THEATER
THEATER AACHEN // 2019/20
»IN UNSERER ZEIT, WIE IN JEDER ZEIT, IST DAS UNMÖGLICHE DAS MINDESTE, WAS MAN VERLANGEN KANN.«
Dem großen amerikanischen Schriftsteller James Baldwin, der diesen Satz als Ausdruck eines radikalen Humanismus formuliert hat, ging es um gleiche Rechte für alle Menschen und somit um die Würde des Menschen. Die Würde des Menschen, ihre Unantastbarkeit, ist auch der Gegenstand des ersten Artikels unseres Grundgesetzes, das am 23. Mai 1949, also vor 70 Jahren, beschlossen wurde. Blicken wir jetzt auf die politische Realität in unserem Land, auf unseren Umgang mit Menschen, die aus großer Not nach Europa und in unser Land fliehen, fragt man sich, ob wir uns nicht entfernt haben von dem Bewusstsein, aus dem dieser erste Artikel geboren wurde.
THEATER
In »Noch ist Polen nicht verloren« nach Ernst Lubitschs Film »Sein oder Nichtsein«, der ersten Schauspielproduktion der neuen Spielzeit, ist es das Theater, das mit seinen ureigenen komödiantischen Mitteln und hier nur vergleichbar mit Chaplins Film »Der große Diktator« die Würde des Menschen verteidigt. Hier siegt das Unmögliche und verweist so auf die Möglichkeit der Kunst, die Grenzen des Vorstellbaren zu ignorieren und damit eine andere Realität denkbar zu machen. Held*innen stehen im Zentrum dieses neuen Spielplans. Menschen also, denen es in die Wiege gelegt ist, Übermenschliches leisten zu müssen, Menschen, die an den Aufgaben, die ihnen gestellt sind, wachsen oder scheitern. Die Schauspieler in »Noch ist Polen nicht verloren« wachsen sprichwörtlich über sich hinaus, obwohl sie sich ihrer Herausforderung in keinem Moment gewachsen fühlen, Wagners Helden im »Ring« dagegen scheitern sämtlich, da sie sich ihrer Manipulation nicht bewusst werden. Heldinnen in einem ganz ursprünglichen und auch romantischen Sinne sind unzweifelhaft die kleine, unerschrockene Dorothy in »Der Zauberer von Oz« und Giraudoux’ »Irre von Chaillot«, die Paris oder vielleicht sogar die ganze Welt vor dem Untergang rettet. Vielleicht kommt ein wenig vom Held*innen-Status aber auch all den Menschen zu, die an diesem Theater Tag für Tag ihr Leben und ihre Leidenschaft in den Dienst der Kunst stellen.
Auf eine spannende Spielzeit 2019/2020. Michael Schmitz-Aufterbeck
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Auch für sie sollte das Unmögliche das Mindeste sein, was es zu verlangen gilt.
THEATER
DIE SPIELZEIT 2019/20 BÜHNE MUSIKTHEATER
BÜHNE SCHAUSPIEL
HAGEN
NOCH IST POLEN NICHT VERLOREN
DER RING – TEIL 1
NACH ERNST LUBITSCHS FILM
Oper von Richard Wagner
SEIN ODER NICHTSEIN
So 15.09.2019, 18.00 Uhr // Seite 10
Komödie von Jürgen Hofmann
WERTHER
Sa 28.09.2019, 19.30 Uhr // Seite 28
Oper von Jules Massenet
DAS DSCHUNGELBUCH
So 27.10.2019, 18.00 Uhr // Seite 12
Familienstück ab 6 Jahren nach Motiven der Erzählung von Rudyard Kipling in einer Fassung von Roland Hüve
URAUFFÜHRUNG
DER ZAUBERER VON OZ Eine Oper für die ganze Familie von Anno Schreier So 08.12.2019, 18.00 Uhr // Seite 14
LAZARUS Musical von David Bowie und Enda Walsh
PIQUE DAME
Sa 18.01.2020, 19.30 Uhr // Seite 32
Oper von Peter Iljitsch Tschaikowski
DIE JUNGFRAU VON ORLEANS
So 09.02.2020, 18.00 Uhr // Seite 16
Romantische Tragödie von Friedrich Schiller
SWEENEY TODD
Sa 07.03.2020, 19.30 Uhr // Seite 34
Musical von Stephen Sondheim
DIE IRRE VON CHAILLOT
So 29.03.2020, 18.00 Uhr // Seite 18
Komödie von Jean Giraudoux
LA CALISTO
Sa 02.05.2020, 19.30 Uhr // Seite 36
Oper von Francesco Cavalli So 24.05.2020, 18.00 Uhr // Seite 20
MUSIKHOCHSCHULPRODUKTION 4|5
Fr 15.11.2019, 11.00 Uhr // Seite 30
So 14.06.2020, 18.00 Uhr // Seite 22
KAMMER
MÖRGENS
»NATHAN« // ABRAUMHALDE
DEMUT VOR DEINEN TATEN BABY
Überschreibung von Gotthold Ephraim Lessings »Nathan der Weise« // Elfriede Jelinek
Komödie von Laura Naumann
Fr 20.09.2019, 20.00 Uhr // Seite 38
EDGAR ALLAN POES UNHEIMLICHE GESCHICHTEN
FUROR Stück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz
Do 26.09.2019, 20.00 Uhr // Seite 50
ADAMS ÄPFEL
Nachtmahr nach Edgar Allan Poe in einer Fassung von Stefan Rogge und Vivica Bocks
Komödie nach dem gleichnamigen Film von Anders Thomas Jensen
N. N.
Fr 22.11.2019, 20.00 Uhr // Seite 40
Do 14.11.2019, 20.00 Uhr // Seite 51
Fr 10.01.2020, 20.00 Uhr // Seite 42
Do 16.01.2020, 20.00 Uhr // Seite 52
KURZE INTERVIEWS MIT FIESEN MÄNNERN
STATUS QUO
Stück nach Stories von David Foster Wallace
Do 05.03.2020, 20.00 Uhr // Seite 53
Komödie von Maja Zade
Fr 13.03.2020, 20.00 Uhr // Seite 44 URAUFFÜHRUNG
LOKAL EUROPA
POCAHONTAS 2020 (SHOW MUST GO ON)
EIN PLANSPIEL ÜBER GLOBALE SYSTEME, LOKALE NACHBARSCHAFT UND AFRIKANISCHE HÜHNER
Komödie von Eva Rottmann Ein Stück für Jugendliche ab 14 Jahren
Konzeption Dominik Breuer und Inge Zeppenfeld
Do 07.05.2020, 20.00 Uhr // Seite 54
Fr 08.05.2020, 20.00 Uhr // Depot // Seite 46
LOUIS AM STRAND von ZIRKUSMARIA nach einem Comic von Guy Delisle // für alle ab 4 Jahren Frühjahr 2020 // Seite 48
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SCHAUSPIEL BÜHNE KAMMER MÖRGENS WIEDERAUFNAHMEN
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INHALT
I RUND UM DEN SPIELPLAN XVIII PREISE // ABO XLV PERSONEN
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58 FESTIVAL // WO SIND DIE HELDINNEN UNSERER GESCHICHTEN? 60 THEATER EXTRA 62 HEERLEN // TANZ
EINE HELD*INNEN-SPIELZEIT
Held*innen ✪ stehen im Mittelpunkt unseres Spielplans. Alle vollbringen sie Außergewöhnliches, nur ob dieses Außergewöhnliche dem Guten oder Bösen zuzuordnen ist, bleibt der Perspektive des Betrachters überlassen. Für Wotan sind seine Kinder Brünnhilde und Siegmund Held*innen, wie auch sein Enkel Siegfried. Ebenso ist Hagen Alberichs »Heldensohn«. Letztlich aber sind sie alle, die sie nur für die Interessen ihrer Väter erschaffen wurden, missbrauchte Geschöpfe. Und so ist Wagners »Ring« (in der dreiteiligen Fassung des »Theaters an der Wien«), mit dessen erstem Teil »Hagen« wir die Spielzeit beginnen, die Geschichte einer einzigartigen ungeheuerlichen Manipulation. Wagners Götter haben nichts Göttliches an sich, sondern stehen für die, denen es zugefallen ist, Macht auszuüben. – Ähnlich verhält es sich in Cavallis »La Calisto«, einer frühen Barockoper des 17. Jahrhunderts, die wir zum Ende der Spielzeit quasi als komödiantisches Pendant zu Wagners »Hagen« zeigen. Nach einem langen grausamen Krieg besuchen die Götter die Erde. Aber nicht um Frieden zu stiften sind sie gekommen. Rücksichtslos und zerstörerisch greifen sie wieder in
Eher Antihelden, und tragische dazu, sind Goethes Werther in der musikdramatischen Umsetzung von Jules Massenet und der Offizier German in Tschaikowskis Oper »Pique Dame«. Voller Engagement und Leidenschaft stürzen sie sich in ihre Liebesgeschichten und scheitern letztlich an sich selbst, an der Selbstüberforderung und an ihrer Angst vor dem Leben.
