anp 02|2017

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Zeitschrift des VCP Ausgabe 02/2017

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Pfadfin

02 2017

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Magaz

auf neuem pfad

1 P 1963 Nr. 02/2017 | ISSN 1615-2441

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s e i t 19 2

Thema: Liebe


Inhalt Entdecken

Mitreden

34 „AUF DIE PLÄTZE GEGEN HETZE!“ Die neue Kampagne des VCP gegen Rechts

LIEBE … UND PFADFINDEN Was ist das Besondere an „Pfadi-Liebe“?

35 PFADFINDEN IST LEBENDIGE ÖKUMENE

DOSSIER

S.18

S. 4–16

4 PFADI-LIEBE

18 KIRCHENTAG Du siehst uns – der VCP auf dem Kirchentag

6 PÄRCHEN-PEST!

22 LANDESVERSAMMLUNGEN

7 NÄCHSTENLIEBE BEIM PFADFINDEN

24 BUNDESVERSAMMLUNG

8 LIEBEN UND VERLIEREN 9 HABE ICH DIR HEUTE SCHON GESAGT 10 LIEBE, LUST UND EHEBRUCH 12 LIEBE SICH WER KANN? Was sagt eigentlich die Bibel zum Thema Homosexualität? 14 DU BIST KEIN WERWOLF Beratungssendung zur Pubertät 16 LIEBE, SEX UND ­ AUFSICHTSPFLICHT

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36 DIE NEUE ­BEITRAGS­ORDNUNG 38 WELTKONFERENZEN

Dies und Das

26 REGIONALKONFERENZEN

Ankommen 27 WEITBLICK DAS BUNDESLAGER Programm-Ausblick

S.40 40 VERANSTALTUNGEN 42 FÜR EUCH GELESEN UND GESPIELT 43 STAMMESVORSTELLUNG

30 ­ ECHTE R AUF FAHRT UND LAGER 32 INTERVIEWS

44 UNTERWEGS KOCHEN / PFADING 46 KREUZWORTRÄTSEL 47 AUSBLICK UND COMIC


Editorial

„Welch einen Unterschied macht es aus, wenn ihr etwas aus Liebe zur Sache tut.“ Lord Robert Baden-Powell

Liebe Leser*innen, liebe Pfadfinder*innen,

IMPRESSUM ISSN 1615-2441 auf neuem pfad (seit 1921) ist die Zeitschrift des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) e. V. anp erscheint vier Mal im Jahr. Anschrift: VCP-Bundeszentrale, Wichernweg 3, D-34121 Kassel, anp@vcp.de, www.vcp.de Verleger: Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) e. V., Herausgegeben im Auftrag des Vorstandes Chefredaktion: Lena Dohmann Ständige Redaktionsmitglieder: Christian van den Boom, Sören Bröcker, Jascha Buder (Illustrationen und Sippe Braunbär), Peter Diehl (Online-Redakteur), Sandra Grünewald, Rebecca Haugwitz, Verena Kunberger, Oliver Mahn, Johannes Malinowski, Lena Simosek, Andreas Witt, Lukas Zintel. Satz und Layout: Miriam Lochner, ElfgenPick GmbH & Co. KG Druck: Druckerei Strube, Felsberg Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich die Kürzung von Artikeln und Leserbriefen vor, ebenso in Einzel­ fällen unter Berücksichtigung der gesetzlichen Grundlage die entsprechende Bearbeitung von Veröffentlichungen. Der Umwelt zuliebe wird anp auf 100 % Recyclingpapier gedruckt. Wir bedanken uns für die Unterstützung unserer Arbeit.

Liebe und Pfadfinden ist das große Thema dieser anp – Liebe zu den Pfadis, Liebe zwischen Pfadis, Nächstenliebe, Liebe in der Bibel, auch vor dem Thema Liebe, Sex und Pubertät macht diese anp nicht halt. Und sogar bei der neuen Beitragsordnung geht es irgendwie um Liebe, nämlich um die liebe Familie. Wir schauen zurück – auf den Kirchentag, Landesversammlungen und die Bundesversammlung – und blicken voraus – natürlich auf das Bundeslager, aber auch auf internationale Veranstaltungen und Konferenzen. Vor allem die Regionalkonferenzen zur Verbandsentwicklung „Pfadfindung“ wollen wir euch ans Herz legen. Einige Neuigkeiten in eigener Sache: Vielleicht ist es euch in der ­Anrede aufgefallen, die anp hat eine neue Schreibweise – wir schreiben ab jetzt mit *. Was dahinter steckt, das greifen wir in der nächsten Ausgabe der anp auf. Neu sind außerdem die Chefredakteurin und die Herausgeberin der anp: Wir verabschieden in dieser Ausgabe nach 18 Jahren Chefredaktion Diane Tempel-Bornett und den Herausgeber Peter Mestel, der zur Bundesversammlung 2017 in der Bundesleitung aufgehört hat. Neu ist aber auch: Ab jetzt gibt es die anp für alle! Wir wünschen euch viel Freude beim Lesen und eine schöne Zeit der Vorfreude auf das Bundeslager. Eure anp-Redaktion

Lena Dohmann, Chefredakteurin

Jule Lumma, Bundesvorsitzende und Herausgeberin

Coverfoto: Andreas Kläger, Paar auf dem Pfingstlager

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DOSSIER »LIEBE«

(Pfadi-) Liebe von Johannes Malinowski

Wie sieht sie aus, die perfekte Beziehung? Die Partner*innen können sich aufeinander v ­ erlassen, ­ vertrauen sich, teilen im Idealfall sogar dieselben Hobbys, ­ einer bringt den ­anderen zum Lachen. Und wie sieht die ­perfekte ­Pfadfinder*innengemeinschaft aus? Genau so. Es ist Sommer, es geht auf Fahrt, Sonnenschein, Glücksgefühle, das große Wir-Gefühl, die H ­ ormone tanzen. Gleichaltrige Jungs und Mädels von überall genießen die gemeinsame Zeit, Paare finden sich, der Sommer wird IHR Sommer. Es werden verliebte Blicke ausgetauscht, nachts schleichen sich beide aus dem Zelt, um gemeinsame Zeit unterm Sternenhimmel zu genießen. Aus der Ferne klingen Lieder aus der Jurte, der rote Mond spiegelt sich über dem Silbersee. Klingt kitschig, oder? Kann vor allem ziemlich nervig sein. Ginge es allen so, wäre das eine tolle Sache. Geht

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es nur einem Pärchen so, kann das der Gruppe schnell auf den Zeiger gehen. Die Zeit verfliegt in trauter Zweisamkeit, und ist das ­Lager vorbei, ist das Drama groß. Wann sieht man sich w ­ ieder? Wie wird das n ­ächste ­ Treffen? Passen wir auch im r­ichtigen Leben, abseits vom Lagerplatz, ­zueinander? Es heißt also: Raus aus der Pfadi-Blase, rein in den Alltag. Pendeln, SMS schreiben, telefonieren – und sich auf das nächste Lager freuen.


ausschneiden & verlieben!

1. Wenn du unter allen Menschen auf der Welt wählen könntest, wen würdest du gerne zum Essen in die Jurte einladen? 2. Was macht für dich einen perfekten Tag auf dem Lager aus? 3. Wann hast du zum letzten Mal am Lagerfeuer gesungen? Und was singst du am liebsten? 4. Nenne drei Dinge, von denen du glaubst, dass sie dein Gegenüber und du gemeinsam haben.

Illustration (Aufnäher): © lubashka  /  Fotolia (bearbeitet von elfgenpick), Kussmund: elfgenpick, Foto: © Andreas Kläger

5. Erzähle deinem Gegenüber deine Pfadi-Geschichte in zwei Minuten, aber mit möglichst vielen Details.

Mit 14 Fragen zur großen (Pfadi-)Liebe

6. Was bedeutet Pfadfinden für dich?

von Verena Kunberger

11. Denkt euch beide drei wahre „Wir“-Aussagen aus. Zum Beispiel: „Wir sind beide in diesem Zelt und fühlen uns …“

Ihr sitzt zusammen am Lagerfeuer und es knistert zwischen euch. Du bist dir aber nicht ganz sicher, ob mehr daraus wird als nur ein kurzer Sommerflirt? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es nur wenige Fragen und ein paar Minuten Augenkontakt braucht, damit sich zwei Menschen ineinander verlieben. Das soll natürlich auch auf dem Bundeslager klappen, deshalb haben wir ­einige Fragen für euch vorbereitet. Das Ganze funktioniert so, dass einer die Frage vorliest und beantwortet, dann beantwortet der andere sie ebenfalls und liest die nächste Frage vor. Sind alle Fragen beantwortet, müsst ihr euch eine Weile in die Augen schauen.

7. Wenn du morgen mit einer ­Superkraft aufwachen könntest, welche wäre das? 8. Was ist deine schönste Fahrten­ erinnerung? 9. Was deine schrecklichste? 10. Nenne drei Dinge, die du an ­deinem Gegenüber toll findest.

12. Erzähle deinem Gegenüber von einem peinlichen Moment auf einem Lager. 13. Nenne eine Sache, die du bereits jetzt an deinem Gegenüber magst. 14. Dein Zelt steht unter Wasser, es gewittert. Du hast noch die Gelegenheit eine Sache mitzunehmen. Welche wäre das? Und jetzt: in die Augen schauen! 5


Pärchen-Pest! von Rebecca Haugwitz

Und auch tagsüber ist man nicht vor diesen Pärchen sicher, wenn sie beim Aufbau lieber herumstehen und turteln, statt zu helfen, oder man in der Mittagspause eigentlich nur ein stilles, schattiges Örtchen sucht und plötzlich über sie stolpert. Ein unangenehmes, teils peinlich berührtes, teils einsames Gefühl lassen diese Begegnungen zurück. Die erste Reaktion ist meist Wut und Unverständnis: Wie können die es nur wagen?! Stehen, liegen, sitzen nur herum und sind allen im Weg, die hier Hilfsbereitschaft zeigen und sinnvollen Tätigkeiten nachgehen! Un-er-hört!!!

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DOSSIER »LIEBE«

Und dann fängt man an, über sich selbst nachzudenken: Warum eigentlich immer die anderen? Werde ich für immer allein bleiben? Was hat mein Leben überhaupt für einen Sinn, wenn ich es mit niemandem teile? Aber dann fällt einem wieder irgendein Hering oder Seil oder Gruppenkind vor die Füße und holt einen auf den Boden der Tatsachen zurück. Dafür ist man hier. Zum Pfadfinder*in sein. Zum Natur erleben. Zum Unfug treiben. Zum im-Moment-Leben. Und so lässt man sie eben machen, all die Pärchen, und kümmert sich einfach um seinen eigenen Kram. Ist auch viel gesünder so. PS: Für die anfangs beschriebene Situation gibt es genau eine passende Reaktion: Einfach epic-slow-clap-mäßig klatschen. Das kann entweder den Waschbären vertreiben, oder man ist für einen kurzen Moment die/der Held*in, weil jede*r andere im Zelt genau dasselbe gedacht hat. Gern geschehen. ;)

Foto: privat

Wer kennt es nicht, dieses Schmatzgeräusch des Nachts im Zelt, bei dem man sich nie ganz sicher ist: Ist das nun der Waschbär, der genüsslich die eingezogenen Süßigkeiten der Wölflinge verputzt, die man eigentlich selber noch naschen wollte? Oder ist das doch dein Kumpel, der es geschafft hat, die Kleine bei der Singerunde noch klar zu machen? Schlafraubend, in jedem Fall.


Nächstenliebe beim Pfadfinden von Lukas Zintel

Freitagnachmittag, die Woche war ­anstrengend, und du bist bereit für ein ­Wochenende draußen. Der Rucksack drückt gepackt auf deinen Rücken und die V ­ orfreude steigt auf das Wochenendlager mit d ­ einem Stamm. Beim großen ­„Hallo“ an der ­Bushaltestelle geben sich alle die linke Hand und ­machen den Pfadfindergruß.

Illustration (Herzen): © lubashka / Fotolia (bearbeitet von elfgenpick), Hand: elfgenpick

Zeige-, Mittel- und Ringfinger der rechten Hand zeigen nach oben. Der Daumen legt sich auf den kleinen Finger. Der Starke (Daumen) schützt den Schwachen (kleiner Finger). Das passt gut zu unserer Idee des Pfadfindens. Jugendliche Leiter*innen schauen nach den Kleinen. Früh übernehmen wir Verantwortung für Jüngere und zeigen ihnen unsere Idee von Liebe. Denn nichts anderes ist dieses „der Starke beschützt den Schwachen“. Es ist Nächstenliebe. Wir lieben unsere Nächsten. Und wer ist uns näher beim Pfadfinden als unsere Gruppenkinder? Wir zeigen unsere Liebe zu den Gruppenmitgliedern nicht so wie unseren Partner*innen, sondern auf eine andere Art und Weise: Gemeinsam unterwegs sein, Natur erleben, beim Lageraufbau die Aufgaben so verteilen, dass alle genau das machen, was sie können und schaffen. Das alles ist doch Nächstenliebe. Und ohne diese Nächstenliebe würde unser Alltag mit der Gruppe auch nicht funktionieren. Wir achten aufeinander, aber geben gleichzeitig auch Freiraum – das ist elementar für unsere Art von Jugendarbeit. Achtet in der Lager- und Fahrtensaison mal darauf, wie ihr euch gegenüber euren Nächsten in der Gruppe verhaltet. Vielleicht seht ihr euer Verhalten ­gegenüber den anderen nun ganz anders?

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Lieben und verlieren Wie wir uns in der Liebe zu den Pfadis ­verlieren können. Ein Plädoyer für die ­Vielfalt und ein zeitweises Verlassen der eigenen ­Filterblase. von Sören Bröcker

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Nächstenliebe heißt auf andere, aber auch auf sich selbst Acht zu geben. Sag ehrlich, wie viel Zeit du hast. Jeder Beitrag zählt. Enttäuschungen gibt es nur dann, wenn Erwartungen nicht besprochen werden. Lerne „Nein“ zu sagen. Du bekommst Schule, Privatleben und die Pfadis nicht mehr unter einen Hut? Sag „Nein“! Pfadfinder*in sein heißt: Aufgaben teilen. Hab keine Angst, etwas zu verpassen. Schau mal über den Tellerrand – nicht nur bei den Pfadis gibt es etwas zu ­erleben.

