urbanite | Stadtmagazin Leipzig | Mai 2021

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KULTUR Kreatives Leipzig e.V. blickt auf 10 Jahre Kultur

„ES GIBT AUCH GEWINNER“ Trotz der Pandemie blickt die Leipziger Kulturbranche zuversichtlich in die Zukunft. Seit mehr als zehn Jahren setzt sich der Branchenverband Kreatives Leipzig e.V. für Sichtbarkeit und Professionalisierung der Kultur- und Kreativszene in Leipzig ein: Das hat Erfolg, trotz Pandemie. von Lisa Kuner Sehr viel, von der verrückten Namensgestaltung

für manche Gerichte bis zu neuen kulinarischen Ideen.

„FALCO BIN ICH, SONST KEINER“

Auch das Clubbing ein Mal im Monat war ja ein Bruch mit dem gewohnten Ambiente in Sternerestaurants. So auch das Knigge-Camp oder das Rookie Menü.** Wir ziehen auch die Reißleine, wenn etwas nicht funktio-

niert. Genauso bei den Gerichten. Ich kann nicht jeden Monat die Location für vier Millionen umbauen, aber

ich kann die Kulinarik verändern. Die muss sich entwickeln. Die Vielfalt und Abwechslung machen es aus.

Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Udo Lindenberg, der Da-

lai Lama oder die DFB-Nationalmannschaft – ich will das aber

gar nicht kategorisieren. Ich war schon immer Gastgeber mit Herz, da ist es mir eigentlich egal, ob das ein Prominenter ist

oder nicht. Deswegen hab ich jetzt auch kein besseres Fleisch oder koche die Soße noch mal anders. Lars Müller zahlt dieselbe Kohle wie Brad Pitt, und beide haben das Beste zu bekommen und dürfen das Beste erwarten.

Wenn du ein Koch mit Ehre bist, machst du auch die Brat-

wurst ordentlich. Das finde ich bei vielen schade, die nur mit

halbem Herzen dabei sind. Oft ist die Gastronomie ein Auffang-

becken für Gestrandete. Das ist nicht gut für die Branche. Aber das ist ein anderes Thema.

„Peter Maria Schnurr ist das FALCO, das FALCO ist Peter

Maria Schnurr“. Ist FALCO ohne Schnurr noch denkbar?

Denkbar schon, aber ich glaube es hat keine Chance. Alles

ist vergänglich, da bin ich der Letzte, der das ausklammern würde. Ob ich nun übermorgen gehe oder am Brühl vom Auto

überfahren werde – da ist das Falco halt erstmal schnurrlos.

Aber: Man verbindet das Falco mit mir, und ich denke das ist

Lässt du dich dabei noch von anderen Gastrono-

men inspirieren?

Zunehmend weniger. Ich glaube, ich war in

Deutschland das letzte Mal vor zehn Jahren essen –

also im Top-Bereich. Ich gehe natürlich gern mal Sushi essen, und es gibt ja auch witzige, szenige Sachen in

Leipzig, aber auch im Urlaub gehe ich lieber in eine

Strand-Bambushütte, wo die Locals sitzen, als in den Zwei- oder Drei-Sterne-Bereich. Natürlich hat sich auch dieser typische FALCO-Stil noch mehr herausge-

feilt, wenn man sich kaum noch beeinflussen lässt. Und diese eigene Handschrift wollte ich immer haben.

Wo gehst du denn selbst mal in Leipzig essen?

Früher war ich viel im Sakura, jetzt bin ich eher

auch wichtig. Es ist einfach ein Kult geworden. (Wie auf dem großen Gemälde im Restaurant mit dem Falco-Fabelwesen – halb Falke, halb Schnurr – deutlich zu erkennen ist, Anm. d. Red.) Ist das FALCO dein Zuhause?

Ja. Ich bin hier damals schon durch den Rohbau gestiefelt,

habe die Möbel mit ausgesucht, habe die Zelte in Berlin abge-

rissen und fand es wichtig, mich dann auch komplett zu Leipzig zu bekennen. Das war das Beste, was ich machen konnte.

Ich komme nach 15 Jahren genau so gern her wie in der

ersten Woche. Ich hab immer noch den Traum, am Tag X nach

Amerika zu gehen und konsequent nicht wiederzukommen.

Aber im Moment haben wir verrückte Zeiten und ob das jetzt der richtige Moment wäre, würde ich eher mal so stehen lassen

bzw. bezweifeln.

mal im Shiki dort beim Breuninger. Als ich noch in der Nähe vom Fockeberg gewohnt habe, war ich öfter mal

im Grundmann, zum legendären Schnitzelessen gehe

ich da heute immer noch hin. Viele einfache Speisen,

Taboulé-Salat oder Bulgur, mach ich dann aber zu Hause einfach selbst. Wenn ich mal Bock hab auf Dö-

ner, geh ich zu Tamers. Den mag ich auch als Typ. Oder

mal im Curry Cult ’ne Currywurst essen, oder was beim

* DER! Tisch ist seit November 2013 das „freiere“ Pendant

zum Restaurant mit Einzeltischen. Er bietet Platz für bis zu 12 Personen, für 99€ werden hier vier Gänge serviert.

