Statement 9.8.2005_neu

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August 2005

Die Evolution der Medien Statements von Vordenker Oliver W. Schwarzmann

„Medien sind Beziehungs-W elten.“ Schon immer lebte der Homo Sapiens als Informationsgesellschaft. Denn Informationen sind der zentrale Motor zivilisatorischer Entwicklung. Oder doch nicht? Viel mehr, so denke ich, sind es die Medien, denen die zentralste aller Bedeutungen zukommt. Denn es sind Medien, die sowohl über Verteilung als auch über Form und Bedeutung von Informationen entscheiden. Waren zu Beginn des zivilisatorischen Fortschritts die Geschichtenerzähler verantwortlich, so übernahm mit Gutenberg das Buch, dann die Massenmedien und heute die elektronischen Channels die Codierung von Information. Auf diese Weise komme ich zum Schluss, dass wir keine Informations-, sondern schon immer eine Mediengesellschaft gewesen sind, heute eben eine hypermobile. Zudem kommt: Untrennbar mit den Medien ist der Aspekt der Unterhaltung. Nur Information oder Kommunikation mit Unterhaltungswert erreicht den Kopf des Users. Doch das Profil von Medien hat sich mit ihrer Entwicklung verändert: Verbreiteten sie einst Informationen, so ermöglichten sie vor allem ab dem 20. Jahrhundert Kommunikation. Im 21. Jahrhundert organisieren sie Beziehungen. Ja, die heutige und zukünftige Aufgabe der Medien ist es, Beziehungen zu organisieren. Nur das mit dem Unterhaltungswert hat sich nicht geändert, im Gegenteil: Die Bedeutung von Entertainment steigt gleichsam mit der Flut der Impulse, die auf uns einströmt. Deshalb ist alles in den Medien erfolgreich, was Information bzw. Kommunikation mit Entertainment und Beziehungsprogrammen verbindet. Das gilt übrigens auch für das reale oder besser: außer-mediale Leben. Denn das, was wir mit und durch Medien lernen, übertragen wir auf unseren Alltag. Anders gesagt: Medienerlebnisse ersetzen persönliche Erfahrungen. Das heißt: Wir erwarten von unserem Alltag, dass er uns Kommunikation, Entertainment und Beziehungsoptionen anbietet, alles andere wird vor allem bei Handel und Konsum nicht mehr funktionieren. Nebenbei gesagt: Von der

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wachsenden Nachfrage nach organisierten Beziehungsprogrammen profitieren Direktvertriebe im besonderen Maße, wenn sie die Beziehungskultur in den Mittelpunkt ihrer Engagements stellen. Und da Medien Beziehungswelten sind, werden Direktvertriebsmedien ein Erfolgsmodell. Mit Multimedia und Universalnetz erschaffen wir uns immer neue Beziehungs-Welten. Viele fragen mich: Was kommt nach der Phase der Beziehungsorganisation? Was werden Medien dann tun? Tja, der nächste Schritt könnte sein, dass Medien Selbstverwirklichungsmaschinen werden. Im multimedialem Raum gestalten wir unsere individuelle Zukunft im Voraus, die wir dann real nachleben. So werden wir Propheten unserer eigenen Zukunft.

Die Flucht der Arbeit oder: Die Kunst der Selbstgestaltung „Automation ist das Prinzip einer technisierten Industrie.“ Richten wir heute unseren Blickwinkel auf eine weitere Entwicklung der Menschheitsgeschichte – aus Sicht der arbeitenden Menschen: Nach der Phase der Jäger und Sammler sowie der Agrargesellschaft flüchtete die Mehrheit der arbeitenden Menschen in die industrielle Produktion. Doch in einer technisierten Industrie ist Automation quasi das Prinzip des Systems. So wurde die Produktion per Maschinen automatisiert und die arbeitenden Menschen flüchteten in die Verwaltung. Doch auch die Administration wird per IT automatisiert. So flüchten die Menschen in die Dienstleistung. Aber auch dieses Segment wird durch technologische Assistenzsysteme automatisiert. Wohin flüchten die arbeitenden Menschen dann? In die Lebenskunst. Ja, lieber User, Sie haben richtig gelesen. Es wird in Zukunft um die Gestaltung gehen, um die ökonomische, soziale, ökologische und humane Gestaltung. Dort werden arbeitende Menschen gebraucht. Das Geld werden uns die Automatisierungssysteme beschaffen, sofern wir bis dahin wirklich über sie die Oberhand haben. Kommen wir auf den Punkt zurück: Wir werden gestalten. Und hierfür brauchen wir Visionen, Leitbilder, Orientierungen. Die gestalten wir selbst, denn wir sind ja – wie im Artikel „Evolution der Medien“ bereits gesagt – Propheten unserer eigenen Zukunft geworden. Das heißt auch: Jeder gestaltet seine persönliche Konjunktur, erschafft sich seine Arbeit selbst. Und die Politik? Tja, die wird sich weiter aufreiben, denn wir haben ja nicht wirklich ein politisches Problem,

