2009-01_Schwarzmann

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Schwerpunkt Zukunft

Die Zukunft des Wohlstands

Ohne Risiken gibt es keinen Fortschritt, denn sie fördern Weitblick und Verantwortungs-

Eine Expedition zu neuen Perspektiven

bewusstsein.

© shotshop/Florian Lein – realpics

von Oliver W. Schwarzmann

Was werden wir aus der aktuellen Krise lernen? Dass wir keine Risiken mehr eingehen wollen, nicht mehr spekulieren werden? Dass wir mehr Kontrollen benötigen? Dass wir das kleinste Anzeichen von Gier in uns rigoros ersticken? Welche Zukunft würde uns mit diesen Vorsätzen wohl erwarten? Der Autor meint: Eine misstrauische, mutlose, eintönige und langweilige Welt käme uns da entgegen.

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isiken sind wichtig. Spekulationen sind wichtig. Die Gier ist wichtig. Wie kommt man zu Aussagen, die sich so gar nicht in den Tenor des aktuellen Meinungschors einstimmen lassen? Die Antwort: Risiken fördern Intelligenz, Weitblick und Verantwortungsbewusstsein. Spekulationen treiben die innovative Wirtschaftsentwicklung und die kreativen Fähigkeiten des Menschen voran. Und die Gier ist eine Kraft, die durchaus zu positiver Motivation führen kann. Zumindest gilt das aus Sicht der Chancen.

Kreative Intelligenz lässt sich nicht durch Kontrolle erzwingen Was aber ist mit Kontrollen? Eine neue Ordnung muss her, heißt es. Nun, eines ist sicher: Intelligenz, Weitblick, Verantwortungsbewusstsein, Innovation, Kreativität und Motivation lassen sich mit Kontrollen nicht erzwingen.Und es steht außer Frage, dass die Mobilität der Finanzströme die Basis für ökonomischen Austausch bildet. Deshalb Risiken, Spekulation und die Gier sich selbst zu überlassen, wäre fatal – wie wir neuerdings ja wissen. Was aber könnten wir an die Stelle von Kontrollen setzen? Vernunft? Moral? Ethik? Selbstregulierung? Eine Diskussion über diese Attribute hat sich nun am gegebenen Anlass entzündet und sie wird sich ausweiten; an ihrem Ende werden wir erkennen, dass Wohlstand unmittelbar mit unserer Wertehaltung zusammenhängt. Eine Eigenschaft, die sich nicht per staatlichem Dekret in die Köpfe der Menschen implantieren lässt – sie müssen von selbst darauf kommen.

Abschied von Einseitigkeit und Schwarz-Weiß-Ansichten Blenden wir über zu neuen Perspektiven für Kontrollen – sie beginnen mit dem Abschied von Einseitigkeit. Eindimensionales Denken, monotones Handeln, extreme Haltung: Geht es um Risiken, droht gleich der Weltuntergang. Geht es um Spekulationen, spekulieren alle oder keiner. Geht es um Gier – nun ja. Und Kontrollen? Bitte mit entsprechender Vehemenz. Sobald die Krise überwunden scheint, werden wir wieder ihre Abschaffung fordern.

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Zyklen sind im Grunde nichts anderes als die konjunkturelle Manifestation unseres Schwarz-Weiß-Bewusstseins. Entweder es geht uns gut oder schlecht. Entweder − oder. Das Leben bewegt sich eben zwischen Schicksal und Überzeugung. Dies gilt in einer komplexen Welt nicht mehr. Hier heißt es: Das Leben bewegt sich zwischen Möglichkeit und Vorstellungskraft. Wer über den Tellerrand hinausblickt, weiß, an welchem Tisch er sitzt. Bedeutet heute: Trotz Krise sind genügend Möglichkeiten des Wachstums vorhanden. Im Gegenteil: Krisen bilden den Raum, neue Wege und Betätigungsfelder zu entdekken. Es sind vielleicht andere als die gewohnten. Doch was erwarten wir von Veränderungen? Dass sie unsere Gewohnheiten bestätigen?

Krisen bilden den Raum, neue Wege zu entdecken. Also: Was sollen wir tun? Warten, bis die Krise vorübergeht? Hoffen, dass andere, mutige Märkte und Unternehmen für neuen Aufschwung sorgen? Die Emerging Markets? China? Die Chinesen könnten mittels ihres Devisenreichtums durchaus eine wesentliche Rolle in der Krisenbewältigung spielen; was ihnen, wenn sie ihr Kapital clever einsetzen, eine Menge Einfluss auf der ökonomischen wie politischen Weltbühne einbringen wird.

