Wallstein Verlag Wissenschaft Herbst 2018

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Wallstein Verlag Herbst 2018

Gegenwart Editionen Geschichte Wissenschaftsgeschichte Kulturwissenschaft Ăœber Literatur


Spitzentitel aus dem Frühjahr 2018 Michael Knoche Die Idee der Bibliothek und ihre Zukunft 138 S., geb. 20,– € (D); 20,60 € (A) ISBN 978-3-8353-3236-2

2. A ufla ge

Johann Gottfried Seume Mein Leben Hg. von Dirk Sangmeister 479 S., 14 Abb., Leinen, Schmuckhülse 34,90 € (D); 35,90 € (A) ISBN 978-3-8353-3182-2

Gerdien Jonker »Etwas hoffen muss das Herz« Eine Familiengeschichte von Juden, Christen und Muslimen 272 S., 36 Abb., geb., Schutzumschlag 24,– € (D); 24,70 € (A) ISBN 978-3-8353-3197-6

2. A ufla ge

Hans Medick Der Dreißigjährige Krieg Zeugnisse vom Leben mit Gewalt

Junge deutsche und sowjetische Soldaten in Stalingrad Briefe, Dokumente und Darstellungen

Walter Schübler Anton Kuh Biographie

ca. 350 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. 29,90 € (D); 30,80 € (A) ISBN 978-3-8353-3248-5 Erscheint im August

Hg. von Jens Ebert 340 S., 29 Abb., geb., Schutzumschlag 24,90 € (D); 25,60 € (A) ISBN 978-3-8353-3191-4

ca. 450 S., ca. 12 Abb., geb., Schutzumschlag ca. 34,90 € (D); 35,90 € (A) ISBN 978-3-8353-3189-1 Erscheint im August


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Inhalt Spitzentitel 4 Johann Wolfgang Goethe  Faust. Faksimile / Transkription 6 Johann Wolfgang Goethe  Faust. Textband 8 HolocaustZeugnisLiteratur 10 Patrick Rössler  Neue Typografien 12 Maren Lorenz  Menschenzucht 14 Eva F. Dahlgren  Großvater war Rassenbiologe 16 Friedrich Vollhardt  Gotthold Ephraim Lessing Gegenwart 18 Walter Pamminger  Konzeptuelles Buchgestalten 19 Konstellationen. Gespräche zur Gegenwartsliteratur 20 Arbeit 5.0 Editionen 21 Giovan Pietro Bellori  Die Leben der modernen Maler, Bildhauer und Architekten 22 Giovan Pietro Bellori  Die Idee des Malers, Bildhauers und Architekten 23 Giovan Pietro Bellori  Leben des Michelangelo Merisi da Caravaggio 24 Johann Conrad Wagner  »Meine Erfahrungen in dem gegenwärtigen Kriege« 25 Das Goethe-Nationalmuseum in Weimar 26 Heinrich Heine  Deutschland. Ein Wintermärchen 27 Rahel Levin Varnhagen  Tagebücher und Aufzeichnungen 28 Hannah Arendt  Die verborgene Tradition 29 Theodor Wolff  Vater-Tagebuch 30 Hermann Broch – Frank Thiess  Briefwechsel Geschichte 32 Verena Dohrn  Die Kahans aus Baku 34 Andrej Angrick  »Aktion 1005« – Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942 –1945 35 Jacques Semelin  Das Überleben von Juden in Frankreich 36 Dominik Peters  Sehnsuchtsort Sinai 37 Matthias Berg, Olaf Blaschke, Martin Sabrow, Jens Thiel, Krijn Thijs  Die versammelte Zunft 38 Marcus Böick  Die Treuhand 40 Christian Hellwig  Die inszenierte Grenze 41 Bilder der Allmacht 42 Stefanie Eisenhuth  Die Schutzmacht 43 Arne Hoffrichter  Verwaltung, Politik, Geheimdienste 44 Erweiterung des Horizonts 45 Eszter Kiss  Verhandelte Bilder 46 Christoph Jahr  Paul Nathan 47 Mathias Berek  Moritz Lazarus 48 Wege in die digitale Gesellschaft 49 Internationale Solidarität 50 Geschlechterbeziehungen und »Volksgemeinschaft« 51 Alexander Klimo  Im Dienste des Arbeitseinsatzes 52 Geschichte von gestern für Deutsche von morgen? 53 Verbrechen begreifen 54 Frank Bajohr und Dieter Pohl  Right-Wing Politics and the Rise of Antisemitism in Europe 1935 –1941 55 Geschichte und Repräsentation 56 Katrin Jordan  Ausgestrahlt 57 Umstrittene Räume in der Ukraine 58 Russlands Blick nach Nordwestdeutschland 59 Menschenrechte und ihre Kritiker 60 Lisa Rettl  Jüdische Studierende und Absolventen der Wiener Tierärztlichen Hochschule 1930 –1947

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61 Johannes Kessler  Das Aufkommen des Nationalsozialismus in Schaumburg-Lippe 1923 –1933 62 Die Klosterkammer Hannover 1931–1955 63 »Für wohlthätige Anstalten aller Art« 64 Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstifts Katlenburg 65 Peter Albrecht  Braunschweig und der Kaffee Wissenschaftsgeschichte 66 Christian Reiß  Der Axolotl 67 Dinosaurierfragmente Kulturwissenschaften 68 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79

Inge Thöns  Librairie Au Pont de l’Europe Dietz Bering  Luther im Fronteinsatz Wolfgang Hochbruck  Helden in der Not Deutsche Pornographie in der Aufklärung Armin Sandig  Köpfe Stephan Stach  Nationalitätenpolitik aus der zweiten Reihe Ends of War Nachträglich, grundlegend Wilhelm Killmeyer  Der alte Mann mit dem Cello Sagt statt »hallo« jetzt immer nur »hello« Urte von Berg  Die Redens in Buchwald im Hirschberger Tal Boris Roman Gibhardt  Nachtseite des Sinnbilds

Über Literatur 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95

Caroline Jessen  Kanon im Exil Ulrich von Bülow  Papierarbeiter Kerstin Gräfin von Schwerin  Friederike Brun Joanna Nowotny  »Kierkegaard ist ein Jude!« Petra Morsbach trifft Wilhelm Raabe Paul Keckeis  Robert Walsers Gattungen Philosophie und Leben Tobias Amslinger  Verlagsautorschaft Lebensform Kritik Michael Ostheimer  Leseland Clemens Özelt  Literatur im Jahrhundert der Physik Bildnispolitik der Autorschaft Patrick Stoffel  Die Alpen Nicola Gess  Staunen Caspar Battegay  Geschichte der Möglichkeit Avantgarden und Avantgardismus

Periodica 96 Goethe Jahrbuch 2017 96 Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 2018 96 Lessing Yearbook/Jahrbuch XLV, 2018  Lessing, die europäische Aufklärung und die erste sexuelle Revolution 97 Blätter der Rilke-Gesellschaft 34/2018  Reise nach Danzig – Rilke und das Drama    97 Johnson-Jahrbuch 25/2018 97 Offener Horizont – Jahrbuch der Karl Jaspers-Gesellschaft 5/2018 98 Das achtzehnte Jahrhundert, Bd. 42/2 Erotisch-porno­ graphische Lesestoffe im deutschsprachigen Raum 1750–1800 98 Geschichte der Germanistik, Heft 53/54 (2018) 98 Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 90/2018 99 ZeitRäume – Potsdamer Almanach des Zentrums für Zeithistorische Forschung 2018 98 Jahrbuch Sexualitäten 2018


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Eine literarische und biblio­­ phile Kostbarkeit: die große, bislang unveröffentlichte Gesamthandschrift des zweiten Teils von Goethes Faust als hochwertiges und aufwendiges Faksimile und mit einer genauen Transkription.

Limitierte Auflage!

Die Herausgeber Anne Bohnenkamp ist Pro­ fessorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Frankfurt a. M. und ­Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts / Frankfurter Goethe-Museums. Forschungsschwerpunkte: Goethe und Editionswissenschaften. Silke Henke ist Leiterin der Abteilung Medienbearbeitung und -nutzung des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar. Forschungsschwerpunkte: Literatur der Klassik, Editionsphilologie und Archivwissenschaft. Fotis Jannidis ist Professor für Computerphilo­logie und Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Würzurg. Forschungsschwerpunkte: Geschichte des deutschspra­ chigen Romans und computergestützte Analyse literarischer Texte.

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Spitzentitel

Johann Wolfgang Goethe Faust Der Tragödie zweiter Teil Gesamthandschrift. Faksimile und Transkription

»Das Hauptgeschäft zu Stande gebracht. Letztes Mundum. Alles rein Ge­­schrie­ ­bene eingeheftet.« – Mit diesen Worten hielt Goethe am 22. Juli 1831 den Ab­­schluss seiner Arbeit an »Faust. Der Tragödie zweiter Teil« fest. Was Goethe hier beschreibt, ist die Einheftung der letzten noch fehlenden Blätter in die große, 386 Seiten nebst Einband umfassende Gesamthandschrift des zweiten Teils der Faust-Tragödie. Sie wurde von Goethes Schreibern angefertigt und ent­ hält sowohl zahlreiche Änderungen und Ergänzungen von der Hand Goethes als auch die ­­Spuren der Nachlassbearbeiter Johann Peter Eckermann und Friedrich Wilhelm Riemer. 26 Ergänzungen sind auf eingeklebten Zusatzblättern oder kleinen Streifen festgehalten. Die im Februar 1831 angelegte Gesamthand­ schrift lag dem Dichter bei der Fertigstellung seines letzten großen Werks »als eine sinnliche Masse vor Augen« (zu Eckermann, am 17. Februar 1831). Diese Gesamthandschrift verlangt nach einem besonders hochwertigen und aufwendigen Faksimile. Wiedergegeben werden nicht nur Vorder- und Rückseite des Einbands sowie sämtliche Blätter im Folioformat, sondern darüber hinaus auch die 26 eingeklebten Blätter und Streifen mit handschriftlichen Korrekturen und Ergänzungen. Diese erscheinen im Faksimileband originalgetreu als Auf­ klebungen. Dem Faksimile steht ein Band mit einer Transkription zur Seite, die die teils schwer zu entziffernde Niederschrift zeichengetreu und gemäß ihren räumlichen Verhältnissen genau wiedergibt. 053.014.50|053.012.50| ||

048.013.50|048.011.50| ||

045.012.50|045.010.50| ||

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2 Erster Act.

Anmuthige Gegend

Fauſt auf blumigen Rasen gebettet, ermüdet, unruhig, ſchlafſuchend. Dämmerung. Geiſter Kreis ſchwebend bewegt, anmuthige kleine Geſtalten.

Ariel (Geſang von Aeolsharfen begleitet)

Wenn der Blüten Frühlings-Regen Ueber alle ſchwebend ſinkt, Wenn der Felder grüner Segen Allen Erdgebornen blinkt, Kleiner Elfen Geiſtergröße Eilet wo ſie helfen kann, Ob er heilig? ob er böſe? Jammert ſie der Unglücksmann. Die ihr dies Haupt umſchwebt im luftgen Kreiſe, Erzeigt euch hier nach edler Elfen Weiſe, Beſänftiget des Herzens grimmen Strauß, Entfernt des Vorwurfs glüc hend bittre Pfeile, i Sein Innres renigt von verlebtem Graus. Vier sind die Pausen nächtiger Weile, Nun ohne Säumen füllt ſie freundlich aus. Erſt senkt ſein Haupt aufs kühle Polſter nieder, Dann badet ihn im Thau aus Lethes Fluth, Gelenk ſind bald die krampferſtarrten Glieder, Wenn er geſtärkt dem Tag entgegen ruht. Vollbringt der Elfen ſchönſte Pflicht Gebt ihn zurück dem heiligen Licht. Chor.

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Spitzentitel

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»Das Hauptgeschäft zu Stande gebracht. Letztes Mundum. Alles rein Geschriebene eingeheftet.«

Johann Wolfgang Goethe Faust Der Tragödie zweiter Teil. Gesamthandschrift. Faksimile und Transkription

Bearbeitet von Gerrit Brüning, Katrin Henzel, Dietmar Pravida und Dietrich Renken, Thorsten Vitt, Moritz Wissenbach Johann Wolfgang Goethe. Faust. Historisch-kritische Edition. Herausgegeben von Anne Bohnenkamp, Silke Henke und Fotis Jannidis Zwei Foliobände (26 × 41 cm), im leinenbezogenen Schuber, ca. 390 S. Faksimile und 26 faksimilierte Aufklebungen, Halbleinen sowie ca. 440 S. Transkription und Erläuterungen, Halbleinen Subskriptionspreis bis 30.9.2018: € 169,– (D); € 173,70 (A) Buchhandelspreis ab 1.10.2018: € 199,– (D); € 204,60 (A) ISBN 978-3-8353-3333-8 Oktober   WG 1152

Bestellen Sie den Flyer (21 × 10,5 cm) zur Gesamthandschrift und zum konstituierten Text bei Prolit: Best.-Nr. 95026 Mohr Morawa: Best.-Nr. 95026 AVA: Best.-Nr. 10309453


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Von Grund auf neu erarbeitet: der Lesetext von Goethes Faust im Rahmen der historischkritischen Faustedition.

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Spitzentitel

Johann Wolfgang Goethe Faust Eine Tragödie Konstituierter Text

Die Bearbeiter Gerrit Brüning ist wissen­ schaftlicher Mitarbeiter der Universität Frankfurt a. M. Forschungsschwerpunkte: Weimarer Klassik und Digital Humanities. Dietmar Pravida ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Freien Deutschen Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum. Forschungschwerpunkte: Klassik, Romantik, Computerphilologie und Editionsphilologie.

Gibt es einen »authentischen Text« des Faust? Keine der erhaltenen Versionen kann als verbindliche und autornahe gelten. Im Rahmen der historischkri­­ tischen Faustedition wurde jetzt ein Lesetext konstituiert, der auf der genauen Prüfung sämtlicher Handschriften und Drucke beruht und Goethes eigenem Wortlaut und Interpunktionsgebrauch so nahe kommt wie keine Edition des Faust zuvor. Zwischen 1790 und 1832 sind mehrere Ausgaben des Ersten Teils der Tra­­gödie erschienen, der Zweite Teil erschien zu Goethes Lebzeiten nur in Vor­ ab­­drucken, vollständig erst nach seinem Tod. Die verschiedenen aufeinander­ folgenden Drucke des Ersten Teils und die komplexe Redaktion der Gesamt­ handschrift des Zweiten Teils führten dazu, dass ein letzter autornaher – das heißt unter Goethes direkter Mitwirkung und unmittelbarer Kontrolle entstan­ dener – Text beider Teile in keiner einzelnen erhaltenen Fassung vorliegt. Die sorgfältige Prüfung aller Drucke und der Handschriften sowie ihres Zustande­ kommens erlaubt es aber, einen von autorfremden Störungen bereinigten Text herzustellen. Er bietet den letzten autornahen Textzustand, der sich auf metho­ disch gesicherte Weise erreichen lässt. Beide Publikationen – Gesamthandschrift und Konstituierter Text – zusammen zum Komplettpreis: Johann Wolfgang Goethe Faustedtion komplett Gesamthandschrift und Konstituierter Text Herausgegeben von Anne Bohnenkamp, Silke Henke und Fotis Jannidis Zwei Foliobände (26 × 41 cm), im leinenbezogenen Schuber, ca. 390 S. Faksimile und 26 faksimilierte Aufklebun­­gen, Halbleinen sowie ca. 440 S. Transkription und Erläuterungen, Halbleinen und ca. 512 S. Lesetext (14,0  × 22,2 cm), Leinen, im Schuber Subskriptionspreis bis 30.9.2018: € 189,– (D); 194,30 (A) Buchhandelspreis ab 1.10.2018: € 224,– (D); € 230,30 (A) ISBN 978-3-8353-3335-2 Oktober   WG 1152


Spitzentitel

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Goethes Faust-Tragödie auf der Grundlage der Handschriften und aller Drucke neu konstituiert.

Johann Wolfgang Goethe Faust Eine Tragödie. Konstituierter Text

Bearbeitet von Gerrit Brüning und Dietmar Pravida Johann Wolfgang Goethe. Faust. Historisch-kritische Edition. Herausgegeben von Anne Bohnenkamp, Silke Henke und Fotis Jannidis ca. 512 S. (14,0  × 22,2 cm), Leinen, im Schuber Subskriptionspreis bis 30.9.2018: € 42,– (D); € 43,20 (A) Buchhandelspreis ab 1.10.2018: € 49,– (D); € 50,40 (A) ISBN 978-3-8353-3334-5 Oktober   WG 1152


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Von Jurek Beckers »Jakob der Lügner« bis zu Art Spiegelmans »Maus«: Wichtige Texte der Holocaustliteratur neu gelesen.

Die Herausgeber Markus Roth, geb. 1972, ist Historiker und stellvertretender Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Universität Gießen. Veröffentlichungen u. a.: Konrad Heiden: Eine Nacht im November 1938. Ein zeitgenössischer Bericht (Mithg., 2013); Andrea Löw und Markus Roth: Juden in Krakau unter deutscher Besatzung 1939 –1945 (2011). Sascha Feuchert, geb. 1971, ist Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur und Professor für Neuere deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Holocaustund Lagerliteratur und ihre Didaktik an der Universität Gießen. Veröffentlichungen u. a.: Friedrich Kellner: »Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne«. Tagebücher 1939–1945 (Mithg., 2011).

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Spitzentitel

HolocaustZeugnisLiteratur 20 Werke wieder gelesen

Vom Beginn der NS-Verfolgungspolitik an wurde und wird diese literarisch verarbeitet. Im Exil, in den Lagern und Gettos sowie in der freien Welt schrie­ ben Menschen über den Holocaust. Auch heute, über 70 Jahre nach dem Krieg, ist er ein wichtiger Topos der Gegenwartsliteratur. Dabei übernimmt die Aus­ einandersetzung mit der Holocaustliteratur eine immer bedeutendere Rolle, da nur noch wenige Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichten können. Sascha Feuchert und Markus Roth haben namhafte Autorinnen und Au­toren gebeten, über zentrale Texte der Holocaustliteratur zu schreiben. Das Buch bietet mitunter sehr persönliche Perspektiven auf das Werk verschiedener Schriftsteller, Einblicke in vergessene oder unbeachtete Texte und es ruft manchen ›Klassiker‹ der Holocaustliteratur, dessen Lektüre weiter zurückliegen mag, wieder in Er­ innerung. Entstanden ist so ein subjektives Panorama der Holocaustliteratur in ihrer ganzen Vielfalt von ihren Anfängen bis in unsere Tage. Inhalt: Wolfgang Langhoff: Die Moorsoldaten (1935). Frank Bajohr Marek Edelman: Das Ghetto kämpft (1945). Sigrid Löffler Rudolf Kalmar: Zeit ohne Gnade (1946). Jörg Skriebeleit Tadeusz Borowski: Bei uns in Auschwitz (1946). Irmela von der Lühe Lina Haag: Eine Handvoll Staub (1947). Wolfgang Benz Robert Antelme: Das Menschengeschlecht (1947). Jens-Christian Wagner Hans Scholz: Am grünen Strand der Spree (1955). Christian Adam H). G). Adler: Eine Reise (1962). Sven Kramer Jorge Semprun: Die große Reise (1963). Franziska Augstein Peter Weiss: Die Ermittlung (1965). Mirjam Wenzel Jean Améry: Jenseits von Schuld und Sühne (1966). Irene Heidelberger-Leonard Jurek Becker: Jakob der Lügner (1969). Jiřy Holy und Hana Nichtburgerova Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz (1972). Sybille Steinbacher Imre Kertész: Roman eines Schicksallosen (1975). Steve Sem-Sandberg Hanna Krall: Dem Herrgott zuvorkommen (1976). Sigrid Löffler Art Spiegelman: Maus (1986). David Safier Ruth Klüger: weiter leben. Eine Jugend (1992). Barbara Distel Victor Klemperer: »Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten« (1995). Volker Ullrich Aharon Appelfeld: Geschichte eines Lebens (1999). Stephan Braese Henryk Mandelbaum: Ich aus dem Krematorium Auschwitz (2009). Piotr Cywiński Boris Cyrulnik: Rette Dich, das Leben ruft! (2012). Gert Scobel


Spitzentitel

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Ein neuer Blick auf 85 Jahre Holocaustliteratur

HolocaustZeugnisLiteratur 20 Werke wieder gelesen Herausgegeben von Markus Roth und Sascha Feuchert ca. 264 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3292-8 Auch als E-Book Juli    WG 1556


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Zum Bauhaus-Jubiläum 2019: Ein Bildband über die Revolu­ tion der Buch- und Reklame­ gestaltung.

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Spitzentitel

Patrick Rössler Neue Typografien Bauhaus & mehr: 100 Jahre funktionales Grafik-Design in Deutschland

Der Autor Patrick Rössler, geb. 1964, ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt. Er ist Mitglied der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und als Kurator u. a. für das Bauhaus-Archiv Berlin und das GutenbergMuseum Mainz tätig (u. a.: »Das Bauhaus am Kiosk: die neue linie 1929 –1943«, 2006 /2009). Veröffentlichungen u. a.: Filmfieber. Deutsche Kino­ publizistik 1917 –1937 (2017); bauhaus.typography / bauhaus. typographie (2017); Herbert Bayer: Die Berliner Jahre. Werbegrafik 1928 –1938 (2013).

Mit dem funktionalen Grafik-Design der Neuen Typographie setzte sich in den 1920er Jahren eine gestalterische Bewegung durch, die sich klassischen LayoutPrinzipien verweigerte. Ziel war eine Optimierung der Drucksachen hinsicht­ lich ihrer Lesbarkeit, die Standardisierung in Schrifttypen wie Blattformaten und insgesamt eine Orientierung an der Deutschen Industrienorm (DIN). Die anachsiale Satzanordnung von bevorzugt serifenlosen Schrifttypen in größt­ möglicher Klarheit, ohne ablenkenden Zierrat und mit der neusachlichen Foto­ grafie als auffälligem Bildelement setzte sich bei der werbetreibenden Wirt­ schaft durch und bestimmt unsere visuelle Sozialisation bis heute. Die Neue Typografie brachte in Deutschland u. a. mit Willi Baumeister und Kurt Schwitters, Max Burchartz und Walter Dexel, den Geschwistern Leistikow oder Herbert Bayer und Joost Schmidt vom Bauhaus eine eindrucks­ volle Reihe bedeutender Grafik-Designer des 20. Jahrhunderts hervor. Das Buch versammelt ausgewählte Schlüsselwerke, aber auch frisch entdeckte Arbeits­ proben bekannter und weniger bekannter funktionaler Gestalter. Aufgeteilt in elf Kapitel werden über 500 Druckwerke vorgestellt, von der Anzeige bis zum Plakat, Buchumschläge, Zeitschriftencover oder Geschäftsdrucksachen wie Briefbogen und Firmenkalender. Es werden sowohl die klassischen Bildikonen der Neuen Typografie – etwa von Jan Tschichold oder László Moholy-Nagy – als auch bisher wenig verbreitete Entwürfe aus der Reklame- und Buchgestaltung der Epoche gezeigt. Das Buch erscheint begleitend zur Ausstellung »Das Bauhaus wirbt. Neue Typografie und funktionales Grafik-Design in der Weimarer Republik«, die von März bis Mai 2019 im KunstForum Gotha zu sehen sein wird.

Innovation Anfänge

Im selben Jahr wandte El Lissitzky, der sich längere Zeit auch in Deutschland aufhielt, mit der ihm zugeschriebenen Gestaltung der ersten beiden Nummern der Avantgarde-Zeitschrift G (erschienen im Juli und September 1923 im Zeitungsformat; Abb. 6), die Neue Typographie wieder für das Layout von Periodika an. Deren Einbruch in die behaglich-verspielten Art-Deco-Welten des europäischen Kunsthandwerks hatte er schon zwei Jahre zuvor aufs brutalste inszeniert: Sein epochaler Umschlag für ein Frank-Lloyd-Wright-Sonderheft der holländischen Architekturzeitschrift Wendingen (1921) verschmähte jeglichen Zierrat und lieferte stattdessen eine Gleichgewichtsstudie mit Fluchtpunkt auf der Rückseite des Umschlags ( Abb. 7). Diese radikale Abkehr von einer klassischen Ästhetik stand im Dialog mit der Stijl-Bewegung rund um Piet Mondrian und Theo van Doesburg, die Tschichold aufgrund ihrer Reduktion auf die Grundfarben, senkrechte und waagrechte Linien (»Neoplastizismus«) als weitere Inspiration für die Neue Typografie nennt. Dementsprechend sparsam ist auch das Mitteilungsblatt dieser Bewegung gestaltet ( Abb. 8), die zahlreiche Berührungspunkte zum Konstruktivismus aufwies. Schließlich registriert Tschichold auch die Experimente der Dadaisten, die in ihren Collagen, Plakaten und Drucksachen zunächst alle Konventionen zu sprengen schienen und damit gerade keinen Beitrag zu einer funktionalen, auf optimale Vermittlung abzielenden Typografie leisteten. Aber wie schon die eingangs erwähnte Ausgabe der Neuen Jugend von 1917 ein entscheidender Schritt zu einer Versachlichung war, trugen auch weitere Publikationen eher die Handschrift der Neuen Typografie: Grosz selbst setzte die visuelle Logik dieses Prospektes in dem Umschlag seiner Mappe »Mit Pinsel und Schere« (1922) fort – eine geradlinige Akzidenz, wieder unterstützt durch die Grundfarben rot und grün ( Abb. 9). Auch französische Protagonisten orientierten sich in einigen ihrer Publikationen an dem Trend zur Vereinfachung, wie schon die erste Ausgabe von Malespines Zeitschrift Manomètre aus dem selben Jahr verdeutlicht: Deren Umschlag wird beherrscht von den neun Lettern des Titels, in ihrer streng symmetrischen Anordnung schon selbst als Bildmarke wirkend ( Abb. 10).

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Abb.7) John Heartfield & George Grosz:

Gesamtgestaltung der Zeitschrift „Neue Jugend“ (Juni 1917, »Prospekt zur kleinen Grosz-Mappe«; Reprint)

In the same year El Lissitzky, who also spent a longer time in Germany, again used New Typography for the layout of periodicals, in the design (ascribed to him) of the first two issues of the avant-garde magazine G� (published in July and September 1923 in newspaper format, Fig. 6). Two years earlier he had used the new style in a brutal break with the cosy, playful Art Déco worlds of European arts and crafts: His epochal cover for a special issue on Frank Lloyd Wright of the architecture magazine Wendingen (1921) spurned all decoration and delivered instead a study in balance with a vanishing point on the back cover ( Fig. 7). This radical rejection of a classical aesthetic stood in dialogue with the De Stijl movement around Piet Mondrian and Theo van Doesburg, who Tschichold identifies as further inspiration for the New Typography, because of its reduction to basic colours, vertical and horizontal lines (»Neoplasticism «). The De Stijl journal is also correspondingly sparingly designed ( Fig. 8), the movement having many points of contact with Constructivism. Finally Tschichold also registers the experiments of the Dadaists who in their collages, posters and print products seem at first to cast aside all conventions, thereby making no contribution to a functional typography aimed at optimum communication. But just as the 1917 issue of Neue Jugend mentioned above was a key step towards a more objective approach, other publications, too, tended towards the principles of New Typography: Grosz himself continued the visual logic of this brochure in the cover for his folder »Mit Pinsel und Schere« (1922) – a straight-lined publication, again supported by the basic colours of red and green ( Fig. 9).

( Abb.8) John Heartfield & George Grosz: Gesamtgestaltung der Zeitschrift „Neue Jugend“ (Juni 1917, »Prospekt zur kleinen Grosz-Mappe«; Reprint)

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( Abb.9) John Heartfield & George Grosz: Gesamtgestaltung der Zeitschrift „Neue Jugend“ (Juni 1917, »Prospekt zur kleinen Grosz-Mappe«; Reprint)


Spitzentitel

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Ein großartiges Bild- und Textbuch zum Bauhaus-Jubiläum 2019 und darüber hinaus

Patrick Rössler Neue Typografien Bauhaus & mehr: 100 Jahre funktionales Grafik-Design in Deutschland New Typographies Bauhaus & Beyond: 100 years of functional Graphic Design in Germany

Zweisprachige Ausgabe (deutsch / englisch) ca. 232 S., ca. 500 farbige Abb., Großformat 21,0 × 29,7 cm, geb., Leinen, Wendeumschlag ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-3367-3 September   WG 1585

Diffusion National

( Abb. 8) Max Burchartz: Tourismusprospekt für die Stadt Dortmund (um 1930)

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Diffusion National

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Diffusion Mitteldeutschl and

(Abb. 17 – 22) Friedrich Peter Drömmer

(Abb. 24, 25) Friedrich Peter Drömmer

Werbefaltblätter für Heißwassergeräte 8° bis 4°, gefaltete bzw. geheftete Bogen;

Geburtstagserinnerung Hugo Junkers 3. Februar 1859 1929 4°, 40 S., Broschur; Dessau: Junkers, 1929

Dessau: Junkers, ab 1928

Mit einem unerwarteten Beiträger kehrte Der gefesselte Blick schließlich zu den Wurzeln der Neuen Typographie zurück: John Heartfield, schon 1917 mit verantwortlich für den »Prospekt zur kleinen Grosz-Mappe« als deutschem Urknall der Bewegung, wird mit nur einem Statement zitiert: »Neue politische Probleme verlangen neue Propagandamittel. Hierfür besitzt die Fotografie die größte Ueberzeugungskraft [sic!].« Abgebildet sind daraufhin freilich nicht seine kämpferischen Fotomontagen für die Propaganda-Drucksachen der Kommunistischen Partei und ihre Medien, sondern die werbegrafisch interessanteren Schutzumschläge für die Bücher u.a. des Malik-Verlages seines Bruders Wieland Herzfelde. Eine Reihe von Entwürfen für die Werkausgabe von Upton Sinclair entspricht mit ihren vertikal gestellten Versalien, die eine auf den Buchinhalt abgestimmte Titelmontage seitlich begrenzen, ziemlich genau den Erwartungen an ein funktionales Grafik-Design ( Abb. 9).

