Neuigkeiten aus dem Verkehrshaus der Schweiz
FOKUS ERLEBNIS
RAUMFAHRT INTERVIEW DIE BUSFAHRERIN IN MOTION DIE LOK 7
Dezember 2020 | Nr. 43
INHALT
3 PLANETARIUM
Treffen zweier Riesenplaneten Im Wechselbad der Gefühle In seiner über 60-jährigen Geschichte hat das Verkehrshaus der Schweiz eine solch anspruchsvolle Zeit noch nie erlebt. Wir sind ein Betrieb, der 365 Tage im Jahr offen ist. Vom 16. März bis 11. Mai 2020 war das meistbesuchte Museum der Schweiz behördlich geschlossen. Wenn ich zur Arbeit ging, herrschte in der Arena eine ungewöhnliche Ruhe. Es fehlten das emsige Treiben beim Kids Cargo, die Pedalo f ahrenden Besucher und das Lachen von glücklichen Kindern und Erwachsenen.
7 ENTDECKT
Ferien in der Schweiz
Nach der Wiedereröffnung im Mai mit Schutzkonzept dachten wir, dass der Weg zur Normalität ein schwieriger werden könnte. Wir gingen davon aus, dass es Monate dauern würde, bis wir wieder unbeschwert Ausstellungen eröffnen, Anlässe durchführen sowie Filme und Shows zeigen können. Die Sommermonate und insbesondere der Monat Oktober haben uns eines Besseren belehrt. Gäste aus der ganzen Schweiz haben uns zahlreich besucht und für erfreulichen Umsatz gesorgt. Der Erhalt der Baubewilligung für das neue Mehrzweckgebäude mit Aus-
8
stellungsraum und Büroflächen im Frühjahr war ein weiterer erfreulicher Moment. Aktuell drücken die neuen Covid-Bestimmungen wieder auf die Stimmung. Die Anzahl Besucher im Planetarium und im Filmtheater ist auf 50 beschränkt. Die Absagen im Bereich Kongresse und Events reissen nicht ab. Trotzdem
FOKUS
m öchte ich mich bei allen, die uns dieses Jahr besucht haben und noch besuchen
Das Raumfahrterlebnis
werden, bedanken. Sie trugen und tragen dazu bei, dass im Verkehrshaus wieder Leben einkehrt(e). Lesen Sie im Verkehrshaus Magazin, was Sie neu bei uns alles entdecken und e rleben können. Ein Höhepunkt war dieses Jahr der Transport der Lok 7 von L uzern nach Vitznau (Seiten 18 und 19). Zudem wurde die Raumfahrt-Ausstellung mit neuen Attraktionen teilerneuert. Freuen Sie sich auf ein abwechslungsreiches Festtagsprogramm.
12
Ich wünsche Ihnen eine entspannte Adventszeit, frohe Festtage und einen guten Start ins neue Jahr. Bleiben Sie dem Verkehrshaus auch in Zukunft treu und erneuern Sie Ihre Mitgliedschaft. INTERVIEW
Herzliche Grüsse
Martin Bütikofer Direktor Verkehrshaus der Schweiz IMPRESSUM Herausgeber Verkehrshaus der Schweiz, Lidostrasse 5, 6006 Luzern Mitarbeiter dieser Ausgabe André Küttel (Gesamtverantwortung & Anzeigen), Olivier Burger (Redaktionsleitung) Texte Olivier Burger, Marc Horat, Heinz Stahlhut, Lorenz von Felten, Damian Amstutz, Manuel Huber, Stefanie Uwer, Jean-Luc Rickenbacher, Claudia Hermann, Melanie Weber, Michael Kretz Layout aformat.ch, Luzern Titelbild Rigi Bahnen Bildquellen Pius Koller, VBL, Rigi Bahnen, E&S, Andri Stadler, Michael Kretz, Olivier Burger, Lindt & Sprüngli, VA-11172, VAE-20100329, VA-11260, Pathé, MacGillivray Freeman Films, K2 Studios Australia, Verkehrshaus, Stephan Boegli, VA-45893, VA-60960, VA-47088, VA-60957, VA-60967, ZFV, Alpamare Übersetzung Apostroph Group, Lausanne Korrektorat typo viva, Ebikon Druck Engelberger Druck AG, Stans Auflage 23 000 Ex. Wemf-Auflage 17 408 Ex. Erscheinung 4× jährlich Gründung /Jahrgang 2005/4 Preis CHF 4.50/Ex., CHF 18.– pro Jahr Kontakt magazin@verkehrshaus.ch, 041 375 75 75
Offizielle Partner
Stefanie Brunner, Fahrdienstmitarbeiterin bei den Verkehrsbetrieben Luzern
18 IN MOTION
Die Geschichte der Lok 7
PLANETARIUM
Jupiter trifft Saturn
AGENDA PLANETARIUM TAGESPROGRAMM Mission Erde
Ausblick auf unseren Heimatplaneten. Welten jenseits der Erde
Expedition ins Sonnensystem. Planetarium LIVE Aktuelle Himmelsereignisse, live kommentiert. Reise ins Universum LIVE
AUTOR MARC HORAT
Einer der Höhepunkte des Himmelsjahres 2020 ist eine enge Begegnung des Planetenriesens Jupiter mit dem Herrn der Ringe Saturn. Am 21. Dezember sehen wir nach Sonnenuntergang die beiden grössten Planeten unseres Sonnensystems von blossem Auge quasi als ein einziges Gestirn am Abendhimmel. Historisch kündigten solche Ereignisse meist etwas Bedeutendes an, so vielleicht auch vor mehr als 2000 Jahren.
D
er Nahe Osten im November des Jahres 7 vor Christus. Es wird Nacht und sofor t fallen zwei eng beieinanderstehende, helle Punkte am Himmel auf. Im Laufe des folgenden Jahres sollte sich dies noch z wei Mal wiederholen: Der Königsstern (der Planet Jupiter) und derjenige des jüdischen Volkes (Saturn) trafen im Himmelgebiet (dem westlichen Teil des heutigen Sternbilds Fische) insgesamt drei Mal aufeinander. Einige Astronomen und Historiker sehen in dieser Konstellation eine mögliche Erklärung für den Stern von Bethlehem des Matthäusevangeliums, der den drei Weisen damals den Weg gewiesen haben soll. Mit Feldstecher beobachten Am 21. Dezember 2020 haben die beiden Riesenplaneten wiederum eine sehr enge Begegnung, sie kommen sich sogar einiges näher als vor über 2000 Jahren. Jupiter und Saturn erscheinen dann prak tisch als ein
einziger, sehr heller «Stern» nach Sonnenuntergang r elativ tief am Südwesthorizont. Im Feldstecher kann man sie dann gemeinsam mit ihren grösseren Monden und dem imposanten Ring des Saturn bequem beobachten. In Wirklichkeit sind die b eiden Gasriesen Millionen von Kilom etern voneinander entfernt, per Zufall sehen wir sie von unserer irdischen Beobachtungsstation aus aber praktisch in einer Linie. In der Fachsprache wird dies Konjunk tion genannt. Über den Lauf einiger Tage kann man sich dann bewusstmachen, dass sich die Planeten auf ihren Bahnen bewegen: Nach dem 21. Dezember wird sich der Abstand zwischen den beiden laufend vergrössern, so dass für einmal die Himmelsmechanik an einem schönen Beispiel in Echtzeit verfolgt werden kann. n
Die Suche nach fremden Welten. Expedition Korallenriff
Eintauchen in die Welt der Korallen. Aurora
Geheimnisvolle Lichter des Nordens. Änderungen vorbehalten.