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menschliches Leben ein. – Da kann man schon eher Sympathien für den Barbier Sweeney Todd in Sondheims gleichnamigem Musical hegen, der sich für seine zu Unrecht erlittene, jahrzehntelange Haft mit dem Rasiermesser rächt.
Einzige »wirkliche« Heldin dieses Spielplans ist das Mädchen Dorothy in unserer Uraufführung »Der Zauberer von Oz«. Von einem Sturm in ein fremdes Land verschlagen, erkämpft sie sich mit Mut, Phantasie, Beharrlichkeit, aber vor allem mit ihrer Fähigkeit zur Kommunikation den Weg zurück nach Hause, oder besser nach vorne in ein selbstbestimmtes Leben.
✪ Ein*e Held*in ist eine Person, die eine Heldentat, also eine besondere, außeralltägliche Leistung vollbringt. Dabei kann es sich um reale oder fiktive Personen handeln, um Gestalten der Geschichte, aber auch aus Legenden oder Sagen. Ihre/seine heroischen Fähigkeiten können von körperlicher Art oder auch geistiger Natur sein.
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Michael Schmitz-Aufterbeck
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HAGEN
DER RING – TEIL 1 OPER VON RICHARD WAGNER
Hagen, Halbbruder der Gibichungen, tötet Siegfried, Brünnhilde schaut zu. Hagens Vater, der Zwerg Alberich, hatte ihm den Auftrag erteilt, den einst vom Göttervater Wotan entrissenen Ring zu rächen und zurückzugewinnen. Auf die Nibelungensage stützte Richard Wagner sein monumentales Gesamtkunstwerk »Der Ring des Nibelungen«, an dem er fast ein Vier teljahrhundert arbeitete. Es ist ein Weltendrama, eine Geschichte des ewigen Kampfes um Macht – und eine Familientragödie über drei Generationen. In einer neuen Fassung wird das mittelalterliche Heldenepos aus der Perspektive der Jüngeren erzählt. In Form von Rückblenden stellt sich die Frage nach der Schuld der Vätergeneration und der Rolle des Schicksals. »Hagen« setzt den Auftakt einer sich in den kommenden Spielzeiten mit »Siegfried« und »Brünnhilde« fortsetzenden Ring-Trilogie. Musikalische Leitung: Christopher Ward // Inszenierung: Johannes von Matuschka // So 15.09.2019, Bühne // in deutscher Sprache mit Übertiteln
WERTHER OPER VON JULES MASSENET
Der empfindsame Werther liebt Charlotte, die trotz Erwiderung seiner Gefühle aus Pflichtgefühl Albert heiratet. Als von Werther die Nachricht kommt, dass er sich für eine »lange Reise« Alberts Pistolen borgen möchte, umtreiben Charlotte böse Vorahnungen … Am Entstehungsort Wetzlar selbst fasste Jules Massenet den Entschluss, Johann Wolfgang von Goethes gleichnamigen Briefroman zu vertonen. In seinem großen Drame-lyrique »Werther« bemühte sich der seinerzeit führende Opernkomponist Frankreichs, die deutsche Häuslichkeit vor einen farbigen Hintergrund zu stellen. Trotz ausladender Orchestrierung schuf er ein feines Kammerspiel von eindringlicher Dramatik, das sowohl Charlotte als auch den leidenschaftlich zerrissenen Werther psychologisch ins Zentrum rückt. Musikalische Leitung: Yura Yang // Inszenierung: Corinna von Rad // So 27.10.2019, Bühne // in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
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DER
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Die kleine Dorothy aus Kansas wird von einem Wirbelsturm ins Land Oz geweht. Mithilfe ihrer Freunde, der Vogelscheuche, dem Löwen und dem Zinnmann, macht sie sich auf die abenteuerliche Reise, um den Zauberer von Oz zu finden. Nur er kann ihr helfen, wieder zurück nach Hause zu gelangen, doch – wie sich herausstellt – weniger mit Magie als mit der Fähigkeit, an sich selbst zu glauben. Der weltberühmte Roman »Der Zauberer von Oz« von Lyman Frank Baum bildete die Grundlage der gleichnamigen Oper des Komponisten Anno Schreier. Ebenso bunt und skurril wie die Figuren ist auch die Musik des Aachener Komponisten. Geschickt verbindet er verschiedenartige Musikstile von Barock bis zeitgenössisch mit Elementen aus Country, Ska und Reggae zu einer eigenen musikalischen Handschrift. »Der Zauberer von Oz« ist bereits die zweite Uraufführung Anno Schreiers im Auftrag des Theater Aachen. Musikalische Leitung: Christopher Ward // Inszenierung: Ute M. Engelhardt // So 08.12.2019, Bühne // in deutscher Sprache mit Übertiteln
ZAUBERER VON OZ
URAUFFÜHRUNG EINE OPER FÜR DIE GANZE FAMILIE VON ANNO SCHREIER
Gefördert durch: NRWKULTURsekretariat (Wuppertal) und Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
PIQUE
DAME
OPER VON PETER ILJITSCH TSCHAIKOWSKI
MUSIKTHEATER
Der mittellose Hermann ist in die adelige Lisa verliebt, deren Großmutter das Geheimnis der drei Karten kennt, mit deren Hilfe man beim Spiel immer gewinnt. Hermann gesteht Lisa seine Liebe, die sie trotz ihrer Verlobung mit dem Fürsten Jelezkij erwidert. Um Lisas Hand zu gewinnen, will Hermann das Kartengeheimnis von der Gräfin erzwingen und setzt damit alles aufs Spiel. Nicht nur Lisas Liebe ...
Musikalische Leitung: Christopher Ward // Inszenierung: Ewa Teilmans // So 09.02.2020, Bühne // in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
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Frei nach Alexander Puschkins gleichnamiger Erzählung schrieb Peter Iljitsch Tschaikowski seine vorletzte Oper »Pique Dame«. Das dramatische Libretto seines Bruders Modest inspirierte ihn zu einer tiefsinnigen Charakterstudie. Großartig verflechtet Tschaikowski russische Klangfarben mit westlichen Kompositionstechniken und zeichnet eine facettenreiche Welt, in der Traum, Mystik und Realität verschmelzen.
MUSIKTHEATER
SWEENEY
TODD
MUSICAL VON STEPHEN SONDHEIM
Nach fünfzehn Jahren unschuldig hinter Gittern, kennt der Barbier Benjamin Barker alias »Sweeney Todd« nur noch ein Ziel: Rache an dem verantwortlichen Richter Turpin, der ihm aus Eigennutz die Frau entriss und seine Tochter als Mündel zu sich nahm. Wie gut, wenn man als Friseur beruflich mit scharfem Messer an Männerkehlen hantieren darf … Der im viktorianischen London angesiedelte Horror-Groschenroman »Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street« (1841) bildete die Vorlage für Stephen Sondheim, Theatergenie und Textdichter der »West Side Story«. Mit pointierter Schärfe erzählt die lustvoll makabre »black operetta« vom Protest gegen politische Willkür, Korruption und Profitgier. Das Unheimliche verband Sondheim mit viel Witz, einprägsamer Musik und tiefschwarzem Humor – ihm gelang damit ein Welterfolg.
