Exkursion Via Claudia Augusta Bayern in Ehrenberg

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Nummer 119-TO | Mittwoch, 2. Mai 2018

Nachtfalter lässt Herz der Experten höher schlagen Schmetterlingsforscher Huemer entdeckte den österreichweit einzigartigen Eulenfalter „Autophila dilucida“ in Fließ und spricht von Sensationsfund.

Nach der Generalversammlung in Haiming gab es für Vorstand, Vereinsmitglieder und Asylwerber afghanische Köstlichkeiten. Foto: Dorn

Fortbildung für Asylwerber nur auf Sparflamme Der Verein „daHaim“ – eine Initiative zur Integrationsförderung von Menschen auf der Flucht – legte in Haiming seine erste Bilanz mit zahlreichen Aktivitäten vor. Von Agnes Dorn Haiming – Schon vor der offiziellen Gründung des Vereins „daHaim“ im Februar 2017 haben zahlreiche Dorfbewohner die in Haiming untergebrachten Asylwerber ehrenamtlich unterstützt. Etwa bei der wöchentlichen Fahrt zum „Team Tafel“ in Imst, wo Lebensmittel und andere Dinge günstig gekauft werden. Vorige Woche lud der Verein für Integrationsförderung von Menschen auf der Flucht zur ersten Generalversammlung, um eine beeindruckende Bilanz über zahlreiche Aktivitäten vorzulegen. So werden mehrmals wöchentlich die Schüler bei den Hausaufga-

Wir begegnen den Asylwerbern sehr menschlich. Dann können auch sie ihr menschliches Gesicht zeigen.“

Doris Habicher (Obfrau „daHaim“)

Foto: Dorn

ben und beim Lernen unterstützt, wie Obfrau Doris Habicher berichtete. Die ehrenamtlich engagierten Helfer konnten deutliche Fortschritte feststellen. Auch die Lerngruppen für Jugendliche und Erwachsene, die von Petra Gabl, Petra Hofmann und Wolfgang Spiss

Todesfälle In Kufstein: Gottfried Zöttl, 87 Jahre. In Mieders: Bernhard Gleinser, 55 Jahre. In Pettnau: Anna Haselwanter, geb. Gollner, 88 Jahre; Heinrich Artho, 87 Jahre. In Schwaz: Ida Rainer, geb. Adler, 93 Jahre. In Aurach bei Kitzbühel: Christine Neumayer, 77 Jahre. In Rotholz: Dipl.-Ing. Dr. Alois Leitner, 93 Jahre. In

organisiert werden, stoßen auf großes Interesse bei den Asylwerbern. Seit November gab es von den Tiroler Sozialen Diensten (TSD) keine Deutschkurse mehr. „Das bedeutet eine große Lücke. Auch die Mittel für Fortbildungskurse sind stark reduziert worden“, bedauert Hofmann. Auch sonst stehen nicht nur sonnige Tage auf dem Kalender: Negative Asylbescheide, Abschiede, Ängste, Trauer und Verzweiflung gehören zum Alltag. Dem Haiminger Ernst Gabl ist es eine Herzensangelegenheit, mit den Asylwerbern auf die Berge zu gehen oder sich mit ihnen zum Eishockeyspiel zu treffen. Auch zum Tennis- und Volleyballspielen, zum Schwimmen oder Turnen trifft man sich regelmäßig. Dank zahlreicher Fahrradspenden sind 90 Prozent der Heimbewohner auch zweirädrig mobil. Da die Flüchtlinge nur gemeinnützige Arbeit annehmen dürfen, die es zudem eher spärlich gibt, hat der Verein nun das Projekt „Vinzi Hand“ initiiert. Dabei werden einfache Arbeiten für private Auftraggeber erledigt. Entlohnt werden die Asylwerber mit Gutscheinen. So werden zum Beispiel ältere Personen bei der Gartenarbeit unterstützt. Von Gartenarbeit verstehen die Bewohner des Flüchtlingsheims auf der Ötztaler Höhe inzwischen einiges. Immerhin sind sie jetzt zum zweiten Mal dabei, die aufbereiteten Beete mit Gemüse zu bestücken.

Rum: Nikolaus Steck, 88 Jahre. In Brandenberg: Josef Lengauer, 58 Jahre. In Volders: Walter Arnold, 83 Jahre. In Stams: Gerti Köll, geb. Mader, 74 Jahre. In Steinach am Brenner: Walter Fink, 47 Jahre. In Schönberg: Hilde Drexler, geb. Kunz, 95 Jahre. In Ried im Oberinntal: Oskar Thöni, 89 Jahre. In Landeck: Maria Kästle, geb. Köhle, 90 Jahre.

Fließ – Wissenschaftliches Interesse führt den Biologen und Schmetterlingsforscher Peter Huemer seit mehr als 20 Jahren in den Naturpark Kaunergrat – speziell zu den geschützten Fließer Trockenrasenhängen. So schnell wie kürzlich ist seine Pulsfrequenz schon lange nicht mehr angestiegen. „Es gibt nur mehr ganz wenige Funde, bei denen ich noch Luftsprünge mache“, bemerkte er. „Doch dieses Mal war es wieder so weit“, gestand der im Landesmuseum Ferdinandeum tätige Forscher. Huemers Begeisterung gilt einem speziellen nächtlichen Fund. Die Rarität mit Lebensraum in den Fließer Trockenrasenhängen trägt den lateinischen Namen „Autophila dilucida“. Es ist ein Nachtfalter aus der Familie der Eulenfalter. Besonders spannend: Es handelt sich um das bisher einzige Vorkommen dieses Schmetterlings in Österreich. Erfreut zeigt sich auch Ernst Partl, Geschäftsführer des Naturparkvereins Kaunergrat. Er stellt fest: „Für uns ist dieser Fund eine Bestätigung dafür, dass sich unsere Bemühungen für den Erhalt der Trockenrasen im Natura-2000-Schutzgebiet der Fließer Sonnenhänge bezahlt gemacht haben. Und dass wir nicht zu spät gekommen sind.“

