Viertelvor Ausgabe 7

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VIERTELVOR

D a s H e f t f ü r s N a u w i e s e r Vi e r t e l

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08/06 kostenlos

Nauwieserfest-Programm im Innenteil


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Fotos vom Nauwieserfest 2005

von >Niki Schrot

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Willkommen zur 7. Ausgabe von VIERTELVOR!

W

enn es so etwas wie einen roten Faden in dieser Ausgabe geben sollte, dann ist das wohl das Thema Kinder. Ein ungeheurer Babyboom ist momentan im Viertel zu verzeichnen und es verwundert angesichts dieses Vermehrungsdrangs, dass die Einwohnerzahlen in Saarbrücken tatsächlich rückläufig sein sollen. Also haben wir uns des Themas an ein paar Stellen in diesem Heft ein wenig angenommen und wollen hoffen, dass die neuen Racker in ein paar Jahren ebenso viel Spaß am Nauwieserfest haben wie wir. Das steigt nämlich wieder Ende Juli mit einem leckeren Programm, das ihr in der Mitte des Heftes findet. Für Interessierte: Am 12. Juli, 18.45 Uhr gibt es einen kleinen Fernsehbeitrag im Kulturspiegel zu der Entstehung dieses Heftes. viel Spassss! Ralf Leis


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viertelvor 07 inhalt

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kurzes

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fundsachen Wa s m a n s o a l l e s f i n d e t a u f d e n S t r a ß e n d e s Vi e r t e l s , t s t s

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fiffi uffm kopp I n t e r v i e w m i t E d u a r d P. H a n s , H a a r h a u s H a n s e d

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von > Mazze Gaspers und Ralf Leis

die kleinen strolche Fotografien

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von >Ralf Leis

von > André Mailänder

programm nauwieserfest Das Fest der Feste

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ortsbegehung

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. . . i m Vi e r t e l m i t d e m G e o g r a p h e n J o a c h i m G ü t h

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einheit in der vielfalt Interview mit Suman Santhireswaran

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von > Ralf Leis

100 jahre rotenbergschule Die Schule von Max Ophüls feiert Geburtstag

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und ich dachte soso Te x t e v o n > M i c h a e l N o l t e Illustrationen von > Marc Misman

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von > Ralf Leis

peur sur la ville Angst in der Stadt

von > Markus Spohn

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impressum

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nachschlag D i e s m a l p r ä s e n t i e r t v o m T h e a t e r i m Vi e r t e l


24 Stunden – die Säulen des Viertels Martin-Luther-Straße 21

Reifen- und Reparaturservice rund ums Kfz vom Meisterbetrieb Holger Galgenmüller Tel. 3 98 444 Reklame

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Auf dem Weg zu Freifrau Schmidt nahm er noch was zu trinken mit. Reklame

Robert Gernhardt


kurzes

Es geht nix über ein gesundes Selbstverständnis!

Das Imperium schlägt zurück 1

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Foto

von >Georg Kaster

Das Imperium schlägt zurück 2

Warning! Explizit Lyrics! Eine allseits beliebte, von uns allen geschätzte, kostenlose Wochenzeitschrift, die in Saarbrücken die Woche spiegelt, hat geschafft, woran wir die ganze Zeit vergeblich arbeiten: Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat in ihrem amtlichen Mitteilungsblatt deren Indizierung kundgetan. Der Grund sind wohl die übermäßig lustig-kreativen Kontaktanzeigen aus dem HipHop-Bereich z. B.: – „Kai Schwanzlutscher, 01520...“ – „Nadja, anal-spermageil 0174...“ – „Spritz mir in den Mund 0681...“ – „Ständerlutscherinnen 0681...“ – „Uschi 38, Faustfick T. 0681...“ – „Mäuschen aus Eppelborn su. Schwänzchen zum Spielen! 0190...“ – „Herrin Andrea! Dein Schmerz ist meine Lust! 0180...“ – „Geile Bumskontakte zw. St. Ingbert und Homburg! 0190...“


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kurzes

Nauwieser Viertel – atomstromfrei 8 Gewerbetreibende im Viertel, darunter Der Buchladen, Ringelblume, Café Kostbar, Evas Tabak- und Schreibwarenladen und die beiden Kopierläden, haben in den letzten Monaten zu einem Ökostromversorger ohne Verflechtung mit der Atomindustrie gewechselt. Einige weitere Ladenbesitzer planen zur Zeit den Wechsel. Angestoßen wurde das Projekt „Nauwieser Viertel Atomstromfrei“ von der GreenpeaceGruppe Saar.

Ja, sag mal... ...was ist denn da los? Schon ewig alle Rolläden runter? Tür zu, Licht aus? Markisen schmutzig? Sind die Mädels alle auf Fortbildung? Oder streikt der öffentliche Dienst etwa immer noch? Oder geht jetzt echt ALLES den Bach runter....? 9

Fotos von >Martin Heuer

Bäume – Im Viertel mittlerweile total OUT Fällen! Kappen! Roden! Weg mit dem Baumzeug! Machen doch nur Dreck und Schatten, stehen das ganze Jahr blöd rum, versperren die Sicht und sind total langweilig. Die Stadt Saarbrücken hat jetzt endlich mal durchgegriffen und in der Seilerstraße ein sauberes Exempel statuiert (Solche Alleen sind ja auch total überschätzt). Ca. 30 von den Hölzernen wurden kurzerhand umgelegt, um Straßenlaternen den nötigen Raum zu gewähren. Jaja, so Laternen brauchen einfach Platz. Richtig Platz. Waren ja auch alle krank, die Bäume. Schwer krank. Jeden Herbst sind da Blätter auf die Straße und die parkenden Autos gefallen. Und außerdem wurden die damals von Oskar Lafontaine gepflanzt. Und das geht ja nun wirklich zu weit...


fundsachen heute möcht en wir uns mal ansehen, was di e menschen im viertel so alle s verlieren oder wegwerfen. ganz intere ssante sachen dabe i... v o n > R a lf Le is

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Der Klassiker . Sc achtlos wegge hön, aber worfen am Max-OphülsPlatz.

nem auf ei e, in ation in n e i l b K e Kom arme etwas Schön apier. Der scht wohl P r r k e c Stü ben h in der as Le Mam Gefunden s. Chao serstraße ie Nauw


Blieb mal auf einem Tisch im Ubu Roi liegen. Da hat’s wohl in einem Gast ganz schön geköchelt...

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...ein Prunks tück in unse rer Sammlung . Mama Terror mit Sc hläferSöhnen. Rühr end. Die Buben habe n merklich Respekt vor Frau Mutter.


ltever ?, ...a d a b n t?, ...alle errich was? nt?, itsunt ... ja, e H taura b r s a e m i r d r s n e i l g .a r u .. Pa mbu ter?, ital?, ?, ...a en Al ...osp stress tfähig bot?, n f e .a b .. a , aufg ksler? ...aus ?, ... , ...äc ining stall? n e agtra s l h c ...a s n kante ...and 12

Das hat w ohl nicht so hingeh auen...

„Hall o Fra nz, sp versc reche hlüss elt...“


Ob Eckhardt und Robert noch zueinander gefunden haben?

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Ohne Quatsch: Dieser in jeder Hinsicht vorbildliche Spickzettel wurde 3 Tage nach dem Katholikentag in der SeilerstraĂ&#x;e gefunden...

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g setzun e Ăœber Um ein ... ebeten wird g


O.K.

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Hat s ich w ohl do fßr A ch ustral ien – entsc Japan hiede n...