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DOSSIER »LIEBE«

„Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort.“ Wir alle kennen dieses Lied und für viele von uns ist dies sogar Alltag: Es ist Mai, wieder einmal stehen viele verschiedene Aktionen auf dem Programm. Landesrat, Kirchentag, Pfingstlager, Fachgruppentreffen und dann schon wieder Bundesversammlung im Juni. Im Juli geht es als Teil des VCP-Kontingents zum Moot nach Island, dann schnell noch zum Bundes­lager. Zwischendurch Texte für die anp schreiben, ­ Versammlungen und Anträge vorbereiten, für ein neues Amt kandidieren … Aber … warte mal … War nicht die Bewerbungsfrist für Studium und Ausbildung im Juli? Ist Oma nicht 85 geworden? Hat nicht der beste Freund aus der Schulzeit geheiratet? Wir sind mit Überzeugung und Freude Pfadfinder*innen. Doch manchmal können wir uns auch in dem „heute hier und morgen dort“ verlieren. Wir alle kennen diesen einen Pfadi, der ­alles für seine Pfadis tut, immer da ist, alle Aufgaben übernimmt. Wir ken-

nen auch diesen, der mittlerweile im 20. Semester studiert und immer noch jede Aktion der Pfadis dem Studium vorzieht. Wir alle kennen diese eine Person, die sich in der Liebe zu den Pfadfinder*innen verloren hat. Ja, die Pfadis sind wichtig. Aber unser Engagement darf uns nicht auffressen. Unsere Gesellschaft lebt zwar davon, dass sich Menschen ehrenamtlich engagieren. Aber Schule, Ausbildung, Freunde und Familie dürfen dabei nicht zu kurz kommen. Ob im Sportverein, der Freiwilligen Feuerwehr oder im Posaunenchor – überall erfahren wir Ideen von einem Leben hier auf der Welt. Manchmal lohnt es sich, seine ­eigene Blase zu verlassen und zu sehen und zu lernen, wie andere mit Situationen umgehen. Denn es ist eigentlich das, was uns ausmacht. Wir sind flexibel, offen und bereit, etwas Gutes zu tun. Aber das Beruhigende dabei: Die Welt besteht zwar aus mehr als Pfadfinderei, aber unsere Werte nehmen wir mit – wir sind eben doch immer und überall Pfadis.

Illustration: © lubashka  /  Fotolia (bearbeitet von elfgenpick)

Tipps, um nicht verloren zu gehen


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Foto: © Jan-Hendrik Helm, Vogel: © Freepik  /  Flaticon

Hab’ ich dir heute schon gesagt, … … dass ich dich mag? … dass du das gut gemacht hast? … dass das, was du machst, wichtig ist? von Lena Simosek

Liebe, Lob und Anerkennung kommen heutzutage oft zu kurz. Sei es, weil etwas als selbstverständlich angesehen wird oder es einfach im Alltagsstress untergeht. Ist das Leben nicht viel zu kurz für schlechte Laune und Traurigkeit? HABT EUCH LIEB! Und viel wichtiger: Sagt es euren Liebsten! Dabei geht es aber nicht nur um die Familie, Freunde und Freundinnen. Ehrenamtliche Arbeit und Engagement finden heutzutage noch nicht die verdiente Wertschätzung. Egal wie selbstlos eine Person dabei dieser Arbeit nachgeht, jeder freut sich über ein

einfaches „Danke“, gleichzeitig erhöht das doch auch die Motivation. Andernfalls geht’s dir wie den Fantastischen Vier: „Ich wollt’ noch Danke sagen, doch ich lieg’ im Krankenwagen …“ Oder, wie die Ärzte singen: „Du hast nur dies eine Leben, wenn’s vorbei ist, ist’s vorbei.“ Also, wie sieht’s bei dir aus? Nimm dir doch jetzt mal die Zeit jemandem zu sagen, dass du ihn gern hast oder sag einfach mal so „Danke“. Du wirst der- oder demjenigen sicher den Tag ­versüßen.

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Liebe, Lust und Ehebruch Liebesgeschichten in der Bibel von Andreas Witt

Liebe, Lust und Leidenschaft: Diese großen Gefühle finden sich in zahlreichen biblischen Geschichten – bisweilen (und oft nur zwischen den Zeilen) gewürzt mit knisternder Erotik. Mit der Schöpfungsgeschichte (1. Mose 2, 4 ff.) geht es los: Die ersten Menschen Adam und Eva leben zunächst unschuldig und nackt im Garten Eden, solange bis sie vom Baum der Erkenntnis naschen: Sie entdecken plötzlich ihr Schamgefühl und bedecken fortan ihre unschuldige Nacktheit. Ähnlich wie viele Kinder bzw. Jugendliche in der Pubertät sich plötzlich schämen, nackt z. B. von ihren Eltern gesehen zu werden, verstecken sich Adam und Eva wegen ihrer Nacktheit vor Gott. Doch nach der Vertreibung aus dem Paradies „erkannte“ Adam seine Frau Eva, woraufhin diese ihren ersten Sohn Kain gebar. (1. Mose 4, 1) „Erkennen“ heißt in der alttestamentlichen Sprache oft nichts anderes, als dass zwei Menschen miteinander schlafen und Sex haben: Adam und Eva – eine „Coming-of-Age“ Story!

Frauen umgarnen Männer, wie die Frau des reichen Ägypters ­Potifar: „Josef war schön an Gestalt und hübsch von Angesicht. Und es ­begab sich danach, dass seines Herrn Frau ihre Augen auf Josef warf und sprach: Lege dich zu mir!“ (1. Mose 39, 6–7) Da Josef ihrem Wunsch und täglichem Drängen aber nicht nachgibt, bezichtigt sie ihn schließlich fälschlich der sexuellen Belästigung und sorgt so dafür, dass Josef ins Gefängnis wandert. Doch die Bibel erzählt auch von triebgesteuerten Männern, wie z. B. König David: „Und es begab sich, dass David 10

DOSSIER »LIEBE«

Illustration: © Oksana Pravdina / Fotolia (bearbeitet von elfgenpick)

Erotik und Sex ­kommen auch in vielen anderen ­Geschichten des Alten Testaments vor:


um den Abend aufstand von seinem Lager und sich auf dem Dach des Königshauses erging; da sah er vom Dach aus eine Frau sich waschen; und die Frau war von sehr schöner Gestalt.“ (2. Samuel 11, 2) David erkundigt sich nach dieser Frau, lässt sie zu sich holen, „wohnt ihr bei“ und Batseba wird schwanger. Diese romantisch-erotisch anmutende Geschichte einer „Liebe auf den ersten Blick“ hat nur einen Haken: Batseba ist mit dem Hetiter Uria verheiratet, der gerade für König David gegen die Ammoniter kämpft. Da es König David misslingt, Uria das Kind als „Kuckuckskind“ unterzuschieben, sorgt er dafür, dass Uria in der nächsten Schlacht an vorderster Front kämpft und fällt. Doch dieses kriminelle Handeln des Königs David ist nicht folgenlos … Das Alte Testament ist voll von „Sexand-Crime Stories“, weswegen „Ehebruch“ und das „Begehren“ der Frau eines anderen in den 10 Geboten untersagt werden. (2. Mose 20,14 und 17) Andere biblische Liebesgeschichten thematisieren schwere Beziehungsprobleme, wie z. B. den ­ unerfüllten Kinderwunsch: Weil sich Gottes Verheißung auf einen Nachkommen zunächst scheinbar nicht erfüllt, beschließen Abraham und Sara, sich den Kinderwunsch mit Hilfe der ägyptischen Magd Hagar als „­ Leihmutter“ zu erfüllen: „Sarai, Abrams Frau, gebar ihm kein Kind. Sie hatte aber eine ägyptische Magd, die hieß Hagar. Und Sarai sprach zu Abram: Siehe, der HERR hat mich verschlossen, dass ich nicht gebären kann. Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme!“ (1. Mose 16,1–2) Infolge der Leihmutterschaft kommt es dann zu heftigen Konflikten innerhalb dieser ungleichen Dreier-Beziehung. Über das Liebesleben Jesu wird im Neuen Testament nichts berichtet, was

immer wieder Anlass zu heftigen Spekulationen bot und bietet. Wir wissen auf Grundlage der neutestamentlichen Überlieferung nicht, ob Jesus verheiratet war, ob er Kinder hatte oder ob Maria Magdalena wirklich Jesu ­Geliebte war – wie oft gemutmaßt wurde und wird. Wir wissen nur, dass auch „einige Frauen Jesus als Jüngerinnen „nachfolgten“: „Maria, genannt Magdalena (…), und Johanna, die Frau des Chuzas, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere (…).“ (Lk 8, 2–3) Auch wissen wir, dass Jesus sich für Frauen eingesetzt hat, wie z. B. die Ehebrecherin, deren Steinigung er mit dem Ausspruch verhindert: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ (Joh. 8, 7) Nachdem sich alle anwesenden pikiert ­entfernten, entlässt Jesus die Ehebrecherin mit den Worten: „Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“ (Joh 8, 10–11) Jesus interpretiert die Gebote des Mose neu: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 20, 14): ,Du sollst nicht ehebrechen!‘ Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“ (Mt 5, 27–28) Natürlich gibt es auch viele biblische Beispiele für gelungene und glückliche Liebesbeziehungen. Obwohl wir relativ wenig über die Ehe der Eltern Jesu wissen, lässt sich mutmaßen, dass Maria und Josef wohl eine glückliche Ehe führten, da Josef sich sehr fürsorglich und liebevoll um Maria kümmert, als diese plötzlich „von dem heiligen Geist“ schwanger ist. (Mt 1,18–25) Die Vielzahl der biblischen Geschichten, in denen es um Liebe und Liebesbeziehungen geht, macht deutlich:

Ausgewählte Liebespaare und ihre Liebes­ geschichten Adam xx

und Eva (1. Mose 2,7–4.2)

Abraham, xx

Sara und Hagar (1. Mose 16,1–16)

Jakob, xx

Lea und Rahel (1. Mose 29,1–30)

Simson xx

und Delila (Richter 16,4–31)

Rut und Boas xx (Rut, insbesondere 3–4) David xx

und Batseba (2. Samuel 11,1–12.25)

Elisabeth xx

und Zacharias (Lk 1,5–25)

Maria xx

und Josef (Mt 1,18–25)

Liebe, Lust, Leidenschaft und Erotik gehören zum Menschsein dazu. „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib.“ (1. Mose 1, 27) Mann und Frau als Abbild Gottes – doch vielleicht jeder allein unvollständig und erst gemeinsam – verbunden durch Liebe als „Klebstoff“ – ein vollständiges Abbild Gottes? „Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe!“ (1. Joh 4, 8) Ohne die Vielschichtigkeit des Wortes „Liebe“ zu vernachlässigen, können die Liebesgeschichten der Bibel auch metaphorisch als Bild für die Liebe Gottes gelesen und interpretiert werden. 11


Liebe sich wer kann? … und was die Bibel dazu sagt von Oliver Mahn

„Gott ist Liebe“ so steht es im 1. Johannesbrief (4,16) und ­gerne wird mit diesem Satz die ganze Botschaft der Bibel zusammengefasst. Nächstenliebe, Feindesliebe, Bruderliebe, Gottesliebe, Liebesgebot, … In der Bibel ist sehr oft die Rede von „Liebe“. Über 200 Mal taucht allein das Wort „Liebe“ auf. Wenn man nach allen Formen des Wortes „lieben“ sucht, findet man sogar über 700 Stellen. Liebe scheint das große Thema der Bibel und des christlichen Glaubens zu sein.

Liebe ist doch auch etwas so Schönes. Sie begegnet uns ­überall in unserem Leben. Männer lieben Frauen und Frauen lieben Männer. Es könnte so einfach sein. Aber Liebe ist nun mal nicht einfach! Frauen lieben Frauen und Män-

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ner ­lieben Männer, es gibt Bisexuelle, Transgender und viele andere Lebensund Liebesformen. Sie alle sind genauso gelebter Teil unserer Gesellschaft. Aber für viele Menschen scheint Liebe nicht gleich Liebe zu sein. Ehe: Das Bündnis der Liebe?

Wenn zwei Menschen sich lieben, können sie heiraten. Das gilt allerdings in den meisten Ländern unserer Erde nur für Mann und Frau. Nur in 22 Ländern können auch zwei Männer oder zwei Frauen heiraten. Nach der Entscheidung des Bundestages vom 30. Juni wird Deutschland das 23. Land. In ein paar weiteren Ländern, gibt es mit der „eingetragenen Lebenspartnerschaft“ eine abgestufte Form. Aber warum eigentlich? Ist die Liebe zwischen zwei Frauen oder zwei Männern weniger wert als zwischen Mann und Frau? 2013 hat auch das Parlament in Frankreich dafür gestimmt, dass nun auch

gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen. Minutenlang ­applaudierten die Abgeordneten und stimmten S­ prechchöre an: „Gleichheit – Gleichheit – Gleichheit“. In den Tagen vor und nach der Abstimmung waren hunderte Menschen auf die Straße gegangen und hatten gegen die Öffnung der Ehe demonstriert. Viele der Menschen beriefen sich auf ihren christlichen Glauben. Im selben Jahr sagte Kanzlerin ­Angela Merkel noch in einem Fernsehinterview, dass sie sich mit der Gleichstellung homosexueller Menschen schwertue. Die Kanzlerin vertritt dabei eine Partei, die das Christentum sogar im Namen trägt. Aber was sagt eigentlich die Bibel zum Thema Homosexualität?

Als erstes fällt dabei auf, dass im Gegensatz zur Liebe, Homosexualität ein klares Randthema in der Bibel ist. Jesus hat sich nie zu dem Thema geäußert und auch nicht die Propheten im Alten


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Foto: © Halfpoint / Fotolia, Illustration (Aufnäher): © lubashka  /   Fotolia (bearbeitet von elfgenpick), Regenbogen: elfgenpick

• Unnü

Testament. Gerade einmal sechs Stellen lassen sich in der ganzen Bibel zu dem Thema finden. Eindeutig ist aber auch, dass an diesen wenigen Stellen Homosexualität scharf verurteilt wird und sogar mit dem Tod bestraft werden soll. Ist nun damit alles klar? Haben die Demonstranten in Frankreich und die sich schwertuende Kanzlerin also doch Recht und können sich auf die Bibel stützen? Nein, ganz so einfach ist es nicht! Es gibt über die Interpretation der Bibel keine einheitliche Meinung. Die Bibel erzählt uns von Menschen, die Erfahrungen mit Gott gemacht und diese aufgeschrieben haben. Es sind Geschichten von ganz bestimmten Menschen, die zu ganz bestimmten Zeiten gelebt haben. Wenn ein Text in der Bibel nun Homosexualität ablehnt, müssen wir erst einmal schauen, was damals überhaupt Homosexualität war. Die meisten Texte der Bibel sind

zur Zeit der Griechen und Römer entstanden. Zu dieser Zeit hatte Sexualität (homo und hetero) immer mit Macht und Herrschaft zu tun. Es gab immer einen, der Macht über den anderen hatte. So hatte zum Beispiel der Mann die Macht über die Frau. Gleichgeschlechtliches Verhalten war entweder der Sex eines älteren Mannes mit einem Jungen von 12 bis 18 Jahren oder mit einem Sklaven. Wenn die Bibel Homosexualität verurteilt, hat sie sie in Form von Pädophilie oder sexueller Nötigung vor Augen. Zweifellos ist eine Verurteilung hier mehr als angemessen. Homosexualität heute

Aber das ist nicht mehr das Bild, das wir von homosexuellen Beziehungen heute haben. Heutige Partnerschaften sind Beziehungen zwischen zwei Menschen, die sich lieben und die Verantwortung füreinander und gegebenenfalls auch für eine Familie übernehmen wollen. Solche Partnerschaften mit Hilfe der Bibel

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und des christlichen Glaubens abzuwerten ist verantwortungslos und falsch. Homosexualität in der ­evangelischen Kirche

Die evangelischen Kirchen in Deutschland haben begonnen, das zu erkennen. Sie haben erkannt, dass es in Partnerschaften um Liebe geht und dass daher nicht die sechs Bibelstellen zur Homosexualität maßgeblich sind, sondern die über 700 Stellen über die Liebe. In 16 von 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland können sich gleichgeschlechtliche Paare im Gottesdienst segnen lassen oder getraut werden. Es ist wunderbar, dass auch unser Land, das sich ja gerne für viel moderner als die „angestaubte“ Kirche hält, im Jahr 2017 erkannt hat, dass es um Liebe und Verantwortung füreinander geht. Eine lange überfällige Einsicht! Denn Liebe ist Liebe!

