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Gigabit Gesellschaft
Vinschgau/Südtirol - Das Glasfasernetz erreicht derzeit die letzten Kunden. Im Vinschgau - wie im restlichen Südtirol - gleicht das Glasfasernetz einem Fleckerlteppich: In jeder Gemeinde ist beim Bau und bei der Verlegung anders vorgegangen worden. Nun soll die landeseigene Gesellschaft Infranet eine Flurbereinigung hinkriegen und damit die Glasfasernetze auf rechtlich solide Beine stellen.
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von Erwin Bernhart
Die EU-Kommission hat die Vision einer „Gigabit Society“ also einer „Gigabit Gesellschaft“ 2016 formuliert. Darin steht unter anderem: „Eines der wichtigsten Ziele der Strategie der Europäischen Kommission für den Digitalen Binnenmarkt vom Mai 2015 war es daher, für den Ausbau moderner, digitaler Netze mit sehr hoher Kapazität die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Da sich heutzutage die gesamte digitale Wirtschaft und Gesellschaft auf den Telekommunikationssektor stützt, muss Europa schnell handeln, um seine künftige globale Wettbewerbsfähigkeit und seinen Wohlstand zu sichern.“ Und weiter: Im Januar 2016 betonte das Europäische Parlament, dass private Investitionen in die Internetanbindung eine Voraussetzung für den digitalen Fortschritt sind und durch einen stabilen EU-Rechtsrahmen begünstigt werden müssen, damit alle Akteure – auch in ländlichen und abgelegenen Gebieten – Investitionen tätigen. Auch der Europäische Rat forderte im Juni 2016 die Errichtung hochleistungsfähiger fester und drahtloser Breitbandnetzanbindungen in ganz Europa als Voraussetzung für die künftige Wettbewerbsfähigkeit sowie die Überarbeitung des Rechtsrahmens für den Telekommunikationsbereich mit dem Ziel, Anreize für umfangreiche Investitionen in Netze zu bieten und dabei einen wirksamen Wettbewerb und die Verbraucherrechte zu fördern.“
Das „Muss Europa schnell handeln“ hat man in Südtirol längst verstanden und die Landesregierung hat vor mehr als 10 Jahren die Marschrichtung vorgegeben: Das Land verlegt die großen Glasfaserstränge und die Gemeinden sollen dafür sorgen, dass die „letzte Meile“, also die Anschlüsse für die einzelnen Betriebe und Haushalte gebaut wird. Von wegen „private Investitionen“.
Es gab Gemeinden, die sich nicht zweimal bitten ließen. Die Gemeinde Schlanders etwa hat von sich aus einen Masterplan entwickelt, hat über die BLS Geld lukrieren können und hat auf eigene Rechnung die Glasfasernetze gebaut. Zuerst für die Handwerkerzonen, mittlerweile für die Ortschaften Schlanders, Kortsch und Vetzan. Mehr als 5,4 Millionen Euro hat sich das die Gemeinde Schlanders kosten lassen. Eine Art „sozialistisches Projekt“, mit öffentlichem Geld mit Anschluss für jedermann und jederfrau. Sonst wär’ halt gar nichts passiert, sagt man in der Gemeinde Schlanders.
In anderen Gemeinden wehte ein anderer politischer Wind und andere Gedanken kamen zum Zuge. So hat etwa in der Gemeinde Graun die E-Werk-Genossenschaft EGO gemeinsam mit den Fernheizwerken in Reschen und in St. Valentin die Verlegung des Glasfasernetzes an eine private Firma vergeben und finanziert. Das Netz steht, die Oberländer surfen seit langer Zeit schon über Glasfaser.
In der Gemeinde Mals hat die E-AG das Glasfasernetz in die Hände genommen und die Glasfasern über Leerrohre im Fernwärmenetz verlegt. Mittlerweile hat die E-AG das Glasfasernetz in der Gemeinde Mals an die landeseigene Infranet abgetreten.
