Viertelvor Ausgabe 6

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VIERTEL VOR

das heft fürs nauwieser viertel

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12/05 kostenlos



3 Foto: Stefanie Becker

Willkommen zur 6. Ausgabe von VIERTELVOR!

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n der Vorweihnachtszeit soll es ja mitunter zu sentimentalen Anwandlungen kommen. Wenn man im Schaukelstuhl sitzend ins prasselnde Kaminfeuer starrt und so seinen Gedanken nachhängt. Wie das damals so war im Viertel, als alles noch gut war. Als das Viertel noch der letzte antikapitalistische Ort auf der Welt war, man tagsüber an der Revolution gearbeitet hat und abends in die Wirtschaft gegangen ist... In diesem Heft wollen wir uns unter anderem ein bißchen dem linksalternativen Image des Viertels widmen, bzw. wie das in der Vergangenheit aussah. Dazu haben wir zwei Linke mit Vergangenheit an unseren Tisch gebeten und uns im Gasthaus Bingert zur Plauderstunde eingeladen. Beides sehr interessante Gespräche, die selbstverständlich nur einen kleinen Teil zu diesem Thema abdecken können. Um nicht allzu Retro zu werden, gibt es natürlich auch wieder einige Reflektionen aus dem Hier und Jetzt und wer noch ein Weihnachtsgeschenk für die Lieben sucht, findet in der Heftmitte möglicherweise die Lösung. viel Spassss! Ralf Leis


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viertelvor 06 inhalt

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kurzes

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wohnstuben Fotografien von

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> André Mailänder

the good, the bad and the ugly Sichtweise von der anderen Seite der Theke

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kleiner grosser liebling Vo r b e r i c h t M a x O p h ü l s P r e i s

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von > M. Hoffmann

von > Sebastian Hoffmann

das unglaublich romantische viertel-memory Zum Ausschneiden und Liebhaben!

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D a s B i n g e r t i m Wa n d e l d e r Z e i t

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von > Ralf Leis

sugar Story

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von > Mazze Gaspers und Ralf Leis

ein zelt fürs saarland L a u r e l & H a r d y -C l u b i m Vi e r t e l

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von > Ralf Leis

stimmen von unten R e v o l u t i o n ä r e Ve r g a n g e n h e i t

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warten auf die revolution

von > Janice Mitchell

im ali-be-bi-express mit fjs Mit der Bergkapelle St. Ingbert beim König von Bayern

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impressum

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nachschlag von > Gertrud Grub

von > Markus Spohn


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kurzes

In eigener Sache Mit Stolz wird verkündet, dass unser tapferes kleines Magazin mit dem Saarländischen Staatspreis für Design 2005 ausgezeichnet wurde. Ich fühle mich durch diese Auszeichnung sehr geehrt, zumal es sich bei dem Heft nach wie vor um eine Non-profit-Aktion handelt und eine solche Form der Anerkennung deshalb umso wichtiger ist. An dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank an die beteiligten Kreativen und die Anzeigenkunden, die dieses Magazin erst ermöglichen. ♠

Szenen einer Stadt, Teil 54

Ralf Leis Herausgeber

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100, 99, 98, 97, 96, 95... Mittlerweile werdens die meisten schon mitbekommen haben: Seit dem 10. November wird rückwärts gezählt. Und zwar in der 100-Tage-Bar in der Cecilienstraße 1. Statt italienischer Eiscreme gibt’s diesen Winter also Drinks und Musik mit feinen DJs in einem der schönsten Ambiente für eine Kneipe überhaupt. Veranstaltet wird das temporäre Ereignis von den Damen und Herren C´est dur la culture, die sich im Bereich „Veranstaltungen die man prima finden kann“ einen Namen erarbeitet haben. Geöffnet hat die Bar mittwochs- (Jazz), donnerstags- (Funk’n Soul), freitags- und samstagsabends (Elektro). Am 25.02.06 findet das Ganze wieder ein Ende und vielleicht fängt der Winter dann ja nochmal an...

Szenen einer Stadt, Teil 55


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24 Stunden – die Säulen des Viertels Martin-Luther-Straße 21

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kurzes

Viertelblog lebt! Im letzten Heft hatten wir die Ehre, die Errichtung eines Weblogs fürs Viertel ankündigen zu dürfen. Dieser Blog ist seit dem letzten August im Netz und freut sich großer Beliebtheit. Sinniert, getratscht und reflektiert wird über das Leben im Ganzen und das Nauwieserviertel im Speziellen. Unser netter Cousin im Netz sozusagen...

Drohendes Aus für Netzwerk Saar Seit nunmehr 19 Jahren existiert die Beratungsstelle von Netzwerk Selbsthilfe Saar e.V. für Vereine, soziale und kulturelle Einrichtungen, Existenzgründungen. Von Netzwerk Saar gehen Impulse für Projekte aus, die fester Bestandteil der Saarbrücker Stadtkultur geworden sind (z. B. der Kultur- und Werkhof Nauwieser 19). Ebenso wurden neue Projekte entwickelt wie z. B. das Q.pong-Heft. Seit 1986 wird diese Beratungseinrichtung aus Mitteln der Landesregierung und seit 1989 ergänzend aus Mitteln der LHS Saarbrücken gefördert. Nun droht Netzwerk Saar das Aus, da der Saarbrücker Stadtrat den Zuschuss für Netzwerk „strukturell“, also dauerhaft, streichen will. Mit einer Streichung des städtischen Zuschusses kippt also die Gesamtfinanzierung der Beratungseinrichtung, die Schließung wäre unvermeidlich. Darauf kann man eigentlich nur kopfschüttelnd reagieren, denn Saarbrücken würde damit eine Einrichtung verlieren, die seit fast 20 Jahren Vereine und Organisationen und deren gesellschaftlich wertvolle Angebote unterstützt, berät und professionalisiert. Die mit der Entwicklung von Fundraising-Konzepten zur Entlastung öffentlicher Haushalte beiträgt. Die zahlreiche Kleinexistenzgründungen beratend begleitet und zum Erfolg geführt hat. In Zeiten, in denen immense Eigeninitiative in allen Bereichen gefragt ist, sollte eine solche Institution, die dies fördert, eine selbstverständliche Existenzberechtigung haben!

PS: In der Mignon-Bar-Baulücke wachsen Tomaten . Ob sich die Mädels von nebenan ums Gießen kümmern, kriegen wir auch noch raus...

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wohnstuben die viertelbewohner haben uns ihre herzen und haustĂźren geĂśffnet, um des geneigten betrachters voyeurismus ein wenig zu befriedigen. bitteschĂśn.

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Fotografien von > André Mailänder

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♠ Paar (33 / 34) + 2 Katzen, Nauwieserstraße, 100qm, seit 2000


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â™ Schriftsteller (55) + 1 Drehbank, NauwieserstraĂ&#x;e, 60qm, seit 1975


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â™ Junge Dame (4) + Mama + Papa, NassauerstraĂ&#x;e, 72qm, seit 2003


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â™ Grundschullehrerin (33) und Steinbildhauer (48) + 1 Roller, NauwieserstraĂ&#x;e, 90qm, seit 1986


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♠ Pädagogikstudentin (25) + 2 Katzen, Rotenbergstraße, 60qm, seit 2003


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â™ Sozialarbeiter (36) und Architektin (34) + 4 Flipper, NauwieserstraĂ&#x;e, 50qm, seit 1998


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Das Teefachgeschäft in Saarbrücken Maria Backes Cecilienstraße 4 66111 Saarbrücken Tee-lefon: 0681/390 43 53 Tee-lefax: 0681/390 43 41 eMail: info@tee-atelier.de www.tee-atelier.de Reklame

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Nauwieserviertel C e c i l i e n s t ra ß e 4 66111 Saarbrücken Te l : 0 6 8 1 - 3 7 2 3 8 5


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Nauwieserviertel // CecilienstraĂ&#x;e 31 // 66111 SaarbrĂźcken // 06 81-3 55 33 Reklame


the good the bad and the ugly

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â™ Die wunderbaren Bierdeckel sind der berĂźhmten Kunstsammlung Bingert entnommen und wurden uns zur Reproduktion freundlicherweise zur VerfĂźgung gestellt.


nicht nur der viertelbewohner – dem gemeinen saarländer an sich wird ja eine gewisse geselligkeit nachgesagt und dass er sich somit oft und gerne im gasthaus seiner wahl aufhalte. dies führt natürlich unweigerlich zu mehr oder weniger intensiven sozialen kontakten. ein lied davon singen können die theker und thekerinnen dieser stadt, sind sie doch eben diesen sozialen kontakten oftmals schutzlos ausgeliefert. hier also die sichtweise von der anderen seite des tresens. v o n > M . H o f f m a n n

„D

o musche kerngesund sinn!“, sagte meine Oma immer. Was das bedeutet, merkt man selten so am eigenen Leib wie in der Gastronomie. Hier bietet sich ein Panoptikum menschlichen Daseins, welches sich allerdings dem Auge des geplagten Betrachters HINTER der Theke weitaus offensichtlicher erschließt als dem simplen Gast. Um den Schleier ein wenig zu lüften, hier eine grobe Auswahl der Gattungen, welche einem so im Thekenalltag begegnen. Natürlich ist die Aufzählung unvollständig, natürlich gibt es Mischformen. Aber die hier aufgeführten Exemplare gibt es WIRKLICH… ♠

