RUBRIK
Neuigkeiten aus dem Verkehrshaus der Schweiz
September 2021 | Nr. 46
FOKUS MOKO-MOTORRÄDER INTERVIEW DER
KUNDENBEGLEITER IN MOTION DURCHSCHLAG AM GOTTHARD
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03 FILMTHEATER Die Welt der Dinosaurier 04 MUSEUM Gleitschirmfliegen 06 PLANETARIUM Musik unter der Kuppel 07 ENTDECKT Die Dampflok «Gnom»
Schweizer Tüftler «Leuchtende Kinderaugen, die den Besuch im Verkehrshaus kaum erwarten können. Und am Nachmittag dann eine zufrie dene, aber erschöpfte Kinderschar auf dem Heimweg. Meist s preche ich die Klassen oder Familien auf den Besuch an und f rage, was sie e rlebt haben.» Dies die Beobachtung von Stefan Bless, Kundenbegleiter der Südostbahn (SOB), der im Interview auf Seite 11 über seinen Berufsalltag berichtet. Die SOB fährt neu auch auf der alten Gotthardstrecke, die seit der Eröffnung des Basist unnels deutlich weniger befahren wird. Der Gotthard hat die Schweiz schon immer geprägt. Die Geschichte der Infrastrukturbauten am Gotthard ist lang. 1882 w urde der erste Eisenbahntunnel zwischen Göschenen und Airolo eröffnet. 1980 ging der Strassentunnel in Betrieb. Demnächst wird ein neues K apitel geschrieben: Der Bau der zweiten Strassentunnelröhre. Ein neues Buch erinnert an den Bau des ersten Strassentunnels (Seite 16/17). Japanische Vierzylinder-Motorräder der späten 1970er-Jahre v erfügten über einen starken Motor, dem das fragile Fahrwerk jedoch oft nicht gewachsen war. Drei Schweizer Tüftler setzten sich zum Ziel, die bestehende Motorradtechnik zu perfektionieren und gründeten die Motorradmarke Moko. In der Halle Strassen verkehr werden diese einzigartigen Motorräder mit ausgefallenen Lackierungen auf der Moko-Themeninsel präsentiert. Herbstzeit ist auch Wanderzeit. Bei uns im Verkehrshaus können Sie in der Red Bull Media World auf den Mount Everest oder auf das Matterhorn steigen. In der Red-Bull-Attraktion «The Edge» wird das Erlebnis noch intensiver. Sie klettern mit Sensoren und einer VR-Brille ausgestattet entlang einer Kletterwand auf das Matterhorn. Es erwartet Sie eine traumhafte Aussicht. Ich freue mich auf einen goldenen Herbst mit Ihnen im Verkehrshaus.
Herzliche Grüsse
08 FOKUS Motorräder massgeschneidert
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10 INTERVIEW Stefan Bless, Kundenbegleiter 14 IGLUNA Rückblick auf Mission 16 IN MOTION Der Gotthard-Strassentunnel
16 Impressum: Herausgeber Verkehrshaus der Schweiz, Lidostrasse 5, 6006 Luzern Mitarbeiter dieser Ausgabe Olivier Burger (Gesamtverantwortung und Redaktions leitung), Moritz Imfeld (Anzeigen) Texte O livier Burger, Marc Horat, Claudia Hermann, M anuel H uber, Damian Amstutz, Fabienne Schnarwiler, Alexander Grass Layout aformat.ch, Luzern Titelbild O livier Burger B ildquellen MacGillivray Freeman Films, K2 Studios A ustralia, Giant Screen Films, Red Bull, Hans Erni Museum, Verkehrshaus, E&S, Moko, Olivier Burger, D amian Amstutz, Hier und Jetzt Verlag, Gletschergarten, VA-61083, VA-48839.1, VA-61084 Übersetzung A postroph Group, Lausanne Korrektorat typo viva, E bikon Druck Engelberger Druck AG, Stans Auflage 23 000 Ex. Wemf-Auflage 16 690 Ex. E rscheinung 4× jährlich Gründung/Jahrgang 2005/4 Preis CHF 4.50/Ex., CHF 18.− pro Jahr Kontakt magazin@verkehrshaus.ch, 041 375 75 75
Martin Bütikofer Direktor Verkehrshaus der Schweiz Offizielle Partner
FILMTHEATER
Dinosaurier
XXL
AGENDA FILMTHEATER TAGESPROGRAMM
DINOSAURIER DER ANTARKTIS
Der neue Film «Dinosaurier der Antarktis» ist ein überwältigendes Kinoerlebnis: Schreckmomente auf der grössten Leinwand der Schweiz sind garantiert.
Reise ins Zeitalter der Dinosaurier.
DIE ALPEN Atemberaubende Tier- und L andschaftsaufnahmen.
HÖHLENWELTEN Abenteuerliche Entdeckung von Höhlen.
AUTOR OLIVIER BURGER
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as Wor t «Dinosaurier» stammt aus dem Altgriechischen und heisst ge waltige Eidechse. «Dinosaurier der Antarktis» ist ein grossformatiger Dinosau rierfilm, der dem Publikum die erstaunlichen und bizarren prähistorischen Kreaturen vor stellt, die vor Hunderten von Millionen Jah ren die Wälder und Sümpfe der Antark tis bewohnten. Der Dokumentarfilm zeigt eine prähistorische Welt, die heute im Eis versun ke n i s t: E i n e 25 0 M i l l i o n e n J a h re l a n g e Odyssee von der permischen Eiszeit über das warme und üppige Zeitalter der Dino saurier und wieder zurück in die gefrorene Wüste, wie wir sie heute kennen. Animationen vom Feinsten Erstklassige Computergrafiken nehmen die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf die
J a g d n a c h d e m C r yo l o p h o s a u r u s, d e m grössten bekannten Fleischfresser aus der frühen Jura zeit auf der Erde. Noch weiter zurück in der Zeit lauer t der Antarctosu chus, eine kolossale Amphibie, die nur in der Antarktis vorkam und unter der Oberflä che eines alten Flusses lebte. Ein Forscher team beschreibt den dramatischen Wandel der Antark tis und er weck t bizarre, für die Wissenschaft neue Dinosaurier zum Leben. Die verborgene, graue Vergangenheit der Antarktis wird rekonstruiert. Auf einer Reise durch die Zeit erforscht der Film die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels, untersucht das Ende der ver gangenen Eiszeit auf der Erde und sucht nach Hinweisen auf die Zukunf t, während wir heute mit der vom Menschen verursach ten Erwärmung konfrontiert sind. n
AMERIKAS WILDNIS Expedition in die Wildnis der USA.
