OEA-03_Web_2.0

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Elke Radhuber

Social Web Virtuelle Kommunikation

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Ă–ffentlichkeitsarbeit


Ă–ffentlichkeitsarbeit 3

Social Web


Elke Radhuber

Social Web (Web 2.0) Virtuelle Kommunikation

Dieses Skriptum ist für die Verwendung im Rahmen der Bildungsarbeit des Österreichischen G ­ ewerkschaftsbundes, der Gewerkschaften und der Kammern für Arbeiter und Angestellte bestimmt.


Inhaltliche Koordination: Peter Autengruber

Zeichenerklärung

Hinweise Beispiele Zitate

Stand: Mai 2016 Impressum: Layout/Grafik: Dietmar Kreutzberger Layoutentwurf/Umschlaggestaltung: Walter Schauer Medieninhaber: Verlag des ÖGB GmbH, Wien © 2016 by Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, Wien Herstellung: Verlag des ÖGB GmbH, Wien Verlags- und Herstellungsort: Wien Printed in Austria

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Inhalt Einleitung 8 Was ist das Web 2.0/Social Media? „Web 2.0 ist das Mitmach-Web!“ Von Web 1.0 zu Web 2.0 – vom Zusehen zum Mitwirken Web-Community/Social Network Warum Social Media in der Gewerkschaft? Im alltäglichen Leben haben Soziale Medien einiges verändert

10 10 12 13 13 15

Zeitreise – historische Entwicklung der Kommunikation Oralität Literalität Buchdruck Kommunikative Neuerungen: Ära der Elektrizität Computer und Internet Chronologie Internet

18 18 18 19 20 21 21

Publizieren im Social Web (Web 2.0) Weblog oder kurz Blog Praktische Arbeit mit Blogs Der Betriebsrats-Blog: Konzept Erfolgsfaktoren Einen Blog erstellen Multimedia: Pinterest, Instagram, Youtube etc. Plattform für Präsentationen

24 24 31 32 34 37 43 49

Social Software Twitter – Micro-Blogging Wikis Facebook – Der Erfolgspionier

50 50 52 57

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Inhalt

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Business-Netzwerke: Xing, Kunurun, Linkedin

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Meine Daten sind frei (zugänglich) Suchmaschinen Diskrete Suchmaschinen Personenbezogene Suchmaschinen Reputation: Digitaler Ruf Achtung: Urheberrecht Wikileaks Psyche und Social Media Cyber Mobbing, Grooming, etc. Erreichbarkeitsdilemma, oberflächliches Denken etc. Gewerkschaftsbewegung und Social Media

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Zur Autorin

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VÖGB/AK-SKRIPTEN Die Skripten sind eine Alternative und Ergänzung zum VÖGB/AK-Bildungsangebot und werden von ExpertInnen verfasst, didaktisch aufbereitet und laufend aktualisiert.

UNSERE SKRIPTEN UMFASSEN FOLGENDE THEMEN:

› Arbeitsrecht › Sozialrecht › Gewerkschaftskunde › Praktische Gewerkschaftsarbeit › Internationale Gewerkschaftsbewegung › Wirtschaft › Wirtschaft – Recht – Mitbestimmung › Politik und Zeitgeschehen › Soziale Kompetenz › Humanisierung – Technologie – Umwelt SIE SIND GEEIGNET FÜR:

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und Nähere InfosBes tellung: kostenlose kripten www.voegb.at/s ten@oegb.at E-Mail: skrip Adresse: öhm-Platz 1, Johann-Bien 1020 W534 44-39244 Tel.: 01/

Die Skripten gibt es hier zum Download:

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VÖGB – Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung Tel.: 01/534 44-39255 Fax: 01/534 44-100403 E-Mail: bildung@oegb.at Web: www.voegb.at ZVR-Nr.: 233435180


Einleitung Social-Media-Anwendungen haben innerhalb weniger Jahre große gesellschaftspolitische Relevanz bekommen: So wird davon ausgegangen, dass über ein Drittel der ÖsterreicherInnen Facebookmitglieder sind und davon ein Großteil im erwerbstätigen Alter. Dieses Beispiel macht deutlich, dass diese Kommunikationstools keine Randgruppenphänomene sind, sondern sehr schnell zu einem wesentlichen Bestandteil unserer Kommunikationskultur geworden sind. Zahlen wie diese erübrigen eine Diskussion darüber, ob das Thema überhaupt Relevanz hat, denn alleine eine derartige Verbreitung impliziert eine gewisse Bedeutung. Dennoch möchte ich in meiner Einleitung ein bisschen auf den ­Zusammenhang Web und Macht eingehen: Die Argumente, dass im virtuellen Raum wenig Ernstzunehmendes geschieht, haben durchaus ihre Berechtigung: Das Web wird sicherlich häufig lediglich zum trivialen Zeitvertreib genutzt. Ein Punkt macht das moderne Web für eine tiefer greifende Auseinandersetzung jedoch besonders spannend: Potenziell hat heute jede/r Internet-UserIn die Möglichkeit, weltweit seine Inhalte zu verbreiten. Hieraus ergeben sich viele Chancen aber natürlich auch Gefahren: Wenn ein Prozess im Web große Resonanz erzeugt, können einzelne Stimmen laut werden, sich zusammenschließen und große Kraft und weltweite Verbreitung finden. Umgekehrt ist es jedoch relativ einfach, massenhaft zu manipulieren oder Unwahrheiten zu verbreiten. Neben schwer steuerbaren Aufschaukelungsprozessen kann clever eingesetztes Webcampaigning viel bewirken. Wir erinnern uns: 2008 hat Barak Obamas Web-Wahlkampfstrategie äußerst effiziente und wirkungsvolle Arbeit geleistet: Spendengelder wurden über Webplattformen lukriert, Helfergruppen haben sich mit Kommunikationstools wie Twitter organisiert, und mit Videos über das Web wurde ein breites Publikum erreicht. Chef der Online-OrganizingKampagne von Obama war übrigens Chris Hughes, einer der Mitbegründer von Facebook. Neben taktischem Einsatz nutzen aber auch Einzelpersonen Web-2.0-Instrumente, um Nachrichten zu verbreiten oder/und um sich zu organisieren: xx Im Sommer 2009 kam es anlässlich der Wahlen im Iran zu Unruhen. Nachdem alle Journalisten aus dem Land geworfen wurden, zitierten sogar kom-

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merzielle Medien – wie zum Beispiel der ORF – Twittermeldungen als Quelle, da sie auf diese Form der Nachrichtengenerierung angewiesen waren. xx Ende 2009 begannen in Wien Proteste von StudentInnen, die sich schnell in ganz Österreich ausbreiteten. Der Protest entstand aus der Basis heraus. Die Berichterstattung und ­Organisation wurde maßgeblich auch über das Web abgewickelt. Konventionelle Medien hatten zu Beginn große Probleme mit der Informationsbeschaffung, gab es doch bei „Uni brennt“ gerade zu Beginn keine Ansprechperson. Damit war eine übliche Form journalistischer Vorgehensweise nicht möglich und so kam es dazu, dass in typischen Web 2.0-Plattformen mehr zu erfahren war als in den Zeitungen/im TV. xx Auch im Zuge der „Nordafrika Revolution“ (2011) wurden Social-Media-­ Instrumente für die Organisation und Kommunikation eingesetzt. xx Das Beispiel Wikileaks (siehe Kap. 5, S. 74 ff) hat ebenfalls eindrucksvoll gezeigt, welche neuen Möglichkeiten der Informationsdistribution das Web eröffnet. Die Social Media sind dabei in der Wahrnehmung häufig derartig im Vordergrund, dass in Medienberichten Titel wie „Die Twitter-Revolution“ oder „Facebook-Revolution“ gerne verwendet wurden. Das halte ich persönlich für überzogen: Denn zum einen ist kommunikationstechnisch allgemein – und auf das Web speziell bezogen – eher eine Evolution im Gange. Kommunikationstools entwickeln sich weiter – und das Web tat dies sehr schnell. Die Menschen haben mit der Herausforderung zu kämpfen, die entsprechende Medienkompetenz zu entwickeln, um damit adäquat umzugehen. Dies umfasst neben Umgang mit persönlichen Daten, Zeitmangagement, Cypermobbing eben auch den größtmöglichen individuellen Nutzen daraus zu ziehen. Zum anderen wird „Social-Media Revolution“ häufig in den Kontext zu konkreten (politischen) Protesten gestellt – hierzu ist schon zu beobachten, dass Aufstände und Unzufriedenheiten reale Ursprünge haben und die Konflikte ebenfalls in der realen Welt ausgetragen werden. Das Web bietet lediglich die Möglichkeit, Botschaften schnell und effizient zu verbreiten und die Organisation von Protesten zu erleichtern. Das heißt Social Media kann ein Mittel sein, über distributive Barrieren hinweg zu helfen.

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Was ist das Web 2.0?

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In dieser Broschüre wird ein breiter Bogen über verschiedene Web-2.0-Anwendungen gespannt, werden Hintergrundinformationen und Beispiele genannt. Ziel ist es, ein grundsätzliches Verständnis zur Web-Kommunikation zu erlangen, einige Funktionsweisen kennen zu lernen und in Folge auch Prozesse ableiten zu können. Medienkompetenz gehört sicher zu den Schlüsselkompetenzen, wenn es darum geht, Information(squellen) individuell einzuschätzen bzw. zu hinterfragen und eine reflektierte Meinung entwickeln zu können. In dem Bereich ständig viele neue Plattformen und Begriffskreationen, sodass nicht alle an dieser Stelle abgebildet werden können. So taucht seit ein paar Jahren der Begriff „Industrie 4.0“ immer wieder im deutsprachigen Raum auf. Damit wird ein Trend bezeichnet, der sich schon länger entwickelt: Die Produktion und das industrielle Umfeld sind mit den modernen Kommunikationstechnologien vernetzt. Dadurch kann beispielweise flexibler und schneller bei der Produktion auf Kundenwünsche eingegangen werden. Das auch als „Internet der Dinge“ bezeichnete Phänomen meint generell auch die Digitalisierung zwischen Mensch, Maschine, Produkt bzw. Dienstleistung. Die Ausgabe 2016 wurde neben einigen kleineren Änderungen und Korrekturen durch ein Kapitel zu den Auswirkungen auf den Menschen ergänzt.

Elke Radhuber

„Web 2.0 ist das Mitmach-Web!“ Das ist die wohl einfachste und prägnanteste Erklärung für diesen viel disku­ tierten Begriff. Die folgende Abbildung zeigt, wie der deutsche Grafiker Markus Angermeier das Web 2.0 in Form einer Begriffswolke darstellt. Hier werden viele Begriffe geboten, deren Bedeutung erst nach und nach beim Verstehen des Phänomens Web 2.0 klarer wird.

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„Web 2.0 ist das Mitmach-Web!“

1.1

Diese Grafik spiegelt den weit gefassten Begriff gut wider. Denn Web 2.0 meint keine spezielle Technik oder Software-Version und auch kein bestimmtes Design. Vielmehr ist das Zusammenwirken von Web-Werkzeugen und die spezielle kollaborative Verwendung das, was das Web 2.0 ausmacht. Kollaboration ist auch so ein Begriff, der in diesem Zusammenhang häufig fällt: Gemeint ist die Zusammenarbeit der UserInnen, die für das Web 2.0 wesentlich ist. Denn Web 2.0 ist eine soziale und wirtschaftliche Entwicklung, die mit moderner Technik und ausgefeilter Software in Kombination steht. Viele seiner Anwendungen entstanden bereits in den 90er-Jahren – sind also gar nicht mehr so neu – ­jedoch können sie erst jetzt optimal von den UserInnen verwendet werden, da sie nach einer schnellen Internetanbindung verlangen, wie sie damals nur selten gegeben war. Die ExpertInnen sind sich uneinig in der Definition von Web 2.0 – so bleibt der Begriff unscharf und schwer fassbar. Durch Tim O‘Reilly, einen irischen Soft-

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Was ist das Web 2.0 / Social Media? wareentwickler und Verleger, wurde der Begriff ab 2004 populär. Als wesentliche Merkmale des Web 2.0 können grob zusammengefasst werden: ➔ Architektur des Mitwirkens ➔ Nutzung als Plattform ➔ Kollektive Intelligenz der UserInnen ➔ Zugang und Zusammenstellung von Daten ➔ Einbeziehung der BenutzerInnen bei der Software-Entwicklung ➔ Offene Schnittstellen und Software, die unterschiedliche Geräte ­verbindet (z. B. Handy und Computer) ➔ Mashups: Software-Tools, die bei unterschiedlichen Anwendungen flexibel und einfach eingebunden werden können (z. B. Abonnement-Funktion auf einer a­ nderen Webseite einbauen) ➔ „Long-Tail“-Funktion (beispielsweise kann der Plattenverkauf durch Platzierung eines Songs im WWW angekurbelt werden. Marketing entsteht auf einer neuen Ebene: durch Google-Filter entsteht z. B. ein spezieller Werbeeffekt – Lifestyle Advertising/Targeting Marketing)

Von Web 1.0 zu Web 2.0 – vom Zusehen zum Mitwirken Manche UserInnen sind noch im reinen RezipientInnen-Stadium1 hängen geblieben – also im statischen Web 1.0 –, doch das Web 2.0 bietet darüber hinaus viel mehr Möglichkeiten. Durch die technischen Voraussetzungen kann jede/r UserIn das Web 2.0 mit unterschiedlichen Inhalten (= Content) anreichern. Da viele UserInnen verstärkt im Web mitmachen, kommt es zu einer permanenten Veränderung: Das Web wird dynamischer. Web 2.0 ist die Aufhebung der strikten Trennung z­ wischen dem/der nur passiv agierenden UserIn und dem/der Web-­ DesignerIn.

1 RezipientIn = passive/passiver EmpfängerIn (ZuhörerIn, LeserIn, ...)

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Tim O`Reilly www.oreilly.de/presse

Fazit: Der Begriff Web 2.0 bedeutet also nicht nur die theoretische Voraussetzung, das WWW mitzugestalten, sondern steht auch für das tatsächliche mitgestaltende UserInnenverhalten. Web 2.0 ist das sich permanent verändernde Web mit und durch Internet-NutzerInnen. Web 2.0 bedeutet, dass UserInnen nicht nur passiv Inhalte im Web konsumieren, sondern auch selbst Inhalte in das Web stellen (oder sogar neue Anwendungen programmieren). Die soziale und wirtschaftliche Bewegung in Kombination mit den technischen Möglichkeiten wurde Web 2.0 genannt. In der Breite hat sich nunmehr der Begriff Social Media bzw. Soziale Medien durchgesetzt.

Web-Community / Social Network Durch diese Vernetzungen entstehen die so genannten (Web-)Communities. Eine Community ist eine Gemeinschaft. Im Netz gibt es die unterschiedlichsten Arten von Communities. Manche dienen dem fachlichen Austausch (z. B. E­ ntwicklung von Software, Anreicherung von Content bei Wikis), andere dem sozialen Austausch (z. B. facebook). Vielfach ist auch beides der Fall: z. B. die bloggende Community, die Beiträge gegenseitig kommentiert und verlinkt, Foto-, Video-, Musikcommunities, die sich ebenfalls vernetzen, um sich auszu­tauschen. Warum sich diese Communities bilden und welche Ansprüche und Zwecke sie verfolgen, wird klarer, wenn in späteren Kapiteln die Funktionalitäten und Anwendungsgebiete behandelt werden. Die Gemeinschaftsbildung spielt bei allen Social Media-Anwendungen eine große Rolle, da das Miteinander und der Austausch eine tragende Rolle spielen.

Warum Social Media in der Gewerkschaft? Vieles im Web 2.0 basiert auf dem Zusammenwirken vieler einzelner Mitglieder der Web-Gemeinschaft ➔ Kollektive Intelligenz, Vernetzung und Zusammenarbeit entstehen. Einmal abgesehen vom technischen Zugang: Der gewerkschaftliche Grundgedanke „Gemeinsam sind wir stark“ steht der Web-2.0Philosophie sehr nahe. Im englischsprachigen Raum sind Social Media-Instrumente aus der Gewerk-

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Was ist das Web 2.0 / Social Media? schaftsbewegung nicht mehr wegzudenken. Und auch im deutschsprachigen Raum nimmt das Interesse an Web-2.0-Tools (= Werkzeugen) zu. Ein Beispiel aus der Praxis: Zu der AK/VÖGB-Kooperation „gedifo“ (gesellschaftspolitisches diskussionsforum) wurde ein Web­log (= spezielle Seite im Internet – siehe Bild) erstellt. Hier werden relevante U ­ nterlagen und Links verfügbar gemacht, Fotos von Veranstaltungen hineingestellt und Beiträge zum Thema geschrieben. So können sich Teilnehmende auch später für sie interessante Unterlagen beschaffen. Mit Hilfe von einfach erstellbaren Seiten im Web kann also ohne großen A ­ ufwand ein wirkungsvolles Instrument der Gewerkschaftsarbeit geschaffen ­werden. BetriebsrätInnen nutzen vermehrt ein solches virtuelles „schwarzes Brett“ (Betriebsratsblog), auf dem kommentiert werden kann, auf dem eine von den herkömmlichen Medien unabhängige Öffentlichkeit entsteht und auch die Kom-

www.gedifo.at

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Im alltäglichen Leben haben Soziale Medien einiges verändert

1.5

munikation zwischen Betriebsrat und ArbeitnehmerInnen gefördert wird. Die Anwendungsmöglichkeiten gehen sicher über das Schreiben eines Blogs hinaus – kurz gesagt: Für die gewerkschaftliche Arbeit bringt es zusätzliche Chancen und zusätzliche Möglichkeiten, die für eine zielorientierte Anwendung bereitstehen. Zudem wird es zunehmend wichtig zu wissen, wie moderne Kommunikationswege aussehen. Nicht zuletzt auch, um richtig damit umzugehen, denn das Internet hat auch seine Schattenseiten. Oft werden unbedacht (private und berufliche) Informationen ins Netz gestellt; die Folge ist der „gläserne Mensch“ (siehe auch Kapitel 5). Ein verantwortungsvoller und bewusster Umgang mit Sozialen Medien ist also wichtig, denn Daten, die einmal im Netz gelandet sind, sind schwer wieder zu eliminieren.

