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Feldläufer, Ot 6, Ottenstein, 8,9 km
Feldläufer
8,9 km E ine umwerfende Sicht öffnet sich euch, 160 Höhenmeter wenn ihr ein Stück durch die kleine ca. 2,5 Stunden Ortschaft Lichtenhagen gegangen seid Anspruch: leicht und in die freie Landschaft tretet: Die OttenStart: Parkplatz Ortseingang K41 steiner Hochebene als bis zu 376 Meter hohe ÖPNV: Buslinie VSN 524 Hochfläche des Pyrmonter Berglandes muss Beste Zeit: Frühjahr sich hinter berühmten Hochplateaus nicht verstecken. Euer Blick fällt auf eine offene und weitgehend durch landwirtschaftliche Nutzung geprägte Landschaft, die umringt ist von den umliegenden Höhenzügen des Pyrmonter- und des Weserberglandes. Der Wanderweg führt euch an den Rand des Hochplateaus. Von oben betrachtet, liegt ein vielseitiger Wechsel von Wald, Wiesen und Weiden
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OT6
oben Über dem Wesertal
Ungewöhnlich eben und ungewöhnlich weit ist die Landschaft für diese Gegend. Nicht nur die Natur, sondern auch der Mensch haben die Ottensteiner Hochebene im Weserbergland geformt – heute ist das fruchtbare Land vor allem von weitläufigen landwirtschaftlichen Flächen und Windrädern geprägt. Bergdörfer werden die Ortschaften genannt, die hier liegen. Das imposante Hochplateau hat jedoch keine klare Abbruchkante, sondern geht in steilen, aber harmonischen Schwüngen in das Vorland über. Als Wanderer wird man mit weiten Blicken und atemberaubenden Ausblicken verwöhnt.
unter euch. Die kleinen Ortschaften dazwischen scheinen verspielt in der Gegend platziert zu sein. Besonders Ende April leuchten strahlend gelbe Rapsfelder mit ersten blühenden Obstbäumen um die Wette. Kleinen Zinnsoldaten gleich, begleiten euch von Flechten überzogene Holzzaunpfähle entlang eines weichen Grasweges ins Tal hinunter.
Im Frühjahr oder Herbst:
Die Ottensteiner Hochebene ist zu jeder Jahreszeit reizvoll. Wir empfehlen einen sonnigen Tag im Frühjahr oder
Gelb leuchtende Felder Herbst. Im Sommer brennt die Sonne Zur Blütezeit des Rapses prägen die leuch- oft recht unerbittlich auf das Hochplatend gelben Felder mit ihrem großartigen teau, und im Winter bei eisigen TemKontrast zum strahlend blauen Himmel die peraturen (und häufigem Schnee) lässt Ottensteiner Hochebene. Seit 2005 wird alljährlich während des Rapsblütenfests eine Rapsblütenkönigin gewählt. In der einen der Wind oft sehr frösteln. Farbenfroh, kontrastreich und vom betöÖlmühle in Ottenstein wird diese regionale renden Duft der blühenden Rapsfelder Spezialität zur Gewinnung von Kraftstoff durchzogen ist der Frühling. Während und Speiseöl verarbeitet und kann vor Ort auf der Hochebene im frischen Morgenauch erworben werden. Die Ottensteiner tau eines sommerlichen Spätherbsttages Ölmühle bietet ihre Produkte auch in der Regionalmarke „Echt!“ an. die Sonne längst am Himmel ist, schaut ihr tief unter euch auf ein im herbstlichen Nebelmeer versunkenes Wesertal, aus dem nur die Spitzen der umliegenden Höhenzüge herauslugen.