( Abb. 9) John Heartfield: Schutzumschlag zu „Der Sündenlohn“ von Upton Sinclair (Malik Verlag Berlin, 1929)

Etwas verspielter, aber deswegen nicht weniger suggestiv erwies sich sein Cover für einen Band mit erotischen Liebesdichtung im Verlag von Rudolf Kaemmerer (1925): Der durch das »O« gesteckte Ringfinger konnte als subtile Anspielung die Zensurmaßnahmen der Tugendwächter geschickt umgehen und steht in der dramatischen Reduktion auf Bildmotiv und Buchtitel für ein konsequent minimalisiertes Grafik-Design, das ohne weitere visuelle Effekte auskommt ( Abb. 10).

( Abb. 10) John Heartfield: Schutzumschlag zu „Eros. Das Buch der Leidenschaft und der Liebe“, hg. von Franz Schulz (Rudolf Kaemmerer Verlag Berlin, 1925)

With an unexpected contributor, Der gefesselte Blick returned finally to the roots of New Typography: John Heartfield, co-responsible from as early as 1917 for the brochure to the small Grosz folder, the German »Big Bang« moment for the movement, is quoted with only one statement: »New political problems demand new means of propaganda. For this photography has the greatest power of persuasion [sic!].« What is depicted are admittedly not his militant photomontages for the printed propaganda of the Communist Party and its media, but the interesting advertising graphics on the dust covers of books from publishers such as Malik, which was run by his brother Wieland Herzfelde. With their vertically positioned capitals bordering a title montage attuned to the book’s content, a range of designs Heartfield produced for the publication of the works of Upton Sinclair conform very precisely to the expectations of functional graphic design ( Fig. 9). More playful, but for that no less suggestive, is his cover for a volume of erotic love poetry published by Rudolf Kaemmerer (1925): With a subtle reference a ring finger inserted through the »O« – he skilfully circumvented the censure by the guardians of public virtue. The dramatic reduction here to a picture motif and the book title stands for a consistent minimalist graphic design that achieves its impact without any further visual effects ( Fig. 10).

(Abb. 23)

(Abb. 26)

Joost Schmidt (zugeschr.) Prospekt ein Loch in der Tasche kl. 8°, 36 S., geheftet; Dessau: Junkers, um 1926

unbekannte/r Gestalter/in Plakat Überall warmes Wasser 59,9 x 83,0 cm, Dessau: Junkers, um 1930

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Der Mensch nach Maß – Bevölkerungspolitik und ProtoEugenik in der Frühen Neuzeit.

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Spitzentitel

Maren Lorenz Menschenzucht Frühe Ideen und Strategien 1500 –1870

Die Autorin Maren Lorenz, geb.1965, ist Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit und Geschlechtergeschichte an der Universität Bochum. Sie studierte Geschich­te, Politik­ wissenschaften und Psycho­ logie und lehrte u. a. in Washington, D. C., Wien, Basel und Toronto. Veröffentlichungen u. a.: Das Rad der Gewalt. Militär und Zivilbevölkerung in Norddeutschland nach dem Dreißigjährigen Krieg. 1650 –1700 (2007); Leibhaftige Vergangenheit. Einführung in die Körpergeschichte (2000); Kriminelle Körper – Gestörte Gemüter. Die Normierung des Individuums in Gerichtsmedizin und Psychiatrie der Aufklärung (1999).

Nicht erst seit der Moderne wünscht man sich den optimal leistungsfähigen Menschen. Utopien der Menschenzucht sind vielleicht so alt wie die mensch­ liche Zivilisation selbst. Bereits in der Renaissance und ausgerechnet während der Aufklärung ge­ wannen Fragen der Bevölkerungspolitik in Europa und den jungen USA an Relevanz. Nicht nur Ökonomen, Politiker und Mediziner entwarfen Szenarien und suchten nach Wegen zur Produktion perfekter »Untertanen«. Auch Lite­ raten, Journalisten, Philosophen, Sexualaufklärer, Theologen, religiöse Uto­ pisten und erste Frauenrechtlerinnen forderten staatliche Regulation und Kontrolle über die menschliche Reproduktion. Dieses vorher religiös bestimmte Thema sollte sich nun allein am Staatswohl und nicht am Recht des Individu­ ums orientieren. Maren Lorenz untersucht Utopien und Konzepte der Menschenzucht im Alten Reich, Großbritannien, Frankreich und den USA. Sie betrachtet wissen­ schaftliche, religiöse und politische Diskurse ebenso wie Literatur, Zeitschriften und Sexual- und Eheratgeber. Die Vielzahl der Beispiele zeigt, wie sich die Grenzen des öffentlich Sagbaren und sozial Machbaren immer weiter verschoben, bis sich Ende des 19. Jahrhunderts die Eugenik als eigene Wissenschaft etablierte.


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Wallstein Verlag Herbst 2018

Ein facettenreiches Sachbuch über die Anfänge der Bevölkerungspolitik

Maren Lorenz Menschenzucht Frühe Ideen und Strategien 1500 –1870

ca. 400 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3349-9 Auch als E-Book September   WG 1555


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Ein sehr persönliches Buch über einen überzeugten Rassenbiologen, unnahbaren Großvater und widersprüchlichen Menschen.

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Spitzentitel

Eva F. Dahlgren Großvater war Rassenbiologe Eine Geschichte über Menschenwürde

Die Autorin Eva Dahlgren, geb. 1952, ist Journalistin und Autorin. In den 2000er Jahren erregte sie mit dem Buch über ihren Großvater (»Farfar var rasbiolog«) und einem Buch über Insassinnen der staatlichen Zwangsarbeiteranstalt von Landskrona (»Fallna Kvinnor«, dt. »Gefallene Frauen«) große Aufmerksamkeit. Der Übersetzer Benedikt Grabinski, geb. 1981, hat Religionswissenschaft, Skandinavistik und Philosophie studiert. Er übersetzt Literatur aus dem Isländischen und Schwedischen. Übersetzungen u. a.: Kajsa Ekis Ekman, Ware Frau (2016).

Lange kannte die Journalistin Eva Dahlgren ihren Großvater K. V. Ossian Dahlgren nur als Botanikdozenten der Universität von Uppsala, der sich mit der Veredelung von Pflanzen befasste. Als erwachsene Frau musste sie jedoch feststellen, dass er in den 1930er Jahren einer der führenden Rassenbiologen Schwedens war. Er war überzeugt, dass die nordische Rasse durch Zeugung großer blonder Kinder zu bewahren sei. In der eigenen Familie hingegen ent­ sprach niemand seinem rassischen Ideal: Seine eigene Frau war sehr klein; zu­ sammen hatten sie vier Kinder, keines groß und blond. Die eigenen Erinnerungen führen Eva Dahlgren immer wieder zurück in das Arbeitszimmer ihres Großvaters. Dort mussten sich die Enkel einmal im Jahr vor dem Schreibtisch aufstellen, um ihre Schädel vermessen zu lassen. Eva Dahlgren versucht das kindliche Bild, das sie von ihrem Großvater hatte, mit dem des radikalen Rassetheoretikers in Einklang zu bringen. Mit­ hilfe von Briefen und Tagebüchern versucht sie herauszufinden, was in dem Rassenbiologen und Familienvater vorging. Erst allmählich beginnt sie zu verstehen, wie sehr seine Kinder unter seinen hohen Anforderungen litten.


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»Ich stelle dieses Buch in das Regal mit den zukünftigen Klassikern.« Göteborg Posten

Eva F. Dahlgren Großvater war Rassenbiologe Eine Geschichte über Menschenwürde

Aus dem Schwedischen übersetzt von Benedikt Grabinski ca. 288 S., ca. 12 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-3296-6 Oktober   WG 1556


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Eine Gesamtdarstellung von Lessings Leben und Werk, die eine Bestandsaufnahme der Forschung liefert und neue Akzente setzt.

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Friedrich Vollhardt Gotthold Ephraim Lessing Epoche und Werk

Gotthold Ephraim Lessing (1729 –1781), wohl der heute noch bekannteste Dichter der deutschen Aufklärung. Mit seinen Dramen und theo­ retischen Schriften, die vor allem dem Toleranz­gedanken verpflichtet sind, hat er wesentlich zur Entwicklung des Theaters beigetragen und die öffentliche Wirkung von Literatur nachhaltig beeinflusst. Der Autor Friedrich Vollhardt ist Ordinarius für Neuere deutsche Literatur (Frühe Neuzeit) an der Univer­ sität München. Veröffentlichungen u. a.: Gotthold Ephraim Lessing: Laokoon oder Über die Gren­zen der Malerei und Poesie (Hg., 2012); Selbstliebe und Geselligkeit. Untersuchungen zum Verhältnis von naturrechtlichem Denken und Literatur im 17. und 18. Jahrhundert (2001).

Lessing gilt als einer der Hauptvertreter der deutschen Aufklärung. Er verkörpert den Typus des freien Schriftstellers und Intellektuellen und ist für die sprachliche Eleganz seiner Schriften und seine Unbestechlichkeit als Kritiker berühmt. Dieses Bild wird Lessing aber nur zu einem Teil gerecht: Sein Werdegang ist von Zufällen und Widersprüchen geprägt, er hat mit einer Vielzahl literarischer Formen experimentiert und Fragmente aus unterschiedlichen Disziplinen hinter­ lassen. Friedrich Vollhardt zeichnet Lessings Leben und Werk nach, blickt auf die Forschung und präsentiert Lessing als überraschend modernen Dichter und Denker. Vollhardt interessiert sich für die Handlungsräume des Schriftstellers, er folgt Lessing in die aktuellen Debatten der Zeit, um Konstellationen im litera­ rischen Leben sichtbar zu machen. Er zeigt, dass Lessings Denken mehr mit dem Späthumanismus der Zeit um 1700 als mit dem Subjekt- und Freiheitsbegriff der Weimarer Klassik teilt, auf den es gleichwohl vorausweist. Die für diesen Band besonders wichtigen Zusammenhänge lassen sich unter den Stichworten ›Natur und Recht‹, ›Aufklärung und Religion‹ sowie ›Individualität und Autorschaft‹ fassen.


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»Der Münchner Germanist Friedrich Vollhardt ist einer der gelehrtesten und gedankenklarsten Vertreter dieses Faches.« Frankfurter Allgemeine Zeitung

Friedrich Vollhardt Gotthold Ephraim Lessing Epoche und Werk

ca. 400 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3328-4 Auch als E-Book September   WG 1562


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Gegenwart

Walter Pamminger Konzeptionelles Buchgestalten

Buchgestaltung als Visualisierung des Ungewussten: »Ich möchte, dass meine Auftrag­ geber etwas erfahren, das sie zuvor nicht gewusst haben.«

Walter Pamminger Konzeptionelles Buchgestalten

Ästhetik des Buches, Bd. 10. Herausgegeben von Klaus Detjen ca. 80 S., ca. 20 Abb., engl. brosch. ca. € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-3314-7 September   WG 1744

Der Autor Walter Pamminger, geb. 1954, Studium der Chemie an der TU Wien. Buchgestalter im Bereich Kunst und Kultur, Kurator von Symposien zum Thema Buchgestaltung und visuelle Kultur. Preise u. a. von der Stiftung Buchkunst und vom Design­ zentrum NRW, Ehrenmitglied von designaustria. Veröffentllichungen u. a.: Exzess des Buches (2006).

Walter Pamminger ist bekannt für seine konzeptuelle und unprätentiöse Buch­ gestaltung, die die räumlichen Strukturen des Buches nutzt, um den Erkenntnis­ gewinn zu steigern. Entgegen konventioneller, gefälliger Gestaltung, die auf den unmittelbaren optischen Genuss setzt und bei passiver Illustrierung oder euphorisierender Widerspiegelung der Inhalte Halt macht, ist Gestaltung für Pamminger ein kreativer, inhaltsgenerierender Darstellungsakt. Die von ihm vorangetriebene Neuausrichtung der Buchgestaltung versucht, die graphischen Potentiale der Inhalte tiefer auszuloten. Es geht ihm darum, bislang nicht Wahr­ genommenes zu Tage zu fördern und andersartige Lektüren zu ermöglichen. Für ihn ist das Buch ein genuin transformierendes und erhellendes Medium. Seine Arbeiten, die er als »intermediale Übersetzungen« ansieht, begründen nicht nur eine mögliche Autorschaft des Gestalters, sie eröffnen auch den Rezi­pienten neue Spielräume. An ausgewählten Publikationen erklärt Pamminger sein Verständnis funk­ tionaler Gestaltung von der Idee bis zum fertigen Buch.


Gegenwart

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Konstellationen Gespräche zur Gegenwartsliteratur

Faszinierende Einblicke in das Schaffen von zehn herausragenden Gegenwartsautorinnen und -autoren.

Konstellationen Gespräche zur Gegenwartsliteratur Herausgegeben von Monika Eden, Literaturbüro Oldenburg Mit einem Vorwort von Monika Eden ca. 192 S., Klappenbroschur ca. € 20,– (D); € 20,60 (A) ISBN 978-3-8353-3324-6 Auch als E-Book November   WG 1112

»Ich will nicht behaupten, dass ich klug bin, weil ich mein ganzes Leben lang Literatur gelesen habe. Aber man wird auch nicht dümmer.« Michael Krüger zu seinem Roman »Das Irrenhaus«

Zehn Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die den literarischen Diskurs der Gegenwart maßgeblich prägen – wie etwa Olga Grjasnowa, Ingo Schulze oder Matthias Politycki – haben mit Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen über ihre ästhetische Praxis gesprochen. Die Ergebnisse hat Monika Eden nun zu einer spannenden Anthologie zusammengestellt. Im Fokus stehen die krea­ tiven Schreibprozesse und individuelle Poetiken sowie das Selbstverständnis dieser zehn Schriftsteller. Gespräche mit: Olga Grjasnowa, Saskia Hennig von Lange, Michael Krüger, Sibylle Lewitscharoff, Verena Lueken, Annette Pehnt, Katja Petrowskaja, Matthias Politycki, Ingo Schulze, Feridun Zaimoglu

Die Herausgeberin Monika Eden, geb. 1968, Studium der Germanistik und der Kunst, seit 1998 Leiterin des Literaturbüros Oldenburg. Veröffentlichungen u. a.: Im Atelier. Beiträge zur Poetik der Gegenwartsliteratur (Hg., 2008); Jubel Jahre (Hg., 2003).


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Gegenwart

Arbeit 5.0 oder Warum ohne Muße alles nichts ist

Wozu eigentlich arbeiten? Und was macht man, wenn man nicht arbeitet? Zahlreiche prominente Autorinnen und Autoren gehen den Fragen nach Arbeit, Muße und ihrem Verhältnis zueinander nach.

Arbeit 5.0 oder Warum ohne Muße alles nichts ist Herausgegeben von Martin W. Ramb und Holger Zaborowski ca. 216 S., geb., Schutzumschlag ca. € 20,– (D); € 20,60 (A) ISBN 978-3-8353-3340-6 Juli   WG 1112 Die Herausgeber Martin W. Ramb, geb. 1969, studierte Philosophie, Andra­ gogik und Theologie in Vallendar und Bonn. Als Schulamtsdirektor i.  K. leitet er die Abteilung Religionspädagogik im Bischöflichen Ordinariat Limburg und ist Chefredakteur des Bildungsmagazins »Eulenfisch«. Veröffentlichungen u. a.: Jenseits der Ironie (Mithg., 2016); Helden und Legenden (Mithg., 2015). Holger Zaborowski, geb. 1974, studierte Philosophie, Theologie, Latein und Griechisch in Freiburg i. Br., Basel und Cambridge und promovierte in Oxford und in Siegen. Nach Zwischenstationen in Freiburg und Washington, D. C., ist er seit 2012 Professor für Philosophie an der Philosophisch-Theo­ logischen Hochschule Vallendar. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Philosophie der Neuzeit, Ethik, Religionsphilosophie und politischen Philosophie. Veröffentlichungen u. a.: Jenseits der Ironie (Mithg., 2016); Helden und Legenden (Mithg., 2015).

Die moderne Gesellschaft ist in konstantem Wandel. Nicht zuletzt die Arbeits­ welt steht vor gewaltigen Transformationen. Globalisierung, der technische Fortschritt und insbesondere die Digitalisierung führen zu neuen Herausforde­ rungen. Die Industrie steht in einem weltweiten, immer schneller werdenden Wettbewerb – und mit ihr jeder einzelne Arbeitnehmer. Für Menschen mit ge­ ringen Qualifikationen ist es schwierig, eine Arbeitsstelle zu finden. Ihre Arbeit wird heute oft von Maschinen übernommen. Andere müssen immer mehr arbei­ ten. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind fließend geworden. Politik und Wirtschaft müssen über den Charakter und die Rahmenbedin­ gungen von Arbeit neu nachdenken – vor allem aufgrund des in vielen Branchen schon spürbaren Arbeitskräftemangels. Aber auch auf gesellschaftlicher und individueller Ebene stellen sich viele Fragen. Die Zeit ohne Arbeit ist nicht allein »Freizeit«, von Arbeit freie Zeit. Es gibt ein anderes, unmodisch gewordenes Wort, das sie bezeichnet: Muße: jene Zeit, die man für sich hat – die also nicht äußeren Zwecken untergeordnet ist. Mit Beiträgen u. a. von: Sabine Bätzing-Lichtenthäler (Sozialministerin RLP), Christian Felber (Aktivist und Autor), Corinne Michaela Flick (Unternehmerin), Martin Görlitz (Stifter), Franziskus von Heereman (Philosoph), Alexander Lorz (Kultusminister Hessen), Eckhard Nordhofen (Philosoph), Hartmut Rosa (Soziologe), Patrick Roth (Schriftsteller), Markus Rudolf (Ökonom), Abt Johannes Schaber OSB (Theologe), Christian Schüle (Journalist), Hartmut Sommer (Publizist), Andrea Stoll (Filmemacherin), Eduard Zwierlein (Unternehmensberater)


Editionen

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Giovan Pietro Bellori Die Leben der modernen Maler, Bildhauer und Architekten Zweisprachige, kommentierte Ausgabe inklusive der unpublizierten Viten Guido Renis, Andrea Sacchis und Carlo Marattas Herausgegeben von Elisabeth Oy-Marra und Tristan Weddigen mit Anja Brug

Giovan Pietro Bellori (1613 –1696) zählt zu den ersten Kunsttheoretikern, die nicht vorrangig Künstler waren. Er war ein Verfechter des Klassizis­ mus und seine brillanten Lebensbeschreibungen zeitgenössischer Künstler gelten heute als wichtigste Quelle über die Kunst Roms des 17. Jahrhun­ derts. Belloris Viten stehen deutlich in der Nachfolge Giorgio Vasaris. Anders als dieser wählte Bellori für seine Publikation aus dem Jahr 1672 allerdings nur 15 Künstler aus. Unter der Leitung der Kunsthistoriker Elisabeth Oy-Marra und Tristan Weddigen werden die Lebensbeschreibungen nun erstmals ins Deutsche übertragen und kritisch kommentiert. Die zweisprachigen Bände werden von den Bandherausgebern eingeleitet und mit einem Essay versehen. Die Bellori-Edition ist auf 13 Bände angelegt und soll bis 2023 erscheinen.

Editionsplan Bd. 1:

Die Idee des Malers, Bildhauers und Architekten, hg. von Elisabeth Oy-Marra (2018)

Bd. 2: Das Leben des Agostino Carracci & Das Leben des Annibale Carracci, hg. von Henry Keazor (2023) Bd. 3: Das Leben des Domenico Fontana, hg. von Costanza Caraffa und Claudia Marra (2019) Bd. 4: Das Leben des Federico Barocci, hg. von Ulrike Tarnow (2021) Bd. 5: Das Leben des Michelangelo Merisi da Caravaggio, hg. von Valeska von Rosen (2018) Bd. 6: Das Leben des Peter Paul Rubens & Das Leben des Anthonis van Dyck, hg. von Fiona Healy (2020) Bd. 7:

Das Leben des François Duquesnoy & Das Leben des Alessandro Algardi, hg. von Frank Martin (2019)

Bd. 8: Das Leben des Domenico Zampieri, hg. von Marieke von Bernstorff (2021) Bd. 9: Das Leben des Giovanni Lanfranco, hg. von Elisabeth Oy-Marra (2021) Bd. 10: Das Leben des Nicolas Poussin, hg. von Henry Keazor (2022) Bd. 11: Das Leben des Guido Reni, hg. von Gabriele Wimböck (2023) Bd. 12: Das Leben des Andrea Sacchi, hg. von Elisabeth Oy-Marra (2020) Bd. 13: Das Leben des Carlo Maratti, hg. von Sabrina Leps (2022)

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Auftakt der

BelloriEdition


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Giovan Pietro Bellori Die Idee des Malers, Bildhauers und Architekten Die magna charta des römischen Klassizismus.

Giovan Pietro Bellori Die Idee des Malers, Bildhauers und Architekten Idea del pittore, dello scultore e dell’architetto Kommentiert von Elisabeth Oy-Marra unter Mitarbeit von Sabrina Leps, mit einer Einführung und einem Essay von Elisabeth Oy-Marra Aus dem Italienischen übersetzt von Anja Brug und Irina Schmiedel unter Mitarbeit von Ulrike Tarnow Giovan Pietro Bellori: Le vite de’ pittori scultori ed architetti moderni. Die Leben der modernen Maler, Bildhauer und Architekten, Bd. 1. Herausgegeben von Elisabeth Oy-Marra und Tristan Weddigen mit Anja Brug Italienisch-Deutsche Ausgabe ca. 224 S., ca. 16 z. T. farbige Abb., geb. ca. € 24,– (D); € 24,70 (A) ISBN 978-3-8353-3365-9 Oktober   WG 1582

Die Herausgeberin Elisabeth Oy-Marra, geb. 1959, ist Professorin für Kunst­ geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Mainz. Sie war Visiting Senior Fellow am Center of Advanced Studies in the Visual Arts (CASVA) sowie Guest Researcher am Getty Research Institute in Los Angeles. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen auf Malerei und Kunsttheorie des 17. Jahrhunderts sowie der Wissens- und Sammlungsgeschichte der Frühen Neuzeit. Veröffentlichungen u. a.: Intermedialität von Bild und Musik (Mithg., 2018); Caravaggios Erben. Barock in Neapel, Ausstellungskatalog Museum Wiesbaden (Mithg., 2016).

Seinen zwölf Viten hatte Bellori unter dem Titel »Idea« einen philosophischkunsttheoretischen Text vorangestellt, der ursprünglich als Rede vor der rö­ mischen Künstlerakademie, der Accademia di San Luca, kon­z ipiert worden war. Seine Berühmtheit verdankt der Text vor allem Erwin Panofsky, der ihn in seinem gleichnamigen Buch »Idea« aus dem Jahr 1924 als End- und Wende­ punkt der Auseinandersetzung mit der platonischen Idee in der Renaissance inter­ pretierte. Mit seiner Charakterisierung der »Idea« Belloris als magna charta des Klassizismus prägte Panofsky bis heute die wissenschaftliche Auseinander­setzung mit dem Gesamtwerk. Die Ausgabe der »Idea« ist der Auftakt der auf 13 Bände konzipierten kri­ tischen Bellori-Edition, für die die Lebensbeschreibungen erstmals ins Deut­ sche übertragen werden. Sie wird mit einem biografischen Überblick über den Autor und der Entstehung der »Viten« von Elisabeth Oy-Marra eingeleitet. In einem Essay geht die Herausgeberin der spezifischen Rezeptions­geschichte der Idea nach und behandelt die von Bellori diskutierten Themenfelder einer ideengeleiteten Nachahmung sowie seine Kritik an den »naturalistischen« Strömungen in der Kunst seiner Zeit.


Editionen

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Giovan Pietro Bellori Leben des Michelangelo Merisi da Caravaggio

Giovan Pietro Bellori Leben des Michelangelo Merisi da Caravaggio Vita di Michelangelo Merisi da Caravaggio

Ein brillanter Essay über den Begründer der Barockmalerei und ein Meilenstein in der Entwicklung der modernen Kunsttheorie.

Herausgegeben, neu übersetzt, kommentiert und mit einem Essay versehen von Valeska von Rosen; Übersetzung und Kommentar unter Mitarbeit von Anja Brug und Isabell Franconi Giovan Pietro Bellori: Le vite de’ pittori scultori ed architetti moderni. Die Leben der modernen Maler, Bildhauer und Architekten, Bd. 5. Herausgegeben von Elisabeth Oy-Marra und Tristan Weddigen mit Anja Brug Italienisch-Deutsche Ausgabe ca. 192 S., ca. 14 z. T. farbige Abb., geb. ca. € 24,– (D); € 24,70 (A) ISBN 978-3-8353-3366-6 Oktober   WG 1582

Die Lebensbeschreibung des Malers Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571 –1610), mit deren Abfassung Giovanni Pietro Bellori die Arbeit an seinen »Viten« begann, stellte ihn vor eine besondere Aufgabe: Wie kann Caravaggios forcierte »Neuheit« und sein bewusster Bruch mit den Traditionen der Malerei beschrieben werden? Welche Begrifflichkeit ist der Bildsprache des Malers adäquat, welche Metaphorik ihr angemessen? Und schließlich: Welcher Modus ist in der Abfassung der Vita zu wählen: ein um Neutralität bemühter kunsttheoretischer oder ein tendenziell kunstkritischer? Valeska von Rosen zeigt in ihrem Essay, dass Belloris Caravaggio-Vita aus dem Impuls heraus entstand, ein ungewöhnliches künstlerisches »operare«, wie es der Autor nennt, kunsttheoretisch adäquat zu reflektieren und nicht vorrangig kritisch zu bewerten. Bellori versuchte, Caravaggios ungewöhn­ liche Auffassung malerischer Mimesis theoretisch-begrifflich zu erfassen, dafür eine prägnante Terminologie zu entwickeln und deren Voraussetzungen im antiken Kunstdiskurs aufzuzeigen. Die eigentliche Lebensschilderung des Künstlers bildet entsprechend nur den Rahmen dieses kunsttheoretischen Elaborats, das vorrangig um deskriptive Neutralität bemüht ist und erst dann kritisch Stellung nimmt, wenn es die Makrostruktur der Vitensammlung er­ fordert, dem Maler einen Ort in einem diachronen Ablauf einer Entwicklungs­ geschichte der Kunst zuzuweisen.

Die Herausgeberin Valeska von Rosen, geb. 1968, ist Pro­fessorin für allgemeine Kunstgeschichte an der Uni­ versität Bochum, sie war Stipendiatin oder Fellow der DFG, der Bibliotheca Hertziana (MaxPlanck-Institut für Kunstgeschichte I, Rom), der GerdaHenkel-Stiftung und des Wissenschafts­kollegs zu Berlin (Institute for Advanced Study). Sie leitet ein Forschungsprojekt über Kunsthistoriographie und Künstlerbiographik im 17. Jahrhundert. Veröffentlichungen u. a.: Verhandlungen in Utrecht. Ter Brugghen und die religiöse Bildsprache in den Niederlanden (2015); Caravaggio und die Grenzen des Darstellbaren. Ambiguität, Ironie und Performativität in der Malerei um 1600 (2011).


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Johann Conrad Wagner »Meine Erfahrungen in dem gegenwärtigen Kriege« Tagebuch des Feldzugs mit Herzog Carl August von Weimar Beschreibung des Feldzugs gegen Frankreich von einem, der sagen kann: »Ich bin dabei gewesen.«

Johann Conrad Wagner »Meine Erfahrungen in dem gegenwärtigen Kriege« Tagebuch des Feldzugs mit Herzog Carl August von Weimar

Herausgegeben von Edith Zehm Mit einem Vorwort von Gustav Seibt Schriften der GoetheGesellschaft, Bd. 78. Herausgegeben von Jochen Golz ca. 512 S., ca. 60 z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 59,– (D); € 60,70 (A) ISBN 978-3-8353-3356-7 Dezember   WG 1117

Johann Conrad Wagner (1737 –1802), Lakai, Kammer­ diener, Cämmerier, Schatullier am Hof von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, 1792-1794 Verwalter der Feldkasse für die herzogliche Suite. Die Herausgeberin Edith Zehm, geb. 1940, Studium der Germanistik und Kunst­ geschichte, 1987–2005 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche Philologie der Universität München, 1994 –2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Edition von Goethes Tagebüchern der Klassik Stiftung Weimar, Mit­ herausgeberin der Münchner Goethe-Ausgabe und seit 1999 des Goethe-Jahrbuchs. Gustav Seibt (geb. 1959), Histo­ riker, Literaturkritiker, Schriftsteller und Journalist, ver­ öffentlichte 2008 »Goethe und Napoleon. Eine historische Begegnung« und 2014 »Mit einer Art von Wut. Goethe in der Revolution«.

Als Goethe seinen Herzog Carl August, Kommandeur eines preußischen Regi­ ments, 1792 auf dem Feldzug gegen das revolutionäre Frankreich begleiten musste, traf er dort wieder dessen ›Cämmerier‹ Johann Conrad Wagner, der die Feldkasse der fast 40 Mann starken herzoglichen Begleitung zu verwalten hatte. Wagner hat umfangreiche Aufzeichnungen hinterlassen, die das Kriegsgeschehen der Jahre 1792 /93 in seiner grausamen Realität widerspiegeln. Goethe hielt sie für wertvoll genug, um sie Jahrzehnte später als Quelle von historischem Rang für seine eigene Darstellung »Campagne in Frankreich 1792« zu nutzen. In einer streng dem Wortlaut folgenden, sorgfältig kommentierten und reich bebilderten Edition werden Wagners tagebuchähnliche Notizen hier erstmals vollständig zugänglich gemacht. »Da ich den Entschluß faßte, meine mir in diesen Kriege aufstoßende Begebenheiten auf zu schreiben, war es nicht meine Meynung daß diese meine Erfahrungen je jemanden zu Angesicht kommen solten. Wahr und Bieder schrieb ich solche zu meiner eignen Nachricht und WiederErrinnerung, ohne alle Schmincke nieter. Ofte schrieb ich in einer von Menschen vollgestopften Bauern Stube, an der Ecke eines schmuzigen Tisches: ofte in einen Fenster: auf einer Banck: in Wagen: oftmalen in Freyen auf meinen Huth­ deckel, wo mir mehrmalen der Regen Einhalt that.«


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Das Goethe-Nationalmuseum in Weimar Band 2: Goethehaus und Goethe-Museum im 20. Jahrhundert. Dokumente Ein sorgfältig edierter Quellenband mit überwiegend un­veröffentlichten Texten und Dokumenten.