SCHILDKRÖTENODYSSEE Unterwegs mit der Grünen Schildkröte.
FAMILIENFILM «BIGFOOT JUNIOR» Die Legende eines menschenähnlichen Lebewesens.
Änderungen abhängig von den Vorgaben des BAG vorbehalten.
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MUSEUM
HANS ERNI MUSEUM
Das Touristenmagnet 2021 ist das Luzerner Löwendenk mal 200 Jahre alt geworden. Nach einem Entwurf des dänischen Bild hauers Bertel Thorvaldsen (1770– 1844) wurde es auf private Initiative zur Erinnerung an die Schweizer Söldner geschaffen, die im August 1792 bei der Verteidigung des um kämpften Tuilerien-Palastes, dem Sitz der französischen Königsfami lie, gefallen waren. Zu Beginn war das Monument höchst umstritten; verschiedene Kritiker störten sich daran, dass man den bezahlten Verteidigern der alten, vorrevolutio nären Ordnung ein Denkmal setzte.
MEDIA WORLD
Gleitschirmfliegen Hoch, höher, Altitude: Sind Sie b ereit für den Aufstieg auf einen B erggipfel oder einen Flug über die Alpen? Erleben Sie einzigartige Berg-Momente in der Red Bull M edia World. Erleben Sie selbst die Faszination des Fliegens im ein maligen Paraglider-VR-Simulator. Sobald Sie im Gleitschirm Platz g enommen und die VR-Brille an gezogen haben, geht es los. Auf I hrer Route vom Mönch bis nach Stechelberg begleitet Sie der m ehrfache Red-Bull-X-Alps-Sieger Chrigel Maurer und zeigt Ihnen, wie Sie den Schirm bedienen. Hoch in den L üften sehen Sie den Eiger und die gesamte Schweiz aus einer völlig neuen Perspektive.
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Doch das internationale Renommee des Entwerfers Thorvaldsen und die geschickte Platzierung in einem englischen Landschaftsgarten lies sen das Denkmal schnell zu einem Tourismusmagneten avancieren. Auch Hans Erni zeigte sich begeis tert von Thorvaldsens Monument. Darum wird zum Ende des Jubilä umsjahres im Hans Erni Museum ab dem 14. Oktober 2021 in Koope ration mit der Kunsthalle Luzern und deren Mehrjahresprojekt L21 eine Ausstellung zum Löwendenk mal realisiert.
THE EDGE
Erlebnis Matterhorn Nach einem kurzen Briefing in der Hörnlihütte klettert der Besucher mit e iner VR-Brille sowie Fuss- und Hand tracking an einer 4,5 Meter h ohen K letterwand bis auf die Spitze des M atterhorns. Auf einer Höhe von 4478 Metern über Meer erlebt der B esucher das unbeschreibliche Glücksgefühl eines Bergsteigers, den Gipfel zu erreichen und dem H immel ein Stück näher zu sein. Dies mit Unterstützung vom Z ermatter B ergführer Sam Antham atten und dem Red-Bull-Athleten J érémie Heitz – alles in VR natürlich. Red Bull The Edge ist das Ergebnis einer innova tiven und langjährigen Zusammen arbeit zwischen Schweizer und inter nationalen Pionieren. Entstanden als Idee der Genfer Filmproduzenten Garidi, entw ickelten diese das P rojekt mit Red Bull Schweiz und in Zusammenarbeit mit dem Verkehrshaus weiter.
AGENDA VERKEHRSHAUS
TÖFFLI TOURIST TROPHY 2. OKTOBER 2021 Töffli-Event der Extraklasse mit Ausfahrt.
TAG DER OFFENEN TÜR 3. OKTOBER 2021 Das Aussenlager des Verkehrshauses der Schweiz in Rain öffnet seine Tore.
ELMAR EXPO 8. BIS 10. OKTOBER 2021 PLANETARIUM
«Stardust Sinfonie» Am 15. und 16. Oktober zeigt das Planetarium eine ganz besondere Show: «Stardust Sinfonie – Heimat planet». Ein Livekonzert dreier Musiker/-innen aus Deutschland. Zum unglaublichen Sound von M arimba und Vibraphon, dem Klang der darüber schwebenden Flöte und glitzerndem Cembalo werden die
herrlichsten Bilder der Erde auf die Kuppel projiziert, um den Blickwinkel der Astronauten wiederzug eben. Gespielt werden Werke von Debussy, Chopin und Satie. B egleitet wird die Show von Texten des Paläogeneti kers Svante Pääbo. Ehrengast ist der deutsche Astronaut Gerhard Thiele, der durch die Konzerte führt.
Die Mobilität der Zukunft und alternative Mobilitätsformen entdecken.
AIR AND SPACE DAYS 15. BIS 17. OKTOBER 2021 Die Thementage zur Luft- und Raumfahrt.
BOB RUN DAYS 22. − 27. OKTOBER 2021 Bob-Anstossbahn entdecken und ausprobieren.