PROGR AMMTS UND TICK E .ch rshaus ww w.verkeh 75 75 375 Telefon 041
Die Astronomische Jahresvorschau 2021 findet am 16. Januar 2020, 19 Uhr, im Verkehrshaus Planetarium statt.
3
MUSEUM
HANS ERNI MUSEUM
Kinderworkshop Das Hans Erni Museum im Verkehrshaus bietet neu für Kinder ein besonderes Erlebnis: Der Kinderworkshop beinhaltet einen Rundgang durch das Museum des b ekannten Luzerner Künstlers und lädt ein, Bilder selber zu gestalten.
AUSSTELLUNG STRASSENVERKEHR
Fototermin mit Cancellara Der Cancellara-Fotospot im Themenbereich Radsport lädt ein, A ufnahmen mit der ganzen Familie zu machen. Ob Selfies für Social Media oder ein Erinnerungsbild für Bekannte und Verwandte: Der Spass ist garantiert. Fabian Cancellara ist einer der erfolgreichsten Radrennfahrer der Gegenwart. Dem ehemaligen Sportler widmet das Verkehrshaus eine eigene Ausstellung. Sie zeichnet seine einzigartige Sportlerkarriere nach. Im Fahrtwindsimulator erleben die Besucherinnen und Besucher, wie ein Radprofi gegen den Wind fährt. Bild «90, rue Lamarck» von Hans Erni.
AUTOR HEINZ STAHLHUT
Z
uerst schauen wir die Ausstellung an und sprechen darüber, was wir sehen, wer diese Kunst gemacht hat und was sie bedeuten könnte. Davon inspiriert, zerschneiden wir danach Zeitschriften, kleben die Papierschnitte auf, bemalen sie nach Lust und Laune mit Buntstiften und schaffen so Collagen und farbige Zeichnungen. Sein kleines Kunstwerk kann jedes Kind mit nach Hause nehmen. Den Anlass leiten abwechselnd M alin Widén und Martin Gut. Malin Widén arbeitet als Illustratorin, Kinderbuchautorin und Pädagogin im Bereich der Kunstvermittlung. Der Künstler Martin Gut führt seit Jahren Workshops für Kinder durch. Dauer: 90 Minuten, maximal 8 K inder (ohne Begleitperson); ideales Alter 6 bis 12 Jahre. Kosten: CHF 250.– pauschal (inkl. Museumseintritt), Begleitperson CHF 32.– (Eintritt Museum). Wir freuen uns auf viele kunstbegeis terte Kinder!
Anmeldung: Telefonisch unter 041 375 74 05 oder per Mail an c onference@verkehrshaus.ch 4
AGENDA VERKEHRSHAUS
BAUSTELLE
Neue Ausstellungshalle Das Verkehrshaus der Schweiz plant anstelle der alten Schienenhalle 1 aus dem Jahr 1959 ein neues Mehrzweckgebäude mit Ausstellungsraum und Büroflächen. Die Baubewilligung ist bereits erteilt, eine Beschwerde vor dem Kantonsgericht wurde abgelehnt. Das 38-Millionen-Franken-Projekt startete im September mit dem Rückbau. Die Bauzeit wird gut zweieinhalb Jahre dauern. Im 21 Meter hohen Gebäude entstehen im oberen Geschoss neue Arbeitsplätze für die Verkehrshaus-Mit arbeiter. Mit den Arbeiten soll auch ein zweiter Museumseingang Seite Haldenstrasse angelegt werden. Für die Architektur des Gebäudes sind die Gigon/ Guyer Architekten verantwortlich. In der Rubrik «Neubau MZG» auf der Verkehrshaus-Website wird in einem Baublog über den Baufortschritt informiert.
04.−06.12.2020 RARITÄTENVERKAUF
Sammlerobjekte, Bücher und Modelle aus dem Fundus des Verkehrshauses 10.10.2020 KÜNSTLERGESPRÄCH Géraldine Honauer und Patricia Bonola Jacomella unterhalten sich in der Ausstellung «Kunst-Stoff Plastik» im Hans Erni Museum DEZEMBER ERÖFFNUNG BRASSERIE
Neuinszenierung Restaurant und K affeebar Änderungen abhängig von den Vorgaben des BAG vorbehalten.
NDE R E VENTK ALhaEus.ch rs ww w.verkeh M MIT UN SE RE
ER NE WSLFEDETMTLA UF ENDE N
ST ET S AU ewsletter rshaus.ch /n ww w.verkeh
MEDIA WORLD
Der Traum vom Fliegen Fliegen durch virtuelle Welten − und dabei erst noch fit werden: Das ist Icaros. Die Spieler halten auf dem Gerät in der «Plank-Haltung» das Gleichgewicht und fühlen sich, als ob sie an einem Flugdrachen hängen. Der eigene Körper wird zum Joystick. Die Besucherinnen und Besucher fliegen durch das spektakuläre Bergpanorama des Engadins. Mit der gleichen Technologie kann auch ein Motorradrennen gefahren werden.
5
AGENDA PLANETARIUM PLANETARIUM D’WIEHNACHTSGSCHICHT DEZEMBER 2020 Ein animiertes Bilderbuch erzählt die Geschichte von Maria und Josef.
DAS FESTTAGSPROGRAMM
LICHTER DES NORDENS DEZEMBER 2020 Das Polarlicht gehört zu den wunder barsten Naturerscheinungen, die man auf unserer Erde erleben kann. Wie entstehen Polarlichter und ihre Farben pracht? Gibt es auf anderen P laneten auch Polarlichter? Antworten liefert Ihnen diese magische Planet arium-Show. «SCHTERNENFEISCHTER» MIT ANDREW BOND 27. /28. /30. DEZEMBER 2020 Kinderkonzert unter der Kuppel.
NACHTS IM MUSEUM
MÄRCHEN FÜR ERWACHSENE 12. DEZEMBER 2020 Mythen und Märchen zu den G estirnen: Erleben Sie Sternstunden.
Jeden Samstag, 5. Dezember bis 9. Januar, 17.30 Uhr Schliessen Sie Ihren Besuch mit einem nächtlichen Rundgang ab und erleben Sie das Museum ganz neu. Wir entführen Sie, ausgerüstet mit Taschenlampe, zu den spannendsten Objekten in unserer Ausstellung.
Änderungen vorbehalten.
