PIERRE IMHASLY
75
Eine Hommage zum 75. Geburtstag von Pierre Imhasly
Auf ein Wort / Prägung – Ein Selbstportrait Die Veranstaltungen 2014 - 2015 / Requiem d‘amour / Stimmen Auszeichnungen / Werke / Übersetzungen Ausgewählte Buchdeckel
Mais non! Springen wird er, Himmel im Hirn, ab den Felsen von Les Baux, wenn mauve wird das ganze Land und ein einziges Meer. Und: springen wird er nur mit ihr. Tausend Sonnen dauern muss der Flug. Und darf nicht zu Ende gehn, ehe alles noch einmal wird: Hierogamie. aus Rhone Saga, 1996
Auf ein Wort
Zu Pierre Imhaslys Werk und seiner Bedeutung Die Etiketten, mit denen Pierre Imhaslys Werk etwa vonseiten des Feuilletons versehen wurde, sind vielfältig. Da ist manchmal von einem Steinbruch der Poesie die Rede, von Texten, die wie erratische Blöcke seien, von Versen, die den Leser wie steile kletternde Anstiege mitnehmen etc. Es wird auf die Sprachmacht Imhaslys und auf den eigenen, speziellen Tonfall hingewiesen. Und oft wurde zu Recht erkannt, wie vielschichtig dieses Werk ist, wie sich Textebenen ineinander brechen, verschieben und ergänzen. Auf eine genauere Einordnung des Werkes von Pierre Imhasly wurde meistens verzichtet und selten versucht, das Gesamtwerk in einen grösseren Rahmen zu stellen. Dem einzigartigen Werk und Universum, das Pierre Imhasly seit seinen ersten Texten für den Walliser Boten stetig weiterführt, kann auch auf dieser einen Seite nicht genügend Rechnung getragen werden. Das Epizentrum von Imhaslys Schaffen ist, seit ihrem Erscheinen 1996, die grossformatige und vielschichtige Rhone Saga. Ein Werk als thematischer und literarischer Kulminationspunkt. Ausgehend vom Langgedicht Bodrerito Sutra entwirft Imhasly eine literarische Landschaft, in der die Rhone vor allem Metapher ist für den Sprachfluss, der den Leser
über mehr als 400 Seiten in ein unglaubliches Neben- und Übereinander von Texten mitnimmt. Thematisch nährt sich das Werk aus den Nebentexten und Glossaren, bei Imhasly ein literarisches Genre an sich. Als Leser taucht man ein in die Welt der hohen Gipfel des Himalaya und der Alpen, in den Cante hondo des Flamenco und in die Welt des spanischen Stieres. Man begegnet Gefährten und Freunden des Autors und wird, was wesentlich ist, auch in das schriftstellerische Selbstverständnis des Autors Imhasly eingeführt. Wenn man etwa vom duende liest, jener höchsten Emotion nach der die Sänger des Cante hondo am meisten streben, liegt es nahe, dass Pierre Imhasly in den lyrischen Passagen seines Werkes nach derselben Transzendenz sucht. Dieser Suche nach Transzendenz im Schreiben folgt Imhasly kompromisslos, angefangen bei seinem frühen Werk Widerpart oder Fuga vom Orgelpunkt mit Schnee und ebenso in den Folgewerken nach der Rhone Saga, Paraíso Sí und Maithuna \ Matterhorn. In allen diesen Werken fällt auf, wie rhythmisch und melodiös Imhasly mit Sprache umgeht, wie abseits der Normen Bedeutungen durch Begriffe fremder Sprachen aufgebaut werden und wie das Ich im Text, lyrisches Ich oder Dichter, als gewiefter Seismograph durch die Vielfalt menschlicher Emotionen streift. Dass dem literarischen Vorhaben Imhaslys etwas sehr Eigenes anhaftet, ist unbestreitbar. Da folgt er Federico García Lorca, René Char, Pablo Neruda oder einem Ezra Pound, in deren Reihe Imhasly durchaus genannt werden kann. Und ebenso klar wird dabei auch, dass im zeitgenössischen literarischen Mainstream wenige Vergleichsmöglichkeiten für ein so kompromissloses Werk auftauchen. Der Leser wird gefordert und einer rein konsumistischen Lektüre wird ein Verständnis für das grossartige Werk Pierre Imhaslys wohl versagt bleiben. Literatur vermag mehr als bloss zu unterhalten. Daran erinnert das Werk Imhaslys stets aufs Neue. Wer die Lektüre wagt, wird belohnt mit einer reichen Welt an Bildern, Tönen und Zwischentönen. Philippe Imwinkelried 2014
Eine Feier zum 75. Geburtstag Buchvernissage „Requiem d’amour“ Lesung mit Pierre Imhasly
21. November 2014 20.00 Uhr La Poste, Visp 19.15 Uhr Jazz für Pierre Imhasly: Jonas Ruppen Quintett 20.00 Uhr Worte für Pierre Imhasly: Niklaus Furger, Gemeindepräsident Visp Jacques Cordonier, Chef Dienststelle für Kultur Kanton Wallis, seine Worte werden von Beat Albrecht überbracht und K.D. Wolff, Verleger Stroemfeld Verlag, hält die Laudatio.
Prägung
Was mich am stärksten geprägt hat, war mein Vater. Ein Lehrer, wie es sie nicht allzu oft mehr geben wird: einer aus Berufung. Mit Passion. Mit der gerechten Strenge. Und mit Güte. Er war einfach da, stand dahinter, hat mir auch Schreibsünden getilgt. Das gibt Moral. Mütter sind immer die besten. Einen starken Vater braucht, wer sich auf das Abenteuer Poesie einlassen will. Ein grosser Mensch, mein Vater, voll Klarheit. Mit jener Demut, die sich nichts vergibt. Hundert Jahre Charakter. Eine figura. Geprägt hat mich das humanistische Gymnasium. Es hiess Spiritus Sanctus, nicht umsonst. Nicht nur auf Leistung, wollte das auf Bildung hinaus. Bildung, heute etwas wie ein Schimpfwort – und das ist ein Drama! Wir hingegen hatten uns da eine Welt aufgetan, das heisst zwei. Die erste, aristotelische, des Lehrplans – und jene andere: gegen diesen! Wild genug konnte die gar nicht sein. Also, in etwa: existentialistisch. Nietzsche hinauf, Sartre hinunter, alles, was verboten war. Bis uns die Professoren als Snobs abtaten. Oder als Hinterwäldler. Da kamen wir echt ins Studieren. Ich habe halbe Bibliotheken zerzupft, damals. Und den halben Sigmund Freud. Es war eine glückliche Zeit. Das kann ich für mich von der Uni nicht sagen. Die war mir bald einmal verleidet. So schrieb ich mich durch ein paar Zeitschriften. Womit ich mich über Wasser hielt. Der Applaus bestätigte mir, dass ich irgendwie am Schreiben war. Während andere Journalismus studierten. Was damals kein echter Redakteur für die taugliche Methode befunden hätte.
