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Schlanders: Psychische Erkrankung und Sexualität Seite
Kolping im Vinschgau MUTIG vorwärts Psychische Erkrankung „Nur mutig vorwärts, Gott gehen! und Sexualität wird für die Zukunft sorgen! Wir Menschen machen uns Schlanders/Vinschgau - Haben nicht alle ein Recht auf Liebe, Zärtlichkeit viel zu viel Sorgen um die Zukunft. Wir klagen über die Vergangenheit und achten nicht und Sexualität? Diese Frage stellte Horst Saller in seiner kabarettistischen Einführung bei der Tagung „Jenseits von Tabu & Mythos – Psychische Ergenug der Gegenwart.“ Dies krankung und Sexualität“ am 2. Dezember im Kasino der Basis Vinschgau. schrieb Adolph Kolping vor 165 Jahren. Wie sah es damals aus und wie heute?
Nur mutig vorwärts! Das rechte Wort zur rechten Zeit, vor allem am Übergang von einem Jahr ins Neue. Nach vorne geht unser Blick. Zukunft ist unsere Zeit. Das Neue, das noch Unbekannte zieht und lockt an. Auch lässt es uns erschrecken. „Nur mutig vorwärts“, ruft uns da Adolph Kolping zu. Er weiß wovon er spricht. Das Neue hat er nie gescheut. Ganz im Gegenteil! So manch mutigen und ungewohnten Schritt hat er getan in seinem Leben und priesterlichen Wirken. Immer aber in der Überzeugung, nur so den Willen Gottes erfüllen zu können. „Deus providebit“ – Gott wird sorgen! Diese Worte Kolpings sind eingraviert an seinem Grab in der Minoritenkir- von Heinrich Zoderer che in Köln. Sie sind Ausdruck seines unerschütterlichen Vertrauens auf die Vorsehung Gottes, auf seinem Weg mit Sowohl die Sexualität als auch psychische Erkrankungen werden uns. Gott weiß um unser Heu- tabuisiert, meinte Verena te und Morgen. Auf ihn zu ver- Perwanger, Primaria des Psytrauen lädt uns Kolping ein. chiatrischen Dienstes Meran. Sicher, nicht immer leicht so Deshalb standen das Recht auf vertrauensvoll zu sein. Aber Sexualität als auch die Tabuisierung der Sexualität und der psychischen Erkrankungen im Mittelpunkt der Tagung des Interreg-Projektes, organisiert von den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Neben Fachvorträgen, gab es auch Berichte von Betroffenen und eine Podiumsdiskussion versuchen wir es- eben nur am Vormittag und mehrere mutig vorwärts, wer hält uns Workshops am Nachmittag. Im auf? ersten Fachvortrag stellte Ver-
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In diesem Sinne – ohne ena Perwanger vor allem FraAngst und Zaudern - allen ein gen, die es zu besprechen und mutiges und vertrauensvolles, zu beantworten gilt. Wie beeingemeinsames Weitergehen flusst Sexualität die psychische auch im Neuen Jahr 2023! Gesundheit? Wo ist die Grenze Otto von Dellemann zwischen Therapie und Missbrauch? Sexualität zwischen Patienten. Wer übernimmt die Verantwortung? Perwanger erinnerte daran, dass es in der Vergangenheit Zwangsterilisationen gab und Homosexualität lange verboten war. Was ist in der Sexualität normal und wer definiert das? Wie gehen Ärzte und Betreuer:innen mit den sexuellen Wünschen der Patient:innen um? Welche Ängste, aber auch welche persönlichen Haltungen und Werte spielen da eine Rolle? Was denken die Betroffenen? Was ist eine krankmachende, was eine erfüllende Sexualität und welchen Raum geben wir der Sexualität? Philipp Kloimstein, Chefarzt des Krankenhauses Stiftung Maria Ebene in Vorarlberg, sprach über Tabus, Scham, Stigmatisierung und Diskriminierung in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen und Sexualität. Sexualität bedeutet nicht nur Fortpflanzung, meinte Kloimstein, sondern auch Identität