In Schluderns und in Taufers hat die SEG, also die Fernwärmegenossenschaft, das Glasfasernetz angelegt. In Schluderns und Taufers sind die Fasern längst belichtet.
In Glurns hat das die Stadtgemeinde Glurns mit überschaubaren Investitionen gemacht und Infranet das Betreiben auf Vorleistungsebene übertragen.
In Prad und in Stilfs haben die dortigen E-Werksgenossenschaften die Glasfaserkabel verlegt. Prad und Stilfs sind mit ultraschnellem Glasfaser längst versorgt, da kann die EU von „schnell handeln“ reden, wie sie will.
In Laas hat die LEEG, die Fernwärmegenossenschaft das Know-How der Schludernser anzapfen können, die Leerrohre der Infranet zur Verfügung gestellt und im Gegenzug die Fernableseinfrastruktur auf Glasfaser umgestellt. In Latsch ist es ähnlich. Dort hat das Fernheizwerk und der Pächter des gemeindeeigenen Stromnetzes Edyna gemeinsam mit Infranet die Glasfaserarchitekur aufgebaut. In Martell und in Kastelbell war Infranet am Werk. In Kastelbell, in Schnals, in Naturns und in Plaus hat Infranet für die Glasfaserverlegung gesorgt. In Partschins ist es ähnlich wie in Latsch zugegangen. Der Stromnetzpächter Edyna hat Infranet die Stromrohre zur Verfügung gestellt. Mit den Genossenschaften in Graun, Schluderns und Taufers, in Prad und in Stilfs sind Private Eigentümer des Glasfasernetzes. Das Glasfasernetz in Mals, in Laas, Latsch, Martell, Kastelbell, Schnals, Naturns, Plaus und in Partschins betreibt die privatrechtlich agierende Infranet. Nur in Schlanders ist es anders. Dort hat eben die Gemeinde Schlanders als öffentliche Körperschaft mit Steuergeld ins Glasfasernetz investiert. Das ist im guten Glauben geschehen, auch entsprechend der Ausrichtung der Autonomen Provinz, dass eben für die „letzte Meile“ die Gemeinden zuständig seien, sowie auf Drängen der Bürger:innen, Wirtschaftstreibenden und sozioökonomischen Einrichtungen. Auch mit dem Wissen, dass die Sache heikel ist, dass das Ganze im rechtlichen Graubereich sein würde.
Die Gemeinde Schlanders dürfte mit ihrer Vorgangsweise nicht allein in Südtirol sein. Ganz Südtirol ist ein Fleckerlteppich.
Das Brisante dabei: Man hat Investitionen getätigt, die rechtlich auf höchst wackeligen Beinen sind. Denn der Ukas, also die Richtlinie der EU war immer klar marktwirtschaftlich ausgerichtet und in Italien ist die Telekommunikation ohnehin Staatssache. Der Staat schreibt aus. Basta. Von der römischen Zentrale ist eine große Ausschreibung für den Bau von Glasfasernetzen unterwegs.
Südtirol muss zusehen, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen. LH Arno Kompatscher hat den Gemeinden versprochen, sie nicht hängen zu lassen.
Kompatschers Trumpf ist die Infranet. Der Vinschgerwind hat den LH am Rande der Pressekonferenz in Scuol auf die Misere beim Glasfasernetz angesprochen. Man habe diesbezüglich, so LH Kompatscher beim Professor Giuseppe Caia ein rechtliches Gutachten in Auftrag gegeben und zudem habe man sich mit dem zuständigen Minister für Innovation und für die digitale Transformation Vittorio Colao auf eine einvernehmliche Vorgangsweise verständigt. Man sei bei Colao auf offene Ohren und auf einen in Sachen Glasfaser bzw. Kommunikationstechnologien höchst kompetenten Mann gestoßen. Colao war von 2006 bei Vodafone für Europa zuständig und von 2008 bis 2018 CEO, also Chef, bei Vodafone.