Erweckung oder Rettung durch Liebe? Beides, claro! Ich schob Rhone Saga schon kistenweise den Fluss lang. Brouillons, Gezeichnetes, Zugearbeitetes, Rapportiertes, Recherchiertes. Klarer war mir noch immer nichts. Ausser dass ich genau wusste, was ich nicht wollte: Reiseführer, Reportage, Chronik, Monographie, ein Buch über den Fluss, wie es Hunderte gibt. Ich wollte das ganz andere Buch. Sonst kann ich das Zeug wegschmeissen! Ein paar mal hatte ich die Pläne und den ganzen Rest schon umgedreht. Dann aber: Corridas schaut man sich nicht in Frankreich an, hatten mir die Toreros in Spanien geflüstert. Dann aber: Nîmes hat eine Plaza mit hohem Renommee. Klar auch, dass ich zum Ende da hingehen will. Dann aber: Wenn alles sich verdreht, versperrt, warum fängst du denn nicht zu unterst wieder an, an der Mündung, mit etwas, was dir entgegenkommt. Der Impresario der Arena, mit dem ich verabredet bin, hat, wie vermutet, gerade keine Zeit. Lulu, occupe-toi du Suisse! Zu den Corrales, zu den Stieren, mit der Frau; le coup de foudre! Er dauert nicht drei Wochen, sondern jetzt schon zwanzig Jahre. Bodrerito Sûtra, es kam der Gesang und hat alles gewendet. So adressiert, bekam von hier nach Nîmes auch das Epische, das Erzählte seine innere Logik. Der Fluss, der Strom würde nur noch einen leisen Vorwand abgeben. Das Leben selbst hatte diese offene Form erfunden. Grenzenlos, hielt das Ganze so zusammen. Philosophie In den Jahren, in denen man sich häutet, am liebsten wäre ich da etwas wie ein pazifistischer Anarchist geworden. Das ist einfach nicht haltbar! So wurde ich etwas wie ein sentimentaler Eklektiker. Der immer leichter werden will. Der nicht alles behält, was er geliebt hat. Der nicht sammelt. Der Bücher, die ihn entäuschten, auch wegschmeisst. Zwei Hausgötter habe ich seit je. Die hatten sich in Ideologien derart verrannt, dass sie schwer dafür bezahlten. Der eine in den Stalinimus, in den Antisemitismus der andere: Pablo Neruda und Ezra Pound. Erratische Brocken die zwei, von irgendwo kommen sie mir immer wieder einmal zurück. Doch wenn ich mich auf mich selber verlasse, meine ich, das Thema, das aus sich heraus dem Autor ein Leben lang treu bleibt, auf diese oder jene Weise heisst es: Eros / Thanatos.
Tao te king, den Laotse hatte ich im Gymnasium auf dem Nachttischchen. Und dann wieder verlegt, vergessen. Ezra Pound aber hat mich auf einen chinesischen Diktionär geworfen. Den ich Monate lang nicht mehr aus der Hand legte. Der famose Ricci, von Jesuiten in deren eigenem Institut in Peking in hundert Jahren erschaffen. Ein Freund, ein richtiger, echter, hatte ihn mir aus China mitgebracht. Es war ein grosser Roman. Oder ein grosses Gedicht. Ideogramm, Ideogramm, nachschlagen, vergleichen, aus diesem Wörterbuch heraus begann alles neu zu leben. Permanentes Hochgefühl, und zwar ein ästhetisches, brachte mir dieses schweigsam beredte Stöbern in einer mehr als fremden Sprache, mit der Kalligrafie dahinter, davor. Das Tantra dann hiess mich einen Haufen esoterischen Plunder verwursten, bis ich auf einigermassen zuverlässige Quellen stiess. Zu oberst die sakralisierte Frau: Devi, Shakti, Parvati, Kali und wie die Avatars alle heissen. Von einem Kritiker bescheinigt, geht es mir ganz gerne: “um alles und noch viel mehr.“ In diesem hier zumindest um ein kleines bisschen mehr. Denn Tantra sperrt, auf Erleuchtung hin, die Sexualität nicht aus, sondern bedient sich ihrer. Endstation Illumination. Ohne nach Indien zu gehen. Es ist aber dieser heroische Weg eine schrecklich strenge Askese. Nichts für Normalsterbliche. An dem Prinzip erfreuen darf man sich, immerhin. Und mit meinem Tic musste ich irgendwann darauf stossen. Im Kollegium hatten wir einen Klassenkameraden. Inzwischen eine Berühmtheit. Er ist, was ich am höchsten verehre. Er wurde Jesuit, das ist schon mal nicht nichts. Und hochgeehrter Zen-Meister. Das ist viel mehr. Er hat die Fusion geschafft. An ihm habe ich etwa ein bisschen geschnuppert. Gewiss umsonst. Aber diese Klarheit, Reinheit, Heiterkeit, der Witz und die Erleuchtung: ein Engagement, das so losgelöst von der Welt völlig bei dieser ist – solches und noch mehr liess mich so schnell nicht los. Und wenn ich nur die Anekdote bringen kann, make it new! schreibend mache ich daraus etwas Neues. Wallis, mythisches Land? Nicht gerade. Eher ein nostalgisches Land. Und das meine ich jetzt auch so. Land, das Heimweh hat nach dem bon Vieux Pays, das es
Filmvernissage „Mano a mano – Pierre Imhasly“ Ein Film von Willy-Franz Kurth
Herbst 2015 Kino Capitol, Brig
Nach der Filmvorführung führt Philippe Imwinkelried ein Gespräch mit Pierre Imhasly und dem Filmemacher Willy-Franz Kurth Anschliessend Apéro
einmal war, Land, das traurig wird, wenn es wahrnimmt, wie schnell und wie gründlich ihm das meiste abhanden kommt von dem, was es einzig gemacht hat in seiner Kraft und Schönheit. Barock bis nach dem Krieg, WK 2. 1950 die Moderne, aber brutalo! Plastik statt der Holztruhen, und die Statuen wandern aus. Zu den Hehlern. Von da in „noblere“ Hände. Selbst die Kapellen, heute geschlossen, sahen sich geplündert. Der Talgrund zersiedelt und verbaut. Der Beton hält fünfhundert Jahre. Was noch immer schön sein darf, ist, museal, als Sehenswürdigkeit katalogisiert, gegen Eintritt zu haben. Will man eine Ahnung bekommen, muss man hinauf in die Seitentäler. Land der Nostalgie, wird es das Land meiner Kindheit. Wir liefen an Bittprozessionen mit. Die Gletscher schmelzen. Die Berge werden noch herunter kommen. Werweiss, es naht die Zeit neuen Betens. Wer sagt das? Zum Beispiel ich. Rhone-Gletscher, Land des Ursprungs Wild und streng ist es da oben nicht nur im Winter. Aber der Gletscher zieht sich flott zurück. Unter den Augen der Touristen. Bald einmal wird er entschwunden sein. Grimsel und Furka gehören zu den seriösen Pässen einer jeden Tour de Suisse. Die Furka weist ins Urserental. Von wo meine Mutter herüber gekommen war. Land des grossen Schnees das ihre. Mit härteren, längeren Wintern als bei uns. Karg, was da noch wächst. Schutzwald vor Lawinen und hochalpine Flora. Gotthard, das ist Granit, Wallis ist Gneis und zerfällt schneller. Vom Gletscher aus errät man ein Stück Haupttal. Gletschertal per se und erste Kulturlandschaft. Schwarzgebrannte Ställe, Stadel, weisse Kirchen, neben den Lawinenzügen die weissen Kapellen. Fast schon populistisch rot die Schmalspurbahn. Ganz dahinter, allgegenwärtig wie ein Gott unser Berg. Der mit dem Himalajaformat. An dem alles abscheint. So makellos ist dieses Weisshorn. Der Tourist lebt immer in den Ferien, meint der Einheimische. Während er, der Eingeborene, schuften muss. Wenn’s hochkommt, für den Touristen. Der letzte Seelen-Wanderer warf seine ganze Liebe an auf und über
das Land, das er erkundete. Dann kam der Massentourismus. Mit seinen Verheerungen. Die krempeln alles um, innen und aussen, die Logistik und die Menschen. Aus Solidarität empfindet man sehr wohl mit den town rats und ihrem Bedürfnis nach Auszeiten. Sogar mit ihrer Projektion einer heileren Welt, auf Raten. Verschandelung, Pfusch, Konkurs, die ökologische Katastrophe haben wir auf die eigene Kappe zu nehmen. Es sind unsere Entscheide, Bewilligungen, Abstimmungen, Reglemente und deren Umgehung, was weiss ich. Tourismus ist heute eine globale Erscheinung, dem entgehen wir nicht. Der letzte Furz der TourismusIndustrie hingegen, wonach der Kunde, Patient, so heisst der Gast jetzt wohl, wonach der sich also in den Bergen fünfsternig von der gleichen Wellnessbranche verarschen lassen soll wie zuhause, zeigt nur, dass den Leuten nicht mehr zu helfen ist. Überkandidelter Mythos Jeder Berg hier ist erstiegen, von allen Seiten, im Sommer, im Winter, und jede interessante Route hat ihre Variante bekommen. Zugänglich geworden ist der letzte Fleck. Längst queren Tunnels das einst Unüberschreitbare. In die reizvollsten alpinen Gegenden haben wir Betonstädte geworfen. Spekulanten blieb das vorbehalten: ihre sieben Türme, gemahnend an Wolkenkratzer, stumpfsinnige Skyline der Alpen. Wo soll da noch Mythos siedeln? In der Reklame. Genau. In der Publicity. Heute: Communication. Die eo ipso überzeichnet. Was hier besonders stört. Weil, ja, weil, wer da mit allem Eifer nachbetet: mit der Zeit glaubt er selber daran. Er wird die eigene Propaganda. Er verliert ein Stück Identität. Er verliert Seele. Die Helveticos haben wir jetzt wieder, ganz gross! Skinheads mit Krawatte. Folkloricos sind sie auch. Mit den Emblemen von Holzfällern und Schwingerkönigen gewinnen sie in der Schweiz Sitze und Wahlen bald nach Belieben. Und weil sie so unendlich ur-schweizerisch sind, also ja keinesfalls über das Mittelmass visieren, machen sie der Mehrheit anscheinend kaum angst. Trotz Kahlschlag-Tendenz und ebensolchen Methoden.
