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Kreatives Leipzig

KULTUR Kreatives Leipzig e.V. blickt auf 10 Jahre Kultur „ES GIBT AUCH GEWINNER“

Trotz der Pandemie blickt die Leipziger Kulturbranche zuversichtlich in die Zukunft. Seit mehr als zehn Jahren Sehr viel, von der verrückten Namensgestaltung Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Udo Lindenberg, der Dafür manche Gerichte bis zu neuen kulinarischen Ideen. lai Lama oder die DFB-Nationalmannschaft – ich will das aber „FALCO BIN ICH, SONST KEINER“ Auch das Clubbing ein Mal im Monat war ja ein Bruch mit dem gewohnten Ambiente in Sternerestaurants. So gar nicht kategorisieren. Ich war schon immer Gastgeber mit Herz, da ist es mir eigentlich egal, ob das ein Prominenter ist auch das Knigge-Camp oder das Rookie Menü.** Wir oder nicht. Deswegen hab ich jetzt auch kein besseres Fleisch ziehen auch die Reißleine, wenn etwas nicht funktio- oder koche die Soße noch mal anders. Lars Müller zahlt dieselbe niert. Genauso bei den Gerichten. Ich kann nicht jeden Kohle wie Brad Pitt, und beide haben das Beste zu bekommen Monat die Location für vier Millionen umbauen, aber und dürfen das Beste erwarten. ich kann die Kulinarik verändern. Die muss sich ent- Wenn du ein Koch mit Ehre bist, machst du auch die Bratwickeln. Die Vielfalt und Abwechslung machen es aus. wurst ordentlich. Das finde ich bei vielen schade, die nur mit halbem Herzen dabei sind. Oft ist die Gastronomie ein Auffangbecken für Gestrandete. Das ist nicht gut für die Branche. Aber das ist ein anderes Thema.

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„Peter Maria Schnurr ist das FALCO, das FALCO ist Peter Maria Schnurr“. Ist FALCO ohne Schnurr noch denkbar?

Denkbar schon, aber ich glaube es hat keine Chance. Alles ist vergänglich, da bin ich der Letzte, der das ausklammern würde. Ob ich nun übermorgen gehe oder am Brühl vom Auto überfahren werde – da ist das Falco halt erstmal schnurrlos. Aber: Man verbindet das Falco mit mir, und ich denke das ist Lässt du dich dabei noch von anderen Gastrono- auch wichtig. Es ist einfach ein Kult geworden. (Wie auf dem men inspirieren? großen Gemälde im Restaurant mit dem Falco-Fabelwesen – halb Zunehmend weniger. Ich glaube, ich war in Falke, halb Schnurr – deutlich zu erkennen ist, Anm. d. Red.) Deutschland das letzte Mal vor zehn Jahren essen – Ist das FALCO dein Zuhause? also im Top-Bereich. Ich gehe natürlich gern mal Sushi Ja. Ich bin hier damals schon durch den Rohbau gestiefelt, essen, und es gibt ja auch witzige, szenige Sachen in habe die Möbel mit ausgesucht, habe die Zelte in Berlin abgeLeipzig, aber auch im Urlaub gehe ich lieber in eine rissen und fand es wichtig, mich dann auch komplett zu Leipzig Strand-Bambushütte, wo die Locals sitzen, als in den zu bekennen. Das war das Beste, was ich machen konnte. Zwei- oder Drei-Sterne-Bereich. Natürlich hat sich Ich komme nach 15 Jahren genau so gern her wie in der auch dieser typische FALCO-Stil noch mehr herausge- ersten Woche. Ich hab immer noch den Traum, am Tag X nach feilt, wenn man sich kaum noch beeinflussen lässt. Und Amerika zu gehen und konsequent nicht wiederzukommen. diese eigene Handschrift wollte ich immer haben. Aber im Moment haben wir verrückte Zeiten und ob das jetzt Wo gehst du denn selbst mal in Leipzig essen? der richtige Moment wäre, würde ich eher mal so stehen lassen Früher war ich viel im Sakura, jetzt bin ich eher bzw. bezweifeln. mal im Shiki dort beim Breuninger. Als ich noch in der Nähe vom Fockeberg gewohnt habe, war ich öfter mal * DER! Tisch ist seit November 2013 das „freiere“ Pendant im Grundmann, zum legendären Schnitzelessen gehe zum Restaurant mit Einzeltischen. Er bietet Platz für bis zu 12 ich da heute immer noch hin. Viele einfache Speisen, Personen, für 99€ werden hier vier Gänge serviert. Taboulé-Salat oder Bulgur, mach ich dann aber zu ** „Bist du knigge“ ist das FALCO Food Camp für Teens und Hause einfach selbst. Wenn ich mal Bock hab auf Dö- findet das nächste Mal am 12.12. statt || Das Rookie Menü ist ein ner, geh ich zu Tamers. Den mag ich auch als Typ. Oder Angebot zum Kennenlernen der Sternegastronomie – vier Gänge mal im Curry Cult ’ne Currywurst essen, oder was beim und begleitende Getränke für 144€ Inder bestellen. Nur zu Hause groß kochen, das mach ich nicht. Da muss es schnell gehen. Wer Peter Maria Schnurr mal live erleben oder ein außergeDu hast uns mal im Interview gesagt, dass George wöhnliches Weihnachtsgeschenk machen will, kann das „BackClooney dein bisheriges Highlight unter den Gästen stage Package“ buchen und den Chef von 13 bis 17 Uhr in der Küim FALCO war. Wer lässt sich hier noch so nieder? che begleiten – natürlich mit anschließendem 7-Gang-Genuss. Es war schon ein sehr illustrer Kreis bei uns, von Für den schmaleren Taler sei euch DAS! Buch oder DIE! SchoClooney bis Brad Pitt waren hier einige „Top Shots“ kolade in Weiß und Dunkel ans Herz gelegt. und „Stars und Sternchen“. Axel Schulz, Suzi Quatro, Mehr Infos unter falco-leipzig.de setzt sich der Branchenverband Kreatives Leipzig e.V. für Sichtbarkeit und Professionalisierung der Kultur- und Kreativszene in Leipzig ein: Das hat Erfolg, trotz Pandemie. von Lisa Kuner

