Verkehrshaus Magazin 19/37

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Neuigkeiten aus dem Verkehrshaus der Schweiz

FOKUS DESTINATION

MOND INTERVIEW DER BOMBENENTSCHÄRFER IN MOTION DIE AUTOFÄHRE

Juli 2019 | Nr. 37


INHALT

6 PLANETARIUM

«Capcom Go!»

Den Blick auf den Mond Es war am 21. Juli 1969 um 3:56 Uhr mitteleuropäischer Zeit, als Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betrat. Die ganze Welt sass gebannt vor dem Fernseher oder hörte Radio. Auch ich wollte dieses

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Jahrtausendereignis als Jugendlicher nicht verpassen. Einzige Bedingung: Ich musste nachmittags vorschlafen. Das wollten meine Eltern so. Heute, 50 Jahre später, kann ich mich noch gut an diesen Moment erinnern. Am 1. Juli 1969 wurde die Vision des ersten Verkehrshaus-Direktors Alfred Waldis Wirklichkeit: die Eröffnung des ersten und grössten Planetariums der Schweiz. Es gehört heute zu den weltweit modernsten Himmelssimulatoren. Über 8,3 Millionen Besucherinnen und Besucher und Tausende von Schulklassen haben sich bisher unter der Planetariumskuppel für den Weltraum und die Raumfahrt begeistern lassen. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Mondlandung werden die

ENTDECKT

Das Dokumentationszentrum

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Besucherinnen und Besucher in der Media World zum Astronauten. Im Museum werden in der Raumfahrtausstellung historische Dokumente und Objekte rund um den Wettlauf zum Mond gezeigt. Sowohl das Planetarium als auch das Filmtheater zeigen Produktionen zur Mondlandung. Und ab dem 9. August zeigt die temporäre Ausstellung «ALL.täglich», wie die Weltraumforschung das Leben auf der Erde verbessert. Rechtzeitig zum Sommerbeginn ist in der Halle Schifffahrt die Themeninsel «Fähren in der Schweiz» eröffnet worden. Ein Originalsteuerstand der Autofähre «Meilen» kann von innen besichtigt werden. Ein spannender Einblick in die Welt der Mobilität auf dem Wasser.

INTERVIEW

Hanspeter Hürlimann, der Bombenentschärfer

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Reisen Sie mit uns auf den Mond oder erleben Sie weitere Attraktionen

FOKUS

in der vielfältigen Ausstellung. Ich wünsche Ihnen einen Sommer voller

Destination Mond

Entdeckungen.

Herzliche Grüsse

Martin Bütikofer, Direktor

IMPRESSUM Herausgeber Verkehrshaus der Schweiz, Lidostrasse 5, 6006 Luzern Mitarbeiter dieser Ausgabe André Küttel (Gesamtverant­ wortung & Anzeigen), Andrea Pfister (Redaktionsleitung) Texte Nando Schoch, Claudia Hermann, Olivier Burger, Heinz Stahlhut, Jean-Luc Rickenbacher, Iwan Stadelmann Layout aformat.ch, Luzern Titelbild Roger Hofstetter Bildquellen Verkehrshaus, Nasa, SBB Historic, Red Bull Media House, Nando Schoch, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, VA-59384 © Urs Mattle, VA-47657, VA-50951, VA-43374 Übersetzung Apostroph Group, Lausanne Korrektorat typo viva, Ebikon Druck LZ Print, Luzern Auflage 23 000 Ex. Wemf-Auflage 17 408 Ex. Erscheinung 4× jährlich Gründung/Jahrgang 2005/4 Preis CHF 4.50/Ex., CHF 18.– pro Jahr Kontakt magazin@verkehrshaus.ch, 041 370 75 75

Offizielle Partner

16 IN MOTION

Die Autofähre


FILMTHEATER

Bestes Zeitdokument

AGENDA FILMTHEATER 10. JULI 2019 | 19.00 UHR JONAS KAUFMANN AUF DER WALDBÜHNE BERLIN

Die Liveübertragung der ersten bemannten Mondlandung war das grösste Medienereignis der noch jungen Fernsehgeschichte. Auch eine Kinodokumentation wird im Auftrag der Nasa während der Mission gedreht, der Film wird aber kein Erfolg. 50 Jahre später bieten die zahlreichen unveröffentlichten Video- und Tonaufnahmen der Produktion die Grundlage für einen einzigartigen Dokumentarfilm.

Eine italienische Nacht – das Konzert zum 50. Geburtstag des Startenors 25. JULI 2019 | 18.00 UHR BAYREUTHER FESTSPIELE LIVE

Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg 28. JULI 2019 | 9.15 UHR FILM-BRUNCH Die Alpen 12. OKTOBER 2019 | 18.55 UHR OPERA LIVE Turandot (Giacomo Puccini) 26. OKTOBER 2019 | 18.55 UHR OPERA LIVE Manon (Jules Massenet)

APOLLO 11 – FIRST STEPS EDITION Werden Sie auf der grössten Leinwand der Schweiz Zeuge, wie Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins zu einem der grössten Abenteuer der Menschheit aufbrechen. Täglich im Filmtheater.

