blue Magazin f端r Privatkunden
Technologie
Ausgabe Fr端hling 2014
«Die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung ist revolutionär.» Professor Ian Goldin, Martin School, Universität Oxford
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser Der technologische Wandel prägt unser privates und berufliches Leben, verändert unsere Gewohnheiten und Bedürfnisse und ist ein essenzieller Treiber des Wirtschaftswachstums. Er hebt unseren Lebensstandard, indem er uns viele Dinge im Alltag vereinfacht, unsere Mobilität steigert und verbesserten Zugang zu Bildung ermöglicht. Damit bringt er uns weiter.
unserem Gespräch jedoch die positiven Aspekte für die Menschheit. Technologischer Fortschritt ist eine Chance und wird den Menschen nicht ersetzen.
In der Wirtschaft führt technologischer Fortschritt immer wieder zu tief greifenden Veränderungen von ganzen Wertschöpfungsketten und lässt neue Geschäftsmodelle entstehen. Dadurch verstärkt er die wirtschaftliche Dynamik.
Herzlichst
Der rasante Fortschritt ist eine Herausforderung für den Menschen. Je nach kulturellem Hintergrund steht er einzelnen Technologien skeptisch gegenüber. Für Ian Goldin überwiegen in
Ich wünsche Ihnen eine anregende und spannende Lektüre über die Facetten moderner Technologie.
Ihr Georg Schubiger, Leiter Private Banking
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Der Mensch ist nicht ersetzbar. Technologischer Fortschritt weckt Hoffnung und schürt Angst. Je nach kulturellem Hintergrund werden Entwicklungen unterschiedlich wahrgenommen. Ein Gedankenaustausch über die rasanten technologischen Fortschritte und die möglichen Konsequenzen mit Prof. Ian Goldin. 4 Vontobel blue
Wenn die Kleidung mitdenkt. Wearable Technology – tragbare Technologien vermessen, unterstützen und korrigieren den Menschen auf Schritt und Tritt. Was es schon gibt und welche Innovationen unsere Zukunft verändern werden – der Versuch einer Übersicht.
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Der menschliche Fortschritt. Erstaunliche Zahlen und Fakten.
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Inhalt
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Die Zukunft prägen. Woran innovative Köpfe arbeiten. Neue Wege für Medizin, Transport und Pasta.
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Kompetenz: Technologie als Herausforderung – auch beim Investieren. Nicht jedes Unternehmen, welches in der Garage gegründet wird, hat das Potenzial zum Weltkonzern. Research und Beratung als Grundlage für erfolgreiches Investieren.
Kompetenz: Unter der Motorhaube läuft die Innovationsmaschine. Formschöne Karossen ziehen die Autokäufer weltweit in ihren Bann. Die wirklich spannenden Entwicklung geschehen jedoch im Motorraum. Dies ist nicht nur für Automobilisten spannend.
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Makro: Technologieaktien sind attraktiv, aber benötigen eine gründliche Analyse. In einem sehr dynamischen Umfeld muss man wachsam sein.
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Blaue Seite: Neuigkeiten von Vontobel. Eine Zusammenstellung von News aus allen Geschäftsbereichen. Vontobel blue 5
Thema
Der Mensch ist nicht ersetzbar. Gespräch: Patrick Preuss mit Professor Ian Goldin
Sie gehört zu unserem täglichen Leben und unterstützt uns in vielen Bereichen. Gleichzeitig weckt sie Ängste. Wenn sie nicht greifbar ist, nicht verstanden wird oder unser Leben nachhaltig verändert. Letzteres kann positiv, aber auch negativ sein. Je nachdem, wie der Mensch mit der schöpferischen Zerstörung umgeht, die durch Fortschritt entsteht. Die Rede ist von Technologie und ihrer Auswirkung auf unser tägliches Leben. Schlägt man heute die Zeitung auf, liest man immer wieder von einer Revolution der Informations- und Kommunikationstechnologie. Big Data, Vernetzung von Informationen, der gläserne Mensch und das Internet der Dinge sollen unser Leben zukünftig dramatisch verändern. Obwohl genauso dramatisch in Bezug auf die möglichen Konsequenzen, werden andere technologische Entwicklungen vergleichsweise wenig diskutiert. Mit Ian Goldin, Professor für Globalisierung und Entwicklung an der Oxford Martin School, sprachen wir über die Möglichkeiten technologischen Fortschritts als auch seine Auswirkungen. Die als Institut zur Oxford University gehörende Oxford Martin School wird von Professor Ian Goldin geleitet und vereint über 300 Gelehrte, die sich mit der Erforschung der globalen Herausforderungen und den Chancen des 21. Jahrhunderts beschäftigen. Technologie ist vieles Zum Begriff Technologie sagt Professor Goldin: «Die Definition von Technologie ist sehr breit und umfasst vieles. Technologie, das sind zum Beispiel auch zwei Stöcke, die genutzt werden, um Feuer machen. In den Anfängen der Menschheit war dies eine technologische Revolution, die alles veränderte.» Heute dagegen spricht man von Nanotechnologie, Biotechnologie, Lebensmitteltechnologie, grüner sowie roter Gentechnologie und vielen anderen. Technologie sei aber nicht nur auf Sachen zu beziehen, so Goldin. Technologie könne virtuell sein, zum Beispiel, wenn es um Prozesse oder Software gehe. Auf die Frage, welche der aktuellen Entwicklungen ihn zurzeit faszinieren, antwortet Goldin kurz und knapp: «Viele.» Als erstes Beispiel nennt er die sehr kontrovers diskutierte Stammzellenforschung. Ihr wird ein hohes positives Potenzial zugeschrieben, zum Beispiel bei der Heilung von Parkinson, Diabetes oder Querschnittslähmungen sowie bei der Möglichkeit, Organe nachwachsen zu lassen. Ebenso fasziniert ist er von Quantencomputern. Auch wenn diese heute noch ein überwiegend theoretisches Konzept sind, verspricht 6 Vontobel blue Thema
man sich weitreichende Vorteile im Vergleich zur heutigen Computertechnologie. Zum Beispiel könnten Quantencomputer fähig sein, riesige Datenmengen sehr effizient zu verarbeiten, absolut sichere Codiersysteme zu schaffen oder gar die Teleportation zu ermöglichen. Als letztes Beispiel nennt Goldin die Nanotechnologie. Die Fähigkeit, auf atomarem oder molekularem Level zu konstruieren, eröffne ganz neue Möglichkeiten in der Mikroelektronik, der Medizin oder der Landwirtschaft. Und trotz seiner Begeisterung für neue Technologien sagt er: «Nicht jede Entwicklung muss für den Menschen positiv sein. Technologie hat oft zwei Seiten; und nicht immer wird sie zum Besten von Gesellschaft und Mensch eingesetzt.» Wer das Rennen zwischen Gut und Böse gewänne, liesse sich nicht mit Sicherheit sagen, erklärt der Oxford-Professor nicht nur an dieser Stelle. Um Neues zu erreichen, wird Altes zerstört «Fortschritt ist immer an Ungewissheit gekoppelt. Wir wissen nicht, wo wir in fünf oder zehn Jahren stehen werden. Wissenschaftlicher Fortschritt kann auch schöpferische Zerstörung bedeuten», antwortet Ian Goldin auf die Frage nach den Auswirkungen des Fortschritts. Der Begriff der schöpferischen Zerstörung wurde vom Ökonomen Joseph Alois Schumpeter geprägt. Er sah wirtschaftliche Veränderungen als chaotischen Prozess, in dem der Mensch als Konstante dafür sorgt, dass am Ende nicht nur Zerstörung übrig bleibt. Und auch beim technologischen Fortschritt spielt der Mensch als auslösendes Element, Wissenschafter, Unternehmer und Konsument eine zentrale Rolle. Nicht in Personalunion, denn situationsabhängig nimmt das Individuum jeweils eine andere Position ein und sieht Technologie aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln. «Es ist eine der entscheidenden Fragen, ob die Menschen Technologie als ihren Freund sehen oder ob sie Angst vor ihr haben», hält Professor Goldin fest. Und ergänzt: «Ich bezweifle, dass Gesellschaft und
