Viertelvor Ausgabe 11

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VIERTELVOR

Das Heft fürs Nauwieserviertel

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11 07/2010 kostenlos

Nauwieserfest-Programm im Innenteil


OPER

SCHAUSPIEL

Giacomo Puccini

Sophokles

TURANDOT

KÖNIG ÖDIPUS

Premiere am 11. September 2010 Staatstheater

Premiere am 10. September 2010 Alte Feuerwache

BALLETT U R A U F F ÜH R U N G

SILENT MOV(I)E Tanzabend von Marguerite Donlon Premiere am 25. September 2010 Alte Feuerwache

KONZERT 1. Sinfoniekonzert Werke von Mozart und Mahler 5. / 6. September 2010, Congresshalle

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Vladimir Nabokov

DER POL Premiere am 12. September 2010 sparte4

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William Shakespeare

Hamlet Premiere am 17. September 2010 Staatstheater

Wieder auf dem Spielplan: Dido und Aeneas / Phantasma / Faust / Mann ist Mann / Casa Azul – Inspired by Frida Kahlo

www.saarlaendisches-staatstheater.de • www.sparte4.de

Saarländisches Staatstheater

Die eröffnungspremieren 2010/2011


Du – hast – die – Haaaare schön. Ein Viertel macht sich schick. Fotos von Purk Reuleaux

Willkommen zur 11. Ausgabe von VIERTELVOR!

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a die Menschen inzwischen aus dem ganzen Saarland ins Nauwieserviertel zum Haareschneiden anreisen, kommen auch wir an dem Thema nicht mehr vorbei. Es ist ja mittlerweile deutlich einfacher, sich hier eine Frisur als einen Liter Milch zu kaufen. Wir haben uns jedenfalls gefreut, dass so viele Viertler bei unserer kleinen Mitmachaktion dabei waren, um ihre Aufhübschungen zu dokumentieren. Interessante Gespräche haben wir natürlich auch wieder geführt, wobei das Interview mit Christine Roos, der Chefin des Puffs in der Nauwieserstraße 10, ein kleines Highlight darstellt. So oft hat man ja nicht die Möglichkeit, hinter die Kulissen dieses Metiers zu schauen (wenn man nicht ab und zu dort Zerstreuung sucht). Zwar verkörpert kaum jemand deutlicher das „alte“ Nauwieserviertel als „Tina“ Roos, aber von ein paar Klischees zur Viertel-Romantik kann man sich im Gespräch mit ihr durchaus verabschieden. Für „alte“ Viertel-Charakteristik steht ebenfalls Mohsen Ramazani Moghaddam – wenn auch aus einer völlig anderen Ecke. Mit Mohsen haben wir einen altgedienten Protagonisten aus dem linken Spektrum zum Gespräch gebeten, der sich seinen kritischen Geist aus alten Sponti-Tagen bewahrt hat und ein paar relevante Dinge zum Viertel zu sagen hat. Bleibt zu erwähnen, dass es sich lohnt, ins Sammelbildchen-Business einzusteigen, denn die Zeichnungen von Ede Grenner sind mal wieder der Hit. Wir hoffen also, es fallen bald an jeder Ecke Sätze wie: Tausche zwei „Carolina“ gegen einen „Armin“... viel Spassss! Ralf Leis 3


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Inhalt

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kurzes

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meine frisur und ich von Volker Schütz

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auf einen prosecco mit... Interview mit Puffmutter Christine Roos, von Ralf Leis und Stefanie Baehr

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50er-jahre-architektur im viertel von Ralf Leis und Stefanie Baehr, Fotografien von Falk Kuckert

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programm nauwieserfest Das Fest der Feste

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auf einen milchkaffee mit... Interview mit Dr. Mohsen Ramazani Moghaddam, von Ralf Leis

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generationswechsel von Miriam Hoffmann, Illustrationen von Nathalie Nierengarten

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aufbruch von Véronique Verdet, Illustrationen von Marc „Mieps“ Misman

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theater im viertel Interview mit Dieter Desgranges und Veronika Zumbusch-Häfele, von Ralf Leis und Stefanie Baehr

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das paganini viertel-sammelalbum von Stefan „Ede“ Grenner

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impressum WerWieWas

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nachschlag präsentiert von Wolfgang „Ham“ Hammes

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jeweils dienstags, 20 Uhr hr Nauwieser Straße 19, rücken, Eintritt frei Saarbrücken,

20. Juli Elke Schwab Das Skelett vom m Bliesgau 24. August Dieter Gräbner »Ich sterbe ruhig und mutig« 21. September Uwe Kraus Brainspotting 19. Oktober Andreas Dury Oh Tapirtier e 16. November Marcus Imbsweiler Frontsignale 7. Dezember Krimi français: Jean Amila Auf Godot wartet keiner uhr Gaston Leroux Die Hölle an der Ruhr Ingrid Schmitz Muscheln, Mousse und Messer In Kooperation Kooper mit:

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Ga s t h a u s B i n g e r t täglich geöffnet ab 17.00 Uhr

Nauwieserviertel

~

Nauwieserstraße 7

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66111 Saarbrücken

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Kurzes

Die Johanniskirche – erbaut 1894 bis 1898 von Heinrich Güth ♠ ♠

Ui ...

ganz schön beleidigt! Da würde uns mal der Hintergrund interessieren. Gefunden in der Nassauerstraße.

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Kirche I: Johanneskirche erhalten

Auch wenn sie nicht den Glamour der Ludwigskirche erreicht, ist die gute alte Johanneskirche dennoch liebgewonnenes Wahrzeichen, wichtiges Kulturdenkmal und natürlich offenes Gotteshaus. Umso dramatischer, dass das Kirchengebäude akut vom Verfall bedroht ist und erhebliche Baumaßnahmen notwendig sind, um dem Gebäude eine Zukunft zu sichern. Alte Kriegsschäden, extreme Belastungen durch Verkehrsaufkommen und Umweltbedingungen haben dem Mauerwerk stark zugesetzt. In mehreren Bauphasen muss es von seinen Grundfesten her vollständig restauriert werden. Da die Kirchengemeinde dieses Projekt unmöglich alleine stemmen kann, bittet der BauVerein Johanneskirche e.V. um Hilfe in Form von Spenden. Helft, die Johanneskirche vor dem Verfall zu retten! Der BauVerein Johanneskirche e.V. dankt für die Unterstützung!

Seilerstraße...

Spendenkonto Sparkasse Saarbrücken Konto 71 1234 BLZ 590 501 01

Straße der Nonkonformität.

www.bauverein-johanneskirche.de


Kurzes

Kirche II: Jugendcafé Exodus vor dem Aus

Das Bistum Trier hat am 1. Juni seine Sparbeschlüsse veröffentlicht und davon ist auch das Jugendcafé Exodus in der Johannisstraße betroffen. Es soll zum 31.12. 2010 geschlossen werden. Das ist absolut unverständlich. Warum schließt man etwas, das offensichtlich hervorragend funktioniert? Im Exodus wird von den Jugendlichen teilweise in Selbstverwaltung aktiv – und sehr erfolgreich – Jugendkulturarbeit geleistet. Die „Rockwiese“ beim Altstadtfest oder das zweitägige Kurzfilmfestival „Bandsalat“ im Kino 8 1/2 sind nur zwei Beispiele für die Relevanz dieses offenen Treffs. Da sich das Sparpaket laut Aussage des Bistums noch in der Anhörung befindet, ist noch nicht aller Tage abend und ein frisch gegründeter Förderverein versucht nun, alle verfügbaren Kräfte zu mobilisieren, um die drohende Schließung zu verhindern. Eine Welle der Solidarität hat das Exodus mittlerweile erreicht und auch wir wollen unseren Teil dazu beitragen. Also tragt euch bitte in Unterschriftenlisten ein, spendet Geld oder solidarisiert euch in anderer Form. Infos: www.cafe-exodus.de

Dass der Dinosaurier in unserer Mitte nicht totzukriegen ist, freut uns! Mit Dirk Blank scheint der richtige Mann am richtigen Ort zu sein. Allerdings fehlt zum Bingert-Glück leider die legendäre Musikbox. Die steht wimmernd im AwoBuchladen und will nach Hause...

Nauwieserfest, Sonntag, 1. August 2010 ab 18:00: AFROPOLAR live ab 20:00: Funk, Soul & Boogaloo mit MAURICE

Nauwieserviertel Saarbrücken

Bingert lebt.

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Caritasverband für Saarbrücken u.Umgebung e.V.

Information, Beratung und Hilfe Haus der Caritas Johannisstraße 2 66111 Saarbrücken Tel. 0681 / 30 90 60 www.caritas-saarbruecken.de

Sie geht wieder in die Schule, obwohl sie ihre Tochter alleine erziehen muss.

Sie hören nicht auf sich zu bewerben, obwohl ihre Chancen 1 : 1000 stehen.

Er will sich nicht prügeln, obwohl er damit aufgewachsen ist.

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Meine Frisur und ich Da aus unserem ehemals linksalternativen Viertel mittlerweile ein Frisurenviertel mit nicht weniger als sageundschreibe 528 Friseuren geworden ist, war es an der Zeit, sich auch diesem Thema zu widmen. Vorgabe unserer kleinen Einweg-KameraLomolito-Foto-Aktion war, sich vorher, nachher, und gern auch zwischendurch beim Friseurgang zu knipsen. Hier die Ergebnisse. von Volker Sch端tz

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„Geht auch Zahnarzt?“

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auf einen prosecco mit Christine „Tina“ Roos, die mit der Berufsbezeichnung „Puffmutter“ keine Probleme hat. Seit 18 Jahren leitet sie souverän und mit rauer rheinischer Herzlichkeit das Bordell in der Nauwieserstraße 10. Dass die Zeiten härter werden, spürt auch sie sehr deutlich. Aufgezeichnet von Stefanie Baehr und Ralf Leis, Fotos von Ralf Leis

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u schaffen gemacht hat ihr vor allem ein Brand im Jahr 2006, als eine Etage des Bordells arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dass auch sonst die Zeiten nicht gerade rosig sind und der Geldbeutel bei der Klientel nicht mehr so locker sitzt, davon berichtet uns die Gute in einem kleinen Plausch beim Türken nebenan. Als Verstärkung hat sie ihren Mann Karl-Heinz samt Kleinhund mitgebracht und mit zunehmender Gesprächsdauer wird Christine lockerer... Tina, wie lange leitest du das Haus nun? Am 1. Mai hatte ich die Leitung des Hauses Nauwieserstraße 10 achtzehn Jahre konzessioniert. Mit Höhen und Tiefen. Es ist chefgeleitet. In den letzten zwei, drei Jahren mit mehr Tiefen als Höhen. Wiederaufbau nach total ausgebranntem Puff. Erste und zweite Etage gravierend. Was war die Ursache für den Brand? Ein Elektroschaden, da gabs ‘ne Explosion in Zimmer zwei, erster Stock. Ende Februar konnten wir die Etage dann wieder nutzen. In der Zeit der Renovierungsarbeiten haben wir nur mit sechs, sieben Frauen gearbeitet. Wir sind dann immer mit zwei Frauen in einem Zimmer in Schichten gefahren. Nutzen konnten wir nur die zwei kleinen Räume im Parterre und zwei