27. OKTOBER 2019 | 17.00 UHR BALLETT LIVE Raymonda

AKTUELLES TAGESPROGRAMM Fly Me To The Moon 3D

AUTOR NANDO SCHOCH

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ie Hälfte aller im Jahr 1969 existierenden Fernsehsender sind zugeschaltet, als die Mondlandefähre «Eagle» mit Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf der O b e r f l ä c h e d e s M o n d e s a u f s e t z t. G e schätz t 500 bis 600 Millionen Zuschauer verfolgen rund um den Globus die TV-Übertragungen am 20. und 21. Juli. Die Sonderse ndung de s Schweize r Fe r nse he ns mit dem 25-jährigen Moderator Bruno Stanek sehen eine Million Zuschauer. Mittendrin im Medientrubel dokumentiert eine Crew rund um den amerikanischen Regisseur Theo Kamecke das Geschehen am Cape Kennedy, dem Star tkomplex in Florida. Gedreht wird im Auftrag der amerikanischen Raumf a h r t a g e ntu r N a s a i m h o c h a u f l ö s e n d e n 70-mm-Format, später soll daraus ein bahnbrechender Film für die Kinosäle in aller Welt

Das Weltraumabenteuer für die ganze Familie. Apollo 11 – First Steps Edition Die Dokumentation zur ersten Mondlandung.

werden. Einige Jahre später wird der Film « M o o nwa l k O n e » a n d e n Fe s ts p i e l e n i n Cannes gezeigt, schaf f t es aufgrund des abnehmenden Interesses der Öffentlichkeit am Raumfahrtprogramm aber nie bis in die Kinos. Die 11 000 Stunden Video- und Audio­ material verschwinden in die Archive der N a s a . Pü n k tl i c h zu m 5 0 - J a h r- J u b i l ä u m wurden die einzigar tigen Aufnahmen nun wieder lokalisiert und digitalisiert. Entstanden ist daraus der Dokumentarfilm «Apollo 11 – First Steps Edition», ein 45-minütiges Stück Zeitgeschichte in atemberaubender, fast surreal anmutender Bild- und Tonqualität. n

Oceans 3D Eine Odyssee durch die Ozeane. Wild Africa 3D Einmal quer durch Afrika. Rocky Mountain Express Mit einer Dampflokomotive durch die Rockies. Wild America Ein Abenteuer durch Amerikas Naturparks. Änderungen vorbehalten.

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MUSEUM ALPINE MOBILITY DAYS DIE SCHWEIZ FLIEGT

Fliegen für den Frieden Die Sonderausstellung «Die Schweiz fliegt!» hat eine Fortsetzung gefunden. Auf dem Wasserbecken in der Arena schwimmt ein Wasserflugzeug der internationalen Non-Profit-Organisation Mission Aviation Fellowship (MAF). Aus der Schweiz sind für MAF zurzeit 23 Piloten und Flugzeugmechaniker international im Einsatz.

Fahrt im TEE Am Wochenende vom 13. bis 15. September 2019 steht Biasca ganz im Zeichen der Mobilität. Die «Alpine Mobility Days» laden ein, Fortbewegungsmittel aus längst vergangenen Zeiten bis hin zu hochmodernen Drohnen und Elektrofahrzeugen zu bestaunen oder gleich zu testen. Das Verkehrshaus der Schweiz ist mit mehreren spannenden Ausstellungsobjekten sowie einem Stand vor Ort. Am Samstag, 14. September, bringt Sie morgens der legendäre Trans Europe Express RAe TEE II von SBB Historic ab Olten oder Luzern direkt aufs Festgelände und am Abend wieder zurück. Geniessen Sie im reservierten 1.-Klasse-Sitzplatz eine entspannte Fahrt über die spektakuläre Gotthard-Bergstrecke. Buchung unter www. tee.sbbhistoric.ch oder Telefon 056 566 52 22

Das Wasserflugzeug wird in das Wasserbecken in der Arena gehievt.

M

ission Aviation Fellowship wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von Veteranen mit dem Ziel gegründet, et was für den Frieden zu tun. Heute nach beinahe 75 Jahren sind 128 MAFFlugzeuge in 26 Ländern stationiert, um Menschen in Notlagen zur Seite z u s te h e n. D i e C e s s n a 18 5 ( PKM C B ) – e i n Wa s s e r f l u g ze u g d e r MAF – flog in 49 Jahren 185 Missio n s e i n s ät ze i n s c hwe r zu g ä n g l ichen Gebieten Borneos. Nach der Instandsetzung durch Lernende der Jet Aviation fürs Museum schwimmt es im Wasserbecken in der Arena des Verkehrshauses. Mit dem Pedalo erkunden die Besucherinnen und Besucher die MAF-Einsatzgebiete.

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Der Flieger als moderner Held Nach einer Überfahrt auf dem Schiff ist der Container Anfang März 2019 in Basel angekommen, wo die Lernenden der Jet Aviation die Flügel ansetzten, den Motor einbauten und die Schwimmer befestigten. «Für uns ein interessantes und etwas anderes Projek t», sagt Lukas Dill, Director Quality Operations bei Jet Aviation in Basel. «An einem kleinen Propellerflugzeug zu arbeiten, das über 23 000 Flugstunden humanitäre Einsätze flog, ist für uns nicht alltäglich. Dies ermöglicht unseren Lernenden den Einblick in einen anderen spannenden Bereich der Fliegerei.» Am 25. Juli 2019 findet der Tag der ­o ffenen Cockpittüren statt: auch die ­M AF-Cessna kann besichtigt werden.