Die Verirrten Die Verirrten sind für den alteingesessenen Vierteltheker ähnlich leicht zu erkennen wie ein „Zug’roaster“ für den echten Urbayern. Sie lassen sich (grob und polemisch) in zwei Subkategorien aufteilen: a) Die Latte-Macchiato-Trinker „Machst mir mal ne Latte!“ ist bei ihnen kein unmoralisches Angebot (wie von mir zunächst

angenommen), sondern das eindeutige Erkennungszeichen dafür, dass Vertreter dieser Spezies normalerweise nicht im Viertel ihren Koffeinkonsum zu tätigen pflegen, sondern am bösen bösen und vom echten Viertler hemmungslos geächteten St. Johanner Markt. Alles sieht an ihnen nach NichtViertel aus: Der Style (ja, sie haben einen Style. MarktStyle, NumberOneStyle, Style eben und nicht Stil), die Wortwahl (Latte Macchiato IST ein Milchkaffee, genauso wie Rucola Rauke heißt und vor ein paar Jahren noch von keinem Aas gegessen wurde, weil Rauke so urdeutsch klingt.) b) die Cappuccinotrinker (Frauen) bzw. Kaffeetrinker (Männer) Wesentlich harmloser als oben genannte Spezies, fallen diese Menschen einfach dadurch auf, dass man sie vorher noch nie gesehen hat. Besonders häufig anzutreffen bei Stadtfesten oder während der Weihnachtszeit. Diesen Menschen ist anzusehen, dass sie eher selten außerhäusig Getränke konsumieren und wenn, dann eher in Gaststätten bürgerlicher Couleur. Daher

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sind sie auch mit der Getränkeauswahl mehr als überfordert und ordern meist etwas, was sie kennen, nämlich Cappuccino (Frauen) oder „e Tass Kaffee“ (Männer). Warum dieser Geschlechtsunterschied? Möglicherweise: Frauen mögen es süßer als Männer, deshalb Cappuccino. Folgender Dialog könnte dies verdeutlichen: Sie: „Denne trink isch jo dehemm aach immer, 26 weeschde, denne SchokoCappo ausm Aldi.“ Er (brummelnd): „Ach, heer mir uff med demm sieße Babbzeisch do, isch trinke liwwa e Tass schwarza Kaffee, das annere do is mer ze sieß.“ ♠

Die Kontaktschnecken Kontaktschnecken sind (wie der Name schon sagt) beim Kneipenbesuch nur auf eines aus: Kontakt. Und zwar möglichst Vollkontakt und am liebsten mit dem Theker und noch lieber mit

der Thekerin. Deshalb setzen sie sich (logisch!) an die Theke. Ihr Vorgehen lässt sich in Phasen unterteilen. Erstmal nur bisschen glotzen (diese Phase dauert je nach Kontaktbedarf zwischen zwei und dreißig Minuten). Dann der erste Spruch/Kommentar/Frage, meist unverfänglich, etwas wie „Ziemlich viel los heute, was? Und da musst du ganz alleine arbeiten, wie?“. Gähn. Dann schon verschärfter, persönlicher gar: „Was machst du denn so, wenn du nicht hier arbeitest?“ Bestimmt nicht mit dir Essen gehen, brrr! Schwierig ist hierbei der schmale Grat zwischen tatsächlichem netten Thekengeplauder und aufdringlichem Kontaktschneckenschleimgespräch, was letztenendes immer in der dummen Anmache mündet (und je nach Alkoholpegel der Schnecke und Art der Anmache auch im Rauswurf enden kann). Merkt man dies als Theker zu


spät, sieht man sich in einem komplexen Gespinst aus begonnenem Kontakt gefangen, aus dem man sich möglichst schadensfrei (für alle Beteiligten) wieder entfernen muss. Schließlich ist man professionell genug (oder einfach nur zu nett), um Sachen wie „Sachma, halt jetzt einfach die Klappe und geh, du nervst nämlich, außerdem siehst du scheiße aus und stinkst!“ laut zu formulieren (denken tut man sie, das wohl). Und nebenbei gilt es ja auch noch, die gefühlten drei Schrillionen anderer Gäste (durstig) zu versorgen. Multitasking, sag ich da nur. ♠

Die Besserwisser und Nörgler Manche Menschen wissen sehr genau, was sie in der Gastronomie wollen: sich amüsieren. Das Amusement der Vertreter dieser Gattung allerdings besteht darin, den Thekern das Leben

möglichst effektiv madig zu machen. Sie wissen alles besser, grundsätzlich und immer („Es gab aber immer Kekse zum Kaffee!“ Nein, gab es NICHT. Aber ich kann das ja nicht wissen, ich arbeite schließlich erst seit sechs Jahren hier.) und nörgeln, jammern und beschweren sich, wo immer sie nur können. Arbeitet man in einem Gastronomiebetrieb, der Essen anbietet, sind sie in ihrem Element, denn nirgends finden sich so 27 schöne Nörgelmöglichkeiten wie bei den angebotenen Speisen. Sehr beliebt: Frühstücken. Noch beliebter: Frühstückseier. Zu hart, zu weich, zu glibberig, zu gelb, zu rund. „Ich hätte gerne ein viereinhalb-Minuten-Ei.“ Berta, das Ei ist hart... Und auch ein Eierkocher hat seine produktionstechnischen Grenzen, ebenso wie Hennen, und nein, wir legen die Eier nicht selbst (man höre und staune). Und wehe, das Früh-


stück ist nicht innerhalb von drei Minuten da, bei vollem Wochenendbetrieb, versteht sich (natürlich mit dem gewünschten viereinhalb-Minuten-Ei…dass das rein rechnerisch nicht geht – aber wem erzähle ich das), außerdem ist es zu wenig und zu wenig Obst drauf und zu teuer sowieso, schon klar. Bei vorhandener Außenbestuhlung wird das Nörgelpotential ins Astro28 nomische potenziert, Klagepunkt hier: Sonne. Ist zuviel da, wird gejammert, macht man Sonnenschirme auf, jammern die nächsten, ist die Sonne ganz weg, jammern alle. Tja, Häuser machen Schatten. Sonnen wandern. Und das hat mit dem Theker nur ganz ganz wenig zu tun. Wirklich. ♠

Die Freaks Es gibt sie wie Sand am Meer und nirgends so gehäuft wie im Viertel. Theker verschiedener

Kneipen erzählen sich Anekdoten über ein und dieselben Leute, die Tag für Tag kommen und Tag für Tag irre und freakig sind, mal mehr, mal weniger, je nach Dosis der Medikamente und Therapieverlauf. Es gibt gute und schlechte, harmlose und solche, die unheimlich sind und vor denen man sich fürchtet. Es kommen immer wieder neue dazu und an Vollmond drehen alle synchron durch. Man kommt nach jahrelanger Beobachtung um den Gedanken nicht drumrum, dass die sich organisiert haben müssen. Oder zumindest Absprachen treffen, wer wann wo wie austickt. Vielleicht werden sie auch engagiert, als Statisten fürs Viertel. Vielleicht werden sie künstlich hergestellt, um die Viertel-Theker in den Wahnsinn zu treiben oder sind von Außerirdischen kontrolliert, die die Weltherrschaft an sich…aber ich schweife ab.


Die Ungäste Äxte im GastroWald. Benehmen war gestern, Wohnzimmer ist heute. Obwohl: Machen die das auch zu Hause? Wohl kaum. Grüßen, wenn eine bis dato gutgelaunte Servicekraft lächelnd am Tisch erscheint und nach den Wünschen fragt? Nö, unnötig. Schnell bestellen, nicht hochkukken. Warum muß ich mir die Hose nach dem Urinieren noch auf’m Klo zumachen, wenn’s auch vor der Theke geht? Und überhaupt: Füße hochlegen, Bauch rausstrecken, FläzenFläzenFläzen, Krümeln, was das Zeug hält, möglichst viel ekliges Zeug im Aschenbecher verteilen (Kaugummis kleben so schön, benutzte Tempos glitschen so bisschen, lecker), selbstgekaufte Tellergerichte mitbringen oder noch besser, gleich die eigene Wasserflasche auf den Tisch stellen und nach einem Glas fragen. Och, diese tollen Zeit-

schriften, die nehme ich doch gleich mit nach Hause. Oder reiße lieber fein säuberlich den Leitartikel aus dem „Spiegel“ raus, wenn keiner hinsieht. Und wenn, ist ja auch egal. Außerdem kann ich auch gleich meinen ganzen Sermon an Sonderwünschen raushauen („Könnt Ihr die Rosinen aus dem Müsli rausmachen? Die mag ich nicht…“). Und schlussendlich: Trinkgeld? Wofür denn, ich bin doch hier zu Hause! 29 ♠

Die Netten Ja, die Netten. Die gibt’s natürlich auch. Und die machen eigentlich sogar einen Großteil der Gästeschaft aus. Die, bei denen man sich freut, wenn sie kommen oder die einfach gar nicht auffallen. Weil sie das nicht wollen und nicht müssen. Danke. ♠


kleiner grosser liebling vom 23.01. bis 29.01.2006 läuft in saarbrücken wieder das beste deutsche nachwuchs-filmfestival. zum 27. mal können wir uns beim max ophüls preis nach einem neuen lieblingsfilm umschauen. von > Sebastian Hoffmann Foto: Manuela Meyer