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Musikalische Leitung: Yura Yang // Inszenierung: Joan Anton Rechi // So 29.03.2020, Bühne // in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln SWEENEY TODD THE DEMON BARBER OF FLEET STREET // STEPHEN SONDHEIM (*1930) // EIN MUSICAL-THRILLER MUSIK UND TEXTE VON STEPHEN SONDHEIM // BUCH VON HUGH WHEELER NACH EINER ADAPTION VON CHRISTOPHER BOND
Basierend auf den Metamorphosen Ovids erzählt das Dramma per musica »La Calisto« auf ernste und zugleich humoristische Weise von Liebesverwirrungen, Verrat und Hilflosigkeit angesichts des eigenen Schicksals. Die frühe venezianische Oper gehört zu den bekanntesten Werken des Komponisten Francesco Cavalli und steht musikalisch in der Nachfolge seines berühmten Lehrers Claudio Monteverdi. Ein barockes Welttheater, das mit musikalischem Witz, Charme und Sinnlichkeit alle Aspekte des menschlichen Lebens in sich vereint.
MUSIKTHEATER
Die Nymphe Calisto ist Anhängerin der Göttin Diana. Die Liebe zu ihrer Herrin macht sich der Sonnengott Jupiter zunutze, der sie in Gestalt Dianas verführt. Aus Rache wird Calisto von der eifersüchtigen Göttergattin Juno in einen Bären verwandelt und schließlich von Jupiter als unsterbliches Sternenbild in den Himmel erhoben.
Musikalische Leitung: N.N. // Inszenierung: Ludger Engels // So 24.05.2020, Bühne // in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
LA CALISTO 20 | 21
OPER VON FRANCESCO CAVALLI
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MUSIKHOCHSCHULPRODUKTION
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Seit mehr als 20 Jahren besteht die Kooperation zwischen dem Theater Aachen und der Hochschule für Musik und Tanz Köln mit ihren Standorten Aachen, Köln und Wuppertal. Der zentrale Pfeiler dieser Kooperation ist die Opernproduktion, die jeweils am Ende der Spielzeit mit Gesangsstudent*innen und dem Orchester der Musikhochschule am Theater Aachen erarbeitet wird. Auch in der Spielzeit 2019/20 werden wieder Nachwuchsmusiker*innen auf der großen Bühne des Theater Aachen stehen. Die Produktion dieser Spielzeit wird im Herbst bekannt gegeben. // So 14.06.2020, Bühne
HELDINNEN UND ANDERE HELDEN Google-Wörterbucheintrag im Jahr 2019: »Held: durch große und kühne Taten besonders in Kampf und Krieg sich auszeichnender Mann«, »Heldin: Besonders tapfere, opfermütige Frau, die sich für andere einsetzt«. Solche Zuweisungen aus »alten Zeiten« wiederholen sich hartnäckig und in zahlreichen, unterschwelligen oder auch plakativen Varianten noch immer und immer wieder, wie z.B. der Moderator Frank Plasberg in einer Sendung zum Thema »Frauen unter Druck, Männer am Drücker« eindrucksvoll demonstrierte. Tatsächlich leben wir, was die Geschlechterrollen angeht, heute in einer Welt uneindeutiger Signale: In der Kindermode hat sich wieder eine – offensiv beworbene, in der Ausrichtung eindeutig rückwärtsgedachte – »Rosa-Blau-Trennung« für Mädchen und Jungs eingeschlichen. #MeToo stärkt die öffentliche Diskussion zum Thema Feminismus, »pro quote« und »equal pay gap«, das Gendersternchen wird zum Anglizismus des Jahres 2018 gewählt, womit, so die Jury, die Bemühungen um eine gendergerechte Sprache gewürdigt werden. Im derzeitigen deutschen Bundestag herrscht eine beschämende 30%-Unterrepräsentation von weiblichen Abgeordneten. Der »Barbie«-Hersteller Mattel brachte 2018 eine neue 17-köpfige Kollektion unter dem Label »Sheroes« (»she« und »hero«) heraus: Gesellschaftlich relevante Heldinnen sollen im Kinderzimmer als Vorbilder für junge Mädchen dienen, u.a. die Malerin
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Frida Kahlo, die US-Säbelfechterin Ibtihaj Muhammad, die Pilotin Amelia Earhart, die deutschiranische Modedesignerin Leyla Piedayesh oder die »Wonder-Woman«-Regisseurin Patty Jenkins. Die »MaLisa«-Studie über weibliche Selbstinszenierung in den sozialen Medien kommt zu dem Ergebnis, dass sich im Netz alte Stereotypen auf beunruhigende Weise fortsetzen: Männliche Influencer bedienen auf Instagram und YouTube ein breites Themenfeld von Unterhaltung, Musik über Computerspiele und Comedy bis hin zu Politik; Frauen beschäftigen sich fast ausschließlich mit den Themen Beauty, Mode und Kochen. Diese Themen seien, so die Studie, allerdings nicht unbedingt den wirklichen persönlichen Interessen der Influencer*innen geschuldet, sondern vielmehr den Erwartungen der Follower*innen und vor allen Dingen der kommerziellen Werbepartner*innen und Sponsor*innen. 2019 reagiert eine Drogeriekette mit einer eigenen Produktabteilung für Männer auf ein – so der Hersteller – »wachsendes Interesse von Männern an Pflege- und Stylingprodukten«. 2019 wird ein 16-jähriges Mädchen, die Schwedin Greta Thunberg, zur weltweiten »Heldin« einer Jugend-Klimaschutz-Bewegung. Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu schreibt »Die Geschichte der Frau« als ein – so sein Verlag – »feministisches Manifest« und entfacht eine erneute Diskussion darüber, wie sich das Frauenbild von der Historie männlicher Determinierung lösen kann. Die Schriftstellerin Jagoda Marinić fordert in ihrem Buch »Sheroes, neue Held*innen braucht das Land« den unbedingten Dialog mit umdenkenden Männern: »Feministinnen, die neue Männer nicht mitdenken, werden sich selbst nicht neu erfinden können.«
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Wie thematisiert sich all dies in der Kunst? Wie passen auf dem Theater die gestrigen Rollenbilder manch eines Klassikers (auch manch eines modernen Klassikers und Gegenwartsstücks) zu selbstbewussten Schauspieler*innen, die sie verkörpern sollen? Perpetuiert das Theater eine alte Genderwelt? »All die Jahre habe ich Mädchen gespielt, die am Ende sterben, die sich verletzen oder verrückt werden, die Medea, die Julia, das Gretchen. Es ist immer das Gleiche: Junge Mädchen brechen auf und treffen auf einen Mann, der sie in eine Situation bringt, aus der sie keinen Ausweg mehr wissen. Es gibt immer den Punkt, wo sie sich nicht mehr entscheiden können für ihr eigenes Wohl. Das habe ich nie akzeptieren wollen. … Jetzt möchte ich dieses Schema auch als Darstellerin erst einmal nicht mehr erfüllen. Ich würde gern mal eine richtige Heldin spielen, die selbst über ihr Schicksal bestimmt; die am Leben wächst.« // Sandra Hüller, Schauspielerin, 2006. »Die Literatur ist voll von Männern, die sich erst einmal kaputt machen, nur um sich selbst wiederzufinden. Ein männliches Privileg. Schon immer haben wir die Selbstzerstörung junger Männer romantisiert, die die gesellschaftlichen Grenzen in Frage gestellt haben. Wo aber sind die Frauen, die Mist bauen, einfach nur weil sie es können? Weil sie es müssen? Weil herauszufinden, wer sie wirklich sind, genau diese Form von Selbstvernichtung braucht. Es ist eine viel größere Bedrohung, wenn sich eine Frau so verhält. Warum?« // Simon Stone, Regisseur, 2016
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Wie geht das Theater mit der doppelten Verantwortung um, sowohl auf der Bühne wie hinter der Bühne wichtige Pfähle einzuschlagen, was die »Rollenverteilung« angeht: Wer spielt was wie? Und: Wer wird am Theater für was wie bezahlt?