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kleine Kellerappartements. Aber wir haben zusammengehalten, die Mädels und ich. Das war in der Vorweihnachtszeit, die Frauen wollten Geld verdienen, Geld für die Kinder, für die Heimat. Das will ich hervorheben mit ‘nem dicken Strich, dass wir zusammengehalten haben. Was hast du für ein Verhältnis zu den Mädels? Ein gutes Verhältnis, muss ich sagen. Manche Mädels sind ja schon Jahre bei mir, dat Carolina schon seit 12 Jahren. Also ich bezeichne mich selbst als ‘ne gute Puffmutter. Manchmal fast zu laissez faire. Obwohl ich in letzter Zeit auch schon mal böse werden musste, aber das muss man heute in jedem Geschäft. Ist „Puffmutter“ eigentlich der politisch korrekte Begriff? Sagen wir mal „Herbergsmutter“. „Herbergs“ dann groß geschrieben, „Mutter“ klein. Damit jeder weiß, was es ist, sonst meinen die, wir wären eine Herberge, und morgen will jemand bei mir ein Zimmer mieten für 10 Euro. Aber du hast keine Probleme mit dem Begriff? Ich hab damit keine Probleme. Aber es ist eigentlich nicht richtig korrekt, mich eine Puffmutter zu nennen, wie Madame Levèfre,


ÂťMan kann keine gute Puffmutter sein, wenn man nicht selbst eine gute Hure war.ÂŤ

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die früher im Fensterchen saß. Die hat alles kassiert und die Mädchen kriegten ihre Prozente. Eigentlich ist es ja nur gewerbliche Zimmervermietung, und das ist nicht Puffmutter. So heißt es im korrekten Sinne auf dem Papier. Gewerbliche Zimmervermietung. Dass ich die Mutter bin, das hab ich mir selber angeeignet. Also die Mädels nehmen das Geld und zahlen dann die Miete? Die Frauen arbeiten in eigener Regie. Und zahlen an mich die Zimmermiete. Aha. Was hast du eigentlich vorher gemacht? Ich war 17 Jahre Sekretärin bei einer bekannten Homburger Brauerei. Das war vor hundert Jahren. Und wie hat es dich ins Saarland verschlagen? Wie man unschwer hört, stammst du aus dem Rheinland, oder? Jo, ich komm aus Kölle. Ich bin der Liebe wegen ins Saarland gekommen. Die Liebe ging dann irgendwann und ich bin geblieben. Wie bist du ins Business gekommen? Nee, das ist nicht interessant für die Leute... Also, für mich ist das interessant. Das erzähl ich dir dann, wenn wir mal allein sind... Irgendwann hatte die Bildzeitung mal geschrieben von der Frau Wild, sie sei die erste und einzigste Puffmutter im Saarland. Wer bin ich dann? Da war Madame Gassert am Stadtgraben schon zwanzig Jahre vor mir. Und nachdem Madame Gassert gestorben ist, noch etliche andere. Hören Sie mal, sag ich zu dem Reporter von der Bild-Zeitung, ich stell mich mal vor, ich heiße Christine Roos, ich hab das Haus Nauwieser Straße 10, schon 100 Jahre 20

konzessioniert, was schreiben Sie doch für ne Scheiße... na, lassen wir das. Sag mal, könnt ihr in den Artikel noch reinbringen: Rund um die Uhr geöffnet? Ja, kannst gern noch ein bisschen Werbung machen. Das kostet dann aber richtig Geld. Wie viel, Liebchen? Lass mal. Ihr habt ja sonst keine anderen Zeitungen? Nee. Ihr habt mit dem „Guzzje“ nix zu tun? Denen wollt ich eigentlich auch unter die Arme greifen. Nein, Guzzje ist was anderes. Andere Frage: Die Finanzkrise macht es wohl auch nicht leichter für dich? Der Euro und der Hartz-Krämers-Müll, so nenn ich das. Ja, ist doch normal, wir hängen an der Kette dran von der Gastronomie. Ist alles tiefer geworden, auch ich. Ich habe ein Drittel von dem, oder sagen wir mal ein Fünftel von dem, wie ich noch vor fünf Jahren hatte. Seit Dezember hab ich gar nix mehr. Gibts manchmal Stress mit den Behörden? Zur Sittenpolizei habe ich ein gutes Verhältnis. Das sind anständige Jungs. Die tun auch nur ihre Arbeit. Wenn du früher Sekretärin warst, dann machst du bestimmt deine Buchhaltung und Steuererklärungen selber? Nee, ich habe einen Steuerberater. Den muss man haben. Die Vorbereitung zur Steuererklärung, also den Papierkram mach ich selbst. Ich bin nachts, wenn andere Menschen schlafen, noch damit beschäftigt, meinen Papierkrieg


Ganz links: An Kopulieren ist nicht zu denken. Der erste Stock nach dem Brand 2006. Links: Freundliche Einladungen vom internationalen Team. Rechts: Der Mann an ihrer Seite: Karl-Heinz ist neben Hundestreicheln zuständig für alles, was kaputt ist.

und meine Bettwäsche zu bewältigen. Das ist Tatsache. Das heißt, du organisierst deinen Betrieb komplett alleine? Sachen einkaufen für den Betrieb... Dafür hab ich einen Helfer, der das manchmal für mich macht. Ich kann das nicht mehr tragen. Ich hab Osteoporose, ich muss vorsichtig sein. Hab ich aber bis vor zwei, drei Jahren noch anders gemacht, meine Wäschesäcke selber geschleppt. Und der Karl-Heinz ist zuständig für alles, was kaputt geht, der ist handwerklich talentiert. Der guckt auch abends immer mal nach dem rechten und hat ein bisschen ein Auge drauf. Wie sind deine Arbeitszeiten? Ich hab ne 60- bis 70-Stunden-Woche. Die hab ich. Und ich träume davon, in die Sonne zu gehen. Für immer! Eines Tages, das könnt ihr schreiben. Wenn ich dann wirklich nicht mehr kann und unter meinen Wäschesäcken zusammenbreche. Dass ich dann genug gebunkert hab, hab ich aber nicht. Fragt mich: Hab ich Schwarzgeld? Und ich sag: Ich hab nicht mal Weißgeld.

Und wohin in die Sonne? Er geht ja mit (nickt in Richtung Karl-Heinz). Also, wir denken an Ungarn oder Rumänien oder spanischer Boden. Wo, wissen wir noch nicht. Aber gehen tun wir. Vom Rentenalter bist du aber noch ein bisschen entfernt, oder? Nee, ich bin 60 Jahre alt. Warst du früher auch selbst aktiv? Ja, ich hab selber auch gearbeitet und komme deswegen mit diesem Metier überhaupt klar. Denn man kann keine gute Puffmutter sein, wenn man nicht selbst eine gute Hure war. Schreib den Satz rein. Ist so. Man weiß sonst nicht, was es heißt, zehn, fünfzehn Stunden auf Schuhen auf der Straße zu stehen. Bei Regen, Sturm und Eis. Harter Job. Ja, ein harter Job. Und heute noch härter geworden. Früher hatte man selbst in schlechten Zeiten jede Stunde oder alle anderthalb Stunden einen Freier. Wo man dann wieder im Warmen ist für ‘ne halbe Stunde, Stiefel an, Stiefel aus, die Stiefel an die Heizung, die anderen Socken an, die anderen Stiefel an und wieder raus. Und welche Frequenz hat man heute? Weiß ich nicht, kann man nicht abschätzen. Drei hintereinander und dann wieder vier Stunden gar nix. Kann man nicht sagen. Gibts eigentlich so aufs Jahr betrachtet, zum Beispiel vor Weihnachten oder vor Ostern solche, tja ... Stoßzeiten? Also vor Ostern nicht. Im Sommer ist es ja nachts noch ein bisschen besser, ist klar. Im Sommer sind die Straßen bewegt, nachts. In der 21


Links: In Viertelvor Nr. 5 waren wir noch erstaunt, dass in Puffs der Klapperstorch kommt. Auch dieses Rätsel klärt sich im Laufe des Gesprächs auf.

Vorweihnachtszeit kann man auch, wenn man auf der Hut ist, ein bisschen „schnappen“. Und dann, im Januar, ist dann wieder.. ...tote Hose...? War schon immer und jetzt noch extremer. Der Geldrückgang. Hol einen Mann mit einem normalen Gehalt, 1.200, 1.300 Euro, das sind keine 2.600 Mark mehr. Lang nicht mehr. 1.300 Euro sind 1.500 Mark. Hier im Viertel ist es eh um das Horizontale geschehen. Wisst ihr auch, weiß jeder. So, also, die Leute, die das jetzt lesen, die möchten uns doch mal bitte – die männliche Welt davon – besuchen kommen. Und was erwartet dann die männliche Welt? Verschiedenes. Sagen wir mal: ein internationales Team. Schöne Schokogirls oder auch Schneeweiß... Hast du sonst noch was Erwähnenswertes im Angebot? Wir haben kein Angebot, wir sind doch nicht beim Plus. Wir putzen auch kein Schwänzchen. Es hat auch schon mal einer gefragt, ob er Rabatt kriegt. Und da sag ich: Pass mal auf. Du steckst das Schwänzchen doch ganz rein. Wenn du natürlich das Schwänzchen nur mit der Spitze reinsteckst, dann können wir drüber reden. So ist es! 22

Ich wollte noch was aufklären: In der Ausgabe 5 von eurem Heft, da war ein Klapperstorch mit Baby bei uns am Haus abgebildet, und ihr hattet gefragt, ob jemand das erklären kann. Ich kann euch jetzt die Frage beantworten. Das war die Geburt meines Enkelsohnes im Mai 2005. Da haben wir einen Spaß gemacht, obwohl meine Tochter mit dem Haus nichts zu tun hatte. Mein Enkelchen war geboren, und dann haben wir noch das Baby dabeigehangen. Beantwortung der Frage von Heft Nr. 5. Aber einen Klapperstorch an den Puff hängen ist doch eher eine Anti-Werbemaßnahme? Nee, nee, die Freier haben schon gefragt, was das soll, da haben die Mädchen das erklärt. Aber die Mädchen schwängern, nee, ist doch alles mit Gummi, manchmal mit zwei Gummis. Wie fühlst du dich denn im Viertel eingebunden? Dat is so eine Entwicklung: Die Kneipen hier verlieren ein bisschen den Bezug zu den Menschen. Früher hab ich im „Treffpunkt“ nachts um drei noch Kartoffeln mit Spiegelei bekommen, war kein Problem. Heute ist das unvorstellbar. Da gibts gar nichts mehr, wo man sich trifft, zusammensitzt, ein bisschen Spaß macht. Als Clique. Datt is nimmi. ♠


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architektur der 50er

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Beobachtet man seine Umgebung, stellt man fest, dass sie Veränderungen unterliegt. Häuser, Fassaden, Details verschwinden, Neues entsteht. Und wie wir wissen, stellt das Neue nicht immer eine Verbesserung dar. Unser Thema soll deshalb an dieser Stelle die 50er-Jahre-Architektur im Viertel sein. Dazu haben wir die beiden Architekten Carsten Diez und Igor Torres von baubar urbanlaboratorium zu einem kleinen Rundgang eingeladen. von Ralf Leis und Stefanie Baehr, Fotos von Falk Kuckert

Links: Das imposante Treppenhaus der Turnhalle der Schmollerschule. Gebaut 1953 von Peter Paul Seeberger (1906 – 1993), dem ehemaligen Saarbrücker Stadtbaudirektor. Viele seiner Bauten haben das Saarbrücker Stadtbild stark geprägt und die meisten sind mittlerweile denkmalgeschützt. Von ihm stammt unter anderem auch die wunderbare Mügelsbergschule. Liebevolles Detail: Die kleinen Kugeln auf dem Treppengeländer sehen nicht nur gut aus, sie hatten auch die Aufgabe, das Rutschen auf demselben zu verhindern. Oben: Die Turnhalle steht kurz vor ihrer Restaurierung. Das Kreuz über dem Eingang ist kein christliches Symbol, sondern das Turnerkreuz von Turnvater Jahn mit den vier „F“: Frisch, fromm, fröhlich, frei. Rechts daneben ein Rundfenster in den Umkleideräumen. 27


Links: Der erste Neubau einer Synagoge nach dem Krieg fand 1951 in Saarbrücken statt. Sie vereinigt einen großzügigen Synagogensaal mit weiteren Räumen der jüdischen Gemeinde in den Stockwerken darüber. Auffallende Unauffälligkeit: Nur der große Stern über dem breiten Eingang und die hohen, über zwei Geschosse reichenden Fenster stechen heraus. Unten: So kanns gehen. Blick vom Beethovenplatz zur Ecke Dudweiler-/Blumenstraße. Links in den 50er Jahren und rechts aus heutiger Sicht. Die klobige, braune Fassadenverkleidung aus den Siebzigern war bestimmt nicht billig, lässt das Gebäude allerdings nicht vorteilhafter erscheinen.