AGENDA FILMTHEATER PLANETARIUM DER ZAUBERER VON OZ 21. DEZ. 2020 BIS 2. JAN. 2021 Mit «Der Zauberer von Oz» läuft ein wahrer Weihnachtsklassiker auf der grossen Filmtheater-Leinwand. Der Film aus dem Jahr 1939 verzaubert die kleinen und grossen Zuschauer bis heute. Begleiten Sie Dorothy auf ihrer abenteuerlichen R eise durch das magische Land Oz. TATSÄCHLICH LIEBE 21. DEZ. 2020 BIS 3. JAN. 2021 Im Spielfilm «Tatsächlich Liebe» entwickeln sich parallel zehn herzerwär mende Liebesgeschichten. E ntfliehen Sie dem Weihnachtsstress und t auchen Sie ein in eine romantische Weihnachtskomödie. DINNER FOR ONE 29. DEZ. 2020 BIS 1. JAN. 2021 Über die Silvestertage zeigen wir zum Jahresabschluss den Silvesterklassiker schlechthin: «Dinner for One». Der 18-minütige Schwarzweiss-Sketch aus dem Jahr 1961 kann mit dem Tagespass kostenlos besucht werden. SILVESTERKONZERT 31. DEZEMBER 2020 Das Silvesterkonzert der Berliner Philhar moniker übertragen wir live aus Berlin. Geniessen Sie den Ausklang des Jahres mit Gitarrist Pablo Sáinz V illegas, unter der Leitung des Chefdirigenten Kirill Petrenko. Änderungen vorbehalten.
LINDT-TEDDYBÄR KREIEREN 28. November bis 24. Dezember, ab 13 Uhr Giessen Sie unter der fachkundigen Anleitung des Lindt Maître Chocolatier einen Schoko- Teddybären und verzieren Sie Ihre Kreation ganz nach Ihrem Geschmack. Der Preis pro Bär beträgt CHF 12.–. Aufgrund der beschränkten Teilnehmerzahl empfehlen wir eine Anmeldung online unter v erkehrshaus.ch/weihnachten. Für Kinder ab 6 Jahren.
D’WIEHNACHTSGSCHICHT Ab 29. November, Verkehrshaus Planetarium Werden Sie ein Teil der traditionellen Weihnachts geschichte im Verkehrshaus Planetarium! Inmitten eines riesigen, animierten Bilderbuches begleiten Sie Maria und Josef von der Verkündigung des Engels in Nazareth bis zur Zimmers uche im überfüllten Bethlehem. Treffen Sie auf dem Feld die Hirten und finden Sie mit ihnen z usammen das Kind in der Krippe. Für Kinder ab 4 Jahren.
ENTDECKT
Kampagne zur Arbeitsbeschaffung während des Zweiten W eltkrieges (1940).
Ferien in der Schweiz AUTOR LORENZ VON FELTEN
S
eit Ende des 18. Jahrhunder ts entwickelte sich die Schweiz zu einer weltweit bekannten Tourismusdestination. Die Faszination für die Alpenwelt, die Erschliessung der Berge und die ab 1845 aufkommende Eisenbahn sind mit dieser Entwicklung eng verbunden. Langsam, aber stetig etablier te sich der Fremdenverkehr im ganzen Land. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 setzte dem touristischen Wachstum ein Ende. Die Erholung in der Zwischenkriegszeit währte nur kurz, denn mit dem Be-
Prospekt «Ferien in der Schweiz» (1964).
ginn des Zweiten Weltkrieges 1939 brach der Tourismus erneut zusammen. Danach profitierte der Fremdenverkehr vom Wirtschaftsboom, der ab den 1950er-Jahren einsetzte, und entwickelte sich bis heute zu einer der wichtigsten Exportindustrien. Macht Ferien – schafft Arbeit Die aktuelle Corona-Krise stellt für die Schweizer Reisebranche die wohl grösste Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg dar. Der Tourismus ist durch den Lockdown und die Reisebeschränkungen prak tisch zum Erliegen gekommen. Die Parole «Macht Ferien in d e r S c hwe iz!» d e s Fin a nzm in iste r s B u nd e s rat Ue li M aurer und des Wir tschaf tsministers Bundesrat Guy Parmelin helfen mit, dass deutlich mehr Schweizer und Schweizerinnen ihre Ferientage in der Heimat verbringen. Die ausbleibenden ausländischen Gäste können damit jedoch nicht in allen Regionen kompensiert werden. Bereits in der Vergangenheit liefen immer wieder Kampagnen, mit denen die Schweizer Bevölkerung motiviert wurde, ihre Ferien im eigenen Land zu geniessen. Die abgebildeten Plakat- und Prospektbeispiele sowie viele weitere Dokumente und Literatur zum Thema sind im Dokumentationszentrum vorhanden. Sie können auf Vo r a n m e l d u n g vo n D i e n s t a g b i s Fre i t a g z w i s c h e n 14 und 17 Uhr studiert werden. n
Plakat der Schweizer Verkehrszentrale (um 1965).
7
FOKUS
Eintauchen ins Weltall Die Raumfahrt-Ausstellung wurde teilweise erneuert. Der neue Ausstellungsteil lädt ein, den Mars sowie die Tiefen des Weltalls zu erkunden. Gleichzeitig zeigt er auf, welchen Nutzen Satelliten für unser Leben auf der Erde haben.
1 2
AUTOR DAMIAN AMSTUTZ
N
ichts dauer t ewig, auch nicht die permanente Raumfahrt-Ausstellung. Selbst diese – im Unterschied zu Sonderausstellungen – zeitlich nicht b egrenzte Präsentation von Exponaten muss sich verändern, um aktuell zu bleiben. So wurde sie im Jahr 2016 komplett erneuert, und dank dem Engagement von treuen Partnern des Verkehrshauses durfte sie eine erste wesentliche E rweiterung erfahren. Willkommen auf dem Mars In einem neuen, grosszügig gestalteten Raum stossen die Besucherinnen und Besucher auf drei originalgrosse Nachbildungen von Mars-Rovern und einer Marslandschaft, die noch realistischer gestaltet ist als bisher. Neu werden sie von einer Helikopterdrohne ergänzt, wie sie im nächsten Jahr den Roten Planeten erkunden soll. Für den anspruchsvollen Einsatz auf dem Mars wurden in alle vier Fahrzeuge Elektromotoren der Obwaldner Firma Maxon Motor eingebaut. Maxon ist es auch zu verdanken, dass die neue Mars-Themeninsel realisiert werden konnte. Blick auf die Erde Weiter geht es auf die Brücke eines imaginären Raumschiffs der Zukunft, das alle weiteren Themen des neuen Ausstellungsteils beherbergt und auf vier riesigen Fenstern den Blick ins Weltall freigibt. Doch wie der von
8
Ruag Space unterstützte Ausstellungsbereich zeigt, erlaubt die Raumfahrt auch einen nutzbringenden Blick auf unsere Erde: Eine Projektion auf ein grosses Kugelsegment verdeutlicht, wie wir von Erdbeobachtungssatelliten profitieren und wie Navigations- und Kommunikationssatelliten unser Leben erleichtern. Im Weltall sind Satelliten extrem hohen und tiefen Temperaturen ausgesetzt, vor denen sie durch spezielle mehrschichtige Folien geschützt werden müssen: Zu betrachten sind sechs Folienmuster verschiedenster Satelliten aus der Produktion von Ruag Space. Solche Folien werden auch für medizinische Anwendungen auf der Erde hergestellt.
