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70 Jahre und kein bisschen leise!

Während Deutschland um den Ruhestand mit 70 diskutiert, kommt das für die .308 Winchester nicht in Frage. Wir beschäftigen uns mit dem Dauerbrenner aus den frühen Fünfzigern und liefern Empfehlungen für Fabrik- und Handlaborierungen.

70 Jahre .308 Winchester: Das Jubiläum feiern wir mit einem kleinen Geschichtsausfl ug und liefern Empfehlungen für Fabrik- und Handlaborierungen. Zur Sako TRG 22 hat der Autor ein persönliches Verhältnis, war sie doch seine erste Matchwaffe in diesem Kaliber.

Klar, es gibt Patronen die sind weitreichender, weisen eine rasantere Flugbahn auf und sind somit weniger windanfällig. Und es gibt Patronen, die eine noch höhere Eigenpräzision besitzen und zudem mit weniger Rückstoß auftrumpfen können. Somit ist die erfolgreichste Patrone aus dem Hause Olin-

Winchester sicherlich keine Konstruktion der Superlative. Aber ihr guter Kompromiss aus allem scheint ihr Geheimnis zu sein und macht die Patronen nach sieben

Jahrzehnten noch immer zum Dauerbrenner mit Allroundtalenten. Es gibt wohl keinen Hersteller von Zylinderverschlussbüchsen, der diese Patrone nicht im

Programm führt. Genauso ist es bei den

Munitionsproduzenten und meistens verhält es sich so, dass sportliche oder jagdliche Geschosse zuerst in diesem Kaliber auf dem Markt erscheinen. Somit dürfte nicht nur die nahezu unerschöp iche

Bandbreite sondern auch die Aktualität bei dieser Patrone stets gewahrt bleiben.

In Zeiten, in denen immer mehr Patronen um die Gunst der Superlative kämpfen und oftmals ballistische Eintags iegen sind, ist die .308 Winchester somit eine

Patrone für noch nachfolgende Generationen. Und das vielleicht sogar in Kombination mit dem weitergereichten Gewehr, denn die Lebensdauer eines Laufes in .308 Winchester ist weitaus länger als bei rasanteren Patronen.

Zivildienstleistender

Bereits im Zweiten Weltkrieg reifte bei den Amerikanern die Erkenntnis, dass die bis dahin verwendet .30-06 Spring eld zu weitreichend und zu stark ist. Unter dem Arbeitstitel „Cartridge, Ball, Cal. 30, T65“ sollte eine Patrone entstehen, die mit den leichten Geschossgewichten der .30-06 Spring eld kaum nachstand, aber Raum für Materialeinsparungen ließ. Die Einführung bei der U.S. Army als 7,62x51 sollte aber bis 1957 dauern. Als Ausgangsbasis für die neue Patrone bediente man sich in den wirtschaftlich aufstrebenden 1950erJahren zunächst bei der ab 1920 verfügbaren .300 Savage. Ob Zufall oder nicht, Winchester griff die Idee für den Zivilmarkt auf und konnte die Patrone 1952 auf dem Markt lancieren. Deshalb verwundert es auch kaum, dass die Winchester 70 die erste Zylinderverschlussbüchse in diesem neuen Kaliber war. Der Rest ist gelebte Geschichte, die .308 Winchester hat sich als feste Größe bei Waffenherstellern und in der Munitionsindustrie etabliert. Interessant dürfte sicherlich sein, dass man im fernen Russland eine ganz ähnliche Patrone mit nahezu gleicher Außenballistik bereits 1891 entwarf. Die 7,62x54R überlebte als Randpatrone sogar den Einzug ins Maschinenwaffenzeitalter und ist heute die älteste noch in Dienst be ndliche Ordonnanzpatrone.

