ÜbungsleiterInnen Basismodul

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ĂœbungsleiterInnen

Basismodul



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Kofinanziert durch das Programm Erasmus+ der Europäischen Union Diese Publikation wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser, die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.


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ÜbungsleiterInnen BasismodulSkriptum Inhaltsverzeichnis

2. GESELLSCHAFTSPOLITISCHE ASPEKTE IM SPORT 2.1

05

1.

ORGANISATION DES ÖSTERREICHISCHEN SPORTS

1.1

Die Struktur

9

1.3. Unterschied zwischen Sektion, Verein, Zweigverein, Verband

9

1.4. Die Gründung eines Vereins

10

1.5. Versicherungstechnische und rechtliche Informationen

11

13

2.2. Gendergerechtigkeit im Sport Gender equality

16

2.3. Mut zur Vielfalt Integration durch den Sport

17

27

5

1.2. Grundzüge eines Vereins

Prävention sexualisierter Gewalt im Sport (PSG) – Respekt und Sicherheit

4. SPORTBIOLOGIE 4.1

Stütz- und Bewegungsapparat

25

- Knochen - Knochenformen - Gelenk - Bänder - Muskulatur - Sehnen

19

4.2 Stützapparat des Rumpfes

34

- Wirbelsäule - Brustkorb 4.3

3. RECHTLICHE GRUNDLAGEN IM SPORT 3.1

Sicherungspflicht

19

3.2

Aufsichtspflicht

20

3.3

Zivilrechtliche und strafrechtliche Haftung

20

3.4

Zivilrechtlicher Schadenersatz

21

3.5

Strafrechtliche Verantwortung

22

3.6

Schutz vor Schadenersatzpflichten und Strafe

22

Verwendete Literatur

23

Stützapparat der oberen Extremität

38

- Schultergürtel und Schultergelenk - Oberarm - Unterarm - Ellenbogengelenk - Hand und Handgelenk 4.4 Stützapparat der unteren Extremität - Becken - Oberschenkelknochen - Hüftgelenk - Unterschenkelknochen - Kniegelenk - Sprung- und Fußgelenk

41


4.5

Wichtigste Muskeln des aktiven Bewegungsapparats - Halsmuskel - Schultermuskulatur - Schulterblattfixatoren - Rückenstrecker - Großer Rückenmuskel - Brustmuskel - Bauchmuskulatur - Hüftbeuger - Gesäßmuskulatur - Oberarmmuskulatur - Unterarmmuskulatur - Oberschenkelmuskulatur - Unterschenkelmuskulatur - Muskuläres Ungleichgewicht

44

4.6

Energiebereitstellung

54

4.7

Nerv-Muskel Zusammenspiel

59

4.8

Atmung

60

4.9

Herz

61

6.

62

4.11 Herz-Kreislaufsystem in Ruhe und unter Belastung

63

5.

67

5.1

Wichtige Begriffe

64

TRAININGSLEHRE 67

- Training, Trainingsziele und Trainingsinhalte - Trainingsgrundsätze - Trainingsplanung - Sportliche Leistungsfähigkeit 5.2

Sportmotorische Fahigkeiten

71

- Ausdauer - Kraft - Schnelligkeit - Beweglichkeit - Koordination Verwendete Literatur

VERMITTELN VON BEWEGUNG UND SPORT

6.1

Begriffe

89

6.2

Bewegungslehre

89

6.3

Bewegungslernen

94

- Methodische Hilfen - Methodische Übungsreihen - Sichern und Helfen

4.10 Herz-Kreislaufsystem

Verwendete Literatur

89

87

6.4

Bewegungen korrigieren

100

6.5

Organisationsformen in Übungseinheiten

101

6.6

Planung von Übungseinheiten

102

6.7

Kommunikation und Auftreten im Unterricht - Auftreten - Kommunikation

108

6.8

Führungsstile

109

Verwendete Literatur

111

Notfallplan-Muster

112


Organisation des Sports ĂœbungsleiterInnen Basismodul


Organisation des Sports

1. ORGANISATION DES ÖSTERREICHISCHEN SPORTS 1.1 DIE STRUKTUR

Sport ist in den letzten 150 Jahren eine wesentliche Säule der Gesellschaft geworden. Dies gilt für den Spitzensport ebenso wie für den Breiten-, Fitness- und Gesundheitssport. Auf Grund der enormen Beiträge des Sports für unsere Gesellschaft und die wichtigen gesellschafts-, sozial- und gesundheitspolitischen Funktionen werden Sportvereine und Sportverbände in Österreich öffentlich gefördert. Neben den kommerziellen Sportanbietern steht der Bevölkerung vor allem der in Vereinen und Verbänden organisierte Sport offen, der hauptsächlich auf dem ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder beruht. Die Förderungen des Staates tragen dazu bei, dass die Sportorganisationen ihren gesellschaftlichen Beitrag in Form von sozialer Integrationswirkung, Jugendarbeit oder Gesundheitserziehung auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene leisten können. Die folgende Darstellung der österreichischen Sportstruktur im europäischen und internationalen Gefüge vermittelt einen Überblick über die Aktivitäten auf österreichischer, europäischer und internationaler Ebene sowie über die Zusammenarbeit staatlicher und nicht-staatlicher Institutionen. Als organisierter Sport wird die Gesamtheit der auf Basis des Vereinsrechts von Privaten gegründeten und geführten Vereine und Verbände mit sportlichem Zweck verstanden. Bei SPORT AUSTRIA (Österreichische Bundes-Sportorganisation), der Dachorganisation des Österreichischen Sports, sind aktuell sechzig anerkannte Sportarten als Fachverbände, die drei Breitensportverbände ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION, die Sportorganisationen für Menschen mit Behinderungen (Österreichischer Behindertensportverband, Österreichisches Paralympisches Comittee, Special Olympics Österreich) und das Österreichische Olympische Comité Mitglied. Sport Austria ist die Interessenvertretung des Sports in Österreich und in internationalen Organisationen.

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Im umfassenden Kompetenzbereich von Sport Austria liegen die Koordination der sportpolitischen Aktivitäten, Erbringung von Serviceleistungen für die Mitglieder, Vertretung der Anliegen des Sports gegenüber staatlichen Einrichtungen, Vertretung des österreichischen Sports in internationalen Gremien, Koordination der Fördereinrichtungen, TrainerInnen- und InstruktorInnenausbildungen, Aus- und Fortbildung von Führungskräften, Entwicklung von Sportprojekten, Begutachtung und Erarbeitung von Gesetzes- und Verordnungsentwürfen, Information über sportrelevante Rechts- und Steuerangelegenheiten, Herausgabe von Publikationen, Erstellung von Dokumentationen und Datenbanken, Event- und Verbandsmarketing und Förderung von Fairness im Sport, insbesondere durch Maßnahmen gegen Doping, Spielmanipulation, Gewalt und Rassismus. Die Fachverbände, wie zum Beispiel der Österreichische Fußballbund (ÖFB), der Österreichische Skiverband (ÖSV) oder der Österreichische Tennisverband (ÖTV) sind primär für die Organisation von Leistungsund Wettkampfsport in Meisterschaften, Turnieren und Ligen, die Breitensportverbände (ASKÖ, ASVÖ, SPORTUNION) hingegen für die Betreuung und Unterstützung der Arbeit der lokalen Sportvereine und den NichtWettkampfsport zuständig. Vereine sind in der Regel in ihren Sportarten Mitglieder des jeweiligen Fachverbandes und gleichzeitig meist auch Mitglied eines Breitensportverbandes. Die Verbände sind unterhalb der bundesweiten Ebene in den Bundesländern in Landesverbänden organisiert und in den jeweiligen Landessportorganisationen zusammengefasst. In den österreichischen Sportverbänden sind insgesamt etwa 15.000 Sportvereine mit 2,1 Millionen Mitglieder organisiert (siehe Grafik).


STAATLICH

NICHT-STAATLICH

© Sport Austria, Stand Jänner 2020

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Bundes-Sportfachverbände

Landes-Sportdachverbände

Vertretungs-/Beratungsverhältnis

Landes-Sportfachverbände

Vollmitglieder und assoziierte Mitglieder

Bundes-Sportdachverbände

Landessportorganisationen

Landesregierungen

VEREINFACHTE DARSTELLUNG DER STRUKTUR DES ORGANISIERTEN SPORTS IN ÖSTERREICH

LandesBehindertensportverbände

Behindertensportverband

Mitgliedschafts-/Zugehörigkeitsverhältnis

Sportvereine

Olympisches Comité Paralympisches Committee Special Olympics

Landesverbände

Außerordentliche Mitglieder

Partnerschaftsverhältnis

Ehrenmitglieder

Partnerorganisationen, u.a.:

Organisation des Sports


Organisation des Sports

Angelegenheiten des Sports fallen in die verfassungsrechtliche Kompetenz der Bundesländer. Der Bund nimmt in erster Linie eine Förderkompetenz wahr, welche sich auf Artikel 17 des Bundesverfassungsgesetzes („Privatwirtschaftsverwaltung“) stützt.

Der Aufsichtsrat der Bundes-Sport GmbH besteht aus einem Mitglied vom zuständigen Bundesministerium für Sport, einem Mitglied vom zuständigen Bundesministerium für Finanzen und zwei Mitgliedern von Sport Austria.

Die einfachgesetzliche Grundlage der Sportförderung durch den Bund bildet ab 01.01.2018 das Bundes-Sportförderungsgesetz 2017 sowie das Glücksspielgesetz in der geltenden Fassung. Mit dem Bundes-Sportförderungsgesetz 2017 (BSFG) wurde die Bundes-Sport GmbH (BSG) als Förderstelle, die im Eigentum des Bundes steht, gegründet.

Alle Informationen und auch die direkten Kontakte zu den wichtigsten Organisationen im Sport befinden sich auf der Website von Sport Austria unter www.sportaustria.at

Aufgaben der Gesellschaft sind unter anderem die Vergabe, Abwicklung und Kontrolle von Förderungen nach dem Gesetz, die Abwicklung sonstiger Förderungen im Bereich des Sports, die Förderung zur Vorbereitung und Durchführung von Sportgroßveranstaltungen von internationaler Bedeutung (Olympische Spiele, Paralympische Spiele, Weltspiele der Special Olympics, WM und EM sowie Sportveranstaltungen gesamtösterreichischer Bedeutung), die Förderung des Frauen- und Mädchensports sowie benachteiligter Gruppen, die Förderung von Vorhaben sportwissenschaftlicher Bedeutung oder die Spitzensportförderung und Inklusion von Menschen mit Behinderung im Sport.

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Organisation des Sports

Die Vollmitglieder bei Sport Austria (Stand Jänner 2020)

tVerban or

sterre

F

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FAUSTBALL

AUSTRIA

ÖSB

AUSTRIAN CHESS

Österreich

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1.3. UNTERSCHIED ZWISCHEN SEKTION, VEREIN, ZWEIGVEREIN, VERBAND

1.2. GRUNDZÜGE EINES VEREINS

Vereine im Sinne des österreichischen Vereinsgesetzes sind auf Dauer angelegte, freiwillige, körperschaftlich organisierte Personenverbindungen zur Erreichung eines bestimmten ideellen Zweckes. Sie sind selbstständig Träger von Rechten und Pflichten und nehmen daher am Rechtsleben als juristische Personen teil. Die Rechtsform eines Vereins ermöglicht die gemeinsame Verfolgung von ideellen Interessen einer Gruppe von Personen in einem rechtlich gesicherten, aber für die Verantwortlichen administrierbaren Rahmen. Typisches Wesensmerkmal eines Vereins ist die unentgeltliche Übernahme von Verantwortung Einzelner für die im Verein zusammengefasste Personengruppe. Diese Art der Tätigkeit wird als ehrenamtliche Funktion bezeichnet. Das Rechtsinstitut des Vereins ist seit seiner Gründung Mitte des 19. Jahrhunderts ein Erfolgsmodell, das in unterschiedlichen Bereichen für das Funktionieren der Gesellschaft unverzichtbar geworden ist. In den Gemeinden haben gerade auch Sportvereine vielfach Aufgaben übernommen, die weit über die reine Organisation von Sportbetrieb hinausgehen.

Das Vereinsgesetz 2002 stellt die Rechtsgrundlage für Vereine dar. Vereine dürfen „nicht auf Gewinn ausgerichtet“ sein. Begrifflichkeiten Alle Rechtspersonen, die nach diesem VG 2002 gebildet worden sind, bezeichnet man als Vereine, denen vorwiegend physische Personen als Mitglieder angehören. Sektionen sind organisatorische Unterteilungen innerhalb des Vereines, die jedoch keine rechtsverbindlichen Geschäfte für den Verein tätigen können, sondern nur im Rahmen der Verantwortlichkeit des Vereines ihre Aufgaben erfüllen. Ein Zweigverein ist ein Verein, der an einen Hauptverein gebunden ist und in den Satzungen die vereinbarten Querverbindungen verankert hat. Das heißt, sowohl im Hauptverein als auch im Zweigverein müssen entsprechende Statutenbestimmungen enthalten sein, im Besonderen auch im Hauptverein, damit die Bildung von Zweigvereinen möglich ist. Ein vereinsrechtlicher Verband ist jene Organisationsform, dem wieder Rechtspersonen angehören, d.h. Vereine, die sich zusammenschließen, sind im Vereinsrecht ein Verband.

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Organisation des Sports

1.4. DIE GRÜNDUNG EINES VEREINS

Die Gründung eines Vereins kann wie folgt vollzogen werden: Durch Errichtung: Tätigwerden der GründerInnen sowie Ausarbeitung der Statuten, wobei aber die Handlungen im Namen des Vereines, wie z.B. Abschlüsse von Mietvereinbarungen, Dienstverhältnissen und dergleichen, bis zur tatsächlichen Entstehung (Konstituierung) auf eigenes Risiko erfolgen. Die Entstehung des Vereines erfolgt dann durch Bescheiderlassung der Bezirkshauptmannschaft, bzw. bei Statutarstädten durch die Bundespolizeidirektion (muss innerhalb von vier Wochen erfolgen – Ausnahmen möglich). Bei der sofortigen Gründung kann auch ein erster Vereinsvorstand bereits bei Einreichung der Behörde genannt werden, das bedeutet, dass die Konstituierung wegfällt und die Vereinsleitung auch gleich rechtskräftige Geschäfte nach Bescheiderteilung durch die zuständige Behörde tätigen kann. Vor Bescheiderteilung sind in jedem Fall alle Rechtsgeschäfte auf eigenes Risiko zu sehen. Die Statuten des Vereines (Satzungen) haben gesetzliche Mindestvorgaben, die als so genannter Mindestinhalt wie folgt im Vereinsgesetz 2002 niedergeschrieben sind: 1.

Name

2.

Angabe der Rechtsform (Verein, Verband, Dachverband, Zweigverein)

3.

Sitz

4.

Vereinszweck

5.

Mittel zur Erreichung des Vereinszwecks

6.

Erwerb der Mitgliedschaft

7.

Rechte und Pflichten der Mitglieder

8.

Organe

9.

Bestellung der Organe und Dauer der Funktion

10. Beschlussfassungen und Mehrheiten 11.

Streitschlichtungsorgan

12.

Vereinsauflösung

Es empfiehlt sich bei Gründung eines Vereines auf die Mustersatzungen des jeweiligen Landesverbandes zurückzugreifen, die eine wertvolle Basis sind und bereits nach dem Vereinsgesetz und den Vereinsrichtlinien 2001 (Steuerrichtlinien) überprüft wurden. Grundsätzlich sind zur Gründung eines Vereines zwei physische Personen als Mindestanzahl notwendig. Im Rahmen der Vereinsorgane unterscheidet man zwischen Kollegial- und Individualorganen. Kollegialorgane sind die Mitgliederversammlung, das Leitungsorgan, die RechnungsprüferInnen und das Schiedsgericht. Individualorgane sind die einzelnen im Statut vorgesehenen Funktionäre/Funktionärinnen. Die Mitgliederversammlung hat mindestens alle vier Jahre stattzufinden und kann als außerordentliche Mitgliederversammlung von mindestens zehn Prozent der Mitglieder verlangt werden. Normalerweise wesentliche Aufgabe ist die Wahl des Leitungsorgans, Entgegennahme der Rechnungsberichte und dergleichen. Das Leitungsorgan darf nur aus natürlichen Personen bestehen und mindestens zwei umfassen, die gemeinsam handlungsberechtigt sind, wobei eine Aufgabenverteilung möglich ist. Dies hat sich in der Praxis im Vereinsleben aber nicht bewährt, da ein Verein mit nur zwei Personen als Leitungsorgan schwer den vielen Aufgaben nachkommen kann. Im Regelfall umfassen Vereinsvorstände 10 bis 20, oft mehr FunktionärInnen. Die Bezeichnungen der einzelnen Funktionen lässt das Vereinsgesetz offen, ob jemand Obmann/Obfrau oder PräsidentIn heißt, SchriftführerIn oder SekretärIn, GeschäftsführerIn und dergleichen, wird im Statut festgelegt. Es muss aber eindeutig aus der Funktion auch der Aufgabenbereich und der Verantwortungsbereich ersichtlich sein. Im Besonderen, wer für die Geschäftsführung zuständig ist und für die Vertretung des Vereines nach außen, wobei durchaus die beiden Bereiche getrennt werden können. Grundsätzlich wäre auch im Vereinsleben ein Aufsichtsorgan möglich, allerdings ist es im Normalsportverein nicht gängig und nicht sinnvoll.

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Organisation des Sports

Die RechnungsprüferInnen müssen mindestens zwei unabhängige und unbefangene Personen sein (müssen nicht Vereinsmitglieder sein), werden aber in der Praxis aus den Vereinsmitgliedern gewählt. Sie müssen durch die Mitgliederversammlung gewählt werden und haben die Aufgabe, die Rechnungsjahre zu überprüfen, wenn in den Statuten nichts anderes vorgesehen ist. Bei größeren Vereinen sind auch AbschlussprüferInnen (WirtschaftsprüfeInnen, BuchprüferInnen) zwingend vorgesehen. Das Leitungsorgan hat für alle Aufgaben zur Führung des Vereines zu sorgen, wobei die Rechnungslegungsund Aufzeichnungspflicht der Einnahmen - Ausgaben wesentliche Bestandteile sind. Üblicherweise setzt sich das Leitungsorgan (Vorstand, Präsidium,...) aus folgenden Personen zusammen: PräsidentIn/Obmann/ Obfrau (mit StellvertreterIn), KassierIn/FinanzreferentIn (mit StellvertreterIn), SchriftführerIn (mit StellvertreterIn), weiters können SektionsleiterInnen, sportliche(r) LeiterIn, RechtsexpertInnen, FachexpertInnen, hauptamtliche MitarbeiterInnen einbezogen werden, wenn vorhanden. Der Vorstand muss belastbar sein, muss einen guten Führungsstil haben, lernbereit sein, mitwirken können, logisch denken und kommunizieren wollen. Der Vorstand steht für die Abwicklung sämtlicher Vereinsgeschäfte und soll Visionen entwickeln und Vorausdenkungsstrategien entwickeln, Konzepte erarbeiten, denken wie ein(e) UnternehmerIn, Entscheidungen treffen, Verantwortung tragen, Fachkompetenz zeigen, SachbearbeiterIn und VerwalterIn sein, PR-Management betreiben, repräsentieren und dergleichen. 1.5. VERSICHERUNGSTECHNISCHE UND RECHTLICHE INFORMATIONEN

Besonders hinweisen möchten wir, dass entsprechende Versicherungen, die Bereiche des Sports wie Unfall, Haftpflicht und Rechtschutz abdecken, abgeschlossen werden müssen. Über den Bundes- bzw. Landesverband werden entsprechende spezielle Versicherungsangebote für Vereine angeboten. Es ist wichtig, dass

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sich die ÜbungsleiterInnen bei dem jeweiligen Verein, bei dem sie im Einsatz stehen, erkundigen, ob ein entsprechender Versicherungsschutz vorliegt (Abklärung auch, ob es z.B. ein Mindestalter der ÜbungsleiterInnen von Seiten der Versicherung gibt). TeilnehmerInnen an sportlichen Einheiten in den Vereinen oder bei Veranstaltungen fallen in der Regel nicht in den Schutz der gesetzlichen Unfall- und Haftpflichtversicherung! Grundsätzlich können die ÜbungshelferInnen (in der Regel ab dem 14. Lebensjahr) bzw. die ÜbungsleiterInnen (ab dem 16. Lebensjahr) strafrechtlich als auch zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen werden – laut Gesetz ist man ab dem 15. Lebensjahr handlungsfähig (wenn es der geistige Zustand zulässt). Nähere Auskünfte befinden sich im Skriptenteil „Rechtliche Grundlagen im Sport“.


Gesellschaftspolitische Aspekte im Sport ĂœbungsleiterInnen Basismodul


Gesellschaftspolitische Aspekte im Sport

2. GESELLSCHAFTSPOLITISCHE ASPEKTE IM SPORT 2.1. PRÄVENTION SEXUALISIERTER GEWALT IM SPORT (PSG) – RESPEKT UND SICHERHEIT

Sport und Bewegung bieten viele Möglichkeiten positiv auf unser gesellschaftliches Zusammenleben, wie auch auf den einzelnen Menschen einzuwirken – Vertrauen und Respekt sind die Basis dafür. Die besonderen Rahmenbedingungen und Strukturen im organisierten Sport können ein begünstigendes Klima für sexualisierte Übergriffe schaffen. Insbesondere die körperliche und emotionale Nähe, die im Sport entstehen kann, birgt die Gefahr von Missbrauch. „Sexualisierte Gewalt hat viele Gesichter“ – Sexuelle Grenzverletzungen und Überschreitungen treten in verschiedenen Formen auf und geschehen in der Regel im Verborgenen. Eine Enttabuisierung des Themas sowie die Vermittlung von Wissen gehören zu den Voraussetzungen einer erfolgreichen Prävention und sind ein erster Schritt für ein sicheres Umfeld, in dem sich SportlerInnen, ÜbungsleiterInnen und FunktionärInnen respektiert, wertgeschätzt und sicher fühlen können. Offenheit und ein klarer Umgang mit dem Thema im Verein ermöglichen es, sich bei Problemen an Vertrauenspersonen wenden zu können. Prävention hat das Ziel, sexualisierte Gewalt zu verhindern und bereits im Vorfeld zu vermeiden – durch die Entwicklung einer Aufmerksamkeitskultur, aber vor allem durch die Haltung und Zivilcourage von uns allen. Daher ist eine offene Kommunikation wichtig, um durch eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Prävention sexualisierter Gewalt im Sport“ dafür Sorge zu tragen, die eigenen Grenzen und die Grenzen der Anderen zu achten. Dieses ist keine einfache Aufgabe und erfordert Offenheit und Reflexionsbereitschaft. Ziel des organisierten Sports ist es, dass alle MitarbeiterInnen, SportlerInnen, ÜbungsleiterInnen, TrainerInnen und FunktionärInnen über das Thema „sexualisierte Übergriffe“ informiert sind.