Das Goethe-Nationalmuseum in Weimar Band 2: Goethehaus und Goethe-Museum im 20. Jahrhundert. Dokumente Herausgegeben von Paul Kahl ca. 1040 S., geb., Schutzumschlag ca. € 69,90 (D); € 71,90 (A) ISBN 978-3-8353-1637-9 Oktober   WG 1559

Goethehaus und Goethe-Museum am Frauenplan in Weimar sind erstrangige Erinnerungsorte, ja mehr noch: Identitätsorte der deutschen Geschichte. Das Goethehaus, einst Sehnsuchtsort eines konservativen, unpolitischen Bildungs­ bürgertums, wurde nach eindringlichem Werben um die Aufmerksamkeit Adolf Hitlers im Jahr 1935 um ein Goethe-Museum erweitert, das heute als erster Museumsneubau des nationalsozialistischen Staates gilt. Wenig später, nämlich nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, ist das Weimarer Goethe-Museum mit neuen Dauerausstellungen zum größten Literaturmuseum des sozialistischen Staates aufgestiegen. Es war, je unterschiedlich, je spezifisch, verbunden mit der Deformation des Bildungsgedankens im nationalsozialis­ tischen wie im sozialistischen Staat und wirkte in beiden Fällen als Garant der Übereinstimmung von Kulturtradition und Diktatur, bis nach dem Fall der Mauer die staatlich vorgegebene Goethe-Deutung fortfiel. Die vorliegende Sammlung ergänzt den 2015 erschienenen Band »Die Erfin­ dung des Dichterhauses« und erschließt die ebenso verstörende wie spannende Geschichte Goethes im Weimar des 20. Jahrhunderts auf dem Wege der Doku­ mentation: Briefe, Tagebücher, Gesprächsniederschriften und amtliche Papiere, Pressezeugnisse und Reiseberichte, großenteils unveröffentlicht, zeigen die Weimarer Goethestätten als Spiegel der komplexen und brüchigen deutschen Bildungstradition.

Der Autor Paul Kahl (geb. 1975), Literaturund Kulturhistoriker, hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Seminar in Göttingen das DFG-Projekt »Kulturgeschichte des Dichterhauses« erarbeitet. 2015 erschien sein Buch »Die Erfindung des Dichterhauses«. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Göttingen und als freier Bildungsreferent für verschiedene Kultur- und Bildungseinrichtungen tätig, darunter die Klassik Stiftung Weimar und das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt. Außerdem ist er Gastdozent an italienischen Universitäten.


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Heinrich Heine Deutschland Ein Wintermärchen Reiseliteratur und Politiksatire in einem: Heines berühmtes Versepos typographisch gestaltet von Klaus Detjen.

Heinrich Heine Deutschland Ein Wintermärchen

Mit einem Essay sowie Anmerkungen zu den Dichtungen von Walter Grab Herausgegeben, gestaltet und mit einer Nachbemerkung von Klaus Detjen Typographische Bibliothek, Bd. 15. Herausgegeben von Klaus Detjen

Heinrich Heine (1797 –1856) zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichtern des 19. Jahrhunderts. Neben seiner Lyrik ist er vor allem für seine kritischen journalistischen Texte bekannt. 1831 geht Heine nach Paris, wo er bis zu seinem Tod bleiben wird. Walter Grab (1919 –2000) war Professor für Neuere europäische Geschichte in Tel Aviv. Zu seinen Schwerpunkten zählte die Erforschung demokratischer Strömungen in Deutschland von der Fran­ zösischen Revolution bis zur Revolution 1848 /49. Klaus Detjen geb. 1943 in Breslau, Typograph und Buchgestalter, lebt in der Nähe von Hamburg. Bis 2009 Professor für Typographie und Gestaltung an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Antiquaria-Preis 2014 für die Gestaltung der »Typographischen Bibliothek«. GutenbergPreis der Stadt Leipzig 2017. Er ist Herausgeber der Reihe »Ästhetik des Buches«. Veröffentlichungen u. a.: Außenwelten. Zur Formen­ sprache von Buchumschlägen (2018).

112 S., teilweise zweifarbiger Druck, Großformat 16,3 × 24,5 cm, geb., Leinen und Fadenheftung, Schutzumschlag ca. € 29,– (D); € 29,90 (A) ISBN 978-3-8353-3313-0 August   WG 1111

Heinrich Heines »Deutschland. Ein Wintermärchen« zählt zu den berühmtesten Reisetexten der deutschen Literatur. Im Oktober 1843 reiste Heine von Paris über Brüssel, Aachen und Köln nach Hamburg zu seinem Verleger Julius Campe und um die geliebte Mutter wiederzusehen. In dem auf dieser Reise entstandenen satirischen Versepos setzt sich Heine kritisch mit der deutschen Politik und Gesellschaft auseinander und äußert sich offen als Kämpfer für Freiheit und Fortschritt. In seiner Gestaltung greift Klaus Detjen die Fraktur von Heines Erstaus­ gabe aus dem Jahr 1844 wieder auf und kombiniert sie mit einer neueren Barock­a ntiqua und einer sehr gut lesbaren serifenlosen Schrift zu einem un­ gewöhnlichen typographischen Dreiklang. Die kontrastreichen Formen steuern den Leseablauf und verhelfen dem Text zu einem wirkungsvollen Ausdruck. Heines Dichtungen, alle Kommentierungen und Nachbemerkungen stehen untereinander auf den dreigeteilten Seiten, so dass eine Mehrstimmigkeit der Lektüre entsteht. Ein zweifarbiger Bucheinlauf nimmt den Betrachter mit auf die Reise von Paris nach Hamburg.


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Rahel Levin Varnhagen Tagebücher und Aufzeichnungen

Zum ersten Mal vollständig ediert und kommentiert: die Denktagebücher Rahel Levin Varnhagens.

Rahel Levin Varnhagen Tagebücher und Aufzeichnungen Herausgegeben von Ursula Isselstein ca. 1040 S., ca. 13 Abb., Leinen, Schutzumschlag ca. € 98,– (D); € 100,80 (A) ISBN 978-3-8353-3315-4 Oktober   WG 1117

Rahel Levin Varnhagen, eine der großen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhun­ derts, setzte sich in ihren Korrespondenzen mit den dramatischen Umbrüchen ihrer Zeit zwischen Französischer Revolution, Wiener Kongress und Julirevo­ lution, Restauration und Aufbruch auseinander. Sie lebte in einer Zeit, in der alle großen Fragen neu bedacht werden mussten. Als Briefeschreiberin hat sie durch die ersten drei Bände der Edition Rahel Levin Varnhagen ein lebhaftes Interesse geweckt. Dieser vierte Band versammelt nun ihre Tagebücher und Aufzeichnungen. In ihrem Nachlass fanden sich keine Journals, die Tag für Tag geführt wurden, sondern eher Denktagebücher, gefüllt mit aphoristischen Aufzeichnungen, Lektürenotizen, scharfen Beobachtungen des sozialen und politischen Lebens. Ein privates Archiv für Gedanken und Reflexionen, das nun zum ersten Mal vollständig und kommentiert veröffentlicht wird.

Rahel Levin Varnhagen Rahel Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde Hg. von Barbara Hahn. Mit einem Essay von Brigitte Kronauer. Eine gemeinsame Veröffentlichung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Wüstenrot Stiftung zus. 3310 S., 46 z. T. farbige Abb., Leinen, Lesebändchen, Schmuckhülse 69,– € (D); 71,– € (A) ISBN 978-3-8353-0528-1

Rahel Levin Varnhagen (1771 –1833) war eine der großen jüdischen Schriftstellerinnen und berühmte Salonnière. Die Herausgeberin Ursula Isselstein, Professorin i. R. an den Universitäten Turin und Genua. Veröffentlichungen u. a.: »Der Text aus meinem beleidig­­ten Herzen«. Studien zu Rahel Levin Varnhagen (1993); Die Wieder­entdeckung einer Schriftstellerin (Mithg., 1987). Außer­dem Arbeiten zu Goethe, Annette von Droste-Hülshoff, Bettine von Arnim und Else LaskerSchüler.


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Editionen

Hannah Arendt Sechs Essays Die verborgene Tradition Der neue Band innerhalb der Kritischen Gesamtausgabe: das erste Buch, mit dem sich Hannah Arendt 1948 an die deutsche Öffentlichkeit wandte.

Hannah Arendt Sechs Essays Die verborgene Tradition

Herausgegeben von Barbara Hahn unter Mitarbeit von Barbara Breysach Hannah Arendt: Kritische Gesamtausgabe. Druck und Digital, Bd. 3. Complete Works. Critical Edition. Print and Digital, vol. III. Herausgegeben von / edited by Barbara Hahn, Hermann Kappelhoff, Patchen Markell, Ingeborg Nordmann und Thomas Wild

Hannah Arendt (1906 –1975) gilt als eine der wichtigsten politischen Theo­ retikerinnen und Publizistinnen des 20. Jahrhunderts. Durch den Nationalsozialismus zur Emigration gezwungen, verfasste sie nach ihrer Ankunft in den USA ihre Werke sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Die Herausgeber Barbara Hahn ist Max Kade Foundation Chair in German Studies an der Vanderbilt University in Nashville. Veröffentlichungen u. a.: Endlose Nacht. Träume im Jahrhundert der Gewalt (2016); Hannah Arendt: Von den Dichtern erwarten wir Wahrheit (zusammen mit Marie Luise Knott, 2007); Hannah Arendt: Leidenschaften, Menschen und Bücher (2005); Die Jüdin Pallas Athene. Auch eine Theorie der Moderne (2002). Barbara Breysach ist frei­ berufliche Wissenschaftlerin in Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Schauplatz und Gedächtnisraum Polen. Die Vernichtung der Juden in der deutschen und polnischen Literatur (2005).

ca. 400 S., geb. ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-3278-2 Dezember   WG 1521

Drei Jahre nach dem Ende des Krieges, fünfzehn Jahre nach ihrer Flucht aus Deutschland erschienen Hannah Arendts »Sechs Essays«. »Es fällt ja heute einem Juden nicht leicht, in Deutschland zu veröffentlichen«, so heißt es auf der ersten Seite. Auch wenn Arendt die hier gesammelten Texte in ihrer Muttersprache verfasste, sind sie aus der Sicht des Exils geschrieben. Sie entwerfen eine »ver­ borgene Tradition«, in der die Stimmen von Heinrich Heine und Franz Kafka, von Bernard Lazare und Stefan Zweig zu hören sind. Sie konfrontieren Leser im Nachkriegsdeutschland mit »Organisierter Schuld« an Verbrechen, für die nach dem Krieg niemand die Verantwortung übernehmen wollte. Erst 1976, ein halbes Jahr nach Arendts Tod, konnte das bedeutende Buch noch einmal erscheinen. Neben den deutschen Originalfassungen der Essays präsentiert der Band auch die englischen Versionen, die seit 1943 in verschiedenen Zeitschriften erschienen waren. Auf beiden Seiten des Atlantiks begründeten sie Arendts Ruhm als Essayistin.


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Theodor Wolff »Es ist im Grunde eine schöne Zeit« Vater-Tagebuch 1906 –1913. Mit ausgewählten Dokumenten »Richtige, frische, sonnige, lustige, erwärmende – wenn auch etwas turbulente Kinder.« (Theodor Wolff)

Theodor Wolff »Es ist im Grunde eine schöne Zeit« Vater-Tagebuch 1906 –1913. Mit ausgewählten Dokumenten

150. Geburtstag von Theodor Wolff am 2. August 2018

Herausgegeben von Bernd Sösemann ca. 256 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 19,80 (D); € 20,40 (A) ISBN 978-3-8353-3295-9 Auch als E-Book Juni   WG 1117

Theodor Wolff (1868 –1943) war nicht nur einer der großen Journalisten seiner Zeit und 1918 Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei – er war im Privaten auch ein engagierter Vater. In seinem »Vater-Tagebuch«, das erst kürz­ lich entdeckt wurde und nun erstmals veröffentlicht wird, schildert er mit journalistischem Ton und feiner Ironie die ersten Jahre seiner drei Kinder, changierend zwischen liebevoller Bewunderung und erzieherischem An­ spruch. Es ist die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, in der Wolff von seinem Cousin, dem jüdischen Verleger Rudolf Mosse, mit der Leitung des Berliner Tageblatts betraut wird – und bald feststellen muss, wie schwer es ist, Familie und Beruf zu vereinbaren. Das Tagebuch zeugt nicht nur von erstaunlicher Aktualität, sondern auch von literarischer Qualität und großem Unterhaltungs­ wert. Ergänzt wird es durch Dokumente, Korrespondenzen und Fotografien, die den Einblick in das Ehe-, Familien- und Freundesleben erweitern.

Theodor Wolff (1868 –1943) war Journalist, Schriftsteller und Politiker. Von 1906 bis 1933 war er Chefredakteur des Berliner Tageblatts. Der Herausgeber Bernd Sösemann, geb. 1944, ist Leiter der Arbeitsstelle für Kommunikationsgeschichte und interkulturelle Publizistik an der FU Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Theodor Wolff. Ein Leben mit der Zeitung (2012).


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Von der Weimarer Republik bis in die Nachkriegsjahre: Der Briefwechsel einer intellektuellen Freundschaft.

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Hermann Broch – Frank Thiess Briefwechsel 1929 –1938 | 1948 –1951

Hermann Broch (1886 –1951) stammte aus einer jüdischen Textilindustriellen­ familie in Wien. Seit 1913 trat er sporadisch mit ersten schriftstellerischen Arbeiten hervor. 1938 floh er über England in die USA, wo er zuerst in New York, dann in Princeton und New Haven lebte. 1928 –1931 entstand sein erstes Hauptwerk, die Romantrilogie »Die Schlafwandler«. Frank Thiess (1890 –1977) entstammte einer baltischen Ingenieursfamilie. Er studierte Germanistik und Philosophie in Berlin und Tübingen, war Redakteur beim »Berliner Tageblatt« und beim »Hannoverschen Anzeiger«, Dramaturg und Regisseur. Seit 1923 lebte er als freier Schriftsteller und publizierte 1931 seinen vielbeacheten Roman »Der Zentaur«. Der Herausgeber Paul Michael Lützeler, geb. 1943, ist Professor für deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft an der Washington University in St. Louis (USA). Seine Arbeitsgebiete sind die Exil­ literatur der Jahre von 1933 bis 1945 mit einem Schwerpunkt auf dem Werk Hermann Brochs, der literarische Europa-Diskurs und die deutschsprachige Gegenwarts­literatur.

Hermann Broch war bereits Mitte Vierzig, als er 1930 den ersten Band seiner »Schlafwandler«-Romantrilogie veröffentlichte. In Wien lernte er 1928 Frank Thiess kennen, einen der erfolgreichsten Schriftsteller der Weimarer Republik. Dieser war fasziniert von »Pasenow oder die Romantik« und rezensierte ihn in der »Literarischen Welt« von Willy Haas. Es entwickelte sich eine Freund­ schaft, die sich in der Zwischenkriegszeit festigte und sich auch nach 1945 bewährte. Ihr langjähriger Briefwechsel besticht durch die Offenheit in der Kritik an ihren Büchern und spiegelt eine Zeit voller politischer und gesellschaftlicher Umstürze. Sie versuchen zwischen 1933 und 1938 einander zu helfen, dis­ kutieren, was die Einschätzung des Nationalsozialismus betrifft, sind sich aber bald in der Ablehnung des NS einig. Broch musste nach dem »Anschluss« Österreichs wegen seiner jüdischen Herkunft in die USA flüchten, wohin­ gegen Thiess meinte, Deutschland nicht verlassen zu können. Obwohl es nach dem Zweiten Weltkrieg große Differenzen zwischen ExilSchriftstellern und Autoren der inneren Emigration gab, konnten Broch und Thiess ihre Freundschaft bewahren. Sie setzten ihre ästhetischen, kultur­ kritischen und politischen Diskussionen in gewohnter Direktheit fort. Ihre Korrespondenz in den Nachkriegsjahren ist nicht nur ein aufschlussreiches Dokument des intellektuellen Exils in den USA, sondern auch der Literatur­ szene in der jungen Bundesrepublik Deutschland.


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Eine überraschende Freundschaft trotz Exil und Kontroversen um die Innere Emigration

Hermann Broch – Frank Thiess Briefwechsel 1929 –1938 | 1948 –1951

Herausgegeben von Paul Michael Lützeler Mainzer Reihe. Neue Folge, Bd. 19. Herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz ca. 512 S., Leinen, Schutzumschlag ca. € 34,– (D); € 35,– (A) ISBN 978-3-8353-3269-0 September   WG 1117


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Die Geschichte einer jüdischen Unternehmerfamilie in turbulenten Zeiten: zwischen Zwangsmigration und erfolgreichem Unternehmergeist.

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Verena Dohrn Die Kahans aus Baku Eine Familienbiographie

Die Autorin Verena Dohrn ist Historikerin und Autorin mit dem Schwerpunkt Jüdische Geschichte und Kultur im östlichen Europa. Veröffentlichungen u. a.: »Die Nacht hat uns verschluckt«. Poesie und Prosa jüdischer Migrant*innen im Berlin der 1920 /30er Jahre (Mithg., 2018); Jüdische Eliten im Russischen Reich (2008); Simon Dubnow »Buch des Lebens« (Hg., 2004 /05); Baltische Reise (1994); Reise nach Galizien (1991).

Die Geschicke der Kahans spiegeln ein dramatisches Jahrhundert euro­päischer Geschichte aus dem Blickwinkel einer jüdischen Unternehmerfamilie. In Kon­ kurrenz zu Nobel und in Kooperation mit Rothschild machte Chaim Kahan (1850 –1916), der aus einem polnisch-litauischen Stetl stammte, sein Vermögen auf den Ölfeldern von Baku. Doch der Erste Weltkrieg zerriss die Familie, und die Herrschaft der Bolschewiki zerstörte das Milieu, das ihm zu Wohlstand verholfen hatte. In diesen unbeständigen Zeiten erbten die sieben Kinder seine Unternehmen. Sie flohen nach Berlin, gründeten erneut Firmen, wurden glo­ bal player im Ölgeschäft und konterkarierten damit das Stereotyp vom armen Ostjuden. Sie betrieben Tankstellennetze und bewiesen Unternehmergeist in einer innovativen Branche von strategischer Bedeutung. Dazu waren sie phi­ lanthropisch tätig, halfen Flüchtlingen, retteten Verlage und engagierten sich für die jüdische Heimstatt in Palästina. Als die Nazis an die Macht kamen, floh die Familie, die transnational gut vernetzt war, noch einmal – von Berlin nach Paris, von dort nach Tel Aviv und New York. Abermals bewährten sich in der Not Traditionsbewusstsein und Familiensinn. Verena Dohrn erzählt die Geschichte der Kahans basierend auf Quellen aus privaten und staatlichen Archiven aus 14 Ländern, insbesondere aber anhand des Familienarchivs, das aus einigen Tausend Dokumenten besteht.


Geschichte

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Eine Familie – Anderthalb Jahrhunderte – Drei Kontinente

Verena Dohrn Die Kahans aus Baku Eine Familienbiographie

ca. 475 S., ca. 50 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3342-0 Auch als E-Book Oktober   WG 1116


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Geschichte

Andrej Angrick »Aktion 1005« – Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942 –1945 Die Rekonstruktion einer gigantischen Vertuschungs­ aktion.

Eine »geheime Reichsache« im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda

Andrej Angrick »Aktion 1005« – Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942 –1945 Eine »geheime Reichsache« im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda

2 Bde., zus. ca. 1350 S., ca. 30 Abb., ca. 30 Karten, geb., Schutzumschlag ca. € 79,– (D); € 81,30 (A) ISBN 978-3-8353-3268-3 Auch als E-Book September   WG 1556

Der Autor Andrej Angrick, geb. 1962, ist seit 1997 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. 1999 –2000 gehörte er der Kommission zur Überprüfung der Ausstellung »Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944« an. Veröffentlichungen u. a.: Besatzungspolitik und Massenmord. Die Einsatzgruppe D in der südlichen Sowjetunion 1941 –1943 (2003).

Hinter der Tarnbezeichnung »Aktion 1005« verbirgt sich einer der ungeheuer­ lichsten und geheimsten Vorgänge des »Dritten Reichs«: Im Jahr 1942 gab die oberste Führung an das »Reichssicherheitshauptamt« die Order aus, sämtliche Massengräber im deutsch besetzten Europa unkenntlich zu machen. Der Auftrag lautete, die Mordstätten zu finden, die Leichen auszugraben, zu verbrennen und das Gelände zu tarnen. Die eigentliche Arbeit wurde Juden aus den Ghettos, Kriegsgefangenen und Gefängnisinsassen aufgezwungen. Ebenso wurde versucht, alle verfänglichen Schriftunterlagen und sonstigen Informationen zu vernichten, die den Völkermord an den europäischen Juden, die Ermordung der sowjetischen Kriegsgefangenen, die Vernichtung der Roma und die Hinrichtungen polnischer Nationalisten dokumentiert hätten. Als Ergebnis jahrelanger Forschung ist es Andrej Angrick gelungen, den Umfang der Vertuschungsaktionen soweit möglich zu rekonstruieren sowie Täter und beteiligte Einheiten zu benennen. Nicht zuletzt macht sich der Autor dabei zum Ziel, den wenigen überlebenden Zeugen Gehör zu verschaffen. Ihre Aussagen und Memoiren standen und stehen den Verdrängungs- und Vertuschungsbestrebungen der Täter und späterer Holocaustleugner gegenüber.


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Jacques Semelin Das Überleben von Juden in Frankreich 1940 –1944 Wie überlebten rund 200.000 Juden in Frankreich die Shoah?

Jacques Semelin Das Überleben von Juden in Frankreich 1940 –1944

Buchvorstellung am 7.11.2018 im Körber Forum, Hamburg

Mit einem Vorwort von Serge Klarsfeld Aus dem Französischen übersetzt von Susanne Wittek ca. 448 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3298-0 September   WG 1556

Obwohl Frankreich bereits 1940 von den Deutschen besetzt wurde, konnten 75 Prozent der Juden in diesem Land die Shoah über­leben. Diese erstaunlich hohe Zahl kam nicht etwa zustande, weil alle Verfolgten untertauchten. Viele setzten während der Besatzungszeit ihr Leben auf legale oder halblegale Weise fort und konnten auf die Hilfe von der nichtjüdischen französischen Bevölkerung zählen. Der Historiker Jacques Semelin, Experte auf dem Gebiet des zivilen Wider­ standes und der Massenverbrechen, untersucht die Rahmenbedingungen, die es so vielen Juden in Frankreich ermöglichten, der Deportation zu entkommen. Anhand zahlreicher Lebens­geschichten von Verfolgten löst er als Erster dieses »französische Rätsel«. So gelingt es ihm, eine Lücke in der Geschichtsschreibung der Shoah zu schließen. »Jacques Semelin […] hat bereits mehrere Bücher zum Widerstand veröffentlicht, aber dieses dürfte ein Meilenstein für die Historiografie dieses Themas sein.« The Times Literary Supplement

Der Autor Jacques Semelin, geb. 1951, ist Professor an der Sciences Po in Paris und Forschungs­ direktor am Centre national de la recherche scientifique (CNRS). Veröffentlichungen u. a.: Säubern und Vernichten. Die politische Dimension von Massakern und Völkermord (2007). Die Übersetzerin Susanne Wittek, geb. 1952, hat Gesellschaftswissenschaften studiert. Für ihren Dokumentarfilm »Stille Retter. Überleben im besetzten Frankreich« (ARTE / NDR, mit Christian Frey) erhielt sie den Deutsch-Französischen Journalistenpreis 2017.


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Dominik Peters Sehnsuchtsort Sinai Eine israelische Kulturgeschichte der ägyptischen Halbinsel Der Sinai während der 15-jährigen israelischen Besatzung: ein Pionier(t)raum. Dominik Peters Sehnsuchtsort Sinai Eine israelische Kulturgeschichte der ägyptischen Halbinsel

Israel-Studien. Kultur – Geschichte – Politik, Bd. 2. Herausgegeben von Michael Brenner, Johannes Becke und Daniel Mahla ca. 368 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-3344-4 Auch als E-Book September   WG 1558

Der Autor Dominik Peters, geb 1987, studierte Nahost- und Politikwissenschaften in Halle und Kairo sowie Jüdische Studien in Heidelberg, Graz und Jerusalem und wurde in Neuerer und Neuester Geschichte an der Universität München promoviert. Er arbeitet heute als Redakteur im Politik-Ressort von SPIEGEL ONLINE.

Nach dem Sechstagekrieg baute der jüdische Staat auf der Halbinsel zwischen Asien und Afrika eine Exklave auf. An den Küsten des Mittelmeeres, dem Golf von Suez und dem Golf von Akaba, aber auch im lebensfeindlichen Hinterland entstanden zwischen 1967 und 1982 zwei Städte und mehr als ein Dutzend Dörfer. Dort, wo einst schon Theodor Herzl nach seinem »Altneuland« suchen ließ, sollte eine neue Generation die arbeiterzionistischen Gründerzeitideale verwirklichen. Junge Männer und Frauen sollten als Arbeiter, Bauern und Soldaten die biblische Wüste zum Blühen bringen und über sie wachen. Tat­ sächlich entwickelten sich die Kommunen jedoch zu Alternativorten, in denen säkulare Israelis ein unkonventionelles Gegenleben kultivierten. Der Autor porträtiert die Sinai-Halbinsel, die aufgrund ihrer geografischen Lage nie Teil des israelisch-palästinensischen Konfliktes gewesen und damit singulär in der Geschichte des Zionismus ist, auf der Basis zahlreicher unver­ öffentlichter Archivdokumente sowie erstübersetzter Gedichte, Lieder, Reise­ feuilletons und Prosaschriften. So entsteht das erste Porträt der israelischen Kultur(en) auf der Sinai-Halbinsel.


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Matthias Berg, Olaf Blaschke, Martin Sabrow, Jens Thiel, Krijn Thijs Die versammelte Zunft Historikerverband und Historikertage in Deutschland 1893 –2000 Eine Fachinstitution im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Öffent­lichkeit.

Matthias Berg, Olaf Blaschke, Martin Sabrow, Jens Thiel, Krijn Thijs Die versammelte Zunft Historikerverband und Historikertage in Deutschland 1893 –2000

ca. 656 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3294-2 September    WG 1559

Seit 125 Jahren finden deutsche Historikerinnen und Historiker zusammen, um gemeinsam an einem Ort über ihre Forschungen und deren Vermittlung, über die Grundlagen ihres Faches und dessen Zukunft zu diskutieren. Der Historikertag als größter geisteswissenschaftlicher Kongress in Europa stellt heute, wie der ihn veranstaltende Historikerverband, eine unentbehrliche Institution im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit dar. Für diese Entwicklung sprach zunächst nur wenig. Untersucht wurde sie erstaunlicherweise bislang nie. Welche vielfältigen Konflikte waren zu bewäl­ tigen? Wer durfte auf Historikertagen auftreten, wer dagegen nicht? Die Zäsuren zweier Weltkriege und politischer Systemwechsel, die Herausforderungen beider deutscher Diktaturen wie auch des Vereinigungsprozesses seit 1990 – fünf Autoren haben die Geschichte des Historikertages und des Historikerverbandes, außerdem der Historikergesellschaft der DDR sowie des Unabhängigen Histori­ kerverbandes erstmals umfassend untersucht. Ihre Studie verfolgt die wechsel­ volle Geschichte der fachhistorischen Selbstorganisation und entfaltet zugleich ein Panorama der deutschen Geschichtswissenschaft seit dem späten 19. Jahr­ hundert.

Die Autoren Matthias Berg, geb. 1974, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Olaf Blaschke, geb. 1963, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Münster. Martin Sabrow, geb. 1954, Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam und Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der HU Berlin; Sprecher des Leibniz-Forschungsverbunds Historische Authentizität. Jens Thiel, geb. 1966, Historiker an der Universität Münster und der HU Berlin. Krijn Thijs, geb. 1976, ist Historiker und wissenschaft­ licher Mitarbeiter am Duitsland Instituut Amsterdam.


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Die erste zeithistorische Untersuchung zur Treuhandanstalt, ihrem Personal und ihrem so vielschichtigen wie widersprüchlichen Arbeitsauftrag.

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Marcus Böick Die Treuhand Idee – Praxis – Erfahrung 1990–1994

Der Autor Marcus Böick, geb. 1983, studierte Geschichte, Politikwissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität Bochum. Dort ist er Akademischer Rat am Histo­ rischen Institut. Veröffentlichungen u. a.: Studie zur Wahrnehmung und Bewertung der Arbeit der Treuhandanstalt (Mitautor, 2017); Themenheft »Vermarktlichung« der Zeithistorischen Forschungen (2015); Aus einem Land vor unserer Zeit. Eine Lesereise durch die DDR-Geschichte (2012).