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eder hat ihn, jeder liebt Ihn, keiner will ihn missen. Er sagt viel über uns aus – zumindest über unseren Geschmack, bringt uns zum Lachen und Heulen und erinnert uns an schöne Zeiten, die erste Liebe, ein besonderes Kinoerlebnis, leckeres Popcorn. Der Lieblingsfilm! Nun mal kurz aufgeschaut und den eigenen Most-Wanted-Movie ins Bewusstsein gerufen. Ja, das ist er! Aber gab’s da nicht auch mal einen andern? Jeder von uns wechselt, je nach Cinemanie, 3-5 Mal im Leben seinen Lieblingsfilm. Verglichen mit dem Wechsel des Lieblingssongs, der Lieblingsgarderobe und des Lebenspartners zeugt dieses Verhältnis von einer in diesen Tagen rar gewordenen Treue. Was macht den Streifen so besonders, dass er viele andere uns wichtige Dinge weit hinter sich lässt? Kino – und da gehört der Film ja hin – heißt in erster Linie Erleben. Mit allen Sinnen dabei sein, vielleicht ist es das, was das Gesehene so unvergesslich macht. Sicher finden wir uns in unserem Liebling wieder. Deshalb sagt der Lieblingsstreifen nicht zuletzt auch etwas über uns selbst aus. Beweise? Der Lieblingsfilm des scheidenden Kanzlers ist „Der kleine Lord“. Auf der Das-Mag-Ich-Liste der neuen Kanzlerin

hingegen steht „Jenseits von Afrika“ ganz oben. Angenommen, es sei wieder an der Zeit, sein Herz einem neuen Streifen zu schenken. Wie finde ich denn meinen Lieblingsfilm? Klarer Fall, befindet sich doch das beste Nachwuchs-Filmfestival der Republik in unserem beschaulichen Städtchen. Beim Filmfestival Max Ophüls Preis geht’s eigentlich um nichts anderes, als Lieblingsfilme zu finden und so bietet es im Januar wieder allerbeste Gelegenheit, sich zu verlieben. Die Blaue Stunde am 13.01. läutet das große Zelluloidschmusen ein. Doch bei mehr als 150 Filmen im Festval-Programm stellt sich die Frage, ob man denn überhaupt nur EINEN Lieblingsfilm haben kann. Diesem Problem zu entgehen haben sich Berufslieblingsfilmfinder sogenannte Genres ausgedacht. Die Schubladen, die uns zwischen Actionthriller, Liebesschnulze, Krimi und Animationen unterscheiden lassen. Gewitzt kann mit Ihnen jeder behaupten, er hätte einen Lieblingsspiel-, Lieblingshistorien-, Lieblingsliebes- und Lieblingsexperimentalfilm sowie eine Lieblingskomödie, eine Lieblingstragikkomödie und ein Lieblingsdrama. Warum so sparsam sein mit der Liebe? Schließlich hat die


sogar ein eigenes Fest, die Liebe... Was das Programm angeht, gibt es in und neben den bewährten Reihen Spektrum, Sprint, Wettbewerb und Lux jede Menge Neues: Das erste Mal öffnet sich beim Max Ophüls Preis der Vorhang für Filmformate fern der alt ehrwürdigen Filmrolle. Unter den gut 17 Wettbewerbsfilmen befindet sich der eine oder andere, der in digitalem Format abgedreht wurde. Im Kino laufen solche Filme schon längst, ob sie wirklich hohen Kinogenuss versprechen, davon wird sich bei Vorführungen in den Sälen und Vergleichspräsentationen in einem Digilab jeder selbst überzeugen können. Auch in der Werkstatt wird wieder gehämmert und gesägt, diesmal – auch hier – digital. Mit welchen Auswirkungen zu rechnen ist, wenn man mit einem Mini-Equipment wie der Digicam auf die Gesellschaft losgelassen wird, darüber werden sich die Hochschulen ZeLIG und HFF Potsdam streiten, denen der Dokfilm ganz ans Herz gewachsen ist. 20 Jahre Primetime für den Nachwuchs. Für Filmhighlights sorgt die nagelneue Reihe „Debüt im Dritten“. Schon seit 20 Jahren gießt der SWR kräftig die Wurzeln des Filmernachwuchses und verhilft jungen talentierten Filmema-

chern erst ins Kino und anschließend zu einem 31 Primetime-Platz in der Glotze. Höchste Zeit also, dass sich „Debüt im Dritten“ auf einem eigenen Platz im Festivalprogramm präsentiert. Und die Chancen, meinen Lieblingsfilm zu finden? Wer wählerisch ist und sich die volle Dosis an 150 Filmen geben möchte, sollte sein Ränzchen großzügig schnüren. Literweise Cola und Traubenzucker gehören da ebenso rein, wie Nackenstütze, Zahnbürste und Herzchensonnenbrille. Auch die Knipskamera fürs schnelle Starshooting sollte nicht fehlen. Wer es indes ruhig angehen will, der stellt sich ab Vorverkaufsbeginn am 13.01. gemütlich sein Programm zusammen. Beim Aufspüren des Lieblingsfilms hilft neben Hühnerbeinen in der Jackentasche, Holzklopfen und Popcorn mit Essigsoße, manchmal auch einfach ein gezielter Blick in den Katalog. Wer es nach 6 Tagen Lachen, Weinen, Begeisterung und Verblüffung geschafft hat, einen der Streifen seinen Liebling zu nennen, wird sich noch mal beschenkt fühlen, wenn bei der Filmparty in der Garage zum Abschluss auf DJs Plattenteller sein Lieblingssong rotiert. ♠


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das

unglaublich

romantische

viertel-memory und das funktioniert so: 48teiliges memory kaufen (im karstadt oder so fĂźr 6,99 eur, mein favorit ist das mit den tierbabys), zweites viertelvor abgreifen, bildchen der nachfolgenden seiten 2x ausschneiden und aufs vorhandene memory aufkleben. fertig.

mit Fotos von > Andrea Ludwig, Berthold KĂśnig, Helene Bunge, M a r k K r a e m e r, P a t r i c B i e s , R a l f L e i s , R a l f We b e r

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zu Aussch m neid und en liebhab en


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warten auf die revolution achje, die bingert-legende, werden jetzt viele aufstöhnen. aber man kann kein magazin fürs nauwieserviertel machen ohne dabei auf das gasthaus bingert einzugehen. die geschichte des viertels würde ohne diese mutter der linken kneipen wohl erheblich anders aussehen. v o n > R a l f L e i s

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ch kann mich noch gut an einen meiner ersten Besuche im Bingert erinnern. Damals war ich nach längerer Verweildauer und den dazugehörigen Bierchen zusammen mit meinem Kollegen der letzte Gast. Die Thekerin, dem damals noch bestehenden Bingert-Kollektiv zugehörig, wurde langsam ungeduldig und wünschte uns Rotzlöffeln wahrscheinlich schon irgendwas bleibend Böses an den Hals. Sensibel wie wir damals waren, versuchten wir sie mit dem Sätzchen zu beschwichtigen: ,Nurnochbierchenleertrinkendanngehnwirheimversprochen’. Irgendwie haben wir die resolute Dame wohl nicht überzeugt, denn ich hatte den Satz noch nicht beendet, als sie mein volles Pils ansetzte, auf Ex abzog, mit nem lauten „Bamm“ auf den Tisch knallte und sagte: „So, jetz isses leer“. Linke Zentrale mit Singspielerlaubnis 12 Jahre später (in denen einige ebenso unterhaltsame Bingertbesuche lagen) komme

ich zu meinem Kaffeekränzchen mit den 3 Bingert-Urgesteinen Marina, Chris und Dewi, um mir die Geschichte des Gasthauses aus erster Hand berichten zu lassen. Auf dem Tisch sind schon ein paar Plätzchen und Nüsschen bereitgestellt (wollen mich wohl wegen der Sache damals besänftigen, ha!) und es kann losgehen. Erst mal die knallharten Fakten abklären. Die Kneipe besteht seit gefühlten 500 Jahren, zumindest aber seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, als sie von Klara und Paul Bingert, der gerade aus der Fremdenlegion zurückkam, eröffnet wurde. Nachdem die beiden zu alt für das Kneipengeschäft waren, wurde das Gasthaus durch verschiedene Pächter ziemlich heruntergewirtschaftet. Dabei gab es zwischendurch bei einem Wirtsdamen-Duo in der Küche außer den kulinarischen auch noch andere Angebote... Am 17. Mai 1977 allerdings bekam die Sache einen anderen Dreh, als sich nämlich aus dem damaligen SOG-Theater Hans Husel und Doro-

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♠ links: Das Restaurant Paul Bingert in den Fünzigern ♠ oben: Mohsen erklärt Chris, dass die Tabakpreise in ferner Zukunft gewaltig steigen werden

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thee Schmitz verabschiedeten, um mit Marina Ehrendreich und Chris Schrauff dem Gasthaus eines neues Leben einzuhauchen. Geprägt vom liberalen Geist der sechziger und siebziger Jahre hatte man ein paar Prinzipien mitgebracht, u. a. kein Trinkgeld anzunehmen. Chris erklärt warum: Wir wollten damit signalisieren, dass Arbeitgeber ihre Angestellten korrekt entlohnen und Theker sich nicht als Bettler fühlen sollten. Die Gäste sollten bei uns den korrekten Preis, der auch auf der Karte steht, bezahlen. Wir wollten keine Mauscheleien. Mit den Auflagen der Neufang-Brauerei (schon mittags öffnen!) und der Hauswirtin (Scheibengardinen!), hatte man keine Probleme und so starteten die vier die Kneipe, mit dem Anspruch, ein linkes Kommunikationszentrum mit Kulturanspruch zu installieren. Den damals noch vorgeschriebenen Ruhetag umging man dabei, indem die sogenannte „Singspielerlaubnis“ beantragt wurde, was hieß, man legte dem Amt eine Gebühr und die Begründung auf den Tisch, dass man regelmäßig Künstlerauftritte hätte und

diese Künstler nur an diesen bestimmten Tagen abkömmlich wären. Ja, so war das damals. Vom ersten Tag an brummte der Laden. Offensichtlich war da ordentlich Bedarf für eine linke Zentrale mit Bierausschank im Nauwieserviertel. Legendär der – in diesem Kontext äußerst gewagte – Ausruf Hans Husels am Eröffnungsabend: Mensch, wir haben hier ja ne richtige Goldgrube! Die sozialistische Praxis Das berühmt-berüchtigte Kollektiv gründete sich dann ein Jahr später. Man vergrößerte sich, u. a. trat Jupp, die Bingert-Legende, ins Kollektiv ein, andere wieder aus. Und so bestand diese Form (wenn auch mit ständiger Fluktuation) bis 1998, mit dem Anspruch der Gleichberechtigung in jeder Hinsicht. Gleiche Arbeit, gleiche Kompetenzen, gleiches Einkommen. Als wir auf die daraus resultierenden Kollektivsitzungen zu sprechen kommen, setzt erwartungsgemäß Augenrollen und Backenaufblasen bei meinen Ge-