3 4
1 M arslandschaft mit Helikopterdrohne. 2 R aumschiff-Atmosphäre in der Raumfahrt-Ausstellung. 3 P ersönliche Gegenstände von Astronaut Claude Nicollier. 4 M odell der Internationalen Raumstation ISS im Massstab 1:10.
Die Tiefen des Weltalls Bei der Erforschung des Weltalls ist die Universität Bern an vorderster Front dabei. Aus ihrem Fundus können Duplikate und Prototypen von Messinstrumenten ausgestellt werden, die vom Physikalischen Institut entwickelt wurden. Einzigartig sind die beiden sogenannten Massenspektrometer RTOF und DFMS, die im Rahmen der Rosetta-Mission die dünne Atmosphäre des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko untersuchten. Weitere E x ponate mache n au f das Proble m de s We ltraumschrotts aufmerksam, bei dessen Beobachtung das Astronomische Institut der Universität Bern führend ist. Neues und Bewährtes Im Zugang zum neuen Ausstellungsteil ist neu ein riesiges Modell der Internationalen Raumstation ISS im Massstab 1:10 aufgehängt. Aber auch bewährte Exponate werden in neuer Form präsentier t, darunter persönliche Gegenstände von Claude Nicollier, die immer wieder faszinieren, wenn man sich vergegenwär tigt, dass sie den einzigen Schweizer Astronauten ins All begleitet haben. Die Raumfahr t-Ausstellung ist also auf j eden Fall wieder einen Besuch wert. n 9
10
FILMTHEATER
AGENDA FILMTHEATER TAGESPROGRAMM
Höhlenwelten
Höhlenwelten Abenteuerliche Entdeckung von Höhlen. Amerikas Wildnis
Der Dokumentarfilm «Höhlenwelten» bringt Wissenschaft und Abenteuer zusammen und folgt der Wissenschaftlerin Dr. Gina Moseley auf ihrer Mission in Höhlen, um die Geheimnisse des Erdklimas zu entschlüsseln. Mit der 3D-Brille ist der Zuschauer hautnah dabei. Expedition in die Wildnis der USA. Schildkröten-Odyssee
Unterwegs mit der Grünen Schildkröte. FAMILIENFILM Bigfoot Junior
Die Legende eines menschen ähnlichen Lebewesens. ÜBERTRAGUNG KLASSIK 06.12.2020, 17 UHR JONAS KAUFMANN «MEIN WIEN» Melodien aus dem Geburtsort des Walzers und der Operetten, gesungen von Startenor Jonas Kaufmann.
AUTOR OLIVIER BURGER
M
oseley und ihr Team von Höhlenforschern reisen um die Welt und erforschen riesige unterirdische Welten auf der Suche nach Stalagmitenproben (geologischen Fingerabdrücken), die Hinweise auf die Klimageschichte des Planeten geben. Ihre Suche führ t sie zu einigen der entlegensten Höhlen der Welt in Frankreich, Island, auf den Bahamas, in den USA und auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan. Die Wissenschaftler erforschen Höhlen sowohl über als auch unter Wasser. Wie entstehen Höhlen? Höhlen haben schon immer eine Faszination auf den Menschen ausgeübt. In Märchen und Sagen leben Teufel, Drachen und Zwerge in finsteren Hohlräumen tief im Erdinne-
ren. Gemeinsam ist allen Höhlen, dass kaum Sonnenlicht in sie eindringt. Deshalb ist es darin auch kühl und dunkel. D or t, wo Wa s se r löslic he s G e ste in auswäscht, entstehen Höhlen. Die Lösung wird weggeschwemmt und es bleiben unterirdische Hohlräume zurück. Höhlen können sich auch nach einem Vulkanausbruch bilden, wie zum Beispiel auf Hawaii. Weil in Höhlen wenig Licht eindringt, gibt es darin fast keine Lebewesen. Gut angepasst an die Verhältnisse in den Höhlen haben sich sehr kleine Tierchen wie der Grottenolm oder der Höhlenflohkrebs. n
12.12.2020, 19 UHR DON PASQUALE
Donizettis zeitlose Komödie glänzt in Otto Schenks bezaubernder Produktion aus der New Yorker MET. 20.12.2020, 16 UHR DER NUSSKNACKER Die Moskauer Bolschoi-Bühne teilt ihre majestätische Vision von E.T.A. Hoffmanns G eschichte und entführt die Zuschauer. Änderungen vorbehalten.
11
ZUR PERSON
STEFANIE BRUNNER Stefanie Brunner ist seit 2015 Fahrdienstmitarbeiterin bei den Verkehrsbetrieben Luzern VBL. Die gelernte Lastwagenführerin wohnt in Luzern und ist in ihrer Freizeit gerne mit dem Wohn wagen unterwegs. Die Verkehrsbetriebe Luzern AG ist eine selbstständige Aktiengesellschaft im Besitz der Stadt Luzern mit rund 550 Mitarbeitenden. Der Fahrzeugpark von VBL u mfasst rund 65 Trolleybusse, 80 Autobusse, 6 Reisecars und 20 Postautos. Auf 37 Linien fahren die Fahrzeuge mehr als 520 Haltestellen an. Das Gesamtnetz hat eine Länge von über 470 Kilometern. www.vbl.ch
12
INTERVIEW
Immer mit der Ruhe Wer Bussen von VBL den Vortritt lässt, wenn sie von einer Haltestelle zurück in den Verkehr einfädeln, wird in Luzern seit rund einem Jahr belohnt. Der Verkehrsteilnehmer erhält aus der Führerkabine ein «DANKE», das am Heck des Busses aufleuchtet. Auch von Stefanie Brunner, die sanfter fahren muss als früher.
AUTOR MANUEL HUBER
Wie oft sagen Sie täglich «DANKE»? Bestimmt mehr als 10 0 Mal. Ich drück te den K nopf j edes Mal, wenn mich andere Verkehrsteilnehmer nach einer Haltestelle einspuren lassen.
Ansteckung nicht mehr an den Stangen halten wollen. Es ist im Bus auch ruhiger geworden, weil alle Masken tragen, die vordere Türe geschlossen bleibt und die ersten Sitze abgesperrt sind.
Hat die Aktion etwas bewirkt? Ja, das Einspuren geht heute einfacher. Vor allem im Feierabendverkehr ist es besser geworden. Bei gewissen Autofahrern habe ich das Gefühl, sie halten vor a llem, um das «DANKE» zu sehen (lacht).
Was führte Sie zur VBL? Ich bin gelernte Lastwagenführerin und war immer gerne unter wegs. Ob mit Lastwagen oder Bus, spielt für mich keine Rolle. Hauptsache, unter wegs sein. Mein Vater a rbeitete 32 Jahre lang für die VBL. Nun bin ich in seine Fussstapfen getreten.