Die Treuhandanstalt war eine der umstrittensten Organisationen in der deut­ schen Geschichte. Als »größtes Unternehmen der Welt« führte sie einen Vermögensumbau von bisher unbekanntem Ausmaß durch. Zwischen kollabie­ rendem Realsozialismus und sich globalisierendem Kapitalismus überführte ihr Personal die »volkseigenen« Betriebe der DDR vom Plan zum Markt. Verkäufe an zumeist westdeutsche Investoren, Branchenabwicklungen und Massen­ entlassungen prägten ihre krisengeschüttelte Geschäftspraxis nicht weniger als wütende Proteste, politische Kontroversen und öffentliche Skandale. Jenseits zeitgenössischer Bewertungen als alternativlosem »Erfolg« oder neoliberale »Abwicklung« wirft Marcus Böick erstmals einen zeithistorischen Blick auf den widersprüchlichen Auftrag des Wirtschaftsumbaus und rückt dessen Personal in den Fokus. An der Schnittstelle von Wirtschafts- und Kulturgeschichte zeichnet der Autor mit präzisem Blick die zugrundeliegenden Ideen, den dynamischen Organisationsalltag und die facettenreichen Erfah­ rungen der Mitarbeiter nach, die die Transformation so maßgeblich wie unvor­ bereitet mitgestaltet haben.


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Eine der umstrittensten Organisationen in der deutschen Geschichte

Marcus Böick Die Treuhand Idee – Praxis – Erfahrung 1990 –1994

ca. 760 S., geb., Schutzumschlag ca. € 79,– (D); € 81,30 (A) ISBN 978-3-8353-3283-6 Auch als E-Book Juli   WG 1557


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Christian Hellwig Die inszenierte Grenze Flucht und Teilung in westdeutschen Filmnarrationen während der Ära Adenauer Spielfilme als Spiegel des Ost-West-Konflikts. Christian Hellwig Die inszenierte Grenze Flucht und Teilung in westdeutschen Filmnarrationen während der Ära Adenauer

Schriften zur Didaktik der Demokratie, Bd. 2. Herausgegeben von Michele Barricelli, Dirk Lange, Detlef Schmiechen-Ackermann und Christiane Schröder ca. 208 S., ca. 102 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3301-7 Juli   WG 1559

Der Autor Christian Hellwig, geb. 1984, studierte Geschichte und Politik in Hannover und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Didaktik der Demokratie an der Universität Hannover. Veröffentlichungen u. a.: Die innerdeutsche Grenze als Realität und Narrativ und Element der Erinnerungskultur. Ein Forschungs- und Ausstellungsprojekt zur innerdeutschen Grenze, in: Dom otwarty/dom zamknięty?: lekcje pogranicza: Europa Środkowo-Wschodnia (2014).

Die deutsche Teilung prägte in den 1950er und 1960er Jahren den gesellschaft­ lichen Diskurs während der sogenannten Ära Adenauer. Auch westdeutsche Spielfilmproduktionen reagierten unmittelbar auf die politischen Ereignisse. Während Filme wie »Verspätung in Marienborn« oder »Himmel ohne Sterne« damals gesellschaftspolitisch relevant waren, sind sie mittlerweile weitest­ gehend unbekannt und bislang nicht als wichtige Quellen deutscher Zeit­ geschichte systematisch untersucht worden. Der Autor Christian Hellwig fragt aus mentalitätsgeschichtlicher Perspektive, welche Akzente diese Spielfilme in der damaligen gesellschaftlichen Debatte im zeitlichen Umfeld des Kalten Krieges und des damit verbundenen Systemkonflikts zwischen Ost und West zu setzen versuchten: Wie wurden die Grenze und die Grenzanlagen in die­ sen Filmen inszeniert? Welche Geschichten wurden im Umfeld der Teilung erzählt, und wie nahmen westdeutsche Filmemacher in dieser Zeit den Kalten Krieg und die Blockkonfrontation wahr?


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Bilder der Allmacht Die Staatssicherheit in Film und Fernsehen

Die Staatssicherheit spielt in Filmen über die DDR eine besondere Rolle. Die »Bilder der Allmacht«, die dabei ent­ stehen, werden in diesem Band analysiert.

Bilder der Allmacht Die Staatssicherheit in Film und Fernsehen Herausgegeben von Andreas Kötzing ca. 304 S., ca. 50 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,– (D); € 35,– (A) ISBN 978-3-8353-3284-3 September   WG 1557

Die Darstellung der Staatssicherheit in Film und Fernsehen hat große Kon­ junktur. Nicht erst seit dem Publikumserfolg von »Das Leben der Anderen« (2006) nimmt die Darstellung des ostdeutschen Geheimdienstes in fiktionalen Erzählungen über die DDR eine zentrale Stellung ein. Häufig wird dabei das alltägliche Leben auf eine allgegenwärtige Präsenz der Staatssicherheit ver­ kürzt. Die »Bilder der Allmacht«, die in zeitgenössischen Serien und Filmen über die Staatssicherheit vermittelt werden, besitzen gleichwohl eine große Ausstrahlungskraft. Welche narrativen Schwerpunkte transportieren die Filme? Wie wirken sich diese auf die Darstellung der DDR-Geschichte aus? Welche Themen bleiben ausgespart? Mit welchen visuellen Mitteln wird die Staatssicherheit in Szene gesetzt? Inwieweit lassen sich Zuspitzungen mit der historischen Forschung über die Staatssicherheit in Einklang bringen? Diese und weitere Fragen zur medialen Inszenierung der Staatssicherheit werden in den Beiträgen dieses Bandes diskutiert. Dabei wird der Bogen auch zurück in die Zeit vor 1989 /90 gespannt, um die gegenwärtigen Bilder der Staatssicher­ heit mit den Selbst- und Fremddarstellungen aus der Zeit des Kalten Krieges zu vergleichen.

Der Herausgeber Andreas Kötzing, geb. 1978, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut in Dresden und Lehrbeauftragter an der Universität Leipzig. Veröffentlichungen u. a.: Cultural Transfer and Political Conflicts. Film Festivals in the Cold War (Mithg., 2017); Verbotene Utopie. Die SED, die DEFA und das 11. Plenum (Mithg., 2015); Kultur- und Filmpolitik im Kalten Krieg. Die Filmfestivals von Leipzig und Oberhausen in gesamtdeutscher Perspektive 1954 –1972 (2013).


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Stefanie Eisenhuth Die Schutzmacht Die Amerikaner in Berlin 1945–1994 Von Feinden zu Freunden? Eine Geschichte der US-Militärpräsenz in West-Berlin und der transatlantischen Beziehungen.

Stefanie Eisenhuth Die Schutzmacht Die Amerikaner in Berlin 1945 –1994

Geschichte der Gegenwart, Bd. 19. Herausgegeben von Frank Bösch und Martin Sabrow ca. 512 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 44,– (D); € 45,30 (A) ISBN 978-3-8353-3291-1 September   WG 1557

Die Autorin Stefanie Eisenhuth, geb. 1977, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin der Nachwuchsförderung am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Sie erhielt für ihre Forschungen den International Research Award der HU Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Schattenorte. Stadtimages und Vergangenheitslasten (Mithg., 2017).

In den Nachkriegsjahren entstand eine Meistererzählung, die noch heute die Geschichte der Beziehungen zwischen West-Berlin und den USA prägt: Die sowjetische Blockade 1948 /49 habe die USA zur wichtigsten »Schutzmacht« des bedrohten »Vorpostens der Freiheit« inmitten der DDR werden lassen. Aus den einstigen Feinden seien damals Freunde geworden, die erst abzogen, als ihre Mission 1989 /90 erfüllt war. Dieser linearen Erfolgsgeschichte stehen Bilder von Protesten gegen den Vietnamkrieg oder im Umfeld der Besuche des US-Präsidenten Ronald Reagan diametral entgegen. Stefanie Eisenhuth fügt diese widersprüchlichen Elemente zu einer neuen Erzählung zusammen, die sowohl die Höhe- als auch die Tiefpunkte des trans­ atlantischen Verhältnisses erörtert. Sie fragt nach der Wahrnehmung und Deutung der US-Militärpräsenz sowie nach den Bedingungen des deutschamerikanischen Zusammenlebens in einer Stadt, die eine räumliche Abgren­ zung nur bedingt erlaubte und zudem von enormer symbolischer Bedeutung war. Sie analysiert Begegnungen auf offizieller und informeller Ebene, indivi­ duelle und inszenierte Freundschaftsbekundungen, organisierte Proteste und Konflikte in West- sowie in Ost-Berlin zwischen 1945 und 1994.


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Arne Hoffrichter Verwaltung, Politik, Geheimdienste Das Notaufnahmelager Uelzen-Bohldamm im Prozess der Zuwanderung aus SBZ und DDR 1945–1963 Arne Hoffrichter Verwaltung, Politik, Geheimdienste Das Notaufnahmelager Uelzen-Bohldamm im Prozess der Zuwanderung aus SBZ und DDR 1945 –1963

Das Lager Uelzen-Bohldamm diente über Jahrzehnte als erste Anlaufstation für Vertriebene und Flüchtlinge aus der DDR in Westdeutschland.

Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 297. Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen ca. 400 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3141-9 September   WG 1557

Von 1945 bis 1963 durchliefen über zwei Millionen Menschen das Flücht­ lingsdurchgangs- und Notaufnahmelager Uelzen-Bohldamm. Diente das Lager zunächst der Militärregierung als Steuerungs- und Kontrollinstrument bei der Aufnahme von Vertriebenen, avancierte es ab 1947 zum ersten westdeutschen Durchgangslager für Zuwanderer aus SBZ und DDR. Das Lager war eng verbun­ den mit der Entwicklung der westdeutschen Aufnahmeregelungen für diesen Personenkreis. Fortan mussten die Zuwanderer ihren Abwanderungsentschluss mit einer Verfolgungssituation in Ostdeutschland rechtfertigen, um als Flücht­ linge in Westdeutschland anerkannt zu werden. Die westdeutschen Politiker instrumentalisierten das Lager, um ihre Über­ legenheit im Ost-West-Konflikt darzustellen. Schließlich nutzten die westlichen Geheimdienste und andere Organisationen die Zuwandererbefragungen, um an Informationen über die Situation jenseits des »Eisernen Vorhangs« zu gelangen. Arne Hoffrichter untersucht anhand einer Längsschnittanalyse des Lagers, wie sich die flüchtlingspolitischen Maßnahmen der verschiedenen Akteure auf die sich ändernde Situation von erzwungener Flucht und freiwilliger Abwanderung in Konflikt zwischen Ost und West auswirkten.

Der Autor Arne Hoffrichter, geb. 1982, studierte Geschichte, Politikund Rechtswissenschaft in Göttingen. 2016 wurde er mit dieser Studie über das Not­aufnahmelager Uelzen pro­moviert.


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Erweiterung des Horizonts Fotoreportage in Polen im 20. Jahrhundert

Von der Zwischenkriegszeit bis zum Sozialismus: Außer­ gewöhnliche Bilder erzählen von den historischen Um­brüchen in Polen.

Erweiterung des Horizonts Fotoreportage in Polen im 20. Jahrhundert Herausgegeben von Iwona Kurz, Renata Makarska, Schamma Schahadat und Margarete Wach Visual History. Bilder und Bildpraxen in der Geschichte, Bd. 4. Herausgegeben von Jürgen Danyel, Gerhard Paul und Annette Vowinckel ca. 384 S., ca. 180 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 32,– (D); € 32,90 (A) ISBN 978-3-8353-3302-4 August   WG 1551

Die Herausgeberinnen Iwona Kurz ist Direktorin des Instituts für Polnische Kultur an der Universität Warschau. Renata Makarska ist Pro­ fessorin am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz. Schamma Schahadat ist Professorin für slavische Literatur- und Kulturwissenschaften an der Universität Tübingen. Margarete Wach ist Medien­ wissenschaftlerin, Filmpubli­ zistin und Kuratorin, assoziiert mit ihrem Projekt über die Amateurfilmbewegung in Polen an der Universität Siegen.

Fotografische Bilder können enthüllen oder dokumentieren, zugleich aber geben sie die Realität nicht unverzerrt wieder. Diese Doppeldeutigkeit verkörpert die Fotoreportage auf besondere Weise. Die polnische Fotoreportage wiederum gewährt ungewöhnliche Einblicke in die ästhetischen und sozialen Diskurse eines Landes, dessen Geschichte exemplarisch ist für das krisengeschüttelte (Ost-)Mitteleuropa des 20. Jahrhunderts. Die Beiträge des Bandes gehen der Frage nach, auf welche Weise die Foto­ reportage der Konstruktion von Wirklichkeit in Polen sowie dem Bild von Polen diente. Sie verdeutlichen, welche Polenbilder unter verschiedenen his­ torischen Bedingungen dominierten: die jüdisch geprägten Stadtbilder der Zwischenkriegszeit, NS-Fotoreportagen aus dem besetzten Polen, die Trümmer­ landschaften des Nachkriegspolen, der Blick von außen im Kalten Krieg, neue Themen und neue Bilder im Tauwetter oder der »Ausnahmezustand« der 1970er und 1980er Jahre (Stichwort Solidarność). Aus dem Inhalt: Ruth Leiserowitz: Polen aus jüdischer Perspektive. Fotoreportagen der »Idishen Bilder« 1937–1939 Maciej Szymanowicz: Die Ikonographie der »Wiedergewonnenen Gebiete« im Wochenmagazin Przekrój von 1945–1955 Kamila Leśniak: Zwei Thesen über den Menschen: Fotografie in Polen im An­ gesicht humanistischer Narrationen


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Eszter Kiss Verhandelte Bilder Sozialistische Bildwelten und die Steuerung von Fotografien in Ungarn Wie funktionierte Bildlenkung im Sozialismus seit den 1960er Jahren? Eszter Kiss Verhandelte Bilder Sozialistische Bildwelten und die Steuerung von Fotografien in Ungarn

Visual History. Bilder und Bildpraxen in der Geschichte, Bd. 5. Herausgegeben von Jürgen Danyel, Gerhard Paul und Annette Vowinckel ca. 592 S., ca. 239 z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 49,90 (D); € 51,30 (A) ISBN 978-3-8353-3303-1 November   WG 1558

Die Steuerungspraktiken der staatssozialistischen Diktaturen lassen sich mit dem Begriff der »Zensur« nicht adäquat fassen. Vielmehr war es ein klein­ teiliges, aber äußerst flexibles System von »Checks and Balances«, das die Wege der Fotografien in der Volksrepublik Ungarn unter Parteichef János Kádár bestimmte. Die Autorin Eszter Kiss nutzt bild- und akteurszentrierte Ansätze, um Möglichkeiten und Grenzen unter anderem von Pressefotografie, Protokollfotografie und sozialdokumentarischen Aufnahmen im Sozialismus auszuloten. Dabei stößt sie auf ein Geflecht aus ideologischen Richtlinien, aus einem speziellen in den 1950er und 1960er Jahren geschaffenen institutio­ nellen Korsett und vielfältigen Handlungsfeldern aufseiten der Akteure. Die Untersuchung berücksichtigt stets auch die Bildpolitik der anderen Ostblock­ länder Mittelosteuropas und erlaubt auf diese Weise Schlussfolgerungen, die über die Ländergrenzen hinweg Gültigkeit haben.

Die Autorin Eszter Kiss, geb. 1983 in Budapest, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung III des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam und bearbeitet seit Ende 2017 ein Projekt zur Geschichte des Bundespresseamts. Veröffentlichungen u. a.: Vorbilder, Spiegelbilder und Feindbilder (Aufsatz über die ungarische Illustrierte Képes 7, in: Zeithistorische Forschungen 12, H. 2, 2015).


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Christoph Jahr Paul Nathan Publizist, Politiker und Philanthrop 1857–1927 Ein umfassender Geist und eine herausragende Persönlichkeit: Paul Nathan.

Christoph Jahr Paul Nathan Publizist, Politiker und Philanthrop 1857 –1927

ca. 304 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3297-3 August   WG 1951

Der Autor Christoph Jahr, geb. 1963, ist Privatdozent am Institut für Geschichtswissenschaft der HU Berlin. Er forscht zur Geschichte von Feindbildern und des Antisemitismus, zur Justizgeschichte, zur Wissenschaftsgeschichte der NS-Zeit sowie zur Militär­geschichte des 20. Jahrhunderts.

Der heute fast völlig vergessene Paul Nathan zählte zu den Führungspersönlich­ keiten der deutschen Juden im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Was ihn bewegte, bewegt auch unsere Gegenwart. Als Publizist war er eine Stimme der Vernunft im Zeitalter nationalistischer und antisemitischer Hetze. Als Politiker bemühte er sich um die Verbindung liberalen Freiheitsstrebens mit sozialer Gerechtigkeit und um die Sicherung der Demokratie gegen populis­ tische Gefährdungen. Als Philanthrop half er den von Armut, Unterdrückung und Pogromen bedrohten Juden Osteuropas und des Osmanischen Reiches. Hunderttausenden von ihnen ermöglichte sein weltweit tätiger »Hilfsverein der deutschen Juden« die Auswanderung nach Amerika. In Palästina gründete er Schulen und eine Weltruf genießende Universität in Haifa im heutigen Israel. In seiner Heimatstadt Berlin hingegen erinnert nichts mehr an ihn, denn nach 1933 wurde er aus dem historischen Gedächtnis Deutschlands herausgedrängt. Diese Biographie gibt ihm seinen Platz in der deutschen, europäischen und jüdischen Geschichte zurück und lädt dazu ein, über Liberalität, Migration und humanitäres Handeln im globalen Rahmen nachzudenken.


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Mathias Berek Moritz Lazarus Erfolg und Scheitern des deutsch-jüdischen Idealismus im 19. Jahrhundert

Mathias Berek Moritz Lazarus Erfolg und Scheitern des deutsch-jüdischen Idealismus im 19. Jahrhundert

Eine Rezeptionsgeschichte des deutsch-jüdischen Gelehrten Moritz Lazarus (1824 –1903) zwischen Populärphilosophie, Sozialpsychologie und jüdischer Ethik.

Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden, Bd. 51. Herausgegeben von Andreas Brämer und Miriam Rürup ca. 576 S., geb., Schutzumschlag ca. € 48,– (D); € 49,40 (A) ISBN 978-3-8353-3286-7 Auch als E-Book September   WG 1520

M. Lazarus: Geboren als Moses und eingedeutscht als Moritz veröffentlichte der deutsch-jüdische Philosoph keines seiner Werke unter diesen Vornamen, sondern stets als »M.«. Die Ambivalenz dieser Selbstbezeichnung spricht für seine Wirkungsgeschichte wie für die deutsch-jüdischer Intellektueller im 19. Jahrhundert. Mathias Berek zeichnet diese Rezeptionsgeschichte anhand ihres Widerhalls in Tageszeitungen, Zeitschriften und Büchern nach. Lazarus war in der wilhelminischen Gesellschaft bestens vernetzt – und dennoch wurde der erfolgreiche Redner und Wissenschaftler stets und zunehmend als Jude wahrgenommen und ausgegrenzt. Er war Mitbegründer der Völker­ psychologie – einen Lehrstuhl dafür aber richtete ihm die Berner Universität ein, alle deutschen verweigerten ihm die Professur. Die neue Disziplin wurde vor allem als Völkercharakterologie rezipiert – weniger wegen Lazarus’ Ent­ wurf einer pluralistischen Gesellschaftstheorie. Für seine kantianische Ethik des Judentums wurde Lazarus gleichermaßen verehrt wie verachtet. Sein ganzes Wirken war dabei im philosophischen wie alltagsweltlichen Sinne idealistisch inspiriert und wurde stets auch so verstanden – und doch am Ende des Jahrhunderts verworfen.

Der Autor Mathias Berek, geb. 1975, ist Kulturwissenschaftler. Veröffentlichungen u. a.: Kollektives Gedächtnis und die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Erinnerungskulturen (2009).


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Wege in die digitale Gesellschaft Computernutzung in der Bundesrepublik 1955–1990

Wahrnehmungen, Gebrauchsweisen und sozioökonomische Folgen der Computernutzung bis zum Aufkommen des PCs.

Wege in die digitale Gesellschaft Computernutzung in der Bundesrepublik 1955 –1990 Herausgegeben von Frank Bösch Geschichte der Gegenwart, Bd. 20. Herausgegeben von Frank Bösch und Martin Sabrow ca. 320 S., ca. 12 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3290-4 September   WG 1559

Der Herausgeber Frank Bösch ist Professor für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Universität Potsdam und Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung.

Die Verbreitung des Computers zählt zu den wichtigsten Veränderungen der jüngeren Zeitgeschichte. Bereits seit Mitte der 1950er Jahre setzten zunächst große Unternehmen und Behörden, dann auch das Militär und Sicherheits­ dienste zunehmend Computer ein. Die Zeitgenossen diskutierten intensiv die Auswirkungen der Computernutzung und bewerteten sie als einen tiefgreifen­ den Umbruch. Dennoch hat sich die Zeitgeschichtsforschung bislang kaum mit dem Beginn des digitalen Zeitalters beschäftigt. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes untersuchen die Verbindungen zwischen technischem und gesellschaftlichem Wandel als einen evolutionären Prozess, der selten gradlinig verlief. Klassische Themen der Zeitgeschichts­ forschung, wie die Geschichte der Inneren Sicherheit, des Wohlfahrtsstaats und des Bankenwesens, der Arbeitswelt, der Verwaltung, aber auch von Protestund Subkulturen werden auf diese Weise neu betrachtet. Dabei wird auf­ gezeigt, inwieweit Computer die Kontroll-, Betriebs- und Machtgefüge veränder­ ten. Die Bundesrepublik steht im Vordergrund, jedoch mit vielfältigen Seiten­ blicken auf grenzübergreifende Verflechtungen.


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Internationale Solidarität Globales Engagement in der Bundesrepublik und der DDR

Ziele und Praktiken der inter­nationalen Solidarität in Ost- und Westdeutschland im Kalten Krieg.

Internationale Solidarität Globales Engagement in der Bundesrepublik und der DDR Herausgegeben von Frank Bösch, Caroline Moine und Stefanie Senger Geschichte der Gegenwart, Bd. 18. Herausgegeben von Frank Bösch und Martin Sabrow ca. 256 S., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3208-9 September   WG 1559

Seit den späten 1960er Jahren entstanden in vielen westlichen Ländern zivilgesell­ schaftliche Initiativen, die Teile der »Dritten Welt« unterstützten. Auch in der Bundesrepublik engagierten sich zahlreiche Solidaritätsgruppen für politisch Verfolgte in lateinamerikanischen Diktaturen, gegen die rassistische Ordnung in Südafrika oder für den Aufbau sozialistischer Reformprojekte in Nicaragua. In der DDR entstand dagegen eine staatlich initiierte internationale Solidarität. Sie leistete ebenfalls Hilfe vor Ort und basierte auf einer massenhaften Unter­ stützung. Mitunter entstanden auch hier unabhängige Aktionen. In diesem Buch untersucht eine internationale Autorengruppe die Ziele und Praktiken der internationalen Solidarität in Ost- und Westdeutschland zur Zeit des Systemkonflikts. Die Solidarität fassen sie als grenzübergreifende Praxis im Kalten Krieg und betrachten besonders Lateinamerika und das südliche Afrika. Deutlich werden dabei viel­fältige transnationale Kooperationen, die über den Menschenrechtsdiskurs hinaus reichten. Ebenso werden die Grenzen vieler Initiativen erkennbar, deren Scheitern und die damit verbundene Enttäuschung.

Die Herausgeber Frank Bösch ist Professor für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Universität Potsdam und Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung. Caroline Moine ist Assistenzprofessorin an der Universität Versailles Saint-Quentin-enYvelines und Vize-Direktorin des Centre d’histoire culturelle des sociétés contemporaines. Stefanie Senger ist Doktorandin am Zentrum für Zeithistorische Forschung und schließt eine Studie zur deutsch-deutschen Solidarität mit Nicaragua ab.


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Geschlechterbeziehungen und »Volksgemeinschaft«

Welchen Einfluss nahm der Nationalsozialismus auf die geschlechtlichen Beziehungen?

Geschlechterbeziehungen und »Volksgemeinschaft« Herausgegeben von Klaus Latzel, Elissa Mailänder und Franka Maubach Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bd. 34. Herausgegeben von Hannah Ahlheim u. a. ca. 240 S., ca. 6 Abb., brosch. ca. € 20,– (D); € 20,60 (A) ISBN 978-3-8353-3299-7 Auch als E-Book September   WG 1556

Die Herausgeber Klaus Latzel ist wissenschaft­ licher Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig. Veröffentlichungen u. a.: Soldatinnen. Gewalt und Geschlecht im Krieg vom Mittelalter bis heute (= Krieg in der Geschichte, Bd. 60) (Mithg., 2011). Elissa Mailänder ist Associate Professor am Centre d’histoire de Sciences Po Paris. Veröffentlichungen u. a.: Gewalt im Dienstalltag. Die SSAufseherinnen des Konzentrations- und Vernichtungslagers Majdanek (2009). Franka Maubach ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena. Veröffentlichungen u. a.: Das 20. Jahrhundert erzählen. Zeiterfahrung und Zeiterforschung im geteilten Deutschland (Mithg., 2016).

Der Ort von Frauen in der NS-Gesellschaft und ihre Beteiligung an der national­ sozialistischen Verfolgungs- und Mordpolitik wird seit geraumer Zeit ausgelotet. Daneben hat eine kritische Männlichkeitsforschung stereotype Bilder sol­ datischer Männlichkeit untersucht. Gleichwohl haben sich beide Forschungs­ stränge bislang hauptsächlich mit Frauen und Männern »unter sich« beschäftigt, weit seltener wurde die »Volksgemeinschaft« als »Geschlechtergemeinschaft« in den Blick genommen. Die Beiträgerinnen und Beiträger fragen, welche geschlechtsspezifischen Erwartungen an Männer, Frauen und Paare in der »Volksgemeinschaft« gerichtet wurden, welche Handlungsräume sich ihnen eröffneten oder verschlossen und welche Dynamiken die gedachten wie gemachten Ordnungen freisetzten. Das rassistische Potenzial der Geschlechter­ ordnung rückt dabei ebenso in den Fokus wie Beziehungen am Rande oder jenseits der »Volksgemeinschaft«. Aus dem Inhalt: Annemone Christians: Gewinner und Verliererinnen. Trennungsinteressen und Geschlechterrelationen in der nationalsozialistischen Scheidungspraxis Julia Paulus: Gender Trouble an der Kriegsfront – Wie die Dame zur Kameradin und der Ritter zum Kamerad wurde »One-Night-Stand und Massenmord«: Ein Diskussionsforum zum Film »Die Blumen von gestern«. Hilary Earl, Dagmar Herzog, Christian Ingrao, Rainer Rother, Moshe Zimmermann, Elissa Mailänder


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Alexander Klimo Im Dienste des Arbeitseinsatzes Rentenversicherungspolitik im »Dritten Reich« Der Nutzen für die »Volks­ gemeinschaft« dominierte die Rentenversicherungspolitik des Reichsarbeitsministeriums in der NS-Diktatur. Alexander Klimo Im Dienste des Arbeitseinsatzes Rentenversicherungspolitik im »Dritten Reich«

Geschichte des Reichsarbeitsministeriums im Nationalsozialismus ca. 400 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3288-1 November   WG 1556

Die Durchführung der gesetzlichen Rentenversicherung erfuhr während der Zeit des Nationalsozialismus keine grundlegenden Änderungen – so die bis­ herige Annahme in der historischen Forschung. Tatsächlich hat die Politik des Reichsarbeitsministeriums dazu geführt, dass bei der Vergabe von Renten­ leistungen Nützlichkeitserwägungen für die »Volksgemeinschaft« die domi­ nierende Rolle spielen sollten. Vermeintlich brachliegende Arbeitskräfte unter den Leistungsempfängern der Rentenversicherung wurden so dem national­ sozialistischen Arbeitseinsatz wieder zugeführt. Grundlage dieser Entwick­ lung war ein Wandel der Verwaltungsstrukturen in der mittleren und unteren Ebene des Systems der gesetzlichen Rentenversicherung. Das Reichsarbeits­ ministerium konnte dabei die vermeintliche Schwäche, die die Reichsminis­ terien während der NS-Zeit kennzeichnete, durch eine entschiedene Rechts­ verordnungspraxis mehr als ausgleichen. Alexander Klimo geht der Frage nach, wie ein Reichsministerium unter den Bedingungen der nationalsozialis­ tischen Diktatur agierte und trotz Widerständen von NS-Organisationen und anderer Reichsministerien ein eigenständiges politisches Profil entwickeln konnte.

Der Autor Alexander Klimo, geb. 1984, Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Augsburg; seit März 2014 an der HU Berlin und Mit­arbeiter (Stipendiat) im Projekt der Un­abhängigen Historiker­kommission zur Aufarbeitung der Geschichte des Reichs­arbeitsministeriums in der Zeit des Nationalsozialismus.


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Geschichte von gestern für Deutsche von morgen? Die Erfahrung des Nationalsozialismus und historischpolitisches Lernen in der (Post-)Migrationsgesellschaft Die Herausforderungen der Gedenkstättenpolitik in einer (post-)migrantischen Gesellschaft.

Geschichte von gestern für Deutsche von morgen? Die Erfahrung des Nationalsozialismus und historischpolitisches Lernen in der (Post-)Migrationsgesellschaft Herausgegeben von Volkhard Knigge und Sybille Steinbacher Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 17. Herausgegeben i.  A. der Stadt Dachau und des Internationalen Jugendgästehauses Dachau  /  Max-Mannheimer-Studienzentrums von Sybille Steinbacher ca. 224 S., ca. 5 Abb., brosch. ca. € 20,– (D); € 20,60 (A) ISBN 978-3-8353-3343-7 November   WG 1556

Die Herausgeber Volkhard Knigge studierte Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaft in Oldenburg und Paris. Seit 1994 ist er Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, seit 2007 Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit am Historischen Institut der Universität Jena. Forschungsschwerpunkte: Erinnerungskultur, Geschichtspolitik und Geschichtsbewusstsein im 20. Jahrhundert. Sybille Steinbacher studierte Geschichte und Politikwissenschaft in München, promovierte in Bochum und habilitierte sich in Jena. Seit 2017 ist sie Direktorin des Fritz Bauer Instituts und Inhaberin des Lehrstuhls zur Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Universität Frankfurt a. M.; seit 2012 ist sie Leiterin des Dachauer Sym­po­siums zur Zeitgeschichte. Forschungsschwerpunkte: Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert.