♠ unten: Konsternierte Linke nehmen die Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler zur Kenntnis

♠ rechts: Satzung des Sterbevereins

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sprächspartnern ein. Kann schon anstrengend sein, so ‘ne ordentliche Basisdemokratie... Und so kam es, dass sie alle – den Mythos der 68er im Schlepptau – tagsüber an der Revolution arbeiteten und abends im Bingert saßen: die Marxisten, die Trotzkisten, die Maoisten, die Anarchisten, die Sozialisten, die Friedensbewegung, die Frauenbewegung (der Ausruf: „Wir suchen einen dritten MANN zum Skat“ konnte da durchaus zum Problem werden...). Joschka Fischer konnte man in seinen jüngeren Tagen auch mal beim Biertrinken beobachten, ebenso Ottmar Schreiner und Oskar darf ja auch nirgends fehlen. Als gängige Floskel wurde über das linke Biotop gern gesagt: Im Bingert sitzen sie rum und warten auf die Revolution!. Im Gegenzug wurden die politischen Hardliner von den Bingert-Leuten als RAF-Kindergarten belächelt. Marina bestätigt: Ja, da wurde durchaus viel geredet und verhältnismäßig wenig getan. Aber lustig wars eigentlich fast immer.

Fleischkäs und dreckige Wäsche Am stärksten war in jenen bewegten Tagen die Spontifraktion vertreten, die mit ihrem Anarcho-Humor das Bild der Kneipe erheblich prägte. Vielleicht erinnern sich noch einige an den sogenannten Sterbeverein oder der letzte im Bingert zubereitete Fleischkäse, der in Kunstharz gegossen sein restliches Dasein fristete. Legendär auch die dreckstarrenden Küchentücher, die hinter Glas eine famose Ausstellung ergaben. Einmal wurde eine Waschmaschine mitsamt Wäscheleinen im Gastraum installiert und jeder konnte seine dreckige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen. Während einer städtischen Diskussion um ein geplantes Spaßbad in Saarbrücken nahmen die Bingerts kurzerhand eine Abkürzung: Mit geklautem Sand, Planschbecken und einer Plastikpalme errichteten sie ihr ganz persönliches Spaßbad im Gasthaus. Und das gerahmte Werk des unbekannten Elektromeisters dürften auch noch viele kennen...


♠ links: Oberlippenbärte + Brillen, in der Mitte Jupp Madert, Petersilienbäume im Essen begründeten seine Berühmtheit

♠ rechts: Klosprüche vor 30 Jahren

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Meine Gesprächspartner hauen die Anekdoten nur so raus und leider kann nur ein Bruchteil hier wiedergegeben werden. Etwa Mohsens Vorliebe, offene Deckel bei Demos und Beerdigungen einzutreiben, weil da eben alle auf einem Fleck anwesend waren. Oder der Gast, der Schankwirt Willi quer durch die Kneipe zurief, er solle ihm mal ein Bier rüberschmeißen, was dieser übertrieben wörtlich nahm. Erlebnis-Gastronomie im etwas anderen Sinne... Natürlich gab es auch viele Reibereien zwischen den unterschiedlichen Fraktionen. Die Friedensbewegung z. B. war nicht unbedingt für ihren Humor berühmt und da stießen die dadaistischen Aktionen schon mal auf Granit... Kultur hatte und hat im Bingert ebenfalls einen hohen Stellenwert. Neben Live-Musik wurde in der Anfangszeit sonntagsnachmittags zum Filmschauen geladen. Geboten wurde HochKultur von Fellini, Buñuel, Almodovar etc. Kino im Bingert gibt’s heute nicht mehr, aber der saarländische Schriftstellerverband hält hier immer

noch seine Zusammenkünfte ab und es finden auch heute noch Literaturwettbewerbe, Lesungen und Live-Konzerte statt. Sinnstiftendes Miteinander Mittlerweile haben sich noch einige BingertVeteranen, u. a. Hans Husel und die „Saaltochter“ (angeblich schweizer Ausdruck für Kellnerin) Christina an unseren Tisch gesellt. Ich komme mit dem Mitschreiben nicht mehr nach und lausche den Geschichten von früher. Es fällt auf, dass viele Genossen mit dieser Kneipe alt geworden sind und ein harter Kern von grauen Eminenzen immer noch regelmäßig hier verkehrt. Bei aller liebevoller Nostalgie wird hier allerdings nicht nur verklärt, sondern Vieles auch sehr nüchtern und distanziert gesehen. In der Bingert-Geschichte gabs ja auch einige dunkle Kapitel. Mit Auflösung des Kollektivs 1998 und der Übernahme durch Kollektivmitglied und Konzessions-Inhaber Jupp etwa kam das


♠ links: Vollbärte + Zigaretten, links der bekannte Maler Otto Lackenmacher

♠ rechts: 20-Jahre-Bingert-Feierlichkeiten 1997

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Bingert-Raumschiff ziemlich ins Trudeln bis es 2002 nach gründlicher aber trotzdem behutsamer Renovierung von Marina neu eröffnet wurde. Das alte Geschoss von Musikbox z. B. funktioniert noch immer mit extra zu diesem Zweck aufgehobenen D-Markstücken. Die starke Identifikation der alten Garde mit ihrer Kneipe erklärt Chris: Der Kneipenjob war für viele nicht nur ökonomisch wichtig als Studiumsfinanzierung, sondern durch die kreativen kulturellen Aktionen, die politische Grundhaltung und nicht zuletzt die Bereitschaft zum Feiern regelrecht sinnstiftend. Dinosaurier mit Charme Die Kneipe lebt allerdings nicht nur vom Vergangenheitstourismus der Mitstreiter von damals und alten Skatspielern, sondern wird zunehmend auch wieder von den Jungen frequentiert. Wie heißt es in der Festschrift zum 20jährigen Jubiläum selbstironisch: ...oder ist das Bin-

gert inzwischen eine Filiale des Museums für Vor- und Frühgeschichte, wo man (...) ausgezehrten Fossilien einer gescheiterten politischen Bewegung bei ihren letzten Zuckungen zuschauen kann? Und dem nasenringbewehrten, reaktionären Nachwuchs vorführt, wie es schließlich endet? Um gleich darauf die Antwort zu geben: ...all dies ist das Bingert natürlich nicht. Oder nur ganz selten. (...) Das Bingert ist historisch richtig und objektiv notwendig. Das Bier ist auch nicht schlechter als woanders. Die Klos sind sauber genug, und wem’s nicht passt, der soll woanders hingehen. Ein „normales“ Gasthaus also, das mit seinen schlichten Holztischen und seiner unangreifbaren Tradition weitaus mehr Coolness ausstrahlt, als so manch durchkalkulierte Konzeptgastronomie. Als ich zum Abschluss unseres Gesprächs meine eingangs erwähnte Geschichte auch noch loswerde, erwidert Marina lachend: Tja, wir wollten nie, dass sich unsere Gäste allzu wohl fühlen... ♠


stimmen

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die zeiten des nauwieserviertels als linksalternativer und politisch aktiver stadtteil gehören der vergangenheit an. hausbesetzerszene, antifa, radikale linke etc haben hier allerdings eine bewegte geschichte hinterlassen und den ruf des viertels nachhaltig geprägt. die politische aufgeregtheit der sechziger, siebziger und auch späteren jahre ist verflogen und die paar halbwegs motivierten parolen an den hauswänden kratzen heutzutage niemanden mehr. wir wollen ein wenig aus dieser vergangenheit hervorkramen, um zu sehen, was davon noch übrig ist.


von > Mazze Gaspers und Ralf Leis

von unten Z

wei politisch Aktive, die sich mit dem Klassenkampf bestens auskennen, Ursel Quack und Andreas Ries haben wir stellvertretend zum Gespräch gebeten. Die beiden sind auch deshalb für uns interessante Gesprächspartner, weil von ihnen (zusammen mit dem dritten Genossen Hans-Georg Johanns, der nicht mehr in Saarbrücken verweilt) ebenfalls ein Magazin fürs Nauwieserviertel herausgegeben wurde, das sich Anfang der neunziger Jahre mit sieben politisch motivierten Ausgaben der Solidarität und Selbst- organisation widmete. Die beiden blikken auf eine bewegte politische Vergangenheit zurück und die Zeitschrift STOFFWECHSEL war dabei nur ein Teil ihrer aktiven Auseinandersetzung mit den politischen Rahmenbedingungen in Deutschland. S o z i a l h y g i e n e i m Vi e r t e l