VERKEHRSHAUS

Lehrstellen Auf den 1. August 2020 sind im Verkehrshaus zwei Lehrstellen zu vergeben. Willst du die Lehre zum Fachmann/zur Fachfrau Betriebsunterhalt EFZ (Fachrichtung Hausdienst) oder zum Kaufmann/zur Kauffrau EFZ (Profil E oder M) absolvieren, dann schicke uns dein elektronisches Bewerbungsdossier an personal@verkehrshaus.ch. Die Inserate findest du auf unserer Website.


ITALO DESIGN

Spada Concept

AGENDA MUSEUM 12. JULI 2019 ARENA Swiss Drone League Die erste Drohnen-Meisterschaft der Schweiz besucht das Verkehrshaus. Inmitten der Arena finden die packenden Rennen statt. Als Zuschauer haben Sie die Möglichkeit, mittels FPV-Brille als Co-Pilot mit der Renndrohne mitzufliegen oder einen Flug mit einfachen Drohnen­ modellen auszuprobieren. AB JULI 2019 ARENA Der Mondgang Am eigenen Körper erfahren, wie es sich mit vermeintlich geringerer Schwerkraft anfühlt.

Über seine Zeit bei Zagato sagte Ercole Spada in einem Interview mit «Classic Driver»: «Die Atmosphäre in der Werkstatt hatte schon etwas ganz Eigenes. Während ich das Fahrzeug im Massstab 1:1 auf einer grossen Tafel entwarf, waren die Mitarbeiter hinter mir am Auto damit beschäftigt, meine Ideen und Änderungen sofort umzusetzen. Es war ein angenehmer Arbeitsplatz, weil alle so enthusiastisch bei der Sache waren. Ich war der einzige Designer und genoss enorm viel Freiheit.» In der Halle Strassenverkehr sind diverse Automobile im Spada-Design aus der Lopresto-Kollektion zu bestaunen. Die Ausstellung dauert bis Mitte Oktober.

20.−21. JULI 2019 MEDIA WORLD/ PLANETARIUM Mondlandung Spezialprogramm zu 50 Jahre Mondlandung 25. JULI 2019 MUSEUM Offene Cockpittüren An diesem Tag werden Cockpitführungen durchgeführt. AB 9. AUGUST 2019 MUSEUM

MEDIA WORLD

Moon Shot Sie trainieren Ihren Körper, bereiten sich auf die Mondlandung vor, treffen einen Astronauten auf dem Mond und werden anschliessend in den Strassen New Yorks anlässlich einer Parade gefeiert. Virtual und Augmented Reality machen dies möglich in der Ausstellung «Moon Shot» in der Media World. Auf der Medienwand kann das Weltereignis «Mondlandung» ­e rlebt werden. Rund 150 Videoclips aus den Archiven der Nasa und der SRG dokumentieren die Apollo-11-Mission. Diese Ausstellung entwickelt und umgesetzt vom Verkehrshaus-Partner Red Bull Media House dauert noch bis zum 15. August.

ALL.täglich Temporäre Ausstellung zum Thema, wie die Weltraumforschung das Leben auf der Erde verbessert. 14. SEPTEMBER 2019 MUSEUM HANS ERNI 40-Jahr-Jubiläum Mit Spezialprogramm DAS VERKEHRSHAUS UNTERWEGS Red Bull Alpenbrevet 27. Juli 2019 Alpine Mobility Days, Biasca 13. bis 15. September 2019

Änderungen vorbehalten.

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PLANETARIUM

AGENDA PLANETARIUM Das Planetarium unterwegs 6. JULI, 16. JULI, 7. AUGUST, 4. SEPTEMBER UND 3. OKTOBER | AB 19.15 UHR STERNENNACHT AUF DEM TITLIS

«Capcom Go!» Eine neue Planetarium-Show zeigt die Meilensteine auf dem Weg zur ersten bemannten Mondlandung und thematisiert den Wettlauf zwischen den USA und der Sowjetunion. Die Show trägt den Namen «Capcom Go!». Der Ausspruch gab das entscheidende Signal für die Startfreigabe der Saturn-Rakete.

Das erfahrene Planetarium-Personal erklärt auf 3000 Metern über Meer den Sternenhimmel. Anmeldung unter www.titlis.ch/events AKTUELLES PROGRAMM PLANETEN

Expedition ins Sonnensystem. PLANETARIUM LIVE Aktuelle Himmelsereignisse, live kommentiert. MIT APOLLO ZUM MOND – CAPCOM GO!

Die Show zu den Apollo-Missionen.

Apollo-11-Capcom in Houston, Texas. Von links nach rechts: Charlie Duke, Jim Lovell, Fred Haise. Bild: Nasa.

MONDLANDUNG IM PLANETARIUM

ERDE, MOND UND SONNE Lehrreiche Animationsshow für Kinder. DIE ABENTEUER VON ROSETTA UND PHILAE Familiengerechte Show rund um den Kometen «Tschuri». Änderungen vorbehalten.