Unser Spielplan 2019/20 enthält in der Summe immer noch mehr Helden als Heldinnen, mehr Autoren als Autorinnen und das Aachener Schauspiel-Ensemble besteht aus mehr Schauspielern als Schauspielerinnen. Und nach wie vor interessieren uns – genderübergreifend – politische Themen wie rechtes Denken, Europa, Demokratie, Umwelt. Aber die Mann-Frau-Kategorien, die Vielfalt von Möglichkeiten für Frauen und Männer, das Hinterfragen von Geschlechterrollen wird uns mit besonderem Augenmerk durch die Spielzeit begleiten. Fünf zeitgenössische Autorinnen stehen auf dem Programm, Maja Zade, Elfriede Jelinek, Sarah Nemitz, Laura Naumann und Eva Rottmann; zwei unserer Stücke sind durch eine weiblich-männliche Doppelautorenschaft geprägt: In »Nathan/Abraumhalde« treffen Gotthold Ephraim Lessing und Elfriede Jelinek aufeinander; das politische Stück »Furor« stammt aus der gemeinsamen Feder von Lutz Hübner und Sarah Nemitz. Drei Titelheldinnen werden sich dem Problem einer politischen Positionierung in einer männlich dominierten Welt stellen: die Jungfrau von Orléans, die »Irre« von Chaillot und die junge Häuptlingstochter Pocahontas. Mit David Bowie, der mit dem Musical »Lazarus« im Spielplan ver treten ist, haben wir einen Künstler vor Augen, dessen ästhetisches Konzept dezidiert für eine radikal verwirrende Androgynität steht. In »Noch ist Polen nicht verloren« nach Ernst Lubitschs Film »Sein oder Nichtsein« kann sich ein Schauspielerehepaar nur gemeinsam, Hand in Hand, als heldenhaft gegen das Naziregime bewähren. Das Mörgens-Stück »demut vor deinen taten baby« zeigt drei Frauen, die held*innenhaften Ruhm auf Zeit erlangen. In der Kammer kämpft in »Adams Äpfel« und in »Kurze Interviews mit fiesen Männern« vor allen Dingen das männliche Geschlecht mit den eigenen (Anti)Heldenrollen. Im Mörgens werden in der Komödie »status quo« durch eine radikale Umkehrung der Rollenverteilungen weibliche und männliche Klischees zum Abschuss freigegeben. Es wird sich insgesamt und im Einzelnen zeigen, wie frei und/oder befreiend die Darstellung von Frauen und Männern, von »weiblichen« und »männlichen« Rollen jeweils sein kann. In einer Lesereihe und in einem speziellen Festival (siehe S. 58) werden wir dies besonders akzentuieren. Wir freuen uns gemeinsam mit Ihnen, unserem Publikum, auf anregende Begegnungen mit Heldinnen und anderen Helden des Theaters. Inge Zeppenfeld
SCHAUSPIEL | BÜHNE
Warschau, 1939: Kaum ist die anti-faschistische Komödie »Gestapo« der Zensur zum Opfer gefallen, da bricht weiteres Ungemach über die Schauspieltruppe des Polski-Theaters herein: Der junge Mann, der bei jeder Hamlet-Vorstellung seinen angestammten Platz im Zuschauerraum verlässt, sobald der berühmte Schauspieler Joseph Tura alias Hamlet zum – sehr langen – Monolog »Sein oder Nichtsein« ansetzt, ist nicht nur der Verehrer von Turas Ehefrau Maria, in deren Garderobe man sich – sehr lange – ungestört weiß. Er ist auch polnischer Widerstandskämpfer, der die Schauspieltruppe um Mithilfe bittet: Ein Doppelspion namens Siletzky ist auf dem Weg nach Warschau, um dem dort stationierten Gruppenführer Erhardt eine Namensliste polnischer Untergrundkämpfer zu überbringen. Das muss mit allen Mitteln verhindert werden. In den Kostümen aus »Gestapo« spielen die Schauspieler nun als »echte Nazis« um Leben und Tod … Ernst Lubitsch schuf als Regisseur des Films »Sein oder Nichtsein« eine Vorlage, die »als ätzende Satire die Schergen des Nationalsozialismus als Schmierendarsteller beschreibt und die Schauspielertruppe als tragikomische Helden ehrt.« (Lexikon des internationalen Films) Inszenierung: Martin Schulze // Sa 28.09.2019, Bühne
NOCH IST POLEN NICHT VERLOREN
SEIN ODER NICHTSEIN KOMÖDIE VON JÜRGEN HOFMANN
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NACH ERNST LUBITSCHS FILM
SCHAUSPIEL | BÜHNE | FAMILIENSTÜCK 30 | 31
DAS DSCHUNGELBUCH FAMILIENSTÜCK AB 6 JAHREN NACH MOTIVEN DER ERZÄHLUNG VON RUDYARD KIPLING IN EINER FASSUNG VON ROLAND HÜVE
Wie überlebt man im Dschungel? Mit Schnelligkeit? List? Lautstärke? Oder mit Gemütlichkeit? Das Menschenkind Mogli wird von der Wölfin Raksha im Dschungel gefunden, in ihr Wolfsrudel aufgenommen und zusammen mit ihren eigenen Wolfskindern aufgezogen. Von seinen Geschwistern und Freunden, dem weisen Panther Baghira und dem genussfreudigen Bären Balu, lernt Mogli alles, was wichtig ist: Wie man zum Beispiel der gefräßigen Schlange Kaa nicht auf den Leim geht und die Affenbande von König Louis austrickst. Aber Mogli merkt auch, dass er anders ist als die Tiere. Als der Tiger Shere Khan in den Dschungel zurückkehrt, nicht duldend, dass ein Mensch unter den Tieren lebt, muss Mogli sein Wolfsrudel verlassen. Alleine sucht er in der geheimnisvollen Welt voller Gefahren nach seinem eigenen Weg – und natürlich helfen ihm seine Freunde dabei. Inszenierung: Jenke Nordalm // Fr 15.11.2019, Bühne
SCHAUSPIEL | BÜHNE
David Bowie – einer der einflussreichsten Musiker seiner Zeit, Ikone des GlamRock, sich immer wieder neu erfindend als Kunstfigur, ob schillernd als Ziggy Stardust oder unterkühlt als Thin White Duke. In der Verfilmung von Walter Tevis‘ Science Fiction »Der Mann, der vom Himmel fiel« übernahm er 1975 die Rolle des Außerirdischen Thomas Jerome Newton, der seinen ausdörrenden Wüstenplaneten verlässt, um auf der Erde Wasserreserven für seine Familie aufzutun. 35 Jahre später schreibt Bowie mit dem irischen Autor Enda Walsh diese Geschichte fort: Newtons Vorhaben ist gescheitert. Drogenvernebelt sehnt er nun das Ende seines Lebens herbei. In seinen wirren Traumwelten erscheint eine junge Außerirdische mit dem Plan, doch noch eine Rakete für den Heimflug zu konstruieren, ein junger Mann namens Valentin erfüllt seine dämonischen Tötungsvisionen. Einzig seine Haushälterin Elli ist ein Bindeglied zur realen Welt. Doch auch sie beginnt, ein Eigenleben zu führen ... 17 Songs aus allen Phasen seiner musikalischen Karriere hat David Bowie, kurz bevor er am 10. Januar 2016 starb, neu zusammengestellt, u.a. »Changes«, »This Is not America«, »Life On Mars«, »Heroes« und »Lazarus«. Entstanden ist kein herkömmliches Musical, vielmehr eine requiemartige Meditation über das Rätsel von Leben und Tod.
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Inszenierung: Christian von Treskow // Musikalische Leitung: Malcolm Kemp // Sa 18.01.2020, Bühne
»LAZARUS« – MUSICAL VON DAVID BOWIE UND ENDA WALSH NACH DEM ROMAN »THE MAN WHO FELL TO EARTH« VON WALTER TEVIS // DEUTSCH VON PETER TORBERG // »LAZARUS« WIRD PRÄSENTIERT MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON ROBERT FOX, JONES / TINTORETTO ENTERTAINMENT SOWIE DES NEW YORK THEATRE WORKSHOP
LAZARUS
MUSICAL VON DAVID BOWIE UND ENDA WALSH
DIE JUNGFRAU VON ORLEANS EINE ROMANTISCHE TRAGÖDIE VON FRIEDRICH SCHILLER
Wenn es um die Zeichnung seiner Titelfigur der Johanna von Orléans geht, überschreitet Friedrich Schiller die Grenze ins irreal Phantastische: einfaches Hirtenmädchen, außergewöhnlich schön, glühende Patriotin und vor allem hocheffiziente kriegerische Kampfmaschine von Gottes Gnaden. Sie sieht es als ihre Aufgabe, die eigentlich aussichtslose Schlacht der Franzosen gegen die Engländer zugunsten ersterer zu drehen; so jedenfalls deutet sie den Auftrag des »Geistes«, der ihr erschienen ist. Einzige Bedingung für den Erfolg: Sie darf sich in keinen Mann verlieben. Die »heilige Mission« gelingt, die Franzosen siegen, Johanna wird als Nationalheldin verehrt, dann jedoch verbannt – zu viele unheimliche, heidnische Mächte scheinen im Spiel. Als Johanna sich zu ihrem eigenen Entsetzen in einen Engländer verliebt, glaubt sie, die Gotteskraft verloren zu haben. In einer weiteren Schlacht beschert sie den Franzosen zwar noch einmal den Sieg, wird jedoch tödlich verwundet.