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Wirtschaft für die Geschwindigkeit der Veränderungen bereit sind. Das soziale Gefüge und die Institutionen verändern sich lediglich in einer evolutionären Geschwindigkeit, während die der technologischen Entwicklung revolutionär ist.» Es braucht Akzeptanz Technologischer Fortschritt findet schnell Freunde und Akzeptanz. Sollte man meinen. Dass dem nicht so ist, begründet der Professor für Globalisierung und Entwicklung mit den unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen, die jede Gesellschaft gemacht hat. So ständen die Japaner nicht erst seit Fukushima der Atomkraft sehr kritisch gegenüber. Die Erfahrungen während des Zweiten Weltkrieges haben das Land stark geprägt und rufen daher eine ablehnende Haltung hervor. Als ein anderes Beispiel für kulturelle Akzeptanzunterschiede nennt Goldin die Gentechnologie. Während diese in den Vereinigten Staaten von grossen Teilen der Bevölkerung positiv gesehen wird, sind in Europa die Meinungen geteilt. Dies, obschon in der Medizin als
auch in der Landwirtschaft die Gentechnik eine Schlüsseltechnologie bei der Bekämpfung von Krankheiten beziehungsweise Hunger und Armut sein könnte. Obwohl er die Herausforderungen des Fortschritts in keiner Weise verharmlost, spricht Professor Goldin allgemein überzeugt von den positiven Potenzialen. Zum Beispiel auch, wenn es um die Zusammenarbeit von Maschine und Mensch geht. «An der Oxford Martin School sind 500’000 Amateurastrologen zusammengeschlossen, die dank der Unterstützung von maschineller Intelligenz zahlreiche neue Galaxien entdeckt haben. Die damit verbundene Technologie kann aber noch mehr. Sie könnte auch eingesetzt werden, um anhand von geografisch verorteten Zahlen wie der Anzahl verkaufter Taschentücher oder von Aspirin potenzielle Pandemien zu identifizieren», erläutert er. Trotz vielen positiven Möglichkeiten können Misstrauen und Angst vor Veränderungen zu Reaktanz gegenüber Fortschritt führen. Was, wenn statt Heilung neue Krankheiten entstehen, wenn Cyberkriminalität Individuen wirtschaftlichen Schaden zufügt oder Fortschritt dazu führt, dass Tausende ihre Arbeitsplätze verlieren? Bezüglich Akzeptanz fasst Ian Goldin zusammen: «Es sind viel Aufklärung und aufbauende Diskussionen notwendig. Die Menschen müssen verstehen, was sich alles hinter einer Technologie verbirgt. Denn nur weil es technologischen Fortschritt gibt, müssen Gesellschaften diesen noch lange nicht willkommen heissen. Jede Gesellschaft hat das Recht zu wählen.» Warum entsteht Fortschritt überhaupt? Neu, bahnbrechend, revolutionär. Kaum ein Tag vergeht, an dem man nicht von Innovationen liest, die unser Leben verändern werden. Viele stellen sich als Eintagsfliege heraus, und es entsteht der Eindruck, dass Fortschritt nur zustande kommt, wenn sich eine Entwicklung kommerzialisieren lässt. Eine These, der Professor Godin widerspricht: «Innovation und Fortschritt sind nicht an ökonomische Vorteile gekoppelt. Nehmen wir als Beispiel das Internet. Dieses ist nicht aufgrund einer Geschäftsidee entwickelt worden. Die Nutzung für kommerzielle Zwecke ist erst in einem zweiten Schritt erfolgt.» Entsprechend unterscheidet Goldin zwischen ursprünglicher Erfindung und Kommerzialisierung. Für ihn sind die Wissbegierde und der Wunsch der Wissenschaft nach Erkenntnissen und Beweisen ausschlaggebend für Fortschritt. Ebenso wie das Bedürfnis zu verbessern und zu helfen. Aber der Direktor der Oxford Martin School spricht auch von einem Paradox: «Fortschritt entsteht dank Menschen und primär zum Wohle des Menschen. Gleichzeitig ist der Mensch einer der Gründe, warum Fortschritt nicht schneller voranschreitet oder gar gebremst wird.»
Professor Ian Goldin ist Professor für Globalisierung und Entwicklung sowie Direktor der Oxford Martin School an der Universität von Oxford. Er war bei der Weltbank Direktor für Entwicklungspolitik, bevor er Vice President derselben wurde. Von 1996 bis 2001 war er Chief Executive und Managing Director der Entwicklungsbank von Südafrika und Berater von President Nelson Mandela.
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Der Staat ist in der Verantwortung Im Zusammenhang mit dem technologischen Fortschritt spielt der Staat eine zentrale Rolle. Über die Ausgestaltung der gesetzlichen und institutionellen Rahmenbedingungen sichert er einerseits die technologische Leistungsfähigkeit und fördert andererseits Innovationsprozesse der Wissenschaft sowie der Wirtschaft. Idealerweise ohne den Freiraum für Aktivitäten durch übermässi-
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1 Menschliche Zellen in einem Laboratorium für Stammzellenforschung.
3 Forschung an den menschlichen Genen in den USA.
2 Nanotechnologie – Als Leitbild für diese Technologie dient dem
4 Chip eines Quantencomputers, dessen Fähigkeiten jedoch von
Menschen die Natur. So zum Beispiel bei Schutzoberflächen, wo man
renommierten Wissenschaftern noch bezweifelt werden.
auch vom Lotuseffekt spricht.
ge Bürokratie einzuschränken. Gleichzeitig muss der Staat Vertrauen schaffen, dass technologischer Fortschritt zum Besten des Menschen eingesetzt wird. Professor Goldin zieht den Sport als Vergleichsobjekt heran: «Der Staat definiert das Spielfeld und gibt die Regeln vor. Ihm kommt auch die Rolle des unparteiischen Schiedsrichters zu, das heisst, er überwacht das Fairplay. Denn die Spieler stellen den privaten Sektor und die Bürger. Für alle Mannschaften müssen die Regeln gleich ausgelegt werden.» Und Goldin erklärt weiter, dass der Staat auch dafür verantwortlich sei, dass der Rasen jederzeit grün sei. Würde zum Beispiel in Krisenzeiten auf die kontinuierliche Pflege verzichtet, könne es zu Defiziten kommen.
menschliche Gesellschaft. Künstliche Intelligenz degradiert den Menschen zum Hilfsarbeiter. Zur Frage, ob das Individuum in der Zukunft noch in der Lage sein werde, eigene Entscheidungen zu treffen, hat Professor Goldin eine klare Meinung: «Ich glaube nicht, dass der Mensch ersetzbar ist.» Zwar können Maschinen beziehungsweise Technologien gewisse menschliche Tätigkeiten übernehmen oder den Menschen ergänzen. Technologie kann die Haustechnik steuern, dem Arzt mitteilen, ob man seine Tablette genommen hat, oder Körperteile ersetzen. Sie ermöglicht uns auch, mit Ton und Bild über Tausende von Kilometern miteinander zu kommunizieren. Gewisse menschliche Eigenschaften werden sich Maschinen aber wohl nie aneignen können. Dazu gehören für Goldin Gefühle, Freundschaft, Zärtlichkeit oder Fürsorge. Menschliche Interaktion also, die vor allem in einer immer älter werdenden Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt. Aber der Professor betont: «Ich werde immer einem Menschen mehr vertrauen als einer Maschine.»
«Fortschritt ist immer an
Ungewissheit gekoppelt.»
Der Mensch ist nicht ersetzbar Der technologische Fortschritt lässt Zukunftsvisionen entstehen, die einen an Filme wie «Metropolis», «1984» oder «The Matrix» erinnern. Maschinen beherrschen den Alltag oder gar die
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Nobelpreisträger
standen oder stehen mit der ETH Zürich in Verbindung. Auf dem Bild unterhält sich Nobelpreisträger Leopold Ruzicka anlässlich eines Festaktes an der ETH Zürich zu seinem 80. Geburtstag mit der Nobelpreisträgerin Dorothy Crowfoot Hodgkin.
Durchmesser
misst die 660 Tonnen schwere, vergoldete Stahlkugel, welche zwischen dem 88. und 92. Stockwerk im Taipei 101 Tower in Taipeh hängt. Sie wirkt mit ölhydraulischen Dämpfungselementen den Schwankungen des Gebäudes entgegen, welches pro Jahr rund 4000 Erdbeben und neuen Taifunen ausgesetzt ist.
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der digitalen Daten
weltweit wurden in den letzten zwei Jahren produziert.
151 Mrd. beträgt der geschätzte Wert der «App Wirtschaft» im Jahr 2017. (Quelle kpmg Report)
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Stunden Belichtungszeit
benötigte der französische Advokat Joseph Nièpce, um 1826 das erste Bild auf einer Zinnplatte festzuhalten. Er begann 1815, sich mit der Lithografie zu beschäftigen. Neun Jahre später gelang ihm mit dem Bild der Aussicht aus seinem Arbeitszimmer die älteste erhaltene Fotografie.
54,9 Brd. Rechenoperationen pro Sekunde verdoppelt der weltweit schnellste Supercomputer Tianhe-2 die Rechenleistung seines Vorgängers. Er steht in der National University for Defense Technology in Changsha, China.