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Du bist kein Werwolf Über Leben in der ­Pubertät Die anp-Redaktion hat sich zwei Beratungs­ sendungen für 10- bis 13-Jährige angeschaut und mit den Macher*innen gesprochen. anp-Redaktionsmitglied ­Rebecca Haugwitz sprach mit ­Manuela Kalupke (MK), der Redakteurin der WDR-Sendung „Du bist kein Werwolf – Über Leben in der Pubertät“. In der Sendung stellen sich Christine Henning und Ralph Caspers allen Fragen, die Heranwachsende kurz vor und während der Pubertät beschäftigen. Auch im KIKA gibt es ein ähnliches Angebot, das bereits länger besteht. Der „Kummerkasten“ bietet Informationen und Tipps zu sehr vielfältigen Themen, aber eben auch zur Pubertät. Dazu sprachen wir mit dem verantwortlichen Redakteur Dr. Matthias Huff – das Interview gibt es im Blog. Woher kam denn die Motivation, beziehungsweise die Idee, eine solche Sendung zu produzieren? Vor allem, wo es ja schon länger den „Kummer­ kasten“ gab, der sich Problemen und Fragestellungen Kinder und Jugend­ licher annimmt? MK: Der „Kummerkasten“ hat ja eine

ganz andere Ausrichtung, er ist eher ein direkter Austausch oder eine Sprechstunde zu vielen verschiedenen Themen, während „Du bist kein Werwolf“ konkret auf die Pubertät ausgerichtet ist. Wir sahen es damals einfach als unseren 14

DOSSIER »LIEBE«

öffentlich-rechtlichen Auftrag, uns auch dieser Themen anzunehmen. Auch ein Unterschied: Unsere Sendung kann sehr gut wiederholt werden, da die Pubertät ja eine Phase ist, durch die jedes Kind im Leben gehen muss und wo sich viele immer wieder dieselben Fragen stellen. Und woher kamen und kommen die Themen und Ideen, zum Beispiel für die Selbstversuche? Werden die von jungen Menschen selbst vorgeschla­ gen oder überlegt sich die Redaktion immer etwas?

Sowohl als auch. Wir haben im Vorlauf der ersten Sendung schon mit vielen Jugendlichen gesprochen und uns haben auch schon auf anderen Wegen viele Nachrichten erreicht, wo Themen­ vorschläge und Anregungen dabei waren. Man kann sagen, dass etwa ein Drittel unserer Inhalte von den Zuschauern vorgeschlagen w ­ erden. Kommen auch Anfragen wegen Missbrauchs? Bei uns im Verband ist Prävention ja ein wichtiges Thema, wir haben zum Beispiel eine eigene Fach­ gruppe, die sich damit auseinander­ setzt und sich dafür einsetzt, unsere Mitglieder über Regeln und Rechte aufzuklären und sie für Grenzen zu sensibilisieren.

Das ist natürlich ein ganz wichtiges Thema, dem wir uns leider noch nicht konkret gewidmet haben. „Du bist kein Werwolf“ will ja augenzwinkernd und unverkrampft mit seinen Inhalten umgehen, da fällt es uns schwer, Missbrauch und Pornografie unterzubringen. Wir haben aber beispielsweise über Verhalten in sozialen Netzwerken aufgeklärt, wo es dann auch darum ging, sich nicht mit Unbekannten aus dem Internet zu verabreden. Ralph hat auch schon einmal in einer Sendung die Zuschauer dazu angehalten, dass man auch „Nein“ sagen können muss und dass es wichtig ist, das zu lernen. Vereinzelt erreichen uns auch Nachrichten wie zum Beispiel „Der Freund meiner Mama will ständig allein mit mir im Raum sein, mir ist das jedoch unangenehm. Was soll ich tun?“. Da bitten wir dann inständig darum, mit jemanden zu reden, der helfen kann, verweisen an Experten aus der Umgebung, wenn diese bekannt ist, oder an das Sorgentelefon. Wie sieht das denn bei euch Pfadfindern aus? Wird das thematisiert? Zunächst haben wir in den meisten VCP-Ländern Präventionsbeauftragte, Vertrauenspersonen, zu denen die


Ohne Dings kein Bums Das Interview „Ohne Dings kein Bums“ über den Kummerkasten könnt ihr im Blog lesen unter

Mitglieder kommen können, wenn sie Hilfe suchen. Außerdem werden von der Fachgruppe achtsam & aktiv Materialien bereitgestellt, die über wichtige Regeln für den Umgang ­miteinander, aber auch über die Rechte der Gruppenkinder aufklären. Für unser Bundeslager haben wir zum Beispiel Heftchen, wo solche Regeln und Rechte drin stehen wie „Du darfst selbst entscheiden, wer dich auf­ ­Zecken untersucht!“.

Das klingt ja sehr gut, dass ihr so o­ ffen damit umgeht und darauf hinweist, dass das keine unwichtige Problematik ist. Wie kommt denn „Du bist kein ­Werwolf“ bei der Zielgruppe an? ­Bekommt ihr viel Feedback und ist auch mal härtere Kritik dabei?

Bei der Kritik lässt sich eine Entwicklung von der ersten Ausstrahlung 2011 bis zur letzten im letzten Jahr feststellen. Zunächst gab es mit den vielen Anfragen und Ideen der Zuschauer auch viel positives Feedback. Vor allem im letzten Jahr wurden wir dann plötzlich vermehrt von besorgten Eltern oder Vereinen, sogar von einigen Kindern angeschrieben. Das häufigste Argument ist da, dass Aufklärung nur von Eltern, nicht vom Fernsehen oder der Schule geleistet werden solle.

Foto: © Rebecca Haugwitz

www.vcp.de/pfadfinden/ kummerkasten

anp-Redakteurin Rebecca Haugwitz trifft Ralph Caspers, Moderator der Sendung „Du bist kein Werwolf“

Unsere Zielgruppe, die 10- bis 13-­ Jäh­ rigen, erreichen wir sehr gut, die meisten unserer Zuschauer sind in diesem Alter. Aber auch viele Sechs- bis Neunjährige sind dabei, was aufgrund der Sendezeit eigentlich erstaunlich ist. Besonders gefragt ist die Sendung im Netz, da ja durchaus auch Themen dabei sind, über die man sich nicht unbedingt gemeinsam mit den Eltern informieren möchte. Die Rubrik „Mein Körper“ wird dabei am häufigsten angeklickt, das scheint etwas ganz wichtiges für die jungen Menschen zu sein. Und zu guter Letzt: Woher stammt der Titel der Sendung?

Das war tatsächlich eine Idee von R ­ alph Caspers selbst, der das Konzept mit­ entwickelt hat. Wir wollten etwas Provokantes und Schräges, wo das

Bild des Werwolfes, der sich ja ganz plötzlich zu verändern beginnt, sobald Vollmond ist, sehr gut passt. Zu Zeiten von Twilight und Co. waren Werwölfe natürlich auch beliebt bei Kindern und Jugendlichen, daher kam dann auch der Untertitel „Über Leben in der Pubertät“ hinzu, um etwaiger Verwirrung vorzubeugen. Mit der Zeit konnten sich unsere Zuschauer auch mit dem Werwolf identifizieren, schlossen ihre Mails an uns zum Beispiel mit „Liebe Grüße, euer Werwolf Felix“.

Mehr unter: www.wdr.de/tv/werwolf/ und www.kika.de/kummerkasten/

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Liebe, Sex und ­ Aufsichtspflicht Verlieben sich Pfadfinder*innen schneller? von Sören Bröcker und Esther Koch

Bei Fragen wende dich an unsere Präventionsbeauftragte und z­ uständige Referentin in der Bundeszentrale Esther Koch esther.koch@vcp.de

oder an die Fachgruppe achtsam & aktiv fg.achtsamundaktiv@vcp.de

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DOSSIER »LIEBE«


Die Sonne scheint, die Tage werden länger, die Temperaturen steigen und die Pfadis gehen wieder auf Fahrt und Lager. Neben neuen Kulturen und Ländern, lernen sie auch neue Pfadis kennen. Oder sie lernen bekannte Pfadis neu kennen. Dabei entstehen nicht nur Freundschaften, sondern auch Liebesbeziehungen. Es scheint, als ob sich Pfadfinder*innen besonders schnell verlieben. Und zwar vorzugsweise in andere Pfadfinder*innen. Es ist inzwischen belegt, dass es die sogenannten Frühlingsgefühle tatsächlich gibt.

Dass Pfadis von Frühlingsgefühlen stärker erfasst werden, weil sie sich vorzugsweise draußen bewegen, nicht. Ein Pfadfinder sagte einmal: „Jemandem in Kluft vertraue ich sofort. Bedingungslos.“ Vielleicht ist das der Grund, weshalb sich Pfadfinder*innen scheinbar schneller ineinander ­verlieben?

Foto: © Andreas Kläger, Illustrationen (Aufnäher): © lubashka / Fotolia (bearbeitet von elfgenpick)

Haben Pfadfinder*innen Sex?

Wer verliebt ist, möchte möglichst viel Zeit mit ihrer/seinem Partner*in verbringen. Man will sich nahe sein und Geborgenheit erleben. Dazu gehört es auch, sich körperlich nahe zu kommen und sich mit allen Sinnen zu erfahren. Das gilt für Pfadis wie für alle anderen. Deshalb: Klar, haben Pfadis Sex. ;-) Dürfen sie das?

Jeder Mensch hat das Recht s­eine Sexualität zu leben. In Deutsch­ land darf jede*r ab dem vollendeten 14. Lebensjahr selbst über ihre/seine Sexualität bestimmen. So dürfen zwei Pfadfinder*innen im gegenseitigen Ein­vernehmen Sex miteinander haben. Gilt das auch auf Fahrt und Lager?

Das Recht gilt zunächst überall. Also auch auf Fahrt und Lager. Grund, weshalb sich die Frage trotzdem stellt, ist der § 180 des Strafgesetzbuches. Demnach ist es strafbar,

s­exuelle Handlungen unter Minderjährigen unter 16 Jahren zu begünstigen, indem man Gelegenheiten dafür schafft oder in offensichtlichen Situationen nicht einschreitet. § 180 – Mottenkiste der ­Gesetz­gebung?

In einer Zeit größtmöglicher sexueller Aufklärung und Freiheit klingt der Paragraph doch arg antiquiert. Muss ich als Gruppenleitung über die Sexualität meiner Teilnehmer*innen wachen und sexuelle Handlungen unterbinden, zu denen sie außerhalb des Lagers grundsätzlich das Recht hätten? Der Paragraph mag veraltet klingen, er ist aber immer noch in Kraft. Und er dient dem Schutz von Jugendlichen. Es geht darum, Kinder und Jugendliche vor frühzeitigen und möglicherweise ungewollten sexuellen Erfahrungen zu schützen. Deshalb dürfen Gruppenleitungen Teilnehmer*innen nicht „verkuppeln“, d. h. gezielt Beziehungen steuern oder bewusst Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Auch das Verteilen von Kondomen kann als Förderung sexueller Handlungen verstanden werden. Muss ich als Gruppenleitung ein­ schreiten, um sexuelle Handlun­ gen zu verbieten?

Juristische Auslegungen des § 180 sagen tatsächlich, dass auch das absichtliche Unterlassen zu einer Strafbarkeit führen kann. Zieht sich ein Liebespaar offensichtlich zurück, ist also ein Einschreiten der Gruppenleitung erforderlich. Im pfadfinderischen Alltag ist die Frage mehr eine pädagogische als eine rechtliche.

Eine Gruppenleitung wird nicht strafrechtlich belangt, wenn sie Händchen halten zulässt oder nicht mitbekommt, dass zwei ihre Teilnehmer*innen hinter dem Materialzelt kuscheln. Es geht nicht darum jede Form der körperlichen Zuneigung zu unterbinden. Es geht darum, dass Kinder und Jugend-

liche einen Raum haben, in dem sie geschützt sind und sich ausprobieren können, der auch gewollte körperliche Nähe zulässt, der aber auch die persönlichen Grenzen jedes einzelnen toleriert und akzeptiert. Damit die Grenzen gewahrt werden, braucht es manchmal das Einschreiten der Gruppenleitung. Zum Beispiel dann, wenn die „früh­ reife“ 11-jährige in sexuell aufreizender Kleidung über den Lagerplatz läuft. Dann muss sie auf ihr Verhalten und ihre möglicherweise unerwünschte Wirkung hingewiesen werden. Das dauerknutschende Pärchen am Lagerfeuer nervt die gesamte Gruppe. Auch hier ist das Fingerspitzengefühl der Gruppenleitung gefragt, wenn sie die Verliebten um mehr Rücksicht auf die anderen bitten muss. Der gutaussehende Teamer flirtet hemmungslos mit den Teilnehmerinnen. Es ist nicht einfach, die richtigen Worte zu finden, um ihn an seine Verantwortung zu erinnern. VCP achtsam und aktiv

„achtsam & aktiv“ sind die S­ chlagworte, mit denen der VCP seine Haltung beschreibt. Wir gehen achtsam miteinander um, nehmen einander mit unseren Bedürfnissen wahr und treten aktiv für unsere und die anderer ein. Im VCP sollen alle Pfadfinder*innen einen Raum haben, in dem jede*r leben, sich entfalten und wohlfühlen kann. Dazu zählt auch sich zu verlieben und diese Liebe mit allen ihren Facetten, die dazu gehören, leben zu dürfen. 17


Du siehst uns – der VCP auf dem Kirchentag Das Motto des diesjährigen Kirchentags im Mai in Berlin war „Du siehst mich“ (1. Mose 16, 13) – und der VCP war auf dem Kirchentag nun wirklich nicht zu übersehen. 18


