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B r a n c h e n b u c h

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Eine Branche stellt sich vor:

Handbuch Trend- und Zukunftsforschung Mit einem Vorwort von Matthias Horx

Matthias Heitmann


Handbuch Trend- und Zukunftsforschung Inhalt Trend- und Zukunftsforschung – eine boomende Branche stellt sich vor Vorwort von Matthias Horx ………………………………………………………………………………………

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Weise aus dem „Morgen-Land“? Einleitung von Matthias Heitmann ……………………………………………………………………………

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Deutschsprachige Trend- und Zukunftsforschung BAT Freizeitforschung, Hamburg ……………………………………………………………………………. Bley und Schwarzmann AG, Future Business Group, Schondorf ..…………………………………… BrainStore, Biel, Schweiz …………………………………………………………………………………….. Forum Futurum, Wald, Schweiz ..………………………………………………………………………….... Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung, Karlsruhe ………………………… FutureManagementGroup AG, Eltville .……………………………………………………………………. GDI - Gottlieb Duttweiler Institut, Rüschlikon/Zürich……………………………………………………….. GZS - Gesellschaft für Zukunftsmodelle und Systemkritik, Münster…………………………………….. Dr. Rolf Homann Futures' Design, Wädenswil, Schweiz …………………………………………………. HypoVereinsbank Group – Trend Research, München……………………………………………………. Iceberg Consulting Gesellschaft für angewandte Trendforschung GmbH, Bremen ………………….. ITAS - Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse, Karlsruhe ………………………… JBZ - Internationale Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, Salzburg…………………………….. MIZ - Münchener Institut für Zukunftsforschung, München .……………………………………………… Prognos AG, Basel ………………………………………………………………………………………………. ScMI - Scenario Management International AG, Paderborn ………………………………………………. SFZ - Sekretariat für Zukunftsforschung, Dortmund .......…………………………………………………… Sinus Sociovision GmbH, Heidelberg …………………………………………………………………………. Trendbüro, Hamburg ……………………………………………………………………………………………… Z_punkt GmbH Büro für Zukunftsgestaltung, Essen …………………………………………………………

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Zukunftsforschung im nicht-deutschsprachigen Europa CFS - Centre for Future Studies, Canterbury, Kent…………………………………………………………… CIFS - Copenhagen Institute for Future Studies ……………………………………………………………… Demos, London …………………………………………………………………………………………………….. FCL - Future Concept Lab, Mailand …………………………………………………………………………….. Groupe Futuribles, Paris .…………………………………………………………………………………………. Institute of Ideas, London .......……………………………………………………………………………………

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Zukunftsforschung in den USA / Nordamerika Faith Popcorn’s BrainReserve, New York ……………………………………………………………………….. The Cato Institute, Washington …………………………………………………………………………………… Foresight Institute, Palo Alto ……………………………………………………………………………………… The Hawaii Research Center for Futures Studies, Honolulu ………………………………………………… MIT - Massachusetts Institute of Technology, Cambridge …………………………………………………… RAND Corporation, Santa Monica .………………………………………………………………………………. World Future Society, Maryland .....………………………………………………………………………………. World Futures Studies Federation, Houston/Tx. ..………………………………………………………………

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Zukunftsforschung außerhalb Europas und den USA National Institute for Research Advancement NIRA, Tokio …………………………………………………… 78

Anhang Zukunfts-Links und -Tipps .………………………………………………………………………………………… 80 Autor und Impressum ……………………………………………………………………………………………… 92

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Vorwort

Trend- und Zukunftsforschung – eine boomende Branche stellt sich vor Von Matthias Horx In den letzten Jahren hat sich, weit gehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, eine kleine, aber feine Branche ausgebildet. Die noch junge Disziplin der Trend- und Zukunftsforschung, in den 80er-Jahren noch völlig unbekannt, in den 90ern eher als Obskurantismus betrachtet, wächst aus ihren Kinderschuhen. Die Jahres-Umsätze, die Trendforschungs- und ZukunftsThink-Tanks im deutschsprachigen Raum erzielen, haben inzwischen zweistellige Millionenbeträge erreicht. Und die Tendenz geht weiter steil nach oben. Was treibt das Wachstum unserer Branche an, allen Unkenrufen aus den Medien zum Trotz, die alle Jahre wieder behaupten, Trend- und Zukunftsforschung habe keine Zukunft? An einigen Universitäten haben sich bereits kleine Fakultäten für Zukunftsforschung etabliert, etwa an der Budapester Universität. In den USA werden seit Jahren Kurse für ZukunftsStudien angeboten (University of Houston-Clear Lake, www.cl.uh.edu/futureweb, und University of Hawaii, www.futures.hawaii.edu. Immer mehr große Unternehmen leisten sich inzwischen teure Zukunfts-Think-Tanks, vom Riesen DaimlerChrysler angefangen über die HypoVereinsbank bis zur Deutschen Bank. Immer mehr Mittelständler bilden derzeit kleine Forecasting-Teams, oder sie ernennen interne (und externe) „Zukunfts-Agenten“, die das Unternehmen mit Zukunftsdiskursen und Trendwissen füttern sollen. Der Hintergrund dieser Entwicklung liegt in der veränderten Natur des Wandels, mit der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik konfrontiert sind. Im Übergang von einer auf industriellen Rohstoff- und Wertschöpfungsketten zu einer auf Wissen basierenden globalen Ökonomie häufen sich die Fragen, die Unternehmen an ihre Umwelt stellen müssen. Zukunft ist keine glatte und technische Region in weiter Ferne, sie wird gewissermaßen aus dem Utopischen in die Gegenwart gerückt. Sie rückt uns auf die Pelle. In dieser Situation müssen Unternehmen etwas für ihre „Adaptivity“ tun, das Tempo ihrer Anpassungen erhöhen. Sie müssen verstehen, dass der Wind dreht, BEVOR die Flaute da ist. Sie müssen vorausschauender und gleichzeitig flexibler strategische Planung betreiben. Globale Märkte lassen nur denjenigen eine Chance, die den richtigen Riecher haben. Aber diesen „Riecher“ kann man trainieren. Man kann die Komplexität der Außenwahrnehmung erhöhen, „Tools“ entwickeln, mit denen das Neue, das in die Welt kommt, innerhalb der Unternehmen besser wahrgenommen wird.

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In dieser Situation suchen die Unternehmen nach Menschen und Institutionen, die ihnen helfen können, ihre „Wandlungsmuskeln“ geschmeidig zu halten. Und das ist die Stunde der Trend- und Zukunftsforscher. Die Auswahl der hier versammelten Unternehmen – und ihre Bewertung – kann nicht vollständig objektiv sein. Aber wir haben uns Mühe gegeben, die „Richtigen“ auszusuchen. Die hier versammelten Institute und Agenturen haben Erfahrung im Markt – sie existieren bereits seit einiger Zeit. Sie haben bewiesen, dass sie Kunden zufriedenstellen können. Und sie beschäftigen sich mit mindestens einer dieser Teil-Disziplinen der neueren Trend- und Zukunftsforschung: •

Szenario-Technik: Das Entwickeln und strategische „Spiegeln“ möglicher Zukunftsverläufe.

Delphi-Verfahren: Das Befragen von Expertenzirkeln über wahrscheinliche Entwicklungen, besonders in der Technologie.

Trenddiagnose: Das Diagnostizieren, Definieren und Dokumentieren von Veränderungsbewegungen in Gesellschaft, Märkten und Marketing.

Kontext-Analyse: Das analytische „Kontexting“ von Produkten, Strategien oder Firmenkonzepten im Rahmen von Trendanalysen.

Trend-Innovating: Erzeugung von innovativen Konzepten mithilfe von Trendwissen.

Diese Grund-Techniken der Trend- und Zukunftsforschung sind so etwas wie das Handwerkszeug. Einige haben bereits eine längere Geschichte – das Globalunternehmen Shell arbeitet bereits seit 30 Jahren mit der Szenariotechnik. Andere, wie die trendgestützte Innovationsplanung, stecken erst in den Kinderschuhen. Ihre Weiterentwicklung und Umformung in konkrete Dienstleistung für unsere Business-Kunden wird spannend. Die junge Branche, deren Vielfalt wir Ihnen in diesem Handbuch schildern wollen, bildet gewissermaßen selbst ein Bild jener neuen Ökonomie, die mit dem Frust an den Börsen keineswegs verschwunden ist. Es sind viele Klein- und Kleinstfirmen, oft getragen von Einzelkämpfern oder kleinen Teams. In ihr arbeiten alle Qualifikationen, die denkbar sind, denn es ist eine Branche von Quereinsteigern: Künstler, Philosophen, Soziologen, Industriedesigner, Psychologen, Dissidenten des Marketings, der Beraterbranche, der Therapiezunft. Die Zugänge, die diese Unternehmen zum Thema „Zukunft und Trends“ haben, ist sehr unterschiedlich. Manche kommen aus dem Marketing-Denken und „vertrenden“ Produkte. Andere begreifen sich als Sozialingenieure der Zukunft, die die Unternehmen auf den rechten, den nachhaltigen Weg bringen wollen. Wieder andere sind kreative Provokateure, die dennoch eine gute Arbeit leisten, weil sie Unternehmen zu unkonventionellem Denken anregen. Die kommenden Jahre werden zeigen, welche dieser Modelle sich im Mainstream durchsetzen, und welche kleine Nischen bleiben werden.

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Das ZUKUNFTSINSTITUT, gegründet im Jahre 1998, versteht sich nicht als Konkurrent zu all diesen Mitanbietern auf dem weiten Feld der Zukunftsschau und der Trendanalyse. Wir sehen uns als Mittler, als Plattform, als Agent der Branche. Wir wissen, dass alle einen verschiedenen Ansatz haben. Und dass der Markt groß ist, so groß, dass man sich manchmal darin verirren kann, zu groß aber auch, um gegeneinander arbeiten zu müssen und um Marktanteile zu rangeln. „Zukunft“ ist ein echtes Mega-Thema, es erzeugt bisweilen falsche Erwartungen, mächtige Projektionen. Nur in Netzwerken lässt sich ein solcher neuer, komplexer Wissensmarkt erschließen. In freundlicher „Coopetition“, also einer Zusammenarbeit, die voller Respekt gemeinsam den Markt erweitert. Eine Prognose sei an dieser Stelle noch erlaubt. Die Trend- und Zukunftsforschung wird in den nächsten turbulenten Jahren ihren Weg aus der obskuranten Nische finden. An irgend einem Punkt wird sie beginnen, mit eher klassischen, bereits etablierten Beratungsdienstleistungen zu konkurrieren. Diese Konkurrenz wird besonders an den Nahtstellen zu den großen Unternehmensberatungen – McKinsey und Co – stattfinden. Aber auch in der Konkurrenz zur Marketing- und Eventbranche, die sich natürlich auch mit den Wörtern „Trend“ und „Zukunft“ schmücken möchte. In der Professionalisierung unserer Branche liegt eine gewaltige Expansionsmöglichkeit, aber auch eine Gefahr. Dass der ganzheitliche, diskursive, manchmal elitäre Anspruch, den sich Trend- und Zukunftsforschung oft leisten, verloren geht. Dass wir zu Trend-Opportunisten werden und dann so ticken wie jene Berater, die nichts anderes als das Alte in neuer Sprache verkaufen – und dafür viel Geld verlangen. Um diese Gratwanderung wird es für unsere junge Branche in den nächsten Jahren gehen: Das Neue repräsentieren, aber trotzdem konkret werden. Visionen vertreten, aber trotzdem solide Dienstleistungen anbieten. Den Horizont nach vorne erweitern, ohne abzuheben. Wenn Sie sich oder Ihr Zukunfts-Unternehmen falsch dargestellt oder beurteilt finden – schreiben Sie uns. Wenn Sie ein neues Unternehmen im Netzwerk der Trend- und Zukunftsforschung wahrnehmen – setzten Sie uns in Kenntnis. Dieses Handbuch ist ein „Work in Progress“. Es wird immer erneuert. Wie die Zukunft. Kelkheim, im März 2003

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Einleitung

Weise aus dem „Morgen-Land“? Von Matthias Heitmann Macht uns die Zukunft das Leben schwer? In gewisser Weise schon. Als es sie noch nicht gab, war alles viel einfacher. Unsere primitiven Vorfahren dachten nicht viel, wussten nicht viel, wollten nicht viel, und sie waren auch nicht viele. Sie waren mit ihrer Gegenwart beschäftigt, suchten Nahrung und kümmerten sich um den Erhalt ihrer Art. Das war der einzige, sehr indirekte Kontakt, den sie mit der Zukunft hatten. Ansonsten waren sie echte „No-Futures“. Alles Handeln war auf die Verbesserung des Hier und Jetzt ausgerichtet und beruhte mehrheitlich auf Instinkten. Das Leben war hart, kurz, absehbar und hatte einen klaren, vorgegebenen Sinn. Was hätte hier ein Blick nach vorne schon Erhellendes bringen können? Wer im Kreis läuft, hat kein Ziel. Modern ausgedrückt: Der Weg war das Ziel. Erst als diese Wesen sich langsam aus den Bäumen abseilten und den aufrechten Gang erlernten, begannen sie auch, in die Ferne zu schauen. Dies auch im übertragenen Sinne: Ihr Handeln wurde komplexer und individueller, sie veränderten ihre Gewohnheiten, eigneten sich neue Verhaltensweisen und Kenntnisse an und begannen somit, ihre Gegenwart so zu verändern, dass sie nicht mehr einfach nur die Fortführung des Vergangenen war. Sie brachen aus dem Kreislauf des Vegetierens aus und ließen ihre nahen Verwandten in ihm zurück; sie wurden zu Menschen. Ohne es zu wissen, eröffneten sie sich Wege in ein Reich, an dessen Existenz kein Wesen zuvor je gedacht hatte: die Zukunft. Diese Wege auszukundschaften und auf ihnen voranzuschreiten wurde zu einer Triebfeder ihres Handelns und ist es bis heute. Mithin könnte man Menschen per definitionem als Zukunftsforscher, Zukunftsdenker und Zukunftsmacher bezeichnen. Jedoch nur wenige nennen sich so. Was unterscheidet diese von anderen? Welchen Kriterien müssen sie erfüllen? Welche Zulassungsbehörde entscheidet darüber, wer sich Zukunftsforscher nennen und auf dem Markt der Zukunftsforschung tummeln darf? Und vor allem: Was macht einen „seriösen“ Zukunftsforscher aus? Es gibt Fragen, für die wir gerne einfache und allgemeingültige Antworten hätten. Gleichzeitig wären wir wohl überrascht, solche vorzufinden. Wahrscheinlich wären wir sogar brüskiert, denn eigentlich wollen wir sie ja selbst entdecken. Und dennoch suchen wir Rat bei Experten. Wir wüssten einfach zu gerne, was kommt – sei es aus Neugier, aus Tatendrang oder aus Angst. Gerade wenn wir ein wenig den Überblick verlieren, trachten wir nach dem roten Faden, der uns mit dem Morgen verbindet und uns den richtigen Weg durch das Heute weist. Dieser Nachfrage wird entsprochen: An jeder Straßenecke stehen Lösungsanbieter,

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Wissende wie Warnende und bieten uns ihre Einsichten zur Einsicht an. Sie nennen sich Zukunftsforscher, Trendforscher, Zukunftsentwickler oder dergleichen. Dieses Buch stellt einen kleinen Ausschnitt des „Zukunftsangebots“, dar, will aber hierdurch den Einstieg in und den Zugang zu diesen eigentümlichen Marktplätzen des Zukünftigen ein wenig erleichtern. Eins vorneweg: Zukunft kann man nicht kaufen. Man kann sie auch nicht „kennen“, höchstens erahnen und sich erarbeiten. Deshalb sind auch Begriffe wie „Zukunftswissen“ umstritten, suggerieren sie doch, man könne genau wissen, welches Wissen tatsächlich „Zukunft“ habe. Wer fest an die eine Zukunft glaubt, ist auf dem direkten Holzweg in die Vergangenheit. Schließlich bastelt ein jeder täglich an seiner eigenen Zukunft und ist in ihrem Auftrag unterwegs. Sie ist nicht das Ergebnis genetischer Programmierung wie die eines Schimpansen, einer Eintagsfliege oder eines Grashalms, sondern sie ist offen und ungewiss. Kein Wunder, dass wir unsere Existenz manchmal als schwierig empfinden. Oft sehen wir den Wald vor lauter Möglichkeiten nicht. Trend- und Zukunftsforschung kann uns Hilfestellung beim Entdecken der Möglichkeiten geben und uns einen vagen Überblick über die Vielfalt unserer Handlungsoptionen verschaffen. Ein Blick zurück zeigt uns, wie weit uns das Streben in die Zukunft gebracht hat. Unsere Zivilisationen fußen auf unendlich vielen vergangenen Zukünften, Ideen, Visionen und Anstrengungen, vergammelten Wahrheiten und Werkzeugen, untergegangenen Reichen und menschlichen Schicksalen. Oft werden diese ein wenig verächtlich als „Müllhaufen der Geschichte“ bezeichnet. Dieses Fundament verändert sich täglich. Manchmal, so scheint es, werden an einem einzigen Tag halbe Welten auf ihm endgelagert, dann wieder hat man den Eindruck, der Müllhaufen werde abgetragen und als „Zukunft“ recycelt. Viele sagen dann, die Geschichte wiederhole sich, denn der Abstand zur Vergangenheit scheint sich zu verringern. In solchen Phasen hat „Zukunft“ manchmal etwas Bedrohliches. Gerade in Zeiten, in denen Innovationen und möglich werdende Fortschritte das Denken prägen und die Chancen die Risiken zu überwiegen scheinen, sieht man dem, was da kommen mag, selbstbewusster entgegen. In anderen Perioden schlägt die Zuversicht in ihr Gegenteil um: aus Ungewissheit und Chance werden in der Wahrnehmung Risiko und Gefahr. Manchmal genügt dazu ein einziges Ereignis, ein Jahreswechsel oder auch nur ein Missverständnis, damit sich dieses Gefühl den Weg an die Oberfläche bahnt. Zukunft passiert also nicht einfach nur wie der nächste Sonnenaufgang, sondern sie ist das Produkt menschlichen Denkens und Handelns. Selbst wer behauptet, nur im Hier und Jetzt zu leben und nicht an morgen zu denken, trifft Vorsorge, dass dies auch morgen noch der Fall ist und verfolgt somit einen „Plan“. Das Nachdenken über die Zukunft ist eine

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menschliche Tätigkeit, denn sie beinhaltet das ständige Modellieren der Gegenwart. Learning by doing im wahrsten Sinne des Wortes: Der Mensch macht nicht Geschichte, er macht in erster Linie Zukunft. Hier kann Trend- und Zukunftsforschung auf der Basis von weitsichtiger Gegenwartsforschung bei der Geburt möglicher Zukünfte behilflich sein. Oder auch nicht. Denn im Namen der Zukunft wird auch viel Schindluder getrieben: Zukunft wird nicht nur gewollt und gemacht; sie wird auch erlogen, propagiert, herbeigeredet, befürchtet, abgelehnt, auf Eis gelegt und sogar verhindert. Beständig werden Zukünfte an Stamm-, Konferenz- oder an Küchentischen hin- und hergewälzt. In alle erdenklichen Richtungen wird im Namen der Zukunft die Gegenwart gestaltet. Konzepte wie „Zukunftsfähigkeit“ und die „Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen“ schwirren durch Köpfe, Kneipen, Kirchen und Konferenzen und erzeugen ernsthafte und besorgte Klänge. Keine Frage: Das Nachdenken über die Zukunft ist für viele Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts keine Spaßveranstaltung. Es ist auch keine Science-Fiction-Lesung. Manchmal gerät es zu einer Art Requiem, als ob man das, was kommen mag, schon heute gedanklich zu Grabe tragen wolle – „nachhaltige Zukunftsbewältigung“ gewissermaßen. Wer das Denken über die Gegenwart dominiert, dominiert auch das Zukunftsdenken: Beides wird heute eher von pessimistischen Bedenkenträgern als von optimistischen Hoffnungsträgern beherrscht. Es gilt heute als bedacht, Zukunft mit Bedenken zu belegen, während es als unbedacht und bedenklich gilt, Zukunft mit Hoffnungen zu erfüllen. Wie man dazu steht, ist Ansichtssache, genau wie die Antwort auf die Frage, ob unsere Ahnen nicht doch besser auf den Bäumen geblieben wären. Zahlreiche gegenwärtige Gedankengebäude ruhen auf der Zukunft. Sie eignet sich sogar zur Legitimation der Vergangenheit als Bauplan für eine zukunftsfreie Gegenwart. Wie zukunftsfrei mit Zukunft umgegangen werden kann, manifestiert sich in dem Leitsatz: „Wir haben uns die Welt nur von unseren Kindern geborgt.“ Verstanden wird dieser in der Regel als Mahnung, mit der Natur schonend umzugehen und möglichst wenig zerstörerisches, verbrauchendes und veränderndes Verhalten an den Tag zu legen. Der Mensch betritt als vorübergehender Gast oder Mieter den Planeten seiner ungeborenen Kinder und hat sich entsprechend aufzuführen: unauffällig, leise, die Hausordnung achtend und die Wohnungseinrichtung schützend. Obgleich mehrheitsfähig, wiederspricht dieser Leitsatz – liest man ihn einmal Wort für Wort – nahezu allen menschlichen Attributen: Menschen sind von ihrer Natur aus unfähig, dieser Anforderung zu genügen. Die Kinder, denen die geliehene Welt „zurückgegeben“ soll, sind, wenn schon auf dieser Welt eingetroffen, paradoxerweise gerade dabei, sich an die

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Spielregeln derjenigen zu gewöhnen, die offenbar gerade ihr „Gastrecht“ missbrauchen. Von dem, was in sie hineininterpretiert wird, wissen unsere Kleinen zum Glück nichts. Auch die Hausordnung, die uns das richtige Verhalten vorgeben soll, existiert nicht, sondern ist die Erfindung der selbsterklärten „Gäste“. Selbst der Zustand des Planeten ist eine offensichtliche Hinterlassenschaft von „Vormietern“, die alles getan haben, nur nicht, ihn in seinem Originalzustand belassen. Was also tun? Der alten Sitte der Menschheit folgen und weiter renovieren, ausbessern und entwickeln, oder aber den Ist-Zustand bewahren und die Wiederaufnahme in den ewigen Kreislauf beantragen? Die scheinbare Option ist keine. Wir haben keine Wahl, denn wir sind Chancenjäger und Ideensammler und können das Denken und Handeln einfach nicht lassen. Gerade deshalb ist der Leitsatz so falsch: Er spricht uns die Fähigkeit und die Pflicht ab, Geschichte bzw. Zukunft zu machen. Wir haben die Welt nicht geborgt. Wir haben sie erkämpft, sie der Vergangenheit abgetrotzt und mit jedem Tag, an dem wir Fußabdrücke auf ihr hinterließen, sie der Gegenwart ein Stückchen näher gebracht, sie gestaltet und auch besser gemacht. Mit Händen greifbar wird die heute in vielen Bereichen spürbare Knebelung der Zukunft in der weit verbreiteten Gewohnheit, politische, gesellschaftliche oder wissenschaftliche Entscheidungen „im Namen künftiger Generationen“ zu fällen. Diese als Geste verantwortungsbewussten Handelns gemeinte Floskel entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ein wahrhaftiges Generationengefängnis, die dem Menschen – dem heutigen wie dem künftigen – das abspricht, was ihn ausmacht: die Fähigkeit, die Zukunft von heute morgen schon als Schnee von gestern zu entlarven. Wer im Namen künftiger Generationen handelt und sich zum Sprachrohr der Nichtexistenten stilisiert, setzt alle Mechanismen der rationalen – im politischen Diskurs auch der demokratischen – Wahrheitsund Rechenschaftspflicht außer Kraft: Er kann nicht nur problemlos Vorstellungen, Ziele und Bedürfnisse der jetzigen Generation und damit die Gegenwart übergehen, er braucht überdies auch nicht zu befürchten, von künftigen Generationen gemaßregelt zu werden. Erklingt heute eine Forderung im Namen künftiger Generationen, kann man fast sicher sein, dass gerade jemand versucht, die Welt anzuhalten, unsere Kinder in unseren Ereignishorizont einzusperren und um ihrer Zukunft Willen eben diese verhindern zu wollen. Die Zukunft erscheint hier als Mauer, vor die wir fahren, wenn wir nicht umdenken und umlenken. Gerade diese moralisch unverrückbar erscheinende Art der „Zukunftskolonisierung“ richtet großen Schaden an, denn sie lässt abweichende Sichtweisen und Zukünfte nicht zu. Wenn frei erfundene „Interessen künftiger Generationen“ zum Leitmotiv für die Gegenwart werden und die Menschen aufhören, sich selbst als Träger von berechtigten Eigeninteressen und entsprechenden Handlungen zu begreifen, fügen sie sich

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bewusst- und orientierungslos in ihr fremdbestimmtes Schicksal und verlieren das, was sie zu Menschen macht. Man sieht, wie einfach selbst rückwärtsgerichtete Gedankengänge mit Zukunft tapeziert werden können. Diese Ausschmückung alter Denkgewölbe hat Tradition: Wer sagt schon gern von sich, das Zukünftige sei ihm zu künftig? Da ist es schon überzeugender, die Zukunft als Feindesland an die Wand zu malen, damit sich Gegenwart und Vergangenheit ein wenig heimeliger anfühlen. Wert- und wertungsfrei ist Zukunft also kaum zu haben. Deshalb ist es auch schwer, die Früchte ihrer Erforschung wissenschaftlich-neutral zu bewerten. „Trendforscher“ und „Zukunftsforscher“ schreiben sich auf die Fahnen, Wissen zu generieren, das es möglich mache, zumindest ein paar flüchtige Blicke in die Zukunft zu werfen, bestenfalls sogar einen kleinen abgesteckten Bezirk der Zukunft zu kolonisieren. Da aber Zukunftsforscher keine Physiker sind und die Zukunft sich nicht an Naturgesetze hält, sondern von Menschen gemacht wird, sind die Visionen und Szenarien, die die Zukunftsforschung generiert, immer von dem Wissen über und vor allem von der Einstellung gegenüber dem Menschen abhängig. Ob der Mensch als destruktiv oder eher als kreativ, ob als Problem oder als dessen Lösung angesehen wird, entscheidet über die Zukunft, die zu blühen ihm vorhergesagt wird. Entsprechend vielfältig sind die auf dem Markt der Ideen angebotenen Zukünfte: Die Angebotspalette reicht von ökologisch motivierten und nicht selten esoterischen „DoomsdayProphezeiungen“ über scheinbar wertneutrale „mathematisierende und wenig inspirierende Zukunftsberechnungen“ bis hin zu den Produkten einiger weniger „Zukunftsoptimisten“ und „Visionären“, die auch einmal den Mut haben, sich weit aus bisher verrammelten Fenstern zu lehnen. Dieses Handbuch will einen Einblick in diese Vielfalt geben, und es versucht auch, eine – wenngleich subjektive – Einordnung unterschiedlicher Anbieter von Zukunft vorzunehmen. Ihre Kategorisierung könnte auf vielerlei Ebenen stattfinden: angewandte Methoden eignen sich hierfür genauso wie die vorgenommene Spezialisierung auf bestimmte Forschungsbereiche. Die hierbei festzustellenden Unterschiede sind interessant und aufschlussreich, aber ihre Kenntnis reicht nicht aus, um die verschiedenen Herangehensweisen an die Zukunft zu verstehen. Da Zukunftsforschung nicht nur passiv erforschen, sondern über ihr Forschen auch Zukunft gestalten will, ist es wichtig, Mission, Selbstverständnis und grundlegende Ausrichtung in Betracht zu ziehen.

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Dies ist zugegebenermaßen ein schwieriges Unterfangen. Es gibt keine „linke“ oder „rechte“ Zukunftsforschung. Diese Kategorien hatten, wenn überhaupt, hier nur in der Vergangenheit Relevanz. Moderne Scheuklappen begrenzen das Blickfeld in anderer Art und Weise. Ein denkbares und in diesem Buch zugrunde gelegtes Kriterium ist, wie offen, d.h. wie menschzentriert und „machbar“ Zukunft gedacht wird. Gilt Zukunft als etwas, durch das wir uns „hindurchmogeln“ und für das wir erst „fit“ gemacht werden müssen, um mithalten zu können? Oder gilt sie als etwas, dass wir auch im großen Stil nach unseren eigenen Vorstellungen und Inspirationen prägen, kreieren und bewusst gestalten können? Eröffnet Zukunftsforschung den Blick in neue Richtungen, zeigt sie uns tatsächlich die Vielfalt unserer Handlungsoptionen, oder verengt sie unseren Denkhorizont und Spielraum? Will sie uns ermuntern, Zukunft zu machen, oder will sie uns warnen vor dem Glauben an die Machbarkeit des Zukünftigen? Nach diesen Fragestellungen wurden die einzelnen Angebote untersucht. Nicht immer ist die Antwort eindeutig, oft sind nur Tendenzen ersichtlich. Die vorgenommenen rein subjektiven Bewertungen wurden visualisiert durch die Vergaben von „Optimismus-Faktoren“ in Augenform. Das Auge repräsentiert hier die Fähigkeit zum Weitblick, zur Übersicht, zur Orientierung, es steht aber auch für einige Kernkompetenzen des Menschen wie Neugierde, Scharfsinn, Mut – oder dem Verschließen der Augen vor der Realität. Entsprechend ist die „Vergabe von Augen“ als Indiz dafür zu verstehen, wie mutmachend, stimulierend und aktivierend oder demotivierend der angebotene Blick in die Zukunft ist.

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Mit einem Auge bleibt man deutlich hinter den Erwartungen zurück; schon der Ausblick

in die Gegenwart ist zu eindimensional, verschwommen und geht nicht in die Tiefe. Ein so ausgerüsteter Zukunftsreisender kommt bestenfalls mit einem blauen Auge davon, wenn überhaupt.

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Optimismusfaktor "Zwei" zeigt an, dass immerhin eine Einschätzung der Gegenwart

vorhanden ist, die nachvollziehbar ist, ohne jedoch dabei an den Tellerrand zu stoßen. Um Blicke in die unendlichen Weiten zu werfen, reichen die hier gewonnen Einsichten kaum aus.

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Zeigt der „Optimismus-Faktor“ hingegen drei Augen an, so wird Erhellendes und

Umsichtiges geboten, das gängige Sichtweisen zu bereichern imstande ist.

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Mit einem Optimismusfaktor "Vier" gehört man zu den Weit- und Durch-

blickern, wenngleich manchmal nur in eine Richtung oder durch eine leicht getönte Brille.