Wie ist es für Sie im dichten Stadtverkehr zu arbeiten? Man muss immer mit allem rechnen und bremsbereit sein. Ich überlege mir ständig, was die anderen Verkehrsteilnehmer wohl machen. Mühsam sind vor allem unachtsame Velofahrer und Fussgänger, die überr aschend auf die Strasse laufen. Man ist immer auf N adeln und bestrebt, möglichst sanft zu fahren, um k eine Notbremse zu riskieren. Das bedingt starke Nerven. Ja, vor allem im Feierabendverkehr, vor Feiertagen oder bei Vollmond. Dann ist die Stimmung auf der Strasse ziemlich aggressiv. Welche weiteren Qualitäten sind in Ihrem Beruf gefragt? Vor allem Gelassenheit. Man sollte sich vom Fahrplan nicht hetzen lassen. Wenn es viel Verkehr hat, kann man dies nicht ändern. Zudem braucht es ein hohes Mass an Konzentration. Man muss immer wissen, was um den Bus herum passiert. Im Trolleybus kommen die Weichen hinzu. Was heisst das? Einerseits muss ich darauf achten, dass ich die Weiche korrekt stelle. Andererseits darf ich bei der Fahrt über die stromlosen Weichen kein Gas geben. Sonst kann das einen Kurzschluss verursachen. Und Ihr Bus steht still. Nicht nur mein Bus. Auf dem Liniennetz der Trolleybusse haben wir verschiedene Stromversorgungen. Bei e inem Kurzschluss fällt der Strom in einem ganzen Gebiet aus. Dann stehen alle Busse im entsprechenden Bereich für rund 12 Sekunden still. Wie hat Covid-19 Ihren Berufsalltag verändert? Ich bin angespannter und fahre noch vorsichtiger, weil ich weiss, dass sich viele Passagiere aus Angst vor einer
Wie wurden Sie geschult? Bevor ich bei der VBL startete, hatte ich bereits die Lastwagen- und Anhängerprüfung sowie die Carprüfung in der Tasche. Bei der VBL wurde ich erst für die Trolley busse geschult und konnte rund ein Jahr später auch Autobusse fahren. Früher transportierten Sie Material, heute befördern Sie Menschen. Wie ist das? Anfangs war es im Bus seltsam, wenn ich Geräusche und Stimmen in meinem Rücken hörte. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Wie sehen Ihre Arbeitstage aus? Ich bin ein Morgenmensch und mache mehrheitlich Frühschicht. Die Busse fahren gestaf felt ab 4.25 Uhr aus. Ich fahre jeden Tag andere Linien. Rechtzeitig vor Dienstbeginn informiere ich mich über den Kurs und nehme das zugewiesene Fahrzeug in Betrieb. Danach fahre ich bis zur Pause. Dann werde ich abgelöst. Nach der Pause fahre ich bis Feierabend eine andere Linie als zuvor. Ändern auch die Fahrzeuge täglich? Ja. Es kann sein, dass ich drei Tage nur Trolleybusse fahre und danach zwei Wochen nur Dieselfahrzeuge. Ich fahre alles – vom kleinen Dieselfahrzeug bis zum 25 M eter langen Doppelgelenk-Trolleybus. Das sind andere Dimensionen als bei einem normalen Lkw. War es eine Umstellung? Die Länge war kein Problem. Der Doppelgelenk-Trolleybus schwenk t hinten schön mit, da die letz te Achse g elenkt ist. Im Lastwagen sass ich auf der Lenkachse, beim Bus sitze ich vor der Lenkachse. Dadurch traute ich mich beim Kur venfahren anfangs nicht, mit dem Überhang über das Trottoir zu fahren. n 13
Proudly Produced Stolz präsentieren wir Ihnen ein Auswahl von Merchandising Produkten, welche wir für das Verkehrshaus umgesetzt haben.
www.pandinavia.ch
Unsere App: Mit viel Wischen zu mehr Wissen. Jetzt «LZ-App» downloaden. luzernerzeitung.ch
MITGLIEDER
Mitgliedschaft verschenken
ARE INIERB B M O K ORIEN KATEG n 6 J a h re sene Er wac h te n, S tu d e n d e Lerne n K in d e r der in k in K le
>1
h re n < 26 J a h re n < 16 J a re n < 6 Jah
CHF
70 49 28 ra g ti s
PROFITIEREN SIE von zahlreichen Vorteilen und werden Sie jetzt Mitglied www. verkehrshaus.ch/member
Die neuen an der Mitgliederversammlung vom 22. Juni 2019 beschlossenen Mitgliederkategorien erlauben massgeschneiderte Angebote, unab hängig von Beziehungsstatus, Verwandtschaftsgrad, Alter und Wohnadresse. Stellen Sie Ihre Mitgliedschaft i ndividuell zusammen: Kom bin ieren Sie Er wachsene, Kinder, G ros se lte r n, Nef fe n, Enke linne n, Patenkinder oder Freunde. Profitieren Sie vom attraktiven Mengenrabatt von bis zu 20% bei gleichzeitiger Bestellung an eine Rechnungsadresse. Zwei Er wachsene mit drei und mehr Kindern bezahlen maximal CHF 179.−. Berechnen Sie Ihre Anzahl Mitgliedschaften mit dem Onlinerechner auf der Verkehrshaus-Website.
Anzeige
BEQUEM PDF A LS
VERKEHRSHAUS
ntingent Ticketko nterladen zum Heru
Online-Plattform Kollektivmitgliedschaft Tun Sie etwas Gutes für Ihre Mitarbeitenden, Mitglieder oder Einwohner und schenken Sie ihnen täglich das Erlebnis Verkehrshaus. Werden Sie Kollektivmitglied des meistbesuchten Museums der Schweiz. Der Preis pro Ausweis ist abhängig von der Anzahl Nutzer einer Organisation. Den Preiskalkulator finden Sie unter verkehrshaus.ch/mitglied-werden (Stichwort Kollektivmitgliedschaft).
Mehr Informationen member@verkehrshaus.ch oder 041 375 74 36
15
BKW
Jonas Oesch, Managing Director der Ceed AG (rechts). Blick in die Küche und das Wohnzimmer der Zukunft.
Quizfragen zu moderner Gebäudetechnik.