Fotoaktion des VCP-Landes Berlin-­ Brandenburg am Zentrum Jugend

1.393 Helfer*innen aus dem VCP waren auf dem Kirchentag im Einsatz, darüber hinaus Hallenleitungen, Hakas und VCPer*innen, die in der Organisation tätig sind. Sie sorgten dafür, dass der Kirchentag funktioniert: im Ordnungsdienst, in der Schalverteilung, als Auskunft, in der Fahrbereitschaft, als Radkuriere, im Pressezentrum, als Einlasskontrolle, als Schildermacher*innen, in der Müll­ entsorgung und vielem mehr. Auch mit inhaltlichen Angeboten war der VCP gut sichtbar. Rund 200 Mitwirkende stellten ein v­ielfältiges Programm auf die Beine: Ob bei Mitmachaktionen und Verpflegungs­ angeboten im Zentrum Jugend, einer „Oase zur weiteren Verwendung“ mit geretteten Lebensmitteln im Sommer­ garten der Messe, ob am Messestand beim Markt der Möglichkeiten, beim Pfadfinder*innen-Gottesdienst ­gemeinsam mit der CPD oder bei Friedenslicht-Andachten – überall ­wur­den die Inhalte des VCP sichtbar und erlebbar. Während des Kirchentages ­ wurde außerdem die Kampagne „Auf die Plätze gegen Hetze“ gestartet – mit Workshop und Podiumsdiskussion zeigte der VCP auf dem Kirchentag, dass er gesellschaftspolitisch aktiv ist. 19


Kleines Bild links: Helfen auf dem Kirchentag macht Spaß! Bild unten links: Oase zur Weiteren Verwendung – Schmackhaftes aus geretteten Lebensmitteln Bild unten rechts: Helfer*innen mit Schildern zur Lenkung von Besucher*innen

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Diese Seiten & S. 18 Fotos: © André Jörg, ­Simon Dürsch, Mona Tarrey, Benedikt Bahl, Lukas Zintel

Großes Bild oben: Pfadfinder*innengottesdienst gemeinsam mit der CPD


Von links oben nach rechts unten: Friedenslicht – Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kirche hielten mit uns Andachten | Helfer*innen auf dem Kirchentag | Unser Team vom Markt der Möglichkeiten aus dem VCP Heide | Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz am Messestand

Der Der Kirchentag Kirchentag sagt sagt DANKE DANKE

#irre #irre #helfen2017 #helfen2017

Danke für die großartige Unterstützung! 1393 VCP-Helferinnen und Helfer Danke für die großartige Unterstützung! 1393 VCP-Helferinnen und Helfer zu etwas Besonderem gemacht. Ihr habt mit uns zu etwas Besonderem gemacht. Ihr habt mit uns Wir wünschen Euch ein tolles Bundeslager und freuen uns auf euch 2019 in Dortmund! Wir wünschen Euch ein tolles Bundeslager und freuen uns auf euch 2019 in Dortmund!


Tour durch die Länder Im Frühjahr sind die meisten Landes­ versammlungen. Die Bundes­leitung macht sich dann immer auf, um möglichst viele ­davon zu ­besuchen. Im Folgenden lest ihr ein paar unserer Eindrücke:

Kiel

Hamburg

VCP Baden – Gengenbach

Struktur, Struktur, Struktur – der VCP Baden hat sich auf seiner Landesversammlung intensiv damit auseinandergesetzt, die rechtlichen Strukturen zu ordnen. Thomas war zu Gast und konnte dabei auch Fragen beantworten. Auch wurde eine neue Landesleitung gewählt.

Bremen SACHSENHAIN

Hannover

VCP Bayern – Burg Hoheneck

Der VCP Bayern verabschiedete seine bisherige Landes­leitung – für die Bundesleitung übernahm dies Thomas. Teresa „Terre“ Hennig wurde im Rahmen dessen auch für ihr Engagement mit dem Engelsflügel der Evangelischen Jugend Bayern ausgezeichnet. Das Land hat derzeit keine Landesleitung, sodass viele Aufgaben verteilt werden mussten. VCP Berlin-Brandenburg – Michendorf Von der Landesversammlung des VCP Berlin-Brandenburg nahm Jule mit, dass es derzeit ein großes Interesse im Land an Neugründungen und Reaktivierungen gibt, sowie dass gerade einige Aufbaustämme aktiv sind. Die Delegierten beschäftigten sich unter anderem auch mit den Aktivitäten des Landes zum Kirchentag.

Dortmund

Essen

BERCHUM

Kassel

Düsseldorf Köln

DONNERSKOPF Frankfurt

VCP Hessen – Donnerskopf Antje besuchte den VCP Hessen auf dem Donnerskopf. Unter anderem wurde

die „Ökozippe des Jahres“ verliehen – an Personen und Projekte, die etwas Besonderes zum Thema Ökologie auf die Beine gestellt hatten. Ausgezeichnet wurden unter anderem die Bad Nauheimer*innen, die einen Stammesgarten haben. Der VCP Hessen diskutierte außerdem die Rolle von Erwachsenen.

STEINBACH Mannheim NECKARZIMMERN Karlsruhe Stuttgart

VCP Mecklenburg-Vorpommern – Sanitz Peter machte sich auf die Reise in den hohen Norden, wo auf der Landesver-

sammlung von Mecklenburg-Vorpommern unter anderem das Nordlager nachbereitet und auf die tolle Beteiligung des Landes beim Kirchentag geschaut wurde. Auch die Ringekluft war ein heiß diskutiertes Thema.

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GENGENBACH


Fotos: © VCP Bundesleitung

Eindrücke von den Landesversammlungen

VCP Mitteldeutschland – Dessau

EUTIN Rostock Lübeck

Neben Jule besuchte auch Max Zeterberg von der PG „Auf gute Nachbarschaft“ die Landesversammlung der Mitteldeutschen und gestaltete den inhaltlichen Schwerpunkt. Die Delegierten beschlossen, ihre zwei Mal im Jahr stattfindende Landesversammlung testweise auf zwei Tage auszuweiten.

SANITZ

VCP Niedersachsen – Sachsenhain In Niedersachsen wurde sich intensiv mit dem Bundeslager beschäftigt. Neben Peter war auch eine externe Referentin zu Gast, die eine Einheit zum Thema „Arbeit mit Geflüchteten und rechte Gewalt“ gestaltete. Berlin Wolfsburg MICHENDORF Magdeburg DESSAU Leipzig Dresden

Erfurt Jena

BURG HOHENECK Nürnberg

Augsburg

VCP Rheinland-Pfalz/Saar – Steinbach Politisch ging es bei RPS zu, denn inhaltlicher Schwerpunkt war das Thema „Wahlen“ – und so wurden spielerisch verschiedene Parteien gegründet. Höhepunkt war ein festliches Abendprogramm zur Verabschiedung des langjährigen Landesältesten Hans-Peter von Kirchbach. Jule war mit dabei. VCP Schleswig-Holstein – Eutin Neben den Berichten der Landesgremien behandelten die Schleswig-Holsteiner auch die Änderung der Beitragsstruktur. Die Landesleitung hatte Halbzeit und startete mit Luftballons in die zweite Hälfte – mit dabei für die Bundesleitung: Antje. VCP Westfalen – Berchum Der VCP Westfalen diskutierte Anträge zum Wahlrecht, die auf der Bundes­ versammlung gestellt werden sollen, setzte sich mit dem Stammesanteil des ­VCP-Beitrags auseinander und beschloss, bereits jetzt schon Verantwortliche für den Kirchentag 2019 in Dortmund festzulegen, um ihnen ein Reinschnuppern beim DEKT in Berlin zu ermöglichen. Tolle Diskussionskultur, meint Jule, die dabei war. VCP Württemberg – Neckarzimmern Zur Landesversammlung der Württemberger*innen endete die Amtszeit der amtierenden Landesleitung, eine neue wurde gewählt und auch der neue Geschäftsführer Harald Kraus begrüßt. Mit dabei für die Bundesleitung: Thomas.

München

Die Landesversammlung des VCP Hamburg in Uelzen konnten wir auf Grund der parallel stattfindenden Bundesleitungssitzung nicht besuchen, beim VCP Sachsen und VCP Nordrhein schauten wir bereits im Herbst vorbei. 23


Die 47. Bundes­ versammlung des VCP Jugendpolitisch, ­international, ­diskussionsfreudig 24


Großes Bild links: Vorstellung des Finanzberichtes  Oben: Verabschiedungen von Diane Tempel-Bornett und Peter Mestel

Pfadfinden ist international – Pfadfinden ist politisch: I­nternationalität ist die Basis des Pfadfindens. Kein Wunder also, dass aktuelle politische Themen mit internationalem Bezug die Versammlung prägten. Mit einem Antrag gegen die Abschiebepolitik der Bundesregierung und einer intensiven Diskussion zur Teilnahme am Weltpfadfindertreffen, dem „World Scout Jamboree“, 2019 in den USA, machte der VCP seinen gesellschaftspolitischen Anspruch deutlich. Auch die Diskussion der Trachtordnung war international: Bei gemeinsamen internationalen Delegationen der vier großen deutschen Pfadfinder*innenverbände

(Ringeverbände) im Ausland soll zukünftig die Ringetracht getragen werden. Es ­wurde außerdem eine Schulungsrahmenkonzeption für den VCP beschlossen. Ein wichtiger Schritt für den Verband, denn die Konzeption definiert ein gemeinsames Verständnis von Schulung und die Anforderungen, die der VCP an Leitungsaufgaben stellt. Der Bundesvorstand wurde mit großer Mehrheit entlastet. Da die Amtszeit des amtierenden Vorstands zur nächsten Bundesversammlung endet, wurde ein Findungsausschuss eingesetzt, der sich mit der Suche nach einer N ­ achfolge beschäftigt.

Die Bundesversammlung tagte vom 16. bis 18. Juni auf Burg Rieneck. 118 stimmberechtigte Delegierte, davon 87 aus den Ländern, entschieden über die zukünftigen Arbeitsschwerpunkte und Zielsetzungen des Verbandes. Die Bundesversammlung ist das höchste politische Gremium des VCP. Mehr erfahren unter: www.vcp.de/vcpbv17

Fotos: © Lukas Zintel

Links: Der Bundesversammlungsvorstand  Rechts: Inhaltlicher Austausch mit den Referaten der Bundesleitung im Burghof

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Pfadfindung

Den VCP gestalten für die Zukunft Wohin steuern wir mit dem VCP? Welche Antworten haben wir darauf, dass Schüler*innen immer stärker eingebunden sind und die Gruppenstunden sowohl für Leiter*innen als auch Teilnehmende nicht mehr so leicht zu wuppen sind? Müssen wir sie aufs Wochenende legen, wie es manch europäischer Nachbar bereits tut? Und wer kommt überhaupt zu unseren ­Angeboten? Sind wir tatsächlich offen für alle – ob mit Beeinträchtigung, geflüchtet oder mit anderem oder keinem Glauben? Und wollen wir das überhaupt sein?

Du … … bist mindestens 16 Jahre alt und aktive*r Pfadfinder*in? Dann melde dich jetzt an zu einer unserer Regional­konferenzen: www.vcp.de/anmeldung-zuden-­regionalkonferenzen/

Bleib auf dem Laufenden und informiere dich zur ­Pfadfindung: www.vcp.de/pfadfindung

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Es gibt viele Fragen, die man stellen kann – und die wir stellen wollen! Und da diejenigen, die vor Ort arbeiten, wohl am besten berichten können, wo der Schuh drückt und welche Ideen sie haben, brauchen wir genau euch, um das zu entwickeln – euch Gruppenleiter*innen, Stammes- und Ortsleitungen, euch, die auf Orts-, Regions- und Landesebene unterwegs sind und Pfadfinden im VCP erlebbar machen. Die Bundesversammlung 2016 hat den Startpunkt zur Pfadfindung gegeben. „Pfadfindung“ ist unser Name für den gesamten Prozess der Verbandsentwicklung. Beschlossen wurden von

der Bundesversammlung 2016 Handlungsgrundlage und fünf Handlungsfelder. In Regionalkonferenzen in Hannover (17.–19. November 2017), Stuttgart (8.–10. Dezember 2017) und Leipzig (2.–4. Februar 2018) wollen wir nun gemeinsam darüber sprechen, welche Themen euch beschäftigen und Ideen diskutieren, in welche Richtung wir uns entwickeln könnten und wie die Rahmenbedingungen dafür sein müssen. Die Ergebnisse der Konferenzen werden anschließend von der Projektgruppe Pfadfindung so aufbereitet, dass sie in der Bundesversammlung 2018 – möglichst mit einer Handlungsempfehlung – vorliegen.

Illustration: © Lukas Zintel

Sei mit dabei bei den Regionalkonferenzen!


Foto: © Andreas Kläger

... gar nicht mehr so lang! Nur noch wenige Tage, bis das Aufbauteam anrückt und die Infrastruktur stellt. Bei den Teilnehmer*innen und Mitarbeiter*innen steigt die Vorfreude auf zehn Tage gemeinsames Abenteuer. Damit du für das Bundeslager „Weitblick“ gewappnet bist, haben wir auf den kommenden Seiten die wichtigsten Infos und Fakten zusammengefasst. Wenn 3474 Pfadfinder*innen zusammenkommen, braucht es eine Menge Vorbereitung und Organisation.

So wurden die 2975 Teilnehmer*innen und 499 Mitarbeiter*innen in 10 Teillager aufgeteilt. Insgesamt gibt es auf dem Lager 192 Gruppen, die in 69 Kochgruppen aufgeteilt sind. Auf dem ca. 120.000 m2 großen Zeltplatz haben unsere 900 Schwarzzelte ausreichend Platz. Keine Panik, für unser leibliches Wohl ist gesorgt: Es wurden vorab unter anderem 19.000 Müsliriegel, 175 kg Honig und 71 kg Gewürze bestellt.

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Programm-Ausblick Akademien Auf dem Bundeslager 2017 gibt es jede Menge Programm. ­Veranstaltet wird dieses von den Programmzentren, die dieses Mal Akademien ­heißen. Hier findet ihr einen Überblick über die einzelnen Akademien: Villa Kunter-Burgundi

In der Villa Kunter-Burgundi könnt ihr euch die Welt so gestalten, wie ihr es wollt. Worauf habt ihr Lust? Basteln, Singen, Werken oder Backen? Egal was es ist, hier kommt ihr auf eure Kosten! E-Werk

Bei uns erwarten dich handwerkliche Workshops, große und kleine Geländespiele, kreative Angebote, spannende Ausflüge und vieles mehr! Wir produzieren unseren eigenen Strom, beschäftigen uns mit Energie heute und in Zukunft und experimentieren. Eben alles rund um das Thema Energieversorgung. Bei uns kann jeder mitmachen – Vorwissen ist nicht nötig. Fortuna Major

Fortuna Major – das große Glück. Hierum dreht es sich in dieser Akademie. Was bedeutet für dich Glück? Was macht dich glücklich? Sind es kleine, unscheinbare Dinge oder doch ganz bestimme Sachen? Komm zu Fortuna Major und zeig den Anderen, was dein persönliches Glück ist. Black.net

Sie gehören zum alltäglichen Leben: Facebook, Twitter, Instagram und Co. Doch was genau machen sie aus und wie funktionieren sie? Das erfährst du hier. Zusätzlich lernst du, wie man

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Nachrichten produziert, ein Interview gestaltet, kleine Filme schneidet, oder grandiose Fotos schießt. Und das ist nicht alles! Komm vorbei und lass dich überraschen! MyAir

erzeugen, oder die Vorstellungskraft und Geschick einzusetzen, um aus Schrott und vermeintlichem Abfall etwas Nützliches oder gar Schönes herzustellen – im MEISTERwerk wird das möglich.

