Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommern mit Kindern

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Lena Marie Hahn / Stefanie Holtkamp

OSTSEEKÜSTE MECKLENBURG-VORPOMMERN ILIE

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55 Wander- und Entdeckertouren zwischen Wismar, Rügen und Usedom

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MIT KINDERN

NATURZEIT Reiseverlag

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Ostseeküste mit Kindern Badeparadies und Abenteuerland .. 6 Ostsee aktiv ............................... 8 Die Touren in diesem Buch ......... 14 55 Wander- und Entdeckertouren KLÜTZER WINKEL UND WISMARER BUCHT .................... 18

❱ Tour 1: ................................. 26 Märchenhafter Leonorenwald Ein Spaziergang zwischen Weihern, Wald und Wiesen (ab 6, 2 h 45 min,  65 m) ❱ Tour 2: ................................. 30 Zeitreise in die Steinzeit Ausflug ins Freilichtmuseum von Kussow (ab 4, ca. 2 h)

❱ Tour 3: ................................. 33 Spaziergang mit Alpaka Mit Leonardo und Alberto durch den Wald (ab 6, 2 h, eben) Was ist eigentlich ein Backstein? .. 36 Baumaterial aus dem Ofen

❱ Tour 4: ................................ 38 Bruno Backstein und die Bronzeschweine Ein Rundgang durch Wismars Altstadt (ab 6, 1 h, eben) ❱ Tour 5: ................................. 43 Rundfahrt über die Insel Poel Vom Schwarzen Busch zum Timmendorfer Leuchtturm (ab 6, 2-3 , 25 m) ❱ Tour 6: ................................ 49 An der Steilküste von Timmendorf Zwischen Hochufer und Strand (ab 6, 1 h 30 min, eben) ❱ Tour 7: ................................. 52 Wandern mit Meerblick Der Hochuferweg von Rerik (ab 6, 2 h 30 min, 33 m) ❱ Tour 8: ................................ 55 Eine »Bergtour« an der Ostsee Eine Wanderung durch die Kühlung (ab 8, 2 h 15 min, 100 m) ROSTOCK UND FISCHLAND-DARSS . 58

❱ Tour 9: ................................ 68 Fleißige Mönche, uralte Tote und quicklebendige Forellen Eine Wanderung entlang der Klosterteiche (ab 6, 2 h , 65 m)


INHALT

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❱ Tour 10: ............................... 72 Der Elfenwald im Quellental Miniwanderung zum Glashäger Brunnen (ab 4, 1 h , 41 m) ❱ Tour 11: ............................... 75 Heiligendamm Die weiße Stadt am Meer und im Grünen (ab 6, 2 h, 30 m) ❱ Tour 12: ............................... 80 Besuch bei den Baumgeistern Mit dem Fahrrad durch den Gespensterwald (ab 4, 1-2 h, 15 m) ❱ Tour 13: ............................... 84 Barfuß durch den IGA-Park Die Natur mit allen Sinnen spüren (ab 4, 1 h, eben)

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❱ Tour 16: ............................... 99 Pech und Schwefel Märchenzauber auf dem Köhlerhof Wiethagen (ab 4, 1-2 h)

❱ Tour 17: .............................102 Expedition ins Ribnitzer Moor Auf dem Naturpfad von Graal-Müritz ans Meer (ab 8, 2 h 45 min, eben) ❱ Tour 18:

Handelsschiffe auf der Ostsee .... 88 Die Geschichte der deutschen Hanse

.............................105 Ein Tag auf dem Bauernhof Landleben im Freilichtmuseum Klockenhagen (ab 4, 2 h)

❱ Tour 14: ............................... 90 Mit Kindern durch Rostock Familien-Highlights in der Stadt (ab 6, 1-2 h , 20 m)

❱ Tour 19: .............................107 Mit dem Kanu auf der Recknitz Paddeln durch Wasserwolken und Schilf (ab 8, 4-5 h)

❱ Tour 15: .............................. 95 Heide, Strand und Moor Radtour zum Traumstrand Rosenort (ab 6, 2-3 h, 20 m)

❱ Tour 20: .............................110 Vogelpark Marlow Kletterparadies für Kinder und Äffchen (ab 4, 1 Tag)


