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Polizeipräsidium Südhessen
Ein Zweig im Mund und Münzen in der Luftröhre
Ostermontag, 5. April, 20:15 Uhr: Sonntag, 11. April, 20:20 Uhr:
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Der Herr des Waldes (SR)
Im April steht der zweite Fall für das neue Ermittler-Team im Saarland auf dem Programm: Der böse König (SWR) nach dem vielbeachteten Start im vergangenen Jahr ermitteln Hauptkommissar Adam Schürk (Daniel Sträßer) und sein Kollege Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) am Ostermontag. Im April am Tatort außerdem: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in Ludwigshafen, in Hamburg und Umgebung sind die Bundespolizisten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) russischen Waffenhändlern auf der Spur und im Schwarzwald geht es für Friedemann Berg (Hans-Joachim Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) um Erbschaften – und verborgene Wahrheiten. Am Ostersonntag gibt es eine Tatort-Wiederholung aus München: © SWR/Benoit Linder „Die ewige Welle“ (2019). Frank Horneff In Ludwigshafen wird ein Kioskbetreiber erschlagen – in der Luftröhre des Toten finden sich Münzen. Die 18 Jahre alte Schülerin Jessi wird nach einer Verabredung tot im Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) haben zuWald aufgefunden. Getroffen von einem Carbonpfeil im Oberschenkel, nächst zwei Kiosk-Kunden im Blick: Die beiden Kommissarinnen sehen ein Messerstich im Herzen – und einem Zweig im Mund: Ein alter Brauch sich in der Sommerhitze Ludwigshafens mit ganz unterschiedlichen unter Jägern. Haben es die Hauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Persönlichkeiten konfrontiert, die lügen und betrügen – und die geprägt Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer), in ihrer Jugend einst beste sind von psychischen Abgründen. Doch führten diese Abgründe letztlich Freunde, mit einem Ritualmord zu tun? Nach dem starken Einstand von zum Mord am Kioskbetreiber? Burlakov und Sträßer, im vergangenen Frühjahr („Das fleißige Lieschen“) Nach dem Abgang von Andreas Hoppe als Mario Kopper 2018 ist „Der beweist sich das neue Team auch im zweiten Fall als eindringliches Er- böse König“ der inzwischen achte Fall für Lena Odenthal und Johanna mittler-Duo. Stern – allein die Hälfte ihrer Fälle wurden in diesem und im vergangenen Jahr produziert und ausgestrahlt. Andreas Hoppe und Ulrike Folkerts brachten es insgesamt auf 57 gemeinsame Fälle, bereits seit 1989 ist Ulrike Folkerts als Lena Odenthal zu erleben.
Sonntag, 18. April, 20:15 Uhr:
Macht der Familie (NDR)
Es ist die perfekte Fassade: Russische Waffenhändler tarnen sich als Hersteller von Landmaschinen, die Bundespolizisten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) ermitteln, die gerade zur Hauptkommissarin beförderte Grosz leitet den Einsatz. Ein verdeckter Ermittler kommt ums Leben – es beginnt ein bitteres Spiel um Leben und Tod, maßgeblich getrieben von einer früheren LKA-Kollegin von Falke. Der findet Grosz Pläne und das Vorhaben der Ex-Kollegin zu gefährlich und nicht kontrollierbar. Der folgenreiche Treppensturz einer betagten Fabrikantenwitwe und die zuvor von ihr verkündete Testamentsänderung bringt eine Familie in Aufruhr – und ruft die Schwarzwald-Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Joachim Wagner) auf den Plan: Denn letztlich geht es um mehr, als um eine Villa. Es geht um blamierte Erben – und um Schatten der Vergangenheit, die von den Ermittlern (und den Zuschauern) höchste Konzentration erfordern – und einen weiten Blick. Denn der Fall ist für die vermeintliche Schwarzwald-Idylle mindestens ungewöhnlich.
Sonntag, 25. April, 20:15 Uhr: Was wir erben (SWR)
© SWR/Benoît
Die Zeit nach der Tagesschau galt seit Generationen als gesetzt: 20.15 Uhr, die Prime-Time im Deutschen Fernsehen – ob der sonntägliche Tatort oder samstags “Wetten, dass…?”. Letzteres ist Geschichte, allenfalls und wenn überhaupt taugt der Tatort am Sonntag noch zum gemeinsamen Lagerfeuer im eigenen Wohnzimmer. Denn kostenpflichtige Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon prime, Angebote von Sky oder die umfangreichen Mediatheken vor allem von ARD und ZDF bieten Zeitlos-TV ohne Ende. Vor allem Serien sind beliebt – aber auch Filmklassiker, zu jeder Zeit abrufbar, werden immer wieder gerne gesehen. VORHANG AUF möchte in loser Folge künftig auf einige Serien-Highlights der Streaming-Dienste und in Mediatheken hinweisen.
Die Toten von Marnow Der goldene Handschuh
Film & Seriencheck
In dem spannenden, dicht inszenierten Thriller glänzen Petra SchmidtSchaller als Ermittlerin Lona Mendt und Sascha Gersak als ihr Kollege Frank Elling.