Bei MyAir kannst du dir ordentlich frischen Wind um die Nase wehen lassen. Hier kommst du rum, denn hier wird gehaijkt, rumgereist und jede Menge Ausflüge und Aktivitäten rund um den Lagerplatz werden angeboten. Runter vom Schwedenstuhl und ab zu MyAir!

Mohltiet!

Esti en Ekvilibro

Weitwinkel

Seid ihr auch im Alltagstrott gefangen? Nach der Schule direkt zum Sport, dann zur Gruppestunde und anschließend direkt zu den Großeltern? Erst mal durchatmen, ihr seid auf dem BuLa! Und um runterzukommen ist der beste Platz die Akademie Esti en Ekvilibro – Sein im Gleichgewicht. Egal was ihr normalerweise zu Hause macht, hier gibt es das Gegenteil!

Wir werden eine 3D-Weltkugel in Form der Waben mit ca. 2,5 m Durchmesser bauen. In Workshops greifen wir die Themen der Sektoren auf und gestalten kleine Waben mit den Teilnehmer*innen mit unterschiedlichen handwerklichen Techniken. Die kleinen Waben werden dann an der großen „Kugel“ angebracht. Zum Lagerende soll so eine Welt entstanden sein, die alle Sektoren repräsentiert.

MEISTERwerk

Bisher haben die Roboter statt der eigenen Hände gearbeitet. Doch seitdem die Gefahr besteht, dass sich diese verflüchtigen, sind die Bewohner*innen der werkSTADT wieder selbst gefragt. Sei es dabei die Muskeln im KRAFTwerk spielen zu lassen um Strom zu

Hier lernt ihr alles Wichtige über das Thema Ernährung. Dabei geht es nicht nur darum, was gut für den eigenen Körper ist, sondern auch für die Umwelt: Nachhaltigkeit ist hier das Stichwort!

Mano e Concetto

Selbst ist der Pfadi! Hier wird alles selbst gemacht: Alte Rezepte, fast vergessene Techniken und Ideen werden hier verwirklicht! Die Auswahl der Aktivitäten geht vom Turmbau über verschlüsselte Botschaften, köstliche


Suppen, bis hin zu wundersamem Naturwissen, Musik, Handwerk und Geheimsprachen. Kommt dazu! Zum Tannenzäpfle

Reisende aller Herren Länder kommen zusammen und erzählen im Lagerfeuerschein aus ihrer Heimat. Sei auch du dabei, um unsere internationalen Gäste auf dem Bundeslager kennenzulernen!

Kaleidoskop

Ein buntes Angebot rund um Religion und die Frage nach dem Sinn unseres Lebens und unseres Tuns. Kommt vorbei und lasst euch inspirieren! Auf die Plätze gegen Hetze

Weltoffen, tolerant und gegen Diskriminierung! – Wir bieten Workshops und andere Aktivitäten für Ranger und

Rover zu den Themen Rechtsextremismus, Gesellschaftskritik, Demokratie leben, Diversity, Geschichtsbewusstsein und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.

Programm-Highlights

31.07. Wittenberg-Tag

Wenn dir trotz aller Aktivitäten auf dem Lagerplatz doch mal die Zeltplane auf den Kopf fällt, hast du die Möglichkeit, nach ungefähr der Hälfte der Lagerzeit am Ausflug nach Wittenberg teilzunehmen. Hier erlebst du die ­Lutherstadt hautnah und erfährt alles Wichtige rund um Luther. 30.07. Besucher*innentag

Eure Stammesmitglieder schaffen es nicht auf ’s BuLa? Eure Eltern möchten gerne einmal sehen, wie so ein Lager denn in Wirklichkeit abläuft? Ihr wollt euren Freund*innen zeigen, was

so a­lles auf einem Bundeslager passiert? Der Besuchertag am 30.07.2017 ­eignet sich hierfür perfekt! Einen Tag lang können Besucher*innen und Außenstehende zu uns kommen und sich alles mit euch in Ruhe ansehen. Ein BuLa lässt sich schwer beschreiben, also ladet eure Leute ein!

Foto: © Roman Heimhuber

Natürlich wird es auf dem Bundeslager eine ganze Menge Programm geben. Hier findet ihr einen kleinen Überblick über die Highlights des Lagers. Das ist selbstverständlich noch lange nicht alles. Seid gespannt und lasst euch überraschen!

02.08. Singewettstreit

Du hast eine schöne Stimme oder möchtest einfach nur singen? Dann nimm am Singewettstreit teil und zeig allen, was du drauf hast! Das Event findet auf der Hauptbühne statt und jede*r kann teilnehmen!

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2. Gleichbehandlung

1. Wohlfühlen

Niemand darf dir auf Fahrt oder auf dem Lagerplatz drohen oder Angst machen.

Niemand darf dich wegen ­deiner Hautfarbe, Herkunft, deines Geschlechts oder etwas anderem beleidigen, abwerten oder sich über dich lustig machen.

3. Ruhe und Erholung

Auch auf Fahrt und Lager hast du das Recht auf Ruhe und ­Er­holung. Besonders nachts darfst du das einfordern. Du musst nicht ­erdulden, dass man dich nachts gegen deinen Willen weckt.

Deine ­Rechte auf Fahrt und Lager

Lager und Fahrten gehören zu den pfadfinderischen ­Höhepunkten. Alle, die daran teilnehmen, haben Rechte. Es ist wichtig, dass du diese Rechte kennst. Du kannst sie für dich und andere einfordern. So kann das ­Zusammenleben auf Fahrt und Lager gelingen und zu ­einer unvergesslichen, positiven Erinnerung für alle werden. Text: Fachgruppe „achtsam und aktiv“

8. Eigene Meinung und ­Mitbestimmung

Deine Meinung ist wichtig und muss gehört werden. Du darfst in deiner Gruppe Ideen einbringen und die Fahrt oder das Lager mitgestalten.

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6. Gesundheit

7. Keine Gewalt

Fahrten und Lager im VCP sind gewaltfrei. Niemand darf dich mit Taten oder Worten verletzen – egal ob im Spiel oder als Bestrafung. Pflocken, fesseln und festhalten gegen deinen Willen sind nicht erlaubt.

Du hast das Recht, ausreichend Essen und Trinken zu bekommen. Wenn du dich verletzt oder dir etwas wehtut, hast du das Recht auf medizinische Versorgung.


Für Gruppenleitungen

4. Nähe & Distanz

Niemand darf mit dir zärtlich sein, wenn du das nicht möchtest. Du entscheidest selbst darüber, wer dich fotografieren oder filmen darf, dich auf Zecken untersucht und wer dich umarmen darf.

Der Sommer steht vor der Tür und damit erreicht die Lager- und Fahrtensaison ihren Höhepunkt. Viele fahren mit auf das Bundeslager in Wittenberg. Dort werden wir wieder zehn Tage mit vielen bekannten und unbekannten Pfadfinder*innen auf engem Raum zusammenleben. Gemeinsam werden wir viele Dinge ausprobieren und erleben. Da ist es wichtig, dass wir aufeinander achten und die Rechte der Einzelnen wahren.

5. Selbstbestimmung

Niemand darf dich zwingen mit Unbekannten oder Personen des anderen Geschlechts in einem Zelt zu schlafen. Du entscheidest selbst, inwieweit du beim Duschen oder im Schwimmbad deinen Körper zeigen willst.

Auf der VCP-Homepage findet ihr Methoden für die Gruppenstunde, um die Themen Rechte, Nähe und Grenzverletzungen ansprechend und stufengerecht zu besprechen. Filmclips

Die kurzen Filmclips stellen eventuelle Grenzverletzungen dar. Begleitend gibt es für alle Stufen Vorschläge, wie diese Film­ clips in der Gruppenstunde eingesetzt werden können. Methodensammlung

Wenn jemand deine Rechte verletzt, sage deutlich Nein und hole dir Hilfe. Wende dich an deine Gruppen­leitung oder an eine Person, der du ­vertraust. Lass nicht nach, bis man dir hilft. Hilfe holen ist kein Petzen, sondern dein Recht.

www.vcp.de/achtsamundaktiv

Die Fachgruppe

Icon (Zelt): © Freepik / F laticon

Andere haben die­ selben Rechte wie du. Achte darauf, dass du die Rechte anderer nicht verletzt.

Ganz neu gibt es eine Methodensammlung zu den Themen Grenzverletzungen, Rechte und Prävention sexualisierter Gewalt. Sie besteht aus Vorschlägen, wie ihr in euren Gruppenstunden diese Themen stufengerecht thematisieren könnt.

Die Fachgruppe „achtsam und aktiv“ kümmert sich um die Themen Kindesschutz und Prävention im Verband. Dazu gehört u. a. die Unterstützung und Beratung aller Akteur*innen im Verband zu dem Themenfeld sowie die Erstellung von (Schulungs-)Materialien und Schulungsangebote.

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„Keine Minute Langeweile“ Fast 18 Jahre hat Diane Tempel-Bornett ­hauptberuflich für den VCP gearbeitet. Jetzt stellt sie sich neuen ­beruflichen Herausforderungen – Johannes Malinowski führte mit ihr ein Abschiedsinterview.

Diane: Nein, daran nicht. Aber an den Kirchentag in Stuttgart und die Bundesversammlung 1999, kurz nach meinem Start. Ich war sofort von der Burg Rieneck begeistert. Und davon, wie nett ich aufgenommen wurde. Vorher hatte ich bei einem Wirtschaftsverband gearbeitet, die Jugendarbeit war etwas ganz Neues für mich. Ich hatte keine Ahnung vom Pfadfinden. Was war deine größte Herausforde­ rung zu Beginn?

Der große Gestaltungsspielraum. Einerseits toll, andererseits auch nicht einfach. Die größte Baustelle war ein neues Corporate Design, also das Erscheinungsbild des VCP, der Vor-Vorgänger des aktuellen. Die zweite Baustelle war die anp, die mein Vorgänger Walter Linkmann noch im Haus gelayoutet hatte. Ich hab schnell gemerkt, wieviel Zeit das Layouten frisst und dass dann nur wenig Zeit für anderes bleibt. Die Gestaltung von anp haben wir dann abgegeben. Kannst du dich an deine erste Begeg­ nung mit VCPer*innen erinnern?

Das waren die Delegierten der Bundesversammlung. Ich fand das ulkig, so viele Leute, die in Hemd und Halstuch da saßen. Gleichzeitig war ich davon beeindruckt, wieviel Ahnung die Delegierten hatten. An was ich mich auch noch erinnere: das Abendprogramm mit 32

Marvels (Stefan Maas-Hinrich) HerrenComedy-Gruppe. Großartig. Als die dann Status Quo nachspielten und noch Kondom-Sketche brachten, war ich begeistert – und auch erleichtert, dass die christlichen Pfadis doch nicht so fromm waren, wie ich gedacht hatte. 18 Jahre sind eine lange Zeit. Was nimmst du mit?

Ganz viele berufliche und persönliche Erfahrungen und Erinnerungen. Wunderschöne Erinnerungen, und klar, auch ein paar kleine Enttäuschungen. Aber die guten Erinnerungen sind in der Überzahl. Da könnte ich stundenlang erzählen. Ich hoffe, ich nehme auch ein paar pfadfinderische Tugenden mit. Ein bisschen mehr Geduld, mehr Mitdenken, mehr Hinschauen. Ich versuche, den Leuten mehr Zeit zu lassen. Im VCP habe ich gelernt, mindestens zwei Mal hinzuschauen … Was wünschst du dem VCP?

Ich wünsche dem Verband noch viel mehr Selbstbewusstsein, denn er macht eine klasse Arbeit. Es ist toll, was die Leute im VCP leisten – in Gruppen oder in den Gremien oder auch bei Projekten. Was ist für dich das Besondere am VCP?

Die Stärke des VCP ist das Verbinden von Gegensätzen. Das Kuschelige der kleinen Gruppe, verbunden mit der Internationalität. Das ist etwas Be-

sonderes. Den Mut und das Selbstbewusstsein, das Pfadfinden Kindern und Jugendlichen gibt. Was war dein tollstes Erlebnis in 18 Jahren VCP?

Da gab es viele. Zum ersten Mal habe ich das tolle Gemeinschaftsgefühl auf dem Bundeslager 2002 erlebt. Auch das Jamboree 2007 in England war sehr beeindruckend, so wie das ganze Jubiläumsjahr. Die unglaubliche Abwechslung – ich habe mich keine Minute im VCP gelangweilt – im Ernst. Was ich sehr vermissen werde, ist die Arbeit mit der anp-Redaktion. Sowas gibt’s wirklich nur einmal. Und die vielen Praktikant*innen, die ich so im Laufe der Zeit hatte. Die Kombination von viel Arbeit und viel Feiern habe ich im VCP sehr geliebt. Wie geht es bei dir weiter?

Mit einem Verband. Seit Mai bin ich Pressesprecherin beim Volksbund mit Sitz in Berlin und Kassel. Unendlich viele neue Themen, aber eine vertraute Struktur mit Ländern, Ehrenamtlichen … Mein erster Auftrag: ein neues Corporate Design. Auch das ist vertraut. Was wünschst du deiner Nach­ folgerin?

So tolle Zeiten, wie ich sie hatte. Sie bekommt einen der aufregendsten Jobs, die man sich denken kann. Ohren auf, Augen auf, Arme auf. Dann klappt alles!

Foto: © privat

Kannst du dich an deinen ersten ­Arbeitstag erinnern?


„Vielschichtig wie wenige Jobs ­dieser Welt“

Foto: © Roman Heimhuber

Was macht eigentlich ein General­ sekretär für den VCP?

Jan Behrendt ist seit dem 01.07.2013 Generalsekretär des VCP – ­eigentlich ­endet seine Amtszeit zum 30.06.2018. ­Bundesrat und Bundesleitung ­haben sich mit Jan abgestimmt und im Sinne einer ­perspektivischen Arbeit frühzeitig Gespräche über eine zweite Amtszeit geführt. Man wurde sich einig und Jan wurde von der ­Bundesleitung erneut bestellt und durch den Bundesrat bestätigt. Wir haben Jan gefragt, was er dazu sagt.

Der Generalsekretär hat viele verschiedene Aufgaben, der Teil General ist in etwa mit Universal gleichzusetzen. Ich erkläre das immer so: es gibt drei große Aufgabenbereiche. Erstens bin ich, gemeinsam mit unserem Bundesgeschäftsführer Dirk Rumpff, Hausleitung in der Bundeszentrale und verantworte dort den inhaltlichen und verbandspolitischen Bereich. Dann bin ich Mitglied in der Bundesleitung und vertrete Vorstand und Referent*innen der Bundesleitung überall dort, wo sie es nicht selbst tun (können). Drittens bin ich die jugendund kirchenpolitische Vertretung des VCP, das ist quasi mein originäres Aufgabenfeld innerhalb der Bundesleitung. Warum willst du das weitermachen?