Im alltäglichen Leben haben Soziale Medien einiges verändert In den letzten 50 Jahren hat sich der Zugang zu Wissen und Information in ­unglaublicher Form erweitert. Für uns heutzutage sehr seltsam: Meine Mutter wollte als 8-jähriges Kind eine geschenkte Banane als Ganzes essen, mitsamt der Schale – ihr war diese exotische Frucht völlig fremd. Als sie das mal erzählte, war das für mich wirklich „aus einer anderen Welt“… heute kann jedes Kind – auf Knopfdruck – Informationen zu (fast) allen erdenklichen Begriffen und Themen abrufen – etwa auf wikipedia.org, der freien Online-Enzyklopädie (siehe Kapitel 4), in rund 300 Sprachen. Wenn ich im Jahr 2016 Kontakt zu einer Person aufnehmen möchte, ist dies schneller und unkomplizierter möglich als je zuvor. Selbst wenn ich sie vor Jahrzehnten irgendwo am anderen Ende der Welt getroffen habe und ich nichts weiter weiß als ihren Namen: Ich registriere mich auf einer Social-NetworkPlattform und gebe den gesuchten Namen ein. Etwa über facebook (internationales Online-Netzwerk – siehe Kapitel 4) kann ich innerhalb von Sekunden Kontakt mit einer Frau in New York aufnehmen, die ich über ein Jahrzehnt nicht gesehen habe. Voraussetzung ist natürlich, dass sich diese junge New Yorkerin in diesem On­line-Netzwerk registriert hat. Internetskeptiker wird man so eher nicht aufspüren, aber wenn die gesuchte

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1

Was ist das Web 2.0 / Social Media? Person internetaffin ist, stehen die Chancen gut, dass ich ihr Profil in einem der zahlreichen sozialen Netzwerke finde. Noch vor wenigen Jahren hätte es einer aufwendigen Korrespondenz und viel Kommunikation bedurft, um solche Informationen über eine Person herauszufinden. Diese Beispiele zeigen, wie stark sich die Informationsmöglichkeiten in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt haben. Und auch, warum im Zusammenhang mit Social web oft Worte wie „global village“ fallen, also „globales Dorf“. Unter bestimmten Voraussetzungen: Registrierung in einer Social Network-Plattform – wird die Welt von Web 2.0 tatsächlich so stark vernetzt, wie dies im Leben sonst meist nur einer dörflichen Gemeinschaft möglich ist.

Screenshot: facebook.com

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SKRIPTEN ÜBERSICHT SOZIALRECHT

SR-1

Grundbegriffe des Sozialrechts

SR-2

Sozialpolitik im internationalen Vergleich

SR-3

Sozialversicherung – Beitragsrecht

SR-4

Pensionsversicherung I: Allgemeiner Teil

SR-5

Pensionsversicherung II: Leistungsrecht

SR-6

Pensionsversicherung III: Pensionshöhe

SR-7

Krankenversicherung I: Allgemeiner Teil

SR-8

Krankenversicherung II: Leistungsrecht

SR-9

Unfallversicherung

SR-10

Arbeitslosenversicherung I: Allgemeiner Teil

SR-11

Arbeitslosenversicherung II: Leistungsrecht

SR-12

Insolvenz-Entgeltsicherung

SR-13

Finanzierung des Sozialstaates

SR-14

Pflege und Betreuung

SR-15

Bedarfsorientierte Mindestsicherung

Die einzelnen Skripten werden laufend aktualisiert.

ARBEITSRECHT

AR-1 AR-2A AR-2B AR-2C AR-3 AR-4 AR-5 AR-6 AR-7 AR-8A AR-8B AR-9 AR-10 AR-11 AR-12 AR-13 AR-14 AR-15 AR-16 AR-18 AR-19 AR-21 AR-22

Kollektive Rechtsgestaltung Betriebliche Interessenvertretung Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates Rechtstellung des Betriebsrates Arbeitsvertrag Arbeitszeit Urlaubsrecht Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall Gleichbehandlung im Arbeitsrecht ArbeitnehmerInnenschutz I: Überbetrieblicher ArbeitnehmerInnenschutz ArbeitnehmerInnenschutz II: Innerbetrieblicher ArbeitnehmerInnenschutz Beendigung des Arbeitsverhältnisses Arbeitskräfteüberlassung Betriebsvereinbarung Lohn(Gehalts)exekution Berufsausbildung Wichtiges aus dem Angestelltenrecht Betriebspensionsrecht I Betriebspensionsrecht II Abfertigung neu Betriebsrat – Personalvertretung Rechte und Pflichten Atypische Beschäftigung Die Behindertenvertrauenspersonen

GEWERKSCHAFTSKUNDE

GK-1 GK-2 GK-3

Was sind Gewerkschaften? Struktur und Aufbau der österreichischen Gewerkschaftsbewegung Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1945 Die Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung von 1945 bis heute

GK-4

Statuten und Geschäftsordnung des ÖGB

GK-5

Vom 1. bis zum 18. Bundeskongress

GK-7

Die Kammern für Arbeiter und Angestellte

GK-8

Die sozialpolitischen Errungenschaften des ÖGB

Die VÖGB-Skripten online lesen oder als Gewerkschaftsmitglied gratis bestellen: www.voegb.at/skripten


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Zeitreise – historische Entwicklung der Kommunikation Die Epochen der Entwicklung der Kommunikations- und Medienabfolge kann folgendermaßen grob zusammengefasst werden:

Oralität (Ausschließlich mündliche Kommunikation) Die erstaunliche Entwicklung von einfachen Lautäußerungen zur komplexen menschlichen Sprache vollzog sich im Dunkel der menschlichen Urgeschichte; unsere diesbezüglichen Erkenntnisse sind bescheiden. Eines jedoch ist sicher: mit der Sprache wurde eine neue Qualität der Kommunikationsfähigkeit erreicht, die uns von allen anderen Lebewesen der Erde unterscheidet. In der Evolutionsgeschichte war hierfür die – mit der Sprachentstehung einhergehende – Ausprägung des Kehlkopfs und des Sprachzentrums im Gehirn ausschlaggebend. Ohne auf die nonverbale Kommunikation (Gestik und Gebärden, Rauchzeichen der Indianer, Zeichensprache der Taubstummen und ähnliches) zu vergessen: Der allergrößte Teil des menschlichen Gedankenaustausches erfolgt über die Sprache. Sie bildet auch den Rahmen für die kulturelle Entwicklung; mit ihr wird das Wissen weitergegeben, und in vortechnischer Zeit hat die mündliche Überlieferung oftmals den Zeitraum vieler Jahrhunderte überspannt.

Literalität (Die Erfindung der Schrift / schriftliche Kommunikation) Auf den ersten „biologischen“ Schritt, die Entstehung der Sprache, folgte nun ein zweiter, „kultureller“, die Erfindung der Schrift. Literalität ist im Laufe der vergangenen sechs Jahrtausende erfolgt; die ältesten Schriftarten finden wir im Zweistromland (sumerische Keilschrift im heutigen Irak) und in Ägypten (alt­ ägyptische Bilderschrift). Die Entwicklung der verschiedenen Schriftsysteme können wir ganz gut nachvollziehen: die Phönizier vor 3000 Jahren hatten bereits eine Lautschrift (allerdings noch „mangelhaft“: ohne Selbstlaut-Zeichen), die alten Griechen und Römer hatten schon „richtige“ Buchstabenschriften (mit Zeichen für Konsonanten und Vokale). Die heute vorwiegend verwendeten „Kleinbuchstaben“ entstanden im frühen Mittelalter (sind also erst 1000 Jahre „jung“).

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Buchdruck

2.3

Die kommunikativen Möglichkeiten der Schrift veränderten die menschliche Kultur nachhaltig; dessen ungeachtet blieb aber die Fähigkeit, die Schriftzeichen zu gebrauchen und zu lesen, zunächst großteils auf eine schmale, im Mittelalter meist klerikale Oberschicht beschränkt; schriftliche Dokumente waren selten und teuer.

Buchdruck (Der erste Schritt zur M ­ assenkultur) Dies änderte sich erst mit der Erfindung des Buchdrucks. Sie ist die erste von drei Stufen technischer Neuerungen, die die Kommunikation und damit auch die menschliche Kultur und Zivilisation maßgeblich umgestaltet haben. Nachdem die Kenntnis der Schrift jahrtausendelang einer schmalen Oberschicht vorbehalten war, leitete die Erfindung des Buchdrucks um 1450 eine Entwicklung zu fortlaufend größerer Breitenwirkung ein*. Heute ist schriftliche Information alltäglich; der wichtigste Zwischenschritt auf dem Weg dahin war wohl die allgemeine Alphabetisierung mit Einführung der Schulpflicht im 18. Jahrhundert, aber schon kurz nach der Erfindung des Buchdrucks erreichten Flugschriften und Bücher eine Auflage von 1000 Stück und mehr – kein Vergleich zu den Jahren vorher, als jedes Schriftstück mühsam händisch abgeschrieben werden musste. So wurde mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (ca. 1400 bis 1468) der Grundstein für die Massenkommunikation gelegt und Bildung nach und nach allgemein zugänglich.

© www.wikipedia.org

* Im asiatischen Raum gab es auch vorher schon Buchdruckverfahren − die allerdings nie in der Masse angewandt wurden.

Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg (1400–1468)

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Zeitreise – historische Entwicklung der Kommunikation Kommunikative Neuerungen: Ära der Elektrizität Mit der Kenntnis und Nutzbarmachung der Elektrizität im 19. Jahrhundert ergeben sich etliche neue Kommunikationsmöglichkeiten: Telegraf (1809), Telefon (1876 patentiert), Kinematografie (1895), Rundfunk – in kurzen Abständen folgten weitere Entwicklungen (Tonband, Fernsehen, Fax, PC, Internet, multimediale Nutzung, kleine Datenträger etc.) und jede dieser Erfindungen brachte einen neuen Impuls in die menschliche Zivilisation. Ein neuer Begriff war entstanden: ➔ Telekommunikation (griech. t˜ele = fern und lat. communicare = gemeinsam machen, mitteilen)

© http://www.flickr.com

Der französische Autor Albert Robida (1848 bis 1926) setzte sich in seinen ­Science-Fiction-Romanen und Zeichnungen mit dem Phänomen der Telekommunikation auseinander und zeichnete schon zur Jahrhundertwende Karikaturen, die eine mit Kabeln und Drähten vollgestopfte Welt zeigen. Die Verdrahtung und Verkabelung ist heute physisch zwar nicht so präsent wie in seinem Bild „La Vie Electrique“, tatsächlich befinden wir uns zu Beginn des 21. Jahrhunderts jedoch in einer Welt, in der praktisch alles mit allem vernetzt ist.

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Bild: „La Vie Electrique“


Computer und Internet Chronologie Internet

2.5 2.6

Computer und Internet Die Erfindung eines digitalen Rechners erfolgte um die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Der erste funktionierende Computer war eine riesige Anlage in Wohnzimmergröße, und keiner dachte bei dieser hochtechnologischen­ ­ Maschine an eine Verwendung in Büro und Haushalt. IBM, der damals weltgrößte Büro­maschinenhersteller, erwog eine kommerzielle Nutzung. Doch die Rechen­leistung dieses ersten Computers war so ungeheuer groß (und auch seine K ­ osten), dass im Jahr 1943 der damalige IBM-Chef Thomas J. Watson die Vermutung äußerte, der Bedarf an Computern würde weltweit vielleicht bei fünf Stück liegen. Nun, das war wohl etwas zu gering geschätzt. Auch das Millionenfache wäre noch viel zu wenig. Heute, nach einer rasanten Entwicklung, finden wir Computertechnologie nicht nur im PC oder Laptop, sondern auch Autos, Haushaltsgeräte und Maschinen in Betrieben funktionieren auf dieser Basis. Im Gefolge der Computerentwicklung entstand auch das Internet, dessen Geschichte im Folgenden etwas genauer dargestellt wird.

Chronologie Internet ➔ 1962 Arpanet – Internet Aus dem 1962 gestarteten Projekt „Arpanet“ (ARPA = Advanced Research Project Agency) des US-Verteidigungsministeriums entwickelte sich bis 1969 das Internet. Bei diesem Projekt standen ursprünglich die Vernetzung amerikanischer Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie die optimale Nutzung ihrer knappen Rechnerkapazitäten im Vordergrund. Umstritten ist die These, dass Arpanet entwickelt wurde, um im Falle eines Atomkriegs mit einem dezentralen Netzwerk operieren zu können. Demnach wäre der Kalte Krieg Anlass der Suche nach Möglichkeiten gewesen, die Verbindung zwischen den einzelnen Standorten zu sichern, die auch bei teilweisem Netzwerkverlust gewährleistet bleiben sollte.

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2

Zeitreise – historische Entwicklung der Kommunikation ➔ 1982 Internet und E-Mail Schließlich setzte sich der Name „Internet“ durch und Ende der 1980er Jahre wurde die elektronische Nachricht – die E-Mail (electronic mail) zur wichtigsten Funktion. ➔ 1989 World Wide Web WWW – das Netz, wie wir es kennen, wurde vom britischen Forscher Tim Berners-Lee entscheidend mitentwickelt. Er und viele andere schufen damit ein einfach nutzbares System für jedermann, das auch kommerziell verwendet werden kann. ➔ 1993 Freigabe des WWW Am 30. 4. 1993 wurde das World Wide Web zur allgemeinen Benutzung freigegeben. Vielfach werden „Internet“ und „World Wide Web“ synonym verwendet, dies ist aber nicht richtig. Das WWW ist ein über das Internet abrufbares Hypertext-System, welches auch für Laien praktikabel ist. Wenn von Netz oder Web gesprochen wird, ist im Allgemeinen das WWW gemeint. ➔ 2001 Das Platzen der so genannten Dotcom-Blase Ab 1995 wurde das Web nach und nach im großen Stil kommerziell genutzt. Es gab einen ersten Web-Hype: Firmen eroberten das Web, zunehmend wurden dynamische Seiten entwickelt (dot.com-Firmen). Die Entwicklung und der damit in Zusammenhang stehende wirtschaftliche Faktor werden häufig der „New Economy“ zugeordnet. Die großen Erwartungen in die IT-Branche führten Ende der 1990er Jahre zu hoher Spekulationsfreude bei den AnlegerInnen. Da diese Gewinnerwartungen in absehbarer Zeit nicht erfüllt werden konnten, platzte die Spekulationsblase, und es kam zu enormen Vermögensverlusten. ➔ bis heute: Soziale Medien (Web 2.0) BenutzerInnenfreundliche Oberflächen und schneller Internetzugang (Breitbandanschluss) begünstigen die Weiterentwicklung des Webs in Richtung „Mitmach-Web“ (siehe Kapitel 2). Der Begriff Web 2.0 steht für die Entwick-

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Chronologie Internet

2.6

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lungen in diesem Zusammenhang. Mittlerweile hat sich der Begriff Soziale Medien durchgesetzt. Die wichtigsten Eckdaten in der Zusammenfassung: Die Medienrevolution (Einteilung nach dem Kommuni­kationswissenschaftler Marshall McLuhan): 1. 2. 3. 4.

Ausbildung der Sprache Erfindung von Schrift­systemen Erfindung des Buchdrucks Zeitalter der Tele­kommuni­kation

Die Massenmedien (Definition nach dem Soziologen Niklas Luhmann) Alle Einrichtungen der Gesellschaft, die sich zur Verbreitung von Kommunikation technischer Mittel bedienen. Presse, Hörfunk und Fernsehen werden heute stark vom Medium Internet ergänzt. Die Begriffe Massenmedien und Massenkommunikation wurden mit Aufkommen des Hörfunks in den 1920er Jahren geprägt.