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Ostseeküste mit Kindern ❱ Tour 29: ..............................156 Zwischen Bodden und Ostsee Zwei Seiten einer Insel (ab 8, 3 h, eben) ❱ Tour 30: ..............................160 Wildnis am Hochuferweg Versteckte Pfade an der Küste bei Lohme (ab 4, 1 h 30 min, 50 m) Schatzsuche im Kies.................162

❱ Tour 21: ..............................112 Vom Bodden zum Weststrand Eine Fahrradtour zwischen Wieck, Born und dem Darßer Wald (ab 6, 3-4 h, 10 m)

❱ Tour 22: ..............................116 Leuchtturm, Strand und Dünen Auf dem Naturerlebnisweg am Darßer Ort (ab 4, 1 h 15 min, eben)

❱ Tour 23: ..............................120 Rund um den Osterwald Eine Radtour von Deich zu Deich (ab 6, 2-3 h, eben)

❱ Tour 24: ..............................124 Am Bodden von Barhöft Im Reich der Kraniche und Wasservögel (ab 4, 1 h 30 min, 12 m) Sie sind wieder da!..................126 Die weite Reise der Kraniche RÜGEN UND HIDDENSEE............128

❱ Tour 25: ..............................140 Hiddensee mit dem Rad Mit Boot und Fahrrad (ab 6, 2-3 h, 10 m)

❱ Tour 26:...............................144 Durch die Dünenheide Wanderung im Süden von Hiddensee (ab 6, 2 h, eben) ❱ Tour 27:...............................148 Über den Dornbusch Hiddensees ungekämmter Norden (ab 6, 2 h 30 min, 109 m) ❱ Tour 28: ..............................152 Fischerdorf, Leuchtturm und Traumstrand Bike and Hike am Kap Arkona (ab 4, 2-3 h, 34 m)

❱ Tour 31: ..............................164 Pfenniggrab, Herthaburg und Königsstuhl Der kurze Weg zu den Kreidefelsen (ab 4, 1 h 45 min, 72 m) ❱ Tour 32: ..............................167 Auf dem Hochuferweg zum Königstuhl Eine Klippenwanderung im Jasmund Nationalpark (ab 8, 3 h 45 min, 280 m)

❱ Tour 33:...............................173 Entlang der Wissower Klinken Die kurze Version des Hochuferweges (ab 6, 1 h 45 min, 80 m) ❱ Tour 34: ..............................176 Rund um die Feuersteinfelder Kletterbaum und Steinwildnis (ab 4, 2 h, 15 m) ❱ Tour 35: ..............................178 Vom Jagdschloss Granitz ans Meer Im Jadgrevier des Fürsten Wilhelm Malte zu Putbus (ab 8, 3 h, 160 m) ❱ Tour 36:...............................182 Über den Steinzeit-Friedhof Acht Hünengräber im Küstenwald (ab 4, 1 h, eben) ❱ Tour 37: ..............................185 Die Berge von Groß Zicker Weitblick von den Hügeln des Mönchgut (ab 6, 2 h 15 min, 90 m) ❱ Tour 38: ..............................189 Lotsenturm und Südperd Wilder Strand an der Küste des Mönchgut (ab 6, 1 h 45 min, 35 m) ❱ Tour 39: ..............................192 Bodden und Meer Radtour zwischen Baabe, Göhren und


INHALT dem Reddevitzer Höft (ab 8, 3-4 h, 65 m)

❱ Tour 40: ............................197 Mit Dampflok und Fahrrad Eine Radtour am Bodden von Putbus nach Baabe (ab 6, 2-3 h, 50 m) ❱ Tour 41: .............................203 Uferweg und alter Wald Auf dem »Weg der Muße und Erkenntnis« durch die Goor (ab 6, 2 h, 23 m) ❱ Tour 42: ..............................206 Unterwasserwelten Das Ozeaneum in Stralsund (ab 4, 1/2 Tag) USEDOM UND STETTINER HAFF. 208

❱ Tour 43: ..............................216 Natur und Technik in Peenemünde Auf dem Naturlehrpfad um den Cämmerer See (ab 8, 2 h, eben) Peenemünde und die V2 ...........219

❱ Tour 44: ..............................220 Von Lütow zum weißen Berg Eine Wanderung über den Gnitz (ab 4, 1 h 45 min, 30 m) ❱ Tour 45: .............................223 Zwischen Ostsee und Achterwasser Eine Fahrradtour bei Koserow (ab 4, 1-2 h, 33 m) ❱ Tour 46: .............................226 Über den Streckelsberg Auf dem Naturlehrpfad zum Aussichtsberg (ab 6, 2 h 15 min, 33 m) ❱ Tour 47: ..............................228 Vom Küstenwald ins Kaiserbad Rundweg mit Moor, Wald und Meer bei Bansin (ab 8, 2 h 30 min, 90 m) ❱ Tour 48: ..............................232 Zwischen drei Seen Im Hinterland der Kaiserbäder (ab 6, 1 h 45 min, 60 m)