Es gibt nur ganz wenige Funde, bei denen ich noch Luftsprünge mache.“

Peter Huemer (Schmetterlingsforscher)

Experte Huemer rückte in der Nacht aus, weil der Großteil der Artenvielfalt erst beim nächtlichen Anlocken der Tiere mit speziellen UV-Lampen erfasst werden kann. „Etwa 90 Prozent aller Schmetterlinge sind nachtaktiv“, weiß er. Die nach 28 Jahren erstmals wiederentdeckte Fließerin „Autophila dilucida“ ist, so der Experte, eine ausgewiese-

Der nachtaktive Eulenfalter „Autophila dilucida“ hat seinen Lebensraum im Fließer Trockenrasen-Schutzgebiet. ne Nahrungsspezialistin. „Ihre Raupen ernähren sich in Fließ ausschließlich vom Esparsetten-Tragant. Das ist eine für die Sonnenhänge charakteristische Pflanzenart.“ Unter Forschern und Naturfreunden gilt Fließ als absoluter Hotspot der Schmetterlingsvielfalt im Ostalpenraum. Aktuell werden mehr als 1100 verschiedene Arten für das Gebiet gelistet. Verantwortlich für diesen Naturschatz sind vor allem die Trockenrasen südlich des Dorfes, Lebensraum von zahlreichen Spezies und Raritäten. In der Pionierzeit des Ende der 90er-Jahre gegründeten Naturparkvereins stand es schlecht um die Fließer Sonnenhänge. Nachdem die Bauern die Beweidung aufgegeben hatten, kam es zu Verbuschung und Degradierung der Flächen. Doch ab 2001 ist es gelungen, große Teile der Sonnenhänge als Natur-

Forscher Peter Huemer (l.) und Naturpark-Geschäftsführer Ernst Partl aktivieren eine Schmetterlingsfalle. Fotos: Naturpark Kaunergrat schutzgebiet auszuweisen. Seither werden die Flächen durch gezielte Beweidung in Kooperation mit den Fließer Weideberechtigten offengehalten und gepflegt. „Gemeinsam mit den Weidegemeinschaften hat die Gemeinde Fließ rund 20.000 Euro investiert“, sagt Naturparkobmann BM Hans-Peter Bock. „Wir haben 15.000 Meter Zaun errichtet und 30

Hektar Gebüsch entfernt.“ Zu danken habe er der Abteilung Umweltschutz des Landes. Das Management der Fließer Sonnenhänge ist, so Bock, „eine ständige Gratwanderung zwischen Überweidung und Verbuschung. Weil bestimmte Pflanzenarten gefördert werden müssen. Dass das gelungen ist, zeigt auch der sensationelle Schmetterlingsfund.“ (TT, hwe)

Via-Claudia-Freunde rücken zusammen

Reutte – „Wir möchten die Autobahn der Römer noch besser kennen lernen und verstehen“, erklärte der Vorsitzende der bayerischen ViaClaudia-Freunde und Bürgermeister von Füssen, Paul Jacob, kürzlich bei einer archäologischen Exkursion zur Festung Ehrenberg. „Zudem möchten wir die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Akteuren der Via Claudia Augusta Tirol verstärken.“ Professor Gerald Grabherr vom Institut für Archäologien an der Uni Innsbruck zeigte den Teilnehmern den Verlauf der Römerstraße, „der im Außerfern zwischen Waldrast und Ehrenberg besonders interessant ist“. Die Römerstraße hatte hier eine von lediglich sechs Kehren in ganz Tirol. „Sonst suchten

die Römer stets den kürzesten Weg, damit die Legionäre schnell von A nach B kamen“, weiß Grabherr. Der Geschäftsführer des Vereins Burgenwelt Ehren-

berg, Armin Walch, zeigte sich „von der ausgeklügelten Trasse“ ebenfalls angetan. Auf der Straße der Römer zu wandern, sei angenehm, stellten die Teilnehmer fest. „Sie hat

Via-Claudia-Freunde: Gerald Grabherr, Hubert Romeder, Peter Nasemann, Matthias Thalmeier, Paul Jacob und Armin Walch (v. l.). Foto: Via Claudia Augusta

nicht nur eine gleichmäßige Steigung. Sie hat auch einen guten Schotteraufbau.“ Während die Straßenstation unterhalb des Friedhofes in Breitenwang vermutet wird, „gibt es am Anstieg nach Ehrenberg ziemlich sicher eine Siedlung, die sogar einen Gasthof umfasst haben könnte“, erklärte Professor Grabherr. Zu diesem Ergebnis kommen die Archäologen wegen der Art der Funde. „Edles Tafelgeschirr und große Reibschalen findet man praktisch nur in Siedlungen“, so Grabherr. Weil das Treffen auch der Vernetzung dienen sollte, saßen die Teilnehmer dann noch in der Ehrenberger Klause zusammen. Zu den Aktivitäten der Via-Claudia-Freunde liegt ein frisch gedruckter Jahresbericht vor. (TT, hwe)


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