Platz Da! ...........................................................................................................................................................
Eine Site-specific und mobile Tanzpeformance ........................................................................................................................................................................
BESETZUNG Künstlerisch Leitung/Konzept/Choreografie: wagner moreira (BRA/DE)
Performance/Tanz anne dietrich (DE) elena cencetti (DE/IT) fernando balsera (DE/SP) franziska kusebauch (DE/SWE) jana schmück (DE) pelle tillö (SWE) KOOPERATIONEN 21. Internationale Straßentheater Festival ViaThea 2015 - Görlitz Hochschule Zittau / Görlitz Palucca Hochschule für Tanz Dresden Prospektcompany /Tanz Art Atelier für Bewegung und Kunst - Kirschau
Ist da Platz f端r mich? Platzt ein Platz? Wie viel Platz gen端gt einem K旦rper? 1 qm. Platz da? Wie viel Platz gen端gt... ... dir? Flucht? Wo ist DEIN? Platz?
Mauersegler über Moreira. In Sicherheit. Mauersegler pfeifen, pfiepen überm Grenzfluß, begehen hundertfachen, schwungvollen Grenzüberflug. Grenzen weisen Besitz zu. Der Grenzfluß ist zu beiden Seiten von alten Häusern gesäumt. Westlich sind die alten Gemäuer von einer Wiese unterbrochen, eine neu angelegte Uferwiese am Grenzfluß. Tänzer haben ein Quadrat dieser Wiese mit weißen Papierschiffen abgeteilt, Schiffe, wie man sie für Kinder faltet und immer Frohsinn dafür erntet. Dieses Wiesenquadrat ist allen Anwesenden gewidmet, allen
Zusehern
und
späteren
Mittänzern.
Papierschiffchen, die auch den Füßen der Flaneuere Halt geben, einen Minutenstop schenken.
Zwei Tänzer und vier Tänzerinnen laufen umher, übergeben noch Unentschlossenen, künftigen Beteiligten weitere weiße Papierschiffe. Sie laufen wie Tänzer laufen,
gleichzeitig
so,
wie
sie
als
Menschen
ausschreiten, wenn es ihnen gut geht. Ich stehe, eine Mitmachphobie wenig beherrschend, weit weg. Sehe dann die sechs Tänzer in ihrem Quadrat Aufstellung nehmen, ihr Kinn heben. Und sechsmal Kinn kündet Beginn. Und die Haltung von jeder und jedem der Sechs verrät Gedanke, Vorfreude, Einverständnis. Keine Mission gleißt aus hohen Köpfen, nur grosses Können, lange Vorbereitung, Mitmenschlichkeit. Jeder kann buchstäblich sofort sehen, daß es gut wird.
Begabte Ingenieure stellen den Menschen Jahr für Jahr in der Mitte einer Stadt eine sichere, allen nutzende, selbstredend sichere Konstruktion vor. Hier ist es mit der Sicherheit eine ganz andere Sache! Die Sicherheit hier kann nicht berechnet, nicht sechsfach, zehnfach ausgelegt, nicht mit zusätzlichen, einbetonierten Streben oder Stahlseilen beglaubigt werden. Hier steigen wir ins Papierkinderschiff und schaffen es vielleicht nicht einmal zum andern Ufer? Wir hören die über uns kreischenden Mauersegler und sehen diesen Tänzern zu.
Jedes Ufer wird zu uns kommen. Dies sagt die Sicherheit von Schönheit. Dies beglaubigt die Sicherheit der Begabung. Die Sicherheit nicht zuviel zu tun, weil man die Zuschauer achtet. Weiß, daß sie bemerken werden, bald ein Echo in ihrem Knochen klingt und sie erschrocken zu lachen oder glücklich zu weinen beginnen. Die Tänzer rennen auf einer Landkarte aus Besitzvierecken,
ein
Würfel
verteilt
Plätze
zum
Ausruhen. Plätze, die zu Seßhaftigkeit auffordern oder nur daran erinnern möchten?
Aber die Musik treibt sie zur Eile. Sie rennen, überschlagen sich tanzend, konkurrieren, versuchen einander aus dem Weg zu rennen. Ist denn nicht für alle genug da? Genügend Erde? Und sie achten in all der Eile auf ihre Haltepunkte, sprechen ihre Gesichter lautlose Hinweise in die Welt, echte Gefühle sind immer ein Hinweis. Bald holen die Tänzer umstehende Zuschauer ins Papierschiffquadrat, bieten ihnen einen Platz auf kleinen Teppichen. Mensch besetzt nicht, sondern wird gebeten Platz zu nehmen. Er darf dann vom sicheren Platz aus weiter zusehen.
Erst zum Schlußtanz für alle wird er sich entrückt, im Rausch der Realität, erheben. Und nichts von all dem veränderte etwas vom ersten Eindruck, den Eindruck von Haltung und Sorgfalt, nichts vertrieb das Schöne. Ruhig
schwebte
die
Gesamtheit
der
Welt,
das
gemeinsame Atmen unterm Rufen der Mauersegler, die über den Fluß, über die Grenze fort flogen, über den Fluß, über die Grenze zurückkehrten. Den flackernden Flügelschlag der Mauersegler, den wir am Himmel wußten, aber auch unter unseren Füßen zu spüren meinten, was zur gleichen Zeit da zu sein, nicht möglich schien. Ebenso wenig wie die Anwesenheit von Kunst und Natürlichkeit im selben Moment! Dabei haben wir genau dies erlebt. über Wagner Moreiras Stück "Massa Mobil - Platz da!" Udo Tiffert, Juli 2015.
DAUER & ANZAHL DER PERFORMANCE
Ca.2 ÜBER DAS TE
Wagner Moreira (BRA/DE) Choreograph/Künstlerisch Leitung 1977 in Barbacena/ Brasilien geboren. Seit 2003 lebt in Deutschland und arbeitet als Lehrer, sowie als freischaffender Performer und Choreograf in verschiedenen Theater, Hochschulen, Schulen und Projekten. 2011 Stipendiaten bei American Dance Festival in North Carolina/USA. 2012 erhielte Wagner Moreira sein M.A. of Arts in Choreographie mit Auszeichnung an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden und erhielte den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für besonders engagierte ausländische Studierende. Arbeitet u.a. als Gastdozent beim TanzNetzDresden, Gerhart Hauptmann Theater Görlitz, Staatstheater Braunschweig, Landesbühnen Sachsen Radebeul und als Gastchoreograf an der Semperoper Dresden. Außerdem ist er Stipendiat für die künstlerische/pädagogische Meisterklasse an der Palucca Hochschule Dresden 2014/2016 und Artist in Residence an der Hochschule Zittau/Görlitz 2014/2015. Artist Collaborator und Dozent bei dem Projekt „Un-Label“. Eine große Produktion die als nationales und internationales Gastspiel einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wird. Dies wird sich mit ca. 100 jungen Künstlern mit neuen inklusiven und innovativen Möglichkeiten
für
darstellende
Künstler
mit
und
ohne
Behinderung
befassen. .
kontakt wagner moreira wlmoreira@hotmail.com www.wlmoreira.wordpress.com