Große Verwandtschaft

Die Verwendung der .308 Winchester in mittleren Systemgrößen und die Nutzbarkeit des gleichen Bodendurchmessers barkeit des gleichen Bodendurchmessers brachte nicht nur Wildcatter auf die Idee, brachte nicht nur Wildcatter auf die Idee, die Patrone beziehungsweise Mutterhülse die Patrone beziehungsweise Mutterhülse durch Einziehen, Aufweiten, Umformen durch Einziehen, Aufweiten, Umformen und Kürzen in andere Kaliber umzuwandeln. Die erfolgreichste kleine Schwester ist dabei die .243 Winchester, die Winchester selbst ab 1955 vermarktete. Es geht aber auch mit Aufweiten in die andere Richtung des Geschossdurchmessers. Im gleichen Jahr folgte die .358 Winchester, die sich selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeit nicht behaupten konnte. In der 7-mm-Gruppe ist seit 1980 die 7mm08 Rem. vertreten, die eine etwas stärker gestreckte Flugbahn gegenüber der Ausgangspatrone lieferte. 1997 kam man relativ spät auf die Idee, die heute so beliebten 6,5-mm-Kaliber mit der 308 Winchester zu verbinden, was zur .260 Remington führte. 2005 präsentierte der US-Munitionshersteller Federal seine erste eigene Patrone in Form der .338 Federal, der gute jagdliche Eigenschaften auf mittleres Wild nachgesagt werden. Auch die 2006 ins Leben gerufene Sportpatrone 6,5x47 Lapua basiert auf einer gekürzten .308 Winchester, sodass der allgegenwärtige Klassiker seine Gene auch in den Long-Range-Bereich weitergetragen hat. 1982 versuchte Winchester den großen Erfolg der .308 Winchester im Unterhebelrepetierer zu vermarkten. Die so geborene .307 Winchester sollte mehr Leistung als die in den USA recht populäre .30-30 Winchester liefern. Diese Patrone lässt ihrer Bezeichnung nach einen geringeren Geschossdurchmesser vermuten, was aber nicht der Fall ist, sodass alle .308“-Geschosse verladen werden können, zumindest wenn sie die für das Röhrenmagazin notwendige stumpfe Geschossspitze gazin notwendige stumpfe Geschossspitze aufweisen. Man versah die neue Konstaufweisen. Man versah die neue Konstruktion aber mit einem für Lever-Actionruktion aber mit einem für Lever-Action-

Tikka Tuning Tikka Tuning

Die fi nnischen Tikka-Zylinderverschlussbüchsen erfreuen sich aufgrund ihres ausgewogenen Preis-/Leistungsverhältnisses einer stetig wachsenden Popularität bei deutschen Jägern und Schützen. Wir beschäftigen uns mit aufgerüsteten Tikka-Büchsen für beide Einsatzbereiche.

Soviel vorweg: Im Grunde genommen bedarf es kaum der Verbesserung der von Sako gefertigten, standardmäßigen Tikka T3x-Gewehrmodelle, weil sie ab Werk sauber verarbeitet und komplett ausgestattet sind sowie durch hohe Funktionssicherheit und Präzision glänzen. Die aktuelle Tikka T3x-Baureihe umfasst 19 verschiedene Modelle, wobei die üppige Kaliberpalette von .222 Remington bis .300 Winchester Short Magnum kaum Wünsche offen lässt (www.tikka. ). Nichtsdestotrotz können der natürliche Spieltrieb sowie der Hang zum Individualismus des Homo Sapiens dazu führen, dass man dennoch seine Tikka nach eigenen Vorstellungen im Detail optimieren möchte.

Revierräuber

Weil einer der Autoren schon eine Tikka T3x in .308 Winchester sportlich nutzt und von der Qualität überzeugt ist, entstand mit dem bestandenen Jagdschein das Begehren nach einer weiteren Tikka T3x im boomenden Kaliber 6,5 Creedmoor. Die Neue sollte mehrere Anforderungen erfüllen, somit also in einem schalenwildtauglichen Kaliber eingerichtet und trotz montierten Schalldämpfers möglichst leicht und führig sein. Das Jagd- und Wildtiermanagementgesetz Baden-Württemberg verlangt für Schalenwild (abseits von Rehwild) das Mindestkaliber von 6,5 mm sowie eine E100 von 2.000 Joule. Die 2007erstmals von Hornady vorgestellte und ein Jahr später auf dem Markt eingeführte LongRange-Patrone 6,5 CM etablierte sich mit ihrer im Vergleich zur .308 Win. rasanteren Flugbahn rasch auch als ef ziente Jagdpatrone. Im direkten Vergleich zur .308 Win. besitzt die 6,5 CM in der Regel einen wesentlich besseren ballistischen Koef zienten, was trotz des geringeren Geschossgewichts nur zu einem geringen Geschwindigkeitsverlust führt und damit auch auf die Entfernung noch ausreichend Energie ins Ziel bringt. Durch die höhere Auftreffgeschwindigkeit ist mit einer besseren Augenblickswirkung zu rechnen, wobei die günstigere Querschnittsbelastung auch eine bessere Tiefenwirkung erwarten lässt.