Auf die Frage nach der Intention ihrer Zeitung geben die beiden eine ausführliche Erklärung. Anfang der 90er Jahre gab es auf politischer Ebene starke Bestrebungen, im Viertel ein wenig mit dem eisernen Besen zu kehren. Eine „Arbeitsgemeinschaft Nauwieserviertel“ wurde damals auf Initiative der Bürgermeisterin Margit Conrad gegründet, die sich mit Themen von Tempo 30 bis Drogenpolitik beschäftigte. Dass im Zuge dieser geplanten Stadtteil-Aufwertung Junkies und Obdachlose, die sich gerne an der

damals noch vorhandenen Rostwurstbude auf dem Max-Ophüls-Platz aufhielten, als erste ins Visier der Stadtoberen gerieten, war logisch. Zimperlich wurde mit diesen Leuten nicht umgegangen und Zivilpolizei war im Viertel Dauergast. Eine kurze Geschichte am Rande, 45 die die beiden erzählen, verdeutlicht das damals herrschende Klima im Viertel: Eine Bekannte warnte die auf dem Ophüls-Platz anwesenden Junkies vor einer Observation der Zivilpolizei, worauf diese wiederum die Frau kurzerhand festnahmen und unsanft ins Zivilfahrzeug verfrachteten. Eine wegen einer Ortsbegehung zufällig anwesende Grünen-Delegation beobachtete dies ungläubig und notierte sich das Kennzeichen – im Glauben es handele sich um eine Entführung. Die informierte Polizeiwache staunte dann nicht schlecht, als sie das Fahrzeug identifizierte. Das kannte sie nämlich ganz gut... Eine vehement praktizierte „Sozialhygiene“ mit massivem Polizeieinsatz, die sich laut Ursel und Andreas durchaus auch in brutalen Übergriffen äußerte, war an der Tagesordnung. Dieser Kriminalisierung und gesellschaftlichen Ausgrenzung von Randgruppen sollte also u. a. ein Medium in Form einer Zeitung entgegengesetzt werden. Die Herausgeber des Magazins, das sich laut Eigendefinition als „Stimme von unten für Solidarität und Selbstorganisation im Nauwieser Viertel“ sah, setzten sich als Ziel, die Bewohner für lokalpolitische Belange zu sensibili-


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♠ links: Titelseite der ersten Ausgabe von „STOFFWECHSEL“, erschienen im Dezember 1992

sieren und ihre Interessen solidarisch gegen Anordnungen von Oben durchzusetzen. Kommunikation wurde als Zustand verstanden, wenn die vorgehaltene Hand zum Sprachrohr wird und die geballte Faust vom Küchentisch und aus der Tasche kommt. Zitat Ende. Die erste Ausgabe von „STOFFWECHSEL“ erschien im Dezember 1992 und befasste sich aktuellerweise mit dem Schwerpunkt Drogenproblematik. Dass das Thema die Viertel-Bewohner durchaus berührte, zeigten zwar relativ gut besuchte diesbezüglich anberaumte Versammlungen, die Reaktionen auf die Zeitung fielen allerdings spärlich aus. Das altbekannte Problem mit der Aktivierung der Massen. In den nachfolgenden Ausgaben beschäftigte man sich u. a. mit Rassismus, Kurdenproblematik, drohender Schließung des evangelischen Krankenhauses, Hausbesetzung in der Nassauerstraße 16, und als ständige Rubrik erschienen die „Stimmen aus dem Viertel“. Was sich anhört wie der Titel eines Gruselfilms war letztendlich die einzige direkte Auseinandersetzung mit den Viertel-Bewohnern und deren Reflektion. Am Sparmarkt wurde in regelmäßigen Abständen ein kleines Ständchen aufgebaut und dem Proletariat mit aktuellen Fragen zu lokalen und weltpolitischen Themen auf den Zahn gefühlt. Dass das Nauwieserviertel allerdings ein durchaus linkes Bewusstsein hat (oder hatte), zeigten u. a. Aktionen wie „Der Gelbe Punkt“, bei dem Geschäfte mit einem Aufkleber Ausländern Schutz versprachen. Auch Werbekunden zeigten sich mit STOFFWECHSEL solidarisch, indem sie Anzeigen schalteten. Natürlich gab es dabei auch Irritationen, z. B. zog ein türkischer Laden seine Anzeige zurück, als die Kurdenproblematik in der Zeitschrift thematisiert wurde... Die Zeitung erscheint uns aus heutiger Sicht mit ihrer linken Terminologie etwas antiquiert. Auch Ursel und Andreas belächeln angesichts

der ehedem verfassten Textwüsten ihren „revolutionärem Größenwahn“. Es besteht also rückblickend kein besonders sentimentales Verhältnis zu ihrer Zeitung. STOFFWECHSEL sollte keine geschlossene Institution sein, gewünscht war eine buntere Mischung, aber Eigendynamik in Form von Initiative von außen entwickelte sich letzlich nicht. Insofern kochte man laut Aussage der Verantwortlichen weitestgehend im eigenen Saft. Vergleichbar mit der allgemeinen Situation der Linken Anfang/Mitte der neunziger Jahre. Andreas: Man fühlte sich insgesamt gefangen im politischen Denken. Eine Reflektion der eigenen politischen Standpunkte war damals eigentlich schon nicht mehr möglich. In dieser Sackgasse steckten die linken Strukturen wohl schon 47 seit Ende der achtziger Jahre. L i n k e r Wi d e r s t a n d i n d e n 9 0 e r n Politisch aktiv wurden Ursel und Andreas erstmals Anfang der Achtziger Jahre in der Antiimperialistischen Front und bei der Unterstützung für politisch Gefangene, was Ursel auch später noch ziemliche Unannehmlichkeiten einbrachte. Lokaler Mittelpunkt für einen Großteil aller linken Gruppierungen in Saarbrücken wurde der Anbau der Alten Feuerwache, als sich 1982 der Verein Alter Feuerdrache e. V. gründete. Die Stadt hatte die Räume als Friedensangebot nach einer Besetzung der Schillerschule zur Verfügung gestellt. Laut Ursel mit dem Hintergedanken der Spaltung. Kontakte nach außen waren reichlich vorhanden, wie Andreas erzählt. Demos wurden über kurze Kommunikationswege organisiert, eine Mobilisierung war relativ leicht durch die Kontakte zu allen möglichen Gruppierungen wie zur Hafenstraße Hamburg etc. Die Mobilisierung gegen die Volkszählung ‘87, „KrefeldDemo“ gegen Bush senior, Apell gegen Mittel-


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streckenraketen-Stationierung sind für die älteren Semester unter uns durchaus noch klingende Metaphern für Widerstand und Solidarität. Hoch die Faust! Dass sich Anfang der neunziger Jahre das linke politische Bewusstsein nochmal intensivierte, erklärt Ursel mit der deutschnationalen Besoffenheit nach der Wende. Das Wiedererstarken von Reps, NPD, DVU, die Abschaffung der bestehenden Asylgesetze und vor allem die zunehmenden Angriffe auf Ausländer, führte zu einer starken Sensibilisierung und Aktivierung der Linken. Die Stichworte Mölln und Solingen klingeln auch heute noch in den Ohren. Auch im Saarland gab es damals zahlreiche Brennstoffanschläge, u. a. auf das PDS-Büro Saarbrücken. 1991 wurde Samuel Yeboah, Flüchtling aus Ghana, bei einem Anschlag auf ein Flüchtlingsheim in Saarlouis getötet. Ein Jahr später gab es erneut Anschläge auf drei Flüchtlingsunterkünfte in dieser Gegend. Ebenfalls in Saarlouis wurde versucht, mit einem Gasge-

misch und einem Zünder das selbstverwaltete Zentrum KOMM in die Luft zu sprengen. Erst ein versuchter Anschlag mit einer professionell gefertigten Rohrbombe auf das Orranaheim Saarlouis führte 1992 zu der Gründung einer Sonderermittlungsgruppe. „Freiheit für Ursel!“ Ihr politisches Engagement brachte Ursel Quack Mitte der neunziger Jahre in erhebliche Schwierigkeiten bzw. sogar in den Knast. Ihre persönliche Sicht der Ereignisse erzählt sie uns ein paar Tage später bei unserem zweiten Treffen. Als 1993 in Bad Kleinen Wolfgang Grams erschossen und Birgit Hogefeld verhaftet wurde, fand das BKA im Rucksack von Hogefeld Unterlagen, die mir zugeordnet wurden. Aus diesem Umstand und der Tatsache, dass sie den VMann Klaus Steinmetz persönlich kannte, der für den Verfassungsschutz in der linken Szene

♠ links: Innenseite der zweiten Ausgabe „STOFFWECHSEL“, Februar 1993

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spitzelte und bei der Bad-Kleinen-Aktion eine dubiose Rolle spielte, wurde ihr „Unterstützung einer terroristischen Vereinigung“ vorgeworfen und sie landete 1994 für 2 Wochen in Untersuchungshaft mit Kontaktsperre in Zweibrücken. Der Bundesgerichtshof hob den Haftbefehl auf, trotzdem wurde Ursel später abermals verhaftet und stand 1996 gleichzeitig zum Hogefeld-Prozess in Karlsruhe vor Gericht. Die Verhaftung wurde unglaublich aufgebauscht, erzählt uns Ursel. Insgesamt gab es 4 Hausdurchsuchungen mit über 80 Beamten. Es wurde direkt die Presse informiert: Ursula Quack würde zusammen mit der RAF Strategien entwickeln, um eine ,Gegenmacht von unten’ zu errichten. Sämtliche halbwegs politische Tätigkeiten – darunter auch die Zeitung STOFFWECHSEL, eine Reise nach Kuba – wurden dazu als klare Indizien herangezogen. Die Anmietung eines Kellers machte mich verdächtig, obwohl dessen Miete völlig normal von meinem Konto abgebucht wurde. An die Presse wurde

weitergegeben, ich hätte den Kontakt zu meiner Familie abgebrochen, alles totaler Quatsch. Die Kriminalisierung der Unterstützerszene lief also auch zu dieser Zeit noch auf Hochtouren und „Exempel statuieren“ war kein Fremdwort. In einem entlastenden Gutachten eines BKA-Beamten heißt es allerdings: (...) dass die Aktivitäten von Frau Quack aus Sicht des zuständigen Auswertungsreferats nicht als Unterstützungshandlung gewertet werden können (...). Dieser Bericht lag zwar der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt vor, dubioserweise wurde er aber nicht zum Prozess herangezogen und der betreffende Beamte eine Woche vor Prozessbeginn suspendiert. Verurteilt wurde Ursel letztendlich zu 5 Monaten Haft und 120 Tagessätzen, da sie die Aussage verweigert hatte, was ihr in linken Kreisen eine gehörige Portion Anerkennung und Solidarität einbrachte. Ihre Strafe saß sie im Knast in Bühl bei Offenburg ab. Auf die Frage, wie sie sich denn fühlte, als in