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chon lange hatten wir mit Carsten und Igor einen architektonischen Rundgang durchs Viertel geplant. Greifen die beiden doch immer wieder ein in den öffentlichen Dialog zu StadtThemen, beziehen Stellung oder regen an. Sei es mit ihrem „Laborbericht“, einem regelmäßigen Netzmagazin, oder als Initiatoren des urbanen Diskussionsforums „Stadtsalon“ in der sparte4. Im Vorfeld hatten wir das Thema des Rundgangs eingegrenzt auf die Architektur der Fünfziger. Warum? Carsten dazu: Diese Zeit liegt noch nicht so weit zurück, so dass man einige Probleme hat im Erkennen von Qualitäten der Bauten. Viele verbinden diese Nachkriegszeit mit etwas Reduziertem, Ärmlichen. Man hat sich

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sehr zurückgenommen, keine Ornamente mehr verwendet wie bei den Häusern um die Jahrhundertwende. Das war in den zwanziger, dreißiger Jahren schon vom Bauhaus begründet worden, und nach dem Krieg hat man sich diese rationale Bauweise zu Nutze gemacht. Später wurde sie ja dann richtig pervertiert, aber aus den Fünfzigern gibt es viele interessante und qualitätsvolle Bauten und dieses Erkennen von guten und schlechten Häusern, dass die guten irgendwie auch bekannt gemacht werden, damit man sie einordnen und wertschätzen kann, das ist uns ein gewisses Anliegen.“ Los geht’s. Wir starten unseren Rundgang an der Turnhalle der Schmollerschule. Ein typischer Bau seiner Zeit mit großen Fenstern, dünnen


Ecke Rotenberg-/Nauwieserstraße: Das Gegenteil von Erker. Die konkave Fassade betont sehr schön den freien Platz vor dem Haus, erfordert allerdings beim Gardinenstangenaufhängen etwas Kreativität. (Dafür kann man ganz oben sehr schön Silvester feiern...)

Glassprossen und schmalen Betonstutzen. Ein filigranes Gebäude, das nichts mehr zu tun hat mit dem Massiven, was in der finsteren Zeit vorher gebaut wurde. Wenn man die Augen öffnet und die Turnhalle nicht nur als abgehalfterten Nutzbau sieht, fallen viele schöne Details auf. Die Kugeln auf den Geländern etwa oder die kleinteiligen Bodenfliesen. Igor: „Heute würde man etwas Flächiges machen, weil man dann die Fehler weniger sehen würde. Eine gewisse Präzision war also notwendig zu der Zeit und verglichen mit heute ist der Baustandard in der Ausführung auch entsprechend höher. Man kaschiert das heutzutage, indem man viel weniger auf Handwerkselemente setzt. Kann man ja auch gar nicht mehr bezahlen.“ Typisch auch für die damalige Zeit, dass Materialien größtenteils aus der Region stammten. Carsten: „Hier bei der Treppe: Solche Betonsteine kriegt man gar nicht mehr, Terrazzo nennt

man das. Granit aus Indien oder China ist heute viel billiger.“ Alles in allem macht der helle, lichtdurchflutete Bau einen sehr harmonischen, durchdachten Eindruck. Man darf auf die bevorstehende Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes gespannt sein. Unsere nächste Station ist das Wohnhaus Ecke Rotenberg-/Nauwieserstraße. Das schlichte, aber trotzdem markante Gebäude mit der konkaven Front wurde 1952 von dem Architekten Otto Renner gebaut. „Wir haben bei den Gründerzeithäusern immer markant den Erker an der Ecke rausstehen, in den fünfziger Jahren wurde das dann ganz anders behandelt. Hier wird der Straßenraum durch eine Negativ-Ecke sehr schön inszeniert“, erklärt Carsten. Als wir so vor dem Haus stehend die Fassade mustern, fallen wir einem älteren Hausbewohner auf, der sich sogleich ins Gespräch einschaltet: „Jo, inne is die Wand halt aach rund, mit de Gardinestange muss ma sich do was infalle losse...“ Weiter gehts durch die Blumenstraße, wo wir kurz die Bäckerei Stein streifen, die ganz bewusst ihre Inneneinrichtung in der Anmutung der fünfziger Jahre belassen hat und nicht zuletzt dadurch die Wertigkeit ihrer Produkte unterstreicht. Das seltene Gegenteil von Austauschbarkeit in der Geschäftswelt. Wir sind uns alle einig, dass wir das gut finden. Direkt gegenüber nehmen wir das Haus der Blumenapotheke unter die Lupe. „Das ursprüngliche Erscheinungsbild der Fassade ist weitgehend erhalten.“, erklärt Carsten. „Die Anordnung 29


der Scheiben, dieses schwarze, emaillierte – das Glas wird auf der Rückseite schwarz gemacht – das ist noch aus der Zeit. Diese Fliesen, das würde man heute nicht mehr machen, schwarz ist ja eigentlich ‚Anti‘...“. Schick ist es trotzdem. Auffallend oft bei den Bauten aus der Zeit sieht man das Prinzip der zurückgebauten Dachgeschosse mit umlaufendem Austritt. Igor: „Früher war das Dachgeschoss ja nur ein Speicherboden für die Wäsche. In der Wiederaufbauzeit war es dann erste Priorität, Wohnraum zu schaffen und um auch das oberste Geschoss als Wohngeschoss zu nutzen, hat man ein Flachdach gesetzt. Um das zu kaschieren, wird das oberste Stockwerk ein bisschen zurückgesetzt. Man hält die Bauhöhe der Nachbargebäude ein, das Haus erscheint aber nicht so massiv in der Höhe.“ Danach streifen wir kurz den Beethovenplatz, um uns die erste, im Nachkriegsdeutschland (genaugenommen damals noch französisch kontrolliertes, nicht zur Bundesrepublik gehörendes Saargebiet) gebaute Synagoge anzuschauen. Man muss schon genau hinsehen, um das von Architekt Heinrich Sievers entworfene Gebäude überhaupt wahrzunehmen. 1951 fertiggestellt, hat man aus nachvollziehbaren Gründen das Gebäude sehr unscheinbar in die bestehende Häuserzeile eingebunden. Unsere letzte Station ist das überaus markante Haus der Caritas in der Johannisstraße. 1959 wurde es als Bankgebäude errichtet von 30


Links: Eingänge der Schmollerschule. Das Hauptgebäude der Schule wurde 1912 errichtet und 1953 nach den Plänen von Peter Paul Seeberger umgebaut. Links unten: Ecke Förster-/Blumenstraße. Typische Merkmale aus den Fünfzigern: Schwarze Scheiben und zurückgesetztes Dachgeschoss. Rechts: Haus der Caritas an der Ecke Johannis-/Cecilienstraße. Nicht sehr sensibel gegenüber den Nachbarbauten, aber ein Bau wie ein Ausrufezeichen.

den Architekten Dietz & Grothe (von denen u.a. auch das Totobad stammt). Die Original-Struktur ist größtenteils noch erhalten. Carsten: „Dieses Haus könnte auch in Helsinki oder Göteborg stehen. Dort findet man recht viele dieser gerasterten Fassaden. Da gibt es Alvar Aalto, den finnischen Architekten, in der damaligen Zeit sehr bekannt und eigentlich könnte es fast von ihm stammen.“ Über die Anmutung des Gebäudes gehen unsere Meinungen etwas auseinander, da es die armen Nachbarhäuser ziemlich unsensibel übertrumpft. Carsten verteidigt: „Nun ja, man kann nicht behaupten, dass es sich besonders zart einfügen würde. Aber dadurch hat es auch etwas Großstädtisches. Das Haus markiert die Grenze zwischen der kleinteiligen Nauwies und dem eher großstädtisch angelegten Abschnitt der Kaiserstraße.“ Tja, die Kaiserstraße... gute Überleitung. Dass auch viel Schrottiges aus den Fünfzigern herumsteht, ist für die beiden keine Frage. „Das ist ja auch energetisch ein Riesenthema und natürlich muss die heutige Zeit das überformen. Die Frage ist nur, wie? Macht man es billig oder mit Respekt? So wie man in den letzten zwanzig Jahren zu einer respektvolleren Einstellung den Gründerzeithäusern gegenüber gekommen ist – da wurde auch sehr viel einfach zerstört – sollte man die Fünfziger und Sechziger auch mit einer gewissen Würde behandeln.“ Igor weiter: „Wenn man weiß, dass z.B. die Materialien zu der Zeit noch richtig authentisch waren, aus der Region stammend meist, das ist

ja heutzutage gar nicht mehr möglich. Von daher ist vieles häufig reduziert auf Fake, auf Klischees, die zelebriert werden. Die Sachen, die wirklich noch aus der Zeit stammen, wenn man die gut herrichtet, dann hat das tolle Atmosphäre. Bestes Beispiel ist oben das VHS-Zentrum, der Saal ist immer noch sehr beliebt, der wird gut vermietet, weil viele Gruppen sich von dieser Atmosphäre anstecken lassen.“ Zu wünschen bleibt, dass in künftigen sogenannten Phasen der Erneuerung, die ein Straßenbild komplett verändern können, etwas sensibler vorgegangen wird, als es in den Siebzigern und Achtzigern der Fall war. „Damals haben alle plötzlich einen Flash bekommen und vieles ausradiert.“ sagt Carsten. „Wäre toll, wenn z.B. Geschäftsleute, die noch so eine OriginalEinrichtung haben, genau hinschauen und den Wert erkennen würden, das wäre dann ein schönes Alleinstellungsmerkmal...“ ♠

Mehr von den Herren Diez (links) und Torres (rechts) unter: www.baubar.de

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programm nauwieserfest Grußwort

