Kunst in der Quelle – Natischer Künstler stellen aus

Page 1

KUNST IN DER QUELLE mmer u K e t t e n A ter t u M n o t An htold c r e B t r e Alb niel K n i m a j Ben iel n K d n r e B sser a G d r a h Bern netz e V r e t l a midh h c S e t t i g Bri en n i e H h p o Christ ggier O r e y E e Denis regy B t r e b l e Ed ppen u R h c i r l Hans-U ning n e H d r a g Hel ter Josef Mut en Karl Wald tter u M n a i l i K oten R n o v e i Léon niel K i l a g a M er Marcel Ey erjen L d r a d e M mann z l a S n e s Clau e i r a m s o R er Willy Zub

10. Nov. — 2. Dez. 2017

Kunst in der Quelle — Natischer Künstler stellen aus

Katalog zur Ausstellung


Katalog zur Ausstellung Kunst in der Quelle — Natischer Künstler stellen aus Belalpstrasse 12, Naters, ehemals BINGO 10. Nov. - 2. Dez. 2017 Organisation

Anette Kummer Rosemarie Clausen-Salzmann Bernhard Gasser Christoph Heinen

Herausgeber © 2018, UPside EDITION Foto Foto Grafik Fux Gestaltung CH.H.GRAFIK Druck easyprint Auflage 120 Ex. Seite 4-5 Seite 6-7 Umschlag

Aussenaufnahme — Plastik auf dem Dach „Kanisi“ (Holz/Glas/Licht) von Bernhard Gasser Innenaufnahme — „Viki“ (Eisen/Holz), links „Florian & Françine“ (Holz) von Bernhard Gasser „Stier“ von Médard Lerjen

Vielen Dank für die Unterstützung!


Teufelswerk!

Ein Schaufenster des Natischer Kunstschaffens

„Das war etwas“, gerät Karl Walden ins Schwärmen „Die hatten die erste automatische Türe, noch vor der Migros. Man kam heran, die öffnete sich von selbst, die Glastüren bewegten sich seitlich nach links und rechts auseinander und man schritt ins Geschäft hinein – das gab es sonst nirgends in Naters, das war eine Sensation für uns damals, da kam man extra herbei, um das zu sehen.“

Vor 200, 300 und mehr Jahren reisten fremde Künstler durch das Wallis. Ihre Texte, Holzschnitte, Kupferstiche etc. waren etwas für in die Bücher oder an die Wand, für die Crème de la Crème. Unten im Dorf und oben am Berg diktierte anderes den Alltag.

Die Rede ist vom neuen Kaufhaus Biffiger das um 1960 seine famose Tür öffnete. Im Buch von Erwin Jossen erfahren wir über die Familie und das Geschäft mehr: Josef und Kresenzia Biffiger-Wyssen waren die Begründer des bereits 1886 eröffneten Kaufhauses Biffiger. Sohn Ernst Biffiger (1889-1967) trat 1907 ins elterliche Geschäft ein. Es gab hier Kleider, Schuhe, Spiel- und Papeteriewaren, Bonneterie, Mercerie, Futterwaren und mehr. Bei Biffigers waren auch die ersten Tiefkühlprodukte zu haben und die automatische Eingangstüre war die erste ihrer Art im Oberwallis gewesen. Die Vergrösserungen des Geschäftes datiert Jossen auf das Jahr 1959. 1974 wurde das Kaufhaus Biffiger an das Geschäft „La Source“ des Käseverbandes vermietet und hiess „Quelle“. Darin entstand ein Lebensmittelgeschäft. Später wurde hier das Schuhgeschäft BINGO eingerichtet. Ab 1974 führte Irene Biffiger im Haus schräg gegenüber zusammen mit ihrem Bruder Otto bis 1996 die Eisenwarenhandlung. Das Kaufhaus Biffiger wurde unter der Führung der Familie Biffiger volle 110 Jahre alt. Zurück zu Karl Walden, der vor dem Geschäft steht und von folgender Begebenheit berichtet: „Das gehört zu meinen Jugenderinnerungen – als Primarschüler lungerten wir gerne in der Freizeit herum und bewunderten die neuen Errungenschaften, die es in Naters zu sehen gab. Vor dem Kaufhaus Biffiger spielte sich einmal Folgendes ab: Von Blatten kam ‚d Schwindli Ida‘ (Frau Amherd-Schmid) zu Fuss mit der „Tschiffra“ (Korb, Hutte) auf dem Rücken und mit der „Pfiifa“ im Mund herunter nach Naters, wie das damals noch einige Leute taten. Sie näherte sich der automatischen Türe des neu eröffneten Kaufhauses Biffiger, blieb vor der gläsernen Türe stehen und suchte den Türgriff um einzutreten. Dabei durchbrach sie die Lichtschranke und wie durch Geisterhand öffnete sich die Türe. Erschrocken sprang sie einen Schritt rückwärts und die Tür schloss sich erneut. Wir als Knaben standen auf der anderen Strassenseite und lachten natürlich. Sie ging nochmals zur Tür und blieb misstrauisch stehen. Der Besitzer Ernst Biffiger hatte das Missgeschick gesehen, kam heraus und sagte ihr, sie möge doch hereinkommen. Als Dank beschimpfte sie den Besitzer etwa mit folgendem Wortlaut: ‚Dü gottlose Ernigöüch! Das ischt ja äs Tiifulswärch.‘ Wir Jungs hatten natürlich einen Mordsgschpass.“