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Auf dem Weg zu Freifrau Schmidt nahm er noch was zu trinken mit. Reklame

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Saarbrücken (und nicht nur dort) überall an die Wände „Freiheit für Ursel“ gesprüht wurde, sagt sie grinsend: Lustigerweise wurde das auch schon bei einer Knastkundgebung während meiner ersten Verhaftung lautstark skandiert. Allerdings war ich da schon wieder auf freiem Fuß und sogar bei dieser Kundgebung dabei. Solidarität erfuhr Ursel in ihrer Haftzeit nicht nur durch Parolenrufen. Durch die Aussageverweigerung wurde ich im linken Spektrum bundesweit bekannt wie ein bunter Hund. Es wurde Geld gesammelt für die ausstehenden Prozesskosten, ich hatte immer frische Blumen in der Zelle und bekam regelmäßig Büchersendungen. Als Märtyrerin oder Opfer sieht sie sich allerdings nicht. Ich hatte schon immer eine Schwäche für die Rebellion und mir war klar, dass ich mich durch meine politische Haltung und Aktivitäten auf dünnem Eis bewege, insofern habe ich mich vor Konsequenzen nicht gefürchtet. Ich stehe nach wie vor zu meiner politi-

schen Arbeit – mit allen dazugehörigen Fehlern. Die dogmatische Sichtweise der linken Hardliner aus den Siebzigern „Mensch oder Schwein“, teilt Ursel dabei nicht. Grundsätzlich denke ich, dass niemand die Pflicht zum Widerstand hat, aber jeder hat das Recht zum Widerstand. Der Kampf geht weiter Ursel und Andreas sind immer noch politisch aktiv. Sie sind beide in Libertad! organisiert, die Schwerpunkte des Engagements heißen u. a. Politische Gefangenschaft, Internationalismus, und Antikriegspolitik. Allerdings fehlen nach eigener Aussage oft die geeigneten Strukturen für linke Politik. Ursel: Die Verständigung unter den heutigen Gruppen und Organisationen fällt oft schwer. Es gibt immer weniger Austausch. Ein politischer Ort ist meistens kein sozialer Ort mehr, das Wohlfühlen fällt somit schwerer. Und Spaß ist auch für politische Arbeit ein Faktor! ♠

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ein zelt 52


fürs saarland ein club, der sich sehr ausführlich mit den herren laurel und hardy beschäftigt, seine satzung von stan höchstpersönlich geschrieben bekam und sich an leute wendet, die des lachens mächtig sind, klingt nicht nur interessant, sondern ist nach unserer meinung absolut notwendig. kay becker, der grossscheich des 1.laurel & hardy clubs im saarland wohnt hier im nauwieser viertel. mit ihm haben wir uns deshalb mal zur sprechstunde getroffen...

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er Biograph John McCabe rief sie Anfang der 1960er ins Leben, die SONS OF THE DESERT. Benannt nach dem gleichnamigen Film (hierzulande bekannt als „Die Wüstensöhne“), wollte er einen Club gründen, damit das Leben und Wirken von Stan Laurel und Oliver Hardy nicht in Vergessenheit gerät. Stan gefiel die Idee und schrieb selbst die Satzung dafür – natürlich Klamauk à la Stan Laurel. So, wie er sich in dem Film über mancherlei Clubgehabe lustig machte, wollte er eher eine lockere Zusammenkunft, die vor allem eins hat: Spaß! Mittlerweile gibt es über 250 dieser Tents (Zelte), wie der Fachjargon für die Clubs lautet – und eins davon nun auch im Saarland… Kay, wie oft hast du „Sons of the desert“ schon gesehen? „Das ist natürlich der Klassiker. Unzählige Male. Immerhin liefert der Film die Grundlage für die weltweiten Clubs. Die SONS OF THE DESERT, zu denen ja auch wir gehören, verstehen sich nicht als Verein und wollen auch nichts mit Vereinsmeierei zu tun haben. Eher eine lok-

kere Runde, so wie es Stan gerne gesehen hätte und der strenge Vorsitzende aus dem Film ist in Wirklichkeit gar nicht so streng…“ Gibt es denn auch Wüstentöchter? „Ja natürlich. SONS OF THE DESERT ist nur der Überbegriff, hergeleitet von dem Film, der letztendlich auch eine Persiflage auf die damaligen Herrenclubs ist. Die einzelnen Tents nennen sich ganz unterschiedlich, aber alle nach einem Film von Stan und Ollie. Das Saarbrücker Tent ist das ,One Good Turn’ Tent und natürlich ist jeder und jede willkommen, solange sie Interesse an den beiden haben.“ Wie darf ich mir so ein Treffen von euch vorstellen? „Nun, es geht natürlich um Stan und Ollie. Da werden ihre Filme nicht zu kurz kommen, aber wir wollen natürlich auch über ihre Personen informieren, was sie privat gemacht haben und über die Filmhintergründe oder auch Pannen beim Dreh. Über alles, was sonst vielleicht nicht unbedingt bekannt ist.“


Welche Pannen gab es denn? „Es gibt unzählige Geschichten, z.B. dass ein echtes Wohnhaus, ganz aus Versehen, völlig ruiniert worden sein soll, weil man es einfach verwechselt hatte (Stan bestritt allerdings diesen Vorfall). Oder dass Ollie beinahe abgestürzt wäre, als er Stan in luftiger Höhe zeigen wollte, wie sicher der Kulissenaufbau ist…“ Noch mehr kuriose Geschichten? „Als ,FRA DIAVOLO’ aufgeführt wurde, musste der Film zwischendrin angehalten werden, weil das Publikum einfach nicht aufhören konnte, zu lachen… Oder mal andersrum: viele lachen darüber, dass Stan und Ollie in ,BIG BUSINESS’ mitten im Sommer Weihnachtsbäume 54 verkaufen. Grandiose Idee. Tatsächlich wurde der Film aber wirklich in der Weihnachtswoche gedreht. In Kalifornien sieht der Winter eben anders aus.“ Du wohnst hier im Viertel. Denkst Du, dass Laurel und Hardy gerngesehene Gäste sind? „Absolut. Im Sommer bin ich mal mit einem T-Shirt der beiden hier rum gelaufen. Ich war überrascht, wie viele mich darauf angesprochen haben, nur um zu sagen, dass sie Laurel und Hardy klasse finden. Davon abgesehen ist im Viertel ja auch das Kino 8 1/2, das erst Ende Oktober den Film ,SPUK UM MITTERNACHT’ gezeigt hat. Für Laurel und Hardy Fans war das eine Sensation. Keine Ahnung, ob das überhaupt jemand richtig mitbekommen hat. Der Film galt 70 Jahre als verschollen. Letztes Jahr wurde er in der restaurierten Fassung erstmals in München gezeigt und die nächste Aufführung fand gleich hier im Viertel statt!“ Zurück zum Club. Wie ich weiß, habt ihr bereits prominenten Zuspruch. „Ja, klasse. Jean Darling höchstpersönlich wünscht uns alles Gute. Sie war das erste char-

ming Girl der ,kleinen Strolche’ in den 1920er Jahren und hat auch mit Stan & Ollie vor der Kamera gestanden. Aber auch Stans Tochter weiß von uns, schließlich hat sie die offizielle Urkunde mit unterschrieben.“ Wie oft wollt ihr euch denn treffen? „Etwa alle 6 Monate sind zunächst mal angepeilt.“ Ein Club, der sich nur 2x im Jahr trifft?. „Wie gesagt, mit Vereinsmeierei soll das nichts zu tun haben, sondern einfach Spaß machen und auch Menschen ansprechen, die sich vielleicht nur an ihre Kindheit zurückerinnern wollen, aber den Rest des Jahres anderen Dingen nachgehen. 2x im Jahr kommen sie dann zu uns, um ,dem Trübsal wieder Ade zu sagen’. Wem das zu wenig ist, der darf sich aber gerne dem Vorbereitungsteam anschließen. Da wird auch schon mal außer der Reihe lustig gefachsimpelt oder das ein oder andere Thema vertieft beleuchtet.“ Gibt es schon einen neuen Termin? „Wir müssen jetzt erstmal abwarten, wie viele sich noch bei uns melden und Interesse zeigen. Davon wird es abhängen. Wir sind schließlich keine Veranstalter, sondern machen das ganz privat. Daher müssen wir natürlich wissen, wie viele überhaupt kommen würden und bei entsprechender Resonanz bräuchten wir noch einen größeren Raum. Vielleicht findet sich da sogar was hier im Viertel. Das wäre super. Wir hoffen aber, bald wieder einen Termin ins Auge fassen zu können. Denn schließlich geht es genau darum: Spaß mit Stan & Ollie.“

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sugar Kurzgeschichte von > Janice Mitchell Illustration > Ralf Leis