Über den Beitrag des historischen Erinnerns für die demokratische Stabi-­ li­sierung einer (Post-)Migrationsgesellschaft wird in Deutschland nicht erst nachgedacht, seit 2015 Geflüchtete in großer Zahl ins Land gekommen sind. Doch stellt sich eine Frage seither umso drängender: Wie kann die eigentlich zwingend nationalgeschichtlich orientierte selbstkritische Auseinander­ setzung mit dem Nationalsozialismus über den nationalgeschichtlichen Refe­ renzrahmen hinaus für Menschen anderer Herkunft geöffnet und relevant werden, ohne dabei historische Identität aufzunötigen oder den National­ sozialismus von seinem deutschen Ursprung abzukoppeln? Der Band versammelt Anstöße zum Diskurs über diese Fragen, vermittelt Orientierungen für die Bildungspraxis und regt dazu an, im Sinne eines re­ flexiven Geschichtsbewusstseins über das Verhältnis von historisch-politischem Lernen und Gegenwartsbezug sowie über die Zukunftsaufgaben der KZ-Gedenk­ stätten nachzudenken. Aus dem Inhalt: Omar Kamil: Junge Migranten und Migrantinnen und Antisemitismus: Eine Suche nach Anerkennung in Deutschland? Aycan Demirel: Erfahrungen in der historisch-politischen Bildungsarbeit mit Jugend­ lichen aus Einwandererfamilien Astrid Messerschmidt: Rassismus- und antisemitismuskritische Geschichtsver­ mittlung im Kontext von vielfältigen Zugehörigkeiten Gespräch mit Cem Özdemir: Die Bundesrepublik als Einwanderungsgesell­ schaft: geschichtskulturelle und pädagogische Herausforderungen


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Verbrechen begreifen Nationalsozialismus, institutionalisiertes Gedächtnis und historisches Lernen nach der Zeitgenossenschaft Über 70 Jahre danach stellt sich dringlich die Frage, wie sich historisches Begreifen und politisch-ethische Orientierung substantiell verknüpfen lassen.

Verbrechen begreifen Nationalsozialismus, institutionalisiertes Gedächtnis und historisches Lernen nach der Zeitgenossenschaft Herausgegeben von Volkhard Knigge ca. 208 S., brosch. ca. € 17,90 (D); € 18,40 (A) ISBN 978-3-8353-1914-1 September WG 1550

Die Geschichtskultur in Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren ein­ schneidend verändert. Die Bewahrung des Gedächtnisses an den Holocaust gehört zur Staatsräson der Bundesrepublik. Aus vielen lange verdrängten Kon­ zentrationslagern sind institutionalisierte Gedenkstätten geworden. Mit der 1999 etablierten Gedenkstättenkonzeption ist der Bund an der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und auch des DDR-Kommunismus beteiligt. Unverkennbar ist jedoch der Trend, Geschichte und Geschichtsbewusstsein auf Erinnerung zu reduzieren und diese für den Königsweg von Demokratieund Menschenrechtserziehung zu halten. Im Gegensatz dazu wird in diesem Band davon ausgegangen, dass weder das individuelle noch das historische Erinnern als solche automatisch identisch sind mit (selbst-)kritischem Lernen aus unannehmbarer Geschichte (Imre Kertész). Zur Debatte stehen neue Herausforderungen. Wie lässt sich Einsicht in die fort­ bestehende Relevanz der Auseinandersetzung ohne Zeigefinger und jenseits vordergründiger Analogien bewahren und begründen? Wie wirken sich Media­ lisierung und Kommerzialisierung aus? Was kann und soll die Auseinander­ setzung mit im Kern deutscher Geschichte in der Migrationsgesellschaft leisten?

Der Herausgeber Dr. Volkhard Knigge, geb. 1954, ist Historiker und Ausstellungsmacher und lebt in Weimar. Seit 1994 ist er Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Seit 2009 hat den Lehrstuhl für »Geschichte in Medien und Öffentlichkeit« an der Universität Jena inne. Veröffentlichungen zum Geschichtsbewusstsein, zur Geschichts- und Erinnerungskultur und zur Gedenkstättengeschichte.


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Frank Bajohr und Dieter Pohl Right-Wing Politics and the Rise of Antisemitism in Europe 1935 –1941 A New Forum for International Holocaust Research.

Frank Bajohr und Dieter Pohl Right-Wing Politics and the Rise of Antisemitism in Europe 1935 –1941

European Holocaust Studies, Bd. 1. Herausgegeben i. A. des Instituts für Zeitgeschichte von Frank Bajohr, Andrea Löw und Andreas Wirsching ca. 260 S., brosch. ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-3347-5 Auch als E-Book November   WG 1556

The Editors Dr. Frank Bajohr is director of the Center for Holocaust Studies at the Institute of Contemporary History in Munich and Professor at the University of Munich. He had been Research Fellow at the International Institute for Holocaust Research in Yad Vashem and at the Center for Advanced Holocaust Research at the US Holocaust Memorial Museum in Washington. Dr. Dieter Pohl is Professor for Contemporary History at the University of Klagenfurt / Austria. He had been a researcher at the Institute for Contemporary History in Munich and Berlin.

European Holocaust Studies (EHS) publishes key international research results on the murder of the European Jews and its wider contexts. This new Englishlanguage yearbook primarily aims to bring together and provide higher visi­ bility to research contributions produced across different countries and insti­ tutions. It also strives to promote international exchange, especially among scholars from North America, Europe, and Israel. The EHS issues are thematic. Each issue features a selection of peer-reviewed research articles, which offer novel perspectives on the main theme. Further sections include a discussion of key documents and a selection of research project descriptions related to the overall topic, as well as a literature review or essay dealing with historiographical debates on the subject. Includes: Frank Bajohr: The German Model? Nazi Germany and Beyond Dieter Pohl: Right-Wing Politics and Antisemitism in Europe 1935 –1940 Ferenc Laczó: The Radicalization of Hungarian anti-Semitism until 1941. On In­ digenous Roots and Transnational Embeddedness Susanne Heim: The European Refugee Crisis Grzegorz Krzywiec: Antisemitism in Poland in the 1930s. A Balance of recent Research


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Geschichte und Repräsentation Sinne – Sprache – Bilder

Geschichte und Repräsentation Sinne – Sprache – Bilder

Wie entsteht historische Repräsentation und was passiert, wenn diese selber historisch wird?

Herausgegeben von Galili Shahar Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, Bd. 46. Herausgegeben von Galili Shahar (i. A. des Minerva Instituts für deutsche Geschichte der Universität Tel Aviv) ca. 270 S., ca. 25 Abb., brosch. ca. € 34,– (D); € 35,– (A) ISBN 978-3-8353-3346-8 Auch als E-Book November   WG 1559

Das Tel Aviver Jahrbuch 2018 beschäftigt sich mit Fragen der Darstellung von Geschichte und analysiert die Bedingungen und Funktionen von Sinnen, Stimmen und Bildern, die eine Repräsentation erst erzeugen. Die Beiträge widmen sich der Repräsentation in der neueren deutschen Geschichte, von Herder und Kant über Richard Wagner, Walter Benjamin bis hin zu Gerhard Richter sowie dem zeitgenössischen deutschen Film. Untersucht werden zu diesem Zweck historische Dokumente, philosophische Schriften, Dramen und darstellende Kunst. So entsteht ein multiperspektivischer Blick auf den Zu­ sammenhang von Geschichte und Darstellung. Aus dem Inhalt: Iilt Ferber: Herder über den Ursprung der Sprache und das Hören Luka Nakhutsrishvili: The promising ruins of the German prima donna. Wilhelmine Schröder-Devrient and German musical discourse in the nineteenth century Michal Ben-Horin: On Terror: Nevet Yitzhak’s Video Art Between Singspiel and Trauerspiel Hagi Kenaan: Walter Benjamin and the collective Image Kristoff Kerl: »Sex, drugs, and rock’n’roll.« Körperpraktiken des Rausches in gegenkulturellen Milieus in der BRD – die 1960er und 1970er Jahre Amir Eshel: Das Denken und das Bild. Gerhard Richters Birkenau Luca Beisel: Der Wolfmann und der deutsche Film

Der Herausgeber Galili Shahar, geb. 1970, ist nach wissenschaftlichen Stationen an der FU Berlin, der Hebrew University Jerusalem und der University of Florida seit 2011 Professor für Komparatistik an der Universität Tel Aviv. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Deutsche und Hebräische Literatur. In seinem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt er sich mit der Poetik des Sakralen im Zusammenhang mit radikalen körperlichen Erfahrungen. Seit 2013 ist er Direktor des Minerva Instituts für deutsche Geschichte.


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Katrin Jordan Ausgestrahlt Die mediale Debatte um »Tschernobyl« in der Bundesrepublik und in Frankreich 1986 /87 Über den unterschiedlichen Umgang zweier Länder mit der atomaren Katastrophe. Katrin Jordan Ausgestrahlt Die mediale Debatte um »Tschernobyl« in der Bundesrepublik und in Frankreich 1986 /87

Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert, Bd. 10. Herausgegeben von Frank Bösch und Christoph Classen ca. 480 S., ca. 20 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 42,– (D); € 43,20 (A) ISBN 978-3-8353-3304-8 November   WG 1557

Die Autorin Katrin Jordan, geb. 1983, hat Geschichte und Französisch sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaften in Berlin und Paris studiert. Ihre Dissertationsschrift entstand an der HU Berlin und am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die deutsch-französischen Beziehungen und die Medien­ geschichte des 20. Jahrhunderts.

Der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 gilt als bis dahin schwerste Katastrophe in der zivilen Kernenergienutzung. Die Reaktionen darauf unterschieden sich international allerdings deutlich, besonders gegensätzlich fielen sie in der Bundes­ republik und in Frankreich aus. Die bundesdeutsche Öffentlichkeit stritt er­ bittert um Grenzwerte und stellte bald auch die Sicherheit der eigenen Kern­ kraftwerke infrage. In Frankreich hingegen blieb die öffentliche Erregung aus. Die französische Regierung erließ als einzige in Westeuropa nicht einmal Vor­ sorgemaßnahmen. Es schien, als habe die radioaktive ›Wolke‹ genau an der Grenze haltgemacht. Katrin Jordan analysiert das Zusammenwirken von Politik, Wissenschaft und Medien in beiden Ländern und zeigt, warum das Problem beiderseits des Rheins ganz unterschiedlich wahrgenommen und verarbeitet wurde. In der Bundesrepublik stellten kernenergiekritische Experten und Jour­ nalisten das offizielle Krisenmanagement bald infrage und übten so Druck auf die Politik aus. In Frankreich hingegen verhinderte das zentralistische und elitenbestimmte System eine offene Diskussion über die Risiken der Kernkraft. Der unterschiedliche Umgang mit dem Reaktorunfall verfestigte die Wahr­ nehmung einer grundsätzlichen Differenz beider Gesellschaften in Fragen der Energieversorgung und Klimapolitik, führte aber auch zu einer intensiven gegen­ seitigen Beobachtung des jeweiligen Nachbarn.


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Umstrittene Räume in der Ukraine Politische Diskurse, literarische Repräsentationen und kartographische Visualisierungen

Umstrittene Räume in der Ukraine Politische Diskurse, literarische Repräsentationen und kartographische Visualisierungen

Die Ukraine: zwischen »Osten« und »Westen« zerrissen?

Herausgegeben von Sabine v. Löwis Phantomgrenzen im östlichen Europa, Bd. 8. Herausgegeben von Béatrice von Hirschhausen, Hannes Grandits, Claudia Kraft, Dietmar Müller und Thomas Serrier ca. 154 S., ca. 16 z. T. farbige Karten und 4 Abb., brosch. ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3345-1 November   WG 1559

Die vereinfachenden und undifferenzierten Repräsentationen einer zweigeteilten Ukraine, basierend auf Sprache, Religion oder politischen Einstellungen, prägen das Bild von der ukrainischen Gesellschaft außerhalb des Landes. Der Sammel­ band befasst sich mit der realen und imaginären Zunahme von Grenzen im postsowjetischen Raum. Dazu setzt er sich mit deutschen und ukrainischen Autoren auseinander, mit der medialen Repräsentation der Ukraine in Visualisierungen in den englischsprachigen Medien sowie, am Beispiel von Odessa, mit eigen­ sinnigen Stadttexten, die trotz politischer Brüche bemüht scheinen, ein Bild jenseits der Zweiteilung aufrechtzuerhalten. Aus dem Inhalt: Tatjana Hofmann: Odessa-Poetiken als Identitätsressource in Umbruchszeiten. Von Isaak Babel zu Boris Chersonskij Steven Seegel: Any Lessons Learned? Echo Chambers of Staged Geopolitics and Ethnocentricity in Maps of the Russian-Ukrainian Conflict in FebruaryMarch 2014 Ulrich Schmid: Mapping Ukrainian Regionalism: Opportunities and Challenges of Cartographic Representations Ievgeniia Voloshchuck: Die Ukraine als Palimpsest: Imperiale Phantomgrenzen der Ukraine aus der Perspektive der ukrainischen und deutschsprachigen Literatur nach 1989 /1991

Die Herausgeberin Sabine v. Löwis ist Geographin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Osteuropa und internationale Studien (ZOiS) in Berlin. Von 2011 bis 2017 war sie Postdoktorandin im BMBF-Verbundprojekt »Phantomgrenzen in Ostmitteleuropa« im Centre Marc Bloch. Im Herbst 2018 erscheint ihr Buch »Das Phantom der alten Grenze am Zbruč. Kontinuitäten und Brüche sozialräumlicher Strukturen in der Westukraine«.


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Geschichte

Russlands Blick nach Nordwestdeutschland Politisch-dynastische Beziehungen vom 16. bis frühen 20. Jahrhundert im Spiegel von Dokumenten aus dem Niedersächsischen Landesarchiv Über Jahrhunderte beeinflussten die diplomatischen und dyna­sti­ schen Verbindungen zu Russland die Territorien des heutigen Niedersachsens.

Russlands Blick nach Nordwestdeutschland Politisch-dynastische Beziehungen vom 16. bis frühen 20. Jahrhundert im Spiegel von Dokumenten aus dem Niedersächsischen Landesarchiv Herausgegeben von Gerd Steinwascher Veröffentlichungen des Niedersächsischen Landesarchivs, Bd. 2. ca. 272 S., ca. 50 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3354-3 Juli   WG 1558

Der Herausgeber Gerd Steinwascher, geb. 1953, Archivar und Historiker, ist leitender Archivdirektor des Niedersächsischen Landes­ archivs am Standort Oldenburg und Honorarprofessor an der Universität Oldenburg. Veröffentlichungen u. a.: Geschichte Niedersachsens in 111 Dokumenten (Mithg., 2016); Die Oldenburger. Die Geschichte einer europäischen Dynastie (2011); Geschichte der Stadt Osnabrück (Hg., 2006).

Wie auch in anderen deutschen Regionen ist die Geschichte Nordwestdeutsch­ lands von europaweiten Außenbeziehungen geprägt gewesen. Niedersächsi­sche Territorien wurden in Personalunion von der schwedischen, dänischen und britischen Krone regiert, aber auch zum russischen Kaiserhaus gab es über die Jahrhunderte enge Verbindungen. Die Autoren des Bandes beschäftigen sich mit den Beziehungen niedersächsi­ scher Territorien zu Russland, vornehmlich in der Zeit vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Grundlage hierfür bieten Archivalien, die im Niedersächsischen Landesarchiv – insbesondere an den Standorten Hannover, Oldenburg und Wolfenbüttel – verwahrt werden und dort der Forschung zur Verfügung stehen. Erstmals werden hier bisher unerschlossene Quellen sichtbar gemacht, welche die politisch-diplomatischen Kontakte und dynastischen Verbindungen der Welfen und des Hauses Oldenburg zum russischen Kaiserhaus widerspiegeln.


Geschichte

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Menschenrechte und ihre Kritiker Ideologien, Argumente, Wirkungen

Menschenrechte und ihre Kritiker Ideologien, Argumente, Wirkungen

Unterschiedliche historische Spielarten der Menschenrechtskritik und deren Wirkungs­ geschichte.

Herausgegeben von Dieter Gosewinkel und Annette Weinke Schriftenreihe Menschen­rechte im 20. Jahrhundert, Bd. 3. Für den Arbeitskreis Menschenrechte im 20. Jahrhundert herausgegeben von Norbert Frei ca. 224 S., Klappenbroschur ca. € 22,90 (D); € 23,60 (A) ISBN 978-3-8353-3287-4 Auch als E-Book November   WG 1559

Die Herausgeber

Während die 1990er Jahre als eine Hochzeit der internationalen Menschen­ rechtsbewegung galten, ist die Debatte über Menschenrechte seit einigen Jahren zunehmend von Skepsis und Pessimismus geprägt. Schlagworte wie »Endzeit« oder »Dämmerung« der Menschenrechte sollen signalisieren, dass mit dem Internationalen Recht auch die Menschenrechte in eine Legitima­ tionskrise geraten sind. Teilweise speist sich die gegenwärtige Kritik aus tages­ politischen Entwicklungen, greift vielfach aber auch auf grundsätzlichere Argumente zurück. Diese haben die Auseinandersetzung über Gehalt und Geltungskraft der Menschenrechtsidee von Anfang an begleitet. Denn schon immer war die Genese moderner Menschenrechtskonzeptionen eng mit deren jeweiligen Gegenentwürfen verwoben. Dabei lassen sich pragmatische Kritik und grundsätzliche Gegnerschaft nur selten auseinanderhalten. Menschenrechtskritik entsprang vielschich­ tigen Motivlagen und trat zudem in unterschiedlichen Mischungsverhältnis­ sen und Schattierungen auf. Dieser Befund fordert dazu heraus, das Phäno­ men der Menschenrechtskritik zu historisieren und zu systematisieren.

Dieter Gosewinkel ist Leiter des Center for Global Constitutionalism am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung sowie Professor für Neuere Geschichte an der FU Berlin. Veröffentlichungen u. a.: Schutz und Freiheit? Staats­ bürgerschaft in Europa im 20. und 21. Jahrhundert (2016); Die Verfassungen in Europa. Eine wissenschaftliche Text­ edition (2006); Einbürgern und Ausschließen. Die Nationalisierung der Staatsangehörigkeit vom Deutschen Bund bis zur Bundesrepublik Deutschland (2003); Adolf Arndt. Die Wiederbegründung des Rechtsstaats aus dem Geist der Sozialdemokratie 1945 –1961 (1991). Annette Weinke ist Privat­dozentin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena. Veröffentlichungen u. a.: Gewalt, Geschichte, Gerechtigkeit. Transnationale Debatten über deutsche Staatsverbrechen im 20. Jahrhundert (2016); Die Nürnberger Prozesse (2006).


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Geschichte

Lisa Rettl Jüdische Studierende und Absolventen der Wiener Tierärztlichen Hochschule 1930 –1947 Wege – Spuren – Schicksale In Biografien und bio­grafischen Skizzen werden erstmals Schicksale und Lebenswege jüdischer Veterinärmedizine­r­innen und -medizinern vor­ gestellt.

Lisa Rettl Jüdische Studierende und Absolventen der Wiener Tierärztlichen Hochschule 1930 –1947 Wege – Spuren – Schicksale

ca. 300 S., ca. 90 farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-3285-0 November   WG 1556

Die Autorin Lisa Rettl, geb. 1972, arbeitet als freischaffende Historikerin, Ausstellungskuratorin und Biografin in Wien und leitet das vierjährige FWF-Forschungsprojekt »Die Wiener Tierärzt­ liche Hochschule im Nationalsozialismus«. Für ihre Arbeiten wurde sie in Österreich u. a. ausgezeichnet mit dem Würdigungspreis der Universität Klagenfurt, dem Theodor-Körner-Preis, dem Preis für Geistes- und Sozialwissenschaften des Landes Kärnten und 2015 mit dem Hans-Maršalek-Preis für ihre umfassenden Arbeiten zum Peršmanhof. Veröffentlichungen u. a.: »Und da habe ich gesprochen als Deserteur«. Richard Wadani. Eine politische Biografie (mit Magnus Koch, 2015); Peršman (mit Gudrun Blohberger, 2014); »Ich war mit Freuden dabei«. Der KZ-Arzt Sigbert Ramsauer. Eine österreichische Geschichte (mit Peter Pirker, 2010); Parti­ sanInnendenkmäler. Anti­ faschistische Erinnerungskultur in Kärnten (2006).

Über jüdische Studierende und Absolventen der Wiener Tierärztlichen Hoch­ schule, der heutigen Universität für Veterinärmedizin in Wien, war bisher wenig bekannt. Die Frage danach, wer diese Menschen waren und was mit ihnen im Nationalsozialismus geschah, wurde noch nicht gestellt. Haben sie überlebt? Und wenn ja, wie und wo gestaltete sich ihr Weiterleben? Diesen Fragen wird nun in der vorliegenden biografischen Studie nach­ gegangen: Neben einer Familienbiografie über den Tiermedizinstudenten Wilhelm Marbach finden sich drei weitere ausgewählte Lebensgeschichten: über Hermine Allgayer, die ihr Studium aufgrund ihrer Einstufung als »jüdischer Mischling« beenden musste, über Joseph Tyndel, der sein Studium 1938 gar nicht erst beginnen konnte oder über Edmund Weissberg als Beispiel für eine antisemitisch motivierte Vertreibung schon vor dem März 1938. Biografische Skizzen von weiteren insgesamt 42 Studierenden und Tierärzten erhellen Ausmaß und Kontext der NS-Verfolgung in der »Ostmark« gegenüber den jüdischen Angehörigen dieser Berufsgruppe. Darüber hinaus sind sie in erinnerungspolitischer Hinsicht ein wichtiger Beitrag zu einer bisher stark ver­ nachlässigten Universitätsgeschichte.


Geschichte

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Johannes Kessler Das Aufkommen des Nationalsozialismus in Schaumburg-Lippe 1923 –1933 Die Frühphase der NS-Partei­ organisation in SchaumburgLippe – von den Anfängen bis zur Machtübernahme 1933. Johannes Kessler Das Aufkommen des Nationalsozialismus in Schaumburg-Lippe 1923– 1933

Schaumburger Studien, Bd. 78. Herausgegeben von Stefan Brüdermann i.  A. der Historischen Arbeitsgemeinschaft für Schaumburg ca. 450 S., ca. 25 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3351-2 Oktober   WG 1556

Als kleinster Teilstaat der Weimarer Republik galt Schaumburg-Lippe als Hort politischer Stabilität und Inbegriff beschaulich-kleinstaatlicher Verhältnisse. Vielen Zeitgenossen erschien die nationalsozialistische Machtübernahme 1933 daher als eine von außen erzwungene Besatzung ohne Berücksichtigung der landestypischen Gegebenheiten und Akteure. Johannes Kesslers Untersuchung der Anfänge des Nationalsozialismus in Schaumburg-Lippe zeichnet jedoch ein anderes Bild. Sie zeigt, dass sich bereits in den 20er-Jahren eine Reihe republikfeindlicher, völkischer und nationalis­ tischer Organisationen etablieren konnte. Auf dieser Grundlage entwickelte sich ein schlagkräftiger Parteiapparat, der mit zunehmender Radikalisierung das Eindringen der NSDAP in die kleinstädtisch-mittelständischen wie auch in die ländlichen Milieus ermöglichte. Am Ende dieses Prozesses trafen ihre Parolen aber auch bei traditionell republikanischen Schichten auf Resonanz, so dass die eigentliche Machtübernahme der Nationalsozialisten aus heutiger Sicht als Endpunkt einer geradlinigen Entwicklung erscheint.

Der Autor Johannes Kessler, geb. 1950, studierte Anglistik und Geschichte an der Universität Köln. Bis zu seiner Pensionierung war er im Schuldienst des Landes NRW beschäftigt. Zu seinen Publikationen zählen Planungsmaterialien für den Geschichtsunterricht und Ver­ öffentlichungen zu lokalhistorischen Themen.


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Geschichte

Die Klosterkammer Hannover 1931–1955 Eine Mittelbehörde zwischen wirtschaftlicher Rationalität und Politisierung Wie verhielt sich die Klosterkammer in der NS-Zeit?

Die Klosterkammer Hannover 1931 –1955 Eine Mittelbehörde zwischen wirtschaftlicher Rationalität und Politisierung Herausgegeben von Detlef Schmiechen-Ackermann, Dominik Dockter, Christian Hellwig, Carina Pniok und Christiane Schröder

Die Herausgeber Dominik Dockter, geb. 1993, studiert im Fachmaster Geschichte an der Universität Hannover, ist Stipendiat bei der Stiftung der deutschen Wirtschaft und seit 2015 am Institut für Didaktik der Demokratie beschäftigt.

Schriften zur Didaktik der Demokratie, Bd. 3. Herausgegeben von Michele Barricelli, Dirk Lange, Detlef Schmiechen-Ackermann und Christiane Schröder ca. 656 S., ca. 60 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3300-0 November   WG 1556

Christian Hellwig, geb. 1984, studierte Geschichte und Politik in Hannover und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Didaktik der Demokratie an der Universität Hannover. Carina Pniok, geb. 1989, studierte Geschichte und Politik in Greifswald und Hannover und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Didaktik der Demokratie an der Universität Hannover. Detlef Schmiechen-Ackermann, geb. 1955, ist Direktor des Instituts für Didaktik der Demokratie und apl. Professor am Historischen Seminar der Universität Hannover. Veröffentlichungen u. a.: Der Ort der ›Volksgemeinschaft‹ in der deutschen Gesellschaftsgeschichte (Mithg., 2018). Christiane Schröder, geb. 1963, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Didaktik der Demokratie der Universität Hannover. Forschungsschwerpunkte mit zahlreichen Publikationen: niedersächsische Regional- und Landesgeschichte, Frauen- und Geschlechter­ geschichte.

Die Klosterkammer Hannover erlebte in den Jahren 1931 bis 1955 eine er­ staunliche Kontinutität: Präsident Albrecht Stalmann leitete die Einrichtung über zwei politische Systemwechsel hinweg. Erstmals wird diese Periode in der Geschichte der niedersächsischen Sonderbehörde nun kritisch untersucht. Die Beiträgerinnen und Beiträger decken auf, welche Handlungsspielräume eine regionale Verwaltungsbehörde während des Nationalsozialismus hatte und mit welchen Verhaltensanforderungen sie konfrontiert wurde. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, wie das Leitungspersonal agierte und sich positionierte. Aber auch die Nachkriegsjahre rücken in den Blick. So prägte eine von Präsident Stalmann verfasste Denkschrift zur NS-Zeit die Wahrnehmung der Institutionsgeschichte über Jahrzehnte nachhaltig. Letzt­ lich stellt sich die Frage, inwiefern die Klosterkammer unter diesen Umstän­ den die eigene Haltung reflektierte und ob sie nach 1945 in der Lage war, sich neu zu orientieren. Aus dem Inhalt: Detlef Schmiechen-Ackermann / Carina Pniok: Die Klosterkammer Hannover in der Ära Stalmann. Tätigkeitsfelder, Konflikte und Handlungsspielräume Christian Hellwig: Unfreie Arbeitsverhältnisse auf landwirtschaftlichen Gütern und in den Forstämtern der Klosterkammer Hannover Dominik Dockter: Zwischen Aufschwung, »Angriff« und Affirmation. Das Pacht­ geschäft der Klosterkammer Hannover in der Zeit des Nationalsozialismus


Geschichte

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»Für wohlthätige Anstalten aller Art« Zur Geschichte der Hannoverschen Klosterkammer vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert

»Für wohlthätige Anstalten aller Art« Zur Geschichte der Hannoverschen Klosterkammer vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert

200 Jahre Klosterkammer Hannover – die Geschichte einer Institution.

Herausgegeben von Christine van den Heuvel und Thomas Vogtherr Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 298. Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen ca. 350 S., ca. 55 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3353-6 Dezember   WG 1558

Die Herausgeber

Seit ihrer Gründung im Jahre 1818 durch den späteren König Georg IV. verwaltet die heutige Klosterkammer Hannover den Besitz zahlreicher nieder­ sächsischer Klöster. Durch die Säkularisierung vieler Klosteranlagen in Folge der Reformation fielen nicht nur deren Vermögen, sondern auch umfangreiche Ländereien und zahlreiche historische Gebäude in den Besitz des Landes­ herren. Besonders die Säkularisierung der geistlichen Territorien Osnabrück und Hildesheim brachten einen enormen Vermögenszuwachs. Daher zählen zu den Aufgaben der modernen Klosterkammer neben der Bewirtschaftung vor allem Pflege und Erhalt von über 26.000 Hektar Wald, 800 Baudenkmälern und 12.000 Kunstobjekten. Zum zweihundertjährigen Jubiläum der Klosterkammer vereinigt der Band 13 Beiträge zu Vorgeschichte, Gründung und Umgang mit säkularisiertem Kirchengut sowie zur Baugeschichte oder dem geistlichen Leben in den weiter­ hin bewohnten Stiften. Betrachtet werden die wirtschaftliche, organisatorische und personelle Ent­ wicklung der Klosterkammer bis in die Weimarer Zeit sowie das ökonomische Handeln im Kontext ihres Stiftungsauftrags. Zusätzlich werden Vergleiche mit anderen Institutionen des nord- und südwestdeutschen Raums angestellt.

Christine van den Heuvel, geb. 1952, Archivarin und Historikerin, ist Präsidentin des Niedersächsischen Landesarchivs. Bis 2015 war sie stellvertretende Vorsitzende der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Veröffentlichungen u. a.: Geschichte Niedersachsens in 111 Dokumenten (Hg., 2016); Land, Dorf und Kirche: Gemeindebildungen vom Mittelalter bis zur Neuzeit in Nordwestdeutschland (Hg., 2009). Thomas Vogtherr, geb. 1955, ist Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Osnabrück. Bis 2016 war er zudem Vorsitzender der Histo­ rischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Veröffentlichungen u. a.: Die Welfen (2014); Nieder­ sachsen – Pferde, Stärken und Meer. Das Land und seine Geschichte (Hg., 2013).