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AUTOR NANDO SCHOCH

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in wichtiger Faktor für eine sichere Reise von der Erde zum Mond stellt die Kommunikation zwischen den Astronauten und der Bodenstation dar. Die Nasa hielt es bei den Apollo-Missionen für wichtig, dass nur einzelne Per­ sonen direkt mit den Astronauten im Flug kommunizieren: die sogenannte «Capcom». Der Begriff, eine Wortzusammensetzung aus «capsule» (dt. Kapsel) und «communication», stammt noch aus den Zeiten des Mercury-Programms, als das Raumschiff noch Kapsel genannt wurde. Die Rolle des Kommunikators am Boden wurde häufig von einem ausgebildeten Astronauten ausgeführt, um eine präzise u nd s i tu atio nsg e re c hte Infor m atio ns­ weitergabe sicherzustellen. Minuten vor dem Start der Rakete beginnt die Abfra-

Die Show «Mit Apollo zum Mond – Cap­ com Go!» zeigen wir täglich im Planeta­ rium. Die speziell für Kinder entwickelte Show «Erde, Mond und Sonne» erklärt jeweils samstags um 11 Uhr die wich­ tigsten Gestirne am Nachthimmel.

ge sämtlicher Stationen im Kontrollzentrum mit der wichtigsten Frage: Haben wir e i n « G o»? N u r we n n a l l e B e re i c h e i h r «Go» gegeben haben, steht dem Star t der Rakete nichts mehr im Weg. Die letzte Abfrage geht an Capcom: Wenn die Kommunikation funktioniert und bei den Astronauten alles in Ordnung ist, steht «Capcom Go!» für den Beginn einer spannenden Reise in die Weiten des Alls. n


ENTDECKT

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Jahre Dokuzentrum

Das neue Dokumentationszentrum mit Bibliothekregal und Lesesaal kurz nach der Eröffnung, 24. August 2009.

AUTORIN CLAUDIA HERMANN

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ereits vor zehn Jahren sind die Sammlung Verkehrsarchiv und die Bibliothek in ein neues Zuhause auf dem Verkehrshausgelände umgezogen. Zuvor befanden sie sich seit der Eröffnung des Verkehrshauses 1959 im Eingangsgebäude. Eine grosszügige We nde ltre ppe f ühr te vom Einga ngstra k t hinau f ins ­A rchiv, das gleichzeitig Bibliothek, Lager- und Büroraum war. Gegen die Lidostrasse hin war dieses Obergeschoss mit einer markanten Backsteinmauer abgeschlossen, zum Innenhof öffnete es sich mit einer Fensterfront. Der Luzerner Architekt Otto Dreyer hatte den

Bibliothekregal von Roland Heini 2009, am 18. April 2018 (© Urs Mattle)

Verkehrshaus-Eingangsgebäude mit Archiv im Obergeschoss, um 1960.

Raum mit filigranen Stützen und einer lichten Treppe gestaltet: im Hauptgeschoss die elektrische Rollschrankanlage, Lesepulte und Büro sowie im Emporengeschoss die Bibliotheksregale und der kleine Archivraum. Zentrum für Mobilitätsgeschichte 2009 fand das Archiv im neuen Eingangsgebäude neben Shop und Sälen keinen Platz mehr. Damit tat sich die Chance auf, ein attraktives, den modernen Ansprüchen genügendes Zentrum für die Geschichte der Mobilität Schweiz einzurichten. In einem Studienwettbewerb wurde der Vorschlag des Luzerner Bildhauers und Gestalters Roland Heini ausgewählt. Seine Lösung, den hohen Raum des ehemaligen Verkehrshaus-Restaurants ohne gefährliche Leitern zu erschliessen, überzeugte. Neben der hellen Lese- und Arbeitsecke mit Computer-Terminals bilden die im Wechsel stehenden und «schwebenden» Bücherregal-Würfel ein wichtiges skulpturales Gestaltungselement. Die Archivalien sind seither in einem geschlossenen, klimatisier ten Raum untergebracht. Am 27. Juni 2009 wurde das Dokumentationszentrum feierlich eröffnet. n Mehr Informationen www. verkehrshaus.ch/dokuzentrum

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ZUR PERSON

HANSPETER HÜRLIMANN Hanspeter Hürlimann ist 62 Jahre alt und Leiter der «Bomb Squad», der Entschärfergruppe am Flughafen Zürich. Hürlimann arbeitet seit 39 Jahren bei der Flughafenpolizei, seit 1990 im Bereich der Bombenentschärfungen. In seiner Freizeit geniesst er das Z ­ usammensein mit seiner Familie. Die Flughafenpolizei ist eine Hauptabteilung der Kantonspolizei Zürich und sorgt am g ­ rössten Flughafen der Schweiz rund um die Uhr für sämtliche Polizeiaufgaben wie Kriminal-, Verkehrs-, Sicherheits- und Grenzpolizei. In der Halle Luft- und Raumfahrt bietet die Ausstellung «Gefährliche Gegenstände» faszinierende Einblicke in die Welt der Flughafensicherheit.

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INTERVIEW

Der Entschärfer Ein vergessener oder liegen gelassener Koffer kann die Sicherheit der Flugpassagiere gefährden. Wie gefährlich ein verlassenes Gepäckstück sein kann, beurteilt die Entschärfergruppe der Flughafenpolizei. Zur Hilfe steht auch ein Roboter: Er kann fahren, greifen, Gegenstände verschieben, röntgen und auch schiessen.