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Daher sind Inhalte und Sensibilisierungsmaßnahmen zu „Prävention sexualisierter Gewalt im Sport“ bzw. „Respekt und Sicherheit“ in der ÜbungsleiterInnen Basismodul-Ausbildung verankert Fortbildungen zu PSG werden bei ASKÖ, ASVÖ, SPORTUNION, Sport Austria und von 100% Sport angeboten Die Vorlage der „Strafregisterbescheinigung Kinderund Jugendfürsorge“ bei Tätigkeiten mit Kindern und Jugendlichen ist auf Verlangen vorzulegen Gehört und ernst genommen werden, Transparenz und Vertraulichkeit wahren, die Zusammenarbeit mit Opferschutzeinrichtungen ist besonders wichtig. Innerhalb der drei Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION stehen im jeweiligen Bundesland MultiplikatorInnen zur Beratung zur Verfügung, welche dich in deiner Präventionsarbeit unterstützen und dich mit Hilfsorganisationen vernetzen können. Kontakte zu ReferentInnen und MultiplikatorInnen sowie eine Liste von Hilfsorganisationen befinden sich auf der Homepage von 100 % Sport: www.100prozent-sport.at.

Bei Verdachtsfällen sollten Ansprechpersonen in den jeweiligen Beratungsstellen und Hilfsorganisationen so bald wie möglich kontaktiert werden: www.die-moewe.at/Möwe helpline: 0800 80 80 88 www.100prozent-sport.at www.safesport.at


Gesellschaftspolitische Aspekte im Sport

ehrenkodex für Trainerinnen und Trainer, insTrukTorinnen und insTrukToren, übungsleiTerinnen und übungsleiTer sowie alle Personen, die ehren-, neben- oder hauPTberuflich im organisierTen sPorT in ÖsTerreich TäTig sind. Ich,

, verpflichte mich,

die Würde der Sportlerinnen und Sportler zu respektieren, unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, sozialer und ethnischer Herkunft, Weltanschauung, Religion, politischer Überzeugung oder wirtschaftlicher Stellung, alle mir anvertrauten Sportlerinnen und Sportler gleich und fair zu behandeln, keinerlei Gewalt gegenüber den mir anvertrauten Athletinnen und Athleten anzuwenden, insbesondere keine sexuelle Gewalt oder sexualisierte Übergriffe in Worten, Gesten, Handlungen oder Taten, die persönlichen Grenzen und individuellen Empfindungen zu Nähe und Distanz der mir anvertrauten Personen zu achten und mich dementsprechend respektvoll zu verhalten, mich bei Konflikten um offene, gerechte und humane Lösungen zu bemühen, die Eigenverantwortlichkeit und die Selbstständigkeit der Sportlerinnen und Sportler zu unterstützen, auch im Hinblick auf deren späteres Leben, die Anforderungen des Sports in Training und Wettkampf mit den Belastungen des sozialen Umfeldes, insbesondere von Familie, Schule, Ausbildung und Beruf, bestmöglich in Einklang zu bringen, ein pädagogisch verantwortliches Handeln anzustreben, insbesondere – die Selbstbestimmung der mir anvertrauten Sportlerinnen und Sportler zu fördern, – Sportlerinnen und Sportler in Entscheidungen, die diese persönlich betreffen, mit einzubeziehen, – verfügbare Informationen zur Entwicklung und Optimierung der Leistung von Sportlerinnen und Sportlern an diese weiterzugeben und – bei Minderjährigen die Interessen der Erziehungsberechtigten zu berücksichtigen, Sportlerinnen und Sportler darüber hinaus zu sozialem Verhalten in der Trainingsgemeinschaft, zu fairem Verhalten innerhalb und außerhalb des Wettkampfes und zum nötigen Respekt gegenüber allen anderen in das Sportgeschehen eingebundenen Personen sowie zum verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur und der Mitwelt anzuregen, anzuerkennen, dass das Interesse der Athletinnen und Athleten, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden über den Interessen und den Erfolgszielen der Trainerinnen und Trainer, der Instruktorinnen und Instruktoren sowie der eigenen Sportorganisation stehen, alle meine Trainingsmaßnahmen dem Alter, der Erfahrung sowie dem aktuellen physischen und psychischen Zustand der Sportlerinnen und Sportler anzupassen, nach bestem Wissen und Gewissen den Gebrauch verbotener Mittel (Doping) zu unterbinden und Suchtgefahren (Drogen-, Nikotin- und Alkoholmissbrauch) vorzubeugen. Ich werde durch gezielte Aufklärung und unter Wahrnehmung meiner Vorbildfunktion negativen Entwicklungen entgegenwirken.

Ort, Datum

Unterschrift

Beispiel für einen Ehrenkodex und weitere unterstützende Materialien zum Download sind hier zu finden: www.100prozent-sport.at oder unter www.sportaustria.at/de/schwerpunkte/sozialesund-gesellschaftspolitik/praevention-sexualisierter-gewalt

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Gesellschaftspolitische Aspekte im Sport

Tipps für ÜbungsleiterInnen und die Gestaltung des Sportalltages Umgangsformen und Sprache respektvoll wählen. Hilfestellungen fachgerecht anwenden und die SportlerInnen und TeilnehmerInnen vorher darüber informieren, dass und wo sie berührt werden. Eine achtsame und professionelle Berührungskultur ist dafür Voraussetzung. Einzeltraining nur anbieten, wenn dieses dem Verein und den Erziehungsberechtigten bekannt ist und jederzeit andere Personen die Sportstätten betreten und Trainingssituationen einsehen können. Wenn die Aufsichtspficht dies erfordert, Garderoben und Duschen nur nach Vorankündigung betreten, damit beschämende Situationen für Kinder und Jugendliche vermieden werden. Andere Personen sollten während des Duschens oder Umkleidens keinen Zugang haben. Andererseits ist dafür Sorge zu tragen, dass es nicht zu Verletzungen, Konflikten oder Peergewalt kommt, indem diese Themen angesprochen werden. Klare Regeln, die gemeinsam in der Gruppe formuliert werden, geben Sicherheit für alle.

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Mitfahrgelegenheiten möglichst so organisieren, dass ÜbungsleiterInnen nicht mit einzelnen SportlerInnen allein unterwegs sind. In Notfallsituationen, oder wenn dies aus anderen Gründen nicht vermeidbar ist, sollten Minderjährige mit den Eltern Kontakt halten, beispielsweise über das Telefon. Übernachtungssituationen so gestalten, dass ein größtmöglicher Schutz für ÜbungsleiterInnen und SportlerInnen gewährleistet ist. Die Erziehungsberechtigten rechtzeitig darüber informieren und in jedem Fall sicherstellen, dass gleichgeschlechtliche Bezugspersonen anwesend bzw. in gemischtgeschlechtlichen Kinder- und Jugendgruppen BetreuerInnen beiderlei Geschlechts dabei sind. Quelle: Für Respekt und Sicherheit Gegen sexualisierte Übergriffe im Sport Handreichung für Sportvereine 2, überarbeitete Auflage, Wien 2018


Gesellschaftspolitische Aspekte im Sport

2.2. GENDERGERECHTIGKEIT IM SPORT GENDER EQUALITY

Bedingt durch unterschiedliche Lebensbedingungen und gesellschaftliche Werte und Normen finden Männer und Frauen in vielerlei Hinsicht unterschiedliche Chancen vor, sich am sportlichen Leben zu beteiligen. Das hat auch Auswirkungen auf die Entwicklung von Interessen der Mädchen und Burschen. Statistiken weisen auf Benachteiligungsstrukturen hin und belegen die ungleiche Ressourcenverteilung zwischen den Geschlechtern in zahlreichen Bereichen des Sports (Medienpräsenz, Preisgelder, Gremienbesetzung und Führungspositionen, TrainerInnenwesen und Sportteilhabe). Siehe www.100prozent-sport.at. Ziel eines geschlechtersensiblen Zugangs ist es, Beschränkungen der sportlichen Vielfalt und Leistung, die durch tradierte Geschlechterbilder oder geschlechterbezogene ungleiche Bewertungen entstehen, zu reduzieren. Genderkompetenz von ÜbungsleiterInnen kann demnach als reflektierte, kritisch-emanzipatorische Haltung verstanden werden, die dafür eingesetzt werden soll, Handlungsspielräume zu erweitern und Ausschlussprozesse (Drop-out) zu verhindern. In der Pädagogik (Palzkill & Scheffel, 2007) finden sich zum Beispiel Ziele wie den „Überlegenheitszwang“ von Burschen abzubauen, Selbstsicherheit in der Auseinandersetzung mit herrschenden Männlichkeits-/ Weiblichkeitsmustern (im Sport) zu entwickeln und den Selbstwert von Mädchen und Burschen (im Sport) zu stärken. Für ÜbungsleiterInnen in der Bewegungspraxis ist es wichtig zu erkennen, dass sie durch eigenes Handeln, Tun und Denken im (Trainings)Alltag eine wichtige Vorbildwirkung haben. Sich des eigenen Beitrags und der eigenen Rolle in diesem Prozess des „doing gender“ bewusst zu sein und zu reflektieren, ist ein erster Schritt, geschlechtersensibel zu agieren. Was sehe ich als normal an? Welchen Sport halte ich aus welchen Gründen für welche Gruppen für geeignet(er)? Für welche Sportart von welchen Gruppen sehe ich welche Medien-/Aufmerksamkeit, Unterstützung für gerechtfertigt(er) an? Welche Wertschätzung bringe ich wem entgegen?…

Quelle: © shutterstock 2020

Aufbauend auf grundlegenden, wissenschaftsbasierten Kriterien des Trainings ist jeweils, neben einem professionellen Anleitungsstil mit kommunizierten Regeln und transparentem, klaren Leitungsstil, das Lern- und Trainingsklima von besonderer Bedeutung. Wichtig dabei sind ein achtsamer und wertschätzender Umgang, Empowerment und Beteiligung, keine Festlegung auf Geschlechterklischees, eine genderbewusste Sprache, sowie der Einsatz geeigneter methodischer und didaktischer Zugänge. Zu berücksichtigen sind (geschlechter)gerechte Bedingungen auch bei der Planung und Gestaltung des Trainings (z.B. Trainingszeiten, Ressourcen, Nachwuchsförderung). Weiterführender Link: www.100prozent-sport.at

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Gesellschaftspolitische Aspekte im Sport

2.3. MUT ZUR VIELFALT – INTEGRATION DURCH DEN SPORT!

„Sport kennt keine Grenzen“, „Sport verbindet“ und „Sport spricht alle Sprachen“ sind bekannte und gern verwendete Slogans, um die positiven Wirkungen des Sports zu proklamieren. Unbestritten bleibt, dass Sport das Potential dazu hat, diese Wirkungen auch tatsächlich zu erreichen. Unbestritten ist allerdings auch, dass dies kein Automatismus ist, sondern das Engagement jedes einzelnen braucht. Die Sensibilisierung für ein positives und respektvolles Miteinander bei unterschiedlichen sozialen, kulturellen, sprachlichen und ethnischen Hintergründen ist dabei ein wichtiger Aspekt. Wenn es gelingt, dass jede und jeder seine persönlichen Stärken einsetzen kann und sich als Teil des Ganzen fühlt, dann sind die besten Voraussetzungen für Freude am Sport und an der Bewegung gegeben. Auf unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten einzugehen und die verschiedenen Potentiale aller einzubinden, steigert zudem die Beteiligung, stärkt den Verein und verbessert den Teamgeist. Niederschwellige Sport- und Bewegungsangebote tragen dazu bei, Zugangsbarrieren abzubauen und erleichtern die erste Kontaktaufnahme. Zum Beispiel durch einen Tag der offenen Tür in den Vereinen ein Schnuppertraining für Kinder und Jugendliche Angebote über den regulären Sportbetrieb hinaus (z.B. Kinderbetreuung, Vereinsfeste, Sprachkurse,...) eine Verankerung des Inklusionsgedankens im Leitbild des Vereins Weiterführende Links: www.dsj.de/handlungsfelder/teilhabe-und-vielfalt/ www.fairplay.or.at www.fairplayeur.com/ www.sportintegration.at/

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Rechtliche Grundlagen im Sport ĂœbungsleiterInnen Basismodul


Rechtliche Grundlagen im Sport

3. RECHTLICHE GRUNDLAGEN IM SPORT Der Umgang mit Mensch und Gerät in der Praxis: Sicherungs- und Aufsichtspflicht 3.1. SICHERUNGSPFLICHT

Besondere Bedeutung gewinnt der Sicherheitsaspekt, wenn sich Sportausübende den ÜbungsleiterInnen oder TrainerInnen mit besonderer Ausbildung anvertrauen, um unter Aufsicht und Anleitung sicher ihren Sport auszuüben. Dieses Vertrauen bedeutet Verantwortung für einen erhöhten Sicherheitsstandard, den ÜbungsleiterInnen zu garantieren haben. Bei einem Unfall prüfen die Gerichte genau, welcher Sicherheitsstandard mit welcher Ausbildung erwartet werden kann und ziehen bei Nichteinhaltung der "gebotenen Sorgfalt" den Fachkundigen verstärkt zur Haftung heran. "Wegschauen" oder "Übersehen" schützt vor den Folgen nicht! Wie ist größtmögliche Sicherheit zu erreichen? 1. Sichere Sportgeräte und Sportanlagen EigentümerInnen von Sportanlagen und Sportgeräten sind verpflichtet, diese regelmäßig zu warten und durch fachkundige Personen überprüfen zu lassen. Schäden können jedoch jederzeit auftreten, darum bist du als ÜbungsleiterIn verpflichtet, die Sportanlage und Sportgeräte nach deinen Möglichkeiten vor jedem Gebrauch auf Beschädigungen und korrekte Verwendung zu überprüfen. Beschädigte oder für eine Übung untaugliche (Zweckentfremdung) Geräte oder Anlagen darfst du auf keinen Fall benützen. 2. Sicheres Outfit Ungeeignete (z. B. zu lange, zu weite, zu rutschige, etc.) Kleidung und Schmuck bergen erhebliche Gefahren (Verletzungen, Strangulierung, Absturz, etc.). Trage für den Sport geeignete Kleidung und achte auf die Kleidung der Mitglieder deiner Gruppe. Lasse ungeeignete Kleidung nicht zu! Lasse Schmuck ablegen oder entsprechend abdecken!

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Vergiss nicht: Du trägst Verantwortung für die Mitglieder deiner Gruppe. Deshalb ist es dein Recht und deine Pflicht, Sicherheit von und für die TeilnehmerInnen einzufordern. 3. Helfen und Sichern Von dir wird erwartet, dass… du erkennst, wenn jemand bei einer Übungsausführung oder bei der Sportausübung generell Hilfe braucht und wie viel Hilfe er benötigt, um möglichst sicher ans Ziel zu gelangen du SportlerInnen mögliche Hilfe auch tatsächlich angedeihen lässt du erkennbare Gefahren (die/der Fachkundige muss Gefahren früher erkennen!) durch Sicherung minimierst 4. Übungsauswahl Übungen und sportliche Ziele sind an das Alter und den Entwicklungsstand der Personen und damit an deren Physiologie, deren Leistungsfähigkeit und deren geistigen Entwicklungsstand anzupassen. Achte auf individuelle Besonderheiten, v. a. auf besondere Schwächen! Beachte Ermüdungserscheinungen und reagiere adäquat darauf! Fordere, aber überfordere nicht! Vermeide Überlastung (erhöhte Unfall- und Verletzungsgefahr)! Passe dein Programm den TeilnehmerInnen und ihren Möglichkeiten an und nicht die TeilnehmerInnen dem Programm!


Rechtliche Grundlagen im Sport

3.2. AUFSICHTSPFLICHT

Diese kommt vor allem bei Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr zum Tragen. Grundsätzlich obliegt den Eltern als Obsorge- und Erziehungsberechtigten die Aufsichtspflicht über ihre Kinder und Jugendlichen (gesetzliche Aufsichtspflicht). Die Aufsichtspflicht kann durch einen Vertrag (z. B. Kursanmeldung, Vereinsbeitritt, Kindergartenanmeldung) auf ÜbungsleiterInnnen, PädagogInnen usw. übertragen werden. In diesen Fällen geht die Aufsichtspflicht für die vertraglich vereinbarte Zeit von den Erziehungsberechtigten auf diese Personen über. Beginn, Umfang und Ende der Aufsichtspflicht hängen zum wesentlichen Teil von der vertraglichen Verpflichtung ab, diese sollten in den Trainings-/Übungs-/Kursbedingungen genau festgelegt sein: Ab wann und ab/von wo beginnt die Aufsicht des Vereins bzw. des/der jeweiligen ÜbungsleiterIn bzw. wem Kinder/Jugendliche danach übergeben werden dürfen/sollen/müssen. Was im Falle von nichtvorhersehbaren Umständen und Situationen (Absage Training, Verletzung ÜbungsleiterIn) mit dem Kind/Jugendlichen gemacht werden darf (z. B. darf dieses alleine nach Hause gehen), da während des Trainings/Kurses die Obsorgeberechtigten auch darauf vertrauen dürfen/können, dass die Aufsichtspflicht erfüllt wird. Wie ist die Aufsichtspflicht auszuüben? So wie verständige Eltern sie ausüben würden. Unter Berücksichtigung des Alters (Kleinkinder bedürfen strengerer Aufsicht), besonderer Eigenschaften und der Entwicklung des Kindes. Beachte dabei besondere Gefahren, die allenfalls vom Kind/Jugendlichen ausgehen (Jähzorn, Neigung zu Raufereien, Eigengefährdung,...)! Pass besonders gut auf, wenn Gefahr erkennbar ist (gefährliche Geräte, Anlagen, Übungen, Unternehmungen).

Wann endet die Aufsichtspflicht? Bei Übergabe an die Eltern. Generell mit dem Ende der Erziehungsbedürftigkeit, somit frühestens mit 14 Jahren, spätestens mit Vollendung des 18. Lebensjahres.

3.3. UND WENN DOCH ETWAS PASSIERT? ZIVILRECHTLICHE UND STRAFRECHTLICHE HAFTUNG

Wann endet die Aufsichtspflicht? Kommt es zu Beschädigungen oder Verletzungen, stellt sich die Frage, unter welchen Voraussetzungen dafür eingestanden, also dafür gehaftet werden muss. Zivilrechtliche Haftung = Einstehen für Personenund Sachschäden und deren Ersatz (Schadenersatz) Strafrechtliche Haftung = Einstehen für eine von der Gesellschaft nicht gebilligte Verhaltensweise Schadenersatz und Strafrecht haben zwar Gemeinsamkeiten in der Ausgangsbasis, werden jedoch nahezu vollkommen getrennt behandelt und bei Gericht verhandelt. Grundsätzlich können die ÜbungshelferInnen (ab dem 14. Lebensjahr) bzw. ÜbungsleiterInnen (ab dem 16. Lebensjahr) strafrechtlich als auch zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Im Einzelfall ist zu bewerten, inwieweit den/die ÜbungsleiterIn ein Verschulden an einer Verletzung trifft, die ein ihr/ihm anvertrautes Kind/anvertrauter Jugendlicher erleidet.

Dass ein/e ÜbungsleiterIn tatsächlich zu einer Haftung (strafrechtlich oder zivilrechtlich) herangezogen wird, kommt äußerst selten vor.

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Rechtliche Grundlagen im Sport

3.4. ZIVILRECHTLICHER SCHADENERSATZ

Im Schadenersatzrecht (zivilrechtliche Haftung) wird ein Ausgleich der erlittenen Schäden durch die schädigende Person in Form von Schadenersatz angestrebt. Es gilt der Grundsatz, dass Geschädigte ihren Schaden selbst zu tragen haben. Unter ganz bestimmten Voraussetzungen können Geschädigte wirksam den Ersatz ihres Schadens verlangen. Diese sind:

4. Der schädigenden Person muss ein Verschulden angelastet werden können

1. Ein Schaden muss eingetreten sein

(a) Vorsatz: Die Person weiß, was sie tut, ist sich der Strafbarkeit ihrer Handlung bewusst, will diese verwirklichen, indem sie planmäßig vorgeht. Die Person weiß um die möglichen Folgen ihres Verhaltens Bescheid und nimmt diese billigend in Kauf.

Der Schaden, also ein Nachteil an Vermögen, Rechten oder der eigenen Person, muss konkretisierbar und in Geld bezifferbar sein („materieller“ Schaden). Als Ausnahme bei Körperverletzungen (immaterieller Schaden) Schmerzensgeld anerkannt. 2. Eine schädigende Person muss namentlich bekannt sein

Ihr/ihm muss also nachgewiesen werden, dass sie/er (a) vorsätzlich oder (b) fahrlässig gehandelt hat. Der Eintritt des Schadens muss der schädigenden Person subjektiv vorzuwerfen sein.

(b) Fahrlässig: Die Person bedenkt die Folgen ihrer Handlung nicht, aufgrund der Außerachtlassung der gebotenen Sorgfalt 5. Der Schaden muss kausal sein

Beispiel: Wer von hinten gestoßen wird, sich dabei verletzt (Nachteil an der Person) und die Trainingshose aufreißt (Nachteil am Vermögen), hat zwar einen konkreten Schaden, weiß aber in den meisten Fällen nicht, wer gestoßen hat, kennt also die schädigende Person nicht und hat daher niemanden, gegenüber welchem sie den Ersatz des Schadens fordern kann. 3. Das Verhalten der schädigenden Person muss rechtswidrig sein D.h. die schädigende Person muss gegen gesetzliche Verpflichtungen, die den Schaden verhindern sollten (z.B. Aufsichtspflicht, sportartspezifische Regeln der Wettkampfausübung) oder gegen eine vertragliche Verpflichtung verstoßen haben. Vertragliche Verpflichtungen entstehen z.B. mit der Aufnahme in einen Verein, Besuch eines Kurses oder der Teilnahme an einem Trainingslager. Im Bereich des Sport bietet das Regelwerk des jeweiligen Sports den Rahmen der Rechtswidrigkeit.

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Er muss also in unmittelbarem Zusammenhang mit dem schädigenden Verhalten stehen. Keinen Schadenersatz gibt es bei einer ganz außergewöhnlichen Verkettung von Umständen.