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fiffi uffm kopp viele legenden und geheimnisse ranken sich um das haarhaus hansed in der cecilienstrasse und wie oft das kult-schaufenster schon von kunsthochschulstudenten und hobbyfotografen abgelichtet wurde, kann man kaum schätzen. mit dem inhaber, herrn eduard p. hans – nein, nicht herr hansed – haben wir uns unterhalten. von > Mazze Gaspers und Ralf Leis, Fotos von >Ralf Leis

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m es gleich vorweg zu nehmen: Herr Eduard P. Hans ist eine Granate. Ein Original. Und wenn es ihn im Viertel nicht gäbe, müsste man ihn erfinden. Ein sehr kommunikativer, positiv denkender Mann ohne Berührungsängste, der mit jedem klarkommt. Auf unsere Interviewanfrage kommt dann folglicherweise auch die sofortige Einwilligung. Gut, der Mann ist also kooperativ. So kooperativ, dass er die meisten Fragen beantwortet, ohne dass wir dazu kommen, sie zu stellen. Im Vorfeld hatten wir uns mutig auch die freche Frage nach Kundinnen aus dem horizontalen Gewerbe überlegt, die er direkt nach kurzem Begrüßungsgeplänkel von sich aus und ohne unser Zutun beantwortet: „...tja, und eine Domina aus der Mainzer Straße hab ich ja auch immer beliefert, die hat ihre Perücken hier machen lassen. Die hatte in ihrem Hinterzimmer allen möglichen Kram. So Dinger zum Hochziehen und sogar einen gynäkologischen Stuhl! Was da einer dran hat, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, aber wenn’s ihm danach besser geht und er da befriedigt rauskommt, soll’s mir recht sein, haha. Für mich wär das nix.“

Tja Sachen gibt’s... Wir sehen hier gerade 17 ein Urkunde von der Daniela Hans, Ihre Tochter? „Ja, die ist ja auch Friseurmeisterin, hat jetzt gerade ein Baby bekommen. Sie ist mein ganzer Stolz, weil ich sie alleine großgezogen habe, da meine Frau schon mit 36 gestorben ist. Das hab ich nur mit Liebe geschafft! Ich sage immer, bei der Kindererziehung braucht man eigentlich nur Liebe, dann klappt das. Zwischen uns gab’s noch kein böses Wort.“ Dann wird sie wohl auch Ihre Nachfolgerin hier im Laden, oder? „Ja, sicher, warum auch nicht. Die Lage hier ist doch wunderbar. Die Leute sagen immer ,Nassauerviertel’, ich mach mir da keine Gedanken. Wir sind hier 200 Meter vom Zentrum weg und das Geschäft läuft gut. Schon seit 1970. Obwohl, ich muss sagen, dass es teilweise schon etwas stagniert, weil der Kundenstamm ja auch immer älter wird... Aber ich verkaufe immer noch die meisten Cyberhair-Toupets in ganz Deutschland, ich bin Spezialist in dem Gewerbe und je älter ich werde, desto besser werde ich, haha.“


Was ist denn Cyberhair nun eigentlich? „Cyberhair ist ein japanisches Produkt, die haben das erfunden. Die Toupets werden von Robotern synthetisch hergestellt, sind wesentlich haltbarer als Echthaar- oder herkömmliche Synthetik-Toupets, besser hitze- und farbbe18 ständig. (geht weg und holt 2 Anschauungsmodelle). Seht ihr, die sind beide mit 200°C erhitzt worden: das Kunsthaar-Toupet kann man wegschmeißen, das Cyberhair behält seine Struktur und seine Farbe, das hält eigentlich ewig, nur der Unterbau verschleißt mit der Zeit.“ (Die Situationen, in denen sich unser Haupthaar auf 200°C erhitzt, möchten wir uns gar nicht vorstellen, Anm. d. Red.) Aha. Sind das denn alles Einzelstücke? „Ja, das sind alles Unikate. Wir machen hier den Abdruck vom Kopf, der geht dann nach Japan, Produktionszeit ca. 7 Wochen. Da ich hier die meisten Cyberhair-Toupets verkaufe, bekomme ich einen super Herstellerpreis und kann die am preisgünstigsten verkaufen. Mit dieser japanischen Firma arbeite ich seit 1994 zusammen und anfangs bin ich auch ganz schön auf die Fresse gefallen. Ich habe aber gemerkt, dass das eine super Faser ist, mit der man alles machen kann und mittlerweile kommen die Leute aus ganz Deutschland zu mir. Gestern hab ich einen aus Schwenningen ausm Schwarzwald hier gehabt. Der fährt dann 4 Stunden hierher. Der kommt schon seit Jahren.“

Gibt es viele Studios in Deutschland, die das machen? „Es gibt eigentlich relativ viele, aber wenn Sie die sehen, die selbst herstellen und verkaufen, da machen Sie am besten die Augen zu. Do han se dann e Fiffi uffm Kopp! Entweder sind die Dinger zu dick oder die haben keinen richtigen Schnitt drin, dann sieht das natürlich saublöd aus.“ Hoho... Sie sagten, seit 1970 betreiben Sie das Geschäft? „Ja, seit 36 Jahren nun. Mit 29 habe ich eröffnet. Im selben Jahr war ich hier Prinz Karneval und hab Gott und die Welt kennengelernt und durch meinen Laufsport in Marpingen – ich war der erste Saarländer, der 24 Stunden am Stück gelaufen ist, 185 km – lernt man viele Leute kennen und da greift eins ins andere. Vorher hatte ich Friseur gelernt und hab 1963, mit 22, meinen Friseurmeister gemacht.“ Wie kamen Sie zur Toupet-Spezialisierung? „Ei, durch meine eigene Glatze! Ich hab aus der Not eine Tugend gemacht, haha. Ich war jung, sportlich, dynamisch – aber ne Glatze! Das war damals was ganz Negatives, wenn man Frauen kennenlernen wollte! Heute ist das ganz anders, die Jungen scheren sich ja kahl, auch wenn sie volles Haar haben, dafür hab ich ja gar kein Verständnis. Naja, ich hab irgendwann dann gelernt, Toupets zu machen. Alles noch


manuell, selbst von Hand geknüpft – ich komme ja aus ner Schneiderfamilie. 1969/70 wurden Perücken dann richtig Mode und jede Frau musste eine haben. Die haben 75 Mark gekostet und das Kunsthaar oxidierte in der Sonne und wurde roséfarben. Die sind dann damals alle mit roséfarbenen Haaren rumgelaufen. Katastrophe, haha. Jedenfalls: als ich nachher wieder Haare hatte, haben die Mädchen plötzlich gesagt: jung, stark, sportlich – und was hat er schöne Haare! Peng, und dann hab ich zugeschlagen, haha.“ Mit Ersatzhaar dann also berüchtigter Herzensbrecher? „Ach, was heißt Herzensbrecher. Hier gegenüber war ja die Rumpelkammer, da konnte man wunderbar Mädchen kennenlernen, das war ja im ganzen Saarland ein Begriff, die Rumpelkammer. Da hab ich dann auch meine Frau kennengelernt. Wir waren ganz verliebt und wenn der Mann verliebt ist, ist er anständig. Dann hat er keine Absichten. Das liegt halt in uns Männern, wir wollen erobern und uns bestätigt wissen – das ist doch auch ganz gut so, oder? Viele Männer verlieren allerdings ihren Biss, wenn sie älter werden, die resignieren oder werden zu brav. Aus Männern werden dann Trottel. Ich will ja noch arbeiten bis ich 80 bin. Nicht weil ich muss, sondern weil’s Spaß macht.“

Darf man fragen, wie alt Sie jetzt sind? „Nächsten Monat werd ich 65. Der Ausdauersport hält mich fit. Wer viel arbeiten muss und keinen Sport treibt, kriegt ja irgendwann Probleme. Der Steinbach-Klaus ist ein guter Lauffreund von mir, der NOK-Präsident, der sagt oft zu mir: Eddi, guck dir die Patienten an! 19 Da sind junge dabei, die haben mit 25, 30 schon Gehirnschläge oder Herzbeschwerden oder orthopädische Schäden! Der Sport hat auch den Vorteil, dass man wunderbar den Kopf frei kriegt. Als meine Frau damals gestorben ist, da war ich 46, hatte ein kleines Kind von 8 Jahren. Wenn ich den Laufsport nicht gehabt hätte, ich wüsste gar nicht – wahrscheinlich würd ich heute gar nicht hier sitzen. Durch den Sport fliegen die Negativ-Gedanken weg. Vogel fliegt – wie der Emil Zatopek so schön gesagt hat – Fisch schwimmt, Mensch läuft.“ Diskretion ist auch ein Stichwort in Ihrem Geschäft? „Ja, das muss sein! Deswegen haben wir ja auch Einzelkabinen. Wie in einem offenen Friseurgeschäft, das geht hier nicht. Wir haben ja auch viel mit Chemopatienten zu tun, da muss das schon diskret angegangen werden. Man muss auch ein guter Psychologe sein, die Leute stark reden, das ist sehr wichtig. Ich bewundere auch die Ärzte und Krankenschwestern, die solche Krankheiten behandeln, Hut ab. Wenn die einen durchkriegen, der geheilt


ist, die fühlen sich dann wie die Könige. Uns tut das auch gut, wenn man sieht, dass die Frauen wieder ein wunderbares Köpfchen haben, sich im Spiegel betrachten und wieder ein bisschen lächeln können.“ Also auch ne schöne Anerkennung für Sie? „Auf jeden Fall. Die Kunden sollen sich bei uns wohlfühlen, deshalb hab ich den Laden auch mit Absicht nicht auf exklusiv gemacht. Wenn ich in einen Exklusivladen gehe, weiß ich, dass ich das als Kunde mitbezahlen muss. Ich will gute Ware liefern und das ist der Grund, warum der Kunde kommt. Es gibt natürlich auch immer Leute, die das Exklusive brauchen. Aber dafür bin ich zu natürlich. Nix für mich.“ Im Schaufenster ist ja auch immer eine gewisse Selbstironie zu erkennen. Das mindert bestimmt auch ein wenig die Schwellenangst ? „Ja, Schwellenangst ist bei dem Thema automatisch da, da waren schon Kunden, die