Intelligentes Wohnen Intelligente Gebäude sind nicht nur nachhaltig, sie steigern auch die Wohnqualität. Wie das funktioniert und was mittlerweile a lles m öglich ist, zeigt die Ausstellung «Smart Living» in der Arena des Verkehrshauses. A UT O R I N STEFANIE UWER
S
mar t L iving – ode r intellige nte s Wohne n – ist nachhaltig, komfortabel und energieeffizient. Die Besucherinnen und Besucher entdecken und erleben die Welt der Gebäudetechnik auf einer 150 m² grossen Ausstellungsfläche. Ihr Herzstück ist ein zweistö c k ig e r Pav illo n, d e r w i e e in Wo h n hau s ü b e r e in Wohnzimmer, eine Küche, ein Bad und ein Kellerabteil verfügt. Dadurch haben Interessierte die Möglichkeit, das Konzept «Smart Living» in einer authentischen Umgebung zu erleben und sich interaktiv über das Funktionieren der Gebäudetechnik zu informieren. Komfort und Nachhaltigkeit «Wir wollen den Besuchern zeigen, wie die moderne G ebäudetechnik aufgebaut und vernetzt ist – wie man mit den neuen technischen Möglichkeiten Komfort und Nachhaltigkeit per fek t verbinden kann», sagt Jonas
16
Oesch, Managing Director der Ceed AG. Er ist sowohl für den Bereich der Gebäudeautomation als auch für das Zusammenspiel der beiden weiteren involvierten Firmen aus dem Netzwerk der BKW Building Solutions – der ISP Electro Solutions AG un der Schmid Amrhein AG – verantwortlich. «Smart Living steigert den Komfort, die Sicherheit und die Effizienz.» Das Wohnen in einem solchen Haus garantiere e inen hohen Standard und vermittle ein gutes Lebensgefühl, sagt Oesch – zudem sei es auch preislich interessant: «Wir nehmen quasi die Entwicklung vor weg – und eher früher als später wird sich dies auch wirtschaftlich auszahlen.» Ein Schlüsselelement in dieser Entwicklung ist die Wasserstofftechnologie, die den Besuchern in einer Spezialausstellung im ersten Stock des Pavillons nähergebracht wird. Viel Vergnügen beim Erleben des modernen Zuhauses. n
HABEN SIE
GEWUSST,
DASS …
EIN
KURATOR ERZÄHLT
Jean-Luc Rickenbacher
In dieser Rubrik werden Exponate aus der Sammlung vorgestellt.
… im Mésoscaphe nachträglich WC und Dusche eingebaut wurden? Der Einsatz des ersten touristischen U-Boots der Schweiz für Inspektionen an kanadischen Ölplattformen in Nordamerika verlangte eine technische Umrüstung. Eingebaut wurden Betten und sanitäre An lagen, die es zuvor an Bord nicht gegeben hatte. … Asteroideneinschläge das Leben auf der Erde möglicherweise begünstigten? Dazu wollte die Universität Bern mit zwei Massenspektrometern auf dem Asteroiden Tschuri als Teil der Rosetta-Mission Daten sammeln, um wichtige Erkenntnisse zur Entstehung unseres Sonnensystems zu erlangen. … der «Fieseler Storch» ein Flugzeug der deutschen Luftwaffe war? Am Ende des Zweiten Weltkrieges flohen deutsche Armeeangehörige mit dieser Maschine von Ungarn in die Schweiz. Die Maschine wurde von der Schweizer Luftwaffe übernommen und eignete sich dank h ohem Auftrieb bei geringer Geschwindigkeit ideal für Einsätze im Gebirge.
… es Rettungskapseln für Seilbahnkabinen gibt? 1992 liess die Air-Glaciers eine Luftseilbahn-Rettungsgondel aus Metall fertigen. Bis zu sechs Personen können in der «Jules Verne» – so ihr Name – aus einer Seilbahnkabine evakuiert werden. … die ersten Tramchauffeure Kutscher waren? Vor den ersten dampfbetriebenen Trams waren auf den Strassen von Zürich oder Genf Pferdetrams unterwegs. Wegen des geringeren W iderstandes von Tramwagen auf Schienen gegenüber Kutschen auf Strassen konnte ein einziges Pferd so über 15 Personen transportieren, was viel effizienter als herkömm liche Pferdekutschen war.
Nur wenige Objekte sind so eng mit der G eschichte des Verkehrshauses verbunden wie das Dampfschiff Rigi. Alfred Waldis (1919–2013), der Gründer und erste Verkehrshaus-Direktor, rettete es vor der Verschrottung und brachte das «Rigeli» Ende 1958 in einer abenteuerlichen Zügelaktion in den Innenhof. Mit Baujahr 1848 – dem Gründungsjahr der modernen Eidgenos senschaft – kommt ihm nationale Bedeutung zu. Ebenfalls zeigt das von der Firma Ditchburn & Mare in London hergestellte Schiff die internationalen Verbindungen der damaligen Schweiz auf. Weil das Museum noch nicht über eine eigene Verpflegungs möglichkeit verfügte, wurde es im Verkehrshaus kurzerhand zu einem Restaurant u mfunktioniert. Als 2005 der Vierwaldstättersee über seine Ufer trat, litt ironischer weise ein Schiff am stärksten an den Folgen der Überschwemmung: Das DS Rigi war massiv von Schimmel befallen und musste umfangreich restauriert werden. Am 8. März 2007 wurde es mithilfe eines gewaltigen Raupenkranes, welcher Lasten bis zu 100 Tonnen zu heben vermag und sich gleichzeitig verschieben kann, vor die Halle Schifffahrt gehievt. Noch heute steht der weltweit älteste erhaltene Glattdeck-Seitenraddampfer an diesem Standort. Das « Rigeli» hatte eine wichtige Bedeutung im Gütertransport vom Norden in den Süden gespielt: Es ist sozusagen ein Urahne der heutigen Alpentransversale NEAT. Im Frühling 2021 wird das DS Rigi auf den Beginn des zweiten Teils der Schwerpunktausstellung «Logistik erleben!» mit einer a ttraktiven Ausstellung zu neuem Leben e rweckt. n www. verkehrshaus.ch/dsrigi
17
IN MOTION
Pionierin der Berge Die Zahnrad-Dampflokomotive der Vitznau-Rigi-Bahn – kurz «Rigi 7» – verliess im Sommer das Verkehrshaus. Sie wird in den Werkstätten der Rigi Bahnen auf das Jubiläum «150 Jahre Vitznau-Rigi-Bahn» 2021 fit zur Inbetriebnahme gemacht.
AUTORIN CLAUDIA HERMANN
D
ie Zahnrad-Dampflokomotive H 1/2, Nr. 7, der Vitznau-Rigi-Bahn VRB ist seit den Anfängen des Verkehrshauses in dessen Besitz. Sie hat eine bewegte Geschichte hinter sich, in der sie eine kurze Weile sogar die Stellung der allerersten Lokomotive der ersten Zahnradbahn Europas einnehmen durfte. Im 19. Jahrhundert arbeiteten Technik, Wirtschaft und Politik zusammen am Produkt «Fremdenverkehrsindus trie Schweiz». Die gehobenen Schichten Europas besuchten auch Luzern und die Rigi. Die 1871 in Betrieb genommene Vitznau-Rigi-Bahn erleichter te den Aufstieg auf den Gipfel und zur Aussichtsplattform, ebenso vier Jahre später die Arth-Rigi-Bahn. 1880 waren dies fast 140 000 Passagiere, dreissig Jahre später schon 180 000. Stückpreis von 39 000 Franken Dank dem Eisenbahnbauboom entstanden gleichzeitig auch diverse Maschinenfabriken, die Rollmaterial und weiteres Zubehör produzierten, wie 1871 die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM in Winterthur. Waren die ersten sechs Zahnraddampfloks der VRB noch in der Reparaturwerkstätte der Schweizerischen Centralbahn in Olten hergestellt worden, so ging
1
1 Z ahnrad-Dampflok Nr. 7 und Nr. 1 der Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) an der Station Freibergen (1882 – 1891). 2 V RB-Lokomotive 1896, gezeichnet von Ingenieur Emil Strub. 3 D ie Lok mit der falschen Nr. 1 mit stehendem Kessel in Vitznau am 31. März 1939. 4 A ufbocken der Lok 7 für die Ausstellung Schienenverkehr im Verkehrshaus am 9. April 1963.