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Aber wirklich Spitze in Sachen Zukunfts-Dienstleistungen ist ein

Optimismusfaktor von fünf Augen. Er bringt zum Ausdruck, dass hier nicht nur zielsicher und weit in die Zukunft hineingesehen wird, sondern auch aus vielen Perspektiven und Disziplinen gleichzeitig. Hier wandelt sich Sehen in Verstehen und Verstehen in Handeln. Die

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so verstandene Zukunft wird zu einem vorstellbaren Raum, der konkretes Handeln ermöglicht, das über das Tappen im Ungewissen und das Pfeifen im Keller hinausgeht. Zukunftsforschung spiegelt den Zeitgeist, und auch wenn sie es nur ungern hört: Sie tat es schon immer. Dies gilt es zu beachten, wenn man die Szenarien und Empfehlungen der Zukunftsforschung in sein eigenes Denken einverleibt. Befragt man Menschen über die Zukunft, erfährt man viel über ihre Sichtweise der Gegenwart, noch mehr aber über sie selbst. Auch in dieser Beziehung ist Zukunftsforschung zumeist Gegenwartsforschung. Da es erklärtermaßen zum Jobprofil eines „Zukunftsforschers“ gehört, über den Tellerrand zu blicken und quer und damit auch „zeitgeistkritisch“ zu denken – schließlich ist nichts jetztzeitabhängiger als der Zeitgeist – , muss er sich daran messen lassen. Die hier unternommene Darstellung des Marktes der Trend- und Zukunftsforschung ist mehr als nur eine Verbraucherinformation und Kundenberatung, sie ist zugleich eine Aufforderung, Zukunft nicht nur als „Fortsetzung der Gegenwart mit anderen Mitteln“ aufzufassen, auf die man wie auf einen Zug aufspringen und mitfahren kann. Wenn die Reise in Richtung Zukunft geht, sind alle Menschen Piloten und Pioniere, und vor allem: Sie sind „Zukunftsmacher“. Augen auf! Steinbach, im März 2003

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Deutschsprachige Trend- und Zukunftsforschung

B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut GmbH

Das Credo des Freizeitpapstes Das Freizeit-Forschungsinstitut des Unternehmens British American Tobacco (B.A.T.) ist keine Analyse- und Promotionsagentur für das Nikotinkonsumverhalten der Deutschen, auch wenn der Schluss nahe liegt. Durch seine mehr als zwanzigjährige Forschungsarbeit konnte sich das Institut unter der Leitung des renommierten Wissenschaftlers Prof. Dr. Horst W. Opaschowski auf den Feldern der Freizeit- und Tourismusforschung und auch der Zukunftsforschung einen Namen als ernstzunehmende Forschungseinrichtung erarbeiten. Das Profil des Instituts ist schnell umrissen, was ja durchaus nicht von Nachteil ist: Die Themensetzung umfasst im weitesten Sinne den Freizeitsektor, zu der jedoch auch das Medienverhalten, das Reiseverhalten und die Zusammenhänge zur Arbeitswelt gehören. „Ein weites Feld“, ist man im (Un-)Stile von Quiz-Kandidaten geneigt zu sagen. Doch aus dem Blickwinkel „Freizeit“ lässt sich in Zeiten, in denen das alltägliche Leben verstärkt in den Kategorien Freizeit und Arbeit betrachtet und erforscht wird, allerhand Prognostisches produzieren. Der an der Hamburger Universität u.a. Erziehungswissenschaften, Tourismusund Trendforschung betreibende und lehrende Opaschowski gilt als einer der prominentesten Weitblicker der Branche, zudem bezieht er als Politikberater gerne pointiert Stellung und schaut dabei, wie es die Deutsche Presseagentur einst beschrieb, „dem Volk aufs Maul“, während er der Regierung „auf die Finger klopft“. Grundlage der meisten Studien des B.A.T.-Instituts sind Repräsentativumfragen. Auf dieser „Maulschau“ basieren Prognosen und qualitative Analysen. Dabei werden auch gerne kernige Slogans kreiert. „Schafft die Spaßgesellschaft ab!“ lautet etwa der Titel einer Studie aus dem Jahr 2001. Hier wird zwar einerseits der Hang des individualisierten Freizeitlers zu immer flacherem und zudem – sowohl in Form als auch in Inhalt – unsozialem Individualvergnügen angeprangert und festgestellt, dass immer weniger Menschen für PolitMagazine die Flimmerkiste anwerfen. Andererseits wird jedoch prognostiziert, die flache Spaßwelle werde bald am Gestade der Wirklichkeit brechen und abebben, was wiederum der Forderung nach ihrer Abschaffung den Wind aus den Segeln nimmt. Welchen Küstenbewohner interessiert schon die gestrige Hochseewelle? Interessant wäre hingegen die Frage gewesen, ob Spaßprogramme dieser Art nicht manchmal die einzige angebotene und „vernünftige“ Alternative zu den heute vorrätigen Polit-Magazinen darstellen, die außer Panikmache und verschrecktem Gutmenschen-Weltuntergangs-Moralgedusel wenig Wissens-„Wertes“ anzubieten haben. Zuweilen klingen die Schriften des „Freizeitzpapstes“ Opaschowski selbst ein wenig wie diese Polit-Magazine, die gerne den Zeigefinger nur mahnend in die Luft erheben, anstatt Richtungen anzuzeigen. „Wir werden es erleben“ heißt sein jüngstes Buch, und der Titel verheißt wenig Gutes für die Zukunft. Opaschowskis Begriffsbildung ist zwar anschaulich, daher aber auch nicht selten zeitgeistlastig: „Fortschrittsfalle“, „Rund-um-die-Uhr-“ oder „Non-stop-Gesellschaft“ sind nur einige der linguistischen Kreationen, die das Fazit vorwegnehmen: „Das Leben auf der Überholspur wird so nicht durchzuhalten sein.“ Umdenken lautet die Devise, wie nahezu überall und ständig. Dagegen ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden, solange diese Forderung keine neuen Denkdogmen produziert, sondern tatsächlich von jedem einzelnen umgedacht werden soll.

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Bei aller offensichtlicher Wertsetzung: Die Studien des B.A.T.-Instituts liefern vor allem aufgrund der in der Regel breiten Datenbasis viel Denkstoff. Gerade auch die regelmäßig erscheinenden Studien, etwa die jährlichen Medien- und Tourismusanalysen sowie der Trendmonitor beweisen Feinfühligkeit und Fingerspitzengefühl bei der Beobachtung neuer Entwicklungen. Während nicht wenige Tourismusmanager noch Anfang 2002 von einem breitangelegten Crash der Tourismusbranche ausgingen, dämpfte die 18. Deutsche Tourismusanalyse des B.A.T.-Instituts die schlimmsten Erwartungen: „Einbußen ja, Einbruch nein“. A propos Einbruch: Einbrechen ins Institut muss man nicht, um an die Forschungsergebnisse zu gelangen. In Kurzfassungen sind fast alle Studien online lesbar, Langfassungen können auf der Website des Institutes bestellt und auch downgeloaded werden. Erfreulich ist der lesbare Stil und Umfang sowie der verkraftbare Preis der Arbeiten. Grund hierfür ist der feste Forschungsetat (260.000 EUR), mit dem das B.A.T.-Institut arbeitet. Die Arbeiten dienen der Information der breiten Öffentlichkeit. Auftragsforschung gehört nicht zum Stil des Instituts. Jedoch gibt es in der Tat wenige Fragen im Dunstkreis des Begriffes „Freizeit“, die nicht untersucht wurden. Dieser Umstand macht das B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut zu einer verlässlichen und umfangreichen Informationsquelle für alle, die nicht nur gerne in der Freizeit lesen, sondern auch über diese.

Unternehmen: B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut GmbH Gegründet: 1979 Mitarbeiter: 4, davon 3 mit Hochschulabschluss Services: Das Institut betreibt keine Auftragsforschung. Die Untersuchungsergebnisse werden publiziert und stehen allen fachlich Interessierten zur Verfügung. Die Studien sind direkt über das Freizeit-Forschungsinstitut, den Buchhandel oder das Internet zu beziehen, wobei Studierenden nach Möglichkeit gesonderte Konditionen angeboten werden. Forschungstechniken: Prognosen auf Basis von Zeitreihen und umfangreichen eigenen Datenbanken; Repräsentativumfragen in Deutschland auf Basis qualitativer Vorstudien; Trendmonitor. Kontakt: B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut GmbH Alsterufer 4 20354 Hamburg Fon: + 49 (0) 40 – 41 51 03 Fax: + 49 (0) 40 – 41 51 32 31 E-Mail: Freizeitforschung@bat.de Internet: http://www.bat.de

Optimismusfaktor: !!! Die deutliche Spezialisierung des B.A.T.-Instituts und das damit klar umrissene Profil garantiert eine hohe Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, gestützt auf einer intensiven Forschungs- und Publikationsaktivität. Die fundierten Prognosen halten sich nicht immer an die ausgetretenen Pfade des Zeitgeistes. Mitunter ist dennoch ein Hang zu Moralisierung und belehrender Ausdrucksweise feststellbar.

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Bley und Schwarzmann AG – Future Business Group

(Mit) Zukunft besser verkaufen Zukunftsweisendes für nervöse Finanzmakler? Verlässliches für die eigene Planungs-, Strategie und Investitionstaktik? Kaum ein Mittel wäre heute wohl teurer zu verkaufen als eines gegen die Selbstzweifel der Manager, die Angst der Anleger und die Kurzfristigkeit von Strategien. Viele setzen der allgemeinen Verunsicherung mentales Gruppentraining, Selbsterfahrungskurse und Entspannungs-Wellness für Manager entgegen. Die Future Business Group Bley und Schwarzmann AG nicht. Das im Jahr 2000 aus der Zusammenführung der Bley-und-Schwarzmann-Gesellschaft und dem Institut für Zukunftskonditionierung entstandene Unternehmen hat sich auf Zukunfts- und Trendforschung mit dem Schwerpunkten Wirtschaft, Globale Finanzmärkte und Marketing spezialisiert. Das heißt natürlich nicht, dass Fragen wie die nach der Zukunft des Aktienmarktes unbedingt Antworten generieren. Konkrete Antworten kann nur erwarten, wer sich mit einer ganz konkreten, begrenzten Frage, einem realen Konzept oder einer individuellen Sachlage an die Schondorfer Zukunftsforscher wendet. Nur das macht angesichts der beständigen Unbeständigkeit der Wirtschaftsentwicklung auch Sinn. Zweifler würden nun unken, wer sich über grobe Zusammenhänge nicht zu äußern vermag, könne auch nicht ins Detail gehen, wenn es um konkrete Zukunftsstrategien geht. Doch die Future Business Group verfügt über eine Menge „Zukunftswissen und Vertriebs-Know-how“. Zukunft ist nach Ansicht von Geschäftsführer Nick Bley „zum Qualitätsfaktor“ und zur „entscheidenden Wettbewerbsressource“ geworden. Die Bley und Schwarzmann AG und ihr Research Center, das Institut für Zukunftskonditionierung, haben sich seit Jahren auf die Analyse und Entwicklung von Zukunftsfragen in Marketing, Vertrieb und Kundenbindung konzentriert. Als seine Aufgabe sieht es das Unternehmen an, „aktuelle und zukunftsweisende Marktveränderungen aufzuspüren, neue Absatzchancen zu erkennen und umsetzbar zu machen, neue Akquisitions- und Vertriebswege zu finden, Innovationen für eine stärkere Kundenbindung zu generieren“. Wie aber in immer kürzer werdenden Wirtschafts- und Denk-Zyklen und unsicheren Bewusstseinslagen der Marktforschung Zukunft denken und „konditionieren“? Antwort: Es geht nicht um das „broad picture“, nicht um die langfristige Prophezeiung von allgemeingültigen Wahrheiten: Es geht um die Suche nach bislang unbetretenen Schleichwegen, unbekannten Abkürzungen, ungedachten Ideen und unversuchten Möglichkeiten, um sich im Wirrwarr der immer komplexer werdenden Wirtschaftswelt zu behaupten. Szenariotechniken, eigens entwickelte Trendforschungsinstrumente der eigenen, mit erfahrenen Zukunftsforschern, Referenten und Visionären besetzten „Zukunftswerkstatt“ (Research Unit) werden für konkrete Fragestellungen von Kunden in Gang gesetzt und auf der Basis von Korrespondenz- und Datennetzwerken aktiviert, um der Komplexität Herr zu werden. Und diese, so Bley, nimmt zu: Von Revolutionierung des Wirtschaftsalltags, rapider Zunahme der Einflussfaktoren auf Marktentwicklung und Konsumverhalten, einem permanentem Bewusstseinswandel bei ständig kürzer werdenden Bedarfs- und Marktzyklen ist zu lesen. Was manchmal hohl und wie eine abgedroschene Floskel eben jener selbstzweifelnden Manager klingt, die eigentlich den guten Rat des Zukunftsexperten bräuchten, weiß die Future Business Group mit umfangreichem Faktenwissen zu untermauern. Einfache Lösungen gibt es nicht. Sie müssen von Fall zu Fall neu erarbeitet werden. Hierzu braucht es Experten. Entsprechend werden die Ergebnisse der Forscher präsentiert: als Auftragsstudien, Themenreports, aber auch in Vorträge, Meetings für Auftraggeber, hin und wieder auch als fact-sheets für Fachmedien oder gelegentlich in Buchform.

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Doch die Aktivitäten der Future Business Group beschränken sich nicht auf Forschung im Wirtschaftsbereich. 1998/1999 wurde das Internetprojekt www.stadt-der-zukunft.de initiiert. Hier werden in verschiedenen virtuellen Bauwerken dem User vielfältige Wissensprogramme zur Verfügung gestellt. Neben Projekten wie diesem ist die Future Business Group auch im Bereich Cyberethik und Webdevelopment engagiert.

Unternehmen: Future Business Group: Bley-und-Schwarzmann AG Start 1996 mit der Gründung des Instituts für Zukunftskonditionierung als Researchinstitut; 1997 Gründung der Bley-und-Schwarzmann AG, Erweiterung des Prognose-Spektrums, seit 2000 Gesamtfirmierung als Future Business Group Bley und Schwarzmann AG. Services: Auftragsstudien mit den Hauptschwerpunkten „Deutscher und europäischer Immobilienmarkt“, „Trends in der Finanzdienstleistung“, „Globale Finanzmärkte“, „Investmentmanagement“ und „Vertrieb“. Reports, Studien, interne Meetings, Vorträge. Forschungstechniken: Szenariotechnik, eigene Trendforschungsinstrumente, Datenbasis: Korrespondenz- und Datenbestände. Kontakt: Future Business Group: Bley-und-Schwarzmann AG Uhlandstraße 104 D-73614 Schondorf Fon: +49 (0)7181-606070 Fax: +49 (0)71816060750 E-Mail: info@bleyundschwarzmann.de Internet: http://www.bleyundschwarzmann.de, http://www.zukunftsnet.de

Optimismusfaktor: !!! Die Future Business Group entwickelt Wachstumsstrategien – nicht für die Zukunft, sondern für das Überleben von Unternehmen in der Zukunft. Es geht nicht um das „broad picture“, weshalb hier nicht im üblichen Sinne „Zukunftsforschung“, sondern Chancenforschung und Survivaltraining betrieben wird, dies aber auf hohem Niveau.

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BrainStore

Erfolgreiches Fischen im Trüben Der Stress, das Chaos und das Team gestalten die industrielle Ideenproduktion bei BrainStore. Die schweizerische BrainStore AG versteht sich als der Pionierin der industriellen Produktion von Ideen. Die Grundidee der 1989 von Nadja Schnetzler und Markus Mettler gegründeten Firma war es, insbesondere junge Menschen mit Ideen mit Entscheidungs- und Wissensträgern zum gemeinsamen „Brainstormen“ an einen Tisch zu bringen. In Workshops entstehen so verschiedenste Ideen und Innovationsansätze, die im Anschluss an Unternehmen verkauft werden. Das Konzept der Ideenfabrik umfasst neben der Marktforschung und einem internationalen TrendScouting-Netzwerk seit 1997 auch einen „Ideenladen“. Dort können sowohl ratlose Unternehmer wie auch verzweifelte Hausfrauen oder aber Möchtegern-Existenzgründer Ideen „ordern“ und käuflich erwerben. Die Preise liegen zwischen 10 und einer Million Schweizer Franken, je nach Aufwand, der zur Erzeugung der Idee benötigt wurde. Die Idee selbst, so die Hirnstürmer, „ist gratis“. Ideen werden zu allen Themen entwickelt: Die Frage „Wie kann ich meinen Mann zur Mithilfe im Haushalt motivieren?“, wird dabei genauso ernst genommen wie der Auftrag, ein neues Trendgetränk zu entwickeln oder Schweizer Jugendliche dazu zu motivieren, nicht nur mit der Bahn zu fahren, sondern auch die dafür notwendigen Tickets zu kaufen. Nur auf die Frage einer verzweifelten Ehefrau, wie sie ihren Mann umbringen könne, gaben Mettler, Schnetzler & Co. bisher keine Auskunft. Wichtig bei der Ideen-Produktion sind nach der BrainStore-Philosophie drei Aspekte: der Zeitdruck, das Chaos und das Team. Die hier gestalteten Einfälle sind Produkte intensiver Teamarbeit. Hierarchien machen hier wenig Sinn. Da es keine „dummen Ideen“ gibt, ist letztlich auch sekundär, von welchem der gerade kopfarbeitenden Grauzeller sie stammen. Wichtig ist nur, dass sie sich durchsetzen. Auch feste Regeln, ordentliche Büroräume oder Ähnliches sind den Kreativen eher hinderlich. Im „KreativLab“ herrscht das kreative Chaos, und so manchem Besucher kommt die Arbeit angesichts auf Klapprädern durch die Denkräume radelnder Brainstormer eher wie ein Spiel, manchmal auch wie ein antiautoritärer Kunst-Leistungskurs oder ein Bastelnachmittag im Jugendhaus vor. Dennoch ist die Arbeit hart und echt, und vor allem: sie ist Stress. Dieser wird sogar künstlich erzeugt, um die Ideen aus dem Himmel fallen zu lassen. Denn erst, wer unter Zeitdruck arbeitet, konzentriert sich auf die wesentlichen Dinge und vergisst Zweifel, Zurückhaltung und Probleme. Wenn erwünscht, liefert BrainStore nicht nur die Idee, sondern macht sich sogleich auch an die Umsetzung. Erfolgreiches Brainstorming ist eine Sache. Aber die Erschließung von einmal ersonnenen Ideen ist der zweite kreative Abschnitt industrieller Ideenproduktion: Wie können Ideen „gemanagt“ werden? Wie können sie industriell umgesetzt werden? Auch hierfür zeichnet BrainStore verantwortlich. Im Think Tank werden aus den Erzeugnissen des „Kreativ Lab“ Geschäftsideen gezimmert und formuliert. Ein letzter Qualitäts-Check prüft die frisch geschlüpften Ideen auf Herz und Nieren und stellt sicher, dass nur überlebensfähige das BrainStore verlassen. Der Laden mit Köpfchen denkt die Vorgehensweise moderner Trendforschung und des TrendScouting für die Erfinderbranche konsequent zu Ende. Weltweite Vernetzung zu TrendScouts, der ständige Kontakt zu 2.500 Freelancern sowie das Engagement von Teenies zur Ideenproduktion und Markterforschung macht vor allem durch die Masse eingehender Informationen den Prozess effektiv.

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Ein System ist hierbei nicht zu erkennen, ein thematischer Fokus auch nicht, und dies hat Methode: Das Einzige, was hier dauerhaft ist, ist die tägliche Abwechslung. Forschung ist hierfür nicht der richtige Begriff. Womit BrainStore am Ideenmarkt Kunden anzieht, ist eher das systematische, mit angestautem Wissen unterfütterte und bewusst herbeigeführte Öffnen verschiedenster Gedankengänge, die industrielle Befreiung großer und kleiner Großhirne von vorgegebenen Denkstrukturen und Eindimensionalitäten (auch Expertise genannt). Das Konzept geht auf: Große Unternehmen wie Novartis, Henkel, Wella, Roche, General Motors nutzen die Denkarbeiter, um ihr Fachwissen mit Kreativität aufzupolieren. Selbstverständlich immer ohne Gewähr. Die Idee hat jedenfalls ihren Preis. Es ist eben nicht bloß ein Spiel.

Unternehmen: Brainstore AG Produktion und Pflege von Ideen Gegründet: 1989 von Nadja Schnetzler und Markus Mettler in Biel Mitarbeiter: 25 fixe Mitarbeiter in Biel, 2.500 Freelancer weltweit Services: KreativLab: Denken, Spinnen, Diskutieren im Denklabor; TrendScouting; Marktforschung. Der Ideenladen: industrielle Ideenproduktion und –umsetzung. Wissenschaftliche Zusammenarbeit mit IMD, Hochschule St. Gallen, Cornwell University, Universität Genf. Forschungstechniken: TrendScouting in einem internationalen Netzwerk als Instrument der Ideensammlung und entwicklung; Experten-Interviews (Delphi); Marktforschung. Kontakt: BrainStore AG & Dactis Produktion und Pflege von Ideen. Postfach 871 Rüschlisstrasse 31 CH-2501 Biel Fon: +41 (0)32 31 00 00 Fax: +41 (0)32 31 00 01 E-Mail: welcome@brainstore.com Internet: http://www.brainstore.com

Optimismusfaktor: !!!! BrainStore geht angenehm „naiv“ und simpel an die Produktion von Zukünften und Trends heran, schert sich nicht um wissenschaftlichen Ballast, sondern lässt der Kreativität freien Raum. Zukunft hat hier manchmal etwas von „ZuKunst“. Manch einem mag dieses zu weit gehen und zu willkürlich erscheinen. Wer aber offen ist für innovative Ansätze, fragt später nicht, wie sie entstanden sind. In einer zuweilen arg wissenschaftlich verquasten Zukunftsund Trendforscherszene ein bunter (Anlauf-)Punkt.

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Forum Futurum

„Zukunfts-Musikant“ Andreas Giger „Alles mögliche war einmal unmöglich.“ Was zunächst klingt wie ein theoretisierender Denkansatz, der nicht wirklich weiter hilft, ist tatsächlich die Lebensauffassung eines der schillerndsten Vertreter der schweizerischen Zukunftsforschung. Psychologe, Sozialwissenschaftler, Politiker, Journalist, Buchautor, Magazinherausgeber, Lektor, Unternehmensberater, Management-Trainer – die Reihe der Bezeichnungen, unter denen man Dr. Andreas Giger führen könnte, ließe sich problemlos verlängern. Zukunftsphilosoph, Vor- und Querdenker, Visions-Entwickler oder „Denk-Nomade“ treffen es wohl besten: Der forschende Geist agiert zumeist als Solist, versteht es aber, um sich herum Netze von Profioder Hobby-Spezialisten zu weben, um Trends aufzufangen, die erst morgen welche sind. Seit 1996 berät er namhafte Unternehmen wie Sony, Beiersdorf oder die Deutsche Post bei der langfristigen Planung und Visions-Entwicklung in den Bereichen Marketing und Kommunikation. Sein zentrales Toolist das SensoNet, ein neuartiges Instrument der Zukunftsforschung: SensoNet ist ein Netz von etwa 300 zukunftsinteressierten und zukunftssensibilisierten Menschen im deutschsprachigen Raum, die in regelmäßigen Abständen zu verschiedenen Themen befragt werden und so Trends, oder besser: „Zukunftsbilder“ erkunden. „Potenziale sichtbar machen durch Veränderung der eigenen Sichtweise“, ist Gigers Ansatzpunkt. Nur wer das tut, ist auch imstande, das SensoNet mit den wirklich treffenden Fragen zu füttern. Das Netzwerk versteht Giger als „Bewusstseins-Elite in Sachen Zukunft, die heute im Denken und teilweise auch Handeln das vorausnimmt, was morgen und übermorgen Allgemeingut sein wird“. Die Auswahl der Netzwerker ist keine Eliteauslese. Was sie vereint, ist ein hoher Bildungsstand und eine große Aufgeschlossenheit gegenüber Zukunftsthemen. Jeder Interessierte kann sich um die Mitgliedschaft bemühen. Giger spielt als Interpret im Knotenpunkt des Netzes eine entscheiden Rolle. Während die Ergebnisse der kommerziellen Befragungen zur Zukunft den Auftraggebern vorbehalten bleiben, finden sich diverse andere Befragungen und Zukunftsbilder in der „Biblioteca Futura“ auf Gigers Website www.forum-futurum.com. Die Themenpalette ist breit angelegt: „Werte und Sinn“ gehören genauso zu den befragten Themenkomplexen wie „Zusammenleben“, „Gesundheit“, „Mobilität“ und „Märkte“. Die Studien sind kostenlos im Internet einsehbar. Das SensoNet liefert interessante Ergebnisse, wenngleich auch keine repräsentativen. Aber das muss nicht immer von Nachteil sein, geht es doch um das Früherkennen von Bildern und Trends, die erst künftig das kollektive Bewusstsein prägen werden. Mit dem Zukunftsinstitut von Matthias Horx verbindet Giger eine enge Kooperation: SensoNet erarbeitet seit 2002 auch Online-Delphi-Umfragen für den „Future Club“ des Zukunftsinstituts.

Services: Visions-Entwicklung Marketing- und Kommunikationsbefragung Auftragsstudien mit SensoNet Forschungstechniken: Befragungen mit SensoNet, einem selbst entwickelten Delphi-Netzwerk

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Kontakt: Dr. Andreas Giger Zukunfts-Philosoph B端hl 123 (Landgasthof Hirschen) CH-9044 Wald Fon: +41 71 870 00 61 Fax: +41 71 870 00 62 Internet: www.forum-futurum.com http://www.sensonet.org http://www.reife.ch E-Mail: gigerand@bluewin.ch

Optimismusfaktor: !!!!

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Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI)

„Wir werden uns garantiert irren“ „Es ist nicht schwierig, die Zukunft vorherzusagen – es ist unmöglich“, sagt Dr. Kerstin Cuhls, Projektleiterin und Zukunftsforscherin am Fraunhofer-Institut Systemtechnik und Innovationsforschung in Karlsruhe. „Wir können nur abschätzen, was auf uns zukommen wird, und das relativ gut im Bereich Wissenschaft und Technologie.“ Und genau dieses Abschätzen von künftigen Entwicklungen in wissenschaftlicher und technologischer Hinsicht ist der Job der studierten Wirtschaftswissenschaftlerin und Japanologin. In der Praxis hängen die verschiedenen Begriffsdefinitionen wie „Technikfolgenabschätzung“, „Strategieplanung“, „Politikberatung“ zusammen bzw. vom jeweiligen Selbstverständnis des Forschenden ab: „Früher ist oft nur die Technologieseite bewertet worden“, erklärt Cuhls die zuweilen an der Realität vorbeigehenden früheren Prognosen und Vorhersagen von Zukunfts- und Technologieforschern: „Zukunftsvorhersagen über den technischen Fortschritt haben den Nachteil, dass viele von ihnen niemals eintreffen.“ Das trifft nun auch in anderen Bereichen zu. Aber gerade der Bereich Technologie- und Wissenschaftsentwicklung lädt dazu ein, seine Unabhängigkeit von kulturellen, soziologischen und politischen Einflüssen zu überschätzen. „Die rein technische Sicht reicht hier nicht aus, es müssen kulturelle und soziale Faktoren berücksichtigt werden“, weiß Cuhls und erinnert an die fatalen Konsequenzen zu technikzentrierter Prognostik: „In den 60er-Jahren boomte die Zukunftsforschung, dann kam der Schock: Die Öl-Krise von 1973 war nicht vorausgesehen worden.“ Zukunftsforschung wird beim Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung methodologisch wie inhaltlich breit angelegt. Die Aufgabe des 1972 gegründeten Instituts, fachübergreifende Technikanalyse und -bewertung zu betreiben, bedingt ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Disziplinen. Insgesamt arbeiten am Institut rund 220 Mitarbeiter, rund die Hälfte der Belegschaft besteht aus wissenschaftlichem Personal. Dabei konzentriert sich die Arbeit eines der größten deutschen Science-Think-Tanks auf die besonders dynamischen und innovativen Technikfelder Biotechnologie, Produktion, Informations- und Kommunikationssysteme, Energie, und Umwelt sowie auf die Innovationsdynamik von Forschung und Technik auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Dabei stehen selten einzelne technische Entwicklungen im Vordergrund. Vielmehr untersucht das Fraunhofer ISI komplexe Innovationen, die weit in wirtschaftliche, rechtliche, soziale und gesellschaftliche Räume hineinreichen. Das Institut betreibt Auftragsforschung und passt seine wissenschaftlichen Methoden (Delphi-Verfahren, Szenariotechniken, Indikatoren-, Patentanalysen, Bibliometrien sowie diskursive Verfahren) dem jeweiligen Projekt an. Von besonderer Bedeutung für die Zukunftsforschung in Deutschland sind die bisher zwei vom Fraunhofer ISI durchgeführten Delphi-Studien aus den Jahren 1993 und 1998 (Delphi’98-Umfrage. Studie zur globalen Entwicklung von Wissenschaft und Technik, Karlsruhe 1999). Auf mehreren hundert Seiten wurden die Prognosen von mehr als 2.300 Wissenschaftlern und Experten ausgewertet und zusammengefasst. Für die Forscherin Cuhls ist die weiterführende und möglichst breite und öffentliche Diskussion der Themen in den unterschiedlichsten Gremien und Ebenen ein weiterer wichtiger Teil des DelphiProzesses. Als Politikanleitung will sie die Delphi-Ergebnisse nicht verstanden wissen, aber doch als „Angebot“. Zwar lässt diese Methode viele Verwendungsmöglichkeiten zu, dennoch betont Cuhls, dass auch dies nur ein Hilfsmittel ist: „Wir geben schließlich nur Prognosen ab und zeigen, wo dies hinführt, wenn sich nichts verändert. In manchen Dingen werden wir uns auch freuen, wenn wir uns irren.“

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Unternehmen: Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI), Teil der FraunhoferGesellschaft e.V., mit Sitz in Karlsruhe Gegründet: 1972 Mitarbeiter: ca. 130 feste, ca. 90 freie Mitarbeiter, die Hälfte der Belegschaft besteht aus wissenschaftlichem Personal. Services: Auftragsforschung für öffentliche und private Institutionen / Wirtschaftsunternehmen in folgenden Sachgebieten: - Innovationsdienstleistungen und Regionalentwicklung - Technikbewertung und Innovationsstrategien - Innovationen in der Biotechnologie - Innovationen in der Produktion - Informations- und Kommunikationssysteme - Energietechnik und Energiepolitik - Umwelttechnik und Umweltökonomie Publikation der Ergebnisse in verschiedenen Formaten von einer Buchreihe des ISI bis zu wissenschaftlichen Artikeln, CD-ROMs, Webseiten ISI-Eigenberichte u.v.m.. Forschungstechniken: Wissenschafts- und Technologieforschung, Delphi-Verfahren, Szenariotechniken, Indikatoren- und Patentanalysen, Bibliometrie. Kontakt: Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI Breslauer Straße 48 D-76139 Karlsruhe Fon: +49 (0)721/6809-0 Fax: +49 (0)721/689152 E-Mail: isi@fhg.de Internet: http://www.isi.fhg.de Im Bereich Vorausschau: Dr. Kerstin Cuhls Fon: +49 (0)721/6809-141 E-Mail: Kerstin.Cuhls@isi.fhg.dw

Optimismusfaktor: !!! ISI kombiniert wissenschaftlich anerkannte Methoden der Technikforschung mit Zukunftsforschungstechniken und wagt den Spagat. Wer so viel Faktenwissen zugrunde legt, muss den schwerwiegenden Kopf mit aller Gewalt nach oben stemmen, um über den Tellerrand blicken zu können. Dass es dennoch gelingt, spricht für die Zukunftsverliebtheit des Instituts, bei aller Unhandlichkeit.

