Wandern Trekking Via Claudia Augusta

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34 Lokales

Nummer 182-LA | Donnerstag, 5. Juli 2018

„Keine Flucht, sondern Bestimmung“ Der Imster Diakon Walter Hofbauer macht sich nach dem Eklat auf den Weg nach Bolivien, um seine „Initiative Esperanza“ tatkräftig zu unterstützen. Dort geht es um die Hilfe für Straßenkinder.

Von Thomas Parth Imst – Jüngst wurde eine Ohrfeige für den Imster Stadtpfarrer während einer Begräbnisfeierlichkeit, ausgeteilt durch Diakon Walter Hofbauer, zum Stadtgespräch. Für die Tat an sich hat sich Hofbauer öffentlich

Bei den Menschen sein. – Tue ich das nicht, begehe ich Verrat an Jesus.“

Walter Hofbauer (Imster Diakon)

Foto: Parth

wie persönlich bei Pfarrer Alois Oberhuber entschuldigt. Doch hat der beliebte Diakon weiterhin mit einem tief wurzelnden inneren Konflikt zu kämpfen. „Jesus sagt zu Thomas: ,Lege deine Hände in meine Wunden.‘ Dieses Wort ist für mich Auftrag und Bestimmung gleichermaßen.

Hier bei uns muss es möglich sein, Trauernden auf einem Begräbnis ausreichend Raum und Zeit zu geben, um mit ihrem Verlust umgehen zu können“, bezieht sich Hofbauer auf jenen Tag, an dem ihm die Hand in einer emotionalen Ausnahmesituation ausgerutscht war. „Dort, in Bolivien, möchte ich helfen, die ärgste Not zu lindern. – Mich treibt dabei, hier wie da, der Wunsch an, bei den Menschen zu sein. Tue ich das nicht, begehe ich Verrat an Jesus. Denn das ist wichtiger als jede Liturgie“, lässt Hofbauer tief blicken. Den Unkenrufern, die sich an einem vermeintlichen Skandal ergötzen und eine „Flucht Hofbauers“ erkennen wollen, antwortet selbiger: „Meine Reise war ursprünglich für Jänner geplant. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich sie jedoch um ein halbes Jahr verschieben. Das ist keine Flucht, sondern meine Bestimmung“, so Hofbauer. Ziel der Reise ist La Paz, die Hauptstadt Boliviens, wo sich Hofbauers „Initiative Esperanza“ um Straßenkinder kümmert.

Die Straßenkinder gehen regelmäßig zu einem Fluss außerhalb der Stadtgrenze von La Paz, um dort ihre Wäsche zu waschen. Die hygienischen Verhältnisse in der Stadt lassen keine andere Lösung zu. Foto: Esperanza „Kinder, Jugendliche, allein gelassene Frauen und alleinerziehende Männer haben beinahe ihre ganze Hoffnung

verloren. Esperanza heißt Hoffnung. Wir unterstützen derzeit 90 Familien“, zeigt der Imster Diakon auf: „Wir

wollen, dass die Familien so weit durchkommen, dass die Kinder nicht auf der Straße betteln müssen.“ Die Not sei

so groß, dass sich oft fünf bis sieben Kinder ein Zimmer und eine Schlafstätte teilen müssen. Esperanza versucht, einen Ofen, ein Bett bereitzustellen, die kaputten Fenster in den Behausungen zu reparieren. „Das Land liegt in den Anden, der Flughafen auf über 4000 Metern. Dementsprechend kalt ist es dort. – Die ,desechables‘, die so genannten Wegwerfkinder, haben für niemanden einen Wert. Sie wurden von ihren Familien ausgestoßen, sie werden von der Polizei inhaftiert oder verprügelt“, weiß Hofbauer. Vor zehn Jahren hat er die Initiative Esperanza gegründet, um dieser Not entgegenzutreten. „Über Vorträge oder Verkaufsmöglichkeiten wie den Imster Weihnachtsbasar oder die Haiminger Markttage versuchen wir Gelder einzunehmen. 60 Familienpatenschaften und Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation ,Arco Iris‘ stellen sich gegen das ärgste Elend. Vor Ort haben wir drei Helfer, die für Esperanza arbeiten und, um auf das Bibelzitat zurückzukommen, die Wunden verbinden.“

Per pedes über die Römerstraße 10.000 Fernwanderer werden pro Jahr an der Via Claudia gezählt – Tendenz steigend.

Außerfern – Radfahrer mit Packtaschen sind entlang der Via Claudia Augusta längst ein gewohntes Bild. Neben den 40.000 Touren-Radreisenden zählt die Via Claudia Augusta auch rund 10.000 Fernwanderer jährlich, die weniger auffallen, weil sie sich kaum von anderen Wanderern unterscheiden. „Der Großteil der Fernwanderer, die der transeuropäischen Route folgen, wandert diese stückweise, zum Beispiel den Nordtiroler Teil entlang der Berghänge oder den Südtiroler Teil über die Waalwege durch die Obstgärten. Viele wandern dann in den Folgejahren weitere Abschnitte“, berichtet Christoph Tschaikner, Geschäftsführer der Via Claudia Augusta Transnational und als solcher auch für den Tourismus an der Römerstraße verantwortlich. Mehr und mehr Fernwanderer entdecken auch den bayerischen Teil, der von Landsberg am Lech über Schongau und vorbei am

Todesfälle In Pflach: Raimund Pourvoyeur, 73. In Pfunds: Paul Schuchter, 92 Jahre. In Inzing: Thomas Walch, 91 Jahre. In Innsbruck: Hilda Sandner, geb. Kofler, 86 Jahre. In Schwaz: Hans Markart, 82 Jahre; Herbert Kondrak, 87 Jahre. Ried im Zillertal: Greti Gundolf, geb. Gänsluckner, 78 Jahre. In Jenbach: Hans Hörl, 61 Jahre. In Kitzbühel: Hannes Huter, 69 Jahre. In Nußdorf-Debant: Margareth Singer, geb. Korber, 92 Jahre.