EM MIT UNSER ER T T E L S W E N den
m Laufen stets auf de us.ch/ verkehrsha newsletter
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PLANETARIUM
AGENDA PLANETARIUM TAGESPROGRAMM
JENSEITS DER SONNE Entdeckungen der Exoplaneten.
MISSION ERDE Ausblick auf unseren Heimatplaneten.
Musik unter der Kuppel
WELTEN JENSEITS DER ERDE Expedition ins Sonnensystem.
REISE INS UNIVERSUM LIVE Die Suche nach fremden Welten.
Das Team des Planetariums nutzte die erzwungene Pause durch Covid-19 im Frühjahr 2021, um für diesen Herbst einige Neuerungen im Spielplan in die Wege zu leiten. Nebst der neuen Familienshow «Jenseits der Sonne» werden ab Oktober jeweils am Samstagabend neue Musikprogramme gezeigt.
AUTOR MARC HORAT
EXPEDITION KORALLENRIFF Eintauchen in die Welt der Korallen.
AURORA Geheimnisvolle Lichter des Nordens.
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Änderungen abhängig von den Vorgaben des BAG vorbehalten.
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ie kleine Celeste möchte nicht ein schlafen und beschäftigt sich lieber mit den Geheimnissen des Univer s u m s. Pl öt z l i c h e r h ä l t s i e u n e r wa r tete n B esuch von Moon, einer leuchtenden, spre chenden Erscheinung. Zusammen reisen sie durchs Weltall, um herauszufinden, was E xo p l a n e te n s i n d u n d w i e m a n s i e e n t decken kann. Dies ist der Anfang der Ge schichte in der neuen Show «Jenseits der Sonne» im Verkehrshaus Planetarium. Spe ziell für ein jüngeres Publikum wird hier die Suche nach Planeten um andere Sterne the matisiert – ein hochaktuelles Forschungs gebiet der Astronomie. Das Thema hat auch einen starken Bezug zur Schweiz: Die For s c h e r M i c h e l M a y o r u n d D i d i e r Q u e l oz
ntdeckten Mitte der 1990er-Jahre den ers e te n so g e na nnte n E xopla nete n um e ine n sonnenähnlichen Stern, wofür sie 2019 den N obelpreis erhielten. Reisen in die Welt der Musik A b d e m 2. O k to b e r w i r d e s j e w e i l s a m Samstagabend musikalisch unter der Kup pel: Gleich fünf neue Shows finden Eingang ins neue Abendprogramm. Drei davon sind Eige nproduk tione n de s Ve r ke hrshause s und zeigen Höhepunkte aus dem Universum zu bekannten Pop-/Rocksongs («Sounds of the Universe»), Filmmusik («Soundtrack of th e H e ave n s») s ow i e zu m S c h af fe n vo n R ichard Wagner («Zum Raum wird hier die Zeit»). Letztere ist eine Zusammenarbeit mit dem Richard-Wagner-Museum. Zwei Pro duk tionen des eingespielten Duos Rocco Helmchen ( Visuals) und Johannes K raas (Musik) aus Deutschland ergänzen das neue Angebot. «FLOW – Visions of Time» widmet sich auf spielerische Ar t und Weise dem Thema Zeit, während sich in «Dimensions – Once upon a time in reality» alles um den physikalischen Begrif f des Raumes dreht. Beide Shows zeichnen sich aus durch eine einzigartige Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft. n
ENTDECKT
Der Gnom und die Elfe 2021 ist das 150-Jahr-Jubiläum der Rigi-Bahn, der ersten Zahnradbahn Europas, in aller Munde. Dabei geht die gleichaltrige Werkbahn vom Steinbruch Ostermundigen bei Bern fast vergessen. Deren Dampflok namens «Gnom» war sogar die erste Lokomotive der Welt mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb.
AUTORIN CLAUDIA HERMANN
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ereits seit dem Mittelalter werden in Ostermundi gen grünlichgraue Steine gebrochen, die viele bekannte Monumentalbauten prägen, darunter auch das Bundeshaus. Im 19. Jahrhundert wurde der Ostermundiger Steinbruch zum grössten Steinbruch der Schweiz. Die schweren Fuhrwerke belasteten die Stras sen und behinderten den Verkehr. Als im Juli 1859 die Strecke Bern – Thun der Schweizerischen Centralbahn (SCB) eröffnet wurde, erhielt auch Ostermundigen eine Bahnstation. Für den Betrieb eines Anschlussgleises zum höher gelegenen Steinbruch wurde bereits 1864 eine Bahnkonzession erteilt. Auf Vorschlag von Niklaus Riggenbach, dem nachma ligen Erbauer der Rigi-Bahn, wurde eine kombinier te Adhäsions- und Zahnradbahn mit rund 1,5 km Länge er stellt. Deren erste Lokomotive, genannt «Gnom», wurde in der Hauptwerkstätte der SCB in Olten gebaut. Seit dem 6. Oktober 1871 transportierte sie frisch gebroche ne Steine abwär ts zur Bahnstation Ostermundigen. 1876 kam eine zweite Lok, die «Elfe», hinzu, die von der Internationalen Gesellschaft für Bergbahnen in Aarau gebaut wurde.
Der «Gnom» in Fahrt um 1880.
Der Weg ins Verkehrshaus Bereits in den 1880er-Jahren ging die Blütezeit des Sandsteins zu Ende. 1902 wurde der Bahnbetrieb ein gestellt, und die Ludwig Von Roll’schen Eisenwerke übernahmen die beiden Loks. 1942 wurde der «Gnom» auch als Rangierlok ausser Dienst gestellt und vom D irek tor Ernst Dübi in seine Stif tung für ein künf tiges Werkmuseum über führ t. 2001 schenk te die Von Roll Holding AG dem Verkehrshaus den «Gnom». In den dar auf folgenden J ahren wurde er sorgfältig restaurier t. Zahlreiche Dokum ente über«Gnom» und «Elfe» finden sich im Dokumentationszentrum des Verkehrshauses. n
Längs- und Querschnitt der «Elfe», 25. August 1876.
