Brückenbau 1-2/2021

Page 58

SYMPOSIUM Wettbewerb, Entwurf und Ausführung

Die Arnulfparkbrücke in München von Peter Radl, Florian Hugger

Die Landeshauptstadt München erlebt seit Jahrzehnten einen ungebremsten Zuzug von Familien und Studenten, Arbeitskräften und auch Gewerbetreibenden. Innerhalb der Stadtgrenzen besteht ein erheblicher Mangel an Wohn- und Büroflächen. Umso wichtiger ist die Entwicklung neuer Wohn- und Büroquartiere, wie sie auf beiden Seiten der zentralen Bahntrasse durch frei gewordene Bahnflächen gelang. Zwischen dem Mittleren Ring und der Hackerbrücke entstanden neue Quartiere, die entsprechend der städtebaulichen Vorgabe durch eine Fuß- und Radwegverbindung auf kurzem Wege über das Bahnareal hinweg miteinander vernetzt werden sollten. Darüber hinaus wurde mit der neuen Verbindung der Ausbau stadtteilübergreifender Fahrradhauptrouten angestrebt. Die Landeshauptstadt München entschied sich im Jahr 2013, auf Grundlage eines europaweit ausgeschriebenen Planungswettbewerbes eine Fuß- und Radwegbrücke über die 37 Gleise der Bahntrasse im Vorfeld des Hauptbahnhofs München zu errichten, die zusätzlich eine Anbindung an die Bahnsteige des S-Bahn-Halts Donnersbergerbrücke bieten sollte. Der aus diesem Wettbewerb hervorgegangene Entwurf wurde umgesetzt und kurz vor Weihnachten 2020 in Betrieb genommen. Der folgende Aufsatz geht auf den Wettbewerb, den Entwurf, die Besonderheiten im Bahnumfeld und auf die unter Bahnbetrieb komplexe Ausführung dieses Brückenvorhabens näher ein.

58

BRÜCKENBAU | 1/2 . 2021

1 Zentrale Bahnachse Münchens mit neuer Randbebauung und Brückenstandort © Landeshauptstadt München

1 Einleitung Die Landeshauptstadt München erlebt seit den 1990er Jahren eine ungebremste wirtschaftliche und städtebauliche Renaissance. Infolge frei gewordener Gewerbe-, Bahn- und Kasernenareale konnten umfangreiche städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen realisiert werden. Ehemalige Kasernengebiete werden bis heute erschlossen, im Bereich der Bahn sind die Entwicklungen nahezu abgeschlossen. So entstanden auch beidseits der von Westen in die Innenstadt führenden zentralen Bahnachse neue Wohn- und Büroquartiere. Auf der Nordseite wurde auf der 27 ha großen Fläche des ehemaligen Containerbahnhofs ein Quartier für ca. 2.000 Bewohner und 8.000 Arbeitsplätze mit Schulen, Kinderkrippen und Kindertagesstätten konzipiert. Die grüne Mitte des Quartiers bildet der 4 ha große Arnulfpark. Auf der Südseite der Bahn entstanden Wohnraum für ca. 1.000 Menschen und Büros für ca. 1.500 Arbeitsplätze.

Die ehemals getrennten Stadtteile und die nunmehr realisierten Wohnungen und Büros auf beiden Seiten der Bahntrasse sollten durch eine neue Fuß- und Radwegverbindung auf kürzestem Wege miteinander verknüpft werden. Mit der Arnulfparkbrücke wurde die erste und bislang noch einzige Bahnquerung, losgelöst von den lärmenden Hauptverkehrswegen, geschaffen. Sie soll als wesentliches Element der übergeordneten Fahrradhauptroute unter Einbeziehung der neuen Quartiere und Parks den Süden (Westend) mit dem Norden (Neuhausen) vernetzen. Bisher standen für die Querung der bis zu 300 m breiten Bahnschneise im Abschnitt bis München-Laim auf einer Länge von 7 km lediglich die Hackerbrücke, die Donnersbergerbrücke, die Friedenheimerbrücke und die Unterführung in Laim zur Verfügung.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.