VIDEO UND E-LEARNING 21
Weniger gähnende Lehre Videokonferenzen mit Zoom, Jitsi, Teams & Co machen müde, und seit Corona wissen wir: Es gibt wenig, was man dagegen tun kann. Was bedeutet diese Erkenntnis für die universitäre Online-Lehre?
Illustration: Matthieu Bourel
Von Cathren Landsgesell
ormalerweise hat Stefan Oppl eine Standard-Bitte an seine Studierenden: „Bitte schauen Sie deutlich verwirrt, damit ich erkennen kann, wenn ich etwas besser erklären soll“, sagt er zu ihnen. Was in den Vorlesungen an der Donau-Univer sität Krems, wo er das Department fürWeiterbildungsforschung und Bildungstechnologien leitet, gut funktioniert, versagt im virtuellen Setting der Videokonferenz: „Selbst wenn alle die Kamera einschalten würden, was sie aus technischen Gründen nicht tun, würde man in diesem Setting nicht bemerken, ob die Studierenden nicht gerade etwas anderes machen“, sagt Oppl. „Es kann gut sein, dass sie nebenbei ihre E-Mails checken oder in einem anderen Chat sind. Das ist anstrengend.“
Gestreamte Vorlesungen, Besprechungen und Seminare machen müde; wesentlich müder als ein direktes Gespräch oder eine Vorlesung in einem Hörsaal: Diese Erfahrung haben viele Lehrende in den letzten Wochen machen müssen. Auch an Profis wie Stefan Oppl gehen die Anstrengungen nicht spurlos vorbei. Doch warum hat Live-Streaming diesen Effekt? Und, wichtiger noch, was kann man dagegen tun? Müdigkeitsfaktor I: fehlende Interaktion Nicht zu wissen, was das Gegenüber gerade fühlt, denkt oder macht, ist ein wesentlicher Ermüdungsfaktor. Wie psychologische Forschungen unter anderem an der Univer sitätsklinik Zürich gezeigt haben, sind Menschen darauf angewiesen, die Mimik ihres Gegenübers nachzuahmen, um Gefühle richtig zu deuten. Subtilste Bewegungen
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