1989 wurde das World Wide Web
von Tim Berners-Lee am CERN in Genf erfunden. Ursprünglich wurde es zum weltweiten Datenaustausch unter Wissenschaftern an Universitäten und Instituten entwickelt.
Mehr als
40
Jahre dauerte
es, bis die Theorie des Lasers von Albert Einstein vom amerikanischen Physiker Theodore Maiman erfolgreich umgesetzt wurde.
Auf
1350
181’000 neue Industrieroboter
Grad Celsius
erhitzt sich im ersten Moment das entstehende Gas bei einer Airbag-Explosion.
wurden im Jahr 2012 weltweit verkauft. Besonders weit fortgeschritten ist der Einsatz von Robotertechnik in der Autoindustrie.
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Wearable Technology
Wenn die Kleidung mitdenkt. Text: Kurt Haupt
Menschen lieben Informationen, auch solche über sich selbst. Und dank der Miniaturisierung der Technologie ist die Dokumentation des eigenen Lebens leichter denn je. Mit Wearable-Computern – tragbaren Kleinstrechnern – kann sich der Mensch jederzeit selbst vermessen und unterschiedlichste Daten sammeln. Die eingesetzte Technik kontrolliert und motiviert den Nutzer dabei nicht nur bei sportlichen Aktivitäten. Heute trägt man nicht nur Haute Couture und luxuriöse Accessoires, sondern vermehrt auch Computer an oder auf sich. Nicht unbedingt, um besser auszusehen. Sondern um mehr über sich selbst zu erfahren. Als Armbänder, Klipp, Broschen, Spezialschuhe oder gar als intelligente Kleidungsstücke messen und protokollieren Kleinstrechner millionenfach, was der Mensch macht und wie es ihm dabei geht. Zurzeit besonders verbreitet sind solche digitalen Lebensbegleiter als Activity Tracker in Form von Kunststoffarmbändern. Tag und Nacht getragen, informieren sie zum Beispiel bereits am frühen Morgen, wie oft man sich im Schlaf im Bett gewälzt hat. Und ob dies einem gesunden Schlaf entspricht. Ein solches Armband kann aber nicht nur messen, sondern auch intelligent handeln: Steht man vor dem Lift, erinnert das Armband mit Vibration daran, dass man sein tägliches Bewegungsziel noch nicht erreicht hat. Bei der Joggingrunde in der Mittagspause protokolliert das Armband die neue Bestzeit und teilt den Erfolg gleich via Internet und Social Media mit. Wearable-Computer kommunizieren also nicht nur mit dem Nutzer, sondern auch mit der Aussenwelt. Technologische Teamarbeit Bei den verbreiteten Sport-Trackern befindet sich die Technik entweder im Armband oder in einem kleinen, leichten Gehäuse, das an Kleider angeknipst wird. Die Winzlinge kombinieren mehrere Sensoren, deren Daten von einem Minicomputer in Sekundenabständen ausgewertet und gespeichert werden. Spezialmodelle protokollieren nicht nur Bewegungen, sondern zusätzlich Puls, Temperatur, Feuchtigkeit oder die UV-Belastung durch Sonnenschein. Und längst sind die einst rein funktionalen
Die Fahrradjacke Sporty Supaheroe wurde zusammen mit dem FraunhoferInstitut entwickelt. Die Muster der integrierten LEDs werden durch die Bewegungen des Radfahrers gesteuert, so ist er immer optimal sichtbar.
Geräte modisch geworden. Statt Plastik werden wertvollere Materialien bis hin zu Gold verwendet. Während erste Activity Tracker ihre Träger nur über Blinksignale oder Vibrationen informieren konnten, verfügen die neuen Modelle über zahlreiche zusätzliche Funktionalitäten und zeigen auf einer kleinen Anzeige Basismesswerte und Auswertungen an. Für Komfortfunktionen benötigen die Tracker allerdings Hilfe. Die Daten werden in Echtzeit drahtlos auf ein Smartphone übertragen und von diesem visualisiert. Ferner ergänzt das Telefon durch sein Satelliten-Navigationssystem die Tracker-Daten mit geografischen Informationen. Die Laufstrecke kann so auf einer Landkarte oder mit einem Höhenprofil visualisiert werden. Durch Zusammenarbeit zwischen Tracker und Handy lassen sich ausserdem eintreffende Anrufe, E-Mails oder gar Börsenkurse am Arm signalisieren. Wer noch mehr Funktionen wünscht, kann über die Internetdienste der Gerätehersteller oder unabhängige Sportlerportale die gesammelten Informationen speichern, visualisieren und teilen. Dass man seine Resultate mit Freunden im Internetportal vergleichen kann, sorgt für Wettbewerb und Motivation. Wer will, kann sogar in Echtzeit gegen andere ein Wettrennen veranstalten. Mehr als nur ein Sportgerät Die in den tragbaren Kleinstrechner eingesetzte Technik entwickelt sich rasant. Insbesondere die Sensoren werden kleiner, stromsparender, präziser und vereinen immer mehr Funktionen auf der Fläche eines Reissnagels. Über ein Dutzend Sensoren erfassen in einem Wearable-Computer fortwährend Daten: Lagesensoren (Gyroskope) stellen als digitale Wasserwaage fest, ob man steht oder liegt. Beschleunigungssensoren messen, in welche Richtung und mit welchem Tempo man sich bewegt. MagVontobel blue Thema 13
netsensoren erweitern diese Daten mit Kompassinformationen. Alle diese Messfunktionen haben heute auf einem Chip mit wenigen Millimetern Kantenlänge Platz. So hat eine Schweizer Firma bereits einen Feuchte- und Temperatursensor entwickelt, der nur noch 1,3 x 0,7 x 0,5 Millimeter misst. Wearable-Computer können aber noch viel mehr als Mensch und Umwelt messen. Digitale Druckmesser dienen als Barometer. Helligkeits- und UVSensoren messen Licht und Sonneneinstrahlung. Multi-Spektrum-Lichtsensoren erkennen Farbanteile und unterscheiden so Kunstbeleuchtung von Tageslicht. Kleinste CO2 -Fühler messen die Raumluft und fordern nötigenfalls zum Lüften auf. Drucksensoren in einem speziellen Bauchgurt erkennen, wenn man ungesund vor dem Bildschirm sitzt, und fordern zu korrekter Körperhaltung auf. Hall-Sensoren merken, wenn sich der Kopf einem Hindernis nähert. Obwohl Sensoren, Prozessoren und Displays immer weniger Strom brauchen, bleibt die Energieversorgung die Achillesferse der Wearable-Computer. Doch die Technik macht auch hier schnelle Fortschritte. Das beginnt bei drahtlosen Ladegeräten, die über Induktionsströme den Akku berührungslos laden. Einen Schritt weiter geht das Energy-Harvesting. Die Geräte ernten elektrische Energie selbstständig: Sei dies via Solarstrom, durch Bewegung angetriebene Minidynamos oder schlichte Temperaturveränderungen. Ein US-Forscherteam hat bereits Energieerzeuger entwickelt, welche aus Herz- oder Lungenbewegung Strom erzeugen, um beispielsweise einen Herzschrittmacher zu speisen. Die Zukunft heisst Wearable Technology Kein Wunder, dass bei diesen technologischen Möglichkeiten die Anwendungen für Wearable-Computer immer breiter werden: Experten haben deshalb den Begriff erweitert und sprechen lieber von Wearable Technology. Dass wir in Zukunft voraussichtlich immer mehr Technik auf beziehungsweise an uns tragen werden, zeigen die nachfolgenden Beispiele. So hat das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS ein T-Shirt entwickelt, das Messtechnik für Elektrokardiogramme (EKG) und Atmungserfassung enthält. Es könnte bei Notfall-Einsatzkräften wie der Feuerwehr zum Einsatz kommen. Um ihnen bei ihren gefährlichen Einsätzen mehr Sicherheit zu bieten, werden über das T-Shirt Vitalfunktionen kontinuierlich überwacht. Ergänzt mit Personen-Lokalisierungsfunktionen ist der jeweilige Standort der Feuerwehrleute ebenfalls jederzeit ersichtlich.