Forggensee nach Füssen führt. Tschaikner: „Es gibt immer mehr Anfragen, ob man nicht die Fernwanderroute von Landsberg bis zur Donau verlängern könnte. Diese Ver-

längerung ist schon gefunden und wird bald auch in einem Reiseführer aufbereitet sein.“ Zu Fuß ist die Art undWeise, wie auch die meisten Römer auf der Via Claudia Augusta

Paul Iacob, Vorsitzender der Via Claudia Augusta Transnational (l.), traf bei einem Spaziergang zufällig einen Fernwanderer, dessen Plan es ist, die ganze Route in einem Stück zu erlaufen. Foto: Via Claudia Augusta

reisten, die originale Art der Fortbewegung also. Die meisten Römer verfügten nicht über ein Reittier oder gar einen Wagen. Insbesondere die Legionäre marschierten zum Limes oder wieder retour. Heute sind es andere Motive, welche die zu Fuß Reisenden bewegen. Was schon für die Touren-Radfahrer gilt, nämlich dass sie die Landschaften und Orte langsamer durchqueren und somit intensiver erleben, gilt für den Fernwanderer noch mehr. Aber was bewegt einen, alle 30 Tages-Etappen in einem Stück zu laufen? „Ich mach’ das das erste Mal. Ich muss erst sehen, wie es mir dabei geht. Es war aber schon lange Zeit ein Vorhaben von mir“, erzählt der Wanderer, den Vereinsvorsitzender Iacob zufällig in der Ehrenberger Klause traf. Er startete sein Abenteuer in Augsburg, war beim Aufeinandertreffen mit Iacob bereits eine Woche unterwegs und noch immer bester Dinge. (TT, fasi)

„Schwarz-Weiß? Kenn’ ich nicht“ Wenns – Der Sketch, vorgetragen von Pitztaler Schülern, in dem Schwarz-Weiß-Fernsehen auf Unverständnis stößt und stattdessen 4K-Auflösung Stand der Dinge ist, bringt den technischen Fortschritt der vergangenen 50 Jahre auf den Punkt. Ebenso enorm waren die Veränderungen im pädagogischen Bereich, wie zahlreiche Ehrengäste, Schüler von einst und heute sowie das Lehrer-Team der Neuen Mittelschule Pitztal in Wenns, rund um Direktor Gernot

Gabl, bestätigen. Zur 50-JahrFeier waren auch Gemeindevertreter geladen, deren Dank BM Hans-Peter Bock aus Fließ formulierte: „Wir als Schul-

erhalter sind stolz auf diese Schüler, gratulieren allen Lehrkräften und danken den Eltern, die uns ihre Kinder anvertrauen.“ (top)

Anlässlich 50 Jahre Hauptschule bzw. Neue Mittelschule Pitztal in Wenns gab’s den Naturpark-Rap. Foto: Parth

In seinen Grußworten an die Produktionsschule Oberland hielt LebenshilfeChef Georg Willeit (r.) ein Plädoyer für die Buntheit. Foto: Paschinger

Helfen beim Chancenfinden Imst – „Nur wer Arbeit hat, der ist auch gesellschaftlich integriert“, meinte Betreuer Markus, der durch ein buntes und abwechslungsreiches Eröffnungsprogramm führte. Am Mittwoch feierte nämlich die Produktionsschule Oberland in Imst ganz offiziell ihren Start – obwohl man schon seit Oktober in der Bezirkshauptstadt aktiv ist. Die neuen Räumlichkeiten am hinteren Sparkassenplatz hat man seit Februar bezogen. Die Produktionsschule Oberland will jene Jugendlichen „abholen“, die zwischen Pflichtschulabschluss und Lehr- oder Berufseintritt „verloren gehen“ würden. „Wir begleiten Menschen, ihre Chancen zu finden“, sagte der Chef der Lebenshilfe Tirol, Georg Willeit, in seinen Grußworten an das Team von Bettina Gabl. Grußbotschaften gab es freilich aus dem ganzen Land – wie etwa auch aus den Produktionsschulen in Osttirol und Wörgl. Willeit ging auch darauf ein, dass „wir derzeit schon etwas nervös sind“: Alles drehe sich derzeit um die Braven, Fleißigen und Tüchtigen. „Wir stehen aber für die Bunten“,

mahnte er. Während an den anderen Standorten mehr produziert werde, stehen im Oberland nach einer kurzen „Schnupperwoche“ verschiedenste Module wie das Erlernen von Strukturen, das Kennenlernen von sich selbst, Praktika oder auch individuelle Hilfe beim Lernen auf dem Programm. Derzeit besuchen 15 Jugendliche die Produktionsschule mit ihren vier Coaches und vier Trainern. Es gibt allerdings eine Kapazität von bis zu 30 Personen, wie Betreuer Daniel erklärt. Die Jugendlichen sind montags bis donnerstags von 8.45 bis 12.15 Uhr und von 13 bis 14.30 Uhr im Kursbetrieb. Am Freitag geht es von 8.45 bis 13 Uhr – und dann werden auch die Räumlichkeiten selbst gereinigt. Zwölf Monate sind für jeden Teilnehmer vorgesehen. „Ja, es gibt schon Erfolge“, sagt Daniel. 80 Prozent machen bereits Praktika, die Jugendlichen entwickeln soziale Kompetenzen oder auch eine gute Arbeitsauffassung. Dass sie vieles gelernt haben, bewiesen sie mit viel beklatschten Beiträgen. (pascal)


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