Die Punkte 3. und 4. kann man vereinfacht zusammenfassen, dass die schädigende Person etwas falsch gemacht haben muss. Die Einforderung von Schadenersatzansprüchen muss innerhalb von 3 Jahren ab Kenntnis des Schadens, der schädigenden Person und des Ursachenzusammenhanges erfolgen (Verjährung)! Schadenersatz bei Gehilfen Vielfach bedienen sich Vereine oder Verbände eines oder mehrerer Gehilfen, z.B. ÜbungsleiterInnen, VorturnerInnen, Aufsichtspersonen etc. Voraussetzung für die Gehilfenhaftung ist, dass es zwischen dem „Geschäftsherrn“ (=Person, die sich des/der Gehilfen/Gehilfin bedient) und der/dem Geschädigten ein Vertragsverhältnis gibt (z.B. Vereinsmitgliedschaft).


Rechtliche Grundlagen im Sport Sollten Gehilfen einen Schaden verursachen, so gilt, dass sowohl die Gehilfin/der Gehilfe als auch der „Geschäftsherr“ solidarisch, also nebeneinander, für den Schaden haften. Die/der Geschädigte kann sich aussuchen, von wem sie/er den Ersatz des Schadens begehrt, diese Person kann den Schadenersatz jedoch nur einmal verlangen. Der „Geschäftsherr“ kann sich am Gehilfen/ der Gehilfin regressieren.

3.6. SCHUTZ VOR SCHADENERSATZPFLICHTEN UND STRAFE

Eine Ausnahme gilt für DienstnehmerInnen (Angestellte oder ArbeiterInnen). Sie sind privilegiert, da für sie vornehmlich der/die DienstgeberIn einzustehen hat.

Haftpflichtversicherung Vor Schadenersatzansprüchen kann man sich durch Abschluss einer Haftpflichtversicherung schützen, die im Schadensfall die Zahlung des Schadens übernimmt (auf ausreichende Versicherungssumme achten!). Bei selbständiger Tätigkeit ist der Abschluss einer Haftpflichtversicherung dringendst anzuraten, da vor allem Schmerzensgeldansprüche ruinöse Höhen erreichen können. Die Haftpflichtversicherung übernimmt auch die Kosten eines Rechtsanwalts für die Abwehr der Schadenersatzansprüche. Erkundige dich in deinem Verein, ob ein entsprechender Versicherungsschutz vorliegt und auch ob die Versicherung z.B. ein Mindestalter der ÜbungsleiterInnen vorgibt! TeilnehmerInnen an sportlichen Einheiten im Verein oder bei Veranstaltungen fallen in der Regel nicht in den Schutz der gesetzlichen Unfall- und Haftpflichversicherung.

Übernahmefahrlässigkeit Grundsätzlich gilt, dass jemand umso sorgfältiger handeln muss, je besser sie/er ausgebildet ist. Das bedeutet aber nicht, dass es besser ist, sich nicht (oder schlecht) ausbilden zu lassen. Übernimmt man ohne adäquate Ausbildung eine Aufgabe (z.B. Leitung eines Sportkurses), ist schon die Übernahme der Tätigkeit allein fahrlässig. Wenn in diesem Kurs etwas passiert, was man einer adäquat ausgebildeten Person als Fehlverhalten (Fahrlässigkeit) anlasten müsste, haftet die nicht adäquat ausgebildete Person, die z.B. mangels Ausbildung nicht erkennen konnte, dass ein Gerät schlecht abgesichert ist, dennoch.

3.5. STRAFRECHTLICHE VERANTWORTUNG Gerade die Verletzung oder Tötung einer Person - auch die fahrlässige - bringt es regelmäßig mit sich, dass sich die Täterin/der Täter auch vor dem Strafgericht verantworten muss. Die strafrechtliche Verantwortung besteht ebenso wie die Verpflichtung zur Leistung von Schadenersatz. Bei "kleineren Delikten" (fahrlässige leichte Körperverletzung) wird vielfach von der Staatsanwaltschaft (oder auch noch vom Gericht) die Möglichkeit angeboten, gegen Zahlung einer Geldbuße oder Erbringung gemeinnütziger Leistungen einer Verurteilung zu entgehen („Diversion“). Strafverfolgung erfolgt bei grobfahrlässigem Verhalten oder bei Vorsatz z.B. wenn auf dem Kasten steht „Kasten nicht benutzbar“ und man verwendet den Kasten trotzdem.

Ein Schutz vor Strafe ist nicht möglich! Eine Strafe kann nur im Vorfeld durch besonnenes und sorgfältiges Handeln abgewendet werden.

Rechtsschutzversicherung Eine Rechtsschutzversicherung deckt in Schadenersatzprozessen nur die Kosten der/des Geschädigten, die Kosten der schädigenden Person übernimmt die Haftpflichtversicherung. Sie übernimmt (in der Regel) auch die Anwaltskosten im Strafverfahren (bei Fahrlässigkeitstaten meist unabhängig vom Ausgang, bei Vorsatztaten nur im Falle eines Freispruchs).

Schlussbemerkung Sportausübung ist ein nicht wegzudenkender und wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens und wenn sich sowohl jene, die Sport ausüben, als auch jene, die sportliche Fertigkeiten vermitteln, der damit verbundenen Gefahren bewusst sind und diesen Gefahren durch gemeinsames verantwortungsbewusstes und faires Handeln begegnen, wird der Sport seine ursprünglichen Ziele verfolgen und nicht die Gerichte und JuristInnen beschäftigen.

Im Gegensatz zur Schadenersatzpflicht, die auf Versicherungen abwälzbar ist, ist die strafrechtliche Verantwortung ausschließlich eine eigene und persönliche Verantwortung der handelnden natürlichen Person. Bei Vorsatz steigt jede Versicherung aus. 22


Rechtliche Grundlagen im Sport

VERWENDETE LITERATUR

DR. MADER H.-J. (2015). SCHAAR G. (2016). Jugendliche im Sportverein Rechtliche Rahmenbedingungen. S. 16. Österreichische Bundessportorganisation. Zugriff am 15.1.2020 unter https://issuu.com/bundes-sportorganisation/docs/bso-broschure_jugendliche_im_sportv SPORTUNION (2018). Übungleiterskriptum

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Sportbiologie ĂœbungsleiterInnen Basismodul


Sportbiologie

4. SPORTBIOLOGIE C

4.1 STÜTZ- UND BEWEGUNGSAPPARAT

S

Der Bewegungsapparat des Menschen ist für die Bewegung, die Körperhaltung und das äußere Erscheinungsbild verantwortlich. Er lässt sich unterteilen in: A

einen passiven Teil (Stützapparat): Knochen, Gelenke, Bänder, Knorpel

B

einen aktiven Teil (Bewegungsapparat): Muskulatur, Sehnen

A

H

Abb. 1 Aufbau des Knochens (Zilles & Tillmann, 2010, S.76)

C Knochenrinde S Knochenbälkchen H Markhöhle

Passiver Stützapparat 4.1.1 Knochen

Jeder Knochen besteht vom Aufbau her aus:

Hüftkopf

1. Knochenrinde: äußere feste Knochenschicht

Schwammartiger Knochen Knochenbälkchen

2. Knochenbälkchen: schwammartiges Gewebe im Inneren

Blutgefäß

Der Knochen ist damit „ökonomisch“ gebaut. Mit wenig Material wird höchste Festigkeit erreicht. Der Knochen ist sehr widerstandsfähig gegen Zug, Druck, Biegung und Windung. Außen auf dem Knochen liegt die Knochenhaut (Periost). Ausgenommen davon sind nur die Gelenksflächen. Der Knochen wird auch von Blutgefäßen und Nerven durchzogen. Bei langen Knochen (z. B. Oberschenkel-, Oberarmknochen) befindet sich in der Mitte die Markhöhle.

Fettmark Dichter Knochen

4.1.2 Knochenformen

Die Form der Knochen deutet auf ihre spezielle Aufgabe im Körper hin. Lange Knochen wirken als Hebel, kurze als nützliche Brücken und flache als effektive Schutzhüllen. Die kleinen, runden Sesambeine sind in Sehnen oder Gelenkskapseln eingebettet. Unregelmäßige Knochen sind die Wirbelsäule, das Darmbein und einige Gesichtsknochen.

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Gelenkfläche für die Kniescheibe

Abb. 2 Der Röhrenknochen (Ahonen, 2003, S.13)


Sportbiologie

4.1.3 Gelenk

Die Stelle, an der zwei Knochen aufeinandertreffen, heißt Gelenk. Gelenke werden nach ihrer Struktur oder ihrer Bewegungsart eingeteilt. In den frei beweglichen Synovialgelenken gleiten die Kontaktflächen leicht übereinander. Weniger bewegliche Gelenke, die wachsen und stabil sein sollen, sind fest durch Fasergewebe oder Knorpel verbunden. Die Stabilität des Gelenks wird von den Muskeln, den Bändern, dem Knochenaufbau sowie dem neuronalen Kontrollsystem beeinflusst.

Durch das Aufwärmen wird die Produktion der Gelenksschmiere gesteigert. Um die Gelenksschmiere ideal zu aktivieren, sollte das Aufwärmtraining 10 – 20 Minuten unter progressiver Steigerung der Belastung dauern. Durch Hypertrophietraining wird die Gewebestruktur des Gelenks verbessert.

Gelenkskörpern (auch Gelenkspfanne und -kopf) gelenksnahes Knochenende Knorpel Knorpel sind gefäß- und fast nervenlose Stützgewebe. Sie sind sehr druck- und biegefest. Der Knorpel ist schlecht regenerierfähig. Für seine Erhaltung und Ernährung ist Bewegung erforderlich. Zwei Beispiele für Knorpel im Körper sind: 1. Gelenksknorpel: macht die Knochen im Gelenk gegeneinander gleitfähig 2. Faserknorpel: sind vor allem Gelenksscheiben wie die Bandscheibe oder der Meniskus Gelenksspalt zwischen den beiden Gelenkskörpern, enthält Gelenksschmiere

Gelenkskapsel Gelenksspalt- /schmiere

Gelenkskapsel umgibt das Gelenk nach außen, bildet Gelenksschmiere

Band Gelenksknorpel

Gelenksschmiere Die Schleimhaut gibt in das Gelenk eine zähe Flüssigkeit ab, die Synovialflüssigkeit oder auch „Gelenksschmiere“ genannt wird. Durch die Bewegung des Gelenks wird die Gelenksschmiere (Synovialflüssigkeit) gleichmäßig im gesamten Gelenkraum, also auch zwischen den Knorpelflächen verteilt.

Abb. 3 Das Gelenk (Appel, Stang-Voss et al, 2008, S.23)

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Sportbiologie

Gelenksformen Gelenke können unterschiedliche Gestalten aufweisen, die die Bewegungsmöglichkeiten eines Gelenks bestimmen.

Einachsige Gelenke: Scharniergelenk – Fingergelenk Zapfengelenk – Elle und Speiche

Zweiachsige Gelenke: Eigelenk – Handgelenk, Sattelgelenk – Daumensattelgelenk

Einachsiges Schaniergelenk

Zweiachsiges Eigelenk

Streckung

Streckung (Extension)

Beugung

Beugung (Flexion)

Einachsiges Zapfengelenk

Einwärtsdrehung (Pronation)

nach außen (Abduktion)

nach Innen (Adduktion)

Zweiachsiges Sattelgelenk

Auswärtsdrehung (Supination)

Beugung nach innen (Adduktion)

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Streckung nach außen (Abduktion)


Sportbiologie

Dreiachsige Gelenke: Kugelgelenk – Schultergelenk, Hüftgelenk

Dreiachsiges Kugelgelenk

Streckung

Beugung

Einwärts-/Auswärtsdrehung

einwärts (Adduktion)

auswärts (Abduktion)

Abb. 4 Die Gelenksformen und ihr Vorkommen im Körper (Wirhed, 2001, S. 9 f.)

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Sportbiologie 4.1.4 Bänder

Bänder bestehen aus straffem, parallel-faserigem Bindegewebe und sind Verbindungen von Knochen zu Knochen, die helfen, das Gelenk zu stabilisieren. Sprich Gelenke sind durch Bänder gesichert. Bänder sind im Allgemeinen nur wenig elastisch, das heißt, sie leiern aus oder reißen ganz, wenn sie überdehnt werden. Bänder befinden sich an den Gelenksstrukturen und der Wirbelsäule. Bei Bewegungen haben sie vorwiegend eine Haltungs- und Führungsfunktion.

B

Aktiver Bewegungsapparat 4.1.5 Muskulatur Die Muskulatur kann in glattes und quergestreiftes Muskelgewebe unterteilt werden. Glattes Muskelgewebe Glattes Muskelgewebe kommt hauptsächlich in den inneren Organen (z. B. Darm, Blutgefäße usw.) vor. Die Aktivität dieser Muskulatur wird durch das vegetative Nervensystem gesteuert und kann nicht willkürlich kontrolliert werden.

Muskel

Muskelfaserbündel

Muskelfaser

Myofibrille

Sarkomer Z-Streifen

Myosinfilament

Quergestreiftes Muskelgewebe Durch die Anordnung der Muskelfasern erscheint im Lichtmikroskop ein sich wiederholendes Muster von Querstreifen. Davon wird auch der Name dieser Muskelgewebeart abgeleitet. Zur quergestreiften Muskulatur zählen zum einen die Herzmuskulatur, deren regelmäßige Aktivität ebenfalls nicht bewusst gesteuert werden kann und zum anderen die Skelettmuskulatur oder auch Bewegungsmuskulatur. Muskelkontraktion Ist ein Muskel entspannt, überlappen sich die dicken und dünnen Filamente ein wenig. Bei einer Kontraktion gleiten die dicken Filamente weiter zwischen die dünnen und bewegen sich auf die Z-Streifen zu. Dadurch verkürzt sich die Myofibrille und die gesamte Muskelfaser. Die Stärke der Kontraktion hängt von der Menge der dabei beteiligten verkürzten Muskelfasern ab.

Myosinmolekül Aktinfilament

Aktinmolekül

Abb. 5 Aufbau des Muskels (Lindel, 2011, S. 2)

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Sportbiologie

Skelettmuskulatur Die Skelettmuskulatur kann bewusst gesteuert, aktiviert und somit gezielt trainiert werden. Sie ermöglicht die aufrechte Körperhaltung und damit den aufrechten Gang.

Aufbau und Innensicht

Außensicht

Der Muskel wird von einer Muskelbinde (Faszie) umhüllt und besteht aus Muskelfaserbündeln, die wiederum aus einer großen Anzahl von Muskelfasern zusammengesetzt sind. Die entscheidenden Bestandteile der Muskelfasern sind die Myofibrillen. Diese Myofibrillen enthalten kleinste Strukturen, die sich zusammenziehen können und somit insgesamt eine Verkürzung der Muskulatur bewirken.

Ein Skelettmuskel setzt sich in der Regel aus dem Muskelbauch und den Sehnen zusammen. Über die Sehnen wird der Muskel am Knochen befestigt. Die beiden Enden werden als Ursprung (rumpfnahes Ende) und als Ansatz (rumpffernes Ende) bezeichnet. Je nach Lage des Muskels und je nachdem, welches Gelenk er überzieht, sind unterschiedliche Bewegungsrichtungen möglich.

Zusätzlich gibt es 3 unterschiedliche Muskelfasertypen:

Ursprung

1. schnell zuckende (FT, fast twitch) 2. langsam zuckende (ST, slow twitch) 3. Zwischenformen (Intermediärtyp)

Muskelbauch

Wie hoch der jeweilige Anteil der Muskelfasertypen ist, scheint angeboren zu sein („Ausdauertyp“, „Sprintertyp“). Dieser kann durch spezielles Training zu einem gewissen Grad beeinflusst werden.

Ansatz

Abb. 6 Außensicht des Muskels (mod. n. Appell, Stang-Voss et al., 2008, S. 8)

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Sportbiologie

Grundbewegungen

beugen strecken

Flexion Extension

abspreizen (vom Körper weg)

Abduktion

anspreizen (zum Körper hin)

Adduktion

auswärts drehen einwärts drehen

Außenrotation Innenrotation

Lateralflexion Flexion

Abduktion

Flexion Extension

Adduktion

Innenrotation

Extension

Flexion Außenrotation

Supination

Extension

Pronation

Flexion

Extension

Innenrotation Außenrotation

Abduktion Flexion

Adduktion

Extension Dorsalextension Supination

Pronation Plantarflexion

Abb. 7 Einige Grundbewegungen (Gottlob, 2009, S. 37)

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Arbeitsweisen der Muskulatur Konzentrische Arbeit Die Kraft wirkt so, dass Ursprung und Ansatz einander nähern. Der Muskel verkürzt sich. Exzentrische Arbeit Der Krafteinsatz des Muskels findet statt, während sich Ursprung und Ansatz voneinander entfernen. Der Muskel möchte sich verkürzen, wird aber durch äußere Kräfte auseinandergezogen. Statische Arbeit Der Muskel zieht sich zusammen, ohne dass eine Bewegung im Gelenk stattfindet.

Beim Herablassen arbeiten die Beugemuskeln des Ellenbogens exzentrisch

Beim Hängen arbeiten die Beugemuskeln des Ellenbogens statisch

Beim Nach-oben-Ziehen arbeiten die Beugemuskeln des Ellenbogens konzentrisch

Abb. 8 Arbeitsweisen der Muskulatur (Wirhed, 2001, S. 22)

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Konzentrisch für den Armstrecker

nach oben

Exzentrisch für den Armstrecker

nach unten

Statisch für den Armstrecker

unbeweglich


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4.1.6 Sehnen

Zusammenspiel der Muskulatur Bei Körperbewegungen und bei der Haltung wirken immer mehrere Muskeln zusammen. Erst das richtige Zusammenspiel der beteiligten Muskeln ermöglicht einen harmonischen Bewegungsfluss. Agonist Hauptmuskel, der die beabsichtigte Bewegung ausführt. Antagonist Muskel, der der Bewegung entgegengesetzt wirkt.

Sehnen bestehen aus kollagenen Fasern und haben eine sehr hohe Zugfestigkeit. Die Achillessehne beispielsweise, die stärkste Sehne im Körper, hat eine Zugkraft von mehr als einer Tonne. Sehnen haben eine schlechte Regenerationsfähigkeit, da sie nur in geringem Maße von Blutgefäßen und Nerven versorgt werden. Als Sehnen bezeichnet man bindegewebige Faserzüge, die Muskeln mit Knochen oder - als Zwischensehne - zwei Bäuche eines Muskels miteinander verbinden. Durch die Sehne wird die Kraft des Muskelzuges auf die Skelettteile übertragen.

Synergist Muskel, der an der Bewegung mitwirkt. Stabilisatoren Diese Muskeln stabilisieren den Körper, gewährleisten die Haltung und sichern die Gelenke.

AGONISTEN

AGONISTEN ANTAGONISTEN

SYNERGISTEN

STABILISATOREN

Abb. 9 Zusammenspiel der Muskulatur (mod. n. Gottlob, 2009, S. 51, 53)

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4.2 STÜTZAPPARAT DES RUMPFES

Halswirbelsäule Schlüsselbein Schulterblatt

Schulterblatt Oberarmknochen

Brustwirbelsäule

Rippen

Oberarmknochen

Lendenwirbelsäule

Elle

Elle (Ulna)

Speiche

Speiche (Radius)

Darmbeim

Darmbeim

Schambein

Sitzbein

Sitzbein

Kreuzbein Steißbein Oberschenkelknochen

Oberschenkelknochen

Kniescheibe Wadenbein Wadenbein Schienbein

Schienbein

Abb. 10 Der Stützapparat (Jäger, 2012, S. 384 f.)

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4.2.1 Wirbelsäule

Lordose Im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) und der Lendenwirbelsäule (LWS) ist die Wirbelsäule nach vorne gekrümmt. Man spricht von Lordose.

Die Wirbelsäule wird von oben nach unten in folgende vier Abschnitte unterteilt: 1. Halswirbelsäule (7 Halswirbel)

Kyphose Im Bereich der Brustwirbelsäule (BWS) und des Kreuzbeins ist die Wirbelsäule nach hinten gekrümmt. Man spricht von Kyphose.

2. Brustwirbelsäule (12 Brustwirbel) 3. Lendenwirbelsäule (5 Lendenwirbel) 4. Kreuz-/Steißbein (5 Kreuzwirbel sowie 4-5 Steißwirbel)

Zwischen den Wirbeln befinden sich druckelastische Bandscheiben. Sie haben eine Stoßdämpferfunktion.

Sie weist eine doppelt gebogene S-Form auf. Sie trägt den Kopf, den Brustkorb und die oberen Extremitäten und schützt zugleich das im Wirbelkanal verlaufende Rückenmark.

Bandscheibe Halswirbel

Facettengelenk

Brustwirbel

Abb. 12 Die Bandscheiben (mod. n. Klion & Jacobson, 2013, S. 96) Lendenwirbel

Kreuzbein Steißbein

Abb. 11 Die Wirbelsäule (Klion & Jacobson, 2013, S. 94)

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Krankheitsbilder im Bereich der Wirbelsäule Skoliose Die Skoliose ist eine S-förmige Fehlstellung bzw. eine seitliche Abweichung der Wirbelsäule von der Längsachse. Ursachen meistens ungeklärt kann Folge von Unfällen, Wirbelkörperbrüchen oder speziellen Erkrankungen sein

Bandscheibenvorfall Die Bandscheibe wird verschoben und drückt auf die Nervenwurzeln. Ursachen Fehlhaltungen Scherbewegungen hohe Druckbelastungen (abhängig von Haltung und Lage der Wirbelsäule)

Die Verkrümmung kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und erfordert je nach Schweregrad Physiotherapie, Tragen eines Korsetts oder eine Operation.

Auswirkungen Rückenschmerzen Lähmungen Empfindungsstörungen plötzliche Bewegungsunfähigkeit

Abb. 13 Die Skoliose, links normal (lotrecht), rechts S-Form (Skoliose) (mod. n. Materna & Westerkamp, 2004, S. 15)

Abb. 14 Der Bandscheibenvorfall, die Bandscheibe drückt auf die Nervenwurzeln (mod. n. Materna & Westerkamp, 2004, S. 18)

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4.2.2 Brustkorb

Der Brustkorb besteht aus: 12 Rippenpaaren Brustbein

vorne Rippen Brustbein

12 Brustwirbeln

hinten

Die beiden Hauptfunktionen des Brustkorbs sind: 1. UnterstĂźtzung der Atmung 2. Schutz der Brusteingeweide (Herz, Lunge, SpeiserĂśhre)

Brustwirbel

Abb. 15 Der Brustkorb, oben von vorne, unten von hinten (mod. n. Perry, Rohe et al., 1998, S. 44 f.)

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4.3 STÜTZAPPARAT DER OBEREN EXTREMITÄT

Die obere Extremität ist ein komplexes Greif- und Tastorgan.