Wenn ihr die Dokumente, also die jeweiligen Bewertungen für die Glasfasernetze beieinanader habts, dann seid ihr sicher, so ähnlich habe sich Colao dem LH gegnüber geäußert.
Dabei geht es um viel: Infranet muss die mit Gemeindegeldern gebauten Glasfasernetze ablösen, benötigt dafür einen Batzen Geld und Infranet muss die nationale Ausschreibung für den Bau von Glasfaserenetzen für die Autonome Provinz Bozen und für die Autonome Provinz Trient für sich entscheiden können. Beide Provinzen bilden ein einziges Ausschreibungslos.
Das Geld stehe bereit, sagt Kompatscher. Infranet wird mit 150 Millionen Euro ausgestattet. Politisch ist das bereits abgesegnet. Infranet erfüllt, so der LH, die Voraussetzungen für die nationale Wettbewerbsteilnahme.
Zudem werde Infranet-intern mit zweierlei Maß gemessen und zweierlei Buchhaltung geführt werden müssen: Denn das Glasfasernetz ist kompliziert. Es wird nämlich in schwarze graue und weiße Zonen unterteilt, also jene Zonen, die sich marktwirtschaftlich rechnen werden und jene Zonen die sich marktwirtschaftlich nicht rechnen. Schwarze und graue Zonen gelten für große Zentren, für Städte, in denen das Glasfasernetz dicht und dementsprechend die Investitionen pro Abnehmer gering ausfallen. Die Provider müssen für die Netzbenutzung eine Art Miete bezahlen. Schwarz und grau dürften sich demnach rechnen. Dann gibt es noch die weißen Zonen, in denen sich die Glasfasernetze nicht rechnen dürften. Man führt hier den Begriff „Marktversagen“ ein, will heißen, ein privater Marktteilnehmer wird kaum eine Glasfaserleitung, angenommen auf einen entlegenen Hof hinauf bauen. Konkret: Vodafone wird keine Leitung zum Gsalhof legen, weil sich die nie und nimmer rechnet.
Und genau für diese weiße Zonen wird italienweit ausgeschrieben werden und dafür Staatsknete zur Verfügung gestellt.
Die Gemeinden und die Genossenschaften und auch Infranet haben aber genau diese Leitungen in den weißen Zonen zum Großteil schon gebaut. Eine, so nennt es der LH, höchst demokratische Vorgangsweise. Und genau die will man retten und weiter ausbauen. Derzeit, so sagt es Infranet-Direktor Florian Fiegl, werden die Netze genau erhoben.
Politisch ist das alles höchst heikel. So wird es jedenfalls in der Gemeindestube von Schlanders rezipiert. BM Dieter Pinggera sagt, man habe bereits mit Infranet vertiefte Gespräche über eine Ablöse des Glasfasernetzes geführt. Der Generalsekretär von Schlanders Georg Sagmeister ist da pragmatischer: „Wenn wir das Netz verkaufen müssen, werden wir das tun.“ Dazu wird es demnächst entsprechende Beschlüsse im Gemeinderat und eine diesbezügliche Ausschreibung geben werden. Derweil sind die anderen „privaten“ Glasfasernetze im Vinschgau in einem sicheren Hafen. Auch jene, die
Infranet betreibt. Ganz sicher sind die Netze dann, wenn Infranet die Ausschreibung für die Provinz gewinnt.