Heute sind einheimische Künstler im Wallis tätig. Ihre Bilder, Skulpturen, Installationen etc. sind Mojini für eine Ausstellung oder ein elitäres Wohnungsdesign für die Crème de la Crème. Unten im Dorf und oben am Berg interessieren anderes im Alltag. Ist der Bezug zur Kunst seit der ersten bildlichen Darstellung von Naters im Jahre 1545 gleich geblieben? Angesichts des Hintergedankens einer von Natischer KünstlerInnen im leerstehenden Kaufhaus Biffiger organisierten Ausstellung möchte man dies fast bejahen – was sagen die Initianten selbst: Anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Gemeinde Naters 2017 haben sich 21 Künstler und Künstlerinnen aus Naters zusammengetan, um in einer Gruppenausstellung das lokale Kunstschaffen zu präsentieren. „Welche Künstler arbeitet in Naters? Was machen diese Kunstschaffenden? Stellt das Kunstschaffen eine Bereicherung für das Gemeindeleben dar?“ sind Fragen die hier gestellt bzw. beantwortet werden mit dem Ziel das Bewusstsein für die aktuelle Kunst in der Gemeinde Naters zu stärken. Alle Beteiligten stammen direkt aus Naters oder leben und arbeiten seit etlichen Jahren hier. Mit einbezogen wird Josef bzw. Anton Mutter, der von 1932-1992 in Naters sein Lebenswerk geschaffen hat und für die kulturelle Ausstrahlung des Ortes noch immer eine prägende Künstlerpersönlichkeit ist. Das leerstehende ehemalige Geschäft „Quelle / La Source“ an der Belalpstrasse 12 wurde vom Organisationsteam Anette Kummer, Rosmarie Clausen-Salzmann, Bernhard Gasser und Christoph Heinen zur temporären Galerie umfunktioniert. Trotz der verschiedenen Ansätze der beteiligten Kunstschaffenden, Form und Werkstoff der Arbeiten, ist es den Kuratoren gelungen, unter Berücksichtigung der wegweisenden Architektur der 1950er Jahre, jedem Werk den Raum zukommen zulassen, in dem es wirken darf und kann. Die gezeigten Arbeiten umfassen ein breites Spektrum: Malerei, Druckgrafik, Fotografie, Skulpturen/Objekte etc. Die Ausstellung versteht sich als „Schaufenster“, um der Bevölkerung die verschiedenen Künstler und den Reichtum der künstlerischen Ausdrucksformen näher zu bringen, kurz: Sichtbarmachen des aktuellen Kunstschaffens in Naters!“ Dr. Werner Bellwald