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FutureManagementGroup

„Den gesunden Menschenverstand auf den komplexesten Denkgegenstand anwenden“ „Management ist die Lehre davon, wie man Menschen glücklich macht. Unternehmen sind Problemlöser und Wunscherfüller, und damit machen sie ihre Kunden glücklicher. Manager und Unternehmer müssen die Meister dieser Kunst sein.“ Allein diese Aussage ist schon futuristisch, weil scheinbar Lichtjahre von der Realität entfernt. Sie stammt von Pero Micic, einem der angesagtesten Futuristen im Bereich Zukunftsmanagement, Inhaber des Instituts für Zukunftsmanagement Micic & Partner und Vorstand der FutureManagementGroup AG. Was denn nun wieder Zukunftsmanagement sei? Micic und seine Partner verstehen darunter die Verbindung von visionärer Zukunftsforschung mit den Anforderungen des und der Implantierung von Zukunftswissen in das Alltagsgeschäft. Und um dieses geht es in erster Linie: Zukunftsforschung und Zukunftsmanagement werden als strategische Instrumente von Unternehmen und Organisationen verstanden, um in und mit der Zukunft Schritt halten zu können. Wichtig ist Micic und seinen Partnern vor allen Dingen die individuelle und maßgeschneiderte Produktion von Zukunftschancen. „Viele Zukunftsforscher haben einen Satz von Botschaften, mit denen sie den Unternehmern Standardchancen von der Stange bieten. Wenn aber alle das Gleiche wissen und tun, handelt es sich nicht um echte Zukunftschancen, sondern eher um Notwendigkeiten.“ Micics Technik ist „schlicht die methodisch fein strukturierte Anwendung des gesunden Menschenverstandes auf den komplexesten Denkgegenstand, den es gibt: die Zukunft“. In seinem sich gut verkaufenden Buch „Der Zukunftsmanager“ hat Micic diesen Menschenverstand in fünf Punkte gegossen, die es abzuarbeiten gilt: 1. Zukunfts-Analyse: Welche Entwicklungen kommen in den nächsten Jahren auf das Unternehmen zu? 2. Chancen-Analyse: Welche (Bedrohungen und) Chancen bringen dem Unternehmen diese Veränderungen? 3. Visions-Entwicklung: Wie kann und soll das Unternehmen in fünf oder zehn Jahren aussehen? 4. Diskontinuitäten-Analyse: Wie können wir uns gegen unerwartete Zukünfte rüsten? 5. Strategie-Entwicklung: Was muss jetzt und in Zukunft dafür getan werden? Interessant ist nicht diese Fragenliste als solche, sondern die in mehr als zehnjähriger Forschungsarbeit entwickelte methodische Systematik, der so genannte „StrategieRadar“. Dieser Prozess soll es Führungsteams ermöglichen, die wesentlichen Beobachtungsfelder zu definieren und die in diesen Feldern zu erwartenden Entwicklungen abzusehen, um Bedrohungen und Chancen zu ermitteln. Das System ist eine Mixtur aus den gängigen Methoden der Zukunftsforschung wie etwa Delphi, verschiedenen Szenariomethoden, Weak Signals, Precursors, Issue Analysis, analytischen wie holistischen Entscheidungsverfahren, sowie einer Reihe von uni- und multivariaten Prognosetechniken. Dieses Denksystem wird durch eine Software „FutureManager“ unterstützt. Was den Ansatz von Micic sympathisch und interessant macht: Als ehemaliger Controller ist er davon abgerückt, realitätstaugliche Zukunftsvisionen in der Welt der Zahlen und der Mathematik zu basteln. Es geht ihm auch um eine generelle Einstellung des Menschen zur Zukunft: „Unseren Beitrag zu mehr Zuversicht und Freunde versuchen wir zu leisten, indem wir in unserer Arbeit die Zukunftschancen betonen.“ So schließt sich denn auch der Kreis zum Eingangszitat: Missmut und Utopismus sind der Micic’schen Philosophie gleichermaßen fremd, fußen sie doch beide auf der Unerreichbarkeit von Visionen. Entsprechend lesen sich die Publikationen und hören sich die Vorträge der FutureManagementGroup AG an: Sie sind visionär, realistisch-optimistisch, das Glas ist permanent

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halb voll, so dass der Leser/Hörer allein schon hierdurch mitgerissen wird. Mehr als 250 Zukunftsprojekte, u.a. bei BASF, Bosch, Deutsche Bank, hat Micic mit seinem Team bereits betreut, und bei Siemens, OTTO, Microsoft, , ABB und Swisscom Vorträge und Seminare abgehalten. Woran wieder einmal bewiesen wäre: Eine kleine Portion psychologisches Geschick kann Welten (und sogar Manager) bewegen. Diese Philosophie ist ansteckend, und sie soll es auch sein: In der jüngst von der FutureManagementGroup AG gestarteten "FutureAcademy" werden sogar Banker in 21 Seminartagen mit begleitender Projektarbeit zum Abschluss "Zukunftsmanager" qualifiziert. Ziel ist es, Führungskräfte in praxisorientiertem Zukunftsmanagement auszubilden und somit die Anzahl von Quer- und Innovativdenkern in höchsten Positionen zu vergrößern. Das Motto der Akademie bringt das Erfolgsrezept kurz und knapp auf den Punkt: „Learning from the future“.

Unternehmen: FutureManagementGroup AG, eine Ausgründung von Micic & Partner, Institut für Zukunftsmanagement (gegründet 1991), das sich zunächst ausschließlich auf die Problematik strategischer Früherkennung spezialisierte. Seither gewann die Zukunftsforschung und das sie mit der Unternehmensführung verbindende Zukunftsmanagement eine immer stärkere Bedeutung. Kunden sind sowohl Weltkonzerne und KMU wie auch Non-Profit-Organisationen und Kommunen. Services: Schwerpunkt der Arbeit in Zukunfts-Projekten ist das unternehmerische Zukunftsmanagement, das Entscheidern helfen soll, künftige Veränderungen ihrer Märkte und die daraus erwachsenden Bedrohungen und Marktchancen frühzeitig zu erkennen und vor den Mitbewerbern zu nutzen. Auf der Grundlage methodischer und inhaltlicher Forschung werden Zukunftsprojekte, Workshops, Zukunftsstudien, strategische Beratungen, Systementwicklungen und der Ausbildungsgang zum ZukunftsManagement durchgeführt. Forschungstechniken: Das eigenständig entwickelte „StrategieRadar“, unterstützt von der Software „FutureManager“ – eine Kombination vieler gängiger Methoden wie z.B. Delphi, Szenariomethoden, analytische und holistische Entscheidungsverfahren, uni- und multivariate Prognosetechniken. Basis stellt eine Datenbank der ZukunftsFaktoren dar, die aus den wichtigsten internationalen Zukunftsinformationsdiensten, eigenen Recherchen, Expertenbefragungen und weltweiten Kontakten zu Zukunftsforschern gespeist wird. Kontakt: FutureManagementGroup AG und Micic & Partner Institut für Zukunftsmanagement Claudia Schramm Walluferstraße 3a D-65343 Eltville Fon: +49 (0)6123-7 55 53 Fax: +49 (0)6123-7 55 54 E-Mail: Office@FutureManagementGroup.com Internet: http://www.FutureManagementGroup.com, http://www.Micic.com

Optimismusfaktor: !!!!! Ansteckender und frischer Zukunftsoptimismus, der sich angenehm von heißer Luft abhebt und gerade in depressiven Zeiten nötig ist. Angenehm ist, dass der Mensch nicht als bedrohte Art, sondern als Macher im Zentrum der Micic-Philosophie steht. Herr Micic wünscht uns allen „have a bright future“, wer möchte das nicht erwidern?

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Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI)

Know-how-Tankstelle für Ausbrecher aus dem Denk-Gefängnis Quer- und Vordenker, Tabubrecher und Visionäre brauchen Wissensplattformen, Begegnungsstätten und Diskussionsforen. Das Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI) sieht sich als Schnittstelle zahlreicher Kreuz-und-Querdenker, die Wissen erarbeiten und Komplexitäten verständlich machen wollen. Die selbst ernannte „Know-how-Tankstelle“ ist jedoch kein „Drive-In“ zum schnellen Ideen-Nachtanken: Im GDI hat das heutige aktive Diskutieren der morgigen Realität seit mehr als 40 Jahren Tradition. An den internationalen Tagungen des Instituts nehmen seit Jahrzehnten Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Querdenker teil. Gottlieb Duttweiler gründete 1962 das Institut, das als Ziel seiner Forschungs- und Veranstaltungstätigkeit „den Handel und sein gesellschaftliches Umfeld“ beschreibt. Von einigen als „Sozialkapitalist“ bezeichnet, lebte Duttweiler die Neugier auf die Zukunft vor und revolutionierte mit seinem wirtschaftlichen Handeln eidgenössische und andere ökonomische Denkstrukturen – ihm gelang der Ausbruch in Richtung „soziales Kapital“: Er setzte sein Ideal des Unternehmers, der zwar erfolgreich und frei von staatlichen Fesseln sein Werk vollbringt, aber den Gewinn sozial wirksam werden lässt, in der von ihm 1925 gegründeten Migros AG um. Die von ihm betriebene Verschränkung von Wirtschaft und Gesellschaft sowie seine Zukunftsorientierung bilden noch heute die intellektuelle Basis des Instituts. Er wünschte sich, dass Entscheidungsträger, Meinungsbildner in Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft eine Plattform haben. Ein Blick durch das Seminarangebot offenbart, dass es bei der Plattform nicht um das Breittreten von Plattitüden und Unverbindlichkeiten geht. Vielmehr soll Unternehmern, Denkern und Kunden eine Navigationshilfe durch den sich rasant ausbreitenden Informationsdschungel des Wirtschaftens geboten werden. Individuelle Beratung und professionelle Entwicklung von maßgeschneiderten Management-, Marketing und ECommerce-Strategien bilden eine weitere Säule des GDI-Selbstverständnisses. In verschiedenen Einheiten des Instituts wird neben Trendresearch (im TrendLab) und Gutachtenerstellung auch „Knowledge-Broking“ betrieben und in Unternehmen eingebracht. Die Vierteljahreszeitschrift GDI_IMPULS liefert intellektuelle Sprengsätze, verblüffende Gedankenexperimente und überschreitet die bekannten Grenzen der Wissenschaftsdisziplinen. Dieser Sprengstoff findet sich auch in den Seminaren wieder, wobei gerne auf kernige Formulierungen zurückgegriffen wird: So bietet das Seminar „Böse Mädchen kommen in den Vorstand“ ein Training für Führungsfrauen und Managerinnen zur Förderung ihrer Durchsetzungsstärke an. Im Experimentalseminar „Wie verkauft man Unsichtbares“ wird daran gearbeitet, die heutigen Märkte besser zu verstehen und in den Griff zu bekommen. „Virus-Marketing“ beschäftigt sich mit der Frage, wie Kunden mit ansteckenden Botschaften infiziert werden können. Diese Griffigkeit der Formulierung hat System. Für David Bosshart, den heutigen Leiter des Instituts, ist sie angesichts der allgegenwärtigen Beschleunigung der Gesellschaft und des Zeitstresses eines der wenigen Mittel, um das Verstehen der Gegenwart zu ermöglichen. 100 Jahre in die Zukunft schauen will er nicht: „Ich wäre schon glücklich, wenn ich die Gegenwart verstehen könnte. Mir gibt zu denken, dass wir in der sich beschleunigenden Welt nicht mehr in der Lage sind, den Menschen zu erklären, was in ihrem Umfeld passiert.“ Um das Voraussehen von Zukunft geht es also nicht, eher um das Setzen von zukunftsfähigen Gedanken-Pflöcken und Leitplanken in die Gegenwart. Hierbei müssen eingefahrene und als ausbruchsicher geltende Denk-Gefängnisse überwunden, Mauern eingerissen und intellektuelle Freiräume erkämpft werden. „Viele Think Tanks“, so Bosshart,

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haben eine klare politische Mission.“ Nicht so das GDI, das an die Stelle einer kurzfristigen Machbarkeit von Innovation eher das Vorbereiten möglicher künftiger „kopernikanischer Wenden“ als Leitmotiv des eigenen Forschens rückt. Eines der Tools zum Erkennen möglicher Wendepunkte ist der GDI-Monitor, eine breit angelegte und regelmäßig durchgeführte Befragung von über 200 Entscheidungsträgern aus international tätigen Industrie- und Handelsunternehmen zu aktuellen Entwicklungen und Problemstellungen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Basierend auf diesen empirischen Befunden stellt der GDI-Monitor Thesen in den Bereichen Trendforschung, Kooperationsforschung und Erfolgsfaktorenforschung auf, die es zu diskutieren zu prüfen und umzusetzen gilt. Diese Diskussion wird in Handelstrendlettern des Instituts publiziert und der Öffentlichkeit als „Sprit“ zum Weiterdenken angeboten.

Unternehmen: Gottlieb-Duttweiler-Institut für Wirtschaft und Gesellschaft Forschungsinstitut und Begegnungsstätte für den Handel und sein gesellschaftliches Umfeld, Schwerpunktthemen: Konsum, POS, E-Commerce, Marketing und Management Mitarbeiter: ein 30-köpfiges Team aus Konzeptern, Researchern und Organisatoren. Services: Veranstaltung von Tagungen und Seminaren Erstellung von Trendreports (Auftragsstudien) Gutachten zur Konzeptüberprüfung Knowledge Broking: Vermittlung von Impulsgebern und Experten für Unternehmensprojekte Vermittlung von GDI-Refernten Publikationen: GDI_IMPULS: Vierteljahreszeitschrift für Entscheidungsträger, Forum international renommierter Autoren, Querdenker und Visionäre. Buchpublikationen. Forschungstechniken: GDI-Monitor: regelmäßige Befragung von Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Gesellschaft zwecks Trendresearch und Problemanalyse. Basis: weitverzweigtes internationales interdisziplinäres Netzwerk aus Wissenschaftlern, Praktikern und Querdenkern. Kontakt: Gottlieb-Duttweiler-Institut für Wirtschaft und Gesellschaft Langhaldenstrasse 21 CH-8803 Rüschlikon/Zürich Fon: +41 1 724 61 11 Fax: +41 1 724 62 62 Internet: http://www.gdi.ch

Optimismusfaktor: !!!! GDI betreibt Zukunftsforschung, um die Gegenwart zu verstehen und besser zu machen. Das geballte Know-how gepaart mit frischer Gedanken-Experimentiererei belebt die Szene. Duttweiler lebt.

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Gesellschaft für Zukunftsmodelle und Systemkritik e.V. (GZS)

Engagement im Chaos – für ein besseres Morgen? „Ich mahne, unser Nichtwissen zu respektieren und die Grenzen des Machbaren ethisch einzugrenzen.“ So lautet das Motto von Werner Mittelstaedt, Gründer und Vorsitzender der seit 1977 bestehenden „Gesellschaft für Zukunftsmodelle und Systemkritik“ (GZS). Seit Mitte der 70er-Jahre ist der im Informatikbereich tätige Autor mehrerer Bücher als Zukunfts- und Friedensforscher in verschiedenen Nicht-Regierungsorganisationen und in der kritischen Wissenschaft engagiert. Die Frage muss gestattet sein: Was ist „kritische Wissenschaft“. Antwort: Sie ist eine, die dem Nichtwissen des Menschen Respekt zollt. So verstanden, ist sie eigentlich keine wissenschaftliche Disziplin, die das Reich der Erkenntnis auszuweiten trachtet, wie es die Wissenschaft als ihre Aufgabe sieht. Die Frage nach der Beschaffenheit kritischer Wissenschaft stellt sich auch an die „kritische Zukunftsforschung“, wie sie Werner Mittelstaedt für die Arbeit der GZS reklamiert. Sein Verständnis von Zukunftsforschung ist politischer Natur und durch die Aktivität in der Friedens- und seit einigen Jahren auch in der Anti-Globalisierungsbewegung geprägt. Ausgangspunkte seines Forschens wie Handelns sind einerseits die Betonung der Bedrohung der Welt und die Menschheitskrise, sowie andererseits die Bedeutung der Chaostheorie, die dem „Machbarkeitswahn“ von Wissenschaft und Politik entgegen stehe. Entsprechend wird eine radikale Neubewertung der komplexen Wechselwirkungen in physikalischen, biologischen und gesellschaftlichen Systemen gefordert. Wie sieht Zukunftsorientierung und -gestaltung im Zeitalter zunehmender Chaotisierung und wachsender Menschheitskrisen aus? Die Antwort Mittelstaedts bewegt sich im Rahmen der aus der Umwelt- und Friedensbewegung bekannten Denkmuster: Angesichts der Bedrohungen geht es darum, die „Höher-Schneller-Weiter-Gesellschaft“ wenn nicht umzukehren, so doch zu bändigen. Sein 1997 erschienenes Buch „Der Chaos-Schock und die Zukunft der Menschheit“ erörtert die Fragestellung, wie die Erkenntnisse der modernen Chaostheorie dazu beitragen können, zukunftsfähige Lebensstile im Weltmaßstab zu etablieren. Futuristisch klingt das nicht. Aber muss Zukunftsforschung immer futuristische Szenarien produzieren? Nein. Aber was bedeutet dann der Zusatz „kritisch“? Wohin führen die „gangbaren Wege aus der Krise“, die aufzuzeigen das vorrangige Ziel des „pessimistischen Optimisten“ Mittelstaedt ist? Führen sie in ein „besseres Morgen“ oder in ein geschöntes Gestern? Insbesondere Zukunftsforschung darf sich trauen, über die Selbstbegrenzung des zu respektierenden Nichtwissens hinaus zu denken. Andernfalls läuft sie Gefahr, zum Lautsprecher der Verzukünftigung von Gegenwart zu werden und das unbekannte Zukünftige als bruchlosen Fortsetzungsroman des bekannten Jetzigen zu betrachten, gänzlich unchaotisch. Zwei Gefahren lauern in dem Versuch, Chaostheorie auf Gesellschaft zu übertragen: Einerseits neigen soziale Chaostheoretiker dazu, die Bedeutung flügelschlagender Schmetterlinge über die des handelnden Menschen zu stellen. Indem dieser sich von der Machbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnis und rationalen Handelns zu verabschieden hat, mutiert seine Gesellschaft zu einem quasi-fremdbestimmten System. Zukunftsforschung kann daher, vom Standpunkt der Politikberatung, nur ein warnendes Geschäft sein, das nur eine Richtung des Handelns zulässt: zurück. Andererseits wird Chaostheorie gerne dazu verwandt, das eigene Nichtverstehen von Rahmenbedingungen durch die Beschwörung der Komplexität bisher noch unerforschter Rahmenbedingungen unsichtbar zu machen und somit wissenschaftlich zu legitimieren. Nicht umsonst gewinnt die Chaostheorie gerade in aufgewühlten Zeiten, in der alte

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Gewissheiten, Ideologien, Barrieren und Ordnungssysteme an Bedeutung verlieren, in den Sozialwissenschaften mehr und mehr Einfluss. Interessant ist auch, dass sich zeitgleich zur Verchaotisierung eine Eintrübung des Zukunftsdenkens – lasst uns das Schlimmste verhindern! – beobachten lässt. Die Publikation „Blickpunkt Zukunft“ der GZS, die seit 1980 mit geringer Auflage wacker durchhält, stellt die intellektuellen Rahmenbedingungen dar, innerhalb derer die „Gesellschaft für Zukunftsmodelle und Systemkritik“ Zukünfte futurologisch erforscht und ethisch-moralisch-politisch fordert. Die Verquickung von Zukunftsforschung und Friedensund Konfliktforschung ist eng, so eng, dass angesichts des aktuellen Problemdrucks (Stichwort: 11. September) weitschweifenden Visionen wenig Luft zum Atmen bleibt.

Unternehmen: Gesellschaft für Zukunftsmodelle und Systemkritik e.V. (GZS) Gegründet 1977 als gemeinnütziger Verein 60 Vereinsmitglieder, 9 Beitragsmitglieder, 1 ehrenamtlicher Vorstand Services: Veröffentlichung der Zeitschrift „Blickpunkt Zukunft“ seit 1980. Sonderdrucke, Buchpublikationen von Werner Mittelstaedt, Vorträge in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. Kontakte bestehen zu Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Institutionen aus den Bereichen Zukunftsforschung, Umwelt und Ökologie sowie unterschiedlichsten Nichtregierungsorganisationen und Initiativen der Neuen Sozialen Bewegungen. Forschungstechniken: Kritische Zukunftsforschung (Futurologie) nach Ossip K. Flechtheim und Robert Jungk, Trendexpolation, Gesellschafts- und Wissenschaftskritik. Kontakt: Gesellschaft für Zukunftsmodelle und Systemkritik Herrn Werner Mittelstaedt Drostenhofstraße 5 48167 Münster E-Mail: Werner.Mittelstaedt-GZS@t-online.de Internet: http://www.zukunft-gzs.de

Optimismusfaktor: !! Die Betonung von „Kritik“, „Chaos“, „Ethik“ und den Gefahren der „Machbarkeit“ und des „Wissens“ stilisieren Zukunft zu etwas, das dringend einen politischen Notausgang bräuchte. Die Zukunft GZS hat Grenzen und Mauern – mehr als ihr gut tun.

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Rolf Homann Futures Design

Rent-A-Zukunftsforscher Zweimal im Jahr, so rät der Zukunftsforscher Rolf Homann, solle man “über den Tellerrand des Jetzt” hinausschauen. Damit meint er nicht, man solle die Tourismusbranche ankurbeln, die, seiner Studie zufolge, vor epochalen Umstrukturierungen steht. Homann meint den geistigen Tellerrand des Jetzt, nicht den räumlichen, und er meint nicht nur den im Alltag zu ersticken drohenden Unternehmer, sondern letztendlich alle Menschen. Homann arbeitet seit 20 Jahren in der Zukunftsforschung. Er war lange Jahre CouncilMitglied der World Futures Studies Federation, ist Mitherausgeber der Futures Research Quarterly der angesehenen World Future Society und Mitglied der Schweizer Gesellschaft für Zukunftsforschung. Seine langjährige Erfahrung mit Zukunftsseminaren, Zukunftsberatung und Vorträgen bei verschiedenen Unternehmen sind die praktische Basis seiner Arbeit und seines „Zwei-Mann-Betriebes“, der Rolf Homann Futures` Design. Ein Einzelkämpfer ist Homann mithin nicht. Im Gegenteil: In der Zukunftsforschungs-Szene ist er bekannt, was auch seine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen dokumentiert. Seine im Januar 2002 publizierte Studie „Die Zukunft des Tourismus“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Zukunftsinstitut von Matthias Horx. Homann kombinierte hier seine Erfahrungen als Forscher einerseits und als Reisejournalist andererseits. Seiner Ansicht nach ist der „lineare Boom der Reisebranche“ und das stetige Wachstum des Massentourismus am Ende. Der Trend zur Event- und Traumgesellschaft, kombiniert mit den Megatrends Gesundheit und Wellness, Ageing Society und Individualisierung wird einen dem kritischen und empowerten Kunden maßgeschneiderten und handgemachten Tourismus entstehen lassen und diesen zur „kommenden Leitökonomie“ machen. Touristenburgen gehören der Vergangenheit, Bed-and-Breakfast und Urlaub im Umland hingegen wieder der Zukunft an. Doch Rolf Homann ist nicht nur Tourismusexperte. In der Vergangenheit hat er umfangreich zu kulturellen Themenbereichen geforscht. Sein 1998 erschienenes Buch „Zukünfte – heute denken morgen sein“ geht weit über den Freizeit- und Kulturbereich hinaus. Mit den neuen Medien und Technologien ist der Forscher ebenso vertraut wie mit den Veränderungsprozessen der Arbeitswelt. Daher ist er als Kommentator gefragt und hält auch mit seiner Meinung nicht hinterm Berg: Das Internet brandmarkte er als Jobkiller, bevor es andere ihm nachtaten. Mit seiner Firma vermarktet sich Homann letztlich selbst. Das 1989 in Zürich gegründete Unternehmen hat sich auf die Ausrichtung und Veranstaltung von Zukunftswerkstätten und Zukunftsberatungen, Vorträgen über Zukunft sowie auf journalistische Arbeit zum Thema Zukunft verschrieben und dient dem fast 60-Jährigen als Plattform. Mit großem Erfolg: Als Referent zu Zukunftsthemen, Bildungs- und Multimediathemen bis hin zu sinologischen Inhalten hat er die halbe Welt bereist. Seit Anfang 2003 gehört er auch zu den Zukunftsreferenten des Zukunftsinstituts von Matthias Horx in Kelkheim. Homann ist ein Paradebeispiel für einen der klassischen Haupttypen in der Zukunftsforscherszene: Er ist ein „Allrounder“, der auf Basis seines vielschichtigen Wissens, für das er keine Datenbanken braucht, in der Lage ist, zu vielen Themen fundiert Stellung zu beziehen. Eine aussterbende Spezies im Zeitalter der Prognostiker und Zukunftsberechner? Hoffentlich nicht.

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Unternehmen: Rolf Homann Futures`Design Gegründet 1989 in Zürich, Inhaber Rolf und Alu Anna Homann Services: Das Unternehmen hat sich auf die Veranstaltung von Zukunftswerkstätten, Zukunftsberatung, Vorträge über Zukunft sowie journalistische Arbeiten über die Zukunft spezialisiert. Aber auch die Moderation von Fernsehsendungen und die Erstellung von Szenarien und Trends sowie Seminar- und Konferenzberatung gehören zum Dienstleistungsangebot. Publikation zahlreicher Artikel, Studien und Bücher in Verbindung mit unterschiedlichen Zukunftsforschungsinstitutionen Forschungstechniken: Bei der Ausrichtung von Zukunftswerkstätten in der Tradition von Robert Jungk stehend, kombiniert Homann verschiedene der traditionellen Zukunftsforschungsmethoden, je nach Art des Auftrags und des Auftraggebers. Er greift auf Datenbanken von Forschungsinstituten sowie auf das Internet zurück. Kontakt: Dr. Rolf Homann Rötihalde 8 CH-8820 Wädenswil Fon: + 41 1 7806995 E-Mail: rolfhomann@homann.ch Internet: www.homann.ch

Optimismusfaktor: !!! Vielseitig, vielfältig, vielsagend, durchblickend und vorausschauend.

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HypoVereinsbank Group – Trend Research

Forsche(nde) Banker Wer bislang dachte, Zukunftsforschung in einer Bank beschränke sich auf Zins- und Kursprognosen, auf Geldanlagetipps für morgen und die Rendite von übermorgen, der ist von vorgestern. Zumindest aber kennt er das Trend Research Team der HVB-Group nicht. Die kleine interdisziplinäre Einheit, die zur Zeit nur aus zwei Forschern besteht, ist der volkswirtschaftlichen Abteilung zuzurechnen, lehnt sich aber nicht selten angenehm weit aus dem Fenster. Im Zentrum der Arbeit stehen langfristige Zukunftsfragen, die für die Bank wie für ihre Kunden von grundsätzlicher Bedeutung sind. Wer seine Aufgabenstellung so weiträumig fasst, kann sich vielen Themen öffnen. Das Team um Andreas Heigl und Monika Hartmann hat fünf Makrotrends identifiziert und im TrendBuch 2001 der Bank zusammengefasst, zu denen feste geforscht wird: 1. 2. 3. 4. 5.

Ageing Society Virtualisierung New Work Rational Overchoice Glokalisierung

Zur Beackerung des so aufgespannten Feldes werden die klassischen Methoden der Trendund Zukunftsforschung verwendet: Neben Szenarioanalysen und –werkstätten werden Bevölkerungsvorausschätzungen, Delphi-Studien und Zukunftswerkstätten abgehalten. Zurückgegriffen wird auf offizielle Datenquellen, internationale Organisationen sowie auch Wirtschaftsdatenbanken und externe Studien. Inhalte und Außenwirkung der Studien des Trend Research der HVB-Group können sich sehen lassen. Während im Frühjahr 2002 noch allenthalben der 11.-September-Schock das wirtschaftliche Vorausdenken zügelte oder in triste Farben eintauchte, setzten die Trendresearcher der Bank in ihrer Studie „UMTS: Schrittmacher des Mobilfunks?“ der weit verbreiteten Ansicht, UMTS werde ein Flop, verhaltenen Optimismus entgegen. Auch in dieser Studie wurden die für Zukunftsforschung üblichen Szenarien entworfen. Das Ergebnis: „In drei der vier Szenarien bestehen gute Aussichten im UMTS-Geschäft.“ Für Banken und ihre Kunden natürlich ein sehr wichtiger Bereich ist das Thema Altersvorsorge. Auch hier arbeiten die Zukunftsforscher der Münchener Bank an neuen Analysen. Der Makrotrend Ageing Society hat, so Andreas Heigl, nicht nur Auswirkungen auf die Rentenkassen, sondern auch auf die Aktienmärkte, den Tourismus-, den Gesundheitsund den Immobilienmarkt. Moment: Ageing Society beeinträchtigt den Aktienmarkt? „Wenn immer weniger Menschen nachrücken, gibt es auch immer weniger potenzielle Aktienkäufer mit der Folge, dass die Nachfrage ausbleibt und die Kurse fallen“, so Heigl. „Geburtenstarke Jahrgänge, die 2015 ins Rentenalter kommen, werden große Schwierigkeiten haben, Käufer für jene Aktien zu finden, die sie zur Altersvorsorge angespart haben.“ Auf Basis der identifizierten Makrotrends ist es dem kleinen Team möglich, zu vielen konkreten Themen, etwa in Form von Change-Studien, in Policy-Briefs zu wirtschaftspolitischen Fragestellungen oder in Zeitungsartikeln und Interviews Stellung zu nehmen. Die Entwicklung der wichtigsten Makrotrends können im jährlich erscheinenden TrendBook nachgelesen werden.

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Unternehmen: Hypo-Vereinsbank Group AG, Volkswirtschaftliche Abteilung, Trend Research Services: Analysen von für die Bank und ihre Kunden interessanten Zukunftsfragen entlang der identifizierten Makrotrends „Ageing Society“, „Virtualisierung“, „New Work“, „Rational Overchoice“ und „Glokalisierung“, Veröffentlichungen in Change-Studien, Policy-Briefs und dem jährlich erscheinenden TrendBook. Forschungstechniken: Szenarioanalyse /-workshops, Delphi-Studien, Zukunftswerkstätten; Research-Basis sind offizielle Datenquellen, internationale Organisationen, Wirtschaftsdatenbanken sowie externe Studien. Kontakt: Hypo Vereinsbank AG Volkswirtschaft / Trend Research Am Tucherpark 16 D-80311 München Dr. Monika Hartmann: Fon: +49 (0)89 / 378-25366 E-Mail: monika.hartmann01@hypovereinsbank.de Dr. Andreas Heigl: Fon: +49 (0)89 / 378-21552 E-Mail: andreas.heigl@hypovereinsbank.de Internet: http://www.hypovereinsbank.de

Optimismusfaktor: !!!! Zukunftsforschung auf hohem Niveau, wo man sie nicht unbedingt erwartet. Das Trend Research Team der HVB-Group zeigt, dass man auch in den Glasfassaden der Bankentürme Fenster öffnen und sich weit hinauslehnen kann.

