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Jazz Chälli, Visp - 22. Februar um 20.30 Uhr Hotel Post, Turtmann - 23. Februar um 19.30 Uhr World Nature Forum, Naters - 24. Februar um 19 Uhr Eintritt frei, Kollekte.

Lesung mit Luciana Brusa und Stefanie Ammann

Sophie Scholl

„Nein zur Feigheit“


où la peur surgit en sauveur déguisée où la race blanche des envieux tente aujourd’hui de nous séparer Vallée où le Rhône a son aire Noble pays à ciel ouvert C’est toi, c’est toi mon beau Valais Restent à jamais, restent à jamais, Restent libertaire

© 2017 extrablatt / carteblanche

Ende der Provinzpropaganda, des Popcornpopulismus und der Proposition d’un Polemiknouvel hymne valaisan prosa! Quel est ce pays merveilleux


Charta VerSus13 Für ein offenes Wallis Pour un Valais ouvert

«Jeder Gesellschaft ihre Kultur: Das Wallis mit seiner starken Identität prägt, nährt und fordert seine Künstler besonders heraus. In einer offenen und demokratischen Gesellschaf ist die Rolle der Kultur, Differenzierung und Bewusstsein zu schaffen, einen poetischen Zugang zur Welt zu ermöglichen und so zur allgemeinen Wohlfahrt beizutragen. Sie hat zum Ziel, die gesamte Bevölkerung unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Bildung und Wirtschaftsleistung zu integrieren. Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse, im und ausserhalb des Wallis, ergreifen wir – Künstler, professionelle Kulturschaffende, Bürgerinnen und Bürger – das Wort: Wenn ein dunkler Schleier sich über die Gesellschaft legt, ist ein klares, ausführliches und offenes Votum notwendig, ja es ist unsere Pflicht, da sich unsere Arbeit aus der Beobachtung und Reflektion der Gesellschaft nährt, in welcher wir leben. Wir treten nicht hervor, um Einzelne anzuprangern, noch sind wir irgendeiner politischen Richtung angeschlossen. Unser Anliegen ist schlicht die explizite Erinnerung an einige Grundsätze unserer Demokratie: die Schweizer Verfassung anerkennt die UNO-Erklärung der Menschenrechte als Grundlage unseres Zusammenlebens, sie schützt auf ihrem Gebiet das Leben und die Integrität jedes Einwohners, und sie stellt einen Rechtsstaat dar, dem sich jeder unterzuordnen hat. Seit einigen Monaten mehren sich in alarmierender Weise Ereignisse, in welcher Gesetzesübertretungen, Drohungen, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus beschämend offen und aggressiv gelebt werden. Schon diese Tatsache wäre Anlass genug zur Sorge. Uns beunruhigt darüber hinaus das Herunterspielen derselben: ihre Banalisierung.

Wir fordern hiermit alle Menschen, die sich in diesen Akten und in diesem Diskurs nicht wiedererkennen, die an ein anderes Wallis als an dasjenige der Angst, der Klage und des identitären Rückzugs glauben, Zivilcourage zu zeigen und sich mutig zu einem einzigen Wort zu bekennen: STOPP. Wir stehen ein für ein modernes Wallis, transparent und durchlässig als partizipierender Teil seiner umgebenden Welt. Wir stehen ein für ein Wallis, in welchem Identität nicht durch Ausschluss, sondern durch respektvolle Neugier dem Gegenüber aufgebaut wird. Wir stehen ein für ein Wallis, in welchem die Medien ihre Pflicht als Gegenkraft und Spiegel der «action publique» wahrnehmen dürfen. Wir stehen ein für ein Wallis, in welchem Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit nicht nur leere Worte bleiben.

Wir werden ein positives, offenes und konstruktives Wallis verteidigen!»


