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Rand-Erscheinung

Vom Reiz der Randfeuer-Patronen: Rand-Erscheinung

Fotos: Franco Palamaro, Matthias S. Recktenwald, all4shooters, Anschütz, Heritage Manufacturing, Federal, Schönebeck, Taurus, Archiv.

Der bis auf die Fabrikmarke glatte Hülsenboden zeigt: Kein Zündhütchen, stattdessen sitzt der Zündsatz verdeckt im Boden. Da der Zündschlag am Rand erfolgt, heißt es Randfeuer.

Eigentlich sind Patronen mit Randfeuerzündung seit Beginn der 1870er Jahre out – da setzten sich die Zentralfeuerpatronen ächendeckend durch und wahrten den Status bis heute. Dabei hatte die Randfeuerzündung anfangs den Vorteil des im hohlen Hülsenbodenrand integrierten Zündsatzes und damit einhergehend den der jeder anderen frühen Metallpatronenart überlegenen Gasdichtigkeit geboten. Aber dann zeigten sich Nachteile. Allem voran ließen sich die Hülsen nur schwer oder gar nicht wiederladen. Und löste sich mal der Zündsatz an der Stelle des Bodenrandes, an der Schlagbolzen oder Zündstift auftrafen, gab es Zündversager. Im Vergleich dazu die einteiligen Zentralfeuerhülsen, wie sie sich vor allem nach den Entwürfen des Amerikaners Hiram Berdan durchsetzten: Hier fand sich eine zentrale Außenzündung. Bei der ließen sich nach dem Schuss das Zündhütchen zum erneuten Laden der Hülse ausstoßen. Zudem war das Problem des verrutschten Zündsatzes Geschichte. Damit einhergehend stellten sich in der Fertigung der Hülsen als solches Verbesserungen ein. Folglich erkannten die Militärs zu Beginn der 1870er Jahre, dass die Zukunft der massenproduktionstauglichen Zentralfeuerpatrone gehöre. Aber wie war das bei

Diese Fotos zeigen die Randfeuer-Bandbreite: die Pistole TX22 Competition in Händen der IPSC-Schützin Jessie Harrison (l.), die Anschütz 1761, vorgeführt von Maximilian Anschütz (o.r.), und den WesternRevolver Barkeep von Heritage Manufacturing – alle in .22 l.r., dem gängigsten Rimfi re-Kaliber. Die Büchse gibt‘s alternativ in .22 WMR und .17 HMR.

Asterix mit den Römern, Gallien und dem einen Dorf voller unbeugsamer Gallier? In einigen Segmenten hat die Randfeuerpatrone nämlich überlebt. Ja mehr noch, da feiert diese Rand-Erscheinung fröhliche Urständ.

Das hat Gründe: Die „Rim re Cartridges“ haben ihr Refugium vor allem in dem Feld, das im deutschen Sprachraum summarisch als „Kleinkaliber“ bezeichnet wird. Also dort, wo die Geschossdurchmesser pi mal Daumen unter 6 mm liegen. Und da handelt es sich um Ökonomie pur. Vor allem gilt das für die führende .22 l.r. (dazu gleich mehr): In der günstigsten Ausführung gibt es den Schuss schon zu Preisen unter der 10-Cent-Marke. Da liegt auch gleich der Grund für das Fortleben dieser Zündart: Hätte sich in dem Kaliber eine kostengünstige Center re-Ausführung herstellen lassen, gäbe es diese auch – aber das hat bisher kein Hersteller hinbekommen. Damit sind KK-Patronen optimal für jeden, der für wenig Geld das Maximum an Schießmöglichkeiten herausholen will. Sozusagen Genuss ohne Reue, nicht nur beim Pekuniären, sondern auch im Feuer. Patronen wie die .22 l.r. oder ihre noch kürzere Ahnherrin .22 kurz lassen sich angenehm verschießen und eignen sich wunderbar dazu, um Einsteigern die Freude am Erlebnis des

Werdegang der Randfeuerzündung: Die Spur führt nach Frankreich

Diese Seite aus dem ALFA-Katalog zeigt zwölf Randfeuerpatronen (10 links, 2 rechts oben) von .32 Long über .44 Short bis hin zu .56-56 Spencer.

Schematische Darstellung zum Aufbau von Randfeuermunition, hier: Patrone in .44-26 Henry: Die rote Partie zeigt den Zündsatz im Hülsenboden.