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ICEBERG Consulting Gesellschaft für angewandte Trendforschung GmbH

Thought-Food für Weitblicker: frisch, nicht tiefgekühlt Auf den Ursprung des Firmennamens angesprochen, sagt Roland Gieske, Gründer und Geschäftsführer der ICEBERG Consulting: „Die Titanic sank wegen menschlicher Arroganz und mangelnder Weitsicht. Sie sank, weil der Kapitän den schicksalsentscheidenden Teil des Eisbergs rammte, der unsichtbar im Wasser lag.“ Daraus ergibt sich eine Unternehmensphilosophie: ICEBERG redet nicht über das Offensichtliche, auch nicht über das Wetter oder Seekarten, sondern analysiert das Noch-nicht-Offensichtliche, kratzt an der Oberfläche, legt die tatsächlichen Konturen von Trends frei und springt auch gerne einmal, um beim Bild zu bleiben, für seine Klienten ins kalte Wasser. Das Consulting-Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, die entscheidenden Trends, Signale und Dynamiken in der gegenwärtigen Informations- und Datenflut zu identifizieren, um Unternehmen eine sichere Navigation durch turbulente Geschäftsumfelder zu gewährleisten. Das Bremer Unternehmen für Strategie- und Kommunikations-Beratung erstellt für seine Auftraggeber Handlungsleitlinien, Strategiepläne und Kommunikationsprodukte, füttert sie mit zukunftsrelevanten, zuweilen auch futuristischen und fantastischen Inhalten, Szenarien und Visionen und sorgt somit für eine unternehmensin- wie externe Profilierung in Richtung Zukunft. Die Strategieprojekte von ICEBERG basieren auf Zukunftsszenarien und münden in sehr konkrete Strategien und Handlungsempfehlungen. Großkunden wie DaimlerChrysler, Commerzbank oder die ARD nutzen die ICEBERG-Methode Vision Design® zur unternehmensinternen Szenarienentwicklung und Strategieplanung. Diese gilt es auch nach „außen“ zu transportieren, daher ist ein entsprechendes zukunftsoffenes Kommunikationskonzept Teil des ICEBERG Serviceangebots. Gieske & Co. sind kompetente Ansprechpartner, wenn es um kreatives und futuristisches Consumer Relationship Management (CRM), oder in ICEBERG-deutsch: „Consumer Impact Programme“, geht. Das multidisizplinäre Team aus Akademikern, Managern und Publizisten hat insbesondere im Bereich der Unternehmens-Kommunikationsmedien neue Produkte ersonnen, die die alten, klassischen Firmen-Newsletter museumsreif erscheinen lassen. So können anlässlich eines Firmenjubiläums oder sonstigem „ThemenBücher“ oder „VisionBooks“ individuell angefertigt werden. Visionär-spekulativ, manchmal auch provokativ und fantastisch vom Inhalt, hochwertig und ästhetisch von der Gestaltung, transportieren diese Informationsmittel als Unikate von Sammlerwert nicht nur die Visions- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen, sondern vertiefen auch das Verhältnis zum Kunden. „VisionBooks“ sollen wie ein Meteor aus der Zukunft punktgenau in der Meinungslandschaft des Lesers aufschlagen. Auch TrendLetter im herkömmlichen Format werden von ICEBERG im Kundenauftrag produziert. Die Zeiten, in denen Unternehmenspost zu Recht ignoriert wurde, passen nicht in die ICEBERG-Zukunft. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen je nach Absprache mit dem Auftraggeber bei Branchen-, Industrie- und Dienstleistungstrends, aber auch anspruchsvolle Zeitgeist-, Management-Themen und Zukunftstrends werden behandelt. Grundlage der strategischen Berater- und publizistischen Kommunikationsstätigkeit von ICEBERG ist ein großer Pool an Zukunftswissen, den das Team mit seinem Mitarbeiter- und Partnerstab seit 1988 aufgebaut hat. Die Expertisen im Bereich Trend- und Zukunftsforschung werden auch in Vorträgen, Konferenzen und Buchpublikationen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

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Seine Qualitäten als Trendforscher, Weitseher und unterhaltsamer Schreiber hat Gieske, studierter Mathematiker und Informatiker u.a. in dem viel beachteten Buch „Habitamus 2010 – mehr als gewohnt“ unter Beweis gestellt. Szenarien des zukünftigen Wohnens werden präsentiert und die spannende Frage beleuchtet, wie aus den Immobilien der Gegenwart individuell zugeschnittene „Mobilien“ der Zukunft werden.

Unternehmen: ICEBERG Consulting Gesellschaft für angewandte Trendforschung GmbH; Gegründet 1988 in Bremen; Geschäftsführung: Roland Gieske; 5 feste Mitarbeiter, 7 Partner: Akademiker, Soziologen, Manager, Publizisten. Services: Entwurf von CRM-Arbeitsmodulen zur Formulierung von Klient-Kunden-Verhältnissen, CRMRelationship-Design, Strategieplanung, Workshops, Team-Coaching, Vorträge; Restrukturierung und Organisation von Unternehmenskommunikationsmodellen Publikationen: „Habitamus 2010 – mehr als gewohnt“, 1999; „Deutschland 2010 – drei alternative Zukunfts-Szenarien nach dem 11. September“, 2002; „Das CRM Rotbuch – die zweite Generation des Relationship-Managements“, 2002; regelmäßige TrendLetter und Trend Dossiers. Forschungstechniken: Szenariotechniken (Vision Design ®); Corporate Skin ©: Trend Sensor System für Life-Science Unternehmen; Primär- und Sekundärforschung (Kooperation mit Enmid-Institut); Experteninterviews, Auswertung internationaler Datenbanken. Kontakt: ICEBERG Consulting Gesellschaft für angewandte Trendforschung GmbH Oberneulander Landstraße 42 D-28355 Bremen Fon: +49 (0)421 468 22 55 Fax: +49 (0)421 468 22 56 E-Mail: info@iceberg-consulting.com Internet: http://www.iceberg-consulting.com

Optimismusfaktor: !!! Strategieberatung mit futuristischer Auslegung. Doch das Angebot der VisionBooks klingt nach Zukunfts-Make-up für Unternehmen, die über die eigene Zukunft selbst wenig zu sagen haben.

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Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)

Brückenbauer zwischen Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften Wer den Begriff Technikfolgenabschätzung zum ersten Mal hört, denkt zumeist an Katastrophen-Nachbereitung: Wissenschaftler, die die Konsequenzen von Chemie- oder Atomunfällen untersuchen, verseuchtes Gelände erkunden, die Scherben des technischen Fortschritts aufsammeln und daraus Folgen für künftiges gesellschaftliches Verhalten formulieren – oder auch nicht. Fast immer ist diese Vorstellung verbunden mit dem Vorwurf des „Ewig-Zu-Spät-Kommens“, eben der Nachbereitung. Doch eigentlich ist „Technikfolgenabschätzung“ („technology assessment“) ein ganz anderer Prozess; er beginnt nicht erst dann, wenn Technik unabschätzbare Folgen produziert, sondern bewirkt in seiner Reinform eine bewusste und kontrollierte Implementierung von Technologien in das Leben der Menschen. Im Kanon der verschiedenen Forschungsbereiche, die sich mit „Zukunft“ im weitesten Sinne befassen, kommt der Technikfolgenabschätzung daher eine wichtige Mittlerrolle zu. Sie will auf Basis der Analyse technischer Innovationen Antworten auf gesellschaftliche Bedarfs- und Problemlagen liefern und somit der Gesellschaft einen informierten und bewussten Umgang mit Technik ermöglichen. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit des Instituts für Technikfolgenabschätzung ITAS steht die umfassende Analyse und Bewertung der Entwicklung und des Einsatzes von Technik in Wechselwirkung mit gesellschaftlichen Wandlungsprozessen. ITAS ist eines von 22 Instituten des Forschungszentrums Karlsruhe (FZK) und Mitglied der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) und wird als GmbH zu 90 Prozent vom Bund (BMBF) und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg getragen. Die Ergebnisse der Arbeiten von ITAS wenden sich an Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, an betroffene gesellschaftlichen Gruppen und die interessierte Öffentlichkeit. Nur eingefleischte Zyniker vermuten hinter dieser Ausrichtung eine staatlich gesponserte PR-Agentur für schwer vermittelbare Technologien. Andererseits handelt es sich bei ITAS auch nicht um eine technikfeindliche und alarmistische Lobbygruppe. Die hier bearbeiteten Fragestellungen sind vielmehr von elementarer Bedeutung für die zukünftige Entwicklung von Gesellschaften: Wie kann sichergestellt werden, dass einerseits der Forschungs- und Wissenschaftsapparat registriert, was außerhalb der Labors gedacht und befürchtet wird, und wie kann gewährleistet werden, dass die Menschen nachvollziehen können, was Wissenschaft und Forschung leisten? Wer aktuelle Wissenschaftsdebatten verfolgt, weiß, dass gerade diese Schnittstelle oftmals einem Schützengraben gleicht, an dem entlang allerhand ideologische Fronten verlaufen. Kommunikation findet hier selten Auge in Auge, offen, sachlich und kritisch statt, oft verkommt sie zu Vorurteils-Bestätigungs-Ritualen. Diese Diskursebene meidet das ITAS, und das ist auch gut so: Ihre Forschungen orientieren sich an konkreten Problemen, aktuellen Technologieentwicklungen sowie aufgeworfenen Fragestellungen der politischen Öffentlichkeit. Für Armin Grunwald, Leiter des ITAS, stellt sich die Wissen schaffende und verbreitende Aufgabe des Instituts wie folgt: „Kennzeichen problemorientierter Forschung ist der Anspruch, die Differenzen von Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften zu überbrücken und mit Hilfe der Problemorientierung zu inter- und tranzdisziplinären Ansätzen zu kommen und die wissenschaftlichen Analysen mit den Handlungsorientierungen und Interessen gesellschaftlicher Entscheidungsträger zu verknüpfen.“ Wie eng die Verknüpfung in beide Richtungen ist, belegen einerseits die vielfachen Kooperationen des Instituts mit Universitäten; andererseits betreibt ITAS seit 1990 das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB). Zum Arbeitsprogramm des TAB gehören die Durchführung von Projekten der TechnikfolgenAbschätzung und die Beobachtung wichtiger wissenschaftlich-technischer Trends und damit zusammenhängender gesellschaftlicher Entwicklungen (Monitoring).

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Die aktuelle Arbeit des ITAS gliedert sich in vier Forschungsbereiche und orientiert sich damit deutlich an den aktuellen ethischen Fragestellungen und öffentlichen Streitpunkten: -

Nachhaltige Entwicklung Effiziente Ressourcennutzung Neue Technologien und Informationsgesellschaft Theorie und Methodik

Neben zahlreichen Buchpublikationen, unter anderem der Reihe „Gesellschaft – Technik – Umwelt“ im Frankfurter Campus Verlag, publiziert das ITAS seit zehn Jahren die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift „Technikfolgenabschätzung – Theorie und Praxis“ (Früher „TA-Datenbahn-Nachrichten“), in der Interessierte in Legislative, Exekutive, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit über aktuelle Entwicklungen im Bereich Technikfolgenabschätzung und verwandten Forschungsansätzen (u.a. Innovationsstudien, Technologie-Monitoring, Zukunftsstudien, Evaluationsstudien für Forschungs- und Entwicklungsprogramme) informiert werden.

Unternehmen: Das Institut für Technikfolgenabschätzung (ITAS) ist ein außeruniversitäres Forschungsinstitut des Forschungszentrums Karlsruhe GmbH. Das ITAS ist 1995 aus der zwanzig Jahre zuvor gegründeten Abteilung für angewandte Systemanalyse (AFAS) hervorgegangen und zum Institut erhoben worden; heute hat es etwa 60 Mitarbeiter, davon etwa 50 im wissenschaftlichen Bereich. Seit 1990 betreibt das ITAS als besondere organisatorische Einheit das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag. Services: Technikfolgenabschätzung als problemorientierte Forschung in den Bereichen „Nachhaltige Entwicklung“, „Effiziente Ressourcennutzung“, „Neue Technologien und Informationsgesellschaft“. Adressaten von Studien und Publikationen sind sowohl Wissenschaft und Politik als auch Wirtschaft und die breite Öffentlichkeit. Forschungstechniken: Szenarienbildung, umweltökonomische Modellierung auf der Basis von Input/OutputTabellen des Statistischen Bundesamtes, Stoffstromanalysen, projektbezogene Experteninterviews, Umfragen, Medienanalysen Kontakt: Forschungszentrum Karlsruhe Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) Postfach 3640 D-76021 Karlsruhe Tel.: +49 (0)7247 – 82 2501 Fax: +49 (0)7247 – 82 4806 Internet: www.itas.fzk.de Optimismusfaktor: !!! Rationale und unaufgeregte Einblicke in die Zukunft tun gut und sind wichtig, gerade auf Themenfeldern, die gerne dazu herangezogen werden, um auf ihnen politische und ideologische Schützengräben einzuziehen. Das ITAS ist eine funktionierende Alarmismusbremse.

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Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, Österreich

„Zukunftsgestaltung von unten“ „Zwei Milliarden Arme weltweit, ökologische Verwüstungen allen Orts, Artensterben, menschenverursachter Klimawandel – die Probleme sind bekannt, Lösungen jedoch nicht in Sicht.“ So beschrieb Klaus Firlei, Präsident der Robert-Jungk-Stiftung, die Lage der Menschheit im Jahre 2001. Diesen Satz hätte man problemlos dem 30 Jahre älteren Bericht „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome zur Lage der Menschheit aus dem Jahr 1972 entnehmen können. Viele sind inzwischen von der Weltsicht der intellektuellen DoomsdayPropheten von einst abgerückt, sind sachlicher, konkreter und wissenschaftlicher geworden, wohl in der Forschungsarbeit, jedoch nicht immer im Tenor. Die 1986 gegründete Robert-Jungk-Stiftung begreift Zukunftsforschung als politische Aufgabe: In ihr werden Fragen der Friedensforschung und -politik, des Umweltschutzes mit Fragen der technologischen und sozialen Weiterentwicklung der Menschheit und des Planeten verbunden und analysiert. Ihr Gründer und Namensgeber Robert Jungk datiert den Beginn seiner persönlichen zukunftsforschenden Tätigkeit auf das Jahr 1967 zurück, motiviert von der Erkenntnis, dass die Friedensbewegung „zu wenig Vorstellungen einer konkreten zukünftigen friedlichen Welt“ habe. Der frühere Sozialist, Ostermarschierer, Aktivist in der Anti-Atom-Bewegung und Träger des alternativen Nobelpreises warnte in zahlreichen Büchern vor den Gefahren unmenschlicher Technisierung, des Atomstaates sowie der Naturzerstörung und gilt bis heute als eine der Koryphäen der Umwelt- und Friedensbewegung. Das Institut sowie die „Internationale Bibliothek für Zukunftsfragen“ sehen sich als Träger des Jungk’schen Erbes und führen die Arbeit in seinem Sinne weiter. Diese besteht aus der Sammlung und Bewertung von Zukunftsliteratur/wissen, der Durchführung von Studien, Projekten und Recherchen sowie in der Moderation von „Zukunftswerkstätten“. Die Idee der Zukunftswerkstätten entwickelte Jungk in den 60er-Jahren. Sein Ziel war es, „Betroffene zu Beteiligten zu machen“, die Menschen an der Kritik, der Entwicklung von Fantasie sowie der Realisierung von Veränderungen im Sinne des Bürgerpartizipation aktiv zu beteiligen. Ein System, das sich heute auch Beliebtheit in Unternehmenszusammenhängen erfreut. „Mit Fantasie gegen Routine und Resignation“ lautet das Motto der Zukunftswerkstätten, die heute auch in Kommunen, Schulen, Universitäten und Organisationen von der Robert-JungkStiftung veranstaltet werden. Eine feststehende, von politischen Grundsätzen und Wertvorstellung bestimmte Ausrichtung eines Forschungsinstituts birgt immer die Gefahr einer gewissen Einseitigkeit bzw. Überbetonung des eigenen selbst gewählten Schwerpunkts. Zweifelhaft wird es hingegen, wenn diese Überbetonung Ergebnis bewussten Handelns ist – ein Phänomen, vor dem insbesondere auch umwelt- und friedensbewegte Kreise nicht gefeit sind, auch die RobertJungk-Stiftung nicht. Aussagen wie die eingangs zitierten vom Präsidenten der Stiftung sind nicht geeignet, als Beleg für die Exzellenz und Qualität des wissenschaftlichen und forschenden Tuns der Stiftung herangezogen zu werden. Zukunftsforschung, die auf Plattitüden, Weltuntergangsszenarien, groben Verallgemeinerungen und höchst umstrittenen Vereinfachungen basiert, kann in zweierlei Richtungen mutieren: Entweder sie verliert die Zukunft aus dem Blick, da sie „Zukunft“ nur als Energiesparvariante der Gegenwart zu denken imstande ist; oder aber sie hört auf, Forschung zu sein, weil sie sich der Realität wissenschaftlicher Fortschritte nicht öffnet. Ein weiterer Umstand bringt konstruktive Zukunftsdenker-Stirne dazu, sich in Falten zu legen. In der Liste „Top Ten 2001 der Zukunftsliteratur“, empfohlen von der Robert-JungkBibliothek für Zukunftsfragen, findet sich an vierter Position Franz Alt mit seinem Werk „Agrarwende jetzt“. Ob es nur die durch die öffentlichen Debatten über die Ereignisse in der Landwirtschaft waren, die Alt in dieses Ranking hievten, bleibt unbekannt. Ihn aber als

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„virtuos formulierenden Sachbuchautor“ zu beschreiben, der „wichtige Impulse setzt, die herkömmlicher Praxis unserer Lebens- und Wirtschaftsweise zu hinterfragen“, wie Walter Spielmann, in der Stiftung zuständig für die Forschungsbereiche Germanistik und Geschichte, es in seiner Rezension tut, zeugt von einer für Wissenschafter und ernsthafte Forscher auffälligen Flexibilität im Umgang mit den eigenen Standards. Das schriftstellerische Treiben von Franz Alt kann mit vielerlei Attributen belegt werden, der bekannte Kabarettist Wolfgang Nitschke nannte den pazifistisch-ökologisch-religiöskonservativ-pessimistischen Schwerdenker einst den „Mann mit dem Urknall“. Man kann ihn auch anders nennen, allerdings kaum „Zukunfts-“, geschweige denn „-forscher“. Robert Jungk hätte sich zu Lebzeiten gegen eine Interpretation seiner Maxime „Zukunftsgestaltung von unten“, die mit „unten“ nicht die Menschen, sondern das wissenschaftliche Niveau meint, bestimmt heftig zur Wehr gesetzt.

Unternehmen: Robert-Jungk-Stiftung Gegründet 1986 gemeinsam mit der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg. Mitarbeiter: neben Geschäftsführung und Präsident drei wissenschaftliche Mitarbeiter mit universitärer Ausbildung, zusätzlich freie Mitarbeiterinnen. Services: Die JBZ sammelt, sichtet und analysiert zukunftsrelevante Informationen aus zahlreichen Wissensgebieten. Zudem werden neben öffentlichen Veranstaltungen und Kongressen „Zukunftswerkstätten“ in Unternehmen, Kommunen, öffentlichen Einrichtungen und Organisationen veranstaltet. Publikationen: das zweimonatlich erscheinende Periodikum „Pro Zukunft“, das über die wichtigsten Neuerscheinungen im Bereich Zukunftsdiskurse informiert. Die Bibliothek kann auch als Rechercheapparat genutzt werden: Literaturrecherchen und Kopierdienste können in Auftrag gegeben und die eigene Literatur bestellt werden. Forschungstechniken: Transdisziplinäre Beobachtung und Bewertung von Zukunftstrends und -entwicklungen („Sreening“). Datenbasis: Buchmarkt, eigener Bibliotheksbestand, Zeitschriften, graues Material, Internet. Zukunftsgestaltung von unten durch Zukunftswerkstätten. Kontakt: Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen Robert-Jungk-Platz 1 A-5020 Salzburg Fon: +43 (0)662 / 873206 Fax: +43 (0)662 / 873206-14 E-Mail: jungk-bibliothek@salzburg.at Internet: http://www.jungk-bibliothek.at

Optimismusfaktor: !!! Bewusst nennt sie sich Bibliothek für „Zukunftsfragen“, und nicht für „Zukunftsantworten“. Es riecht nach „Öko-kalypse“ und „Zukunftsbewältigung“. Aber eine Bibliothek ist immer, was man daraus macht.

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Münchener Institut für Zukunftsforschung – MIZ

MIZ – ein Entwicklungshelfer der deutschen Zukunftsforschung? Zukunftsforschung mag von manchem Skeptikern als Glaskugelschau, Kaffeesatzleserei oder Scharlatanerie bezeichnet werden – angesichts einiger Vertreter der Zunft auch nicht ganz zu Unrecht. Dennoch sind gerade ernsthaft und verantwortungsbewusst handelnde Menschen, Unternehmen und Institutionen auf fundiertes Zukunftswissen angewiesen. Gerade jene Skeptiker, die Trendgurus und Zukunftsdeuter herablassend ablehnen, meinen, einen besseren Trog gefunden zu haben, aus dem sie ihre (Zukunfts-)“Weisheit“ mit Löffeln essen. Lamentieren nutzt also nichts, jeder spekuliert auf Veränderungen und versucht, sich für die Zukunft fit zu machen. Zukunftsforschung ist demnach keine Option, sondern ein Zwang, mithin nicht eine Frage des „Ob“, sondern nur des „Wie“ – eine Frage der Methodik. Gerade auf diesem Feld versucht das 1998 gegründete Münchener Institut für Zukunftsforschung (MIZ), den Mangel an allgemeingültigen Forschungsstandards zu beheben. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, „wissenschaftliche Grundlagenforschung mit anwendungsorientierter Strategieplanung zusammenzubringen“. Die Entwicklung von Qualitätsstandards in der Zukunftsforschung wird als dringend notwendig beschrieben, und zwar aus mehreren Gründen: Zum einen wächst der Bedarf an Zukunftswissen in einer Zeit beschleunigter Veränderungsprozesse und sinkender Halbwertzeiten von Wissen und Erfahrungswerten, was den Prognosemarkt zu einem Wachstumssegment sowohl im Bereich von Politik- als auch bei der Unternehmensberatung macht und somit zahlreiche selbsternannte Zukunftsseher auf den Plan ruft. Zum anderen reicht es nicht aus, Zukunftswissens-Sucher als passive Empfänger der hypermodernen Weisheiten anzusprechen. Da Zukunft nicht gewusst, sondern nur entwickelt werden kann, ist die Aneignung von Zukunftswissen ein proaktiver Prozess. Forschen alleine genügt nicht; es gilt, Zukunftswissen gewinnbringend zu vermitteln („Consulting von Zukunftswissen“). Gerade das Scheitern vieler Prognosetechniken unterstreicht dies. Für die Münchner Zukunftsforscher stehen für die Generierung und Anwendung von Zukunftswissen soziokulturelle Veränderungen und gesellschaftliche Potenziale im Vordergrund. Eine effizient-moderne unternehmerische Strategieplanung muss sich an diesen Dynamiken orientieren und von einer formel- und mathematikbasierten Errechnung von Zukunft („Methodenfixiertheit“) Abstand nehmen. Das MIZ verortet sich selbst an der Schnittstelle von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und deckt diesen durch ein umfangreiches interdisziplinäres Netzwerk von Wissenschaftlern und Beratern ab. Dr. Reinhard Bauernfeind, Kultur- und Sozialwissenschaftler und MIZ-Consultant für den Bereich Wirtschaft und Kultur, sieht Deutschland in punkto Zukunftsforschung als „Entwicklungsland“ mit einer starken Gegenwarts- und Vergangenheitsorientierung, das durch seine nationalen Hang zu Nabelschau seine Zukunft aufs Spiel setzt: „So existieren in Deutschland derzeit ca. 1.500 staatlich geförderte Institutionen, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen, und nur 2,5, die sich mit der Zukunft beschäftigen.“ Ein hartes Urteil, aber es könnte helfen, die eigenen Qualitätsstandards zu definieren. Die methodischen und theoretischen Arbeitsgrundlagen des MIZ sind entsprechend umfassend, wirken jedoch wie ein Potpourri bestehender Forschungsansätze, ohne dass hierbei auf den ersten Blick ein eigenes spezielles Profil entsteht. Als wichtigste Konzepte für den Themenkomplex sozioökonomischen Wandels stehen die „Welt-System-Theorien“ (Braudel, Wallerstein) gleichberechtigt neben der „Theorie langer Wellen“ von Kondratieff, den „Theorien der Postmoderne“ von Lyotard und den „Theorien der Selbstorganisation“ eines Maturana. Bei der Gesellschafts-, Kultur- und Kommunikationsdiagnose wird ebenfalls auf das Nebeneinander sozialwissenschaftlicher Modelle (Lebensstil- und Milieukonzepte – Bourdieu; Kommunikationskonzepte – Watzlawick oder Polykontextualität – Luhmann) verwiesen.

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Auch im Angebotskatalog des MIZ findet sich neben dem erkennbaren und gewiss ernsten Versuch, Seriosität walten zu lassen, wenig Neues und Eindeutiges im Hinblick auf die eigene Profilierung. Es werden Surveys und Exposees zum Zwecke der „Herausfilterung des globalen Wissensstandards“ sowie Literaturrecherchen gefertigt. Die Zukunftsstudien des MIZ beinhalten Zukunftsanalysen auf Basis von Szenarien-Planung und Delphi-Studien. Und auch das „Consulting von Zukunftswissen“ wird nach Methoden betrieben (Präsentation, Diskussion, Implementierung, Coaching), die zwar die Breite abdecken, aber nicht wirklich Neues bieten. Vielleicht ist es ein Missverständnis, erhofft man sich vom Münchener Institut für Zukunftsforschung eine grundlegende Standardisierung von Methoden der Zukunftsforschung. Vielleicht besticht seine Arbeit eben durch die enorme Breite der zugrunde gelegten Theorien und Ansätze, wodurch der zurecht bemängelten Methodenfixiertheit entgegen gewirkt werden kann. Ob es hierdurch jedoch gelingt, Deutschland im internationalen Zukunftsforschungs-Ranking nach oben zu führen, bleibt offen – wie die Zukunft selbst.

Unternehmen: Münchener Institut für Zukunftsforschung (MIZ), angeschlossen an ein internationales und interdisziplinäres Netzwerk aus Wissenschaftlern, Beratern und freien Mitarbeitern (z.Zt. 10 Mitglieder). Gegründet 1998. Das MIZ verfügt über 3 Consultants: Dr. Reinhard Bauernfeind: Wirtschaft und Kultur, Sondergebiet: KI Prognosemethoden Dipl. Soz. Andreas R. Schmalhofer: Politik & Medien, Sondergebiet: Lebensstilforschung M.A. Ulrich Apel: Kultur & Technologie, Sondergebiet: Japanologie Services: Erstellung von Auftrags-Surveys und Exposees, Zukunftsstudien; Consulting von Zukunftswissen: Präsentation und Diskussion der Ergebnisse (Vorträge, Workshops), Umsetzung und Implementation der Ergebnisse in politische Entscheidungsoder Unternehmensprozesse und Coaching zukunftsorientierter Projektteams. Forschungstechniken: Literaturrecherche, Erstellung von Expertisen, Herausfilterung des globalen Wissensstandards, Institutionen- und Expertenwissensanalysen, Zukunftsanalysen (Szenarien-Planung, Delphi-Studien) und Strategieentwicklung. Kontakt: Münchener Institut für Zukunftsforschung (MIZ) Seeriederstraße 21 81675 München Fon: +49 (0)89 470 848 2-6 Fax: +49 (0)89 470 848 2-8 E-Mail: miz@m-i-z.com Internet: http://www.m-i-z.com

Optimismusfaktor: !! Der Anspruch ist edel – allein, es fehlt ein gewisses Maß visionärer Strahlkraft. Man fragt sich, warum. Bei zu viel Nüchternheit und Wissenschaftlichkeit wird der Forschungsgegenstand Zukunft so spannend und durchschaubar wie ein Glas Milch.

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Prognos AG

Zukunftsseher mit Vergangenheit Es gibt wenige Institutionen im Sektor Zukunftsforschung, die auf eine so lange Vergangenheit zurückblicken können wie Prognos. Seit 1959 berät die Aktiengesellschaft mit Sitz in Basel Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, stellt Analysen und Prognosen auf und hilft, Zukunftsoptionen zu erkennen und zu bewerten. Das Motto von Prognos unterstreicht, dass Wissen um die Zukunft nicht passiv erworben, sondern aktiv erarbeitet werden muss: „Die beste Art, auf die Zukunft vorbereitet zu sein, ist, die Zukunft vorzubereiten.“ Schon 1969 erfolgte die internationale Ausdehnung des Forschungsbetriebs: In Algerien, Kamerun und Saudi-Arabien wurden Planungsprojekte durchgeführt. Seither wurde nicht nur die räumliche Reichweite, sondern auch die inhaltliche Bandbreite der PrognosForschungstätigkeiten systematisch ausgebaut. Heute gilt das Unternehmen, das mittlerweile über ein eigenes internationales Netzwerk und mehrere Offices, u.a. in Brüssel, Köln, Bremen und Berlin verfügt, als eines der führenden internationalen Unternehmen auf den Gebieten der Wirtschaftsforschung und Strategieberatung. Die Denk- und Researcharbeit wird von einem Apparat mit über 130 Mitarbeitern geleistet. In über 150 verschiedenen langfristigen Forschungsprojekten werden die Prognos-Grauzeller eingesetzt. Die Arbeit selbst ist nicht futuristisch: Berge von Material werden gesichtet, eingeschätzt, analysiert, und auch die Entwicklung von Prognosen findet nicht mit den Schuhen auf dem Schreibtisch statt; sie ist harte wissenschaftliche Arbeit Das Prognos-Büro mutet nicht wie ein Raum für Frei- und Querdenker an, auch die vielfach vermuteten Glaskugeln oder dergleichen findet man dort nicht. Ein Wesensmerkmal des Prognos-Erfolgs ist die Betonung von Wissenschaftlichkeit und Neutralität der eigenen Zukunftsschau. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist Prognos durch die seit drei Jahrzehnten regelmäßig erscheinenden „Deutschland Reports“. Nicht selten macht Prognos mit diesen Schlagzeilen und Wind. Insbesondere Politik-Entscheider lesen es nicht gerne, wenn die Forscher in ihrem jüngsten Deutschland-Report die Chancen für das Erreichen der Vollbeschäftigung trotz eines teilweise dramatischen Bevölkerungsschwundes als äußerst gering einstufen. Die General-Interest-Reports zu allgemeinen Trends und Entwicklungen basieren auf einer Vielzahl unterschiedlicher Forschungsbereiche: Prognos ist sowohl in den Bereichen „Leben, Lernen und Arbeiten“, „Wirtschaft“, „Gesundheits- und Sozialwesen“, „Zukunft der Regionen“ als auch in technologie-dominierten Zweigen wie „Umwelt“, „Medien & Kommunikation“, „Energie“ und „Technologie und Innovation“ eine viel zitierte und daher auch gerne kritisierte Wissensquelle. In Spartenberichten, den so genannten „Prognos-Mediareports“ werden Unternehmen aus den Bereichen Mobilkommunikation, Digital-TV, Online-Medien, DigitalRadio und E-Commerce, B2C und Printmedien Analysen und Ausblicke präsentiert. Auch der regelmäßig publizierte und online zu abonnierende kostenlose „Trendletter“ von Prognos ist eine durchaus umfangreiche und auch ansprechende, weil in die Tiefe gehende Lektüre, nicht nur für Entscheider, sondern auch für „einfache“ Zukunftsinteressierte. Seit 1981 verleiht das „Prognos Zukunftsforum“ zudem jährlich den so genannten „PrognosPreis“ an Wissenschaftler und Praktiker, die sich um die Bewältigung von Zukunftsfragen verdient gemacht haben.

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Unternehmen: Prognos AG Gegründet 1959 in Basel (CH), seit 2001 wird Prognos als Joint Venture zwischen dem Bildungs- und Beratungsverbund Cognoc AG (Hamburg) und der Verlagsgruppe Handelsblatt (Düsseldorf) geführt. Geschäftsführer: Gustav Greve. Büros in : Basel, Berlin, Bremen, Brüssel, Köln, Netzwerk mit Partnern in Madrid, Tokio und San Francisco. Etwa 100 Mitarbeiter, die in ca. 150 Forschungsprojekten arbeiten. Services: Beratung von Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft; Auftragsstudien und Eigenpublikationen in den Bereichen: „Leben, Lernen und Arbeiten“, „Wirtschaft“, „Gesundheits- und Sozialwesen“, „Zukunft der Regionen“, „Umwelt“, „Medien & Kommunikation“, „Energie“ und „Technologie und Innovation“; Publikationen: World Report, Deutschland-Report, Mediareports (allesamt kostenpflichtig), kostenloser Trend-Newsletter. Kontakt: Basel: Prognos AG Aeschenplatz 7 CH-4010 Basel Tel. +41 61 3273-200 Fax +41 61 3273-300 E-Mail: info@prognos.com Berlin: Prognos AG Dovestrasse 2- 4 D-10587 Berlin Tel. +49 30 399 22-800 Fax +49 30 399 22-801 E-Mail: info-berlin@prognos.com Internet: http://www.prognos.com

Optimismusfaktor: !!!! Urgestein der deutschsprachigen Prognostiker-Landschaft. Gedanklich aber jugendlicher und unbefangener als so mancher Newcomer. Vorsprung durch Forschung.

