Artikel Paperazzo 02/2012

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> Die (wachsende) Bedeutung der Haptik

M AGA ZIN PRODU K TION ––

Alles reiner Zufall Dennis Stratmann gibt mit Random ein erfolgreiches High-End Magazin für den Mountainbike-Fan heraus. Und auch hier spielt die Gestaltung der Titel-Seite (wie bei Paperazzo) eine entscheidende Rolle. 1

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1/3 Random Ausgabe 2 2 Blick auf eine Doppelseite

W Fotos: Random

as im Magazin „Random“ an Fahrrad­ artistik gezeigt wird, ist dem durch­ schnittlichen Wochenendradler wohl kaum zur Nachahmung zu empfehlen. Denn die Bilder der spektakulären Stunts wildentschlossener Moun­ tainbiker, die nur flüchtig mit ihrem Bike verbun­ den dem Himmel näher als der Erde scheinen, lassen manchmal keine eindeutige Abgrenzung zum Flugsport zu. Dies spielt sich meist in gran­ dioser alpiner Landschaft ab, und da auf man­

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chem doppelseitigen Bild die Natur dominiert, ist Random auch für die bekennende Couch-­ Potato eine anregende Bilderschau – mag sie diese auch eher zu einem entspannten Urlaub auf einer Berg­hütte motivieren. So verwendet Herausgeber Dennis Strat­ mann auch den Ausdruck „Coffee Table Book“ für Random, was im englischsprachigen Bereich ein großformatiges Buch mit aufwändigen Bildern, aber wenig Text beschreibt, das ver­ >

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schiedensten Themen gewidmet sein kann: Das ­„Bilderbuch“ Random beschäftigt sich mit Mountainbiking in all seinen Aspekten. Strat­ mann, 36, ist selbst Mountainbiker mit mehr als 20 Jahren Profikarriere im Hintergrund, die ihn bis in die Nationalmannschaft und zu Podiums­ platzierungen bei nationalen Meisterschaften geführt hat.

Schlummernde Schätze

„ Ein Hardcover war mir einerseits zu teuer, aber auch zu normal.“

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Zunächst vom Skateboardfahren fasziniert, wechselte er mit zwölf Jahren aufs Mountain­ bike. Fuhr im Verein erste Rennen und erzielte schnell Erfolge. Am Fahrradfahren gefällt ihm nicht nur, dass man sich in freier Natur ausleben kann, sondern auch, dass es sich beim Rad um ein jederzeit einsatzbereites Sportgerät han­ delt, das kein großes Brimborium erfordert wie manch andere Sportart: “Draufsetzen und losra­ deln. Und wenn es regnet, dann regnet es eben”. Dass Mountainbiking kein Schönwettersport ist, wird auf vielen Bildern in Random deutlich, die einen Querschnitt durch alle Jahreszeiten und Wetterlagen bieten. Beruflich versuchte er sich erst an einem Maschinenbaustudium, brach das aber bald wieder ab. „Maschinenbau war nix!“, sagt er, da zu festgelegt und zu trocken. Beim Industrial Design blieb er und finan­z­ierte sein Studium in Essen über seinen Sport und Sponsoren. Während dieser Zeit, also relativ spät erst, entwickelte sich auch seine Leiden­ schaft für Fotografie und Grafik. Als Profibiker zunächst oft als Modell vor der Kamera, ließ ihn der enge Kontakt mit vielen Fotografen der ­Szene dann selbst Spaß am Fotografieren finden. Seit seinem Abschluss im Jahr 2003 ist er fast ausschließlich in diesem Bereich tätig. Darauf basieren auch seine exzellenten Kon­ takte in die Bike Industrie und zu Topfotografen