Eine berechtigte Frage, vor allem weil die Aufgabe einen großen zeitlichen, aber auch persönlichen Einsatz erfordert und ich viel unterwegs bin. Dabei ist die Antwort ganz einfach: die Arbeit macht unglaublich viel Spaß, ist so vielschichtig wie wenige Jobs dieser Welt und an keinem Tag gleich. Natürlich kann man das nicht ewig machen, aber ich durfte bzw. darf bei einigen Themen und Projekten mitwirken, die bei weitem noch nicht abgeschlossen sind. Hier möchte ich anknüpfen und Impulse setzen. Was sind das für Themen und ­Projekte?

Vor allem ist das die Pfadfindung, wie wir den Prozess der Verbandsentwick-

lung nennen. Wenn es uns gelingt, möglichst viele Mitglieder auf allen Ebenen zu hören und deren Meinung in den Prozess einzubeziehen, wird das wegweisend für die nächsten zehn, zwanzig Jahre des VCP sein! Worauf freust du dich in den nächsten Jahren (beim VCP)?

Ganz konkret in den kommenden zwölf Monaten: auf die drei Regionalkonferenzen im Pfadfindungsprozess! Noch näher davor: auf das Bundeslager Weitblick! Was macht dir Sorgen?

Im Zusammenhang mit dem VCP? Etwas Sorgen bereitet mir, dass sich die Rahmenbedingungen für Pfadfinden verändert haben und weiterhin verändern, leider nicht zum Positiven. Wissenstransfer zwischen den Ämtern und Aufgabengebieten findet vor Ort zunehmend weniger statt, da unsere Leitungen immer jünger werden und gleichzeitig kürzer im Amt bleiben. Ich bin nicht sicher, ob wir neben den Gruppenleiter*innenausbildungen flächen­deckend gute ­Bildungsangebote für die anderen Aufgaben im VCP anbieten. Dein Wunsch für die Zukunft?

In Bezug auf den VCP: dass er weiterhin ein moderner, wachsender Jugendverband in der evangelischen Jugend ist, der auf die Zukunft vorbereitet ist. Hast du ein Lebensmotto?

Du kannst den Wind nicht ändern, aber Du kannst die Segel anders setzen. 33


Der VCP kommt aus den Startlöchern! Mit der Kampagne „Auf die Plätze gegen ­Hetze!“ bezieht der VCP aktiv Position g ­ egen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus. Die Kampagne will den Beschluss „Auf gute Nachbarschaft – Der VCP: weltoffen, tolerant und gegen Diskriminierung!“ der letztjährigen Bundesversammlung umsetzen. Ziele des Beschlusses und der Kampagne sind, dass der VCP öffentlich für Vielfalt und Toleranz Position bezieht und sich aktiv mit den Inhalten von Rechtspopulismus, Radikalismus, Nationalismus, Intoleranz und Diskriminierung auseinandersetzt.

Damit der VCP sein Ziel erreicht, braucht es eure Beteiligung! Pünktlich zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin stand die „Deutsche Pfadikartoffel“, das Maskottchen der Kampagne, am Start und lieferte den Pfadfinder*innen im VCP einen ersten Vorgeschmack auf weitere Aktionen. Im handlichen Heftchen, das bequem in (fast) jede Klufttasche passt, macht sich die Deutsche Pfadikartoffel auf den Weg durch einen Dschungel aus Definitionen zu rechtsextremen Ideologien. Am Ende hat sie viel dazu gelernt und kann nun gegen Rechtsextremismus und –populismus Stellung beziehen. Passend dazu ist für Ranger und Rover sowie für Pfadfinder*innen eine Handreichung entstanden. Sie liefert fünf aufeinander aufbauende Gruppenstundenvorschläge zu den Themen Menschenrechte, Definitionen des Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und der Möglichkeit, selbst Position zu rechten Parolen zu beziehen. Ein abschließender Gruppenstundenvorschlag liefert Ideen, um Vorurteilen mit Fakten zu begegnen. g 1: e vorschla und enrecht stunden Ranger sich die Gruppenund die Mensch setzen Regeln Utopia gegebener Menschen

selbst anderen e in solchen auch die Rechte n, insbesonder sieht. bedroht geht, zuzugestehe Rechte es darum wenn Gruppe die eigenen man fähigkeit, der eigenen in denen außerhalb Situationen, Umfang im gleichen nde kann

Ziel: Anhand

Die Gruppenstu

34

Damit die Kampagne „Auf die Plätze gegen Hetze“ wirklich ein sichtbares Zeichen für Weltoffenheit, Toleranz und gegen Diskriminierung wird, brauchen wir euch! Beteiligt euch an der Kampagne, bestellt euch die Handreichung und führt in euren Gruppen die beschriebenen Gruppenstunden durch. Besucht auf dem Bundeslager die Workshops des Programmzentrums. Organisiert einen Infostand oder macht von euch ein kreatives Foto, in dem ihr ein Statement für Vielfalt abgebt – euren Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Zeigen wir, dass sich viele Stämme in ihren Gruppenstunden mit dem Thema beschäftigen und sich gegen ­ Hetze öffentlich engagieren. Damit möglichst viele von eurer Aktion erfahren, sendet euren Bericht oder euer Foto an gegen-hetze@vcp.de. Eure Aktionen, weitere Materialien und Ideen zur Kampagne werden unter www.vcp.de/gegenhetze veröffentlicht. Das Heftchen, indem sich die Deutsche Pfadfikartoffel vorstellt und die Handreichung sind ab sofort unter www.vcp.de/materialversand ­bestellbar. Alle Gruppen oder Einzelpersonen, die sich aktiv an der Kampagne beteiligen, bekommen das Badge der Kampagne zugeschickt. Damit könnt ihr zusätzlich eure Position gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit sichtbar machen.

Illustration: © Linda Dalitz

„Auf die Plätze gegen Hetze!“


Pfadfinden ist ­lebendige Ökumene DPSG und VCP betonen ihre gemeinsamen Werte und Ziele

Gemeinsame Werte und Ziele

„Auch wenn wir nicht die gleiche Kluft tragen, gehört das Bekenntnis zum christlichen Glauben zu unserem Profil“, so Jule Lumma, Bundesvorsitzende des VCP. Gemeinsam sind wir von Gott beauftragt, die Welt besser zu verlassen, als wir sie vorgefunden haben, wie Baden-Powell es beschrieben hat. Kerstin Fuchs, Bundesvorsitzende der DPSG, ergänzt, dass „auch wenn wir nicht ständig in der Bibel lesen oder beten, ist der christliche Glaube eine Orientierungshilfe.” Ähnlich wie wir Pfadfinderinnen und Pfadfinder anhand von Karte und Kompass un-

Kontakte knüpfen – gemeinsam Pfadfinden erleben

Beide Bundesleitungen laden die Mitglieder beider Verbände ein, bestehende Kontakte zum jeweils anderen Verband auszuweiten oder neue zu knüpfen. Bereits jetzt gibt es gemeinsame Aktionen, wie zum Beispiel das Friedenslicht aus Bethlehem, den Thinking Day oder der Einsatz für Geflüchtete. Diese können weiter ausgebaut werden. Auf Bundesebene bestehen bereits seit vielen Jahren gute Kontakte. Eine Öffnung einzelner Veranstaltungen und gegenseitige Besuche bei Bundeslagern und Bundesversammlungen sind inzwischen selbstverständlich. Auch in einzelnen Diözesan- und Landeslagern ist dies bereits Tradition. Die Verbandskultur des jeweils anderen kennenzulernen, Neues zu entdecken und Gemeinsamkeiten zu erleben, bereichert unsere Arbeit. Mitglieder des anderen Verbandes sollen zu konkreten Veranstaltungen eingeladen werden.

anderen Stämmen des eigenen Verbandes könnte hierzu nachgefragt werden. Beide Verbände haben eine unterschiedliche Struktur der Ausbildung und dennoch sind hierbei Kooperationen möglich, denn manche Themen sind ähnlich. Warum daher nicht einmal einen gemeinsamen Tag zum Thema Pfadfindertechniken anbieten? Die Herausforderung, bei all der Unterschiedlichkeit ist es, das eigene Profil nicht aufzugeben, sondern die Zusammenarbeit kann dies noch bereichern. Herausforderungen gemeinsam annehmen

Wir sind überzeugt: Pfadfinden als gemeinsame Idee auf Grundlage unserer christlichen Wurzel verbindet uns. Die gegenseitige Freundschaft erleben die Bundesleitungen als Bereicherung und nicht als Konkurrenz. Sich gemeinsam den Herausforderungen dieser Zeit zu stellen ist ein Schritt auf dem Weg für unsere Kirchen und uns, die Ökumene gelebte Wirklichkeit werden zu lassen. Die gemeinsame Erklärung könnt ihr nachlesen unter:

Gegenseitige Unterstützung

Warum sich nicht gegenseitig unterstützen? Ein Stammeslager steht an und das Zeltmaterial wird knapp? Nicht nur bei

DPSG

goo.gl/zdJL47

Im Jahr des Reformationsjubiläums haben beide Bundesleitungen eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, die zum einen die Kirchen ermutigt und bestärkt den Weg der Ökumene weiter zu gehen, und zum anderen uns selbst verpflichtet, bestehende Freundschaften zwischen unseren Verbänden zu stärken.

terwegs überprüfen, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind, hilft uns die ständige Auseinandersetzung mit der christlichen Botschaft, unser Handeln stets neu auszurichten.

goo.gl/wqeKw7

Es gibt viele Pfadfinderverbände in Deutschland. Vier davon sind in den Ringen deutscher Pfadfinderinnenund Pfadfinderverbände organisiert und anerkannt. DPSG und VCP berufen sich auf den christlichen Glauben als gemeinsame Wurzel. Auch wenn der eine Verband katholisch und der andere evangelisch ist, so verbindet diese mehr, als dass sie trennt.

VCP

Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) ist der größte Verband katholischer Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Deutschland. Über 95.000 Mitglieder lernen bei gemeinsamen Abenteuern, Verantwortung für sich und für andere in der Gruppe zu übernehmen. Ziele des Kinder- und ­Jugendverbandes sind die Vermittlung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Dabei spielen die Grundsätze des christlichen Glaubens eine wesentliche Rolle. 35


Die neue ­Beitrags­ordnung … … und was sie mit Gerechtigkeit, Transparenz, Familie und sogar der anp zu tun hat.

Mit der Bundesversammlung 2017 ging eine mehrjährige Diskussion bezüglich der zukünftigen Beitragsstruktur und -höhe zu Ende. Ab dem 1. Januar 2018 gilt dann eine neue Beitragsordnung im VCP. Die zentralen Punkte der neuen Beitragsordnung sind:

Jedes xx

Mitglied zahlt einen Beitrag.

Jedes Mitglied bekommt die anp. xx Es xx

gibt nur noch zwei Beitragsstufen: einen Standardbeitrag und einen ermäßigten Beitrag.

Der xx

VCP definiert für sich ein ­modernes Familienbild.

Der ermäßigte Beitrag wird aus sozialen Gründen oder bei einer Familienmitgliedschaft gewährt.

Drei Jahre lang wurde diese neue Beitragsstruktur in den Regionen, ­Ländern und auf der Bundesebene diskutiert. Die Fachgruppe „Finanz- und Vermögensverwaltung“ hat sie ausgearbeitet und alle Zwischenergebnisse mit den Gremien des Verbandes beraten. Auf zwei Bundesversammlungen, in den Jahren 2016 und 2017, wurden Beschlüsse dazu gefasst. Warum war überhaupt eine neue Beitragsordnung notwendig?

Wusstest du schon, dass es bislang sechs verschiedene Beitragsstufen und mehrere hundert verschiedene Mitgliedsbeiträge gibt? Dass aufgrund der Beitragsstruktur im Augenblick über tausend Mitglieder gar keinen Beitrag zahlen? Dass kein direkter Kontakt von der Bundesebene zu über viertausend Mitgliedern besteht, weil in Familien nur das älteste Mitglied die anp erhält? Dass die Berechtigung auf eine Familienmitgliedschaft nur einmal geprüft wird, die für Sozialbeiträge aber jährlich? Dass sich die Ermäßigung für Familien auf ein „traditionelles“ Verständnis von Familie bezieht? Aus all diesen Gründen wurde in den Verbandsgremien viel diskutiert und die Beitragsstruktur umfassend geändert und vereinfacht, vor allem um eine einheitliche Struktur und eine höhere Beitragsgerechtigkeit herzustellen.

Familie – was ist das eigentlich?

Im ersten Moment denkt jede*r: was soll diese Frage – klar wissen alle, was eine Familie ist …! Doch bei näherem Hinschauen wird es kompliziert. Das traditionelle Verständnis von Familie als „Vater, Mutter, Kind“ ist zwar noch weit verbreitet, stimmt aber mit der Lebenspraxis vieler Menschen nicht mehr überein. Uns begegnen viele Varianten von Familie: Kernfamilie, Teilfamilie, Eineltern-Familie, Großfamilie, Patchwork-Familie, Regenbogenfamilie, Pflegefamilie, Stieffamilie … Was macht eine Familie also aus? Ist es nur die DNA? Dann wäre eine Pflege­ familie keine Familie. Mit dem Gefühl von Familie verbinden wir Liebe, Geborgenheit, Vertrauen, Zusammenhalt, Unterstützung und gegenseitige Hilfe. Familie ist ein Ort, wo man zuhause ist und sich gegenseitig beschützt. Auch im VCP hat sich das Familienbild gewandelt – dementsprechend wurde auch die Beitragsordnung angepasst. Denn wer eine Familie ist, hat auch das Recht auf den Familienbeitrag!


Im VCP gehört zu einer Familie ein Kind: „Kind“ ist, wer jünger ist als 27 Jahre. Im VCP ist Familie, wenn ein oder zwei Erwachsene Verantwortung für mindestens ein Kind (egal ob eigenes Kind, Pflegekind oder Adoptivkind) tragen, also sorgeberechtigt oder unterhaltspflichtig sind. Dabei ist es egal, in welcher Form (Ehe, eingetragene Lebenspartnerschaft oder ähnliches) diese beiden Erwachsenen zusammenleben und welches Geschlecht sie haben. Im VCP ist Familie, wenn zwei Kinder (Geschwister, Stiefgeschwister, Pflegekinder) dieselbe Familienzugehörigkeit haben.

Illustration: © MicroOne / Fotolia (bearbeitet von elfgenpick)

anp für alle … Neu in der Beitragsordnung ist auch, dass es jetzt die anp für alle gibt! Was das heißt? Jedes Mitglied im VCP, das älter ist als sieben Jahre, bekommt unsere Verbandszeitschrift. So können wir jede*n einzelne*n von euch direkt erreichen, über die neusten Themen und Ideen im Verband informieren, über Veranstaltungen berichten, euch ein­ laden und aus allen Ecken Deutschlands zeigen, was es heißt, Pfadfinder*in zu sein. Vielleicht bekommt ihr als Familie jetzt mehr als eine anp. Was du mit der anp machen kannst, wenn du sie gelesen hast und ihr nur eine fürs Regal behalten wollt? Gib sie weiter! Zum Beispiel an jemanden, der noch nicht im VCP ist – denn was nicht ist, kann ja noch werden! Alternativ: Lass sie im Zug liegen, leg sie in der Kirche aus, in der Schule oder an der Uni – die Ide-

en und Ansichten der Pfadfinder*innen sind überall relevant! Und wenn ihr als Familie doch nur eine anp bekommen wollt, dann könnt ihr sie in der Bundes­ zentrale unter info@vcp.de abbestellen. Die Beitragsstruktur wird transpa­ renter – aber was ändert sich für dich persönlich?