Aussicht ohne turm
Das erste Stück des Wanderweges ist eigentlich wie ein einziger Aussichtsturm. Hier kommen Kindheitserinnerung hoch: Die Wiesen sind so steil, dass man sich wünscht, sich dort herunterkugeln zu lassen, um danach mit einem mulmig-berauschten Gefühl im Bauch wieder hoch zu rennen und wieder und wieder zu kugeln, bis man sich vor Erschöpfung ins Gras fallen lässt und den hoch oben kreisenden Rotmilanen zuschaut. Weiterwandern ist jedoch auch eine gute Alternative, denn es scheint, als würdet ihr – wie der Rotmilan – über die Landschaft hinwegfliegen und alles von oben betrachten. Nach einer Weile bergab wandern steht am Heckensaum bald schon die erste Bank, von wo ihr auf die
umliegenden Höhen und Täler blickt. Auf die Hochebene Der schöne Grasweg führt nun steil Die Anfahrt zur Feldläufer-Tour auf die nach Lüntorf hinunter. Wunderschön Ottensteiner Hochebene ist für sich alleine schon ein kleines Abenteuer. Egal, von anzuschauen sind die wellenförmigen wo ihr kommt, ihr merkt schnell, dass das Modellierungen in den Hügeln. Wenn Plateau immerhin über 200 höher Meter der Wind über Gras und Getreide weht, liegt als die umgebende Landschaft. Kurve sieht die Landschaft aus wie ein großes um Kurve schraubt ihr euch hoch – von wogendes Meer. Eingestreute Hecken Bevörde aus sind es 13 wirklich enge Sermit weit ausladenden Einzelbäumen pentinen. Einzigartig ist der Blick zurück in das Wesertal. begleiten euren abwechslungsreichen Auf der Hochebene angekommen, künden Weg — von den ehemals hier grasen- schon die Windräder davon, was euch hier den Nutztieren zeugen leider nur noch fast immer erwartet: Frische Höhenluft mit die Holzpfosten als Zaunrelikte einer einem Wind, der euch häufig scharf um die jahrhundertelangen kleinbäuerlich ge- Ohren pfeift. Daher solltet ihr auf jeden nutzten Landschaft. Fall eine schützende Windjacke im Rucksack haben. Der Weg durch Lüntorf ist kurz. In einer sehr unübersichtlichen Kurve durchquert ihr die Durchfahrtsstraße, um dann wieder in der freien Feldmark auf sehr ruhigen Wirtschaftswegen fern-
An der Jägerquelle ab von großen Straßen die weiten Blicke in die Ferne zu genießen. Schnell erreicht ihr wieder ein wirklich schönes Wegstück: Hier trefft ihr auch auf den Weserbergland Weg XW, dem ihr eine Weile entlang bunter Heckenfeldgehölze bis an den Waldrand folgt. Euch öffnen sich tolle Blicke in das steil abfallende Waldtal. Das flache Licht der (Frühlings-) Sonne taucht die hellen Buchenstämme in einen goldenen Schimmer und lässt den Waldrand von innen heraus leuchten. Im Sommer bietet der geschlossene Buchenwald Schutz, und ob Frühling, Sommer oder Herbst: Der Wind scheint verschwunden. Der dichte Bestand empfängt euch mit einer angenehmen Geborgenheit sowie Schatten und frischer Kühle im Sommer.