Bei der Interreg Tagung in der Basis Vinschgau sprachen u.a. Verena Perwanger, Primaria des Psychiatrischen Dienstes Meran und Philipp Kloimstein, Primar der Stiftung Maria Ebene in Vorarlberg. Fotos: Heinrich Zoderer und Lust. Sowohl im Laufe der Geschichte als auch in den unterschiedlichen Ländern gibt es verschiedene Formen der sexuellen Orientierung, die Zustimmung oder Ablehnung erfahren. Sehr vielfältig ist beute neben der heterosexuellen Beziehung (männlich/ weiblich) die ganze LGBTQIA+ Community. (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, transsexuell, queer, intersexuell oder asexuell). Der Primar sprach über das Coming-out, das Bekenntnis zur eigenen sexuelle Orientierung, über die gleichgeschlechtliche Ehe, eingetragene Partnerschaften und das Recht auf Adoption. Zuletzt sprach Kloimstein über Grundbedürfnisse nach Maslow und Grawe und meinte, dass Medikamente die Sexualfunktion stark beeinflussen können. Er betonte, dass Zärtlichkeit und Sexualität lebenslang wichtig sind und zwar für alle Menschen, aber nicht für alle gleich.
Vinschgau/Schlanders
Kribus Krabus in der BASIS Vinschgau Venosta
Die Malwand ist über die Monate selbst zum Kunstwerk geworden. Viele bunte Pinselstriche haben sie zu einem abstrakten Kunstobjekt im Kreativraum „Ideenspüle“ der BASIS Vinschgau Venosta in Schlanders werden lassen. Jeden Donnerstag am Vormittag sind dort Sarah, Lorena, Heidi, Ruth, Fabian, Peter, Christian und Andreas mit ihren Betreuerinnen Marion und Verena von der Lebenshilfe Vinschgau am Werk, malen oder arbeiten frei – je nach Lust und Laune. Kribus Krabus nennt sich das Projekt, das von Isolde Veith und von Roland Parth seit dem vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit der IVHS, der Integrierten Volkshochschule, begleitet wird. Jeder hat in der „Ideenspüle“, eigentlich eine Art Atelier seinen Platz, jeder ist willkommen und jeder darf sein wie er ist. Ein Freiraum ist entstanden, freuen sich Sarah, Lorena, Heidi, Ruth, Fabian, Peter, Christian und Andreas besonders. Jemand ist immer da, der Zeit hat und die Herausforderung annimmt. Denn vor allem Sarah ist im Tischtennis kaum zu schlagen. So bunt wie die Malwand, so
Foto: Angelika Ploner
Fabian, Ruth, Sarah, Heidi, Lorena, Peter und Andreas (Christian fehlt) mit ihren Betreuerinnen Verena und Marion von der Lebenshilfe Vinschgau mit Isolde Veith und Roland Parth
ein Wohlfühl- und Lebensraum, wo Austausch stattfindet. Um ca. 10 Uhr steht nämlich ein Tapetenwechsel an. Im Salotto einen Stock höher wird Pause gemacht, etwas gegessen oder ein Kaffee getrunken. Darauf und auch auf das Tischtennis spielen bunt sind die Gäste im Atelier. Mehrere Projekte der Integrierten Volkshochschule Vinschgau finden hier statt: Kreatives zur Weihnachtszeit etwa, Ausdrucksmalen oder Malen nach Herzenslust, ein Projekt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene am Mittwoch Nachmittag.
Der Kunstraum steht für jeden offen. Er hat einen freien Charakter: Nichts muss, alles kann. Sich kreativ entfalten, dafür steht die „Ideenspüle“ in der BASIS Vinschgau Venosta. Sie ist ein Platz zum Sein, wo Spaß und Entspannung und Begegnung auf Augenhöhe stattfinden. (ap)
TIPP: Wer daheim Knöpfe, Perlen, Bänder oder anderes Bastelmaterial und Krimskrams, Nägel, Schrauben usw. herumliegen hat und nicht mehr benötigt, kann diese gerne vorbeibringen.