fassten Daten aus und macht Vorschläge für regelmässige Bewegungs- oder Reha-Übungen. Die Adaption auf junge Zielgruppen, für den täglichen Sport und die professionelle Wettkampfvorbereitung sind weitere Einsatzszenarien. Allein die Überwachungsmöglichkeit der Atmung zeigt auf, wie vielseitig die Anwendungsbereiche der Wearable Technology sind. Weitere wichtige medizinische Einsatzbereiche sind beispielsweise die Versorgung von Neugeborenen und Frühgeborenen, die Schlafdiagnostik und die Fernbetreuung von Patienten zu Hause. Den Menschen unterstützen Teils lässt sich bestehende Technik auch einfach neu verwenden. Wenn Betagte einen Activity Tracker tragen, kann dieser bei einem Sturz oder Bettlägrigkeit Hilfe alarmieren. In Entwicklung sind auch multifunktionale Armbänder, die Bewegung, Hauttemperatur, Puls und Blutsauerstoffgehalt kontrollieren und via Smartphone an Ärzte übermitteln können. Dass die tragbare Technologie heute bereits einiges mehr kann, zeigt ein Projekt von Google. Das Unternehmen experimentiert an einer Kontaktlinse für Diabetiker, welche via Tränenflüssigkeit den Blutzuckerwert auswertet und übermittelt. Wearable Technology kann Fähigkeiten von Menschen nicht nur verbessern, sondern sogar wiederherstellen. Brillen, die Blinde sehen lassen, werden in Labors genauso getestet wie künstliche Ohren, deren Träger besser hören als Gesunde. Forscher an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne haben eine Handprothese entwickelt, die nicht nur Bewegungsmöglichkeiten, sondern auch Tastsinn zurückgibt. Ihr Träger kann fühlen, wie stark er einen Gegenstand umfasst. Aber auch Gesunde profitieren mittels Erweiterung ihrer Wahrnehmung. Bei der sogenannten Augmented Reality werden Zusatzinformationen nahtlos in das Sehen, Hören und Fühlen integriert. Computerisierte Brillen, wie die vielzitierte Google Glass, blenden dazu mit einem Miniprojektor zusätzliche Informationen in das Sichtfeld des Trägers ein. Das können Weganweisungen, Informationen zu einem betrachteten Gebäude oder sogar der Name einer Person sein, welche von der Brillenkamera identifiziert wurde. Letzteres eine Funktion, die zum Beispiel Alzheimer-Patienten zugute kommen könnte.
«Wearable Technology
hilft, menschliche Fähigkeiten zu verbessern.»
Ausgestattet mit zusätzlichen Sensoren, können solche Shirts für Bewegungsprogramme für Senioren oder Patienten, die sich in Rehabilitation befinden, eingesetzt werden. Für die Anwendung zu Hause konzipiert, wertet ein Smartphone die vom T-Shirt er14 Vontobel blue Thema
Lange Geschichte, kurzweilige Zukunft Blickt man zurück, zeigt sich, dass die Verbindung von Sport und Computern eine lange Geschichte hat. Bereits 1982 verkaufte die finnische Firma Polar die ersten drahtlosen Pulsmesser. Ein Brustgurt mass dabei die Herzfrequenz und übermittelte sie drahtlos an eine spezielle Armbanduhr. Profi- wie Hobbysportler können seither mit einem Blick auf ihr Armgelenk sicherstellen,
dass sich ihr Herzschlag im optimalen Trainingsbereich befindet. Und seit über zehn Jahren kann man Sportkleidung kaufen, in welche intelligente Funktionen eingebaut sind. Zum Beispiel Joggingschuhe, die dank eingelegtem Bewegungssensor Schrittzahl und -tempo an ein Smartphone übermitteln. Da verwundert es nicht, dass die kommerzielle Nutzung der beschriebenen technologischen Möglichkeiten zurzeit hauptsächlich im Sportbereich stattfindet und die Produkte dank Tauglichkeit für den Massenmarkt preislich attraktiv geworden sind. So kosten die erwähnten Fitnessarmbänder im Vergleich zu den damaligen Angeboten nur noch einen Bruchteil, bieten aber viel mehr Informationen und Komfort.
zahlreiche Dienstleistungsangebote. Dies nicht nur im Sportbereich, in der medizinischen Prävention oder der Versorgung von Patienten und Senioren. Auch die Unterhaltungsindustrie, der Einzelhandel oder Telekommunikationsunternehmen werden von den tragbaren Kleinstrechnern profitieren. In den kommenden Jahren werden mobile Geräte noch kleiner, schneller, intuitiver, tragbarer und voll mit unterschiedlichsten Sensoren sein. In Kombination mit den entsprechenden Applikationen und der kommunikativen Anbindung werden im Internet der Dinge immer neue Anwendungsmöglichkeiten entstehen.
1 Hightech-comprehension-Top, welches Bewegungen misst und sie sofort
Die Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten ausserhalb des Sports zeigen, dass das Potenzial von Wearable Technology noch lange nicht ausgeschöpft ist. Eingebettet in Armbänder, Schmuck, Brillen, Kleidung oder gar den menschlichen Körper leistet sie wertvolle Dienste für die persönliche Gesundheit, die individuelle Sicherheit und die zwischenmenschliche Interaktion. Die Marktforscher von ABI Research prognostizieren, dass 2015 bereits über 160 Millionen Wearable Devices verkauft werden. Wearable Technology eröffnet aber auch neue Möglichkeiten für
via App an den Träger weitergibt. So kann jeder seine Bewegungsabläufe, zum Beispiel beim Golf, selber messen und optimieren. 2 Auf die Haut «gedruckter» Stromkreis, welcher durch eine dünne Schicht von spraybarem Verband geschützt wird. Dieser hält zirka zwei Wochen und misst jede Muskelbewegung, ohne dass der Träger etwas davon spürt. 3 Dieser intelligente Turnschuh passt die Dämpfung laufend an die Ober fläche sowie das Gewicht und die Geschwindigkeit des Läufers an.
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Die Zukunft prägen. Text: Patrick Preuss
Die technologische Entwicklung schreitet immer schneller voran, sodass Produkte und Dienstleistungen laufend verbessert werden. Wirklich bahnbrechende Technologien entstehen dann, wenn Forscher neue Wege gehen – die Lösungen können manchmal sehr futuristisch anmuten. Leibgericht aus dem Drucker «Fatto in casa», sprich hausgemacht, könnte zukünftig eine ganz neue Dimension bekommen. Gewissermassen eine dritte Dimension, wenn es nach dem Nahrungsmittelhersteller Barilla geht. Das italienische Unternehmen forscht an einem 3-DLebensmitteldrucker für Restaurants.
Computer statt Hölzchen Eine tennisballgrosse Kugel, ein roboterartiger Arm, ein Laptop – das sind die Grundelemente einer mehrfach preisgekrönten Businessidee. Zuletzt gewann das Start-up ReHaptix den renommierten Jungunternehmer-Wettbewerb Venture 2014. Menschen mit neurologischen Verletzungen leiden oft unter einer Beeinträchtigung der Handfunktionen. Ihre motorischen
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Die Entstehung der 3-D-Drucktechnik hat die Fantasien beflügelt. Zahlreiche Ideen entstanden, was sich alles produzieren lassen könnte: Prototypen, Maschinenteile, Möbel, Prothesen, Kleidung und vieles mehr. Denn mit dem innovativen Schichtdruckverfahren können Materialien wie Plastik, Keramik oder Metall in fast jede Form gebracht werden.
arbeiten noch an der Geschwindigkeit», sagt Projektleiter Kjeld van Bommel zum Stand des Projektes. Eine Massenproduktion ist aber nicht angestrebt, Barilla möchte lediglich Drucker und Patronen an Restaurants verkaufen.
Auch für die Lebensmittelindustrie ist die 3-D-Drucktechnik von Interesse. Für den italienischen Nahrungsmittelkonzern Barilla erforscht ein niederländisches Forschungsunternehmen die Möglichkeit, Pasta und Pizza mit einem 3-D-Lebensmitteldrucker zu produzieren.
Fähigkeiten können sie durch Therapie jedoch wieder erlernen. Bisher ist es üblich, dass Patienten neun unterschiedliche Hölzchen einzeln aus einer Schale greifen und in die passenden Löcher in einem Brett stecken. Der Therapeut stoppt die Zeit und beurteilt von Auge die Leistung.
«Wir haben inzwischen einige sehr weit entwickelte Drucker in unseren Labors stehen. Im Prinzip ist jede Form möglich, wir
Die Neurowissenschaftlerin Marie-Christine Fluet und die Bankerin Sophie Winkler-Payot haben zusammen mit dem Rehabili-
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tation Engineering Lab an der ETH diesen Test digitalisiert. Dank verschiedenen Indikatoren werden Koordinationsfähigkeit, Muskelschwäche, allfälliges Zittern und der Bewegungsablauf computergesteuert beurteilt. Die Software macht sichtbar, was von Auge nicht zu sehen ist. «Der digitale Test erlaubt Therapeuten eine viel präzisere und objektivere Auswertung als die rein visuelle Beurteilung», erklärt Sophie Winkler-Payot. Die Vergleichbarkeit der Testergebnisse zeigt zudem Fortschritte auf und motiviert so den Patienten besser. Futuristische Maschinen als Helfer Das US-amerikanische Robotik-Unternehmen Boston Dynamics sorgt in der Technologiebranche immer wieder für Aufsehen. Es entwickelt und baut hoch spezialisierte Maschinen, die über bemerkenswerte Fähigkeiten verfügen. Cheetah, BigDog, oder SandFlea – dies sind nur drei der zukunftsweisenden Roboter, die Boston Dynamics in seiner über 20-jährigen Unternehmensgeschichte entwickelt hat. Zu den Auftraggebern des Unternehmens gehören sowohl Verteidigungsministerien als auch namhafte Elektronikkonzerne.