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Geschichte

Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstifts Katlenburg Bearbeitet von Karin Gieschen Die wechselvolle Geschichte eines südniedersächsischen Frauenstifts in Quellentexten.

Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstifts Katlenburg Bearbeitet von Karin Gieschen Herausgegeben von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 299. ca. 640 S., ca. 5 Abb., geb., Leinen ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3352-9 Dezember WG 1558

Die Bearbeiterin Karin Gieschen, geb. 1937, ist Altphilologin und Historikerin. Sie wurde 1963 in Hamburg promoviert und absolvierte anschließend ein Archivreferendariat. Seit 1966 ist sie für die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen tätig und dort am Aufbau einer Reproduktionssammlung niedersächsischer Urkunden beteiligt.

Die Geschichte des Chorfrauenstifts Katlenburg am westlichen Harzrand reicht zurück bis ins Jahr 1105. Der kinderlos gebliebene Graf Dietrich III. von Katlenburg stiftete das Kloster und nutze seine eigene Burganlage für dessen Unterbringung. Zunächst dem Heiligen Johannes geweiht, wandelte sich das Stift zu einem Augustinerkloster unter welfischer Herrschaft. Vom 13. Jahr­ hundert bis zu seiner Säkularisierung 1534 wurde das Stift so zu einem An­ laufpunkt für Töchter des südniedersächsischen Adels. Zahlreiche Überfälle und Brände im Laufe der Jahrhunderte sorgen heute für eine schwierige Überlieferungslage des Chorfrauenstifts Katlenburg. Die wenigen erhaltenen Dokumente gelangen in die Hände der verschiedenen welfischen Linien und 1721 schließlich ins Landesarchiv in Hannover. Das Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstifts Katlenburg macht nun die noch erhaltenen Dokumente erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugäng­ lich. Einleitend wird die wechselvolle Geschichte des Stifts nachgezeichnet. Ausführliche Register erschließen den für den westlichen Harzraum auf­ schlussreichen Bestand.


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Peter Albrecht Braunschweig und der Kaffee Die Geschichte des Röstkaffeemarktes von den Anfängen bis in unsere Tage Kaffeemarken, -röster und -händler in Braunschweig und überregional vom 18. Jahr­ hundert bis heute. Peter Albrecht Braunschweig und der Kaffee Die Geschichte des Röstkaffeemarktes von den Anfängen bis in unsere Tage

Braunschweiger Werkstücke, Bd. 119. Herausgegeben vom Stadtarchiv Braunschweig ca. 600 S., ca. 208 farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3350-5 August   WG 1559

Spätestens seit dem 17. Jahrhundert ist Kaffee aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Weniger bekannt ist dagegen, dass sich auch in Braunschweig sehr bald ein reger Markt für Kaffeeröster und -händler entwickelte, von denen heute nur noch wenige Marken erhalten sind. Ausführlich betrachtet Peter Albrecht den Röstkaffeemarkt von den Anfängen des gewerblichen Röstens im 18. Jahrhundert bis in unsere Tage. Besondere Auf­ merksamkeit liegt dabei auf den Ursachen des langsamen Niedergangs dieser Branche in Braunschweig: Die technische Entwicklung und Monopolisierung sowie dramatische Veränderungen im Lebensmittelhandel drängten zahlreiche Akteure aus dem Wettbewerb. Neben dem klassischen Röstkaffee werden aber auch Themen wie Kaffeeersatzprodukte, Kaffeepads und -kapseln oder die Frage nach dem Bedeutungswandel des Kaffee-Begriffs diskutiert. Die regionalen Ergebnisse werden dabei stets in den überregionalen Kon­ text eingeordnet, sodass das reich bebilderte Buch auch die deutschen und inter­ nationalen Verhältnisse in den Blick nimmt.

Der Autor Peter Albrecht, geb. 1937, ist Wirtschafts- und Sozial­ historiker und war zuletzt Akademischer Direktor an der TU Braunschweig. Nach seiner Tätigkeit bei einer großen Braunschweiger Kaffeerösterei studierte er in Göttingen und Hamburg, wo er 1978 promoviert wurde. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des Presse- und Schulwesens sowie der Region Braunschweig im 18. und 19. Jahrhundert.


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Wissenschaftsgeschichte

Christian Reiß Der Axolotl Ein Labortier im Heimaquarium 1864 –1914 »Axolotl« ist aztekisch und bedeutet so viel wie »Wassermonster«.

Christian Reiß Der Axolotl Ein Labortier im Heim­aquarium 1864 –1914

ca. 320 S., ca. 14 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3306-2 Auch als E-Book Oktober   WG 1559

Der Autor Christian Reiß, geb. 1977, ist wissenschaftlicher Assistent an der Professur für Wissenschaftsgeschichte der Universität Regensburg. Er forscht auf den Gebieten Geschichte der Lebenswissenschaften, Historio­graphie und Theorie der Wissenschaftsgeschichte, Umwelt­ geschichte und Wissenschaftsgeschichte des Films. Veröffentlichungen u. a.: Cakes und Candies – Zur Geschichte der Ernährung von Versuchstieren, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 35(4) (Mithg., 2012).

Axolotl sind Natur- und Kulturwesen: In ihrer Heimat Mexiko leben sie nur noch auf kleinem Areal und sind vom Aussterben bedroht, im Rest der Welt dagegen werden sie als Haustiere in Aquarien gehalten. Der Wissenschafts­ historiker Christian Reiß erzählt die Geschichte dieser Paradoxie. Er nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Reise, die von Mexiko über Frankreich, Deutschland und schließlich in die ganze Welt führt. Auf dem Weg begegnen die Leserinnen und Leser dem großen Alexander von Humboldt genauso wie der in Vergessenheit geratenen Naturforscherin Marie von Chauvin. Sie wer­ den Zeuge der Entstehung des Aquariums und erfahren, wie lebende Tiere die Forschung in der Zoologie verändert haben. Im Zentrum der Geschichte stehen die Axolotl und ihre Transformation von einer lokalen Amphibienart in ein globales Haus- und Labortier. Christian Reiß zeigt, wie sie sich und ihre wechselnden Umwelten veränderten. Prak­ tiken der Naturgeschichte, Räume der Zoologie, das Aquarium als künstlicher Naturraum und die Aquaristik als Liebhaberei sind nur einige der Themen dieser Studie an der Grenze von Wissenschafts- und Technikgeschichte sowie Tier- und Umweltgeschichte. Die Studie wurde ausgezeichnet mit dem Förderpreis 2015 der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik (DGGMNT) und der Caspar-Friedrich-Wolff-Medaille der Deutschen Gesell­ schaft für Geschichte und Theorie der Biologie (DGGTB).


Wissenschaftsgeschichte

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Dinosaurierfragmente Zur Geschichte der Tendaguru-Expedition und ihrer Objekte, 1906 –2017 Ein Jahrhundertfund: die wechsel­ volle politische und wissenschaftliche Geschichte des Brachiosaurus brancai im Berliner Naturkundemuseum.

Dinosaurierfragmente Zur Geschichte der TendaguruExpedition und ihrer Objekte, 1906 –2017 Herausgegeben von Ina Heumann, Holger Stoecker, Marco Tamborini und Mareike Vennen ca. 300 S., ca. 300 farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3253-9 Auch als E-Book Oktober   WG 1559

Ein Objekt überragt seit fast 100 Jahren die Berliner Museumslandschaft: das Skelett eines Brachiosaurus brancai. Der Dinosaurier ist eine Ikone der deut­ schen Museums-, Wissens- und Populärkultur. Die Ausgrabung der Knochen­ fragmente am Berg Tendaguru in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) gilt weltweit als eine der erfolgreichsten paläontologischen Unternehmungen. Im Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft und Museum hat sich der Brachiosaurus als besonders vielschichtiges und fragmentarisches Wissensobjekt erwiesen. Die Beiträger zeichnen die wechselvolle Geschichte dieses Objekts nach: Entdeckt und ausgegraben in der Kolonialzeit, aufgestellt während des »Dritten Reichs« und nach dem Krieg in Ost-Berlin wiedererrichtet, steht es bis heute im Zentrum des Museums für Naturkunde Berlin. Die Autorinnen und Autoren betrachten das berühmte Ausstellungsobjekt in seinem historischen Kontext und gehen auf aktuelle Debatten ein. Dadurch brechen sie vorherrschende Narrative auf und öffnen den Blick für die Geschichten hinter dem Dinosaurier.

Die Herausgeber Ina Heumann ist Historikerin und Leiterin der Abteilung »PAN – Perspektiven auf Natur« am Museum für Naturkunde Berlin. Holger Stoecker ist Historiker und arbeitet am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der HU Berlin. Marco Tamborini lehrt und forscht im Bereich Wissenschaftstheorie und -geschichte an der TU Darmstadt. Mareike Vennen ist Kultur­ wissenschaftlerin und arbeitet derzeit an der TU Berlin.


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Die erste deutsche Exilbuchhandlung in Paris – Treffpunkt von Literaten und Künstlern wie Klaus und Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Joseph Roth und Robert Musil.

Die Autoren Inge Thöns (1940 –2014) studierte Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte in Frankfurt a. M. und Tübingen. Von 1970 bis 1985 arbeitete sie als Verlagslektorin, Autorin, Herausgeberin, Übersetzerin und Antiquarin in Stuttgart. Veröffentlichungen u. a.: Christian Morgenstern. Werke und Briefe (Hg., 1987 –2005); Augenlösung. Roman (1992); Ein planetarer Stil. Bemerkungen zur Kunst der Moderne (1983). Herbert Blank, geb. 1929, leitete von 1956 bis 1965 den Verlag Freies Geistesleben. 1965 gründete er sein eigenes, auf Literatur, Philosophie und Geistes­ geschichte spezialisiertes Antiquariat in Stuttgart. Veröffentlichungen u. a.: Die Unsterblichkeit der Sterne. Von Francisco Goya über Walter Benjamin zu Václav Havel. Gemälde und Grafiken von Francisco de Goya. Die rekon­ struierte Bibliothek Walter Benjamins (Mithg., 2010).

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Kulturwissenschaft

Inge Thöns Librairie Au Pont de l’Europe Die erste Exilbuchhandlung in Paris

Von 1933 bis 1940 war die Buchhandlung »Au Pont de l’Europe« ein intellek­ tuelles Refugium für die aus Nazi-Deutschland vertriebenen Literaten und Künstler und zugleich ein Ort der Begegnung zwischen zwei Kulturen – der französischen und der deutschen. In der von dem jüdischen Verleger und Buchhändler Ferdinand Ostertag gegründeten ersten deutschen Exilbuch­ handlung in Paris trafen sich Berühmtheiten wie Alfred Döblin, Klaus und Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Joseph Roth, Robert Musil, Anna Seghers, Ernst Toller, Franz Werfel und Kurt Wolff. Marlene Dietrich, Lotte Lenya und Kurt Weill waren dort ebenso zu Gast wie André Gide, Julien Green, Gertrude Stein und Paul Valéry. 1940 wurde »Au Pont de l’Europe« von der französischen Polizei beschlag­ nahmt, Ferdinand Ostertag flüchtete weiter, bis nach New York. Was blieb, war das Gästebuch der Buchhandlung, in das sich 64 prominente Besucher eingetragen haben und das in diesem Band vollständig als Faksimile wieder­ gegeben wird. Inge Thöns und Herbert Blank rekonstruieren die Geschichte von »Au Pont de l’Europe« und bewegen sich auf den Spuren der Begründer, Bücher und Besucher.


Kulturwissenschaft

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Wallstein Verlag Herbst 2018

Bücher und Buchhandlungen als letzte Brücke nach Europa

Inge Thöns Librairie Au Pont de l’Europe Die erste Exilbuchhandlung in Paris

ca. 448 S., ca. 43 z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-3325-3 November   WG 1562


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Kulturwissenschaft

Dietz Bering Luther im Fronteinsatz Propagandastrategien im Ersten Weltkrieg Die nationalistische und militaristische Inanspruch­ nahme Luthers im Ersten Weltkrieg.

Dietz Bering Luther im Fronteinsatz Propagandastrategien im Ersten Weltkrieg

224 S., brosch. ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3373-4 September   WG 1561

Der Autor Dietz Bering, geb. 1935, lehrte ältere Sprache und Literatur an der Universität zu Köln. Große Beachtung fand sein Buch »Die Epoche des Intellektuellen« (2010).

Anhand der Propagandastrategien der intellektuellen Mobilmachung in kirch­ lichen und akademischen Kontexten im Ersten Weltkrieg analysiert der Autor die Umdeutung und Verfälschung von Luthers Theologie. Er fragt nach der propa­ gandistischen und agitatorischen Instrumentalisierung von Luthers Texten und Luthers Person. Dabei rekonstruiert er die Inanspruchnahme des Reformators als nationalistischer »Kriegsheld«. Bering fragt, wie Luthers Satz »steche, schlage, würge hier, wer da kann. Bleibst du darüber tot – wohl dir!« weitgehend unwidersprochen auf die Mate­ rialschlachten und Schützengräben der Westfront bezogen und als Durchhalte­ propaganda gebraucht werden konnte.


Kulturwissenschaft

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Wolfgang Hochbruck Helden in der Not Eine kurze Kulturgeschichte der amerikanischen Feuerwehr

Wolfgang Hochbruck Helden in der Not Eine kurze Kulturgeschichte der amerikanischen Feuerwehr

Feuerwehrleute scheinen selbstverständlich Helden zu sein – sie retten, löschen und bergen, sind selbstlos und mutig. Die Kulturgeschichte zeichnet ein differenzierteres Bild, das weniger mythisches Heldentum zelebriert als Einsatz für die demokratische Gemeinschaft.

Figurationen des Heroischen, Bd. 5. Herausgegeben von Ralf von den Hoff ca. 96 S., ca. 5 z. T. farbige Abb., Klappenbroschur ca. € 12,90 (D); € 13,30 (A) ISBN 978-3-8353-3279-9 Auch als E-Book November   WG 1559

Feuerwehrleute retten Kinder aus brennenden Häusern und Katzen von Bäumen; sie löschen Waldbrände und befreien Unfallopfer aus Autowracks. Spätestens seit dem Tod von 343 Angehörigen des Fire Department of New York beim Einsturz des World Trade Centers am 11. September 2001 erscheinen Feuerwehrleute ganz selbstverständlich als schon mythische Heldenfiguren. Eine Rückschau auf 300 Jahre Kulturgeschichte ergibt ein facettenreicheres Bild mit Höhen und Tiefen, aber auch eine bleibende Qualität: die Bereitschaft, für die Sicherheit aller die eigene Gesundheit und notfalls auch das Leben zu riskieren. Der Zustand einer demokratischen und republikanischen Zivil­ gesellschaft ist an der Organisation und Verfassung ihres Feuerwehr­wesens ablesbar.

Der Autor Wolfgang Hochbruck, geb. 1959, ist Professor für Nordamerikanische Philologie und Kultur­ studien an der Universität Freiburg, Co-Leiter des Praxis­ kollegs im Freiburg Advanced Center of Education und frei­ williger Feuerwehrmann. Er ist Mitglied des Fachbereichs 12 Brandschutzaufklärung beim Deutschen Feuerwehrverband und des Landesfachausschusses Brandschutzerziehung in Baden-Württemberg. Veröffentlichungen u. a.: Geschichtstheater (2013); Die Geschöpfe des Epimetheus (2011).


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Kulturwissenschaft

Deutsche Pornographie in der Aufklärung

Materialreiche Beiträge über erotische und pornographische Werke deutschsprachiger Autoren aus dem Zeitalter der Aufklärung anschaulich illustriert.

Deutsche Pornographie in der Aufklärung Herausgegeben von Martin Mulsow und Dirk Sangmeister ca. 432 S., ca. 30 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3271-3 Oktober   WG 1562

Die Herausgeber Martin Mulsow, geb. 1959, ist Professor für Wissenskulturen der europäischen Neuzeit an der Universität Erfurt und Direktor des Forschungszen­ trums Gotha. Ausgezeichnet u. a. mit dem Anna-KrügerPreis für wissenschaftliche Prosa, 2014. Veröffentlichungen u. a.: Radikale Frühaufklärung in Deutschland 1680 –1720 (2018). Dirk Sangmeister, geb. 1965, ist Germanist und Mitglied des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt. Veröffentlichungen u. a.: Johann Gottfried Seume: Mein Leben (Hg., 2018); Subversive Literatur (Mithg., 2014).

Es gilt, aufzuräumen mit einer Legende, nämlich der seit grauer philologischer Vorzeit umlaufenden Annahme, dass die sittsamen Deutschen im 18. Jahr­ hundert kaum erotische oder gar pornographische Texte geschrieben hätten. Die Herz, Kopf und nicht zuletzt den Körper anregenden Bücher, die im Zeitalter der Aufklärung in deutschen Landen lustvoll gelesen worden sind, sind keineswegs ausschließlich Werke fremder Provenienz gewesen. Tatsächlich lassen sich in der deutschen Literatur der Aufklärung rund 200 Erotica ermitteln, die bislang mehrheitlich gemieden worden sind von Germa­ nisten, deren Berührungsängste bei diesem Segment der Belletristik traditionell beträchtlich sind. Die im Anschluss an eine internationale Tagung am Forschungszentrum Gotha zu einem Buch gebündelten Beiträge räumen mit tradierten Irr­tümern auf und spüren den Zusammenhängen zwischen Freizügigkeit und Frei­ geistigkeit nach. In den Blick genommen werden vergessene Texte, Autoren und Akteure aus dem zwielichtigen Souterrain und dem dunklen Untergrund der Literatur, um hellere Begriffe über die allzu lange vernachlässigten Diskurse im Schatten der Aufklärung zu vermitteln. Mit Beiträgen von Norbert Bachleitner, Urszula Bonter, Hans Richard Brittnacher, Norbert Otto Eke, Carolin Fischer, Ursula Pia Jauch, Ulrich Joost, Ulrike Leuschner, Yong-Mi Rauch u. a.m.


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Armin Sandig Köpfe

»Es geht vor allem darum, den Begriff der Schönheit neu mit Sinn zu erfüllen …« – Armin Sandigs Köpfe und Gesichter sind einzigartig.

Armin Sandig Köpfe

Herausgegeben von Ekkehard Nümann ca. 128 S., ca. 100 farbige Abb., geb. ca. € 22,– (D); € 22,70 (A) ISBN 978-3-8353-3270-6 August   WG 1583 Der Künster

Köpfe und Gesichter – sie wurden immer häufiger zu einem bevorzugten Sujet von Armin Sandig, gerade auch in seinem Spätwerk. Nach einer intensiven Phase des Experimentierens mit den Möglichkeiten der informellen Malerei in den 1960er und 1970er Jahren gab es eine Rückbesinnung des Künstlers hin zur figürlichen Darstellung. Neben weiblichen Akten und Figurengruppen entstanden weit mehr als hundert Bilder von Köpfen, die in ihrer Vielschich­ tigkeit und ihren phantasiereichen Variationen einzigartig sind. Mal ironisch, mal erschreckend, aber immer offen und lebendig, lassen sie den Assozia­ tionen des Betrachters ihren Raum. Ein neuer, ganz eigener Zugang zur Dar­ stellung des menschlichen Gesichts unter Einbeziehung der expressiven, gestischen Malerei der Abstraktion. Rigorose Bilder, wie sie die heutige Wirk­ lichkeit fordert.

Der Maler und Grafiker Armin Sandig (1929 –2015) stand anfangs unter dem Einfluss von Max Beckmann, Paul Klee und Wassily Kandinsky und wandte sich später mehr und mehr der abstrakten Malerei zu. Für seine Arbeiten wurde er mit einer Vielzahl von Preisen geehrt. Von 1980 bis 2011 war er Präsident der Freien Akademie der Künste der Hansestadt Hamburg. Er unterrichtete mehr als drei Jahrzehnte an der Hamburger Fachhochschule für Architektur Akt- und Porträtzeichnen. Der Herausgeber Ekkehard Nümann, geb. 1945, ist Vorsitzender des Vorstandes der Freunde der Kunsthalle in Hamburg, Präsident des Bundesverbandes der Förderver­ eine deutscher Museen für bildende Kunst e. V., President WFFM (World Federation of Friends of Museums), Vorsitzender des Vorstandes Stiftung Armin Sandig e. V. sowie langjähriges Fördermitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg.


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Stephan Stach Nationalitätenpolitik aus der zweiten Reihe Konzepte und Praktiken zur Einbindung nationaler Minderheiten in Piłsudskis Polen (1926 –1939) Ein Blick auf den Umgang der polnischen Regierung mit jüdischen und ukrainischen Minderheiten vor dem Zweiten Weltkrieg.

Stephan Stach Nationalitätenpolitik aus der zweiten Reihe Konzepte und Praktiken zur Einbindung nationaler Minderheiten in Piłsudskis Polen (1926 –1939)

Polen: Kultur – Geschichte – Gesellschaft, Bd. 4. / Poland: Culture – History – Society, vol. 4. Herausgegeben von Yvonne Kleinmann ca. 450 S., ca. 15 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3101-3 Auch als E-Book November   WG 1559

Der Autor Stephan Stach, geb. 1982, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen ostmitteleuropäische Geschichte im 20. Jahrhundert, nationale Minder­ heiten, Geschichtspolitik und Erinnerungskultur.

Die Beziehungen zwischen dem polnischen Staat und seinen nichtpolnischen Bürgern waren vor 1939 von teils scharfen Auseinandersetzungen geprägt. Doch es gab auch Versuche, die Konflikte in beiderseitigem Einverständnis zu lösen. Diese fanden jenseits der parlamentarischen Bühne statt und wurden in der Regel von Akteuren aus der zweiten Reihe angestoßen. Stephan Stachs Studie untersucht erstmals die Herausbildung eines insti­ tutionellen Umfelds, in dem Wissenschaftler, Ministerialbeamte, Abgeordnete und Journalisten Konzepte zur Einbindung nationaler Minderheiten in den polnischen Staat entwickelten. Am Beispiel der jüdischen und ukrainischen Minderheiten in Polen werden Prozesse beleuchtet, die zu einem politischen Vertrauen zwischen den Konfliktparteien beitrugen.


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Ends of War Interdisciplinary Perspectives on Past and New Polish Regions after 1944 Ends of War Interdisciplinary Perspectives on Past and New Polish Regions after 1944 Herausgegeben von Paulina Gulińska-Jurgiel, Yvonne Kleinmann, Miloš Řezník und Dorothea Warneck

Reflexionen über die komplexe Frage, wie sich Gesellschaften nach der Erfahrung von Krieg und Gewalt konsolidieren oder gar neu erfinden.

Polen: Kultur – Geschichte – Gesellschaft, Bd. 5 / Poland: Culture – History – Society, vol. 5. Herausgegeben von Yvonne Kleinmann ca. 344 S., ca. 15 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3307-9 Auch als E-Book August   WG 1558

Der Zweite Weltkrieg wirkte in Polen wie in anderen europäischen Staaten weit über die unmittelbaren Kampfhandlungen hinaus. Okkupation, Zwangs­ arbeit, politische und rassistische Verfolgung sowie Grenzverschiebung prägten das Leben der Zivilbevölkerung. Viele der überlebenden Einwohne­ rinnen und Einwohner der Republik Polen fanden sich nach dem Ende der militärischen Auseinandersetzungen und dem Ende der Shoah unfreiwillig in anderen Regionen, auf dem Gebiet anderer neugebildeter Staaten oder im Exil wieder. Die Beiträge dieses Bandes gehen davon aus, dass es ein Kriegsende weder in Polen noch in seinen Nachbarstaaten gab. In Lublin wurde nach der Befreiung durch die Rote Armee schon 1944 eine sowjetisch gelenkte Übergangsregie­ rung eingesetzt, indessen dauerten Zwangsmigrationen und die Rückkehr von Displaced Persons bis in die frühen 1950er Jahre an. Auf mentaler Ebene prägten die unterschiedlichen Kriegserfahrungen Menschen und ihr Verhalten über Jahre oder gar Jahrzehnte. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes begreifen die unterschied­ lichen Kriegsenden als Phasen der Transition und der Neuorientierung. Analy­ tisch kommen historische, museologische, soziologische, rechtswissenschaft­ liche, linguistische und psychologische Perspektiven zum Tragen. Der Band erscheint in englischer Sprache.

Die Herausgeber Paulina Gulińska-Jurgiel, geb. 1979, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am AleksanderBrückner-Zentrum für Polenstudien an der Universität Halle. Yvonne Kleinmann, geb. 1970, ist Professorin für Osteuro­ päische Geschichte an der Universität Halle und Direktorin des Aleksander-BrücknerZentrums für Polenstudien in Halle.

Miloš Řezník, geb. 1970, ist Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Warschau und Professor für Europäische Regionalgeschichte an der TU Chemnitz. Dorothea Warneck, geb. 1982, ist Doktorandin am Institut für Geschichte der Universität Halle.


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Nachträglich, grundlegend Der Kommentar als Denkform der jüdischen Moderne von Hermann Cohen bis Jacques Derrida Die besondere Stellung des Kommentars in der jüdischen Moderne und seine Bedeutung für jene Philosophie und Kritik, die an der Autorität eines Ursprungs und Grundtextes zweifelt.

Die Herausgeber Andreas B. Kilcher, geb. 1963, ist Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft an der ETH Zürich und im Direktorium des Zentrums für Geschichte des Wissens der ETH und der Universität Zürich; Gastprofessuren an zahlreichen Universitäten in der Schweiz, Israel und den USA. Veröffentlichungen u. a.: Deutsche Sprachkultur in Palästina / Israel (2017); Writing Jewish Culture. Paradoxes in Ethnography (2016); Die Wissenschaft des Judentums (2015); Poetik und Politik des Witzes bei Heinrich Heine (2014); Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur (2. Aufl. 2012). Liliane Weissberg, geb. 1953, ist Christopher H. Browne Distinguished Professor in Arts and Sciences an der University of Pennsylvania; Gastprofessuren an zahlreichen Universitäten in den USA, der Schweiz, Österreich und Deutschland. Veröffentlichungen u. a.: Münzen, Hände, Noten, Finger: Berliner Hofjuden und die Erfindung einer deutschen Musikkultur (2018); Juden. Geld. Eine Vorstellung (2013); Über Haschisch und Kabbalah. Gershom Scholem, Siegfried Unseld und das Werk von Walter Benjamin (2012); Affinität wider Willen? Hannah Arendt, Theodor W. Adorno und die Frankfurter Schule (2011); Hannah Arendt, Charlie Chaplin und die verborgene jüdische Tradition (2. Aufl. 2010).

Nachträglich, grundlegend Der Kommentar als Denkform der jüdischen Moderne von Hermann Cohen bis Jacques Derrida Herausgegeben von Andreas Kilcher und Liliane Weissberg ca. 256 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 25,– (D); € 25,70 (A) ISBN 978-3-8353-3369-7 September   WG 1544

Ein Kommentar scheint sich immer auf eine bereits vorhandene Äußerung, auf einen bereits existierenden Text zu beziehen. Er tritt als ein nachträglicher Begleittext gegenüber einem primären Grundtext auf. Bisweilen trägt der Kommentar aber auch eine dialogische Form und diese wird für die rabbi­ nische Tradition des Judentums kennzeichnend und beispielhaft im Talmud. Das scheinbar Nachträgliche wird hier für das Judentum grundlegend. Dabei behält der Kommentar seine Bedeutung für die jüdische Moderne auch über das rabbinische Judentum hinaus und gewinnt sogar noch dort an Bedeutung, wo er sich von der Tradition emanzipiert, diese fortentwickelt und verändert. Inhalt: Dominique Bourel: Der Kommentar als Dialog bei Martin Buber Edward Breuer: Tradition und Moderne in Mendelssohns Kommentaren Micha Brumlik: Leo Strauss kommentiert Maimonides, den Kommentator der Tora Peter Fenves: Jacques Derrida befragt »Le Livre des Questions« Andreas Kilcher: Gershom Scholems (kabbalistische) Theorie des Kommentars Michael L. Morgan: Levinas als Leser Paul Reitter: Karl Kraus’ Kommentar zur Welt und seine Auswirkungen auf die deutsch-jüdische Kultur Benjamin E. Sax: Franz Rosenzweig: Kommentar, Zitat und das Schicksal der Sprache Liliane Weissberg: Freuds Nachträglichkeit Eva-Maria Ziege: Über Max Horkheimers »Judenglosse«


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Wilhelm Killmayer Der alte Mann mit dem Cello Sagt statt »hallo« jetzt immer nur »hello« Gesammelte Gedichte über Musik und das ganze Leben Wilhelm Killmayer Der alte Mann mit dem Cello Sagt statt »hallo« jetzt immer nur »hello« Gesammelte Gedichte über Musik und das ganze Leben

Sämtliche Gedichte und zahlreiche Limericks des 2017 verstorbenen Komponisten.

Herausgegeben vom Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Michael Krüger Mit einem Nachwort von Siegfried Mauser ca. 160 S., geb., Schutzumschlag ca. € 20,– (D); € 20,60 (A) ISBN 978-3-8353-3316-1 November   WG 1151

Wilhelm Killmayer war nicht nur einer der interessantesten und unabhängigsten Komponisten der Nachkriegszeit, sondern auch ein begnadeter Komiker. Beson­ ders Schüttelreime und Limericks hat er geliebt, in denen er die Musiker, ihre Instrumente, aber auch den Musikbetrieb durchgeschüttelt hat, sehr zur Freude und zum Vergnügen seiner zahlreichen Freunde. Diese Seite an ihm soll nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. ’s war ein Jüngling, der spielte Fagott, er spielte unsauber, doch behände und flott; mal durchblies er zwölf Nächte, Gott! wie ihn das schwächte, nicht tot war er, doch das Fagott Schrott.