«À chaque société sa culture : le Valais hérite d‘une identité forte, le monde culturel et les artistes s‘en nourrissent particulièrement. Dans une société ouverte et démocratique, la culture a pour rôle d‘éveiller les consciences, de créer une relation poétique au monde, de contribuer au mieux-vivre des citoyens. La culture a pour but également d‘intégrer, au sens large du terme, les différentes catégories de la population sans exclusive de genre, de nationalité ou de niveau social. Au vu des récents événements, en Valais et ailleurs, nous, artistes, professionnels de la culture, citoyens, avons choisi de prendre la parole : il est des jours plus sombres que d‘autres qui nécessitent un message clair, large et ouvert, afin de servir non plus de fous du roi, mais de garde-fous, légitimés que nous sommes par le fait que chacun d‘entre nous nourrit son art de l‘observation de la société dans laquelle nous vivons. Nous ne sommes pas assimilables à un parti politique. Nous souhaitons simplement rappeler quelques fondamentaux de la vie démocratique : que les actes ont des conséquences ; que la Constitution helvétique protège toute personne vivant sur son territoire ; que la Suisse reconnaît la Déclaration universelle des droits de l‘homme comme fondement de notre vivre ensemble. Or depuis quelques mois, l‘inflation d‘actes et de discours agressivement identitaires, xénophobes et racistes, provoque notre alarme. Nous sommes préoccupés non seulement par ces manifestations, mais par leur banalisation.

Co-Autoren und Erstunterzeichner Carlo Schmidt, Artiste Christophe Fellay, Musicien Denis Alber, Musicien Denise Eyer-Oggier, Artiste Isabelle Pannatier, Directrice centre d‘art Janyce Michellod, Danseuse-chorégraphe Javier Hagen, Musicien Jérôme Meizoz, Ecrivain Lorenzo Malaguerra, Metteur en scène Maria Ceppi, Artiste Mathieu Bessero, Metteur en scène Michaël Abbet, Programmateur Pierre-André Thiébaud, Producteur www.facebook.com/VS13CH

Nous appelons toute personne ne se reconnaissant pas dans ces actes ni dans ces discours et ayant foi dans un autre Valais que celui de la peur, de la complainte et du repli identitaire, à marquer leur désapprobation par un seul mot d‘ordre : STOP. Nous défendons un Valais moderne, en phase avec le monde qui l‘entoure. Nous voulons d‘un Valais où la presse joue son rôle de contre-pouvoir et de critique de l‘action publique. Nous souhaitons un Valais où l‘identité ne se construit pas contre l‘Autre mais dans une curiosité respectueuse pour lui. Nous voulons un Valais où les valeurs de liberté, d‘égalité et de justice ne sont pas de vains mots.

Nous défendrons une vision du Valais qui soit positive, ouverte et constructive.»



Bi vill umendandcho, hä vill Häfe gseh Bi öi ds’Alp und uf mängem Bärg gsii Am Meer süechi d‘ Bärga, uf de Alpe süechi ds’Meer, brüche beides fer glicklich ds’sii Walliser dü bisch nit gäru allei, schaffu und fäschtu isch was dier seit Seema dü hesch lieber d’Einsamkeit Uf dr ganz Wält bisch dü deheim Fa Gletsch bis uf Marseille, fa Casablanca bis ins Bi, en richtige Walliser Seema, das will ich sii Glaffu wie di Göicha und ga schaffu siwer glii Hei gmeitjinut und karisiert Hei vill verbrochu, doch enand respektiert Und hei nächtelang philosophiert D’Witine fa der Camargue und d’Wilti fam Pfii Eismal dr ganz Rottu embri Ischi Torros sind di Stächu, ische Pastis heisst Absinth Und wisse isch ische Wii Fa Gletsch bis uf Marseille, fa Casablanca bis ins Bi, en richtige Walliser Seema, das will ich sii Hei Boze verschücht und Seeschlange besigt Mine Dämone binis nit immer gsii Bewaffnet bis ani Zänd, 1000 Schlachte gikämpft Schii sind fa Afang a verlorni gsii Meerjungfröie heint isch verfiert, armi Seele alli empfiert Im letschte Moment ds’Seili gikappt, d’Vergangeheit uber Bord griert

Fa Gletsch bis uf Marseille, fa Casablanca bis ins Bi, en richtige Walliser Seema, das will ich sii Am Abgrund fa dr Liebi, ufum Gipfel fam Hass Hei wier sije ds’Tal nimme gseh Si abgstürzt und hei nisch wider üfgfangu Ds’Läbu cha äs Schlachtfäld sii Hei Gipfla bestigu, si gstochu in See Di Bilder vergässi nie meh Hinner dem Bärg häts en Bärg, hinner der Bucht dr negscht Turm Walliser Seema los, dich bringt nix um Fa Gletsch bis uf Marseille, fa Casablanca bis ins Bi, en richtige Walliser Seema, das will ich sii Fa Torrent bis Kairo, fa Syrie bis Martigny, en richtige Walliser Seema, das will ich sii Das alls het isch starch gmacht, aber unbesigbar nit Doch offe und müetig und gschid All di Sache heint mich gmacht und nit annersch wellti sii Was d’Lit deichunt isch mier doch glii So bringi miini Gschichte, jedem wa schi kehru will Lieder fa Hoffnig und no vill meh Ich packu dr Seesack und mini beschte Schüeh Und stächu wider in See