SCHAUSPIEL | BÜHNE
Inszenierung: Florian Hertweck // Sa 07.03.2020, Bühne
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Schiller stellt in seiner »romantischen Tragödie« mittels eines jungen Mädchens Fragen auch an unsere Zukunft: Ist die Zeit der Wunder tatsächlich vorbei? Oder werden Menschen immer einen Glauben suchen, von dem sie überzeugt sind, dass er Berge versetzen kann? Wird es zukünftig wieder zu Kämpfen um Länder und Nationen kommen und welche Sorte postdemokratischer Menschen wird sie führen?
VON CHAILLOT
KOMÖDIE VON JEAN GIRAUDOUX
SCHAUSPIEL | BÜHNE
DIE IRRE
Giraudoux schrieb »Die Irre von Chaillot« 1943 als morbides Märchen, in dem das Gute siegt und das Böse bestraft wird, eine böse, aber höchst vergnügliche Farce über das Treiben von verantwortungslosen Politikern, Spekulanten und Geschäftemachern mit Pariser Flair. Inszenierung: Ewa Teilmans // Sa 02.05.2020, Bühne
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Sie haben klein angefangen und sich mit krummen Geschäften an die Macht und ans Kapital gebracht: der Präsident, der Baron, der Börsenmakler und einige andere geldgierige Spekulanten. In einem Pariser Café gründen sie eine Geheimgesellschaft und planen einen gigantischen Coup: Unter den Straßen von Paris wurden riesige Erdöl-Reserven entdeckt, natürlich muss dafür die halbe Stadt gesprengt werden inklusive ihrer Kathedralen und Baudenkmäler. Ein Bombenleger ist bereits engagiert. Doch die zerstörerischen Pläne bleiben nicht unbemerkt: Die »Irre von Chaillot«, Untergrundkönigin und Schutzherrin der kleinen Leute, heckt mit ihren nicht minder irren Freundinnen und einem Heer von Getreuen einen Plan aus, um die Stadt zu retten. Und nicht nur das: Diesmal sollen die Bösen restlos vernichtet werden …
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SCHAUSPIEL | KAMMER
Menschlichkeit und Toleranz, die Hauptbotschaften der Aufklärung, haben in Lessings »Nathan der Weise« ihre dramatische Herausforderung gefunden. Hier vereinigen sich die drei Weltreligionen nicht nur in der berühmten Ringparabel, sondern auch in der Figur der Recha, Ziehtochter des unorthodoxen Juden Nathan, leibliche Tochter einer europäischen Christin und eines zum Christen konvertierten Moslem. In kaum einem anderen Werk steht jedoch das vorgestellte Ideal in einem so komplexen und mehr als widersprüchlichen Verhältnis zur umgebenden und nachfolgenden Realität. Muss nicht – anders als bei Recha – der Gottesglaube und vor allen Dingen der Glaube an die menschliche Vernunft angesichts der Entwicklung der Welt automatisch ins Wanken geraten? Elfriede Jelinek schafft mit ihrem Text »Abraumhalde« also ein dementsprechendes Missing Link zu »Nathan«: Was passiert, wenn sich eine Gesellschaft für das Geld und gegen Moral entscheidet, sie sich Moral im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr leisten kann oder will, wenn die Geschichte zeigt, dass das Geld siegt und das Projekt »Aufklärung« der stetigen Gefahr des Scheiterns ausgesetzt ist? Inszenierung: Jan Langenheim // Fr 20.09.2019, Kammer
»NATHAN« // ABRAUMHALDE
ÜBERSCHREIBUNG VON GOTTHOLD EPHRAIM LESSINGS »NATHAN DER WEISE« // SEKUNDÄRDRAMA VON ELFRIEDE JELINEK
FUROR
STÜCK VON LUTZ HÜBNER UND SARAH NEMITZ
Inszenierung: Lilli-Hannah Hoepner // Fr 22.11.2019, Kammer
SCHAUSPIEL | KAMMER 40 | 41
Der Lokalpolitiker Heiko Braubach fährt kurz vor dem beginnenden Wahlkampf einen jungen Drogenabhängigen an. Obwohl ihm offiziell bestätigt wird, dass er nicht schuld ist, sucht er den Kontakt zur Familie und bietet freiwillig seine Unterstützung an: Er will die Sonderkosten der Reha übernehmen und sich persönlich um einen Ausbildungsplatz für den Jungen kümmern. Nach anfänglichem Misstrauen beginnt die Mutter des Jungen, eine Altenpflegerin, die jeden Cent umdrehen muss, Vertrauen zu fassen. Doch beide haben nicht mit dem Cousin des jungen Mannes gerechnet, dem unterbezahlten Paketboten Jerome, der Braubachs Wiedergutmachungsversuchen nicht traut und die Chance sieht, endlich mit »denen da oben« abrechnen zu können. Er setzt Braubach unter Druck, ein Kampf der unterschiedlichen politischen Positionen geht bis zum Äußersten. Der selbsternannte Vertreter der Abgehängten und der wohlwollende, aber auch mit genauestem Kalkül agierende Berufspolitiker stehen sich unvereinbar gegenüber und zeigen das existenzielle Aneinander-Vorbei-Reden zweier Menschen, die keinen politischen Konsens mehr finden.