Der Löwenanteil der Fachliteratur zum Thema Schusswaffen und Muzum Thema Schusswaffen und Munition zeigt sich in englischer nition zeigt sich in englischer Sprache, da in den USA erschienen und Sprache, da in den USA erschienen und auch zuerst einmal auf den dortigen auch zuerst einmal auf den dortigen Markt zugeschnitten. Nun hatten die Markt zugeschnitten. Nun hatten die Amerikaner am Anfang aber genug daAmerikaner am Anfang aber genug damit zu tun, die Entwicklung der im eigemit zu tun, die Entwicklung der im eigenen Land abgelaufenen Entwicklung zu nen Land abgelaufenen Entwicklung zu dieser Thematik publizistisch klarzubedieser Thematik publizistisch klarzubekommen. Folglich fehlte es öfters am kommen. Folglich fehlte es öfters am Blick über den sprichwörtlichen GartenBlick über den sprichwörtlichen Gartenzaun. So stellt es sich bis heute nach zaun. So stellt es sich bis heute nach ober ächlicher Lektüre für den Laien ober ächlicher Lektüre für den Laien dar, als habe nicht nur die Karriere viedar, als habe nicht nur die Karriere vieler Waffenarten, sondern auch der Werler Waffenarten, sondern auch der Werdegang der heute so allgegenwärtigen degang der heute so allgegenwärtigen Metalleinheitspatronen in der Mitte des Metalleinheitspatronen in der Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen. Und zwar 19. Jahrhunderts begonnen. Und zwar mit dem ersten Revolver der US-Firma mit dem ersten Revolver der US-Firma Smith & Wesson. Aber das stimmt nur Smith & Wesson. Aber das stimmt nur zum Teil: Diesem in Massachusetts anzum Teil: Diesem in Massachusetts ansässigen Unternehmen gelang mit seisässigen Unternehmen gelang mit seinem Revolver sowohl in Sachen industnem Revolver sowohl in Sachen industrieller Fertigungstechnik wie auch bei rieller Fertigungstechnik wie auch bei der weltweit erfolgreichen Vermarktung der weltweit erfolgreichen Vermarktung der Neuheit eine zweifelsohne als Pioder Neuheit eine zweifelsohne als Pionierarbeit einzustufende Leistung. Aber nierarbeit einzustufende Leistung. Aber für die Vorstufen zur Entwicklung der für die Vorstufen zur Entwicklung der Hinterladermunition, der zugehörigen Hinterladermunition, der zugehörigen Waffen und damit auch der Randfeuermunition führt der Weg nicht nach Masmunition führt der Weg nicht nach Massachusetts, sondern nach Frankreich.

Denn bei der Entwicklung der FeuerwafDenn bei der Entwicklung der Feuerwaffen und ihrer Systeme hat man zwischen fen und ihrer Systeme hat man zwischen Seine, RhÔne, Loire und Dordogne von ne, Loire und Dordogne von jeher tüchtig mit gemischt: Marin le jeher tüchtig mit gemischt: Marin le Bourgeoys aus Lisieux erfand um 1610 Bourgeoys aus Lisieux erfand um 1610 das Steinschloss. Knapp 200 Jahre spädas Steinschloss. Knapp 200 Jahre später erdachte der in Paris tätige Schweiter erdachte der in Paris tätige Schweizer Johann Samuel Pauly die Zentralfeuzer Johann Samuel Pauly die Zentralfeuerpatrone. Und es waren danach vor erpatrone. Und es waren danach vor allem französische Büchsenmacher wie allem französische Büchsenmacher wie Henri Roux, Clement Pottet oder LouisHenri Roux, Clement Pottet oder LouisJulien Gastinne, die diese Idee weiter Julien Gastinne, die diese Idee weiter verbesserten. Dabei entstanden erfolgverbesserten. Dabei entstanden erfolgreiche Nebenwege auf dem Gebiet der reiche Nebenwege auf dem Gebiet der Patronenentwicklung. Casimir LefauPatronenentwicklung. Casimir Lefaucheux konstruierte in der Mitte der cheux konstruierte in der Mitte der 1830er Jahre die Stiftfeuerpatrone und 1830er Jahre die Stiftfeuerpatrone und revolutionierte damit die Welt der Järevolutionierte damit die Welt der Jäger. Sein Sohn Eugène Gabriel begrünger. Sein Sohn Eugène Gabriel begründete die Fabrikation des Stiftfeuerredete die Fabrikation des Stiftfeuerrevolvers, der bis um 1914 millionenfach volvers, der bis um 1914 millionenfach hergestellt wurde. Und dann war da Louhergestellt wurde. Und dann war da Louis Nicolas Auguste Flobert: quasi der Uris Nicolas Auguste Flobert: quasi der Urahne der erfolgreichsten Patrone überahne der erfolgreichsten Patrone überhaupt, der .22 l.r., im deutschsprachigen haupt, der .22 l.r., im deutschsprachigen Raum als „5,6 mm lfB“ bekannt. Die Patente des Monsieur Flobert:

Am 17. Juli 1846 erhielten Flobert und sein zeitweiliger Kompagnon Antoine Paul Regnier du Tillet das französische Patent Nr. 1BB3589 für ein „Systeme d‘armorcage des armes à feu“. Also ein Zündsystem für Feuerwaffen. Die Idee bestand darin, nur mittels Perkussionszündhütchen und ohne Pulverladung, eine kleinkalibrige Kugel zu verschießen. Gedacht war das für Übungsgewehre und Pistolen, die damit auch im Haus benutzt werden konnten. Die Patentzeichnung zeigte ein speziell geformtes Zündhütchen, das kein Piston mehr benötigte und direkt hinter der separaten Kugel ins Laufende gesteckt wurde. Es handelte sich also noch nicht um das, was heutige Schützen als vollständige Patrone ansehen. Diesen entscheidenden Schritt unternahm Flobert erst etwas später. Mit dem Patent Nr. 1BB8618 vom 4. Oktober 1849 meldete er die Er ndung eines Gewehres für dieses Zündhütchen mit Kugel nur auf seinen Namen an. Sein „FlobertVerschluss“ bestand aus dem schweren Hahn, der den Rückdruck der Zündladung aushielt. Flobert jedenfalls genoss höchste Aufmerksamkeit. Seine kleine Patrone entwickelte sich zum Renner,

Viermal Randfeuer: .44 Henry (hier Flachkopf) mit .22 Rimfire, .58 Musket (Marke: Joseph Goldmark), .69 (Hersteller Crittenden & Tibbals): Das größte RimfireKaliber, Realstücke davon sind heute ganz selten zu finden.

Kleinkaliber-Pistolen aus der Einstiegs- und Mittelklasse: Plinking-Spaß

Im anglophonen Raum wird unter dem Schlagwort „Plinking“ meist ein praktiziertes Freizeitschießen auf diverse Ziele wie Blechdosen, Metallscheiben und sogar Flaschen subsumiert. Diese Form der Freizeitbetätigung gibt es in Deutschland indes nicht, das Feld der sogenannten KleinkaliberPlinking-Pistolen umfasst jedoch zahlreiche Modelltypen, die sich sehr gut miteinander vergleichen lassen. Zunächst einmal sollte man die PlinkingPistolen von den supersportlichen KK-Match-Waffen der preislichen (oberen) Mittelklasse und Oberklasse abgrenzen. Allseits bekannte Match-Pistolen wie Morini CM22, Feinwerkbau AW 93 oder die Walther-Modelle GSP/SSP treten in der Regel in höheren Sportklassen an und sind von ihrer Ausstattung her kompromisslos in Richtung Sport getrimmt. Daher zählen sie de nitiv nicht zum Bereich Plinking. Das Feld der KK-Plinking-Pistolen orientiert sich mitunter auch an typischen Merkmalen von Gebrauchspistolen, was sich im Bereich der Griffergonomie, der Materialien, der Visierungen und sogar der Magazine widerspiegeln kann. Auch der preisliche Rahmen ist ein völlig anderer. Plinking-KK-Kurzwaffen gibt es hierzulande neu ab etwa 300 Euro und sie reichen bis in die 1500 Euro teure gehobene Mittelklasse hinein. So nden sich im Einstiegsbereich etwa Pistolen in 1911er-Optik mit Guss-Baugruppen, die um die 350 Euro starten, bis hin zu sehr sportlichen Mittelklasse vertreten, wie der rund 1200 Euro teuren Ruger Mk IV Competition, die bereits sportlich ambitionierte Schützen zufrieden stellen können. Bei Technik und Ausstattung gibt es mitunter große Unterschiede: So zeigen sich Metallgriffe bei den 1911-Ablegern mit historisch angelehnter Rahmen-Dimension, Polymer-Griffstücke bei kleiner interpretierten KKVersionen größerer Dienstpistolen wie der Glock 44 oder der Walther PPQ/P22Q genauso wie ergonomisch ausgefeilte Sportgriffe aus Holz (Hämmerli X-Esse Sport SF und Expert SF) im großen Feld der hier zu betrachtenden Pistolen. Die technische Arbeitsweise des Verschlusses ist im KK-Pistolenbereich hingegen meist relativ ähnlich: Es handelt sich beinahe immer um unverriegelte Masseverschlüsse – Unterschiede liegen meist im Detail. Bei diesem Prinzip sind der Lauf und der Verschluss nicht miteinander verriegelt. Der Verschluss arbeitet hier nach dem Prinzip der Massenträgheit und stellt das bewegliche Bauteil dar. Der Lauf ist hingen starr, was indes förderlich für seine Präzision ist. Denn im Gegensatz zur heute üblichen modi zierten Browning-

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