Typisch Wallis Das erste am Oberwalliser ist ein Reflex. Mit dem er sich, spielerisch aber entschieden, vom Deutschschweizer absetzt. Wir sagen Güötä Nabund, und zwar ab morgens um acht; sie sagen Grüetzi und sind hier die Grüetzini. Vielleicht hat auch dieses mit Sprache mehr denn mit Ursprung zu tun. Wir haben Domodossola im Rücken, Italien, haben viele italienische Einschlüsse im Dialekt. Wir haben mit dem Unterwallis welsches Bruderland. Wir sind an den Rand gesetzt, geografisch, die höchsten oder die letzten Alemannen, und machen daraus eine Tugend. Zwischen hohen Scheidewänden, diesen Bergen, stehen wir ganz gern am Rand, scheint mir. Von Zürich aus, das ist die Finanz, gelten wir auch als die Afrikaner der Schweiz. Solches stört uns nicht, es macht uns fast schon exotisch. Dieses nun ist Selbstschutz. Wir haben die Riten und die Trommeln, wir waren die Reisläufer, das hallt nach. Wenn man verallgemeinern will: Der Walliser gilt als temperamentvoll, anpackend, generös und, warum nicht, als exzessiv. Schnell begeistert, gern tief enttäuscht. Die in der Landschaft stehen, seine Werke reden von Ausdauer. Vieles von seiner Anarchie hat er seinem Wein zu verdanken. Wenn er denn eigenen besitzt, hat er seinen Keller. Hat seinen Privatwein. Und wenn er einlädt, spricht man dem Gebotenen mit der gebotenen Ehrfurcht zu. Das heisst: alles ist möglich. Ein wunderbares Stück Kulturlandschaft: die 3000 km Rebmauern, unsere Chinesische Mauer. Oder die Wasserleiten, die Suonen. Da habe ich keine Etymologie dazu, aber sie brachten mit Känneln, Tunnels, Kanälen über strenge, auch mörderische Felsen das Wasser ab den Gletschern auf die Wiesen, Weiden, Matten. Per Frondienst und Gemeinwerk, mit einem ausgeklügelten Verteil- und Unterhaltssystem. Viele gingen und gehen aus der Enge in die Welt. Mit dem ewigen Heimweh! Die Rückwanderquote ist hoch. Vielleicht auch, weil die Raclette so mundet. Das Hirtengericht, einzige Walliser Gastronomietat, die sich exportiert hat. Neben dem Trockenfleisch, was ja auch Gauchos unter die Satteltasche legen. Die Bündner nahmen es den Walsern ab, um es eifrig zu industrialisieren. Seriöse Prozessionen sieht man noch in Visperterminen oder im Lötschental. Bei den anderen steht das Volk da-
„Excursion Pierre Imhasly“ Inszenierung von „Teruel“ Compagnie Interface
20. März 2015 20.00 Uhr Théâtre Interface, Sion Beschwörung des Stierkampfrituals, welche sich auf die Stärke der Frauen, der Liebe und der Sinnlichkeit bezieht... Diese Inszenierung zeigt die Schönheit, die aus der Welt des Stierkampfes auftaucht – die Ästhetik, die den Körper und die Seele erhebt. Umsetzung in Tanz und Musik.
neben und fotografiert. Im Lötschental laufen um Fasnacht mit hölzernen Masken die Tschäggätä durch den Schnee. Die Dämonen-Austreibung hat das Dämonische leider verloren. Hochpoetisch aber ist im gleichen Tal die Stimmung an Dreikönigen, mit dem Chinigsresslen und den Sternsingern. Les Combats des reines, die Kuhkämpfe mit den schwarzen Königinnen der Eringer Rasse! In den letzten zwanzig Jahren haben die eine geradezu rasante Popularität entwickelt. Über den ganzen Kanton verbreiten sie heute Leidenschaft und Kommerz. Schweiz-Frust Frankreich hat mich davon ein bisschen geheilt. Anders als man meint. Ich hielt die Schweiz immer für ein schrecklich chauvinistisches Land.Und schob das auch auf die Kleinheit. Heute weiss ich: Grosse Länder haben in diesem ein fast unerschöpfliches Potential. Sie spielen es aus ohne die leiseste Scham. Die Basisdemokratie kommt uns zu Hilfe. Ein wenig. Jeder von uns ist zuerst Walliser, Genfer, Aargauer, dann erst Schweizer. Er lässt die Hand lange im Hosensack, ehe er schwört, über den Zaun hinweg. Davon kommt aber auch: die viersprachige Schweiz ist nicht viel mehr als ein schöner Mythos. In Beipackzetteln von der Apotheke geht das vielleicht auf. Für den Rest, im Menschlichen, Gelebten, im Kulturellen ist meist wenig Transport über die Sprachgrenzen. Das ist im Wallis schnell gezeigt: Soll das Ereignis wirklich Identität stiften zwischen Ober- und Unterwallis, muss schon der FC Sion Schweizermeister werden, mindestens im Cup. Alles andere bleibt verdienstvolle Anstrengung. Sellerie, Ketch up... Das kleine Buch bestand ja aus ausgewählten Texten einer Kolumne, die ich für den „Walliser Bote“ geschrieben hatte. Mit einer Art Narrenfreiheit. Es gab Leserbrief-Kampagnen, die einen halben Sommer durch anhielten. Da kam Leben auf! Und Setzerei und Druckerei hielten dicht und den notorischen Hinterbringer in Schach: bis ich, am Montag, auf einer Viertelseite schwarz gerahmt die etwas andere Todesanzeige für den eben verstorbenen Ho Chi Minh in der Zeitung hatte. Provokation, klar. Aber gezielt. Ist ja ein rhetorisches Mittel. Und gewirkt hat es.
