5 minute read
UNIVERSITÄT LIECHTENSTEIN AKADEMISCHE ENTWICKLUNG
Der gesamte Transformationsprozess hin zu Schools erfolgte im Jahre 2022 unter breitem Einbezug von Vertreterinnen und Vertretern der Akademie, Verwaltung sowie des Rektorats. Darüber hinaus erfolgten über den gesamten Prozess zahlreiche Einzelgespräche, wodurch die Stakeholder der Organisation persönlich abgeholt und eingebunden werden konnten. Somit basierte das Transformationsprojekt über die gesamte Projektdauer auf einer breit angelegten Partizipation der verschiedenen Interessensgruppen der Universität.
Teilautonomie und flache Hierarchien als Erfolgsfaktoren der Schools
Advertisement
Ab 1. Januar 2023 wird die Universität Liechtenstein in Schools organisiert sein, die von einem effizienten Servicebereich unterstützt werden. Schools sind Organisationseinheiten, die teilautonom agieren und so flexibel auf neue Anforderungen in Forschung und Lehre reagieren können. Innerhalb von Schools ist das akademische Personal in einer flachen Hierarchie organisiert. Professorinnen und Professoren auf verschiedenen Ebenen (Assistenzprofessorinnen und Assistenzprofessoren, Assoziierte Professorinnen und Professoren und «Full»-Professorinnen und -Professoren) arbeiten gleichberechtigt miteinander. Lehrstühle werden mit der Einführung von Schools abgeschafft.
Dies hat folgende Vorteile:
> Förderung und Stärkung des akademischen Nachwuchses, da dieser eigenverantwortlich handeln kann (anstelle von einer hierarchischen Zuordnung zu Professorinnen und Professoren)
> Flexible Zusammenarbeit in Forschungs- und Weiterbildungsprojekten (da starre, lehrstuhlorientierte Organisationsstrukturen aufgehoben werden).
> Sichtbarkeit des gesamten akademischen Personals
> Neue Fördermöglichkeiten (Förderer können akademisches Personal auf allen Ebenen fördern, nicht nur auf der Ebene von Lehrstühlen)
Es existieren zwei Arten von Schools, die eine Matrix bilden: fachbezogene Schools und lehrbezogene Schools. Die lehrbezogenen Schools entwickeln gemeinsam Ausbildungsprogramme mit den fachbezogenen Schools und pflegen das Lehrportfolio der Universität. Sie beziehen Leistungen aus den drei fachbezogenen Schools. Darüber hinaus sind sie für die Harmonisierung des Lehrangebots durch ein kontinuierliches Portfoliomanagement verantwortlich und stellen so den effizienten Ressourceneinsatz sicher. Innerhalb der Schools sowie über die School-Grenzen hinweg wird interdisziplinär an den strategischen Kernthemen zusammengearbeitet. Die Zusammenarbeit zwischen den Schools wird von einem gemeinsamen Board koordiniert.
Fachbezogene Schools: Liechtenstein Schools of Architecture, Liechtenstein Business School und Liechtenstein Business Law School
Jede der drei fachbezogenen Schools erfüllt ein Grundleistungsangebot in Forschung, Lehre, Aus- und Weiterbildung sowie Wissens- und Technologietransfer. Dieses Angebot bildet die Grundlage für die Planung der Professuren der jeweiligen School. Der Aufbau der Schools folgt einem Modell partizipativer School-Mitglieder mit dem Ziel, lokales und internationales Wirken in Forschung, Lehre und Wissens- und Technologietransfer zu verbinden. Das akademische Personal ist in einer flachen Hierarchie organisiert. Dies fördert die Interdisziplinarität sowie agiles Handeln. Gleichzeitig gestattet die flache Hierarchie die langfristige Zusammenarbeit im Rahmen von Forschungsprogrammen und erhöht die Fähigkeit der Universität, Netzwerke in Liechtenstein zu bilden.