haben ein halbes Jahr gebraucht, um sich reinzutrauen. Wenn ich dann irgendwelche Bilder im Schaufenster habe mit Glatze oder wo ich das Gesicht verziehe – ein bisschen Komik, das gehört dazu. Oder das Bild mit der Langhaarperücke. Da hat mich eine Frau gefragt: So haben Sie vor 20 Jahren ausgesehen? Neee, vor 14 Tagen, als ich auf der Faasenacht war, haha. Ein bisschen Selbstironie gehört einfach dazu.“ Wenn Sie schon seit 36 Jahren hier im Viertel präsent sind, haben Sie wohl auch schon Manchen kommen und gehen sehen? „Das kann man sagen. Nebenan, wo jetzt der Gruftiladen ist, war früher der TeppichMünch drin. Der war auch lange da. Der Junior hat das dann schnell aufn Buckel gestellt. Ein Tag, nachdem der selbsständig war, kam er in nem glänzenden maßgeschneiderten Anzug an und hat sich 2 Mercedes gekauft. Die Kunden haben dann gefragt, ist der bekloppt, oder was? A propos Gruftiladen: Da gab’s auch schon

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ganze Bücher im Viertel

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Kunden, die hier waren und gleich danach nebenan was gekauft haben. Oder die Nutten, die hier am Eck standen, haben sich auch immer ihre Perücken hier gekauft. Die haben wir dann flottgemacht, die wollen ja gut aussehen... Der Schmidt-Walter hat dann auch irgendwann seinen Weinladen hier aufgemacht. Den hol ich übrigens samstagsmorgens immer zuhause ab, dann kriegt er hier sein Frühstück serviert – da ist er ganz wild drauf. Der Walter ist einfach ein Phänomen, heute mittag hat er den Laden für ne Stunde zugesperrt, weil ihn der oberste Polizeichef für irgendeine Veranstaltung eingeladen hat. Abends kommt er dann nach Hause und sagt seiner Frau, dass es heut keinen Umsatz gab, haha.“ Schade, dass hier so großer Wert auf Diskretion gelegt wird, Sie haben bestimmt auch ein paar Kunden aus Funk und Fernsehen? „Jahaa, aber das fällt leider unter die ärztliche Schweigepflicht. Da werd ich bestimmt nix

ausplaudern. Durch meinen Sport kenne ich halt ein paar Prominente. Früher habe ich mit dem Klaus Schlappner Fußball gespielt und der Erich Ribbeck ist ein alter Duz-Freund von mir. Mein Zwillingsbruder Seppl ist ein berühmter Wimpelmacher, der hat sogar mal was für die Nationalmannschaft anlässlich der WM 98 gemacht. Deswegen waren wir auch beim Kerner eingeladen, zusammen mit der Kati Witt und anderen. Da hab ich noch ein paar Fotos (zeigt stolz Bilder und alte Bildzeitungsausschnitte). Zu guter Letzt, die wichtigste Frage: Wieso Hansed und nicht Hans? „Ach, nur Hans klingt doch doof, da kann man doch nix mit anfangen. Da hab ich einfach noch den Anfang vom Vornamen drangehängt. Allerdings muss ich halt ständig sagen, dass ich nicht der Herr Hansed bin, sondern der Herr Hans, haha.“ ♠

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Salon

VALENTE Giuseppe Pascale

Ringelblume Nauwieserstraße 9 • Tel: 06 81 / 3 65 71

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Naturkost Cecilienstraße 23 66111 Saarbrücken Tel: 06 81 / 39 71 35 Reklame


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die kleinen strolche im nauwieser viertel gibt es einen babyboom. das ist nicht zu leugnen. alternde punkrocker,eingefleischte singles, smarte salonlöwen, überzeugte berufsjugendliche – der virus erfasst sie alle und der drang, sich fortzupflanzen beherrscht das tun und trachten. dass dies grandioses hervorbringen kann, möchten wir auf den folgenden seiten zeigen. Fotografien von >André Mailänder

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Juliette ist fast 2 Jahre, spielt gerne auf dem Spielplatz in der Nauwieserstraße und ist sehr charmant.


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Ece und Eda sind 2,5 Jahre, ganz offensichtlich Schwestern und ebenfalls รถfter auf dem Spielplatz anzutreffen.


25 Elmar (9 Monate), Linus (6 Jahre) und Luk (3 Jahre) sind 3 BrĂźder und halten sich gern im Hinterhof in der BruchwiesenstraĂ&#x;e auf.


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Elias ist 2,5 Jahre und hat eine groĂ&#x;e Vorliebe fĂźr die Ventilatoren im Ubu Roi.


Paula ist 4 Jahre mag die Eisdiele in der CecilienstraĂ&#x;e und Fotografen.

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Jalen Elijah ist 5 Jahre und f채hrt gern Rollerblades auf dem Landwehrplatz


Franziska ist 5 Jahre und mag das Labyrinth im Kirchengarten.

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Nils ist 5 Jahre und fährt gern Fahrrad auf dem Schulhof in der RotenbergstraĂ&#x;e.


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Anna ist 5 Jahre und bekommt manchmal Lutscher im Santha Weltmarkt.


programm nauwieserfest grusswort

Auf ins Viertel, heißt es wieder in diesem Jahr.

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G

erne habe ich die Schirmherrschaft für das diesjährige Nauwieser Fest übernommen, denn gerade hier ist die kulturelle Vielfalt unserer Landeshauptstadt in besonderem Maße präsent. Das Nauwieser Viertel trägt ebenso wie die übrigen Quartiere der Innenstadt wesentlich dazu bei, unsere Stadt unverwechselbar zu machen. Deshalb ist die Vitalität des Viertels im Zusammenspiel der stadtgestaltend wirkenden Kräfte besonders wichtig. Seit den frühen 80er Jahren (1982) arbeiten wir am Erhalt und der Fortentwicklung der Wohnnutzung. Die Belange der Bewohnerinnen und Bewohner sind uns auch hier besonders wichtig. Max-Ophüls-Platz und der Kirchgarten Johanniskirche sind Beispiele für eine positive Gestaltung des Wohnumfeldes im Nauwieser Viertel. In diesem Zusammenhang ist das Nauwieser Fest die integrierend wirkend und gestaltende Kraft des Viertels, die wesentlich dazu beiträgt, den sozialen und interkulturellen Zusammenhalt im Viertel zu bündeln.

Der Rockstar e.V., der die Initiative Nauwieser Fest wieder tatkräftig unterstützt, hat ein interessantes Kulturprogramm zusammengestellt, das sicher viele Besucherinnen und Besucher ins Viertel lockt. Das Nauwieser Fest ist für mich Ausdruck einer gewachsenen Lebenskultur, die das Viertel besonders prägt. Für unterschiedlichste Kulturformen ist eine Bühne entstanden, die gerade hieraus ihre besondere, filigrane Qualität schöpft, in der auch Kinder einen wichtigen Platz einnehmen. Ich danke den Organisatoren, die sich immer wieder gerne der Herausforderung stellen, nicht nur den Bewohnerinnen und Bewohnern des Viertels ein attraktives Fest zu bieten. Sicher trägt das Nauwieser Fest dazu bei, unsere Stadt von ihrer besonders liebenswerten Seite zu zeigen. Mit ihnen allen freue ich mich darauf.

Ihre Charlotte Britz Oberbürgermeisterin


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programm freitag 28/07/06 hauptbühne max-ophüls-platz:

hauptbühne max-ophüls-platz:

the don’t cares

crocodile cowboys

> 18.30 Uhr Zur Eröffnung eine echte Viertel-Legende: Gitarrenrock in britischer Tradition auf der Suche nach dem perfekten Song. Frisch serviert.

> 18.00 Uhr Gerüchteumwitterte Band zwischen Hardrock, Blues, Country and Psychedelic Rock, die u. a. schon mit Bands wie Lynyrd Skynyrd, Deep Purple, Bo Diddley etc. gespielt haben.

campfire > 19.45 Uhr Stilsichere Songs zwischen Johnny Cash und The Clash. Eigenwillig und gekonnt.

2 minute warning

teenage guide to popularity

randy’s ripcord

> 21.00 Uhr Glamouröser Rock’n’Roll (u.a. The Hives, Turbonegro, Ramones), feat. Members of Rescue The Anne.