❱ Tour 49: .............................236 Wolgastsee und Schwarzes Herz Wasserwildnis an der Grenze zu Polen (ab 6, 1 h 45 min, 12 m) ❱ Tour 50: ..............................238 Wasserschloss und Burgwall Rund um das Schloss von Mellenthin (ab 4, 1 h 30 min, 12 m) ❱ Tour 51: ..............................242 Urviecher an der Ostsee Im Usedomer Wisentreservat (ab 4, 45 min) ❱ Tour 52: ..............................244 Fahrradtour um den Usedomer See Schloss, Käserei und eine ganz besondere Bootsfahrt (ab 8, 2-3 h, 50 m) ❱ Tour 53: .............................249 Mit dem Kanu zu den Wikingern Auf der Peene von Anklam nach Menzlin (ab 6, 4 h) ❱ Tour 54: .............................252 Auf dem Amazonas des Nordens Eine fünftägige Flussreise mit dem Kanu (ab 6, 5 Tage) Lebensraum Peeneufer .............260 Welche Tiere gibt es hier am Fluss?

❱ Tour 55: .............................262 Reise ins frühe Mittelalter Das Ukranenland in Torgelow (ab 4, 2-3 h) Unterkunft und Übernachtung Ferienhaus und Ferienwohnung ..265 Familienunterkunft Jugendherberge .......................266 Auf dem Campingplatz .............269 Register .................................280

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An der Ostsee unterwegs

Badeparadies und Abenteuerland Urlaub mit Kindern an der Ostsee Bereits im 18. Jahrhundert entdeckte der mecklenburgische Großherzog Friedrich Franz, dass das Bad in der Ostsee heilsame Wirkung habe, und gründete das Seebad Heiligendamm. Damit begann im Jahr 1793 der Badetourismus an der deutschen Ostsee. Heute ist die Küste zwischen Wismar und dem Stettiner Haff eines der beliebtesten Urlaubsgebiete Deutschlands. Die meistbesuchten Badeziele sind die beiden großen Inseln Rügen und Usedom und die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die alle lange Sandstrände zu bieten haben. Die Seebäder, beginnend bei Boltenhagen und Kühlungborn in der Mecklenburgischen Bucht bis zu den Bernsteinbädern Binz, Sellin, Baabe und Göhren auf Rügen und den Kaiserbädern im Süden der Insel Usedom, stehen für buntes Badeleben mit Kulturprogramm, Souvenirläden, Strandkörben, Seebrücke, Strandpromenade mit schönen alten Villen, Hüpfburg am Meer und großer gastrono-

mischer Auswahl. Besonders gefallen haben uns die Orte Binz und Ahlbeck. An der durch etliche Lagunen zerklüfteten, ungefähr 2000 Kilometer langen Küstenlinie Mecklenburg Vorpommerns gibt es aber auch noch viele kleine Buchten und versteckte Plätze am Wasser. Wer es gerne still und ursprünglich hat, sollte sich auf der kleinen Insel Poel nach einem Quartier umsehen oder auf der autofreien Insel Hiddensee. Alternativ kann man sich auf den Inseln auch ein Quartier am Bodden suchen. Im Sand buddeln, in der Sonne liegen, Burgen bauen und in den Wellen toben ist ein wunderbares Urlaubsvergnügen, aber die Region an der Ostseeküste ist weit mehr als das größte Plantschbecken Deutschlands. Entfernt man sich ein Stückchen vom Sandstrand, lassen sich bei einer Kanutour auf den Flüssen im Hinterland Biber, Reiher und Seeadler beobachten. Mit dem Fahrrad erforschen wir die Ost-