** „Bist du knigge“ ist das FALCO Food Camp für Teens und

findet das nächste Mal am 12.12. statt || Das Rookie Menü ist ein Angebot zum Kennenlernen der Sternegastronomie – vier Gänge und begleitende Getränke für 144€

Inder bestellen. Nur zu Hause groß kochen, das mach ich nicht. Da muss es schnell gehen.

Du hast uns mal im Interview gesagt, dass George

Clooney dein bisheriges Highlight unter den Gästen im FALCO war. Wer lässt sich hier noch so nieder?

Es war schon ein sehr illustrer Kreis bei uns, von

Wer Peter Maria Schnurr mal live erleben oder ein außerge-

wöhnliches Weihnachtsgeschenk machen will, kann das „Back-

stage Package“ buchen und den Chef von 13 bis 17 Uhr in der Küche begleiten – natürlich mit anschließendem 7-Gang-Genuss.

Für den schmaleren Taler sei euch DAS! Buch oder DIE! Scho-

Clooney bis Brad Pitt waren hier einige „Top Shots“

kolade in Weiß und Dunkel ans Herz gelegt.

und „Stars und Sternchen“. Axel Schulz, Suzi Quatro,

Mehr Infos unter falco-leipzig.de

Werbedesigner:innen,

Fotograf:innen

oder

Kommunikationsexpert:innen – viele davon sind in Leipzig im Branchenverband Kreatives Leipzig e.V. organisiert. Der wurde 2010 gegründet und für uns ist das Grund genug, um auf die Entwicklung von Kultur- und Kreativwirtschaft im letzten Jahrzehnt in Leipzig zu schauen.

PROFESSIONALISIERUNG DER KULTURSZENE IN LEIPZIG „Vor zehn Jahren hätte ich eigentlich noch mehr

„Wir haben dabei immer in zwei Richtungen kommuni-

als 90 Prozent der Rechnungen von Künstlerin-

ziert“, sagt Wagner. Nach innen, zu anderen Kreativschaf-

nen und Künstler zurückweisen müssen“, erzählt

fenden, um für Professionalisierung zu sorgen und nach

Thomas Wagner, Online-Marketing-Manager und

außen, also zu politischen Akteuren, damit die Branche po-

Gründungsmitglied vom Kreativen Leipzig. Ein An-

litisch besser repräsentiert wird. Am Anfang habe es keine

liegen von ihm, als er den Branchenverband 2010

Zahlen zur Aktivität und Wirtschaftskraft aus der Branche

gründete, war die Professionalisierung der Kul-

gegeben, darum erhob Kreatives Leipzig e.V. erstmals Da-

turszene in Leipzig. Dazu gehört zum Beispiel, dass

ten zu Kreativschaffenden. Das habe dazu beigetragen, dass

Kreativschaffende eben nicht nur ihr Handwerk

es mehr öffentliche Wahrnehmung gab. Inzwischen hätte

beherrschen, sondern auch ein paar betriebswirt-

die Kulturbranche einen viel gefestigteren und professio-

schaftliche Grundlagen. „Ich wollte, dass jemand,

nelleren Platz in öffentlichen Debatten.

der zu 80 Prozent Künstler ist, trotzdem weiß, dass er nicht ohne faire Entlohnung arbeiten sollte“,

ZEHN JAHRE EHRENAMTLICHES

sagt Wagner. Vor zehn Jahren sei das vielen Krea-

ENGAGEMENT

tivschaffenden nicht so klar gewesen und auch von außen seien sie oft eher als Chaoten wahrgenommen

Zu den Kernaktivitäten des Branchenverbands gehört

worden. „Es gab ein Wahrnehmungsproblem von

auch der Austausch und die Vernetzung zwischen den Kre-

Kultur- und Kreativwirtschaft“, sagt er. Viele Auf-

ativen in Leipzig. Am „Webmontag“ beispielweise können

träge für Kreative seien an Akteure außerhalb der

sich Interessierte über wichtige Entwicklungen rund um

Stadt gegangen.

Ziel des Branchenverbands Kre-

das Internet austauschen. Für Adelina Horn, die seit ver-

atives Leipzig e.V. ist und war es darum, für mehr

gangenem Jahr im Vorstand von Kreatives Leipzig sitzt,

Sichtbarkeit und die Professionalisierung von Kre-

gehört dieser Austausch zu den größten Highlights in der

ativschaffenden in der Stadt zu sorgen. Wenn Wag-

Geschichte des Verbands. „Ich schätze diesen regelmäßi-

ner heute zurückblickt, hat er das Gefühl, dass der

gen Austausch sehr“, sagt sie. Der Webmontag ist dabei nur

Branchenverband viel davon erreicht hat.

eine Austauschmöglichkeit, daneben gibt es noch einen

Fotos: Kreatives Leipzig | Thomas Wagner

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