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3

Publizieren im Social Web Wie in den vorangegangenen Kapiteln deutlich wurde, ist ein wesentliches Merkmal von Soziale Medien die Möglichkeit, Inhalte zu publizieren. In der NetzSprache werden Inhalte meist mit dem englischen Fachausdruck „Content“ bezeichnet. Grundlegend kann unterschieden werden: ➔ Paid Content (kostenpflichtiger Inhalt – Archive von vielen kommerziellen Online-Medien sind beispielsweise häufig kostenpflichtig) ➔ Open Content (kostenfreier Inhalt) Häufig ist auch die Rede von User Generated Content, das sind Inhalte, die von UserInnen ins Netz gestellt und/oder selbst erstellt sind. Der Content kann ganz unterschiedliche Form haben: ➔ Text ➔ Bild ➔ Audio ➔ Video Im Social Web kann der/die UserIn seinen/ihren Content auf verschiedenen Plattformen und somit öffentlich zur Diskussion stellen. Es gibt mittlerweile unzäh­lige Plattformen, die auch für den Laien userInnenfreundlich gestaltet sind. Das ist auch so ein Phänomen von Web 2.0: Auf BenutzerInnenfreundlichkeit wird bewusst viel Wert gelegt, um die Seiten auch für User-NormalverbraucherInnen zugänglich zu machen.

Weblog oder kurz Blog Eine dieser Plattformen, auf welchen Content verfügbar gemacht werden kann, sind Blogs. Diese Art von Plattform hat sich seit 1999 entwickelt und erfreut sich zunehmend großer Beliebtheit. Ihre weite Verbreitung erklärt sich aus einigen grundlegenden Eigenschaften der meisten Blogplattformen: ➔ Einfache Benutzung (Erstellung einer eigenen Seite im Web ohne Programmierkenntnisse) ➔ Kostenfrei (weitgehend – zusätzliche Funktionen können angekauft werden)

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Weblog oder kurz Blog

3.1

➔ Mashup-Möglichkeiten (externe Funktionen können eingebaut werden) ➔ Multimedial Was ist ein Blog? ➔ Eine Webseite mit chronologisch geordneten Beiträgen ➔ Regelmäßig aktualisiert Zum Begriff Weblog: ➔ Blog: „Web“ + „log“ (log von Logbuch/Tagebuch) = Weblog = Blog ➔ bloggen: Die Tätigkeit des Schreibens in einem Blog. ➔ BloggerInnen: UserInnen, die einen Blog betreiben. ➔ Blogosphäre: Gesamtheit der Weblogs und ihrer Verbindungen Ein Blog ist wie ein virtuelles „Tagebuch“ zu verstehen. Der/Die BloggerIn erstellt einen Blog und bloggt seinen/ihren Content. Die Postings (= Einträge im Blog) erscheinen chronologisch auf der Seite. Man kann es sich tatsächlich wie ein Tagebuch oder ein Logbuch vorstellen, wo nach und nach immer mehr Beiträge

Screenshot eines gewerkschaftlichen Blog-Beispiels: Blog der Wiener Gewerkschaftsschule http://gewerkschaftsschule. wordpress.com

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3

Publizieren im Social Web hinzukommen. Der/Die BloggerIn kann seinen/ihren LeserInnen auch die Möglichkeit geben, Kommentare zu schreiben. So kann auch eine Diskussion dazu entstehen. Darüber hinaus können Blogs mit zusätzlichen Funktionen (z. B. Suchfunktion, Community-Tools etc.) ausgestattet werden. Viele dieser Widgets (auch „Applet“ = kleines Computerprogramm, das eine Funktion ausführt) werden standardmäßig vom Bloganbieter zur Verfügung gestellt und können einfach aktiviert werden. Zusätzliche Dienste können so auch von anderen Anbietern (z. B. feedburner.com -> für Mail-Abo-Funktion) einfach implementiert (= eingebettet) werden. So kann der/die BloggerIn einen – auf seine/ihre Bedürfnisse abgestimmten – individuellen Weblog erstellen. Besonderheit von Blogs: ➔ Im Gegensatz zu herkömmlichen Homepages braucht der/die UserIn für die Erstellung eines Blogs keine Programmiersprachenkenntnisse. Die Blog­ plattformen sind so angelegt, dass der interessierte Laie völlig selbstständig im Web publizieren kann. Die Erstellung, Adaptierung und Befüllung des Blogs kann der/die BloggerIn selbstständig durchführen. ➔ Im Unterschied zu anderen Foren bestimmt aber der/die BloggerIn das Thema. Im Unterschied zu Foren ist der Blog also mein „Haus“, in das ich einlade, und hier herrschen meine Regeln. Es sind also meine Vorgaben – zu welchen Themen ich poste (= neuen Artikel online stelle) und ob ich meine LeserInnen kommentieren lasse oder nicht. ➔ Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten erfährt der Blog im Web gerade einen ziemlichen Boom: So entstehen weltweit täglich 75.000 neue Blogs (lt. 2008 Technorati, einer der prominentesten Blog-Suchmaschinen) – viele sind ganz normale UserInnen, also Privatpersonen, die auf ihren Blog ein Tagebuch schreiben. Diese enorme Nutzung ist im deutschsprachigen Raum allerdings erst in den Kinderschuhen. Zudem gibt es auch keine verlässlichen Zahlen darüber, wie viele dieser 75.000 Blogs tatsächlich regelmäßig befüllt und gelesen werden.

26


Weblog oder kurz Blog

3.1

Wie werden Blogs verwendet? Viele Blogs werden nach wie vor privat genutzt – also tatsächlich wie ein Tagebuch: So schreiben BloggerInnen über Dinge, von denen sie innerlich bewegt wurden, oder Inhalte, die ihnen wichtig erscheinen oder die sie anderen mitteilen wollen. Neben der tagebuchartigen Nutzung von Blogs gibt es noch viele andere Typen und Zuordnungen: z. B. Corporate Blogs (offizielle Firmenblogs), Litblogs (über Literatur mit Empfehlungen, Rezensionen), Projektblogs (bezogen auf bestimmte Projekte), Wahlblogs (zu einem Wahlkampf) und so weiter. Exemplarisch werden nachstehend drei Arten von Blogs vorgestellt, die insbesondere auch für die gewerkschaftliche Arbeit interessant sein können: Watchblogs Häufig ist die Motivation für das Betreiben eines Blogs, kritisch zu beobachten: Für solche Weblogs hat sich die Bezeichnung „Watchblog“ eingebürgert. Besonders die von Medien verbreiteten „Wahrheiten“ werden durch Watchblogs geprüft und hinterfragt. In Österreich wird beispielsweise ein Medienwatchblog von Studierenden des Publizistikinstituts (Universität Wien) betrieben. Dort werden regelmäßig Beiträge vor allem aus der österreichischen Boulevardpresse auf ihre Seriosität hin untersucht und zweifelhafte Inhalte kritisch hinterfragt.

Screenshot: http://www.kobuk.at

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3

Publizieren im Social Web Unter Beobachtung stehen aber nicht nur Medien, sondern auch Betriebe: Im gewerkschaftlichen Umfeld sind Blogs international bereits ein beliebtes Instrument. Mittlerweile gibt es im deutschsprachigen Raum viele gewerkschaftliche Blogs, die Betriebe kritisch beobachten. Und auch in Österreich sind bereits zahlreiche solche Blogs entstanden: Betriebsrats-Blogs Blogs einzelner Betriebsratskörperschaften – im Bild ein Screenshot vom BRBlog für Metro Cash & Carry Österreich. Gewerkschaftsblogs Sie sollen die Gewerkschaftsarbeit fördern und unterstützen: Beispielsweise werden Blogs in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit eingesetzt, um die Diskus­sion zu fördern und auf (Veranstaltungs- und Bildungs-)Angebote auf-

Screenshot BR-Blog-Beispiel: https://metrobetriebsrat.wordpress.com

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Weblog oder kurz Blog

3.1

merksam zu machen. Darüber hinaus ist die Blog-Nutzung für den gewerkschaftlichen ­Bereich auf unterschiedlichsten Ebenen denkbar: als Kollektivvertragsverhandlungs-Blog, um über aktuelle Entwicklungen zu informieren, Watchblogs zu ­Betrieben, um auf Missstände aufmerksam zu machen, Projektblogs, um überregionale Zusammenarbeit, Kommunikation und Koordination zu erleichtern etc. Welche Plattformen für Blogs gibt es? Viele: Wer sich dazu entschlossen hat, einen eigenen Blog zu schreiben, kann sich einen Blog-Anbieter aussuchen. Welcher das ist, hängt vom persönlichen Geschmack und von der benötigten Funktionalität ab. Die meisten Anbieter sind bereits sehr nutzerInnenfreundlich und viele haben eine kostenfreie Version; manchmal sogar mit einem ähnlichen Gebrauchswert wie die kostenpflichtige, manchmal aber auch mit signifikanten Unterschieden. Nachstehend eine kleine Auswahl von Weblog-Hosting-Services: blogger.com Eines der ersten Blogsysteme, mit dem auf einfache Weise Blogs erstellt werden können. Zum kostenfreien Grunddienst können Erweiterungen hinzugekauft werden. Blogger wurde 2003 von Google gekauft. twoday.net Seit 2003 gibt es den Weblog-Hosting-Service twoday.net von der österreichischen Knallgrau New Media Solutions GmbH. Wie bei vielen anderen Bloganbietern gibt es auch bei twoday.net eine kostenfreie Basisfassung und zusätzliche kostenpflichtige Erweiterungen. Twoday bietet sehr gute Möglichkeiten, einen Blog offen und gemeinschaftlich zu nutzen; z. B. Themenblog bildung.twoday.net. blog.de Auf blog.de kann innerhalb weniger Minuten ein Blog gratis erstellt werden. Auch hier gibt es (kostenpflichtige) Erweiterungsoptionen. wordpress.com Wordpress eignet sich aufgrund vieler Funktionen gut für den gewerkschaftlichen Bereich. Dieses Skriptum konzentriert sich auf diese Plattform, da nicht auf jeden einzelnen Anbieter im Detail eingegangen werden kann.

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3

Publizieren im Social Web Es gibt einige kommerzielle Bloghandbücher zu unterschiedlichen Anbietern, die Hilfestellung im Detail bieten. Zudem haben viele Blogplattformen Foren, wo sich die BloggerInnen auch untereinander Hilfestellung geben. Jede/r BloggerIn bekommt standardmäßig eine Web-Adresse nach folgendem Prinzip zugeordnet: bei blog.de: www.wunschname.blog.de bei blogger.com: www.wunschname.blogspot.com bei wordpress.com: www.wunschname.wordpress.com und so weiter. Diese Liste von Weblog-Hosting-Services könnte noch lange fortgesetzt werden. Viele BR-Blogs laufen bereits auf wordpress: Für die Plattform wordpress wird ein Bloghandbuch von der GPA-djp für den gewerkschaftlichen Bereich erstellt. Betriebsräte/-rätinnen können so auf http://bloghandbuch.gpa-djp.at Schritt für Schritt im Detail nachlesen, wie sie ihren Blog erstellen können. Das Handbuch ist online abrufbar. Hier findet der/die bloggende Betriebsrat/-rätin

http://bloghandbuch. gpa-djp.at

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Praktische Arbeit mit Blogs

3.2

erste Hilfestellungen, aber auch Tipps und Tricks für den/die Profi-BloggerIn. Beispielsweise, wie und welche externen Tools (z. B. Mail-Abo-Funktion) eingebaut werden können.

Praktische Arbeit mit Blogs Im nachstehenden praktischen Beispiel wird exemplarisch Schritt für Schritt die Erstellung eines einfachen Blogs beschrieben. Die Entstehung eines Blogs sollte immer als Entwicklungsprozess gesehen werden. In der Websprache werden Anwendungen, die sich in der (Weiter-)Entwicklungsphase befinden, auch Betaversion genannt. Das bedeutet, dass ein Dienst vielleicht bereits im Einsatz ist, jedoch immer noch weiterentwickelt wird. Insbesondere Soziale Medien-Anwendungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich ständig verändern und verbessern. Das betrifft natürlich auch Blog-Plattformen – so ist es möglich, dass die Screenshots in diesem Skriptum in der Realität bereits anders aussehen. Häufig ändern sich jedoch nur grafische Elemente, die Oberfläche wird benutzerInnenfreundlicher und neue Features (= Funktionen) kommen hinzu. Ein Blog befindet sich immer in einer Beta-Phase – da er sich durch neue Inhalte und Adaptierungen in den Funktionalitäten permanent ändert. Ein Beispiel: Eine Betriebsratskörperschaft schreibt in den neuen Blog für die MitarbeiterInnen wöchentlich einen Beitrag – nach zwei Monaten installiert der/die BR-BlogAdminis­tratorIn ein Blog-Archiv, damit alte Beiträge leicht gefunden werden können. So entwickelt sich der Blog nach Bedarf weiter. Bei einem BR-Blog macht es Sinn, ein Konzept zu erstellen, um ein Grundgerüst für die praktische Arbeit am Blog zu haben. Als allererster Schritt ist die Sichtung und Analyse einiger bestehender Blogs sinnvoll. So kann erhoben werden, wie andere Blogs aussehen – was gefällt und was nicht. Einige Kriterien für diese Analyse: Übersichtlichkeit, Design, Inhalte (interessant?, relevant?, gut rüber gebracht?), Userbility (= benutzerInnenfreundliche Oberfläche) etc. Auf der nächsten Seite im Bild das Beispiel des Austroport-BR-Blogs.

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3

Publizieren im Social Web Der Betriebsrats-Blog: Konzept Eine Ist-Analyse, eine Zieldefinition und ein grober Ablaufplan erleichtern die Arbeit und verhindern ein Scheitern des „Blog-Projekts“: So kann eruiert werden, welche Arbeiten erledigt werden müssen, welche Aufgaben von wem übernommen werden und welche Ziele verfolgt werden. Einige Anhaltspunkte, was das Rohkonzept für einen Betriebsrats-Blog beinhalten kann: ➔ Art des Blogs z. B. öffentlicher BR-Blog: für alle einsehbar, die LeserInnen dürfen kommentieren. ➔ Inhaltliche Schwerpunkte halten ArbeitnehmerInnen über BR-Aktivitäten auf dem Laufenden; Link­sammlung zu Webseiten, die für die ArbeitnehmerInnen interessant sind (z. B. Link zur Steuerausgleichseite des Finanzamtes und Link zu ÖGBSeite mit ­Informationen dazu); Informationen zu relevanten Änderungen im ­Arbeitsrecht etc.

https://manpowerangestelltenbetriebsrat. wordpress.com

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Der Betriebsrats-Blog: Konzept

3.3

➔ Design Grafische Ausrichtung klären: z. B. schlicht und übersichtlich, Header mit passender Bebilderung wie beispielsweise im Austroport-Blog. ➔ Postinggestaltung Text- bzw. Beitragsgestaltung (ansprechend schreiben – eventuell grundlegende Richtlinien festlegen). ➔ Blogger-Team – ähnlich einem Redaktionsteam Wer bekommt welche Aufgaben: z. B. Ein/e Blog-Beauftragte/r wird ernannt, um den BR-Blog zu erstellen und Einstellungen gegebenenfalls zu ändern. Im Rad postet jeder Betriebsrat/jede Betriebsrätin, sodass jede Woche ein neuer Artikel im Blog steht. Tipp: Vorhandene Ressourcen nutzen: KollegInnen, die mit dem Medium Internet gut vertraut sind, mit einbeziehen. Die Praxis hat gezeigt, dass die erste Phase der Entwicklung besonders empfindlich ist: Eine technikorientierte oder besonders interessierte Person kann durch vorhandenes Know-how maßgeblich zum Erfolg eines BR-Blogs beitragen. ➔ Ziel und Funktion Unterstützung der Betriebsratsarbeit. Grundfrage klären: Wird ein BR-Blog benötigt und wenn ja: warum – welche Ziele haben wir? ➔ Zielgruppe Frage: Wer ist meine Klientel? Erreiche ich sie mit einem Blog? Z. B.: Sollten in einem Betrieb fast ausschließlich ArbeitnehmerInnen beschäftigt sein, die weder in der Firma noch privat das Medium Internet nutzen, so wird der BR-Blog eventuell nicht das richtige Instrument sein.

Tipp: Von der Branche kann nicht auf die Internet-Affinität geschlossen werden. DENN: Es ist durchaus denkbar, dass die ArbeiterInnen eines Handwerksbetriebs das Web in der Firma nie nutzen, jedoch zu Hause häufig im Netz sind und somit ein BR-Blog Sinn macht. Andererseits ist ein hochqualifizierter Bereich keine Garantie dafür, dass die ArbeitnehmerInnen mit neuen Medien vertraut sind. Das Empathievermögen des Betriebsrates ist hier gefragt: aus der Perspektive des eigenen Medien-

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3

Publizieren im Social Web nutzungsverhaltens heraustreten und ein Gefühl für die Bedürfnisse der Belegschaft entwickeln. ➔ Zeitplan Erstellung: Bis wann wird was von wem erstellt? In welchen Intervallen sollen in der Regel Beiträge erscheinen? Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen und (eventuell) schriftlicher Erstellung eines Konzepts im Betriebsratsteam steht einer bloggenden Betriebsratskörperschaft nichts mehr im Wege. Das Konzept sollte ebenfalls als Betaversion verstanden werden: Es ist jederzeit möglich, aufgrund praktischer Blog-Erfahrungen die eine oder andere Überlegung zu revidieren. In einer globalisierten Welt werden vermehrt Attribute wie „Flexibilität und Zeit- und Ortsunabhängigkeit“ gefragt. Mit einem BR-Blog hat der Betriebsrat die Möglichkeit, in seiner Informationspolitik ein Stück weit flexibel zu ­agieren. Da öffentliche Blogs im ganzen World Wide Web auffindbar sind, können sie von überall aufgerufen werden und im Bedarfsfall auch über die Firmenpforten hinaus für breitere Gegenöffentlichkeit sorgen. Dies kann mitunter ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Interessensvertretung sein.