Als ich, später dann, gehen musste, hatten mich alle, die sich darauf einliessen, und denen ich begegnete, auch dreimal gelesen, bis alles verstanden war. Mein zaghafter Einwand, ich schriebe doch schon seit Jahren nicht mehr für die Zeitung, hatte da rein gar nichts zu bedeuten, blieb sozusagen fast unter uns: Das Wallis war einfach prima! Das meine ich jetzt so. CH-Kritik, Widerpart Die dunkle Seite von dem, was zur Verbrüderung unter Schweizern herhalten mag, heisst Xenophobie. Über das Asoziale hinaus, trägt diese einen faschistischen Zunder. Unser Land kann an Überfremdung durch Reiche nicht genug bekommen. Also geht der Bann auf den Schwächsten, den Immigranten, den Gastarbeiter: zuvörderst ein Fremdarbeiter. Zu unseligen Apartheids-Zeiten mehrmals mit brutalen Todesfolgen. Als Student hatte ich die Sommer hindurch etwa als Handlanger auf Hochbaustellen gearbeitet. Meist der einzige Nichtitaliener in der Gruppe. Wir haben alles geteilt, gelacht haben sie besser. In der Mittagspause las ich ihnen die Zeitung vor, wenn sie damit nicht zu Rande kamen. Sie wohnten beim Unternehmer im Pferdestall. Aber sie waren die besten Gefährten. Für eine Anthologie, die nach Amerika ging, bekam ich, zwanzig Jahre nach „Widerpart“, drei Kapitel daraus übersetzt. Exakt diese Schweiz-kritischen. Die Leute, die das auswählten, dass die halb so alt waren wie ich, und dass sie gerade diese Texte für unentbehrlich hielten, wie hätte mir das nicht behagen sollen! Maurice Chappaz Geboren in Martigny, 1916, wohnte eine Zeit in Veyras s. Sierre. Heute in Le Châble, im Val de Bagnes. Entschied sich für die Vertikalität und blieb im Lande. U. a. Portait des Valaisans. Le match Valais-Judée. Loetschental secret. Testament du Haut-Rhône. Chant de la Grande Dixence. Les Macquereaux des cimes blanches. Seine Prosa habe ich ins Deutsche gebracht. Wobei: Prosa ist hier wohl ein euphemistischer Begriff. Aufpassen! Ich durfte aus einem Chappaz keinen Imhasly machen, sondern musste mit allen einem Schriftsteller
zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, ein Aequivalent zu geben, im besten Fall: wie Chappaz schriebe, schriebe er deutsch. So etwa. Das hiess jedesmal, sich völlig unterordnen einem Autor und einem Werk. Ich habe das gern getan. Mit Überzeugung. Und Übersetzen ist auch Schreibschule. Man lernt seine eigene Sprache dehnen, strecken, wenden, bis in die fremden Konnotationen hinein. Wir hatten viel gute Zeit zusammen, im Schnee und am Stubenofen. Von Maurice Chappaz habe ich mitbekommen, dass man die Einsamkeit des Schreibens ertragen kann / muss. Dass man dieses Abenteuer bei uns überhaupt wagen darf, hat er mir gezeigt. Die Arbeit getan, musste ich sein Werk strikte verdrängen. Ich wollte keine Einflüsse, wollte kein Schüler werden, auch nicht von ihm. Und es gibt ein paar Themen, die sind für mich tabu. Weil sie von Maurice Chappaz so stark besetzt sind. Die Zuhälter vom ewigen Schnee, ein Pamphlet. Es prophezeit den Totengräbern unseres Landes dessen Untergang, nach Chappaz also den Hoteliers, Spekulanten, Bankern, Unternehmern, Politikern etc. Mit diesem kleinen Skandalbuch ging es endlich über die Sprach-Barriere: Maurice Chappaz rückte ins Bewusstsein der Deutschschweiz. Die Übersetzung hatte sich als eine politische Tat entpuppt. Mit Haute Route hat Chappaz ein Buch über die Berge geschrieben, wie es ein zweites wohl kaum mehr geben wird. Dass er die Berge geliebt hat, wie man eine Frau liebt, glaube ich ihm aufs Wort. Also auch mit den Konflikten. Italien und Spanien Eine Fügung machte, dass ich Italien nicht nur bereiste, sondern mir in langen Jahren einen romanischen Bauch aneignen konnte. Wem Bauch nicht genügt, der sage Kopf dazu. Mehr als eine papierene Sehnsucht verbindet mich also mit diesem Land. Jenem der grossen Kunst, und der kleinen, totalen, der Lebenskunst, auf der Strasse, in der Küche, allüberall. Hier müsste man leben, liesse sich das so hurtig richten. Im Winter in Siena, in Siracusa im Sommer. Von mir aus auch umgekehrt. Zum Essen aber Modena, Reggio, Bologna. Sie tricksen gerne, die Italiener. Das ist schöne Show. Ihre grosse Sache aber ist: Zwischen Himmel und Erde gibt es Dinge, die sie nicht
„Widerpart oder Fuga mit Orgelpunkt vom Schnee“ Musikalische Inszenierung mit Barbara Heynen, Manuel Mengis & Speedy
30. Mai 2015 20.00 Uhr Alter Werkhof, Brig Barbara Heynen, Sprecherin Manuel Mengis, Trompete / Speedy, Bass
übersteigen. So dürfen sie ihr Mysterium behalten, jenen Rest, den du nicht auflösen kannst. Und diese Demut mit Scharfsinn. Völlig intuitiv. Aus dem Bauch heraus, eben! Das habe ich schon gerne. Spanien. Dank Franco und den Seinen, das sind auch Erzbischöfe von Sevilla bis Burgos, nahm ich lange nur die Arenen wahr und ein paar Monumente. Balcón de Europa! Ganz zu unterst in Andalusien aber, nachts sieht man die Lichter von Tanger, in der Nähe von Tarifa lebte ich ein paar Monate ziemlich verwaist in einer kleinen Arena de tienta. Sie hatte einst Belmonte gehört, Juan Belmonte ist der grösste aller toten und lebenden Matadore. Da gab’s auch etwas wie eine Dusche, ausser man musste auf den Berg, wo das Wasser gefasst wird, und wieder einmal an den Blindschleichen zerren, die an der Quelle das Rohr verstopften. Bis man die heraus hatte, bon! In diesem Nada, zwischen tausend Stieren und Tanger, bekam ich einen tieferen Sinn für die Einsamkeit des Flamenco, des echten, des Grossen, des Tiefinneren Sanges, des Cante jondo. Und ich habe sie noch gehört, habe sie erlebt, die Letzten, die Diego Clavel, Chocolate, Fosforito, die Terremoto de Jerez, die Camarón de la Isla. Ist nun alles tot und vorbei. Und ich bin fast froh. Kann es doch nicht mehr zerstört werden. Von unserer Frivolität. Corrida und Tauromachie Federico García Lorca hat eine Totenklage geschrieben auf seinen Freund, den Matador Ignacio Sánchez Mejías, der in der Arena umkam (1934). A las cinco de la tarde... diesen Refrain daraus kennt fast jedes (spanische) Kind. Es ist ein Jahrhundertgedicht. In Lorcas Werken gab es tauromachische Reden und Dinge, die ich nicht verstand. Mit ein paar französischen Büchern und mit Hemingways Tod am Nachmittag wurde ich kundiger. Von da ab hatte ich die Corrida über Jahre erst studiert und zusammengeträumt. Ich wurde der Aficionado einer imaginären Tauromachie, ehe ich in Valencia meine erste Corrida sah. Bei dieser ging für mich dann alles auf. Und mit der Zeit verfestigte sich der Wunsch, einmal im Leben, wenn ich genug wüsste, ein Buch
darüber zu machen. Der Wunsch wurde zur fixen Idee. Dann musst du eine Saison mit uns fahren, im coche cuadrilla, im Mannschaftswagen, sagte der Matador, dem ich mein Herz aufgetan hatte. Sabe más que nosotros! sagte Miguel Márquez auch: Und das ist, wie wenn Italiener von dir sagen: parla meglio di noi! man muss es zu gewichten wissen. Aus der Saison wurden acht Monate, eine bessere Schule gibt es nicht. Ich war im Auge des Zyklons und bin es geblieben. Und das Buch habe ich gemacht. (Das Buch, das man gelesen haben muss, auch wenn man gegen die Corrida ist, sagte die Kritik.) Metapher, klar, auch für den Liebesakt. Keineswegs voyeuristisch. Eine schlechte Corrida hingegen ist schlicht das Traurigste, was es gibt. Unerträglich, es fällt die Allegorik für Leben und Sterben dann ins Groteske, ja ins Karikaturale. Und keine noch so starke Metapher könnte den Tod des Stieres – und den möglichen des Mannes - rechtfertigen. Einmal bin ich aus der Arena hinausgerannt, anders als man meint. Drinnen war Joselito, ein über die Massen talentierter Matador. Der vierte Stier, sein zweiter. Der wollte nicht. Entgegen all seinen klassischen Tugenden fiel Joselito plötzlich ins Ausgefallene. In einen Tremendismo sondergleichen, aber alles slow motion. Unendlich verlangsamt. Das lief zehn Minuten, wie geschmiert. Absolut genial. Der Toro wollte nichts anderes! Zentimeter auf Zentimer Arabeske um Arabeske, atemlos, aber ziseliert, völlig beherrscht, wie mit der Uhr. Ich weinte schon in mich hinein, als der Stier fiel und Joselito die zwei Ohren bekam. Mehr brauchte ich nie mehr zu sehen, klar! Ich rannte hinaus, rannte über die Strasse. Wohin? Die Tränen rannen mir jetzt flott hinunter. Man reichte mir Taschentücher, gute Worte, Trost. Ich schluchzte noch eine ganze Weile, ehe ich es staccato erzählen konnte und wir nur noch schwiegen. Nîmes Im Halbschatten gehen Sie eine Strasse hinunter, reiben sich schon die Augen, das hat man nicht alle Tage: Ein römischer Tempel, ein echter, steht vor Ihnen, wie falsch geparkt. Daneben, von Sir Norman Foster erbaut, in völliger Harmonie mit dem Tempel, die Mediathek.