von Albrecht Plangger
Rom Info ins Tal
Terminverlängerungungsgesetz Milleproroghe – gleich viermal in einer turbulenten Nachtsitzung ist die Regierung „überstimmt“ worden bzw. „ist die Regierung untergegangen“. Die Alarmglocken schrillen… Ministerpräsident Draghi musste den jeweiligen Verhandlungsführern in der sog. „cabina di regia della maggioranza“, die „gelbe Karte“ zeigen und die Rückendeckung des Staatspräsidenten einholen. Mit einem sehr wohl geplanten „Handstreich“, wurde die Bargeldgrenze von €1.000,00 wieder auf €2.000,00 angehoben, bei den Stahlwerken in Taranto/Apulien wurden gar €575 Mio. gegen den Willen der Regierung umgeschichtet. Die Kommissionssitzungen waren echt chaotischer als in den Vormonaten. Auch wir SVP Parlamentarier haben keine großen Würfe gemacht. Mit der Angleichung der Konzessionsausschreibetermine für verfallene Großableitungen (Bruneck, Graun, Barbian usw.) in Südtirol 2023 an den gesamtstaatlichen Termin 2024 konnten wir uns nicht durchsetzen, trotz persönlicher Versprechungen des Ministers Cingolani. Die Lega-Abgeordneten haben aus Protest sogar die Kommissionsarbeit verlassen, weil das Thema im Trentino (und somit für die Trentiner Lega-Abgeordneten) noch wichtiger ist. Wir konnten uns beim Milleproroghe lediglich bei einem Aufschub der Revision von landwirtschaftlichen Maschinen miteinbringen und die Förderung für die kleinen Biogasanlagen unter 300kW bis Ende 2022 festschreiben. Richtig freuen kann es aber die „Bachforelle und den Bachsaibling“. Ein für heuer in Kraft getretenes Besatzverbot in Gebirgsbächen und Seen, wurde bis Ende 2023 aufgeschoben und eine Kommission – in welcher auch Bozen und Trient dabei ist – wird bis dahin feststellen, welche Arten in Südtirol wirklich „heimisch“ sind und welche nicht. Umweltorganisationen und das Umweltministerium hatten im Schatten der CoronaBeschränkungen ein Dekret erlassen, das ab heuer den Besatz von Fischen verboten hätte, die in den betroffenen Gewässern nicht schon zu Kaiser Maximilians Zeiten heimisch gewesen sind.
Kreisverkehr auf der Töll rückt näher
Der Abbruch des „Felberwirt“ auf der Töll steht unmittelbar bevor und soll demnächst beginnen. Dies war dem Bericht von BM Alois Forcher bei der jüngsten Gemeinderatssitzung von Partschins zu entnehmen, schreibt die Neue Bürgerliste Partschins. Damit würde der Weg frei zur Errichtung eines Kreisverkehrs auf der Töll mit den Zufahrten nach Partschins, nach Quadrat und zum Zugbahnhof. Der lange Stau an der Ampel hätte damit ein Ende.
Neuer Präsident
Bozen/Vetzan - Paul Recla wurde kürzlich bei der Mitglieder-versammlung des Südtiroler Speckkonsortiums zum neuen Präsidenten gewählt.
Foto: „Wind“-Archiv
In der jährlichen Mitgliederversammlung des Südtiroler Speck Konsortiums, die dieses Jahr im historischen Merkantilgebäude in Bozen abgehalten wurde, blickten die Mitglieder auf das vergangene Jahr zurück und stellten die Weichen für die Zukunft. Dabei wurde Paul Recla zum neuen Präsidenten des Speck Konsortiums gewählt. Er vertritt für die nächsten Jahre die Interessen der 28 Südtiroler Speckproduzenten, die im Südtiroler Speck Konsortium zusammengeschlossen sind.
Der Beginn des Jahres 2021 stand ganz im Zeichen der Corona – Situation, welche die Speck Produzenten das ganze Jahr über beschäftigt hat. 2021 konnte man mit einem Anteil von 43,1%, den höchsten Anteil von Südtiroler Speck an der Gesamtproduktion aller Zeiten verzeichnen. Die Gesamtproduktion 2021 ist hingegen zum dritten Mal in Folge rückläufig. „Der Markt verlangt auch in Krisenzeiten ein Qualitätsprodukt mit strikten Qualitätsvorgaben, wie dem Südtiroler Speck g.g.A.“, betonte der Präsident des Südtiroler Speck Konsortiums Paul Recla bei der Mitgliederversammlung.