Perspektiven für den Export Doch, wie sieht es bei uns aus? Wir haben es natürlich mit konjunkturellen Rückkopplungen aus den hauptsächlichen Wirtschaftsbereichen zu tun: Export und Konsum. Für die Zukunft des Auslandsgeschäftes gilt folgende Perspektivenagenda: weitere Stärkung des europäischen Binnenmarktes mit Blick auf neue Wachstumsressourcen in Osteuropa, Ausbau der Vertriebsengagements in Asien. Nicht zuletzt bieten die BRIC-Staaten Potenziale – Brasilien und Indien benötigen enorme Investitionen in Infrastruktur und Bildung; Russland bietet einerseits die Option für intensive Rohstoffkooperationen, andererseits gibt es dort wachsende Absatzpotenziale nicht nur für deutsche Technologieprodukte, sondern auch für Konsumgüter. China bleibt auch

weiterhin globaler Wachstumsmotor mit leicht rückläufiger Drehzahl. Für die Stabilität des Exporterfolgs sind auch in Zukunft die permanente Weiterentwicklung innovativer Waren und Dienstleistungen sowie ein ausgeprägtes Finanzrisikomanagement Usus. Hinzu kommt der Klimawandel; gegenüber den steigenden Kosten der ökologischen Veränderungen eröffnet sich ein Feld für zukunftssichernde Technologieprodukte. Es geht nicht nur um klassische Umweltverträglichkeit, Energieeffizienz, Alternativressourcen und Emissionsreduzierung, sondern die grundlegende Neugestaltung unserer Lebensweise steht im Mittelpunkt neuer Ambitionen. Ein Beispiel ist der ansteigende Meeresspiegel – das Leben mit höheren Wasserpegeln erfordert anpassungsfähige Deich- und Schleusensysteme bis hin zu schwimmenden Stadtgebieten.

Alles Gute für die gemeinsame Zukunft!

Autohersteller werden Dienstleister für Mobilitätssysteme Blicken wir vor die Haustüre: Hier krankt vor allem die Automobilbranche, zugegeben schon seit längerem, die Krise hat letztlich eine begonnene Entwicklung verstärkt. Es ist an der Zeit, das Produkt ‚Automobil’ völlig neu zu denken – einerseits verlangen die veränderten Energieund Umweltbedingungen kleine, energiesparende und emissionsarme Fahrzeuge. Andererseits liegt die Zukunft der Automobilbranche im Entwurf neuartiger Mobilitätskonzepte. Ja, die Autohersteller werden sich wandeln müssen zu Dienstleistern für Mobilitätssysteme. Auch die Zuliefererindustrie steht vor der Herausforderung, sich auf diese industrielle Transformation einlassen zu müssen. Neben einer zunehmenden Biologisierung der Technik heißt es: Spezialisierung ja, aber mit wachsender Integrationsbreite. Je flexibler und universaler ihre Erzeugnisse in unterschiedliche Fertigungsprozesse einsetzbar sind, desto geringer ist die Enge des eigenen Geschäftsfelds. Zulieferer werden sich zudem als sichtbare Co-Marke in die Präsenz des Endprodukts einbringen, um vom Endverbraucher als eigenständiges Qualitätsmerkmal wahrgenommen zu werden. Denn: Unsichtbare Zulieferer sind austauschbare Zulieferer.

Wir gratulieren sehr herzlich und wünschen dem neu gegründeten Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband e.V. einen guten Start und viel Erfolg. DG HYP – Ihr starker Partner für gewerbliche Immobilienfinanzierungen.

DG HYP Rosenstraße 2 | 20095 Hamburg | www.dghyp.de www.vr-bankenportal.de


Schwerpunkt Zukunft

Wettbewerb wie noch nie: Mit persönlicher Nähe punkten

Alte Wachstumsmodelle haben ausgedient

Wie sieht die Zukunft der Bankenwelt aus? Nicht nur Banken, sondern alle Finanzdienstleistungsunternehmen werden heute und in Zukunft in einem Ausmaß um die Gunst ihrer Kunden kämpfen müssen, wie es diese Branche bisher noch nicht gekannt hat. Es gilt, Glaubwürdigkeit und Vertrauen in einem schwierigen Umfeld völlig neu herzustellen. In Märkten, die sich zwischen Wirtschaftsrezession, staatlicher Aufsicht und einem wahren Sicherheits-Hype äußerst nervös und unberechenbar zeigen, werden nur Finanzdienstleistungsunternehmen gewinnen, die supertransparente wie hochinnovative Produkt-, Unternehmens- und Vermarktungsphilosophien formulieren und umsetzen.