> 21.00 Uhr Grandioser Grrrl-Punkrock aus Hamburg.

jupiter jones 34

samstag 29/07/06

> 22.15 Uhr Deutscher Punkrock der Extraklasse aus dem Saarland und der Eifel.

> 20.00 Uhr New-School-Action-Rock aus dem Saarland.

dead brothers > 22.15 Uhr Prozessionen, schwarze Anzüge und Zylinder sowie eine grandiose Musik-Mixtur aus Jazz, Rock’n’Roll, Gipsy Music, Swing und Country.

bleistift, nauwieserstr: bleistift, nauwieserstr:

high voltage

voodoo jack

> 15.30 Uhr Rock-Covers und Eigenkompositionen.

> 20.00 Uhr Ausgewählte Rockklassiker im Stil der 70er.

karateklub meier, nassauerstr: kkm-dj-crew > 22.00 Uhr Musikalische Unterhaltung vom Plattenteller.

little town blues band > 20.00 Uhr Abwechslungsreicher Blues und Rock.

bar central, nauwieserstr: kai sommer trio > 20.30 Uhr Live-Jazz.

antiquitätenladen, nauwieserstr: mental drops > 19.00 Uhr Mixed Music, Eigenkompositionen und Covers.

schirmherrin: oberbürgermeisterin charlotte britz

karateklub meier, nassauerstr: kkm-dj-crew > 22.00 Uhr Musikalische Unterhaltung vom Plattenteller.


nauwieserfest sonntag 30/07/06 hauptbühne max-ophüls-platz:

sonstiges:

ro gebhardt’s tales from amazonia

cd- und schallplattenbörse

> 12.30 Uhr Frühschoppen mit dem saarländischen Ausnahme-Gitarristen feat. Joao Limburg/Berlin (brasilianischer Gesang/Gitarre), Davide Petrocca/ Stuttgart (Kontrabass).

Samstag und Sonntag jeweils ab 11.00 Uhr auf dem Max-Ophüls-Platz.

christopher street day abschlusskundgebung > 17.30 Uhr Mit den Musicalstars Anne Welte, Thomas Schirano und Hardy Rudolz.

spy vs. spy > 20.15 Uhr Grooviger Surfsound aus dem Saarland.

ultrafair > 21.15 Uhr Prosecco-Punk aus der Modestadt Düsseldorf.

von spar > 22.15 Uhr Grandioses Trio aus Köln, irgendwo zwischen Electro Disco und Punk. Beim Hamburger Kultlabel L’Age D’Or unter Vertrag. Feat. Members of The Oliver Twist & Urlaub In Polen.

kurze eck, nauwieserstr: boys named sue > 18.00 Uhr Respektvolle Verneigung vor den alten Meistern Cash, Dylan, The Band, Elvis, Bo Diddley...

bücherflohmarkt Samstag ab 14.00 Uhr im Hinterhof des Buchladens in der Försterstrasse. Interessierte melden sich bitte bis zum 24. Juli unter 0681-31171 beim Buchladen an.

kinderprogramm Samstag und Sonntag abwechslungsreiches Kinderprogramm auf dem Spielplatz Nauwieser Platz mit Luftkissen, Schminken, usw...

kinderfest Rund um den Themenschwerpunkt Mittelalter. Samstag von 14.00 bis 21.00 Uhr und Sonntag von 12.00 bis 20.00 Uhr im Innenhof des SOSAusbildungs- und Beschäftigungszentrums zwischen Seilerstraße und Nauwieser Platz (Eingang Nr. 9). Während die Eltern über das Fest schlendern, können Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren hier etwas Tolles erleben. Außerdem natürlich wie jedes Jahr ein großes und abwechslungsreiches Angebot an Essens-, Getränke-, Schmuck- und sonstigen Ständen auf dem Max-Ophüls-Platz, in der gesamten Nauwieserstraße und einem Abschnitt der Cecilienstraße.

bleistift, nauwieserstr: crippled flower garden > 20.00 Uhr Elektrischer Gitarrenrock vom Feinsten.

von links: Little Town Blues Band, Crocodile Cowboys, Crippled Flower Garden, Voodoo Jack

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programm nauwieserfest jupiter jones Die Band aus der Region Saarland/Eifel besteht seit 2002 und tourte schon mit so namhaften Bands wie Sportfreunde Stiller, Muff Potter, Donots und Hot Water Music. Jetzt ist die neue Platte „Raum um Raum“ im Kasten, ein Manifest progressiver und moderner Gitarrenmusik. Zwölf Songs mit Hit-Potential, die musikalisch wie textlich all das ausdrücken, was Bands wie Kettcar, Leatherface oder Hot Water Music bekanntmachten. Energie und Einkehr, Kraft und Emotion. Fr, 22.15 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

teenage guide to popularity Zu den adoptierten Titeln der selbsternannten Meistern des sexy Posing gehören Songs von Bands wie Turbonegro, Ramones, Electric Six, Hives und the Darkness. Jeder, der im Bilde ist, weiß, dass diese Musik alleine es schon schafft, junge Menschen zu bekehren und ihnen den richtigen Lebensweg vorbereitet. Fr, 21.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

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campfire „Rock ohne Stadion, Country ohne Country, Clash ohne Punk – This is our music“ – Campfires Selbstbekenntnis trifft des Pudels Kern. Oder besser gesagt, das Herz eines jeden echten Country-Rockers, der seit seinen seligen Jugendzimmertagen in irgendeinem Provinznest über den Sinn in Bob Dylans Texten nachgrübelt und auf der stetigen Suche nach dem perfekten Song ist. Campfire sind laut und leise, spielen manchmal akustisch und oft In Rock und wollen unterhalten. Gekonnt und eigenwillig. Fr, 19.45 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

dead brothers Ein Highlight des diesjährigen Programms! Schon aus der Ferne kann man sie kommen hören. Eine Prozession. Fünf zerlumpte Gestalten in schlecht sitzenden Anzügen mit schwarzen Zylindern. Schwankend setzen sie einen Fuß vor den anderen. Das Piano hat wohl mal wieder nicht die Finger vom Fusel lassen können, so wurde es zur quietschenden Quetschkommode degradiert. Eine Tuba knarzt den Rhythmus, die Trommel patscht mit jedem Schlag eine Ohrfeige ins Gesicht des guten Geschmacks. Gitarre und Banjo schreien und zirpen so verhallt, als lägen sie schon in der Gruft, die die anderen erst noch ansteuern. Sa, 22.15 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz


randy’s ripcord Hamburg, irgendwann im Oktober 2001. Da liefen sich Ines und Linda zum ersten Mal über den Weg. Bass und Gitarre waren besetzt, doch fähige Drummerinnen rar. Sogar in Hamburg. So schrieb Frau Song um Song bis dann, knapp zwei Jahre später, im Januar 2003, Knut dem Repertoire der beiden den gehörigen Arschtritt verpasste. Die Randy’s spielen energetischen und immer straight nach-vorne-raus-Grrrl-Punkrock mit großen Melodien fernab jeglicher Emotionslosigkeit und Abgestumpftheit. Zwei Frauen, zwei Stimmen, ein Drummer – 1,2,3,4…. Sa, 21.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

2 minute warning Irgendwo zwischen New-Rock und Emo, zwischen Independent und Hardcore, zwischen Alternative und Crossover, zwischen Trier und Saarbrücken haben 2 minute warning 2003 ihren Stil gefunden. New-School-Action-Rock verbindet das Alte mit dem Neuen. Das Herzblut des Proberaums mit dem verschwitzten Elan eines kleinen Clubs. Den Rauch einer Kneipe mit dem Flair einer großen Bühne. Gegen jede Regel. Mitten ins Herz. Sa, 20.00 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

von spar Wenn laut Adorno Pantoffeln aufgrund der Tatsache, dass man so umstandslos in sie hineinschlüpfen kann, Denkmal des Hasses gegen das Bücken sind, dann ist die Musik der ungleichen Cousins Mahmoud von Spar, Philipp von Spar und Christopher von Spar, diese Musik, die sich rücksichtslos jeglicher Aneignung durch den Konsumenten wiedersetzen wollte, ein Monument des Herabbeugens. Ein Ehrenmal für den stolzen Griff nach der leeren Flasche. Denn dem Trio gilt das Sammeln von Leergut seit jeher als obligates Mittel den Kulturbetrieb via Subvention zu dekonstruieren. So, 22.15 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

boys named sue Nicht von ungefähr klingt der Bandname schon verdächtig nach Johnny Cash! Der Auftrag lautet: angemessene Würdigung der großen Meister Cash, Elvis, Dylan, Bo Diddley, The Band, Tom Waits u.a. ohne in die Klischeekiste abzurutschen. Humor, Spielfreude und Intensität ohne Kitsch. So, 18.00 Kurze Eck