Willkommen beim Nauwieser Fest 2010

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om 30. Juli bis zum 1. August findet es wieder statt, das Nauwieser Fest – für viele das schönste und ausgefallenste Stadtteilfest an der Saar. Ich habe gerne wieder die Schirmherrschaft dafür übernommen, denn gerade diese Veranstaltung ist Jahr für Jahr ein Spiegel der kulturellen Vielfalt unserer Stadt. Seit Jahren arbeiten wir daran, das Nauwieser Viertel in seiner Grundsubstanz zu bewahren und zu verschönern und gleichzeitig die Fortentwicklung der Wohnnutzung voranzutreiben. Die neu gestalteten Straßen und kleinen Plätze, der Kirchgarten an der Johanniskirche und der neu gestaltete Landwehrplatz sind Beispiele dieser erfolgreichen Bemühungen. Auch die Hausbesitzer, die Geschäftsleute und viele Bewohnerinnen und Bewohner haben dieses Viertel hervorragend mitgestaltet. Ich bin immer wieder begeistert von der Vielfalt im Nauwieser Viertel. Die Besucherinnen und Besucher des Nauwieser Festes erwartet auch diesmal ein anspruchsvolles Bühnen- und Straßenmusikprogramm mit vielen renommierten Künstlern und Gruppen, aber auch mit vielen jungen Musi32

kerinnen und Musikern aus der Saarbrücker Nachwuchs-Szene, die sich gerne einem großen Publikum präsentieren. Erneut wird es ein Kinderprogramm geben. Ich bedanke mich sehr herzlich bei den Organisatoren des Nauwieser Festes, die sich immer wieder der Herausforderung stellen, den unterschiedlichsten Kunst- und Kulturformen „eine Bühne zu geben“ und damit mit großer Treffsicherheit ein Fest der besonderen Art schaffen, ein Fest, das die spezifische Lebensart des Viertels widerspiegelt und gleichzeitig unsere Stadt von einer besonders liebenswerten Seite zeigt. Allen Besucherinnen und Besuchern wünsche ich viel Spaß und interessante Unterhaltung beim Nauwieser Fest 2010. Saarbrücken, im Juni 2010

Charlotte Britz Oberbürgermeisterin


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programm Freitag 30.07.10

Samstag 31.07.10

hauptbühne max-ophüls-platz:

hauptbühne max-ophüls-platz:

p 19.00 Uhr

p 16.00 Uhr

Dirty Rodriguez

Tush

Ska, Reggae und Punk aus Saarbrücken.

ClassicHardRock von der Saar.

p 20.15 Uhr

p 17.45 Uhr

Stickboy

Ska Einsatz Kommando

Punkrock und Rock für Erwachsene.

Ska gemixt mit Punk, Reggae, Swing und Blues.

p 21.30 Uhr

p 19.15 Uhr

Champions Waviger Indie-Rock mit Feeling aus Koblenz.

p 22.30 Uhr

Dukes Of Windsor Trickreicher Indie-Rock /-Pop gewürzt mit Elektro und Wave.

bleistift, nauwieserstr: p 20.00 Uhr

Crippled Flower Garden Elektrischer Gitarrenrock vom Feinsten.

antiquitätenladen, nauwieserstr:

Love Academy Punk/Indie-Rock mit deutschen Texten. Internationale Instrumente und einhornmäßig viel LOVE.

p 20.15 Uhr

Möfahead Jeans & Teens & Colabier.

p 21.30 Uhr

The Ramoanes Ramones-Coverband aus dem Saarland.

p 22.45 Uhr

Ira Atari & Rampue Proto-Dancefloor mit ElectroPunk-Attitüde.

p 19.00 Uhr

Memphis Rock und Pop-Covers auf der Akkustik-Gitarre.

karateklub meier, nassauerstr:

bleistift, nauwieserstr: p 20.00 Uhr

Crocodile Cowboys Rock und Blues von der Saar.

p 22.00 Uhr

Die Fahrt von Holzminden nach Oldenburg Trio-Coverband, legendär & kultig!

antiquitätenladen, nauwieserstr: p 19.00 Uhr

Gabi Müller Jazz/Blues/Weltmusik auf der Querflöte.

karateklub meier, nassauerstr: schirmherrschaft:

p 22.00 Uhr

p Charlotte Britz, Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Saarbrücken und p Christa Piper, Bezirksbürgermeisterin

Power

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Rock meets Post Punk meets Powerpop.

Von links: Crippled Flower Garden, Die Fahrt von Holzminden nach Oldenburg, Gabi Müller, Afropolar


nauwieserfest Sonntag 01.08.10 hauptbühne max-ophüls-platz: p 16.00 Uhr

Caine Rock'n'rollfunk aus Saarbrücken.

p 19.00 Uhr

Tim Vantol

sonstiges: Bücherflohmarkt Samstag von 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr im Hinterhof des buchladens in der Försterstraße. Interessierte melden sich bitte bis zum 19. Juli unter 0681-31171 beim Buchladen an.

Folk Rock meets Country meets Punk.

p 20.15 Uhr

Loony Power Pop meets Hammond Rock.

CD- und Schallplattenbörse Samstag und Sonntag ab 13.00 Uhr CD- und Schallplattenbörse auf dem Max-Ophüls-Platz. Infos/Anmeldung: andreas.porger@rocketmail.com

p 21.30 Uhr

Sly’n’Boyle

Kinderprogramm

Country Music from the Saar Rocky Mountains.

Samstag und Sonntag abwechslungsreiches Kinderprogramm mit Luftkissen und Kinderschminken auf dem Spielplatz Nauwieser Platz.

mono, ecke nauwieser/cecilienstr: p 16.00 Uhr

The Hic-A-Doo-Las

Kinderfest / Kinderbetreuung

cafe kostbar, nauwieserstr:

Während die Eltern das Fest besuchen, begleiten die Mitarbeiter/-innen des SOS Ausbildungsund Beschäftigungszentrums Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren auf einer „Reise durch die Zeit“. Im Innenhof zwischen Seilerstraße und Nauwieser Platz (Eingang 9), geben sich am Samstag von 14.00 – 21.00 Uhr und Sonntag von 12.00 – 19.00 Uhr Römer, Ritter und Piraten ein Stelldichein. Desweiteren wird auch vor dem „Tausch und Plausch Laden“ in der Nauwieser Straße für die Unterhaltung der lieben Kleinen gesorgt.

p 19.00 Uhr

Dreijähriges Jubiläum spielbar

Spy Vs. Spy-Ableger mit knackigem Surf-Sound.

kurze eck, nauwieserstr: p 18.00 Uhr

Afropolar The world’s one and only Boogaroma-Band.

p 20.00 Uhr

Schallplattenabend mit Maurice Funk, Soul & Boogaloo

Dreist Klassischer Rock erster Güte von und mit drei Urgesteinen der saarländischen Musik-Szene.

bleistift, nauwieserstr: p 18.00 Uhr

And The Waves Will Carry Us Home Zwei 20jährige norddeutsche Jungs zwischen kitschigen Popballaden und experimenteller, psychedelischer und intelligenter Musik.

p 20.00 Uhr

Little Town Blues Band Das Repertoire der Band huldigt Legenden wie Eric Clapton, Stevie Ray Vaughan, Gary Moore.

spielbar in der Cecilienstr. 15 lädt zum dritten Geburtstag ein. Drei Tage lang buntes Treiben vor der Tür mit Jonglage, Glücksrad und Schnick-SchnackVerkaufsstand. So. 13 bis 18 Uhr verkaufsoffen. Sa./So. 15 bis 18 Uhr „DJ retro rudi“ mit Musik aus den 60ern, 70ern und 80ern und dazu lecker Kaffee und Kuchen wie bei Oma. Sa. 16 Uhr „percussion latina“ mit Leonardo Ortega. So. 18 Uhr "Brasilianische Rhythmen" mit Leonardo Ortega & Luigi. Außerdem natürlich wie jedes Jahr ein großes und abwechslungsreiches Angebot an Essens-, Getränke-, Schmuck- und sonstigen Ständen auf dem Max-Ophüls-Platz, in der gesamten Nauwieserstraße und einem Abschnitt der Cecilienstraße. 35


programm nauwieserfest Grußwort Das Nauwieser Fest besuchen zu müssen, ist seit langem kein Geheimtipp mehr: von Jahr zu Jahr steigen die Besucherzahlen. Auch deshalb hat das Organisationsteam den Ehrgeiz bei diesem herausragenden Ereignis der Saarbrücker Sommerszene neue Überraschungen und Angebote zu präsentieren. Mein Dank gilt allen, die daran beteiligt sind. Für mich als Bezirksbürgermeisterin und Bewohnerin des Nauwieserviertels ist das Fest eine lieb gewordene Tradition. Ich unterstütze sehr gerne dieses Viertelfest, das geprägt ist durch kulturelle Vielfalt, nachbarschaftliche Toleranz, Engagement für soziale Projekte und das Miteinander der Generationen. Mit dieser Einstellung zeichnen sich die BewohnerInnen des Nauwieser Viertels nicht nur zum Fest, sondern jeden Tag aus. Ich hoffe, dass dies auch in Zukunft so bleibt und freue mich auf das Fest! Ihre

Christa Piper, Bezirksbürgermeisterin

Dirty Rodriguez Ihr Ziel: Spaß bringende Musik zu machen, die ihre eigene Auffassung von Humor widerspiegelt und eine willkommene Abwechslung zum gegenwartigen EMO-Einerlei zu bieten. Eine deftige Mixtur aus Ska, Reggae und Punk. Infos: www.myspace.com/DirtyRodriguezSound Fr, 19.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Stickboy Punkrock und Rock für Erwachsene. Zum Trio geschrumpft aber kein bisschen leiser: Werner Diehl: Drums / Nietenkaiser: Git, Vox / Anja Diehl: Bass, Vox Infos: www.myspace.com/stickboygermany Fr, 20.15 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Champions Diese vier Jungs aus Koblenz sind auf dem bestem Weg, als neuer heißer Scheiß gehandelt zu werden. Waviger IndieRock mit Feeling und ohne Angst, deutlich zu werden: Eine Hommage an die Liebe, das Leben und die Freiheit. Infos: www.myspace.com/championschampions Fr, 21.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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Dukes Of Windsor Ein furchtlos rockendes Quintett aus Melbourne. Um ihren trickreichen Indierock mit neuen Impulsen zu bereichern, hat sich die Band als neue Homebase den kreativen Schmelztiegel Berlin ausgesucht, denn auch die Dukes sind nicht engstirnig und saugen leidenschaftlich gern neue Eindrücke auf. Infos: www.myspace.com/dukesofwindsor Fr., 22.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Tush 2004 als BluesRockBand gegründet, präsentiert sich Tush nach mehreren Umbesetzungen nun als Vertreter der Richtung ClassicHardRock. Songs von ZZ Top, AC/DC, Green Day, Gotthard, Deep Purple, Thin Lizzy, Whitesnake … Infos: www.tushmusic.de Sa, 16.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Ska Einsatz Kommando Ska gemixt mit Punk, Reggae, Swing und Blues – das SEK zählt nicht umsonst zu den beliebtesten und abwechslungsreichsten Combos der Region. Im Jahr 2009 feierte die Band ihr 10-jähriges Bestehen und kann dabei auf mehr als 50 Eigenkompositionen zurückblicken. Infos: www.skaeinsatzkommando.de Sa, 17.45 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Möfahead klingen wie eine Kreidler Florett mit aufgebohrten Zylindern die mit 80 Sachen Sonntagsmorgens um halb 7 aus der Dorfdisco nachhause fährt. Sie widmen sich in ihren Songs vor allem den Dingen, die die Welt wirklich bewegen und verändern werden: Kneipenschlägereien, Mofafahren, Kirmes und Hautproblemen. Infos: www.myspace.com/mofahead Sa, 20.15 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