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Scenario Management International AG (ScMI)

Hirnstürme über Paderborn oder „Thinking in the Sun“ In einem Paderborner Gewerbegebiet hasten Intensiv-Grübler über die Dachterrasse eines Bürogebäudes, um Zukünfte zu antizipieren und Unternehmensgeschichten der Zukunft zu entwerfen: „Wir schreiben mit den Firmen ein Stück Science Fiction und geben ihnen die Möglichkeit, sich strategisch günstig zu positionieren.“ Dass man mit derlei gutes Geld verdienen und sich einen Namen in Unternehmensberatungs- und Zukunftsforschungskreisen machen kann, beweist die Scenario Management International AG (ScMI). Die Arbeitsweise der Szenarioentwickler ist ebenso zielorientiert wie unorthodox: Wer hier aus dem Fenster schaut und die Blicke schweifen lässt, steht nicht automatisch in Verdacht zu faulenzen, sondern eher, eine geniale Idee zu entwickeln. Formal und ernsthaft formuliert lautet der Auftrag der ScMI AG: Unternehmen und Organisationen bei der Ausrichtung auf Markt- und Umfeldveränderungen, bei der Entwicklung visionärer Strategien sowie bei der Gestaltung und Umsetzung strategischer Führungsprozesse zu unterstützen. Hierbei konzentriert sich die „Aktiengesellschaft für Zukunftsgestaltung und strategische Unternehmensführung“ auf Techniken zur Handhabung des Unhandlichsten, womit man es überhaupt zu tun haben kann: Ungewissheit und Komplexität. Die Zielsetzung, „zukunftsoffenes“, „vernetztes“ und „strategisches“ Denken zu einem plausiblen und zukunftsrobusten Szenario-Management zusammenzuführen, macht die Zukunftsdenker der ScMI AG zu einem gefragten Beratungsunternehmen, auch und gerade von Großunternehmen wie etwa der Deutschen Bank, DaimlerChrysler oder Siemens. Sie alle verlangen nach der ScMI-eigenen Kombination aus methodischer Beratung, inhaltlichen Service-Leistungen sowie der Moderation und dem Coaching von strategischen Entscheidungsprozessen. Gegründet wurde das Unternehmen 1998 von drei Studienfreunden, allesamt Wirtschaftsingenieure, als Spezies eigentlich eher für eine ausgeprägte Bodenhaftung bekannt. Aber gerade deswegen, nach Meinung der drei Gründer Alexander Fink, Andreas Siebe und Oliver Schlake, geradezu prädestiniert für ein Verfahren, das nichts mit Wahrsagerei zu tun hat und daher nicht umsonst „Management“ bezeichnet wird. „Indem Unternehmen uns engagieren, zwingen sich unsere Auftraggeber, gezielt über die Zukunft nachzudenken.“ Auch wenn es so klingt, die Workshops und Zukunftskonferenzen sind alles andere als eine moderne Form der „Supervision“. Fink & Co. sind mehr als nur Moderatoren: sie wollen das vorhandene und zumeist schlummernde Wissen aus den Unternehmen „herauskitzeln“ und in Perspektiven umwandeln. Sie systematisieren den Denkprozess, erstellen Tabellen von Schlüsselfaktoren, halten Projektionen fest, stellen Querverbindungen her und errechnen dann Wahrscheinlichkeiten für das Eintreffen bestimmter Szenarien. „Bei der Eingabe von 18 Schlüsselfaktoren und drei Projektionen kommt man auf 387 Millionen Kombinationsmöglichkeiten“, sagt Fink. Diese zu berechnen, übernimmt der Computer. Dieser spuckt am Ende mehrere Szenarien aus, mit denen das Unternehmen weiterarbeiten kann. Nach dem Motto: Wer alle möglichen Szenarien durchdacht und in der Schublade hat, kann zwar die Zukunft nicht vorhersagen, aber völlig überraschen kann sie ihn nicht mehr. Anders formuliert: Ein erfolgreiches Szenario-Management funktioniert als Frühwarnsystem. Zukunft stellt sich nicht über Nacht ein. Wer ihre Entwicklung beobachtet, kann einzelne Phänomene erkennen, bestimmten Szenarien zuweisen und somit schneller auf Entwicklungen reagieren. Nach der Vision von ScMI bedeutet diese Fähigkeit nichts anderes als: die Zukunft vorausbestimmen zu können. Dass die Methode Hand und Fuß hat und nicht nur eine mathematische Anwendung ist, zeigt der Erfolg des Unternehmens, das mittlerweile im kalifornischen San Diego eine Dependance unterhält. Hier wird strategiehungrigen und zukunftsoffenen ScMI-Kunden ein besonderes „Tool“ angeboten: „Thinking in the Sun“. Wer einmal im Urlaub am Strand über seine eigene berufliche Zukunft nachgedacht hat, weiß: oftmals werden langfristige

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strategische Durchbrüche gerade fernab des Arbeitsalltags entwickelt. Warum also nicht Innovationsteams in ungezwungene Atmosphären bringen und dort die Zukunft kreuz- und querdenken? Dass dabei manchmal die Bodenhaftung verloren geht, bereitet den SzenarioIngenieuren von ScMI mehr Spaß als Probleme: „Man muss vom Boden der Tatsachen abheben und durch die Zukunftsbrille schauen.“ Nur Zukunftsdeuten ist also schöner als Fliegen.

Unternehmen: Scenario Management International AG (ScMI) Gegründet 1998 in Paderborn; Services: Strategie-Entwicklung; Szenario-Projekte und Coaching; „Thinking in the Sun“; Vorträge und Seminare. Forschungstechniken: Computerunterstützte Szenarioentwicklung; Eigene Prognosemethoden und –software. Kontakt: ScMI Scenario Management International AG Dr. Alexander Fink / Dr. Andreas Siebe Mitglieder des Vorstands Klingenderstraße 10-14 D-33100 Paderborn Telefon: +49 (0)5251-150-570 Telefax: +49 (0)5251-150-579 E-Mail: fink@scmi.de / siebe@scmi.de Internet: http://www.scmi.de

Optimismusfaktor: !!! Bei aller visionären Fliegerei und einem betonten Hang zu unkonventionellen Angeboten: Computer können nicht „denken“, nicht „abheben“ und auch nicht durch „Zukunftsbrillen“ schauen.

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Sekretariat für Zukunftsforschung (SFZ)

Der erfolgreiche Versuch des Unmöglichen Forschung am Sekretariat für Zukunftsforschung (SFZ) bedeutet: Platz lassen für die kreative Gestaltung von „Spielräumen“ und Methoden. Neben dem wissenschaftlichen und respektablen Anspruch, Orientierungs- und Handlungswissen zu erarbeiten und Komplexitäten zu reduzieren, arbeitet man am SFZ auch zu methodischen Grundfragen der Zukunftsforschung und sucht nach neuen Wegen, Blicke in die Zukunft zu werfen. Neben den eingebürgerten Verfahren wie der Delphi-Methode und der Trend-Expolation ergänzen die Forscher des SFZ die gängigen Szenariotechniken durch den Einsatz so genannter „Wild Cards“ mit dem Ziel, das Unmögliche möglich zu machen: das In-Betracht-Ziehen unvorhersehbarer Störereignisse und Einflussfaktoren. Eine Neuheit stellen die „VisionsWerkstätten“ dar. In einem der jüngsten Projekte wurde mit dieser Kreativmethode ermittelt, welche Zukunftsvisionen Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen haben. Abhängig von jeweiligen Forschungsprojekt setzen sich die Forscherteams aus Experten der Bereiche Volkswirtschaft, Politikwissenschaft, Psychologie, Sozialwesen, Philosophie, Kunstgeschichte, Physik und Raumplanung zusammen. Doch im Vergleich zu anderen, insbesondere Trendforschungseinrichtungen, presst das SFZ seine Spürnase nicht an die Modetrends der nächsten Saison oder an kurzfristige Entwicklungen des Aktienmarktes. Die Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Stadt- und Regionalentwicklung, Informations- und Kommunikationstechnologien, Mobilität sowie Stadtkultur und Bürgergesellschaft. Die Frage, wie, in welcher Form und entlang welcher Themen sich zivilgesellschaftliche Aktivitäten in Zukunft entfalten, ist genauso Forschungsgegenstand wie die Methoden, mit denen in Unternehmen intern die Organisation von Zukunftswissen betrieben wird. Doch nicht nur analysieren wollen die Forscher in Dortmund und Berlin, man will auch zur praktischen Gestaltung von Zukunft beitragen. Hier wird Zukunftsforschung zuweilen etwas Spielerisches und darf auch mitunter sarkastische Szenarien entwerfen, um Trends aufzuzeigen. Interessante und bedenkenswerte Szenarien entstehen als Produkte der kreativen Forschung des SFZ, wenn man auf Stadtentwicklung und Raumplanung zu sprechen kommt. Oder haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, welche Auswirkungen der Siegeszug des Online-Shoppings auf die Struktur unserer gerade erst mühsam und teilweise autobefreiten und fußgängerfreundlich umgestalteten Innenstädte hat? Wie kann sich eine Region angesichts des technologisch-ökonomischen Strukturwandels als Wirtschaftsstandort „zukunftsfit“ machen? Wie und durch wen können entleerte öffentliche Räume kolonisiert und zu kreativen Räumen werden? Wie kann die Produktion und Präsentation von Kunst die Entwicklung von Kreativräumen unterstützen? Zu diesen Fragen bedarf es umfangreicher Forschung sowie anschaulicher Zukunftsszenarien. Entsprechend kommen die Auftraggeber des 1990 als gemeinnützige GmbH auf Initiative des damaligen Ministers für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes NRW gegründeten SFZ sowohl aus Forschung als auch aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft: Zu ihnen zählen neben dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes NRW und dem Umweltbundesamt auch Unternehmen wie die Deutsche Telekom AG, die Deutsche Post AG und die Bayer AG. Sie alle haben eines gemeinsam: den Bedarf an Orientierungswissen und Kreativität, an konkreten Vorschlägen und wissenschaftlicher Begleitung.

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Unternehmen: Sekretariat für Zukunftsforschung (SFZ) 1990 als wirtschaftlich, politisch und inhaltlich unabhängige und gemeinnützige GmbH gegründet. Das SFZ ist Mitglied und Mitinitiator der „Deutschen Zukunftsgruppe“ und kooperiert in diesem Rahmen mit: IZT, z-punkt, Netzwerk Zukunft, ZUKÜNFTE, darüber hinaus Zusammenarbeit mit internationalen Institutionen der Zukunftsforschung und Forschungseinrichtungen. Im Zuge seiner Umgestaltung im Jahre 2001: Umzug von Gelsenkirchen nach Dortmund sowie Berlin. Wissenschaftlicher Direktor: Prof. Dr. Rolf Kreibich; 6 wissenschaftliche Mitarbeiter in NRW und Berlin aus den Bereichen Raumplanung, Politikwissenschaft, Physik, Philosophie, Kunstgeschichte und Psychologie. Services: Erarbeitung von Studien zu künftigen Entwicklungen in Gesellschaft, Technologie und Wirtschaft. Durchführung von Forschungsvorhaben und empirischen Untersuchungen. Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation von Projekten und Prozessen. Erstellung von Trenddatenbanken für spezifische Märkte und Branchen, Expertisen und Gutachten. Vorträge zur Zukunftsforschung, Durchführung von Workshops und Zukunftswerkstätten. Publikationen: „Zukunftsstudien“, Publikationsreihe, herausgegeben in Kooperation mit dem IZT-Institut für Zukunftsstudien und Technikfolgenbewertung; „WerkstattBerichte“, Veröffentlichung der eigenen Forschungsergebnisse. Forschungstechniken: Szenariotechniken unter Einbeziehung von „Wild Cards“; Delphi-Verfahren; VisionsWerkstätten; empirische Sozialforschung; quantitative und qualitative Erhebungen; Trendanalysen. Das SFZ verfügt über eine Trend- und Umweltdatenbank. Kontakt: Sekretariat für Zukunftsforschung (SFZ) NRW: Zentrum Minister Stein Evinger Platz 11 44339 Dortmund Tel: +49 (0)231/880878-0 Fax: + 49 (0)231/880878-11 Berlin: Marienstr. 19/20 10117 Berlin Tel: +49 (0)30/ 284 82 31-0 E-Mail: info@sfz.de Internet: http://www.sfz.de

Optimismusfaktor: !!!! SFZ gehört zu den prominentesten und wahrgenommensten Namen der Zukunftsforschung. Die Mischung aus Science-Fiction-Hintergrund und ernstzunehmender Forschung öffnet den Horizont weiter als bei anderen.

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Sinus Sociovision GmbH

Kartoffelleser statt Erbsenzähler Die Gesellschaft besteht nicht aus Schichten oder Scheiben, nicht aus Würfeln oder Stäbchen; sie besteht aus ganzen Kartoffeln, zehn an der Zahl. Eine These, die schmunzeln lässt. Aber warum sollte es nicht so sein? Manch einer behauptet gar, „Gesellschaft“ gäbe es überhaupt nicht, sondern nur noch atomisierte Individuen. Für Marketingstrategen, aber nicht nur für diese, eine albtraumhafte Vorstellung, dennoch recht weit verbreitet. Ursache dieser Sichtweise sind höchstwahrscheinlich veraltete Messinstrumente und Maße zur Bestimmung soziokultureller Übereinstimmungen. Wer Äpfel mit Birnen meint vergleichen zu können oder erstere gar als Untergattung der letzteren einstuft, wird sich an der harten Nuss des gesellschaftlichen Wertewandels die (Weisheits-)Zähne ausbeißen. In einem solche Falle lohnt es sich, einmal genauer über die „Kartoffel-Grafik“ der Sinus Sociovision GmbH nachzudenken. Was spaßig klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ein durchaus handliches Verfahren zur Zielgruppenbestimmung. Sinus Sociovision hat sich seit mehr als dreißig Jahren auf das Messen, Verstehen, Interpretieren und Vorhersagen soziokulturellen Wandels spezialisiert. Das Ergebnis jahrelanger soziokultureller Studien und intensiver Befragungen sind die so genannten Sinus-Milieus. Ihnen liegt die Philosophie zugrunde, Menschen nicht als Merkmalsträger, Produktanwender oder gar als „Typen“, sondern sie anhand ihrer persönlichen Lebensstile und -auffassungen „ganzheitlich“ zu begreifen. SinusMilieus verfolgen das Ziel, Menschen anhand echter Gemeinsamkeiten zu gruppieren und somit Zielgruppen zu entwickeln, die tatsächlich existieren. Dass hierbei Schichtungen und andere klassische Milieus zerfallen, ist für die Heidelberger Sociovisionäre eher Bestätigung als Anlass zum Zweifel. Die alten Schichtenmodelle sind passé. Im Koordinatensystem zwischen sozialer Stellung und wertebasierter Grundorientierung bilden sich die Sinus-Milieus als kartoffelförmige, nebeneinander und bereichsweise überlappende Gruppierungen ab und tragen eingängige Namen, unter denen man sich etwas vorstellen kann – oder auch nicht: „Konservative“, „Etablierte“ „Postmaterielle“ und „Moderne Performer“ verbindet die gehobene soziale Lage, nicht aber die Lebensphilosophie. Letztere eint Konservative eher mit „Traditionsverwurzelten“ oder „DDR-Nostalgischen“, die auf niedrigeren Stufen der sozialen Leiter anzutreffen sind. Was politisch spannend ist und bei jeder Land- oder Bundestagswahl den Politstrategen Kopfzerbrechen bereitet, spielt selbstverständlich auch für Marketingstrategien, Werbekonzepte, Produktentwicklungen und Unternehmenspositionierungen eine große Rolle. Das grundlegende Gesellschaftsmodell der Sinus Sociovision bietet die Möglichkeit, individuelle Strategien zu entwickeln. Das aufwändige und jährlich durchgeführte Trendmonitoring soziokultureller Strömungen soll gewährleisten, dass Kartoffelgröße und position der Realität angepasst wird. Die langjährige Beobachtung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse lässt zudem Rückschlüsse auf künftige Entwicklungen zu. Obgleich Sinus Sociovision Wert darauf legt, dass die Sinus-Milieus die „Tiefenstrukturen sozialer Differenzierung“ abbildeten und demnach mit flüchtigen Lifestyle-Typologien nichts gemein hätten, so stellt sich dennoch die Frage der Abgrenzung: Denn schließlich ließe sich ein Großteil der „Hedonisten“ problemlos mit den „Postmaterialisten“ und „Experimentalisten“ zu einer „Killerkartoffel“ vereinigen. Aber das ist das Schicksal von Künstlern: Es wird immer einen Nörgler geben, der sagt, dies habe es schon vor zwanzig Jahren gegeben. Die Frage nach der Originalität ist daher vielleicht ungerecht: Funktionalität ist, was entscheidet. Und hier ist die Evaluierung einfach: Es existiert ein Markt für den Heidelberger Kartoffelauflauf.

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Unternehmen: Sinus Sociovision GmbH, gegründet 1970 in Heidelberg; 40 feste Mitarbeiter, 60 Researcher und Interviewer. Services: Change Management; Marktanalysen und Zielgruppenforschung. Forschungstechniken: Soziokulturelle Forschung; Desk Research; Consumer Marketing Research; Mail Umfragen; Panels; Qualitative Marktforschung; Statistische Analysen; Feldstudien. Kontakt: Sinus Sociovision GmbH Ezanvillestraße 59 69118 Heidelberg Tel: +49 (0)6221.8089-0 Fax: +49 (0)6221.8089-25 E-Mail: sinus@sociovision.de Internet: http://www.sociovision.de

Optimismusfaktor: !!! Sinus Sociovisions Gegenwartsforschung macht Zukünfte vorstell-, versteh- und erklärbarer. Innovativer Zulieferbetrieb für alle diejenigen, die die Zukunft selbst in die Hand nehmen wollen.

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Trendbüro Hamburg

Trendforschung als soziale Meteorologie Wie nagelt man einen Pudding an die Wand? Was zumeist als rhetorische Frage abgetan wird, wird vom Hamburger Trendbüro einfach und konkret beantwortet: mit seiner Verpackung. Womit wir beim Thema wären: Was nicht bedeutet, dass sich die hanseatischen Trendforscher nur mit Formlosem, Schwabbeligem und den dazugehörigen Oberflächlichkeiten und Verpackungen beschäftigen. Wer aber Trendforschung mit klarer Marktausrichtung betreibt und sich als Agentur des Wandels mit der Erschließung neuer Geschäftsfelder und Märkte beschäftigt, muss außergewöhnliche Methoden anwenden, umdie-Ecke-antizipieren und dabei in Szenarien mit scheinbar fließenden Übergängen analytisch scharf sein. Nur wer den Nagel auf den Kopf zu treffen vermag, dem wird auch das Kunststück mit dem Pudding gelingen. Das 1992 von dem Kommunikationsdesigner Prof. Peter Wippermann und dem Soziologen Matthias Horx gegründete Trendbüro definiert Trendforschung im weitesten Sinne als Wertewandelforschung. Ziel der strategischen, auf Märkte und Marken bezogenen Trendforschung ist demnach die Erforschung des Verhaltens von Menschen, besser, von Konsumenten, mit all ihren verborgenen Sehnsüchten, Abneigungen, Motivationen und Einstellungen, mit denen sie der gesellschaftlichen Alltagskultur ihre Prägung verleihen. Trendbüro versteht sich somit als Navigator durch Alltagskulturen und Markenwelten und agiert als Beratungsunternehmen im Bereich Strategieentwicklung. Zum breit gefächerten Kundenspektrum zählen Markenartikler der Konsumgüterindustrie wie Unternehmen der Medien- und Dienstleistungsbranche, allesamt angewiesen auf Konzepte zur trendgestützten Markenführung, zu Produktinnovationen und zu Kommunikationsstrategien. Ebenso breit angelegt ist auch die Teamexpertise: Soziologen, Psychologen, Kommunikationsdesigner und Kulturhistoriker gewährleisten eine interdisziplinäre Arbeitsweise und somit ein Dienstleistungsprodukt, das ergänzend zur klassischen Marktforschung psychologische, soziologische und kulturelle Komponenten in die Strategieentwicklung mit einbezieht. Ein einfaches Beispiel macht die Relevanz von Trendforschung begreifbar: Um eine Marke, die einen Wert wie „Freiheit“ versinnbildlicht, erfolgreich zu steuern und zu entwickeln, muss früh und genau verstanden werden, was der Konsument unter „Freiheit“ versteht und wie sich die Bedeutung des Begriffes wandelt. Trendforschung versucht hier, Brücken zum Konsumenten zu bauen und sein Fühlen, Denken und Empfinden zu analysieren. In diesem Ansatz erklärt sich aber auch der Unterschied zur „Zukunftsforschung“: Während letztere auf der Grundlage ähnlicher Forschungsmethoden an Aussagen über längerfristige Entwicklungen arbeitet, wirkt erstere eher wie eine „Ethnologie der Gegenwart“. Trendbüro analysiert Entwicklungen auf drei Ebenen: Gesellschafts-, Konsum- und Branchentrends. Dabei bedient es sich verschiedener Techniken, Fakten und Daten zu sammeln, im Vergleich zu analysieren und hieraus Strategien zu entwickeln. Die dabei angewandte Methodik ist vielschichtig: Sie reicht von Monitoring, einem permanenten Research- und Beobachtungsprozess über Analysemethoden wie Semiotik – die „Lehre von den Zeichen“ – , die den Versuch der Decodierung der kulturellen Oberflächen vornimmt, bis hin zur so genannten „Psycho-Exploration“, worunter Trendbüro den tiefgehenden Blick auf Wertemuster und Sehnsüchte der Konsumenten versteht. Die Ergebnisse der einzelnen Forschungsschritte dokumentiert Trendbüro in unterschiedlichen Medien. Die „Trendstudien“ dokumentieren gesellschaftliche wie kulturelle Veränderungen anhand konkreter Fragestellungen und dienen der Anpassung von Produkten und Marken an Veränderungsprozesse. Die visionäre Aufarbeitung festgestellter Trends erfolgt schließlich in den „Szenarioprognosen“. Hier greift Trendbüro auf die DelphiMethode zur Erstellung möglicher Zukunftsentwürfe zurück. Der unternehmensberaterische Aspekt findet dann mit der eigentlichen Produktentwicklung in Experten- und Konsumenten-

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Workshops des Trendbüros statt. Trendforschung ist für die Hamburger kein Selbstzweck, es geht um praktische Umsetzbarkeit, konkrete Problemlösungen und zukunftsorientierte Konzepte. Und zukunftsorientiert heißt hier immer: kundenorientiert.

Unternehmen: Trendbüro Hamburg Gegründet 1992 von Prof. Peter Wippermann und Matthias Horx, heutige Geschäftsführer sind: Prof. Peter Wippermann, Oliver Perzborn und Andreas Steinle. Trendbüro arbeitet mit 14 festen Mitarbeitern aus unterschiedlichen Disziplinen wie Psychologie, Soziologie, Wirtschaftswissenschaft, Kommunikationsdesign, Kunstgeschichte, Architektur sowie mit einem weit verzweigten Netz von freien Mitarbeitern, Experten und Korrespondenten in Nord- und Südamerika, Asien und Europa. Im wissenschaftlich-universitären Bereich unterhält Trendbüro Kooperationen mit der Mailänder Domus Academy, dem Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI in Rüschlikon/Zürich) sowie der Universität Essen. Kooperationspartner für quantitative Erhebungen ist TNS Emnid. Services: Trendforschung als Methode zur Erschließung neuer Märkte und Geschäftsfelder. Lieferung detaillierter Produktkonzepte, Koordination des gesamten Innovationsprozesses: vom Aufbau des Innovationsteams über Auswahl und Briefing externer Designagenturen bis zur abschließenden Akzeptanzüberprüfung beim Verbraucher. Trendbüro bietet folgende Arten von Studien an: - Trendstudien: Gesellschafts-, Konsum- und Branchentrends - Phänomenanalysen - Semiotisches Benchmarking (VisualBench®) Zusätzliche Services: Vorträge Publikationen: periodisch erscheinende „Trenddossiers“, darüber hinaus „Trendstudien“ und „Szenarioprognosen“ sowie zahlreiche Trendbücher. Forschungstechniken: - Beobachtung und Analyse gesellschaftlicher Phänomene mittels sozialwissenschaftlicher Analysetechniken - statistische Datenanalyse - Monitoring - Meta-Analysen - Semiotische Panel - Konsumentenworkshops Kontakt: Trendbüro Hohe Brücke 1 20459 Hamburg Fon: +49 (0)40 369778-0 Fax: +49 (0)40 369778-10 E-Mail: info@trendbuero.de Internet: http://www.trendbuero.de

Optimismusfaktor: !!!! Zukunftsorientierte Trend- und Marktforschung mit Hand und Fuß, Köpfchen und System, offen und innovativ.

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Z_punkt

Zukunft aus der Zeche „Vorhersagen kann man Zukunft nicht, aber sie gestalten und sich auf sie vorbereiten“, lautet das Motto von Klaus Burmeister, Geschäftsführer und Gründer von Z_punkt. Zukunftsforschung als solche wäre auch ein frustrierendes Geschäft, aber schließlich geht es ja weder darum vorherzusagen, wer deutscher Fußballmeister wird, noch um die Festlegung der übernächsten Sommermode. Mit solch engen Fragen befasst sich das Essener Büro für Zukunftsgestaltung nicht. Im Headoffice, fast symbolhaft in einer stillgelegten Essener Zeche angesiedelt, widmet man sich längerfristigen Szenarien, die Zukünfte nicht nur als zeitweise Wiederkehr von Sonnenuntergängen begreifen. Sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen sehen die Z_Denker jedoch nicht als ihre Aufgabe: Gerade deshalb betonen sie die wissenschaftliche Fundierung ihrer Szenarioentwicklungen und preisen sie als eine Dienstleistung an, derer sich Unternehmen und Kommunen angesichts wachsender Unsicherheit immer häufiger bedienen – oder zumindest bedienen sollten. Z_punkt richtet den Blick auf die Entwicklung von Märkten, von Technologien, aber auch von Gesellschaft, Politik und Recht. Hier hat man erst jüngst Nachholbedarf festgestellt: Noch immer konzentrieren sich Unternehmen nach einer Z_Studie zu eindimensional auf die Erforschung kurzfristiger Konsumtrends sowie Innovationen im technologischen Bereich und unterschätzen beispielsweise die Bedeutung sozio-kultureller, politischer und ökologischer Entwicklungen. Entsprechend versteht sich Z_punkt in seiner Ausrichtung interdisziplinär: So gelang es dem gelernten Politologen Burmeister drei erfahrene Zukunftsforscher als Partner für sein Unternehmen zu gewinnen. Neben dem Physiker und Science-Fiction-Autor Dr. Karlheinz Steinmüller sorgen der Innovationsexperte Andreas Neef sowie die auf die Moderation von Zukunftsprozessen spezialisierte Kommunikationswissenschaftlerin Beate Schulz-Montag für eine breite Kompetenzbasis im Z_Team. Ihr gemeinsamer Anspruch ist es, der Zukunft so realitätsnah wie möglich zu Leibe zu rücken und ihren Kunden in komplexen und turbulenten Umfeldern Orientierungswissen bereit zu stellen. Auf Basis einer umfangreichen Trend-Datenbank entwickelt Z_punkt mittels des klassischen Methodenkanons der empirischen Sozialforschung und der wissenschaftlichen Zukunftsforschung Szenarien für Unternehmen wie die Deutsche Telekom oder die Bayer AG. Dabei geht es neben dem Ausspähen strategischer Alternativen immer öfter auch um Impulse für Innovationen. Gerade hier kann Z_punkt seine Stärken in der Verbindung aus thematischer Weitwinkelperspektive, Methodik und Kreativität ausspielen. Die Zukunftsgestalter bei Z_punkt sehen sich dabei als Übersetzer des Zukunftswissens in die strategische Praxis ihrer Kunden. Die Zukunft ist offen, und da dies so ist, müssen auch die Z_Zukünfte offen, aber zugleich begreifbar dargestellt werden. Daher legt Z_punkt großen Wert auf anschauliche und selbst futuristische Präsentationen seiner Ergebnisse: Wenn nützlich, wird ein Szenario, anstatt es nur mit Worten und Zahlen zu beschreiben, in der Bildsprache eines Zeichentrickfilms entwickelt. Oder die Vieldimensionalität von Innovationen wird in übersichtlichen multimedialen „Landkarten“ dargestellt. Wenn Zukunft schon nicht konkret „gewusst“ werden kann, so soll sie doch zumindest greifbar und vorstellbar sein. Und das ist auch notwendig, denn in den Unternehmen sind effektive Wege der Kommunikation mehr gefragt als dicke Studien. Der Anspruch auf allgemeine Verständlichkeit und Nutzbarkeit charakterisiert die Bandbreite der Z_Publikationen: Sie reicht vom kostenlosen Newsletter, der auf der Website abonniert werden kann bis hin zu anspruchsvollen Dossiers, z.B. über das Zukunftsdenken in Unternehmen. In einer eigenen Seminarreihe werden zudem den Kunden die Methoden der

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Zukunftsforschung vermittelt und durch Vorträge sowie PerspektivWorkshops vertieft. Ergänzend zu Auftragsstudien und -projekten betreibt Z_punkt auch immer wieder ein eigenes Agenda Setting, wie erfolgreiche Fachtagungen und Publikationen zu Themen wie „Demografischer Wandel“ oder „Wissensgesellschaft“ belegen.

Das Unternehmen: Z_punkt GmbH Büro für Zukunftsgestaltung Gegründet 1997 von Klaus Burmeister, Hauptsitz in Essen mit Projektbüros in Berlin, Karlsruhe und Arcata, Kalifornien Geschäftsführer: Klaus Burmeister, Andreas Neef Partner: Dr. Karlheinz Steinmüller, Beate Schulz-Montag sowie zehn feste Mitarbeiter und weitere Experten Services: Zukunftsstudien und Szenarioentwicklung Produkt- und Marktinnovation Mediale Umsetzung von Szenarien und Innovationen Kundenspezifische Trend-Datenbanken Umfeld-, Markt- und Branchenanalysen Technologie- und Umfeldmonitoring PerspektivWorkshops, Zukunftswerkstätten und Zukunftskonferenzen Vorträge, Präsentationen und Veranstaltungen Publikationen: Z_newsletter / Z_dossiers / Z_papers Techniken der Zukunftsforschung: Szenariotechnik: Trendbasierte Szenariokonstruktion, angelehnt an die „shaping factors – shaping actors“-Methode; Delphi-Studien; Strukturierung und Entwicklung kundenspezifischer Trend-Datenbanken, hierarchisch strukturiert in fünf verschiedene Teilsysteme (Gesellschaft/Individuum, Politik, Umwelt, Technologie/Innovation, Wirtschaft); partizipative Methoden (verschiedene Workshop-Formate) Kontakt: Z_punkt GmbH Büro für Zukunftsgestaltung Zeche Zollverein / Asienhaus Bullmannaue 11 D-45327 Essen Fon: +49 (0)201 74 727-0 Fax: +49 (0)201 74 727 –22 E-Mail: mailto@z-punkt.de Internet: www.z-punkt.de

Optimismusfaktor: !!!! Zukunftsforschung für Fortgeschrittene und Mitdenker, breit angelegt, aber auf Wunsch auch konkret und feinmaschig sind die Netze, mit denen Z_punkt nach Zukünften fischt. Der informative Newsletter macht Appetit auf mehr.