Sie nehmen die schattige Allee, Boulevard hinab, fünf Minuten: Das Amphitheater, römisch, 2000 Jahre alt, fasst 20 000 Personen. Steinfrass, Luftverschmutzung, all unsere Gifte machen ihm jetzt doch zu schaffen. Nîmes, ein glücklicher mediterraner Kreuzweg: Die Cévennen im Rücken, im Westen Montpellier und Barcelona, im Osten Avignon, Rhone, Provence, im Süden die Lagunen: Arles, Salzberge, Les Saintes-Maries und das Meer. Die Seele der Stadt, in deren aberhundert Innenhöfen darf man sie vermuten. Den Geist in einer Art kastilischer Strenge. Was aber die Tauromachie anbelangt, hat die Stadt sich völlig der sevillanischen Alegría ergeben, dem andalusischen Habitus, Madrid zählt nicht. Nîmes war einst das protestantische Rom. Vielleicht kommt seine im Languedoc Identität stiftende Rolle von daher. Die Protestanten sind in der Finanz, höre ich jedes Mal, wenn ich die suche und nicht finde. Ausser in jener auch calvinistischen austérité, die hier irgendwie zum Stil geworden ist, in Hausfassaden, Strassenzügen, in den Menschen wohl auch. Ringsum bleibt überall Stierland, vorab Reich des Camargue-Stieres. PS. Saucisson de toro: Stierwurst. Wer’s nicht geahnt hat: Taurophagie, auch Kampfstiere werden verzehrt! Wo und wie schreibt sich’s Vom Schreibtisch aus geht es hier auf einen weiten Hof, ein paar hohe Bäume drin, mehr nicht. Still wie in einem Klostergarten. Wenn es mir läuft, schreibe ich ab frühem Morgen. Früher Maschine. Der Betrieb will das so, jetzt also Computer. Der kostet mich, entgegen wohlmeinenden Beteuerungen, einen Haufen närrische Zeit. Er wird mich nie korrumpieren. Ich schreibe relativ zügig. Bis alles schwierig wird. Was oft der Fall ist.. Ich korrigiere masslos, sagt man. Ich schreibe um und um. Das wichtigste sind mir der Rhythmus, ein Duktus, der drive, ein sound. Das muss aus dem Text kommen, also aus mir selbst. „Wenn ich hier deinen Text so lese, sehe ich, wie du dich daheim bewegst“, für mich das stärkste Kompliment, das ich bekommen habe. Pläne mache ich immer. Richtiggehende Architekturen. Einrichtungen bis in Kapitel und Abschnitte hinein. Und dann verrenne ich mich, bis es abstürzt oder neu anfängt.
„Paraíso sí – Pierre Imhasly“ Umgesetzt in Malerei von Denise Eyer-Oggier
4.-29. August 2015 16.00-21.00 Uhr Alter Werkhof, Brig Vernissage Mo. 3. August 2015 / 19.00 Uhr Einleitende Worte vom Pierre Imhasly Die Künstlerin Denise Eyer-Oggier lässt sich vom Buch Paraíso sí zu einer Bilderausstellung inspirieren.
Ich habe eine ungeheure Panik vor der weissen Seite. Und arbeite mir auf jedes Buch zehn mal mehr zu, als es braucht. Wenn es noch unberührt fährt, in alle Richtungen, und immer reicher wird, ist es am schönsten, das Buch im Kopf, das prospektive Buch! Der Eingangssatz bestimmt Temperatur und Temperament eines Textes, meine nicht nur ich. Wenn der erste Satz steht, erlöst das ein wenig. Doch kann man nie wissen! Denn jetzt wird alles ganz anders. Völlig frei. Beim heiligen John Coltrane! die ökonomischste Art des Schreibens ist die meine wohl nicht. Doch habe ich gelernt, dass es, für mich, so sein muss. Ich kann nicht anders. Fromm ist die Haltung Es gibt das schöne Wort von der Weltfrömmigkeit, und dieses hat es in sich. Es bedeutet ja nicht, dass man überall herumgekommen ist auf dieser Welt. Dass man weltklug wird, könnte sehr wohl auch einem Stilit widerfahren, einem Säulenheiligen! Wenn der herabsteigt dann, nach soviel Jahren, und sich den Bart abschneidet, die Haare etcetera. Wenn er vom Boden, den er küsst, eine Ameise aufliest, sie in der Hand behält und mit ihr redet, ist sein erster Schritt in die richtige Richtung getan. Andacht vor der Schöpfung, ja, aber bitte nicht von jener abgewrackten Société, die aus Panik vor dem selbst produzierten Untergang darauf zurückkommt. Bitte nicht von jenem Teil der Menschheit, der unablässig Menschenrechte flötet, weil er nichts mehr zu glauben vor sich hat. Uri Schwyz Unterwalden: Ja; Srebrenica: Nein. Die Beispiele sind endlos vermehrbar. Und Spiritualität, davon ist nie zuviel. Ein Autor aber, der seinen kategorischen Glauben, der seine konfessionelle Überzeugung zum Thema macht, ist nicht mehr frei, er schreibt These. Für die Kunst ist er verloren. Ausnahmen gibt es. Von Dante bis Bernanos. Nicht zu viele. Und nie genug. Das Schreiben ist mir Erkenntnisprozess. Ich meine, das muss so bleiben.