Blaupause vom «Gnom», von Niklaus Riggenbach, wohl 1871.
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FOKUS
Moko-Motorräder Japanische Vierzylinder-Motorräder der späten 1970erJahre verfügten über einen starken Motor, dem das fragile Fahrwerk jedoch oft nicht gewachsen war. Drei Schweizer Tüftler setzten sich zum Ziel, die bestehende Motorradtechnik zu perfektionieren und gründeten die Motorradmarke Moko. AUTOR OLIVIER BURGER
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n den wilden 1970er-Jahren begannen vorwiegend die japanischen Motorradhersteller Kawasaki, Suzuki und Yamaha damit, Motorräder mit ReihenvierzylinderMotoren zu bauen. Diese Motoren waren für die damali gen Verhältnisse extrem leistungsfähig. Die Fahrwerke und Bremsen hingegen hatten Mühe, mit der grossen Leistung der Triebwerke mitzuhalten. Also waren findige Unternehmen gefragt, die imstande waren, diese Un gleichheit zu beseitigen. Einer davon war Fritz W. Egli aus dem aargauischen Bettwil. Er begann 1968 damit, Motorräder mit Renntechnik für den Strassenverkehr zu bauen.
Die Aufgaben waren von Anfang an klar verteilt: Hilti war als Techniker und Konstrukteur für die Entwicklung und Planung zuständig, Scheidegger war der Metallbauer und Motorradmechaniker Strahm der Verkäufer. Das Herzstück aller Moko-Maschinen ist ein steifer, meist vollverchromter Zentralrohrrahmen. Mit vielen weiteren Optionen (stärkere Gabel, verbesserte Lärm schutzmassnahmen) wurden Moko-Motorräder indivi duell an die Wünsche der Kunden angepasst. Bis 1988 entstanden etwa 280 Maschinen. Danach wurde die Firma nach Deutschland verkauf t, wo auf Bestellung weiterhin Moko-Motorräder hergestellt werden.
Vollverchromtes Herzstück Gegen Ende der 1970 er-Jahre entschied sich Eglis Techniker Hansjörg Hilti, selber mit dem Bau von exklu siven Motorrädern zu beginnen. Zusammen mit Urs Scheidegger und Ernst Strahm gründete er im Jahr 1979 in Ebikon LU die Firma Moko (MOtorradKOnstruktion).
Bekanntheitsgrad steigt Qualität und Individualität standen bei Moko stets zu oberst auf der Fahne. Ernst Strahm verstand es mit gross em Geschick, Medienschaffende von Mokos zu begeistern. Berichte in der Fachpresse und in Maga zinen erhöhten den Bekanntheitsgrad. An der Inter nationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung 1985 in Zürich präsentierte das Moko-Team der Fachwelt und dem Publikum eine Moko-Harley. Harley-Fans sahen d i e M o ko - M a c h e r a l s N e s tb e s c h m u t ze r, wä h re n d a ndere vor Freude fast auszurasten drohten.
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Solo- oder Soziussitzbank Aus der Anfangszeit stammt die Moko Kawasaki 1000, eine der ersten Mokos überhaupt. Sie verfügt über einen Motor vom Typ Kawasaki 1000 MK II. Die Gabel wurde der Grossserie entnommen. Interessant ist das Heck, das in Form von zwei komplett austauschbaren Bautei len vorliegt: als Soloausführung mit Sitz nur für den Fah rer und als Version für zwei Personen. Später gab es an stelle von ganzen Heck verkleidungen aufsteckbare Höcker, die den Wechsel von der Solo- zur Soziussitz bank ermöglichten.
1 M oko-Plakat mit Drachenillustration. 2 E ine Moko Suzuki GS 1000.
Futuristischer Veteran Die D01 ist vermutlich die futuristischste je gebaute Moko. Verbaut ist ein Kawasaki-Motor vom Typ 1000 MK II. Unter dem spektakulären Kleid verbirgt sich ein normaler Moko-Zentralrohrrahmen. Die Scorpio wurde 1985 erstmals einem breiten Publikum präsentiert, zu nächst noch als fahruntauglicher Prototyp. Ford erhob Einspruch gegen die Verwendung des Namens Scorpio, deshalb wurde die Aufschrift zeitweise auf POWA geän dert, den Namen des Herstellers der Polyesterverklei dung. Je nach Anlass und Sponsor wurde die Maschine seither mehrfach umlackiert. Der heutige Besitzer hat die D01 in akribischer Arbeit so aufgebaut, dass sie bei der Motorfahrzeugkontrolle als Veteranenfahrzeug vor geführ t werden kann. Mehr Moko-Motorräder sind in der Halle Strassenverkehr im Verkehrshaus zu sehen. n
3 T hemeninsel Moko in der Halle Strassenverkehr mit der Moko K awasaki D01 (links) und der Moko K awasaki 1000 (rechts). 4 E ine Moko Kawasaki D01 mit rot-schwarzer Lackierung. 4
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ZUR PERSON
STEFAN BLESS Seit 2017 Leiter Kundenbegleiter bei der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB). Der gelernte Automechaniker bildete sich als Technischer Kaufmann und Betriebswirtschafter HF weiter und konnte dadurch 10 Jahre lang in diversen Funktionen in der Bahnbranche Erfahrungen sammeln. Stefan Bless ist 34-jährig und in seiner Freizeit g erne in den Bergen. Die SOB ist in der Deutsch- und der Südschweiz unterwegs und beschäftigt mehr als 850 Mitarbeitende, rund 140 davon als Kundenbegleiteri nnen und Kundenbegleiter. www.sob.ch 10
INTERVIEW
Hilfe in allen Belangen Die Südostbahn hält direkt neben dem Verkehrshaus der Schweiz – ganz zur Freude von SOB-Kundenbegleiter Stefan Bless, der in seinem Beruf voll aufgeht. Er überrascht mit Tipps, macht Weckdienst und hilft beim Heiratsantrag.