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Zukunftsforschung im nicht-deutschsprachigen Europa

Centre for Future Studies (CFS)

Den Weg zur „Lieblingszukunft“ finden Seit seiner Gründung im Jahr 1996 berät das Centre for Future Studies (CFS) im englischen Kent Unternehmen und Organisationen in strategischen Entscheidungsprozessen und hat sich einen Namen als autoritative Wissensquelle für Zukunftsentwicklungen erarbeitet. Nach dem Motto „Der Erfolg von morgen ist die Strategie von heute!“ wird hier Zukunft zwar nicht planbar, aber doch zumindest für verständlich gehalten, vorausgesetzt, man bezieht möglichst viele Variable in seine Planungen mit ein. Schließlich findet Zukunft nicht einfach statt, sondern wird gemacht, ist also modellierbar und braucht daher Planung. Planungsvermögen bedeutet für die Forscher am CFS: das Richtige tun zu wollen. Zukunftsforscher haben also die Aufgabe herauszufinden, was denn das Richtige sei. Und die Gewinner sind diejenigen, die eine informationsbasierte Vision ihrer „Lieblingszukunft“ haben und wissen, wie sie dahin gelangen. Diesen Weg zu eruieren, ist das Ziel des CFS. Die Entwicklung von wissensbasierten Szenarios ist der methodische Hauptstrang der Forschungsarbeiten am CFS. Zum Spektrum gehören zudem Experteninterviews und allgemeine Befragungstechniken. Der international verzweigte Think Tank untersucht soziale, ökonomische und politische Trends, wertet Veränderungen im Konsum und Werteverhalten der Menschen aus, beobachtet Lifestyles, technologische Innovationen und demographische Trends. Zu diesem Zwecke kooperiert das CFS mit einer Reihe weiterer universitärer oder privater Forschungsinstitute aus den Bereichen Markt- und Zukunftsforschung, Technologie- und Medienunternehmen sowie mit Regierungsstellen. Überhaupt wird Kooperation zum Zwecke der Wissenserweiterung im CFS groß geschrieben. „Kunden“ bleiben nicht einfach externe Leistungsbezieher, sondern erwerben die Mitgliedschaft im CFS und werden so mit ihrem Wissen in den Entwicklungsprozess des gesamten Netzwerks eingebunden. Für die Mitgliedsunternehmen bietet die Mitgliedschaft (Mindestbeitrag 5.000 britische Pfund) eine Menge Möglichkeiten zur eigenen Weiterentwicklung: Neben zahlreichen Publikationen und Forschungsreports erhält man Zugang zum Wissens-Netzwerk („KnowledgeBank“) des Centres sowie die Teilnahmeberechtigung an zahlreichen hochkarätigen Veranstaltungen. Wenn im Zuge der Innovation erwünscht, baut das CFS eigene Experteneinheiten auf, die direkt mit bzw. in der Kunden-Organisation tätig werden. Der Vorteil dieses Systems: das CFS wächst in alle Richtungen. Der Wissenspool wird von Unternehmen in einer Art „Knowledge Sharing“ angezapft und gleichzeitig erweitert. Entsprechend hat sich auch das Spektrum an Expertisen erweitert. Von Business- und Marketingstrategien reicht das Beratungs- und Wissensangebot über Organisationsstrukturberatung bis hin zu Technologie, Customer Relationship- und Unternehmenskultur-Consulting. Die äußerst informative und transparente Website des CFS gewährt Einblicke in die alltägliche Arbeit des Instituts, aber vor allem auch in die Resultate. So können SzenarioEntwürfe des CFS zu aktuellen und allgemeinen Themen eingesehen und heruntergeladen werden, gewissermaßen als Vorgeschmack für den Einstieg als Mitglied – einen Service, den nicht viele Institute dieser Art bieten.

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Unternehmen: Centre for Future Studies, Canterbury, Kent Gegründet: 1996 Mitgliedsorganisation (für Unternehmen) Services: Strategieberatung in den Bereichen: CRM, Marktforschung, Neue Märkte, Business und Marketing, Unternehmenskultur; Reports und Szenarienentwicklung in den Forschungsbereichen: soziale, politische und ökonomische Trends, Werte- und Verhaltenswandel, Lebensstile, Technologieentwicklung, Demographie. Forschungstechniken: Szenarioentwicklung; Experteninterviews, Befragungen; Datenbasis: eigener Wissenspool, angereichert durch die Mitgliedsorganisationen, enge Vernetzung mit zahlreichen universitären und privaten Forschungsinstituten. Kontakt: Centre for Future Studies Stelling Minnis Canterbury, Kent, UK CT4 6AQ Fon: +44 (0) 1227 709575 Fax: +44 (0) 1227 709420 E-Mail: enquiries@futurestudies.co.uk Internet: http://www.futurestudies.co.ok

Optimismusfaktor: !!!! Das CFS stellt sich als gelungene Mischung aus Akademia und Unternehmertum dar. Das Konzept, aus nachfragenden Kunden mitdenkende und Wissen (mit)teilende Forscher zu machen, leuchtet ein. Daher ist auch die Breite des Angebots kein Marketing-Tool: sie ist Realität.

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Copenhagen Institute for Future Studies (CIFS)

Zukunft ist lernbar „Wir wissen viel über die Zukunft, aber nicht, wie viel.” Sätze wie dieser klingen immer ein wenig entschuldigend, so als ob man sich zwar einerseits als wissend betrachtet, aber nicht zur Verantwortung gezogen werden möchte, sollte man doch einmal daneben liegen. Im Falle des Copenhagen Institute for Future Studies (CIFS) ist dieser Satz eher als Tiefstapelei anzusehen. Das private Forschungs- und Beratungsinstitut hat viel Wissen und Expertise in die Waagschale zu werfen, und dies tut es in durchaus verantwortungsvoller Weise. Das Institut wurde 1970 vom ehemaligen Finanzminister und OECD-Generalsekretär Prof. Thorkil Kristensen in Zusammenarbeit mit einer Reihe visionärer Unternehmen und Organisationen gegründet, die den Wunsch hegten, ihre Entscheidungsgrundlage durch gründliche Studien der Zukunft zu qualifizieren. Ziel des CIFS ist es, die Entscheidungsgrundlage in Unternehmen und Organisationen zu stärken, indem man Zukunftsbewusstsein schafft und dessen Bedeutung in der Gegenwart deutlich macht. Vielschichtiges und fachübergreifendes Wissen ist die zentrale Ressource des CIFS, die durch den ständigen Ausbau von Expertisen in verschiedensten Bereichen – wie etwa Wirtschaft, politische Wissenschaft, Biologie, Geschichte, Ethnologie, Philosophie, Psychologie und Soziologie – beständig erneuert wird. Dieses geballte Wissen kommt in erster Linie den Institutsmitgliedern – vorrangig Unternehmen, die zunächst als Kunden profitieren und anschließend als Mitglieder Wissen zurückgeben – zur Entwicklung der eigenen Zukunftsfähigkeit zugute. Eine zentrale Rolle innerhalb dieses Netzwerks spielt die Consulting Unit des CIFS: Hier werden auf Basis allgemeiner Megatrendanalysen mit zukunftsorientierten Denkansätzen maßgeschneiderte Lösungskonzepte für und in Unternehmen entwickelt. Besondere Bedeutung wird hierbei auf das Vorbereitetsein („Preparedness“) auf die Eventualitäten der Zukunft gelegt. Der Methodenkanon entspricht einer Melange der klassischen Zukunftsforschungsinstrumente: Der Analyse der Unternehmenssituation wird in einem ersten Schritt mittels Megatrendanalyse – basierend auf den Überlegungen des amerikanischen Zukunftsforschers John Naisbitt – grob die Entwicklungsrichtung gewiesen. Da aber Zukunft mehr ist als die einfache Extrapolation der Gegenwart, wird in so genannten „Wild Card Dialogues“ dem Vorbereitetsein der Diskutanten auf den Zahn gefühlt. Mit der Entfaltung möglicher Zukunftsräume durch die Entwicklung verschiedener Szenarien erhalten Unternehmen die Möglichkeit einer zukunftsorientierten Positionierung. Diese Art der Zukunftsanalyse ist für die Institutsmitglieder in verschiedenen Feldern anwendbar: Das CIFS bietet ein großes Know-how im Bereich der Planung und der Gestaltung von Entwicklungsprozessen. Ziel ist es, die Zukunft als aktiven Teil in die interne Entwicklungsarbeit einzubeziehen – egal, ob es sich um die Entwicklung von Produkten, Dienstleistungsfunktionen oder der Organisationen selbst dreht. Jede Organisation muss sich zu ihren potenziellen Zukünften verhalten. Oft ist es nötig, bei Produkten und Märkten den Fokus auf zwei, fünf oder zehn Jahre in die Zukunft zu richten. In Zusammenarbeit mit seinen Kunden organisiert das CIFS dafür Planungsprozesse. Hierdurch werden die Nachfrage der Zukunft sowie die Forderungen festgelegt, die von der Gesellschaft bzw. den Verbrauchern kommen dürften. Das Kopenhagener Institut für Zukunftsforschung hat an der Entwicklung vieler verschiedener künftiger Produkte teilgenommen, von Verbrauchsgütern daheim in der Küche und im Wohnzimmer bis zu finanziellen Dienstleistungen und Geräten im Bereich des Agrarsektors.

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Wie lernt eine Organisation, die Zukunft gedanklich mit einzubeziehen? Indem sie lernt, wie sie die Zukunft beeinflusst und gestaltet. Indem man ihre Führung und ihre Mitarbeiter „trainiert“, ist es möglich, Organisationen die Fähigkeit zu vermitteln, aktiv mit kurz- und langfristigen Zukunftsperspektiven zu arbeiten und dadurch die Zukunft zu gestalten. Zur Gestaltung dieser Lernprozesse bietet das CIFS seinen Mitgliedern Zukunfts-Trainer an, so genannte „Future Coach Accounts“, die Unternehmen intern begleiten, je nach Interessenlage projektbezogen und zeitlich begrenzt, oder auch über mehrere Jahre hinweg. Zukunft erlernen können Unternehmen aber auch gemeinsam: Die Network Projects bestehen aus dem Zusammenschluss von fünf bis zehn Unternehmen, in denen die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam mit Futuristen über einen langen Zeitraum analysiert und angegangen werden.

Unternehmen: The Copenhagen Institute für Future Studies, Gegründet 1970 als durch seine Mitgliedschaft finanziertes und politisch neutrales und unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut mit Büros in Kopenhagen, Aarhus und Malmö. Services: Begleitung von Entwicklungsprozessen, Produktinnovationen und Organisationsentwicklung sowie Zukunfts-Coaching für Führungskräfte und Mitarbeiter der Mitgliedsorganisationen. Veröffentlichung von Zukunftswissen in verschiedenen Publikationsformen wie z.B. dem „Futurist Brush-up Letter“, dem „Member Report“ oder dem hauseigenen Journal „Future Orientation“, aber auch in nationalen und internationalen Zeitungen und Zeitschriften. Forschungstechniken: Qualitative und quantitative Analyseverfahren (Umfragen, Fokusgruppen-Interviews, OnlineResearch); Megatrendanalyse (nach John Naisbitt); Szenario-Entwicklung; Wild Card Dialogues. Kontakt: Copenhagen Institute for Future Studies Nørre Farimagsgade 65 DK-1364 Copenhagen K Tel: +45 33 11 71 76 Fax: +45 33 32 77 66 E-Mail: cifs@cifs.dk Internet: http://www.cifs.dk

Optimismusfaktor: !!!! Unternehmens- und marktorientierte Zukunftsforschung und Zukunftstraining par excellence. Das CIFS ist einer der großen Namen der internationalen Forschung, zu Recht.

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Demos

Demos: Ideen-Treibhaus made in Britain Das Schöne und Herzerfrischende an Demos ist: Man bezeichnet sich nicht nur einfach als intellektuelles Konglomerat, das einfach nur forschen, entdecken und wissen will, sozusagen interesselos. Bei Demos ist man sich darüber im Klaren, dass die Entwicklung von Expertisen klare Ziele verfolgt, und das sagt man auch öffentlich: Es geht darum, radikale Veränderung in allen möglichen Organisationen und Zusammenhängen anzustoßen. Demos verbindet Denker, Forscher und Praktiker zu einem internationalen Netzwerk. „People changing politics“ lautet das egalitäre Motto, und dies jenseits traditioneller Strukturen oder politischer Parteien. Offenheit, Transparenz und Freiheit im Denken und Entwickeln von Konzepten machen Demos zu einem „Ideen-Treibhaus“. Der frische Wind, für den der britische Think-Tank sorgen will, bläst thematisch aus fünf Richtungen: – Demokratie: Ziel ist eine möglichst eigenverantwortliche und sich selbst regierende, dezentrale Gesellschaft, für die es allerdings eines anderen Staates bedarf, als er heute existiert. – Wissen & Lernen: Bildung ist keine institutionalisierte Einbahnstraße, sondern partnerschaftliche Weiterentwicklung und Kooperation. – Unternehmen: Die Gesellschaft braucht Unternehmen und muss selbst etwas unternehmen: Lernen, Experimentieren, Riskieren und Scheitern sind elementare Bestandteile von Entrepreneurship und müssen als soziale Werte „eingeführt“ werden. – Lebensqualität: „Gutes Leben“ ist mehr als das Wachstum von Shareholder Values. – Globale Veränderungen: Wie werden sich die westlichen moralischen Wertvorstellungen durchsetzen? Steht eine neuen Ära des westlichen Interventionismus bevor? Demos ist mithin mehr als nur ein theoretisierender Denktank, bestehend aus weisen, alten und realitätsuntauglichen Männern mit Pfeife und Nickelbrille: Auf Basis ihres Netzwerks und ihres angehäuften Wissens- und Erfahrungsvolumens ist die Stiftung seit ihrer Gründung 1993 zu einem wichtigen Ansprechpartner für die Politik, aber auch für britische Unternehmen und Institutionen geworden. Auch wenn sich Demos explizit nicht als Lobby-Organisation begreift: Der Denk- und Argumentationsansatz hat eine deutlich, auch wertgestützte Ausrichtung, der selbstverständlich auch in der Öffentlichkeitsarbeit zum Ausdruck kommt. Was ist das anderes als politischer Lobbyismus? Und vor allem: Wo läge das Problem, auch hinsichtlich des Selbstverständnisses Transparenz zu zeigen?

Unternehmen: Demos, 1993 als Stiftung mit Sitz in London gegründet Services: Wissensentwicklung und -verbreitung, zum Großteil kostenlos, zum Teil in Form von Auftragsstudien; Beratung von Unternehmen, Institutionen und gesellschaftlichen Gruppen.

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Kontakt: Demos The Mezzanine Elizabeth House 39 York Road London SE1 7NQ Tel: +44 (0)207 401 5330 Fax: +44 (0)207 401 5331 Email: mail@demos.co.uk Internet: www.demos.co.uk

Optimismusfaktor: !!!!

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Future Concept Lab (FCL)

„Coole“ Jäger auf den Spuren der Zukunft Wer die Gesellschaft als globalen Marktplatz für Ideen, Visionen und Innovationen begreift, wird mit klassischem „Marketing“ immer nur an der Oberfläche kratzen. So sieht man es zumindest im Mailänder Headquarter des Future Concept Lab. In dem international renommierten und aufgrund seiner Originalität anerkannten Mailänder Research Institute wird daher auch nicht mehr von Marketing gesprochen, wenn es darum geht, Zukunftswissen in Wirtschaftsstrategien umzusetzen: Das Wording lautet: Societing. Societing ist mehr business-orientierte Gesellschafts- als Marktanalyse: Das 1988 als Trends Lab gegründete FCL verknüpft soziologische Studien, Trendforschung und philosophische Debatten über Inhalte und Methoden mit konkreten Unternehmens- und Marktanalysen. So wurden die klassischen „4 Ps“ des Marketing (Product, Price, Place, Promotion) in die „4 Ps des Societing überführt: People, Places, Projects and Plans. Menschen und Pläne spielen also eine größere Rolle: Menschen, weil die Analyse „die reale Welt“ abbilden und sich an den Eckpfeilern sozialer Kreativität, persönlicher Sensibilität und Individualität orientieren soll; Pläne, weil nur derjenige in der Lage ist, Zukunft vorherzusagen, der bereit ist, sie aktiv zu gestalten. Mit diesem Forschungsansatz, der sich weder an vorgegebene Disziplingrenzen noch an Gewohnheitsunterscheidungen hält, will das FCL tief in die Dynamiken und Energien des universellen Alltagslebens eindringen. Die beiden methodologischen Zentren – einerseits das „MindStyle Program“ als Untersuchungslabor für produktive und komsum-orientierte Innovation sowie für Denkstile und das „Body Signals Program“ als Labor für die Kreativität „der Straße“ andererseits – fungieren als Trendfilter und -katalysatoren für Zukunftswissen. Die ständige methodische Weiterentwicklung des FCL ist in den Werken des bekannten Forschers Francesco Morace nachzuvollziehen. Ein über 25 Länder in vier Kontinenten gespanntes Netz von Korrespondenten – auch für diese gibt es ein neues Wording: „cool hunters“ und „cult searchers“ – sorgt für eine flächendeckende „Weltantenne“ zum Aufspüren von Entwicklungen, Trends und Booms. Die cool hunters lesen die “Street and Body Signals” und funken ihre Erkenntnisse in die Zentrale, während cult searchers sich auch in und mit Unternehmen vor Ort bewegen und Zukunftsprojekte umsetzen. Die Stärke dieser „Welt-Lesewerkstatt“ ist ihre inhaltliche wie organisatorische Flexibilität: Ob in den Bereichen Mode, Wohnungsdesign, Konsumgüter, Informationstechnologie oder Nahrungsmittel, ob für global player wie Coca-Cola, Procter + Gamble und Nokia oder kleinere Unternehmen – das Future Concept Lab ist imstande, in verschiedenen Feldern verschiedenen Kunden ein stimulierender Partner zu sein. Einblicke in die Arbeit des italienischen Zukunftslabors bieten die äußerst informativen und aufregenden Websites. Das online geschaltete MindstyleMagazine bietet neben Infos über die neuesten Trends auch konkrete Fallstudien, die Unternehmen die Möglichkeit bieten, sich selbst konzeptionell in der Zukunft zu positionieren. Als Mitgliedsorganisation von „Esomar“ (European Society for Opinion and Marketing Research) wie auch der USbasierten World Future Society und als Ausrichter von Wissenschaftskongressen, spielt das FCL auch im internationalen Netzwerk der Trend- und Zukunftsforschung eine prominente Rolle.

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Unternehmen: Future Concept Lab Gegründet 1988 als Trends Lab in Mailand Research-Institut mit dem Schwerpunkt auf Marketing und Konsumanalyse Services: Entwicklung von Unternehmenskonzeptionen und Marketingstrategien für Produkte, Dienstleistungen, Logistik und Kommunikation auf Basis umfassender Trend-, Markt- und Gesellschaftsanalyse. Forschungstechniken: Mix aus Gesellschafts- und Marktanalysemethoden; Trendscouts (cool hunters). Kontakt: Future Concept Lab Viale Gran Sasso 7 20131 Milano Italia Fon +39 0229510015 Fax +39 0229512696 E-Mail: labgroup@tin.it Internet: http://www.mindstylemagazine.com http://www.futureconceptlab.com http://www.geniuslocilab.com

Optimismusfaktor: !!!!! Eine äußerst inspirierende und überzeugende Mischung aus Trendscouting einerseits und tiefgehender wissenschaftlicher Gesellschafts- und Marktforschung andererseits, alles angerichtet als „cooler“ Think-Tank, originell garniert und reichhaltig, aber ohne schwer im Magen zu liegen. Mehr ist eigentlich kaum zu erwarten, außer vielleicht das Ganze in Deutsch.

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Groupe Futuribles

Zukunftsdenkend der Demokratie dienen „Eine Zukunft gibt es nicht. (...) Eine Zukunftswissenschaft, die es uns erlauben würde, mit Sicherheit vorherzusagen, wie die Zukunft sein wird, indem wir die Kristallkugel und die Teeblätter gegen mächtige Expertensysteme eintauschen, kann es nicht geben.“ Hugues de Jouvenel ist Realist und lebt im Jetzt. Aus der Analyse gegenwärtiger Zustände auf die „futurs possibles“ zu schließen und verschiedene Szenarien und Modelle zu entwerfen, ist das Geschäft der von ihm als Managing Director geleiteten „Groupe Futuribles“. Wenn es nach diesem Selbstverständnis geht, betreibt jedes denkende und handelnde Subjekt Zukunftsforschung, zumindest aber informierte Zukunftsgestaltung, oftmals, ohne es zu wissen. „Futuribles International“ wurde 1960 von seinem Vater Bertrand de Jouvenel gegründet. Zukunftsforschung, wie sie Futuribles praktiziert, basiert auf drei wichtigen philosophischen Überzeugungen: 1. Die Zukunft ist das Reich der Freiheit. 2. Die Zukunft ist das Reich der Macht. 3. Die Zukunft ist das Reich des Willens. Die Orientierung de Jouvenels auf die Zukunft macht Sinn: „Im Hinblick auf die Vergangenheit ist der Wille des Menschen vergeblich, seine Freiheit null und nichtig und seine Macht nicht existent.“ Ist daher jede Forschung Zukunftsforschung? In gewisser Weise ja, weshalb Futuribles sich weder auf isolierte Wissenschaftssegmente noch auf regionale Forschungsschwerpunkte reduzieren will: Unternehmens-Consulting und Entwicklung von Management-Strategien für öffentliche und private Organisationen gehört heute genauso in das Arbeitsfeld wie Politikberatung in den Bereichen Sozial- und Wirtschaftspolitik und Fortbildung – und das nicht nur mit einem globalen (ein zu sinnentleerter und modischer Begriff), sondern mit einem universellen, mithin politischen Anspruch. Entgegen der Befürchtung, das „Diktat kurzfristiger Überlegungen [könne] die Tyrannei der Langfristigkeit“ ersetzen, lokalisiert de Jouvenel Zukunftsforschung eindeutig als Zuarbeiter demokratischer Systeme: „Zukunftsforschung ist entstanden, um der Demokratie zu dienen, nicht, um sie zu ersetzen.“ Dies tut der international renommierte Wissenschaftler de Jouvenel aktiv: Sein Rat ist in der UN ebenso willkommen wie im französischen Regierungsapparat oder auf internationalen Forschungskongressen. Der Wissenschaftsapparat der führenden französischen Zukunftsforschungsinstitution ist enorm: Das internationale Netzwerk von mehr als 350 Korrespondenten, Wissenschaftlern und Intellektuellen agiert als permanentes „system of monitoring“, genannt „look-out-system“. Der methodische Unterbau ist sozial- und wirtschaftswissenschaftlich, so werden Informationen zusammengetragen und analysiert. Futuribles ist daher zunächst einmal ein vor Daten und Wissen strotzender Think Tank, der gleichzeitig Meeting Point für nahezu alle nach vorne denkenden Geister sein will (Forecast Forum). Des weiteren agiert Futuribles als Bildungs- und Researchzentrum, das dem Zukunftsdenken, dem Aufgeben von scheinbaren Sicherheiten, alten Vorstellungen und Ordnungen gewidmet ist. Es geht nicht mehr darum, wie in der traditionellen Zukunftsforschung, das Beständige an Entwicklungen herauszufiltern und Sicherheiten zu kreieren, sondern darum, Brüche sichtbar zu machen und die Angst vor diesen in konstruktive Bahnen zu lenken. Systemtheorie, ohne dabei notgedrungen auf den Fortbestand alter Systeme zu setzen, sondern das Hirn für neue Konstellationen zu öffnen. Kluge, in der Tradition der französischen Aufklärung fest verwurzelte Werte und Ziele, denen niemand widersprechen wollte. Das expertenbasierte, transdisziplinäre und internationale Frühwarnsystem ist ausgereift und sorgt für permanenten Ideennachschub. Seine inhaltliche Weitmaschigkeit soll Makrotrends herausfiltern und sich nicht an sophistizierten Instrumentarien erschöpfen. Das Verstehen

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der momentanen Wirklichkeit, um zukunftsorientiert zu handeln, ist Aufgabe und Ziel von Futuribles und ihren Publikationen: der monatlichen Revue Futuribles, der vierteljährlichen Bibliographie prospective (Vorstellung und Analyse der neuesten Zukunftsforschungsliteratur, das ebenfalls vierteljährlich erscheinende Bulletin Vigie Info (Publikation der Ergebnisse und Berichte des Look-Out-Netzwerks) sowie zahlreiche CaseStudies zu verschiedensten Themen. Spezialisierung im klassischen Verständnis einer vertikal in verschiedene Bereiche unterteilbare Forschungswelt gibt es im Publikations- und Angebotsdschungel von Futuribles nicht. Interessant ist jede Forschung dann, wenn sie den horizontalen Aspekt, sprich, das, was womöglich hinter den Horizonten an Zukünften auf uns wartet (oder droht) aufzeigt. Mit anderen Worten: Interessierte können sowohl am Runden Tisch über die Zukunft Afrikas als auch am Expertengespräch über „das Leben in der Ile-de-France im Jahre 2025“ teilnehmen. Der Wissensanspruch ist so universell, dass nur derjenige findet, der auch sucht. Aber genau das entspricht dem Zukunftsverständnis von Futuribles: Die Formulierung von Zukunftsbildern ist nicht wichtiger als die Konstruktion der Pfade, die zu ihnen führen. Zukunft ist nicht vorrätig, sondern permanent „in der Mache“.

Unternehmen: Die „Groupe Futuribles“ wurde 1960 als unabhängiger Think Tank gegründet. Zu ihr gehören die Non-Profit-Organisation Futuribles International, deren Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit durch Publikationen sowie öffentliche Veranstaltungen zugänglich gemacht werden, sowie das Unternehmen Futuribles Sarl, das als Unternehmensberatung und Research Institut im Bereich Scenario Planning und Management Strategies öffentliche wie private Organisationen berät. Forschungstechniken: Anwendung von Szenariotechniken auf Basis eines umfangreichen natur-, sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Informations- und Datenpools. „Look-out-System: Netzwerk von mehr als 350 Korrespondenten, Wissenschaftlern und Intellektuellen weltweit, die das Pariser Zentrum mit Informationen aus aller Welt und aus allen Wissenschafts-, Technologie- und Politikbereichen versorgen. Kontakt: Groupe Futuribles 55, rue de Varenne 75341 Paris cedex 07 France Fon: +33 1 53 63 37 70 Fax: +33 1 42 22 65 54 Internet: http://www.futuribles.com

Optimismusfaktor: !!!! De Jouvenel ist in der Zukunfts-Szene eine Name wie BMW für die Automobilindustrie: alteingesessen seit den Gründerzeiten der Branche; hochklassig, aber nicht zu nobel; anspruchsvoll und mit einer Philosophie, aber doch irgendwie erschwinglich und erreichbar. Der Jouvenel’sche Think Tank ist explizit politisch ausgerichtet, aber darum bemüht, die Scheuklappen möglichst so einzustellen, dass sie nicht das Gesichtsfeld beschränken, sondern eher den klaren Blick vor störender Seitenstrahlung schützen.

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Institute of Ideas (IoI)

Nahrungsmittellieferant für Fortschrittshungrige Wofür andere Dekaden brauchen, das britische Institute of Ideas (IoI) hat es in nur drei Jahren geschafft: Anziehungspunkt und Anlaufstelle für Querdenker, Zukunftsmacher, Experten und Neugierige zu werden. Hier werden die Ideen entwickelt und ausgesprochen, vor denen Gutmenschen und andere Apostel immer gewarnt haben. Und das nicht nur in einem Spezialgebiet. Das Wissens-, Diskussions- und Veranstaltungsangebot der in London basierten Organisation reicht von Debatten über Kultur und Künste über WissenschaftsSalons bis hin zu Streit-Festivals über Tierversuche, ethischen Tourismus oder die Konsequenzen des 11. September. Gerne überzieht das IoI über mehrere Wochen das ganze Land mit Veranstaltungen mit hochkarätigen Rednern und unter provokanten Titeln. IoI veranstaltet nicht nur interessante Debatten, sondern sieht sich als Brutstätte unkorrekten und damit tendenziell zukunftsrelevanten Denkens. Es verfolgt das Ziel, das unter New Labour fast zum Erliegen gekommene intellektuelle Leben Britanniens (und darüber hinaus) zu neuem Leben zu erwecken. Das Erfolgsrezept? Thinking big and speaking out loudly! Das IoI wäre eine ideale Lobby-Institution für eine eingeschlafene politische Partei. Nur ist dieser sich bewusst nicht als Think Tank gerierender quer zu den bestehenden politischen Lagern angesiedelt und passt nicht in die klassischen Raster. Und man ist auch noch stolz darauf! Denn auf den Zug der politischen Kurzfristig- und Kurzsichtigkeit sowie der künstlichen, weil inhaltsleeren politischen Polarisierung wollen (und können) die Macher des eher virtuell bestehenden „Instituts“ erklärtermaßen nicht aufspringen. Vielleicht ist das der Grund, warum die Veranstaltungen landauf landab zumeist ausverkauft sind. Das verfügbare Netzwerk von Experten, namhaften Autoren und Rednern ist angesichts des „Windelalters“ des IoI beeindruckend: Es reicht von namhaften Soziologen wie Francis Fukuyama, Greg Stock oder Frank Furedi über zahlreiche erstrangige Wissenschaftler bis hin zu – und das macht einen weiteren Reiz der IoI-Streitkulturen aus – noch namenlosen, aber hochqualifizierten Denkern und Schreibern, die den Großen und Arrivierten gerne unbequeme Fragen stellen. Die intellektuelle Beweglichkeit des IoI schlägt sich auch in den verschiedenen angelaufenen Publikationsreihen nieder. Die Reihe „Conversations in Print“ etwa versammelt verschiedenste Autoren, die zu einem konkreten Thema ihre eigenen Kommentare und Analysen präsentieren. Der unabhängig und nicht-staatlich finanzierte „Think-and-Debate-Tank“ hat nicht die akademischen Elfenbeintürme verlassen, denn er war dort nie zu Hause. Seine Heimat und sein Aktionsraum ist das offene Diskussionsforum und die Welt interessierter Menschen und Medien, die ein solches bislang vergeblich suchten. Strukturell betrachtet ist das IoI ein Mangelverwalter: Es mangelt sowohl an Personal (4 Hauptamtliche) als auch an eigenen Räumlichkeiten und großen Sponsoren. Aber das sollte eher Mut machen: Es braucht nicht viel, um zu einer Schmiede für Ideen zu werden – vorausgesetzt, man hat selber welche.

Unternehmen: Institute of Ideas, gegründet 1999 in London als unabhängiges Forschungs- und Veranstaltungsinstitut. Services: Ideenlieferant; Kongressveranstaltung; Publikation von Büchern und Periodika; Networking.

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Forschungstechniken: Politische und soziologische Forschung. Kontakt: Academy of Ideas Ltd Signet House 49-51 Farringdon Road London EC1M 3JP. Tel +44 (0)20 7269 9220 Fax +44 (0)20 7269 9235 E-Mail: academy@instituteofideas.com Internet: http://www.instituteofideas.com/

Optimismusfaktor: !!!!! Das IoI betreibt Zukunftsforschung, ohne es so zu nennen und ohne auf ihre Methoden zurückzugreifen. Vielleicht ist das seine Stärke, denn anstatt Szenarien zu entwerfen, traut man sich hier durchaus Festlegungen zu. Ein gelungener Nachweis dafür, dass Querdenker nicht an der Oberfläche entlang schrammen müssen. Veranstaltungen und Publikationen sind absolut empfehlungswürdig, auch wenn die Website ein wenig informativer sein könnte.