Die Schulter ist das beweglichste Gelenk des Körpers. Viele Sportarten (Handball, Speerwurf usw.) und Überkopfarbeiten im Alltag und Beruf (Decke streichen, Fenster putzen) erfordern eine außerordentlich gute Schulterbeweglichkeit. Das Schultergelenk ist sehr instabil (Gelenkskopf des Oberarms ist drei Mal größer als Gelenkspfanne des Schulterblatts) und wird nur durch Bänder gesichert. Für seine einwandfreie Funktion ist daher eine starke Schultermuskulatur notwendig.

Schlüsselbein Schulterblatt

Oberarm Abb. 16 Die obere Extremität, links von vorne, rechts von hinten (Perry, Rohe et al., 1998, S. 137)

4.3.1 Schultergürtel und Schultergelenk Schlüsselbein

Der Schultergürtel verbindet über das Schultergelenk die obere Extremität mit dem Rumpf.

Schultergelenk Schulterblatt

Schultergürtel setzt sich zusammen aus: Brustbein Schulterblatt Schlüsselbein Schultergelenk besteht aus: Oberarmkopf Schulterblattgelenkspfanne

KUGELGELENK

Abb. 17 Der Schultergürtel und das Schultergelenk, oben von vorne, unten von hinten (mod. n. Perry, Rohe et al., 1998, S. 121)

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4.3.2 Oberarm

4.3.4 Ellenbogengelenk

Der Oberarmknochen ist der längste Röhrenknochen der oberen Extremität. Er ist sowohl Teil des Schultergelenks als auch Teil des Ellenbogengelenks.

Im Ellenbogengelenk sind drei Knochen miteinander verbunden: 1. Oberarm 2. Elle 3. Speiche

4.3.3 Unterarm

Der Unterarm setzt sich aus zwei röhrenartigen Knochen zusammen:

Oberarm

1. Elle (kleinfingerseitig)

Speiche

über Bindegewebe mit der Speiche verbunden beide Knochen verlaufen parallel zueinander, wenn die Handfläche nach oben zeigt

Elle

Abb. 19 Das Ellenbogengelenk (mod. n. Perry, Rohe et al., 1998, S. 134)

2. Speiche (daumenseitig) beide Knochen überkreuzen sich, wenn die Handfläche nach unten zeigt Der Unterarm ist Teil des Ellenbogengelenks und des Handgelenks.

Speiche Elle

Abb. 18 Elle und Speiche, links Handfläche zeigt nach unten, rechts Handfläche zeigt nach oben (mod. n. Perry, Rohe et al., 1998, S. 149 f.)

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4.3.5 Hand und Handgelenk

Das Handskelett besteht aus: Handwurzelknochen Mittelhandknochen Fingerknochen Das Handgelenk wird gebildet von: Handwurzelknochen Speiche

EIGELENK

Fingerknochen

Mittelhandknochen

Handwurzelknochen

Abb. 20 Die Hand und das Handgelenk (mod. n. Perry, Rohe et al. 1998, S. 155)

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4.4 STÜTZAPPARAT DER UNTEREN EXTREMITÄT

4.4.2 Oberschenkelknochen

Die untere Extremität dient der Fortbewegung und trägt das gesamte Körpergewicht.

Der Oberschenkelknochen ist der längste und stabilste Röhrenknochen des menschlichen Körpers. Er ist an der Bildung von Hüft- und Kniegelenk beteiligt. Er besitzt rumpfnah zwei kräftige Knochenvorsprünge (großer und kleiner Rollhügel). Sie dienen als Ansatzstellen für die Muskulatur.

Abb. 21 Die untere Extremität (Perry, Rohe et al., 1998, S. 67, 103)

4.4.1 Becken

Abb. 23 Der Oberschenkelknochen (Perry, Rohe et al., 1998, S. 61)

4.4.3 Hüftgelenk

Das Becken besteht aus: Kreuzbein 2 Hüftbeinen

Das Hüftgelenk wird gebildet aus:

Das Becken verbindet die beiden unteren Gliedmaßen mit der Wirbelsäule und ist Ursprungsort und/oder Ansatzpunkt von Bauch-, Rücken- und Hüftmuskeln.

Hüftbein Oberschenkelknochen

KUGELGELENK

Die Gelenkskapsel wird von kräftigen Bändern verstärkt.

Hüftbein

Hüftgelenk

Kreuzbein

Abb. 24 Das Hüftgelenk, links von vorne, rechts von hinten (mod. n. Perry, Rohe et al., 1998, S. 62)

Abb. 22 Das Becken links von vorne, rechts von hinten (mod. n. Perry, Rohe et al., 1998, S. 44 f.)

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4.4.4 Unterschenkelknochen

4.4.5 Kniegelenk

Ähnlich wie der Unterarm wird auch der Unterschenkel von 2 Knochen gebildet:

Das Kniegelenk wird gebildet von: Oberschenkelknochen Schienbein Kniescheibe

1. Schienbein (Innenseite) dicker bildet Knie- und Sprunggelenk

2. Wadenbein (Außenseite) dünner bildet Sprunggelenk

über Bindegewebe miteinander verbunden

dazwischen liegen die Menisken

SCHANIERGELENK

Das Knie wird durch starke Bänder innerhalb und außerhalb des Gelenks gesichert. Seitenbänder verhindern seitliches Wegknicken des Knies Kreuzbänder hemmen übermäßige Drehbewegungen

Oberschenkelknochen

Schienbein

Kniescheibe Wadenbein

Schienbein

Abb. 25 Die Knochen des Unterschenkels, links von vorne, rechts von hinten (mod. n. Perry, Rohe et al., 1998, S. 103)

Seitenbänder

Menisken

Abb. 26 Das Gelenk, oben von vorne, mitte von hinten, unten von hinten (mod. n. Perry, Rohe et al., 1998, S. 78 f.)

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Kreuzbänder


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4.4.6 Sprung- und Fußgelenk

Das Fußskelett ist ähnlich aufgebaut wie das Handskelett und besteht aus: Fußwurzelknochen Mittelfußknochen Zehenknochen Das Sprunggelenk wird gebildet von: Fußwurzelknochen Schienbein Wadenbein

Zehen

Mittelfuß Wadenbein

Schienbein

Zehen

Mittelfuß

Fußwurzel Fußwurzel Abb. 27 Das Fußskelett links von oben, mitte von außen, rechts von innen (mod. n. Perry, Rohe et al., 1998, S. 92)

Sprunggelenk

Abb. 28 Das Sprunggelenk (mod. n. Perry, Rohe et al., 1998, S. 103)

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4.5 WICHTIGSTE MUSKELN DES AKIVEN BEWEGUNGSAPPARATES

4.5.1 Halsmuskeln

4.5.2 Schultermuskulatur

Der Kopf lässt sich durch eine Vielzahl an kleinen Muskeln sehr gut bewegen und stabilisieren. Das ist wichtig für die Einleitung von Bewegungen und die räumliche Orientierung. Die seitliche Halsmuskulatur neigt zur Verkürzung und Verspannung.

Gut gekräftigte Schultermuskeln dienen vorwiegend der Sicherung des Schultergelenks.

Muskeln

Muskeln Deltamuskel

Abspreizen des Armes Anheben des Armes nach vorne Anheben des Armes nach hinten

Rotatorenmanschette setzt sich aus mehreren kleinen Muskeln zusammen

Innendrehung des Arms Außendrehung des Arms

Funktion

Kopfstrecker (Rückenstrecker im Bereich der Halswirbelsäule)

Rückneigung, Drehbewegung des Kopfes

Kopfwender

Vorneigung, Drehbewegung des Kopfes

Trapezmuskel liegt über dem Kopfstrecker

Rückneigung des Kopfes

Funktion

Schulterhöhe Schlüsselbein Großer Kopfwender Riemenmuskel (Halsstrecker)

Vorderer Deltamuskel

Schultergräte Schulterblattheber Hinterer

Trapezmuskel

Deltamuskel

Seitlicher Deltamuskel Abb. 29 Die Halsmuskeln (Klion & Jacobson, 2013, S. 100)

Abb. 30 Die Deltamuskeln (Klion & Jacobson, 2013, S. 35)

44


Sportbiologie

Ansicht von vorne Muskeln

Funktion

Trapezmuskel

Drehen der Schulter

Großer und kleiner Rautenmuskel

Senken des Schulterblatts Einziehen des Schulterblatts (zur Wirbelsäule hin) Heben des Schulterblatts Ausstrecken des Schulterblatts (von der Wirbelsäule weg)

Schulterblattheber Sägezahnmuskel

Unterschulterblattmuskel

Ansicht von hinten

Untergrätenmuskel Kleiner Rundmuskel

Großer Kopfwender Riemenmuskel (Halsstrecker)

Kleiner Rautenmuskel

Trapezmuskel

Großer Rautenmuskel Obergrätenmuskel Untergrätenmuskel Kleiner Rundmuskel Großer Rundmuskel

Abb. 31 Die Rotatorenmanschette, oben von vorne, unten von hinten (Klion & Jacobson, 2013, S. 44, 46)

Ansicht von hinten

4.5.3 Schulterblattfixatoren

Zu den Schulterblattfixatoren zählt eine Reihe von Muskeln, die für die Bewegung des Schulterblatts verantwortlich sind. Wenn sich der Oberarm bewegt, folgt das Schulterblatt mit untenstehenden Bewegungsformen mit. Die Schulterblattfixatoren neigen generell zur Abschwächung.

Kleiner Brustmuskel Vorderer Sägezahnmuskel

Abb. 32 Schulterblattfixatoren (mod. n. Klion & Jacobson, 2013, S. 36, 54)

45


Sportbiologie

4.5.4 Rückenstrecker

4.5.5 Großer Rückenmuskel

Als Rückenstrecker werden alle tiefliegenden Muskelzüge bezeichnet, die ausschließlich die Bewegung der Wirbelsäule bewirken (autochthone Rückenmuskulatur). Diese erstrecken sich vom Becken bis zum Kopf und reichen dabei bis weit auf die Rippen. Die Rückenstrecker neigen im Bereich der Brustwirbelsäule zur Abschwächung und im Bereich der Lendenwirbelsäule zur Verkürzung.

Der große Rückenmuskel ist flächenmäßig der größte Muskel des Körpers und bei fast allen Sportarten in irgendeiner Weise beteiligt. Er ist einer der wichtigsten Muskeln für die Wurf- oder Schlagsportarten. Bei fixiertem Arm zieht er den ganzen Körper hoch (Klimmzug) oder stützt den Körper ab (Barren). Funktion Arm zum Körper führen

Funktion

Arm nach hinten führen

Bewegung der Wirbelsäule (Beugen, Strecken, Seitneigung, Drehung)

Arm nach innen drehen Stabilisierung der Wirbelsäule den über die Horizontale erhobenen Arm nach unten führen

Trapezmuskel

Dornfortsatzmuskel Großer Rückenmuskel

Semispinalis

Iliocostalmuskel

Multifidus Großer Rautenmuskel

Quadratischer Lendenmuskel

Großer Rückenmuskel

Abb. 34 Der große Rückenmuskel (mod. n. Klion & Jacobson, 2013, S. 35)

Abb. 33 Der Rückenstrecker (Klion & Jacobson, 2013, S. 97)

46


Sportbiologie

4.5.6 Brustmuskel

Der Muskel neigt zur Verkürzung (wenn die Schultern nach vorne gezogen sind). Bei gleichzeitig schwach ausgebildeter Rückenmuskulatur der Brustwirbelsäule kann es zur Ausbildung eines Rundrückens kommen.

Funktion zieht den Arm an den Körper heran und dreht ihn nach innen

Muskeln

Funktion

1. gerader Bauchmuskel

Oberkörperbeugung nach vorne

2. schräge Bauchmuskeln

Oberkörperbeugung nach vorne Drehung des Rumpfes

3. querer Bauchmuskel

Taillenförmige Einschnürung des Bauches hauptverantwortlich für die „schlanke Taille“

Großer Brustmuskel

Gerader Bauchmuskel Querlaufender Bauchmuskel

schräger Bauchmuskel außen

schräger Bauchmuskel innen Abb. 35 Der große Brustmuskel (mod. n. Klion & Jacobson, 2013, S. 54)

4.5.7 Bauchmuskulatur

Die Bauchmuskeln schließen die Rumpfwand zwischen Brustkorb und Becken. Die Bauchmuskeln neigen zur Abschwächung. Funktion halten die Baucheingeweide und wirken ihrem Druck entgegen

Querlaufender Bauchmuskel

tragen zur Stabilisierung der Wirbelsäule bei Abb. 36 Die Bauchmuskulatur (mod. n. Klion & Jacobson, 2013, S. 74) 47


Sportbiologie

4.5.8 Hüftbeuger

4.5.9 Gesäßmuskulatur

Der Hüftbeuger ist der stärkste Beuger im Hüftgelenk. Er wird hauptsächlich beim Laufen, Gehen, Treppensteigen, Klettern oder Springen und beim langen Sitzen beansprucht. Der Hüftbeuger neigt zur Verkürzung.

Die Gesäßmuskulatur neigt zur Abschwächung und kann gemeinsam mit einer zusätzlich abgeschwächten Bauch- und einer verkürzten Hüftbeugemuskulatur zu einem Hohlkreuz führen. Dieses muskuläre Ungleichgewicht ist sehr häufig die Ursache für Beschwerden im Lendenwirbelsäulenbereich und im Bereich der hinteren Oberschenkelmuskulatur.

Funktion beugt in der Hüfte

Muskeln

führt den Oberschenkel nach oben

Großer Gesäßmuskel

streckt das Bein im Hüftgelenk (bergauf gehen, Treppen steigen) dreht das Bein nach außen

Kleiner und mittlerer Gesäßmuskel

spreizen die Beine nach außen ab halten das Becken beim Gehen und Laufen gerade

kippt das Becken nach vorne (verstärkte Hohlkreuzstellung) richtet den Oberkörper aus der liegenden bzw. halbliegenden Position zum Sitzen auf

Funktion

Hüft-Lenden-Muskeln:

Großer Lendenmuskel

Darmbeinmuskel Wirbelsäulenaufrichter

Großer Gesäßmuskel

Mittlerer Gesäßmuskel Kleiner Gesäßmuskel

Abb. 37 Der Hüftbeuger (mod. n. Klion & Jacobson, 2013, S. 122) Plattsehnenmuskel

OberschenkelBizeps

Halbsehnenmuskel

Abb. 38 Die Gesäßmuskulatur (Klion & Jacobson, 2013, S. 73)

48


Sportbiologie

4.5.10 Oberarmmuskulatur

4.5.11 Unterarmmuskulatur

Am Oberarm lassen sich funktionell zwei Muskelgruppen unterscheiden, die auf das Ellenbogengelenk wirken:

Die Vielzahl der Unterarmmuskeln kann in 3 Gruppen aufgeteilt werden:

Muskeln

Muskeln

Funktion

Funktion

1. Oberarmstrecker Rückseite

strecken im Ellenbogengelenk

1. Ein- und Auswärtsdreher

drehen den Unterarm einwärts oder auswärt

2. Oberarmbeuger Vorderseite

beugen im Ellenbogengelenk

2. Beuger und Strecker

beugen die Handgelenke und Fin- ger zur Handfläche hin strecken die Handgelenke und Finger zum Handrücken hin

3. Handmuskeln

spreizen die Finger bewegen Daumen und Kleinfinger

Trizeps (langer Kopf)

Trizeps (lateraler Kopf)

Trizeps (medialer Kopf) Ellbogenstrecker

Oberarmspeichenmuskel Langer speichenseitiger Handstrecker Kurzer speichenseitiger Handstrecker

Abb. 39 Die Oberarmstrecker (Klion & Jacobson, 2013, S. 19)

Fingerstrecker Ellenseitiger Handstrecker

Bizeps (langer Kopf) Runder Einwärtsdreher Langer Hohlhandmuskel (Handgelenksmuskel) Speichenseitiger Handbeuger

Bizeps (kurzer Kopf)

Brachialis Oberarmspeichenmuskel

Ellenseitiger Handbeuger

Abb. 40 Die Oberarmbeuger (Klion & Jacobson, 2013, S. 18)

Abb. 41 Die Unterarmmuskeln, oben von außen, unten von innen (Klion & Jacobson, 2013, S. 20) 49


Sportbiologie

4.5.12 Oberschenkelmuskulatur

Die Oberschenkelmuskulatur teilt sich in drei Muskelgruppen. Sowohl die vordere Oberschenkelmuskulatur, als auch die hintere Oberschenkelmuskulatur neigen zur Verkürzung. Die hintere ist meist zusätzlich abgeschwächt, da sie von Haus aus nur zwei Drittel der Kraft der vorderen Oberschenkelmuskulatur entwickeln kann. Muskeln

Funktion

1. vordere Oberschenkelmuskulatur

beugt im Hüftgelenk streckt im Kniegelenk

2. hintere Oberschenkelmuskulatur ischiocrurale Muskulatur

streckt im Hüftgelenk beugt im Kniegelenk

3. Schenkelanzieher Adduktoren

ziehen das Bein im Hüftgelenk Richtung Körpermitte

Kammmuskel

Mittlerer Gesäßmuskel

Oberschenkelbindenspanner Schneidermuskel

Großer Gesäßmuskel

Langer Adduktor

Großer Adduktor

Schlankmuskel

Iliotibialtrakt

Quadrizeps: Gerader Oberschenkelmuskel Äußerer Kniegelenkstrecker

Oberschenkelmuskulatur: Gerader Oberschenkelmuskel Halbsehnenmuskel

Innerer Kniegelenkstrecker

Plattsehnenmuskel

Abb. 42 Die Oberschenkelmuskulatur (mod. n. Klion & Jacobson, 2013, S. 122)

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Sportbiologie

4.5.13 Unterschenkelmuskulatur und Fußmuskeln

Nach ihrer Lage am Unterschenkel wird die Unterschenkelmuskulatur in 3 Gruppen eingeteilt. Die Wadenmuskeln (hintere Unterschenkelmuskulatur) neigen zur Verkürzung.

Vorderer Schienbeinmuskel Zweiköpfiger Wadenmuskel Schollenmuskel

Unterschenkelmuskeln

Langer Zehenstrecker

Funktion

1. vordere Unterschenkelmuskulatur Schienbeinmuskeln

heben das Sprunggelenk und die Zehen

2. hintere Unterschenkelmuskulatur Wadenmuskeln

senken das Sprunggelenk und die Zehen heben den Fußinnenrand

3. seitliche Unterschenkelmuskulatur Wadenbeinmuskeln

heben den Fußaußenrand

Fußmuskeln

bewegen die Zehen

Zweiköpfiger Wadenmuskel Langer Wadenbeinmuskel Schollenmuskel

Abb. 43 Die Unterschenkelmuskulatur (mod. n. Klion & Jacobson, 2013, S. 122)

51


Sportbiologie

4.5.14 Muskuläres Ungleichgewicht (Muskuläre Dysbalance)

Muskuläre Dysbalancen können genetisch bedingt, die Folge von Bewegungsmangel und/oder einseitiger Belastung sein.

Überblick der wichtigsten zur Verkürzung und zur Abschwächung neigenden Muskulatur VERKÜRZUNG

ABSCHWÄCHUNG

seitliche Halsmuskulatur

Rückenstrecker im BWS-Bereich

Rückenstrecker im LWS-Bereich

Schulterblattfixatoren

Brustmuskel

Bauchmuskulatur

Hüftbeuger

Gesäßmuskulatur

vordere Oberschenkelmuskulatur hintere Oberschenkelmuskulatur Wadenmuskel

Ein muskuläres Ungleichgewicht

Beseitigung des muskulären Ungleichgewichts erfordert

vermindert die Belastbarkeit des aktiven und passiven Bewegungsapparates

ein gezieltes Dehnen der verkürzten Muskeln

erhöht die Verletzungsanfälligkeit

ein gezieltes Kräftigen der abgeschwächten Muskeln

bewirkt eine Minderung der sportlichen Leistungsfähigkeit

muskuläres Aufbautraining über die gesamte Bewegungsamplitude

führt zu einer Überlastung der Gelenke

Kräftigung der Gegenspieler der verkürzten Muskeln

beeinträchtigt die Statik der Wirbelsäule

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Sportbiologie

Häufigste Fehlhaltungen ÄUSSERES ERSCHEINUNGSBILD

MUSKULATUR verkürzt Hüftbeuger und Rückenmuskeln im Lendenwirbel säulenbereich abgeschwächt Gesäßmuskulatur und Bauchmuskeln

Hohlkreuz

verkürzt Brustmuskulatur abgeschwächt Schulterblattfixatoren und Rückenstrecker im BWS-Bereich

Rundrücken

A

B

Abb. 44 Bild A, Normalhaltung und Bild B, Hohlkreuz und Rundrücken (mod. n. Kubalek-Schröder & Dehler , 2013, S.46)

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Sportbiologie

4.6 ENERGIEBEREITSTELLUNG

Voraussetzung für eine Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen und damit primäre Lebensgrundlage ist eine kontinuierliche Versorgung der Zellen mit Energie. Diese Energie wird einerseits für die Aufrechterhaltung sämtlicher notwendiger Lebensfunktionen (z.B. HerzKreislaufsystem, Gehirn, Organe, Auf- und Umbau von Zellen, Hormonen und Enzymen) benötigt, den Grundumsatz. Andererseits spielt sie bei der Ausführung von Muskelarbeit unter Einflussnahme von Intensität, Dauer und Häufigkeit - dem Leistungsumsatz - eine entscheidende Rolle. Wie viel Energie dabei nun tatsächlich benötigt (Energiezufuhr) und verbraucht (Energieverbrauch) wird, ist zusätzlich zur körperlichen Belastung von den Faktoren Geschlecht, Alter, Größe, Gewicht sowie den Umweltbedingungen, welchen der Organismus ausgesetzt ist, abhängig und ergibt den Energiebedarf.

Energiezufuhr Der Mensch nimmt Nährstoffe über die Nahrung auf, in der Energie in Form unterschiedlicher chemischer Bindungen enthalten ist. Durch die Verdauung und den Abbau von Nährstoffen werden diese chemischen Bindungen zunächst in eine vom Körper verwertbare Energieform, nämlich ATP (=Adenosintriphosphat), umgewandelt bzw. vorübergehend in Form energiereicher chemischer Verbindungen gespeichert. energieliefernde Nährstoffe Proteine (Eiweiße, Aminosäuren) Fette Kohlenhydrate nicht energieliefernde Nährstoffe Vitamine Mineralstoffe Wasser Ballaststoffe Farbstoffe, ...

Energiebedarf = Grundumsatz + Leistungsumsatz Das Verhältnis zwischen Energiezufuhr und Energieverbrauch sollte möglichst ausgeglichen sein, da dieses einen unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung des Körpergewichts hat. Eine längerfristig positive Bilanz (Energiezufuhr > Energieverbrauch) führt zu Gewichtszunahme, eine negative (Energiezufuhr < Energieverbrauch) zu Gewichtsabnahme.