Beim Zusammendrücken zweimal widerstandsfähiger als Granit und bei einer Zugbelastung doppelt so fest wie Beton: So stark sind Knochen. Trotzdem kommt es aufgrund der demografischen Entwicklung und des von Sport geprägten Lebensstils zu einer Zunahme von Knochendefekten wie Brüchen oder Osteoporose. Aber auch in der Zahnmedizin ist der Knochenaufbau zentral, insbesondere wenn für ein Implantat nicht genügend Knochenvolumen vorhanden ist. Heute werden chirurgische Eingriffe bei Knochendefekten meist mit Gewebetransplantaten aus Eigen- oder Spendergewebe durchgeführt. Das ist aber aufgrund der nicht immer hohen Verfügbarkeit und einer möglichen Abstossung nicht ideal. Deshalb begannen Wissenschaftler nach synthetischen Alternativen zu suchen. «Die heute gängigen Materialien haben aber ihre Limitationen: Sie sind brüchig, schwierig zu formen und nur beschränkt bioaktiv», erklärt Alexander Philipp, Chief Technology Officer von Zurich Biomaterials. Er und seine Kollegen suchten weiter und fanden einen ungewöhnlichen Ersatz für Knochengewebe. Das Implantat aus einem biologisch abbaubaren Polymer sieht aus wie Baumwolle und heisst Bonewool. «Das synthetische Gewebe ist flexibel, elastisch und komprimierbar und kann gegebe-
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«Wir lieben es, innovative Maschinen zu kreieren, die fortschrittliche Kontrollsysteme sowie aussergewöhnliche Fähigkeiten in sich vereinen», lässt das Unternehmen verlauten. Der Roboter «BigDog» ist eine schwere, vierbeinige Maschine, die Lasten durch unwegsames Gelände transportiert. Klein und auf Rädern unterwegs ist «SandFlea», der rund neun Meter in die Luft springen kann. «Cheetah», der nach dem Vorbild
Wolle für die Knochen Um einen wirklich grossen Schritt nach vorne zu machen, muss man die Richtung komplett verändern – so lautet das Motto der Gründer von Zurich Biomaterials. Gebrochene Knochen wollen sie in Zukunft mit etwas reparieren, das aussieht wie ein Stück Baumwolle: Bonewool, zu Deutsch Knochenwolle.
einer Raubkatze funktioniert, hält mit knapp 29 Kilometern in der Stunde den Weltrekord für den schnellsten laufenden Roboter. Zurzeit arbeitet das Unternehmen an menschenähnlichen Modellen, die sich beispielsweise für Einsätze nach Naturkatastrophen oder Atomunfällen eignen. Ende 2013 übernahm der Internetkonzern Google das Unternehmen.
nenfalls leicht wieder entfernt werden», erklärt Philipp. Zudem ist die Knochenwolle bioaktiv und antibakteriell und setzt dank diesen hervorragenden technologischen Eigenschaften neue Massstäbe bezüglich Handling und Verträglichkeit.
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Fokus auf Technologieführer – nach sorgfältiger Auswahl. Text: Andreas Nigg, CFA Head Equity & Commodity Strategy
Im Technologiebereich kann ein erstklassiges Unternehmen, das einen Trend verpasst, untergehen – der Konkurs von Kodak hat das 2012 gezeigt. Anlagegelegenheiten scheint es reichlich zu geben, aber man sollte nicht vergessen, dass sich Technologieunternehmen ihre hohe Bewertung durch stetige Innovation verdienen müssen. Überzeugende Geschäftsideen von Technologiefirmen wurden an den Börsen in den vergangenen drei Quartalen reich belohnt. Einige Technologietitel haben sich für Anleger geradezu als Goldgrube herausgestellt. Angesichts der prominenten Erfolgsgeschichten geht manchmal vergessen, dass viele Unternehmen sang- und klanglos von der Bildfläche verschwunden sind, weil sie auf den Technologiewandel nicht schnell genug reagieren konnten. Zudem sind Investitionen im Technologiebereich konjunkturabhängig und gehen deshalb in einer Rezession oft zurück. Der Technologiesektor (auch: «Informationstechnologie [IT]») wird oft in Hardware und Software eingeteilt. Diese Kategorisierung ist insofern etwas irreführend, als die Bereiche professionelle IT-Dienstleistungen und Telekommunikationsausrüstung die zwei grössten Segmente sind. Der Hardwaresektor hat sich in den letzten Jahren aufgrund der schwachen Nachfrage nach Personalcomputern (PCs) holprig entwickelt. Die Bereiche Software und Telekommunikationsausrüstung erzielten dagegen dank dem Internet und der Mobilkommunikation höhere Wachstumsraten.
merem Wachstum eingetreten. Die Aktienbewertung der meisten Technologieriesen wie Microsoft oder IBM ist niedrig, das heisst, die Titel haben sich verbilligt. Momentan stehen reifere IT-Unternehmen also nicht in der Gunst der Anleger. Dem Wirtschaftsforschungsinstitut BCA Research zufolge zeichnet sich jedoch ein Investitionsanstieg ab. Der Bestand an kurzlebiger IT-Ausrüstung und Software ist relativ alt, und in den USA und Europa erholen sich allmählich die Staatsfinanzen. Angesichts eines abnehmenden Sparzwangs und der aufgestauten ITNachfrage verbessern sich die Aussichten für den «langweiligeren» Teil des Technologiesektors. Hat das Wachstum keine Grenzen? Für Schlagzeilen sorgen derweil jene Technologiebereiche, die ununterbrochen prosperieren. Es scheint kein Tag zu vergehen, an dem nicht ein Internet-Tausendsassa eine Firma gründet. Grosse IT-Unternehmen zahlen erhebliche Aufschläge, um erfolgreiche Start-ups wie WhatsApp zu übernehmen. Nach Angaben des US-Handelsministeriums wächst der E-Commerce in den USA nach wie vor um rund 15 Prozent pro Jahr, trug aber 2013 nur 6 Prozent zu den gesamten US-Einzelhandelsumsätzen bei. Der schnell wachsende Bereich Internetwerbung vereint erst seit Kurzem mehr als 25 Prozent der gesamten US-Werbeausgaben auf sich. Dies erklärt den Erfolg von Amazon, Google oder Facebook an der Wall Street. Trotz der hohen Marktkapitalisierung dieser drei Unternehmen ist gut vorstellbar, dass die Anleger davon ausgehen, dass sich dieses rasante Wachstum auf absehbare Zeit fortsetzen wird und dass sie daher bereit sind, für dieses Potenzial hohe Bewertungsaufschläge gegenüber dem gesamten Aktienmarkt zu zahlen.
«Starkes Wachstum im
Bereich Mobilkommunikation und Vernetzung.»
«Langweiler» vor Investitionsschub In den USA machen die Technologieausgaben fast ein Drittel der gesamten Investitionsausgaben aus, doch seit dem Platzen der «Technologieblase» im Jahr 2000 stagniert dieser Anteil. Darüber hinaus geht der Anteil der Investitionen am Bruttoinlandsprodukt in den meisten grossen Industrienationen seit Langem zurück. Der IT-Sektor ist gereift, also in eine Phase mit langsa18 Vontobel blue Makro
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Saubere Technologien zur Bewältigung der Urbanisierung Die sich ständig ändernde Liste neuer Technologien enthält zahlreiche weitere Bereiche wie dreidimensionales Drucken, «Cloud»-Computing oder Internetsicherheit. Besonders interessant sind die sogenannten sauberen Technologien – Unternehmen, die sich mit Lösungen für aktuelle Umweltprobleme beispielsweise in Zusammenhang mit dem anhaltenden Bevölkerungswachstum und der rasanten Urbanisierung beschäftigen. Die teilweise auf eine stärkere Regulierung und höhere Standards zurückzuführenden Bemühungen um Energieeinsparung, Emissionsreduzierung und Verbesserung der Wasser-, Nahrungsmittel- und Produktqualität haben einschlägigen technologischen Innovationen einen Schub verliehen. Anbieter «sauberer» Technologien für Bereiche wie den Bau, die Industrie, das Transportwesen und die Wasserqualität werden von diesem weltweiten Trend profitieren. Halbleiter zum Beispiel sind die Schlüsseltechnologie zur Herstellung energieeffizienter Geräte, die wenig und im Stand-by-Betrieb minimalen Strom verbrauchen (z.B. Kühlschränke oder Fernsehgeräte).