German Gun Stock

Bei der Basiswaffe für die anstehenden Umbauarbeiten handelt es sich um eine Tikka T3x Lite in 6,5 CM mit 60-cm-Lauf. Die Modelle mit kürzeren Läufen sind aufgrund des werksseitigen Mündungs-

Tikka Tuning Tikka Tuning

gewindes teurer. Angesichts der geringen Schusszahlen bei jagdlicher Nutzung bringt ein dickerer Lauf keine Vorteile, sondern eher einen Nachteil durch das höhere Gewicht. Das auffälligste Merkmal der Metamorphose vom Tikka T3x-Standard- zum Spezialmodell ist der angebrachte Daumenlochschaft „Outlaw“ des deutschen Herstellers German Gun Stock. Die Schäfte werden auf Basis von kreuzlaminierten Birkenholzschichten, die in Epoxydharz getränkt wurden, hergestellt. Nachdem der Schaft seine endgültige Form hat, erhält er ebenfalls nochmals einen Mantel aus Epoxydharz. Auch die Farben bestehen aus eingefärbtem Epoxydharz und sind im Bereich Griffe und des Vorderschafts durch speziellen Lack besonders grif g. Das Epoxydharz sorgt für eine harte, robuste Ober äche, die gegen Kratzer und Dellen schützen soll, und macht den Schaft unemp ndlich gegen Wasser („tauchfest“). Der Aufbau vereint die Vorteile in Bezug auf „Kraftaufnahme“ eines Vollholzschafts mit der Robustheit und Präzision eines synthetischen Schafts. Die Verbindung zwischen Schaft und System übernimmt eine Vollblockbettung aus hochfestem 7075er-Aluminium mit einem integrierten Edelstahl-Rückstoßstollen. Alles in allem genau das richtige für eine Waffe, die auf der Jagd geführt werden soll. Die höhenverstellbare Schaftbacke sowie die in der Länge und Höhe verstellbare Schaftkappe sind optimal, um die Waffe auf den Schützen anzupassen, un-

Revierräuber: Die von German Gun Stock komplett überarbeitete Tikka T3x Lite in 6,5 Creedmoor mit Outlaw-Hunt-Schaft im Farbton „Bloody Waidmann“, gekürztem 42-cm-Lauf mit Svemko Hunter Standard-Schalldämpfer sowie ERA-TAC-Montage und Kahles Helia-Zielfernrohr 2,4-12x56i.

Blick auf die Vollblock-Systembettung im German Gun Stock Schaft.

Geniales aus Gerbrunn Geniales aus Gerbrunn

Die 180 Gramm schwere EAW Black-Line Ultralight Aluminium 3D-Druck-Montage verbindet hier ein TTS Xceed-Bullpup-Präzisionsgewehr mit einem Kahles 525i DLR-Zielfernrohr.

EAW aus Gerbrunn bei Würzburg kann nicht nur auf eine über einhundertjährige Geschichte zurückblicken, sondern hat mit der Erfi ndung der Schwenkmontage auch Maßstäbe bei der elementar wichtigen Verbindung zwischen Waffe und Optik gesetzt. Nun stößt der erfi ndungsreiche Hersteller mit der extrem leichten, im 3D-Druck-Verfahren hergestellten Alumontage wiederum in neue Sphären vor, wobei auch schon eine 3D-Druck-Montage aus Titanlegierung offeriert wird

Auch wenn die Firmengeschichte bereits 1919 begann, startete man bei EAW mit der Herstellung von Zielfernrohrmontagen erst 1955, dabei wurde 1973 der Gebrauchsmusterschutz für die in diesem Hause erfundene Schwenkmontage angemeldet. Anknüpfend an diesen frühen Er ndungsgeist, ist EAW auch im Jahr 2022 absolut auf der Höhe der Zeit und kann mit entsprechend praxisnahen, modernen Produkten auch den Behörden- und Zivilmarkt bestens bedienen. Das beweist die hier vorgestellte 3D-Druck-Blockmontage mit 30 mm oder 34 mm-Ringdurchmesser in zwei Bauhöhen aus Alu oder Titanlegierung mit Schnellspann-Hebelsystem.