Energiespeicher Die Energiebereitstellung des menschlichen Organismus ist ein hoch komplexes System. Eine wesentliche Rolle nimmt dabei die Fähigkeit zur Speicherung von Energie in Form chemischer Verbindungen ein. Dadurch wird ermöglicht, dass der Organismus nicht ständig und in Abhängigkeit vom jeweils benötigten Energiebedarf Nahrung aufnehmen muss, sondern jederzeit auf zuvor verstoffwechselte Reserven zugreifen kann. Entscheidend ist die permanente und ausreichende Produktion von ATP, die im Gleichgewicht zum ATP-Verbrauch stehen muss.

ATP Produktion ATP Verbrauch

54

Gleichgewicht zwischen ATP-Verbrauch und Produktion muss immer hergestellt sein.


Sportbiologie

Die Größe bzw. Menge an zur Verfügung stehenden Speichern und die daran gekoppelten Energiebereitstellungmechanismen, in deren Zentrum immer die Erzeugung von ATP steht, lässt sich durch gezieltes Training stark beeinflussen. Nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die Energiequellen im Organismus und in welchen Mengen (kcal) diese im jeweiligen Speicherort vorhanden sind:

Energiequelle

Speicherort (-form)

kcal

ATP

Zelle

1

Kreatinphosphat (KP)

Zelle

4

Kohlenhydrate (KH)

Blut (Glucose) Leber (Glykogen) Muskel (Glykogen)

20 400 1.200 – 3.600

Fett

Blut (freie Fettsäuren) Blut (Triglyceride) Muskel (Triglyceride) Fettdepot (Triglyceride)

7 75 2.500 80.000

Eiweiß

Muskel (Eiweiß) Blut (Aminosäure)

30.000 600

Energiequellen im Organismus

Energiegewinnung: ATP-Produktion Auf welche Reserven der Körper bei der Energiebereitstellung schlussendlich zugreift, hängt zum einen von der Geschwindigkeit der Bereitstellung ab: Diese ist stark von der Intensität der Belastung und den dafür notwendigen Muskelgruppen (Typen) abhängig. Zum anderen hängt es von der Dauer der Belastung ab wie lange die Speichervorräte für diese Form von Energiebereitstellung ausreichen bzw. primär herangezogen werden. Jene Formen, die nur in sehr geringem Ausmaß vorhanden sind (ATP und Kreatinphosphat), stellen dem Muskel äußerst schnell Energie bereit. Jene, die in

55

ihrer Produktion sehr „träge“ sind, da bei der Herstellung von ATP mehrere Syntheseschritte durchlaufen werden müssen, stehen hingegen in weit größerer Menge parat. Größe der Energiespeicher: ATP < KP < KH < Fette Die Energiegewinnung über Eiweiße erfolgt nur in Notsituationen bzw. bei sehr langen Ausdauerbelastungen, bei denen die körpereigenen Glykogenreserven aufgebraucht sind (Belastungen über 4 Stunden z.B.: Ironman, Ultrasport, ...) oder bei intensiven Belastungen im nüchternen Zustand (Gefahr bei „NüchternTraining“!).


Sportbiologie

Ablauf der Energiebereitstellung ATP (lokal im Muskel) Kreatinphosphat

Kohlenhydrate (Glukose/ Glykogen)

Proteine/ Eiweiße Aminosäuren

anaerob

Fette (Fettsäuren, Triglyzeride)

aerob

Geschwindigkeit der ATP Produktion Laktat

Größe der Speicher

Gewinnung von ATP = Resynthese

56


Sportbiologie

Die Energiebereitstellungssysteme laufen bei Belastung in unterschiedlichen Anteilen parallel ab.

Energiebereitstellungssystem in Abhängigkeit nach Intensität und Belastungsdauer

Das energiereiche ATP ist die einzige Energiequelle, die der Muskel für die Erzeugung von Spannung/Kontraktion verwenden kann. Der Vorrat in der Muskelzelle selbst reicht aber gerade einmal für höchstens 3-4 Muskelkontraktionen bzw. ein bis maximal zwei Sekunden aus und ist demnach sehr schnell erschöpft. Die Wiederherstellung bzw. unmittelbare Resynthese von ATP - damit keine Engpässe entstehen - kann in weiterer Folge auf drei Wegen stattfinden:

1. Anaerob-alaktazid (ATP, Kreatinphosphat) 2. Anaerob-laktazid (Glukose bzw. Glykogen)

ohne Unterstützung von Sauerstoff 3. Aerob (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße)

mit Unterstützung von Sauerstoff

57

Die ersten beiden Wege der Energiebereitstellung werden auch als anaerobe Resynthese bezeichnet, da diese ohne Verwendung von Sauerstoff ablaufen. Beim dritten Weg wird Sauerstoff (aerob) benötigt, der dem Muskel über die Atmung und über den Blutkreislauf direkt zur beanspruchten Stelle zugeführt werden muss.


Sportbiologie

1. Anaerob-alaktazid Der anaerob-alaktazide Weg ist vor allem für sehr rasche, explosive und hochintensive Belastungen im Sport von Bedeutung. Bei kurzen Sprints, Wurf- bzw. Schlagbewegungen, Sprüngen sowie Spiel-, Kampf-, und Kraftsportarten ist Kreatinphosphat der entscheidende Energielieferant. Mit dem Verbrauch von Kreatinphosphat nimmt auch die Maximalkraftleistung bei hochintensiven Belastungen schnell ab. Eine gute „aerobe“ Ausdauer hilft den Kreatinphosphatspeicher schneller wieder aufzufüllen.

2. Anaerob-laktazid Nach Erschöpfung der energiereichen Phosphate und einer Überforderung des aeroben Systems wird die anaerob-laktazide Energiebereitstellung „dazugeschaltet“. Da hier kein Sauerstoff benötigt und das Stoffwechselzwischenprodukt Laktat gebildet wird, nennt man diesen Weg der Energiebereitstellung anaerob-laktazid. Der Vorteil liegt in der ebenfalls schnellen Energiebereitstellung, der Nachteil besteht in der Anhäufung des Laktats, auch als Milchsäure bezeichnet, welches bei hoher Konzentration zum Leistungsabbruch bei sportlichen Belastungen führt. Dieser Weg der Energiebereitstellung gewinnt nach 6-8 Sekunden maximaler Leistung an Bedeutung und ist für hochintensive Belastungen wesentlich, die über 1-2 Minuten, maximal 3 Minuten durchgehalten werden müssen. In der Leichtathletik sind das 400- oder 800Meter-Läufe.

3. Aerob Sportliche Maximalleistungen, die länger als 2 Minuten dauern, können nicht ohne Sauerstoff (anaerob) bewältigt werden. Deshalb muss bei zunehmender Belastungsdauer die Energiebereitstellung auf aeroben Weg erfolgen. Was bedeutet das aber konkret? Der Sauerstoff bezieht sich nicht auf die Menge, die vom Menschen eingeatmet werden muss. Es wird nur jene Sauerstoffmenge benötigt, die von der Zelle (Mitochondrium) für die Umwandlung von Kohlenhydraten und Fetten ohne der Bildung von Laktat (wäre anaerob) benötig wird. Diese Menge wird vollständig zu Kohlendioxid und ausgeatmet. Das Wasser (der Schweiß) kann vertoffwechselt werden. Welcher Nährstoff (KH od. Fett) vermehrt abgebaut wird, hängt neben der Intensität der sportlichen Tätigkeit beträchtlich vom Trainingszustand des/der SportlerIn ab. Je intensiver die Aktivität, desto mehr KH, je länger und geringer die Intensität, desto mehr Fette werden verbrannt. Die aerobe Energiebereitstellung stellt für lange sportliche Belastungen (z.B. Radfahren, Laufen, ...) aber auch für die meisten Alltagsaktivitäten wie Sitzen, Stehen und Gehen den wichtigsten Energielieferanten dar. Im Sport ist eine gut entwickelte aerobe „Ausdauer“ zudem für eine schnellere Regeneration von entscheidendem Vorteil.

58


Sportbiologie

4.7 NERV-MUSKEL-ZUSAMMENSPIEL

Die Bewegungen von Muskeln und Muskelgruppen der Skelettmuskulatur werden vom Nervensystem veranlasst, exakt gesteuert und aufeinander abgestimmt. Dabei werden die Reize aus der Umwelt von verschiedenen Sinnesorganen bzw. Sinnesrezeptoren oder Sensoren (Auge, Ohr, Hautsensoren, Muskeln) aufgenommen.

Bewegungen können somit entweder eine Reaktion auf Umweltreize (Flucht, Neugier, Schmerz) darstellen oder direkt vom Gehirn veranlasst werden. Die Leitungsgeschwindigkeit der Nervenfasern beträgt zwischen 1 bis 100 m/s.

Über die sensorischen Nervenbahnen gelangen die durch den Reiz ausgelösten Erregungen zum Zentralen Nervensystem (ZNS; mit den Anteilen Gehirn und Rückenmark). Dort erfolgt die Verarbeitung und Umschaltung auf die motorischen Nervenbahnen, die die Erregung zum Muskel leiten und die Bewegung veranlassen.

Umweltreize Sensoren, Rezeptoren (Auge, Ohr, Haut, Muskeln)

ZNS Anteile Gehirn, Rückenmark sensorische Nervenbahn

motorische Nervenbahn

Bewegung Skelettmuskulatur

Abb. 45 Das Nerv-Muskel-Zusammenspiel (mod. n. Wilmore & Costill, 1999, S. 71)

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Sportbiologie

4.8. ATMUNG

Die Hauptaufgabe der Atmung ist die Sauerstoffaufnahme (O2-Aufnahme) und die Kohlendioxidabgabe (CO2-Abgabe). Die eingeatmete Luft passiert dabei auf ihrem Weg zur Lunge folgende Abschnitte:

Luftröhrenast (Bronchiole)

Kapillarnetz um Lungenbläschen

Mund- bzw. Nasenhöhle Rachen Kehlkopf

obere Atemwege im Kopfbereich

Luftröhre Luftröhrenäste Lungenbläschen

untere Atemwege im Rumpfbereich

glatte Muskulatur Lungenbläschen (Alveolen)

Arterie Vene

In den Lungenbläschen erfolgt der Gasaustausch in den kleinsten Blutgefäßen (Kapillaren).

Luftröhre (Trachea) Nasenraum

Luftröhrenast (Hauptbronchus)

Mundraum Rachen (Pharynx) Kehlkopf (Larynx) Luftröhre (Trachea)

Luftröhrenäste (Bronchiolen)

Herz

Luftröhrenäste zu- und abführende Blutgefäße rechte Lunge (3-lappig)

linke Lunge (2-lappig)

Abb. 46 Das Atemsystem (mod. n. Güllich & Krüger, 2013, S. 82)

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Sportbiologie

4.9. HERZ

Die Größe des Herzens entspricht etwa der Faustgröße des betreffenden Menschen. Es stellt eine Druck-SaugPumpe dar, die das Blut zur Organversorgung in das Gefäßsystem pumpt. Im Unterschied zur Skelettmuskulatur ist es nicht möglich, den Herzmuskel willentlich zusammenzuziehen. Das Herz liegt im Brustkorb und ist unterteilt in zwei Herzhälften und vier Hohlräume: 3

1. rechter Vorhof 2. rechte Kammer

1

rechte Herzhälfte

Herzscheidewand (liegt dazwischen) 3. linker Vorhof 4. linke Kammer

2

4

linke Herzhälfte

Außerdem gibt es vier Herzklappen, die dafür verantwortlich sind, dass der Blutfluss im Herzen nur in eine Richtung möglich ist.

61

Abb. 47 Das Herz (mod. n. Klion & Jacobson, 2013, S. 6)


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CO2/O2 Austausch im Blut

4.10. HERZ-KREISLAUF-SYSTEM Links

Rechts

Der menschliche Körper hat zu seiner Versorgung ein ringförmig angelegtes Transportsystem, das aus drei wichtigen Komponenten besteht: 1. Pumpe (Herz) 2. Transportwege (Blutgefäße, Gefäßsystem) 3. Transportmittel (Blut)

Lungen

1. Herz Die Strömung des Blutes wird durch zwei Ventilpumpen gewährleistet: Rechte Herzhälfte von dort wird das Blut, das im Körper gekreist ist, in die Lungen gepumpt, um es wieder mit O2 anzureichern (CO2 wird abgeatmet). (1-2) Linke Herzhälfte erhält das mit O2 angereicherte Blut und pumpt es in den Körper, um alle Strukturen (Gehirn, Beine, Arme usw.) zu versorgen. (3-5) 2. Gefäßsystem besteht aus a. Arterien: Antransportfunktion (4) b. Kapillaren: Austauschfunktion (5) c. Venen: Abtransportfunktion (6)

Herz

3. Blut versorgt alle Strukturen mit Nährstoffen und O2 „entsorgt“ Stoffwechselprodukte wie CO2, Laktat usw.

O2/CO2 Austausch im Blut

Körpergewebe (z.B. Muskelgewebe)

Abb. 48 Kreislaufschema (Klion & Jacobson, 2013, S. 6)

62


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4.11. HERZ-KREISLAUF-SYSTEM IN RUHE UND UNTER BELASTUNG

4.11.1 Herz

4.11.2 Atmung

In Ruhe schlägt das Herz bei Säuglingen ungefähr 120-mal pro Minute. Der Ruhepuls sinkt mit zunehmendem Alter, Kinder haben eine deutlich höhere Herzfrequenz als Erwachsene. Bei Erwachsenen liegt die Ruheherzfrequenz bei etwa 70 Schlägen pro Minute und pro Herzschlag werden ca. 70 ml ausgepumpt. Das sind somit 4,9 Liter Blut pro Minute (70S x 0,07l).

Auch bei der Atmung steigt unter Belastung sowohl die Luftmenge an, die pro Atemzug ein- und ausgeatmet wird, als auch die Anzahl der Atemzüge pro Minute. Somit kann während der körperlichen Bewegung eine höhere Menge Luft transportiert werden. Im Gegensatz zum Herzen verändert sich die Lunge durch Ausdauertraining nicht. Es wird jedoch die Atemmuskulatur trainiert und so kann die Kapazität der Lunge besser genützt werden.

Durch das Aufwärmen wird das Herz-Kreislauf-System angeregt und die Psyche auf die Belastung vorbereitet.

4.11.3 Gefäßsystem Unter Belastung, z. B. wenn man läuft, steigt die Anzahl der Herzschläge pro Minute (Herzfrequenz) und es wird gleichzeitig auch mehr Blut pro Schlag transportiert (das sogenannte Schlagvolumen steigt). Das Herz eines Ausdauersportlers/einer Ausdauersportlerin kann deutlich mehr Blut durch den Körper pumpen als das eines/einer Untrainierten. Jahrelanges Ausdauertraining führt zu einem größeren Herzen.

Herzfrequenz Schlagvolumen

45 Schläge / Minute 70 Schläge / Minute 105 ml 70 ml ca. 5 l (ml x 45S/Minute) ca. 5 l (ml x 70S/Minute)

Herzminutenvolumen

Herzfrequenz Schlagvolumen Herzminutenvolumen

In Ruhe fließen nur 25% des zirkulierenden Blutes durch die Muskeln. Während sportlicher Betätigung erhöht sich der Anteil auf etwa 90%, der durch die Muskeln und die Haut fließt. Einerseits müssen die Muskeln mit Sauerstoff versorgt werden und andererseits muss die Wärme, die während der Bewegung entsteht, über die Haut abgeleitet werden, da sonst die Gefahr der Überhitzung besteht.

180-190 Schläge / Minute 170-180 Schläge / Minute 200 ml 120 ml ca. 36-38 l (200ml x 180-190 Schläge/ Minute) ca. 20-22 l (120ml x 170-180 Schläge/ Minute)

Abb. 49 Das Herz in Ruhe und unter Belastung (mod. n. Hohmann, Lames et al., 2003, S. 1)

63

trainiert untrainiert


Sportbiologie

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Sportbiologie

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Leistungsphysiologie. Grundlagen für Trainer, Physiotherapeuten und Masseure (4. Aufl.). Wien: Springer.

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Bewegungsapparat. Lehrbuch und Atlas ; Lehrbuch der Anatomie des Bewegungsapparates mit klinischen Bezügen WICK, D. (HRSG.). (2009). (3. Aufl.). Biomechanik im Sport. Lehrbuch der Hamburg: Hanseatic. biomechanischen Grundlagen sportlicher Bewegungen (2. Aufl.). WEINECK, J. (2001). Balingen: Spitta. Sportanatomie (14. Aufl.). Balingen: Spitta-Verlag.

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ZILLES, K. & TILLMANN, B. (2010). Anatomie (Springer-Lehrbuch). Berlin: Springer.


Trainingslehre ĂœbungsleiterInnen Basismodul


Trainingslehre

5. TRAININGSLEHRE 5.1. WICHTIGE BEGRIFFE: TRAINING, TRAININGSZIELE UND TRAININGSINHALTE

Training ist auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet, z. B. einen Halbmarathon absolvieren hat einen systematischen Aufbau, ist geplant, regelmäßig und kontinuierlich, z. B. 2x pro Woche 1 Stunde Lauftraining und 1x pro Woche 1 Stunde Krafttraining (Laufen zum Autobus ist nicht gemeint) Quelle: © shutterstock 2016

Trainingsziele Ziele eines Trainings legen fest, was mit/in einem Training erreicht werden soll. Ziele können dabei sehr unterschiedlich sein, z. B.: sportliche Leistungen erreichen, erhalten oder steigern, wie z. B. die Sprintzeit im 60-Meter-Lauf in einem bestimmten Ausmaß verbessern (mit Hilfe eines Schnelligkeitstrainings) Quelle: © shutterstock 2016

Figurtraining, wie z. B. durch Aufbau bzw. Straffung der Muskulatur (mit Hilfe eines Krafttrainings) Trainingsinhalte

Fitness verbessern, Bewegungs- und Funktionsfähigkeit/Gesundheit des menschlichen Körpers wiederherstellen, verbessern oder erhalten, wie z.B. Rückenschmerzen vorbeugen (mit Hilfe eines Funktionstrainings) Spannung erleben und sozialen Bedürfnisse nachkommen, wie z. B. soziale Kontakte aufbauen (durch Gruppensportangebote), Abenteuer erleben oder Selbstbestätigung erfahren (durch Überwindung von Angst- und Risikosituationen)

67

Die Auswahl der Inhalte hängt von den jeweiligen Trainingszielen ab. Es ist in der Planung zu überlegen, mit welchen Inhalten die konkreten Ziele erreicht werden können. Inhalte können dabei vorgegebene Übungen (z. B. Liegestütze, Kniebeugen) oder Bewegungsaufgaben sein. Um Überlastungsschäden zu vermeiden, können z. B. vor Beginn eines Lauftrainings die Voraussetzungen mit Grund-, Rumpfkraft-, Stabilisierungs- und Mobilitätstraining geschaffen werden.


Trainingslehre

5.1.2 Trainingsgrundsätze

Um konkrete Ziele mit konkreten Inhalten zu erreichen, gelten folgende Trainingsgrundsätze bei der Gestaltung der Trainingseinheit(en): Wirkungsvolles Training Ein Training sollte mit einer gewissen Anstrengung bei den Trainierenden verbunden sein (längerfristiges Training, 2-3x sportliche Belastung/Woche, systematischer Trainingsaufbau) um Anpassungsprozesse im Sinne einer Verbesserung der Leistung(sfähigkeit) auszulösen. Dies nennt man Trainingsbelastung. Beispiele für Trainingsbelastungen sind z. B. das Gewicht, das man hebt die Häufigkeit der Wiederholung (wie oft man eine Übung, z. B. Kniebeugen, wiederholt) die Geschwindigkeit beim Laufen

Geplante Erholungszeiten Da nach intensiven Trainingseinheiten die Energiespeicher geleert und Muskeln, Sehnen, Gelenke, Bänder usw. beansprucht sind, benötigt der Körper eine Erholungsphase, um den Ausgangszustand wiederherzustellen. Sie trägt zudem dazu bei, dass bei einer ausreichenden Pause die Leistungsfähigkeit des Körpers sogar über das Ausgangsniveau hinausgeht. Man nennt diesen Prozess der überschießenden Wiederherstellung „Superkompensation“. Reicht die Zeit für die Erholung nicht aus, verschlechtert sich insgesamt die Leistungsfähigkeit von Trainierenden. Man spricht dabei von einem „Übertraining“, das man an einem steigenden Ruhepuls um mehr als 6-10 Schläge pro Minute erkennt. Die Dauer der Erholung hängt von der Belastungsdauer, der Belastungsintensität, dem Trainingszustand und dem Alter ab.

Leistungsniveau

Superkompensation

Zeit

Erholung

Ermüdung Belastung Abb. 1 Das Modell de Superkompensation (Lauftipps.ch, 2014)

68


Trainingslehre

Individuelles Training

5.1.3 Trainingsplanung

Das Training muss immer an die Trainierenden angepasst sein. Soll beispielsweise ein gut trainierter Sportler/ eine gut trainierte Sportlerin 15 Kilometer am Stück laufen, stellt das vermutliche keine große Belastung für sie/ihn dar. Für eine untrainierte ältere Person hingegen ist das vermutlich eine Überforderung.

Die Planung eines Trainings kann sich entweder auf eine einzelne Trainingseinheit beziehen oder aber auf einen längeren Zeitraum. Bei der Planung einer Trainingseinheit ist es wichtig vorher zu überlegen: Wer sind die Trainierenden? Was ist das Trainingsziel? Wie lang dauert eine Trainingseinheit? Welche Trainingsinhalte eignen sich, um die Trainingsziele zu erreichen? Welche Belastung soll gewählt werden, damit das Training Erfolge zeigt?

Beispiel für eine Trainingseinheit Trainierende

Erwachsene, SporteinsteigerInnen

Trainingsziel

Kräftigen der wichtigsten Muskelgruppen

Trainingsdauer

50 Minuten Sit-ups Heben des Gesäßes Beugen und Strecken der Arme mit Hanteln usw. 10-15 Wiederholungen je Übung 2 Serien

Trainingsinhalte

Trainingsbelastung

*Eine Serie oder auch Satz umfasst die Gesamtzahl an Wiederholungen einer Übung. In diesem Fall beinhalten also die 2 Serien 20-30 Wiederholungen.

69


Trainingslehre

5.1.4 Sportliche Leistungsfähigkeit

Die Leistungsfähigkeit im Sport ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig, die sich auch gegenseitig beeinflussen. Erst die harmonische Entwicklung aller für die jeweilige Leistung wichtigen Faktoren ermöglicht die Erreichung persönlicher Trainingsziele.