Da es bislang sechs verschiedene Beitragsstufen und hunderte verschiedene Mitgliedsbeiträge gibt, lassen sich die Veränderungen für jede*n Einzelne*n nicht hier erklären. Deshalb werden alle Mitglieder des VCP in der zweiten Jahreshälfte ein persönliches S­ chreiben bekommen, indem wir euch dazu informieren. Ab dem nächsten Jahr werden die Beitragshöhen für jeden Stamm dann auch auf vcp.de zu finden sein. Dort und in der anp werden wir über Themen rund um die neue Beitragsordnung berichten. 37


Weltkonferenzen Alle drei Jahre finden die ­Mitgliederversammlungen ­unserer Weltverbände statt. Als höchstes beschluss­ fassendes Gremium wählt eine ­Weltkonferenz ein ­Welt­komitee und gestaltet die weltweite Pfadfinder*innenarbeit in all ihren Verbandsaspekten. Der Ring deutscher Pfadfinderinnenund Pfadfinderverbände (rdp) schickt je eine gemeinsame Delegation zu den Weltkonferenzen. Sie b­esteht jeweils aus den Bundesvorsitzenden, den inter­nationalen Beauftragten und den Jugendvertreter*innen. Dieses Jahr ist es wieder soweit: Die Weltkonferenz des WeltpfadfinderVerbands WOSM (World Organizati-

on of the Scout Movement) findet in Baku, Aserbaidschan statt. Clara und Jakob fahren als „Junge Delegierte“ dorthin. Die Weltkonferenz des Weltverbands der Pfadfinderinnen (World Association of Girl Guides and Girl Scouts – WAGGGS) findet 2017 in Delhi, ­ Indien statt – ­ unser „Junger ­Delegierter“ ist S­ören.

CLARA DRAMMEH Wenn ich nicht beim VCP bin, mache ich … gerade eine kleine

After-Abi Pause und fange voraussichtlich im Oktober an Kognitionswissenschaft zu studieren. Was ich am Pfadfinden toll finde … dass es für jeden einen

Platz und eine Aufgabe gibt.

Was mich manchmal stört, … dass meine Haare nach Lagern

immer so lange nach Rauch riechen.

Wenn jemand sagt, Pfadfinder*innen rennen im Wald rum und ­essen Würmer, dann sage ich … naja Gummiwürmer.

Und machen Feuer und schlafen in schwarzen Zelten. Ziemlich cool, oder?

Pfadfinden bedeutet für mich … mit einer Menge Spaß und

vielen tollen Leuten die Welt ein kleines bisschen besser machen zu können.

Wann habe ich das erste Mal internationale Begegnungen im VCP erlebt? Die erste internationale Begegnung hatte ich

2010 mit einer amerikanischen Girls Scouts Gruppe aus der Kaserne Darmstadt. Aber so richtig international wurde es für mich erst ab 2015 auf dem Jamboree in Japan. 2016 folgten die WAGGGS und WOSM Europakonferenzen und das UNGUVU III Projekt auf dem Roverway, als meine persönlichen internationalen Highlights. 38

Wie war das? Am eindrucksvollsten

finde ich, wie harmonisch so viele Nationen mit so unterschiedlichen Kulturen zusammenleben oder -arbeiten können und wie sehr Pfadfinden verbindet. Vor allem auf dem Jamboree ist die Multikulti-Atmosphäre einfach unglaublich. Egal wo man hingeht, coole Pfadis aus aller Welt, die genauso verrückt sind wie man selbst.

19 Jahre alt, seit fast 10 Jahre n Pfa aus Nauh eim, Stam dfinderin; m Herman von Salza n , VCP-Lan d Hessen

Worauf ich mich auf der Welt­ konferenz freue: Am meisten auf den Austausch mit den

anderen Jungen Delegierten. Ich hoffe, dass wir gemeinsam etwas bewirken und durch das Youth Forum konkret Einfluss auf die Konferenz nehmen können. Wovor ich ein bisschen Respekt habe: Vor der Komplexität

der Themen. Zwar befassen wir uns vorher mit den Themen und Anträgen, aber während einer aktiven Debatte kann alles sehr schnell gehen. Da wird es manchmal schwer den Überblick zu behalten, alles richtig zu verstehen und sich im besten Fall noch eine eigene Meinung bilden zu können.


JAKOB DYBOWSKI Wenn ich nicht beim VCP bin, mache ich … gerade mein

Abitur und spiele gerne Gitarre.

Was ich am Pfadfinden toll finde: Mich begeistert, dass

einem bei den Pfadfinder*innen garantiert nie langweilig wird. Pfadfinder*innen besitzen ein ausgeprägtes Improvisationstalent und viel Spontaneität. Was mich manchmal stört: Wenn man auf Fahrt oder Lager

morgens so früh aus der Kothe muss. Die Zeit zwischen dem warmen Schlafsack und dem ersten (kalten) Bad im Fjord oder Fluss ist eigentlich die schlimmste… Danach fühlt man sich allerdings sehr wach!

Wenn jemand sagt, Pfadfinder*innen rennen im Wald rum und essen Würmer, dann sage ich: Weit gefehlt! Na gut, ab

und zu stimmt das mit dem Wald vielleicht und das mit den Würmern… ;) Okay, Spaß beiseite! Pfadfinden ist doch viel mehr! – Gruppenstunden, Spiele, Zeltlager, Fahrten, Lagerfeuer, internationale Begegnungen und das Tragen einer Tracht sind nur einige Beispiele. Wer sich auf Vorurteile verlässt, unterschätzt die Pfadfinder*innenbewegung. Es würde so etwas wie eine Weltkonferenz niemals geben, wenn Pfadfinder*innen nur Kekse verkaufen würden … Pfadfinden bedeutet für mich … vor allem die Zugehörigkeit zu

Fotos: privat, Icon: © Trinh Ho  /  F laticon

einer weltweiten Gemeinschaft. Pfadfinden vereint Menschen über Grenzen hinweg dadurch, dass wir alle dieselbe Motivation teilen. Das ist für mich ein starkes Friedenssymbol.

Wann habe ich das erste Mal internationale Begegnung im VCP erlebt? Das war auf dem Jam-

boree 2015. Ich war nach der langen Vorbereitungszeit unendlich gespannt auf das Lager, es 18 Jah re Pfadfin alt, seit 9 Ja hren der; a hat meine Erwartungen weit ­Doppe lstamm us Wolfsburg , Cato B Beek / übertroffen. Allein die riesige o Dietric n h Bonh tjes van dem B o ezirk P effer a Dimension … Am meisten au l S us VCP-L and Nie chneider im d e r sachse hat mich fasziniert, dass man n über den Lagerplatz gegangen ist und überall, wo man hinkam, wurde man freundlich gegrüßt und aufgenommen. Worauf ich mich auf der Weltkonferenz freue:

Vor allem darauf, viele neue Menschen kennenzulernen, interessante Diskussionen zu führen und neue Kontakte zu knüpfen. Außerdem freue ich mich auf einen besseren Einblick ins Pfadfinden auf internationaler Ebene. Ach ja: Und ich bin natürlich gespannt zu erfahren, wo das Jamboree 2023 stattfinden wird. Wovor ich ein bisschen Respekt habe: Die Weltkonfe-

renz ist ein wichtiger Teil von WOSM. Die Beschlüsse der Versammlung tragen zu einer positiven Entwicklung der Pfadfinder*innen weltweit bei. Dass ich als „Junger Delegierter“ beim Youth Forum mitentscheiden darf, freut mich sehr, aber ich habe auch Respekt vor der Tragweite der Entscheidungen.

SÖREN BRÖCKER Aktuell studiere ich an der Uni Freiburg (Breisgau) Waldwirtschaft und Umwelt mit Klimatologie und Meteorologie. Neben der Pfadfinderei begeistern mich in meiner Freizeit Handball, Kanupolo, Skifahren und der Posaunenchor.

Worauf ich mich auf der Weltkon­ ferenz freue: Ich freue mich sehr

Bei den Pfadfinder*innen engagiere ich mich aktuell als Redaktionsmitglied der anp, schreibe das Protokoll für den Bundesrat, war der Roverrepresentive für den Roverway 2016 in Frankreich und bin nun Mitglied der VCP-Kontingentsleitung für den Roverway 2018 in den Niederlanden. Mit Freude fahre ich zum Landesrat des VCP-Landes Baden. Auf dem Kirchentag bin ich in die Präsidialversammlung des deutschen evangelischen Kirchentages gewählt worden.

Wovor ich allerdings ein bisschen Respekt habe …

Internationale Pfadiluft konnte ich bereits auf dem Jamboree 2011 in Schweden und auf dem Roverway 2012 in Finnland schnuppern.

darauf, mit Pfadfinder*innen aus allen Ecken der Welt ins Gespräch zu kommen, um zu erfahren, was ihre Welt bewegt.

23 Ja

h re a

lt,

aktiv 2000 beim dass auf der WeltpfadVCP- , Stamm VC VCP Land Heid P seit S c h finderinnenkonferenz e lesw ig-Ho im lstein sicherlich kaum männliche Teilnehmer sein werden. Ich bin gespannt, wie die anderen ­Delegierten darauf reagieren, dass der VCP bewusst einen männlichen „Jungen Delegierten“ stellt.

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World Scout Jamboree

Für alle weiteren Infos schau doch mal bei Facebook vorbei: https://www.facebook.com/ wsjrdp/ oder auf unserer Homepage: https://worldscoutjamboree.de/

Foto: privat

Look wide, beyond your immediate ­surroundings and ­limits, and you see things in their right proportion. Look above the level of things around you and see a higher aim and possibility to work. (Baden Powell)

Weit blicken, Grenzen entdecken und überschreiten, über uns hinaus wachsen und Freundschaften fürs Leben schließen, können wir gemeinsam auch bald wieder auf dem World Scout Jamboree 2019 in West Virginia! Was ein World Scout ­ Jamboree ist? Ganz einfach: Das größte Pfad­fin­ der*innentreffen der Welt, das alle vier Jahre in anderen Teilen der Welt stattfindet. 2019 ist Nordamerika der

Roverway 2018 in den Nieder­ landen

Facebook: „Roverway 2018 – German Contingent“ 40

Du bist R ­ anger oder Rover, also im S­ommer 2018 zwischen 16 und 22 J­ahre alt? Du hast Lust auf Fahrt und Lager, am besten international? Dann ist ein Roverway genau das richtige für dich! Das Treffen der europäischen Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände von WAGGGS und WOSM findet im Sommer 2018 unter dem Motto „Opposites Attract“ in den Niederlanden statt. Ein Roverway ist zwar eine Großveranstaltung mit 3.000 Pfadfinder*innen aus ganz Europa, aber du erlebst es in einer kleinen Gruppe, einem sogenannten Path mit ca. 40 Rangern und

Gastgeberkontinent. Das heißt ­Mexico, Kanada und die USA laden uns gemeinsam nach West Virginia ein. Teilnehmen können alle Pfadfinder*innen, die 2019 zwischen 14 und 17 Jahre alt sind. Erwachsene können als Unit-Leitung oder als Teil des International Service Teams (IST) mitwirken. Komm mit und erlebe dieses Abenteuer gemeinsam mit uns!

Rovern. Dein Path besteht zum Teil aus Pfadfinder*innen aus Deutschland und weiteren Pfadfinder*innen aus ganz Europa. Wir bilden gemeinsam mit den anderen gro­ ßen Pfadfinder*innenverbänden aus Deutschland ein Ringe-Kontingent. Die ersten sechs Tage bist du auf einem Hajk unterwegs. Danach treffen sich alle Paths auf einem Zeltplatz in der Nähe von Amsterdam. Wenn du im Sommer 2018 über 22 Jahre als bist, kannst du das Lager auch als Teil des International Service Teams (IST) erleben oder als Mitarbeiter*in im Deutschen Food House.


Das Über­ bündische Treffen 2017

-3d land) sin Is e d o h (R ls drei In Tulsa länger a al. ie d , e s Küs illeg dauern, ­Minuten sen

Foto: © ÜT2017 e.V.

• Unnützes Wis

Alle Infos und die Anmeldung auf: www.üt2017.de oder bei Facebook: „uet2017“

Im Herbst findet das Überbündische ­Treffen (ÜT) statt, ein buntes Großlager von und für Pfadfinder*innen, Jungenschaftler, Wandervögel und andere Jugendbewegte. Ein Blick über den Tellerrand, der sich lohnt: Wer das sucht, was die ganze Jugendbewegung ausmacht – Abenteuer, Draußen sein, Singen und Gemeinschaft – der ist auf dem ÜT 2017 genau richtig!

Datum: xx

Donnerstag 28. September bis Dienstag 03. Oktober 2017

Ort: xx

Allenspacher Hof bei ­Böttingen (Schwäbische Alb)

Zielgruppe: xx

alle Altersstufen

Mehr Informationen und Kontakt: www.roverway2018.nl

Die Mitglieder der Kontingentsleitung Vera Steinberg und Sören Bröcker ­erreicht ihr unter roverway@vcp.de Zeitraum

Inklusive Vor- und Nachtour im Zeitraum vom 20.07.2018 bis 11.08.2018 Die genauen Termine werden noch ­bekannt gegeben.

Foto: privat

www.vcp.de/roverway

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FÜR EUCH GELESEN UND GESPIELT

ES WAR EINMAL ALEPPO

VON MARTIN LUTHERS ­WITTENBERGER THESEN

WER HAT DAS RICHTIGE ­CONCEPT?

