Verkehrshaus Magazin 21/45

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RUBRIK

Neuigkeiten aus dem Verkehrshaus der Schweiz

Juli 2021 | Nr. 45

FOKUS NEUES

AUTOTHEATER INTERVIEW DER GLEITSCHIRMFLIEGER IN MOTION PIONIER DES VERKEHRS

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03 PLANETARIUM Weltall live entdecken 05 MUSEUM Lok 7 in Fahrt 06 FILMTHEATER Neues Abendprogramm 07 ENTDECKT Sammlung Philipp Keller

Die Bergwelt ­e ntdecken Das Schweizer Matterhorn ist ein international bekannter Berg. Er steht für Swissness. Schwierig zu besteigen, ist der Berg nur für trainierte Personen zugänglich. Neu kann das Matterhorn im Verkehrshaus von den Besucherinnen und Besuchern virtuell bestiegen werden. Moderne Virtual-Reality-Technologie macht es möglich. Die kostenpflichtige Attraktion ist ein Klettererlebnis der E ­ xtraklasse (Seite 14). Aus Anlass des 150-Jahr-Jubiläums der Rigi-Bahnen dampft sie aktuell wieder die Rigi hinauf. Die Zahnrad-Dampflokomotive H 1/2, Nr. 7, aus der Sammlung des Verkehrshauses. «Ich will ­a lles Volk auf die Berge führen, damit sie alle die Herrlichkeit ­u nseres erhabenen Landes geniessen können!», rief Niklaus ­R iggenbach, der Erbauer der Rigibahn, als er seine Erfindung, Züge ­m ittels Zahnrad und Zahnstange über Steigungen zu führen, ­p atentieren liess. Als Direktor des Verkehrshauses bin ich stolz, dass mit der Lok 7 ein Objekt aus unserer Sammlung wieder zum Leben erweckt wurde. So, wie der Schweizer Erfinder und Ingenieur Niklaus Riggenbach Pionierarbeit geleistet hat, tat es auch der Genfer Unternehmer Jules Mégevet (Seite 16/17). Er war ein Pionier des Motorbootsports und des Individualverkehrs. Zusammen mit Charles Picker konstruierte er Rennboote und stellte damit fünf Weltrekorde auf. Auch stellte er Kühlergrills mit Wabenmuster her und belieferte bis zum Ersten Weltkrieg 40% der Kühler aller in Europa gebauten Autos. Dass die Schweiz mal eine Automobilindustrie hatte, ist in Ver­ gessenheit geraten. Heute ist sie noch als Zulieferer für zahlreiche Marken tätig. Das neu inszenierte Schaulager in der Halle Strassen­v erkehr ist eine Augenweide für Automobil-Liebhaber und steht unter dem Motto «Schweizer Automobile: gestern – heute – morgen». Entdecken Sie die spannenden Geschichten. Das Verkehrshaus-Team ist bereit für den Sommer. Besuchen Sie uns mal wieder: Im Verkehrshaus ist immer etwas los! Herzliche Grüsse

Martin Bütikofer Direktor Verkehrshaus der Schweiz

08 FOKUS Autotheater neu inszeniert

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10 INTERVIEW Chrigel Maurer, Gleitschirmflieger 12 GASTRONOMIE Neueröffnung Brasserie 14 THE EDGE Das Matterhorn besteigen 16 IN MOTION Tausendsassa Jules Mégevet

16 Impressum: Herausgeber Verkehrshaus der Schweiz, Lidostrasse 5, 6006 Luzern Mitarbeiter dieser Ausgabe Olivier Burger (Gesamtverantwortung und Redaktions­ leitung), ­A ndrea Pfister (Anzeigen) Texte Marc Horat, Heinz S ­ tahlhut, Fabian Eschmann, Martina Kappeler, ­O livier Burger, Moritz Imfeld, Sarah Henss, ­J ean-Luc ­R ickenbacher, Daniel Charles Layout a ­ format.ch, Luzern Titelbild Olivier Burger Bildquellen E&S, Hans Erni ­S tiftung, Damian Amstutz, Olivier Burger, Igluna, ­Verkehrshaus, MacGillivray F ­ reeman Films, K2 Studios Australia, Verkehrshaus ­D okumentationszentrum, Armon Ruetz, ZFV, Red Bull, VA-54620, Fondation MJVP1909, Europa-Park ­Ü bersetzung Apostroph Group, Lausanne Korrektorat typo viva, Ebikon Druck Engelberger Druck AG, Stans Auflage 23 000 Ex. Wemf-Auflage 16 690 Ex. ­E rscheinung 4× jährlich Gründung/Jahrgang 2005/4 Preis CHF 4.50/Ex., CHF 18.− pro Jahr Kontakt ­m agazin@verkehrshaus.ch, 041 375 75 75

Offizielle Partner


PLANETARIUM

Planetarium live «Planetarium LIVE» ist eines der beliebtesten Show-Formate unter der Luzerner Plane­t ariums-Kuppel. Dahinter stecken riesige Datenmengen, die mit dem Weltraum­s imulator in Echtzeit unserem Publikum präsentiert werden können. Die interaktiven Live-­Präsentationen werden zu einem einmaligen Erlebnis, das zur bleibenden Erinnerung wird.

AGENDA PLANETARIUM TAGESPROGRAMM

MISSION ERDE Ausblick auf unseren Heimatplaneten.

WELTEN JENSEITS DER ERDE Expedition ins Sonnensystem.

PLANETARIUM LIVE Aktuelle Himmelsereignisse, live kommentiert.

Bild oben links: Das Exoplanetensystem WASP-189 im Planetarium, das erste Beobachtungsziel des Schweizer Weltraumteleskops CHEOPS. Bild unten links: Visualisierung eines ­A uszugs von etwa zwei Millionen ­O bjekten des GAIA-Sternenkatalogs. Bild rechts: Das Matterhorn mit Daten des Bundesamtes für Landestopografie swisstopo, ­a ngeflogen im Verkehrshaus Planetarium.

REISE INS UNIVERSUM LIVE Die Suche nach fremden Welten.