The Ramoanes Seit 1988 bringen sie die perfekte Show auf die Bühne – mit allem, was dazugehört: Ringelshirt, zerrissene Jeans, Perücken und GabbaGabbaHey-Schild. Ob sie besser sind als das Original, davon muss man sich selbst überzeugen. Auf jeden Fall sind sie: lebendiger! Sa, 21.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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programm nauwieserfest Ira Atari & Rampue Mit Rampue an den Reglern setzt Ira Atari zum großen Sprung an und verbindet mit ihrem Sound die fröhlichen Proto-Dancefloor-Hymnen der späten 80er mit der Audiolithtypischen ElectroPunk-Attitüde, sprengt damit Genregrenzen und sorgt vor allem für eins: Gute Laune. Infos: www.myspace.com/musicbyira Sa, 22.45 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Caine Caine sind vier Musiker aus Saarbrücken: Ben Di Bernardo am Mikrofon, Klaus Stocker an der E-Gitarre, Sebastian M. Schmitt am Bass und Micky Meyer am Schlagzeug. Ihr Sound? Sie vereinen knackige funky Grooves mit klassischem Rock. kein Funkrock. Sondern Rock’n’Rollfunk! So, 16.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Tim Vantol Folk Rock meets Country meets Punk. Wer die Soloprojekte von Chuck Ragan (Hot Water Music), Tim Barry (Avail) oder den großartigen Frank Turner mag, kommt auch an diesem jungen Mann aus Amsterdam und seiner Gitarre nicht vorbei. Infos: www.myspace.com/timvantol So, 19.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Loony Mal hymnisch, mal sonnig, mal zickig und das Ganze kombiniert mit einer gehörigen Portion Charme und Nonchalance. Garage-Punk? Power-Pop? Hammond-Rock? The New Groove Sensation? Die Loony-Songs stehen in der Tradition von Bands wie The Kinks, The Jam, The La’s, Charlatans oder Blur. Infos: www.we-are-loony.de. So, 20.15 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Sly’n’Boyle SLY & BOYLE, das sind drei waschechte saarländische Cowboys, die beides machen: Country und Western. In diesem Jahr spielt die Band erstmals in Dreierbesetzung auf dem Nauwieser Fest. Die Gäste können sich auf einige neue Titel von SLY & BOYLE freuen, die sich gerne als das Gegenteil von Truck Stop bezeichnen. Infos: www.slyandboyle.com So, 21.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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Nauwieserstraße 48

Billard / Dart Öffnungszeiten: Mo-Fr 16.00 - 1.00 Uhr Sa- So 18.00 - 1.00 Uhr Reklame

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wünscht allen viel Spaß auf dem Nauwieser Fest. Feiern, wo Saarbrücken ganz besonders ist.

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auf einen milchkaffee mit Dr. Mohsen Ramazani Moghaddam, im Viertel besser bekannt als „de Mossem“, ist schon seit fast vierzig Jahren im Viertel unterwegs. Meist seehr entspannt mit seinem Fahrrad... 1973 hat es ihn aus dem Iran hierher verschlagen – direkt ins Bingert-Kollektiv. Zwischendrin lag noch ein Physik-Studium, eine Promotion und so manche Demo... Aufgezeichnet und fotografiert von Ralf Leis

i

n der Reihe der Originale, die das Viertel zu bieten hat, steht Mohsen natürlich ganz weit vorne. Jeder kennt ihn mindestens vom Sehen, da er täglich im Viertel unterwegs ist und er könnte eigentlich hier als Möbel arbeiten, so eindeutig gehört er zum Viertel-Inventar. Nach fast vier Jahrzehnten Viertelzugehörigkeit hat er natürlich einiges zu erzählen, ist aber alles andere als ein Small-talker. Eher einer, der seine Umwelt sehr genau reflektiert und die Dinge gern in einen politischen Kontext stellt. Dabei scheinen bei ihm auch immer wieder hintergründiger Humor und eine große Liebenswürdigkeit durch. Ein typischer Vertreter also der Viertler-Ur-Spezies ... Wie hat es dich aus dem Iran ins Nauwieserviertel verschlagen? Ich bin Ende des Jahres 1973 nach Saarbrücken gekommen. Das war auch das Jahr, in dem ich der iranischen Studentenorganisation CISNU beigetreten bin. Auf der Suche nach einer politischen Heimat kam ich ins Nauwieserviertel. Das Viertel hatte eine große Anziehungskraft auf mich. Beeindruckt hatten mich die unterschiedlichsten Menschen mit 42

ihren verschiedenen Tätigkeiten, die nebeneinander friedlich lebten – und heute immer noch leben. Neben der beruflichen Vielfalt faszinierte mich vor allem diese kritische Masse aus Kommunisten, Existenzialisten, Sozialisten, Anarchisten, Sozialdemokraten, Trotzkisten, Philosophen und Künstlern. In diesem bunten Milieu von Ideologien und Ideologen fand ich mich bald ganz gut zurecht. Du warst fast die komplette Zeit seines Bestehens Mitglied des Bingert-Kollektivs. Kannst du dich noch an deinen ersten Bingertbesuch erinnern? Es war Abend und die Kneipe ziemlich überfüllt. Rauchschwaden überall, auf den Tischen lagen Schachteln und Packungen von Rothändle, Lasso und Drum. Am runden Tisch wurde Karten gespielt, an anderen Tischen wurde über den Volkszählungsboykott debattiert, über eine neue Produktion von einem Theaterstück gesprochen, über Beziehungskrisen und erhabene Gefühle, über Probeaufnahmen einer sich gerade neu gegründeten Band. Einige Frauen erörterten den Kampf gegen den Paragraphen 218. An der Theke wurde über Tagespolitik oder die Notwendigkeit einer umfassen-


ÂťIm Viertel war die Entfremdung der Menschen schon immer geringer als im Rest der Stadt.ÂŤ

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den Revolution diskutiert und ein paar Barhocker weiter saßen einige schweigsam. In der Ecke vor den Toilettenanlagen wurde Flipper gespielt. Die Gasthaustür wurde geöffnet – und Ruhe trat ein. Viele Köpfe drehten sich abrupt in Richtung Eingangstür. Sekunden später war der Lärmpegel wie zuvor – bis sich das nächste Mal die Tür öffnete. In der ersten Zeit hatte ich nicht verstanden, was da geschah, was das sollte. Mit der Zeit ist mir klar geworden, jedes Mal, wenn die Tür geöffnet wurde, hatten die meisten der Leute im Kneipenraum gehofft, dass es geschehe, und die Traumfrau oder der Traummann endlich das Ladenlokal betreten würde. Deine „Integration“ ging sehr zügig und natürlich über die Bühne? Meine Integration, wenn es überhaupt eine ist, hat so funktioniert: Ich erzähle zwei Erlebnisse aus meinem politischen Alltag der damaligen Zeit. In diesen Jahren stand eine Frage ganz oben auf der Liste der politischen Auseinandersetzung. Ist die UdSSR ein sozialistisches Land, ja oder nein? Ich kam mit einem befreundeten Student dahingehend überein, dass wir diese Frage klären durch die Lektüre des Buches „Der Klassenkampf in der UdSSR“ von Charles Bettelheim. Er hatte das Buch in deutscher Sprache gelesen und ich in persischer. Die anschließende Diskussion führten wir in Deutsch. Das zweite Beispiel entstammt der angewandten politischen Kunst jener Tage. Damals haben sich Künstler im Viertel mit ihrer Kunst 44

gegen die politischen Verhältnisse zur Wehr gesetzt. Im Zuge der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer hatte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt verantwortliche Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien einberufen. Das Treffen nannte der Kanzler „Der große Krisenstab“. Ein paar Tage später kam Walter Braun, ein saarländischer Künstler, ins Bingert. Er hatte ein Kästchen mit dabei, darin war ein Stück Holz, auf dem geschrieben stand: „Der kleine Krisenstab“. Ich hatte nicht verstanden, was Walter mit dem Ding sagen wollte. Mir wurde erklärt, das sei Kunst, das Spiel mit den Wörtern und dem zugrunde liegenden Sinn. Das Kästchen wurde im Bingert über dem runden Tisch an der Wand angebracht. Wenn man dich über die Kneipe reden hört, spürt man eine große Verbundenheit... Ja, das Gasthaus Bingert war sehr lange meine politische und emotionale Basis. Jeder Tisch dort hat für mich tausend Erinnerungen, und mir fallen so viele Anekdoten ein, das würde Bücher füllen. Was bedeutet Heimat für dich? Heimat, das ist für mich ein Ort der Vertrautheit, ein Ort der Erinnerung an Menschen, die man gekannt hat oder kennt. Das Viertel wurde eine Art Heimat für mich, weil jede Ecke eine Erinnerung birgt und mir Vertrautheit gibt. Wenn ich durch das Viertel gehe, erinnere ich mich an Menschen, die ich verloren habe und die ich kennen gelernt habe.


Wie siehst du die Entwicklung im Viertel? Ich lebe seit 37 Jahren in Saarbrücken. Die Entwicklung im Nauwieserviertel gliedert sich meines Erachtens in drei Perioden. In der ersten Periode haben die Leute im Bingert über Ökonomie, Geschichte, Politik und Kunst diskutiert. Die damalige Generation suchte nach neuen alternativen, ökonomischen und sozialen Perspektiven. Heute sehe ich trotz Wirtschaftskrise keine wirkliche, relevante Diskussion, die irgend etwas von Bedeutung aufzeigt. In der zweiten Periode veränderte sich die Situation. Die Friedensbewegung und die Ökos eroberten das Viertel. Hauptthema waren Frieden und Ökologie. Sie wollten eine Welt schaffen ohne Waffen. So viele von diesen Friedensaktivisten und Ökos sitzen heute im Land-, Kreis- oder im Bundestag und an vielen anderen Schaltstellen der Republik. Doch wie wir wissen, ist Deutschland heute einer der größten Waffenproduzenten und Waffenexporteure in der Welt. Ich höre keinen Aufschrei. Was ich wahrnehme, ist Schweigen. Aber lassen wir das, das gehört nicht zum Nauwieserviertel. Wir haben nach dem Motto gelebt: „Jeder Mensch wird als Original geboren, aber die meisten sterben als Kopie“. So versuchten wir als Original zu leben und wollten, wenn möglich, die Welt auch als Original verlassen. Für die Nauwieser Friedensaktivisten war dies zu kurz gesprungen. Ihre Aktionen sollten unnachahmliche Originale sein. Deshalb hatten sie einzigartige Aktionen gestartet: „Panzer mit blo-