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Ein zweiter Wachstumsmarkt ist der Bereich Mobilkommunikation und Vernetzung. Smartphones haben sich rund um den Globus durchgesetzt und bestimmen unseren Alltag: Sie ermöglichen uns Internetrecherchen, Interaktionen in den sozialen Medien, Käufe und Zahlungen sowie die Bedienung der häuslichen Alarmanlage. Nach Angaben von UBS hat die Zahl der verkauften Geräte 2013 gegenüber dem Vorjahr um sage und schreibe die Hälfte zugenommen. Allerdings prophezeien die Analysten auch, dass die Smartphone-Umsätze nächstes Jahr aufgrund der Marktsättigung und des Preisdrucks nur um 5 Prozent steigen werden. Die Wall Street hat daher Apple und Samsung bereits in dieselbe Gruppe wie Microsoft und IBM eingereiht.
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1 Der CEO Dick Costolo von Twitter wartet auf die Eröffnung des ersten Handelstages der Aktie an der New York Stock Exchange. 2 Gäste von Twitter warten ebenfalls auf den Gong zum Start des Handels. 3 Ein Mitarbeiter von Amazon stellt den Warenkorb für einen Kunden im Versandcenter Phoenix in Arizona zusammen.
Wüste in Kalifornien.
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4 Das Logo von Google, dargestellt mit Sonnenkollektoren in der Mojave-
Massai in Kenia – der technologische Wandel ist global.
Kompetenz
Neue Technologien als Herausforderung – auch beim Investieren. Text: Daniel Brüesch, Head of Investment Office, Vontobel Private Banking
Erfolgsgeschichten von innovativen «Garagenfirmen» und technologischen Marktführern beflügeln die Fantasien und die der Investoren. Doch auch hier kommen grosse Chancen nicht ohne die entsprechenden Risiken – und die Trends sind schnelllebig. Systematik und Erfahrung sind für den langfristigen Erfolg entscheidend. Das Smartphone ist wohl eines der besten Beispiele für die rasante technologische Entwicklung. Es ist aber gleichzeitig ein Symbol für die Verschiebung der Kräfte. Durch das Smartphone wurden Samsung und Apple zu Marktführern, und die ehemals mächtigen Marken Nokia und Blackberry kämpfen inzwischen ums Überleben. Auch für die Hersteller von Navigationsgeräten erwuchs hier eine unerwartete Konkurrenz. Gerade da, wo Technologien Trends einläuten oder Trends folgen, ist es elementar, dass man als Investor wachsam ist und frühzeitig die richtigen Schlüsse zieht. Neue Technologie – relevant, interessant oder redundant? Neue Technologien können einerseits neue Branchen begründen und bestehende beflügeln, aber auch begraben. Neue Technologien haben heute einen stärkeren und schneller wirkenden Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen. Die Studie «Global Megatrends» des Beratungsunternehmens KPMG zeigt dies mit den Veränderungen im S&P 500 Index© auf. Durchschnittlich verweilte eine Firma 1937 75 Jahre in diesem amerikanischen Aktienleitindex. Dieser Wert sank bis 2011 auf 15 Jahre, und man erwartet, dass es 2025 nur noch fünf Jahre sein werden. Jedoch selbst die Innovativsten unter ihnen folgen, wenn auch in einem schnelleren Tempo, den ganz klassischen Produktlebenszyklen. Ein gutes Beispiel, welches verschiedene Zyklen beleuchtet und auch überraschende Wendungen gemacht hat, ist die Digitalfotografie. Nach einer kurzen Phase im Hochpreissegment wurde sie schnell zur Massenware. Vor allem die kleinen, handlichen Kameras besiegelten das Ende des Fotofilms und damit auch das Ende von Kodak, einst unbestrittener Marktführer. Jedermann rechnete mit einer langen Ära der Digitalkamera als Produkt. Doch dann begannen die Mobiltelefonanbieter Kameras einzubauen. Durch die Verschmelzung mit dem Telefon brach der Markt für die kleinen Kameras zusammen. Die Technologie wurde vom eigenständigen Produkt zum Zulieferer. 20 Vontobel blue Kompetenz
Heute werden die Innovationen in der digitalen Fotografie bei den Spiegelreflexkameras, einem Nischenprodukt, gemacht. Diese wurden am Anfang der digitalen Welle beinahe zusammen mit dem klassisch belichteten Fotofilm beerdigt. Dieses Beispiel zeigt exemplarisch die Schwierigkeiten beim Investieren in insbesondere neue Technologien. Selbst wenn man frühzeitig das Potenzial der digitalen Fotografie erkannt hatte, so stellte sich doch die Frage, wie und wo man investieren sollte. In einem frühen Stadium wäre eine direkte Investition in die Technologie lukrativ gewesen. Mit dem Einbau der digitalen Kameras in die Mobiltelefone wurde sie zum Treiber des Erfolgs der Telefonproduzenten. Gerade hier zeigt sich, dass Innovationen manchmal bestehende Produkte zu einem neuen Boom verhelfen können und die Gewinne dort anfallen. Deshalb ist es elementar, dass man sich als Investor nicht nur auf neue Technologien fokussiert, sondern auch ihre Anwendungen analysiert und im Auge behält. Für den Einzelnen ist dies eine Herkulesaufgabe, weshalb bei Vontobel die Einschätzungen und Analysen der Teams der Investment-Beratung und des Researchs gleichermassen in die Gesamtbewertung der Chancen und Risiken in diesem dynamischen Umfeld einfliessen. Technologietrends mit Potenzial Trends sind die Vorlaufindikatoren der Mode, weshalb es wichtig ist, diese frühzeitig zu erkennen. Wenn jeder davon spricht, dann sind die grossen Chancen meist vergeben, deshalb ist die rechtzeitige Analyse von Entwicklungen ausschlaggebend. Einige spannende Trends möchten wir vorstellen. Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurden so viele Daten erstellt und gesammelt wie heute. Vor allem im Internet werden unglaubliche Datenmengen produziert und gespeichert. Diese sind ein wertvoller Rohstoff und bergen grosses Potenzial,
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wenn man sie richtig zu analysieren und nutzen weiss. Jedoch mangelt es bisher an branchenspezifischen Analyseinstrumenten und innovativen strukturierten Datenbanksystemen. Technologische Lösungen helfen uns, den «Big-Data-Strom» gewinnbringend zu nutzen. Nachdem Paypal und andere Anbieter neuen und sicheren Zahlungsmethoden im Internet zum Durchbruch verholfen haben, hält nun der Zahlungsverkehr über Mobiltelefonie Einzug. Dank Near Field Communication (NFC) und einer speziellen SIM-Karte mit integrierter Kreditkartenfunktion können Kunden bereits bei verschiedenen Grossverteilern ganz einfach ihr Mobiltelefon an ein Zahlterminal mit Kontaktlos-Funktion halten und ihre Einkäufe bargeldlos erledigen. Abgewickelt wird die Bezahlung über den Kreditkartenherausgeber des Kunden. Mit derselben Technologie kann heute bereits mit Kredit- und Prepaid-Karten an über 3500 Verkaufsstellen in der Schweiz bezahlt werden. Entwicklungsländer sind da teilweise schon einen Schritt weiter. Bevor die Mobiltelefonie in Kenia eingeführt wurde, existierten nur 200’000 Telefonanschlüsse. Heute besitzen über 60 Prozent der Bevölkerung ein Mobiltelefon, was über dreizehn Millionen Nutzern entspricht. Der grösste lokale Mobilfunkanbieter Safaricom führte 2007 das Geldtransfersystem M-Pesa ein, womit man über SMS sichere Zahlungen an andere Handynutzer machen konnte. Durch die Kombination mit Prepaid-Karten konnte dieser Service auch auf einfachste Mobiltelefone ausgebaut werden. Obwohl sich die meisten Transfers im Bereich von wenigen Rappen bewegen, setzt das System heute täglich über 50 Millionen Franken um. Durch diese Vereinfachung des Zahlungsverkehrs ist eine neue Mittelschicht von Kleinunternehmen entstanden. Neue Technologien haben hier zu einer lokalen wirtschaftlichen Revolution beigetragen. Diesen Stellenwert hat das mobile Bezahlen bei uns noch nicht, aber vielleicht wird sich dies auch noch ändern. Haben Sie schon etwas von Gamification gehört? Wenn Sie nun an Videospiele denken, ist das gar nicht so falsch. Unter Gamification versteht man den Einsatz der Mechanik und der Ästhetik dieser Spiele in produktive Prozesse. Durch die Allgegenwart von mobilen elektronischen Geräten und des Internets ergeben sich neue Möglichkeiten, um beispielsweise monotone oder alltägliche Arbeiten neu und spannender zu gestalten. Mitarbeiter können sich online in einem virtuellen Wettkampf messen, als Team oder einzeln die Leistungen vergleichen. Nicht nur die direkte Konkurrenz kann hier motivieren, sondern auch eine spannende virtuelle Darstellung der geleisteten Arbeit. So können, wie bei einem Videospiel, virtuelle oder echte Preise gewonnen werden. Die Quantität als auch die
Innovative Technologie bei Vontobel
Vontobel deritrade® avanciert zum elektronischen Marktplatz. Die «Multi-Issuer-Plattform» deritrade® stellt eine ganze Servicekultur auf den Kopf. Mittlerweile ist sie gar zum führenden elektronischen Marktplatz für strukturierte Produkte geworden. Berater können individuell angepasste Anlagelösungen gleich mehrerer Emittenten über einen einzigen Online-Zugang automatisiert und in Echtzeit – sogar im Beisein des Kunden – konzipieren. Mit Vontobel, UBS, Deutscher Bank, Morgan Stanley und Société Générale gehören bereits fünf Emittenten zum Kreis der namhaften Emittenten, weitere werden folgen. Für Kunden bedeutet Vontobel deritrade® echte Transparenz sowie potenziell höhere Produktqualität – ohne Erhöhung der Kosten.