AUTOR MARC HORAT

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or sieben Jahren wurde das Planetar i u m i m Ve r ke h r s h a u s u m f a s s e n d umgebaut. Der alte, analoge Sternp ro j e k to r d e r F i r m a Ze i s s w u rd e i n d e n ­R uhestand geschick t und die Kuppel mit ­e inem digitalen Computersystem ausgerüstet. Das Sternentheater wurde so zum interaktiven Weltraumsimulator und es taten sich eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten auf, das Universum – aber auch unsere Erde – dem Publikum näher zu bringen. Die Forschung schre itet vora n, lau fe nd we rde n ­b eispielsweise neue Exoplaneten entdeckt, also Planeten, die um ferne Sterne kreisen. Das Team des Planetariums hat den Anspruch, seinem Publikum Zugang zu solch aktueller Wissenschaft zu ermöglichen. Mit unserem digitalen Projektionssystem ist es nun möglich, solche Dinge tagesaktuell in unseren Simulator zu integrieren und während einer Live-Show anzufliegen. Die Schweiz erkunden Der europäische Satellit GAIA kar tier t seit mehreren Jahren unser Universum. Ein Teil dieses riesigen Katalogs – rund 2 Millionen Sterne von 1,8 Milliarden Objekten – wurde in

das Planetariumssystem integriert und kann interaktiv visualisiert werden. Ein weiteres, irdischeres Beispiel sind die nun frei zugänglichen Daten des Bundesamtes für Landestopografie (swisstopo). Nun ist es möglich, jeden Winkel der Schweiz mit hochauflösenden Geländemodellen und Luft­b ildern anzufliegen oder alte, digitalisierte Landeskarten in 3D zu erkunden und so zum Beispiel den R ü c kg a n g d e r G l e t s c h e r i n d e n l e t z te n 150 Jahren auf einzigartige Weise zu zeigen. Live-Blick nach Chile Was passiert momentan auf der Sonne? Wir können 10 Minuten alte Bilder des Sonnens ate lli te n S D O au f 50 0 m 2 k u p p e l f ü ll e n d ­u nserem Publikum präsentieren. Oder wie wäre es mit ak tuellen Bildern von Wetter­ satelliten aus dem Weltall oder mit einem Live-Blick zu den grossen Teleskopen der europäischen Südsternwar te in Chile und dem wunderschönen Sternenhimmel dort? All dies ermöglicht es uns, unser Publikum immer wieder von neuem zu überraschen und auf einzigar tige Weise zu zeigen, was für ein faszinierender Ort unser Universum doch ist. n

EXPEDITION KORALLENRIFF Eintauchen in die Welt der Korallen.

AURORA Geheimnisvolle Lichter des Nordens.

Änderungen abhängig von den Vorgaben des BAG vorbehalten.

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MUSEUM

HANS ERNI MUSEUM

Rettet das Wasser Neben der bildenden Kunst galt Hans Ernis grosses Interesse dem Umweltschutz. In vielen künstlerischen und angewandten Arbeiten setzte er sich mit der Bedrohung der Natur durch den Menschen ­a useinander. Schon in den Illustra­ tionen für die McDonald Illustrated Library, die Anfang der 1960er-­ Jahre in London und New York ­e rschien, veranschaulichte Erni die gegenseitige Abhängigkeit von ­i ntakter Natur und menschlicher Existenz. Auch das Plakat «Rettet das Wasser» legt von diesem Engagement ­b eredtes Zeugnis ab. Denn Erni ­g estaltete es auf eigene Initiative und unentgeltlich zur nationalen ­G ewässerschutzkundgebung der «Stiftung der Wirtschaft zur Förde-

OLDTIMER

Concours d’excellence Bereits in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts gab es in der Schweiz neben rennsportlichen Veranstaltungen und dem Inter­ nationalen Genfer Automobil Salon auch sogenannte «Schönheits­ konkurrenzen für Automobile». Ein Concours d’exellence ist ein ­A nlass mit Fahrzeugen in Bewegung, hübsch herausgeputzt und charmant der Jury präsentiert. Die nächste Austragung dieses An­l asses in ­L uzern findet am Samstag, 11. September 2021, vor und im Verkehrshaus statt (www.autoconcours.ch). Die Automobile wurden in verschiedene Klassen eingeteilt und dann gemäss Reglement bewertet und ausgezeichnet.

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rung des Gewässerschutzes in der Schweiz» im April 1961 im Verkehrshaus. Zahlreiche Reaktionen von Öffentlichkeit und Presse belegen, dass die drastische Darstellung des im Wasserglas schwebenden Totenkopfes ihre Wirkung nicht ­v erfehlt, als das Plakat im Herbst in der ganzen Schweiz ausgehängt wird. Viele Artikel und Leserbriefe in der bürgerlichen Presse mokieren sich darüber, dass der für sein ­p olitisches Engagement für die ­L inke bekannte Künstler mit dem Plakat einen prominenten Auftritt erhält. Die Kritiker dürfte in Folge geärgert haben, dass «Rettet das Wasser» als eines der erfolgreichsten Plakate Ernis immer wieder ­a ufgelegt wurde.


SCHIENENVERKEHR

Lok 7 in Fahrt Am 21. Mai 2021 fand die Erstfahrt der Zahnrad-Dampflokomotive H 1/2, Nr. 7, aus der Sammlung des Verkehrs­ hauses zum 150-Jahr-Jubiläum der Rigi-Bahnen mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga von Vitznau bis Rigi Staffel statt. Der am 21. Mai 1871 geborene Rigi­b ahnErbauer, Erfinder und Schweizer Ingenieur Niklaus ­R iggenbach wäre an diesem Tag hundert Jahre alt ­g eworden. In monatelanger Detailarbeit hat das Team um Martin Horath, Leiter des Rigi-Bahnen-Depots Goldau, die Dampflok Nr. 7 (Baujahr 1873) restauriert.

AGENDA VERKEHRSHAUS

CYCLING DAYS 9. BIS 11. JULI 2021 Radtouren, Parcours und Informationen rund um das Thema Velo.

MONSTER TRUCK 17. BIS 18. JULI 2021 Das ultimative Fahrerlebnis.

FILMPREMIERE 11. SEPTEMBER 2021 «Monteverdi – The Last Swiss Car ­M anufacturer»

RAUMFAHRT

Projekt Igluna Das vom Swiss Space Center koordinierte ­P rojekt Igluna kommt ins Verkehrshaus und auf den Pilatus. 15 internationale Studententeams haben Technologien zum Thema Weltraum-­ Habitat entwickelt. Die Studierenden kommen aus verschiedenen Disziplinen und decken sechs Forschungsthemen ab, um Habitate für extreme Umweltbedingungen zu entwickeln. Mehrere Teams konzentrieren sich auf lebens­ erhaltende Systeme wie Nahrungs- und ­Wasserproduktion, während andere Teams die Struktur des Habitats entwickeln. Weitere Teams befassen sich mit dem menschlichen Wohlbefinden, dem Kommunikationssystem und dem Energiemanagement. Vom 16. bis 25. Juli 2021 werden sie in der Halle Luftfahrt vom Verkehrshaus aus ihre Module auf dem Pilatus fernsteuern. Eine gute Gelegenheit, um den Studentinnen und ­S tudenten über die Schulter zu schauen.