Ernährung

Technik Flop im Hochsprung Kraultechnik richtiges Heben

Taktik Finten beim Ballspielen Teamaufstellung im Handball

Ausdauerorientierte Ernährung Kraftorientierte Ernährung

sportliche Leistungsfähigkeit

Soziales Umfeld TrainerInnen Sportstätte Sportgruppe

Sportmotorische Fähigkeiten Psyche

Gesundheitliche Faktoren

mentale Stärke Selbstvertrauen

Verletzungen Krankheit

Abb. 2 Faktoren der sportlichen Leistungsfähigkeit (vereinfacht n. Güllich & Krüger, 2013, S. 450-459; Schnabel, Harre & Krug, 2011, S.121; Weineck, 2010, S. 25)

70

Ausdauer Kraft Schnelligkeit Beweglichkeit Koordination


Trainingslehre

5.2 SPORTMOTORISCHE FÄHIGKEITEN

Kern jedes Trainings ist die geplante Verbesserung der sportmotorischen Fähigkeiten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit (konditionelle Fähigkeiten) und Koordination. Diese sind auch die Grundlage für technische und taktische Leistungen. 5.2.1 Ausdauer

Umgangssprachlich versteht man unter Ausdauer das Durchhaltevermögen für eine bestimmte Aufgabe. Im Sport wird unter Ausdauer eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber ermüdenden Belastungen verstanden. Gut ausdauertrainierte Sporttreibende können bei sportlichen Belastungen viel länger den Leistungsabfall, der normalerweise durch Ermüdung entsteht, hinauszögern (Verbesserung der Regenerationsleistung). Außerdem erholt sich eine Person mit guter Ausdauer während des Trainings und danach wieder schneller. Ausdauertraining Zur Verbesserung der Ausdauer sind jene Aktivitäten geeignet, die möglichst viele große Muskelgruppen beanspruchen, wie z. B. Laufen, Schwimmen, Radfahren oder Wandern. Damit soll die Leistungsfähigkeit des Herzkreislaufsystems verbessert und damit einhergehend die Gesundheit und das Wohlbefinden gesteigert werden.

Quelle: © shutterstock 2020

71


Trainingslehre

Das Training der Ausdauer erfolgt dabei in unterschiedlichen Belastungsbereichen, je nachdem welches Ziel verfolgt wird. Folgende Belastungsbereiche werden unterschieden:

Belastungsintensität

Ziel

Regenerations- bzw. Kompensationstraining (REKOM) 60-70% der HFmax

Unterstützung der Wiederherstellung Beschleunigung der Regeneration

Grundlagenausdauertraining 1 (GA1) 70–80% der HFmax

Entwicklung und Stabilisierung der Grundlagenausdauerfähigkeit Vorbereitung auf intensivere Belastungen

Grundlagenausdauertraining 2 (GA2) 80-90% der HFmax

Weiterentwicklung der Grundlagenausdauerfähigkeit auf höherem Belastungsniveau Vorbereitung auf die Wettkampfgeschwindigkeit

Wettkampfspezifische Ausdauer (WSA) >90% der HFmax

Entwicklung der wettkampfspezifischen Ausdauer

Steuerung der Belastungsbereiche

Festlegung der Belastung über die Herzfrequenz (Puls)

Um das Training in dem angestrebten Belastungsbereich zu erreichen, gibt es folgende Möglichkeiten:

Herzfrequenz

Herzfrequenz subjektives Anstrengungsempfinden (BORG-Skala) „Sprechregel“ Einer der wichtigsten Messwerte zur Steuerung der Trainingsbelastung im Ausdauersport ist die Herzfrequenz. Sie kann mit einer Pulsuhr oder auch ohne Gerät am Handgelenk, an der Halsschlagader oder an der Schläfe gemessen werden. Nachdem die Herzfrequenz starken Schwankungen aufgrund von Temperaturen, Ernährung, Regeneration usw. unterliegt, ist ein Training nach festen Größen (z.B. Pace beim Laufen) die effektivere Variante.

Trainingsherzfrequenz Ruheherzfrequenz

Die meisten Sportuhren verfügen heutzutage über eine GPS-Funktion mit welcher z.B. beim Laufen oder Joggen die Pace (min/km) als Leistungsindikator dient.

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Maximale Herzfrequenz


Trainingslehre

Ruheherzfrequenz (Ruhepuls)

Maximale Herzfrequenz (HFmax)

Unter der Ruheherzfrequenz versteht man die niedrigste Herzfrequenz, die das Herz erreichen kann, wenn man sich im Wachzustand befindet. Diesen Wert hat man meistens in der Früh oder kurz nach dem Aufwachen. Aber auch beim Sitzen, besser noch beim Liegen untertags kommt der Puls in die Nähe dieses Wertes. Generell kann man sagen, je besser die Ausdauer ist, desto niedriger ist die Ruheherzfrequenz. Wenn man den Ruhepuls daher regelmäßig misst, sollten Fortschritte im Ausdauertraining erkennbar sein. Außerdem zeigt eine Erhöhung um 6-10 Schläge pro Minute, dass der Organismus in irgendeiner Weise belastet ist, z. B. durch Krankheit, Stress oder durch eine sehr hohe Trainingsbelastung.

Die maximale Herzfrequenz wird normalerweise mit einem Leistungstest, einer sogenannten Ergometrie, bestimmt. Dabei werden SportlerInnen so lange und intensiv belastet (z. B. durch kontinuierliche Steigerung der Geschwindigkeit beim Laufen) bis sie vollständig erschöpft sind und den Test abbrechen. Die Herzfrequenz, die beim Abbruch gemessen wird, wird als die maximale Herzfrequenz bezeichnet. Meistens wird die maximale Herzfrequenz aber berechnet. Trainingsherzfrequenz (THF) Das ist jene Herzfrequenz, die man mindestens erreichen sollte, damit das Ausdauertraining eine Wirkung zeigt (siehe auch Kap. 1.1.2). Es handelt sich dabei um einen Richtwert, der möglichst nicht unterschritten werden sollte. Die Trainingsherzfrequenz kann folgendermaßen berechnet werden.

Formel zur Berechnung der Trainingsherzfrequenz (THF)

THF = HFmax×0,7×LF×TZ×GF×SP Hottenrott & Neumann, 2008, S.158

Nach der Formel ergibt sich die Trainingsherzfrequenz aus dem Produkt mehrerer Faktoren, die in der Tabelle aufgelistet werden. Die maximale Herzfrequenz können Erwachsene nach der Formel „HFmax = 208-0,7 x Lebensalter“ und Heranwachsende nach der Formel „HFmax = 220 – Lebensalter“ ermitteln.

73

Die Leistungsfaktoren berücksichtigen das unterschiedliche Niveau der Ausdauerleistungsfähigkeit. EinsteigerInnen nehmen den Faktor 1, FitnesssportlerInnen nehmen den Faktor 1,03 und LeistungssportlerInnen den Faktor 1,06. Die Trainingszielfaktoren bestimmen die Trainingsbelastung. Für REKOM bis GA1 = 1, von GA1 bis GA2 = 1,1 und GA2 bis WSA = 1,2.


Trainingslehre

Die Geschlechtsfaktoren tragen zu einer geschlechtsspezifischen HF-Korrektur bei (Frauen haben im Vergleich zu Männern ein kleineres Herz, das führt zu einem geringeren Schlagvolumen und einer höheren

THF

Herzfrequenz bei gleicher Belastung). Der Sportfaktor passt die Trainingsherzfrequenz an die unterschiedlichen Sportarten an.

Trainingsherzfrequenz maximale Herzfrequenz: Erwachsene: 208 - (0,7 x Lebensalter) Kinder & Jugendliche: 220 - Lebensalter

HF MAX

LF

Leistungsfaktoren: EinsteigerInnen = 1,0 FitnesssportlerInnen = 1,03 LeistungsportlerInnen = 1,06

TZ

Trainingszielfaktoren: REKOM bis GA1 = 1 GA1 bis GA2 = 1,1 GA2 bis WSA = 1,2

GF

Geschlechtsfaktoren: Männer = 1 Frauen = 1,06

SP

Sportartfaktoren: Laufen = 1 Rad fahren = 0,93 Inline Skating, Skilanglauf = 1,07

Festlegung der Belastung über das subjektive Anstrengungsempfinden Interpretationshilfen Atemnot

0

Keine Anstrengung/ Atemnot

sich unterfordert fühlen

die Atmung ist noch

0,5

Sehr, sehr leicht

den Eindruck haben, noch um einiges

nicht oder nur leicht

1

Sehr leicht

länger weitertrainieren zu können

wahrnehmbar

2

Leicht

3

Mäßig

4

Etwas anstrengend/ ziemlich

deutliche körperliche Anstrengung

die Atmung ist

5

Anstrengend/ schwer

zunehmende Ermüdung

deutlich spürbar, aber

man ist froh, wenn der Duchgang/ die Zeit

noch kontrollierbar

6

vorbei ist 7

Sehr anstrengend

8

sich körperlich überlastet fühlen: ggf. Schmerzen, Unwohlsein

9

Sehr, sehr anstrengend/ schwer

10

Maximal

die Anstrengung zwingt zum baldigen bzw. sofortigen Abbruch der Belastung

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die Atemnot zwingt zum baldigen bzw. sofortigen Abbruch der Belastung

Zeit

Stunden

körperliche Anstrengung

Minuten

Intensität

Sekunden

BORG-Skala


Trainingslehre

Festlegen der Belastung über die „Sprechregel“: Die Geschwindigkeit beim Laufen, Radfahren, Wandern usw. so wählen, dass man sich beim Bewegen noch unterhalten kann. Dies ist eine Möglichkeit um sicherzustellen, dass die Belastung die Trainierenden nicht überfordert. Trainingsmethoden

Methode

Kennzeichen kontinuierliche Belastung mit relativ langer Dauer ohne Pause gleichmäßig

gleichbleibendes Tempo

variabel

Tempowechsel: z. B. langsam, schnell, langsam Fahrtspiel: die Belastung richtet sich nach der gewählten Trainingstrecke, z. B. bergauf und bergab

Dauermethode

Intervallmethode

geplanter Wechsel von Belastung und Erholung mit Pausen ohne vollständige Erholung

Wiederholungsmethode

geplanter Wechsel von Belastung und Erholung mit Pausen mit „vollständiger“ Erholung

Wettkampfmethode

Belastungen, die der Wettkampfsituation entsprechen z. B. Wettkampftests

5.2.2 Kraft

Arten der Kraft:

Kraft bildet die Grundlage für jede Form der Bewegung. Die Kraftfähigkeit beim Menschen bedeutet: Widerstände durch Muskelaktivität zu überwinden: konzentrische Arbeitsweise (z. B. eine Last heben)

Maximalkraft ist die höchstmögliche Kraft, die willkürlich gegen einen Widerstand erzeugt werden kann, z. B. das höchstmögliche Gewicht, das beim Bankdrücken nur einmal bewältigt werden kann Schnellkraft ermöglicht einen möglichst großen Kraftstoß in kurzer Zeit zu erzeugen, z. B. ein Schlag beim Boxen, Speerwurf

Widerständen durch Muskelaktivität entgegen zu wirken: exzentrische Arbeitsweise (z. B. Bergablauf) Widerstände zu halten: statische Arbeitsweise (z. B. längeres Stützen am Reck) Eine gut gekräftigte Muskulatur ist außerdem wichtig für die Gesunderhaltung des Halte-, Stütz- und Bewegungssystems sowie zur Aufrechterhaltung der Mobilität im Alltag, insbesondere im höheren Lebensalter.

75

Reaktivkraft ist die Fähigkeit, im Dehnungs-Verkürzungszyklus einen hohen Kraftstoß zu erbringen, darunter wird die Kombination aus nachgebender (exzentrischer) und überwindender (konzentrischer) Muskelaktivität verstanden, z. B. diverse Sprünge.


Trainingslehre

Kraftausdauer ermöglicht bei einer bestimmten Wiederholungszahl oder einer bestimmten Belastungsdauer die Abnahme der Muskelleistung möglichst gering zu halten, z. B. Rudern, Radfahren Krafttraining Beim Krafttraining geht es darum, dass Muskeln gegen Widerstände (Lasten) arbeiten. Lasten können u. a. sein: das eigene Körpergewicht Krafttrainingsmaschinen Kleingeräte (Medizinbälle, Therabänder usw.) freie Gewichte (Kurz- und Langhanteln usw.)

Quelle: © shutterstock 2016

Hinweise für das Krafttraining Trainierende müssen zuerst die jeweilige Kraftübung sicher beherrschen und korrekt ausführen können, bevor mit höheren Lasten gearbeitet werden kann. Zudem unterstützt lastenorientiertes Krafttraining bei der Prävention von Osteoporose.

Osteoporose ist eine systemische Skeletterkrankung, die durch eine Verminderung der Knochenmasse, einer Störung der Mikroarchitektur des Knochengewebes und ein dadurch erhöhtes Frakturrisiko gekennzeichnet ist.

Trainingsmethoden

Schnellkrafttraining explosive nicht maximale Krafteinsätze

Gesundheitsorientiertes Fitnesstraining

Reaktivkrafttraining reaktive Spannungsfähigkeit

Maximalkrafttraining

Leistungssport, Leistungsorientiertes Fitnesstraining

explosive maximale Krafteinsätze

Muskelaufbautraining (Hypertrophie) submaximale Krafteinsätze bis zur Ermüdung Kraftausdauertraining mittlere Krafteinsätze, hohe Wiederholungszahlen, Ermüdungswiderstandsfähigkeit Anpassungs- und Gewöhnungstraining

Abb. 3 Die Methoden des Krafttrainings (mod. n. Güllich & Krüger, 2013, S. 473; Hottenrott & Neumann, 2010, S. 156)

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Trainingslehre

Gestaltung eines Kraftausdauertrainings mittlere Krafteinsätze, hohe Wiederholungszahl

Ausführungsgeschwindigkeit

flüssig, zügig 1 Sek. Kontraktion, 1 Sek. nachgebende Kontraktion 2 Sek. Kontraktion, 2 Sek. nachgebende Kontraktion

Übungen

bei einem Satz bei mehreren Sätzen

Satzzahl

1–2 AnfängerInnen Fortgeschrittene 3–4 LeistungssportlerInnen 4–6

Wiederholungen

pro Satz

Satzpause

30-60 Sek

Häufigkeit pro Woche

1-2x AnfängerInnen Fortgeschrittene 2–3x LeistungssportlerInnen 2–4x

Haupteffekte

Steigerung allgemeine Ausdauer, lokale Kraftausdauer

Einsatzgebiet

Ausdauersportarten Gesundheits-, Fitness- und Rehabilitationstraining Kraftausdauer Kompensationstraining

10–15 (20) 6–10

20–40

Gestaltung eines Muskelaufbautrainings (Hypertrophie) submaximale Krafteinsätze bis zur Ermüdung Ausführungsgeschwindigkeit

flüssig, zügig 2 Sek. Kontraktion, 2 Sek. nachgebende Kontraktion 4 Sek. Kontraktion, 2 Sek. Halten, 4 Sek. nachgebende Kontraktion

Übungen

bei einem Satz: bei mehreren Sätzen:

Satzzahl

AnfängerInnen 1 Fortgeschrittene 2–4 LeistungssportlerInnen 3-6

Wiederholungen

pro Satz

Satzpause

1-3 min

Häufigkeit pro Woche

AnfängerInnen 1x Fortgeschrittene 2x LeistungssportlerInnen 2–3x mindestens 48h Pause zwischen Einheiten mit Belastung gleicher Muskelgruppen

Voraussetzung

Gewöhnungstraining Belastbarkeit des Stütz- und Bewegungssystems

Haupteffekte

Muskelmassenzunahme

Einsatzgebiet

Aufbautraining, Zunahme der Belastbarkeit 77

10–15 6–10

6-15


Trainingslehre

Gestaltung eines Maximalkrafttrainings explosive maximale Krafteinsätze Ausführungsgeschwindigkeit

maximal in der Kontraktionsphase

Übungen

4–6

Satzzahl

Fortgeschrittene 1–3 LeistungssportlerInnen 3–6

Wiederholungen

pro Satz

Satzpause

3–6 min

Häufigkeit pro Woche

Fortgeschrittene 1–2x LeistungssportlerInnen 2–3x mindestens 48h Pause zwischen den Einheiten bei Belastung gleicher Muskelgruppen

Voraussetzung

erhöhtes Verletzungsrisiko daher intensives Aufwärmen gut erholte Muskulatur Belastbarkeit des Stütz- und Bewegungssystems

Haupteffekte

Steigerung Maximalkraft, Explosivkraft und Schnellkraft

Einsatzgebiet

Schnellkraftsportarten, Kraftsportarten, Ausdauersportarten

1–6

Quelle: © shutterstock 2016

78


Trainingslehre

Gestaltung eines Schnellkrafttrainings explosive, nicht-maximale Krafteinsätze Ausführungsgeschwindigkeit

explosiv, schnell

Übungen

Übungen mit engem Bezug zur erlernten sportartspezifischen Technik

Satzzahl

Fortgeschrittene 2–4 LeistungssportlerInnen 3–6

Wiederholungen

pro Satz

Satzpause

ca. 5 min

Häufigkeit pro Woche

Fortgeschrittene 1–2x LeistungssportlerInnen 2–3x

Voraussetzung

erhöhtes Verletzungsrisiko, daher intensives Aufwärmen Beherrschen der Sporttechnik Belastbarkeit des Stütz- und Bewegungssystems

Haupteffekte

Erhöhung der Kontraktionsfähigkeit und der Explosivkraft Verbesserung des Zusammenspiels der Muskeln

Einsatzgebiet

allgemeines und sportartspezifisches Schnellkrafttraining

3–8

Gestaltung eines Reaktivkrafttrainings reaktive Spannungsfähigkeit Ausführungsgeschwindigkeit

explosiv

Übungen

sportartspezifische Übungsauswahl unspezifische Horizontal- und Vertikalsprünge z. B.: Niedersprünge aus geringer Höhe (<40cm) Kniehebeläufe Hochsprünge Sprünge im Stand usw.

Satzzahl

AnfängerInnen 3–5 Fortgeschrittene 4–8

Wiederholungen

AnfängerInnen 3–6 pro Satz Fortgeschrittene 3–10 pro Satz bei kleinen Sprüngen deutlich mehr Wiederholungen

Satzpause

Häufigkeit pro Woche

AnfängerInnen Fortgeschrittene

Voraussetzung

sichere stabile Bewegungstechnik Belastbarkeit des Stütz- und Bewegungssystems

Haupteffekte

Steigerung der Reaktivkraft, Voraktivierung bzw. Reflexaktivierung

Einsatzgebiet

Leistungs-, Freizeit-, Breiten- und Schulsport

ca. 3 min

79

1-2x 2-3x


Trainingslehre

5.2.3 Schnelligkeit

Die Schnelligkeit ist die Fähigkeit, schnellstmöglich auf ein Signal bzw. einen Reiz zu reagieren oder Bewegungen in hoher Geschwindigkeit oder kurzer Zeit auszuführen. SprinterInnen im 100m-Lauf müssen beispielsweise möglichst schnell auf ein Startsignal reagieren und losstarten können, um die Strecke dann so schnell wie möglich zurückzulegen. Man unterscheidet: Elementare Schnelligkeitsfähigkeiten Reaktionsschnelligkeit, z.B. Bewegungen nach Signalen ausführen (Hören, Sehen, Berührung)

© ilufoto fotolia.com, Quelle: Güllich & Krüger, 2013, S. 477

Zyklusschnelligkeit z. B. beim Laufen, Schwimmen Azyklische Schnelligkeit z. B. bei Würfen, Sprüngen, in Startsituationen Komplexe Schnelligkeitsfähigkeiten Diese bezeichnen das vielschichtige Zusammenwirken der elementaren Schnelligkeitsfähigkeiten mit anderen Faktoren (Kraft, Ausdauer, Koordination, Wahrnehmung, Gegnereinfluss, Technik, Sportart usw.).

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Trainingslehre

Schnelligkeitstraining Zur Verbesserung der Schnelligkeitsleistung empfiehlt es sich, zuerst die elementaren Formen der Schnelligkeit und erst dann die komplexen Formen zu entwickeln. Hinweise für das Schnelligkeitstraining Trainierende sollten nicht ermüdet sein. Schnelligkeitstraining wird daher am Beginn der Trainingseinheit nach dem Aufwärmen durchgeführt. Zwischen den Übungen sind Erholungspausen einzuplanen. Es ist wichtig, die Übungen im Schnelligkeitstraining immer mit maximaler Geschwindigkeit auszuführen. Quelle: © shutterstock 2016

Trainingsmethoden Reaktionsschnelligkeit

Azyklische Schnelligkeit

Zyklische Schnelligkeit

Komplexe Schnelligkeit

mögliche Trainingsübungen

diverse Reaktionsübungen

diverse Sprungvariationen

Skippings, Tretfrequenzen, fliegende Sprints

spezielle Übungen der Sportart

Wiederholungen

ca. 8–15 (bis 8s)

ca. 6-12 (bis 6s)

ca. 4-12 (bis 6s)

ca. 4-12 (6-10s)

Serien

1–5

1–5

2–4

3–5

Serienpausen

2–3 min

2–10 min

2–10 min

2–5 min

5.2.4 Beweglichkeit

Beweglichkeit gehört zu den sportmotorischen Grundeigenschaften und ist die Fähigkeit, Bewegungen im vollen Bewegungsumfang ausführen zu können. Sie wird über die Gelenkigkeit, die Dehnfähigkeit und die zentrale Steuerung des menschlichen Körpers definiert. Beeinflusst wird sie von Faktoren wie z. B. Tageszeit, Außentemperatur, Alter, Trainingszustand und Ermüdung.

81

Beweglichkeit ist eine wichtige Grundlage für die sportliche Leistungsfähigkeit, hilft Verletzungen zu reduzieren und ist essentiell für den Erhalt der Alltagsmobilität.


Trainingslehre

Einflussfaktoren der Beweglichkeit Das Beweglichkeitstraining ist entweder als einleitender Teil einer Trainingseinheit oder als Abschluss (Cool-Down) sinnvoll, abhängig vom Hauptinhalt der Trainingseinheit. Die Beweglichkeit vereint Gelenkigkeit und Dehnfähigkeit.

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Beweglichkeit

1. Nervensystem

3. Dehnfähigkeit

2. Gelenkigkeit

1. Nervensystem

2. Gelenkigkeit

Die Steuerung bestimmt als erste Instanz die Beweglichkeit. Jeder Mensch hat ein erworbenes individuelles Beweglichkeitsmuster (neuronales Muster). Dabei zeigen Rezeptoren die Toleranz gegenüber Dehnreizen und das individuelle Bewegungsende an. Dieser Stopp wird als Dehnintensität und Dehnschmerz wahrgenommen. Die neuronale Toleranz kann durch Dehnreiz am Bewegungsende erhalten bzw. verbessert werden.