Satz 1 Als Lösung und Erlösung für seine destruktive und von Leid geprägte Präsenz auf Erden bietet sich ein Suizid als Gattung an, indem der Mensch über einen kurzen Zeitraum von ein paar Jahrzehnten seine Neugeburten konsequent sterilisiert, umso die verhängnisvolle Kette seiner Fortpflanzung zu durchtrennen, sodass der Mensch als Gattung ausstirbt, die Natur aus seinem Würgegriff entlässt und seine destruktive Dominanz über andere Lebensformen – welche der Mensch nur unter dem Aspekt des Nutzens für ihn selber wahrzunehmen weiss – sowie sein von Angst und Leid geprägtes Dasein auf diese Weise für immer ein Ende finden.

Marcel Eyer — Satz 1/7


Bernhard Gasser — Henry (Eisen)


Anette Kummer Geheimnis — Objektkasten 80 x 80 x 20 Schlucht — Aquatinta und Kaltnadel 42 x 111



Willy Zuber Gitarrenspieler — 65 x 65 in toller Fahrt — 65 x 65

Mondscheinsitzung — 140 x 65 Fischtreffen — 140 x 65

Schlittenfahrt — 65 x 65 Knabe mit Trompete — 65 x 65



Albert Berchtold Abendstimmung — Acryl 90 x 90 Geimen — Acryl 40 x 30 Wintermorgen — Acryl 40 x 30



Edelbert W. Bregy Frühlingsträume — Mixed media 100 x 100 Torro — Eisen und Stein



Magalie Kniel Bändeli — Digital-Foto bearbeitet auf Glas 100 x 100


Benjamin Kniel Meat & Greet — Inkjet auf Glas 20 x 25 Netzjargon — Inkjet auf Glas 20 x 25

Ernst hinter Glas — Inkjet auf Glas 20 x 25 Kacktuss — Inkjet auf Glas 20 x 25


Bernd Kniel Capra – das Opfertier / L’animale sacrificale MDF schwarz partiell abgebrannt, diverse Acrylgläser, Kunststoff, Aluminium 180 x 85



Satz 2 Ähnlich einem Körper, bei dem die Hand sich mit der Axt ins Bein schlägt und der unter dieser Verletzung über vielfältige neurologische und chemophysikalische Vernetzungen und Interaktionen als Ganzheit leidet – nicht nur das gebrochene Bein schmerzt, das Ich als Einheit erleidet und trägt die Konsequenzen der Verletzung – finden auch in einer über eine Vielzahl von wirtschaftlichen und kulturellen Abhängigkeiten vernetzten globalen Staatengemeinschaft lokale Entscheide und ferne Kriege ihren Niederschlag bei allen Einzelstaaten – auch die globale Staatengemeinschaft bildet eine Geschehens- und Erlebenseinheit, erfährt und erleidet über die gegenseitigen Vernetzungen die Auswirkungen aller Geschehensabläufe als Ganzheit – und kein Meer ist zu breit und kein Grenzzaun hoch genug, um zu verhindern, dass die Konsequenzen ferner Not und Kriege auf Um- und Schleichwegen, früher oder später, auch in unsere Rosengärten dringen. Marcel Eyer — Satz 2/7 ohne Titel — Acryl 50 x 70 ohne Titel — Acryl 60 x 80

ohne Titel — Acryl 50 x 70 ohne Titel — Acryl 60 x 80



Médard Lerjen Vollmond — Acryl 85 x 65 Tapferkeit der Mineralien — Acryl 85 x 65



Denise Eyer-Oggier Schwarzhalsziegen III — Acryl, Mixedmedia 120 x 120 Schwarzhalsziegen I — Acryl, Mixedmedia 160 x 100 Schwarzhalsziegen II — Acryl, Mixedmedia 160 x 100



Christoph Heinen Neuland I — Papier 100 x 71 Neuland II — Papier 100 x 71



Hans-Ulrich Ruppen — transplantierte Mutationen (Teilbereich aus einer Rauminstallation, Fotografien, Inkjet auf Papier, Objekte im Montageverfahren)