Jennifer Benkau ink rebels, 2016

Meike Roth-Beck (Autorin) und Klaus Ensikat (Illustrator) Kindermann-Bieri, Berlin 2015

Repos Production, Essen 2013

6 von 5 Eselsohren vergibt Rebecca ­Haugwitz

Meike Roth-Beck und Klaus Ensikat haben in „Von Luthers Wittenberger Thesen“ die spannende Geschichte des Lebens und Wirkens Martin Luthers für Kinder zusammengefasst. Auch wenn das Ganze einem Schulbuch ziemlich nahe kommt, ist die Thematik mit den großen, detailreichen Bildern, die den beliebten Wimmelbildern ähneln, zumindest schön anschaulich aufbereitet. Die kurzen Ansätze zur Hexenverbrennung, Daten der Geschichte und eine kommentierte Auswahl der Thesen am Schluss des Buches sind eher nichts für Vorschulkinder und Erstleser*innen, können aber durchaus mit Kindern in der dritten oder vierten Klasse gelesen und besprochen werden. Um Jüngeren ein Bild von der damaligen Zeit zu vermitteln und ihnen die Person Luthers nahezubringen ist „Von Luthers Wittenberger Thesen“ aber auf jeden Fall gut nutzbar. Magdalena findet zum Beispiel, dass der arme Martin echt unfair behandelt wurde, nur weil dem Kaiser seine Meinung nicht gefallen hat. Auch, warum der Papst so gemein zu ihm war und was dieser Quatsch mit dem Ablasshandel sollte, kann sie nicht nach­ vollziehen. Sie hat also auf jeden Fall einiges von der Gute-Nacht-Geschichte der etwas anderen Art mitnehmen können. Alles in allem blickt man als Erwachsene*r zunächst vielleicht kritisch auf dieses Kinderbuch, wir haben aber festgestellt, dass auch eine Siebenjährige spielerisch mit einem wachen Blick und Freude einiges daraus lernen kann. 3 von 5 Eselsohren vergeben Jessica & ­Magdalena (7 Jahre)

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5 Pöppel vergibt Oliver Mahn

Wir haben noch mehr für euch gelesen und gespielt: www.vcp.de/anp/buch www.vcp.de/anp/spiel

Fotos: Verlage

Als Antonia und ihre Familie aus dem Sommerurlaub zurückkehren, werden sie überflutet von Nachrichten, Bildern und Anrufen. Es geht nur um ein einziges Thema: Ihre neuen Nachbarn. Flüchtlinge. Ungefähr 300, wenn nicht mehr. Plötzlich steht Antonia zwischen den Stühlen: Soll sie zu ihrer Familie halten, die all diese Menschen so schnell wie möglich so weit wie möglich weg haben will? Oder vertraut sie ihrer besten Freundin, die ihr nahelegt, einfach mal hinter den Zaun zu schauen und vielleicht sogar dort zu helfen. Ihr fällt diese Entscheidung zunächst nicht leicht, denn ihre eigene Vergangenheit droht sie immer wieder einzuholen. Doch Antonia ist stark, sie überwindet ihre Furcht und lernt sogar jemanden kennen. Nun muss sie nur noch ihre Familie davon überzeugen, dass jeder Mensch auf dieser Erde ein Recht auf eine Zukunft hat … Noch während ich dieses Buch gelesen habe, habe ich es weiterempfohlen, wo es ging. Es ist ehrlich, es ist schonungslos, es ist berührend. Jennifer Benkau hat viel und gründlich recherchiert, bevor sie „Es war einmal Aleppo“ schrieb, und das merkt man ihrem Werk auch an. Sie vermittelt darin fast spielerisch wichtiges Hintergrundwissen zur sogenannten „Flüchtlingskrise“, deren Hintergründe sehr kompliziert und schwer zu durchschauen sind. Meiner Meinung nach sollte jede*r dieses Buch lesen, ich kann es euch allen wirklich von Herzen empfehlen.

Ein Ratespiel der ganz anderen Art. 117 Piktogramme befinden sich auf dem Spielplan von Concept. Mit Hilfe dieser kleinen Bildchen müssen die Spieler*innen Begriffe erraten und erklären. Wer erklärt, darf nicht sprechen, sondern muss mit kleinen Markern anzeigen, welche der Piktogramme zum Begriff passen. Die andern müssen dann grübeln und raten. Der Erklärende darf nur die Bilder nutzen und sonst keine Hinweise geben, kann aber mit neuen Markern auf die Lösungsversuche der anderen reagieren. Was sich so einfach anhört, kann ganz schön knifflig sein. Wer den Begriff errät, bekommt Punkte und auch wer erklärt geht nicht leer aus. Concept kommt mit wenig Material aus. Im Zentrum steht der große Spielplan mit den Piktogrammen. Auf den Karten finden sich Begriffe in drei Schwierigkeitsstufen. Ihr könnt aber auf die Karte verzichten und euch selbst Begriffe ausdenken; zum Beispiel Pfadibegriffe vom letzen Sommerlager. Zum Spielen solltet ihr mindesten zu viert sein, aber je mehr ihr seid, umso spaßiger wird es. Als ganz große Gruppen könnt ihr den Spielplan sogar als großes Poster bekommen. Concept ist ein tolles Spiel, das eine schöne Abwechslung in den nächsten Spieleabend auf dem Winterlager oder in die Gruppenstunde bringt.


Stamm Florian Geyer Hameln von Henning Eimer

Fotos: VCP Hameln

Unser Stamm wurde 1960 von der Christlichen Pfadfinderschaft (CP) gegründet und gehört zum Bezirk Süntel, einer Gau-Gründung der CP-Landesmark Niedersachsen aus dem Jahre 1949. Unsere lange Stammestradition ist uns wichtig, wir führen noch unser originales Stammesbanner von 1965. Unsere Ehemaligen unterstützen den Stamm weiter als fördernde Mitglieder und treffen sich alle zwei Jahre auf der Burg Sternberg. Unser Namenspatron Florian G ­ eyer (1490  –  1525) war ein fränkischer Reichsritter, Truppenführer im Dienst des Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Ansbach und Diplomat. Er begleitete 1520 seinen Fürsten zu einem Gespräch mit Martin Luther in Wittenberg. Wegen des freiwilligen Verzichts auf ein Leben im Luxus und des selbstlosen Einstehens für seine Überzeugungen ist uns Florian Geyer

Vorbild. Das um 1920 in Kreisen der Bündischen Jugend entstandene Fahrtenlied „Wir sind des Geyers schwarzer Haufen“ ist unser Stammeslied und der Bundschuh, ein Erkennungszeichen der aufständischen Bauern, unser Wappen. Unser Stammesheim ist seit dem Gründungsjahr eine Blockhütte auf einer ehemaligen Streuobstwiese in der Schlucht des Ruschenbaches am Hamelner Stadtrand. Das wilde Gelände eignet sich perfekt zum Spielen und Klettern. Strom und Wasseranschluss haben wir nicht! Zurzeit besteht aktive Pfadfinderarbeit in allen Stufen. In den wöchentlichen Gruppenstunden singen wir Fahrtenlieder, arbeiten an Projekten oder spielen Geländespiele. Unsere regelmäßigen Termine im Jahreskalender sind das Bezirkspfingstlager, die Sammlung

für die Hamelner Tafel und unser Stand auf dem Hamelner Weihnachtsmarkt. Außerdem gehen wir natürlich auf Fahrt. Dies kann eine Kanu-Tour sein, eine Wanderung oder auch ein Wochenende in einem Selbstversorgerhaus. Alle zwei Jahre geht es auf Stammesfahrt ins europäische Ausland, wobei die holländische Insel Ameland sowie der Süden Englands unsere häufigsten Ziele sind. Dieses Jahr nimmt eine Gruppe der „Geyer“ erstmals am VCP-Bundeslager teil. Und für 2019 gibt es schon Interessenten für das World-Jamboree! Zentral für uns ist, die Gemeinschaft der Gruppe zu leben, Verantwortung zu übernehmen, die Führung im Dialog, Gewohnheiten in Frage zu stellen und den anderen als Bereicherung zu erkennen.

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Foto: © Official World Scout Shop

Foto: © OlegD  /  Fotolia

MALAKOFFS

Liebe geht durch den Magen! Aus dem Kanton Waadt am ­Genfer See in der Schweiz stammt dieses leckere Käsegericht, das auf Fahrt und Lager im Sommer zum Hit wird!

FIDGET SPINNER – AUCH FÜRS BUNDESLAGER?

ZUTATEN FÜR 6 PERSONEN

Auf einmal spinnen sie alle. Und das wegen eines Stücks Plastik, das man auf dem Finger kreisen lassen kann. Dabei sind Fidget Spinner eigentlich nur eine Art neu entdeckter Kreisel. Balanciert man den Spinner auf der Fingerspitze und gibt ihm einen kleinen Schubs, wirbelt er sekundenlang surrend herum. Wem das zu langweilig ist, der lässt ihn von einem Finger zum nächsten wandern, wirft ihn hoch oder hantiert gleich mit mehreren Fidget Spinnern. Angeblich soll das beruhigen. Wissenschaftlich bewiesen ist das allerdings nicht. Nachts in der Kothe könnte das surrende Geräusch auch ziemlich nervig sein. Naja, wir beugen uns dem aktuellen Trend und bieten für euch den Spinner mit WOSM-Symbol an.

600 g Greyerzer Käse; gerieben 30 g Mehl 2 Eier 1 Knoblauchzehe (zerdrückt) 8 Scheiben Bauernbrot; in Scheiben von 9 cm ­Durchmesser geschnitten Cayennepfeffer Muskat Weißwein Kirschwasser Öl zum Frittieren

ZUBEREITUNG

Eier, Greyerzer, Mehl, Weißwein, Knoblauch, Gewürze und Kirschwasser zu einer dicklichen, jedoch noch ziemlich Der Spinner kann im „Official World Scout Shop“ festen Menge mischen. Längere Zeit durchziehen lassen für ca. 7 Euro bestellt werden – oder schaut auf und dann turmartig gleichmäßig auf die dem Bundeslager bei F&F vorbei. Brotscheiben verteilen und in Öl backen, bis sie schön goldbraun sind. Auf Küchenrolle abtropfen lassen und möglichst heiß -4 mit Salat, Senfgurken und Bündnerfleisch t ist, verlieb s und n a m (oder Schinken) servieren. Wenn alzige Gesehen auf man S er. t k c e k m r h ä c t s s www.worldscoutshops.com Guten Appetit! Saures

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• Unnützes W

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Stiftung

Wenn ihr mehr über unsere Stiftung ­erfahren wollt:

Evangelische Bank Kassel IBAN: DE 58 5206 0410 0000 0022 59

Foto: privat

info@vcp-stiftung.de www.vcp-stiftung.de

„Ich unterstütze die Evangelische Stiftung ­Pfadfinden, weil ich jungen ­Menschen dieselben Erfahrungen ermöglichen möchte, die mich im VCP seit meiner Kindheit geprägt haben!“ Peter Eckhoff aus Buchholz in der Nordheide

Foto: © Rebecca Haugwitz

Lena ­Dohmann – „die Neue“ in der Bundes­ zentrale Seit dem 1. Juni bin ich die neue Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit in der Bundeszentrale. In der kurzen Zeit habe ich schon einiges vom VCP ­mitbekommen – ich durfte den Kirchentag, eine anp-Redaktionssitzung und auch die Bundesversammlung miterleben. Und bald kommt das Bundeslager! Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit euch, auf meine Projekte und Aufgaben und bin gespannt, was ich mit dem VCP alles erleben werde.

Zu meiner Person: Ich bin 34 Jahre alt und lebe mit meiner Familie in Niestetal bei Kassel. Nach Stationen bei der giz, bei naturstrom und der Stadt Kassel bin ich nun beim VCP gelandet. Das freut mich natürlich sehr, denn Jugendverbandsarbeit überzeugt – das durfte ich bei der KjG im Diözesanverband Paderborn erleben. In meiner Freizeit schreibe ich Texte zu Klima, Umwelt und Energie, fahre gerne mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad und bin am liebsten draußen und unterwegs.

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KREUZWORTRÄTSEL 11

à

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à

2

1

2

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Das richtige ­ ösungswort des letzL ten Kreuzworträtsels war „Pfadfinder“. Wir hatten wieder über 50 richtige Einsendungen und haben an die ­schnellsten Einsender*innen Bücher verschickt.

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5

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3 8

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8 à

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5

Schickt das richtige Lösungswort an

1

anp@vcp.de

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à

oder per Post an:

6 4

à

6

VCP-Bundeszentrale anp-Redaktion Wichernweg 3 34121 Kassel

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7

9

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Die ersten drei richtigen Einsendungen erhalten ein Buch.

3

Denkt daran, dass Umlaute wie ä,ü,ö im Kreuzworträtsel als ae, ue und oe geschrieben werden.

Lösungswort 1

1

2

3

4

5

6

7

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14

Der Körperkontakt mit einem anderen Menschen, der als ­Zeichen der Liebe gilt.

8

Sehr starke Abneigung gegen jemand oder etwas. Das Gegenteil von Liebe.

Die Stadt der Liebe.

9

Ein romantisches Leuchtmittel.

3

Ein anderes Wort für Empfindungen und Emotionen.

10

Ein unangenehmes Gefühlserlebnis, wenn einem wehgetan wird.

4

Etwas was den Menschen mit Liebe erfüllt und gleichzeitig der Namensgeber einer kulturgeschichtlichen Epoche ist.

11

Italienisch für Liebe.

12

Partnerschaft zwischen zwei Menschen.

13

Eine schöne Blume mit Dornen, die man gerne geliebten Menschen schenkt.

14

Die Farbe der Liebe.

2

5

Das Symbol für die Liebe, welches ebenfalls ein wichtiger ­Bestandteil des Körpers ist.

6

Ein anderes Wort für Eheschließung.

7

Einer von zwei Menschen, die eine feste Beziehung führen.

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Zum Vorfreuen: Die nächste Ausgabe der anp erscheint im Oktober. Es geht um „Thesen“ – ­passend nicht nur zum Reformationsjubiläum!

Juli

August

07.07.–09.07.

14.08.–18.08.

01.09.–03.09.

17.09.–21.09.

gemeinsame Sitzung der BL der Ringe­ verbände

41st World Scout ­ onference & 13th C World Scout Youth Forum

Treffen 50plus 2017

36. WAGGGS World Conference

Baku, ­Aserbaidschan

01.09.–03.09.

Immenhausen 15.07. Klausurtagung der Bundesleitung Kassel

25.08.–27.08. Bundesleitungs­sitzung 5 Bundeszentrale

25.07.–02.08.

September

Neukirchen

anp-Redaktions­ sitzung 3-2017 Bundeszentrale

22.09.–24.09. Bundesrat III Burg Rieneck

08.09.–10.09. Fachgruppentagung 3-2017

15th World Scout Moot

Burg Rieneck

Island

15.09.–17.09.

27.07.–05.08.

Woodbadge-Training Kurs 60 Teil 1

VCP-Bundeslager 2017 "Weitblick"

Delhi/Indien

Eine ständig ­ ktualisierte a ­Terminliste findet ihr unter: vcp.de/termine

Burg Rieneck

Lutherstadt ­Wittenberg 47


Adress-Etikett bitte hier anbringen

Hier gibt es noch viel mehr zu lesen und zu sehen: PFADFINDEN 2023 Auf dem World Scout Education Congress (WSEC) diskutierten Vertreter*innen von Pfadfinder*innenverbänden aus 102 ­Nationen über Pfadfinden im Jahr 2023.

Obwohl diese Ausgabe ganze 48 Seiten stark ist, hat trotzdem nicht alles ins Heft gepasst. Aber zum Glück haben wir unseren Blog … „… DAMIT DIE WELT ZUSAMMEN HÄLT“ Unter dem Leitgedanken positionieren sich die beiden großen kirchlichen Jugend­ verbände (aej und BDKJ) mit dem Sozialwort im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 zu aktuellen politischen Fragen.

GOOSE-SEMINAR: Von Burg Rieneck nach Dänemark zum Seminar der Pfadfinder*innenzentren in Europa.

JUBILÄUM: Die Region Isar feiert ihr 70-jähriges Bestehen mit einem Festakt auf dem ­Pfingstlager.

vcp.de/pfadfinden


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