ßen Händen kaputt machen“. Es wurde tatsächlich lange diskutiert, wie man in Ramstein Panzer mit den Händen zerstören könnte. Ob diese Original-Aktion funktioniert hat oder nicht, ist eine andere Geschichte. Die Dritte Phase möchte ich als Phase des Stillstands bezeichnen. Das klingt sehr ernüchternd... Damals gab es jede Menge originale Menschen im Nauwieserviertel wie beispielsweise Otto Lackenmacher, den bekannten Maler. In meiner Wahrnehmung gibt es heute keine Originale mehr. Auch politisch passiert nicht mehr viel. Heute wird mit Politik Karriere gemacht. Die damalige Generation war noch aufgrund von Ungerechtigkeiten in der Welt politisch aktiv. Was findest du heute noch in Ordnung im Viertel? Zentral in meiner Wertung ist: Wie stark oder wie schwach ist der Grad der Entfremdung, unter dem die Menschen zusammen leben. Im Nauwieserviertel war die Entfremdung der Menschen zueinander schon immer weitaus geringer als im Rest der Stadt, weil eine offene politische, soziale und kulturell-emanzipatorische Grundierung dem Leben zu Grunde lag. Das Viertel war auch ein Ort der Zuflucht für all jene, die der Einsamkeit entrinnen wollten. Ich finde, auch heute ist der Grad der Entfremdung im Viertel noch immer nicht so stark wie an anderen Orten in Saarbrücken. ♠

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generationswechsel von Miriam Hoffmann, Illustration von Nathalie Nierengarten

„Früher war alles besser“. Für diesen Satz werden seit Urzeiten Eltern und Großeltern von den jeweiligen Kindern respektive Enkeln verflucht, bis sich eines Tages ebenselbige Verflucher bei einem Stoßseufzer ertappen und der Überlegung, dass damals, als sie noch jünger waren, die Umstände ganz anders, also eigentlich nicht schlechter, sondern nachgerade besser, um nicht zu sagen, paradiesisch waren, nicht wahr, damals, war schon besser, alles, irgendwie.

i

ch hingegen habe mich mit mir selber nach drei Dekaden (davon immerhin eine ganz dekadente im halbdunklen Kneipenuniversum des Viertels) darauf geeinigt, dass der Satz anders heißen muss. Früher war nämlich nicht alles besser, sondern anders. Früher, früher hat man sich nicht verabredet, sondern fand sich nach Feierabend respektive universitärer Tätigkeit einfach an den üblichen Umschlagplätzen für Feierabendbiere und tiefsinnige philosophische Gespräche ein. Irgendwer war immer schon da, gerade angekommen oder dorthin unterwegs. Studiengebühren gab es noch nicht, deswegen konnte man das auch: Sommers wie winters in halbdunklen, verrauchten Kneipen sitzen und trinken und rauchen. Ja, genau: Rauchen! Kinder, damals war das nicht überall und generell erstmal verboten, das Gequalme! Nein! Guter Ton war das, Vervollkommnung des Gesamtbildes, essentieller Bestandteil eines adäquaten Kneipenbesuchs! Und damals hat ja auch noch jeder geraucht. Jeder, ausnahmslos. Und da wir alle entweder in Kneipen gearbeitet und/oder noch studiert haben, wurde auch gerne unter der Woche bis spät in die Puppen getrunken und geraucht. Da hieß es nicht „Nee, Du, lass mal, ich gehe heim, ist schon spät, und 46

ich muss morgen früh raus“, sondern „Jo, ich mach sswar morgn früh Theke, aba drei Schtun'n Schlaf reichen locker, bringsse mia noch'n Bier mit? Und kann ich noch 'ne Kippe von Dir ham?“. [Ich stelle hiermit übrigens die These auf, dass ich zwischen Ende 2008 und Mitte 2010 (ein Jahr Prüfungen, ein weiteres reguläres Arbeitsverhältnis) mehr Stunden geschlafen habe als in fast zehn Jahren Studium nebst Gastrojob, aber das nur am Rande.] Kinder gab es zwar schon, aber die hatte niemand selber. Kinder kannte man nur in Horden von sechs, sieben, acht Stück, alle im Grundschulalter, alle mit Rollern, Inlinern oder Fahrrädern bewaffnet, herrlich dreckig und stinkend und in urbaner Bullerbümanier durchs Viertel rasend. Kontakt zu Kindern lief dann so ab, dass alle auf einmal ihre im Durchschnitt dreirädrigen Gefährte fallen ließen, an die Theke gerannt kamen und das Kinderkultgetränk des Sommers verlangten: „KannichWassermitZitroneichwillOrangeundmitEisundStrohhalmundich willnocheinenEiswürfelhuhsinddiekaltichwillno cheinseydiehatmehrZitronealsichkannichzweiSt rohhalmehaben?!!!“ Völlig fernab unserer Lebenswelt, genauso weit entfernt wie der Spielplatz am MaxOphüls-Platz, in unserem Universum ein vor-



züglicher Ort, um nächtens betrunkene zwischenmenschliche Annäherung zu betreiben, aber tagsüber ein weißer, unerforschter Fleck auf unserer mentalen Viertelkarte. Heute ist das anders. Heute geht man immer noch ab und zu unverabredet aus, denn die gleichen Leute sitzen bei gutem Wetter immer noch im Viertel – allerdings an ebenjenem Spielplatz, Milchkaffee to go schlürfend und auf ihre Sprösslinge aufpassend. Die Bullerbü-Viertelgang von damals ist längst zu Kleingruppen lauter, glitzernder, interessant und albern angezogener Teenager herangewachsen, die mit Vorliebe um das FörsterJUZ und die Shishabar in der Richard-Wagner-Straße abhängen, chillen und schlechte Musik aus noch schlechteren Handylautsprechern zum Besten geben. Wir wissen plötzlich bescheid über Schwangerschaften und Säuglingspflege, können mit Kinderwagen umgehen und Kleinkinder bespaßen. Was wir dafür nicht mehr können, ist viel trinken. Rauchen hat sich auch fast jeder abgewöhnt, und unter fünf Stunden Schlaf und mindestens einer Tasse starken, schwarzen Kaffees bin ich kein Mensch. Zur Arbeit müssen plötzlich auch alle, und man freut sich aufs Wochenende oder hat gar Urlaub. Eine ganze Woche am Stück. Auch die Ladenlandschaft im Viertel hat sich 48

geändert: Es gibt jetzt Läden wie die Brunchbox und ein Familycafé, in dem Kinderbetreuung angeboten wird, und tausend andere Kinderbespaßungsbedarfsläden statt Internetcafés, Secondhandklamotten und Gitarrenshops. Die Menschen, die nachts in den Kneipen sitzen oder sich in den Raucherräumen bzw. vor den Kneipen drängen, werden subjektiv betrachtet immer jünger und müssten eigentlich im Bett sein – jemand sollte sie zumindest nach ihren Ausweisen fragen und ihre Volljährigkeit überprüfen. Wenn man sie wirklich danach fragt, zücken sie krachneue Studierendenausweise mit Matrikelnummer, die mit 252 anfangen, studieren im zweiten Semester BWL auf Bachelor (das hieß zu unserer Zeit noch Magister oder Diplom), können vor lauter Unistress kaum noch richtig feiern (zumindest behaupten wir Viertelälteren das vehement, schließlich sind wir eindeutig immer noch die Lokomotiven des Nachtlebens!) und kommen von weit her, um die Schönheiten dieses Viertels erst noch zu entdecken. Plötzlich kennt man kaum noch Theker in den Kneipen, weil das die alternativen Indiefreunde der Bachelorstudenten sind, und alle haben plötzlich Ziele und mehr Ahnung von Bewerbungen und Lohnsteuerjahresausgleich, als ich es jemals haben werde. Plötzlich müssen wir aufpassen, dass wir am


Wochenende unseren Studenten nicht begegnen, und nicht wie früher vor unseren Dozenten flüchten, wenn der Rotweinpegel doch zu arg wird (ob unserer oder deren Pegel, ergibt sich aus dem situativen Kontext). Unser Crémantkonsum vor 18 Uhr sinkt rapide – man trinkt jetzt doch lieber Kaffee, obwohl, vielleicht doch lieber Saftschorle, sonst kann ich heute Nacht nicht schlafen... Wir haben plötzlich immer Taschentücher dabei und Nagelfeilen und Kopfschmerztabletten, sind organisiert und können ohne Kalender keine Termine mehr abmachen, weil da so viel Alltag ist. Die meisten von uns haben feste Beziehungen und keine Affären mehr, und viele Träume von früher sind entweder erfüllt oder abgelegt. Die Dramen sind keine existenziellen Dramen mehr, weil wir uns eine Existenz aufgebaut haben, es ist ruhiger geworden in unseren Leben, und wir wohnen jetzt alleine oder mit Freund oder haben gar geheiratet und eine andere Steuerklasse und Kinder, die wir zu neuen Viertelbürgern heranwachsen sehen. Wir sind umgezogen im Viertel, von den ölgeheizten Hinterhäusern in die Neubauwohnungen, wir haben Werkzeugkästen und Schlagbohrmaschinen im Haus, wir wissen, dass man nicht alle Wäsche bei sechzig Grad waschen sollte (erstaunlich übrigens, wie lange Wäsche so was

mitmacht, ohne sich aufzulösen!), wir machen Wochenendeinkäufe und haben Putzpläne und Autos und Versicherungen. Wir wissen, dass eine Haftpflicht eine gute Idee ist, und so langsam amortisiert sich unsere Zahnzusatzversicherung. Wir haben Rückenschmerzen und geregelte Arbeitszeiten oder machen uns selbständig. Viele sind schon in Berlin oder wollen dahin, während die Jugend hier so tut, als wäre sie schon dort. Wir sind ruhiger geworden, alles in allem. Viel weniger schreckhaft, was die Unbillen des Lebens angeht, viel mehr Felsen in Brandungen, viel weniger kreative Chaoten, viel mehr selbstbewusste Erwachsene, die sich an Dinge erinnern, die zwanzig Jahre her sind, und die vor zehn Jahren schon wählen durften. Wir erinnern uns an handylose Zeiten, als das Internet noch neu und irgendwie seltsam war, als wir noch unseriöse Emailadressen hatten und Mixtapes aufnahmen. Wir kennen uns und kennen uns aus, wir haben vieles schon erlebt und genossen oder als ungenießbar verworfen. War schon schön früher. Also, nicht dass es jetzt schlecht wäre. Wir haben immer noch unseren Platz im Viertel, wir lieben die Straßen und Kneipen und Menschen immer noch. Es ist nur... anders. Ganz anders. ♠ 49


aufbruch von Véronique Verdet, Illustration von Marc „Mieps“ Misman

Spätestens als ich die zierliche, kleinwüchsige Nonne mit einem Rucksack verwechselte und sie grob an den Schultern packte, um mir den Weg frei zu räumen, ja spätestens da hätte ich die Finger von der Schokolade lassen sollen.