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E

in kleiner grüner Leguan wohnt zwischen den einzelnen Briefen. Meine Aufgabe ist es, die Briefe zu sortieren. Die Guten wegwerfen, die Schlechten behalten. Kritik und Verzweiflung nehme ich mit nach Hause. Ich habe eine Schublade für solche Briefe. Der Leguan bleibt in der Redaktion. Zu Hause ist es leer und kalt. Egal was ich tue, es wird nie wärmer. Die Besuche meiner Freunde beschränken sich deshalb auf wenige Minuten. Das macht mir nichts. Ich will nicht, dass sie in meiner Wohnung sitzen und sich alles anschauen; in meine Privatsphäre eindringen. Es ist total übertrieben, ich weiß. Deshalb habe ich auch keinen Leguan, der sich in meiner Schublade breit macht. Ich brauche die Schublade. Die Verzweiflung da drin lässt meine kleiner erscheinen und die Kritik, das sind all die Dinge, die ich schon immer sagen wollte, aber meine Zunge ist in solchen Momenten so schwer und taub, in meinem Kopf eine Faust – nichts geht mehr. Eigentlich sollte ich

die Kritik verbrennen und keine mehr mit nach Hause bringen, aber es ist zur Angewohnheit geworden. Am Wochenende halte ich mich an einem Glas Wein fest. Je öfter ich nachfülle, desto mehr entspanne ich mich und desto mehr rede ich. Ich hab das Gefühl mein Lächeln ist aufgemalt. Meine Verzweiflung ist echt. Aber das merkt niemand. Gut so. Ich teile nicht. Ich teile mich nicht mit. Als ich zu Hause bin, bin ich erleichtert. Mein Lächeln fällt zu Boden und zerbricht in Stücke, scharf wie Glasscherben. Ich trete drauf, wippe ein wenig hin und her, drehe mich im Kreis. Als ich in die Küche gehe, hinterlasse ich rote Fußspuren. Es ist niemand da, der mir sagt, ich soll das sein lassen. Am Montag gehe ich nicht zur Arbeit. Ich kann nicht aufstehen. Ich greife nach dem Telefon neben meinem Bett und melde mich krank. Niemand fragt nach. Ich kann heute keine Briefe sortieren. Der Leguan wird sich bestimmt in den Briefen verirren. Ich werde ihn morgen retten müssen.


Ich habe noch nie jemandem von dem Leguan erzählt. Ich habe Angst, dass die anderen ihn nicht sehen können. Ich bleibe den ganzen Tag im Bett. In mir drin ist ein großes schwarzes Loch. Ich kann meine Faust reinstecken. Dann tut es nicht mehr so weh. Ich hab heute wieder Briefe sortiert. Die guten wegwerfen, die schlechten behalten. Die verzweifelten nehme ich mit nach Hause. Die Kritik diesmal nicht. Die darf der Redakteur lesen. Damit er auch weiß, was für Scheiße er baut. Meine Freunde reden nicht mehr mit mir. Sie reden an mir vorbei und weichen meinen Blicken aus. Ich komme mir vor, als wäre ich unsichtbar. Niemand will mir sagen, was los ist. Ich verstecke mich im Bad und schäme mich. Meine Hände zittern und die Fingerspitzen sind blau. Irgendwo in mir drin brennt etwas. Ich presse mein Gesicht an die kalten Kacheln und schließe die Augen. Ich würde jetzt gerne jemanden küssen. Aber sie ist nicht da und würde mir sowieso nicht helfen. Ich atme tief durch, löse mich von der Wand und gehe zurück zur Party. Ich schnappe mir meine Tasche und meine Jacke und gehe. Ich weiß, dass das alle gesehen haben. Ich knalle die Tür hinter mir zu und laufe los. Ein paar Straßen weiter bleibe ich atemlos stehen.

Auf der Straße sitzt ein kleiner grüner Leguan. Ich trete drauf. Niemand kann das Loch stopfen. Es ist unendlich. Deshalb muss ich ständig kauen und schlucken, ein Versuch das Loch zu stopfen. Alle Versuche waren bisher vergeblich, aber ich kann 57 nicht mehr aufhören. Heute morgen als ich aufgewacht bin, musste ich in mein Kissen beißen. Dann in der Straßenbahn, auf dem weg in die Redaktion, in das Polster des Sitzes vor mir. In der Redaktion in die Schreibtischkante. Jetzt in meinen Arm. Jemand fragt mich, ob alles in Ordnung ist. Ich kann nur nicken und die Tränen wegblinzeln. Ich träume davon an den Füßen aufgehängt zu werden und geknebelt und gefesselt in einem dunklen Raum zu hängen. Ich hatte am Wochenende Besuch. Sie hat mich überrascht und jetzt sitzt sie da und schaut sich um und guckt sich meine Sachen an und ich sitze da und grinse und schaue ihr zu und es ist mir egal. Dass sie meine Sachen anguckt. Gestern ist sie wieder gegangen und ich fand es schade, dass sie ging. Mir ging es immer noch gut und ich musste nirgends reinbeißen. Ich hätte aber gerne in ihre Schulter gebissen, aber ich habe mich nicht getraut zu fragen. Deshalb hab ich auch nicht geschlafen die letzten Nächte, weil ich ihre Schulter anstarren musste. Ich hab sie zum Bahnhof gebracht und als der Zug dann weg war, hab ich wieder angefangen Listen zu ma-


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chen. Was ich noch alles machen will, müsste und sollte, aber ich habe aufgehört, als der Leguan auf meiner Fensterbank saß. Ich hätte ja doch nichts gemacht. Heute morgen stand im Badezimmer auf dem Spiegel „Heute wird nur noch aus Gründen der Reproduktion an Sex gedacht.“ Ich schminke mir die Lippen rot und küsse den Spiegel. In der Straßenbahn wache ich wieder auf und ertappe mich dabei, mit meinem Gegenüber zu flirten. Ich begrüße jeden in der Redaktion mit einem Lächeln und beim Briefe sortieren werfe ich die verzweifelten in den Mülleimer. Der Leguan ist nicht da. Ich schlucke und versuche nicht daran zu denken. Als der Redakteur erzählt, seine Frau sei schwanger, wird mir leicht übel; ich muss mir vorstellen, wie er mit ihr schläft. Ich beglückwünsche ihn und meine Lächeln wirkt gequält. Um 11 Uhr rutsche ich mit der Schere aus und schneide mir in die Hand. Der Schnitt ist tief und blutet und bei all dem Blut muss ich mich übergeben. Die Sekretärin des Redakteurs verbindet meine Hand und der Redakteur sagt mir, ich soll mich nicht so dranstellen und geht kopfschüttelnd weg. Der Leguan beißt sich in seinem Nacken fest.

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Den Samstag verbringe ich im Bett. Ich will niemanden sehen und vergesse meine Verabredung abends absichtlich. Ich habe das Gefühl, ich muss mich ständig übergeben. Der Leguan sitzt auf meinem Bettpfosten und beobachtet mich. Sonntag morgen klingelt es. Immer wieder. Ich weiß sofort, wer es ist. Ich öffne wortlos die Tür und sie folgt mir ins Wohnzimmer und sagt, dass sie sich Sorgen gemacht hat, als ich nicht gekommen bin gestern abend. Und sie hat versucht mich anzurufen. Ich habe den Stecker rausgezogen. Sie seufzt und ich ziehe an meine Haaren. Dann frage ich sie, ob sie noch bleibt und sie sagt ja und ich muss lachen. Sie bleibt den ganzen Sonntag bei mir und schaut mit mir Cartoon Network, schimpft über Limp Bizkit und tanzt mir mir zu Bratmonbile und Noise Conspiracy in der Küche. Abends lesen wir uns etwas vor und essen Pizza und ich muss ab und zu ihre Schulter anstarren. Als ich am Montag um 4 Uhr mittags aufwache, sitzt sie da und starrt mich an. Der Leguan ist im Aquarium ertrunken. ♠


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….außer vielleicht diese Sache mit Franz Josef Strauß“. Da hab ich mir mal wieder was eingebrockt. Vor ein paar Tagen treffe ich doch in Saarbrücken …. Übrigens Saarbrücken, ein kleiner Exkurs. Saaa-brüö-gggen! Wie bescheuert skandieren die Anhänger dieses Clubs den Namen ihrer eigenen Stadt, Saa-brüö-gggen! Dem ästhetischen Versagen folgt das sportliche auf dem Fuße! Ich hatte mal die Theorie, dass aus dem HSV nie wieder was werden kann, weil die Fans die eigenen Schlachtgesänge vergessen, so geschehen auf der Bahnstrecke Hannover-Hamburg im Winter 2000. Ich wurde eines besseren belehrt. Also Saaa-brüö-gggen, die Hoffnung stirbt zuletzt! Also, in Saarbrücken treffe ich doch vor ein paar Tagen tatsächlich den Herausgeber der Zeitschrift „Viertelvor“. Eine Fortsetzung der Papst/Bergkapelle Geschichte wird gefordert. Ich hätte es versprochen und außerdem hätte ich auch schon etwas unterschrieben. Er zeigt mir

den Wisch, ich kann mich zwar an nichts mehr erinnern, aber das ist eindeutig meine Unterschrift. Nach anfänglichem Blablabla, ich mache keine Fortsetzungen, unter meinem künstlerischen Niveau, wann war jemals der zweite Teil besser als der erste, was hat das überhaupt mit dem Nauwieser Viertel zu tun, angelt er mich mit den üblichen Ködern: Geld, Drogen, Frauen und noch mehr Drogen. Auf Augenhöhe mit dem Volkswagenkonzern. So sei es: Ratzinger und Dosenbier 1980 macht die berühmte Bergkapelle aus St. Ingbert eine Konzertreise nach München. Wie so oft gab es das erste große Problem schon bei der Abfahrt. Der Bus, ein von der fast genauso berühmten Bierbrauerei Becker bereitgestelltes sechziger-Jahre-Monster, das auf den Namen Ali-Be-Bi-Express hörte… Ali-Be-Bi, Sie verstehen das grandiose Wortspiel… Be-Bi… Becker


im ali-be-bi-express mit fjs auf vielfachen wunsch nun also – im letzten heft schon angedeutet – das neue abenteuer der bergkapelle st. ingbert. mensch spohni, komm erzähl nochmal... damals münchen, oktoberfest, franz josef strauss... 61

von > Markus Spohn

Bier… ja, genau… jedenfalls die Gepäckladefläche des Busses ist schon voll, bevor ein einziges Instrument oder ein einziger Koffer verstaut wird. Dosenbier, alles voll mit Dosenbier. Eine beengte Fahrt. Kurz vor München geht der Biervorrat zu Neige. Angeblich stecken ja Eltern ihre Kinder in Musik- und Sportvereine, damit sie von der Straße weg sind. Naja, kann man mal sehen! Übernachtet wird in der katholischen Akademie von München, ein recht nobles Ambiente mit einem gehörigen Maß an religiöser Indoktrination. Als Willkommensgruß gibt es Postkarten mit dem Konterfei des damaligen Erzbischofs von München, Joseph Ratzinger. Die Tage fließen dahin wie in einem Thomas Mann Roman, opulentem Essen folgen mehr oder weniger opulente Konzerte in Kirchen und Schlössern. Beste Verbindungen der Bergkapelle ermöglichen gar am 20. September eine Privataudienz beim damaligen König von Bayern, Franz Josef Strauß.

