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POTTpourri

POTTpourri

Früher war der Pudding zwar blasser, dafür aber ernährungstechnisch wertvoller als heutzutage. Doch dann kam Dr. Irgendwas und hat ihn als Pulver in eine Tüte gezwängt. Das ist natürlich praktisch und zeitökonomisch – so wie Tomaten aus dem Gewächshaus, die zu jeder Jahreszeit griffbereit im Supermarkt liegen. Nur, wer einmal sonnengereifte Tomaten aus dem Garten probiert hat, kann die Geschmacklosigkeit der roten Industriekugeln nicht mehr wirklich – jedenfalls nicht mit Genuss – ertragen.

„Essen ist der Sex des Alters“, besagt ein Sprichwort. Demnach würden wir schon in jungen Jahren stark altern, denn immer mehr junge Menschen investieren gerne Zeit und Geld in eine gesunde Nahrungszufuhr. Der Trend geht weg vom Fast Food hin zum Slow Food. Die Zubereitung wird zum Event, das gerne via Insta oder Pinterest mit Freunden und Familie geteilt wird. Dabei geht es weniger um das perfekte Foto als um den natürlichen Geschmack, denn beim Essen rückt die Qualität statt der Quantität in den Vordergrund. Die Geiz-ist-GeilMentalität zählt höchstens noch bei technischen Gadgets am Black-Friday.

DIE ZUKUNFT ISST GRÜN

Wochenmarkt und Urban Gardening als gelebtes Event

Neue Konzepte wie das „Intuitive Essen“ sind hip, ganz zu schweigen von Low-Carb sowie vegetarischen oder veganen Alternativen zu traditionellen Gerichten. Bei so viel Nahrungsbewusstsein braucht es natürlich noch die passenden Bezugsquellen. Zwar springt auch die Industrie auf den rasanten Futterzug auf und will mit scheinheiligen Bio-Zertifi katen und Veggie-Labels ein Stück vom neuen Lebensmittelkuchen abhaben. Allerdings wurde durch manchen Lebensmittelskandal viel Vertrauen verspielt, so

dass sich fast vergessene Lieferanten wie der Hofl aden von nebenan oder der Wochenmarkt über wachsende Beliebtheit freuen können.

Vor allem die junge Stadtbevölkerung hat die Nase voll von abgepackten Fertigprodukten und organisiert sich selbst, beispielsweise beim Urban-Gardening, in Einkaufsgemeinschaften à la Bio-Gemüse-Obst-Kiste oder als Kleinst-Produzenten in der Solidarischen Landwirtschaft.

Und gerade wenn sich die Welt im Berufs- oder

Studialltag immer schneller dreht, braucht es ruhige Gegenpole drumherum. Statt im sterilen

Großhandel die Gänge hoch und runter zu hetzen, trifft man sich viel lieber mit Freunden nach dem Morgensport im kleinen Laden nebenan, wo es neben regionaler Saisonware noch ein

Stück Kuchen mit gutem Kaffee gibt, ganz ohne

Dr. Irgendwas oder Irgendwen, dafür aber umgeben von einer kleinen Kunstausstellung. So wird die Speise immer mehr zu gelebter Alltagskunst, die Freude und Freunde macht. _ts

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