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Zukunftsforschung in den USA / Nordamerika

Faith Popcorn’s BrainReserve

Herrin des Kokons Keine ernstzunehmende Publikation über Trend- und Zukunftsforschung kann es sich leisten, nicht über Faith Popcorn zu sprechen. Zu Recht: Ihre trendigen und trendbeschreibenden Aussagen sind nicht nur für die amerikanische Szene ein wichtiger Richtungsweiser, auch international sowie jenseits der Trend- und Zukunftsdebatten hinterlässt Faith Popcorn ihre Zukunftsspuren. Dass liegt nicht nur am guten Marketing der Bestsellerautorin, sondern vor allem an ihrem sehr feinen Gespür für soziale, kulturelle und ökonomische Entwicklungen. Die besondere Stärke Popcorns ist die zielgenaue Prognose gesellschaftlicher und kultureller Trends sowie die anschauliche Darstellung ihrer Findings. Von ihr geprägte Begriffe wie „Cocooning“ umschreiben Trends, die heute allgemein anerkannt und diskutiert werden. Das Erstaunliche daran aber ist: Popcorn hat „Cocooning“ bereits vor mehr als zwanzig Jahren beschrieben und zu einer Trendanalyse ausgebaut. Auch das von ihr entwickelte Wording „FemaleThink“, das den Vormarsch von Frauen und weiblichen Werten in Wirtschaft und Gesellschaft beschreibt, prägt heute Denken und Handeln, so dass man zuweilen den Eindruck hat, Faith Popcorn agiere nicht als Trendspotterin, sondern als Trendsetterin. Seit 1974 mischt Popcorn mit der von ihr gegründeten Beratungsfirma BrainReserve die amerikanische und internationale Marketingszene auf. Das in New York ansässige Unternehmen leitet seine hochkarätigen Kunden (z.B. BMW, IBM oder Pepsi/Lipton) durch die Unwägbarkeiten und die steinigen Pfade der Konsumentenwelt und hilft ihnen, trendbasierte Lösungen und marktgerechte Zukunftsvisionen und Brandings zu entwickeln und zu implantieren. Faith Popcorn ist heute eine der führenden und anerkanntesten Beraterpersönlichkeiten in punkto Marketing und strategische zukunftsorientierte Unternehmensplanung. Das denkende Herz von BrainReserve besteht aus zwei Kammern: zum einen der TrendBank, einer globalen Datenbank kulturellen und soziologischen Wissens, aus der Popcorns Berufsvisionäre schöpfen; zum anderen aus der ebenfalls weit verzweigten TalentBank, einem Netzwerk, in dem vom Wirtschaftsexperten über Wissenschaftler bis hin zu Schamanen und dem einfallsreichen 10-jährigen Mädchen alle Kontakte zusammengefasst und miteinander verbunden werden, die Faith Popcorn während ihres rastlos nach Neuigkeiten suchenden Lebens geknüpft hat. Dieser Apparat – 25 feste Mitarbeiter und ein Netzwerk von mehr als 5.000 Visionsdenkern – fungiert als Großhirn und Großrechner des Popcorn’schen Ideenimperiums. Dass BrainReserve mehr ist als eine Unternehmens- und Marketing-Beratungsagentur, zeigen die enormen Publikationserfolge der amerikanischen „Trend-Guru“ Popcorn. Der „Popcorn-Report“, aber auch Bücher wie „EVEolution“ oder der aktuelle „Dictionary of the Future“ sind Bestseller weit über die Grenzen des Marketingpublikums hinaus. Kenner schätzen Popcorns Vorhersagen und führen an, sie erreiche eine 95 %ige Genauigkeit. Ob dies tatsächlich der Fall ist und wie solche Aussagen zu verifizieren sind, bleibt unklar, ist

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letztlich aber auch irrelevant. Fakt ist: Faith Popcorns BrainReserve hat in der internationalen Hitliste der Trend- und Zukunftsforschung einen Spitzenplatz abonniert. Unternehmen: BrainReserve Inc., gegründet 1974 in New York von Faith Popcorn Services: Entwicklung von zukunftsorientierten Marketingstrategien; Positionierung von Brandings; Begleitung von Produktentwicklungen; Zahlreiche Publikationen wie der „Popcorn-Report“. Forschungstechniken: Ständige Aktualisierung und Auswertung der eigenen Trend-Datenbanken; Marktbeobachtung und -forschung; Soziologische Forschung; Trendforschung auf Basis der eigenen TalentBank, einem Netzwerk von Experten und Zukunftsinteressierten. Kontakt: Faith Popcorn’s BrainReserve 59 East 64th Street New York, NY 10021 USA E-Mail: Faith@faithpopcorn.com Internet: http://www.faithpopcorn.com/

Optimismusfaktor: !!!!! Wortgewaltiger Popstar der Zukunftsforschung. Visions- und Szenariobildung mit langer Halbwertszeit.

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The Cato Institute

Zukunftsvisionen à la Cato: Amerikanisch und libertär bis ins Mark Nicht überall wo Zukunft draufsteht, ist auch welche drin! Und auch das Gegenteil kann zuweilen der Fall sein: Manchmal ist viel Zukunft drin, ohne dass es draufsteht. Letzteres trifft auf das US-amerikanische Cato Institute zu. Der 1977 gegründete privat finanzierte Think-Tank ist berühmt-berüchtigt für seine liberalen und freiheitlichen Denkansätze und seine konstruktiven und konkreten Politikanstöße. Heute ist das Cato Institute (benannt nach einem der wichtigsten Vordenker der amerikanischen Revolution) eine der am häufigsten zitierten politischen Denkfabriken in den USA. Cato einzustufen, ist angesichts immer verschwommener werdender politischer Profile nicht ganz einfach: Libertär bis ins Mark steht Cato für einen aufgeklärten Gesellschaftsbegriff, für persönliche Freiheiten, einen limitierten und schlanken Staat, die freie Marktwirtschaft und die Macht der Gesetze. In weltanschaulich-konfusen Zeiten gilt dies einigen als konservativ, anderen als anarchistisch, mithin als weder links noch rechts oder doch als beides. Das spricht nicht gegen Cato, sondern gegen vergangene Denkschablonen. Wer die Welt in Zukunftsoptimisten und -gestalter sowie in Zukunftspessimisten unterteilt, wird Cato eher einordnen können. Optimistisch und das kreative Potenzial der Menschheit herausstellend bei gleichzeitiger Betonung individueller Verantwortung – so kann man das politische Profil treffend zusammenfassen. Dass zugleich der Kampf gegen Verbote, Vorurteile, staatliche Restriktionen – etwa gegen Immigranten und andere Minderheiten – sowie gegen eine militärisch ausgerichtete Außenpolitik ebenfalls Bestandteile des politischen Profils sind, macht deutlich, dass hier Zukunft quer zu den politischen Kategorien der Vergangenheit gedacht und entwickelt wird. Cato unterhält einen enormen Apparat an Denkern und Mitarbeitern. An die 150 fest angestellte und freie Mitarbeiter liefern dem informationsgefräßigen Think-Tank ständig Nachschub an Wissen. Dieser Wissensdurst verteilt sich auf zahlreiche Themenbereiche, in denen geforscht, gestritten und publiziert wird: von Haushalts- und Steuerpolitik über Rechtspolitik, Außen- und Sozialpolitik über libertäre Philosophie bis hin zu Life Science, Energie- und Technologiepolitik reicht das Spektrum. Gerne wird hier gegen den Strom geschwommen. Die Website bietet zahlreiche Analysen und Essays, die so einigen Gutmenschen und politisch wie ökologisch korrekten Mainstreamlern die Zornesröte ins Gesicht treiben werden, wie z.B. der Aufsatz „Why We Shouldn't Worry About Global Warming“. Als Non-Profit-Organisation finanziert sich das Institut, das im Jahr 2002 seinen 25. Geburtstag feierte, ausschließlich über nicht-staatliche Zuwendungen. Aber auch das ist natürlich für einige Anlass zu Kritik, gehören doch Unternehmer wie Rupert Murdoch oder Marktgrößen der Tabakindustrie zu den Gönnern. Dennoch fällt deren Einfluss auf Catos inhaltliche Forschungsarbeit kaum ins Gewicht: Sein zuweilen geradezu überschäumender Marktoptimismus sprengt die politischen Lager und macht das Institut zu einer der einflussreichsten Denkanstalten auf dem Feld der Politikanalyse, auf den auch die Zukunftsforschung als Daten-, Ideen- und Provokationenlieferant nicht verzichten kann.

Unternehmen: The Cato Institute 1977 in Washington D.C. als Non-Profit-Organisation gegründeter Think-Tank.

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Services: Daten- und Analysenlieferant zu US-amerikanischen und weltpolitischen Themen; Publikation zahlreicher Bücher und Bulletins; Veranstaltung von politischen Kongressen und Seminaren. Forschungstechniken: Datenbank- und Bibliothekanalysen; Soziologische Forschungsmethoden; Politische Inhaltsanalyse; Naturwissenschaftliche Analysemethoden. Kontakt: The Cato Institute 1000 Massachusetts Avenue N.W. Washington D.C. 20001-5403 Tel +1 (0) 202 842-0200 Fax +1 (0) 202 842-3490 E-Mail: service@cato.org Internet: www.cato-institute.com

Optimismusfaktor: !!!! Keine klassische Zukunftsforschung, dennoch nicht minder zukunftsrelevant. Cato steuert erfrischend offen und optimistisch einer Zukunft entgegen, vor allem auch, weil „Zukunft“ nicht als Counselling-Issue, sondern als Pfadfinderei im wahrsten Sinne des Wortes verstanden wird.

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Foresight Institute

Keine Angst vor der „Nanokalypse“! Es war im Jahr 1989 – öffentliche, weltweite Computernetzwerke galten noch als Hirngespinste aus Science-Fiction-Romanen, und die Entschlüsselung des menschlichen Genoms als nicht zu bewältigendes Rechenexempel – als das US-amerikanische Foresight Institute seine erste Konferenz über „molekulare Nanotechnologie“ abhielt. Noch heute erzeugt das Wort „Nanotechnologie“ viel Ratlosigkeit, die, zumeist von einem diffusen Unbehagen begleitet, Abwehrreflexe hervorruft. Reflexe, wie sie nahezu jede neue Technologie produziert. Aber die Reflexe der Spezies Mensch sind vielschichtig, wie sein Handeln. Im Foresight Institute legt man es darauf an, Bedenken zwar zu bedenken, aber sie nicht zum einzigen Handlungsmotiv werden zu lassen. Das Ziel der Organisation ist es, technologische Entwicklungen im Interesse der Menschheit voranzutreiben, über Chancen und Risiken aufzuklären, um die Gesellschaft für die Technologien der Zukunft fit zu machen. Experten des Übermorgens wissen: Biotechnologie und Gentechnik sind Entwicklungen im Hier und Jetzt, der Nanotechnologie hingegen gehört die Zukunft. Bedenkenträger nehmen diese Formulierung gerne allzu wörtlich, sie befürchten die endgültige Unterjochung des Menschen durch eine außer Rand und Band geratene Technik, verwechseln aber nur zu gerne die sozial bedingte Anwendung von Technologien mit der Technologie selbst. Dabei ist es doch die Gesellschaft selbst, die über Einsatz und Verwendung ihres eigenen Wissens entscheidet oder zumindest entscheiden sollte. Dies kann sie aber nur dann bewusst tun, wenn sie weiß, worum es geht. Das Foresight Institute ist daher kein Nanotechnologie-ThinkTank im rein wissenschaftlichen Sinne; es will Informationen verbreiten, Potenziale sichtbar machen und neue Ideen testen. Dass dies keine Sterndeuterei ist, sondern konkrete, tagtägliche harte (Überzeugungs-)Arbeit, offenbart ein Blick auf die Webpage von Foresight, auf der sich wissenschaftlicher Sachverstand in geballter Form dem interessierten Leser offenbart. Dass eine Organisation, die Wissen über Zukunftstechnologien vermittelt und ihre Entwicklung begleitet, in der Rubrik „Future Research“ richtig aufgehoben ist, mag einigen als zweifelhaft erscheinen. Andererseits ist eine so konkrete und fundierte Beschäftigung mit einem Zukunftsthema selbst bei noch so futuristisch anmutenden Akteuren im globalen Ideemarkt nur selten zu finden. Foresight stellt keine dubiosen Theorien auf, wie Zukunft aussehen könnte, für die Wissenschaftler der „Foresight-Family“ hat die Zukunft bereits begonnen. Viele reden nur davon, dass Zukunft nicht passiert, sondern gemacht werden müsse, hier sind ihre ersten Vorboten bereits Diskussions- und Aktionsgegenstand. Wer gerne mehr über Zukunft von Technologien – und nicht nur über Nanotechnologie – wissen möchte, anstatt sie philosophierend zu ertasten oder herbeizufürchten, kommt am Foresight Institute nicht vorbei. Auch Zukunftsforscher und solche, die es werden wollen, können hier etwas lernen: zum Beispiel, sich unvoreingenommen und mutig mit dem menschlichen Potenzial auseinander zu setzen. Berufsmäßige Zauderer und „Glas-halb-leer“-Philosophen haben noch nie Geschichte gemacht, und sie sind auch für das Machen von Zukunft nicht relevant.

Unternehmen: Foresight Institute, gegründet als Non-Profit-Organisation zum Zwecke der Verbreitung von Wissen über und Nützlichkeit von modernen Technologien. Inhaltlicher Schwerpunkt des Institute for Molecular Manufacturing ist die Nanotechnologie. Das Center for Constitutional Issues in Technology wurde gegründet, um die Einführung moderner Technologien auf dem Parkett der institutionellen Politik zu begleiten und zu fördern.

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Services: Vermittlung von Expertenwissen über moderne Technologien; Analyse von und Intervention in aktuelle Wissenschaftsdebatten; Zahlreiche Buchpublikationen zu Nanotechnologie; Regelmäßige Publikationen in Print oder Online-Format. Kontakt: Foresight Institute PO Box 61058 Palo Alto, CA 94306 USA Tel.: +1 (0)650-917-1122 Fax: +1 (0)650-917-1123 E-Mail: foresight@foresight.org Internet: http://www.foresight.org

Optimismusfaktor: !!!! Foresight ist ein Beispiel dafür, dass auch inhaltsschwere Wissenschafts-Köpfe in schwerer politischer Mission leicht und behände Richtung Horizont blicken können, ohne ängstlich das Gesicht zu verziehen. Gerade im Technologie-Bereich bräuchte die Welt mehr davon.

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The Hawaii Research Center for Futures Studies

ZukunftsgeRecht made in Hawaii “Jedes sinnvolle Statement zur Zukunft erscheint lächerlich.” Mit diesem Statement empfängt das Hawaii Research Center for Futures Studies (HRCFS) die Besucher seiner Webpage. Zweideutig, wie Zukunft nun einmal (mindestens) ist, dient dieses „Welcome“ als erster Einstiegstest in die Materie. Alles andere als lächerlich ist jedoch der wissenschaftliche Anspruch der hawaiianischen Zukunftsforscher. Jim Dator, seit Gründung des Forschungszentrums dessen Kopf, würde auf die skeptische Aussage, es gäbe keine „zukünftigen Fakten“, schlicht und ergreifend antworten: „Es gibt auch keine vergangenen Möglichkeiten.“ Oder anders formuliert: Wer von Zukunftsforschung Wahrheiten erwartet, zäumt das Pferd nicht nur von hinten auf, sondern setzt auch noch auf das falsche. Angenehm positiv und zukunftsoffen liest sich das Mission Statement des HRCFS: „Niemals zuvor hatten die Menschen mehr Einfluss auf die Zukunft ihrer Umwelt, ihrer eigenen Biologie und auf das Leben überhaupt.“ Dieses Potenzial liegt jedoch in vielerlei Hinsicht brach, weshalb sich das Forschungszentrum ganz gezielt als akademische Beratungsanstalt für politische, ökonomische und soziale Entscheider, vorrangig in den Vereinigten Staaten, betätigt. Die Motivation ist klar: Die Welt wird als „selbst-zentriert“ und wenig zukunftsoffen angesehen. „Es fehlt uns [den Menschen] sowohl an der Ethik wie auch an den Institutionen, um unser Potenzial verantwortlich und im Sinne künftiger Generationen zu entfalten.“ Das HRCFS ist nicht nur eine der ältesten und bekanntesten Einrichtungen der akademischen Zukunftsforschung, sondern setzt auch durch seine Auftragsstudien und Consulting-Aktivitäten für Individuen, Gemeinschaften, Regierungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen auf die aktive Beeinflussung und Förderung zukunftsorientierten Handelns. Visions- und Strategieentwicklung und -begleitung sind genauso Bestandteil der Arbeit wie die Förderung des akademischen Nachwuchses. Von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung ist die gemeinsam mit dem Institute for Alternative Futures entwickelte Anwendung von Zukunftsforschung auf das Gebiet der Rechtsprechung. Themen wie „Judicial Foresight“ und „Futures of the Courts“ sind zu vielbeachteten Aushängeschildern des HCRFS avanciert.

Unternehmen: Hawaii Research Center for Futures Studies, gegründet 1971 als Bestandteil des Social Science Research Institute der University of Hawaii in Manoa; Präsident: Dr. Jim Dator Services: Forschungsarbeiten und Consulting für staatliche Organisationen und Wirtschaftsunternehmen; Aufbau und Pflege einer weltweit ausgerichteten Datenbank für Zukunftsforschung; Theorie- und Methodenentwicklung der Zukunftsforschung. Forschungstechniken: Judicial Foresight; Klassische Methoden der Zukunftsforschung; Datenbankanalysen; Sozialforschung.

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Kontakt: Hawaii Research Center for Futures Studies University of Hawaii at Manoa 2424 Maile Way Honolulu, Hawaii 96822 USA Tel: +1 (0)808-956-2888 Fax: +1 (0)808-956-2889 E-Mail: dator@hawaii.edu Internet: http://www.futures.hawaii.edu/

Optimismusfaktor: !!! Das HRCFS ist eine Topadresse für akademische Zukunftsforschung, wenngleich mehr oder weniger beschränkt auf die Vereinigten Staaten. Dass die Welt zukunftsoffener gestaltet werden soll, ehrt die hawaiianischen Forscher. Ob dies mit „mehr“ Ethik erreicht wird, insbesondere in Fragen des Rechts, bleibt jedoch fraglich.

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Massachusetts Institute of Technology (MIT)

Brutkasten für Weltverbesserer Wenige Geschichten reichen bis ins Jahr 1865 zurück. Die des Massachusetts Institute of Technology (MIT) schon. In jenem Jahr konnten die ersten Studenten des Instituts beglückwünscht werden. Mit ihnen begann eine Erfolgsstory der zukunftsorientierten wissenschaftlichen Forschung, die bis zum heutigen Tage weitergeschrieben wird. Das MIT ist nicht einfach nur eine herausragende Universität. Als solche wäre sie in diesem Handbuch nicht zu besprechen. Hier werden nicht einfach nur Studenten (aus-)gebildet, sondern technologische Schritte unternommen, die die Welt verändern. In verschiedenen Subinstituten mit den Themenfeldern Architektur und Planung, Geisteswissenschaften, Kunst und Gesellschaft, Wissenschaft und Gesundheitsforschung wird am MIT auf höchsten internationalem Niveau gelehrt und geforscht. Akademische Karriere auf Basis permanenter intellektueller Stimulation sowie der Begeisterung für Entdeckungen, Innovationen und Kreativität – das ist der Plan, nachdem Studierende das MIT durchlaufen, gewissermaßen die Forschungs- und Wissenselite der Zukunft. Dieses Klima hat in den letzten Jahrzehnten immer wieder atemberaubenden technologischen Durchbrüchen verholfen: Die Forschungserfolge des MIT umfassen neben neuen Techniken zur Haltbarmachung von Lebensmitteln die Entwicklung des Verfahrens zur künstlichen Herstellung von Penicillin und Vitamin A, die Herstellung künstlicher Organe sowie neuer optischer Methoden, den Abstand zwischen weit entfernten Galaxien zu messen. Vom menschlichen Gen in den Weltraum und zurück: Das MIT betreibt umfassende Wissensproduktion und beschreitet alle Wege, in die menschliche Hirne denken können oder noch nicht können. Das unabhängige Forschungsinstitut wird von Regierung, Wirtschaftsunternehmen sowie gesellschaftlichen Institutionen getragen. Mehr als 2.000 Wissenschaftler forschen mit ca. 2.500 Forschungsassistenten in den verschiedenen Departments. Im Jahr 1999 startete das MIT eine auf fünf Jahre angesetzte Kampagne mit dem Titel „Calculated Risks, Creative Revolutions“. Sie stellt eine weitere Forschungsoffensive dar, mit der das MIT auch im 21. Jahrhundert seine führende Stellung ausbauen und die Menschheit nach vorne bringen will. So feiern Wissensdurstige den Jahrtausendwechsel. Mit Sicherheit ist es nicht leicht, den Fuß in die Tür des MIT zu bekommen – aber wer es schafft, den erwartet eine der hochkarätigsten Forschungs- und Bildungseinrichtungen auf diesem Globus. Ohne das MIT wäre die Menschheit spürbar unwissender.

Unternehmen: Massachusetts Institute of Technology Services: Forschung in den Bereichen: School of Architecture and Planning, School of Engineering, School of Humanities, Arts, and Social Sciences School of Management School of Science Whitaker College of Health Sciences and Technology

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Kontakt: Massachusetts Institute of Technology 77 Massachusetts Avenue Cambridge MA 02139-4307 USA Tel: +1 - 617.253.1000 Internet: http://web.mit.edu/

Optimismusfaktor: !!!!

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RAND Corporation

RAND: Mutter der Wissens- und Technologie-Elite Als die Douglas Aircraft Company 1945 die Forschungseinheit RAND gründete, war wohl niemandem bewusst, dass hier nicht nur ein Think Tank im wahrsten Sinne des Wortes (Tank = Panzer), sondern gewissermaßen auch „die Mutter aller Think Tanks“ das Licht der Welt erblickt hatte. Als Kind des Zweiten Weltkriegs ging es in RAND zunächst um wissenschaftliche technologie- und militärrelevante Forschung. Gerade die Erfahrung des Krieges und das sich abzeichnenden Wachstum der Spannungen zwischen Ost und West machten eine weitergehende Abstimmung zwischen Technologie, Militär und Politik unabdingbar. RAND (Research And Development) wurde zu einer national orientierten, aber gerade deshalb auf wissenschaftliche Unabhängigkeit und Exzellenz basierenden Beratungs- und Forschungsorganisation. 1948 wurde die RAND Corporation als unabhängige Non-Profit-Organisation neu gegründet. Ihr Ziel ist seitdem die Förderung wissenschaftlicher, ökonomischer und sozialer Innovationsprojekte in nahezu jeder Beziehung in allen Fragen öffentlicher Wohlfahrt und nationaler Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika. Auch wenn ihr noch heute der Ruf des „Kalten Krieges“ und der Konzentration auf moderne Militärtechnologie anhängt, so ist RAND dennoch in vielerlei Forschungsbereichen aktiv und übernimmt politikberatende Funktionen: bei der Entwicklung von Asthma-Behandlungen für Kinder, von Vorschlägen zur Drogenmissbrauchsbekämpfung oder zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Historische Highlights der RAND-Forschung waren die Entwicklung eines der ersten Computersysteme oder Innovationen im Bereich der Telekommunikationstechnik, die die Basis für heutige moderne Computer-Netzwerke darstellten. In der Weltraumforschung – gerade während des Kalten Krieges sowohl aus Prestige- als auch handfesten militärischen Gründen betrieben, spielte RAND ebenfalls eine herausragende Rolle. Auch heute ist RAND – mehr als 50 Jahre seit seiner Gründung – mit seinen Niederlassungen in den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland (RAND Europe) ein bedeutender Global Player, wenn es um die Entwicklung zukunftsrelevanten Wissens geht.

Unternehmen: RAND Corporate Headquarters 1700 Main Street P.O. Box 2138 Santa Monica, California 90407-2138 / USA Telephone +1 (0)310/393-0411 Fax +1 (0)310/393-4818 Internet: www.rand.org RAND Europe Newtonweg 1 2333 CP Leiden The Netherlands Telephone +31-0)71-524-5151 Fax +31-(0)71-524-5191 Internet: http://www.rand.org/randeurope/

Optimismusfaktor: !!!

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World Future Society (WFS)

Die (amerikanische) Mutter aller Zukünfte Die globale Branche oder „Szene“ der Trend- und Zukunftsforschung ist ein so vielfältiges und uneingegrenztes Gebiet wie die Zukunft selbst. „Zukunftsforscher“ oder „Futurist“ darf sich jeder nennen, der lesen und schreiben kann; der Begriff ist weder geschützt, noch schreibt er Qualitätsstandards für das eigene Handeln vor. Dennoch gibt es ein paar Eckoder Stützpfeiler, auf denen die Zukunftsforschung ruht bzw. von denen aus sie voranschreitet auf ihren Weg in das Unbekannte. Einer von diesen Pfeilern ist die USamerikanische World Future Society. Sie trägt die Welt nicht nur in ihrem Namen, sondern die Welt ist Mitglied in diesem Forum. Wäre die Welt der Zukunftsforschung klein und klar umrissen, könnte man die WFS getrost als einen ihrer „Dachverbände“ bezeichnen. Da sie es offiziell nicht ist, gewinnt die Gesellschaft durch ihre mehr als 30.000 Mitglieder an Autorität, die aus allen Winkeln der Erde regelmäßig zu Konferenzen, Seminaren oder Meetings zusammenkommen. Die WFS ist damit nicht nur die größte, sondern auch die älteste Institution dieser Art im Bereich des wissenschaftlichen Zukunftsdenkens und -forschens. Sie wurde 1966 als nicht-kommerzielle, nicht-staatliche und politisch unabhängige Organisation in Washington D.C. gegründet und verfolgt das Ziel, Zukunftswissen und -ideen zusammentragen, sichtbar zu machen und zu verbreiten. Dieses globale Forum lebt für und durch ihre Mitglieder. Wenngleich dominiert durch den hohen Anteil amerikanischer Mitglieder, tragen dennoch Forscher von Argentinien bis Zimbabwe aus nahezu allen Fach- und Wissensgebieten beständig zum Ausbau dieses Welt-Zukunftswissens-Speichers bei. Mitglied kann jeder werden, der sich für die Zukunft interessiert und der diesen Speicher anzapfen möchte. Nicht nur Einzelkämpfer, sondern auch Organisationen und Unternehmen nutzen diesen Knotenpunkt, um Kontakte zu knüpfen, Wissen preiszugeben und zu sammeln. Entsprechend groß ist der Einfluss der World Future Society: Sie gilt als eines der wichtigsten Organe der internationalen Zukunftsforschung, als Mutter aller Zukünfte, sozusagen als „Gl-orakel“. Über zahlreiche Mitgliederpublikationen in nahezu allen Formaten, verteilt über alle Themengebiete, versprüht es das aktuelle Zukunftswissen über alle Grenzen hinweg. Wer sich Zukunftsforscher nennt und so denkt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, über Tellerränder hinaus zu sehen. Ränder und Grenzen wird man auf der Plattform der “World Future Society” nicht finden...

Kontakt: World Future Society 7910 Woodmont Avenue, Suite 450 Bethesda, Maryland 20814 Phone: 1 – 301 -656-8274 Fax: 1- 301 -951-0394 E-Mail: info@wfs.org Internet: http://www.wfs.org

Optimismusfaktor: ! ! ! ! Die Wege des Herrn sind unergründlich, die in Richtung Zukunft laufen aber meistens über die WFS.

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World Futures Studies Federation (WFSF)

Eine Welt – tausend Zukünfte Zukunftsforschung und -entwicklung ist explizit politisch. Wenn sich in den 60er-Jahren ein globaler Zusammenschluss von Futuristen und Wissenschaftlern aus mehr als 80 Nationen bildet und sich in mehr als dreißig Jahren zu einem weltweit anerkannten Think Tank entwickelt, muss die gemeinsame Mission politische Dimensionen gehabt haben. Schon die Gründer der World Futures Studies Federation verstanden sich als durchaus politische Wegbereiter von Zukünften für die Eine Welt. Die Liste der Gründungsmitglieder der WFSF liest sich wie das Who-is-Who? der internationalen Zukunftsforschung: Bertrand de Jouvenel, Johan Galtung, Swerge Antoine, Robert Jungk, Igor Bestzhev-Lada oder John McHale gelten noch heute als Pioniere dieser Forschungsdisziplin, die gerade durch ihre Universalität und das bewusste Ignorieren und Übergehen von Grenzen den Blick hinter den Horizont eröffnet haben. Die Föderation ist das Resultat des Bestrebens, die Erforschung von Zukünften in Zeiten eiserner Vorhänge, vorgefertigter Antworten und jeder Menge Denkverbote auf einen weltumspannenden Schirm zu hieven. Abgehobenheit von den täglichen Mühen des Grenzendenkens kann man diesem Zukunftsföderalismus dennoch nicht vorwerfen: Heute fungiert die WFSF als Beratungs-NGO für zahlreiche UN-Gremien wie z.B.: UNESO, WHO. Es spricht für die Welt, dass sie sich von Futuristen beraten und inspirieren lässt. Heute zählt das Netzwerk mehr als 500 Mitglieder – allesamt professionelle Futuristen, Researcher, politische Analysten und Aktivisten und „Gestalter“ aus politischen, sozialen, kulturellen und künstlerischen Feldern – sowie mehr als 60 Mitgliedsorganisationen. Ihnen dient die WFSF als virtueller Diskussionsort, Informationsbörse, Publikationsfeld und Denkraum ohne Grenzen.

Kontakt: World Futures Studies Federation Box 177 2700 Bay Area Blvd Houston TX 77058-1098 USA Tel: +1 (0)281.283.3403 phone Fax: +1 (0)281.283.3404 fax E-Mail: secretariat@wfsf.org Internet: http://www.wfsf.org

Optimismusfaktor: !!!! Nicht alle Dinosaurier sind ausgestorben. Manche erfreuen sich bester Gesundheit und haben sogar Zukunft. Einer davon ist die WFSF.

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Zukunftsforschung außerhalb Europas und den USA

National Institute for Research Advancement (NIRA)

Zukunft auf Japanisch: NIRA Das National Institute für Research Advancement NIRA zählt zu den international renommiertesten japanischen Forschungsinstitutionen. Der seit 1974 bestehende Research und Think Tank mit Zukunftsausrichtung hat sich unabhängiger, aber exzellenter Forschungsarbeit auf vielerlei Gebieten verschrieben und will so zur Lösung verschiedener komplexer sozialer, politischer, wirtschaftlicher, technologischer und ökologischer Fragestellungen beitragen. Gegründet wurde das Institut auf Initiative namhafter japanischer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Aber NIRA ist nicht nur ein Denkinstitut; es sieht sich auch als Multiplikator von Wissen, und das nicht nur in die Entscheiderbereiche, sondern auch in die Breite der Bevölkerung hinein. Zahlreiche Publikationen und Periodika sollen das Wissen so breit wie möglich ausschütten. Auch will NIRA zur Wissensproduktion anstiften und beitragen: Als wichtiger Player in zahlreichen Netzwerken ist es nicht nur Forschungspartner, sondern unterstützt Initiativen sowohl inhaltlich als auch materiell. International von wachsender Bedeutung ist das „World Directory of Think Tanks“, der seit dem Jahr 2001 herausgegeben wird und versucht, das engmaschige, aber unübersichtliche Netzwerk von Forschungsinstituten, Think Tanks und sonstigen „Wissensschöpfern“ nicht nur vorzustellen, sondern auch aktiv zu vernetzen – im Sinne einer globalen Wissensgesellschaft. Besonders eng sind die Kooperationen im nordasiatischen Raum ausgeprägt, aber auch zu europäischen, russischen und arabischen Institutionen bestehen Bande mit wachsender Bedeutung. Als Knotenpunkt der internationalen, aber auch der nationalen japanischen Forschungsgemeinschaft sammeln und analysieren Wissenschaftler und Forscher Informationen aus nahezu sämtlichen Wissensbereichen. Die im Sommer 2001 gestartete Publikationsreihe „NIRA’s Challenge Books“ zeigt die große Bandbreite der bei NIRA berücksichtigten und debattierten Themen; sie umfasst Titel wie „Citizen Participation“, „Globalization and Human Security“ oder „Japanese Alternative as a Multicultural Society“. Wer also eine tatsächlich globale Perspektive auf die Bilder der Zukunft entwickeln möchte, täte schlecht daran, NIRA nicht mit einzubeziehen.