Fa Gletsch bis uf Marseille, fa Casablanca bis ins Bi, en richtige Walliser Seema, das will ich sii Walliser Seema Jean-Marc Briand, Xavier Moillen, Ivan Jeitziner, Bahur Ghazi www.walliser-seema.ch


Brunchu ds Egi het friänär Geri keissu aber jetz heisst ds Egi Egi wägu schinum üfgiblasnu Ego heisst ds Egi jetz Egi ischä Nachbar vam erschtu Stock ds Egi – en total güetä Typ voll ä geilä Siäch ussär mit schiner Schwäschter dr Mimi – di arum Mimi empar Mal het di gottlos uf ds Dach vercho bis güetuntagsch ds Egi grössuwahnsinnig wiä’s gsi isch üs uf d’Qartierstrass gschtolziärt isch der Schwanz wiä än Chirchufahna inär Luft im Meini d’Auto halte de vor im anna und warte de bis der Monsieur uber d’Strass gstöglutä isch Aber dem war nicht so Pengusjkrrrrkrachääääääääääääääeeeeeeeeeerrrrrrrrruuuuuuuuuu d’Mimi isch total fro, isch ds Egi nimme da schi hät jetz endli Rüe va im schi bliät eso richtig üf


Stefanie Ammann, Naters und d’Ruht? d’Ruht im silbrigu Merz das arum Tschüti Tüti schi het doch nur am Sunntag emorgu nam Fitness-Pilates-Poweryoga-BauchBeine-Po-Busen-Body-and-Mind-Wellness wellu inz Praliné inz Praliné ga Gipfla und Zopf am Meter fer nacher mit irär Famili ds brunche mit irär Patchworkfamili urban stätisch wiäs schich kehrt ds brunche

Äs wird jetz immer gibruncht am Sunntag am Mäntag am Zischtag am Mittwoch am Donnschtag am Fritag am Samstag em Morgu ds Mittag und ds Nacht gat numal und prompt just vorum Praliné springt ra z’Plagg üssa vorz Auto.


Die Schweiz ein Gefängnis

Friedrich DĂźrrenmatt


Aus der «Rede auf Vaclav Havel zur Verleihung des GottliebDuttweiler-Preises am 22. November 1990»

Bild oben:

— ...die Schweiz als ein Gefängnis, wohinein sich die Schweizer geflüchtet haben. Weil alles ausserhalb des Gefängnisses übereinander herfiel und weil sie nur im Gefängnis sicher sind, nicht überfallen zu werden, fühlen sich die Schweizer frei, freier als alle andern Menschen, frei als Gefangene im Gefängnis ihrer Neutralität.

Bild mitte:

— Wer möchte in einem Gefängnis, worin man frei ist, nicht Gefangener sein, und so ist das Gefängnis eine Weltattraktion geworden, viele versuchen Gefangene zu werden, was sie dürfen, wenn sie über die nötigen Mittel verfügen.

Bild rechts:

— Die Gefängnisverwaltung ist nicht zu beneiden. Nun wissen wir nicht, was wir feiern sollen, das Gefängnis oder die Freiheit. Feiern wir das Gefängnis, fühlen sich die Gefangenen gefangen, und feiern wir die Freiheit, so wird das Gefängnis überflüssig. Weil wir aber nicht ohne Gefängnis zu leben wagen, werden wir wieder einmal unsere Unabhängigkeit feiern,

Bild links:

— Weil auch die Wärter Gefangene sind, kann unter ihnen der Verdacht aufkommen, sie seien Gefangene und nicht Wärter oder gar frei, weshalb die Gefängnisverwaltung Akten von jedem anlegen liess, von dem sie vermutete, er fühle sich gefangen...