Vo n d e r B e r g k a p e l l e l e r n e n , h e i ß t siegen lernen Jeder, der sich an die späten Siebziger und frühen Achtziger noch erinnern kann, weiß um die angespannte innenpolitische Lage und wie sehr diese von Politikern, allen voran F.J.S, genutzt wurde, autoritären Überwachungsmaßnahmen das Wort zu reden. Umso unglaublicher folgender Blick in die hässliche Fratze des Polizeistaats: Ein Bus mit dem Namen Ali-Be-Bi-Express parkt vor der Haustür von Straußens Privathaus, etwa 50 Typen in schwarzen Uniformen mit schwarzen Koffern in der Hand steigen aus und gehen vollkommen unbehelligt von den 2ooo Sicherheitsbeamten, die überall, in jeder Hecke, auf jedem Baum, mit Maschinenpistolen im Anschlag herumlungern, auf das Straußsche Anwesen, um dann in aller Gemütsruhe ihre Gerätschaften auszupacken. Hallohallo, das war also


die wirkliche BRD, laissez faire laissez aller. Durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Das lohnt nicht mal einen Bericht! Noch mal zur Erinnerung, das war 1980, Strauß war Kanzlerkandidat, polarisierend wie kein zweiter! Es gab Sicherheitsgesetze, Hochsicherheitsgesetze und noch mehr Sicherheitsgesetze! Der Ostblock! Die CIA! Die RAF! Die Bildzeitung! Die Zone! Jeder Zwergstaat Europas und jeder Geheimdienst, der etwas auf sich hielt, hatte damals seine eigene handliche Terrororganisation. Bedrohung und Pseudobedrohung all over the place. Und dann so was! Tststs! Und liebe Al-Quaida: Von der Bergkapelle lernen, heißt scheinbar siegen lernen. Instrumentenkoffer, blöde Mützen mit roten Federn und vor allem 100 Leute auf einmal und ihr kommt überall rein. Auf den Bus, mit dem ihr kommt, noch einen beknackten Namen schreiben und fertig. Niemand wird Verdacht schöpfen. Und macht ja auch mehr Spaß, sich mit vielen Kumpels zusammen in die Luft zu

sprengen. Ist man nachher im Paradies nicht so allein unter all den neuen Gesichtern. Der König der Bayern Wie dem auch sei, wir stehen spielbereit bei F.J.S. im Garten, seine Frau Marianne ist schon da, der Imperator lässt auf sich warten. Ein erstaunlich normales Häuschen in einem erstaunlich normalen Stadtteil Münchens, low profile eben, man kennt das von vernünftigen Mafiosi: nur nicht auffallen. Es folgen Minuten gespannter Erwartung. Plötzlich: Ein ziemliches Teil von einem Schweinskopf reckt sich aus einem Giebelfenster im zweiten oder dritten Stock des Gebäudes und eine aus Bundestagsdebatten wohlbekannte Stimme ruft: I komm glei! Da steht er nun, der Zampano, der Caudillo, der Gerechteste unter den sehr Rechten. Routiniert spulen wir unser Programm aus Bayerischen Defiliermärschen und Bergmannsliedern herun-

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ter und selbst die SPD-Anhänger innerhalb der Kapelle reißen sich zusammen und versuchen richtig zu spielen. Danach gemeinsame Fotos und anstehen (ob man will oder nicht) für bayerische Gedenkmünzen und Autogrammkarten, ausgestellt im Wohnzimmer des Meisters. Kuriosum am Rande: der zu dieser Zeit einzige Musiker der Kapelle, der enge Kontakte zu der noch sehr jungen grün-alternativen Liste hat, muss auf einem Foto eine väterliche Umarmung des Patrons über sich ergehen lassen. So, und jetzt mal ganz verschissenes Feuilleton: Wohl die früheste schwarz-grüne Annäherung! Und ab. Blutzoll Mittags dann bei 30 Grad Oktoberfestumzug, der einen hohen Blutzoll fordert: Ein Schellenbaumträger (weiß überhaupt irgendjemand da draußen, was das ist) nach dem anderen

bricht zusammen. Vorbei an der Ehrentribüne, der Herrscher winkt, man kennt sich. Ein neuer Freund! Schließlich erreichen wir das rettende Bierzelt. Noch zwei Stunden Konzert und dann ab nach Hause. Wenn das kein Terminplan ist. Deadlines, only deadlines!! Auf der Rückfahrt nicht mehr so eklatante Platzprobleme. Der Alkohol bleibt größtenteils draußen. Die Bayerntour hinterlässt selbst bei der geeichten Bergkapelle Spuren. Ein paar Tage später zündet ein rechtsradikaler „Einzeltäter“ eine Bombe auf der Wiesn, einer der verheerendsten Anschläge in der Geschichte der BRD. Die Sache wird vom Kanzlerkandidaten Strauß im Wahlkampf ausgeschlachtet, er warnt vor dem Linksradikalen im Besonderen und natürlich dem Sozi im Allgemeinen. Genutzt hat es ihm trotzdem nichts. ♠

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impressum

♠ Herausgeber, Gestaltung, Redaktion:

Ralf Leis Schmollerstraße 5 66111 Saarbrücken > ralf@leis-kommunikation.de www.leis-kommunikation.de ♠ Konzept, Idee:

Ralf Leis und Frank Schilling ♠ Mitwirkende – danke, sie warn bezaubernd!

♠ André Mailänder – herrliche Fotos, wie immer ♠ Gertrud Grub – war sehr lecker ♠ Janice Mitchell – dankeschön

♠ M. Hoffmann – Äxte im GastroWald, jaaawoll

♠ Markus Spohn – Als nächstes die Bergkapelle bei Scorcese ♠ Mazze Gaspers – Solidarität


Fotos: Ralf Leis

♦ VIERTELVOR erscheint halbjährlich kostenlos, nächste Ausgabe Anfang Juli 2006 zum

Nauwieserfest.

♦ Für Anzeigenschaltung fordern Sie bitte unsere Mediadaten an: 0681-965 23 28 oder

> info@leis-kommunikation.de. ♦ Die bereits erschienenen Ausgaben von VIERTELVOR sind kostenlos erhältlich im Buchladen in der Försterstraße und natürlich bei uns: info@leis-kommunikation.de ♦ Auflage: 10.000 Stck ♦ Druck: repa druck, Ensheim ♥ Danke für Feedback, Inspiration, Korrekturlesen, Cheerleading, Stressglätten, Mitdenken,

Gastfreundschaft: Adela & Christian, Andrea, Andreas Schepers, Anna, Chris Schrauff, Germaine &Tom, Jutta & Tom, Kay Becker, Marina Ehrendreich, Mazze & Steffi, Miriam, Ursel Quack & Andreas Ries, Ralf ♥ Ebenso bedanken wir uns bei unseren Anzeigenkunden, die dieses Projekt ermöglicht haben. ♦ Alle Rechte vorbehalten. Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren oder dem

Herausgeber.

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nachschlag

grumbeersupp unn arme ridder midd vanillesoos für vier Personen

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er heutige Nachschlag, eine ur-saarländische Spezialität, kommt von der lieben Frau Gertrud Grub. Von der definitiven Leckerheit (und Sättigung!) dieses patriotisches Gerichts durften wir uns diesmal sogar selbst überzeugen, denn neben dem Rezept gab’s auch eine Essenseinladung (machen wir jetzt immer so). War köstlich, nochmal vielen Dank!

8 Brötchen Milch 66 Paniermehl

Zimt Zucker 1 Kilo Grumbeere viel Grünes

Die Brötchen werden auf der Kartoffelreibe (Grumbeerrabb) leicht abgerieben, in Milch eingeweicht und anschließend gut ausgedrückt. Danach in Paniermehl wälzen. Damit sie später schön goldbraun werden, am besten in einer Eisenpfanne ausbacken, Zimt und Zucker geben der Sache den letzten Pfiff. Jetzt noch Vanillesoße drüber und nach der Grumbeersupp können dann die Wetten abgeschlossen werden, wieviel man von den leckeren Teilen verdrücken kann... Für die Suppe nimmt man 2 Liter Brühe auf 1 Kilo Kartoffeln, viel leckeres Grünes reinschnippeln und wenn alles weichgekocht ist, durch ein Sieb drücken oder pürieren. Wenn man danach noch gehen kann, hat man was falsch gemacht...


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Inh. Norbert Gerwert e.K. Grünstraße 11-13 66111 Saarbrücken Tel: 06 81 / 3 49 74 Fax: 06 81 / 3 90 54 68 Reklame

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