Erfolgsfaktoren Der Erfolg eines jeden öffentlichen Blogs ist von mehreren Faktoren abhängig: Die Seite sollte in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Es ist nicht notwendig, dass täglich Neuigkeiten im Blog stehen. Besser nur ein- bis zweimal im Monat eine wirklich interessante Nachricht veröffentlichen als drei Beiträge pro Tag, die vollkommen irrelevant sind. Mit uninteressanten Postings provoziert der/die BetreiberIn, dass seine/ihre LeserInnen denken: „Dort steht nur Unsinn – pure Zeitverschwendung“. Wenn der/die LeserIn mehrmals mit uninteressanten Nachrichten belästigt wird, ist die Gefahr groß, dass er/sie die Seite nicht mehr ansteuert. Der/Die verärgerte UserIn wird sich in der Folge auch nicht in einen Newsletter eintragen und sämtliche Informationen zum Blog ignorieren. Selbst wenn eine

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Erfolgsfaktoren

3.4

von zehn Nachrichten für diese Person äußerst relevant wäre, geht sie dann daran vorbei. Es geht hier auch um Respekt: Respekt vor dem Zeitvolumen des/der potenziellen Lesers/Leserin. Ein/e erfolgreiche/r BloggerIn hat folgende Grundein­ stellung: „Ich will informieren und unterhalten, aber nicht langweilen.“ Zudem muss die Seite optisch ansprechen: Der/Die UserIn muss sich darauf zurechtfinden. Auch komplizierte Schachtelsätze haben im Web wenig verloren. Gerade hier muss auf die Länge und Lesbarkeit von Beiträgen besonders geachtet ­werden, da die Augen beim Lesen vom Bildschirm schnell ermüden (mehr dazu in Kapitel 3.5). Die Seite muss übersichtlich sein und die Texte redaktionell gut aufbereitet. ­Daneben zählen natürlich auch die Inhalte selbst. Sie sollen im Idealfall für den/ die LeserIn einen Nutzen bringen. Ein paar Anregungen, welche Informationen in einem Betriebsratsblog einen solchen Mehrwert bringen könnten: ➔ Nutzen durch praktische Tipps: z. B. Geld sparen, „Steuern vom Finanzamt holen“ ➔ Nutzen durch Unterhaltung: z. B. Fotogalerie von einem BR-Ausflug ➔ Nutzen durch Exklusiv-Informationen: z. B. Veröffentlichung eines Interviews mit der Geschäftsführung zu einem aktuellen Thema (z. B. Ausgliederungsabsichten) ➔ Nutzen durch Termintransparenz: z. B. Information über BR-Aktivitäten wie geplante Versammlungen, Events oder Forderungen ➔ Nutzen durch Neuigkeiten: Änderungen bei Kollektivverträgen

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3

Publizieren im Social Web -1-

Erste Schritte: Log-in und Registrierung Schritt 1 Die Webadresse wordpress.com eingeben

Schritt 3 Um einen Wordpress-Blog anmelden zu können, muss sich der/die zukünftige BloggerIn registrieren. Dazu den grünen „Jetzt anmelden!“-Button klicken und Nutzername, Passwort und eine gültige E-Mail-Adresse eingeben. Schritt 2 Gewünschte Sprache auswählen. Wordpress ist grundsätzlich in englischer Sprache erstellt. Es gibt schon viele Übersetzungen. Die deutsche Version ist noch nicht vollständig übersetzt – jedoch zu einem großen Teil.

Die in Schritt 3 beschriebene Registrierung erfolgt einmalig. Später kann zum Erstellen neuer Einträge oder sonstiger Veränderungen auf dem Blog immer das gleiche Benutzeraccount verwendet werden. Auch für die Erstellung neuer Blogs kann dieses Account verwendet werden.

Nach dem Log-in erscheint die BlogÜbersicht des Users/der Userin: Die bereits erstellten Blogs werden aufgelistet. Hier können die einzelnen Blogs zentral angesteuert werden: Beispielsweise ein Projektblog mit geschlossener Zielgruppe und der öffentliche BR-Blog. Schritt 4 Um einen neuen Blog zu kreieren: Auf „Weitere Blogs erstellen“ klicken.

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Einen Blog erstellen

3.5

Blog anlegen In nachstehender Beschreibung wird - 1 -ein Blog als Musterbeispiel angelegt. Wunschname für die Web-Adresse eingeben. Profi-Tipp: a) Diese Adresse kann nachher nur mehr mit größerem Aufwand verändert werden (z. B. durch Umleitung) b) Wenn auf der ersten Seite die Sprache Deutsch gewählt wurde, scheint als URL-Ende .de auf. Derzeit bekommen jedoch alle BloggerInnen automatisch eine Endung mit „com“. In diesem Fall lautet die URL: www.skriptum20.wordpress.com

Blog-Titel eingeben. Der Titel kann später jederzeit geändert werden. Sprache wählen.

Die Angaben bestätigen und den Blog erstellen. Nach kurzer Zeit sollte die Bestätigung für die Erstellung erfolgen. Wenn ein Blog-Name bereits vergeben ist, erhält der/die UserIn die Aufforderung, einen anderen Namen zu wählen.

Bei öffentlichen Blogs (über Suchmaschinen auffindbar): ankreuzen. Blogs für eine geschlossene Zielgruppe: nicht ankreuzen. Profi-Tipp: Diese Einstellung kann im Nachhinein wieder geändert werden. Beispiel: Ein Betriebsratsblog wird erstellt – die Entwicklung dauert einige Tage – in dieser Zeit soll der eigentlich öffentliche Blog noch nicht einsehbar sein und wird erst nach Fertigstellung aktiviert.

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3

Publizieren im Social Web Hintergrundseite vertraut machen Nach dem Anlegen eines neuen Blogs erscheint automatisch die Hintergrundseite. Es empfiehlt sich, die Menüpunkte durchzuklicken um mit der Plattform vertraut zu werden. Keine falsche Scheu: Zu Beginn sind lediglich die Standardeinstellungen von Wordpress im Blog. Es kann also nichts passieren. Erst wenn die ersten Einstellungen vorgenommen wurden, muss auf dieser Rück­ seite stets darauf geachtet werden, dass diese nicht unabsichtlich gelöscht werden. -1Leiste ganz oben: Menü-Übersicht zu übergeordneten Funktionen; z. B. Logout. Wenn vorhanden: zu anderen Blogs wechseln (unter Dashboard) etc.

Hier geht’s zur Vordergrundseite. Vor der Anpassung durch den/die BloggerIn gibt es ein StandardBlog-Design.

Profi-Tipp: Im Wordpress-Forum können Antworten auf spezielle Fragen zur Nutzung der Plattform gefunden werden.

Übersicht der Funktionen: (linke Leiste) Durch jeweils Anklicken öffnen sich die Unterordner. Über diese Reiter können unterschiedliche Menüpunkte angesteuert werden. Je nach Benutzerrechten erscheinen alle oder nur bestimmte Buttons.

Einstellungen: Grundsätzliche BlogEinstellungen administrieren (z.B. Aufzufinden über Suchmaschinen ja/nein). Benutzer: Hier erfolgt die Vergabe der Rechte (z.B. AutorIn, AdministratorIn).

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Einen Blog erstellen

3.5

Design auswählen Über den Menüpunkt „Themes“ kann das Design der Benutzeroberfläche geändert werden. Die Standard-Designs werden- 1als „Themes“ bezeichnet.

Das aktivierte Design erscheint hier. Standardmäßig erscheint hier ein simples BlogDesign. In diesem Fall Design „Kubrick“.

Hier sind die Themes aufrufbar: Zum Ansehen einfach anklicken, um das Design in Großformat zu sehen.

Übersicht über die Theme-Funktionen.

Wordpress bietet gratis viele Themes zur Auswahl an. Sie bieten unterschiedliche Designs und Möglichkeiten zur Adaption.

Tipp: Blogging-AnfängerInnen sollten zu Beginn ein neutrales Theme wählen. Wenn der/die UserIn mit dem Medium einmal gut vertraut ist, kann es immer noch gewechselt und das Bild im Header ausgetauscht werden. Neben gratis verfügbaren Themes (Blog-Vorlagen) gibt es auch zu bezahlende Vorlagen. Diese sind durch eine Preisangabe gekennzeichnet.

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3

Publizieren im Social Web -1-

Bei Nichtgefallen: Zurück zur Übersicht

Wenn das Theme gefällt, wird es hier aktiviert.

Das Design sollte möglichst gut zum Blog-Thema passen. D.h., ein neutrales Design wählen oder das Bild auswechseln. Bei manchen Themes kann das Bild ausgetauscht werden (Funktion: „Individueller Seitenkopf“). Das Theme MistyLook verfügt über diese Eigenschaft. Um den BVP-Blog zu personalisieren, wird das Bild ausgewechselt.

Manche Blogvorlagen haben im oberen Bereich eine Leiste für Extra-Buttons. Diese Seiten tragen meist sehr zur Übersichtlichkeit bei.

Hier erscheinen chronologisch die Blogeinträge (Postings). Jeweils darunter stehen die Kommentare zu den jeweiligen Postings.

Seitlich können bei den meisten Blogvorlagen so genannte Widges aktiviert werden. Das sind kleine Computerprogramme, die bestimmte Funktionen (z.B. Archiv) ausführen. Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen Standard-Widges, die für den eigenen Blog aktiviert werden können, z.B.: Archiv, Suchfunktion, Linkliste etc.

Inhalt Neben der ansprechenden und vor allem übersichtlichen optischen Gestaltung ist vor allem der Inhalt wichtig. Je nach Konzeptionierung und Verwendung des ­eigenen Blogs gibt es sicherlich individuelle Unterschiede. Zu Beginn dieses Kapitels finden sich einige praktische Tipps für Blogs zur Unterstützung der gewerkschaftlichen Arbeit. Es gibt einen Leitsatz, der immer im Hinterkopf behalten werden kann – egal um welche Art von Blog es sich handelt: das KISS-Prinzip: Keep It Short and Simple Dieser Grundsatz wird auch häufig im Bereich Marketing und Journalismus verwendet. Auch für Blogs ist das KISS-Prinzip eine gute Gedankenstütze, um sich nicht zu verlaufen: Es geht immer darum, seine Leserschaft bzw. seine Zielgruppe nicht zu langweilen, daher ist es ratsam, mit prägnanten Worten und Bildern

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Einen Blog erstellen

3.5

auf den Punkt zu kommen. Gerade bei Online-Medien ist das ganz besonders relevant, da das Auge beim PC-Lesen viel schneller ermüdet. Weiters ist die Lesegeschwindigkeit kleiner und die Bereitschaft, am Bildschirm längere Texte zu konsumieren, eher gering. a) Fixe Textbausteine Inhalte können am Blog an unterschiedlichen Stellen stehen. Die Blog-Plattform Wordpress bietet viele Standardformate an, die unterschiedliche Funk­tionalitäten aufweisen: Es gibt simple Blogformate, die sich an der ursprünglichen Idee eines virtuellen Tagebuches orientieren, und Vorlagen, mit denen sehr viele Adaptierungen möglich sind und die eher wie eine normale Homepage aussehen. So wurde beispielsweise für den gedifo-Blog bei der Auswahl der Vorlage darauf geachtet, dass fixe Buttons aktiviert werden können, wo ein „About“, Impressum etc., eingefügt werden kann. Tipp: Bei der Vorschau des Themas stehen unter oder über dem Header Buttons, die mit „About“ etc. bezeichnet sind (nicht alle Themes haben diese Funktionalität): Hintergrund (im Menü-Punkt „Seiten“)

Ansicht:

Screenshot: gedifo.at

b) Postings Postings werden die chronologisch geordneten Einträge im Blog genannt. Jeder Online-Beitrag sollte wie gesagt kurz gehalten (bis ca. 2500 Zeichen) und redak­

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3

Publizieren im Social Web tionell interessant aufbereitet sein. Die Berücksichtigung folgender Eckpunkte kann wesentlich zum Gelingen eines redaktionell guten Blogs beitragen: ➔ Titel Überschrift sollte sehr kurz sein und trotzdem das wesentliche Thema er­ fassen. ➔ Untertitel Ergänzend zur Überschrift, etwas länger als Titel – maximal zweizeilig. ➔ Anreißer/Teaser/Lead Bietet einen Einstieg in das Thema und soll gleichzeitig neugierig auf den gesamten Beitrag machen. Der Teaser gibt dem/der LeserIn eine Idee, worum es im Artikel geht: So wird ihm/ihr die Möglichkeit geboten, selbst zu entscheiden, ob dieser Beitrag für ihn/sie wichtig ist. Dies zeigt indirekt auch Respekt gegenüber den Zeitressourcen der LeserInnen. Der Teaser kann mit einem passenden Bild aufgewertet werden. ➔ Fließtext Platz für den eigentlichen Beitrag. Auch hier gilt: Klare, verständliche und kurz gefasste Sprache verwenden. Belletristische und besonders blumige Sprache machen den Text häufig schwer lesbar und lenken vom Inhalt ab. Der Fließtext kann ebenfalls mit Bildmaterial oder weiterführenden Links vertieft werden. ➔ c) Bebilderung Bei Wordpress können zu den einzelnen Postings einfach Multimedia-Dateien eingefügt werden. Auch Bilder (z. B. jpg-Dateien) können ein Textposting aufwerten und verschönern. Das verwendete Bildmaterial sollte immer zum Text passen. Andernfalls kommt es zu einer auseinanderklaffenden Text-Bild-Schere: Ein unstimmiger Beitrag lenkt den Rezipienten/die Rezipientin vom Inhalt ab und hat zur Folge, dass er/sie die Informationen weniger gut aufnehmen kann.

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Einen Blog erstellen

3.5

Multimedia Mit typischen Web-2.0-Instrumenten können nicht nur Texte, sondern auch Fotos und Videos im Web veröffentlicht und für andere zugänglich gemacht werden. Die Inhalte können auf Plattformen gestellt und direkt von dort aus abge­rufen oder auch mit anderen Seiten verbunden werden. So kann beispielsweise ein Blog mit unterschiedlichen Medien ergänzt werden, beispielsweise mit Videos von YouTube (siehe Kapitel Video) oder einer Foto­galerie. Die Verschmelzung unterschiedlicher Web-Anwendungen wird Mashup genannt ­(siehe Kapitel 1.1, typische Web-2.0-Merkmale). Es gibt eine Reihe von Online-­ Archiven mit Schwerpunkt nach der Art des Mediums (Bild, Ton, Video, Text). ­Einige davon werden nachstehend exemplarisch erklärt. Europäisches Multimedia-Archiv Ein umfassendes Archiv zum europäischen Kulturgut entsteht auf www.europeana.eu. Hier werden Inhalte von europäischen Museen, Bibliotheken, Galerien und Archiven digital zur Verfügung gestellt. Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt „europeana. Kultur. Denken“ hat das Ziel, europäische Informationsquellen online leichter zugänglich zu machen, Ideen und Inspiration zu fördern. Bei europeana können unterschiedliche Sprachen eingestellt werden, Inhalte nach Quellen-Ländern, Art des Mediums, Datum etc. geordnet werden:

Screenshot: www.europeana.eu

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3

Publizieren im Social Web Foto Auf zahlreichen Bild-Plattformen können Fotos online gestellt, archiviert und auch abgerufen werden. Je nach Foto-Plattform können unterschiedliche Funk­ tionen genutzt werden. Viele Dienste werden kostenfrei angeboten. Achtung: Insbesondere bei der Verwendung von Fotos anderer UserInnen ist auf das ­Copyright zu achten (siehe Kapitel 5). Beispiele, um Fotos online zu organisieren: flickr (www.flickr.com) Die wohl bekannteste Foto-Plattform. Mit Flickr können Fotos nicht nur ins Web gestellt, sondern auch verwaltet (Galerien, Beschlagwortung etc.), kommentiert, bearbeitet und für unterschiedliche Zwecke genutzt werden (thematischer Austausch mit anderen; Ausdruck etc.) Die Möglichkeiten auf flickr sind vielfältig. Pinterest Der Plattformname „Pinterest“ besteht aus der Wortzusammensetzung „Pin“ (anheften) und „Interesse“. Die Nutzer dieses sozialen Netzwerks können so auf ihre virtuelle Pinnwand Bilderkollektionen mit Beschreibungen öffentlich machen. Andere Nutzer können diese teilen und kommentieren. Sie wird verwendet, um sich beispielsweise Ideen bei der Einrichtungsgestaltung für die eigene Wohnung zu holen. Die recht junge Plattform Pinterest hatte im Jahr 2015 über 100 Millionen Nutzer und ist kostenlos. Webadresse: https://de.pinterest.com/ Instagram Instagram gibt es ebenfalls seit 2010 und ist ebenfalls sehr schnell gewachsen. Im Jahr 2015 hatte diese kostenlose Plattform bereits über 400 Millionen Nutzer. Mit dem Dienst können Fotos und Videos einfach bearbeitet (mit Filtern) werden. Die Facebook-Tochter Instagram erfreut sich großer Beliebtheit bei SmartphoneNutzern, die mit der Handykamera gemachtes Bildmaterial in anderen sozialen Netzwerken verbreiten möchten. Webadresse: https://www.instagram.com

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Multimedia

3.6

Bilder für den Betriebsrats-Blog In Kapitel 3 wurde bereits dargelegt, dass ein übersichtlicher und schön gestalteter Betriebsratsblog wichtig ist. Dazu gehört selbstverständlich auch die Bebilderung einzelner Postings. Was jedoch, wenn eine Betriebsversammlung oder ein Event im Rahmen der Betriebsratsarbeit stattgefunden hat und es viele Fotos gibt? Abseits der Möglichkeit, einzelne Fotos hochzuladen, kann man auch ganze Fotoalben online stellen. Der Mensch ist ein visuelles Wesen und schaut sich auch im Nachhinein gerne die Fotos von Veranstaltungen an!