OSTSEEKÜSTE MECKLENBURG-VORPOMMERN see abseits der Seebäder und radeln zu abgelegenen Stränden, an denen niemand Strandkörbe aufstellt oder Eis verkauft. Die schmalen Pfade an den Hochufern lassen sich dagegen besser zu Fuß erkunden und an den stillen Kiesstränden auf Rügen und Usedom kann man Hühnergötter finden, Steine werfen und auf Felsen klettern. Reist man außerhalb der Badesaison an die Ostsee, ist dort noch mehr wilde, ursprüngliche Natur zu entdecken. Am Meer lassen sich die Möwen im Wind treiben und man kann, wenn es warm genug ist, barfuß über menschenleere Strände spazieren und anschließend in einem der gemütlichen Ostsee-Cafés eine heiße Schokolade trinken. Im September und Oktober sammeln sich die Kraniche am Bodden und ihre trompetenartigen Rufe schallen weit über die Felder. Von mehreren Aussichtstürmen oder bei einer Bootstour können wir den abendlichen Flug zu den Schlafplätzen beobachten. Im Frühsommer und Herbst ist auch die beste Zeit zum Wandern. Besonders viele schöne Wege

mit Wurzeln, Weitblick und Abenteuerfaktor gibt es auf Rügen. Das flache Fischland-Darß, Usedom und die westliche Küste sind perfektes Fahrradland. An der Küste bieten die alten Hansestädte ein schönes Kontrastprogramm. Die großen Backsteinkirchen von Wismar, Bad Doberan, Rostock und Stralsund sind auf den allerersten Blick wohl eher für Eltern interessant – schaut man genauer hin, gibt es aber auch für Kinder viel zu entdecken. Sei es der Weitblick vom Kirchturm oder die Geschichte von Bruno Backstein, eine astronomische Uhr oder eine spezielle Kinderführung im Kloster von Bad Doberan. In Stralsund gibt es dann auch noch das Meeresmuseum mit Haien und das Ozeaneum mit Pinguinen auf der Dachterrasse. In Marlow wartet im Vogelpark nicht nur der Tierpark, sondern auch ein Kletterparadies und in Torgelow am Stettiner Haff das Ukranenland, in dem man wahrhaftig ins Mittelalter eintauchen kann. Zoo, Sommerrodelbahn und Hochseilgarten ergänzen das Kinderprogramm.

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Rund um Rostock, das mit nur wenig mehr als 200.000 Einwohnern schon die größte Stadt des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ist, gibt es für Familien viel zu entdecken. Das Darwineum und das tolle Schiffsmuseum im IGA Park zum Beispiel. Doch erstaunlich schnell ist man auch wieder in der Natur, am Strand von Warnemünde, im Gespensterwald von Nienhagen oder in den Moor- und Waldgebieten der Rostocker Heide. Ebenfalls schnell erreicht ist die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die teilweise zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft gehört. Im Naturschutzgebiet laicht der Ostseehering und im Herbst sammeln sich im flachen Wasser zwischen Zingst, der Insel Bock und Rügen die Kraniche zum Flug in den Süden.

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Aber nicht die ganze Halbinsel steht unter Naturschutz. Zwischen Prerow und Zingst lädt viel feiner Ostseesand zum Buddeln, Flanieren und Baden ein. Auf der schmalen Landbrücke mit dem schönen Namen Fischland liegt Ahrenshoop, das sich in der Vergangenheit einen Namen als Künstlerdorf gemacht hat, und das Dörfchen Wustrow. Aus Wustrow und Prerow kamen in der Vergangenheit besonders viele Seefahrer, Fischer und Kapitäne. Mit den Zeeskähnen, den flachen Holzbooten der Boddenfischer, kann man auch heute noch über den Bodden segeln. Zwischen Ahrenshoop und Prerow liegt der rauhe Weststrand – ein Küstenbereich mit ganz besonderem Charme – und auch die Küste zwischen Rostock und dem Fischland ist ein attraktives Badeziel.


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Ausflugsziele für Familien

Baden mit Kindern Die Küste um und östlich von Rostock eignet sich vorzüglich für einen Badeurlaub. Ein langer Sandstreifen zieht sich von Markgrafenheide bis Dierhagen die Küste entlang und der Nordstrand des Darß ist ebenfalls ein sehr beliebtes Badeziel. 1 Der Kinderstrand von Heiligendamm Ein besonders schöner Abschnitt der Küste findet sich ganz unerwartet vor dem noblen Seebad Heiligendamm. Unterhalb des malerischen Küsten­ waldes im Westen der weißen Paläste badet es sich ganz entspannt. Ein Café in traumhafter Lage oben am Hang macht den Kinderstrand auch zum perfekten Ziel für den Strand­ spaziergang außerhalb der Bade­ saison. [› Tour 11]