ELMAR EXPO 8. BIS 10. OKTOBER 2021 Die Mobilität der Zukunft und alternative Mobilitätsformen entdecken.

AIR AND SPACE DAYS 15. BIS 17. OKTOBER 2021 Die Thementage zur Luft- und Raumfahrt.

Änderungen abhängig von den Vorgaben des BAG vorbehalten.

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FILMTHEATER

AGENDA FILMTHEATER TAGESPROGRAMM

Grosses Kino Das Verkehrshaus Filmtheater strahlt in neuem Glanz. Auf der grössten Leinwand der Schweiz wird neu freitags bis sonntags ein Abendprogramm geboten.

DIE ALPEN Atemberaubende Tier- und ­L andschaftsaufnahmen.

AUTOR FABIAN ESCHMANN

D HÖHLENWELTEN Abenteuerliche Entdeckung von Höhlen.

AMERIKAS WILDNIS Expedition in die Wildnis der USA.

SCHILDKRÖTENODYSSEE Unterwegs mit der Grünen Schildkröte.

FAMILIENFILM «BIGFOOT JUNIOR» Die Legende eines menschenähnlichen ­Lebewesens.

P RO G R A M M S UND TICK E T h

rshaus.c w w w.verkeh 5 75 75 37 Telefon 041

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Änderungen abhängig von den Vorgaben des BAG vorbehalten.

a s F i l m t h e a te r ze i g t w i e d e r F i l m ve r­ gnügen auf Grossleinwand. Während im ­Tagesprogramm Dokumentar filme mit faszinierenden Aufnahmen und spannenden Geschichten die Besucher zum Entdecken und zum Erleben einladen und ihnen das Gefühl vermitteln, «mitten im Geschehen zu sein», werden neu im Abendprogramm Spielfilme gezeigt. Das Filmtheater bietet auf einer Leinwand mit einer Bre ite von 25,5 Mete r n und e ine r Höhe von 14 Metern, mit neuster Laser-Projektion und mit einem wuchtigen Soundsystem ein ganz spezielles Filmerlebnis. Im Juli sind folgende Spielfilme im Programm: «Z i e m li c h b e ste Fre u n d e», e i n e lu sti g e G e schichte über eine verrückte und wunderbare Freundschaft von zwei ungleichen Protagonisten, und «Joker», das oscarprämierte Meisterwerk mit Joaquin Phoenix in der Rolle als ­G othams Bösewicht Joker. D ie Walt D isney ­A nimation Studios zeigen «Raya und der letzte Drache», ein Trickfilm der Extraklasse. Fast & Furious 9 Ab dem 15. Juli zeigt das Filmtheater abends de n 9. Teil de r be kannte n Filmreihe «Fast & ­F urious». Im 20. Jubiläumsjahr nimmt der neue Streifen die Besucher mit auf die actiongeladene Auseinandersetzung zwischen der Haupt­ figur Dom Toretto (Vin Diesel) und seinem ver­ loren geglaubten Bruder Jakob. Der Film zeigt auch diesmal wieder schnelle Autos und atemberaubende Stunts, die die Besucher auf der grossen Leinwand des Filmtheaters mitten ins Geschehen ziehen. n


Bücher aus der Sammlung Keller

ENTDECKT

Schifffahrtsbibliothek AUTORIN MARTINA KAPPELER

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hilipp Keller (1895 – 1980) vermachte dem Verkehrs­ haus unter anderem seine gesamte Bibliothek. Beruflich tätig im Überseehandel, faszinierten ihn sämtliche Facet ten der Seefahr t. Das spiegelt sich ­e indrücklich in der grossen, schon von seinem ­Vater begonnenen Büchersammlung wider. In einem Projekt konnten die Bücher letztes Jahr fotografisch erschlossen werden und sind nun bereit, im elektronischen Bibliothekskatalog er fasst zu werden. Der eindrück liche Fundus besteht aus Werken vom 16. bis 20. Jahrhunder t quer durch den Bereich der welt weiten Schif f fahr t. E xpeditionstagebücher und ­- beschreibungen der berühmten Seefahrer Vasco da Gama, James Cook oder Ernest Shackleton gehören genauso dazu wie Abenteuerromane, Piratenliteratur, Werke zur Handelsge schichte, zu Se ek rie ge n oder zum Schiffbau. Die Bücher i n Por tugiesisch, Holländisch, Französisch, Englisch, Spa­nisch und Deutsch wa r te n nun d a rau f, ba ld von einem breiten Publikum entdeckt zu werden.

Johann Jakob von Tschudi: Reisen durch Südamerika. Leipzig, Brockhaus, Bd. 1, 1866, Frontispiz.

Initiale aus Johann Jakob von Tschudi: Reisen durch Südamerika. Leipzig, Brockhaus, Bd. 1, 1866.

Reisen durch Südamerika Der Schweizer Naturforscher und Arzt Johann Jakob von Tschudi (1818 – 1889) unternahm mehrere Reisen nach Südamerika. Er erforschte die Tierwelt, publizierte Forschungen zur indigenen Quechua-Sprache und v­ erhandelte 1861 als ausserordentlicher Gesandter der Schweizerischen Eidgenossenschaf t in Brasilien für Schweizer Kolonisten. Zurück an seinem Wohnort in Österreich, veröffentlichte er 1866 – 1869 seine «Reisen durch Südamerika» in fünf Bänden. Darin erzählt er von der langen Schiffsreise von Hamburg nach Rio de Janeiro und seinen Eindrücken von Land und Leuten. Er gibt Tipps für den erfolgreichen B e s u c h vo n F i s c h m ä r k te n u n d l ä s s t s i c h zu e i n e r ­s eitenlangen Abhandlung über die verschiedenen Geschmacksrichtungen von Bananen hinreissen. Seine bisweilen stark kolonialistisch geprägte Schreibweise gibt einen Eindruck der Machtverhältnisse dieser Zeit. So beschreibt er auch die damals in Brasilien noch ­w e it ve r bre itete Sk lave re i ausf ühr lich und me iste ns kritiklos. n