An der Mecklenburgischen Seenplatte hält im heißen Sommer 2003 ein Serienmörder nach präzisen Kehlenschnitten an seinen Opfern die Region © NDR/Polyphon/Philipp Sichler in Atem. Das erste Opfer hängt ausgeblutet kopfüber im Plattenbau, ihm folgt ein älterer Herr, der im Rollstuhl sitzend, sein Ende ähnlich unappetitlich aber immerhin mit schöner Aussicht in einer noblen Seniorenresidenz findet. Schnell wird Mendt und Elling klar, dass sie es nicht nur mit einer sich anbahnenden Mordserie zu tun haben, sondern auch mit mächtigen und dreisten Gegenspielern (darunter Ex-Tatort-Kommissar Jörg Schüttauf als Bernd Peters, ein fieser LKA-Ermittler mit Stasi-Vergangenheit und Charakterkopf Michael Mendl, der einst auch am Staatstheater in Darmstadt wirkte, als der geheimnisvolle, ehemalige Staatssekretär Klaus Peter Tur). Die Ermittler Mendt und Elling, im Privaten mit tragischer Vergangenheit und beziehungskriselnden Sorgen behaftet, geraten mehr und mehr selbst in Schwierigkeiten und sehen sich mit spektakulären Hindernissen, einem vor allem für Lona Mendt herben, weiteren Verlust, mysteriösen Begegnungen auf einem Campingplatz und alten Seilschaften konfrontiert. In einer Nebenrolle ist als SchweigegeldBotin die 1974 in Darmstadt geborene Minh-Khai Phan-Thi zu sehen. Ob als Vierteiler an drei Abenden oder als achtteilige Miniserie in der ARD-Mediathek: "Die Toten von Marnow" überzeugen durch starke Darsteller, dichte Atmosphäre im Cinemascope-Style und vielschichtigen Dramen, die diese sechs Stunden zu einem ersten TVHöhepunkt des Jahres werden lassen. Frank Horneff
Die Fakten:
Die Toten von Marnow | Deutschland, 2021 ARD-Mediathek als Miniserie mit acht Folgen à 45 Minuten Der mehrfach mit dem renommierten Grimme-Preis ausgezeichnete Holger Karsten Schmidt ("Gladbeck", "Das weiße Kaninchen") schrieb das Drehbuch zur NDR/ARD Degeto-Koproduktion. Ein widerwärtiges Stück Filmgeschichte
Hamburg, in den 1970er-Jahren. Auf St. Pauli brennt noch Licht, auch im "Goldenen Handschuh", einer Kiez-Kneipe auf der Reeperbahn. Dort sitzt der Hilfsarbeiter Fritz Honka Abend für Abend und säuft vor sich hin. Das Leben hat es nicht gut gemeint mit dem Mann – doch das soll nicht für irgendeine Art von Verständnis sorgen, für Honka, der als Hamburgs unheimlichster Frauenmörder in die Kriminalgeschichte der Elbmetropole eingehen sollte. Autor Heinz Strunk hat die Geschichte von Fritz Honka in seinem vielschichtigen, mehrfach ausgezeichneten Roman "Der Goldene Handschuh" 2016 erzählt, Fatih Akin verfilmte den Stoff 2019: Nichts für schwache Nerven, der Film lebt von schonungslosen ekelhaften Szenen, vor allem in der versifften Dachkammer des Serienmörders, alles voll mit Blut, Pisse, Kotze, Gestank. Das ist, was von diesem Film zuallererst bleibt. Das und Respekt vor den Schauspielern, allen voran vor Hauptdarsteller Jonas Dassler, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 22 Jahre alt und während der Dreharbeiten täglich bis zu drei Stunden in der Maske. Im Film tun sich ungewaschene Abgründe auf, werden zerstörte Seelen sichtbar, geht es um Saufen und Sex und um brutalste Gewalt gegen heruntergekommene, gepeinigte Frauen. Das Schicksal der vier vom Sadisten Honka abgeschlachteten Frauen bleibt im Film jedenfalls an der Oberfläche. Eines seiner Opfer übrigens hat das KZ der Nazis überlebt - den Sadisten von St. Pauli nicht. Die verstümmelten Leichen der Frauen versteckte Honka hinter den Wandverkleidungen seiner verkommenen Dachkammer. Irgendwann fallen den Nachbarn in der Wohnung unter ihm Maden in die Suppe und es kommt zu einem Brand in dem Wohnhaus. So werden die Leichen(teile) in Fritz Honkas Wohnung zufällig entdeckt, ihm wird der Prozess gemacht, er wird 1976 verurteilt: Zu 15 Jahren und Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Wegen Mordes in einem Fall und Totschlags in drei Fällen, begangen im Zustand verminderter Schuldfähigkeit. 1993 kommt er frei, als Peter Jensen verbrachte er seine letzten Lebensjahre in einem Altersheim, wo er 1998 starb. Das allerdings zeigt die Akin-Verfilmung nicht mehr. Ein Film, der mit Abscheu und Ekel spielt und -wohl bewusst- die Grenzen jeden Geschmacks überschreitet: Ein widerwärtiges Stück Filmgeschichte.