AUTOR MANUEL HUBER
Was verbinden Sie mit der H altestelle Luzern Verkehrshaus? Leuchtende Kinderaugen, die den Besuch im Verkehrshaus kaum e rwarten können. Und am Nach mittag dann zufriedene, aber e rschöpfte Kinder auf dem Heim weg. Meist spreche ich die Klassen oder Familien auf den Besuch an und f rage, was sie erlebt haben.
es ruhig im Zug, wenn die Leute zur Arbeit fahren. Zwischen 8 und 9 Uhr wird die Stimmung lockerer. Dann sind die Ausflügler unterwegs. Über Mittag haben wir einen Mix an Gästen und ab etwa 15 Uhr f ahren die ersten Pendler von der Arbeit nach Hause. Die einen sind ruhig, die anderen aufgekratzt und lebendig. Am Abend sind die meisten Gäste eher müde. Dann wird es irgendwann ruhig im Zug.
Und welchen Streckenabschnitt erleben Sie als besonders? Mich fasziniert die Region Rothen thurm mit ihrer Moorlandschaft. Bei Nebel herrscht dort eine mystische Stimmung. Mir gefällt der Kontrast zu den städtischen Gebieten auf beiden Seiten des Plateaus.
Und wenn jemand einschläft? Dann übernehme ich auch mal den Weckdienst. Bei den meisten Stammkunden weiss ich mittler weile, wo sie aussteigen müssen und wecke sie rechtzeitig.
Was macht den Beruf sonst für Sie aus? Mir gefällt die Abwechslung. Jeder Arbeitstag ist anders. Ich weiss nie, was mich erwartet. Die Abwechs lung entsteht durch die Menschen im Zug mit ihren Stimmungen und Erlebnissen. Man zeigte mir auch schon eine Kündigung, oder ein Mann fragte mich, ob er den H eiratsantrag über die L auts precher machen dürfe.
Wie hat sich der Kundenkontakt seit der Coronapandemie verändert? Ein Lächeln kann viel bewirken. Durch die Masken fehlt die Mimik, und ein Lächeln ist schwerer zu e rkennen – bei mir und den Gästen. Das vermissen wir Kundenbegleite rinnen und -begleiter. Wir achten nun stärker auf den Ausdruck in den Augen. Aber so erkennt man eine Stimmung weniger gut.
Ein ungewöhnlicher Wunsch. Wie haben Sie reagiert? Ich war überrumpelt und sagte dann doch Ja. Spannend war, dass zwei Franziskas im Zug sassen. Jene, der der Antrag galt, erkannte die Stimme ihres Freundes sofort. Die andere Franziska war etwas i rritiert (lacht).
Sie sind gelernter Automechaniker. Hilft Ihnen Ihr technisches Verständnis bei der heutigen Tätigkeit? Ja, wenn beispielsweise Störungen bei den Türen oder Klimaanlagen auftreten. Praktisch alle Kunden begleiter sind Quereinsteiger und können dadurch ganz unterschied liches, wertvolles Wissen einbringen.
So etwas passiert wohl eher am Abend als am Morgen. Richtig. Jede Tageszeit hat ihre e igene Stimmung, weil die Gäste andere Ziele haben. Am Morgen ist
Billette zu sehen. Von verschiede nen Tarifverbunden über die FlugZug-Billette bis zu den grossen i nternationalen Tickets, die wie K arten für die Oper aussehen. Die SOB fährt nun auch Zürich an. Ja, das macht uns stolz und ist auch etwas speziell. Im Raum Zürich s agen mir viele Gäste, dass sie m ein gemischter Glarner-Appen zeller-Dialekt an Ferien erinnere. In welchen Momenten gehen Sie in Ihrem Beruf voll auf? Wenn ich die Gäste unterstützen kann, ohne dass sie es erwarten. Wenn ich sie beispielsweise mit d iesem Tipp überraschen kann: «Schütteln Sie Ihr Handy, dann wird das Billett sofort sichtbar und Sie müssen es nicht suchen.» Oder wenn ich eine Mutter mit Kindern auf das Familienabteil hinweise, weil sie suchend um sich blickt. Und umgekehrt – wer hat Sie schon überrascht? Eine Begegnung ist mir besonders geblieben. Nach einer Störung mussten wir den Zug auf offener Strecke evakuieren. Zusammen mit einem Gast half ich einer Mutter, ihren Kinderwagen aus dem Zug zu hieven. Rund vier Jahre später sprach mich die Frau mit dem Kind von damals bei einer Kontrolle im Zug an. Sie erinnerte sich an mich und dankte mir nochmals. n
Was bedeutet der Ausbau des Streckennetzes für Ihre Arbeit? Wir bekommen unter anderem eine grössere Anzahl unterschiedlicher 11
ABENDS EXKLUSIV MIETEN
im Verkehrshaus
EIN PRIVATER ANLASS MIT SAVOIR VIVRE? Schreib uns!