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programm nauwieserfest ultrafair – Die Gitarre: Parade-Nerd mit Hornhose, Cordbrille & PedalAffinität. – Der Gesang: Fragt sich zudem ständig, was dieser Distelmeyer uns eigentlich sagen will..."Thees?! Was ist das überhaupt für ein Name?" – Der Bass : Let´s Call him: Bootsie Tietze. Der Austrinker unter den Umfallern! – Das Schlagzeug: Vorhandene Superkräfte: House-Beats, Haus-Verbot und BLACK SABBATH. Anarchistischer Schnaps-Krimineller. So, 21.15 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

spy vs. spy

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Kein Update des alten MAD-Klassikers „Spion und Spion“, sondern Spione wie du und ich, die sich der Mission verschrieben haben, die Zuschauer an das Crime-Flair der 60er, 70er und 80er Jahre TV-Action/Krimi-Serien zu erinnern und längst totgeglaubte Helden wie Magnum oder Sledge Hammer durch ihre Musik wiederauferstehen zu lassen. Das Ganze serviert in groovigstem Surf-Punk-Gewand. Diese Nachricht zerstört sich in 5 Sekunden selbst. So, 20.15 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

abschlusskundgebung christopher street day Am Sonntag, 30. Juli ist der CSD SaarLorLux 2006 zu Gast auf dem Nauwieserfest. Die Parade startet um 15 Uhr vor der Bergwerksdirektion und zieht durch die Bahnhofstraße, über den St. Johanner Markt zum Max Ophüls Platz, wo um 17.30 Uhr die Abschlusskundgebung stattfindet. Im anschließen den Kulturprogramm wirken erstmalig live bei einem CSD Musicalstars mit: die Saarländerin Anne Welte (Miserables), Thomas Schirano (Rocky) und Hardy Rudolz (Phantom). So, 17.30 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

ro gebhardt’s tales from amazonia Auf dem Programm steht eine Melange aus Latin, Tango, Jazz & Electronic-Samples. Waghalsige, virtuose aber auch sehr gefühlvolle, balladeske Kompositionen aus der Feder des Solisten als auch Werke der zeitgenössischen Literatur wie z. B. Astor Piazzolla, Djavan, Ivan Lins, Tom Jobim, Gilberto Gil etc. – Ro Gebhardt, guitars, comp, arr – Joao Limburg, voc/git (Foto) – Davide Petrocca, upright bass So, 12.30 Hauptbühne Max-Ophüls-Platz


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ortsbegehung

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woher kommt der name „nauwieser viertel“? wann und wieso ist das viertel überhaupt entstanden? was ist die typische baustruktur und wie wurde sie verhunzt? was übersieht man hier gern mal? fragen, denen wir nachgegangen sind. und zwar zusammen mit dem geograph joachim güth, langjähriger regierungsangestellter im institut für landeskunde und spezialist für saabrbrücker stadtgeschichte. Te x t u n d F o t o s

von >Ralf Leis


♠ Linke Seite: Die typische Bausubstanz der originalen Erstbebauung im Viertel: Sandstein mit KlinkerBlendstein, gut zu sehen in der Nauwieserstraße. ♠ Oben links: Der Ophüls-Platz war ursprünglich ein großer Schulhof, das Gebäude im Hintergrund die dazugehörige Schule und eins der ersten Gebäude im Viertel. ♠ Oben rechts: Beispiel in der Cecilienstraße für gelungene und nicht so gelungene Pflege der Bausubstanz.

H

err Güth hat seine Überzeugungen und ist ein kritischer Mann. Seit Jahrzehnten legt er sich oft und gerne mit jedem an, der seiner Meinung nach die städtebauliche Entwicklung Saarbrückens verhunzt. Für seine Sichtweise hat er durchaus gute und fundierte Gründe – auch wenn man seine Meinung nicht immer teilen muss. Unzweifelhaft ist allerdings sein Wissen um die Geschichte Saarbrückens, insbesondere des Nauwieserviertels. Bei einem Vorgespräch durften wir auch eine sehr beeindruckende historische Saarbrücker Postkartensammlung bewundern. Grund genug also, Herrn Güth, dessen Großvater Heinrich Güth der Architekt der Rotenbergschule und anderer bekannter Saarbrücker Bauwerke war, um eine exklusive Führung durchs Viertel zu bitten, um mal mit der Nase auf unsere kulturelle Oberfläche gestoßen zu werden. Unsere Ortsbegehung beginnt auf dem Ophüls-Platz, der für Herrn Güth in seiner Schlichtheit eine gelungene Platzgestaltung darstellt, weil hier das Wort Platz in seiner ursprünglichen Bedeutung noch Anwendung findet. Hier IST Platz. Wir verweilen kurz und klären die Entstehung des Begriffs „Nauwies“:

Das Gebiet des ursprünglichen Stadtkerns St. 43 Johann liegt leicht erhöht, das Gebiet des heutigen Nauwieserviertels dagegen war lediglich ein ungenutztes Hochwasserbett der Saar, das regelmäßig überflutet wurde. Durch das Hochwasser wurden immer mehr Ablagerungen angeschwemmt, es entstand mit der Zeit neuer nutzbarer Boden, eine „Neue Wiese“ sozusagen – und schon haben wir unsere Ableitung. Als um 1800 die von der Stadtmauer definierte Stadtgrenze zu klein und eine Erweiterung nötig wurde (um 1810 zählte St. Johann ca. 2.500 Einwohner und bereits 1900 hatte sich mit 21.000 Menschen die Zahl verachtfacht), entstanden auch hier im jetzigen Nauwieserviertel die ersten Gebäude – anfänglich nur öffentliche Einrichtungen aufgrund des unsicheren Baugrundes: Ein großer Schlachthof auf dem heutigen Landwehrplatz, die Feuerwache, daneben die Kommandantur, zwei Schulen (die beiden Gebäude rechts und links vom Ophüls-Platz, wobei dieser den Schulhof darstellte). Das heutige Nauwieserviertel ist größtenteils in seinen alten Strukturen noch original erhalten bis auf die geschlossenen Lücken aus dem 2. Weltkrieg natürlich. Die vorwiegende Bausub-


44 ♠ Oben links: Gegen den Baum, die Laterne und die Parkplätze direkt vor der Rotenbergtreppe führt Herr Güth schon einen langen Kreuzzug. Die in den 70ern gebaute Gymnastikhalle der Rotenbergschule findet er auch nicht so gut. ♠ Oben rechts: Halbherzig zugegipste Granatsplitter in der Fassade erinnern an den 2. Weltkrieg. Die Fliesen darunter ans ehemalige Schlachthaus aufm Landwehrplatz. ♠ Unten links: Hier stand vor langer Zeit die Firma „Kolb & Halbermass Chocoladen u. Zuckerwarenfabrik“, die leckere „Harzschmiere“ produzierte, später als „Fenner Harz“ bekannt. ♠ Unten rechts: Solche Schlampigkeiten fallen der Mehrheit nicht auf und zeugen von mangeldem Bewusstsein für die Stadtoberfläche.

stanz der vielen originalen Gebäude ist Sandstein, was natürlich und naheliegend ist, da Saarbrücken im Buntsandstein gelegen ist, wie uns der Geograph Güth erklärt. Verblendet sind die meisten Gebäude bis auf den Sockel mit Klinker-Backstein, was man auch heute noch überall hier findet. Dass dabei mit der Zeit so einige Katastrophen angerichtet wurden, fällt oft erst auf den zweiten Blick auf (Manchmal aber auch auf den ersten). Ob verputzte und mit brauner Farbe zugeschmierte Sandsteinsockel, oder gar mit Fliesen zugeklebte (damit sie gut abwaschbar sind, oje), hauruck-betonierte Fensterbänke neben den originalen aus Sandstein, abenteuerliche

Fassadenfarben, fehlende Pflastersteine im Bürgersteig, die durch schlampige Teerflächen ersetzt wurden, Glasbaustein-Infernos – Joachim Güth legt bei unserem Rundgang gnadenlos die Finger in die Wunden und bei so mancher Bausünde verliert er auch mal kurz die Contenance. „Vor allem in früheren Jahren fehlte den Hausbesitzern oft das Verantwortungsbewusstsein, das Stilempfinden oder ganz einfach die finanziellen Mittel, die Fassaden richtig zu gestalten. Was ich oft katastrophal finde, weil ich der Meinung bin, eine Fassade gehört der Gesellschaft, der Allgemeinheit.“ so Güth. „Die Menschen haben ein Recht auf eine sorgfältig gestaltete kulturelle Umgebung, weil das einen Eigenwert