Unternehmen: National Institute for Research Advancement (NIRA), gegründet 1974, finanziert sich durch Spenden des öffentlichen und privaten Sektors. Services: Forschung, Dokumentation und Publikation auf höchstem wissenschaftlichen Standard und mit internationaler Ausrichtung. Themenbereiche: Politikforschung, Internationale Beziehungen, Ökonomie, neue Technologien u.v.m. Publikationen: Buchserie „NIRA’s Challenge Books“ NIRA Research Report: regelmäßige Berichterstattung über eigene Forschungsprojekte

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NIRA Research Output: Berichterstattung 端ber internationale Forschungsprojekte NIRA Policy Research: monatliche Publikation zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten Kontakt: National Institute for Research Advancement (NIRA) Ms. Kiyoko Ishikawa, Chief of Planning and Public Relations Division Yebisu Garden Place Tower, 34th Fl. 4-20-3, Ebisu, Shibuya-ku, Tokyo 150-6034 JAPAN Tel: +81-3-5448-1735, fax: +81-3-5448-1745 Internet: http://www.nira.go.jp

Optimismusfaktor: !!!

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ZUKUNFTSLINKS UND -TIPPS Deutschsprachige Zukunfts- und Trendforschung ARS ELECTRONICA Center, Linz, Österreich Das Museum der Zukunft. http://www.aec.at/index1.html B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut GmbH, Hamburg (siehe Portrait, S. 13) http://www.bat.de BBE Unternehmensberatung GmbH, Köln Die BBE-Marktforschung beschäftigt sich vorwiegend mit den Problemen der Distribution von Konsum- und Investitionsgütern. Mit Hilfe von Desk-Research und Primärforschung werden gezielte strategische Informationen zur Beurteilung der Entwicklungen in spezifischen Produktmärkten bereitgestellt. http://www.bbeberatung.com BerlinPolis, Berlin ist ein Netzwerk und ein Think Tank der nächsten Generation. Die jungen Wissenschaftler, Unternehmer und Führungskräfte wollen sich nicht nur politisch engagieren, sondern auch politisch intervenieren. Im Januar 2003 ist bei Leske + Budrich ihr Buch „Marke D – Das Projekt der nächsten Generation“ von Daniel Dettling und Max von Bismarck erschienen, ISBN 3-8100-3527-0. http://www.berlinpolis.de/ Bley-und-Schwarzmann AG – Future Business Group, Schondorf (siehe Portrait, S. 15) http://www.bleyundschwarzmann.de BrainStore AG, Schweiz (siehe Portrait, S. 17) http://www.brainstore.com Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, Berlin Technikfolgen-Abschätzung und Beobachtung wichtiger wissenschaftlich-technischer Trends und damit zusammenhängender gesellschaftlicher Entwicklungen. http://www.tab.fzk.de/home.html CAP – Centrum für angewandte Politikforschung - Forschungsgruppe Zukunftsfragen, München Forschung zu den zentralen gesellschaftlichen Themen der ersten drei Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts. http://www.cap.uni-muenchen.de/fgz/index.html changeX, Erding Die online-community für den Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft. http://www.changex.de/ Club of Rome, Hamburg globale Denkfabrik und Zentrum für Innovation, Initiative und Prognose. http://www.clubofrome.org

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Denkfabrik 96, Nürtingen Die Denkfabrik verbindet klassische Unternehmensberatung mit sozialwissenschaftlichen Methoden wie Trendforschung, qualitative und quantitative Befragungen und Evaluationen. http://www.denkfabrik96.de Denkwerkstatt 2020, Schwerin Denkergremium in Mecklenburg-Vorpommern mit den Schwerpunktthemen Zukunft der Arbeit, Zukunft der Zivilgesellschaft, Modernisierung des Staates, Demographischer Wandel – Perspektiven einer alternden Gesellschaft sowie Bildung und Wissenschaft. http://www.denkwerkstatt-mv.de/ Forum Futurum, Schweiz (siehe Portrait, S. 19) http://www.forum-futurum.com Fraunhofer Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen, Euskirchen Das INT beschäftigt sich mit Technologiebeobachtung und Vorausschau. http://www.int.fhg.de/de/int/index.htm Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe (siehe Portrait, S. 21) Internet: http://www.isi.fhg.de Fraunhofer Office Innovation Center, Stuttgart Das OIC führt Studien zur Zukunft der Arbeit und zum Büro der Zukunft durch. http://oic.fhg.de/ Fraunhofer Institut Arbeitswirtschaft und Organisation Verbundforschungsprojekt BAUEN 21, Stuttgart Ziel ist es, den Ist-Prozess des Bauens zu analysieren, Zukunftsszenarien zu definieren und Handlungsstrategien für das zukünftige Bauen abzuleiten. http://www.bauen21.de/hauptseite.html Futur: "Gemeinsam die Zukunft gestalten", Berlin Der deutsche Forschungsdialog. Ein interdisziplinäres Netzwerk des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelt Leitvisionen für die künftige Forschungsförderung. http://www.futur.de/Index.html FutureManagementGroup AG, Eltville (siehe Portrait, S. 23) http://www.FutureManagementGroup.com Gesellschaft für Zukunftsgestaltung - Netzwerk Zukunft e.V., Berlin Unabhängiger Verein – Anlaufstelle, Drehscheibe und Vermittler für Themen der Zukunftsgestaltung. http://www.netzwerk-zukunft.de/ Gesellschaft für Zukunftsmodelle und Systemkritik, Münster (siehe Portrait, S. 27) http://www.zukunfts-gzs.de GIM argo, Hamburg (ehemals A&B Analyse und Beratung GmbH) Full-Service-Institut für Marketingforschung mit besonderer Gewichtung auf Beratungsdienstleistung und strategischem Consulting, Trendforschung und Innovationsmanagement. http://www.gim-argo.de

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Gottlieb-Duttweiler-Institut für Wirtschaft und Gesellschaft, Zürich (siehe Portrait, S. 25) http://www.gdi.ch Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf Wissenschaftliche Expertisen zur Zukunftsdebatte, gefördert durch die Hans-Böckler-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Otto Brenner Stiftung. http://www.boeckler.de/service Dr. Rolf Homann Futures’ Design, Schweiz (siehe Portrait, S. 29) http://www.homann.ch Hypo Vereinsbank AG / Trend Research, München (siehe Portrait, S. 31) http://www.hypovereinsbank.de ICEBERG Consulting Gesellschaft für angewandte Trendforschung GmbH, Bremen (siehe Portrait, S. 33) http://www.iceberg.consulting.com Ideengeber, München Herstellung von Kommunikationsinhalten (von Gebrauchs-, Informations- und Unterhaltungsgegenständen) im Kontext von Gruppen unter Zuhilfenahme von vernetzten Experten, den so genannten Ideengebern. Bildung von fachübergreifenden Beraterteams. http://www.ideengeber.org/ IAT – Institut für Arbeit und Technik, Gelsenkirchen Forschung und Beratung zum Zusammenhang von Beschäftigung und Innovation. http://www.iatge.de/index.html Wirtschaftsdienst Innovations- und Technikanalyse (ita) Das Konzept der Innovations- und Technikanalyse (ita) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ermittelt Potenziale und Risiken neuer Technologien, indem Innovationen u.a. auf ihr Marktpotenzial, ihre Umweltauswirkungen und ihre sozialen Folgen hin untersucht werden. Diese Untersuchungen richten sich vor allem an Politik, Wirtschaft und Konsumenten. http://www.innovationsanalysen.de IAIZ e.V. Institut für anwendungsorientierte Innovations- und Zukunftsforschung, Berlin Analyse von Bedingungen sowie Entwicklung von Ansatzpunkten für institutionelle Innovationen und Lernprozesse. Leitbilder: soziale Gerechtigkeit, Geschlechterdemokratie, Multikulturalität. http://www.iaiz.de/ Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse - ITAS , Karlsruhe (siehe Portrait, S. 35) http://www.itas.fzk.de/ Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), Bonn Nationale und internationale Arbeitsmarktforschung, geleitet von Direktor, Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann. http://www.iza.org

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Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse, Laxenburg, Österreich Systemanalytische Forschung zur wissenschaftlich-technischen Entwicklung und deren ökologischen und sozialen Folgen. http://www.iiasa.ac.at/ IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, Berlin Unabhängige Forschungseinrichtung. Erstellung von Zukunftsstudien, Analyse der Entwicklung und Einführung neuer Technologien, Folgenabschätzung und Beratung von Entscheidungsträgern. Geleitet von Prof. Dr. Rolf Kreibich. http://www.izt.de/ Meyer-Hentschel, Saarbrücken Das Management Consulting-Unternehmen wendet Ergebnisse der Verhaltensforschung auf drei große Themenbereiche an: Das Verhalten der wachsenden Zahl älterer Menschen (50plus-Markt bzw. 60plus-Markt); das Verhalten von Menschen beim Kontakt mit Werbung; das Verhalten der Menschen in der Zukunft. http://www.meyer-hentschel.de/ Münchener Institut für Zukunftsforschung (MIZ) (siehe Portrait, S. 39) http://www.m-i-z.com Perspektivenwechsel, Lützelburg, Augsburg Personal- und Unternehmensentwicklung mit dem Schwerpunkt Zukunftskultur. http://www.perspektivenwechsel.de Prognos AG, Berlin/Basel (siehe Portrait, S. 41) http://www.prognos.com prospektiv GmbH, Dortmund Die Gesellschaft für betriebliche Zukunftsgestaltungen ist ein Forschungs- und Beratungsunternehmen und befasst sich mit Fragen der Personal- und Organisationsentwicklung, des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und der strategischen Unternehmensentwicklung. http://www.prospektiv.de Projektgruppe „Trendforschung“, Düsseldorf Der Kommunikationsverband hat seit 1990 ein kontinuierlich durchgeführtes Instrument zur Trendbeobachtung für die Kommunikationswirtschaft zur Bewertung von weichen und harten Trends und kontinuierlichen Auswertung der Fachliteratur. Prof. Dr. Gerhard Schub von Bossiazky, Institut für Kommunikation und Marketing an der Fachhochschule Düsseldorf. http://www.kommunikationsverband.de Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, Salzburg (siehe Portrait, S. 37) http://www.jungk-bibliothek.at SBS - FutureScape, München Community innerhalb von Siemens Business Services mit der Aufgabe „die Welt mit anderen Augen sehen und so dem Unternehmen die Möglichkeit zu geben, Visionen und Chancen in den Markt von morgen zu übertragen". http://www.siemens.de

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Schweisfurth-Stiftung, München Die Stiftung fördert die Suche nach Wegen in eine lebenswerte Zukunft. Forschungsschwerpunkte sind Ökologie und Landwirtschaft. http://www.schweisfurth.de/ ScMI Scenario Management International AG, Paderborn (siehe Portrait, S. 43) http://www.scmi.de SDI-RESEARCH, Wien Das Sustainable Development Research Institute bietet umfassende Forschungs- und Serviceangebote zu Marktforschung, Trendforschung, Innovationen und Konsumverhalten. http://www.sdi-research.at/trendforschung.htm Sekretariat für Zukunftsforschung (SFZ), Berlin / Dortmund (siehe Portrait, S. 45) http://www.sfz.de SGZZ - St. Gallener Zentrum für Zukunftsforschung, St. Gallen, Schweiz Das Sekretariat von Prof. Dr. Hans Georg Graf erstellt Langzeitstudien über soziale und ökonomische Entwicklungsprozesse mit Blick in die Zukunft und bietet darüber hinaus Workshops und Weiterbildung für Führungskräfte an. http://www.sgzz.ch SIDOS - Forschungsinformation / Datenarchiv, Neuenburg, Schweiz Die Hauptaufgaben des Instituts liegen in der Archivierung von Daten sowie der Erstellung eines Forschungsinventars. Daneben werden sowohl im Bereich der Forschungsmethoden als auch im Bereich der Datenproduktion weitere Projekte entwickelt. http://www.sidos.ch Sinus Sociovision GmbH, Heidelberg (siehe Portrait, S. 47) http://www.sinus-milieus.de/ Stiftung Zukunftsfähigkeit möchte durch Bündelung von Expertise, den Aufbau von Netzwerken, Impulsen in der Nachhaltigkeitsdiskussion und ausgewählten Projekten die in der Agenda 21 formulierten Umsteuerungsprozesse aktiv unterstützen. http://www.stiftungzukunft.de TrenData, Tübingen innovatives Institut für Markt- und Trendforschung. Die Schwerpunkte der Markt- und Trendforschung sowie des Consulting liegen in den Branchen Kinofilme, Medien, Werbung, Süßwaren, Kosmetik und Pharma, Informationstechnologie. http://www.trendata.de Trendbüro, Hamburg (siehe Portrait, S. 49) http://www.trendbuero.de VDI - Technologiezentrum - Abteilung "Zukünftige Technologien", Düsseldorf Strategische Beratung in technologischen und gesellschaftlichen Zukunftsfragen. http://www.zukuenftigetechnologien.de

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Utopian.de - das Netzwerk über unsere Zukunft Das Projekt beschäftigt sich überwiegend mit den Themen Science Fiction und Zukunft und dient als Anlaufstelle für alle Menschen, die sich damit auseinandersetzen möchten. http://www.utopian.de WBGU - Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen, Berlin Unabhängiges Beratergremium, das für die deutsche Bundesregierung wissenschaftliche Erkenntnisse aus allen Bereichen des globalen Wandels in der Umwelt- und Entwicklungspolitik auswerten und daraus politische Handlungs- und Forschungsempfehlungen für eine nachhaltige Entwicklung ableiten soll. http://www.wbgu.de Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Wuppertal Institut für nachhaltige Entwicklung und Ökoeffizienz, "Werkstatt verantwortbaren Zukunftswissens". http://www.wupperinst.org Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung, PhilippsUniversität Marburg: Feministische Zukunftsforschung setzt voraus, dass die Behandlung von allen stofflich-materialen wie politisch-sozialen wie gesellschaftlich-regulativen wie kulturell-symbolischen Gestalten der Welt untrennbar verknüpft ist mit dem je historisch bedingten Verständnis von Geschlecht sowie den gesellschaftlich praktizierten Geschlechterverhältnissen. http://www.uni-marburg.de/genderzukunft Zentrum für Soziale Innovation, Wien Praktische Förderung von sozialen Innovationen durch interdisziplinäre und internationale Forschung, Zusammenarbeit und Beratung. http://www.zsi.at Z_punkt GmbH Büro für Zukunftsgestaltung, Essen (siehe Portrait, S. 51) http://www.z-punkt.de Zukunftsinstitut GmbH, Kelkheim Herausgeber dieses Buchs, siehe Vorwort von Matthias Horx. http://www.zukunftsinstitut.de Zukunftsforschung im nicht-deutschsprachigen Europa Agence Future, Frankreich Das Projekt verbindet Sozialforschung mit Journalismus und Experimentation – ein Abenteuer für Geist- und Zeitreisende. http://www.agencefuture.org Amárach Consulting, Irland Schwerpunkt sind Zukunftsmärkte und Trendanalysen, deren Ergebnisse eine solide Grundlage für langfristige Strategieentscheidungen bilden sollen. http://www.amarach.com AWT - Advisory Council for Science and Technology Policy, Niederlande Offizieller Beirat der niederländischen Regierung für Fragen, die Wissenschaft und Technologie betreffen. Seine Aufgabe ist es, Empfehlungen für den Umgang mit Innovationen auszusprechen. http://www.awt.nl/en/index.html

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Bikupan, Schweden Eine kleine Denkfabrik, die sich neben der Forschung darum bemüht, Ergebnisse in Firmen und Organisationen einzubringen und umzusetzen. http://www.bikupan.se/index.html Centre for Future Studies, UK (siehe Portrait, S. 53) http://www.futurestudies.co.ok Centre of Urban Technology, UK Konzentriert seine Forschung auf zukunftsprägende Technologien und soziale Innovationen im Bereich Architektur, Stand- und Raumplanung http://www.ncl.ac.uk/cut Copenhagen Institute for Futures Studies (CIFS), Dänemark (siehe Portrait, S. 55) http://www.cifs.dk Demos, UK (siehe Portrait, S. 57) http://www.demos.co.uk Danish Board of Technology wirbt in der Öffentlichkeit und als Regierungsberatung für den bewussten, aber forschen Einsatz von Technologien und gegen eine zu ängstliche Herangehensweise an Innovationen. http://www.tekno.dk EIFS Estländisches Institut für Zukunftsforschung, Estland Das EIFS betreibt Forschung in den Bereichen Wirtschaft und Gesellschaft und will die Entwicklung und Modernisierung der estnischen Gesellschaft unterstützen. http://www.eti.ee EUROCONSTRUCT - European Forecasting Group for the Construction Sector, Schweiz Analyse und Vorhersage von Trends auf dem Bausektor in Europa. http://www.euroconstruct.com EuroProspective, Frankreich Institut zur Verbesserung und Beratung der Gegenwart sowie zur Erforschung der Zukunft http://www.europrospective.org Finnish Society for Futures Studies, Finland Die finnische Gesellschaft für Zukunftsforschung will durch die Förderung von Zukunftsstudien und deren Nutzung die langfristige Entwicklung der finnischen Gesellschaft beeinflussen. http://www.futurasociety.fi FOREN - Foresight for Regional Development Teil des STRATA (Strategic Analysis of Specific Political Issues) Programms der Europäischen Kommission. Hauptziel ist die verstärkte Integration von Vorausschauverfahren in die regionale Entwicklungspolitik und strategische Planung. http://foren.jrc.es

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Foresight, UK Das Foresight-Programm der Regierung Großbritanniens bringt Menschen, Wissen und Ideen zusammen, um nach vorne zu sehen und sich auf die Zukunft vorzubereiten. http://www.foresight.gov.uk Forward Studies Unit der EU, Brüssel Denkfabrik, die dem Kommissionspräsidenten direkt unterstellt ist. Ihre Ziele: europäische Integration beobachten und bewerten und dauerhafte Beziehungen zur Einrichtung des "Forecasting" aufzubauen, um zusammen an bestimmten Fragestellungen zu arbeiten. http://europa.eu.int/comm/cdp/index_en.htm Futur Preview, Norwegen Das kleine Consulting Unternehmen bietet Change Navigation, unterstützt Unternehmen bei der Zukunftsforschung und berät bei der strategischen Entwicklung von Geschäftsfeldern. http://www.futurepreview.com Future Concept Lab, Italien (siehe Portrait, S. 59) http://www.futureconceptlab.com Futures Observatory, UK Ein seit 1999 laufendes Zukunftsforschungs-Gemeinschaftsprojekt der Open University Business School (OUBS) sowie der Strategic Planning Society (SPS). http://www.open.ac.uk/oubs-future/000.html Futures Studies Mannermaa Ltd., Finnland Die Futures Studies Mannermaa Ltd. erforscht und kreiert gemeinsam mit Ihren Kunden Zukünfte, entwirft Szenarios und bietet Workshops an. http://www.saunalahti.fi/~ttmanner/index2.htm Groupe Futuribles, Frankreich (siehe Portrait, S. 61) http://www.futuribles.com The Swedish Institute for Future Studies Akademische Zukunftsforschung, international und multidisziplinär ausgerichtet http://www.framtidsstudier.se/index4.htm Plausible Futures Newsletter, Norwegen Beratungsbüro für Zukunftsstudien und sich auf Szenarien stützende strategische Planungen. Pflegt einen hochinteressanten Newsletter, der leider nur auf den Webseiten eingesehen und nicht abonniert werden kann. http://www.plausiblefutures.com Institute For Social Inventions, UK Britische Stiftung, fungiert als Ideensammlung und -schmiede. http://www.globalideasbank.org Institute of Ideas, UK (siehe Portrait, S. 63) http://www.instituteofideas.com/ Istituto Studi Direzionali, Mailand, Italien ISTUD ist ein Research und Management Training Institut und versteht sich als Brücke zwischen Theorie und Praxis aktiver Zukunftsgestaltung. http://www.istud.it

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IPTS - Institute for Prospective Technological Studies, Spanien Die Aufgabe des IPTS ist die Erstellung von Technologie- und Wirtschaftsanalysen zur Unterstützung der europäischen Entscheidungsträger. Es ist Teil des "Joint Research Centre" (JRC) der Europäischen Kommission. http://www.jrc.es Irish Council for Science, Technology and Innovation, Irland Berät die irische Regierung in allen Fragen der strategischen Planung von Wissenschaft, Technologie und Innovationspolitik. http://www.forfas.ie/icsti Kairos - Future, Schweden Beratungsunternehmen für Firmen und Organisationen, das Zukunftsanalysen mit grundsätzlichen strategischen Fragen und der Implementierung der Veränderungen koppelt. http://www.kairos.se LIPS - Laboratoire d'Investigation en Prospective, Stratégie et Organisation, Frankreich Universitäre Zukunftsforschung mit Schwerpunktsetzung in den Bereichen Wirtschaft und Management http://www.cnam.fr/lips MERIT, Niederlande Maastricht Economic Research Institute of Innovation and Technology an der Uni Limburg. http://meritbbs.unimaas.nl Oxford Group, Dänemark Oxford Insight A/S erarbeitet vor allem Analysen und Bewertungen des Arbeitsmarkts, zudem werden Szenarien erstellt. http://www.oxfordgroup.dk PREST - Policy Research in Engineering, Science and Technology, Großbritannien Das Institut der University of Manchester liefert unabhängige Analysen und Informationen für den Personenkreis, der Richtlinien für Wissenschaft und Technik entwickelt und umsetzt. http://les.man.ac.uk/PREST/ ProGective, Frankreich Non-Profit-Organisation, die sich mit Zukunftsforschung und der Beobachtung von technischen und sozialen Entwicklungen beschäftigt und auch Consulting anbietet. http://www.proGective.com Prospektiker, Spanien Europäisches Institut für Zukunftsstudien und strategische Planung. http://www.eirelink.com/prospektiker/index.html STG - Foundation for Future Health Scenarios, Niederlande Durchführung von Zukunftsforschung, der Entwicklung politischer Strategieoptionen und der Unterstützung von Strategieentwicklung. http://www.stg.nl/stg_eng.html Swedish Technology Foresight Das nationale Projekt soll langfristig das Zusammenwirken technologischer, wirtschaftlicher und sozialer Prozesse erforschen und deren Zukunft aktiv gestalten. http://www.tekniskframsyn.nu/

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Transnational Foundation for Peace and Future Research, Lund, Schweden Stiftung, die durch breit angelegte Forschung das friedliche Zusammenleben, die gewaltfreie Konfliktlösung zwischen Menschen, Staaten und Kulturen fördern will. http://www.transnational.org Visionscentret Framtidsbygget (Vision Center For Futures Creation), Schweden Ein Zukunftsforschungsinstitut, in dem große wie kleine Unternehmen, Regierungsbehörden und Organisationen das Material finden, das sie für ihre längerfristige Entwicklung brauchen. http://www.framtidsbygget.se WRR - Wissenschaftlicher Rat für Regierungspolitik, Niederlande Langfristige Sozialforschung und Entwurf von Zukunftsszenarien zur Politikberatung. http://www.wrr.nl Zukunftsforschung in den USA/Nordamerika The Cato Institute, USA (siehe Portrait, S. 67) http://www.cato.org Faith Popcorn’s BrainReserve, USA (siehe Portrait, S. 65) http://www.faithpopcorn.com Social Technologies, Arlington, USA Forecasts in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Lifestyle http://www.socialtechnologies.com Corporate Leadership Council, USA Ökonomie- und praxisbezogener Zukunfts-Think-Tank mit dem Schwerpunkt Management Solutions. http://www.corporateleadershipcouncil.com/CLC/1,1283,,00.html The DaVinci Institute, USA futuristischer Think Tank, Spezialisierung auf zukünftige Technologien http://www.davinci-institute.com Discovery Institute, Kanada Das Institut entwickelt Ideen und wirbt für Demokratie, den freien Markt und die individuelle Freiheit. http://www.discovery.org Foresight Institute, USA (siehe Portrait, S. 69) http://www.foresight.org Foundation For the Future, USA Stiftung zur Verbreitung und Weiterentwicklung von globalem Zukunftswissen http://www.futurefoundation.org/index.html Future Research Corporation, USA Zukunftsberatungsunternehmen für Regierungen und Unternehmen http://www.future-research.com

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GBN Global Business Network, USA 1987 gegründetes weltweit anerkanntes wirtschaftlich orientiertes ZukunftsforschungsNetzwerk. http://www.gbn.org The Hawaii Research Center for Futures Studies, USA (siehe Portrait, S. 71) http://www.futures.hawaii.edu/ Hudson Institute, USA international anerkannte Politik- und Sozialforschungsorganisation, gegründet von Herman Kahn. http://www.hudson.org The Institute for Alternative Futures (IAF), USA Non-Profit-Forschungs- und Bildungsinstitut mit dem Ziel, Individuen wie Organisationen und Unternehmen mit ausreichend Wissen auszustatten, um Zukunft besser planen und Gegenwart im gewünschten Sinne verändern zu können. http://www.altfutures.com Institute of Business Forecasting IBF Forschungs- und Lehrinstitut mit dem Ziel, die Techniken der ökonomischen Vorausschau zu verbreiten. http://www.ibforecast.com Massachusetts Institute of Technology (MIT), USA (siehe Portrait, S. 73) http://web.mit.edu/ RAND Corporation, USA (siehe Portrait, S. 75) http://www.rand.org Strategic Futures International SFI (UK/USA) Die Expertengruppe arbeitet daran, ihren Kunden Zukunftswissen zu vermitteln und Unternehmen auf die Zukunft vorzubereiten. http://www.sfutures.com World Future Society (WFS), USA (siehe Portrait, S. 76) http://www.wfs.org World Futures Studies Federation (WFSF), USA (siehe Portrait, S. 77) http://www.wfsf.org

Zukunftsforschung außerhalb Europas und den USA African Futures, Elfenbeinküste Kontinental ausgerichteter Think Tank zur Stärkung und Weiterentwicklung der ökonomischen und sozialen Zukunftsfähigkeit afrikanischer Gesellschaften. http://www.africanfutures.net

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Australian Foresight Institute (AFI) Anerkanntes australisches Zukunftsforschungsinstitut, Teil der Swinburne University. http://www.swin.edu.au/afi/ National Institute for Research Advancement (NIRA), Japan (siehe Portrait, S. 78) http://www.nira.go.jp National Institute of Science and Technology Policy (NISTEP), Japan Anerkanntes Politik-, Wirtschafts- und Wissenschaftsforschungsinstitut http://www.nistep.go.jp New Zealand Futures Trust Unabhängige Non-Profit-Organisation, deren Mitglieder das Ziel verfolgen, soziale, kulturelle und ökonomische Entwicklungen und Veränderungen Neuseelands zu begleiten, zu analysieren und vorzubereiten. http://www.futurestrust.org.nz The Institute of Future Studies for Development IFD, Thailand Akademische Forschung zur Vorbereitung der thailändischen Gesellschaft und Ökonomie auf die Zukunft. http://www.ifd.or.th Tipps: Print- und Online-Zeitschriften für Zukunftsleser Brand Eins Der lebende Beweis dafür, das Wirtschaftsjournalismus weder fade noch strukturkonservativ sein muss. Schnelle Ökonomien brauchen eine schnelle Journaille. http://www.brandeins.net Fast Company Die Kultzeitschrift der Neuen Ökonomie http://www.fastcompany.com The Futurist Das „Zentralorgan“ der Zukünftigen, aus dem Herzen der Zukunft: der World Future Society http://www.wfs.org NOVO – das Magazin für Zukunftsdenker http://www.novo-magazin.de Red Herring Alles über Hightech von USA bis Europa. http://www.redherring.com Sp!ked-Online Heiß, spitz, scharf, immer einen Schritt voraus und kontrovers – das britische OnlineMagazin mit wöchentlichen Updates von Blair bis Bush, von Gentechnik bis Ökolandbau, von Afghanistan bis Zimbabwe. http://www.spiked-online.com Zukunftsletter exklusiver Informationsdienst für Entscheider in Wachstumsmärkten, herausgegeben von Matthias Horx (Zukunftsinstitut GmbH) http://www.zukunftsinstitut.de

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Der Autor unseres Handbuchs, Matthias Heitmann, ist studierter Politologe und arbeitet als freier Journalist und Redakteur bei der Zeitschrift NOVO in Frankfurt am Main. Er ist 31 Jahre alt und lebt in Steinbach im Taunus. Novo: Zukunfts-Schrittmacher aus Mainhattan Die Zeitschrift „Novo“ ist ein unabhängiges, zweimonatliches Magazin für Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Gegründet im November 1992 in Frankfurt am Main. Herausgeber: Thomas Deichmann In „Novo“ werden keine neuen Zukünfte „erfunden“ oder teufelsgleich an die Wand gemalt, sondern die Fakten der Gegenwart jenseits des vorsorglichen Miesmachertums aufbereitet und auf Hinweise auf Zukünftiges und Gestriges gescannt. Die Macher der Zeitschrift gehen gerade dahin, wo es weh tut: Seit mittlerweile zehn Jahren orten sie verlässlich öffentliche Diskussionen, in denen die Gegenwart sauer eingelegt, die Zukunft als bereits verdorben eingestuft und von der ökologisch-fortschrittsfeindlichen „moral majority“ selbstgerecht als Vorstufe des Untergangs herbeigefürchtet wird. Risikodenken und Zukunftsangst werden gekonnt konterkariert und mittels Fakten und eines unverfroren scharfen Rationalismus als Ideologie überführt. Und dies mit besonderer Vorliebe bei so genannten Reizthemen: Gentechnik, Nanotechnologie und Atomenergie, Klimawandel, Öko-Food und Verbraucherschutz werden den Fängen grüner DoomsdayPropheten und Profi-Zauderer entrissen. Kontakt: Novo-Redaktion Alexander Horn Verlag Postfach 600 843 D-60338 Frankfurt Telefon +49.(0)69-97206701 Fax +49.(0)69-97206702 EMail: novo@gmx.de Internet: www.novo-magazin.de Sp!ked-Online im Internet: www.spiked-online.com

Impressum Herausgeber: Zukunftsinstitut GmbH, Fischbacher Straße 6, D-65779 Kelkheim, Tel.:+49 (0)6195/9039-22,Fax:-21, E-Mail: info@zukunftsinstitut.de Autor: Matthias Heitmann Für den Inhalt verantwortlich: Matthias Horx Schlussredaktion: Margrit Meyer ©Zukunftsinstitut GmbH 2003. Alle Rechte vorbehalten. Edition Zukunftsinstitut bei p.o.d.print-Frankfurt, 1.Auflage ISBN 3-934429-04-1

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