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sondern strukturelle Veränderungen. Und die können wir nur mit Selbstgestaltung beantworten. Die Politik wird früher oder später statt gesellschaftliche Unterschiede zu kompensieren zukünftig die Basis für gesellschaftliche Gestaltung moderieren. Alles in allem: Die Herausforderungen und Einflussfaktoren sind heute und in Zukunft derart komplex, dass Gesellschafts-, Unternehmensund Lebensgestaltung zur organisatorischen Kunst avanciert. Übrigens: Wissen Sie warum der vor rund 100.000 Jahren in Europa eingewanderte Homo sapiens den viel besser angepassten und robusten Neandertaler verdrängt und überlebt hat? Homo sapiens war ein Künstler.

Religion boomt oder: Die Rückkehr der Orientierung „Menschen glauben immer.“ Menschen glauben immer. Der Glaube als Phänomen ist elementar, er ist der Faktor für Bedeutung, Verhalten und Beziehung. Neue Erkenntnisse der Hirnforschung beweisen: In jedem Menschen sind Fähigkeit und Wille zum Glauben angelegt, dafür gibt es eigens eine Region im menschlichen Gehirn. Ich möchte daher sagen: Nicht glauben, geht nicht. Selbst der Atheist glaubt, dass er nichts glaubt. Was wir glauben, bestimmt unser Denken. Weshalb es viele Arten von Glauben wie es ebenso unterschiedliche Denkweisen gibt. Und je mehr wir wissen, desto mehr müssen wir glauben. Denn wir haben es mit einer zunehmenden Vielzahl von Informationen zu tun, die wir nicht mit persönlichen Erfahrungen reflektieren können. Die Frage nach Glaubwürdigkeit ist daher einer der zentralen Aspekte der Informations- bzw. Mediengesellschaft. Die starke Orientierungsbewegung, die sich trotz Infoflut überall beobachten lässt, ist ein Indiz für die Notwendigkeit der individuellen wie gesellschaftlichen Glaubensfrage. Vor allem geht es um die Richtung des Glaubens. Deshalb sind Vision, Perspektive und Leitbilder wieder in. Deshalb sind Meinungen, Einschätzungen und Rankings gefragt. Denn sie geben unserer Glaubensfähigkeit eine Richtung. In der Diskussion um und in der Nachfrage nach einer Richtung unseres Glaubens bzw. Denkens, erlebt die Religion eine starke Renaissance, denn, sagen wir es so: mentale Fitness und Selbstgestaltung haben Hochkonjunktur. Der wachsende Bedarf nach Glaubens- bzw.

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Denkrichtungen und persönlichen Perspektiven schafft Nachfrage nach Anregungen für Lebenskunst, Inspiration zur Orientierung sowie nach mentaler Gestaltung und spiritueller Führung. Diese Aspekte werden alle Alltagsbereiche durchdringen, insbesondere das Business: Unternehmen entwickeln Leitbotschaften für Kunden und Mitarbeiter, Medien erschaffen Bedeutungs- und Beziehungswelten, Marketing und Werbung werden sich intensiv mit Lebenskunst beschäftigen, Absatz und Vertrieb inszenieren Meinungsaustausch, kulturelle Anregung und formulieren Perspektiven, Inspiration und innovative Lebensbilder. So wird es in der Wirtschaftswelt der Zukunft um die Weckung, Förderung und Moderation individueller Selbstgestaltungspotenziale gehen. Diese generative Zukunftsgesellschaft entwickelt eine hohe Glaubensfähigkeit mit vielen unterschiedlichen Richtungen. Man kann also sagen: Menschen glauben immer. Immer mehr.

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