Der Bewegungsumfang und die Bewegungsrichtungen, die in einem Gelenk ausgeführt werden können, sind von der Form und der Struktur des jeweiligen Gelenks abhängig. Faktoren wie Verletzungen, muskuläre Dysbalancen, sowie Abnützungen können zu einer Bewegungseinschränkung in den Gelenken führen.

Auch die Muskelspannung (Muskeltonus) hat Einfluss auf die Beweglichkeit. Stress, Nervosität, Angst oder Schmerz können zu einer erhöhten Muskelspannung und erhöhten Sensibilität gegenüber Dehnreizen führen. Der Muskeltonus ist allerdings durch reine Dehntechniken nicht oder nur wenig beeinflussbar.

Die Gelenkigkeit kann durch Dehntechniken nur in einem geringen Ausmaß beeinflusst werden. 3. Dehnfähigkeit Die Dehnfähigkeit wird in erster Linie durch die bindegewebigen Strukturen (Sehnen, Bänder, Gelenkskapsel und bindegewebigen Strukturen der Muskulatur) beeinflusst. Durch Dehnen dürften vor allem die bindegewebigen Anteile der Muskultur beeinflusst werden. Das Bindegewebe wird durch Dehnen elastischer, widerstandsfähiger und reißfester.

82


Trainingslehre

Beweglichkeit Aktiv Kraft des Gegenspielers/ der Gegenspielerin

Passiv PartnerIn, Schwerkraft

statisch

dynamisch

statisch

dynamisch

haltend

intermittierend schwingend (langsam-zügig bis explosiv)

„Stretching“ sanft 20-30 sek. bis intensiv 30-90 sek.

federnde Bewegungen am Bewegungsende

Beweglichkeitsarten

Arbeitsweisen

Aktive Beweglichkeit Die aktive Beweglichkeit (Mobilität) beschreibt das Bewegungsausmaß, das durch aktive Muskelkontraktion der Gegenspieler (Antagonisten) erreicht wird. Neben der Dehnfähigkeit ist hier auch die Kraftfähigkeit des Agonisten ausschlaggebend. Aktives Beweglichkeitstraining aktiviert somit auch die Muskulatur und fördert die motorische Kontrolle.

Statische Beweglichkeit Die statische Beweglichkeit bezeichnet das Halten einer bestimmten Position oder Dehnstellung über einen gewissen Zeitraum.

Passive Beweglichkeit Die passive Beweglichkeit (Flexibilität) beschreibt das passive Bewegungsausmaß, das mithilfe äußerer Kräfte z.B. der Schwerkraft oder eines Partners/einer Partnerin erreicht wird (z.B. Spagat am Boden, Verstärkung einer Dehnposition durch den Partner). Die passive Beweglichkeit ist aufgrund der unterstützenden Kräfte größer als die aktive Beweglichkeit. Ziel sollte sein, die Differenz zwischen passiver und aktiver Beweglichkeit zu reduzieren, um den vollen Bewegungsumfang aktiv in einer Bewegung umsetzen zu können.

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Dynamische Beweglichkeit Die dynamische Beweglichkeit ist charakterisiert durch die Bewegungsweite, die kurzfristig z.B. durch Schwingen, Wippen oder Nachfedern erreicht wird. Aus den verschiedenen Beweglichkeitsarten und Arbeitsweisen ergeben sich verschiedenen Methoden für das Beweglichkeitstraining, die je nach Zielsetzung verwendet werden. Bei jeder Methode werden verschiedene Körpersysteme in verschiedener Weise beeinflusst. Meist ist es allerdings eine Kombination aus mehreren Wirkungsbereichen. Zum Beispiel die Verbesserung der strukturellen (Bindegewebe) und funktionellen (Nervensystem) Beweglichkeit, der Koordination, Steigerung der Muskelkraft und Verbesserung der Stabilisation oder die Beeinflussung der Entspannungsfähigkeit und Regeneration.


Trainingslehre

Trainingsmethoden Statisches Dehnen Beim statischen Dehnen wird eine Dehnposition langsam eingenommen und gehalten. Wenn die Dehnintensität nachlässt, kann die Dehnung weiter vertieft werden (progressiv-statisches-Dehnen). Die Spannungsdauer kann je nach Zielsetzung 20-90 Sekunden betragen. Anwendung und Wirkung: Die Anwendung erfolgt vor allem nach körperlicher Belastung bzw. im Rahmen einer eigenen Dehneinheit. Die Durchführung vor einer Belastung ist wenig sinnvoll, da durch intensives statisches Dehnen die Durchblutung verringert und die Muskelkontraktion kurzfristig herabgesetzt wird. Diese Dehnmethode beeinflusst vor allem die Dehnfähigkeit der bindegewebigen Strukturen. Dynamisches Dehnen Beim dynamischen Dehnen werden wiederholt wippende oder rhythmisch federnde Bewegungen am Bewegungsende ausgeführt, um die Endposition zu erweitern. Das dynamische Dehnen kann sowohl aktiv als auch passiv ausgeführt werden. Anwendung und Wirkung: Diese Methode eignet sich besonders gut als Vorbereitung auf dynamische Bewegungen und sportliche Betätigung. Aber auch als „Cool Down“ ist diese Methode sinnvoll. Der Bewegungsumfang wird erweitert, die Durchblutung verbessert. Mobilisationstraining (Joint Mobility) Pendel-, Dreh-, Beuge- und Streckbewegungen oder komplexe Bewegungsmuster werden über den gesamten schmerzfreien Bewegungsspielraum des Gelenkes durchgeführt (Bottom-up-Ansatz, Top-down-Ansatz). Umfang: 15-25 Wiederholungen, 1-3 Sätze. Anwendung und Wirkung: Die Gelenksmobilisation führt zu einer Verbesserung der Koordination und der Körperwahrnehmung, aktiviert den Gelenksstoffwechsel und eignet sich gut als Aufwärmprogramm. Faszientraining Beim Faszientraining handelt es sich um eine Trainingsmethode, die das kollagene bzw. muskuläre Bindegewebe - die sogenannten Faszien - beeinflussen soll. Ziel ist Verfilzungen und Verklebungen zu lösen und unelastische Faszien flexibler zu machen.

Das geschieht durch Selbstmassage mit Faszienrollen, Bällen usw., durch federnde Bewegungen oder durch dynamische Dehnungsübungen über ganze Muskelketten.

Faszien untrainiert: verklebt, ungleichmässig, unelastisch

Faszien trainiert: locker, gleichmäßig, elastisch

Neuromuskuläre Dehnmethoden Bei diesen Dehnmethoden werden zusätzlich Reflexaktivitäten im Muskel genutzt. Beim Anspannen – Entspannen – Dehnen wird die Zielmuskulatur zuerst angespannt (5-10 sek), danach kurz entspannt und dann passiv statisch gedehnt (Haltedauer 15 -20 sek). Diese Methode hilft, neben der Steigerung der Beweglichkeit die inter- und intramuskuläre Koordination zu verbessern. Was soll gedehnt werden? Wir sitzen einfach zu viel! Unsere bewegungsarme und einseitige Lebensweise führt auf Dauer zu einer eingeschränkten Beweglichkeit. Ziel sollte es deshalb sein, einseitige Positionen im Alltag oder Sport auszugleichen bzw. vorhandene Bewegungseinschränkungen zu reduzieren, um den natürlichen Bewegungsumfang zu erhalten z.B. eine ständig gebeugte Hüfte in eine Streckung zu bringen. Wie oft soll gedehnt werden? Je nach Zielsetzung 2-3 x pro Woche. Bei Bewegungseinschränkungen auch täglich oder sogar 2 x täglich.

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Trainingslehre

5.2.5 Koordination

Bei den koordinativen Fähigkeiten geht es darum, Informationen aus der Umwelt wahrzunehmen (Sensorik) und adäquat darauf reagieren zu können. Informationen sind z. B. ein wackeliger Untergrund, ein entgegenkommender Ball oder der Rhythmus von Musik, die verarbeitet und direkt in Bewegungsformen umgesetzt werden (Motorik). Beispielsweise spannt man die Muskulatur an und macht Ausgleichsbewegungen, um ein Hinfallen zu verhindern; setzt die Hände ein, um den Ball zu fangen oder klatscht den Takt der Musik.

Es gibt eine Vielzahl an koordinativen Fähigkeiten, z. B.: Reaktionsfähigkeit - um schnell und situationsangemessen auf unterschiedliche Signale und Aktionen reagieren zu können Gleichgewichtsfähigkeit - um das Körpergleichgewicht wiederherstellen bzw. stabil halten zu können Differenzierungsfähigkeit - um Bewegungen fein abgestimmt aufnehmen und verarbeiten zu können Räumliche Orientierungsfähigkeit - um in Bezug auf den Raum, in dem man sich bewegt, oder auf ein Objekt (z. B. einen Ball), das sich im Raum bewegt, die Orientierung behalten zu können Rhythmisierungsfähigkeit - um Bewegungen rhythmisch gestalten zu können Hinweise für das Koordinationstraining Trainierende müssen ausgeruht sein, um neue Bewegungen zu lernen

Quelle: © shutterstock 2016

Koordinationstraining Koordinative Fähigkeiten sind in der gesamten Lebensspanne trainierbar. Eine Abnahme der koordinativen Fähigkeiten im mittleren bis späten Erwachsenenalter kann sowohl auf verminderte körperliche Aktivität als auch auf biologisch bedingte nachlassende körperliche Anpassungsfähigkeit zurückgeführt werden. Vor allem im Alterssport sind altersgerechte Koordinationsübungen zum Erhalt der Mobilität und zum Vorbeugen von Stürzen sehr wichtig.

Zuerst Übungen unter gewohnten Bedingungen durchführen, bevor sie unter ungewohnten Bedingungen ausgeführt werden sollen (z. B. Balancieren auf einer Linie am Boden, dann auf der Langbank, dann am Balken) Koordinative Fähigkeiten werden nur durch neue oder anspruchsvollere Übungen verbessert, Abwechslung ist dabei sehr wichtig (z. B. Balancieren am Balken mit geschlossenen Augen oder zusätzlich beim Balancieren einen Ball fangen) Koordinatives Training bei Kindern maximal 15 Minuten

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Trainingslehre

Trainingsmethoden Wiederholungen

besser weniger Wiederholungen, diese aber mit höchster Konzentration ausführen

Pausen

sobald sich die Qualität der Bewegungsausführung merklich verschlechtert, eine Pause einlegen oder die Übung beenden

Häufigkeit

jederzeit innerhalb einer Übungsstunde, besser ist: öfter mit weniger Übungen zu trainieren als seltener mit vielen Übungen trainieren

Quelle: © shutterstock 2016

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Trainingslehre

VERWENDETE LITERATUR Apolin & Redl, 2010, S. 41-43; Güllich & Krüger, 2013, S. 459-484; Hohmann, Lames et al., 2003, S. 237; Hottenrott & Neumann, 2010, S.108-136, 140-164; Hottenrott & Neumann, 2008, S.107-119¸158-190; Neumaier, 2006, S. 192-195; Jäger, 2012, S.182; Michler & Michler, 2010, S. 72f; Schnabel, Harre & Krug 2011, S.347f; Weineck, 2010, S. 25, 37-42; 1000

ALBRECHT K., MEYER S. (2005). Stretching und Beweglichkeit. Das neue Expertenhandbuch. Stuttgart, 2005 Einführung in die Trainingswissenschaft (Trainingswissenschaft, 3. Aufl.). Wiebelsheim: Limpert. APOLIN, M. & REDL, S. (2010). Know How in Sportkunde 1. Wien: Hölder-Pichler-Tempsky. GÄRTNER D. Fitmacher Wissen – Beweglichkeitstraining im Sport 2, in Bayern Turner (BTV) 3/2017 Fitmacher Wissen – Beweglichkeitstraining im Sport 3 - Faszien, in Bayern Turner (BTV) 4/2017 Beweglichkeit im Sport, Leistungssport 3/2016, DOSB GÜLLICH, A. & KRÜGER, M. (2013). Sport. Das Lehrbuch für das Sportstudium (Bachelor) (1. Aufl.). Berlin Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.

HOTTENROTT, K. & NEUMANN, G. (2008). Methodik des Ausdauertrainings (Beiträge zur Lehre und Forschung im Sport, 165). Schorndorf: Hofmann. HOTTENROTT, K. & NEUMANN, G. (2010). Trainingswissenschaft. Ein Lehrbuch in 14 Lektionen (Sportwissenschaft studieren, 7). Aachen: Meyer & Meyer. (1. Aufl.). Berlin: KVM. JÄGER, J.M. (HRSG.) (2012). Der Muskel im Sport. Anatomie, Physiologie, Training, Rehabilitation (1. Aufl.). Berlin: KVM. LAUFTIPPS.CH (2014). Zugriff am 28. Februar 2014 unter http://www. lauftipps.ch/laufsport/trainingsmethoden/superkompensation-trainingsreize/

HOHMANN, A., LAMES, M. & LETZELTER, M. (2003). Einführung in die Trainingswissenschaft (Trainingswissenschaft, 3. Aufl.). Wiebelsheim: Limpert.

87

NEUMAIER, A. (2006). Koordinatives Anforderungsprofil und Koordinationstraining. Grundlagen, Analyse, Methodik (Training der Bewegungskoordination, 1) (3. Aufl.). Köln: Sportverlag Strauß. SCHNABEL, G., HARRE, H. & KRUG, J. (2011). Trainingslehre - Trainingswissenschaft. Leistung - Training Wettkampf (2. Aufl.). Aachen: Meyer & Meyer. WEINECK, J. (2010). Optimales Training. Leistungsphysiologische Trainingslehre unter besonderer Berücksichtigung des Kinder- und Jugendtrainings (16. Aufl.). Balingen: Spitta.


Vermitteln von Bewegung und Sport ĂœbungsleiterInnen Basismodul


Vermitteln von Bewegung und Sport

6. VERMITTELN VON BEWEGUNG UND SPORT 6.1 BEGRIFFE

6.2 BEWEGUNGSLEHRE

Sportpädagogik

Die zentralen Fragen der Bewegungslehre sind: Was läuft bei einer Bewegung ab? Wie erfolgt die Bewegung? Was machen die SportlerInnen, damit die Bewegung gelingt?

beschäftigt sich mit dem Sinn sportlichen Handelns. Die Sportpädagogik stellt sich die Fragen wozu und warum Sporttreiben bzw. das Vermitteln von Bewegung und Sport überhaupt sinnvoll ist.

Bewegungen können definiert werden als: Sportdidaktik beschäftigt sich mit der Auswahl der konkreten Inhalte sportlichen Bewegens. Die Sportdidaktik stellt die Fragen nach dem was und der Auswahl der Inhalte sportlichen Bewegens.

eine Ortsveränderung von Masse z. B. ZuschauerInnen eines Tennismatches werden vor allem die Ortsveränderung der SpielerInnen und des Tennisballes in Raum und Zeit wahrnehmen.

Sportmethodik beschäftigt sich mit adäquaten Vermittlungsformen von Inhalten. Die Sportmethodik stellt die Frage wie Bewegung und Sport bzw. Bewegungsfähigkeiten und Bewegungsfertigkeiten bestmöglich vermittelt werden können.

Mechanische Sichtweise

das Ergebnis bzw. die Folge von organischen Teilprozessen, die die Bewegung des Menschen auslösen und kontrollieren z. B. die TennisspielerInnen müssen den Tennisball sehen und vorausahnen, wo er hinfliegt (Sensorik) und dementsprechend alle Muskeln exakt aufeinander abstimmen, um rechtzeitig beim Ball zu sein und diesen zurückzuschlagen (Motorik).

Motorik bzw. Sensomotorik

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Vermitteln von Bewegung und Sport

Bewegungsarten Man unterscheidet grundsätzlich zwei Bewegungsarten: Translation Der Körper bewegt sich auf einer geraden Linie oder auf einer beliebig gekrümmten Bahn, z. B. Laufen, Skiabfahrt usw.

Abb. 1 Die Translation, InlineskaterIn rollt in einer Translationsbewegung (Hüter-Becker, Dölken et al., 2011, S. 15)

Rotation (Drehbewegung) Der Körper dreht sich um einen Drehpunkt. Dieser kann innerhalb (z. B. Salto) oder außerhalb (z. B. Riesenfelge am Reck) des Körpers liegen.

Abb. 2 Die Rotation, EisläuferIn dreht eine Pirouette (Hüter-Becker, Dölken et al., 2011, S. 15)

Die meisten Bewegungen des menschlichen Körpers sind zusammengesetzte Bewegungen aus Translation und Rotation. Zum Beispiel ist die Translation (hochund tief) bei einer Kniebeuge nur möglich durch die Drehbewegungen in den Gelenken.

Abb. 3 Strecksprung - Translation durch Rotation des Sprung-, Hüft- und Kniegelenks (Wick, 2009, S. 37)

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Vermitteln von Bewegung und Sport

Man unterscheidet: azyklische Bewegungen einmalig ausgeführte Bewegungen, z. B. Wurf-, Stoß-, Schlagtechniken, Wasserspringen usw.

zyklische Bewegungen der Bewegungsablauf wiederholt sich in identischer oder ähnlicher Form mehrfach hintereinander, z. B. Gehen, Laufen, Paddeln, Rudern, Radfahren, Schwimmen usw.

Struktur sportlicher Bewegungen Jede sportliche Bewegung kann in Phasen gegliedert werden:

bei azyklischen Bewegungen

bei zyklischen Bewegungen

1. Vorbereitungsphase 2. Hauptphase 3. Endphase

1. Hauptphase 2. Zwischenphase Vorbereitungsphase und Endphase gehen ineinander über – „Phasenverschmelzung“

Azyklische Bewegungen Vorbereitungsphase

Hauptphase

Endphase

Ziel

Bereitstellung günstiger Ausgangsbedingungen für die Hauptphase der Bewegung

Lösung der Bewegungsaufgabe

Sicherung des Bewegungsresultates

Art

Auftakt-, Anlauf-, Angleit-, Ausholbewegung,

Impulsübertragung auf Körper, GegnerIn, Sportgerät

Landung, Abfangen, Stabilisierung

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Vermitteln von Bewegung und Sport

Beim Wurf beispielsweise ist die Ausholbewegung des Wurfarmes die Vorbereitungsphase. Zusätzlich zur Ausholbewegung kann eine Anlaufbewegung stattfinden (Bild A und B). Die auf die Vorbereitungsphase folgende Bewegung dient der Lösung der Bewegungsaufgabe.

Die Endphase von Bewegungen bringt den Körper der SportlerInnen vielfach wieder von einer labilen Gleichgewichtsposition in ein stabiles Gleichgewicht. Beim Ballweitwurf passiert dies mit einem abschließenden Schritt (Bild F).

Also in dem Moment, in welcher der Ball von seiner in Wurfrichtung hintersten Position beschleunigt wird, beginnt die Hauptphase und mit dem Loslassen des Balles endet sie (Bild C, D und E).

A

B

C

D

E

F

Abb. 4 Der Ballwurf, Bild A + B = Vorbereitungsphase, Bild C, D + E = Hauptphase, Bild F = Endphase (Foto: © Anderl 2019 privat)

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Vermitteln von Bewegung und Sport

Zyklische Bewegungen Bei zyklischen Bewegungsformen verschmilzt die Endphase des vorhergehenden Zyklus häufig mit der Vorbereitungsphase des folgenden Zyklus zu einer Zwischenphase. Beim Rudern z. B. ist die Wasserarbeit (Zug- und Druckarbeit der Ruderblätter) die Hauptphase und der Aushub der Ruderblätter, das Verdrehen und nach vorne Führen der Ruderblätter zählt zur Zwischenphase.

Quelle: © shutterstock 2016

Zwischenphase

Hauptphase

Zwischenphase

Körperschwerpunkt (KSP) Der Körperschwerpunkt ist ein gedachter Punkt. Wenn man den Körper daran aufhängen würde, befände er sich im Gleichgewicht. Der KSP beim Menschen ändert sich fast ständig durch die Bewegung der Arme oder Beine, des Kopfes oder des Rumpfes. Der KSP kann auch außerhalb des Körpers liegen. Er ist der Angriffspunkt für die Schwerkraft. Beim Stehen befindet er sich in Hüfthöhe. Wenn bekannt ist, wo sich der KSP bei Bewegungen ungefähr befindet, können bessere Anweisungen zur Ausführung einer Übung gegeben werden.

Abb. 6 Der Körperschwerpunkt (KSP), links beim Stehen KSP in Hüfthöhe, rechts während des Bückens KSP außerhalb des Körpers (Hüter-Becker, Dölken et al., 2011, S. 43)

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Vermitteln von Bewegung und Sport

6.3 BEWEGUNGSLERNEN

Wenn man eine Bewegung neu lernt, wie etwa beim Geräteturnen, Schwimmen, in der Leichtathletik oder beim Schifahren, dann beginnt man nicht immer mit dem gesamten Bewegungsablauf, da dieser in der Regel zu kompliziert ist und die Übenden überfordert. Man beginnt daher häufig mit Teilen von Bewegungsabläufen oder vereinfachten Varianten und Grobformen. Dabei gelten folgende allgemeine Grundsätze:

vom Einfachen zum Komplizierten vom Leichten zum Schweren vom Bekannten zum Unbekannten Auslösen der Kurve

6.3.1 Methodische Hilfen

Eine Reihe von Erleichterungen unterstützt das Erlernen von Bewegungen:

Steuern der Kurve

Zergliedern in Bewegungsabschnitte Ist eine Gesamtbewegung sehr „lange“ (mehrere aufeinanderfolgende Teile), dann kann man die Bewegung in kleinere Abschnitte zerlegen und diese nacheinander lernen. Beim parallelen Skisteuern wird z. B. zuerst das Steuern der Kurve durch das gleichzeitige Belasten und Kanten der Ski gelernt, bevor man sich auf die Auslösephase der Kurve durch die Entlastung der Ski konzentriert. Quelle: mod. n. Dt. Verband f. d. Skilehrwesen, 2007, S. 59

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Vermitteln von Bewegung und Sport

Isoliertes Lernen von Teilbewegungen Diese Lernform wird dann eingesetzt, wenn mehrere Teilbewegungen gleichzeitig ablaufen. Beim Erlernen des Brustschwimmens beispielsweise kann man Arm- und Beintechnik getrennt voneinander lernen.