Screenshot: www.flickr.com

Video Auf Videoplattformen können Videos online gestellt werden. Nachstehend einige Beispiele für Videoplattformen: ➔ Myvideo.at ➔ Clipfish.de YouTube Die prominenteste Video-Plattform ist YouTube (youtube.com). Die Site wird mittlerweile neben einer englischen Fassung auch in anderen Sprachen angezeigt, hier als Beispiel die deutsche Fassung: de.youtube.com

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3

Publizieren im Social Web -1-

Schritt 1: Die Adresse von YouTube eingeben.

Schritt 2: Hier können Suchbegriffe für Videos eingegeben werden. Beispiel: Suche nach Videos zum gesellschaftspolitischen diskussionsforum (gedifo).

Schritt 3: Nachdem der Suchbegriff eingegeben wurde: Den Button „Suchen“ klicken.

Neben den jeweiligen Videos steht die Person, die das Video auf YouTube gestellt hat. Grundsätzlich kann jede/r registrierte UserIn Videos auf YouTube hochladen.

Schritt 4: Eine Auflistung dem Suchbegriff zugeordneter Videos erscheint. Beim Anklicken des ausgewählten Videos wird es abgespielt.

Eckdaten in Kürze: Mit wenigen Klicks können Videos direkt auf YouTube zu vielen unterschiedlichen Themen abgerufen werden. Auf dem 2005 gegründeten Portal werden eigenen Aussagen zufolge täglich Millionen von Videos abgerufen und Hunderttausende von UserInnen auf das Portal gestellt. 2006 wurde YouTube von Google um 1,31 Milliarden Euro (in Aktien) gekauft, obwohl die Site keinen entsprechenden Gewinn abwirft. Bereits 2008 beanspruchte Youtube laut Medienberichten 10 % des gesamten Datenverkehrs im Web für sich: 100.000.000 Downloads und 65.000 Uploads

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Multimedia

3.6

wurden täglich auf der Plattform vorgenommen - Tendenz steigend. Laut dem Marktforschungsunternehmen Hitwise ist YouTube mit Abstand die größte ­Video-Plattform. YouTube ist mit vielen anderen Plattformen kompatibel und kann unkompliziert auf anderen ­Seiten (z. B. facebook, Blogs) eingebettet werden:

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3

Publizieren im Social Web VORSICHT: Natürlich kann der/die UserIn, welche/r ein Video ins Netz gestellt hat, dieses Video durch ein anderes ersetzen. Bei Links zu fremden Videos ist daher Vorsicht geboten. Um keine bösen Überraschungen zu erleben, sollte die Quelle regelmäßig kontrolliert werden: Es kann sonst passieren, dass plötzlich ein ganz anderes Video auf dem eigenen Blog steht. Wer ein ganz bestimmtes Filmmaterial auf seinen Blog verlinken möchte, sollte daher wenn möglich die eigenen auf YouTube gestellten Videos verwenden. Audio Es gibt viele Sites im Internet, die Audio-Files bereitstellen: zum Anhören, Downloaden, Uploaden. Durch die Kompatibilität der Endgeräte können Audio-Dateien beispielsweise auf ein Handy gespielt und so bequem zu einem späteren Zeitpunkt abgehört werden. Der durchschnittliche Weg zur Arbeit dauert etwa 20 Minuten. In dieser Zeit könnte via Audio-Files mühelos etwas für die Weiterbildung getan werden. SpitzenmanagerInnen unter Zeitdruck bilden sich nicht selten auf diese Weise fort. Neben kostenpflichtigen Audio-Downloads werden auch viele gratis zur Verfügung gestellt. Anregung für die Arbeit als InteressenvertreterIn: Stelle für deine Belegschaft regelmäßig Audio-Download-Tipps zur Verfügung. Diese können selbst produziert sein oder allgemeine Themen beinhalten, die für deine Belegschaft interessant sein könnten. Surftipps für Audio-Files: Berühmte Reden „I Have a Dream!“ ... Immer schon neugierig gewesen, was Martin Luther King, jr. gesagt hat? Und nebenbei sollen die Englisch-Kenntnisse trainiert werden? Dann ist die Site www.americanrhetoric.com sehr zu empfehlen. Hier werden berühmte (US-)Reden als Audio, Video und Text zur Verfügung gestellt. Gratis-Hörbücher (auch in deutscher Sprache) sind unter http://librivox.org abrufbar. Ziel dieser Plattform ist es, Bücher als Audioformat im Internet zugänglich zu machen.

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Multimedia Plattform für Präsentationen

3.6 3.7

Auch hier sind andere UserInnen eingeladen mitzumachen: Wer möchte, kann nicht nur hören, sondern auch ein/e freiwillige/r „VorleserIn“ werden. Musik Es gibt auch zahlreiche Musikplattformen. Das Herunterladen von Musik ist in der Regel illegal, da sie urheberrechtlich geschützt ist und käuflich er­worben werden muss. Es gibt jedoch auch Plattformen, auf denen KünstlerInnen ihre Musik online stellen und erlauben, diese herunterzuladen und zu v­ erwenden: www.jamendo.com ist eine dieser Plattformen. Diese Art von Rechtevergabe läuft unter der Bezeichnung „creative commons“ (mehr dazu in Kapitel 5). Praktischer Tipp für Interessensvertretung: In den Pausen von Präsentationen oder Versammlungen kann unaufdringliche Hintergrundmusik positiv auf eine anregende Vernetzungs- und Gesprächs­ atmosphäre wirken. Diese kann legal von jamendo für diese Zwecke herange­ zogen werden.

Plattform für Präsentationen Besonders nützlich sind auch Plattformen für Präsentationen: Hier werden zu allen erdenklichen Themen Präsentationen (Format z. B. Power-Point) hochgeladen, die sich Interessierte anschauen oder häufig auch downloaden können. Slideshare: www.slideshare.net Wer selbst Präsentationen online stellen möchte, muss sich bei slideshare registrieren. Dies ist einerseits natürlich toll für die eigene Öffentlichkeitsarbeit und andererseits sind dadurch die eigenen Präsentationen überall verfügbar (kein Problem also mit vergessenen Datenträgern). Auch auf dieser Plattform kann relativ viel individuell eingestellt werden: So kann die Präsentation öffentlich oder nur für eine bestimmte Zielgruppe zugänglich gemacht werden. Die Slideshows mit der Präsentation können wiederum effektvoll auf Facebook oder Blogs eingebunden werden.

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4

Social Software Twitter – Micro-Blogging Twitter – was so viel wie zwitschern („Was zwitschern die Vögel vom Dach?“) bedeutet, wird häufig auch als Micro-Blogging-Dienst bezeichnet, da sehr kurze Meldungen verschickt werden: Eine Twitter-Nachricht hat 140 Zeichen und ist somit wie eine SMS auch gut über das Mobiltelefon lesbar. Die meisten Twitter-Nutzer schreiben über Technik, Web 2.0, Politik und Privates. In Österreich wird Twitter von einer eher kleinen Gruppe intensiv genutzt (meist aus den Bereichen Journalismus und Politik). Die über Twitter verbreiteten Statements werden von einer breiteren Öffentlichkeit in der Regel erst dann wahrgenommen, wenn diese Meldungen auch über Facebook oder andere Medien weiter transportiert werden. International nutzen viele Prominente die Plattform für ihre Öffentlichkeitsarbeit: So ist beispielsweise Teenie-Star Justin Bieber mit über 48 Mio. Twitter Anhänger in der Plattform absoluter Spitzenreiter (Stand Jän. 2014).

Screenshot: www.twitter.com: Zum „Follower“ von Heise werden

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Twitter – Micro-Blogging

4.1

Es gibt aber auch viele prominente Beispiele für politische Nutzung von Twitter: Beispielsweise haben sich die Wahlkampf-Helfergruppen von Barak Obama mit Twitter organisiert. Oder: Als im Sommer 2009 anlässlich der Unruhen bei der Wahl im Iran die Journalisten aus dem Land gewiesen wurden, haben Twittermeldungen (= „Tweets“) von Iranern die Berichterstattung übernommen: kommerzielle Medien (zB ORF) waren auf diese Form der Nachrichtengenerierung angewiesen und haben ­Twittermeldungen zitiert, da es kaum andere Möglichkeit gab, um zu erfahren, was im Iran passierte. Die schnelle Verbreitung von Nachrichten ist das wesentliche Merkmal von der seit 2006 existierenden Plattform: Wie bei anderen typischen Social-MediaDiens­ten ist zur aktiven Nutzung von Twitter eine Registrierung auf www. twitter.com notwendig. Mit einem Twitteraccount können Nachrichten von ­anderen Twitter-Usern abonniert werden, das heißt man wird ein „Follower“ (Verfolger) von den „Tweets“ (Kurznachrichten) ausgewählter Personen, deren „Tweets“ man für interessant hält. Umgekehrt funktioniert das Prinzip genau so. Anhand dessen, wie viele „­ Follower“ eine Person hat, lässt sich leicht feststellen, wie relevant die Person bzw. dessen Meinung in der Twitter-Community angesehen wird.

Screenshot: www.twitter.com ÖGB-Twitterauftritt

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4

Social Software Mit sozialer Software ist jene Software gemeint, die der menschlichen Kommunikation, Vernetzung und Zusammenarbeit dient. Social Software ist der Software-Part, der die Interaktion und das gemeinsame Nutzen des Webs möglich macht (-> Web 2.0). Das heißt, auch die in vorangegangenen Kapiteln besprochenen Dienste (z. B. Blogs, Videoplattformen etc.) sind mit sozialer Software erstellt und die in Kapitel 5 behandelten Personensuchmaschinen können ebenfalls dazugerechnet werden. Im Grunde ist eine strenge Trennung der verschiedenen Dienste ohnehin schwer möglich, da diese durch ­Mashups (Mischen unterschiedlicher Dienste) sehr eng miteinander verstrickt sind. Social Software – im Sinne der Idee des gemeinsamen Nutzens – soll für möglichst alle UserInnen verständlich und nutzbar sein. Daher sind diese Anwendungen in der Regel so aufgebaut, dass sie intuitiv und leicht erlernbar sind: Eine hohe Usability („BenutzerInnenfreundlichkeit“) ist ein wichtiges Ziel. Nachstehend werden zwei weitere Arten von Web-2.0-Anwendungen vorgestellt, für die typischerweise Social Software verwendet wird.

Wikis Wiki bedeutet übersetzt „schnell“. Warum schnell? Angenommen es gibt einen Text, den mehrere Menschen bearbeiten sollen, und dieses Dokument wird per Mail oder Rundlauf von Person zu Person geschickt: Das wird ein langwieriger und mühsamer Prozess – wenn mehrere Menschen an demselben Dokument arbeiten, so besteht bald das Problem, nicht mehr zu wissen, was nun die Letztfassung ist und wer was warum geändert oder ergänzt hat. Ein Wiki ist ein Web-Werkzeug, mit dem viele NutzerInnen ein Dokument bearbeiten können, in dem die Änderungen dokumentiert (in einem „Diskussionsforum“) und eventuell auch rückgängig gemacht werden können. Damit sind Wikis für die gemeinschaftliche Bearbeitung eines Textes ein effizientes, schnelles und übersichtliches Tool. Ein eigenes Wiki kann beispielsweise auf folgender Plattform erstellt werden: www.wikispaces.com

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Wikis

4.1

Wikipedia ist das berühmteste Beispiel für ein Wiki. Seit 2001 gibt es das Online-Lexikon Wikipedia auch in der deutschen Fassung. Es ist mit rund 1.678.000 Artikeln das drittgrößte Wikipedia nach der englischsprachigen (über 4,4 Millionen Artikel) und der niederländischen (über 1,7 Mio Artikel) Version (Stand Jänner 2014). Hauptmerkmal von Wikipedia: Alle Menschen können Artikel erstellen oder verändern. An den Beiträgen der deutschen Fassung arbeiten regelmäßig rund 6000 AutorInnen. Die Wikipedia-Community reguliert sich selbst: Im Netz bleiben die Beiträge, die vor der Community bestehen können. Das Kunstwort Wikipedia setzt sich aus „wiki“ (hawaiisch für schnell) und „encyclopedia“ (englisch für Enzyklopädie) zusammen. Das freie Teilen von Wissen ist das erklärte Ziel der Non-Profit-Organisation Wikimedia: So können die Inhalte unentgeltlich ge-1nutzt und verbreitet werden. Standardmäßig wird immer der Artikel angezeigt.

Hier kann die Diskussion bei strittigen Inhalten nachgelesen werden.

Jede/r UserIn kann hier den Inhalt eines Artikels bearbeiten.

Die Versionen der Beiträge können hier nachvollzogen werden (und gegebenenfalls rückgängig gemacht).

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4

Social Software Wikimedia bietet zusätzlich noch weitere Dienste an: Zitaten-Sammlung (wikiquote), Nachrichtendienst (wikinews), Wörterbuch (wiktionary), gemeinsame Lernplattform (wikiversity) etc. Zu finden ist Wikimedia auf www.wikipedia.org ganz unten unter „Schwesterprojekte“. Wigbit: Bildungs-Wiki des VÖGB Neben dem populären Wiki Beispiel „Wikipedia“ gibt es noch zahlreiche andere Wikis. Seit 2010 gibt es auch ein Wiki für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit, kurz Wigbit. Das Bildungswiki der Gewerkschaft folgt dem Gedanken der Wissensolidarität: Es soll ein umfangreiches und frei zugängliches Lehr- und Nachschlagewerk für alle Themen der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit entstehen. Mit Ende 2010 umfasst das Wigbit 527 Artikel zu folgenden Themenbereichen: - Recht und Wirtschaft* - Soziale Kompetenz - Öffentlichkeitsarbeit (auch zu Web 2.0) - Spezielle Zielgruppen - Politik und Internationales * Achtung: Inhalte werden nicht mehr gewartet. Rechtliche Änderungen nicht berücksichtigt

Das Wigbit erfreut sich großer Beliebtheit: 300.000 Seitenaufrufe bis März 2011. Screenshot: http://wigbit.voegb.at

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Wikis

4.2

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4

Social Software Community-Portale im Web werden kurz soziale Netzwerke genannt. In anderen Bereichen – z. B. Soziologie, BWL oder auch Gewerkschaft – hat der Begriff ­„soziale Netzwerke“ eine andere bzw. differenziertere Bedeutung. Aber bleiben wir in der virtuellen Welt: Diese typische Web-2.0-Anwendung zeichnet sich meist durch folgende Funktionalitäten aus: xx Mit einem persönlichen Profil (inkl. Fotos, diversen persönlichen Daten) sich selbst darstellen xx „Netzwerkliste“ erstellen (Kontaktbuch für Freunde, Bekannte etc.) xx Nachrichten verschicken und empfangen xx Veranstaltungsclient für öffentliche Veranstaltungen oder auch für geschlossene bzw. private Feiern xx Privatsphäre individuell einstellen (z. B. Profil über Suchmaschinen findbar/ nicht findbar; bestimmte Daten für bestimmte Kontakte im eigenen Netzwerk sperren oder eigene Gruppen mit speziellen Einstellungen installieren: z. B. private Kontakte und berufliche Kontakte) xx Netzwerke optisch darstellen (gemeinsame Bekannte mit anderen UserInnen sichtbar machen: Wer kennt wen über wen?) xx Neuigkeiten aus dem Netzwerk: Automatische Benachrichtigungen, wenn es etwas Neues im Netzwerk gibt (z. B. jemand im eigenen Netzwerk hat einen neuen Kontakt, neuen Job etc.) xx Share Funktion: Interessante Inhalte mit anderen auf Knopfdruck teilen xx Multimedia-Dateien einfügen xx (Interessens-)Gruppen beitreten und noch vieles mehr ... Um typische große Social Network Plattformen (wie facebook, xing etc.) nutzen zu können, müssen sich die Mitglieder registrieren bzw. anmelden. Meistens handelt es sich bei den Netzwerkseiten um sogenannte real-name-communities, d.h. die Verwendung des echten Namen ist vorgesehen. Wie kommunikationsfreudig Internet-UserInnen grundsätzlich sind, beweisen rasant wachsende Netzwerk-Plattformen wie beispielsweise Facebook, Netlog,

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Facebook

4.3

Linkin, MySpace, Xing, wer-kennt-wen und StudiVZ (und noch viele mehr). Auszugsweise werden nachstehend populäre Anwendungen inklusive kurzer Angaben zur Marktentwicklung und –bewertung beschrieben. Auch wenn diese Seiten teilweise anspruchsvoll programmiert sind, bleibt die Frage offen, wofür genau all die Millionen von Internetmultis bezahlt werden. „Böse Zungen“ behaupten, es sei wegen dem persönlichen Datenmaterial der UserInnen (siehe mehr dazu Kapitel 6 „Meine Daten sind frei (zugänglich)“.