Qualität können in die Bewertungen einfliessen. Auch soziale Herausforderungen können in einer Parallelwelt simuliert werden. Hier haben die Mitarbeiter aller Stufen die Möglichkeit, verschiedenste Situationen zu trainieren, um diese danach im realen Leben besser meistern zu können. Gamification als Verbindung von Technologie und Motivationspsychologie ist für den Investor eine grosse Herausforderung. Wer wird mehr profitieren? Die Entwickler oder die Benutzer? Wie erwähnt, ist dies eine der wichtigsten und schwierigsten Fragen, die es zu beantworten gilt. Investieren in Technologie Erfolgsgeschichten wie der Verkauf von WhatsApp an Facebook für 16 Milliarden Franken wecken die Fantasien der Investoren. Es gilt jedoch, kühlen Kopf zu bewahren, denn 2009 wurden auch viele andere Firmen gegründet, welche es nie über die Startphase hinaus geschafft haben. Neue Technologien und Innovationen sind interessante Investitionsfelder. Bei Vontobel ist Technologie schon seit Jahren ein zentrales Thema. Unsere Analysten verfügen über ein breites Wissen und eine langjährige Erfahrung und sind heute gefragte Partner, wenn es um Fragen zu Investitionen in diesem Bereich geht. Daraus entstanden nicht nur gute Kontakte zu Start-ups und etablierten Firmen, sondern in Zusammenarbeit mit unseren Portfoliomanagern auch verschiedene Investmentprodukte in Form von Fonds und Zertifikaten. Heute steht den Investoren ein breiter Zugang zu verschiedenen spannenden
«Heute steht den Investoren ein breiter Zugang zu
verschiedenen spannenden
Technologien zur Verfügung.»
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3-D-Druck schafft fantastische neue Möglichkeiten – zum Beispiel für Architekten.
Technologien zur Verfügung. Dies sind Voraussetzungen für eine auf die unterschiedlichsten Anlegerprofile massgeschneiderte Beratung. Es gibt unterschiedliche Arten, in Technologie zu investieren. Direkte Investitionen in Start-ups sind risikoreich, besitzen jedoch bei einem Durchbruch ein nahezu unbegrenztes Potenzial. Der Zugang ist schwierig, und die Analyse des Unternehmens resp. der Technologie braucht zusätzliches Know-how. Daneben gibt es u.a. Direktinvestitionen in börsenkotierte Firmen. Auch diese verfügen oft über ein überdurchschnittliches Potenzial. Auf der Gegenseite sind Investitionen in Unternehmen, die auf Technologien setzen, die sich später nicht durchsetzen, jedoch auch mit hohen Risiken verbunden. Eine breitere Diversifikation innerhalb des Technologiesektors ist über kollektive Anlageprodukte oder strukturierte Lösungen zu erlangen. Das entsprechende Know-how und die Beratung sind bei der Investition in Technologie zentral. Mit der frühzeitigen Erkennung von Trends ist es uns in der Vergangenheit immer wieder gelun-
gen, interessante Trends dem Anleger zugänglich zu machen. Die wachsende Rolle intelligenter Stromnetze für die effiziente Nutzung der elektrischen Energie ist ein gutes Beispiel dafür. Durch Fortschritte in der Steuerung und der Materialien wird eine höhere Versorgungssicherheit für den Verbraucher erreicht und die vorhandene Energie nachhaltiger und ökonomischer. Aber auch Themen wie der 3-D-Druck und neue Energien werden von unseren Spezialisten analysiert. Solche Transaktionen, wie der Kauf von WhatsApp durch Facebook, können auch aus einem anderen Blickwinkel gesehen werden. Durch diesen Kauf nutzt Facebook sein Know-how in der Industrie, um sich durch die Integration einer neuen Anwendung für die Zukunft aufzustellen. Ähnlich agieren auch Google und Apple und stärken damit ihre Innovationskraft sowie ihre Marktposition. Durch die profunden Kenntnisse des spannenden Umfelds und der rasanten Entwicklungsmöglichkeiten können strategische Vorteile entstehen.
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Kompetenz
Unter der Motorhaube läuft die Innovationsmaschine. Text: Pascal Dudle, Portfoliomanager Vontobel Fund – Clean Technology / Christian Rössing, Stv. Portfoliomanager Vontobel Fund – Clean Technology
Globale Autobauer ziehen das Publikum regelmässig mit formschönen Karossen oder spektakulären Zukunftsvisionen in den Bann. Weniger Schlagzeilen machen hingegen laufende Innovationen wie die Entwicklung immer kleinerer Antriebseinheiten oder die zunehmende Elektrifizierung des Automobils – die aber umso relevanter für die Automobilbranche sind. Auch
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für Anleger lohnt sich ein Blick unter die Motorhaube.
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Der Besucherandrang am Genfer Automobilsalon und der Erfolg der grossen Automarken zeigen es: Der fahrbare Untersatz ist des Mannes – und vielleicht zunehmend auch der Frau – liebstes Spielzeug. Bei neuen Modellen stehen multimediale Vernetzung und Fahrvergnügen weiterhin im Vordergrund, doch Umweltschutzaspekte werden immer wichtiger. Mit anderen Worten: Der moderne Konsument will einerseits weniger Treibstoff verbrauchen, andererseits nicht auf Leistung und Komfort verzichten. Das Thema Umweltschutz ist nicht zuletzt wegen neuer Behördenvorgaben von Bedeutung. Die Europäische Union (EU) beispielsweise büsst neuerdings jene Hersteller, deren Flotte beim Kohlendioxidausstoss bestimmte Grenzwerte – die wohlgemerkt regelmässig verschärft werden – überschreitet1. China und viele andere Entwicklungsländer, deren Megastädte im Smog versinken, folgen den EU-Normen mit einer gewissen Zeitverzögerung. Auch die Vereinigten Staaten haben ihre eigenen Standards eingeführt. Kleinere Motoren, leichtere Materialien Um striktere Abgasnormen zu erfüllen, sind die Hersteller auf spezialisierte Zulieferer angewiesen, die die nötigen Technologien beherrschen. Intensiv geforscht wird in den Bereichen traditionelle Antriebstechnologien und Hybridmotoren, die zum Beispiel Benzin- und Elektroantrieb kombinieren. Der Trend zu «Downsizing», also in diesem Fall zu einer Schrumpfung des Motors bei Wahrung der ursprünglichen Leistung, ist nicht weiter erstaunlich: Bis zu zwei Drittel der zugeführten Energie – eine Tankfüllung entspricht 100% der Energiezufuhr – gehen nämlich im Motor als Reibung, Hitze und Lärm verloren. Heutzutage kommt eine moderne Antriebseinheit statt mit sechs Zylindern bei gleicher Leistung mit vier Zylindern aus.