Unterstützungsmaßnahmen zum Erlernen/ Erhalt der Gesamtbewegung

Quelle: Hahn, 2009, S. 44

Akustisch ÜbungsleiterInnen verdeutlichen Schlüsselstellen der Technik durch bewegungsbegleitende Zurufe („und jetzt“), Zählen, Klatschbewegungen, rhythmisches Sprechen usw. Visuell ÜbungsleiterInnen bieten visuelle Orientierungen zur Veranschaulichung von Bewegungsabläufen bzw. von Schlüsselstellen durch Markierungspunkte mit Hilfe von Schautafeln, Videos usw. Taktil (bewegungsführende Hilfen) Taktile Maßnahmen unterstützen und begleiten die Durchführung des Bewegungsablaufs. Dazu gehören z. B. die klassischen Hilfestellungen im Geräteturnen, das Bewusstmachen bestimmter Bewegungen indem z. B. ÜbungsleiterInnen den Wurfarm der Übenden führen. Erleichterung der Ausführungsbedingungen Diese ermöglichen den Übenden, komplexere Bewegungsabläufe in früheren Lernphasen zu erfahren, z. B. Balancesteg am Boden statt Slackline, Einsatz von Tennisschlägern mit einer größeren Schlagfläche, verkürzte Skilängen etc.

Quelle: © Anderl privat, 2019

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Vermitteln von Bewegung und Sport

Verlangsamte Bewegungsausführung Übende können sich auf die einzelnen Bewegungsteile besser konzentrieren, wenn die Bewegung langsamer ausgeführt wird (Slow-Motion-Üben). Beispiele sind Angehen bei Bewegungsformen mit Anlauf, Tanzschritte zu langsamer(er) Musik und langsame(re) Armführung bei Schwimmtechniken.

Quelle: © shutterstock 2020

Verlängerung der Bewegungsdauer Man verlängert die Dauer der Bewegung, indem man die Bedingungen ändert. Beim Erlernen von Salti, Schrauben etc. geschieht dies z. B. durch die Verwendung von Absprunghilfen wie ein Trampolin oder durch erhöhte Absprungflächen.

Quelle: © shutterstock 2016

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Vermitteln von Bewegung und Sport

Reduzierung der Kraftanforderung Man übt mit leichteren, kleineren Sportgeräten, z. B. einer leichteren Kugel.

6.3.2 Methodische Übungsreihen

Für jede Sportart wurden sogenannte methodische Übungsreihen entwickelt. Diese helfen, „fertige“ Zielübungen (z. B. Salto, Kugelstoßtechnik, Delfinschwimmen) mit Hilfe einer klar aufgebauten Übungsabfolge rascher und effizienter zu erlernen und verhindern die Gefahr von Verletzungen beim Erlernen neuer Bewegungsfertigkeiten.

Quelle: © shutterstock 2016

Kennzeichen methodischer Übungsreihen sind:

Wichtig ist, dass

systematisch aufgebaute, aufeinander folgende Übungen

es „die“ eine einzige, richtige methodische Übungsreihe nicht gibt

ansteigender Schwierigkeitsgrad Anpassung an die verschiedenen Erfahrungshintergründe und an das Können der Übenden (verschiedene Einstiegsmöglichkeiten für BeginnerInnen und fortgeschrittene Personen, die möglicherweise gleich mit der Zielübung beginnen können)

methodische Übungsreihen immer auf den Vorkenntnissen und Begabungen der Übenden aufgebaut sind und ggf. adaptiert werden

Wird die Zielübung beherrscht, kann man diese verfestigen durch: Üben unter erschwerten Bedingungen Üben mit Zusatzaufgaben

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Vermitteln von Bewegung und Sport

Abb. 7 Beispiel einer methodischen Ăœbungsreihe zum Erlernen des Boxslide (Nieberle, 2012, S. 2-4)

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Vermitteln von Bewegung und Sport

Unterschiede im Bewegungslernen AnfängerInnen

Bewegungslernen

Fortgeschrittene

aktivieren auch Strukturen im Gehirn, die für die Bewegung nicht unmittelbar wichtig sind

Gehirn konzentriert sich nur auf die für die Bewegung wichtigen Gebiete

Konzentration auf jedes einzelne Detail der Bewegung

Automatisierung

Bewegungen wirken eckiger, ausladender, überflüssig

Bewegungen wirken „geschliffener“ und „runder“

6.3.3 Sichern und Helfen

Helfen ist das direkte Eingreifen in eine Bewegung, um diese zu unterstützen und zu erleichtern. Sichern ist das Bereitsein, um im Falle einer missglückten Bewegung noch rechtzeitig eingreifen zu können und so die Übenden vor Verletzungen zu bewahren, wie z.B. Hilfestellungen beim Sprung über den Kasten, beim Turnen, die Gurtsicherung beim großen Trampolin, die Seilsicherung beim Klettern. Die sichernden Maßnahmen sind indirekt auch eine psychische Unterstützung für die Übenden.

Grundsätze für das Helfen und Sichern Die ÜbungsleiterInnen müssen die Übungstechnik (Bewegungsablauf) und die Gefahrenpunkte bei der zu helfenden Übung genau kennen. Die Hilfeleistung ist erst dann beendet, wenn die Übung sicher abgeschlossen ist. Die Arten der direkten Hilfe Drehhilfe (bei Rotation - exzentrische Unterstützung im Nacken beim Salto) Schubhilfe (bei Translation - Unterstützung nahe des Körperschwerpunkts) Stützhilfe (bei der Hocke – Stützphase soll verlängert werden) Stabilisierungshilfe (beim Kopf-oder Handstand das Halten des Gleichgewichtes) Zughilfe (als Erleichterung/Entlastung - durch Zug an den Extremitäten) Kombinierte Hilfe (eine Kombi aus Dreh- und Zughilfe) Die Helfergriffe sollten so angesetzt werden, dass … die Bewegung der Übenden effektiv unterstützt bzw. gesichert wird der/die Übende bei der Bewegung nicht behindert und nicht gefährdet wird die ÜbungsleiterInnen sich nicht selbst gefährden die ÜbungsleiterInnen nicht die Gelenke erfassen

Quelle: Schmidt-Sinns, 2012, S. 15

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Vermitteln von Bewegung und Sport

6.4 BEWEGUNGEN KORRIGIEREN

Verbessern und Korrigieren von Bewegungen ist eine der häufigsten Aufgaben in der Praxis von ÜbungsleiterInnen. Folgende Grundsätze gilt es zu beachten: Mache den Fehler in der Korrektur einsichtig Wenn Korrektur erfolgreich sein soll, dann sollten Übende einsehen, worin der Fehler liegt. Rückmeldungen können nur genützt werden, wenn Übende sich etwas unter den Hinweisen vorstellen können, die gegeben werden. Die Korrektur sollte einfach, verständlich und kurz formuliert sein. Beachte die Nebenwirkungen der Korrektur Hinweise auf Fehler werden in der Regel als negative Rückmeldungen wahrgenommen, daher sollte beim Korrigieren möglichst sensibel vorgegangen werden. Zunächst sollten die richtigen Anteile der Bewegung verstärkt werden, bevor Fehler korrigiert werden. Eine typische „Ja-aber-Korrektur“ sollte immer auch einen positiven Anteil der Bewegungsausführung enthalten. Hands-on Korrektur Ein vielfältig einsetzbares Arbeitsmittel zur Korrektur, Führung und Hilfe bei den Übungen ist die taktile Hilfe: die Hände der ÜbungsleiterInnen! Ein paar Tipps: Kleine Vorwarnung an die TeilnehmerInnen, Hände anwärmen, kein Berühren von Weichteilen wenn vermeidbar, nicht direkt ins Gelenk greifen.

Korrigiere den Hauptfehler zuerst Korrekturen sollten sich vorrangig auf den wichtigsten Fehler beziehen. „Kleinere“ Fehler werden häufig von selbst abgebaut. Korrigiere mit einem realistischen Ziel Fragen, die zu beantworten wären, sind: Ist das Korrekturziel für die korrigierte Person erreichbar? Steht der Korrekturaufwand in einem angemessen Verhältnis zum Nutzen? Korrigiere zum richtigen Zeitpunkt​ Den richtigen Zeitpunkt zu wählen, kann darüber entscheiden, ob eine Korrektur Erfolg hat oder nicht. Die ersten Versuche sollten nicht sofort korrigiert werden. Korrektur ist erst dann angemessen, wenn Fehlermuster entstehen. Korrekturen sollten nicht eher als 5-10 Sekunden und nicht später als 20-25 Sekunden nach der Bewegung erfolgen. Während der Bewegungsausführung sollte überhaupt nicht (verbal) korrigiert werden. Dosiere die Korrektur angemessen Als Faustregel gilt: Weniger ist oft mehr. Feedback nach 2-3 Versuchen. Immer nur 1-2 Fehler.

Korrigiere individuell Ziel ist es, der Unterschiedlichkeit der einzelnen Übenden Rechnung zu tragen. Demnach sollten eher keine Durchschnittskorrekturen vorgenommen werden, sondern die persönlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten der einzelnen Übenden berücksichtigt werden. Korrektur in Gruppentrainings Vor allem bei „Groupfitness-Einheiten“ hat man als ÜbungsleiterIn oft nicht die Zeit, jede einzelne Person zu korrigieren. Hier hilft eine verbale Gruppenkorrektur (z.B. Kniebeuge – Begrenzung mit der Hand, dass die Knie nicht nach vorne schieben – an einer Person exemplarisch vorzeigen) und die Korrekturtipps verbal an alle bzw. Feedback immer in allgemeiner Form zurückgeben.

© Christoph Pattberg istock Quelle: Güllich & Krüger, 2013, S.679

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Vermitteln von Bewegung und Sport

6.5 ORGANISATIONSFORMEN IN ÜBUNGSEINHEITEN

Im Folgenden werden ein paar Möglichkeiten gezeigt, wie die Übenden in sportlichen Anleitungssituationen organisiert werden können.

Dreiergruppe (z. B. Aufschwingen in den Handstand mit Hilfe)

Paar (z. B. Zweierübung)

Reihe (z. B. Staffel)

Linie (z. B. Laufschulung)

Doppelreihe (z. B. Turnen an 2 Gerätebahnen)

Gasse (z. B. Wurfschulung)

Block auf Lücke (z. B. Gymnastik)

Viereck (z. B. kleine Spiele)

Halbkreis (z. B. Lehrdemonstration)

Kreis (z. B. Gymnastik)

Abb. 8 Organisationsformen in Übungseinheiten (mod. n. Heymen & Leue, 2008, S. 172-174)

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Vermitteln von Bewegung und Sport

6.6 PLANUNG VON ÜBUNGSEINHEITEN

Für eine systematisch aufgebaute Unterrichtseinheit ist eine fundierte Planung nötig. Sie bietet Orientierung und Überlegungen dazu, wie Lehr-Lernprozesse wirksam angeordnet und deren Rahmenbedingungen gestaltet werden können. Das bedeutet nicht, dass in der Praxis alles immer so ablaufen muss bzw. abläuft, wie man es vorher geplant hat. Diese Vorüberlegungen bieten ein orientierungsweisendes Rahmengerüst, das ÜbungsleiterInnen situations- und adressatenbezogen adaptieren können. In der Planung sind sowohl die Inhalte der drei Kernbereiche von Übungseinheiten zu überlegen als auch die Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.

© Christopher Futcher istock, Quelle: Güllich & Krüger, 2013, S.307

Rahmenbedingungen

Kernbereich

Klären der Voraussetzungen Aufwärmen

Thema formulieren

Hauptteil

Inhalte klären

Organisationsstruktur Ablauf Abwärmen Geräte und Materialien

Abb. 9 Zusammenhang von Rahmenbedingungen und Kernbereich von Unterrichtsplanung (mod. n. Kleiner, 2012, S. 96)

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Vermitteln von Bewegung und Sport

Kernbereiche einer Übungseinheit, die der Planung bedürfen

Berücksichtigung der Rahmenbedingungen

1. Aufwärmen

Klären der Voraussetzungen Wer sind meine Übenden (Kinder, Erwachsene, usw.)? Welches Können und Wissen bringen die Übenden mit? Wie sieht der Ort aus, an dem ich den Kurs halte? Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung?

Ziel des Aufwärmens ist die Erhöhung der Körperkernund Muskeltemperatur sowie die Vorbereitung des Herzkreislaufsystems, der Gelenke, Sehnen und Bänder auf die Belastung. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit für die nachfolgenden Übungen erhöht und die Verletzungsanfälligkeit reduziert. Außerdem stimmt das Aufwärmen die Übenden auf die kommenden Aufgaben ein und steigert Konzentration und Wahrnehmung. Das Aufwärmen sollte 15-30 Minuten dauern und immer auf die Inhalte des Hauptteils abgestimmt sein. Geeignete Aktivitäten sind allgemein vorbereitende Ganzkörperübungen mit leichter Anstrengung, an die spezielle Technikübungen (Einturnen, Einspielen usw.) mit langsam steigernder Anstrengung angeschlossen werden.

Ziele formulieren Was sind die Ziele, die erreicht werden sollen? Inhalte klären Welche Inhalte (Übungen) eignen sich, um die Ziele zu erreichen? Organisationsstruktur/Ablauf/Ordnungsrahmen Welche Organisationsformen ermöglichen die Erreichung der Ziele und die Umsetzung von Aufwärmen, Hauptteil und Abwärmen?

2. Hauptteil Der Hauptteil umfasst alle Übungen, die für das Thema (Ziel) der Einheit wichtig sind.

3. Abwärmen (Cool Down) und Reflektieren Beim Abwärmen oder Ausklingen der Einheit geht es darum, die Übenden nach der Belastung wieder in einen Zustand der Entlastung, Entspannung und Ruhe zu versetzen. Das Abwärmen sollte ungefähr 5-15 Minuten dauern. Geeignete Aktivitäten sind vor allem entspannende Tätigkeiten wie Auslaufen, Dehnen, Massage usw. Diese Phase eignet sich auch für Reflexionen.

103

Geräte und Materialien Welche Geräte und Materialien benötige ich, was muss ich bereitstellen? Vorsicht – Sicherheit Wo sind mögliche Gefahrenquellen in der geplanten Unterrichtseinheit und was kann ich tun, um diesen vorzubeugen?


Vermitteln von Bewegung und Sport

Planung des Stundenbildes

Stundenplanung Thema / Ziel: Anzahl (Mädchen): Phase A Min.

Alter:

Dauer:

Datum:

Inhalt

Ordnungsrahmen

Einleitung

B Min. Hauptteil

C Min.

Schluss

Quellen

Systematisches Vorbereiten zur psychischen und physischen Regeneration auf den Hauptteil Aufwärmen allgemein speziell Schwerpunkt der Einheit Ziel: Erhaltung bzw. Weiterentwicklung des Trainingszustandes

104

Material


Vermitteln von Bewegung und Sport

Stundenplanung

Name:

Thema / Ziel: Anzahl:

Alter:

Phase

Dauer:

Inhalt

Datum: Ordnungsrahmen

A Min.

B Min.

C Min.

Quellen

Abb. 10: Möglicher Planungsraster für ein Stundenbild (© Sportunion)

105

Material


Zielsetzungen:

Alltagsbezogene Erläuterung des Themas:

Zeit:

Zielgruppe:

Stundenbild:

Vermitteln von Bewegung und Sport

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AUSKLANG:

HAUPTTEIL:

ERÖFFNUNG:

Ablauf/Inhalt

Vermittlung/ Durchführung

Lernergebnis

Organisation/ Methoden/ Medien

Varianten

Methodischdidaktische Hinweise

Zeit

Vermitteln von Bewegung und Sport

Abb. 11 Möglicher Planungsraster für ein Stundenbild (© Mag. Barbara Kolb, Sportunion)

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6.7 KOMMUNIKATION UND AUFTRETEN IM UNTERRICHT

Grundsätze für ÜbungsleiterInnen 6.7.1 Auftreten

Echtheit Gib dich im Unterricht so, wie du bist, also möglichst authentisch.

© sjlocke istock Quelle: Güllich & Krüger, 2013, S.679

Wertschätzung Versuche dein Gegenüber mit allen seinen Stärken und Schwächen anzunehmen. Nimm keine moralischen Bewertungen vor („Du bist ja asozial“, „Bei dieser Musik kann einem ja nur schlecht werden“). Das bedeutet natürlich nicht, dass man nicht Kritik üben darf, aber die Kritik sollte sachorientiert sein. Einfühlendes Verstehen, Empathie Versuche dich in dein Gegenüber hinein zu versetzen. Das bedeutet auch zu versuchen, mehr als den Wortsinn dessen zu verstehen, was Personen mitteilen wollen. Wenn z. B. ein Kind in der Schwimmstunde sagt, es hat keine Lust vom Dreimeterbrett zu springen, kann es auch bedeuten, dass es Angst davor hat. Versuche daher, die Welt mit den Augen der Übenden zu sehen.

6.7.2 Kommunikation

Erkläre den Sinn und das Ziel deiner Übungseinheit. Sprich, wenn du Arbeitsanweisungen gibst, langsam, klar und deutlich.

In Gesprächen halte deine Hände locker in Bauchhöhe und stehe hüftbreit mit ganz leicht angewinkelten Knien. Damit wirkst du sicher und locker. In vielen Situationen im Sport kannst du die Sprache problemlos durch Körpersprache (Signale und Zeichen) ersetzen. Um Stille zu erreichen, kann der rechte Zeigefinger vor geschlossene Lippen gelegt werden. Um Ermutigung und Lob zu signalisieren, kann das OKZeichen, ein Kopfnicken, Beifallsklatschen eingesetzt werden. So schonst du deine Stimme. Achte auf dein äußeres Erscheinungsbild. Ist deine Sportkleidung funktionsgemäß, sauber, der Zielgruppe angemessen, usw.? Bevor du taktile Lernhilfen gibst (Berührung), frage nach, ob die Teilnehmenden das überhaupt möchten und diskutiere das Thema Berührung und Hilfestellung vorab mit der Gruppe. In der ersten Einheit eines Kurses sollte geklärt werden, welche Erwartungen die Leitung und die Übenden haben, wie man miteinander umgehen möchte, welche Vorerfahrungen der Übenden berücksichtigt werden sollen, wie Feedback möglich ist (und erwartet wird).

Stell dich immer so zur Gruppe, dass dich alle gut sehen können, wenn du etwas erklärst. Lasse deinen Blick beim Erklären ruhig und langsam zwischen den Übenden schweifen. Ein Schauen in die Weite, auf Nebenschauplätze oder auf den Boden kann als Unsicherheit, Überheblichkeit oder Unwichtigkeit ausgelegt werden.

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Vermitteln von Bewegung und Sport

6.8 FÜHRUNGSSTILE

Allgemeine Verhaltensweisen in der Arbeit mit Gruppen werden mit dem Begriff Erziehungs- oder Führungsstile zusammengefasst. Bekannt sind die klassischen Lehr- und Führungsstile von Kurt Lewin, der zwischen autoritärem, demokratischem und Laissez-faire-Stil unterscheidet. In der Praxis treten diese Führungsstile gesondert jedoch kaum auf, sie bieten aber eine Orientierung für erzieherische Grundhaltungen.

© Thinstock Quelle: Güllich & Krüger, 2013, S.419

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Modernere Ansätze gehen von mehrdimensionalen Führungskonzepten aus. Dabei geht es weniger darum, einen Führungsstil von ÜbungsleiterInnen umzusetzen als idealerweise die Anforderungen der Situation (AthletInnen, aktuelle Trainings- und Wettkampfsituation) in den Blick zu nehmen. Das situative Führen orientiert sich dabei an den Aufgaben, der Funktion, dem System, dem Team und den Gruppenprozessen.


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Führungsstil

Autoritär

Demokratisch

Laissez-faire

Atmosphäre unter den Teilnehmenden

Kennzeichen Leitung gibt Anweisungen und Kommandos Ziele und Sinn der gemeinsamen Aktivität ist den Übenden nicht bekannt Überlegenheitsgefühl der Leitung Haltung ist eher unpersönlich Lob und Tadel werden oft personenbezogen ausgesprochen

Unzufriedenheit, Lustlosigkeit Gefühl der Unterdrückung, Folge: Anpassung oder Wiederstand keine Selbstständigkeit der Übenden Konkurrenz- und Erfolgsdenken, Folge: Einzelgängertum oder Cliquenbildung

Ziele und Sinn der gemeinsamen Aktivität sind den Übenden bekannt Wünsche und Bedürfnisse der Übenden werden berücksichtigt Beteiligung an Entscheidungsprozessen Haltung ist freundschaftlich, partnerschaftlich Unterstützung und Ermutigung der Übenden Lob und Tadel erfolgen sachbezogen

positiv, kooperativ Teilnehmende arbeiten selbstständig und sachbezogen

Leitung ist eher passiv, neutral, gibt wenige Vorgaben schafft nur Rahmenbedingungen (Raum, Materialien) greift nicht in das Gruppengeschehen ein Hilfestellung und Beratung erfolgen nur durch Aufforderung durch die Gruppe

Unzufriedenheit, Lustlosigkeit Überdruss, Gereiztheit, Aggressivität Aktivitäten verlaufen planlos und ohne Erfolg, Folge ist häufig Auflösung der Gruppe

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Notfallplan Muster Verein und Adresse

Notrufnummern Euro-Notruf: 112 Feuerwehr: 122 Polizei: 133 Rettung: 144 Vergiftungsinformationszentrale: 01 4064 343 Notrufnummern habe ich in meinem Telefon zusätzlich eingespeichert.

Notruf

Wer ruft an?

Name und Telefonnummer

Wo ist der Unfallort?

Adresse und Zufahrts- bzw. Eingangsbeschreibung

Was ist geschehen?

Unfall mit/am.., Wunde am…, Verstauchung von.. etc.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Anzahl der Verletzten

Erste Hilfe-Anweisungen entgegennehmen. Der Notruf beendet das Telefonat! Informationen

Nächstgelegene Ärzte: Telefonnummer: Adresse: Ordinationszeiten:

Nächst gelegene Rettungsstelle: Telefonnummer: Adresse:

Nächstgelegenes Krankenhaus: Telefonnummer: Adresse:

Fluchtwege: Beschreibung Erste-Hilfe-Kasten: Befindet sich wo? Defibrillator: Befindet sich wo?

Sonstige Tipps: Weiters habe ich immer ein Erste Hilfe-Päckchen in meiner Sporttasche, das ich regelmäßig überprüfe. Ich habe mein Handy mit den wichtigen gespeicherten Nummern dabei, damit ich schnell anrufen kann. Ich habe meinen Notfallplan dabei.

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Sport Austria - Ă–sterreichische Bundes-Sportorganisation Prinz-Eugen-StraĂ&#x;e 12, 1040 Wien Tel.: +43 1 504 44 55 Fax: +43 1 504 44 55 66 E-Mail: office@sportaustria.at www.sportaustria.at ZVR 428560407


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