Brückenbau 1-2/2021

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SYMPOSIUM Ertüchtigung eines Schweizer Baudenkmals

Erneuerung und Doppelspurausbau des Saaneviadukts von Armand Fürst, Diego Somaini, Hannes Kobel

1 Saaneviadukt: Blickrichtung Süden © VistaDoc GmbH

Der knapp 120 Jahre alte Saaneviadukt der Eisenbahnstrecke Bern– Neuenburg, ein schweizerisches Baudenkmal von nationaler Bedeutung, wurde erneuert und auf Doppelspur ausgebaut. Mit dem Ausbau auf Doppelspur wurden nebst der Instandsetzung der Natursteinviadukte die Schottertröge auf den Viadukten erneuert und das historische und filigrane Eisenfachwerk der 64 m langen Hauptöffnung über die Saane ersetzt. Wie das historische Vorbild überbrückt die neue Saanequerung die Hauptöffnung zwischen den Flusspfeilern der Natursteinviadukte mit einem Stahlfachwerk, welches neu interpretiert und in Stahl-Beton-Verbundbauweise erstellt wurde. Für den Ersatz der Saanequerung sowie die Erneuerung und den Ausbau auf Doppelspur des gesamten Viadukts durfte der Bahnbetrieb während einer fünfwöchigen Totalsperre unterbrochen werden.

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BRÜCKENBAU | 1/2 . 2021

1 Historischer Saaneviadukt 1.1 Bedeutung und Struktur Der zwischen 1899 und 1901 erbaute Saaneviadukt bei Gümmenen reiht sich unter die bedeutendsten Schweizer Eisenbahnviadukte ein, welche um die Jahrhundertwende errichtet wurden. Seine Stellung als Denkmal von nationaler Bedeutung verdankt er der beachtlichen ingenieurtechnischen Leistung, seiner einfachen und klaren Gestaltung sowie seiner prägenden Wirkung auf die Landschaft. Der Saaneviadukt ist Teil der Bahnstrecke Bern–Neuenburg und quert die Gümmenenau, eine ca. 800 m breite Talebene, welche nach dem Gletscherrückzug durch den Flusslauf der Saane gebildet wurde. Der Saaneviadukt ist, wie der Rhein-Viadukt bei Eglisau (1898) oder der Sitterviadukt der Bodensee-Toggenburg-Bahn (1908–1910), als Natursteinviadukt mit hohen Pfeilern und einer großen Mittelöffnung über dem Flusslauf konzipiert, welcher durch ein filigranes Stahlfachwerk überspannt wird (Bild 1). Als Verlängerung des Viadukts in Richtung Osten und zur Querung der zweiten Hälfte der Talebene folgt ein imposanter 400 m langer und ca. 25 m hoher, künstlich erstellter Erddamm, auf welchem das einspurige Bahngleis bis zum angrenzenden Geländeplateau führt.

1.2 Natursteinviadukte Der östliche Abschnitt des Saaneviadukts (Viadukt Mauss) wurde mit einer Länge von 62 m als Hausteinviadukt mit fünf Gewölben im steil abfallenden Hang des Saanetals erstellt. Dagegen wurde der ca. 270 m lange Hausteinviadukt des westlichen Abschnitts (Viadukt Gümmenen) in der flachen Talebene errichtet. Die Hausteinviadukte wurden vorwiegend mit Kalksteinen als Schichtenmauerwerk, vereinzelt auch als Zyklopenmauerwerk, realisiert, während die Pfeilerfüllung aus einem Bruchsteinmauerwerk aus unterschiedlichen Steinen und deutlich mehr Mörtelanteil besteht. Die Gewölbe und die gemauerten Seitenwände wurden ursprünglich mit Schutt bis unter den Gleiskörper aufgefüllt. Erst später ab 1950, als der Schottertrog der Viadukte erneuert wurde, wurde diese Füllung im Bereich oberhalb der Bogenkämpfer sukzessive durch eine Betonfüllung ersetzt. Die Pfeiler sind flach auf der unteren Süßwassermolasse oder dem Gümmenenschotter fundiert. Die Fundamente sind in unbewehrtem Beton (Portlandzement) und in stark unterschiedlicher Qualität ausgeführt worden.


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