AUTOR NANDO SCHOCH

Welche besonderen Aufgaben übernimmt Ihre Dienstgruppe? Die Hauptaufgabe ist die Sicherung oder Entschärfung von gefährlichen oder potenziell gefährlichen Gegenständen: Dies können beispielsweise Gepäckstücke wie Koffer sein. Wie sieht der Alltag im Leben eines Entschärfers aus? «Alltag» gibt es bei der Flughafenpolizei nicht. Jeden Tag begegnen wir wieder neuen Situationen und Herausforderungen. Innerhalb der Polizei ist unsere Gruppe in der Sicherheitsabteilung der Flughafenpolizei organisiert. Wir übernehmen auch Sicherheitspatrouillen und Schulungen für neue Mitarbeiter. Können Sie beschreiben, wie ein typischer Einsatz für Sie aussieht? Ein vergessener oder liegen gelassener Koffer wird durch das Flughafenpersonal der Kantonspolizei Zürich gemeldet. Dieser wird dann von einer Patrouille inspiziert und das geschulte Personal beurteilt vor Ort, ob eine allfällige Gefahr besteht. Falls dem so ist, kommen wir mit unseren speziellen Gerätschaften zum Einsatz, zum Beispiel mit einem Röntgengerät oder unserem Roboter. Wann kommt dieser zum Einsatz? Unser Roboter kommt immer dann zum Zug, wenn ein Gegenstand als gefährlich eingestuft wird. Wir haben die Möglichkeit, den Gegenstand vor Ort unschädlich zu machen oder diesen an einen sicheren Ort zu transportieren, um weitere Kontrollen oder Massnahmen durchzuführen. Zum Glück kommen solche Einsätze nur wenige Male im Jahr vor. Welche Funktionen hat der Roboter? Diese sind genau auf unsere Bedürfnisse abgestimmt: «TEOdor» kann fahren, greifen, Gegenstände verschieben, röntgen und auch schiessen. Wie wird dieser bedient? Wie ein ferngesteuertes Auto. Der Roboter ist mit Kameras ausgestattet und kann so aus der Ferne navigier t werden. Natürlich erfordert die Bedienung stetiges Trai-

ning. Die Schwierigkeit ist es, ein Sensorium für die dritte Dimension zu entwickeln. Es ist wichtig, dass man auf dem Monitor Distanzen und Hindernisse erkennt. Der Roboter kann auch Treppen passieren, dies er forder t ein Gespür für das Gerät. Können Sie sich noch an einen besonderen Einsatz erinnern? Es gab vor einigen Jahren eine heikle Situation mit einem liegen gelassenen Koffer. Der Besitzer des Koffers gab an, einen grünen Koffer zu besitzen, obwohl der Gegenstand schwarz war. Als in der Folge auch unsere Sprengstof f tests positiv ausfielen und das Röntgenbild verdächtig aussah, mussten in der Folge Teile eines Docks geräumt und sogar Flugzeuge weggestossen werden. Zum Glück stellte sich später heraus, dass sich im Koffer keine gefährlichen Gegenstände befanden. Was war der Grund für die Fehleinschätzung? Im Kof fer befanden sich Solarlampen für den Gar ten. ­S olche Kunststeine mit eingebauter Beleuchtung sieht man heute häufiger, damals waren diese bei uns unbekannt. Ausserdem befanden sich im Koffer auch zahl­r ei­ che Lebensmittel, welche die Sprengstofftests verfälschten. Hinzu kam, dass der Koffer an der ursprünglichen Abflugdestination falsch gekennzeichnet wurde und so anstelle von Malaysia, in Zürich landete. Wie werden die Passagiere sensibilisiert, keine Gepäckstücke liegen zu lassen? Es gibt am Flughafen regelmässig Durchsagen und Hinweise auf Monitoren. Natürlich sind auch die Flughafenmitarbeiter geschult und können die Passagiere darauf hinweisen, keine Gegenstände unbeaufsichtigt stehen zu lassen. Was macht für Sie die Arbeit bei der Flughafenpolizei so besonders? Die Flughafenpolizei ist sehr interessant, weil sie viele Tätigkeitsbereiche abdeckt und man mit Passagieren, Besuchern und Personal in Kontakt kommt. Nebenbei ist die Flughafenpolizei auch zuständig für die Grenzkontrolle. Bei die ser Aufgabe be ge gnet man viele n spannenden Personen. n 9


FOKUS

Destination Mond Mit der Inszenierung der Media World zu einem Monderlebnis thematisiert eine weitere Attraktion neben der Raumfahrtausstellung im Verkehrshaus das anstehende Jubiläum 50 Jahre Mondlandung. Die Ausstellung «ALL.täglich» des Raumfahrtmanagements des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt zeigt ab dem 9. August 2019 auf, welchen Einfluss die Weltraumforschung auf das Leben auf der Erde hat.

AUTOR OLIVIER BURGER

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iele Menschen verbinden Raumfahrt mit der Internationalen Raumstation (ISS), mit der Landung auf dem Mond oder mit zukünf tigen Missionen zum Mars. Raumfahrt ist viel mehr. Denn Forschung für die Raumfahrt und Forschung im Weltraum haben Innovationen hervorgebracht, die auch den Erdbewohnern Vorteile bringe n. Satellite nge stüt z te Erdbe obachtung, Kommunikation und Navigation erlauben Wettervorhersage und das Monitoring des Klimas. Bei Überschwemmungen oder Erdbeben liefern Daten und Bilder aus dem All Informationen für die Lagebeurteilung und die Koordination von Einsatzkräften. Flug- und Schiffsrouten organisieren Satellitenbasier te Navigationsdienste sind entscheidend für die Organisation des Schif fs- oder Flugverkehrs. In der Ausstellung ist dies an einem digitalen Globus spielerisch erfahrbar. Im Zeitalter der Digitalisierung braucht es leistungsfähige und schnelle Datenübertragungen. Der Informationsaustausch z wischen Menschen erfolgt somit immer häufiger über das All. Weltraumtechnologien und -wissen sind für die Wirtschaft von wachsender Bedeutung. Die Ausstellung «ALL.täglich» zeigt insgesamt 30 Themen, über 50 Modelle und teilweise interaktive Exponate sowie rund 100 Filme und Animationen. Die Ausstellung umfasst die fünf Themen «Wohnen und Arbeiten», «Gesundheit und Ernährung», «Mobilität und 10