Für den neu gewählten Präsidenten, Paul Recla bleiben die Kernthemen des Südtiroler Speck Konsortiums im Fokus:“Wir sind bemüht, die Produktqualität des Südtiroler Speck g.g.A. konstant zu verbessern, die Bekanntheit der Marke „Südtiroler Speck“ durch effiziente Maßnahmen weiter zu steigern und die Marke vor Missbrauch zu schützen. Der Präsident Paul Recla wird im Verwaltungsrat von Günther Windegger als Vizepräsident sowie Florian Siebenförcher, Walter Nocker, Peter Moser und Roland Obermair unterstützt. Die Vollversammlung fand unter Einhaltung der geltenden Covid Regeln (2 G) statt. 66,3% der Produktion wurde in Italien abgesetzt, ein Großteil davon in Südtirol selbst. Wichtigster Exportmarkt ist Deutschland (28,9%), wo sich der Absatz auch in den letzten Jahren konstant gezeigt hat. Weitere Exportmärkte sind die USA, Frankreich, Schweiz und Österreich. Im Jahr 2021 hat vorgeschnittener Speck am besten den Bedürfnissen der modernen Konsumenten entsprochen. Durch die Corona – Pandemie hat sich dieser Trend verstärkt und auch im abgelaufenen Jahr weiter stabilisiert. Hinzu kommt, dass die Haushalte immer kleiner werden und besonders kleine Verpackungseinheiten überdurchschnittlich wachsen. 2021 wurden 41% von Südtiroler Speck g.g.A. als Stückware verkauft, 21% als ganze Hammen und 38% als Fächerware, was einem Zuwachs von 3% im Vergleich zu 2021 entspricht. Im Vergleich zu 2019 wurde ein Zuwachs von 20% der Fächerware registriert. Besonders beliebt sind Verpackungseinheiten zu 90g, 125g und 150g; die 100 -g-Packung bleibt jedoch die am meisten verkaufte Verpackungstypologie mit 28,2 Millionen verkauften Verpackungen.
Zum ersten Mal findet am 22. Mai 2022 der „Südtiroler Specktag in Naturns“ statt. Im Dorfkern von Naturns präsentieren sich Südtiroler Speck Produzenten und weitere Südtiroler Qualitätsprodukt mit Ständen., moderner Musik und kulinarische Highlights mit innovativen Gerichten von Südtiroler Speck g.g.A. erwarten die Gäste. (r)
Schlanders
Wie grün ist der Grünplan des Kasernenareals Schlanders?
Ästhetik, Erholung, Lebensraum, Sauerstoffproduktion, CO2-Speicher: Die Liste der Funktionen, die Bäume für uns und andere Lebewesen übernehmen, ist lang und dies sind nur ein paar Beispiele. Die Wichtigkeit von Bäumen nimmt in Zeiten des Klimawandels auch für den urbanen Raum zu: Große Bäume spenden Schatten und kühlen die Umgebungstemperatur deutlich ab.
Diese Bedeutung der Bäume erkennt auch die Gemeinde Schlanders in ihrer Bauordnung an, wenn sie im Abschnitt „Schutz der Grünflächen und Baumschutz“ schreibt: „Im Sinne von ökologischer Nachhaltigkeit ist die Erhaltung ökologisch wertvoller Bestandsbäume (…) zu fördern.“ Anschließend findet sich der Satz „Bestandsbäume auf öffentlichen und privaten Flächen dürfen nicht in ihrem Aufbau gravierend verändert oder ihr Überleben gefährdet werden.“ Trotz dieser in der Bauordnung enthaltenen Punkte, sieht der Plan zur Umgestaltung des Kasernenareals Schlanders die Rodung fast aller Bäume auf dem Kasernenareal vor. Der Plan der Grünflächen wurde im Rahmen der Gemeinderatssitzung am 18. November vorgestellt. Müsste nicht gerade die Gemeinde mit gutem Beispiel vorangehen und die Bäume erhalten? Oder sind die z.T. knapp 100 Jahre alten Bäume im Kasernenareal nicht ökologisch wertvoll oder zu alt, um erhaltenswert zu sein?