45 ♠ Oben links: Schon lange ein Dorn im Auge ist wohl nicht nur Herrn Güth die bisherige Landwehrplatzgestaltung. Busbahnhof, Bolzplatzkäfig, Zäune – das wird sich nun wohl ändern. Das Mäuerchen im Vordergrund ist übrigens das Überbleibsel einer Tankstelle. ♠ Oben rechts: Fassadengestaltung in der Nauwieserstraße. Sandsteinsockel verputzt, Glasbausteine besorgen den Rest. ♠ Unten links: Fensterüberdachung wegrationalisiert und Fensterbank aus Beton (Nauwieserstraße). ♠ Unten rechts: Vorbildlich dagegen die Instandsetzung des Kultur- und Werkhofs Nauwieser 19. Die Gebäude der früheren Handwerkerhöfe bestehen aus Granulat-Backstein und sind mit roten Klinkersteinen schön strukturiert.

darstellt. Allerdings fehlt auch oft eine entsprechende Sensibilität der Bewohner. Mein Kulturverständnis ist: Wahrnehmen – Beobachten – Erkennen – Handeln, also persönliche Konsequenzen ziehen aus seiner Umwelt. Was ist gut so wie es ist? Was kann man besser machen? Das ist beim Städtebau, das ja ein Kontinuum ist, sich also ständig weiterentwickelt, enorm wichtig.“ Bei unserem Rundgang wird allerdings nicht nur festgestellt, was alles doof und vermurkst ist, sondern natürlich auch viel Positives gesehen und Spuren aus der Vergangenheit gefunden. Letztendlich hält Joachim Güth das Viertel für eine städtebauliche Rosine: „Die Mischung von Gaststätten, immer noch vorhandenen Hand-

werksbetrieben, Geschäften und Wohnhäusern ist einfach stimmig, es findet sich größtenteils eine Einheit der Fassaden, die auffallende Kombination Sandstein/Blendmauerwerk verleiht dem Viertel ein typisches Erscheinungsbild, es gibt hier tatsächlich nur Zielverkehr und keinen Durchgangsverkehr. Hier ist gewachsene Stadt noch erlebbar, man kann sehr gut erfassen, was es bedeutet, in der Stadt zu leben. Das vermittelt mir ein gutes Gefühl!“ ♠ Bei weiterführendem Interesse: Geographie ohne Grenzen e.V. (hier führt Herr Güth Exkursionen durch) www.geographie-ohne-grenzen.de


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einheit in der vielfalt* die tamilische familie santhireswaran betreibt seit vielen jahren den obst- und gemüseladen „santha weltmarkt“ in der nauwieserstrasse. sympathische und beliebte leute im viertel sind das. mit suman (auf dem foto mitte hinten), dem ältesten sohn der familie, haben wir uns zum gespräch getroffen Te x t u n d F o t o s v o n > R a l f L e i s

Z

ur Information (die auch wir erst mal im virtuellen Lexikon nachschlagen mussten): Die Tamilen sind ein Volk in Südindien (ca. 58 Mio.) und Sri Lanka (3 Mio.). Allen Tamilen gemeinsam ist ihre Sprache, das Tamil, welches über eine eigene Schrift verfügt, sowie ihre Traditionen, die eng mit dem Hinduismus verbunden sind. Ab Mitte der fünfziger Jahre wurden die Tamilen von der singhalesischen Regierung systematisch unterdrückt und ihrer Identität beraubt. 1956 wurde ein Sprachgesetz erlassen, das Tamilisch als zweitrangig erklärte, seit 1970 wurde den Tamilen per Erlass der Zugang zu einem Hochschulstudium erschwert, 1972 erfolgte die verfassungsrechtliche Diskriminierung, indem die Tamilen zu „registrierten Bürgern“ gemacht wurden, 1983 wurde die Partei Tamil United Liberation Front (TULF) aus dem Parlament ausgeschlossen. 1977 wurde Tamilisch wieder als nationale Sprache anerkannt und das umstrittene Staatsbürgerschaftsgesetz revidiert. Der Konflikt eskalierte allerdings in den 80er Jahren zu einem Bürgerkrieg zwischen Regierungstruppen und

der LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam), der 49 ca. 55.000 Menschen das Leben kostete. Erst im Februar 2002 ist es unter norwegischer Vermittlung zu einem Waffenstillstand zwischen den Parteien gekommen. Suman, wie hat es eure Familie hierher verschlagen und wo kommt ihr genau her? „Mein Vater kam wegen des Bürgerkriegs in Sri Lanka 1981 nach Deutschland, sein Bruder war vorher schon hier und hat ihm am Anfang geholfen. Ursprünglich kommt unsere Familie aus Jaffna/Sri Lanka.“ Bist du dann hier geboren? „Nein, mein Bruder Mathan und ich sind in Sri Lanka geboren; mein Bruder 1984 und ich 1981. Unser Vater hat dann die Familie nachgeholt, da waren wir schon auf der Welt. Wir haben dann hier am Beethovenplatz gewohnt und sind ein Jahr später nach Sulzbach gezogen, dort haben wir insgesamt 10 Jahre verbracht. Das war eine schöne Zeit damals. Wir haben viel Spaß in unserer Kindheit gehabt.“

*oft verwendete Redewendung zur Selbstdefinition im modernen Hinduismus


Ab wann hattet ihr dann das Geschäft hier? „Den Laden haben wir erst im November 1995 eröffnet. Mein Vater hat zuerst auf dem Großmarkt als Lagerarbeiter gearbeitet, er sprach ja damals noch kein Wort deutsch. Den Schritt in die Selbstständigkeit hat er dann gewagt, nachdem er genügend Erfahrungen auf dem Großmarkt gesammelt hatte, was Warenqualität und Organisation etc. angeht. Auf dem Großmarkt arbeitet mein Vater ja immer noch nebenher.“ Wollte er damals bewusst ins Viertel? „Das war eigentlich eher ein Zufall. Mein Vater hat von einem Bekannten erfahren, dass der Laden frei wird. Vorher hatte hier ein Perser einen Gemüseladen, der hatte ein ähnliches Sortiment. Außerdem sind wir irgendwann umgezogen und haben hier vorne am Nauwieserplatz gewohnt, die Verbindung zum Viertel war also schon da.“ 50

Du sagtest vorhin, dass ihr eine schöne Kindheit hattet, das heißt eure Integration hier verlief problemlos? „Ja, schon. An die Zeit in Sulzbach kann ich mich gut erinnern. Unsere Eltern hatten viel Zeit für uns, mein Vater hatte damals nur den Nachtschicht-Job auf dem Großmarkt, der hat tagsüber ein wenig geschlafen und ansonsten relativ viel Zeit mit der Familie verbracht. Mein Bruder und ich hatten auch viele deutsche Freunde. Es war dort alles überschaubar, jeder kannte jeden, das war hilfreich.“ Wie haben sich deine Eltern zu Anfang hier zurechtgefunden? Sie sprechen auch deutsch? „Sie verstehen ganz gut deutsch, haben aber hin und wieder Probleme mit dem Dialekt, manche Kunden sprechen hochdeutsch, andere wiederum saarländisch und das auseinanderzuhalten bereitet ihnen etwas Schwierigkeiten. Zu Anfang in Deutschland war das für meine Eltern schon enorm schwierig. Die wussten nicht, wie die Lage hier ist und was kommen wird. Die kannten nicht die Gesetze und Regeln; dass man die Kinder zur Schule anmelden muss zum Beispiel. Ein deutscher Freund hat

dann meinen Eltern geholfen und mich noch auf den letzten Drücker in der Grundschule angemeldet. Nach und nach, als wir erwachsen wurden, konnten wir den Eltern vieles erklären und helfen, weil es für uns viel einfacher war, da wir ja hier aufgewachsen sind. Mittlerweile fühlen sie sich aber sehr wohl hier.“ Verfolgt ihr die politische Lage in eurer Heimat? „Ja, natürlich. Es gibt Fernsehsender, vor allem in England und Frankreich, die regelmäßig über die Lage in Sri Lanka berichten. Und gerade letzte Woche war in Düsseldorf eine große europaweite Kundgebung der Tamilen. Da sind alleine aus Saarbrücken 4 Busse hingefahren. Wir nehmen also schon viel Anteil an unserer Heimat, wobei ich mich persönlich aber mehr für die kulturelle Seite interessiere als für die politische.“ Ihr habt also auch Möglichkeiten, eure Kultur und Religion zu pflegen? „Ja, schon, in Sulzbach-Altenwald z. B. steht ja auch ein hinduistischer Tempel, dort sind wir relativ häufig. In Hamm ist ein großer Tempel, das war bis vor kurzem der größte in Europa, dort findet jedes Jahr im Juli eine große Zeremonie statt, an der einige Tausend Tamilen teilnehmen. Allerdings ist unsere Familie religiös sehr offen. Wir besuchen z. B. auch die katholische Kirche oder waren schon in Lourdes an Karfreitag. Mein Vater ist der Meinung, es gibt einen Gott, wie der letztendlich aussieht ist zweitrangig. Man kann sagen, dass wir kulturell hinduistisch leben und religiös christlich. Das vermischt sich alles etwas, weil wir hier in Europa leben und mit vielen anderen Menschen zu tun haben. Wie gesagt, wir sind zwar gläubig, aber was die Religion angeht auch offen.“ Interessant. Dieser undogmatische Umgang mit Religion würde manch Anderem auch gut stehen. Seid ihr von klein auf schon so erzogen worden? „Ja, schon als wir ganz klein waren, ging mein Vater mit uns hier in die Kirche. Für mich ist das heute eigentlich selbstverständlich.“