Die disziplinären Bereiche der Universität – Architektur und Raumplanung, Wirtschaftswissenschaften (Entrepreneurship, Finance und Wirtschaftsinformatik) und Wirtschaftsrecht – werden in fachbezogenen Schools mit Fokus auf Architecture, Business sowie Business Law gebündelt. Diese Schools arbeiten an Projekten in den Kernthemen Nachhaltigkeit und Raumentwicklung, Digitalisierung und Innovation sowie Gesellschaft und Verantwortung. Fachbezogene Schools erbringen primäre Leistungen der Universität in Forschung, Aus- und Weiterbildung sowie Wissens- und Technologietransfer. Aus Forschungssicht betreiben die drei fachbezogenen Schools sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsbezogene Forschung. Die fachbezogenen Schools sind durch Effizienz, flache Hierarchien und partizipative Entscheidungsfindung gekennzeichnet. Schools sichern die akademische Freiheit und fördern den Nachwuchs. Die flache Hierarchie ermöglicht Leistungsträgerinnen und Leistungsträgern ein Wirken im Fürstentum Liechtenstein, da sie eigenständig handeln können.
Lehrbezogene Schools: Undergraduate / Graduate School und Liechtenstein Executive School
Der Studienbetrieb soll von der Undergraduate / Graduate School (UGS / GS) und der Liechtenstein Executive School (LES) verantwortet und durchgeführt werden. Die Inhalte für die Studienangebote werden von den fachlichen Schools bereitgestellt und unter Einbeziehung der Curriculumsgremien qualitätsgesichert. Koordiniert von gemeinsamen Gremien (Boards) entwickeln die beiden lehrbezogenen Schools gemeinsam mit den fachbezogenen Schools neue Ausbildungsprogramme auf Bachelor-, Master- und Doktoratsebene sowie auf Ebene der Weiterbildungsprogramme. Sie sind verantwortlich für den Studienbetrieb in Aus- und Weiterbildung. Sie betreiben ein Portfoliomanagement, um das Lehrangebot der Universität zu harmonisieren und den effizienten Ressourceneinsatz sicherzustellen.
Für die Nachwuchsförderung und die Universität als Arbeitgeberin
Die Universität hat im Jahre 2020 ein Nachwuchsförderungskonzept in Anlehnung an schweizerische Standards erarbeitet und in der Folge laufend umgesetzt. Die Installierung und konsequente Umsetzung von fachlichen Schools ist entscheidender Bestandteil der Nachwuchsförderung und wird aus Sicht des akademischen Nachwuchses – dem Mittelbau als dem akademischem Rückgrat der Universität mit mehr als 70 Angehörigen – uneingeschränkt unterstützt.
Akademische Entwicklung
Aus Sicht des akademischen Nachwuchses sowie der Universität als Arbeitgeberin, die gemäss Eignerstrategie und Leistungsvereinbarung mit der Liechtensteinischen Regierung gehalten ist, auf eine starke Nachwuchsförderung zu setzen, ergeben sich mit den Schools folgende Vorteile:
> Die Struktur der Schools entspricht dem Zeitgeist und den Vorstellungen der Generation Z, die bis dann sowohl als Studierende wie auch als Akademikerinnen und Akademiker Zielgruppe der Universität Liechtenstein sein werden. Die junge Generation an Akademikerinnen und Akademikern stellt Ansprüche an selbstständiges Arbeiten und Forschen als Grundbedingung für eine Anstellung.
> Flache Strukturen steigern die Attraktivität der Universität als Arbeitgeberin, da die Früchte der eigenen Arbeit sichtbar werden und nicht wie in der Vergangenheit der Fakultät bzw. den Professorinnen und Professoren zugeschrieben werden. Hierarchische Strukturen werden somit überholt.
> Ein hohes Niveau der Lehre gepaart mit flachen Hierarchien wirkt anziehend auf junge kreative Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und sollte eine gewisse Sogwirkung gegenüber diesen und den Studierenden entfalten.
> Ein gutes Karrieresprungbrett wird durch innovative und interdisziplinäre Themen in den Schools unterstützt werden, damit die zeitlich begrenzten Engagements einen grösstmöglichen Nutzen für die Jungakademikerinnen und -akademiker bieten. Der Ruf der Universität Liechtenstein muss eine fruchtbare Basis für weitere Anstellungen und Karriereschritte sein.