Der Baumexperte Valentin Lobis hat die Bäume im Kasernenareal auf Anfrage der „Initiative Drususkaserne“ begutachtet. Seine fachkundige Einschätzung besagt, dass besonders die Nadelbäume sehr wertvoll, gesund und erhaltenswert seien. Die Bäume wurden seit der Auflassung des Kasernenareals 1990 nicht gepflegt oder bewässert. Trotzdem sind sie in einem sehr guten Zustand. Lobis unterstreicht vor allem die Tatsache, dass die Bäume die letzten Jahrzehnte ohne Bewässerung in einem recht trockenen Klima sehr gut überstanden haben. Dies weise darauf hin, dass diese Bäume gut für den Klimawandel und trockene Phasen gerüstet seien.
Wie in der Gemeinderundschau Schlanders vom 02.12.2021 zu lesen war, waren im Sommer 2020 außerdem einige Südtiroler Biologinnen und Biologen im Kasernenareal, um den Status quo eines urbanen Raums zu untersuchen, der jahrzehntelang sich selbst überlassen war. Sie konnten hier einige interessante Arten erheben. Darunter z.B. den Großen Abendsegler. Dies ist eine Fledermausart, die in Südtirol recht selten vorkommt. In Siedlungsgebieten hält sie sich bloß auf, wenn viele Bäume vorkommen, wie es im Kasernenareal der Fall ist. Werden diese Bäume nun gefällt, verliert diese seltene Art, sowie andere Fledermaus- und Vogelarten, ihren Lebensraum.
Die Initiative Drususkaserne findet den Erhalt der großstämmigen Bäume wichtig. Gleichgesinnte können sich gerne melden unter: idrukas@gmail.com
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„Martell ist nicht wie Corvara“
LANDESTOURISMUSENTWICKLUNGSKONZEPT – Was kommt auf den Vinschgau zu ? SVP Vinschgau, Bürgermeister/innen und Touristiker treffen sich mit Tourismus-Landesrat Schuler
Auf Einladung der Vinschger SVP und den Bürgermeistern Ende Jänner 2022 wurde Landesrat Schuler nach Schlanders eingeladen, um das Landestourismusentwicklungskonzept vorzustellen und mit den Vinschgern zu diskutieren.
SVP Bezirksobmann Plangger und Bezirkspräsident Pinggera haben in die Thematik eingeführt. Danach hat Landesrat Schuler mit viel Geduld in anderhalb Stunden an Hand einer übersichtlichen Power Point Präsentation mit Statistiken die Entwicklung von Betten und Übernachtungen im Vinschgau bzw. im Land aufgezeigt und die Leitmotive für den Südtiroler Tourismus und die geplanten Handlungsmaßnahmen für die Tourismusentwicklung im Rahmen der Erstellung der Gemeindeentwicklungskonzepte vorgestellt. „Dass die touristische Entwicklung Grenzen brauche, hatten alle eingesehen, aber grundsätzlich fragt man sich im Vinschgau, warum die Diskussion um die Bettenobergrenze und Bettenbörse auch im Vinschgau geführt werden muss, wenn sich dort die Betten in den vergangenen 10 Jahren kaum erhöht haben und der Zuwachs an Übernachtungen nichts am „Over-Tourismus“ beigetragen hat, nachdem zudem wahrscheinlich keine Vinschger Gemeinde als „stark entwickelt“ eingestuft werden kann (2,1 Mio. Übernachtungen auf 33 Mio. insgesamt – Vinschgau 1/5 der Landesfläche)“ … so der Bezirksobmann.
