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www.tagblatt.ch – Mystik aus der Flasche

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Leben, Archiv: 19. Juli 2007

Mystik aus der Flasche

Richtig aufmunitioniert? Das Angebot an Sport- und Energiedrinks wird immer grösser. Bild: ky/Martin Rütschi Limonaden aus Indio-Heilpflanzen, Litschi-Bier und Sportgetränke, die zur Zellbildung beitragen – der Phantasie der Getränkehersteller scheint keine Grenze gesetzt. Die Modegetränke finden immer mehr Käufer. Darunter leidet der Absatz traditioneller Getränke. Die Schweizer trinken immer weniger Bier. Während 1990 noch 71 Liter pro Kopf getrunken wurden, waren es 1996 nur noch 60,6 und letztes Jahr 56,5 Liter. Im Vergleich zum Vorjahr war das allerdings wieder eine leichte Zunahme – bedingt durch die Fussball-WM, wie die Erklärung lautete. Ein kleines Segment im Biermarkt jedoch wächst gegen den Trend steil an: Bier-Mixgetränke finden reissenden Absatz. Das 2003 lancierte mit Zitronenlimonade versetzte Eichhof Lemon weise auch heute noch gute Zuwachsraten auf, sagt Martin Läuppi, Marketing-Leiter bei der Luzerner Eichhof. So lancierte die Brauerei diesen Sommer eine zweite Variante mit Blutorange und Guarana, erhältlich als alkoholfreies oder mit 2,4 Volumenprozenten alkoholarmes Bier. Auch die Konkurrenz setzt auf «sanft-prickelnde Fruchtvarianten»: Cardinal Eve zum Beispiel gibt es mit Litschi- und Grapefruitgeschmack. Süsses Bier zieht Frauen an Eine Anpassung des herben Gerstengebräus an den femininen Geschmack? Natürlich ziele man mit den süssen Biervarianten auch auf die Frauen, sagt Läuppi. «Aber die Mixgetränke werden auch von Männern getrunken. Sie sind für alle, die den bitteren Biergeschmack nicht mögen, eine gute Alternative.» Mit den peppigen Varianten lassen sich laut Läuppi auch bisherige Nicht-Biertrinker als Konsumenten gewinnen. Tatsächlich hat der Verkauf von Bier-Mixgetränken im Schweizer Einzelhandel allein im vergangenen Jahr um rund 35 Prozent zugenommen, wie das Marktforschungsinstitut ACNielsen angibt. Einen grösseren Boom erleben mit 41 Prozent Zuwachs nur die aromatisierten Mineralwasser von Aproz plus bis Valser Viva. «Sie bieten eine gesündere Alternative zu den Süssgetränken», erklärt Migros-Sprecherin Monika Weibel. Mit Aproz Plus wolle man vor allem gesundheits- und kalorienbewusste Kunden ansprechen. Damit liegt die Migros genau im Trend, den Läuppi beim hauseigenen Absatz nichtalkoholischer Getränke beobachtet: «Weniger Kohlensäure, weniger Zucker.» Die Kunden griffen gerne zu Mineralwasser, je länger je lieber zu stillem als zu kohlensäurehaltigem. Bei klassischen Süssgetränken hingegen schrumpfe der Absatz. Gerbstoff soll schlank machen Umso beliebter sind die Sport- und Energiegetränke. Das ganze Segment verzeichnet laut ACNielsen ein Umsatzplus von 23,2 Prozent gegenüber dem Stand Ende Mai 2006. Neben den herkömmlichen Energiegetränken mit Koffein und Taurin wirbt eine ganze Riege neuer Getränke mit weiteren Zusatzeffekten: So soll der Eistee Lipton Linea dank dem zugesetzten Gerbstoff Katechin schlank machen. Dieselbe Wirkung verspricht «Bodystyle» vom Hersteller Trojka dank der Substanz L-Carnitin. Ein weiteres Novum sind Getränke mit Q10, einem Co-Enzym, das bisher nur in der Kosmetik, etwa in Antifaltencremes eingesetzt wurde. Es ist ein Baustein für die Zellbildung und soll die Regeneration unterstützen. Mit Lacto Tab von Emmi und Actilife von Migros sind diese Saison gleich zwei Schweizer Q10-Drinks lanciert worden. Auch das Wissen alter Kulturen steht bei den Getränkeinnovationen hoch im Kurs: Kombucha habe man bereits in der Tsin-Dynastie im dritten Jahrhundert vor Christus gekannt, wirbt die Firma Carpe Diem, die neben dem Getränk mit dem Kombucha-Pilz auch einen Kefir- und einen Gingko-Drink im Angebot führt. Das «mystische Getränk» wirke harmonisierend auf Stoffwechsel und Darmflora und unterstütze die Abwehrkräfte. Auch der Softdrink Club-Mate baut auf lange Tradition: Mate-Tee werde von den Eingeborenen Südamerikas «seit ältesten Zeiten» geschätzt, versichert die deutsche Brauerei Loscher, die das «Grüne Gold der Indios» europagerecht zubereitet. Copyright © St.Galler Tagblatt AG

24.02.2010 15:30


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