> Als Arbeitgeberin kann sich die Universität Liechtenstein profilieren, indem sie jungen Akademikerinnen und Akademikern attraktive monetäre Anstellungsbedingungen bietet und vielseitige Modelle an Professuren in ihre Organisation implementiert.
Effizienter Service-Bereich und unterstützende Support-Prozesse
Zum Erfolg der Neuorganisation der Akademie mit Schools wird der Service-Bereich einen wichtigen Beitrag leisten müssen. Einerseits werden Prozesse kontinuierlich verbessert, um mögliche Performanceverbesserungen zu realisieren, andererseits besteht Raum für Innovation, um eine höhere Performance zu ermöglichen. Dabei sollen die Akademie und der Service-Bereich den Grundsätzen der Good Governance folgend, zu einem verantwortungsvollen Handeln verpflichtet werden. Es wurden bereits zahlreiche Massnahmen ergriffen, wozu namentlich auch die Schaffung und Besetzung spezifischer Funktionen notwendig wurden. Dementsprechend wurden die Anstrengungen intensiviert, um den neuen Anforderungen im Bereich Datenschutz, Nachhaltigkeit, Compliance und Risk Management gerecht zu werden. Die konsequente Umsetzung des Service-Bereichs unterstützt die Universität bei der Erreichung ihrer strategischen Ziele. Grundprinzipien der Verwaltung sind klare Aufgaben-, Kompetenz- und Verantwortungsbereiche sowie die Sicherstellung des schonenden Umgangs mit öffentlichen Mitteln.
Externe Sonderprüfung bestätigt Governance und Strategie
Die Regierung hat im Frühjahr 2022 eine externe Sonderprüfung bei einem Schweizer Forschungs- und Beratungsunternehmen zum Transformationsprozess der Universität in Auftrag gegeben. Universitätsrat und Rektorat haben diese Sonderprüfung sehr begrüsst und freuen sich über die Ergebnisse, welche den eingeschlagenen strategischen Weg bestätigen.
Das Gutachten zur Sonderprüfung hat aufgezeigt, dass
> die Governance der Universität Liechtenstein «State of the Art» ist;
> das Zielsystem für die Universität Liechtenstein, wie es im Zielbild 2030 festgehalten wurde, als konsistent bezeichnet werden kann;
> klare Zusammenhänge zwischen der organisatorischen Neuausrichtung mit der Einführung von Schools und flacheren Hierarchien einerseits und den Zielen der Nachwuchsförderung, der Interdisziplinarität sowie der angestrebten, verstärkten Effizienz andererseits bestehen und
> es einer realistischen Erwartung entspricht, dass die Attraktivität der Universität Liechtenstein mit der in der Entwicklungs- und Finanzplanung 2023–2026 sowie dem Zielbild 2030 erarbeiteten und dargelegten Strategie gesteigert und ihre Position dadurch gestärkt werden kann.
Die externen Prüfer kommen dabei ebenso wie der Akkreditierungsbericht AAQ zum Schluss, dass die akademische Weiterentwicklung der kleinen Universität nur dann erfolgreich sein kann, wenn die Support- und Servicebereiche im Gleichschritt mit dieser Entwicklung mitziehen. Klarerweise ist die Finanzierung der Support- und Servicebereiche dabei ausschliesslich Sache des Trägers und Eigners der Universität und kann niemals drittmittelfinanziert erfolgen.
Mit Blick auf den Erfolg der Umsetzung der Strategie, Transformation und Entwicklungsplanung weisen die externen Prüfer über den von der Universität in der Entwicklungsund Finanzplanung 2023–2026 dargelegten Finanzierungsbedarf hinaus darauf hin, dass > während einer Transformationsphase Zusatzressourcen notwendig sind, um die zusätzlichen Aufgaben qualitativ hochstehend leisten zu können und um fehlende Routinen in neuen Prozessen zu kompensieren;
> Change-Prozesse in der Phase des Wandels erfahrungsgemäss zudem zusätzliche Finanzmittel benötigen – bevor letztlich Synergien und Effizienzgewinne realisiert werden können;
> die für einen solchen Transformationsprozess benötigten Zusatzmittel sorgfältig zu planen und bereitzustellen sind.