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FOKUS

Schweizer Automobilwelt

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Das Autotheater im Verkehrshaus ist für Automobil-Liebhaber eine Augen­weide. Zu bestaunen sind Zeugen der Mobilitätsgeschichte. Neu wurde es nun exklusiv mit Fahrzeugen mit Schweizer Bezug bespielt. AUTOR OLIVIER BURGER

«S

chweizer Automobile: gestern – heute – morgen». Unter diesem Motto ist das Autotheater in der Halle Strassenverkehr inhaltlich komplett erneuert worden. 42 Fahrzeuge stehen zur Schau. Die Ausstellung präsentiert die Themen Fahrzeugbau, Carrosseriebau, Montage Suisse, die Marke Monte­ verdi, Concept Cars, Automobile mit alternativen An­ trieben und Rennsport. Alternative Antriebe Noch vor zehn Jahren stiessen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben auf wenig Aufmerksamkeit. Der Verbrennungsmotor war ein sicherer Wer t. Ein Aggregat, das sich millionenfach bewähr t hatte, das weltweit in den verschiedensten Varianten als benzin- oder dieselbetriebene Antriebseinheit unzählige Er folge verbuchen konnte. Mit der Elektromobilität und den synthetischen Treibstof fen hat sich die Welt der For tbewegung ver­ ändert. Davon zeugt auch der älteste Schweizer Elektro-­ Personenwagen der Marke Tribelhorn Jahrgang 1908 aus der Sammlung des Verkehrshauses, der neu im Schaulager steht. Hommage an Peter Monteverdi Peter Monteverdi gründete 1967 die Automobile Monteverdi AG. Sie produzier te als letzter Schweizer Auto­ mobilhersteller bis 1982 Fahrzeuge «made in Switzerl a n d ». D a s U n t e r n e h m e n i s t v o n n a t i o n a l e r u n d internationaler Bedeutung und Bestandteil des indus­ triellen Kulturgutes der Schweiz. Nicht nur die Vielfalt der unter der Marke «Monteverdi» konstruierten hochwertigen Fahrzeuge, sondern auch die Einzigartigkeit, wie Peter Monteverdi in fast autodidaktischer und visionärer Weise die mannigfaltigen Geschicke der Firma lenk te, führ ten zum weltweit her vorragenden Ruf der Marke. Kein Schweizer Hersteller folgte Monteverdi bis heute nach. Mit ein Grund, weshalb Monteverdi nicht i n Ve rg e s s e n h e i t g e r i et, s o n d e r n n a c h w i e vo r a l s Automobil­p roduzent mit der höchsten Identität in Bezug auf den Standor t Schweiz gilt. Die Präsentation von

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Rennwagen, schönen Sportwagen, legendären Tourenwagen und eigenwilligen Geländewagen im Schaulager ist eine Hommage an Peter Monteverdi. Rennwagen made in Switzerland Die ersten Schweizer Rennwagenkonstrukteure waren die Gebrüder Charles und Frédéric Dufaux in Genf, nicht zu ver wechseln mit ihren Cousins Armand und Henri, die in ihrer Firma die Dufaux-Motorräder bauten und später die Motosacoche SA mitgründeten. Auch die Genfer Firma Piccard & Pictet baute seit 1904 Auto­ mobile, zuerst unter der Marke «SAG» und ab 1910 mit dem Namen «Pic-Pic». Für den grossen Auf trit t am Grand Prix de l’ACF 1914 bei Lyon konstruierten sie zwei Rennwagen. Nach ersten Rennen mit einem frisierten VW Käfer baute sich Peter Sauber für 1969 einen keilförmigen Spor t­ wagen auf einem VW-Käfer-Chassis. Im Winter 1969/70 entstanden die ersten beiden Sauber-C1-Rennspor t­ wagen für Peter Sauber und Bruno Wernli. Mit dem Sauber C8 begann 1985 die Verbindung mit MercedesBenz, die 1989 mit dem Doppelsieg bei den 24h von Le Mans und mit dem Gewinn der Marken-Weltmeisterschaft ihren Höhepunkt erreichte. Coole Concept Cars Walter F. Strahm entwickelte in den 1970er-Jahren ein ­s owohl allradgetriebenes wie auch noch schwimmfähiges Fahrzeug, das als Jeep-Nachfolger gedacht war. Der CroCo (für Cross Country) wurde in Kägiswil/Sarnen gebaut, verfügt über einen Einscheiben-Wankelmotor – und war so komplex konstruiert, dass sogar die Reifen Einzelanfertigungen waren. Die Null-Serie wurde in die ganze Welt verkauft. Doch niemand bestellte eine grös­ sere Menge. Um dem Publikum zu zeigen, dass neue Ideen auch realisierbar (und brauchbar) sind, werden an Messen und Ausstellungen stets Concept Cars gezeigt. D i e N e u ins ze n i e r u n g e ntsta nd in Zu s a m m e n a r b e i t mit dem Verkehrshaus-Partner Swiss Car Register, der ­d ieses Jahr sein 25-Jahr-Jubiläum feiert. n


1 D ie Geschichte des Schweizer Rennsports in Bildern. 2 O pel Rekord P1 Ascona (1959). 3 F ahrzeugparade der Marke ­M onteverdi. 4 D er älteste Elektro-Personen­ wagen der Schweiz. 5 I nnovatives Design und ­a lternativer Antrieb.

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ZUR PERSON

CHRIGEL MAURER Er ist einer der weltweit besten Gleitschirmpiloten und stammt aus Adelboden. Nach einer Lehre als Maurer war er Test- und Wettkampfpilot für einen Schweizer Gleitschirmhersteller. Heute ist er hauptberuf­ licher Wettkampfpilot, coacht Piloten und fördert Nachwuchsathleten mit der X-Alps Academy. In der Szene nennt man den Vater von zwei Söhnen den Adler von Adelboden. Der unangefochtene Champion der Red Bull X-Alps konnte jede der sechs Austragungen des bekannten Rennens für sich entscheiden – zu Fuss und mit dem Gleitschirm über die Alpen. 10


INTERVIEW

Der Adler von Adelboden Chrigel Maurer ist nicht zu bremsen – ob mit dem Gleitschirm oder zu Fuss. Der unangefochtene Champion der «Red Bull X-Alps» ist in der ganzen Szene bekannt. In der Media World im Verkehrshaus können Sie ihn beim virtuellen Gleitschirmrennen herausfordern.