Augenmagnet

Mit dem 3D-Druckverfahren lassen sich Geometrien realisieren, die mit konventionellen Herstellungsmethoden wie Fräsen oder Drehen bisher so nicht möglich waren. So sind die neuen EAW-3D-Montagen designtechnisch einzigartig und ziehen die Blicke von erfahrenen Gewehrschützen, die schon so ziemlich alles gesehen haben, magisch an. Der unterfränkische Hersteller holt im Design alles aus den Druckern heraus, was CAD-technisch möglich ist. EAW nutzt das 3D-Fertigungsverfahren namens „Direct Metal Laser Melting“ (DMLS). Hier wird Metallpulver (Stahl, Alu, Titan) nach dem Vorbild des CAD-Modells schichtweise durch einen Laser zum Schmelzen gebracht. DMLS hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt, so dass sich auch Serien wirtschaftlich produzieren lassen. Im Schalldämpferbau setzt man dieses Verfahren schon seit langer Zeit ein, um spezielle Innenraum-

Die spektakuläre EAW Ultralight Titan Montage im Detail. Gut zu erkennen: Die von EAW verwendeten designgeschützten Spezialschrauben.

strukturen entstehen lassen zu können. Doch nicht die komplette Montage entstand im Metalldruckverfahren, denn das Spannsystem besteht offensichtlich aus konventionell gefrästem Stahl, denn hier stehen die 3D-Druckmethoden trotz allen Fortschritts gegenüber gefrästen Ober ächen in Sachen Toleranzen und Ober ächengüte noch hinten an. Das ist auch der Grund dafür, warum die Durchmesser für die Ringe auf einer CNC- Maschine nachgearbeitet wurden. Nur so können minimalste Toleranzen in Kombination mit dem später montierten Zielfernrohr umgesetzt werden. Zur Anpassung an MIL-STD-1913-Optikmontageschienen mit herstellerbedingten Toleranzen kann man mit einer Schraube die Klemmkraft der Spannhebel entsprechend variieren. Die gefundene Einstellung wird mittels einer Stiftschraube gesichert.

„Picatinny Rail“ im Wandel der Zeit

Die Geschichte der heutigen „Picatinny Rail“ geht zurück bis in das Jahr 1930, als William Ralph Weaver das erste standardisierte Spannsystem für Zielfernrohre vorgestellt hat. Jahrelang war diese Optikmontageschiene das Maß der Dinge, bis die Firma A.R.M.S. sie in den 1980ern Jahren weiterentwickelte. Allerdings war das noch nicht die Geburtsstunde der aktuellen Schiene, denn die Picatinny Rail stammt eigentlich vom gleichnamigen Picatinny Arsenal, einem Standort der US Army im Bundesstaat New Jersey. Dort wurden die Arbeiten von Weaver und A.R.M.S. verfeinert und in einer Norm verewigt. Am 3.2.1995 war es so weit und die Zeichnungen für die heutige Picatinny Rail (MIL-STD-1913) wurden freigegeben. Die eigentliche Form des Weaver-Pro ls wurde nicht großartig geändert, aber die Querfräsungen wurden deutlich vergrößert und der Abstand zwischen den Nuten in den Maßen festgelegt. Somit hatte man eine Kompatibilität zwischen den Aufnahmeschienen geschaffen. Dennoch wurde 2009 die MIL-STD-1913-Schiene zur STANAG 4694 weiterentwickelt, wobei sich hier vor allem die Spann ächen zwischen Schiene und Zielfernrohrmontage gravie-

Viel Montagelänge ist nicht vorhanden. Man kann aber durch ein Drehen der Montage um 180 Grad die Montagelänge verändern und den Augenabstand entsprechend variieren.

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