Wilhelm Killmayer (1927 –2017) Kompositions- und Dirigierstudium u. a. bei Carl Orff, und Studium der Musikwissenschaft bei Rudolf von Ficker. 1973 –1991 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik in München. Wilhelm Killmayer war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Akademie der Künste Berlin. Kompositionen: Symphonien, Kammermusik, Chorwerke, Bühnenwerke sowie Lieder- und RomanzenZyklen. Der Herausgeber Michael Krüger, geb. 1943, war mit Wilhelm Killmayer befreundet. Er ist Schriftsteller und Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Zuletzt veröffentlicht: Einmal einfach. Gedichte (2018) und Das Irrenhaus. Roman (2016). Vorwort Siegfried Mauser, geb. 1954, Klavierstudium sowie Studium der Musikwissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte. Lehrtätigkeiten als Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik Würzburg, an der Universität Mozarteum Salzburg, dessen Rektor er 2014 –2016 war. Veröffentlichungen zur musikalischen Analyse, Musik­ ästhetik und Musikgeschichte.


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Urte von Berg Die Redens in Buchwald im Hirschberger Tal

Ein lebendiges Zeitbild am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert.

Urte von Berg Die Redens in Buchwald im Hirschberger Tal

ca. 192 S., ca. 48 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3168-6 Auch als E-Book Juni   WG 1941

Die Autorin Urte von Berg, geb. 1935 in Ostpreußen, studierte Wissenschaftliche Politik, Germanistik und Anglistik in Hamburg, Oxford und Freibur i. Br. Zehn Jahre arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für »Radio Bremen« und »Die Zeit«. Später baute sie als Studienrätin an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel das pädagogische Programm »Wolfenbütteler Schülerseminare« auf. Sie veröffentlichte zuletzt im Wallstein Verlag »Patriotische Salons in Berlin« (2012).

Pioniergeist verbindet heute Polen und Deutsche, um die Parks und Schlösser zu retten. Man fragt auch nach den Persönlichkeiten, die vor zwei Jahr­ hunderten dort wirkten. Friedrich Wilhelm von Reden (1752 –1815) wurde mit der Entwicklung des schlesischen Bergbaus betraut. Dafür reiste er nach England, entdeckte die Gartenkunst und schuf in Buchwald einen Landschaftsgarten. Er heiratete Friederike Freiin Riedesel (1774 –1854), starb früh nach glücklicher Ehe und ließ Friederike als kinderlose Witwe von 41 Jahren zurück. In Buchwald wurde sie zur »Mutter des Hirschberger Tals«: Sie nahm sich der notleidenden Weber an, gründete eine Bibelgesellschaft und wurde Mit­ telpunkt der »Erweckungsbewegung«. Sie organisierte im Auftrag Friedrich Wilhelms III. die Umsiedlung von Glaubensflüchtlingen aus dem Zillertal, betrieb als Freundin des Königs Friedrich Wilhelm IV. den Wiederaufbau einer norwegischen Stabkirche und führte ein gastliches Haus. Das Buch stützt sich auf Briefe und biografische Zeugnisse. Die Autorin hat sich zum Ziel gesetzt, neben den Charakterskizzen einen lebendigen Einblick in die geistigen und politischen Vorstellungen jener Jahre zu geben.


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Boris Roman Gibhardt Nachtseite des Sinnbilds Die Romantische Allegorie Am Beispiel der Allegorie wird gezeigt, dass die Frage, wie in der Romantik Bedeutung generiert wird, unmittelbar mit der Zeitlichkeit des Darstellens verbunden ist. Boris Roman Gibhardt Nachtseite des Sinnbilds Die Romantische Allegorie

Ästhetik um 1800, Bd. 13. Begründet von Reinhard Wegner, herausgegeben von Johannes Grave und Sabine Schneider ca. 224 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 24,90 (D); € 25,60 (A) ISBN 978-3-8353-3272-0 August   WG 1582

Boris Roman Gibhardt weist in seiner Studie die Allegorie als das Herzstück der romantischen Kunsttheorie aus. Dafür setzt er bei der Relation von Zeichen und Bedeutung an. Der tradierte enge Zeichenmodus der Allegorie, dem zufolge im gegenständlich Vorgestellten ein konzeptuell Gemeintes zu lesen ist, wird in der Romantik unterlaufen, und doch wird an der Tradition allegorischen Darstellens festgehalten. In den divergierenden Deutungs­ ansätzen hierzu wurde einerseits argumentiert, dass Romantiker damit auch den Anspruch universalen Bedeutens fortführen, dass sie andererseits aber auch die Produktion von Sinn einem Spiel selbstbezüglicher Formen ohne verbindliche Bedeutung anheimgeben. Gibhardt schlägt eine andere Lösung vor: Die Allegorie profiliert die ihr eigene inhärente Temporalität. Die im allegorischen Modus zeitlich artiku­ lierten Widerspruchserfahrungen zwischen Zeichen und Bedeutung können ein zentriertes Zulaufen des Dargestellten auf den einen Sinn verhindern und mittels der Temporalität dieses Prozessierens dennoch Einsichten vermitteln. Mit dem Fokus auf Zeit und Darstellung werden Grundfragen der Romantik erörtert und eine Brücke zur Theorie der Allegorie in der Moderne geschlagen.

Der Autor Boris Roman Gibhardt ist Privatdozent für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Deutsche Philo­ logie an der FU Berlin. Er ist Mitherausgeber von »Regards Croisés. Deutsch-französische Zeitschrift für Ästhetik und Kunstgeschichte«. Veröffentlichungen u. a.: Das Auge der Sprache. Ornament und Lineatur bei Marcel Proust (2011).


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Über Literatur

Caroline Jessen Kanon im Exil Lektüren deutsch-jüdischer Emigranten in Palästina / Israel Kanonforschung als Gedächtnis- und Diskurs­ geschichte.

Caroline Jessen Kanon im Exil Lektüren deutsch-jüdischer Emigranten in Palästina / Israel

ca. 544 S., ca. 25 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 42,– (D); € 43,20 (A) ISBN 978-3-8353-3348-2 Oktober   WG 1556

Die Autorin Caroline Jessen, geb. 1980, arbeitet für das Deutsche Literaturarchiv Marbach und den Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel.

In nutzlos gewordenen Büchersammlungen ist das Nachleben einer vor dem Holocaust in Deutschland so lebendigen jüdischen Kultur in Israel präsent: In diesen Büchern materialisieren sich Fragmente einer Kultur, die sich mit den Einwanderern und Geflüchteten aus Deutschland nach Palästina gerettet hatte und die nun mit der letzten Generation ihrer Träger aus dem isra­­elischen Alltag verschwindet. In Aussagen über gerettete und verlorene Bücher, vor allem aber in gelesenen und bewahrten Texten zeigen sich Spuren einer ›inneren‹ Geschichte der jüdischen Emigration. Der Kanon im Exil verweist auf die Vergangenheitsform einer Lesekultur und auf die Emigration und Ver­ nichtung jüdischen Lebens in Deutschland. Er ist ein Kanon des Verlusts und zugleich ein Versuch, diesen Verlust zu thematisieren. Caroline Jessen beschäftigt sich anhand von fünf exemplarischen Fallstudien zu aufgelösten Privatbibliotheken mit dem Paradoxon einer besonderen Verstän­ digung über Literatur, die zugleich Nähe und Distanz zu einer deutschen Gegen­ wart markiert.


Über Literatur

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Ulrich von Bülow Papierarbeiter Autoren und ihre Archive Ein Blick ins Archiv: was Nachlässe über Autoren verraten.

Ulrich von Bülow Papierarbeiter Autoren und ihre Archive

ca. 368 S., ca. 200 z. T. farbige Abb., Klappenbroschur ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3361-1 Oktober   WG 1562

So vielfältig wie Autoren sind auch ihre Archive. Sie erzählen von der Arbeit am Text wie von den Realitäten des Lebens und werfen ein neues Licht auf die Autoren und ihre Werke. Ulrich von Bülow entfaltet eine kurze Theorie des Nachlasses und widmet sich in 15 Studien einzelnen Autorenarchiven des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen jeweils konkrete Dokumente, deren Materialität durch zahlreiche Abbildungen veranschaulicht wird. Das Spektrum der Interpretationen reicht vom Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit bei Martin Heidegger über die Funktion der Notizbücher für Peter Handke bis hin zu der Frage, wie Rilke den Winter 1911 /1912 in Duino verbrachte und welchen Brief er las, bevor er die ersten Zeilen der Duineser Elegien schrieb. Zu den behandelten Schriftstellerinnen und Schriftstellern zählen Tankred Dorst, Hans-Georg Gadamer, Max Kommerell, Richard Leising, Helga M. Novak, Karl Löwith, Rudolf Pannwitz, Rudolf Alexander Schröder, W. G. Sebald, Martin Walser und Stefan Zweig. Ihre Nachlässe – oder »Vorlässe« – befinden sich in der vom Verfasser geleiteten Archivabteilung des Deutschen Literaturarchivs Marbach.

Der Autor Ulrich von Bülow, geb. 1963, war nach dem Studium der Germanistik als Lektor in Leipzig tätig. Seit 1992 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Literaturarchiv Marbach, seit 2006 ist er Leiter der Abteilung Archiv. Veröffentlichungen u. a.: Erich Kästner: Das Blaue Buch. Geheimes Kriegstagebuch 1941-1945 (Mithg., 2018); Entzweite Moderne. Zur Aktualität Joachim Ritters und seiner Schüler (Mithg., 2017); Hannah Arendt in Marbach (2015); Hans Blumenberg: Quellen, Ströme, Eisberge (Mithg. 2012).


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Über Literatur

Kerstin Gräfin von Schwerin Friederike Brun Die nordische Sappho. Eine Biographie Die erste Biographie über die bemerkenswert eigenständig denkende Schriftstellerin der Spätaufklärung.

Kerstin Gräfin von Schwerin Friederike Brun Die nordische Sappho. Eine Biographie

ca. 512 S., ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3275-1 Auch als E-Book Oktober   WG 1562 Friederike Brun (1765 –1835), in Gräfentonna (Thüringen) als Tochter des Predigers Balthasar Münter geboren, wuchs in einem protestantischen Pfarrhaushalt auf, der zugleich ein deutschsprachiger, gesellig-intellektueller Mittelpunkt Kopenhagens war. Eine kosmopolitische und vielgereiste Schriftstellerin der Spätaufklärung, deren Werk zur europäischen Literaturund Kulturgeschichte gehört. Die Autorin Kerstin Gräfin von Schwerin, geb. 1963, Dr. phil., Studium der Germanistik und Kunst­ geschichte in Leipzig und Hamburg. Sie lebt als Literaturwissenschaftlerin in Otterndorf bei Hamburg. Veröffentlichungen u. a.: Johann Heinrich Voß (2013); »Ich beendige dieses Gedicht lieber in Prosa«. Robert Walser als Grenzgänger der Gattungen (Mithg., 2011); Minima aesthe­ tica. Die Kunst des Verschwindens. Robert Walsers mikrografische Entwürfe ›Aus dem Bleistiftgebiet‹ (2001).

Hochgebildet, leidenschaftlich an Kunst und Literatur interessiert, neugierig auf Menschen: Friederike Brun war eine wichtige Netzwerkerin der Zeit um 1800. In ihren Häusern in Kopenhagen und Rom verkehrten namhafte Künst­ ler und Intellektuelle aus ganz Europa wie Angelika Kauffmann, Wilhelm von Humboldt und Carl Ludwig Fernow. Sie war mit Johann Gottfried Herder, Karl Viktor von Bonstetten, Friedrich von Matthisson, Jens Immanuel Baggesen und anderen berühmten Persönlichkeiten bekannt und förderte Künstler wie Bertel Thorvaldsen und Antonio Canova. Ihre kunstkritischen Arbeiten leisteten wichtige Beiträge zu den Kunst- und Kulturdebatten ihrer Zeit, ihre literarische Produktion umfasst neben autobiographischen Schriften und Reise­ beschreibungen auch Gedichte. Zur europäischen Weltlage äußerte sich Friederike Brun immer wieder und setzte sich für das Selbstbestimmungsrecht der Völker ein. Aufgrund ihres sozialen und politischen Engagements wurde sie mit der französischen Schriftstellerin Madame de Staël ver­g lichen. Kerstin Gräfin von Schwerin entwirft anhand von Quellen ein lebendiges Porträt von Friederike Brun und erschließt ein intellektuelles, vielstimmiges Beziehungsnetz der europäischen Geistesgeschichte des aus­gehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts.


Über Literatur

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Joanna Nowotny »Kierkegaard ist ein Jude!« Jüdische Kierkegaard-Lektüren in Literatur und Philosophie Joanna Nowotny untersucht in ihrer groß angelegten Studie, welche Spuren Kierkegaards Schreiben und Denken im theoretischen Diskurs und der literarischen Kultur der jüdischen Moderne hinterlassen haben.

Joanna Nowotny »Kierkegaard ist ein Jude!« Jüdische KierkegaardLektüren in Literatur und Philosophie

ca. 496 S., geb., Schutzumschlag ca. € 49,– (D); € 50,40 (A) ISBN 978-3-8353-3282-9 Juli   WG 1525

»Kierkegaard ist ein Jude!«, notiert Gershom Scholem im Jahr 1915 begeistert in seinem Tagebuch. »[N]irgends« sei der »Kern des jüdischen Weltgefühls […] so klar, so erlebt formuliert« wie bei Kierkegaard, schreibt Max Brod einige Jahre später in »Heidentum – Christentum – Judentum« (1921). Derartige Deutungen sind bemerkenswert. Sie werfen die Frage auf, inwiefern Kierke­ gaards Werk, das nach 1900 im deutschsprachigen Europa ohnehin Hochkon­ junktur hatte, insbesondere für eine jüdische Rezeption Interpretations- und Aneignungsmöglichkeiten bereithielt. Wie wird Kierkegaards Denken in die­ sem Kontext theologisch, politisch und literarisch fruchtbar gemacht, von Dichtern und Denkern wie Martin Buber, Franz Rosenzweig und Franz Kafka? Welche Aspekte seines Werks spielen eine besondere Rolle? Welcher Gestus liegt den verschiedenen Kierkegaard-Aneignungen zugrunde und wel­ che Funktionen erfüllen sie etwa im Rahmen jüdischer Identitätsdiskurse? Diesen Fragen widmet sich Joanna Nowotny in ihrer Studie und zeigt, welche Spuren Kierkegaards Schreiben und Denken bei Autoren wie Martin Buber, Gershom Scholem, Franz Werfel oder Franz Kafka hinterlassen haben.

Søren Kierkegaard (1813 –1855) verstand sich als dezidiert christlicher Philosoph und Schriftsteller, dessen Werke sich immer wieder mit dem Christentum auseinandersetzen. Seine Überlegungen fanden aber auch bei jüdischen Denkern und Schriftstellern großen Anklang. Die Autorin Dr. Joanna Nowotny, geb. 1988, war von 2013 –2017 Doktorandin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Andreas Kilcher an der ETH Zürich. Sie studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an den Universitäten Bern und Wien. Forschungstätigkeit und Publikationen im Feld der deutsch-jüdischen Studien, der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, der Comic und Game Studies. Veröffentlichungen u. a.: Reader Superhelden. Theorie – Geschichte – Medien, (Mithg., 2018); Ein »Prozess« der Selbstwerdung. Kafkas verdeckt-literarische KierkegaardRezeption, in: German Quarterly 90.1 (2017); Kierkegaard und das ›jüdische Denken‹. Die Rezeption Sören Kierkegaards in der jüdischen Moderne im Kontext des Orientalismus, in: Kierke­ gaard Yearbook 2016.


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Über Literatur

Petra Morsbach trifft Wilhelm Raabe Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2017

Reden und Essays zu Wilhelm Raabe und Petra Morsbach, die den Wilhelm Raabe-Literaturpreis für ihren Roman »Justizpalast« erhielt.

Petra Morsbach trifft Wilhelm Raabe Der Wilhelm RaabeLiteraturpreis 2017 Herausgegeben von Hubert Winkels ca. 80 S., brosch. ca. € 12,– (D); € 12,40 (A) ISBN 978-3-8353-3318-5 September   WG 1562

Der Herausgeber Hubert Winkels, geb. 1955, ist Literaturredakteur des Deutschlandfunks in Köln und Literaturkritiker. Sein Schwerpunkt liegt in der deutschsprachigen Literatur. Veröffentlichungen u. a.: Heinz Strunk trifft Wilhelm Raabe (2017); Clemens J. Setz trifft Wilhelm Raabe (2016); Thomas Hettche trifft Wilhelm Raabe (2015); Kann man Bücher lieben? Vom Umgang mit neuer Literatur (2010); Beste Deutsche Erzähler (Hg., 2003).

Mit ihrem Roman »Justizpalast« hat die Erzählerin Petra Morsbach die Lebens­ geschichte einer Münchner Richterin behutsam und einfühlsam ausgebreitet und zugleich eine konkrete Institution – die bayerische Justiz, besonders das Münchner Landgericht – erzählerisch vergegenwärtigt, wie auch die innere Verfassung der Justiz in diesem Land überhaupt thematisiert. Viele Jahre, letzt­ lich Jahrzehnte, hat die Nicht-Juristin Morsbach daran gearbeitet und unzählige Gespräche und Briefwechsel zu diesem Zweck geführt. Im vorliegenden Band kommt dieses Unterfutter deutlich zum Vorschein: in Petra Morsbachs Dankrede für den Wilhelm Raabe-Preis, in einem Auszug aus ihrem Briefwechsel mit einem sehr engagierten Richter, in der Laudatio des bekannten Journalisten (und ehemaligen Juristen) Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung, in Aufsätzen zu Raabe und unserer heutigen Gegenwartsliteratur (auch der Petra Morsbachs), in Beiträgen von Nico Pethes, Michael Niehaus, Susanne Düwell und Christof Hamann.


Über Literatur

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Paul Keckeis Robert Walsers Gattungen

Die erste umfassende Untersuchung über die zentrale Bedeutung der Gattungskategorie für das Werk Robert Walsers.

Paul Keckeis Robert Walsers Gattungen

ca. 328 S., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3326-0 September   WG 1562

Robert Walser (1878 –1956) war ein deutschschweizerischer Schriftsteller. Charakteristisch für seine Texte ist eine verspielte Heiterkeit, die gleichzeitig von existenziellen Ängsten umgeben ist. Der Autor

Robert Walsers Werk repräsentiert fast das gesamte zeitgenössische Spektrum der Literatur, die großen Gattungen und die kleinen Formen. Von den Gedichten, Märchendramoletten und Schulaufsätzen über die Feuilletons, Prosastücke und Romane bis ins Bleistiftgebiet – in einer Beschreibung, die auf die Gattungen verzichtete, würden sich die maßgeblichen Konturen seines Œuvre verlieren. Während Walser oft als Beispiel eines Autors genannt wird, der uns mit besonderer Vehemenz an die Unzulänglichkeit literaturwissen­ schaftlicher Instrumente erinnere, steht Walsers eigenes Interesse an den Gattungen im Mittelpunkt dieser Untersuchung. Die Gattungen sind hier nicht bloß ex post von Bedeutung, als theoretische oder analytische Katego­ rien, sondern geben Auskunft darüber, wie die zentralen Dimensionen von Walsers Schreiben – literarische Produktion und gesellschaftliche Position, ästhetische Innovation und literarischer Markt, Konvention und Kreativität – miteinander verbunden sind.

Paul Keckeis, geb. 1984, Literaturwissenschaftler, studierte in Wien, Cambridge, Zürich, Salzburg. Junior-Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz in Wien. Zuletzt arbeitete er als wissenschaft­licher Mitarbeiter am Fach­bereich Germanistik der Universität Salzburg. Veröffentlichungen u. a.: Gattungstheorie (Mithg., erscheint 2018); Die Generizität der Form. Geschichte und System in Fredric Jamesons dialektischer Gattungstheorie, in: Literarische Form. Theorien – Dynamiken – Kulturen. Beiträge zur literarischen Modellforschung (2018); »Yes, it’s a very funny Song«. Spoken Intros and the Seriousness of Bob Dylan’s Halloween Show, in: Refractions of Bob Dylan. Cultural Appropriations of an American Icon (2015). Auszeichnungen: Wendelin Schmidt-DenglerPreis der ÖGG (Österreichische Gesellschaft für Germanistik), 2016; Literaturpreis der Uni­ versität Innsbruck, 2017.


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Über Literatur

Philosophie und Leben Erkundungen mit Dieter Henrich

Festschrift für Dieter Henrich zum 90. Geburtstag.

Philosophie und Leben Erkundungen mit Dieter Henrich Herausgegeben von Friedrich Vollhardt ca. 304 S., ca. 3 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3238-6 Oktober   WG 1562

Dieter Henrich ist ein international bekannter deutscher Philosoph. Er studierte Philosophie, Geschichte und Soziologie in Marburg, Frankfurt und Heidel­berg. 1950 wurde er bei Hans-Georg Gadamer an der Universität Heidelberg mit der Arbeit über »Die Einheit der Wissenschaftslehre Max Webers« promoviert. In Heidelberg leitete er das Collegium Academicum. Der Herausgeber Friedrich Vollhardt ist Ordinarius für Neuere deutsche Literatur (Frühe Neuzeit) an der Univer­ sität München. Veröffentlichungen u. a.: Gotthold Ephraim Lessing: Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie (Hg., 2012); Selbstliebe und Geselligkeit. Untersuchungen zum Verhältnis von naturrechtlichem Denken und Literatur im 17. und 18. Jahrhundert (2001).

»Menschen leben nicht nur, sie haben ihr Leben aus dem Wissen von sich selbst heraus zu führen.« Diese Einsicht steht am Beginn von Dieter Henrichs 2007 publizierten Vorlesungen über Denken und Selbstsein. Die Philosophie der Nachkriegszeit ist entscheidend von seiner Auslegung der Grundtatsache des Selbstbewusstseins geprägt worden; dabei konnten Problemstellungen aufgenommen werden, die in der Zeit um 1800 entstanden sind. Die in diesem Band versammelten Beiträge – entstanden zum 90. Geburtstag von Dieter Henrich – erörtern und erweitern den philosophischen Ansatz. Sie erkunden seine Bedeutung in benachbarten Disziplinen (Theologie, Soziologie, Literaturund Kunstwissenschaften) und sein Gewicht in Begegnungen und Ereignissen der Zeit. Mit Beiträgen u. a. von: Manfred Frank, Rolf-Peter Horstmann, Martin Mulsow, Kunihiku Nagasawa, Ulrich Pothast, Tobias Rosefeldt, Wolfgang Schluchter und Jürgen Stolzenberg.

»Dieter Henrichs Bücher […] sind nicht nur ihrer Akribie wegen ideengeschichtliche Meisterwerke.« Frankfurter Allgemeine Zeitung


Über Literatur

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Tobias Amslinger Verlagsautorschaft Enzensberger und Suhrkamp Eine bedeutende Verlagsautor­schaft im 20. Jahrhundert: Als Suhrkamp-Autor schrieb Enzensberger Literaturgeschichte.

Tobias Amslinger Verlagsautorschaft Enzensberger und Suhrkamp

ca. 440 S., ca. 40 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3308-6 Auch als E-Book Oktober   WG 1562

Im Jahr 1957 erschien Hans Magnus Enzensbergers Gedichtband »verteidigung der wölfe« im Suhrkamp Verlag. Von da an prägte Enzensberger das Verlags­ programm vor und hinter den Kulissen: Als Lektor, Herausgeber und Über­setzer war er maßgeblich an der Entstehung der »Suhrkamp-Kultur« beteiligt. Enzensberger brachte die internationale Dichtung der Moderne in die junge Bundes­republik, schlug Brücken zwischen Literatur und Wissenschaft und erneuerte den Blick auf die Klassiker. Die jahrzehntelange Zusammenarbeit verlief dabei nicht ohne Spannungen. Mit der Zeitschrift »Kursbuch« oder der »Anderen Bibliothek« ging Enzensberger eigene Wege. Dennoch blieb er Suhr­ kamp-Autor. Anhand von Archivdokumenten erzählt Tobias Amslinger die Geschichte einer bedeutenden Verlagsautorschaft. Im Zentrum der Studie steht die viel­ gestaltige Praxis des Büchermachens. Amslinger berichtet von erfolgreichen und von gescheiterten Projekten. Er folgt literarischen Netzwerken, die nicht an der Landesgrenze enden. Und er porträtiert einen Schriftsteller, der Literatur immer auch als kollektive Arbeit begreift.

Hans Magnus Enzensberger geb. 1929 in Kaufbeuren, gilt als einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller und Intellektuellen. Seit dem Erscheinen seines Debüts »verteidigung der wölfe« im Jahr 1957 ist der Dichter, Essayist, Herausgeber und Übersetzer Autor des Suhrkamp Verlags. Zuletzt erschien sein Buch »Überlebenskünstler – 99 literarische Vignetten aus dem 20. Jahrhundert« (2018). Der Autor Tobias Amslinger, geb. 1985, ist Autor, Übersetzer und Literaturwissenschaftler. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Literatur der HU Berlin und Doktorand im Suhrkamp-Forschungskolleg. Seit 2016 leitet er das Max Frisch-Archiv an der ETH-Bibliothek in Zürich.


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Über Literatur

Lebensform Kritik Zu Theorie und Praxis von Christa Bürger und Peter Bürger Die literaturwissenschaftlichen Konzepte von Christa Bürger und Peter Bürger analysiert, kontextualisiert, kritisiert und aktualisiert.

Lebensform Kritik Zu Theorie und Praxis von Christa Bürger und Peter Bürger Herausgegeben von Tanja Angela Kunz marbacher schriften, neue folge, Bd. 16. Herausgegeben von Ulrich Raulff, Ulrich von Bülow und Marcel Lepper ca. 208 S., ca. 10 Abb., brosch. ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-3277-5 Oktober   WG 1562

Christa Bürger geb. 1935, 1973 –1998 Professorin für Literaturwissenschaft an der Universität Frankfurt a. M. Peter Bürger (1936 –2017) war von 1971–1998 Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Bremen. Die Herausgeberin Tanja Angela Kunz, geb. 1980, studierte Neuere deutsche Literatur und Romanistik an der HU Berlin. Nach einer Bearbeitung des handschriftlichen Vorlasses sowie des Berliner Privatarchivs von Christa Bürger und Peter Bürger, arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HU Berlin, wo sie das Heiner Müller Archiv leitet. Veröffentlichung u. a.: Sehnsucht nach dem Guten. Zum Verhältnis von Literatur und Ethik im epischen Werk Peter Handkes (2017).

Von einem dumpfen Unbehagen an den Verhältnissen geleitet, stellen sich die Literaturwissenschaftler Christa Bürger und Peter Bürger zeitlebens die Frage, wie sich Gedanken in Bewegung bringen lassen. Kritik als Dialog lautet ihre Antwort, die sie in ihrem von der Frankfurter Schule geprägten Konzept einer Kritischen Literaturwissenschaft ausarbeiten und als Wissenschaftspaar zur Lebensform erheben. Inhalt: Patrick Eiden-Offe: Umgang mit der Kritischen Theorie Hans Sanders: Der ›Ehebruch‹ in der europäischen Literatur Michael Kämper-van den Boogaart: Christa Bürgers Wegstrecke in der Literatur­ didaktik – retrospektive Lektüren Irmela von der Lühe: Christa Bürgers Autobiographie als Methoden- und Wissen­ schaftsgeschichte der Germanistik Tanja Angela Kunz: Authentizität als kritische Praxis Peter Brandes: Ideologiekritische Literaturwissenschaft revisited José-Maria Ripalda: Hegel nach der Avantgarde Tanja Angela Kunz: Von den Spuren Christa Bürgers in den Werken Thomas Hettches Thomas Hettche: Großer Kant: Überlegungen zur aktuellen Konjunktur von Denken und Erzählen Außerdem enthalten sind zahlreiche Zeichnungen Peter Bürgers.


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Michael Ostheimer Leseland Chronotopographie der DDR- und Post-DDR-Literatur Eine kulturhistorisch an den Wechselwirkungen von Raum und Zeit orientierte Geschichte der DDR- und Post-DDR-Literatur.

Michael Ostheimer Leseland Chronotopographie der DDRund Post-DDR-Literatur

ca. 488 S., ca. 13 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3310-9 Juli   WG 1562

Diese kulturhistorisch an den Wechselwirkungen von Raum und Zeit orien­ tierte Geschichte der DDR- und Post-DDR-Literatur setzt sich zwei Ziele: Zum einen markiert sie mit Michail Bachtins Begriff des Chronotopos die kategoriale Zusammengehörigkeit von Raum und Zeit in der Literatur, zum anderen begründet sie mit den literarischen Raumzeiterfahrungen eine neue Perspektive auf die Geschichte der (Post-)DDR. Michael Ostheimer untersucht die Verzeitlichung unterschiedlicher topischer Schauplätze der DDR- und PostDDR-Literatur. Im Fokus stehen Buchenwald, Eisenhüttenstadt, Halle-Neu­ stadt, Bad Frankenhausen, der sächsisch-thüringische Uranbergbau, Hidden­ see, die deutsch-deutsche Grenze sowie Altenburg. Der chronotopographische Ansatz erarbeitet einen kulturtheoretisch fundierten Baustein für eine um­ fassende Literatur- und Kulturgeschichte der (Post-)DDR, die die deutschdeutschen Literaturbeziehungen sowie Rezeptionszusammenhänge zu akzen­ tuieren vermag.

Der Autor Michael Ostheimer, geb. 1968, ist Privatdozent am Institut für Germanistik und Kommunikation der TU Chemnitz. Seine Forschungsschwerpunkte sind Literaturtheorie und DDR-Literatur. Veröffentlichungen u. a.: Das temporale Imaginäre. Zum Chronotopos als Paradigma literaturästhetischer Eigenzeiten (2016); Ungebetene Hinterlassenschaften. Zur literarischen Imagination über das familiäre Nachleben des Nationalsozialismus (2013).


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Über Literatur

Clemens Özelt Literatur im Jahrhundert der Physik Geschichte und Funktion interaktiver Gattungen 1900 –1975 Interaktive Gattungen machen dominante Linien der kom­ plexen Austauschbeziehungen zwischen Literatur und Physik im 20. Jahrhundert lesbar.