Kommunikation», «Reisen und Freizeit» sowie «Wissen und Bildung». Präsentiert werden sie in überdimensionierten Rollkoffern. QR-Codes liefern Hintergrundinformationen. Für Laien und Experten Die temporäre Ausstellung im Verkehrshaus ab dem 9. August 2019 richtet sich sowohl an eine breite Öffentlichkeit als auch an Experten. Die Informationen und Inhalte sind empfängergerecht aufbereitet. Visualisierung, Animationen oder Erklär-Filme erklären den Nutzen der Raumfahr tforschung. Wissenschaf tliche Erklärungen und weiter führende Informationen ermöglichen einen vertieften Einblick. Darüber hinaus hat die Ausstellung junge Besucherinnen und Besucher, Schüler und Studenten im Fokus. Monderlebnis in der Media World Die Apollo-11-Mission brachte die ersten Astronauten auf den Mond und wieder zurück zur Erde. Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Mondlandung werden die Besucherin und der Besucher in der Media World zu ­A stronauten. Sie trainieren ihren Körper, bereiten sich auf die Mondlandung vor, treffen einen Astronauten auf dem Mond und werden anschliessend in den Strassen New Yorks anlässlich einer Parade gefeiert. Virtual und Augmented Reality machen dies möglich. Auf der Medien­ wand kann das Weltereignis «Mondlandung» erlebt wer-


RUBRIK

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1 M onderlebnis «Moon Shot» in der Media World. 2 D ie Entwicklung der Raketentechnologie in der Raumfahrtausstellung. 3 W erde in der Media World zum Astronauten. 4 U mweltsatelliten messen täglich die Luftqualität. 5 P räsentation der Ausstellung «ALL.täglich» in überdimensionierten Rollkoffern.

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den. Rund 150 Videoclips aus den Archiven der Nasa und der SRG dokumentieren die Apollo-11-Mission und weitere bedeutende Events. Diese vom VerkehrshausPartner Red Bull Media House entwickelte und umgesetzte Ausstellung dauert noch bis zum 15. August. Raumfahrt entdecken Die Raumfahrtausstellung zeigt historische Dokumente und Objekte rund um den Wettlauf zum Mond der ersten bemannten Landung. Im einzigartigen Raumwandler, einem begehbaren Würfel, kann die Orientierungslosigke it in e ine r Raumkapse l se lbe r e r le bt we rde n. Ein Grossmodell der ISS zeigt die faszinierende Raumsta­ tion. Im Juli werden die Besucher mit der Mondgang-­ Attraktion am eigenen Körper erfahren, wie es sich mit vermeintlich geringerer Schwerkraft anfühlt, sich fortzubewegen. n

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KIDS

Schau genau hin! 1

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Welche beiden ich? Astronauten sind gle

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50 Jahre Mondlandung – mit Schweizer Beteiligung

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War die Mondlandung 1969 tatsächlich «ein grosser Sprung für die Menschheit»? Heute lässt sich der historische Satz von Neil Armstrong beurteilen: 14 Autoren aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten ziehen in diesem Buch Bilanz und kommen zu unterschiedlichen Einschätzungen: Vom Astronauten bis zum Theologen, von den Porträts aller zwölf Männer, die auf dem Mond standen bis zum Sonnensegel-Team der Universität Bern. Illustriert mit vielen Bildern. Übrigens: Der Verkehrshaus Shop hat 365 Tage im Jahr für Sie geöffnet. Sie finden ausgewählte Artikel auch online unter shop.verkehrshaus.ch


EIN

KURATOR ERZÄHLT

HABEN SIE

GEWUSST,

DASS … … die Schweiz das dichteste Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln der Welt hat? Das gesamte Netz des öffentlichen Verkehrs ist 26 379 Kilometer lang und bietet den Reisenden durchschnittlich eine Haltestelle pro ­K ilometer. Auch abgelegene Täler und Regionen erreicht der Reisende mühelos mit dem öffentlichen ­Verkehr. Das Schweizer Schienennetz ist das am dichtesten ­b efahrene der Welt. … die ersten Lebewesen im Weltall Fruchtfliegen waren? Die ersten Tiere im Weltraum waren Fruchtfliegen. Die USA schickten sie im Februar 1947 in ­e iner Rakete ins All, um die Wirkung der Strahlung in grosser Höhe zu untersuchen. Anschlies­ send k­ ehrten die Fruchtfliegen lebend auf die Erde zurück.

… das teuerste Auto der Welt von Fussballstar Cristiano Ronaldo gekauft wurde? Der Bugatti «La Voiture Noire» aus französischer Fertigung ist das ­d erzeit teuerste Auto, für das es eine Strassenzulassung gibt. Beim Preis des Wagens schwanken die Angaben zwischen 980 000 und 15 Millionen Franken. Dieser hand­ gefertigte Bugatti kann bis auf 420 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Für diese Spitzengeschwindigkeit sorgen über 1500 PS.