AUTOR MORITZ IMFELD

Wie lange fliegst du bereits ­G leitschirm? Im Alter von 16 Jahren habe ich mein Gleitschirm-Brevet absolviert – das ist das Mindestalter. Ergo ­f liege ich offiziell seit 22 Jahren Gleitschirm. Da mein Vater als Berg­ steiger diese Sportart ausübte, bin ich aber bereits etwas früher ­d amit in Berührung gekommen. So kam ich mit sieben Jahren das erste Mal mit einem Gleitschirm in Kontakt und war mit neun Jahren das erste Mal in der Luft. Wie viele Flüge machst du pro Jahr? Das ist unterschiedlich. Im Jahr 2021 absolvierte ich bis heute, den 19. Mai, bereits 111 Flüge. Das ist mehr als ein Flug pro Tag! Wie lange dauerte dein längster Gleitschirmflug? 11 Stunden und 45 Minuten. An ­e inem schönen, langen Sommertag kann man in der Schweiz bis zu 12 Stunden lang in der Luft sein. Wie haben die Red Bull X-Alps deine Karriere beeinflusst? Die X-Alps haben mir sicher viel ­e rmöglicht in meiner Karriere. Mit Red Bull als Kommunikator und meiner Siegessträhne wurde ich viel mehr wahrgenommen. Der Wettkampf hat mehr Wirkung als beispielsweise die Gleitschirm-WM. Das Echtzeit-Tracking der Piloten macht es interessant. Was treibt dich zu deinen ­H öchstleistungen an? Die Faszination, stetig besser zu werden. Das motiviert mich grundsätzlich bei allen Sportarten. Am meisten Spass macht es mir aber

beim Gleitschirmfliegen. Es geht nicht darum, möglichst viele Kilometer zu fliegen, sondern beispielsweise zu merken, dass ich mich in einer Situation richtig verhalten oder den Fehler vom letzten Mal nicht mehr gemacht habe. Wie triffst du Entscheidungen während eines Wettkampfs? Gibt es ein Muster oder geschieht das spontan? Grundsätzlich geschieht dies spontan. Je besser die Vorbereitung ist, desto besser kann ich improvisieren. Beim Gleitschirmfliegen ändern sich die Bedingungen immer wieder, sodass sich ein Flugtag fast nicht planen lässt. Es gilt, geschickt zu antizipieren und allfällige Risiken abzuwägen – eine gewisse Erfahrung ist dabei sicherlich von Vorteil und Selbstreflexion ein Muss. Welche Faktoren machen für dich den perfekten Wettkampftag aus? In Bezug auf die äusseren Bedingungen ist es das Wetter. Viel ­S onne, wenig Wolken und etwas Wind sorgen für gute Flugverhältnisse. Gerade bei den X-Alps kann man sich fliegend viel schneller ­f ortbewegen als zu Fuss. Du hast dein Hobby zum Beruf gemacht. Wo holst du dir deinen Ausgleich? Als Rückzugsort spielt für mich die Natur eine bedeutende Rolle. Ob Skitouren, Wanderungen oder ­a ndere Aktivitäten mit meiner ­Familie – auch in meiner Freizeit brauche ich stets Bewegung. Kannst du vom Sport leben? Heute geht das ganz gut. Ich habe mich vor rund zehn Jahren dazu

entschieden, auf den Sport zu setzen. Zu Beginn war ich noch Testpilot für einen Gleitschirmhersteller, habe mir mit Tandemflügen Geld dazuverdient, Vorträge gehalten und mich weitergebildet. Mittlerweile kann ich zu einem grossen Teil von meinen Sponsoren leben. Wäre es für dich denkbar, wieder in deinem erlernten Beruf als ­M aurer zu arbeiten? Das könnte ich mir schon vorstellen. Für mich war es die richtige Aus­b ildung und das Handwerk hat mir immer Spass gemacht. Ich müsste mich einfach wieder an die körper­l iche Umstellung gewöhnen, was s­ icher einen Moment dauern würde. Ist bei deinen beiden Söhnen die Sportlerkarriere bereits ­vorprogrammiert? Sie setzen sich bereits mit ihren ­Z ukunftsplänen auseinander. Es ist einfach wichtig, dass sie unterschiedliche Erfahrungen sammeln können. Dazu gehört es auch, ­u nterschiedliche Sportarten oder auch Instrumente auszuprobieren. Wie lauten die Eckdaten zu deinem X-Alps-Wettkampfschirm? Das Gesamtgewicht, also Schirm, Gurtzeug, Rettungsschirm, Helm, Rucksack und Instrumente, beträgt 7,3 kg und der Schirm wurde auf eine Belastung von 100 kg mit ­a chtfacher Sicherheit getestet, was einer möglichen Belastung von 800 kg entspricht. Die maximale Geschwindigkeit beträgt 60 km/h bei einer Gleitzahl von 1:10 – das bedeutet, dass ich mit 1 Meter ­S inken 10 Meter weit fliegen kann. n

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GASTRONOMIE

Mit Passion für Kulinarik

D

as Gastronomieteam der Genossenschaft ZFVU n te r n e h m u n g e n b i e te t i m Ve r ke h r s h a u s i n ­L uzern mit der «Brasserie» und der Café Bar im Eingangs­b ereich ein neues Gastronomiekonzept. Das bediente Lokal der Brasserie verfügt über 70 Sitzplätze und wird durch die Terrasse zur Seeseite hin ergänzt.

Die Gäste kommen in den G ­ enuss von Schweizer Klassikern sowie Gerichten mit einer ­P rise «Savoir-vivre», wie beispielsweise Flamm ­k uchen oder Steak et frites. Für Anlässe im privaten Rahmen können die Räumlichkeiten der Brasserie auch exklusiv gemietet werden. n

Was ist deine schönste Erfahrung seit W ­ iederaufnahme des gastronomischen Betriebs im Verkehrshaus? «Es ist einfach schön zu sehen, wie das ganze Gastronomieteam seit dem e ­ rsten Tag Vollgas gibt. Aufgrund der Corona-­M assnahmen mussten alle f­ lexibel handeln. Trotzdem konnten wir den Besucherinnen und Besuchern tolle Verpflegungsangebote bieten.»