d

er überfüllte Gang überforderte mich. Die Reise in ein neues Leben ebenso. Ich lehnte mich ans Fenster, zündete eine Zigarette an und schaute in die schwarze Nacht hinaus. Die Landschaft gab nichts von sich preis. Ich wollte ein Bier, um den Gestank nach hart gekochten Eiern und Mandarinen los zu werden. Mein Mund war trocken, meine Finger klebrig von der Schokolade. Sie hatte sich in der feuchten Hitze des Zuges in eine braune, klebrige Masse verwandelt. Dummerweise hatten Virginie, meine Reisegefährtin, und ich an alles außer an Löffel gedacht. Uns blieb nichts anders übrig, als unter den neidvollen Blicken zweier Kinder die zähe Paste mit bloßen Fingern aus der Plastikschachtel zu essen. Die Zwei langweilten sich, rutschten auf ihren Sitzen hin und her, erzählten sich dumme Witze. Ich wollte sie erwürgen, doch fehlte mir jede Kraft dazu. Diese Zugfahrt wollte scheinbar niemals enden. Die Mutter der Kleinen war eine zu spät gebärende Akademikerin, die ihre Brut niemals aus den Augen ließ und für sie immer nur das Beste wollte. „Geben Sie den Kleinen doch ein wenig davon ab“, verlangte sie lauthals und gestikulierte mit zwei roten Plastiklöffeln, die sie 50

blitzschnell aus ihrer riesigen Tasche herausgefischt hatte. Virginie starrte sie eine gefühlte Stunde lang an, bevor sie explodierte und die Mutter beschimpfte. „Madame, Sie sind eine schlecht alternde Fotze. Eine wohl selten gefickte noch dazu. Sie riechen nach altem Fisch, Madame, und sollten sich dessen schämen. Ihre Kinder und ihr Mann tun mir Leid, Sie Schlampe Sie ...“ Sie war nun in Fahrt gekommen und hatte, das konnte ich an ihrem diabolischen Blick erkennen, nicht vor, bald damit aufzuhören. Das hatte die Akademikerin nicht kommen sehen. Wie auch. Virginie, eine adrette junge Frau, stets auf ein perfektes Erscheinungsbild bedacht, konnte sich in Null Komma nichts in die Mutter aller Furien verwandeln. Ihre blass gepuderten Gesichtszüge, einer Geisha nicht unähnlich, schienen zu entgleisen, bekamen in ihrer Wut sogar ein wenig Farbe. Die Augen funkelten, die Stimme kletterte rapide einige Oktaven hoch, die Hände wurden zu wilden, eigenständigen Wesen, die der immer kleiner werdenden Mutter gefährlich nahe kamen. Ich schloss die Augen und versuchte die hysterische Stimme auszublenden. Die Kinder ängstigten sich vor dieser Frau, die kaum größer war als sie selber. Ihre dunkelrot angemalten, mit Schokolade verschmierten Lippen waren nun ein riesiger Schlund, aus dem Grauenvolles heraussprudelte. Die wüste Tirade prasselte weiter auf die stumme Mutter herunter. In diesem Augenblick hatte ich beschlossen, das Bordbistro aufzusuchen.


Der schlecht beleuchtete Gang war voller schwitzender Menschen. Zum größten Teil InterRail Touristen und Soldaten, die für das immer viel zu kurze Wochenende heimkehrten und die ihren monatelang in der Kaserne angesammelten Frust gerade hier, in diesem grässlichen Zug, jetzt und um jeden Preis abbauen mussten, bevor sie zu Hause in ihrer Familie ankamen. Dort wäre dafür ja keine Zeit. Zu Hause würden sie das gute Essen der Mutter herunterschlingen, sich dann bis zur Besinnungslosigkeit besaufen, falls es irgendwie noch klappte später, ihre Braut auf einem Rücksitz ficken und ihrem Großvater die halbe Rente aus der dicken, lederne Brieftasche klauen, bevor sie wieder zum Zug mussten. Diese Männer machten mir Angst. Die kleinwüchsige Nonne drehte sich um, erschreckte mich. Vielleicht war ich die erste, die sie mit einem Rucksack verwechselte, aber bestimmt nicht die erste, die sie unsanft aus dem Weg räumen wollte in dieser schwülen Nacht. Denn sie hielt eine kleine altmodische Feldflasche aus blauem Metal fest umklammert und holte aus, um mich damit zu schlagen – das verrieten mir die entschlossenen Augen. Ich stammelte eine platte Entschuldigung, bewunderte zu laut das schwere Kreuz aus Olivenbaumholz, das um ihren Hals baumelte. Dies stimmte sie sanfter und sie gab den Weg frei. Im Bordbistro endlich angekommen, stellte ich fest, dass ich mein Geld vergessen hatte und umkehren musste. Als ich unser Abteil wieder erreicht hatte, war Virginie dabei, den Kindern

unsere mit bestem libanesischen Shit verfeinerte Schokopaste ins Gesicht zu schmieren. Die stumme Mutter hielt immer noch die roten Plastiklöffel in ihrer Faust. Ich setzte mich erschöpft hin, zog meine dunkle Sonnenbrille auf und versuchte zu schlafen. Es war unsere erste Fahrt in die neue Heimat. Für ein Jahr sollten wir Dank eines Stipendiums in einer kleinen deutschen Stadt an der französischen Grenze studieren. Es dämmerte in dem inzwischen nicht mehr so vollen Zug. Die Landschaft, die wir peu à peu entdeckten, ließ uns beide verblüfft verstummen. Kilometerweit keine Häuser, nichts außer hier und da braune Kühe und Nebel. Kurz vor der Grenze stiegen Schäferhunde ein. Unsere Schokobox war längst sauber geleckt, dennoch schien einer der Köter sich für die schlaffe Hand eines der schlafenden Kinder zu interessieren. Das laute Protestieren der Mutter zeigte Wirkung – Virginies engelsgleiches Lächeln auch. Der Hund trottete seinem uniformierten Herrchen hinterher. Saarbrücken. 198... Acht Uhr Morgens. Und nun, wohin, wohin? Ins Chinesenviertel! Den Geheimtipp hatten wir von einem schon damals alten ASTA-Hippie bekommen. Dort fanden wir ziemlich schnell eine kleine, günstige Zweizimmerwohnung. Tatsächlich zeigte sich das Viertel vielversprechend. Ein Café für den Tag, eine Kellerdisko, eine Bar. Zwar sehr beschaulich, aber für ein Jahr würde es schon ausreichen. Jahrzehnte später jedoch ... ♠ 51


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Schon der Name verdeutlicht die Verbundenheit mit dem Nauwieserviertel. Das Theater im Viertel ist der überaus aktiven freien Szene Saarbrückens seit über 20 Jahren eine bewährte Spielstätte und verlässliche Organisationsstruktur. Mit dem künstlerischen Leiter, Dieter Desgranges und der Vorsitzenden des Trägervereins, Veronika Zumbusch-Häfele, haben wir gesprochen. Aufgezeichnet von Ralf Leis und Stefanie Baehr, Fotos von Ralf Leis

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ormalerweise hält man im Gespräch mit Kulturschaffenden – insbesondere wenn es sich um Vertreter der freien Szene handelt – die Taschentücher bereit, da einem die fehlenden finanziellen Mittel, üblichen Etatkürzungen und mangelnde Lobby in jeder Hinsicht die Tränen in die Augen treiben können. Bei unseren Interviewpartnern verhält es sich anders. Im Gegenteil ist da durchaus ein Anflug von Optimismus zu spüren. Möglicherweise hat das mit dem bevorstehenden Umzug des TiVs in den Feuerdrachen, das Nebengebäude der Alten Feuerwache, zu tun. Möglicherweise aber auch mit einer grundsätzlich positiven Ausrichtung und daraus resultierenden Beharrlichkeit und Beständigkeit. Zum geschichtlichen Abriss: Das TiV wurde bereits 1986 als Privattheater unter dem Namen „Studiotheater“ von Jürgen Wönne und Thom Wolff gegründet und als Kleinkunstbühne betrieben. Um diese Bühne zu erhalten und Theater, Literatur und Musik zu fördern, wurde im April 1990 der Studiotheater-Verein ins Leben gerufen. Seit dieser Zeit wird das Theater in dessen Trägerschaft geführt. Veronika Zumbusch-Häfele ist Gründungsmitglied des Vereins und seit 1996 erste Vorsitzende. 1998 kam mit Dieter Desgranges der vierte künstlerische Leiter in das kleine Theater. Er brachte neben Fachkompetenz auch gute Kontakte zu Künstlern mit. Um den mit ihm eingelei-

teten Wandel – weniger Kleinkunstbühne, mehr Schauspiel und neue Musik – auch nach außen darzustellen und die Wurzeln im Nauwieserviertel zu dokumentieren, führt die Bühne seitdem den Namen „Theater im Viertel – Studiotheater“. Wie kam dieser Impuls in Richtung Musik? Dieter: Das kam schon vom Thomas Mörschel, meinem Vorgänger. Beim Thomas waren eigentlich alle Musikrichtungen vertreten und dadurch, dass sich das Theater dann gegenüber experimentellen Sachen öffnete, hat sich das ab 1998 spezialisiert. Vor zehn Jahren hatte sich die INI-Art (Zusammenschluss von Musikern und Autoren aus der Region mit Fokus auf Improvisation und experimenteller Musik, Anm. d. Red.) gegründet und einen Spielort gesucht. Es war ein Geben und Nehmen – die haben es angeboten, und wir haben es angenommen. Ihr seid also durchaus auch empfänglich für Eigendynamik und Anreize von außen... D: Wir waren von Anfang an bereit, Experimente einzugehen und fördern auch junge Gruppen, die neu auf der Bühne sind und sich ausprobieren wollen. Es muss halt einfach passen. Gibt es auch einen Dialog mit anderen Spielstätten? Veronika: Irgendwann gab es nicht mehr dieses Gegeneinander-Arbeiten, wie das doch zeitweise gewesen ist, sondern eine Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Spiel55


stätten, dass jede sich einen Schwerpunkt sucht: die Kabarettbühne im Ostviertel, im Hirschen ist die Mundart, hier mehr Sprechtheater, Schauspiel und beim Leidinger diese Chansonsachen. D: Es gibt manchmal Überschneidungen, das lässt sich nicht vermeiden und ist auch kein Problem. Ich persönlich finde es aber gut, wenn sich jede Bühne ein eigenes Profil erarbeiten kann. Wir wollen Spartentheater machen mit kleinen Nischen. Also Sachen, die sonst wenig oder anders gemacht werden: Nischen-Theater, Nischen-Musik, neue Musik, Performancetheater, Tanztheater. Wir haben hier den Kinderclub, die Nauwieser Spaziergänge, Teatime, arbeiten mit der Uni zusammen, machen mal was mit Café Exodus oder dem Kino 8 1/2 zusammen. Viel spartenübergreifende Sachen. V: Wir bringen ja ein bis zwei Mal im Jahr eine Eigenproduktion heraus, und da ist immer auch der Anspruch und das Ausloten, ob das genreübergreifend passieren kann. Nicht diese Trennung, das ist Musik, das ist Theater. Also eine Produktion auf die Beine zu stellen, bei der alle zusammenkommen. Wie eine Collage oder Kaleidoskop. Das ist schon einige Male wirklich gut gelungen. Wie kam es zu dem Zusammenschluss „Netzwerk Freie Szene Saar“, an dem ihr ja maßgeblich beteiligt seid? 56