Werbedesigner:innen, Fotograf:innen oder Kommunikationsexpert:innen – viele davon sind in Leipzig im Branchenverband Kreatives Leipzig e.V. organisiert. Der wurde 2010 gegründet und für uns ist das Grund genug, um auf die Entwicklung von Kultur- und Kreativwirtschaft im letzten Jahrzehnt in Leipzig zu schauen.

PROFESSIONALISIERUNG DER KULTURSZENE IN LEIPZIG

„Vor zehn Jahren hätte ich eigentlich noch mehr als 90 Prozent der Rechnungen von Künstlerinnen und Künstler zurückweisen müssen“, erzählt Thomas Wagner, Online-Marketing-Manager und Gründungsmitglied vom Kreativen Leipzig. Ein Anliegen von ihm, als er den Branchenverband 2010 gründete, war die Professionalisierung der Kulturszene in Leipzig. Dazu gehört zum Beispiel, dass Kreativschaffende eben nicht nur ihr Handwerk beherrschen, sondern auch ein paar betriebswirtschaftliche Grundlagen. „Ich wollte, dass jemand, der zu 80 Prozent Künstler ist, trotzdem weiß, dass er nicht ohne faire Entlohnung arbeiten sollte“, sagt Wagner. Vor zehn Jahren sei das vielen Kreativschaffenden nicht so klar gewesen und auch von außen seien sie oft eher als Chaoten wahrgenommen worden. „Es gab ein Wahrnehmungsproblem von Kultur- und Kreativwirtschaft“, sagt er. Viele Aufträge für Kreative seien an Akteure außerhalb der Stadt gegangen. Ziel des Branchenverbands Kreatives Leipzig e.V. ist und war es darum, für mehr Sichtbarkeit und die Professionalisierung von Kreativschaffenden in der Stadt zu sorgen. Wenn Wagner heute zurückblickt, hat er das Gefühl, dass der Branchenverband viel davon erreicht hat.

„Wir haben dabei immer in zwei Richtungen kommuniziert“, sagt Wagner. Nach innen, zu anderen Kreativschaffenden, um für Professionalisierung zu sorgen und nach außen, also zu politischen Akteuren, damit die Branche politisch besser repräsentiert wird. Am Anfang habe es keine Zahlen zur Aktivität und Wirtschaftskraft aus der Branche gegeben, darum erhob Kreatives Leipzig e.V. erstmals Daten zu Kreativschaffenden. Das habe dazu beigetragen, dass es mehr öffentliche Wahrnehmung gab. Inzwischen hätte die Kulturbranche einen viel gefestigteren und professionelleren Platz in öffentlichen Debatten.