Bild unten:

— Jeder Gefangene beweist, indem er sein eigener Wärter ist, seine Freiheit. Das Gefängnis braucht keine Mauern, weil seine Gefangenen Wärter sind und sich selber bewachen, und weil die Wärter freie Menschen sind, machen sie auch unter sich und mit der ganzen Welt Geschäfte, und wie!

Renato Jordan, Brig www.renatojordan.ch


Massnahme gegen Schwarzmalerei, 2008 Unverzagt gegen den Wind, 2016 Anette Kummer, Naters www.anette-kummer.ch


Gedanken zur Zeit

Weiter rollen im Takt der Zeit mit Blick auf morgen, Illusion bleibt die weiland gute heile Welt. Erwachen möchte ich aus bösen Träumen vom Triumph billiger Parolen doch die Augen sind bereits weit auf!

Wo sind neue Wege?

Das Rad der Zeit dreht sich ohne uns und mit uns: innehalten loslaufen

unverzagt gegen den Wind!


Bonzzaj, Leuk / Bern www.bonzzaj.ch

Jazz ist frei!


Jazz gibt es nun über 100 Jahre. Er hat sich gewandelt, evolutioniert und revolutioniert, hat alles Spezielle aus dem Alltag in sich aufgesogen, hat vor keiner politischen Schranke (ausgenommen dem Nazismus/Faschismus) halt gemacht und ist zu einer universalen Sprache des Friedens geworden. Und diese Entwicklung hält noch unverbraucht an. Liegt die Pop/Rock Musik derzeit uninspiriert, langweilig, ohne Solisten, ohne Groove, Kraft und Ausstrahlung danieder, ist der Jazz seinen Eckpfeilern wie Improvisation, Spiritualität, Kreativität, solistisches Können treu geblieben. Jazz kennt keine Folklore und Tradition. Jazz verlangt nach Harmonie, nach der Individualität wie nach dem Kollektiv; jedem Musiker Freiraum zu seiner Entwicklung lassen; die Mitmusiker zu Verschwörern zu machen ohne jede Persönlichkeit zu unterdrücken oder zu untergraben; das Kollektiv fördert und fordert sich gegenseitig, unterstützt sich musikalisch und freut sich, wenn es dem Solisten gelingt zu einem musikalischen Höhepunkt zu gelangen.

Jazz Brig Jean-Pierre D‘Alpaos & Jonas Ruppen, Naters www.jazzbrig.ch

«Während in unserer Zeit die Maler, Dichter, die Opernkomponisten sich immer mehr der Gesellschaft anpassen und sich integrieren, leben die Jazzmusiker an der Peripherie unserer mechanisierten und nur die Gebote des Lebensstandards anerkennende Welt. Sie und nur sie sind noch besessen von ihrer Kunst. In ihnen allein spüren wir den heissen Atem jener Künstlerdämonie, die vordem die grossen Gestalten der Literatur, der bildenden Kunst und der Musik auszeichnete. Die Jazzkünstler sind die letzten Rebellen, die letzten echten Bohémiens. In einem Jahrhundert, in dem der Organisationsmensch triumphiert, legen sie Zeugnis ab für unbedingten Individualismus, für absolute künstlerische Freiheit!» Jean Améry, 1961, Schriftsteller/Philosoph


selbstbewusst

respektvoll AndrĂŠ Kummer, MĂźhlebach

weltoffen

bunt


Denise Eyer-Oggier, Brig www.eyer-oggier.ch


Aquarell, 2007 Marcel Eyer, Naters


Junge aus Eritrea und das Mädchen aus Syrien sind gleichwertig jedem Schweizerkind und haben, wie dieses, ein niedergeschriebenes Recht auf ein Heim, auf eine gesunde Ernährung, auf ärztliche Versorgung und auf eine Schulbildung.