Abendland Abendland! Tönt bald wie Schlaraffenland... So entrückt. Ich kann, versteht man, nur für ein inneres Abendland reden, also vielleicht für jene Suche nach einer gewissen Universalität, einer Totalität, die den Menschen übersteigt und gerade in der dabei erfahrenen Begrenztheit glücklich macht. Weil sie ihm zeigt, was er als Mensch ist: Mit jenem Schattenwort, das bald nur noch verwechselt und - als wär’s nur: karitativ - falsch verstanden wird: Humanismus. Unsere gemeinsame Sprache, das Latein der Welt ist das Pidgin der Computer. Picasso war universell. Aus ihm wurde ein Auto. Postmoderner geht nicht. Nach dem furchtbaren ersten hätte es einen zweiten Weltkrieg nie mehr geben dürfen. Das weiss jeder. Wir haben also auch die Politiker, die wir verdienen. Was aus den Ruinen noch einmal zusammengekittet werden soll, einzig via satte Oekonomie, vielleicht besser als nichts. Mit zwanzig und noch lange war ich, wenn auch im helvetischen Abseits, ein Eiferer der Eropa-Idee. (z.B. Sarko und Berlusconi) - gesehen, was daraus wurde: also doch lieber nicht! Wir haben wirklich die Politiker, die wir verdienen. Sieht, ausser Politikern, jeder. Die mönchische Ader fehlt mir nicht, bitte schön! Abendland, Benedikt von Nursia war kein schlechter Anfang, mit Kreuzgängen für die Komtemplation, mit Einsiedeleien der Meditation. Thema Krieg – Obsession? Die Kriege sind keine Obsession von mir. Sie sind da, jeden Tag, und ich weigere mich, nur über mein Kräutergärtlein zu schreiben. Das einundzwanzigste Jahrhundert wird religiös sein (oder denn spirituell) – oder es wird nicht sein; ou il n’existe pas! Das Sätzlein von André Malraux rückt immer näher, fast jedes Kind kennt es. Wer meint, über den Tag hinaus zu schreiben, Poesie macht, tut dies eo ipso im Schatten des eigenen Todes. Für die Liebe gilt das gleiche. Wie kann man lieben, also fortwährend Zukunft entwerfen, wenn man weiss, dass man sterben muss. Dieses ist für mich das Element, ist die Provokation der Poesie. Vielleicht ist es ja auch ihr Kräutergärtlein.
Kriege sind das Gegenteil davon. Deren Ausbrüche gründen, wie jede Geschichte zeigt, zumeist auf unheilbar blöden Fehlentscheidungen. Die sich im Nachhinein als unheilbar irreversibel erweisen. Wenn aber, Krieg hin, Krieg her, wenn also sogar die Uno unserer Erde innert vierzig Jahren die totalglobale Katastrophe prophezeit, so wird, traurig, aber wahr, bald ein jedes Kind wissen, dass, wenn nicht mehr haltbar, diese Rechnung stets nach unten zu korrigieren ist. Nur eine Heimat, und das sind die Wörterbücher Der Satz rennt gegen den strapazierten Nationalismus an, gegen den Chauvinismus. Er meint, dass man sich vielleicht mehrere Heimatländer auftäte, vielleicht auch geistige; indem man immer offener würde für das Fremde. Dass man dessen Faszination erläge, es gar zu lieben begänne. Was einen bereichern, vielleicht verändern würde; wie in der Liebe, ja. Was natürlich mit der fremden Sprache beginnt, wofür das Wörterbuch ein Bild ist. Von Lesern kam mir gelegentlich der mehr oder weniger sanfte Verweis, ich gebrauche zu viele Fremdwörter. In diesem bin ich tatsächlich vorsichtig geworden. Deutsch ist eine Sprache, die vor allem syntaktisch fast alles erlaubt, eine elastische Sprache, die man dehnen und wenden kann. Eine prima Sprache zum Schreiben. Wörter, Worte aus fremden Sprachen aber liebe ich und gebrauche sie hemmungslos. Erstens, wenn sie eine andere oder grössere Aura haben, wenn sie also sinnlich hallen. Zweitens, bei anderen Konnotationen, Bedeutungsverschiebungen, die ich mitgeben will. Drittens, wenn sie klingen, also eine Musikalität schaffen, der das deutsche Wort entbehrt. Viertens, wenn sie eine Etymologie ausweisen, die, sobald man sie erkennt, ihre kreative Energie entwickelt. Diese ist der Quell. Quell, Bach, Fluss. Und der Fluss geht überallhin. Wie die Liebe. Der Fluss und die Liebe gehen über alle Grenzen. Fluss und Liebe verbinden, strömen, münden. Fluss und Leben rufen der Poesie. Von den alten Chinesen zu uns gibt es die Poesie der Flüsse. Die Bilder sind zwingend. Sie münden in der Liebe. Strom geworden der Fluss, oder die Liebe, suchen beide das Eine. Lebensader die Liebe, Lebensader der Strom. Sie treten über die Ufer. Dagegen kommt man nicht an. Der Strom geht hin
Vertonungen „Texte von Pierre Imhasly“ Kompositionen von Andreas Zurbriggen & Jonas Ruppen
26. September 2015 20.00 Uhr Rittersaal, Brig Zwei Jungkomponisten setzen sich mit Texten von Pierre Imhasly auseinander. Franziska Heinzen und Manuel Pollinger, Gesang Jonas Ruppen, Klavier
ins Meer. Von wo er zurück kommt wieder. Tao, das Unveränderliche in Bewegung. Bodrerito ist der Text Ist ja bekannt, wenn man etwas rühmen will, und Rhone Saga, dieses Buch ist der Rühmung voll, ich sage: die Auslassung ist die Kritik, alles ist nicht wert, geliebt zu werden – wenn ich rühmen will, muss ich mich klein machen. Eines ihrer Prinzipien, die Troubadoure machen sich gern selber schlecht. Wenn das ein Trick ist, ist es ein literarischer. Das Languedoc, wo ich bin, war ein Troubadour-Land. Eine andere Dimension: Kritiker haben, wegen Format und Gewicht, Rhone Saga auch schon eine Hausbibel genannt. Immer wieder aber erklären mir Leute: Ich lese das, mal hier, mal da, und die offene Form erlaubt es ja - wie eine Bibel sagen sie dann regelmässig. Da das Buch sie quasi auf jeder Seite hereinholt, geht so die Preisung der Bodrerito ganz konsequent vonstatten. Man nimmt jedes Mal ein Stück mit. Die Repetition ist ja ein poetisches Vorgehen in hohem Masse. Bodrerito wird der Text. Im übertragenen Sinne: wie in der Bibel! Starke Frauen Leni, die Nomadin, ist jetzt tot. Mère Catherine, Tibeterin aus dem Val d’Hérens, ist jetzt tot. Ines, meine starke Schwester ist jetzt tot. Ich bete ihnen nach. Wer mich beten machte? Bodrerito, diese grosse starke Frau, die nicht betet, nicht beten kann. Nicht in Not und Elend kam mir das, im Gegenteil: aus zuviel Glück, das gibt es. So viele Formen und Möglichkeiten der Inständigkeit, der Vervollkommnung bietet sie mir an, dass ich wähne, man darf nicht sterben, ehe sie alle ausgeschöpft sind.