D: Es war so, dass die Eva Lajko (von MusikTanzTheater Mutanth, Anm. d. Red.) in Berlin auf den Theatertagen gewesen war und dann zu mir kam: ,Du sag mal, wir müssten einfach mal Kräfte bündeln, sollen wir es nicht versuchen?‘ Wir waren ein bisschen skeptisch, es war bis dahin immer gescheitert, Leute und Gruppen aus der freien Theaterszene zusammenzubringen. Wir haben dann 2007 jeden eingeladen und uns über ein ganzes Jahr verteilt mehrmals getroffen. Dann gab es hier ganz viele inhaltlich erhitzte Diskussionen und am 1. Mai 2008 war dann die Gründung des Vereins. Man kann euch einen integrativen Charakter also durchaus zubilligen? D: Ja, ganz bestimmt. Aber die Zeit war auch einfach reif für einen Zusammenschluss. Wir treffen uns immer noch alle vierzehn Tage hier. Es ist eine ungeheure Arbeit. Zehn, zwölf Freidenker formulieren einen Satz zusammen, da braucht man schon ein wenig Zeit! Die Idee dabei ist gewesen, wir müssen etwas vermitteln über die Arbeitsbedingungen der freien Theatergruppen, die nicht an institutionelle Kulturträger gebunden sind. Da ist schon einiges geleistet worden, und da wird auch in Zukunft noch viel kommen. Die freie Szene führt ja einen ständigen Existenzkampf, da ist es wohl wichtig, mit


Links: Dieter Desgrange und Veronika Zumbusch-Häfele ausnahmsweise mal im Rampenlicht. Rechts: Gründungsversammlung des Studiotheater-Vereins im April 1990. Hintere Reihe v. l.: Dorothee Adamczyk (Vorsitzende) mit Baby Tobias Wönne, Jürgen Wönne (künstlerische Leitung), Horst Lühmann (Kassenprüfer). Vordere Reihe v.l.: Christel Trampert, Oliver und Yvonne Häfele, Veronika Häfele-Zumbusch (stellvertretende Vorsitzende), Thom Wolff und Ralph Pieroth (Schatzmeister). Alexander Trampert fehlt auf dem Foto.

einer einheitlichen Stimme zu sprechen, um die Fördermittel zu sichern? D: Bei Nischen-Programmen strömen ja nicht gerade die Massen, aber auch da ist es Arbeit, das verwaltungstechnisch in den Griff zu kriegen. 20 Zuschauer am Abend und wo kommts Geld her? Mal ganz grob gesagt... V: Die Arbeit, die ich mache – also alles, was an Verwaltung so anfällt, Anträge, Rechnungswesen – das ist sozusagen die Basis, das Fundament, damit das, was oben auf der Bühne sichtbar ist, passieren kann. Fühlt ihr euch aufgehoben beim Kulturamt? Findet ihr da Rückhalt? V: Ich muss sagen, dass wir vom Kulturamt immer im Rahmen des Machbaren unterstützt wurden. Das hat nochmal einen Riesenschritt gemacht in den letzten anderthalb Jahren. Es ist immer noch eine Zitterpartie, bis der Haushalt der Stadt verabschiedet ist, aber bisher haben wir Glück gehabt – bis auf ein Jahr, da kam erst im Herbst der Zuschuss und wir hatten eine Trockenzeit von einigen Monaten. Aber bislang war das immer so, dass wir im Endeffekt das Jahr gut überstehen konnten. D: Ich glaube schon, dass bei der Stadt ein Umdenken stattgefunden hat. Bundesweit geht mittlerweile von den Kulturpolitikern die Initiative aus, dass die freie Szene stärker unterstützt werden müsste, da sie ein ganz wichtiger kultu-

reller Pfeiler in den Städten ist. Saarbrücken hat das auch begriffen. Es wird nicht mehr wie früher sogenannte Gießkannen-Politik betrieben, wo jeder mal 200,- Euro bekommen hat, sondern gezielt gefördert. Die Bedürfnisse werden besser erkannt. Es ist zwar kein Geld da, aber man hat einen Dialog, den man früher nicht hatte. Die Rahmenbedingungen könnten sich ja noch weiter verbessern, wenn ihr zum Jahreswechsel in die Feuerwache umzieht, oder? V: Gut, es ist schon ein bisschen komisch, wie bei einem privaten Umzug. Das wird schon eine Umstellung für das Publikum, für die Künstler, auch wenn sie die Vorteile dort sehr genießen werden. Hier ist schon eine gewisse Atmosphäre, klein und winkelig, aber wir hoffen, dass wir das transportieren können. Werdet ihr dort mehr Platz haben? D: Drüben werden es ein paar Plätze mehr sein. Und die Bühne ist wesentlich größer und variabel. Was verbindet euch mit dem Standpunkt Nauwieserviertel? D: Das Viertel ist ein besonderes Viertel – Lage, Charme und Leute, daraus muss man Ideen und Impulse ziehen. Ja, es muss DAS Theater fürs Viertel sein, wie Überzwerg DAS Kindertheater ist. Deswegen z. B. auch unser „Nauwieser Erzählcafé“, wo die alten Leute 57


Geschichten aus dem Viertel erzählen. Das Theater soll immer ein Spiegelbild der Gesellschaft sein, und speziell die kleinen Theater sollten dazu in der Lage sein, dass sich die Menschen auch mit IHREM Theater identifizieren. Da arbeiten wir dran. Habt ihr in dieser Hinsicht nicht ein wenig Sorge, wenn ihr euch bald an den Rand des Viertels begebt? Hier seid ihr ja sehr zentral... D: Die Feuerwache gehört ja zum Viertel, ist ein Tor zum Viertel, das Theater nebendran, gegenüber ist eine Schule. Ich finde, der Platz ist einfach eine kulturelle Ecke und die Leute werden auch dahin mitgehen. Noch mal kurz zurück zum „Nauwieser Erzählcafé“. Dokumentiert ihr das, wenn die alten Leute aus dem Viertel die Geschichten von sellemols erzählen? D: Das haben wir von Anfang an bewusst gemacht. Wir haben schon bei der ersten Besprechung ein Band mitlaufen lassen, weil wir uns bewusst sind, dass diese Geschichten nicht verloren gehen dürfen. Die sollen auch auf die Bühne kommen. Wir planen, dass die Geschichten von Jugendlichen hier nachgespielt werden. Bestimmt interessant, wenn die Leute aus ihren Schatzkisten auspacken... D: ...und witzig teilweise. Dann sitzt man zusammen, und eine sagt ,Da war früher die Metzgerei Schäfer.’ ,Nee, da war der Friseur Gropius...’ dann streiten die sich erst einmal ein paar Minuten, um festzustellen, dass sie fünfzehn Jahre auseinander sind, dass der eine von 1930 redet, der andere von 1945. Dann kommen irgendwann ganz tiefe Jugendgeschichten, die wunderschön sind. Oder Kleinigkeiten: die Kurze Straße ist genau 100 Meter lang. Und zwar deswegen, weil die immer vom Otto-Hahn-Gymnasium – die Schule hieß früher natürlich anders – eingesetzt wurde bei den Sportfesten für die 100-Meter-Läufer. Oder was auch nur noch wenige wissen: Hier in der Nauwieserstraße fuhr die Straßenbahn, aber doppelgleisig! Da kommt also alles mögliche, kleine Anekdoten, ergreifende Liebesgeschichten, eine Jugend nach dem Krieg, wie die wieder raus58

gekommen sind aus den Bunkern und das halbe Viertel war zerbombt. Dazu noch eine kurze Begebenheit: Wir waren bei einer Veranstaltung zum Thema „70 Jahre Reichspogromnacht“ dabei und haben ein Programm zu dem Thema gemacht über mehrere Wochen. Ein Programmpunkt war in Kooperation mit dem DAJC (DeutschAusländischer JugendClub, Anm. d. Red). Da waren zwei von unseren Alten mit dabei, die von ihrer Jugend erzählten. Beim DAJC waren fünf Mädels, Palästinenserinnen, Syrerinnen, Irakerinnen. Und als die Alten erzählten, was mit den Juden damals hier passiert ist, war das für die Mädels total neu, die kannten das nur aus dem Fernsehen, und zwar aus dem arabischen Fernsehen. Das sind die Juden, die Israelis, die nur auf sie schießen. Und plötzlich hat man einen spannenden Dialog. Das ist es, was wir ein bisschen mit dem Theater erreichen wollen und noch mehr in der Zukunft erhalten wollen, dass da ein Austausch statt findet. Was ist für die Zukunft inhaltlich geplant? D: Unser Klezmer-Special wird dieses Jahr zehn, und nächstes Jahr wird es dann ein Festival dazu geben. Die Geschichtenerzähler gibts jetzt zum siebten Mal, und ins Programm sollen die Nauwieser Geschichten auch mit eingebunden werden. Dann gibt es einige Wieder-Aufnahmen – wir versuchen ja auch, die Gruppen zusammenzuhalten. Die spielen zwei, drei Mal, und dann nicht mehr, und bei uns kriegen sie die Chance, sechs, sieben, acht Mal zu spielen. Den Dezember wollen wir dem 30. Todestag von John Lennon und den sechziger Jahren widmen. Wir werden Lesungen zu diesem Thema haben, wir haben schon ein gutes Theaterstück, verschiedene Gruppen sollen in ihrer Art dieses Thema beleuchten. Da arbeiten wir auch wieder mit der INI-Art zusammen. Und so kann man sagen, dass die Zuschauerzahlen bei uns eigentlich steigend sind, seit den Anfängen damals. Da sind wir stolz drauf, obwohl wir ein Nischen-Programm machen. Oder WEIL wir ein tolles Nischen-Programm machen? ♠ Infos unter: www.dastiv.de


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Ralf Leis und Frank Schilling ♠ Redaktion:

Stefanie Baehr, Mazze Gaspers, Stefan „Ede“ Grenner, Miriam Hoffmann, Purk Reuleaux, Volker Schütz, Véronique Verdet ♠ Fotos und Illustrationen:

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elsässer flammkuchen 250 g Mehl in eine Schüssel geben. 10 g frische Hefe zerbröseln, zusammen mit ½ TL Zucker in ⅛ Liter lauwarmes Wasser rühren, mit etwas Mehl vermischen und in eine Mulde im Mehl geben. Zugedeckt etwa 15 Min. gehen lassen. ½ Tl Salz und 2 – 3 EL Öl dazu geben und mit den Knethaken 5 Min. lang zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. 45 Min. zugedeckt gehen lassen. 100 –150 g Räucherspeck in feine Streifen schneiden. 200 g Crème Fraîche mit 50 g Sahne verrühren. 1 – 2 große Zwiebeln schälen, längs halbieren und in feine Streifen schneiden. In 1 EL Öl mind. 10 Min. lang goldgelb anbraten, evtl. etwas Wasser zugeben. Zwiebeln

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abkühlen lassen, unter die Crème Fraîche rühren und sparsam mit Pfeffer und Salz würzen. Backofen auf 250°C vorheizen. Backpapier mit etwas Mehl bestäuben und darauf den Teig sehr dünn (ich meine: sehr dünn!) ausrollen und zusammen mit dem Papier auf’s Backblech legen. Crème Fraîche mit den Zwiebeln darauf verteilen, Speck darüber streuen. Den Flammkuchen auf mittlerer Schiene ca. 8 – 9 Min backen. Dazu passen grüner Salat, Weißwein oder ein schönes, kühles Zwickel. Guten! (Der Teig eignet sich auch ganz hervorragend als Pizzateig!)


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