brasserie-verkehrshaus.ch salut@brasserie-verkehrshaus.ch
Neue Mobilität. Erleben. 8.–10.10.2021, 10–18 Uhr, Luzern Die Erlebnis-Expo im Verkehrshaus der Schweiz, elmar-expo.ch
MITGLIEDER
74. Mitgliederversammlung Die 74. Mitgliederversammlung vom 19. Juni 2021 erfolgte aufgrund der ausserordent lichen Lage im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie auf postalischem Weg. Die Abstimmung erfolgte brieflich. Folgend die Abstimmungsresultate. 21 893
Verschickte Abstimmungsunterlagen
3821
Retournierte Abstimmungskarten
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Davon ungültige Abstimmungskarten Gültige Abstimmungskarten
3809
Stimmbeteiligung in %
17,4
Traktanden 1.) Annahme des Protokolls der 73. Mitgliederversammlung vom 20. Juni 2020 3696 Ja 9 Nein 82 Enthaltungen 2.) Genehmigung Jahresbericht 3772 Ja 6 Nein 20 Enthaltungen 3.) Genehmigung Jahresrechnung 3755 Ja 10 Nein 33 Enthaltungen 4.) Décharge des Vorstands 3744 Ja 6 Nein 49 Enthaltungen 5.) Ersatzwahl Vorstand Toni Häne 3671 Ja 29 Nein 94 Enthaltungen 6.) Wahl der Kontrollstelle PricewaterhouseCoopers AG 3538 Ja 72 Nein 140 Enthaltungen
KIDS
Unterschiede
Findest du die fünf Unterschiede?
Labyrinth
Wo muss der Pilot durchfliegen?
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IGLUNA
Kontrollzentrum in der Halle Luft- und Raumfahrt.
Rover der Technischen Universität Berlin.
Vom Verkehrshaus auf den «Mond» Wie könnten Menschen dauerhaft auf dem Mond leben und arbeiten? Im Rahmen des Forschungsprogramms IGLUNA 2021 haben Studierende von Universitäten aus neun Ländern dazu ihre Ideen im Verkehrshaus vorgestellt und getestet.
A UT O R DAMIAN AMSTUTZ
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ald sollen auf dem Mond permanente Siedlungen eingerichtet werden. Über 220 Studierende aus zwölf Universitäten in Europa und Kanada haben dafür im Rahmen des fachübergreifenden Forschungs programms IGLUNA 2021 eigene Technologien entwi ckelt. Vom 16. bis 25. Juli 2021 wurden diese erprobt und der Öf fentlichkeit präsentier t. Als «Mond» diente dabei der Pilatus. Die auf Kulm und auf der Krienseregg platzierten Experimente wurden von einem Kontrollzen trum im Verkehrshaus aus ferngesteuert. Roboter baut Gemüse an Im Museum informierte zudem eine Ausstellung über die einzelnen Projekte. Gezeigt wurde ein aufblasbares Ha bitat, das – etwa in einer Lavahöhle unter der Mond ober fläche platzier t – ein sicherer Lebensraum wäre. Vorgestellt wurden auch Maschinen und Rover, die die Nutzung von Mondstaub zur Produktion von Baustoffen
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oder das Aufspüren und Verarbeiten von allenfalls vor handenem Wassereis ermöglichen sollen. Dies würde die Anzahl der Versorgungsflüge von der Erde reduzie ren. Der Selbstversorgung der Mondbewohner sollen auch Einrichtungen zum robotisier ten Gemüseanbau dienen (siehe www.youtube.com/spaceinnovation). Einen Höhepunkt von IGLUNA 2021 bildete ein Vortrag des deutschen Astronauten Thomas Reiter im Filmthea ter des Verkehrshauses. Danach wurde ihm ein Hand abdruck abgenommen, der – wie bereits die Abdrücke anderer Astronauten – in der Raumfahr tausstellung integriert werden wird. IGLUNA wird seit 2019 jährlich vom Kompetenz zentrum Space Innovation der E TH Lausanne und der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA durch geführ t. Ob das Programm for tgeführ t werden kann, steht wegen unsicherer Finanzierung noch nicht fest. n
HABEN SIE
GEWUSST,
DASS …
EIN
KURATOR ERZÄHLT
A UTO R DAMIAN AMSTUTZ
In dieser Rubrik werden Exponate aus der Sammlung vorgestellt.
… der Mond zwei ungleiche Gesichter hat? Die Vorderseite ist eher flach und von dunklen Ebenen vulkanischen Ursprungs dominiert, die Rückseite dagegen ist geprägt von hohem G ebirge und tiefen Kratern. Die E rklärung dafür formulieren F orscher aus Bern und Kalifornien f olgendermassen: Ein zweiter Mond ist etwa 100 Millionen Jahr nach der Entstehung des ErdeMond-Systems mit unserem h eutigen Begleiter kollidiert und hat sich auf der erdabgewandten Seite angelagert. … das Notfallmaterial für medizinische Erstversorgung der Rega auf drei Rucksäcke verteilt ist? Das sogenannte Tribag-System b esteht aus einem Grundmodul, e iner Tasche für Atemwegs-Manage ment und einer mit Bergungsaus rüstung. Das Ziel dieses S ystems ist, das Gewicht des Notfallmate rials so g ering wie m öglich zu halten und trotzdem a lles Nötige dabei zuhaben. Denn das Gewicht ist ein wichtiger Faktor in der Aviatik.