… der höchstgelegene Bahnhof in Europa in der Schweiz liegt? Der höchstgelegene Bahnhof ­E uropas befindet sich auf dem Jungfraujoch, rund 3454 Meter über Meer. Die Jungfrau-Bahn über­ windet auf einer Länge von 9,34 Kilometern fast 1400 Höhenmeter. Seit dem 1. August 1912 ­f ahren die Züge von der Kleinen Scheidegg bis aufs Jungfraujoch.

HEINZ STAHLHUT

Liebe auf Distanz: Ein Neuzugang im Hans Erni Museum Eine wichtige Aufgabe von Museen ist das Sammeln. Ob nun Dampfschiffe oder Kunstwerke, stets geht es darum, diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und für spätere Generationen zu erhalten. Leider können Museen längst nicht alle Mittel für diese zentrale Pflicht aufwenden, sondern müssen Miete und Personalkosten zahlen. Umso dankbarer ist ein Museumsleiter daher, wenn er Schenkungen entgegennehmen darf, die empfindliche Lücken in den Sammlungsbeständen schliessen wie die jüngsten Neuzugänge, die das Hans Erni Museum aus dem Nachlass eines Stiftungsratsmitglieds erhielt. Zu diesen Neuerwerbungen gehört das eindrückliche Gemälde Pyramus und Thisbe. In Tempera auf Pavatex stellt Erni hier die berührende, seit der Antike bekannte Geschichte eines Liebespaares dar, das – wegen der Feindschaft seiner Eltern getrennt – nur durch einen Spalt in der Hausmauer miteinander sprechen kann. Auf der Flucht der beiden vor ihren Eltern führen tragische Verwechslungen zum Tod der Liebenden. Der Stoff wurde immer wieder aufgegriffen, so von William Shakespeare in Romeo und Julia oder in der Kunst vom Dürer-Schüler Hans Baldung Grien (1484–1545). Während oft der tragische Tod des Paares im Mittelpunkt steht, stellt Erni ihr Gespräch durch die Mauer dar: Man sieht wie von oben auf Mann und Frau, die rücklings auf dem Boden liegen. Ihren Blick haben sie auf den Spalt in der Mauer gerichtet, die von einem markanten Strich durch die ­B ildmitte versinnbildlicht wird. Die durch­ gehende Spiralform der Augenpaare stellt die Verbindung zwischen den beiden ­g etrennten Liebenden her. Hans Erni: Pyramus und Thisbe, 1941, Tempera auf Pavatex, 54,5 × 78,5 cm, Hans Erni-Stiftung, Schenkung aus dem Nachlass Paul und Doris Erni-Schäppi © Hans Erni-Stiftung, Luzern; © Foto Andri Stadler, Luzern.

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Unterwegs in Europa Jonas Minder (14) zeichnet und bastelt seit seiner Kindheit sehr gerne und oft. Sein liebstes Motiv sind Schiffe. Diese stellt er auch als 3D-Bilder dar. Im Fach Geografie hat er sich mit dem Thema «Reisen in Europa» beschäftigt. Für das Titelblatt des Geografieheftes hat er sich von der Mobilität auf der Schiene, auf dem Wasser, auf der Strasse und in der Luft inspirieren lassen. Danke, Jonas, für deine Einsendung, mach weiter so! Jetzt Mitglied werden www. verkehrshaus.ch/member

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Fähren in der Schweiz Die Schweiz ist mit ihren zahlreichen Seen und Flüssen das «Wasserschloss Europas». Das Überqueren der Gewässer mit Fähren ist für den Verkehr und den Transport innerhalb des Landes elementar. Für das Navigieren sind Fähren auf innovative Antriebssysteme wie den Voith-Schneider-Propeller angewiesen. Ein Einblick in die spannende Welt der Fähren.

AUTOR JEAN-LUC RICKENBACHER

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er in der Stadt Zürich in den Stau gerät, mag sich fragen: Hätte es nicht eine bessere Möglichkeit gegeben, ans andere Seeufer zu gelangen? Die Benützung der Autofähre zwischen Horgen und Meilen ist eine beliebte Alternative. Die Vorteile liegen auf der Hand: Anstatt die stauanfällige Grossstadt Zürich zu durchqueren oder auf den Seedamm auszuwe i c h e n, kö n n e n s i c h Ve r ke h r ste i l n e h m e r au f d e n «schwimmenden Brücken» einige Minuten Erholung gönnen. Autofähren verkehren in der Schweiz auf dem Zürichsee, auf dem Bodensee zwischen Konstanz und Meersburg sowie Romanshorn und Friedrichshafen und auf dem Vierwaldstättersee von Beckenried nach Gersau. Daneben existieren zahlreiche Personenfähren, die vorwiegend touristisch genutzt werden.

über einen bestimmten Flussabschnitt zu bringen. Im Zuge des Baus von Eisenbahnen entstand ein besonderer Fährentyp: die Trajektschiffe. Statt die Fracht zeitaufwendig von den Wagen auf die Schiffe umzuladen, sind sie in der Lage, ganze Eisenbahnwagen zu transportieren. Eine wichtige Rolle spielte der internationale Trajektverkehr auf dem Bodensee, wo bereits 1869 eine Verbindung zwischen der Schweiz und Deutschland bestand. Ab den 1920er-Jahren transportierten sie sowohl Eisenbahnen als auch Autos. Die verbesserte Erschliessung durch Bahnlinien rund um den Bodensee liess die Bedeutung der Eisenbahntrajek te nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgehen. Die Verbindung zwischen Romanshorn und Friedrichshafen wurde 1976 eingestellt. Die Trajektschiffe «Romanshorn» und «Rorschach» wurden anschliessend zu reinen Autofähren umgebaut.