SCHAUSPIEL | KAMMER
ADAMS
ÄPFEL
KOMÖDIE NACH DEM GLEICHNAMIGEN FILM VON ANDERS THOMAS JENSEN
42 | 43
Es gibt keine schlechten Menschen, und wer nur nach dem Schlechten sucht, der findet auch nur Schlechtes. Aber wenn man sich beharrlich auf das Gute konzentriert, dann wird die Welt ein bisschen besser – soweit Ivans Überzeugung. Er ist Pfarrer einer winzigen Gemeinde und resozialisiert in ländlicher Idylle Straftäter. Eine ganze Reihe skurriler Gestalten sucht bei ihm ihren Weg: der kleptomanische Triebtäter Gunnar, der Tankstellenräuber Khalid, die schwangere Alkoholikerin Sarah. Dann taucht eine neue Prüfung auf: Neonazi Adam. Adam ist sofort klar, dass etwas an dieser Oase der Harmonie nicht stimmt. Zwischen Ivan und Adam spitzt sich eine Auseinandersetzung des Guten gegen das Böse zu, die nahezu biblische Ausmaße annimmt. Eine bitterböse Komödie mit tiefgründiger Skurrilität und aberwitzigen Gefechten über Glaube, Fanatismus, Sucht und die Macht der Selbsttäuschung. Inszenierung: Sebastian Martin // Fr 10.01.2020, Kammer
SCHAUSPIEL | KAMMER 44 | 45
KURZE INTERVIEWS MIT
FIESEN MÄNNERN STÜCK NACH STORIES VON DAVID FOSTER WALLACE
Zwischen zweifelhaften Flirtstrategien, Männlichkeitswahn, ungeahnten Beziehungsängsten und sexuellen Neurosen offenbaren uns die »fiesen Männer« von David Foster Wallace ihre ganze Unsicherheit hinsichtlich ihres Mannseins. In fiktiven Interviews lässt Wallace sie unermüdlich um sich selbst kreisen und ungefiltert von den Schwierigkeiten der Masturbation im Jugendalter, von der Angst, (weiblichen) Erwartungen nicht gerecht zu werden, von brutalen Machtspielen und von gewissenlosen Aufreiß-Taktiken berichten. Geschickt wird mit Klischees gespielt und zugleich Verständnis wie Kopfschütteln geweckt. Der Kampf der »fiesen Männer« um Souveränität und wie dieser sich auf das Verhältnis der Geschlechter auswirkt, wird hier genau unter die Lupe genommen. Inszenierung: Tanja Krone // Fr 13.03.2020, Kammer
URAUFFÜHRUNG
LOKAL EUROPA
EIN PLANSPIEL ÜBER GLOBALE SYSTEME, LOKALE NACHBARSCHAFT UND AFRIKANISCHE HÜHNER KONZEPTION DOMINIK BREUER UND INGE ZEPPENFELD
Wie immer Ihre Entscheidungen aussehen: Sie werden unmittelbare, reale Konsequenzen nach sich ziehen, auch über den Abend hinaus. Wie bereits 2017/18 (»Revolution: Alles wird gut!«) werden die freie Theatergruppe Brachland-Ensemble und das Theater Aachen wieder ein interaktives Projekt entwickeln. Diesmal geht es um das System »Stadtviertel«, das System »Europa«, um »lokal-global«, um die Wege der Demokratie und um die Lust an der Gestaltung gesellschaftlicher Prozesse. Gemeinsam mit Ihnen, dem Publikum, machen wir uns auf den Weg – Sie stimmen ab, die Ergebnisse Ihrer gefassten Beschlüsse werden von unseren Schauspieler*innen auf die zu erwartenden Auswirkungen hin weitergedacht: Wie reagiert der »politische Gegner«? Welche Hürden gilt es bei Industrielobby, Bürokratie und internationaler Gesetzgebung zu überwinden? Wie gewinnt man eine Mehrheit für die eigenen Ideen? Und was, wenn der Blick über den Tellerrand schon am Gartenzaun endet? Besonderer Spielort ist das DEPOT in AachenNord, einem Viertel zwischen Eurogress und Europaplatz, mit vielen Möglichkeiten und dem Wunsch nach neuen Impulsen. Eine Kooperation des Brachland-Ensembles und des Theater Aachen in Zusammenarbeit mit dem Kulturbetrieb der Stadt Aachen Inszenierung: Dominik Breuer // Fr 08.05.2020, Depot
SCHAUSPIEL | KAMMER // DEPOT
Im Viertel geht die Sonne unter, das Ende des Tages bringt große Neuigkeiten: Das Los hat entschieden – Europa legt sein Schicksal vertrauensvoll in Ihre Hände! Einen Abend lang sind Sie vor Ort Entscheidungsträger*innen großer Beschlüsse! Denn was für das Viertel gut ist, kann für Europa nicht schlecht sein! Öffentliche Verkehrsmittel umsonst? Fairer Welthandel bei Ebbe im eigenen Portemonnaie? Energiewende? Verschiedene Kulturen im Viertel, verschiedene Kulturen in Europa? Gleichermaßen harte Strafen für den Hartz-IV-Betrüger wie auch für die Steuervergehen internationaler Großkonzerne? Und was hat das alles eigentlich mit afrikanischen Hühnern zu tun?
SCHAUSPIEL | KAMMER | KINDERSTÜCK 48 | 49
LOUIS AM STRAND
VON ZIRKUSMARIA NACH EINEM COMIC VON GUY DELISLE // FÜR ALLE AB 4 JAHREN
Der kleine Louis erwacht früh am Morgen, die Sonne geht gerade auf. Er rennt zu seinem schlafenden Papa, versucht ihn zu wecken, und mit Hilfe des Stoffesels gelingt es endlich. »Papa, die Sonne scheint, los, wir wollen zum Strand!« Das Strandabenteuer von Louis, seinem Papa und dem Stoffesel beginnt: Sachen werden gepackt, Sandburgen gebaut und zerstört, es wird mit dem Wasserball gespielt und sich auf die Suche nach einem Eis gemacht. Papa geht verloren und wird wiedergefunden, ein Mädchen wird kennengelernt und mit dem Stoffesel auf Tauchstation gegangen. Und am Ende des Tages bleibt ein glückliches Gefühl, das nach Sommer und Sonnenbrand schmeckt ... Der französische Comic-Zeichner Guy Delisle erzählt von einem Tag am Meer, detailreich, liebevoll, kindgerecht und ohne Worte. Das Kindertheater-Kollektiv ZIRKUSMARIA wird »Louis am Strand« mit besonderer Musik, mit Licht und Schatten auf Segeln, Handtüchern und Wasserbällen in eigene Bilder übersetzen. Von und mit ZIRKUSMARIA // Frühjahr 2020, Kammer
Auf einer Flughafentoilette sitzen sie wegen einer Terrorwarnung fest: Bettie, Mia und Lore. Nun sind sie eine Schicksalsgemeinschaft. Und als die Sicherheitskräfte Entwarnung geben, haben die drei ein so großes und bedeutsames Gefühl wie noch nie in ihrem Leben: Lebenskrisen und Einsamkeit – nichts davon hat noch eine Bedeutung neben diesem Gefühl der euphorischen Erleichterung, davongekommen zu sein. Das müssen andere doch auch erleben! Und plötzlich ist die Idee da: Anschläge simulieren. Glück durch Todesangst! Das Frauentrio überfällt Discos und Supermärkte. Dann kauft sogar die Regierung die Idee. Der Erfolg ist überwältigend. Die Wirtschaft wächst, die Stimmung ist »bombig«. Zu bombig. Leichtsinn macht sich breit. Die Regierung will wieder Ernst in ihr Land bringen und erteilt den Spaßguerillas einen letzten Auftrag ... Die pointierten und temporeichen Theatertexte von Laura Naumann mit ihrem bissigen Unterhaltungspotential sind fester Bestandteil der Theaterspielpläne. Rotzig und ohne Sentimentalitäten schleudern die drei Frauen sich und dem Publikum »ein kraftvolles, explosives Textfeuerwerk« um die Ohren. (Die Deutsche Bühne) Inszenierung: Lisa Heinz // Do 26.09.2019, Mörgens
DEMUT VOR DEINEN TATEN
BABY
KOMÖDIE VON LAURA NAUMANN
Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf und liegen lebendig in Ihrem eigenen Grab! Oder die Wände des Raumes bewegen sich plötzlich auf Sie zu und es wird enger und enger! Oder ein unheimlicher Doppelgänger, der Ihnen völlig gleicht, verfolgt Sie Ihr Leben lang! In seinen schauerlich spannenden Geschichten spielt Edgar Allan Poe meisterhaft mit den tiefsten und archaischsten Ängsten des Menschen. Die Faszination am Unheimlichen und Zerrissenen trieben Poe an, seine »Ich«-Erzähler zu zwielichtigen, zweifelhaften Charakteren zu machen, die lügen, betrügen, morden und dem Wahnsinn verfallen, die versuchen zu vergessen, zu verdrängen und doch immer wieder eingeholt werden von ihren eigenen Taten. Wahn und Wirklichkeit, Vernunft und fieberhafte Erregung wechseln sich ab: »Alles, was wir scheinen und schaun ist nichts als ein Traum in einem Traum«, so Poe selbst. Nichts für schwache Nerven. Inszenierung: Stefan Rogge // Do 14.11.2019, Mörgens
SCHAUSPIEL | MÖRGENS
NACHTMAHR NACH EDGAR ALLAN POE IN EINER FASSUNG VON STEFAN ROGGE UND VIVICA BOCKS
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EDGAR ALLANPOES UNHEIMLICHE GESCHICHTEN
SCHAUSPIEL | MÖRGENS
N.N. Nicht nominiert? Nomen nominandum? Noch nebulös? Nochmal nachdenken?