Sprecht ihr noch Tamil? „Ja. Vater hat da viel Wert drauf gelegt, dass wir auch die tamilischen Traditionen mitbekommen. Er ist auch einer der Verantwortlichen für die Gründung einer tamilischen Schule hier. Die haben wir neben der normalen deutschen Grundschule auch besucht, um die Sprache zu erlernen, Geographie hatten wir auch. Die Schule gibt’s übrigens immer noch.“ Was machst du, wenn du nicht hier im Laden bist, studierst du? „Ja, ich studiere Wirtschaftsinformatik in Zweibrücken und habe jetzt gerade mein Vordiplom fertig, mein Bruder macht seinen Wirtschaftsingenieur in Mannheim. Der lebt dort auch und kommt einmal in der Woche her. Ich kann deshalb auch besser im Laden helfen, die Eltern brauchen schon diese Unterstützung. Mein Vater hat Arthrose in beiden Knien, er wurde gerade operiert und ist deshalb natürlich

ziemlich eingeschränkt. Die 20 Jahre auf dem Großmarkt machen sich gesundheitlich schon bemerkbar.“ Habt Ihr manchmal Heimweh? „Jein. Meine Eltern schon eher als wir. Aber wenn die in den Nachrichten sehen, was in Sri Lanka passiert, dann sind sie schon froh, dass sie hier leben können. Hier haben wir mittlerweile unsere Existenz aufgebaut.“ Und was sind deine weiteren Pläne? Willst du hier in Saarbrücken bleiben? „Schwierige Frage, ich würde schon gerne irgendwann mal ins Ausland gehen. Das würde mich reizen. Meine Freundin ist Engländerin, da bin ich eh schon immer unterwegs. Aber mein Bruder ist hier verwurzelter, der möchte auf jeden Fall in Deutschland bleiben. Mal sehen, was die Zukunft bringt!“ ♠

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52 ♠ Oben links: Die Rotenbergschule 1931. Im Hintergrund die 1923 erbaute Michaelskirche (Aus der Sammlung Joachim Güth). ♠ Oben rechts: Schüler, die 1906 im neuen Schulhaus eingeschult und 1914 entlassen wurden. ♠ Unten links: Der sanierte Hintereingang in der Schumannstraße. ♠ Unten rechts: Rotenbergschule heute. Die Fassade wurde nach der Zerstörung nicht wieder im ursprünglichen Zustand hergestellt.

100 jahre rotenbergschule A

m 10. Juni feierte die Grundschule Rotenberg im Rahmen einer offiziellen Feierlichkeit in der Congresshalle ihr 100jähriges Jubiläum! Dazu möchten wir herzlich gratulieren. 1902 erhielt der Architekt Heinrich Güth, der schon die Johanniskirche erbaut hatte, den Auftrag, die Pläne für den Neubau der Schule zu erstellen. Nach fast 2jähriger Bauzeit fand am 2. Oktober 1906 die feierliche Einweihung statt.

Die Schule hat so manche bedeutende Saarbrücker Persönlichkeit in deren ersten Schuljahren geformt, darunter unseren geschätzten Weinhändler Walter Schmidt, ebenso wie den berühmten Max Ophüls (Pläne, die Schule nach ihm zu benennen liegen fertig in der Schublade und bedürfen noch der Zusage von Maxens Nachkommen). Wir sind gespannt auf die nächste Berühmtheit! ♠


Nauwieserstraße 48

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Nauwieserviertel // Cecilienstraße 31 // 66111 Saarbrücken // 06 81-3 55 33 Reklame


und ich dachte soso Te x t e v o n > M i c h a e l N o l t e Illustration > Marc Misman

es ist ein unding ich bin der unmann ich stolpere durch die nacht

da ist auch niemand den ich fragen könnte wer ich bin wo mein bett steht wer meine freunde sind

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wie der schatten eines skelettes eines skelettes

oder in welche richtung ich verdammt noch mal weitergehen soll

ungesehen unerhört ungetan ich glaube das trifft es ich taste mich verloren durch die dunkelheit heule deinen namen so laut ich nur kann ins nichts hinein und der beschissene wind wirft ihn mir ins gesicht zurück

S O N N TA G N A C H T, R U N T E R K O M M E N

alle paar meter falle ich über meine eigenen füsse ich kann mein zuhause nicht mehr finden vielleicht hatte ich nie eins ich bin mir nicht mehr sicher


LINIE 38, JOHANNESKIRCHE, 09:35 ich wartete alleine auf die achtunddreißig sah drei tauben beim hintereinander herstelzen zu gurr gurr eine verranzter als die andere du weißt schon die eine hatte nur einen fuß bei der anderen fehlte irgendwas anderes hinter mir stand ein penner gegen die wand gelehnt nun ja ich sah den blöden tauben zu GEHT IHR WIEDER FICKEN hörte ich ihn aus dem off krakeelen

der bus wollte und wollte nicht kommen da war der verkehr die leute etwas sonne irgendwann kam er um die ecke gezockelt ich stieg ein sagte „endstation“ blechte 1.50 im bus traf ich bernd und die tauben gingen ficken.

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ich stürze um die ecke und habs eilig eilig heute mittag wie immer da steht plötzlich diese kleine vor mir und sagt hallo hallo 56

ich hätte sie fast umgerannt und sage entschuldigung hallo und sie fragt kommste mit und ich denke noch wohin denn da fällt mir auf daß wir hier ecke straßenbahncolapuff stehen sieh mal einer an prostituierte ich murmele ich habs echt eilig

CITY LOVE

stiefele verwirrt weiter also sogar wenn ich jetzt zeit gehabt hätte hätte geld gefehlt und hätte ich geld dabei gehabt hätte ich mich nicht getraut also so oder so egal zwei straßen weiter treffe ich einen kollegen und habe die sache schon wieder vergessen


DREI WOCHEN IM NICHTS es will mir nicht in den sinn sie geht mir nicht aus dem kopf ich gehe mir selbst an die nieren besser noch aus dem weg zwar gibt sie mir zeichen der subtilsten art

doch ich bin einfach so schlecht in solchen angelegenheiten was sie hat das hatte ich mal vor langer langer zeit und es ist als hätte es diesen körper verlassen ich nenne es mal meine seele

dass sie sich etwas zeit mit mir vorstellen könnte

ich kann sie von aussen sehen sie passt nicht mehr

dass sie sich die zeit einfach nehmen würde

ich denke das ist es warum

hier hinein

ich denke sie zu brauchen sie hat was ich nicht habe ich denke ich habe sie einfach nicht verdient ich denke zu träumen ich träume zu denken ich bin nicht mehr ich

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peur sur la ville

von > Markus Spohn 61

J

eder bekommt, was er verdient. Ich wollte einen Auftrag. Und meiner Vergehen wegen erteilten sie mir einen. Servierten ihn mir. Wie etwas, das ich bestellt hatte.

