereich eine Mitsprachekompetenz haben will, in Gesprächen mit Kunden oder mit Herstellpartnern. Es tut ganz gut, wenn man schon im Studium mit Technikern spricht und merkt, dass sie ein anderes Vokabular haben, dass sie anders sprechen, anders argumentieren. Dieses Interdisziplinäre sollte man noch viel mehr fördern in meinen Augen, weil das beiden Seiten hilft, miteinander zu kommunizieren und voneinander zu lernen. Deshalb hätte unser Studiengang Entrepreneurship eigentlich gute Voraussetzungen. Wir waren zum Beispiel am NTB in Buchs, aber das ist sicher noch etwas, das man noch ausbauen kann. Und auch bei den Architekten findet man sehr viele Parallelen zu jemandem, der sich selbstständig macht.

Alumnitreffen 23. Mai – E10 – Alumnitreffen des Masterstudiengangs ENT zum 10-jährigen Jubiläum Weitere Veranstaltungen: uni.li/alumni

Zum Autor Felix Cramer von Clausbruch studiert an der Universität Liechtenstein das Masterprogramm in Entrepreneurial Finance im vierten Semester und schreibt seine Abschlussarbeit zu universitären Inkubatoren. Als studentischer Mitarbeiter der « Koordinationsstelle für Alumni, kulturelle und studentische Aktivitäten » freut er sich über jede Gelegenheit des Austauschs mit Ehemaligen, denn eine Universität kann nur so stark sein, wie das Netzwerk, das sie unterstützt.

Hast Du noch Kontakt hier zur Uni oder zu einzelnen Mitarbeitern, zu Alumni? Andreas Brülhart: Ja, mit einigen Ehemaligen vom Lehrstuhl habe ich sehr viel Kontakt. Das sind Thomas Götzen oder Simon Zäch, Daniel Müller und natürlich mit meinem Doktorvater Professor Dr. Urs Baldegger. Und dann mit Alumni vor 4


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