MAITHUNA / MATTERHORN Faszination des Nichtbergsteigers Als Kunst betrachte ich den Alpinismus welchen Grades auch immer gewiss nicht. Mein Heimweh nach dem Wallis, den Bergen? Zuerst hat es mit Schnee zu tun. Also gewiss mit mir als Kind. Ich kann auf der schönsten mediterranen Piazza sein, mitten im Sommer. Und plötzlich
durchfährt es mich: Wenn es jetzt schneien würde, wäre es perfekt. Und ich bekomme eine Hühnerhaut. Das passiert mir immer wieder. Dann sage ich. Stopp! Du spinnst! Aber das Gefühl bleibt. Der Schnee, wenn er fällt, ist das Grosse. Er verlangsamt die Sinne, die Zeit, er enthebt den Raum, eine Flocke Ewigkeit. Wenn es eine Tanzkunst gibt, was ausser Zweifel steht, kann man einen Kletterer irgendwie daneben stellen. Wenn der über eine ganz schwierige Stelle muss und ein Könner ist, der es mit Genuss macht, im Leeren wächst seine Intuition, seine Eurythmie, seine Harmonie mit dem Berg mit der Schwierigkeit: bis zur Perfektion. Matterhorn erfinden Lassen Sie ein Kind einen Berg zeichnen. Es macht ein kleines Matterhorn. Es ist ein Berg, den man in den Genen hat. Die dramatische Erstbesteigung, die Geschichte also hat ihm den Mythos aufgesetzt. Es ist ein menschlicher Berg, wenn man es so sagen darf. Und ein Menschenfresser wie kein zweiter. Weil jeder sich zutraut ihn zu besteigen. Es gibt die technischen Routen-Beschreibungen, von den Bergsteigern für Bergsteiger. Es gibt die Abenteuer der Pioniere. Es gibt den Rebuffat und ähnliches, was gut ist. Es gibt einen Haufen je veux je ne peux, es gibt den Totalkitsch und der ist sehr majoritär. Make it new! Ein Buch also, das in keine dieser Kategorien passt, wollte einiges an Erfindung, eigentlich alles. Damit dieser Berg wie neu wieder dasteht. Und als Berg über den Berg hinausweist. Ein wenig wie als er noch unbestiegen war. Westwand Gestorben sind die Leute an den anderen drei Wänden. Die Westwand blieb am wenigsten erforscht, sie wird am wenigsten begangen. Viele Fehlversuche. Die Erstbesteigung gelang erst 1962. Wenig Nachbegehungen. Wie der Tod ist sie die geheimnisvolle, völlig unzugängliche. Von unten gibt es nirgends Einsicht in diese Wand. Man muss über Gletscher hinauf und vor sie stehen. Die Sonne trifft sie erst spät am Tag. Sie ist an diesem Berg das Schattenreich. Helden des Berges Helden, ein Begriff, der mir für ihre Taten genau nicht passt, man ahnt warum. Darum habe ich manche von ihnen als Künstler apostro-
phiert: Luigi Carrel, der Kleine, il Carrelino, etwa von den dreissiger bis in die fünfziger Jahre. Das kann man anschauen, wie man will, er war einer. Und Walter Bonatti, eine Generation danach, er stieg mit fünfunddreissig Jahren aus. Weil er alles gemacht hatte, was es zu tun gab. Für ihn, der künstliche Hilfsmittel ablehnte, gab es kein Neuland mehr zwischen seinen Schuhen und dem Himmel. Ausgestiegen war er, aus dem Extrem-Alpinismus, 1965, solo, im höchsten Winter, in drei Tagen und der Direttissima durch die gewaltige Matterhorn-Nordwand. Von nun an erkundete er ferne Erdstriche. Er ist der zwiefache Künstler, er schrieb und stellte die richtigen Fragen: an sich, an die Berge, an die Welt. Pierre Imhasly 2008
PS 2014: Im Januar 2009 verstorben, bleibt in Maurice Chappaz der Schweiz ein grosser Dichter und Schriftsteller der Gegenwart. Walter Bonatti starb 2011 als italienische Legende.
Lesung „Maithuna \ Matterhorn“ Pierre Imhasly Philippe Imwinkelried Zweistimmig
14. November 2015 20.00 Uhr Jazz Chälli, Visp Finissage der Hommage zum 75. Geburtstag von Pierre Imhasly
Requiem d’amour Zu Pierre Imhaslys neuem Buch Es war die Frau, die Liebe, der Stier, der Berg. Das Präteritum muss sein, scheint es, wenn dem Begriff des Requiems genüge getragen werden sollte. Vergangenheit und Tod, es wird streng, traurig und schön. Requiem d’amour ist der Titel des neuen Werkes von Pierre Imhasly. Arbeitstitel einst, bei dem es einem bereits die Schuhe auszog. Was denn sonst? Nach seinem letzten Werk Maithuna \ Matterhorn, nach Paraíso Sí und der „grossen“ Rhone Saga, nach dem Fluss des Lebens und der Sprache, nach dem spanischen Stier und seinem Fest, der Liebe, dem Liebesakt transzendierend, jetzt also ein Requiem auf die Liebe und die Liebsten. Das hundertseitige Werk ist Rückkehr, Rückschau und doch viel mehr. Die Strenge der Sprache, zuletzt der Vorstellung einer poésie en prose verhaftet, weicht einer prosaischen Leichtigkeit, der hohe, lyrische Ton kippt bisweilen in einen erzählenden, banal wird es trotzdem nie. Das Lyrische, das Poetische behält einen wichtigen Platz, kontrastiert mit dem Erzählenden, löst sich auf, leitet über in Zitate und Paraphrasen. Das evokative Epizentrum von Imhaslys Werk, Bodrerito („meine Weltformel bist du.“), ist eingebettet in einen Reigen kurzer Hommagen, an die verstorbene Mutter, den Vater, an verstorbene Freunde. Dass man so viel Tod als Leser erträgt, dass man weiter liest, der Grund liegt irgendwo zwischen der befreienden Sprachlust und dem einfühlenden
Literarischer Salon Di. 13. Januar 2015 – Reportagen Vorleserin: Stefanie Ammann Di. 24. März 2015 — Hérémence Beton Vorleser: Mangisch Dani Di. 19. Mai 2015: Leni, Nomadin Vorleserin: AnnaMaria Tschopp Di. 15. September 2015: Menschen (aus der Rhone Saga) Vorleser: Heinz Noti Zeit: 19.30 Uhr Ort: Grünwaldsaal / Mediathek Brig Eintritt frei. Musik: Ephraim Salzmann & Martin Venetz (Percussion/Drums) bei allen Lesungen Der Literarische Salon widmet sein Programm 2015 einer einzigen Person: Pierre Imhasly. Er feiert seinen 75. Geburtstag. Grund genug ihn zu ehren und seine Literatursprache gebührend zu würdigen. Durch die vorgetragenen Texte wird die Vielseitigkeit des Pierre Imhasly aufgezeigt.
erzählenden „Ich“, mag sein, identisch mit dem Autor. Aber lassen wir die Literaturtheorie mal beiseite. Das Leben greift ins Werk dieses Autors, das Werk irgendwie auch ins Leben. Leben und Tod, die beiden allumfassenden Begriffe und ihre Konzepte, lösen sich schlussendlich auf, denn: „Requiem ist auch Auferstehung, meine Lieben. Requiem ist Auferstehung.“ Trotz der Fülle symbolisch und thematisch aufgeladener Konzepte und trotz der Sprachgewalt, die Pierre Imhasly aufbaut, der Text nimmt den Leser leichtfüssig mit und überrascht mit einer radikalen Ehrlichkeit den grossen, schwierigen Themen menschlichen Lebens gegenüber. Während Maithuna \ Matterhorn eine steile Wand, sprachlich ein hoher Berg war, wirkt Requiem d’amour verspielter und ähnelt in seiner heterogenen Textualität der Rhone Saga. Die Komposition des Textes führt den Leser zu den Anfängen einer grossen Liebe, in den Cante hondo, zu den Stieren der spanischen Corrida, zur Poesie „fremder“ Dichter. Ezra Pounds Cantos klingen an, Nerudas Canto general und das Okzitanisch der Troubadours ebenso. Requiem, streng religiös die Totenmesse, ist hier ein poetischer Lebensspiegel, ein Erinnerungsbuch, Confessiones. Pierre Imhasly ist vielleicht der einzige Dichter deutscher Sprache, der so kompromisslos nach dem Transzendenten im Schreiben sucht und damit unvergleichliche Werke schafft. Wohl etwa so, wie ehemals die grossen Sänger des Flamencos danach strebten, nach dem duende, so etwa stelle ich mir das vor. Requiem d’amour: Ein schmaler Band mit einer ungeheuren Wucht, Literatur die nicht nur unterhaltend ist, sondern sich an den grossen Themen und Emotionen auf-und entlädt und mit jedem Wiederlesen tief berührt. Philippe Imwinkelried 2014
duende: wörtlich Kobold. Höchste Inspiration, ausser und bei sich sein, Zustand der für die Sänger des Cante hondo unabdingbar war. Vgl. Federico Carcia Lorca: Juego y teoría del duende. Paris 2008.