… das dreirädrige Fahrzeug der Post rund sechsmal weniger Energie benötigt als ein Benzinroller? Das sogenannte Kyburz DXP ist aus dem Postdienst nicht mehr wegzudenken. In der Schweiz sind insgesamt 6300 zwei- und dreirädrige Zustellfahrzeuge unter wegs. Die Fahrzeuge unterstützen das Engagement der Post für öko logische Nachhaltigkeit. Sie tragen somit zum Klimaziel bei, die globale Erwärmung langfristig unter 2 Grad zu halten. … der Alpnachersteg die älteste Luzerner Schiffsbrücke ist? Die ersten Schiffländen entstanden nach dem Bau des ersten Bahn hofes und des Quais am Bahnhof platz. 1872 wurde die zweite B rücke, eine dreiteilige Gusseisen konstruktion, errichtet. Der Alp nachersteg ist eine der letzten in i hren wesentlichen Teilen erhalte nen Schiffstationen der Schweiz aus der Zeit der Belle Époque. … das erste Drahtseil 1834 hergestellt wurde? Es wurde mit drei Litzen à vier Dräh ten und einer Gesamtlänge von gut 20 Metern im deutschen Bergbau dorf Clausthai angefertigt. Die Seile lösten die sechsmal schwächeren Hanfseile und viel zu schweren Ketten ab. Die Herstellung des e rsten Drahtseils revolutionierte a usserdem den Bergbau.
Als nationales Museum für Mobilität beher bergt das Verkehrshaus naturgemäss vor allem bewegliche Objekte. Ein immobiles, mit einem Fundament im Erdboden ver ankertes Objekt stellt da eine grosse A usnahme dar, passt aber dennoch her vorragend in unsere Sammlung: das M ittelholzer-Denkmal. Walter Mittelholzer, 1894 in St. Gallen gebo ren, absolvierte nach einer Fotografenlehre die militärische und zivile Pilotenausbildung und war 1919 Mitbegründer der ersten Schweizer Fluggesellschaft. Durch unzäh lige Luftaufnahmen sowie spektakuläre E xpeditionsflüge, die er in erfolgreichen D okumentarfilmen verarbeitete, wurde er in den 1920er-Jahren international bekannt. 1931 wurde Mittelholzer Technischer D irektor der neu gegründeten Swissair. Doch schon 1937 kam er beim Bergsteigen in Österreich ums Leben. An Mittelholzers fünftem Todestag 1942 wurde zu seinen Ehren auf dem Zivilflug platz Dübendorf ein Denkmal enthüllt: ein 7,5 Meter hoher Obelisk, auf dem eine vom Bildhauer Rudolf Wening geschaffene Falkenskulptur aus Aluminium thront. Zehn Jahre später wurde das Denkmal ein erstes Mal versetzt. Neu stand es auf dem Hügel Butzenbüel in Kloten, in dessen Nachbarschaft inzwischen der neue Z ürcher Flughafen eröffnet worden war. Dort erinnerte es weitere 67 Jahre lang an den Swissair-Pionier. Im Rahmen einer Neugestaltung des But zenbüel-Parks wurde das Denkmal im Jahr 2019 demontiert und erneut verschoben: Als Schenkung des Flughafens Zürich kam es ins Verkehrshaus und wurde hier in ei nem thematisch sehr gut passenden Umfeld neu aufgebaut: wenige Meter entfernt von einer Passagiermaschine des Typs Fokker F-VIIa, die Mittelholzer einst selber pilotier te, und von weiteren Swissair-Originalflug zeugen. n
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IN MOTION
Durchschlag am Gotthard
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Der Gotthard hat die Schweiz schon immer geprägt. Die Geschichte der Infrastrukturbauten am Gotthard ist lang. Demnächst wird ein neues Kapitel ges chrieben: der Bau der zweiten Strassentunnelröhre. Ein neues Buch erinnert an den ersten Strassentunnel.
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1 Z ahlreiche Schaulustige, F estgäste und M edienvertreter verfolgten am 5. September 1980 die Tunneleröffnung in G öschenen (Bild) und Airolo. 2 Tunnelportal Airolo – Schicht wechsel und Einfahrt in den Tunnel mit Personenwagen der Stollenbahn (24.5.1977). 3 E rstes Gotthard-Strassentunnel projekt von Eduard und Georg Gruner im Jahr 1935. 4 L üftungszentrale Guspisbach: Ein verschiebbares Gerüst trägt die Verschalung. 5 Rino Tamis Tunnelportal in Airolo.
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AUTOR ALEXANDER GRASS*
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er Strassentunnel am Gotthard ist einer der wich tigsten Verkehrswege der Schweiz. 24 000 Per sonen pro Tag fahren durch den Strassentunnel, auch nach der Eröf fnung des Basistunnels z weimal mehr als bei der Bahn (10 000). Z ugleich ist der Stras sentunnel die mit Abstand wichtigste Achse für den a lpenquerenden Lkw-Transport. Die Bedeutung des Strassentunnels ist gross, doch die Publikationen darüber sind dünn gesät. Der Tunnel wur de zu Zeiten der Autobahneuphorie geplant. Eröf fnet worden ist er im Jahr 1980, als die Kritik an dieser Welt aus «Blech und Beton» stark angewachsen war. Der Gü ter verkehr im Strassentunnel nahm sehr stark zu und war Auslöser der Alpeninitiative, so steht der GotthardStrassentunnel für eine Zeitenwende. Es brauchte sie ben Anläufe, bis der Bau des Tunnels beschlossen wer den konnte. Der erste kam 1935 von den Gebrüdern Gruner. Die Tessiner Kantonsregierung forder te 1938 und 1953 einen Strassentunnel am Gotthard – erfolglos. Protest aus dem Tessin Doch dann wurde die Politik von der Massenmotorisie rung förmlich überrollt. 1950 waren eine Viertelmillion Motorfahrzeuge in der Schweiz angemeldet, 1960 wa ren es 860 000, heute sind es über sechs Millionen. 1960 beschloss das Parlament den Bau des Schweizer
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Autobahnnetzes, ohne Gotthard-Strassentunnel. Die Tessiner Kantonsregierung p rotestierte, sie versprach sich vom Tunnel einen Befreiungsschlag, einen An schluss an das Wirtschaftswunder im Norden. Der Tun nel solle Teil einer Europastrasse werden, einer Auto bahn von Hamburg nach Sizilien. Mehrmals wurden die Verkehrsprognosen in Bundesbern nach oben korri giert. Die Kolonnen vor den Bahnverladeanlagen waren bis zu 20 Kilometer lang. 1964 entschied sich der Bun desrat für den Bau des Strassentunnels. Mehrkosten und Verspätungen Der Tunnel war der damals längste der Welt und war eine Pionierleistung. Sein Bau dauerte von 1970 bis zur Eröffnung am 5. September 1980. Vier Fünftel der maxi mal mehr als 700 Arbeiter waren Ausländer, die meisten Italiener. 19 Mitarbeiter starben bei Arbeitsunfällen.