Bezirkspräsident Pinggera erinnerte an den Beschluss des Gemeindenverbandes, welcher dem Landeskonzept nur zugestimmt habe, mit klaren Bedingungen für eine Einteilung der Gemeinden in 3 statt nur 2 Kategorien (stark entwickelt – entwickelt – strukturschwach), für eine weitere Entwicklung in strukturschwachen Gebieten, sowie für klein- und mittelgroße Familienbetriebe.
Diesbezüglich konnte der Landesrat zustimmen und somit wird sich in der Liste mit 3 Kategorien Martell nicht mehr in der SVP-Bezirksobmann Albrecht Plangger und Bezirkspräsident Dieter Pinggera ersuchen im Namen der Vinschger BM den Tourismuslandesrat Arnold Schuler um „Nachbesserungen“ beim Landestourismusentwicklungsplan
gleichen Kategorie wie Corvara finden. Die in der Vergangenheit von der Landesregierung gemachten Zuweisungen von Betten über ein Tourismuskonzept habe nicht funktioniert. Von 27.000 Betten seien nur knapp 10% realisiert worden. Es gebe aber im Lande ca. 37.000 Betten, die zwar in der Bettenstatistik aufscheinen, die aber nicht mehr „aktiv“ sind. Die Gemeinden sollten unbedingt im Rahmen des Gemeindenentwicklungsplanes erheben, wieviele solche Betten es in der Gemeinde gibt. Vielleicht wäre das Angebot höher als der momentane oder mehrjährige Bedarf. Diese Betten können in nicht stark entwickelten Gebieten wieder für Erweiterungen zugewiesen werden.
Laut LR hätten die Gemeinden jetzt alle Informationen und Unterlagen, um die Tourismusentwicklungs- bzw. Gemeindenentwicklungspläne zu erstellen (ein Tourismuskonzept für das ganze Tal ist in der BM-Runde angedacht). Die Finanzierung und Bezuschussung durch das Land ist aber noch ungeklärt. Es besteht dringender Handlungsbedarf !
Der LR soll alle Informationen und Unterlagen der Landesämter und EURAC an die Gemeinden weitergeben. Er soll diese Themen in die Landesregierung bringen, damit die Gemeinden starten können. „Die sog. Bettenbörse werde von den Bürgermeistern und Touristikern nicht als zielführend angesehen. Die Vinschger Betten müssen unbedingt dem Vinschgau verbleiben und nicht in die LandesBettenbörse nach Bozen kommen,“ auch müssen touristische Erweiterungen - am Beispiel Martell und Langtaufers, wo sich die meisten Tourismusbetriebe außerhalb der Siedlungsgrenzen befinden – weiterhin möglich sein, auch neue Betriebe (evtl. über einen Ausnahmebeschluss der Landesregierung). Unbedingt abklären, wie bei diesem Weilern das Siedlungsgebiet definiert wird!
Es muss unbedingt festgeschrieben werden, dass die Landesregierung begründete Ausnahmen zulassen kann (bei Erweiterungen und neuen Betrieb). Zum Beispiel für Gemeinden, für die eine touristische Entwicklung erst aufgrund neuer Gegebenheiten möglich wird. Es könnte eine stark verkehrsgeplagte Gemeinde nach dem Bau einer Umfahrung sein. Eine Ausnahme soll auch für Gemeinden, in denen Aufstiegsanlagen bestehen, möglich sein, um diese besser anzulasten bzw. wirtschaftlich zu führen.
Das Treffen war notwendig und positiv. „Im Vinschgau hoffe man jetzt“ – so der Bezirkspräsident – „dass die Anregungen und Forderungen des Vinschgaus bei der normativen Umsetzung des Landeskonzeptes berücksichtig werden, Entwicklung weiter zugelassen und die notwendigen Ausnahmeregelungen geschaffen würden. Man wolle sich vielleicht in einem halben Jahr wieder treffen. Albrecht Plangger, Dieter Pinggera