18
5 A uf dem Weg vom Verkehrshaus in die Rigi-Bahnen- Werkstätte am 15. September 2020.
der Auftrag der erfolgreichen VRB für weitere vier Lokomotiven bereits 1872 an die junge SLM, zum Stückpreis von CHF 39 000. 1873 wurde die Rigi-Lok als Fabriknummer 1 der SLM mit der Betriebsnummer 7 der VRB ausgeliefert. Stehender oder liegender Kessel? Diese Zahnradlok war wie die älteren Loks noch mit einem Stehkessel ausgerüstet. Dieses System verhinderte die im Kessel wegen der steilen Strecke befürchteten Wasserstandschwankungen. Die Gefahr einer Kesselexplosion drohte, wenn die Feuerbüchse, in der die Kohle verheizt wurde, nicht mit Wasser bedeck t war. Die Leistung wurde jedoch durch Flugasche, die wieder in den Kamin des stehenden Kessels zurück fiel und ihn verstopfte, beeinträchtigt. Als dann auch liegende Kessel die Sicherheit gewährleisteten, liess die VRB alle Loks umrüsten. 1892 erhielt die Rigi 7 einen solchen, womit sie bis zur Elektrifizierung der Bahnstrecke fuhr. Die deshalb 1937 aus dem Betrieb genommene Lok wurde von der Dübi-Stiftung der von Roll AG Gerlafingen gekauft.
Gast an der Landesausstellung 1938 frischte man die Rigi 7 in Hinblick auf die Schweizerische Landesausstellung in Zürich auf und versah sie wieder mit einem Stehkessel, allerdings mit einer funktionslosen Attrappe. Um das Schweizer Selbstverständnis der ersten Zahnradbahn Europas zu betonen, erhielt die Lok Nr. 7 die Nummer 1, analog der ersten Dampflok der Rigibahn mit Baujahr 1870. Sie repräsentierte damit d e n i n n ov a t i v e n S c hw e i ze r M a s c h i n e n b a u n e b e n m odernsten Fahrzeugen. Die Rigi 7 wurde zum Werbesymbol der Vitznau-Rigi-Bahn und als solches bis 1959 in Vitznau aufgestellt.
2
2021 wieder in Betrieb Die Rigi 7 kam als Teil der Eisenbahnsammlung der D übi-Stiftung ins 1959 eröffnete Verkehrshaus nach Luzern, nun wieder mit der korrekten Betriebsnummer 7. Zum 125-Jahr-Jubiläum der VRB 1996 wurde die Lok – mit einem funk tionalen stehenden Kessel – wieder in Betrieb gesetz t. Die alten Relik te des Zustands von 1939 – Kesselattrappe, Dach und eine Achse – blieben in der Sammlung erhalten. 2001 schenkte die Dr.-ErnstDübi-Stiftung die Lok dem Verkehrshaus. Zum Jubiläum des Museums 2009 bildete sie erneut eines der wichtigen alten Verkehrsmittel der Rundreise von Luzern auf d i e R i g i, n a c h d e m s i e d e n n e u s te n technischen Er fordernissen angepasst worden war. Ebenso soll sie auch im 150. Jubeljahr der VRB, 2021, wieder in Betrieb genommen werden. n
3
4
5
19
ZFV
Frische Brasserie-Küche 1
Das Restaurant «Piccard» im Verkehrshaus ist schon bald Geschichte. Im Dezember 2020 öffnet dort mit der «Brasserie» ein neues Restaurant seine Türen. Hans Bühlmann, Leiter Gastronomie Verkehrshaus, freut sich auf das neue Angebot. A UT O R I N MELANIE WEBER
Warum braucht das Verkehrshaus ein neues Restaurant? Das Restaurant Piccard wurde im Jahr 2008 mit Fokus auf gehobene Gastronomie eröf fnet. Das Ambiente ist eher minimalistisch anmutend und von aussen w enig wahrnehmbar. Nun ist es an der Zeit für etwas Neues. Was erwartet der Gast heute? In den vergangenen Jahren haben sich die Bedürfnisse der Gäste spürbar verändert. Heute ist der Anspruch an die Gastronomie ein völlig anderer. Das Angebot soll frisch, ausgewogen, nachhaltig und bezahlbar sein. Dem möchten das Verkehrshaus und der ZFV gemeinsam Rechnung tragen und sich für ein ganzheitliches Kundenerlebnis einsetzen. Die Gastronomie soll zukünftig mehr Teil des Museumserlebnisses werden. Wie entstand die Idee, eine Brasserie zu eröffnen? Der Begriff «Brasserie» steht für ein nahbares Lokal mit einer einfachen und guten Küche, sprich einer vielfälti20
gen Auswahl an Snacks, kalten und warmen Speisen. Unser Ziel ist es, mit diesem neuen Lokal nicht nur Museumsbesucherinnen und -besucher anzusprechen, sondern das Verkehrshaus auch nach aussen zu öffnen und so zum Quartiertreffpunkt zu werden. Wie sieht das Gastro-Konzept aus? Offen, unkompliziert und einladend: Die Brasserie soll ein Ort zum Verweilen und Geniessen werden – für die Museumsgäste, Bewohner des Quar tiers sowie Spaziergängerinnen und Spaziergänger, die auf dem «LidoBoulevard» flanieren. Das neue Lokal besteht aus einer Café Bar im Eingangsbereich des Verkehrshauses, dem bedienten Restaurant und der einladenden Terrasse zur Seeseite hin. Wann ist die Brasserie geöffnet? Wir planen den Gästen während der Öffnungszeiten des M useums ein frisches «All Day Eating»-Konzept mit m oderaten Preisen anzubieten. Ob ein Croissant zum
DAS BRASSERIE-KONZEPT Im Dezember 2020 eröffnet im Verkehrshaus der Schweiz die Brasserie mit 70 Sitzplätzen. Ob für Museumsgäste, Quartierb ewohner sowie Spaziergängeri nnen und Spazier gänger, das neue bediente Lokal bietet ganztags eine ehrliche und einfache Küche mit Westschweizer Flair. Auch für Anlässe auf Anmeldung ausserhalb der Museumsöffnungszeiten ist die Brasserie bestens g eeignet: von der Kaffeerunde über ein Mittagsessen während eines Seminares bis hin zum Abendessen. Das Angebot für Veranstaltungen ist vielfältig und kann individuell auf die Wünsche der Kunden angepasst werden.