der Szene. Die Idee zu Random entstand aus dem Wissen, dass in vielen Archiven wahre Schätze an unveröffentlichten Bildern schlum­ mern, einfach weil in den klassischen Print­ medien zu wenig Platz für große Bildstrecken ist. Dennis Stratmann outet sich dabei als großer Fan von Print: „Tolle fotografische Arbeiten, letztlich die schönsten Shots des Jahres, nur im Internet zu verwursten ist einfach schade. Einen Bildband zu machen, in dem diese Arbeiten hochwertig präsentiert werden, lag für mich also auf der Hand. Ich strapaziere ja immer wieder gern das Zitat von Thomas Koch, dass Print lebt weil es schlau macht. Fernsehen ist dagegen doof – und Internet nur schnell”. Selber schlau, sprach er viele Fotografen an und alle waren begeistert davon, dass es nun ein wirkliches High End Fotomagazin geben sollte: „Die Idee meines Heftes präsentierte ich erst­ mals auf der Eurobike 2007 und hatte dort tolles Feedback. Dann habe ich es einfach ge­ macht. Das Ganze finanziert sich letztlich über Anzeigen und Sponsoren. Mittlerweile sind wir im fünften Jahrgang. Neben den Heften gibt es auch ein bisschen Merchandise wie T-Shirts und Tassen.” Die Idee für die extravaganten Cover stand von Anfang an: „Ein Hardcover war mir einerseits zu teuer, aber auch zu normal. Bei Ausgabe 1 reichte es zwar nur für eine neonorange Sonder­ farbe, aber ab Ausgabe 2 war das Budget schon größer. Und da waren vor allem auch tolle moti­ vierte Partner, die wahnsinnige Ideen mit uns umsetzten.“ Jede Ausgabe wurde bei Pfitzer in Renningen gedruckt. Geschäftsführer Ferdinand Pfitzer ist selbst Mountainbiker und hat schon daher den nötigen Bezug zum Magazin. Die Part­ ner für das Cover wechseln mit der Art der Ver­ edelung. So wurde das Cover der Ausgabe 2 partiell beflockt (flock-tec), für die Ausgabe 3


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Random Nr. 3

2/4 Spannende Fotostrecken 3

Dennis Stratmann

5 Cover Ausgabe 5

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wurde ein Papier mit Holzstruktur verwendet (Gmund Savanna) und mit Heißfolienprägung veredelt. Die Ausgabe 4 zeigt einen gewagten Sprung e ­ ines Mountainbikers über einen Felsen: Von Vogt Foliendruck in Lenticularfolientechnik in mehreren bewegten Bildern wiedergegeben, vom Absprung bis zur Landung, zeigt sich auch hier wieder die gefühlte Nähe zum Flugsport. Während der Arbeit an diesem Artikel erschien gerade die aktuelle Ausgabe 5, Titel und Rückseite mit Lasergravur (Bome Papierveredelung).

Türöffner & Visitenkarte Die Strategie der Coververedelung ist genau die richtige gewesen, um Random die nötige Wer­ tigkeit zu geben: „Das tolle Papier und die kräf­ tigen Farben merkt nicht jeder, eine haptische Erfahrung aber auf jeden Fall! Daher landet Ran­ dom nie im Müll, sondern wandert als beliebtes Sammlerstück immer ins Regal. Haptik erzeugt Sog.“ Mit Haptik zu experimentieren war aber auch ein „politischer“ Grund. Random soll sich sowohl von anderen Magazinen der Szene abhe­ ben, aber auch nicht als Konkurrenzpublikation verdächtigt werden. Trotzdem ist Random keine „Cashcow“ für Stratmann und seine kleine Agentur, die 90 %

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i­hres Umsatzes durch Fotografie und Design ge­ neriert. Dies allerdings fast ausschließlich für Kunden aus der Bike-Szene. Insofern zeigt sich Random als Türöffner und sozusagen eigentliche Visitenkarte der Agentur. Und wie kam es zum Titel „Random“? „Als wir die erste Ausgabe machten war ja gar nicht klar, wohin die Reise gehen würde – und um ehrlich zu sein, das ist es heute immer noch nicht. Und das ist gut so! Hier ist kein Verlag und keine Redak­ tion im Hintergrund. Es ist alles sehr „freestyle“ und wir entwickeln uns von Heft zu Heft weiter. Das Magazin als Spielwiese betreiben, offen zu bleiben, sich auf nichts festlegen, darum geht es mir!“, sagt Stratmann. Das Baby dann auch noch „Zufall“ zu taufen ist mittlerweile also schmeichelhaftes Under­ statement. || Alfred König

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