Rhone Saga Der Fluss, die Liebe, das Buch – Eine (Vor-)Lesereihe! Mo. 9. Februar 2015 / Mo. 6. April 2015 / Mo. 1. Juni 2015 Unter der Leitung von Philippe Imwinkelried / Eintritt frei. Mo.12. Oktober 2015 Lesung mit Beat Albrecht und Ben Jeger (Glasharfe) Eintritt Fr. 20.– Zeit: 20.00 Uhr Ort: Buchhandlung Wegenerplatz, Brig Die Rhone Saga gilt seit ihrem Erscheinen 1996 als literarisches Ereignis. Sie ist Dreh-und Angelpunkt von Pierre Imhaslys literarischem Schaffen. Nach den beiden Werken Widerpart und Fuga mit Orgelpunkt vom Schnee (1979) und Corrida (1982) öffnet sich mit dem Opus Magnum Rhone Saga ein weites Feld, das zwar an die ersten beiden Werke anschliesst, diese aber bei weitem übertrifft (nicht qualitativ). Die Rhone Saga ist ein Hypertext der vielen Stränge, in dem sich eine Fülle an Figuren, Themen, Motive, Sprachen etc. überlagern, brechen und ergänzen. Die (Vor-)Lesereihe Rhone Saga – Der Fluss, die Liebe, das Buch soll einen Anreiz bieten, sich diesem grossen Werk über mehrere Monate widmen zu können. Die thematische Offenheit von Imhaslys Werk soll als Leitidee in diesen literarische Workshop einfliessen. Gemeinsam sollen Texte gelesen, Probleme diskutiert und Fragen beantwortet werden.
Stimmen Maithuna \ Matterhorn Zunächst scheint Pierre Imhasly‘s neues Buch ein einziger reissender, durch 120 grossformatige Seiten wirbelnder, tanzender, schäumender Wörterstrom, Bilderstrom zu sein. Ein Gesang auf das, was aufrecht gehen lässt, auf die vielgestaltige, über sich hinausweisende Kraft des Eros. (Kurt Marti, Theologe / Schriftsteller 2005) Widerpart oder Fuga mit Orgelpunkt vom Schnee - ein Poem Es handelt sich nicht um eine Sammlung von Gedichten, sondern um eine kontrapunktisch komponierte Dichtung über 53 Druckseiten hin eine Fuge eben... Imhasly‘s Fuga: für mich das erstaunlichste Ereignis der deutschsprachigen Literatur seit langem. (Kurt Marti, 1980) Paraíso sí Verse wie Stromschnellen. (Beatrice von Matt, NZZ 13. 02. 2001) Rhone Saga Dieses Buch ist zunächst einmal von vorn bis hinten eine einzige Liebesdichtung. (...) Rohne Saga ist ein sprachliches Orgelwerk, vielstimmig und kontrapunktisch gesetzt und von erstaunlicher Registerfülle. (Nürnberger Zeitung, 7. 12. 1996) Ein Mann erzählt einer Frau, was er denkt, woher er kommt, wer seine Freunde sind. Diese Kernszene einer Liebesgeschichte bestimmt die grossmächtige Rhone Saga, die der Walliser Pierre Imhasly nach 12jähriger Arbeit fertiggestellt hat. (NZZ, 21. 11. 1996) Dieses Buch ist ein Steinbruch, ein Bergwerk. Die Gedanken, Visionen und Bilder prasseln auf den Leser herab, in den Phantasie-Labyrinthen wird das Verirren zum Gesetz: Lesend ist hier ein ganzer Kosmos zu erkunden. (Nürnberger Zeitung, 11. 3. 1997)
Pierre Imhasly plus Pierre Favre Drums in Motion Tribut an Pierre Imhasly Sa. 17. Januar 2015 / 20.30 Uhr Pfarreizentrum Brig Eintritt Fr. 30.– / Vorverkauf Buchhandlung Wegenerplatz, Brig
Pierre Imhasly querdurch! das Werk Lesung mit Pierre Imhasly So. 1. März 2015 / 18.00 Uhr Ideenwerkstatt Jotka, Visperterminen Eintritt frei.
Literaturfestival Leukerbad 2015 Pierre Imhasly liest aus seinem neuen Buch Reqiem d‘amour
Auszeichnungen
Übersetzerpreis der Oertli-Stiftung 1977 Werkjahr des Kantons Zürich 1977 Werkjahr der Stiftung Pro Helvetia 1979 Kulturpreis der Gemeinde Visp 1980 Kulturpreis des Staates Wallis 1983 Werkbeitrag der Stiftung Pro Helvetia 2002 Rilkepreis, Sierre 2004
Werke Sellerie, Ketch up & Megatonnen, Bern 1970 Hérémence Beton, Lausanne 1974 Z wilt Mandji, Visp 1974 Visp, Variationen und Etüden, Visp 1976 (Fotos Armin Karlen) Widerpart oder Fuga mit Orgelpunkt vom Schnee. Ein Poem, Frankfurt/Zürich 1979 Corrida – der spanische Stier und sein Fest, Bern 1982 Alfons Studer oder Ein Eros in allen Dingen, Bern u.a. 1984 Bodrerito Sutra, Zürich 1992 (limitierte Auflage) Rhone Saga, Frankfurt/Basel 1996 Paraíso sí, Frankfurt/Basel 2000 Leni, Nomadin, Frankfurt/Basel 2001 (zu den Fotos von Renato Jordan) Widerpart oder Fuga mit Orgelpunkt vom Schnee, Frankfurt/Basel 2000 (Neuauflage) Maithuna \ Matterhorn, Frankfurt/Basel 2005 Rhône Saga, französisch, Genf 2005 Sellerie, Ketch up & Megatonnen, Frankfurt/Basel 2010 (Neuauflage) Requiem d‘amour, Frankfurt/Basel 2014
Übersetzungen
Maurice Chappaz: Die Walliser, Bern 1968 Anne Cuneo: Dinge, bedeckt mit Schatten, Zürich 1975 Maurice Chappaz: Rinder, Kinder und Propheten, Zürich 1976 Maurice Chappaz: Die Zuhälter des ewigen Schnees, Zürich 1976 Michel Goeldlin: Windstille gegen Mittag, Zürich 1977 Maurice Chappaz: Glückliche Bergseen, Frauenfeld 1979 Daniel Odier: Das Herz der Welt, Zürich 1982 Marie Métrailler: Die Reise der Seele, Zürich 1982 Daniel Odier: Hasenjagd, Zürich 1983 Maurice Chappaz: Haute Route, Zürich 1984 André Imer: Freigut, Bern 1984 Maurice Chappaz: Die hohe Zeit des Frühlings / Gesang von der Grande Dixence / Testament der Oberen Rhone, Zürich 1986 Maurice Chappaz: Lötschental, die wilde Würde einer verlorenen Talschaft, Frankfurt/Zürich 1990 Maurice Chappaz: Das Buch der C., Frauenfeld 1994 Maurice Chappaz: Evangelium nach Judas, Frauenfeld 2004
Fernsehen / Radio
Z wilt Mandji, gefilmt von Ettore Cella, Fernsehen DRS, Baltschieder 1974 Peter Squenz, Mundart-Bearbeitung nach Gryphius, Fernsehen DRS 1978 Persephone ganz aus Liebe. Ein Lamento. Radio DRS II 1984 Corrida de Toros oder das grossorchestrierte Wiegenlied gegen den Tod. Ein poetisches Feature. Radio DRS II 1980
Dieses Booklet entstand im Rahmen der Hommage zum 75. Geburtstag von Pierre Imhasly koordiniert von der Aktionsgruppe Pierre Imhasly. Die Aktionsgruppe Pierre Imhasly besteht aus Jean-Pierre L. D‘Alpaos, Fritz Kräuchi, Philippe Imwinkelried und Jonas Ruppen.
Texte: Pierre Imhasly, Philippe Imwinkelried Foto: Jean-Pierre L. D‘Alpaos Gestaltung: CH.H.GRAFIK Druck: s+z gutzumdruck Schrift: Berthold Akzidenz Grotesk (c) 2014 Aktionsgruppe Pierre Imhasly www.pierreimhasly.ch
www.pierreimhasly.ch
PIERRE IMHASLY
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