Facebook – Der Erfolgspionier 2004 entwickelte der Harvard-Student Mark Zuckerberg eine Web-Austauschplattform für seine MitstudentInnen. Der damals 19-Jährige legte damit den ersten Stein für die gigantische Netzwerkplattform facebook: Bereits im Oktober des Jahres 2007 gehörte sie mit 50 Millionen UserInnen zu den größten Netzwerkportalen, nachdem die Nutzung der Social Networking Plattform für die gesamte USA freigeschaltet worden war und in Folge auch ausländische StudentInnen Zugang erhielten. Im August 2008 feierte facebook den hundertmillionsten Nutzer; laut eigenen Angaben hat Facebook Mitte 2010 über 500 Millionen aktive registrierte UserInnen (Ende 2013 waren es über 1 Mrd). Und gemäß einer 2013 veröffentlichten Studie (WolframAlpha) hatte im Durchschnitt hat jedes facebook Mitglied 342 Freunde in seiner Kontaktliste. Die gewaltige Ausbreitung in die ganze Welt hängt vermutlich maßgeblich damit zusammen, dass facebook laufend in sehr viele Sprachen übersetzt wurde. Zudem ist facebook keine reine Studenten­ community mehr: Seitdem das Prinzip „offen für alle“ praktiziert wird, ist die Plattform für alle Zielgruppen interessant. 2010 wurde facebook in den USA die meist angesteuerte Seite: Noch vor google, das 7,2 Prozent aller Seitenaufrufe in den USA hat, schaffte es facebook mit 8,9 Prozent auf Platz eins (lt. Erhebung: Online-Forschungsunternehmen Experian Hitwise von Jänner bis November 2010). Welches marktwirtschaftliche Schwergewicht facebook ist, zeigte die Beteiligung der Großbank Goldman Sachs gemeinsam mit der russischen InternetBeteiligungsgruppe Mail.ru: Rund 500 Millionen Dollar wurde Medienberichten

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4

Social Software zu Folge für einen Aktienanteil von ca. 0,9 Prozent gezahlt. Damit wurde facebook im Gesamtwert mit einem Marktwert von 50 Milliarden Dollar bewertet, und auf die Mitgliederanzahl umgerechnet bedeutet das, dass jedes FB-Mitglied etwa 100 Dollar wert ist: 2007 wurde facebook noch 
mit 15 Milliarden Dollar bewertet (lt. Microsoftbeteiligung von 1,6 Prozent um 240 Millionen Dollar). Gründer Zuckerberg, der 2006 sein Psychologiestudium schmiss, um sich ganz facebook zu widmen, hält 24 % der facebook Inc. und ist somit der Shootingstar der Selfmade-Web-Milliardäre. Die Geschichte von facebook, seine Finanzierung und Entwicklung sind nicht unumstritten, nicht zuletzt weil die verbreitete Zuckerberg-Erfolgsgeschichte bei genauem Hinschauen etwas mehr verrät: So wurde bzw. wird die Plattform zum Beispiel auch von Hedge­fonds-Manager und PayPal-Gründer Peter Thiel unterstützt (PayPal: Bezahl­system im Internet). Und die von den U ­ serInnen auf der Plattform veröffentlichten Daten bekanntlich auch sehr private Infor­ mationen enthalten. Die großen Investitionserwartungen konnten jedoch bei dem im Mai 2012 erfolgte Börsengang vorerst nicht erfüllt werden. Der Kult um die Facebook-Geschichte wurde sogar verfilmt: „the social network“. In dem Film wird Facebook Gründer Mark Zuckerberg als unreifes Genie mit übersteigertem Ego, dafür aber mangelhaft ausgeprägtem Selbstwertgefühl dargestellt – ob dieser Teil des Films Realität oder Fiktion ist, ist natürlich schwer einschätzbar. Auf alle Fälle ist der Film ein interessantes und unterhaltsames Szenario zur Entstehung von Facebook. Facebook in Österreich Obwohl Facebook vieles von seinen Mitgliedern weiß: Detaillierte Zahlen, Daten und Fakten werden von Facebook kaum veröffentlicht. Allerdings gibt es Studien bzw. Erhebungen, die relativ genaue Schätzungen zulassen. So kann davon ausgegangen werden, dass im Jahr 2013 gut ein Drittel der österreichischen Gesamtbevölkerung bei Facebook registriert ist, davon ist der überwiegende Anteil im Erwerbstätigenalter. Geschlechtsspezifisch gibt es keine nennenswerten Unterschiede bei der Nutzung von Facebook.

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Facebook

4.3

Im europäischen Vergleich liegt Österreich betreffend der Durchdringung im Mittelfeld (Platz 26). Auf den ersten Plätzen liegen: Island mit 62 Prozent, Gibralter mit 53 Prozent, Norwegen mit 50 Prozent, UK mit 47 Prozent und Dänemark mit 46 Prozent. Die Schlusslichter sind (unter 3 Prozent) Weißrussland, Ukraine, Russland; (unter 13 Prozent) Lettland, Rumänien, Polen; Deutschland liegt mit 17 Prozent am 35. Platz (Daten aus dem Jahr 2010). Wozu Facebook? Facebook bietet seinen UserInnen jede Menge kostenloserer Services an, mit welchen Networking privat oder beruflich spielerisch und sehr nutzerfreundlich umgesetzt werden kann. Es bietet mit verschiedenen Kommunikationstools umfangreiche Möglichkeiten zu: xx Kontaktpflege und Freundschaftspflege: z. B. durch Statusmeldungen, Fotoalben, Chat, Party- bzw. Veranstaltungsorganisation durch entsprechende Applikationen, Fan- oder Gruppenseiten etc. xx Öffentlichmachung, Marketing und Mobilisierung: z. B. schnelle Verbreitung durch Pinnwandeinträge, Veranstaltungsorganisationen, Gruppen, Protestaufrufe, Flashmop Organisation etc. xx Ergänzung zu E-Mail und anderen Kommunikationsmöglichkeiten: z. B. durch Einladungstools, Nachrichten-Versand, Chat. Achtung Cyber-Mobbing Bei der schnellen Verbreitung von Informationen ist zu beachten: Natürlich können auf diesem Weg auch Falschmeldungen und Verleumdungen sehr effizient verbreitet werden. Durch das unreflektierte Weiterverbreiten solcher verleumderischen Meldungen wird häufig unabsichtlich Mobbing massenhaft unterstützt. Daher Vorsicht mit undurchdachter Weiterverbreitung von Horrormeldungen! Cybermobbing ist eine sehr ernste Sache, da verleumderische Inhalte über Jahre im Netz bestehen bleiben können und die Opfer nachhaltigen Schaden erfahren. Medienkompetenz bedeutet, solche Prozesse nicht zu unterstützen, denn für das Cyber-Mobbing-Opfer spielt es keine Rolle, ob aufgrund von Unwissenheit oder Bosheit Verleumdungen weite Verbreitung gefunden haben.

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4

Social Software Facebook Oberfläche

Sceenshot von der ­globalen Pinnwand (hier werden die Neuigkeiten aus dem Netzwerk angezeigt)

Individuelle Privatsphäre einstellen Facebook bietet seinen Mitgliedern umfangreiche Möglichkeiten zur individuellen Privatsphären-Einstellung; Oben rechts unter dem Menüpunkt „Einstellungen“ können die Grundeinstellungen (zB Privatsphäre) verändert werden (Tipp: Auch bei vielen anderen Webseiten sind wichtige Grundeinstellungen im oberen rechten Bereich zu ­finden). Es ist äußerst empfehlenswert, bei Registrierung diesen Menüpunkt anzuwählen und entsprechende Einstellungen zu treffen. Da Facebook hin und wieder die Adaptionsmöglichkeiten erweitert oder verändert, ist es ratsam, auch später in regelmäßigen Abständen hier rein zu schauen (das gilt natürlich auch für ­andere Plattformen).

Screenshot: Facebook - Benutzer­ definierte Einstellungen

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Facebook

4.3

Kontakte individuell kategorisieren

Weiters ist es möglich, in Facebook die eigenen Kontakte in verschiedene ­Kategorien einzuteilen: z. B. private Freunde und berufliche Freunde. Anschließend kann auf Knopfdruck eingestellt werden, wer welche Informationen ­zugänglich hat. Beispiel: Man macht ausschließlich privaten Freunden das Urlaubsfotoalbum zugänglich und postet fachliche Statusmeldungen nur für die berufliche Gruppe.­

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4

Social Software Verschiedene Listen für Freunde können beispielsweise erstellt werden, indem das Profil des zuzuordnenden Freund aufgerufen wird: im oberen rechten Bereich kann mit einem Drop-Down Button „Freund“ eine Liste erstellt bzw. zugeordnet werden. Anschließend kann bei dem jeweiligen Posting oder Fotos entschieden für welche Freundesliste dieses zugänglich gemacht wird. Dies ist einerseits praktisch, da dadurch die eigene Privatsphäre geschützt werden kann und andererseits hat es auch für die Kontakte Vorteile, da sie nur die für sie interessanten Inhalte sehen (Stichwort: Informations-overload). Es gehört auch zum „guten Ton“ im Web (Nettiquette) , die Mit-UserInnen nicht mit – für sie unrelevante und uninteressante Informationen – zuzuspammen. Weiters ist es wenig sinnvoll, im Minutentakt Statusmeldungen zu posten, schon gar nicht mit Pressemeldungen, die ohnehin allgemein bekannt sind. Hier läuft man eher Gefahr, dass die eigenen Kontakte davon genervt werden und alle Statusmeldungen für diesen „Heavy-User“ abschalten. Facebook für Institutionen/Vereine/Unternehmen Neben einem persönlichen Profil bietet Facebook auch Unternehmen, Institutionen, Bands oder Prominenten (Personen von öffentlichem Interesse) die Möglichkeit, sich auf der Plattform zu präsentieren: Ähnlich einem typischen facebook-Personenprofil kann dafür eine „Seite“ angelegt werden. Eine Seite für ein Unternehmen bietet ähnliche Funktionalitäten wie ein personenbezogenes ­Profil, ist aber spezialisiert: So kann man von einem Unternehmen kein „Freund“ werden, sondern ein „Fan“. Wer ein Fan von einer Seite geworden ist, bekommt beispielsweise die Statusmeldungen von diesem Unternehmen auf die globale Pinnwand geliefert. Gute Facebook-Seiten von Unternehmen (bzw. Institutionen, Prominenten etc.) können – wenn sie clever betreut werden – die Öffentlichkeits- und Marketingarbeit wirkungsvoll unterstützen: Es besteht auf diesem Weg die Chance, mit Zielgruppen zu kommunizieren und interagieren. Die eigenen Anliegen können über Freundeempfehlungen (etc.) eine „virale Verbreitung“ erfahren, dh. weit über die eigenen direkten Kontakte hinaus Beachtung finden (Stichwort „Virales Marketing“). Zudem können auch andere Kommunikationstools, wie beispiels­ weise Veranstaltungseinladungen, von Facebook genutzt werden.

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Business-Netzwerk

4.4 4.5

StudiVZ – Das Studentenverzeichnis Die reine Studentenplattform StudiVZ ging Ende 2005 online und wird als Kopie von Facebook gehandelt. Es gibt noch weitere Varianten für SchülerInnen ­(schülerVZ.net) und AbsolventInnen (meinVZ), die untereinander mit Schnittstellen verbunden sind. Noch Ende 2008 gehörten die drei Plattformen mit 12 Millionen Mitgliedern (Stand Ende 2008; lt. eigenen Angaben) zu den erfolgreichsten im deutschsprachigen Raum. Allerdings sind die Mitgliederzahlen in den Folge­jahren im Vergleich zu Facebook weniger stark expandiert, und die 2008 ­angestrebte Verbreitung außerhalb des deutschsprachigen Raum war nicht sehr erfolgreich. Auch diese Plattform wurde mit einem hohen Marktwert gehandelt: Die Holtzbrinck-Verlagsgruppe hat Anfang 2007 StudiVZ um ca. 85 Millionen Euro gekauft (der exakte Kaufpreis wurde nicht bekanntgegeben). Zum damaligen Zeitpunkt hatte StudiVZ etwa 8 Millionen NutzerInnen – was umgerechnet bedeutet, dass Holtzbrinck für jede/n registrierte/n UserIn etwa 100 Euro bezahlte. Im Zuge dessen wurde die Kritik laut, dass so viel Geld vor allem der persönlichen Daten wegen aufgewendet wurde (siehe Kapitel 5). Die Plattform hat in den vergangenen Jahren stark an Relevanz verloren und ist im Vergleich zu Facebook mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum eine verschwindende Größe. Mehr dazu: www.studivz.net

Business-Netzwerke Xing Laut Eigendefinition ist Xing (früher OpenBC) ein globales Business-Netzwerk, das über 12 Millionen Menschen rund um das Thema Beruf, Karriere und Geschäft verbindet. Die Registrierung und Basismitgliedschaft ist kostenlos. Um alle Möglichkeiten von Xing ausschöpfen zu können, muss eine Premiummitgliedschaft ab 6,35 Euro (Stand Anfang 2014) monatlich erworben werden. Damit können Netzwerke abgebildet, Nachrichten verschickt, Interessensgruppen gegründet, Jobs inseriert (und vieles mehr) werden. Das Xing-Prinzip ist einfach: Die Netzwerktheorie („Kleine Welt Phänomen“) besagt, dass jeder Mensch über

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4

Social Software maximal sechs Ecken jeden kennt. So soll Xing zu einem besseren Networking im Geschäftsbereich verhelfen. Kununun 2013 hat Xing die von Österreichern entwickelte Arbeitgeber Bewertungsplattform kununun gekauft. Auf der Plattform können ArbeitnehmerInnen Bewertungen in verschiedenen Kategorien (z. B. Betriebsklima, Aufstiegschancen und Gehalt) zu Unternehmen abgeben und aufrufen. http://www.kununu.com Linkedin Weltweit hat sich „Linkedin“ zur Pflege von Geschäftskontakten „LinkedIn“ als größte Plattform etabliert und weist ähnliche Funktionen - wie die bereits beschriebenen Soziale Netzwerkseiten - auf. https://www.linkedin.com/

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SKRIPTEN ÜBERSICHT SOZIALRECHT

SR-1

Grundbegriffe des Sozialrechts

SR-2

Sozialpolitik im internationalen Vergleich

SR-3

Sozialversicherung – Beitragsrecht

SR-4

Pensionsversicherung I: Allgemeiner Teil

SR-5

Pensionsversicherung II: Leistungsrecht

SR-6

Pensionsversicherung III: Pensionshöhe

SR-7

Krankenversicherung I: Allgemeiner Teil

SR-8

Krankenversicherung II: Leistungsrecht

SR-9

Unfallversicherung

SR-10

Arbeitslosenversicherung I: Allgemeiner Teil

SR-11

Arbeitslosenversicherung II: Leistungsrecht

SR-12

Insolvenz-Entgeltsicherung

SR-13

Finanzierung des Sozialstaates

SR-14

Pflege und Betreuung

SR-15

Bedarfsorientierte Mindestsicherung

Die einzelnen Skripten werden laufend aktualisiert.