Die Baustelle im Norden war Schauplatz heftiger Kont roversen zwischen der Bauherrschaft und den Bauun ternehmen. Es ging um geologische Schwierigkeiten, Mehrkosten und Verspätungen im Bauprogramm. Als das Konsortium am finanziellen Abgrund stand, verhin d e r te d e r B u n d e s r at h ö c h s tp e r s ö n l i c h e i n F i a s ko. «Wenn die am Werk beteiligten Unternehmungen zu grunde gingen und ersetzt werden müssten, so würde das viel teurer zu stehen kommen als die Erledigung g ewisser Dif ferenzen auf dem Verständigungswege», sagte Bundesrat Hans Hürlimann. Der befürchtete Pro zess vor Bundesgericht blieb aus. Baustart der zweiten Röhre Auch im Süden kämpften die Tunnelbauer mit Schwie rigkeiten. Enorme Wassermassen brachen in den Stol len ein, der Bergdruck verbog auch mächtige Stahlträ ger wie Spaghetti. Die Atemluf t war grauenhaf t, der Personalwechsel extrem, Projektänderungen und vor allem die Teuerung schlugen brutal zu Buche. Doch an ders als im Norden blieben im südlichen Baulos Skan dale und Kontroversen aus. Im März 1976 gelang der Durchschlag. Ein Arbeiter erinnert sich: «Das war besser als die Mondlandung.» 1999 ereigneten sich Brandkatastrophen im Tauernund im Montblanc-Tunnel und 2001 auch im Gotthard-
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Strassentunnel. Neue Vorschriften zur Tunnelsicherheit entstanden. Zugleich wurde ähnlich wie bei anderen A lpentunnels auch am Gotthard eine Grosssanierung nötig. Nach einer kontroversen Variantensuche ent schieden sich Bundesrat und Parlament für den Bau der zweiten Röhre. Die Alpenschützer unterlagen mit ihrem Referendum. In der Volksabstimmung entscheidend war die Sicherheitsfrage. Aktuell laufen die Vorarbeiten in Göschenen und Airolo. 2024 machen sich die Tunnel bohrmaschinen auf den Weg, die Eröf fnung ist 2029 g eplant. n * A lexander Grass, Durchschlag am Gotthard, Der Bau des Strassentunnels 1970 – 1980, 2021, 275 Seiten, mit 50 schwarz-weissen und farbigen Abbildungen, Hier und Jetzt, V erlag für Kultur und Geschichte, ISBN Druckausgabe 978-3-03919-509-1 17
KURZINTERVIEW
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gefragt
Eliane Dubois Vorführerin Planetarium
Weshalb arbeitest du im Planetarium? Das Planetarium ist sozusagen mein ganz persönliches Fenster in die Tiefen des Weltraums. Zusammen mit den Astronauten/-innen im Publikum gehe ich auf Entdeckungsreisen. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Ich bin bereits 1 bis 2 Stunden vor der ersten Vorführung im Planetarium. Dann fahre ich die elf Computer des Systems koordiniert hoch und überprüfe anschlies send, ob noch alle Planeten da sind.
Welches ist dein Lieblingsobjekt am Himmel? Momentan gerade der Stern Alde baran. Er ist das rot funkelnde Auge des Sternbildes Stier. Dieser rote Riesenstern ist einer der wenigen von Auge sichtbaren, bei denen ein Exoplanet gefunden worden ist. Ich freue mich schon auf den Winter. Dann ist Aldebaran wieder schön zu sehen. Wann immer ich zu ihm hochblicke, weiss ich, dass es dort einen Planeten gibt, obwohl ich ihn von Auge nicht sehen kann. Welches war bisher dein bestes Erlebnis mit Besuchern? Als ein kleiner Junge mir nach der Show einen Stein gebracht hat und von mir wissen wollte, ob das ein Meteorit sei. Wir haben den Stein dann gemeinsam untersucht und mit dem echten Plani-Meteoriten verglichen. Welches sind die Herausforderungen bei den Vorführungen? Jetzt im Sommer sind das haupt sächlich die etwas kühleren Tempe
raturen im Plani. Die Zuschauer sind für die dreissig Grad draussen an gezogen und nicht für die Kälte des Kosmos. Wie erlebst du die Planetariumsbesucherinnen und -besucher? Sehr begeisterungsfähig und inte ressiert. Ich freue mich immer, wenn es am Ausgang Nachfragen gibt. Wie würdest du einem ausländischen Besucher das Verkehrshaus beschreiben? Das interaktivste Museum der Schweiz, wo man zu Wasser, an Land, in der Luft, aber auch jenseits der Sterne unterwegs ist. Welche Show würdest du gerne entwickeln? Ich bin schon dabei! Ab Herbst möchten wir im Abendprogramm mehrere Musikshows zeigen. Dazu werden wir Musik mit visuellen Ein drücken und interplanetaren Reisen auf der Kuppel kombinieren. Die ersten beiden Shows werden Pop musik bzw. Filmmusik beinhalten.
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Lösungszahl bis am 31. Oktober 2021 einsenden an: Verkehrshaus der Schweiz, Sudoku, Lidostrasse 5, 6006 Luzern, oder magazin@verkehrshaus.ch
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