RABEA GOMER Stellvertretende Bankettleiterin

Das Take-away-Angebot gibt es in nachhaltig p ­ roduzierten und biologisch abbaubaren Einwegbehältern zum ­M itnehmen. Wie haben die Gäste darauf reagiert? «Die Gäste waren durchwegs angenehm überrascht, da ­D eckel und Besteck wie Plastik aussehen, aber zu 100% biologisch ­a bbaubar sind.»

MARIA LOPES Servicemitarbeiterin

In der neuen Brasserie werden vermehrt vegetarische und vegane A ­ ngebote auf der Karte stehen. Was denkst du d ­ arüber? «In einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen bewusster e ­ rnähren, braucht es Alternativen zum Fleisch. Abwechslungsreiche, trendige und ­a usgewogene Gerichte liegen da auf der Hand.»

CHRISTIAN MOTT Stellvertreter Küchenchef

Was erwartet die Gäste, wenn sie in die neue Brasserie kommen? «Ein herzliches und motiviertes Gastgeberteam, ein ­e inladendes Ambiente für die ideale Auszeit nach dem ­B esuch im Verkehrshaus und unkomplizierte Menüs von ­u nseren kreativen Köpfen in der B ­ rasserie-Küche.»

ANDREAS GARBER Teamleiter Brasserie

Worauf freust du dich am meisten? «Ich freue mich darauf, dass wir mit der ­B rasserie und dem frischen Gastronomie­konzept nicht nur unsere Stammgäste, sondern auch viele neue Gäste begeistern können.»

RUTH HOWALD Mitarbeiterin Café Bar 12

SALUT ET BON APPÉTIT! Die Brasserie im Verkehrshaus ist im ­ Juli/August von Mittwoch – Sonntag bis 21.30 Uhr geöffnet. Montag und Dienstag bis 18 Uhr. Täglich ab 9 Uhr heissen wir Sie herzlich willkommen. À bientôt et bon appétit!


MITGLIEDER

ÜJuRli 2 1 2Nu F 0 21 r im

Glacé-Schmaus Somme r ze it ist G lac éze it. A ls zie mlic h ge ­ sichert gilt, dass Gefrorenes bereits vor 4000 Jahren in China bekannt war. Allerdings handelte es sich dabei nicht um die heute so beliebte Rahm-Glacé, sondern um geeistes Obst oder um geeiste Obstsäfte, also um das, was wir heute Sorbet nennen. Nur für Mitglieder Ob fruchtig, cremig, mit Schokoladenstückchen oder Croquant: Die grosse Auswahl lässt das Feinschmeckerher z höherschlagen. ­E xklusiv für unsere Mitglieder gibt es in der zur Eisdiele umgebauten Seilbahnkabine leckere Mövenpick-Eiskreationen. Pro Mitglied ist jede zweite Kugel gratis. Los geht’s! Profitieren Sie von der 2-für-1-Ak tion und besuchen Sie die Eisseilbahn. En Guete.

KIDS

Puzzle Sudoku

Schatten Schau genau

In jeder Welche Zeiledrei undPuzzleteile in jeder Spalte dürfen die vervollständigen Bilder A bis E nur einmal das Bild? vorkommen. A

1

A B B

3

C

D

2

5

D

6 7

8

A

B

C

D

4 F

C

E

E

Welcher Welche Schatten vier passt Raketen zum Heissluftballon? sind gleich?

1

E 3

9

2

F 4

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THE EDGE

Besteige das Matterhorn Wer träumt nicht davon, einmal im Leben das Matterhorn zu besteigen? Im Verkehrshaus ist dies nun als Zusatzangebot möglich. Zusammen mit dem Red-Bull-­ Athleten Jérémie Heitz und dem Bergführer Sam Anthamatten können die Besucher als virtuelles Klettererlebnis den Gipfel erklimmen. A UT O R I N SARAH HENSS

N

ach einem kurzen Briefing in der Hörnlihütte klettert der Besucher mit einer VR-Brille sowie Fussund Handtracking an einer 4,5 Meter hohen Kletterwand bis auf die Spitze des Matterhorns. Auf einer Höhe von 4478 Metern über Meer erlebt der Besucher das unbeschreibliche Glücksgefühl eines Bergsteigers, den Gipfel zu erreichen und dem Himmel ein Stück ­n äher zu sein. Dies mit Unterstützung vom Zermatter Bergführer Sam Anthamatten und dem Red-Bull-Athleten ­J érémie Heitz – alles in Virtual Reality (VR) natürlich. 360-Grad-VR-Abenteuer Red Bull The Edge ist das Ergebnis einer innovativen und langjährigen Zusammenarbeit zwischen Schweizer und internationalen Pionieren. Entstanden als Idee der Genfer Filmproduzenten Garidi, entwickelten diese das Projekt mit Red Bull Schweiz und in Zusammenarbeit mit dem Verkehrshaus weiter. Dank einer völlig neuen 3D-Technologie verwandelte die Agentur Xstudios aus Orlando die Filmaufnahmen in ein interaktives und realitätsnahes Kletterabenteuer, das den scheinbar unerreichbaren Berg für alle zugänglich macht.

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Höchstleistungen am Berg Allgemein steht die Red Bull Media World im Verkehrshaus im Jahr 2021 mit der Sonderausstellung «Altitude – Höchstleistung am Berg» ganz im Zeichen der Berge. Die Besucher können mit dem Icaros-Trainingsgerät über das Engadin fliegen, eine virtuelle Everest-Besteigung erleben, den mehrfachen Red Bull X-Alps-Sieger Chrigel Maurer im Gleitschirm herausfordern und mehr über die spektakuläre 360°-VR-Filmproduktion von Red Bull The Edge er fahren. Der Eintritt zur Red Bull The Edge ist nicht im Ticket für das Verkehrshaus inbegriffen und kann sowohl separat als auch in Kombination mit dem Verkehrshaus-Ticket zu einem vergünstigten Preis gekauft werden. n


HABEN SIE

GEWUSST,

DASS …

EIN

KURATOR ERZÄHLT

A UTO R JEAN-LUC RICKENBACHER

In dieser Rubrik werden Exponate aus der Sammlung vorgestellt.