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Eine Position in dieser Spielzeit wollen wir uns freihalten, damit wir als Theater trotz langfristiger Planung noch auf aktuelle Themen reagieren können, die sich im Jahr 2020 auf die öffentliche Agenda schieben werden. Vielleicht etablieren sich die Fridays for Future weiterhin und wir wollen die Klimaproteste mit einem Projekt begleiten? Vielleicht drängt sich eine gesellschaftliche Debatte in den Vordergrund, auf die ein Theaterautor mit einem guten Text reagiert, den wir dann unbedingt auf die Bühne bringen wollen? Vielleicht werden irgendwo brisante Daten geleakt, deren Dimension man theatral aufbereiten sollte? Da wir so weit auch nicht in die Zukunft schauen können, bleiben wir mit dieser Spielplanposition im Mörgens in Bereitschaft. Inszenierung: N.N. // Do 16.01.2020, Mörgens
STATUS QUO KÖMODIE VON MAJA ZADE
Schlechte Zeiten für Männer – vor allem, wenn sie jung sind und einen Job suchen. »status quo« zeigt die Welt, wie sie ist, bloß spiegelverkehrt: wir begleiten den jungen Florian 1 als Neueinsteiger in einem Immobilienbüro, bei dem die entscheidenden Führungspositionen von Frauen besetzt sind; dann einen jungen Florian 2, der sich als Azubi im Drogeriefach mit seiner selbstgefälligen und übergriffigen Filialleiterin auseinandersetzen muss, und dann den Schauspielanfänger Florian 3, der sich auf eine Affäre mit seiner Intendantin einlässt. In ihrer ebenso bissigen wie komischen Satire untersucht Maja Zade den »status quo« des Geschlechterverhältnisses. Die immer noch selbstverständlichen Zuschreibungen an Mann und Frau legt sie mit einem Kunstgriff humorvoll frei und man – nein frau – bekommt einen erhellenden, unverstellten Blick auf die Krankenbrüder, Alphaweibchen und Empfangssekretäre in einem von Macht und Erotik dominierten Gefüge. Inszenierung: Sylvia Sobottka // Do 05.03.2020, Mörgens
Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut: Die Protagonist*innen der Pocahontas-Lovestory sind eingeladen zur großen Show rund um die Geschichte der Häuptlingstochter und des »Traumprinzen« John Smith. Als sich die Engländer auf den Weg in die neue Welt machten, weil Gold und Tabak lockten, entdeckten sie einen unangenehmen Störfaktor: die Ureinwohner. Während John Smith gerade erzählt, wie er brutal von den Wilden gefangen genommen wird, hält Pocahontas die Geschichte an. Sie erträgt es nicht mehr, Teil einer Beschönigung zu sein. Immer wieder durchbricht sie das »Märchen« und erzählt uns ihre Version des Geschehens. Der englische Held wird von den Wilden gefangen und die Tochter des Häuptlings rettet ihn aus Liebe? Sie ist doch gerade mal zehn! Es ist einfacher, mit Geschichte umzugehen, wenn sich Mythen um sie ranken. Pocahontas 2020 entzieht den Klischees über die Entstehung Amerikas jegliche Illusionen. Zurück bleiben die nackten Tatsachen und zwei konträre Perspektiven. Inszenierung: Marion Schneider-Bast // Do 07.05.2020, Mörgens
POCAHONTAS 2020 (SHOW MUST GO ON) KOMÖDIE VON EVA ROTTMANN // EIN STÜCK FÜR JUGENDLICHE AB 14 JAHREN
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SCHAUSPIEL | MÖRGENS
GEPLANTE WIEDERAUFNAHMEN
URAUFFÜHRUNG
ZUR HÖLLE MIT DEN ANDEREN VON NICOLE ARMBRUSTER Wie gehen Selbstverwirklichung und die Familie zusammen? Herdprämie und intensive Elternzeit oder sozial relevante Projekte? Seit ihrer Studienfreundschaft haben Sandra und Katrin offenbar sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen. Nun wollen sie, natürlich mit den dazugehörigen Männern, ein nettes Wiedersehen feiern, aber überall lauern Fettnäpfchen … »So energiegeladen und agil, dass man einfach mitgerissen wird. Viel Applaus für eine starke Uraufführung.« AN/AZ // Herbst 2019, Kammer
DIE VERWANDLUNG NACH DER ERZÄHLUNG VON FRANZ KAFKA Nach einer unruhigen Nacht findet sich der Tuchhändler und Handlungsreisende Gregor Samsa als »ungeheures Ungeziefer« wieder. Seine Familie, geschockt von der Verwandlung des Sohns und Bruders, kümmert sich zunächst noch um ihn, aber Mitleid wird mit der Zeit zu Ekel, Abneigung zu Aggression.
1. Eiscreme, 2. Wasserschlachten, 3. Länger aufbleiben dürfen, 4. Die Farbe Gelb ... Nach dem Selbstmordversuch der Mutter beginnt ein siebenjähriger Junge all das Schöne der Welt aufzulisten, um der Traurigkeit der Mutter etwas entgegenzusetzen. Die Liste wird zur treuen Begleiterin des Jungen. Er beginnt ein Studium. Er erlebt sein erstes Date. Die Liste wächst. Gemeinsam mit dem Publikum erzählt er von schönen, urkomischen Momenten, die ein Leben zeichnen, das nicht immer schön ist, aber doch immer wieder besser wird.
»Regisseurin Sylvia Sobottka verwandelt das grotesk Alltägliche der Geschichte in eine »Alexander Wanat und Regisseurin Lilli-Hannah Spielwiese voller wundersamer Einfälle. Bravo!« Hoepner gelingt ein atemberaubender Movie Spannungsbogen.« AN/AZ // Herbst 2019, Kammer
// Herbst 2019, Mörgens
SCHAUSPIEL | WIEDERAUFNAHMEN
VON DUNCAN MACMILLAN
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ALL DAS SCHÖNE
SCHAUSPIEL | FESTIVAL
FESTIVAL WO SIND DIE HELDINNEN UNSERER GESCHICHTEN? In den meisten Städten bilden Frauen die Mehrheit des Theaterpublikums. Und wie steht es mit den Frauen auf und hinter der Bühne?
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Starke Frauenfiguren hat es in der Theaterliteratur zwar immer schon gegeben, aber die wenigen scheitern meist an den gesellschaftlichen Umständen, anstatt sie zu verändern, weil die Zeit für das, was sie wollen – Anerkennung, Selbstbestimmung, Macht – noch nicht gekommen ist. Was kann uns heute die Figur der jungfräulichen Kampfmaschine und Märtyrerin Johanna von Orléans erzählen? Oder warum ist es Nathan, der ein Plädoyer über Toleranz hält und nicht seine Tochter Recha, in deren Identität sich alle Fragen vereinen? Viele künstlerische Konzeptionen rütteln heute an diesen alten Rollenbildern und nicht erst seit dem Womens March und #MeToo ist für viele Theaterschaffende die Frage, wessen Geschichten aus welcher Perspektive auf der Bühne erzählt werden, neu in den Fokus gerückt. Nur rund 30 Prozent der Inszenierungen an deutschen Theatern stammen von Frauen. Warum? Gründe finden sich von gesellschaftlich zementierten Vorstellungen wie männlicher Genie-Kult und weibliche Selbstzweifel bis hin zu Familienpolitik und gläserner Decke. Wir brauchen neue Perspektiven. Brauchen wir auch neue Geschichten? Neue Stücke? Welche Geschichten von und über Frauen möchten wir in Zukunft erzählt bekommen? Und wer soll sie erzählen? Diesen Fragen und vor allem einem Blick in die Zukunft wollen wir ein Kurz-Festival widmen.
Im Rahmen des Festivals zeigen wir ausgewählte Produktionen unseres Spielplans, die sich auf unterschiedliche Weise mit der Hinterfragung von Geschlechterbildern befassen. Mit Künstler*innengesprächen und Podiums-Diskussionen möchten wir Theaterschaffende, Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und unser Publikum miteinander ins Gespräch bringen und verschiedene Perspektiven diskutieren, in Workshops erproben, durch Performances und Installationen künstlerisch beleuchten und gemeinsam auf Konzerten und Partys und an der Theke feiern. Natürlich darf dabei ein großes »Melinas Nacht«-Special nicht fehlen. In Zusammenarbeit mit dem Gleichstellungsbüro der Stadt Aachen starten wir ab Herbst 2019 eine Lesereihe feministischer Autorinnen und Autoren, die schließlich ins Festival mündet. Vivica Bocks // Den genauen Festival-Termin entnehmen Sie demnächst unserem Monatsleporello, der Tagespresse und der Homepage.
