Umrisse 4/2021

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BIM-basierte Brandschutzplanung Erfahrungen und Empfehlungen aus der Praxis Status quo

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Die Digitalisierung ist mittlerweile im Bauwesen etabliert und Building Information Modeling (BIM) gewinnt auch für den Brandschutzfachplaner zunehmend an Bedeutung. Dies verdeutlicht unter anderem die Studie »Branchenbarometer Brandschutz 2019« der FeuerTrutz Network GmbH, die sich an Planer, Sachverständige, Ausführende und Errichter in der Brandschutzbranche gleichermaßen richtet. Nennenswerte Ergebnisse der Studie sind unter anderem: – ca. 88 % der Befragten sind der Meinung, dass die Digitalisierung zu Effizienzsteigerungen führen wird, − ca. 85 % der Befragten sind der Meinung, dass BIM die Planungs sicherheit und die Produktivität erhöht, und − ca. 60 % sind der Meinung, dass BIM andere Planungsmethoden weitest gehend ersetzen wird. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen jedoch auch, dass sich ein Großteil der Brandschutzbüros noch nicht umfassend mit der Digitalisierung und insbesondere mit BIM-basierter Planung befasst. Dies ist schwerpunktmäßig darauf zurückzuführen, dass Auftraggeber diesbezüglich noch keine besonderen Anforderungen an den Brandschutzfachplaner stellen.

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Ole Matthiesen, M.Eng. Senior Projektleiter Brandschutz Gruner Deutschland GmbH, NL Hamburg © Gruner Deutschland GmbH

BIM-basierte Planung erfolgt in der Regel ohne aktive Beteiligung eines Brandschutzfachplaners. Glücklicherweise sind erste Änderungen festzustellen. So wird die Beteiligung des Brandschutzfachplaners am BIM-Prozess im Rahmen der Ausschreibung größerer Bauprojekte und durch BIM-versierte Architekturbüros aktiv eingefordert. Aber die Branche ist gut beraten, sich auch losgelöst von projektspezifischen Anforderungen mit BIM-basierter Planung zu befassen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und um das enorme Potenzial zur Effizienzsteigerung auszuschöpfen. Die hierfür erforderlichen Tools und das unabdingbare Know-how können bei allen Projekten, in denen ein digitales Gebäudemodell verwendet wird, eingesetzt werden, so dass sich durch mögliche Prozessoptimierungen in jedem Fall ein Mehrwert ergibt. Die Gruner-Gruppe implementiert seit 2017 BIM-basierte Planung bzw. die hierfür obligatorischen Tools im Brandschutz und konnte so bereits mehrere Bauvorhaben bis zum Bauantrag oder darüber hinaus in den späteren Leistungsphasen begleiten. Allerdings liegt der Anteil dieser Projekte im einstelligen Prozentbereich, und es ist festzustellen, dass der Brandschutzfachplaner im BIM-basierten Planungsprozess bislang noch nicht vollumfänglich berücksichtigt wird und deshalb aktiv auf seine Beteiligung an dem Prozess hinwirken muss. Dies beruht unter anderem auch auf der mangelhaften bzw. fehlenden Standardisierung im Bereich Brandschutz. Erfreulicherweise wird diesem Zustand durch verschiedene Fachgremien und mit ersten Veröffentlichungen entgegengewirkt. So hat die Fachgruppe BIM des Vereins zur Förderung von Ingenieurmethoden im Brandschutz (VIB) 2020 eine Muster-AIA Brandschutz veröffentlicht, und auch die Richtlinienreihe VDI 2552 gibt Hinweise hierzu. Weitere Publikationen finden sich auf der Online-Plattform www.build-ing.de unter dem Stichwort »Brandschutz mit BIM«.

Doch wie kann der Brandschutzfachplaner überhaupt in den BIM-basierten Planungsprozess integriert werden und ist eine Integration sowohl für ihn als auch für die übrigen Projektbeteiligten sinnvoll?

Erforderliche Randbedingungen Die Erfahrungen in verschiedenen Projekten haben gezeigt, dass die Integration des Brandschutzfachplaners in den BIM-Planungsprozess dann einen Mehrwert für alle Beteiligten bietet, wenn vorab klare Anforderungen und Leistungen definiert wurden. Deshalb sollte vor Beginn der eigentlichen Planung stets folgende Frage beantwortet werden: Was wird wann wie von wem wofür in ein BIM-Modell integriert? Eine unzureichende Beantwortung dieser Frage vor dem Projektstart kann dazu führen, dass das Modell mit Information überfrachtet wird und nicht verwendbarer »Datenmüll« entsteht. Um dies zu vermeiden, ist zu definieren, wofür etwas – eine Information – in einem BIM-Modell benötigt wird. Ebenso muss definiert werden, wer etwas modelliert bzw. ein Attribut »befüllt« und wann dies geschieht. Fehlen diese Informationen, kann es dazu kommen, dass im interdisziplinären Planerteam unterschiedliche Erwartungshaltungen an die Zuständigkeiten und an den Modellstand entstehen. Da es sich immer um ein Modell im Maßstab 1:1 mit einer verknüpften Datenbank handelt, ist es grundsätzlich möglich, bis ins kleinste Detail zu modellieren und zu parametrisieren. Vor diesem Hintergrund ist das Was besonders entscheidend. Die Frage stellte sich in diesem Umfang bei einer konventionellen Planung bisher nicht, da in dieser die Möglichkeit der Visualisierung beschränkt ist. In einem 3-D-Gebäudemodell ist es beispielsweise möglich, den Feuerwiderstand der Unterdecke sowie die Baustoffklasse des Bodenbelags und der Wandbekleidung in einem Flur als Parameter zu hinterlegen. Diese Informationen wurden bislang ausschließlich im Textteil des Brandschutzkonzepts, jedoch nicht in den Brandschutzplänen selbst angegeben.

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