Zu romantisch? Vielleicht. Eines ist jedoch sicher: Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass die alten Wachstumsmuster von Vergrößerung und Vermehrung ausgedient haben. Vergrößerung auf der einen Seite führt zur Verkleinerung auf der anderen, Vermehrung des einen führt zur Verringerung des anderen. Und in der Wechselwirkung und Rückkopplung dieser Effekte ergeben sich Probleme für uns alle. Hören wir also auf die Rufer, die Nachhaltigkeit fordern. Doch verwechseln wir Nachhaltigkeit bitte nicht mit Langfristigkeit. Nachhaltigkeit hat nichts mit der Dehnung des Kurzfristigen zu tun, sondern mit Verbesserung. Mit Kultivierung. Mit neuen Qualitäten.

Mit persönlicher Nähe und Offenheit punkten

Neues Perspektivenregister

Eine Entwicklung, die viele Chancen für den Finanzdienstleistungssektor birgt: Neben den bisherigen, klassischen Rendite- und Sicherheitsversprechen können Finanzunternehmen ihre Kundenbeziehungen auf eine neue, von Verkaufsdruck und überzogenen Gewinnforderungen befreite Stufe stellen – die persönliche Nähe zum Markt sowie Offenheit und Klarheit werden in einer globalen und anonymen Finanzwelt zum wesentlichen Element einer neuen Qualität in der Kundenbeziehung.

In Anlehnung an diesen Gedanken lassen sich positive Effekte erkennen, die aus der Krise hervortreten könnten – neue Vermarktungsfähigkeiten, wirklich innovative Produkte, mehr Servicebereitschaft, weniger Arroganz und ein größeres Zukunftsvertrauen wären die Stichworte des neuen Perspektivenregisters. Inklusive eines marktseitigen und unternehmerischen Werte- und Kulturwandels wäre das doch ein wahrer Gewinn, gehoben aus der Tiefe einer Krise. Kommen aber Schuldzuweisungen, Misstrauen, überzogene Regulierungen und verfehlte Subventionen ans Tageslicht, bahnt sich die nächste Krise an. Stellen wir doch einmal unsere Vorstellungskraft über die ökonomischen Mechanismen – das Resultat würde uns sicher erstaunen. Insbesondere, wenn sich der Mensch dabei an die Vision einer besseren Welt wagen würde. Zu romantisch? Vielleicht. Eines ist jedoch sicher: Menschen, Märkte und Kapital haben eines gemeinsam − sie folgen Visionen. Zeit also, neue zu entwickeln.

Risiken mit persönlicher Haftung verbinden Bevor wir zum Schluss dieser Expedition kommen, bleibt noch eine Frage zu beantworten: Wie gehen wir nun mit Risiken, Spekulationen und Gier um, damit wir die für eine produktive Zukunft notwendigen Attribute wie Intelligenz, Weitblick, Verantwortungsbewusstsein, Innovation, Kreativität und Motivation entwickeln können? Versuchen wir es damit: Verbinden wir Risiken mit persönlicher Haftung und fördern gleichzeitig die Kraft der Mutigen. Unterlegen wir Spekulationen mit Eigenkapital und binden Finanzierungen an qualitative Ziele. Und lassen Sie uns die Gier an eine positive Leistungsmotivation koppeln, indem wir eine neue Werteorientierung ausgeben.

Literatur

Oliver W. Schwarzmann „Vertrieb der Zukunft“ 204 Seiten, ISBN 978-3-933452-71-9

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Vertrieb der Zukunft – Eine Perspektiven-Expedition In seinem neuen Buch beschreibt Oliver W. Schwarzmann in über 160 Statements Perspektiven für den Vertrieb. Er gibt spannende, unterhaltsame und nachdenkliche Ein- und Ausblicke zu allen entscheidenden Themen der wirtschaftlichen Zukunft wie Märkte, Produkte, Qualität, Werbung und Marketing, Marken, Kommunikation, Verkauf, Preise, Strategien und Motivation. Die Summe ergibt eine Fülle von kreativen Impulsen, Ideen und Anregungen.

Autor Oliver W. Schwarzmann Vordenker & Vorstand der Bley und Schwarzmann AG


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