Abstecher zur Jägerquelle
Bald erwartet euch ein besonderer Platz, den man so nicht erwartet hätte: eine gemütliche kleine Jagdhütte nebst Bächlein und Quelle zur Frischwasserversorgung — hier hat man es sich richtig nett gemacht. Die Infotafel klärt darüber auf, dass hier einst der Schießstand des örtlichen Schützenvereins betrieben wurde. Jetzt beginnt ein völlig unterschiedlicher Charakter der Wanderung: Statt weiter Blicke in offene Landschaften, geht es durch einen schier undurchdringlichen Waldbestand. Der Pfad ist nicht nur steil, schmal und oft kaum zu erkennen, sondern bringt euch auch ganz ordentlich aus der Puste. Die glatten Buchenstämme ragen dicht neben euch und bis weit über euren Köpfen auf, wo sich das dichte Kronendach schließt. Von dort oben scheint es eigentümlich zu rauschen. Es ist der Wind, der über die
Hochebene pustet und von den Kronen der Bäume ausgebremst wird. Unten spürt ihr nichts davon. Ein echtes Highlight ohne Schnick und Schnack ist dieses kurze Stück durch den Buchenwald. Auf einem bequemen Schotterweg geht es dann weniger steil weiter bergauf. Der Buchenwald lichtet auf und bietet faszinierende Durchblicke: Schier endlos bilden dort die glatten Buchenstämme eine hallenartige Waldlandschaft — die Bäume stehen dort so weit auseinander, dass sie der Bezeichnung „Hallenbuchenwald“ gerecht werden. ,Wo ist der Weg?‘ müsst ihr euch plötzlich fragen. Der Naturweg zwischen einem ungewöhnlich vielfältigen Mischwald aus Bergahorn, Lärche, Esche, Buche, Eiche und anderen Baumarten ist besonders im Sommer recht dicht mit Krautvegetation bewachsen.
Skulpturen und mehr
Ihr seid schon fast wieder auf der Hochebene angelangt, von dort scheint die Sonne mit hellen Strahlen in den bunten Wald hinein. Einsam erscheint es hier. Der Flair des Wanderweges auf diesem Abschnitt besteht darin, dass die Wälder sehr abwechslungsreich sind. Das kurze Stück Asphalt wird mit Ruhe und einem leicht anachronistisch anmutenden „Wald-Erlebnis-Ort“, der auf einigen Internet-Wander-Plattformen als Highlight angekündigt ist, entschädigt. Einige Installationen haben einen gewissen Liebreiz, strotzen aber nicht vor Aktualität, um es großzügig auszudrücken. Es ist ein wirklich schöner Platz, um eine Pause zu machen und ihr trefft auf eine wohl bekannte Patina, von der hier in der Ge-
Infotafel mit Durchblick gend viele Rastplätze angehaucht sind. Der „Skulpturengarten“ ist ebenfalls in die Jahre gekommen – einzig das Eichhörnchen ist noch ganz gut zu erkennen. Eine nette kleine Abwechslung am Wegesrand.
Abwechslungsreiche Wälder – weite Blicke
Vom Schotterweg geht’s wieder auf weiche sanfte Waldwege, und auch, wenn ihr sie noch nicht sehen könnt, spürt ihr die Rauheit der Hochebene. Knorrige alte Eichen stehen dicht an dicht mit vielen anderen Baumarten. Die hier wachsenden Mischwälder mit viel Totholz sind ökologisch sehr hochwertig und abwechslungsreich. Der Sonne bietet ihr Astwerk viel Raum für Lichtspiele. Auch der Blick auf den Blätterteppich des Erdbodens verrät es euch: hier sind viele Baumarten zu Hause.
Wieder ist ein wenig Vorsicht beim Überqueren der Straße angesagt: nicht allzuviel Verkehr, aber unübersichtlich. Euren Wegweiser müsst ihr suchen: Gegenüber der Straßenabbiegung, ein kleines Stück links durch die Kurve hinunter, geht es weiter. Den Sonnenuntergang vor Augen, die am Horizont aufragenden Windräder im Blick und dem Köterberg vermeintlich ganz nahe, führt der Weg entlang des Waldrandes quer über die Wiese, der meist vorherrschende Westwind pfeift euch um die Ohren — das Hochplateau hat euch zurück. Übrigens: Die Wiesen hier oben sind meist nass, gutes Schuhwerk hilft. Der starke Wind zerzaust euch das Haar: am Ende der Wanderung spürt ihr wieder, warum hier so viele Windkrafträder herumstehen — durch die Weite der offenen Landschaft hindurch, habt ihr jedoch bald wieder das schützende Dorf und den Parkplatz erreicht.
Abendstimmung auf der Hochebene