Ein Stück Verkehrsgeschichte Fähren ermöglichen es, Personen, Kraftfahrzeuge und Waren ohne Umweg vom einen ans andere Ufer zu bringen. Im Mittelalter verfügten die jeweiligen Grundherren über das Recht, Personen und Güter mit einer Fähre

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Innovative Antriebssysteme Bei der Vielzahl an Gewässern sind verschiedene Antriebe nötig, um die Fähren sicher ans andere Ufer zu bringen. Mehrere Personenfähren sind an ein über den

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Fluss gespanntes Gierseil angebunden. Als Antrieb wird gezielt die Strömung ausgenutzt. Elek trische Fähren speisen ihre Energie mithilfe eines Solarpanels (Solarfähren) und/oder werden von einem Elektromotor angetrieben. Ihre hohe Manövrierfähigkeit verdanken die Autofähren der Zürichsee-Fähre Horgen-Meilen AG dem Voith-Schneider-Antrieb. Die am Bug und Heck installierten Propeller sind sowohl Antrieb als auch Steuerung.

1 D as Trajektschiff «Rorschach» auf dem Bodensee. 2 D as Fährschiff «Schwan» war 36 Jahre lang in Betrieb. 3 D ie Autofähre «Tellsprung» auf dem Vierwaldstättersee. 4 S eit 2017 ist die neue «Meilen» das Juwel auf dem Zürichsee. 5 D as Fährschiff «Romanshorn» diente in den 1970er-Jahren als Briefmarkensujet.

Verbindung zwischen «Goldküste» und «Pfnüselküste» Die Geschichte des Fährenbetriebs auf dem Zürichsee steckt voller Hochs und Tiefs. 1933 nahm das Fährschiff «Schwan» den Betrieb zwischen Horgen und Meilen im Halbstundentakt auf. Die gesamte Motorenanlage hatte die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur geliefert. Wegen des Zweiten Weltkriegs musste der Fährbetrieb zwischen 1942 und 1946 eingestellt werden. In der Nachkriegszeit stiegen die Frequenzen stark an. Bis 1969 hatte das 36 Jahre alte Schif f seit der Inbetriebnahme 4 186 265 Personen, 527 590 Autos, 40 310 Lastwagen und Cars, Tausende von Velos, Fuhrwerken und Handwagen sowie 11 637 Tiere hin- und hertransportiert. Wegen der hohen Nachfrage musste die Flotte mehrmals ausgebaut werden. Zur Fährenfamilie stiess zuletzt im Jahr 2017 das neue Schiff «Meilen». Der Steuerstand und weitere Originalobjekte der Autofähre «Meilen» sind in der Halle Schifffahrt im Verkehrshaus ausgestellt.

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KURZINTERVIEW

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Ich betreue den internationalen ­Tourismus und den Eventbereich in der Schweiz. In beiden Bereichen gehe ich auf mögliche Besucher oder Kunden zu, oft bin ich dazu in der ganzen Welt unterwegs.

nach

gefragt

Christan Keil Sales Manager

Weshalb arbeitest du im Verkehrshaus? Das Verkehrshaus hat mich schon bei meinem ersten Besuch in Luzern vor 17 Jahren fasziniert. Es ist ein Haus voller Geschichten und ich sehe es als eine meiner Aufgaben, diese Geschichten in die weite Welt hinauszutragen.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders? Menschen zu begeistern! Ob ich an einem Sonntag um 9 Uhr hunderte asiatische Touristen begrüsse und Geschichten erzähle oder ob ich nach einer Verkaufsreise in Indien im Zug von Zürich nach Luzern ein junges Pärchen vom Verkehrshaus über­ zeuge: Es macht Spass! Welche Länder hast du in deinem ersten VHS-Jahr schon bereist? Ich war bereits in Indien, China, ­Taiwan, Südkorea und in England. Weitere Reisen werden natürlich ­folgen. Die südkoreanische Kultur hat mich am meisten beeindruckt. Wie bist du Sales Manager geworden? Als ich vor acht Jahren nach Luzern gezogen bin, wollte ich immer im

i­ nternationalen Tourismus tätig sein. Persönlich bin ich davon überzeugt, dass man als Verkäufer sehr gerne auf Menschen zugehen muss und sich auf neues Terrain wagen soll. Das Wichtigste ist, begeistert zu v­ erkaufen. Welche Fähigkeiten sind bei deinen Tätigkeiten besonders gefragt? Kommunikation, Begeisterungs­ fähigkeit und Flexibilität sind sehr wichtig; aber am wichtigsten ist die Authentizität. Unsere Besucher und Kunden vertrauen und kaufen dein Produkt nur, wenn du ehrlich und selbst davon überzeugt bist. Welche Attraktion im Verkehrshaus schätzt du persönlich am meisten? Die Livemap Switzerland und die neue Augmented-Reality-App dazu. Diese technologische Weiterentwicklung öffnet der touristischen Vermarktung der Schweiz neue Türen. Welche neue Attraktion im Museum würdest du gerne entwickeln? Eine Gondelbahn vom Schwanenplatz ins Verkehrshaus. Es würde die Ingenieurskunst der Schweiz auf­zeigen.

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