Schon seit einer Stunde stand ich hier. Ich musste da raus. Ins Herz der Finsternis. Das Grauen. Angespannt schaute ich durch die Jalousien meiner Wohnung in der Rotenbergstraße auf die gegenüber liegenden Garagen und Häuserreihen. Noch war alles ruhig. Noch. Der Sound eines vorbeifahrenden Ford Taunus unterbrach knatternd die Stille und verlor sich nach kurzer Zeit im Straßengewirr der Stadt. Dann wieder diese unheimliche Ruhe. Kalter Schweiß tropfte von meinen Schläfen. „Wo sind SIE? SIE sind nie weg, SIE sind immer da ... irgendwo!“ „Mit wem redest du?“ Die panische Stimme meiner Freundin aus dem Schlafzimmer. Sie hatte unsere Wohnung seit

Wochen nicht mehr verlassen. Eigentlich verließ niemand mehr seine Wohnung, wenn er nicht unbedingt musste. Doch dieser Zeitpunkt war für mich nun gekommen. Ich war süchtig nach dem Zeug. „Honey, ich muss gehen, ich kann da draußen sterben, aber ohne den Stoff krepiere ich auch hier!“ Mit einem lauten Knall schloss die automatische Stahltür unseres Hauses. Das Echo war bestimmt noch Kilometer weit zu hören. Ich stand im Freien, chancenlos, aber vorbereitet. Keiner der Bastarde war zu sehen. „Sollte ich heute noch Satan treffen, werden einige von euch dabei sein“ knurrte eine Stimme, die älter war als die Pyramiden. Es war meine Stimme und ich erkannte sie kaum wieder. Geduckt und mit entsicherter Waffe huschte ich zur Ecke Blumenstraße. Ein Blick genügte. Es wäre der


kürzeste Weg, doch nur zum Tode verurteilte Selbstmörder würden einen Fuß in diese Gasse setzen. Also weiter die Rotenberg zur Kreuzung Nauwieser hinunter. Ich musste nun wählen zwischen den Scharfschützen der Nauwieser und den Killerjunkies der Seiler. Killerjunkie klang an diesem Montagmorgen vertrauensvoller. In der Seiler kam es auf der Höhe der Sporthalle zum ersten Angriff. Wie aus dem Nichts rannten zehn Zombies mit blutunterlaufenen Augen auf mich zu, bewaffnet mit Äxten, Keulen und Messern. No time to think und meine Uzi wog fast eine Tonne. Es dauerte nur Sekunden. Die ganze Sache ging fast schon zu einfach. Vorsichtig durch Blutlachen watend, ließ ich die leblosen Körper zu meiner Linken und bog in die Kurze ein. Ein Fehler, wie sich unmittelbar herausstellte. Ich kannte diesen Geruch, mein Großvater hatte mir davon erzählt. Ardennen,

1915: Senfgas! Windrichtungswechsel und plötzlich einsetzender massiver Regen retteten mir das Leben. Also doch über den Ophülsplatz. Jeder Versuch, dieses Gelände zu überqueren, wurde in den letzten Monaten mit dem Leben bezahlt. Eine Bande aus Naziskins und Werwölfen hatte ein Schreckensregime errichtet. Doch ich hatte unerwartetes Glück. Im Rahmen eines humanitären Bombardements der NATO überflog ein Blackhawk das Gelände. Geistesgegenwärtig riss ich meine Panzerfaust hoch und schoss in seine ungedeckte Flanke. Der Hubschrauber stürzte ab, die Soldaten taumelten brennend heraus, die Werwölfe machten sich über sie her. Die Naziskins schauten amüsiert zu und tranken Bier. Kein schöner Anblick, doch das war nicht der Moment für moralische Analysen, zumal meine Kräfte immer weiter schwanden. Ich torkelte unbeachtet von der ganzen Meute Rich-

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tung Nassauer, bog in die Förster und überquerte die Kreuzung Cecilienstraße. Kurz vor meinem Ziel ließ ein markerschütternder Schrei mich in meinem Wettlauf mit dem Tod innehalten. Ein feister Typ versuchte Höhe Grünstraße auf der Motorhaube seines Mercedes (Saarlouiser Kennzeichen) eine Prostituierte zu vergewaltigen. Ich warf ihm mit letzter Kraft mein Bowiemesser in den Rücken, brach ihm mit einem gezielten Tritt das linke Bein und zog das Mädchen in einen schützenden Hauseingang. „Mister, Sie haben mein Leben gerettet!“ Ein verdammt junges Leben, wie ich feststellen musste. „Was macht ein Ding wie du in diesem Moloch. Du solltest zu Hause auf dem Land bei deinen Eltern sein, mit deinen Freundinnen spielen, dir was Nettes anziehen, Jungs kennenlernen, eine Ausbildung machen…hier, ich geb’ dir hundert Euro, kauf dir ein Zugticket und…“ Sie lächelte und schaute mich mit leuchtenden

Augen an. In diesem Moment wusste ich: So sieht es also aus, das Ende. Sie schoss mir zweimal kurz hintereinander mit einer kleinkalibrigen Waffe in die Magengrube. Ich wurde zurück auf die Förster geschleudert und blieb zuckend auf dem Bürgersteig liegen. Der metallische Geschmack von Blut im Mund ... der blaue Himmel ... das Rauschen des Meeres ... ein kleiner Singvogel landete auf meiner Schulter... fing an mit mir zu reden ... plötzlich verstand ich die Sprache der Tiere, wie der heilige Franziskus... „Warum nur dummer Mensch, warum?“ sang der Piepmatz und pickte in meinem Gesicht herum. Mit letzter Kraft hob ich meinen Kopf. Einige Meter entfernt sah ich nun endlich die Leuchtreklame der Bäckerei Stein ... die Bilder verschwammen ... Croissants, Schoko und Natur... mit dem unbekannten, aber gigantischen Brennwert ... zu spät ... ♠

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♠ Herausgeber, Gestaltung, Redaktion:

Ralf Leis Schmollerstraße 5 66111 Saarbrücken > ralf@leis-kommunikation.de www.leis-kommunikation.de ♠ Konzept, Idee:

Ralf Leis und Frank Schilling ♠ Mitwirkende – danke, sie warn bezaubernd! ♠ André Mailänder ♠ Michael Nolte ♠ Marc Misman

♠ Markus Spohn

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Dezember 2006 zum Jahreswechsel. ♦ Für Anzeigenschaltung fordern Sie bitte unsere Mediadaten an: 0681-965 23 28 oder

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Fotos von >Ralf Leis

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Kinderzurverfügungstellen, Fundsachen ausleihen, Bildmaterial und Kontaktherstellen: Anna, Andrea, Ralf, Joachim Güth, Georg Kaster, Niki Schrot, Claudia Spohn, Martin Heuer, Nel Müller, Ingrid Kraus, Wolfgang Hammes, alle Eltern der kleinen Strolche, Familie Santhireswaran, Diane Chlupka sowie Andreas und Kai von Rockstar e.V. ♥ Ebenso bedanken wir uns bei unseren Anzeigenkunden, die dieses Projekt ermöglicht haben. ♦ Alle Rechte vorbehalten. Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren oder des

Herausgebers.

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nachschlag

ungarische gulaschsuppe

gulyásleves für fünf Personen von Eva Layko (MusikTanzTheater Mutanth)

D

er Nachschlag ist diesmal dem Kochbuch „off-Rezepte alternaTiVen“ entnommen, dass das Theater im Viertel zum 20jährigen Bestehen herausgebracht hat. Zum Jubiläum möchten wir dem TiV sehr herzlich gratulieren! Am 1. März 1986 gegründet, wurde es die ersten Jahre als Kleinkunstbühne „Studio-Theater“ betrieben. Unter wechselnder Leitung hat das Mini-Theater einige Höhen und Tiefen überstanden und schippert tapfer weiter unter der künstlerischen 66 Leitung von Dieter Desgranges, der diese Funktion seit 1988 innehat. Gute Gesundheit und viel Erfolg wünschen wir. Das Kochbuch ist über das Theater zu beziehen, der Verkaufserlös geht zugunsten des TiV sowie 1 EUR von jedem verkauften Buch als Spende an das Kulturgrundschulprojekt YIRIBA in Burkina-Faso. Theater im Viertel, Nauwieserstraße 13, 66111 Saarbrücken > www.dastiv.de

150g Zwiebeln in ca. 20g Schweineschmalz goldgelb rösten, darin ca. 2-3 EL edelsüßen und 1 TL scharfen Paprika verrühren 500g Rindfleisch ohne Knochen hinzugeben, salzen und rösten. Wenn der Saft verschmort ist, Knoblauch dazugeben und mit ein wenig Wasser zugedeckt, bei mäßiger Hitze, unter zeitweiligem Rühgren und wiederholtem Nachgießen von Wasser schmoren lassen. Inzwischen 500g Kartoffeln, 200g Karotten, 100 g Sellerie, 1-2 Paprikaschoten und

2 Tomaten in etwa 1 cm große Würfel schneiden. Bevor das Fleisch vollkommen gar ist, den Saft bis auf das Fett einschmoren. Die Kartoffelwürfel zufügen und unter Rühren mit dem Fleisch rösten, dann mit ca. 1-2 l Brühe (je nach gewünschter Konsistenz auch mehr) auffüllen und das restliche Gemüse und 0,5 TL Kümmel, 0,5 TL gemahlener Pfeffer, 0,5 TL Chilipaprika hineingeben. Die endgültige Menge durch Zugabe von Brühe oder Wasser bestimmen und am Ende nachwürzen. Guten Appetit!


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