… vor 98 Jahren das erste moderne Planetarium entstand? Oskar von Miller – der Gründer des Deutschen Museums in München – wollte 1913 ein Gerät zur Demonstration des kopernikanischen und ptolemäischen Weltbildes und ­b eauftragte damit die Firma Carl Zeiss. Der Erste Weltkrieg verzögerte jedoch die Herstellung, und so war der Projektor mit seinen 180 Glühlampen erst im Jahr 1923 ­e insatzbereit. … einst Heliumballons als Antrieb für Bergbahnen zur Diskussion standen? Der Architekt Friedrich Albrecht wollte die erste Bergbahn der Welt entwickeln, und zwar auf die Rigi. In den 1850er-Jahren präsentierte er seine Idee. Er wollte Gondeln auf Schienen mit Heliumballons in die Höhe ziehen. Dies funktionierte jedoch nur auf Papier und so blieb man vorübergehend bei Pferden und Tragsesselträgern. … der erste Gleitschirm von einem NASA-Techniker angefertigt wurde? Der amerikanische NASA-Techniker David Barish war damit beschäftigt, Fallschirme zu optimieren, die Raumfähren auf die Erde bringen sollten. Daraus entstand der ein­ flächige Gleitschirm «Sailwing». Am 15. September 1965 realisierte Barish damit selbst den weltweit ersten Gleitschirmflug.

… die NASA die Idee des Countdowns beim Raketenstart aus einem deutschen Kinofilm klaute? Ein Raketenstart wäre ohne Countdown kaum vorstellbar. Die Idee dazu stammt jedoch von Fritz Lang, der damit in seinem Stummfilm von 1929 «Die Frau im Mond» einen Spannungsaufbau erzeugen wollte, da der Ton als unterstützendes ­E lement fehlte. … in der Schweiz vor über 100 Jahren bereits Autos mit Hybridantrieb hergestellt wurden? 1903 präsentierte die Compagnie de l’Industrie Electrique et Mécanique (CIEM) aus Genf ihr «voiture mixte» – ein Fahrzeug mit Elektround Benzinmotor. Jedoch sorgte das hohe Gewicht für Leistungs­ einbussen und war nicht konkurrenzfähig mit konventionellen ­A ntrieben. Mit Lancierung der ­M arke Stella setzte CIEM 1906 ­w ieder auf Benzinmotoren.

Die Landesausstellung 1939 in Zürich fand im Kontext der aggressiven Annexions- und Eroberungspolitik Nazideutschlands statt. Angesichts der faschistischen Bedrohung sollte sie im Sinne der Geistigen Landes­ verteidigung ein Bild der schweizerischen Eigenart vermitteln. Eine der Hauptattrak­ tionen der «Landi 39» war der «Schifflibach». In 82 metallenen Booten konnten sich die Besucherinnen und Besucher auf einem Wasserkanal durch die Anlagen, ­A usstellungshallen und Gärten treiben ­l assen. Eine Fahrt kostete 50 Rappen, was in etwa dem Gegenwert von zwei ­K ilogramm Brot entsprach. Eine ähnliche ­Attraktion erwartet die Besucherinnen und Besucher des Verkehrshauses. Auf kleinen Booten umkreisen sie den Rumpf des neu inszenierten Dampfschiffs Rigi und erleben anhand von historischen Tourismusplakaten die Reise von Flüelen nach Luzern. Zu den Stationen und Sehens­ würdigkeiten gehören etwa der P ­ ilatus, der Bürgenstock, die D ­ örfer Vitznau und Weggis, die Rigi, das Rütli, die Tells­k apelle und der Schillerstein. Wie der Landesausstellung 1939 kommt dem ältesten erhaltenen Glattdeck-Seitenraddampfer von 1848, dem Gründungsjahr des modernen Schweizer Bundesstaats, nationale Bedeutung zu. An Stationen ohne Landungsbrücke erfolgte der Einstieg der Passagiere damals über einen Stationskahn, gefolgt von einer Kletterpartie über das sogenannte Fallreep des Dampfschiffs. Auch dieser kräftezehrende Aufstieg zum Rumpfeingang wurde für unsere abenteuerlustigen Besucherinnen und Besucher ­r ealisiert. Ausserdem zeugen in der Aus­ stellung Originalobjekte, spannende ­G eschichten und Miniaturmodelle vom ­a bwechslungsreichen Leben des Dampfschiffs Rigi. n 15


IN MOTION

Pionier des Verkehrs 1

Ein aussergewöhnliches Buch über einen aussergewöhnlichen Menschen: In «L’entreprenant Monsieur Mégevet» wird die Entstehung des ­Individualverkehrs auf bislang einmalige Weise geschildert.

AUTOR DANIEL CHARLES*

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is 1925 war in Graubünden jeder Tag autofrei, denn Automobile waren dort verboten. In anderen Kantonen dagegen galt lediglich sonntags ein Fahrverbot. Ausländische Automobilclubs empfahlen, d i e S c hwe i z zu m e i d e n, d e re n Au to p h o b i e f a s t s o ­b ekannt war wie ihre Uhren und ihre Schokolade. Der Siegeszug des Automobils in der Schweiz ist einzig und allein einem Mann zu verdanken – dem Genfer Jules ­M égevet (1874–1932). Er trug dazu bei, die Verkehrs­ regeln kantonsübergreifend zu harmonisieren (ab 1904), und rief 1905 den Genfer Auto-Salon ins Leben. Ab 1907 zeichnete er für die Motorisierung der Schweizer Armee verantwortlich und leitete neun Jahre lang, das heisst von 1916 – 1925, den Automobil Club der Schweiz. Bis zum Ersten Weltkrieg liefer te er rund 40% der Kühler ­a ller in Europa gebauten Autos. Und bis zur kürzlichen Er s c h e i n u n g d e s B u c hs «L’Entre p re n a nt M o ns i e u r ­M égevet» war er vollständig in Vergessenheit geraten.

Die Geschichte des Verkehrs Jules Mégevet war auch ein Pionier des Motorbootsports, fuhr mit seinen Rennbooten zahlreiche Siege ein und stellte fünf Weltrekorde auf. In Corsier-Port im Kanton Genf baute er eine Werft auf, die von einem Eigen­ 16

tümer zum nächsten immer grösser wurde. 2018 wandelten die Teilhaber ihre Werft in eine Stiftung um und baten mich, über den wenig bekannten Gründer eine Broschüre zu ver fassen. Dass sich dieses Büchlein schliesslich als ein 2,5 kg schweres, 288 Seiten und 418 Abbildungen umfassendes Werk entpuppen sollte, konnte damals niemand ahnen. Eigentlich wollte ich nur die historischen Highlights des B o ots s p o r ts d u rc h s tre i fe n, m i t d e m i c h m i c h s e i t 40 Jahren befasste. Doch dann geriet ich bei meinen Recherchen in den Bann der Verkehrsgeschichte – von der Entstehung der Automobilität bis zu den ersten Gehversuchen des Individualverkehrs. Das vermeintlich ­U nwesentliche erwies sich als unerwartet vielseitig und förderte neue Facetten zutage, die diesen bedeutenden historischen Wendepunkt aufzeigten, veranschaulichten und nachvollziehbar machten. In zwei kurzen weltverändernden Jahr zehnten entstanden maschinen­ getriebene individuelle Transportmittel wie Motorräder, Autos, Boote und Flugzeuge. Bilderbuchlaufbahn Jules Mégevet liefer t den idealen Ausgangspunk t für diese historische Erkundung, denn der leutselige, höfli-