THEATER
EXTRA AN DER THEKE MIT … DER ABSACKER MIT DEM ENSEMBLE Sie kennen uns, aber wir kennen Sie nicht! Das lässt sich ändern, nicht wahr? Im Anschluss an ausgewählte Vorstellungen freuen sich Mitglieder des Ensembles und des Produktionsteams mit Ihnen am Tresen unserer Bars ins Gespräch zu kommen. Reden wir über das Theater, über die Welt oder prosten wir uns einfach nur zu, wer weiß ... ein Absacker geht doch immer!
KEMOS MUSIKKISTE In der Musikkiste holt der Komponist und Theatermusiker Malcolm »Kemo« Kemp Livemusik ins Mörgens. Genießen Sie bei einem Bier oder einem Glas Wein in der lockeren Atmosphäre des Mörgens Konzerte verschiedenster Stilrichtungen – von Folk über Indie-Pop bis hin zu Elektro. // Kemos Musikkiste findet mit freundlicher Unterstützung des Last Exit statt.
MELINAS NACHT Ensemblemitglied und Talkmasterin Melina Pyschny öffnet die Mörgens-Bar! Zusammen mit Überraschungsgästen aus dem Theater-, Stadt- und Kulturbereich macht sie sich als Zugezogene auf, die Aachener*innen mit Hilfe der Aachener*innen besser kennenzulernen. Ein Kultur-Trash-Talk, der Laune machen soll! Von der Kantine über den Malersaal bis zur Chefetage, vom Feuerwehrmann über den OB bis Europa – hier wird nichts und niemand verschont. Wir freuen uns auf Plauderei und hitzige Diskussionen, auf Anrüchiges und Politisches, auf Bier und gute Unterhaltung! Na dann: »Bis später, Peter!«
THEATER AACHEN TRIFFT CITYKIRCHE In der Reihe »Perspektiven« werden Inszenierungen des Theater Aachen Grundlage eines intensiven Dialogs mit der Citykirche. Schauspieler*innen des Ensembles lesen ausgewählte Szenen. In der Moderation von Pfarrerin Sylvia Engels entsteht daraufhin ein Inszenierungsdialog, bevor im Anschluss bei Kaffee und Tee die Diskussion für das Publikum geöffnet wird. // Citykirche St. Nikolaus // Eintritt frei
DER JUGENDCLUB Für alle jugendlichen Theaterbegeisterten gibt es den Jugendclub des Theater Aachen. Willkommen ist jeder – ob mit oder ohne Erfahrung im Theaterspielen. Hauptsache, die Lust, sich mit anderen Jugendlichen auszutauschen, Theater zu begreifen, zu sehen und vor allem zu spielen, ist groß! Die Leitung des Jugendclubs übernehmen pro Spielzeit zwei Mitglieder des Schauspielensembles des Theater Aachen, und zusammen wird ein Stück erarbeitet, das zum Ende der Spielzeit auf der Bühne im Mörgens Premiere feiert. // Die Teilnahme am Jugendclub ist kostenlos. Die Proben finden montags von 19.30 bis 22.00 Uhr statt.
SCHAUSPIEL | THEATER EXTRA
PERSPEKTIVEN
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// Die Termine entnehmen Sie dem jeweils aktuellen Monatsspielplan oder unserer Homepage.
// TANZ
EIN GRENZÜBERGREIFENDES
PROJEKT
Unsere Kooperation mit dem Parkstad Limburg Theaters geht in die nächste Runde! So bleibt es für Sie leicht, ausgewählte Tanzvorstellungen in den Nachbarstädten Heerlen und Kerkrade zu besuchen und auch in Sachen Bewegungssprache »up to date« zu bleiben. Buchen Sie wie gewohnt eine Karte bei uns an der Kasse – wir übernehmen den Rest. Am Theater Aachen wartet ein Shuttlebus auf Sie und auf dem Weg erhalten Sie eine exklusive deutschsprachige Einführung in die Produktion. Die perfekte Einstimmung auf einen mitreißenden Tanzabend!
THEATER AACHEN | PARKSTAD LIMBURG THEATERS
ENDLESS SONG OF SILENCE // Dance Company Nanine Linning zwangsläufigen Abschieds sowie eine ohrenbetäubende Stille, die darauf folgt, werden in drei ergreifenden Phasen tänzerisch umgesetzt. Konzept und Choreografie: Nanine Linning // Musik: Arvo Pärt, Henryk Mikolay Górecki, Joep Franssens Mi 09.10.2019, Theater Kerkrade // Shuttlebus ab Theater Aachen
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Die ergreifende, durch ihre minimale Schlichtheit begeisternde dritte Sinfonie des polnischen Komponisten Henryk Mikolay Górecki bildet in Kombination mit Videoinstallationen und einer Live-Kamera den Hintergrund dieses spannungsgeladenen Tanzabends. Er zeigt die Liebe als vitale Begegnung zweier umeinander schmeichelnder Körper, das Einssein eines Menschenpaares, das Schicksal in Form ihrer Trennung und Vereinzelung. Die verschiedenen Stadien des
THEATER AACHEN | PARKSTAD LIMBURG THEATERS 64 | 65
LOVE CHAPTER 2 // L-E-V Sharon Eyal | Gai Behar Die neue Kreation des israelischen Choreografenduos Sharon Eyal und Gai Behar beginnt, wo die Liebe zerbricht. Sie beschreibt den schmerzlichen Zustand von Verlust, mentaler Erschöpfung und neuer Hoffnung. Der Musiker und DJ Ori Lichtik liefert mit seinen pulsierenden, zum Teil live eingespielten Technobeats den Klangteppich, auf dem sich die Tänzer*innen bewegen. Als Sextett ziehen sie über die Bühne, anonym, androgyn. Sie formen sich mit unendlicher Flexibilität zu immer neuen expressiven Körperbildern. Doch die Einheit trügt – jedes einzelne der sechs Ensemblemitglieder ringt ums eigene Überleben; dunkle Seelen auf einer großen leeren Bühne. Bis ins Detail geben sie ihren Emotionen Gestalt, der nächste Ausbruch ist nie fern.
TIME TAKES THE TIME TIME TAKES (TTTTTT) // GN|MC Guy Nader | Maria Campos Das Stück des libanesisch-spanischen Choreografenpaares Guy Nader und Maria Campos ist eine Reflexion über die Zeit. Mit ihrem hochdynamischen, akrobatischen Tanzstil konstruieren sie ein menschliches Perpetuum Mobile. Packende Körperbilder, taktgenaue Bewegungen und uhrwerkartige Wiederholungen zeigen, dass die Zeit die Individuen fest im Griff hat. Zu elektronischer Live-Musik von Miguel Marin entsteht ein Abend, der »fantasievoll, körpernah und präzise das Phänomen Zeit […] durchbuchstabiert« (tanznetz.de).
Choreografie: Sharon Eyal | Gai Behar // Musik: Ori Lichtik
// Konzept: Guy Nader | Maria Campos // Kreation/Choreografie: Maria Campos, Guy Nader, Lisard Tranis, Roser Tutusaus, Magí Serra // Musik: Miguel Marin
So 03.11.2019, Parkstad Limburg Theaters, RABOzaal // Shuttlebus ab Theater Aachen
Di 11.02.2020, Parkstad Limburg Theaters, Limburgzaal // Shuttlebus ab Theater Aachen
GRIMM handelt von zwei Jungen, die sich in einer Fantasiewelt wiederfinden. Sie treffen auf // ISH / Junior Company HNB Rotkäppchen und den bösen Wolf, Rapunzel, GRIMM ist das Ergebnis der spannenden Schneewittchen, die Hexe, Cinderella und andere Zusammenarbeit zwischen der Junior Company Charaktere der Märchenwelt. Wie in allen Märdes Niederländischen Nationalballetts und dem chen spielen die größten Rollen allerdings Liebe ISH Dance Collective, die sich durch das Zusam- und Eifersucht, Freundschaft, Schrecken, Intrigen mentreffen mehrerer Tanzformen auszeichnet – und der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. klassisches Ballett und Zeitgenössisches wie // Regie: Marco Gerris, Ernst Meisner // Hiphop ergänzen sich zu einer spektakulären Choreografie: Marco Gerris, Ernst Meisner und Adaption der Grimm’schen Märchen. Ensemble // Musik: Scanner (Robin Rimbaud)
GRIMM
Sa 06.06.2020, Parkstad Limburg Theaters, RABOzaal // Shuttlebus ab Theater Aachen