Kilian Mutter — ohne Titel (Monotype, Acryl auf Japanpapier 48 x 67), ohne Titel (Monotype, Acryl auf Japanpapier 48 x 67)




Karl Walden — Fenster zur Welt (Mix-Technik 140 x 100)


Satz 4 Die Kräfte, welche Menschen aufwenden, sich eine ans Ich gebundene Seele einzureden, welche durch den Tod befreit von materiellen Fesseln, als SeelenIch und glücks- und leidensfähig in metaphysischen Bereichen ewig weiterlebt, diese Kräfte sind verhältnismässig zu den Ängsten selber Menschen vor dem Tod, sind der Versuch, durch ständiges Behaupten und Ausschmücken und Argumentieren der Annahme eines persönlichen Weiterlebens post mortem, die unerträgliche Bedingung einer endgültigen Auflösung doch noch zu überwinden.

Marcel Eyer — Satz 4/7


Bernhard Gasser — Rothaut (Eisen / Holz)


Helgard Henning Bambus grün — Rollbild, Tusche auf Reispapier 25 x 60 Bambus Schwarz — Rollbild, Tusche auf Reispapier 25 x 60 Rebstock — chinesische Tusche auf Reispapier 70 x 100




Léonie von Roten — Kyō sō (Mischtechnik, Digitalprint auf Forex 105 x 70)


Rosmarie Clausen-Slazmann Linde — Acryl auf Leinwand 100 x 120 Schwarzhalziegen — Acryl auf Leinwand 80 x 100



Brigitte Schmidhalter-Venetz Begegnung am Aletsch-Campus — Acryl auf Leinwand 80 x 70 Begegnung vor dem Beinhaus — Acryl auf Leinwand 80 x 70 Der grüne Schuh — Acryl auf Leinwand 70 x 80



Satz 5 Da wir die Gesamtheit der Vernetzungen, welche jedes Einzelgeschehen ursächlich mit Trillionen andern unter sich kausal verknüpfter Geschehenssträngen vernetzt und so eine räumlich - zeitliche, in der Vergangenheit schon wirksame und in die Zukunft greifende endlose, kausal verzahnte, mechanisch ablaufende Geschehenseinheit bildet, welche auch jedes Einzelgeschehen bedingt und zwingend zu seinem vorbestimmten Abschluss bringt, nicht erkennen, erfahren wir den Zwangsverlauf als Zufall, nennen ihn auch Schicksal, dem wir hilflos ausgesetzt, stehen fassungslos vor Totem, verstehen das Verhängnis nicht, schaufeln Kindergräber, sind verszweifelt, schreien Fragen in die Nacht und warten auf Antwort, die niemals eintrifft. Marcel Eyer — Satz 5/7


Médard Lerjen Die Tänzerin — Bronze ca. 17 hoch


Anton Mutter (†1992) — Kirche Naters (Lithografie), Blatten/Naters (Lithografie)


Josef Mutter (†1979) verträumt — Öl auf Leinwand 41 x 47


Der Philosoph Philosophie, der griechischen Sprache entnommen, heisst übersetzt „Liebe zur Weisheit“. Das systematische Streben des Menschen nach Erkenntnis seiner selbst, das Wesen und die Zusammenhänge der Dinge und der gültigen Prinzipien und Inhalte ethnischen Handelns. So steht es im Lexikon. Der Philosoph hat die Augen nach innen gekehrt. Er schaut in sich hinein - ins Leere? Der Kopf ist innen hohl, sein „cerebrum“ d.h. sein Grosshirn, Kleinhirn und der Hirnstamm wurden ihm entnommen, damit er der heutigen Reizüberflutung von Bildern und Lärm standhalten kann und sich somit ganz der „Liebe zur Weisheit“, also der Philosophie widmen kann. Sein geneigtes Haupt zeugt von Demut und gibt dem Betrachter das Gefühl von Zuhören können. Karl Walden Der Philosoph — Bronze 50 x 25 x 25




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.