Manifest für eine offene Gesellschaft Wir leben in einer global vernetzten Welt, bei der die Einzelstaaten über vielfache Abhängigkeiten und ökonomische Interessen eng miteinander verknüpft und verflochten sind. Der globale Reichtum ist über diese Vernetzung als ein gemeinsam erarbeitetes Gut anzusehen und verlangt eine gerechte Verteilung auf alle daran Beteiligten. So wie der globale Reichtum ein gemeinsam geschaffenes Gut ist, ist auch die wirtschaftliche Not und die Armut in einigen Staaten ein gemeinsam zu verantwortender Missstand. Der Wohlstand der reichen Länder ist gewachsen auch auf Kosten der Armut in anderen Ländern. Die globale Vernetzung ist derart, dass politische Entscheide in abgelegen Ländern auch bei uns ihre Auswirkungen zeigen und die Folgen ferner Kriege - keine Mauer und kein Zaun kann dies verhindern – über Schleich- und Umwege früher oder später auch bei uns ihren Niederschlag finden. Der bereits vollzogenen und wohl nicht mehr rückgängig zu machenden globalen wirtschaftlichen Vernetzung steht heute ein harter nationalistischer Diskurs gegenüber. Staaten proklamieren die kompromisslose Verteidigung ihrer Eigeninteressen und setzen diese Haltung als Leitsatz auf ihr politisches Programm. Wir meinen, dass eine ausschliessliche Verteidigung von staatlichen Eigen-

interessen in der Vergangenheit oft der Grund für Kriege war und sehen in dieser Maxime eine Gefahr für den Frieden. Innerhalb dieses nationalistischen Diskurses werden auch rassistische und menschenverachtende Aussagen vertreten, die erschreckend sind, die beängstigen und die an die dunklen Jahre des deutschen Nationalsozialismus zumindest erinnern. Wir verurteilen rassistische und menschenverachtende Aussagen. Wir stehen ein für eine offene Gesellschaft und stellen uns gegen Abschottung und Ausgrenzung. Auf der einen Seite die Gutschweizer, auf der anderen Seite sie, die andern, die Ausländer, die Migranten, die Asylbewerber, die Muslime, die Behinderten, die Arbeitslosen, die Sozialgeldempfänger. Wir stehen ein für ein erweitertes Wir. Für ein Wir, welches Landesgrenzen, Religionen und sozialen Status überlagert. Wer stehen ein für ein Wir, welches alle Menschen umfasst. Wir Menschen. Wir anerkennen die unteilbare Gleichwertigkeit aller Menschen. Es ist dies eine Gleichwertigkeit in der Verschiedenheit und also unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe oder Religion der Einzelnen. Wir anerkennen das Recht der Väter und Mütter, vor Krieg und wirtschaftlicher Not zu fliehen, ihrer elterlichen Sorgepflicht nachzukommen und für sich und ihre Kinder eine friedliche und bessere Zukunft zu suchen. Der

Wir sehen in den Migranten und Asylbewerbern, in Sozialhilfeempfängern und IV-Bezüger Menschen in Not, welche nur die im Recht verankerte Hilfe einfordern oder welche bei uns um Arbeit, Aufnahme und Hilfe anfragen. Wir sehen in den Migranten und Asylbewerbern auch eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Wir stehen ein für eine wohlwollende Aufnahme und menschenwürdige Behandlung von Asylbewerbern und Migranten und wehren uns gegen den aktuellen menschenverachtenden medialen Diskurs. Wir wehren uns gegen Rassismus. Wir stellen uns gegen die Diskriminierung von Menschen auf Grund ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, ihrer Behinderung, ihres sozialen Status, ihrer sexuellen Orientierung. Wir leben in einer Zeit, in dem der Reichtum von ganz Wenigen den gesamten Reichtum eines Staatswesens übertrifft. Wir akzeptieren nicht, dass der gemeinsam erarbeitete Reichtum nur ganz wenigen zufällt und immer mehr Menschen in den sozialen Abstieg getrieben werden. Wir wehren uns dagegen, dass die Verlierer in unserer Gesellschaft und die Flüchtige und Armen der globalen Gesellschaft gegeneinander ausgespielt werden. Wir sehen in der offenen Gesellschaft einen hohen Wert. Eine offene Gesellschaft ist aber nicht selbstverständlich. Sie ist ein Wert um den immer wieder gerungen werden muss. Eine andere Welt ist möglich!