Clemens Özelt Literatur im Jahrhundert der Physik Geschichte und Funktion inter­ aktiver Gattungen 1900 –1975

ca. 512 S., geb., Schutzumschlag ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-3327-7 Auch als E-Book Juli   WG 1562

Der Autor Clemens Özelt, geb. 1984, wissenschaftlicher Assistent am Deutschen Seminar in Zürich (2010 –2016) und an der Section d’allemand in Lausanne (seit 2016). 2016 wurde er mit dem Theodor-Körner-Preis für Wissenschaft augezeichnet. Veröffentlichungen u. a.: Formeln / Formules / Formulae (Hg., 2013); Klangräume bei Peter Handke (2012).

»Jahrhundertwissenschaft«, »Schicksalswissenschaft« oder »Leitwissenschaft des Jahrhunderts« sind wiederkehrende Apostrophierungen, mit denen Wissen­ schaftshistoriker auf die singuläre Rolle der Physik im 20. Jahrhundert hin­ weisen. Wie die Literatur diese Bedeutung erfasst und mitgestaltet hat und dabei ihrerseits von der Physik umgestaltet wurde, zeigt die Studie in funk­ tionsgeschichtlich orientierten Gattungsanalysen. Gattungen reagieren als ›Bedürfnissynthesen‹ auf gesellschaftliche Herausforderungen, machen auf sie aufmerksam und gestalten sie – so auch beim Aufstieg einer neuen Leit­ wissenschaft. Die fünf interaktiven Gattungen Roman, Dialog, Brief, Tage­ buch und Tragödie werden als Formungen solcher gesellschaftlichen Bedürf­ nisse vorgestellt, die einerseits den engen Rahmen der Fachwissenschaft Physik, andererseits den Bereich der literarischen Imagination übersteigen. Sie machen erstmals dominante Linien der komplexen Austauschbeziehungen lesbar.


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Bildnispolitik der Autorschaft Visuelle Inszenierungen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart

Bildnispolitik der Autorschaft Visuelle Inszenierungen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart

Der Band ›Bildnispolitik der Autorschaft‹ beschäftigt sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Porträtformen, die an der Imagebildung von Dichtern, Gelehrten, Schriftstellern und Philosophen mitwirken.

Herausgegeben von Daniel Berndt, Lea Hagedorn, Hole Rößler und Ellen Strittmatter ca. 432 Seiten, ca. 144 z. T. farbige Abb., Klappenbroschur ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3317-8 Oktober   WG 1562

Das Porträt des Autors auf oder in einem Buch gehört zu den langlebigsten Bildgattungen der westlichen Kultur. Als visueller Stellvertreter eines Verfas­ sers authentifiziert es ein literarisches Werk und autorisiert dessen Urheber gegenüber einer breiten Leserschaft. Seine anhaltende Konjunktur verdankt es in erster Linie vielfältigen Funktionalisierungen in sozialen, ökonomischen und politischen Zusammenhängen. Mit der Erfindung präziser Reproduktions­ techniken seit der Frühen Neuzeit entwickelten sich neue Strategien und Praktiken in der Verwendung von Gelehrten- und Schriftstellerbildnissen, die zunehmend losgelöst vom Buch als effiziente Werbemittel fungieren. Eine Vielzahl öffentlich zirkulierender Porträts war und ist seitdem hochgradig produktiv darin, Autorschaft zu inszenieren, aus Gesichtern Marken zu machen und ein Image für den Buchmarkt zu konstruieren. Der Band versammelt interdisziplinäre Studien über die Funktionsweisen einer autorstiftenden Porträtpolitik von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart.

Die Herausgeber Daniel Berndt, geb. 1982, studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Ethnologie. Er ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Bild­ politik des Forschungsverbundes Marbach Weimar Wolfenbüttel. Lea Hagedorn, geb. 1985, studierte Kunstgeschichte, Allgemeine Religionswissenschaft und Philosophie. Seit 2017 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Herzog August Bibliothek im Projekt Bildpolitik des Forschungs­ verbundes Marbach Weimar Wolfenbüttel. Hole Rößler, geb. 1975, studierte Theaterwissenschaft, Neuere deutsche Literatur und Philo­ sophie. Er ist stellvertretender Leiter der Forschungsabteilung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Ellen Strittmatter, geb. 1976, leitete von 2014 bis 2016 das Projekt Bildpolitik des Forschungsverbundes Marbach Weimar Wolfenbüttel. Seit 2017 ist sie Leiterin der Museen des Deutschen Literaturarchivs Marbach.


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Über Literatur

Patrick Stoffel Die Alpen Wo die Natur zur Vernunft kam Patrick Stoffel erzählt spannend erstmals die umkämpfte Geschichte jener Bindekräfte zwischen Natur und Mensch am Beispiel der Alpen.

Patrick Stoffel Die Alpen Wo die Natur zur Vernunft kam

Das achtzehnte Jahrhundert – Supplementa, Bd. 22. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts ca. 360 S., ca. 6 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,– (D); € 35,– (A) ISBN 978-3-8353-3273-7 ISSN 1861-8235 Auch als E-Book September   WG 1562

Der Autor Patrick Stoffel studierte Lite­ raturwissenschaften und Philosophie in Bochum, Bonn, Paris und Florenz. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt »Urzeit und Umwelt« an der Universität Lüneburg.

Im 18. Jahrhundert avancieren die Alpen, vordem als in der Sintflut entstandene Mahnmale des Sündenfalls gemieden, zur vernünftig eingerichteten Wohnund Erziehungsstätte des aufgeklärten Europas. Autoren wie Scheuchzer, Vico, Schiller und Mary Shelley suchen ihre Ursprünge nicht länger im verloren gegangenen Paradies, sondern in der alpinen Natur. Mit Albrecht von Hallers Gedicht »Die Alpen« oder Jean-Jacques Rousseaus Briefroman »Julie ou la nouvelle Héloïse« in der Hand pilgert der aufgeklärte – und gleichsam verklärte – Euro­ päer fortan zu den Berggipfeln, um sich seiner selbst zu versichern und die Lehre, recht zu leben, von der alpinen Natur gleichsam ins Herz eingepflanzt zu bekom­ men. Als 1789 die Französische Revolution losbricht, ist die Vernunft, in deren Namen Gewalt ausgeübt wird, längst in den steilen Felsen und starrenden Gipfeln der Alpen stecken geblieben. 1939, am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, erheben schließlich alle Parteien gleichermaßen den Anspruch, aus der alpinen Natur die richtige Lektion gelernt zu haben. Während das NS-Regime in den Alpen die besten Erzieher für die Heranbildung ihrer Eliten sieht, erkennt Arnold Zweig im Exil in Palästina in den Alpen die letzte Trutzburg althergebrachter demokratischer Freiheiten. Das Buch schließt mit einem Ausblick auf die Bedeutung der Alpen in ak­ tuellen ökologischen Debatten.


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Nicola Gess Staunen Eine Poetik Keine Kunst ohne Staunen? Zur Begründung der modernen Ästhetik und Poetik in einer doppelbödigen Emotion. Nicola Gess Staunen Eine Poetik

Kleine Schriften zur literarischen Ästhetik und Hermeneutik, Bd. 11. Herausgegeben von Wolfgang Braungart und Joachim Jacob ca. 144 S., brosch. ca. € 14,90 (D); € 15,40 (A) ISBN 978-3-8353-3311-6 Auch als E-Book Dezember   WG 1562

Die Autorin

Dass das Staunen der Anfang der Philosophie sei, ist ein akademischer Gemeinplatz. Dass es aber auch grundlegend für die Begründung der modernen Ästhetik und Poetik ist, zeigt Nicola Gess in ihrem neuen Buch. Anhand von Beispielen aus Literatur, Theater und Philosophie vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart fragt sie: Staunen – was heißt das heute, was hieß das damals? Was wollten die Dichter und Denker damit befördern? Moralische Besserung, Hoch­ achtung für den Künstler, Erkenntnissuche, Training der Nerven, Belebung der Phantasie, oder gar politischen Protest? Welche rhetorischen und literarischen Tricks setzten sie ein, um ihr Publikum zum Staunen zu bringen? Und was ist die Relevanz des Staunens für Kunst und Kunstreflexion heute? Auf Tuch­ fühlung mit einer Ästhetik der Affirmation ist das Staunen immer auch der anhaltenden Irritation, dem Zweifel und der Kritik verpflichtet.

Nicola Gess ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Basel. Sie ist Co-Sprecherin der Sinergia-Forschergruppe des Schweizerischen Nationalfonds »The Power of Wonder. The Instrumentalization of Admiration, Astonishment and Surprise in Discourses of Knowledge, Power and Art«. 2016 /17 war sie Gastwissenschaftlerin am MaxPlanck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und Fellow des internationalen Käte Hamburger Kollegs Morpho­ mata an der Universität Köln. Veröffentlichungen u. a.: Archäologie der Spezialeffekte (Mithg., 2018); Staunen als Grenzphänomen (Mithg., 2017); Handbuch Literatur und Musik (Mithg., 2017); Primitives Denken. Wilde, Kinder und Wahnsinnige in der literarischen Moderne (Müller, Musil, Benn, Benjamin) (2013); Gewalt der Musik. Literatur und Musikkritik um 1800 (2011).


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Über Literatur

Caspar Battegay Geschichte der Möglichkeit Utopie, Diaspora und die ›jüdische Frage‹ Was wäre gewesen, wenn? Jüdisches Möglichkeitsdenken in der utopischen Literatur und Ideen der Diaspora.

Caspar Battegay Geschichte der Möglichkeit Utopie, Diaspora und die ›jüdische Frage‹

ca. 452 S., geb., Schutzumschlag ca. € 39,90 (D); € 41,10 (A) ISBN 978-3-8353-3309-3 September   WG 1562

Der Autor Caspar Battegay, geb. 1978, ist Privatdozent für Neuere deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Basel sowie Dozent für Kultur und Kommunikation an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Seit 2015 ist er Mitglied der Jungen Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Veröffentlichungen u. a.: Judentum und Popkultur. Ein Essay (2012); Das andere Blut. Gemeinschaft im deutsch-jüdischen Schreiben 1830 –1930 (2011).

Ein Durchgang durch die jüdische utopische Literatur und Ideen der Diaspora lässt die Moderne als Zeitalter der Möglichkeit erscheinen. Im 20. Jahrhundert entsteht eine Vielzahl an Utopien, die durch technische oder ökonomische Projekte die Optimierung der Menschheit imaginieren. Dazu gehört auch der Zionismus und seine Literatur, die eine Lösung der sogenannten ›jüdischen Frage‹ durch einen Nationalstaat vorstellt. Doch daneben existieren zahlreiche, heute oft vergessene utopische Texte, die das Judentum als eine Gemeinschaft in der Diaspora konzipieren. Caspar Battegay untersucht diasporische Utopien bei Nathan und Uriel Birnbaum, Ernst Bloch, Alfred Döblin, Joseph Roth, Franz Werfel sowie in amerikanischen Science-Fiction-Romanen von Walter M. Miller und Marge Piercy. Diese so unterschiedlichen Texte haben gemeinsam, dass sie eine nicht realisierte Geschichte erzählen, die vom faktischen Geschichtsverlauf ver­ schattet wird. Die genauen Lektüren solcher Alternativgeschichten entfalten ausgreifende Reflexionen zum Verhältnis von Wirklichkeit und Möglichkeit, Literatur und Politik, Utopie und Prophetie, Faktizität und Fiktion.


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Avantgarden und Avantgardismus Programme und Praktiken emphatischer kultureller Innovation

Avantgarden und Avantgardismus Programme und Praktiken emphatischer kultureller Innovation Herausgegeben von Andreas Mauz, Ulrich Weber und Magnus Wieland Sommerakademie, Bd. 6. Herausgegeben vom Schweizerischen Literaturarchiv

Avantgarde und Avantgardismus sind Schlüsselbegriffe in der Diskussion um innovative Dynamiken in Kunst und Literatur des 20. Jahrhunderts. Neben Fallstudien zu historisch signi­ fikanten Avantgardeprojekten und -bewegungen werfen die Beiträge auch Fragen zur methodischen Tragweite des Avantgardebegriffs auf.

ca. 264 S., ca. 30, z. T. farbige Abb., Klappenbroschur ca. € 18,90 (D); € 19,50 (A) ISBN 978-3-8353-3319-2 Juli   WG 1562 Vertrieb in der Schweiz über den Chronos Verlag

»Ich zähle mich nicht zur heutigen Avantgarde.« Mit dieser Bemerkung grenzt sich Friedrich Dürrenmatt 1956 dezidiert von den neo-avantgardisti­ schen Tendenzen ab, die zur selben Zeit in Literatur und Künsten aufbrechen. Dennoch bleibt der Einfluss der Pariser Avantgarde des Absurden (Adamov, Beckett, Ionesco) auf seine Konzeption des grotesken Theaters unverkennbar. Offensichtlich handelt es sich bei »Avantgarde« um einen streit- wie dehn­ baren Begriff, der unterschiedlichste Vorstellungen und Positionen aufruft. Was Avantgarden sind, wie sie im literarischen Feld auftreten und wie sie sich selbst zum Etikett »Avantgarde« verhalten – diesen Fragen gehen die Beiträge anhand materialreicher Fallstudien zu verschiedenen Künsten von den historischen Avantgarden bis zum Postavantgardismus nach. Flankiert wird das geschichtliche Interesse durch ein begriffsgeschichtliches: Welche Bildbereiche dienen zur Benennung emphatischer kultureller Innovationen? Über welche Abgrenzungsbewegungen erfolgt in unterschiedlichen Kon­ texten die Selbst- wie auch die Fremdbeschreibung als »Avantgarde«? Mit Beiträgen von: Andrea Albrecht, Madeleine Betschart, Urs Engeler, Michael Fischer, Thomas Hunkeler, Andreas Kotte, Harry Lehmann, Marcel Lepper, Stefanie Leuenberger, Andreas Mauz, Hendrikje Schauer, Hubert van den Berg, Ulrich Weber, Magnus Wieland, Sandro Zanetti, Martin Zingg

Die Herausgeber Andreas Mauz, Oberassistent am Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie (IHR) der Universität Zürich; Ko-Leitung der Sommerakademie des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA) im Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN). Ulrich Weber, wissenschaft­ licher Mitarbeiter am Schweizerischen Literaturarchiv (SLA) in Bern und am Centre Dürrenmatt Neuchâtel; Ko-Leitung der Sommerakademie des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA) im Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN). Magnus Wieland, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Schweizerischen Literaturarchiv (SLA) in Bern; Mitwirkender an der Sommerakademie des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA) im Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN).


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Periodica

Goethe-Jahrbuch 2017 Band 134

Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 2018

Lessing, die europäische Aufklärung und die erste sexuelle Revolution

Herausgegeben von Frieder von Ammon, Jochen Golz und Edith Zehm

Herausgegeben von Anne Bohnenkamp

Lessing Yearbook/Jahrbuch XLV, 2018

ca. 400 S., ca. 20 z. T. farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 39,– (D); € 40,10 (A) ISBN 978-3-8353-3364-2 ISSN 0771 –9463 Dezember    WG 1563

Herausgegeben für die Lessing Society von Carl Niekerk und Heidi Schlipphacke. Book Reviews herausgegeben von Monika Nenon

ca. 480 S., ca. 40 Abb., geb. ca. € 29,95 (D); € 30,90 (A) ISBN 978-3-8353-3357-4 ISSN 0323 –4207 Auch als E-Book Juli   WG 1563

Das Goethe-Jahrbuch 2017 versam­ melt die Vorträge der Konferenz »Glo­ balisierung als Chance? Goethe und die Weltliteratur«, die im Juni 2017 zahlreiche Gäste aus der ganzen Welt in Weimar zusammengeführt hat. Es enthält zudem Abhandlungen und Miszellen zu Goethes Leben und Werk. Ein umfangreicher Rezensions­ teil zu wichtigen Neuerscheinungen und Berichte über das Wirken der Goethe-Gesellschaft im In- und Aus­ land ergänzen den Band. Das Goethe-Jahrbuch ist das Publi­ kationsorgan der 1885 in Weimar ge­ gründeten Goethe-Gesellschaft mit derzeit ca. 3000 Mitgliedern in 55 Ländern der Welt.

Das Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts ist ein literatur- und kunst­ wissenschaftliches Periodikum zur deutschsprachigen Literatur und zu den Wechsel­ beziehungen zwischen Dichtung und Kunst. Die Schwer­ punkte liegen in der Goethezeit, der Romantik und der frühen Moderne bis zur Gegenwart. Begründet im Jahr 1902 und herausgegeben vom Direktor des Hochstifts ist das Jahrbuch seit Langem ein Forum internationaler For­ schung. Neben Abhandlungen erschei­ nen in ihm kleinere Editionen und Be­ richte, in denen bedeutendere Neuzu­ gänge oder zu Unrecht unbekannt ge­ bliebene Bestände der Sammlungen erschlossen werden.

ca. 240 S., geb., Schutzumschlag ca. € 24,– (D); € 24,70 (A) ISBN 978-3-8353-3322-2 ISSN 0075-8833 Auch als E-Book Oktober   WG 1560

Das Lessing Jahrbuch 2018 bietet Aufsätze zur Funktion des Raumes in Lessings Miss Sara Sampson, zu den narrativen Leerstellen in Lessings Laokoon, zur Dialogoform in Lessings Ernst und Falk, zu den Gedächtnisfeiern nach Lessings Tod 1781, zur Thomas-Figur in Klop­ stocks Der Messias, zur Beziehung zwi­ schen Lessing und Mendelssohn und zu Lessings und Nietzsches Auffassungen zum Thema ›Kosmopolitismus‹. Das Jahrbuch enthält daneben vier Vorträge zum Thema ›Lessing und das Lachen‹ und ein Gespräch mit Guy Stern, Mitbegründer der Lessing Gesell­ schaft.


Periodica

Reise nach Danzig — Rilke und das Drama Im Auftrag der Rilke-Gesellschaft herausgegeben von Jörg Paulus und Erich Unglaub Blätter der Rilke-Gesellschaft, Bd. 34 /2018 ca. 320 S., ca. 6 Abb., brosch. ca. € 19,90 (D); € 20,50 (A) ISBN 978-3-8353-3323-9 September   WG 1563

Dieser Band enthält Beiträge zu Rilkes Aufenthalt in Danzig (1998), zum drama­ tischen Werk Rilkes aus den frühen Prager Jahren und zur ›Weißen Fürstin‹ sowie sein Interesse am Tanztheater der Jahr­ hundertwende. Weitere Beiträge be­ leuchten das Verhältnis von Rilke und Arthur Schnitzler, zur tschechischen Lite­ ratur, zur Annäherung an den Kubismus und zu Rilkes Reisebeschreibungen der Krisenjahre 1912 –1922. Im Zentrum der Dokumentation stehen die bislang unver­ öffentlichten Briefe von Rilke an Alexan­ der von Bernus.

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Johnson-Jahrbuch 25/2018

Offener Horizont

im Auftrag der Uwe Johnson-Gesellschaft herausgegeben von Holger Helbig, Bernd Auerochs, Katja Leuchtenberger und Ulrich Fries

Jahrbuch der Karl Jaspers-Gesellschaft 5/2018

ca. 280 Seiten, ca. 10 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 38,– (D); € 39,10 (A) ISBN 978-3-8353-3321-5 ISSN 0945-9227 Auch als E-Book Dezember   WG 1563

Das Johnson-Jahrbuch versammelt die Er­ gebnisse der aktuellen Forschung zu Uwe Johnsons Werk und Leben. Mit diesem Band wird das Periodikum ein Vierteljahr­ hundert alt. Daher gelten mehrere Beiträ­ ge dem Rückblick auf die akademische Rezeption, dem Zusammenhang von Werk und Wirkung. Ein zweiter Schwerpunkt besteht in der genaueren Betrachtung von Johnsons ›Poetik des Details‹.

Im Auftrag der Karl Jaspers-Gesellschaft herausgegeben von Matthias Bormuth ca. 400 Seiten, ca. 10 farbige Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 29,90 (D); € 30,80 (A) ISBN 978-3-8353-3320-8 ISSN 2198-9133 Auch als E-Book November   WG 1563

Das Jahrbuch Offener Horizont enthält vor allem eine Auswahl von Vorträgen und zugehörigen Texten, die im Olden­ burger Karl Jaspers-Haus 2017/18 ge­ halten wurden. Mit Beiträgen u. a. von Erich Auerbach, Eduard Beaucamp, Matthias Bormuth, Giovanna Cordibelli, Benedetto Croce, Eckart Gilles, Jeanne Hersch, Richard Hüttel, Paul Ingendaay, Lorenz Jäger, Karl Jaspers, Sebastian Kleinschmidt, Michael Knorre, Dieter Lamping, Charles Linsmayer, Karl Löwith, Thomas Meyer, Czesław Miłosz, Yusuf Örnek, Walker Percy, Bettina Stangneth, Martin Vialon, Willi Winkler und Gisela von Wysocki.


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Erotisch-pornographische Lesestoffe im deutschsprachigen Raum 1750 –1800 Konzipiert von Christine Haug und Helga Meise Das achtzehnte Jahrhundert, Bd. 42 /2. Herausgegeben von Carsten Zelle ca. 244 S., brosch. ca. € 17,– (D); € 17,50 (A) ISBN 978-3-8353-3274-4 ISSN 0722-740-x Auch als E-Book Dezember   WG 1563

»Das achtzehnte Jahrhundert« wurde 1977 als Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts gegründet und wird seit 1987 zur wissenschaft­ lichen Zeitschrift der deutschen Dix­ huitièmisten ausgebaut.

Periodica

Geschichte der Germanistik Historische Zeitschrift für die Philologien. Heft 53/54 (2018) Herausgegeben von Christoph König und Marcel Lepper in Verbindung mit Michel Espagne, Ralf Klausnitzer, Denis Thouard und Ulrich Wyss ca. 200 S., brosch. ca. € 14,– (D); € 14,40 (A) ISBN 978-3-8353-3276-8 ISSN 1613-0758 Auch als E-Book November   WG 1563

Aus dem Inhalt: Markus Messling: Zum neuen Natio­ nalismus in den Philologien Christoph König: Philologische Frag­ mente über stilloses Denken Motivkerne – Aufklärungsbücher von Martin Mulsow und Steffen Martus Pierre Judet de La Combe: Nietzsche et le cas Homère Rafael Carrión Arias: Die Frage der Per­ sönlichkeit in Nietzsches philolo­ gischer Methodologie Michael Lackner: First Chinese Trans­ lations of Thomas Aquinas’ »Summa theologica« Michael Puett: Canonized text and com­ mentary in the Chinese classics

Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Neue Folge der »Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen« Hg. von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 90 /2018 ca. 500 S., geb. ca. € 29,– (D); € 29,90 (A) ISBN 978-3-8353-3355-0 ISSN 0078-0561 Auch als E-Book Dezember   WG 1550

Das Niedersächsische Jahrbuch für Lan­ desgeschichte ist allen Epochen und Teildisziplinen der Geschichtswissen­ schaft verpflichtet und begreift analog zur Historischen Kommission die heu­ tigen Bundesländer Bremen und Nie­ dersachsen als sein wissenschaftliches Tätigkeitsfeld. Es enthält als jährlich wechselnde thematische Schwerpunkte die zu Aufsätzen umgestalteten Vorträ­ ge, die auf der jeweils letzten Jahresta­ gung der Historischen Kommission ge­ halten worden sind. Der sehr umfang­ reiche Besprechungsteil bietet Rezensio­ nen zur nordwestdeutschen Landesge­ schichte aber auch zu allgemeineren Werken.


Periodica

ZeitRäume Potsdamer Almanach des Zentrums für Zeithistorische Forschung 2018 Herausgegeben von Frank Bösch und Martin Sabrow

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Wallstein Verlag Herbst 2018

Jahrbuch Sexualitäten 2018 Herausgegeben im Auftrag der Initiative Queer Nations von Janin Afken, Jan Feddersen, Benno Gammerl, Rainer Nicolaysen und Benedikt Wolf

ca. 160 S., ca. 11 Abb., franz. brosch. ca. € 19,80 (D); € 20,40 (A) ISBN 978-3-8353-3305-5 ISSN 1868-2138 Dezember   WG 1551

ca. 208 S., ca. 40 Abb., geb., Schutzumschlag ca. € 34,90 (D); € 35,90 (A) ISBN 978-3-8353-3293-5 ISSN 2509-2871 Juli   WG 1710

ZeitRäume versammelt jährlich eine Auswahl von zeit­ geschichtlichen Analysen, die am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam (ZZF) vorgestellt wurden oder aus der Arbeit des Instituts entstanden sind. Die Zusammenstellung hat nicht den Anspruch, die am ZZF betriebenen Forschungen repräsentativ zu spiegeln. Aber sie vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt und Vielgestalt der Wege, die uns zum Ver­ ständnis unserer zugleich so nahen und so fernen Zeit­ geschichte im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert führen können.

Das Jahrbuch Sexualitäten ist ein jährlich erscheinendes Perio­d ikum, das Fragen des Sexuellen in einem weiten Sinne thematisiert – unter anderem in den Bereichen des Gesell­ schaftlichen, Politischen, Kulturellen, Historischen und Juris­ tischen, in der Medizin und den Naturwissenschaften, in Religion, Pädagogik und Psychologie. Mit Beiträgen u. a. von: Sabine Balke, Jenny Bauer, Martin Dannecker, Petra Gehring, Anna Hájková, Rainer Herrn, Lela Lähnemann, Timo Lehmann, Moritz Liebeknecht, Jessica Lynn, Konstanze Plett, Falko Schnicke, Saša Vukadinovic, Götz Wienold.


lieferbar in 2. Auflage!

»ein Panorama der Epoche um 1800« Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung

»ein lange Zeit verborgener Schatz« kulturthemen.de

Johann Gottfried Seume Mein Leben Hg. von Dirk Sangmeister 479 S., 14 Abb., Leinen, Schmuckhülse 34,90 € (D); 35,90 € (A) ISBN 978-3-8353-3182-2

Wallstein Verlag GmbH Geiststraße 11 D-37073 Göttingen Tel: (05 51) 5 48 98-0 Fax: (05 51) 5 48 98-34 e-mail: info@wallstein-verlag.de Internet: www.wallstein-verlag.de Ansprechpartner im Verlag Vertrieb: Claudia Hillebrand Tel: (05 51) 5 48 98 -23 chillebrand@wallstein-verlag.de Carolin Brehmeier Tel: (05 51) 5 48 98 -31 cbrehmeier@wallstein-verlag.de Veranstaltungen: Elina Schefler Tel: (05 51) 5 48 98 -15 eschefler@wallstein-verlag.de Presse und Öffentlichkeitsarbeit: Laura Fritz Tel: (05 51) 5 48 98 -29 lfritz@wallstein-verlag.de Louisa Kröning Tel: (05 51) 5 48 98 -11 lkroening@wallstein-verlag.de Rechte und Lizenzen: Lynn van Leewen Tel: (05 51) 5 48 98 -46 lvanleewen@wallstein-verlag.de Lena Hartmann Tel: (05 51) 5 48 98 -14 lhartmann@wallstein-verlag.de

Auslieferungen Deutschland: Prolit Verlagsauslieferung Siemensstraße 16 D-35463 Fernwald Tel: (06 41) 9 43 93 -209 Fax: (06 41) 9 43 93 -29 t.soffel@prolit.de Schweiz: AVA Verlagsauslieferung AG Centralweg16 CH-8910 Affoltern am Albis Tel: (0 44) 7 62 42 - 50 Fax: (0 44) 7 62 42 -10 verlagsservice@ava.ch Österreich: Mohr Morawa Buchvertrieb GmbH Sulzengasse 2 A-1230 Wien Tel: (01) 6 80 14 - 0 Fax: (01) 6 80 14-140 Bestellservice: Tel: (01) 6 80 14 - 5 DW bestellung@mohrmorawa.at Verlagsvertretungen Deutschland: Baden-Württemberg Tilmann Eberhardt Verlagsvertretungen Ludwigstraße 93 D-70197 Stuttgart Tel: (07 11) 6 15 28 20 Fax: (07 11) 6 15 31 01 tilmann.eberhardt@googlemail.com

Bayern Thomas Romberger c /o Vertreterbüro Würzburg Huebergasse 1 D-97070 Würzburg Tel: (09 31) 1 74 05 Fax: (09 31) 1 74 10 romberger @vertreterbuero-wuerzburg.de Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern Peter Wolf Jastrow c/o Verlagsvertretungen Jastrow + Seifert + Reuter Cotheniusstraße 4 D-10407 Berlin Tel: (0 30) 44 73 21 80 Fax: (0 30) 44 73 21 81 service@buchart.org Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein Torsten Hornbostel Michaela Wagner Winsener Straße 34 a D-29614 Soltau Tel: (05191) 606665 Fax: (05191) 606669 Hornbostel-Verlagsvertretungen @t-online.de Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Luxemburg Raphael Pfaff An den Drei Hohen 51 D-60435 Frankfurt  a. M. Tel: (0 69) 54 89 03 66 Fax: (0 69) 54 90 24 raphael.pfaff@web.de

Nordrhein-Westfalen Karl Halfpap Ehrenfeldgürtel 170 D-50823 Köln Tel: (02 21) 9 23 15 94 Fax: (02 21) 9 23 15 95 halfpap.verlagsvertretung @t-online.de Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen Dr. Torsten Spitta Feldstraße 7 d D-04288 Leipzig-Holzhausen Tel.: (03 42 97) 4 97 92 Fax: (03 42 97) 7 77 87 torstenspitta@aol.com Schweiz: Graf Verlagsvertretungen GmbH Sebastian Graf Uetlibergstraße 84 CH-8045 Zürich Tel: (0 44) 4 63 42 28 Fax: (0 44) 4 50 11 55 sgraf@swissonline.ch Österreich: Helga Schuster Verlagsvertretungen Altmannsdorfer Anger 63 / 1 / 15 A-1120 Wien Tel: (06  76) 5 29 16 39 Fax: (06 76) 5 29 16 39 helga.b.schuster@gmail.com

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