5
1 V isualisierung der Café Bar mit vielfältigem Angebot. 2 V isualisierung der Brasserie im Verkehrshaus. 3 I nstallation Café Bar in der Eingangshalle. 4 S tillleben an der Café Bar. 5 G astgeber Hans Bühlmann ist Leiter Gastronomie des Verkehrshauses.
4 2
Frühstück oder nur schnell einen Kaffee, die Café Bar ist die erste Anlaufstelle am Morgen. Das gemütliche und gepflegte Ambiente des Restaurants lädt ein auf eine Pause zwischendurch, zum stärkenden Mittagessen oder zum Apéro, für einen entspannten Ausklang des Tages. Ausserhalb der Museumsöf fnungszeiten kann die Brasserie für Anlässe gebucht werden.
3
Was erwartet die Gäste kulinarisch? Das Angebot der Brasserie ist geradlinig und ehrlich. Unser herzliches Gastronomie-Team verwöhnt die Gäste mit Schweizer Klassikern sowie Gerichten mit einer Prise «Savoir-vivre». Ob ver führerische Pains au Chocolat, Baguette-Sandwiches, knackige Salate, Moules oder Steak et Frites, knusprige Flammkuchen und mehr – die Auswahl ist sehr abwechslungsreich. Ergänzt wird sie durch ein ausgesuchtes Getränkeangebot und unsere Kaffeekompetenz. Werden auch Schleckmäuler angesprochen? Garantiert! Im kommenden Sommer werden wir auf der Terrasse weitere kulinarische Leckerbissen wie salzige und süsse Crêpes sowie klassische Glace-Coupes servieren. n 21
KURZINTERVIEW
hin zur Schlussabnahme. Ich bin nicht nur mit dem «Neubauen», der Instandstellung bzw. der Werterhaltung der Gebäude, sondern auch mit den baulichen Massnahmen für grosse Exponate beschäftigt.
nach
gefragt
Michael Kretz Leiter Bau & Architektur
Weshalb arbeitest du im Verkehrshaus? Mein Beruf ist eine abenteuerliche und vielseitige Tätigkeit: ein Arbeitsfeld zwischen Kunst und Wissenschaft, eine Mischung aus Erfindung und Gedächtnis, getrieben vom Mut zur Modernität mit dem Respekt der Tradition. All diese A spekte kann ich hier ausleben. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Dieser umfasst jeweils alle Planungs disziplinen von der Ideenskizze bis Anzeige
Erlebnisreisen. Erleben Sie exklusive Fahrten in faszinierendem Ambiente. sbb.ch/erlebnisreisen
Welches ist dein Lieblingsobjekt im Museum? Ganz neu steht seit Oktober 2020 «The Vessel» im Museum: Eine abstrakte Studie einer Fahrzeugskulptur, die alle Mobilitätsformen vereint. Dieses erfundene Fortbewegungsmittel fasziniert mich durch seine grenzen lose Nutzungsmöglichkeit, das liquide Design und die unklare Bestimmung. Ein Objekt zwischen Jules Verne, Zaha Hadid und Elon Musk. Welches war bisher dein bestes Erlebnis mit Handwerkern? Das Zusammenarbeiten verschiedener Handwerker ist immer sehr wichtig. Am besten läuft es dann, wenn sich keiner scheut, dem Handwerker vor oder nach ihm unter die Arme zu greifen und zu helfen. Im Verkehrshaus müssen immer s pezielle Um-
stände (Öffnungszeiten, Besucherflüsse, wertvolle Exponate) beachtet werden. Welches sind die Herausforderungen beim Bau des Mehrzweckgebäudes? Wir bauen in sehr schlechten Boden ein Untergeschoss für eine nachhaltige Energiezentrale für das gesamte Areal. Darüber bauen wir eine grosse Halle mit Spannweiten von bis zu 25 Metern, über welche ein Volumen eines grossen Mehrfamilienhauses abgestellt wird. Wie erlebst du die VerkehrshausBesucher? Mir fallen viele Personen auf, die von ihren Erlebnissen im Museum aus früheren Zeiten ihren Kindern erzählen. Der Erzähler sinnt in der Vergangenheit, der Zuhörer staunt oft. Welche neue Attraktion würdest du gerne entwickeln? Eine dynamische Ausstellung, in der man das Bevölkerungswachstum der Schweiz und die daraus entstehende Mobilitäts-, Landschafts- und Ver haltensveränderung ablesen kann.
Sudoku
7
3
2
6 2
3
4
8
7
7
1
7
1
8
6
2
3
3
Lösungszahl bis am 31. Dezember 2020 einsenden an: Verkehrshaus der Schweiz, Sudoku, Lidostrasse 5, 6006 Luzern, oder magazin@verkehrshaus.ch
7 7
5 6
1
2
3
8
9 4
6
1
1
Zu gewinnen 2 × 2 Tageseintritte ins Alpamare, Pfäffikon SZ Rutschen und Baden inmitten von tropischen Pflanzen und Maya-Ruinen: 12 unverwechselbare Rutschbahnen sorgen für jede Menge Spass und Action. Entspannen können Sie sich in den verschiedenen Bädern und im Wellnessund Fitnessbereich. Und für die jüngsten Gäste gibt es den Kleinkinderbereich mit Mini-Rutschbahnen, Kinderplanschbecken und Wasserspielen. www.alpamare.ch
5
3
9 4
1
2
6
9 2
7
© DEIKE PRESS
5
Pro Haushalt ist nur eine Person teilnahmeberechtigt, Mitarbeitende vom Verkehrshaus der Schweiz sind ausgeschlossen. Die Gewinner werden schriftlich benachr ichtigt. Eine Barauszahlung des Preises ist nicht möglich. Es wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Lösungszahl der Ausgabe 42 lautete: 36853. Tageseintritte für den Tierpark Goldau haben gewonnen: Alice Larsen (Root), Reto Müller (Bäretswil) und Brigitt Angelini-Müller (Wildegg AG)
Anzeige
EGE GA 36 5AT 356T HR OFFEN FFJEAN auch am OIM er! b ez.em . D24 d 25 und unch am 24. au 25. Dezember!
DAS VERKEHRSHAUS UNTER DEM WEIHNACHTSBAUM Kaufen Sie Ihre Weihnachtsgeschenke im Verkehrshaus Shop. Zahlreiche Modelle, Spielwaren, Bücher und süsse Kreationen aus der Lindt Boutique erwarten Sie im Verkehrshaus Shop in Luzern.
DAS NEUE RESTAURANT IM VERKEHRSHAUS AB DEZEMBER 2020 Fl a m m k u c h e n , B o w l s, M o u l e s e t Fr i t e s , C a f é a u l a i t , We i n , D e s s e r t s u n d m e h r . ERFAH SIE ME REN HR IM MAGA ZIN
À BIENTÔT im Verkehrshaus
brasserie-verkehrshaus.ch