ZEHN JAHRE EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT

Zu den Kernaktivitäten des Branchenverbands gehört auch der Austausch und die Vernetzung zwischen den Kreativen in Leipzig. Am „Webmontag“ beispielweise können sich Interessierte über wichtige Entwicklungen rund um das Internet austauschen. Für Adelina Horn, die seit vergangenem Jahr im Vorstand von Kreatives Leipzig sitzt, gehört dieser Austausch zu den größten Highlights in der Geschichte des Verbands. „Ich schätze diesen regelmäßigen Austausch sehr“, sagt sie. Der Webmontag ist dabei nur eine Austauschmöglichkeit, daneben gibt es noch einen

Stammtisch für alle Kreativschaffenden, den „Fo.Do“, an dem sich Interessierte über die neusten Fotografie-Trends austauschen können, ein regelmäßiges Treffen für Filmschaffende und den „Klangtisch“, für alles was mit Audio-Kunst zu tun hat. Alle diese Treffen sollen die Möglichkeit bieten, von anderen Interessierten zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Wenn Thomas Wagner auf zehn Jahre ehrenamtliches Engagement beim Kreativen Leipzig e.V. zurückblickt, ist ein Highlight für ihn, dass es ihm und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern auch gelungen ist, den Landesverband Kreatives Sachsen zu gründen. „Dass aus ehrenamtlichem Engagement so eine Institution mit acht fest Angestellten gewachsen ist, ist schon eine Leistung“, fügt auch Maria Köhler hinzu. Sie ist Kommunikationsexpertin und engagierte sich fünf Jahre lang im Vorstand des Vereins.

„FÜR VIELE KREATIVSCHAFFENDE UND SOLOSELBSTSTÄNDIGE WAR ES DIE HÖLLE.“

Besonders geprägt hat den Verband das Pandemiejahr 2020. Für viele Kreativschaffende und Soloselbstständige war es die Hölle. Aufträge und Auftritte brachen ersatzlos weg, noch immer ist keine echte Besserung in Sicht. Aber Maria Köhler schafft es, vor allem die positiven Aspekte zu sehen. „Wir konnten gut unsere Kräfte bündeln und nach Lösungen suchen“, erzählt sie. Das sei nur möglich gewesen, weil der Verband in den vergangenen zehn Jahren so gute Strukturen aufgebaut hatte. „Wir haben miteinander solidarisch agiert und das war großartig“. So sei es möglich gewesen, sich gegenseitig zu unterstützen und auch politischen Druck auszuüben. „Wenn es Kreatives Leipzig nicht geben würde, dann wären unsere Probleme nicht sichtbar gewesen“, sagt Mirko Stock, der aktuell im Vorstand von Kreatives Leipzig e.V. sitzt und der Inhaber der Eventagentur „emotion works“ ist. Gerade die Soloselbstständigen, die keine echte Lobby haben, wären seiner Ansicht nach sonst völlig untergegangen.

„Es gibt aber auch Pandemie-Gewinner in der Kreativbranche“, erzählt Maria Köhler. Dem stimmt auch Mirko Stock zu. „Viele konnten die Zeit beispielweise nutzen, um sich weiterzubilden, gerade im Bereich Digitalisierung“, erklärt er. „Durch unsere kreative Flexibilität können jetzt viele auch gestärkt aus der Krise herausgehen“. Auch wenn die Ehrenamtlichen vom Kreativen Leipzig stolz darauf sind, was sie im vergangenen Jahrzehnt erreicht haben, haben sie auch noch Wünsche und Visionen für die Zukunft. Maria Köhler meint: „Wir würden uns noch mehr strukturelle und politische Unterstützung wünschen, damit diese ehrenamtlichen Strukturen auch in Zukunft funktionieren können“.

Mehr über aktuelle Aktionen und Projekte vom Branchenverband findet ihr unter: www.kreatives-leipzig.de

Wir trafen uns via Zoom mit den ehemaligen und jetzigen Vorständen von Kreatives Leipzig e.V. v.l.n.r. Maria Köhler, Mirko Stock, Thomas Wagner und Adelina Horn

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