Marcel Eyer, Naters


Reality 2.0, 2013 / Image, 2013 Ramon Schnyder, Brig www.ramonschnyder.com


Mensch 2000 Uli Wirz, Brig www.uliwirz.ch


Nous sommes la minoritĂŠ Die Minderheit sind wir


Revolté

Mots voire Esclaves oubliés Dictatur miroir Ahhh

2010

Christoph Heinen, Naters www.up-side.ch


Magali Maria Kniel, Bern

Anastasia Christine

Leann-Sandro Bernhard

2009


Alien, 2016 / Tschäggätta, 2016 Gabriel Giger, Leuk www.gigergraphics.ch


„Oi miär isch Natärsch schoo immär ä biz z chlei gsi.“


Üff nach Gondo Auf nach Gondo Vers Gondo

Vam Donald Trump inschpiriärt, hätt där Büüunnärnämär und Präsidänt va där Helvetischu Vollpfoschtu Partii, där Franz Fondü usum Wallis, ä 10 Meetär hochi Müüru rund um d Schwiiz wällu büübu. Är hät 40 Tonnä Ziägilschteina und 20 Tonnä Beto uf schiinu Gamio gladu und hätt schi üffgmacht, Richtig Gondo. Will är abär ds Navigationsgrät uff dum Bürotisch värgässu hätt, hätt är wädär där Simplopass no Gondo, wädär Domodossolo no Mailand gfunnu. Är isch eifach immär wiitär gfaaru, bis nu schliässli ds Genua ä seer frindlichä, schwaarzä Haafuarbeitär aghaaltu hätt. Beidi hent änandär teif in d Oigä glüegt und hent värlägu glächlu. Dä sindsch gaa z Mittag ässu und hent bischlossu, fär immär zämu z bliibu. Und wasch am friäjiu Naamittag, Arm in Arm, wiidär Richtig Haafu schpaziärt sind, hätt där Franz Fondü gseit: Dass Gondo gaad äso grooss isch, hätti scho nit gideicht. Und där Makélélé Ruppu hätt lachändu gantwoortu: Oi miär isch Natärsch schoo immär ä biz z chlei gsi.

Von Donald Trump inspiriert, wollte der Bauunternehmer und Präsident der Helvetischen Vollpfosten Partei, der Walliser Franz Fondü, eine 10 Meter hohe Mauer rund um die Schweiz bauen. Er lud 40 Tonnen Ziegelsteine und 20 Tonnen Beton auf seinen Lastwagen und machte sich auf, Richtung Gondo. Weil er aber sein Navigationsgerät zuhause auf dem Bürotisch vergessen hatte, konnte er weder den Simplonpass noch Gondo, weder Domodossola noch Mailand finden. Er fuhr einfach immer weiter, bis ihm schliesslich in Genua ein freundlicher, schwarzer Hafenarbeiter per Handzeichen bedeutete anzuhalten. Sie schauten einander tief in die Augen und lächelten verlegen. Dann gingen sie gemeinsam Mittagessen und beschlossen, für immer zusammen zu bleiben. Als sie am frühen Nachmittag, Arm in Arm, wieder zurück zum Hafen spazierten, sagte Franz Fondü: Dass Gondo so gross ist, hätte ich nicht gedacht. Und Makélélé Ruppen fügte lachend hinzu: Auch mir war Naters schon immer etwas zu eng.

Ein Text von Rolf Hermann Traduction par Francine Clavien et Rolf Hermann www.rolfhermann.ch

Inspiré par Donald Trump, l‘entrepreneur de construction et président de l‘Union Démagogique du Centre, le Valaisan François Fondue, voulait construire un mur de 10 mètres de hauteur autour de la Suisse. Il a mis 40 tonnes de briques et 20 tonnes de béton sur son camion pour partir vers Gondo. Parce qu‘il avait oublié son GPS à la maison sur la table du bureau, il n‘a pu trouver ni le col du Simplon, ni Gondo, ni Domodossola, ni Milan. Il a simplement continué à rouler jusqu‘à Gênes, où un Noir amical, en débardeur, lui a demandé, par signes, avec ses mains, de s‘arrêter. Ils se sont regardés droit dans les yeux et se sont souris d’un air penaud. Ensuite, ils sont allés déjeuner et ont décidé de rester ensemble pour toujours. Quand, en début d‘après-midi, ils sont retournés au port, bras dessus bras dessous, François Fondue a dit: Je ne pensais pas que Gondo était si grand. Et Makélélé Ruppen d’ajouter, en riant: Oui, pour moi aussi, Naters a toujours été un peu coincé.


sieht, was andere 체bersehen.

Kritischer Journalismus Fach- und Dossierkompetenz Blick aufs Wesentliche Infosperber ist eine gemeinn체tzige Internet-Zeitung. Sie erg채nzt traditionelle Medien mit Informationen, Analysen und Kommentaren. Infosperber erlaubt es, sich dank zus채tzlicher Perspektiven eine eigene Meinung zu bilden.

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