in den 1980ern entwickelte Technologie – werden zunehmend massentauglich, wie Initiativen beispielsweise von Volkswagen, BMW und Toyota zeigen. Stehen Elektroautos vor dem Durchbruch? Auch erste Serien-Elektrofahrzeuge haben Furore gemacht. Das Marktpotenzial für solche Gefährte ist in Europa beträchtlich, denn 80% der Autofahrten sind hier kürzer als 25 Kilometer. Der Aufwand für den Aufbau der benötigten Ladeinfrastruktur wird überschätzt, da das Stromnetz schon vorhanden ist und immer mehr Einkaufszentren und Stromversorger es verstehen, Kunden mit freien Ladestationen anzuziehen. Allerdings bleibt beim Aufbau eines flächendeckenden Netzes von «Zapfsäulen» im eigenen Heim, in den Städten und an den Hauptverkehrsachsen noch einiges zu tun. Ob sich Elektrofahrzeuge durchsetzen, hängt neben dem Zuspruch der Konsumenten in einem beträchtlichen Mass von den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab. Fördermassnahmen für Elektroautos reichen von direkten Subventionen beim Kauf in den USA über kostenlose Zufahrtsrechte für Elektroautos in London bis hin zu besonderen Fahrtrechten auf Busund Taxifahrbahnen. Fokus auf spezialisierte Technologiefirmen Vom Technologiehunger der Automobilindustrie können unter anderem Zulieferer, zum Beispiel von Turboladern und Antriebstechniken oder neuartigen Batterieauflade-Technologien, profitieren. Im Rahmen unseres auf «saubere Technologien» ausgerichteten Fonds sind wir natürlich auch an anderen attraktiven Branchen interessiert. Das starke Wachstum der Weltbevölkerung und die zunehmende Urbanisierung steigern die Nachfrage nach angemessener Infrastruktur und neuen Technologien. In diesem Zusammenhang setzen sich immer striktere Wasserqualitäts-, Energieeffizienz- und Emissionsstandards durch – ein Umstand, der tendenziell Anbietern zugutekommt, die in Bereichen wie Wasserersparnis und -aufbereitung, Solar- und Windenergie, effiziente Verkehrsmittel oder energiesparende Gebäudetechnologie tätig sind. Konkret heisst dies, dass wir global in eine Vielzahl von spezialisierten Industrie- und Dienstleistungsfirmen mit einem Fokus auf «saubere» Technologien investieren.
«Der Trend zur Schrumpfung des Motors bei Wahrung
der ursprünglichen Leistung.»
Weitere Innovationen im Zusammenhang mit der Verringerung des Schadstoffausstosses sind beispielsweise die verstärkte Elektrifizierung der Fahrzeuge. Damit ist zum einen die Hybridisierung gemeint, also die Umwandlung von Brems- in elektrische Energie, die wiederum zum Beschleunigen verwendet wird. Zum anderen geht es um den Ersatz verschiedener hydraulischer Ölpumpen durch kleine effizientere Elektromotoren, zum Beispiel für die Servolenkung. In diesem Zusammenhang spielt die Weiterentwicklung von Batterien eine immer wichtigere Rolle. Auch die Gewichtsreduktion des Fahrzeugs dank stärkerer Verwendung von Kohlenstofffasern verbessert die Energieeffizienz. Ultraleichte Karosserien – eine ursprünglich vom McLaren-Rennstall
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«Euro 6»-Norm, gilt seit Januar 2014 für Automobile
und ab September 2014 für Lastwagen.
In Tilburg, Holland, hat Tesla die erste Produktionsstätte in Europa eröffnet. Vontobel blue Kompetenz 25
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Neuigkeiten von Vontobel.
Vontobel setzt weltweit auf Strom aus erneuerbaren Quellen Als erste Bank setzt Vontobel seit 2013 global auf Strom aus erneuerbaren Quellen mittels «GoldPower». Über diese und weitere Fortschritte im Nachhaltigkeitsengagement unserer Bank informiert der neue Nachhaltigkeitsbericht.
bale Umweltprobleme investieren und die mit ihrer Tätigkeit das Verständnis für mögliche Investitionen im Umwelt-, ethischen und sozialen Bereich fördern. Fünf auf einen Streich Das strukturierte Produkte-Team in Deutschland konnte bei den deutschen ZertifikateAwards in der Kategorie Aktienanleihen den 1. Platz erringen. Die Expertenjury der führende Auszeichnung für die besten Anbieter und Produkte im deutschen Markt für Retail-Derivate honorierte damit die Leistung von Vontobel in diesem kompetitiven Umfeld.
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Gleich vier Awards erhielt Vontobel bei den Europe Structured Products Distributor Awards 2014 der renommierten englischen Fachwebseite StructuredRetailProducts.com:
Seit 2013 bezieht Vontobel erstmals auch an allen Auslandstandorten Strom aus erneuerbaren Quellen. Möglich wurde dies dank «GoldPower»-Zertifikaten, einem innovativen Produkt von South Pole Carbon, einem Anbieter für Klimaschutzprojekte und -dienstleistungen. Mit den Zertifikaten wurde der Kauf von erneuerbarem Strom auch an Standorten möglich, wo die lokalen Versorger keine entsprechenden Stromprodukte anbieten. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Zertifikate werden Projekte für die Erzeugung von erneuerbarem Strom wie Windparks oder Solaranlagen finanziert. Dies führt zu einem gezielten Ausbau entsprechender Kapazitäten und damit zu klimafreundlicher Stromerzeugung. Vontobel Fund – New Power gewinnt britische Auszeichnung «Best Clean Energy Fund» Der Vontobel Fund – New Power ist an den ESG Investment Awards im vergangenen Jahr zum «Best Clean Energy Fund» gekürt worden. Zudem erhielt Vontobel Asset Management von der Jury in der Kategorie Best Environmental Fund Management Group die Auszeichnung «Highly Commended». Organisiert werden die Awards von der britischen Publikation «Investment Week». Ziel ist, Fondsmanager, Institute und Unternehmen auszuzeichnen, die in innovative Lösungen für glo26 Vontobel blue Blaue Seite
· Best in Sales, Europe · Best Distributor, Europe · Best in Sales, Switzerland · Best Distributor, Switzerland Vontobel freut sich über die Anerkennungen für die Leistungen der Abteilung für strukturierte Produkte im nationalen und internationalen Wettbewerb. Die Vontobel-Publikationen-App für I-Pad. Mit unserer neuen App haben Sie auf Ihrem iPad immer und überall Zugang zu den aktuellen Publikationen von Vontobel. Erfahren Sie mehr zu Vontobel und lesen Sie spannende Beiträge von ausgewählten Autoren in unserem aktuellen Jahresporträt, in unserem Private-Banking-Magazin «blue» oder informieren Sie sich über die Welt der strukturierten Produkte in unserem Kundenmagazin «derinews». Jetzt downloaden unter: www.vontobel.com/app
Unsere Standorte Schweiz Zürich Bank Vontobel AG, Gotthardstrasse 43 CH-8022 Zürich, Telefon +41 (0)58 283 71 11 Vontobel Swiss Wealth Advisors AG, Tödistrasse 17 CH-8022 Zürich, Telefon +41 (0)44 287 81 11 Basel Bank Vontobel AG, St. Alban-Anlage 58 CH-4052 Basel, Telefon +41 (0)58 283 21 11 Bern Bank Vontobel AG, Spitalgasse 40 CH-3011 Bern, Telefon +41 (0)58 283 22 11 Genf Banque Vontobel SA, Rue du Rhône 31 CH-1204 Genf, Telefon +41 (0)58 283 25 00 Vontobel Swiss Wealth Advisors SA, Rue du Rhône 31 CH-1204 Genf, Telefon +41 (0)22 809 81 51 Luzern Bank Vontobel AG, Schweizerhofquai 3a, CH-6002 Luzern, Telefon +41 (0)58 283 27 11
Deutschland Frankfurt am Main Bank Vontobel Europe AG, Niederlassung Frankfurt am Main WestendDuo, Bockenheimer Landstrasse 24 D-60323 Frankfurt am Main, Telefon +49 (0)69 69 59 96 0 Hamburg Bank Vontobel Europe AG, Niederlassung Hamburg Sudanhaus, Grosse Bäckerstrasse 13 D-20095 Hamburg, Telefon +49 (0)40 638 587 0 München Bank Vontobel Europe AG, Alter Hof 5
Impressum Herausgeber Bank Vontobel AG Marketing Private Banking (W. Käser) Gotthardstrasse 43, CH-8022 Zürich Telefon +41 (0)58 283 71 11 Kontakt blue@vontobel.com Gestaltung Identica AG, Zug Druck
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ohne die schriftliche Bewilligung der Bank Vontobel AG weder ganz noch
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richtet sich nach dem mit dem Leistungsempfänger abgeschlossenen Vertrag.
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Inhalt, Umfang und Preise der Dienstleistungen und Produkte können je nach
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dert werden. Einige Dienstleistungen und Produkte werden nicht weltweit und
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nicht durch alle Gesellschaften der Vontobel-Gruppe angeboten und können
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zudem in bestimmten Ländern rechtlichen Einschränkungen unterworfen sein.
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