ARBEITSRECHT

AR-1 AR-2A AR-2B AR-2C AR-3 AR-4 AR-5 AR-6 AR-7 AR-8A AR-8B AR-9 AR-10 AR-11 AR-12 AR-13 AR-14 AR-15 AR-16 AR-18 AR-19 AR-21 AR-22

Kollektive Rechtsgestaltung Betriebliche Interessenvertretung Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates Rechtstellung des Betriebsrates Arbeitsvertrag Arbeitszeit Urlaubsrecht Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall Gleichbehandlung im Arbeitsrecht ArbeitnehmerInnenschutz I: Überbetrieblicher ArbeitnehmerInnenschutz ArbeitnehmerInnenschutz II: Innerbetrieblicher ArbeitnehmerInnenschutz Beendigung des Arbeitsverhältnisses Arbeitskräfteüberlassung Betriebsvereinbarung Lohn(Gehalts)exekution Berufsausbildung Wichtiges aus dem Angestelltenrecht Betriebspensionsrecht I Betriebspensionsrecht II Abfertigung neu Betriebsrat – Personalvertretung Rechte und Pflichten Atypische Beschäftigung Die Behindertenvertrauenspersonen

GEWERKSCHAFTSKUNDE

GK-1 GK-2 GK-3

Was sind Gewerkschaften? Struktur und Aufbau der österreichischen Gewerkschaftsbewegung Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1945 Die Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung von 1945 bis heute

GK-4

Statuten und Geschäftsordnung des ÖGB

GK-5

Vom 1. bis zum 18. Bundeskongress

GK-7

Die Kammern für Arbeiter und Angestellte

GK-8

Die sozialpolitischen Errungenschaften des ÖGB

Die VÖGB-Skripten online lesen oder als Gewerkschaftsmitglied gratis bestellen: www.voegb.at/skripten

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5

Meine Daten sind frei (zugänglich) Wer sich im Web bewegt, ist grundsätzlich nicht anonym. Wer Social Media-2.0Anwendungen nützt schon gar nicht. Dies hat unterschiedliche Gründe: Zum einen, weil viele NutzerInnen ohnehin ihre Identität inklusive mehr oder weniger detailliertem Profil ins Netz stellen. Zum anderen, weil theoretisch jeder Schritt im Web nachvollziehbar ist (siehe Beispiel Google). Viele Web-2.0-Anwendungen (Social-Network-Profile, Blogs, Fotoplattformen etc.) sind öffentlich zugänglich und können von jedem eingesehen werden. Manche dieser Services bieten zusätzlich Schutzmaßnahmen an. So können beispielsweise Profile oder Blogs nicht über Suchmaschinen auffindbar gemacht werden (meist unter dem Punkt Einstellungen oder Privatsphäre) oder nur berechtigten Personen der Zugriff gewährt werden (zB geschlossene Blogs erstellen; entsprechende Sicherheitseinstellungen bei Facebook und anderen Plattformen einstellen). Ein Spaziergang im Web ist, als würden Fußspuren in einem Schlamm hinterlassen werden, die gefrieren und (beinahe) im ewigen Eis verhaftet bleiben: Einmal hinterlassene Spuren im Web bleiben oft lange Zeit bestehen. So ist es bei vielen Plattformen nicht einmal möglich, sein Profil zu löschen, sondern lediglich stillzulegen. Es gibt mittlerweile eigene Firmen, die sich damit beschäftigen, unerwünschte Daten für KundInnen wieder aus dem Web zu entfernen. Personenbezogene Werbung („Target Marketing“) wird mit den persönlichen Angaben beispielsweise auf sozialen Netzwerken (StudiVZ, facebook etc.) ebenfalls leicht möglich.

Suchmaschinen Google Google ist wohl die berühmteste Web-Anwendung überhaupt. Die Google-Väter, Sergai Brin und Larry Page – beide sind Jahrgang 1973, kommen aus Mathematikerfamilien und haben gemeinsam Informatik studiert. Die frei benutzbare Suchmaschine ist ein ausgeklügeltes System aus Hardware und Software, die Daten speichert und bei Suchanfragen ausliefert. Ausgetüftelte Algorithmen sorgen für die Reihung der Treffer nach Relevanz. Zudem speichert Google in seinem Archiv für einen gewissen Zeitraum auch Seiten ab, die bereits aus dem

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Suchmaschinen ###### ### #########

1 5.1

Netz genommen wurden („cache“). Natürlich sind die von Google ausgegebenen Informationen zu einem bestimmten Thema nur bedingt tatsächlich relevant, da die Datenausgabe lediglich nach einem errechneten Raster („PageRank“ ­benannt nach Larry Page) erfolgt. Die Suche via Google ist daher immer nur bedingt als „gutes“ Rechercheinstrument zu betrachten, da letztlich vorprogrammierte Muster über die Suchergebnisse entscheiden - und nicht etwa Kategorien wie überprüfte Richtigkeit oder eine Bewertung über Seriosität der angezeigten Webseite. Trotzdem ist Google (trotz heftiger Kritik vor allem im Bezug auf Datenschutz ) immer noch unübertroffen beliebt im Vergleich zu anderen Suchmaschinen. Google speichert aber nicht nur Informationen im Web für Suchanfragen ab, sondern auch jede einzelne Suchanfrage mit dazugehöriger IP-Adresse. Das bedeutet, dass auch Sucherprofile erstellt werden können. Konkret heißt das: Google weiß, wofür ich mich interessiere, womit ich mich beschäftige, welche Menschen ich google – kurzum wer ich als Suchender bin. Google wird für den Umgang mit personenbezogenen Daten daher auch von vielen Seiten heftig kritisiert, schließlich kann Google mit dem Suchverhalten bzw. den dazu gespeicherten Daten ein sehr genaues und persönliches Profil zu den jeweiligen Google-Nutzern erstellen (zB für genau abgestimmte Werbung, die gemäß den Suchbegriffen aufscheinen). So wird Google vorgeworfen, eine „Datenkrake“ zu sein, oder beispielsweise vom Chaos Computer Club „nicht in erster Linie eine Suchmaschine, sondern vor allem ein Datensammler“ zu sein. Anonymisiert googlen kann man, indem man „Startpage“ zwischenschaltet: https://startpage.com Das Imperium Google.Inc bietet mittlerweile zudem eine Vielzahl von Internetdienstleistungen (zB Kostenloser eMail Dienst „Gmail“ oder beispielsweise „Google plus“ als hauseigene Soziale Netzwerkplattform) an und hat unzählige WebPlattformen (zB Youtube) zugekauft. Außerdem hat Google auch andere Produkte (zB Jänner 2014 Kauf von „Nest“, ein Unternehmen das unter anderem smarte Raumthermostate für das Eigenheim entwickelt) in ihr Portfolio aufgenommen, was unter dem Stichwort „gläserner Mensch“ ebenfalls von vielen Seiten kritisch diskutiert wird. www.google.at

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5

Meine Daten sind frei (zugänglich) Diskrete Suchmaschinen DuckDuckGo Im Gegenteil dazu hat sich DuckDuckGo als eine Suchmaschine positioniert, der die Privatsphäre ihrer Nutzer wichtig ist. Mit der von Gabriel Weinberg entwickelten Suchmaschine kann anonym gesucht werden und es werden standardmäßig weder IP-Adressen oder sonstige Informationen über den Sucher gespeichert. Außerdem wird die Verwendung von Cookies vermieden. https://duckduckgo.com Weitere Beispiele für Suchmaschinen, die sich dem Schutz der Privatsphäre verschrieben haben sind: Startpage: https://startpage.com IxQuick: https://ixquick.com Metager: Neben dem Schutz der Privatshäre kann entschieden werden, nach welchen Kriterien verstärkt gesucht werden soll (beispielsweise nach wissenschaftliche Quellen etc.): https://www.metager.de Weitere Beispiele für gängige Suchmaschinen: von Microsoft: www.bing.com Ecosia Außerdem gibt es Suchmaschinen, die Einnahmen für gute Zwecke verwenden. So hat sich beispielsweise die Suchmaschine Ecosia dem Umweltschutz ­verschrieben, indem mit dem Erlös von Einnahmen Bäume gepflanzt werden. http://www.ecosia.org

Personendatenbezogene Suchmaschinen Personenbezogene Suchmaschinen suchen zu einem Namen und ordnen die gefundenen Inhalte bestimmten Kategorien zu, so kann effizient nach personenbezogenen Daten gesucht werden. So werden Daten von Suchmaschinen heran gezogen und neu organisiert: Sobald der Name eingegeben wird,

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Reputation: Digitaler Ruf ###### ### #########

1 5.4

wird Datenmaterial zur gesuchten Person und verschiedenen Kategorien aufgelistet: Fotos, Adresse, Bestellungen und Wunschlisten bei Amazon, NetzwerkProfile, Dokumente, Blogs etc. Alle Daten, die öffentlich gemacht wurden, ­können auf einen Blick Personen zugeordnet und dargestellt werden. Dienste wie diese sind ein Grund mehr, mit persönlichen Daten im Netz sorgfältig ­umzugehen. Personendatenbezogene Suchmaschinen: www.yasni.at

Reputation: Digitaler Ruf „Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich frei und ungeniert“ In der virtuellen Welt rückt alles sehr nahe zusammen ... das globale Dorf, wie es auch genannt wird, ist mitunter mit mittelalterlichen Dorfstrukturen vergleichbar: Früher wusste auch jeder von jedem alles und gegebenenfalls wurde eine in Ungnade gefallene Person an den Pranger gestellt.

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5

Meine Daten sind frei (zugänglich) Heute sind auf Knopfdruck Daten über viele unserer Mitmenschen abrufbar. Wer denkt: „Selbst schuld, wer sich im Netz exhibiert, darf sich über die Ver­ breitung der Daten nicht wundern“, der urteilt vorschnell: Auch Personen, die selbst gar nichts ins Netz stellen, können zu einer „web-öffentlichen“ Person werden. Es gibt z. B. eine Plattform, auf welcher UserInnen HochschulprofessorInnen bewerten können. Jede Bewertung fließt in ein automatisches Ranking ein und ist vollkommen frei für jeden abrufbar (für Österreich: meinprof.at). Ob diese Beurteilungen immer fair ausfallen, ob sie repräsentativ oder auch schon mal ein Racheakt eines/r verärgerten StudentIn sind, sollte kritsch betrachtet werden. Faktum ist: Die Beurteilungen stehen dann öffentlich im Netz.

Achtung: Urheberrecht Die Verwendung von Materialien (Fotos, Text, Videos) kann mitunter teuer werden. Auf der Seite www.frag-einen-anwalt.de können die kuriosesten Fälle nachgelesen werden: Es ist schon passiert, dass jemand bearbeitetes Bildmaterial für die Gestaltung seiner Website von einem Anbieter gekauft hat und später noch einmal von dem eigentlichen Urheber des Bildmaterials zur Kassa gebeten wurde. Der Käufer musste zweimal zahlen, da Unwissenheit über die unrechtmäßige Verwendung des „Zwischenhändlers“ nicht davor schützt, dem recht­ mäßigen Eigentümer den Content zu bezahlen. Dieses Beispiel ist sicherlich ein Extremfall, doch die unrechtmäßige Verwendung von kostenpflichtigem beziehungsweise geschütztem Content (z. B. Agenturbilder) kann eine Rechnungslegung des Eigentümers nach sich ziehen und ist keine Seltenheit. Im Grunde ist es ganz einfach: Content, der im Web scheinbar frei zur Verfügung steht, hat in der Regel EigentümerInnen. So wie in jedem realen Geschäft wird auch im Web Diebstahl geahndet. Mitunter kommt es nicht nur zu einer Verrechnung des üblichen Preises, sondern auch zu einem saftigen Strafaufschlag oder zu einer Anzeige.

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dem rechtmäßigen Eigentümers den Content zu bezahlen. Dieses Beispiel ist sicherlich ein Extremfall, bei unrechtmäßiger Verwendung von kostenpflichtigen beziehungsweise geschützten Content (z.B. Agenturbilder) kann eine Rechnungslegung des Eigentümers nach sich ziehen und ist keine Seltenheit. Im Grunde ist es ganz einfach: Content der im Web scheinbar frei zur Verfügung steht, hat in der Regel Eigentümer. So wie in jedem realen Geschäft, wird auch im Web Diebstahl geahndet. Mitunter kommt es nicht nur Verrechnung des üblichen Preises sondern auch zu einem saftigen Strafaufschlag oder einer Anzeige.

Achtung: Urheberrecht

5.5

Neben den strengen Copyright (c) gibt es vermehrt Content mit creative commons (cc): Inhalte, die mit creative commons versehen sind, dürfen unter bestimmten Bedingungen (unentgeltlich) weiterverwendet werden. Diese Einschränkungen (z.B. Weiterverwendung bei Alternative Lizenzen: Creative Commons Namensnennung erlaubt) werden mit Symbolen kenntlich gemacht:

Tabelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Creative_Commons Quelle:Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Creative_Commons

Mehr dazu: www.creativecommons.at Neben dem strengen Copyright ©

gibt es vermehrt Content mit creative commonsWeb CC:2.0 Inhalte, die mit creative commons versehen sind, dürfenDamit unterbestebeViele Plattformen arbeiten mittlerweile mit diesen creative commons. hen relativ viele Möglichkeiten(unentgeltlich) Content zu weiter zu verwenden, ohne damit eine Urheberstimmten Bedingungen weiterverwendet werden. Diese Einrechtsverletzung zu begehen. So gibt es Fotoplattformen, auf die eigene Fotos gestellt werschränkungen (z. Gegenzug B. Weiterverwendung Namensnennung werden den können und im die der anderenbei User verwendet werdenerlaubt) dürfen (siehe Bespiele im Kapitel kenntlich 4.4.1.) odergemacht: Musikplattformen, wo Künstler bestimmte Stücke zur freien Vermit Symbolen fügung stellen (siehe Kapitel 4.4.4.)

Mehr dazu: www.creativecommons.at Viele Web-2.0-Plattformen arbeiten mittlerweile mit diesen creative commons. Damit bestehen relativ viele Möglichkeiten, Content weiterzuverwenden, ohne damit eine Urheberrechtsverletzung zu begehen. So gibt es Fotoplattformen, auf die eigene Fotos gestellt werden können und im Gegenzug die der anderen UserInnen verwendet werden dürfen (siehe Beispiele im Kapitel 3) oder Musikplattformen, wo KünstlerInnen bestimmte Stücke zur freien Verfügung stellen (siehe Kapitel 3).

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5

Meine Daten sind frei (zugänglich) Wikileaks Durch die Veröffentlichung von 250 000 (teilweise geheimer) Dokumente aus US-Diplomatenkreisen erlangte Wikileaks 2010 enorme Aufmerksamkeit: äußerst wohlwollendes bis hin zu extrem negativem Medienecho, Empörung seitens vieler PolitikerInnen und Machthaber, aber auch Jubel auf der anderen Seite war zu vernehmen. In diesen – ab Herbst 2010 – von US-Diplomaten verfassten Dokumenten wird an die US-Regierung über PolitikerInnen der ganzen Welt berichtet. Über die Berichteten wird sehr häufig ein äußerst unschmeichelhaftes Bild gezeichnet, was natürlich durch die Veröffentlichung für die US-amerikanische Außenbeziehungen nicht gerade von Vorteil ist. Das offizielle Gesicht von Wikileaks, Julian Assange, wurde 2010 mit diesen Veröffentlichungen zur meist gesuchten, verteidigten und diskutierten Person weltweit. Im Hintergrund von Wikileaks und der umstrittenen Figur Julian Assange arbeiten freilich mehrere hundert Personen, die jedoch anonym sind. Funktion von Wikileaks Die Plattform Wikileaks veröffentlicht ihnen zugespielte Dokumente, die von öffentlichem Interesse sind. Laut eigenen Angaben will Wikileaks Menschen helfen, die unethisches Verhalten in eigenen Regierungen oder Firmen auf­ decken wollen. Sie halten ihre Informanten, die sogenannten „Whistelblower“ ­anonym. Durch ein Mailboxsystem mit hoher Sicherheit werden die Zulieferer geschützt. Wikileaks wurde 2006 von Spezialisten aus verschiedenen Ländern gegründet (USA, China, Taiwan, Europa...) und litt in der Vergangenheit immer wieder ­unter Finanzierungsschwierigkeiten, da es nur Spenden von Privatpersonen annimmt, um seine Unabhängigkeit zu wahren. Wikileaks bezeichnet sich selbst als „unzensierbar“, seine Server sind an unbekannten Orten. Als im ­Rahmen der US-Dokumente Veröffentlichungen verschiedene große Firmen (zB Paypal, Amazon) bestehende Verträge (zB für Zahlungsabwicklungen) aus undurchsichtigen Gründen kündigten, wurden überall von Privatpersonen ­Webinitiativen und Kampagnen gegen diese Großkonzerne gestartet: Die naheliegende Vermutung lautete, dass sich die Unternehmen von der

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Wikileaks

5.6

US Regierung unter Druck setzen lassen und daher die Zusammenarbeit mit Wikileaks aufkündigten. Es wurden im Web viele Aufrufe gestartet, diese Firmen zu boykottieren, viele Menschen folgten den Aufruf und kaufen keine Produkte mehr bei besagten Konzernen. Egal ob Wikileaks an sich positiv oder negativ bewertet wird: Interessant war, dass sich hier viele Privatpersonen zusammengeschlossen haben, um gegen den repressiven Umgang mit Öffentlichkeit zu protestieren. Mit typischen SocialMedia-Tools wie Facebook verbreiteten sich derlei Aufrufe und Protestkundgebungen rasend schnell. Nachdem mehrmals versucht wurde, die Wikileaks-Homepage zu zerstören und Wikileaks häufig auf andere Domains umziehen musste, wurde ein Aufruf gestartet, dem Tausende Webseitenbetreiber gefolgt sind: Wikileaks hat Privatpersonen gebeten, ihren Webspace zur Verfügung zu stellen, um dort eine Spiegelung ihrer Webseite (Kopie) zu veröffentlichen. Nachdem viele tausend Wikileaks Webspiegelungen online waren, konnten die Bemühungen, die Webseite zu zerstören, endgültig als gescheitet betrachtet werden.