1 B ootsrennen in Monaco mit einem von Charles Picker und Jules ­M égevet gebauten Rennboot. 2 Tausendsassa Jules Mégevet (1874–1932). 3 D er von Mégevet gebaute ­K ühlergrill mit Wabenmuster. 4 T itelblatt eines Katalogs der ­Mégevet-Werft. 5 B ootsbeschrieb in Katalog.

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che und dynamische Mann war ein Hansdampf in allen Gassen und der erste Networker der Geschichte. Was er anstrebte, welchen Schwierigkeiten und Sachzwängen er ausgeset z t war, of fenbar t einen aufschluss­ reichen Blick auf ein Umfeld, der sich nicht böte, wenn (beispielsweise) die ausserordentliche Lebensgeschichte von Henry Ford im fernen Amerika dokumentiert würde. Auch wenn Mégevet weder besonders bedeutend noch besonders reich war, lässt sich sein einzigartiger Werdegang nicht mal mit Superlativen beschreiben. Abenteuerlust Die Stationen seines Lebens akkurat aufzuzeichnen, glich der Suche nach der Nadel im Heuhaufen und verschlang sämtliche Mittel der jungen Fondation Mais-JeVais-Piquer 1909. Der Name der Stiftung – im Übrigen ebenfalls der Name der Rennboote des Genfers – geht auf ein Wortspiel aus Mégevet und Picker, einem Konstrukteur von Bootskörpern und Motoren, zurück. Bis in einem Container in den Katakomben eines Parkhauses in Monaco endlich einzelne Bilder auf Glas aufgespürt wurden, sollte es 15 Monate dauern. Zehn Monate vergingen bei der Suche nach spektakulären Aufnahmen der Rennen in Evian und nochmals zwei für die Rekon­s truktion der Formen der Boote Mais-Je-Vais-Piquer I, II, und X. Bisweilen war die wochenlange Spurensuche aber auch vergeblich und lief ins Leere. Ein Mammutprojekt! Fortgesetzt wird die Reihe mit einem Werk über andere pfiffige Genfer Helden einer vergessenen industriellen Epoche – namentlich die illustre Familie Dufaux, von der mehrere Transpor tmit tel wie Motorräder, Autos und Flugzeuge im Luzerner Verkehrshaus ausgestellt sind. n

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* Daniel Charles ist Bootsbauer, promovierter Historiker, Bühnenbildner und Schriftsteller. «L’entreprenant ­M onsieur Mégevet» ist sein 49. Werk. Es ist nur bei der Fondation MJVP1909 erhältlich (www.fondation-mjvp1909.ch) zum Preis von 120 CHF plus 10 CHF Versandkosten. 17


KURZINTERVIEW

unsere Gäste, wenn sie die verschiedenen Attraktionen benutzen.

nach

gefragt

Werner Birrer Besucherbetreuer

Weshalb arbeitest du im ­Verkehrshaus? Nach meiner Pensionierung wollte ich nochmals etwas völlig Neues machen. Da ich mich immer schon für technische Museen interessiert habe, war mein Weg ins Verkehrshaus nur logisch. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Als Erstes öffne ich die verschiedenen Hallen für unsere Besucher, schalte Rolltreppen und Beleuchtungen ein. Nach dem Team-Briefing betreue ich

Welches ist dein Lieblingsobjekt im Museum? Das Passagierflugzeug ConvairCV990 Coronado war in den 1960erJahren eine technische Meister­ leistung. Das schnellste und auch teuerste Flugzeug, das es damals zu kaufen gab. Die Swissair hatte acht Stück davon im Einsatz. Welches war bisher dein bestes Erlebnis mit Besuchern? Ich machte einen Kontrollgang in der Halle Luft- und Raumfahrt. Im 2. Ober­g eschoss befindet sich die Raumfahrt-Ausstellung. Auf der Marslandschaft war da ein Exponat defekt. Ich informierte die Einsatzzentrale und sagte: «Hallo Claude hier Werner auf dem Mars.» Prompt reagierte ein Besucher: «Haben Sie jetzt mit Claude Nicollier telefoniert?» Welches sind die Herausforderungen bei der Besucherbetreuung? Das Betreuen der manchmal schon sehr lebendigen Schulklassen.

Wie erlebst du die VerkehrshausBesucher? Unsere Gäste sind in der Mehrheit sehr interessiert, humorvoll und herzlich. Sie erzählen gerne auch ihre erlebten Geschichten, die sie mit dem Verkehrshaus verbinden, und freuen sich, wenn ich Zeit und Interesse für sie habe. Wie würdest du einem aus­ ländischen Besucher das ­Verkehrshaus beschreiben? Kleines, aber feines Museum an wunderbarer Lage in der Stadt Luzern, ­direkt am See. 365 Tage im Jahr o ­ ffen, super Ausstellungen über ­M obilität zu Land, Wasser und Luft. Ideal für Gäste im Alter von 0 bis 110 Jahren. Welche neue Attraktion würdest du gerne entwickeln? Wir haben im Verkehrshaus-Fundus sehr exklusive Motorrad-Oldtimer. Gerne würde ich zum Beispiel die Motorrad-Oldtimer Norton Manx, G ­ ilera Saturno, oder Henderson Vierzylinder zum Leben erwecken und den tollen Sound der verschiedenen Motoren den Besuchern live vorführen.

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Pro Haushalt ist nur eine Person teilnahmeberechtigt, Mitarbeitende vom Verkehrshaus der Schweiz sind ausgeschlossen. Die Gewinner werden schriftlich benach­r ichtigt. Eine Barauszahlung des Preises ist nicht möglich. Es wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Lösungszahl der Ausgabe 44 lautete: 32154. Tageseintritte für das Alpamare haben gewonnen: Lavanya Veerasamy (Sargans), Marc de Haller (Basel)

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