Screenshot: www.wikileaks.com

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Psyche und Social Media Mobbing im Web „Cybermobbing“ Grundsätzlich wird unter Mobbing bzw. Bullying wiederholte verbale, psychische oder körperliche Belästigung durch eine oder mehrere Personen verstanden. Mobbing ist bekanntlich kein neues Phänomen und Cyber-Mobbing ist – besonders bei Jugendlichen – leider keine Seltenheit mehr. Diese Form von Mobbing findet vor allem im Internet bzw. mit mobilen Endgeräten statt: Auf Sozialen Netzwerk-Seiten, Chats, Messenger, E-Mails, SMS, lästige Anrufe, Messenger, Handyfotos und -videos. Es ist anzunehmen, dass in der Regel Attacken von Personen aus dem eigenen Umfeld ausgehen. Cyber-Mobbing weist einige Besonderheiten auf, die für Betroffene häufig besonders belastend sind, zB: xx Cyber-Mobbing als 24 h Phänomen: Da digitale Medien ein wesentlicher Bestandteil unser Kommunikation sind, ist die Option, auf diese Kanäle zu verzichten, für Betroffene oft nicht denkbar. Hinzu kommt, dass Internet- und Handynutzung im Alltag stattfindet. Dh. die Belästigung endet nicht mit dem Verlassen des Mobbing-Geschehens (zB Schule, Arbeit etc.) – sondern die Betroffenen sind auch zuhause damit konfrontiert. xx Cyber-Mobbing hat große Reichweite: Im Internet können Inhalte schnell und einfach verbreitet werden. So erreichen Bloßstellungen, Verleumdungen, Gerüchte rasend schnell ein großes Publikum. Die Verbreitung von peinlichen Fotos oder Videos sind dabei besonders problematisch, da diese oft von scheinbar unbeteiligten Dritten weiter verbreitet werden. So sind online gestellte Inhalte kaum wieder zu entfernen. Daher gehört zu Medienkompetenz auch, immer zu hinterfragen, wenn man etwas weiter verbreitet (zB mit „Teilen“ Funktion auf Sozialen Netzwerkseiten) – ob jemand davon Schaden nehmen könnte. Gerade gedankenloses Aufgreifen von potenziell für den Betroffenen peinlichen Inhalten kann gefährliche Folgen haben. xx „Unabsichtliches“ Cyber-Mobbing: Zum letzten Punkt kommt außerdem hinzu, dass nicht jeder Mensch gleich empfindet. Was für den einen witzig ist, kann für jemand anderen verletzend

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6 oder peinlich sein. So können auch scherzhaft gemeinte „Spaß-Fotos“ unan­ genehme Folgen haben, beispielsweise wenn jemand in einer unvorteilhaften Situation aufgenommen wurde und das als entwürdigend wahrgenommen wird. xx Cyber-Anonymität: Viele Internetuser verwenden sogenannte Pseudonyme bzw. erfundene Identitäten. In dieser scheinbaren Anonymität des Internets sinkt oft die Hemmschwelle für rohe und verletzende Ausdrucksweise. xx NEU: Cybermobbing ist Strafbestand Seit 1.1.2016 gemäß § 107c StGB ist Cybermobbing strafbar. Smack Cam bzw. Slap Cam (früher: „Happy Slapping“) Dabei werden mit dem Handy körperliche Übergriffe gefilmt und im Netz veröffentlicht (v.a. bei Jugendlichen). Dies sind entweder gestellte Videos oder auch reale Gewaltübergriffe. Dadurch potenziert sich die Demütigung des Opfers und steht oft auch in Verbindung mit Cybermobbing. Abseits davon kann „Smack Cam“ unter Berufung auf Körperverletzung § 83ff StGB geahndet werden und stellt kein Kavaliersdelikt dar. Grooming Als Grooming wird die Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen bezeichnet. Dabei nehmen Erwachsene (oft mit gefälschten Identitätsangaben, zB als Gleichaltrige) mit Kindern und Jugendlichen Kontakt auf. Sie erschleichen sich so Vertrauen, mit dem Ziel Nacktbilder zu bekommen, sexueller Belästigung bzw. Missbrauch. Groomer können strafrechtlich geahndet werden: Gemäß § 208a StGB „Anbahnung von Sexualkontakten zu Unmündigen (Seit 1.1.2012 in Kraft) droht dafür eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren. Meldestelle: https:// www.stopline.at/ bzw. against-cybercrime@bmi.gv.at Sexting Unter Sexting (Sex + texting = Sexting) wird die private Kommunikation über sexuelle Themen verstanden, die v.a. über mobile Endgeräte erfolgt. Also zB via SMS, What´s App oder andere Plattformen werden erotische Inhalte (häufig: Nackt-Selfies) an eine bestimmte Person (PartnerIn) verschickt. Eine Umfrage

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Psyche und Social Media von saferinternet.at zeigt, dass schon bei Jugendlichen Sexting weit verbreitet ist. So geben 33 Prozent der 14-18 Jährigen an, bereits selbst Nacktaufnahmen bekommen zu haben. Problematisch ist, dass viele Beziehungen, wo in vermeintlich vertrauensvoller Umgebung derlei Bildmaterial ausgetauscht wurde, später in die Brüche gehen und dann die Folgen manchmal nicht absehbar sind (Weitergabe an Dritte, Cybermobbing, Erpressung etc.). Dass auch Sexting nicht nur privat, sondern auch beruflich zum Problem werden kann, zeigt auch hier die Unberechenbarkeit der Verbreitung. Ergo: Safer Sexting ist aufgrund der technischen Möglichkeiten nicht machbar. Hasspostings Auch sogenannte Hasspostings zeigen, dass Nutzer oft weniger „privat“ sind, als ihnen lieb ist: So kam es 2015 im Bezug auf die Flüchtlinge zu Hasspostings, wovon einige öffentliche Aufmerksamkeit erregt haben. Medien haben über Kündigungsfälle nach solchen Hasspostings berichtet: Arbeitgeber haben Position bezogen und MitarbeiterInnen gekündigt, die diskriminierende, menschenverachtende oder hetzerische Inhalte in sozialen Medien verbreitet haben. Abseits von der jeweiligen Firmenphilosophie können in Österreich verhetzende Inhalte auch rechtlich geahndet werden. Mehr Info / was tun? Auf www.saferinternet.at gibt es umfangreiche Informationen und Tipps zu diesen Themen. Auch der rechtliche Rahmen wird erklärt und es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie man sich selbst schützen oder Hilfe holen kann. Auch die Möglichkeiten zur Schadensbegrenzung (zB bei Sexting) werden erklärt. Gefahren für den Menschen? Die vielfältigen Vorteile der modernen Mediennutzung ist unbestreitbar: Die Möglichkeiten rasch in Verbindung zu treten, sich zu informieren und zu partizipieren sind enorm. Meinungsbildung- und austausch kann mit vielen Menschen erfolgen, Social Media Plattformen werden oft als Informationsquelle benutzt. Dennoch gibt es auch Stimmen, die diese rasante Kommunikationsentwicklung als problematisch für den Menschen einstufen. Neben den vorhin genannten Beispielen (Cybermobbing etc.) gibt es dazu Einschätzungen auf verschiedenen

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6 Ebenen, die sich auf den Menschen im Privat- und Berufsleben beziehen. Nachstehend versuche ich, durch ein paar wenige Beispiele diesen Diskurs kurz zu umreißen bzw. verständlicher zu machen: Erreichbarkeitsdilemma Gerade im beruflichen – aber auch im privaten – Kontext ist die potenziell ständige Erreichbarkeit fast allgegenwärtig. Damit verbunden ist oft eine ent­ sprechende Erwartungshaltung und diese verursacht natürlich häufig Druck: So müssen Mails meist rasch beantwortet werden, berufliche eMails werden in der Freizeit via mobilen Endgeräten gecheckt etc. Gerade im Bezug auf ­psychische Belastungsfaktoren und Themen wie Burnout ist dies nicht zu ­unterschätzen. Oberflächliches Denken Der Amerikaner Nicholas Carr verweist in einem seiner Bücher darauf, dass wir bei der Internetnutzung (nur) unser Kurzzeitgedächtnis verwenden. Durch ständig neue Informationen ist unser Gehirn sozusagen davon abgelenkt, es vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis zu übertragen. Da dies für ein tiefer greifendes Verständnis von komplexen Zusammenhängen jedoch wichtig wäre, bleibt unser Denken oberflächlich. Hinzu kommt der Hinweis, dass unser Hirn kleine Mengen Dopamin („Glückshormon“) freisetzt, wenn wir neue Informationen erhalten, das verstärke den Effekt, sich immer mehr ­(oberflächliche) Inhalte beim (stundenlangen) Surfen anzusehen. (Mehr dazu Nicholas Carr: „Wer bin ich, wenn ich online bin ... und was macht mein Gehirn solange“) Selbstwert Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die Hinweise dafür liefern, dass sich die Nutzung von sozialen Netzwerkseiten (wie Facebook) ungünstig auf unser Selbstwertgefühl auswirken. Dies ist u.a. vor dem Hintergrund zu sehen, dass sich andere User meist im besten Licht darstellen, anhand von besonders schmeichelnden Fotos, Erfolgsgeschichten etc. Dieses aufgeblasene Social-Media-Ego führt dann dazu, dass der Betrachter das eigene Leben als weniger interessant einschätzt. Ein gesundes Selbstwertgefühl ist jedoch wichtig für ein gutes Wohlbefinden.

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Psyche und Social Media Digital Detox Hinter diesem Lifestyle-Wort verbirgt sich die einfache Idee, für eine bestimmte Zeit auf elektronische Kommunikation (Handy, Computer, Internet) zu verzichten. Ziel ist, Stress zu reduzieren, Kontakte und Aktivitäten (zB Sport) im „echten Leben“ wieder zu fokussieren.

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VÖGB/AK-SKRIPTEN Die Skripten sind eine Alternative und Ergänzung zum VÖGB/AK-Bildungsangebot und werden von ExpertInnen verfasst, didaktisch aufbereitet und laufend aktualisiert.

UNSERE SKRIPTEN UMFASSEN FOLGENDE THEMEN:

Lucia Bauer/Tina Brunauer-Laimer

Damit wir uns verstehen OEA 1

Tipps und Konzepte für Öffentlichkeitsarbeit im Betrieb

1

Öffentlichkeitsarbeit

Damit wir uns verstehen

› Arbeitsrecht › Sozialrecht › Gewerkschaftskunde › Praktische Gewerkschaftsarbeit › Internationale Gewerkschaftsbewegung › Wirtschaft › Wirtschaft – Recht – Mitbestimmung › Politik und Zeitgeschehen › Soziale Kompetenz › Humanisierung – Technologie – Umwelt › Öffentlichkeitsarbeit SIE SIND GEEIGNET FÜR:

› Seminare › ReferentInnen › Alle, die an gewerkschaftlichen Themen interessiert sind. und Nähere InfosBes tellung: e s lo kosten ten ip www.voegb.at/skrten@oegb.at E-Mail: skrip Adresse: öhm-Platz 1, Johann-Bien 1020 W534 44-39244 Tel.: 01/

Die Skripten gibt es hier zum Download:

Leseempfehlung: Reihe Zeitgeschichte und Politik

www.voegb.at/skripten

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Gewerkschaftsbewegung ## ##### ####### ### und Social Media ##### ##### Zugegeben: In Österreich hat das Web 2.0 nur sehr bedingt Einzug in die gewerkschaftliche Arbeit gehalten. SkeptikerInnen halten modernen Kommunikationswegen wie Blogging entgegen, dass ein persönliches Gespräch viel besser sei. STIMMT! Eine persönliche Beziehung aufbauen mit so genannter Face-toFace-Kommunikation kann durch nichts ersetzt werden. Dabei ist es egal, ob es sich um die Beziehung zwischen ArbeitnehmerIn und Betriebsrat, private Kontakte oder Geschäftsbeziehungen handelt. Wie im Kapitel 2 gezeigt wurde, können Web-2.0-Anwendungen im privaten Bereich eine Unterstützung sein – ganz zu schweigen von unzähligen Partnerbörsen, die ebenfalls teilweise mit der Web-2.0-Logik funktionieren. Geschäftsbeziehungen werden heute zu einem Gutteil im Web gepflegt und in vielen Fällen werden bereits Web-2.0-Anwendungen genutzt: Viele Firmen haben sich auf diese Art Entwicklungskosten gespart, da sie beispielsweise über Web-2.0-­Anwendungen KundInnen in Produktentwicklungen miteinbezogen haben. So werden Web-2.0-Instrumente ergänzend dort eingesetzt, wo sie gebraucht werden. Zum Beispiel: privat, um über räumliche Grenzen hinwegzukommen und geschäftlich, um viele Meinungen und Ideen kosteneffizient einzuholen. Web-2.0-Instrumente sind kein Ersatz für klassische Kommunikationswege wie das persönliche Gespräch. Web-2.0-Anwendungen sind auch keine Wunderpille, die alle Probleme lösen kann. Vielmehr können einige Anwendungen Hilfsmittel sein, um die gewerkschaftliche Arbeit bzw. Betriebsratsarbeit zu unterstützen. Wenn die Virtualität in betrieblichen Arbeitsbeziehungen klug eingesetzt wird, kann sie tatsächlich zu einer höheren Reichweite bzw. Wahrnehmung beitragen: 2002 – nur zwei Jahre nach dem Platzen der Dotcom-Blase – beschreibt Bodo Busch in „Der flexible Betriebsrat“, dass für die Zielgruppen xx Heim- oder TelearbeiterInnen, xx Beschäftigte, die viel im Netz arbeiten, xx Beschäftigte im Außendienst, xx Beschäftigte auf Baustellen, xx räumlich getrennte Betriebsteile

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der Zugang zum Betriebsrat durch Web 2.0 verbessert werden kann. Diese ­optimistische Einschätzung kann aus heutiger Sicht bestätigt werden. Das Web hat sich in den vergangenen Jahren stark geändert: Der Mitmach-Gedanke steht im Vordergrund. Das Netz ist heute nicht mehr (nur) Informationsbeschaffungsstelle, wo sich der/die UserIn passiv Inhalte anschaut. Vielmehr beteiligen sich zunehmend mehr UserInnen an den Inhalten. Viele nutzen typische Web-2.0Anwendungen (z. B. Wikipedia) ohne zu wissen, dass es sich hierbei um Web 2.0 handelt. Sicherlich ist die Nutzung nach Web-1.0-Direktiven weit verbreitet. Trotzdem: In ersten Schritten hinterlässt der/die UserIn in Foren auf Nachrichtenseiten Kommentare und verstärkt registrieren sich Internet-SurferInnen auf Social-Network-Plattformen (siehe Kapitel 3 und 4).

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SKRIPTEN ÜBERSICHT WIRTSCHAFT

POLITIK UND ZEITGESCHICHTE

WI-1

Einführung in die Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftswissenschaften

PZG-1A Sozialdemokratie und andere politische Strömungen der ArbeiterInnenbewegung bis 1945

WI-2

Konjunktur

WI-3

Wachstum

WI-4

Einführung in die Betriebswirtschaftslehre

WI-5

Beschäftigung und Arbeitsmarkt

PZG-3 Die Unabhängigen im ÖGB

WI-6

Lohnpolitik und Einkommensverteilung

PZG-4 Liberalismus/Neoliberalismus

WI-7

Der öffentliche Sektor (Teil 1) – in Vorbereitung

PZG-6 Rechtsextremismus

WI-8

Der öffentliche Sektor (Teil 2) – in Vorbereitung

WI-9

Investition

WI-10

Internationaler Handel und Handelspolitik

WI-12

Steuerpolitik

WI-13

Bilanzanalyse

WI-14

Der Jahresabschluss

WI-16

Standort-, Technologie- und Industriepolitik

PZG-1B Sozialdemokratie seit 1945 (in Vorbereitung) PZG-2 Christliche Soziallehre

PZG-7 Faschismus PZG-8 Staat und Verfassung PZG-10 Politik, Ökonomie, Recht und Gewerkschaften PZG-11 Gesellschaft, Staat und Verfassung im neuzeitlichen Europa, insbesondere am Beispiel Englands

Die einzelnen Skripten werden laufend aktualisiert.

SOZIALE KOMPETENZ

SK-1

Sprechen – frei sprechen

SK-5

Moderation

SK-2

Teamarbeit

SK-6

Kommunizieren und Werben mit System

SK-3

NLP

SK-8

Führen im Betriebsrat

SK-4

Konfliktmanagement

Die VÖGB-Skripten online lesen oder als Gewerkschaftsmitglied gratis bestellen: www.voegb.at/skripten


Zur Autorin Mag.a Elke Radhuber studierte Publizisik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien und arbeitet seit 2015 in eigener Praxis (Psychotherapie und Coaching – www.elkeradhuber.at). Seit 2008 führt Elke Radhuber regelmäßig Trainings bzw. Seminare durch und hat zahlreiche Fachartikel verfasst. Die thematischen Schwerpunkte sind: Medienkompetenz, Persönlichkeitsentwicklung, Job und Mensch (Burnout, Innovationsklima, Job-Engagement etc.)

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