2 Warnemünde Am breiten Stadtstrand von Warne­ münde finden Sie ein Badeparadies mit guter Infrastruktur. 3 Am Ribnitzer Moor Vor dem Ribnitzer Moor liegt zwischen den Badeorten Graal-Müritz und Dier­ hagen ein durchgehender breiter Sand­ strand. Die Zugänge zwischen den Orten, die meist zu FKK-Abschnitten des Strandes führen, sind nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar und daher ist es hier auch im Hochsommer nicht überfüllt. 4 Darßer Weststrand Der Traumstrand für alle Natur­ lieb­ haber zieht sich zwischen Ahrenshoop und dem Darßer Ort an der Westseite der Halbinsel Fischland-Darß hinauf. Teilweise lieblich, teilweise wild, fa­ ziniert er mit skuril geformten Wind­ flüchtern, die sich in den Sand der Uferböschung krallen oder bereits in den Sand gestürzt sind. Auf der Land­ seite liegt der Darßwald, auch gerne als Darßer Urwald bezeichnet. Der Wald und der Strand sind Teil des Nationalparkes Vorpommersche Bodden­ ­land­schaft und stehen unter Natur­ schutz, es führen aber etliche gut markierte Fahrrad­ wege durch den Wald und zu Übergängen zum Meer. Der Strand ist nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß von Ahrenshoop oder Prerow erreichbar.


ROSTOCK UND FISCHLAND-DARSS 5 Der Nordstrand zwischen Prerow und Zingst Zwischen Prerow und Zingst ist die komplette Küste sandig und durch die Straße, die die Orte hinter dem Deich verbindet, auch gut erreichbar. Wer Strände mit Infrastruktur mag, badet in der Nähe der Orte. Hunderte von Parkplätzen an der Straße er­ möglichen zwischen den Orten den schnellen Zugang zum Wasser.

Badenvergnügen indoor 6 Therme Ribnitz-Damgarten Mit Sportbecken, Wellenbad, Strö­ mungs­ kanal, Kleinkinderbecken, 60 Meter langer Wasserrutsche und klei­ ner Saunalandschaft hat die Therme Ribnitz-Damgarten alles, was das Herz begehrt. Da die Therme auch ein Schul­schwimm­ bad ist, ist in der Schulzeit am Mo, Di und Mi nur von 14-22 Uhr geöffnet, Do bis So von 10-22 Uhr. In den Mecklen­burgischen Ferien können Sie täglich von 10-22 Uhr baden. Eintritt Schwimmbad für 3h: Erwachsene € 10 (€ 15 inkl. Sauna), Kinder € 7 (€ 12 inkl. Sauna), Kinder bis 1m € 2, Familientageskarte € 36. www.bodden-therme.de 7 Aquadrom Graal-Müritz Schwimmbad mit Sportbecken, Kinder­ becken, Strömungskanal und Außen­ becken, große Saunalandschaft und dem angeschlossener Wellness­bereich mit Hammam, Bädern oder Massagen. Geöffnet täglich von 11-21.30 Uhr Eintritt Schwimmbad für 2h: Erwachsene € 8,20, Kinder € 5,70 Familientageskarte € 33,80, inkl. Sauna € 58,30, www.aquadrom.net

Kultur, Natur und Museen 8 Schiffahrtsmuseum Warnemünde An Bord des Traditionsschiffs »Frieden«, das am Warnowufer vor Anker liegt, befindet sich ein Museum über die Geschichte der Schifffahrt. Wichtig­ ster Teil der Aus­ stellung ist das Frachtschiff selbst. Der 157 Meter lange Frachter wurde von 1956 bis

1961 in der Warnowwerft erbaut. Ma­ schinenraum, Brücke, Funkstation, Schiffs­ hospital und mehrere Mann­ schaftskabinen sind im Original­ zustand zu besichtigen. Weitere 12.000 Aus­stellungsstücke, darunter viele Schiffsmodelle, verdeutlichen die Ent­wicklung der Schifffahrt vom Einbaum bis zu modernster Technik. Der Hit für Kinder ist ein Minatur­ hafenbecken, in dem man auch selbst kleine Schiffe steuern darf. Die Kombikarte für Park und Museum kostet für Erwachsene € 4, Kinder von 7-14 Jahre zahlen € 2,50.

9 Deutsches Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten Im ehemaligen Klarissenkloster lässt sich erforschen, was für ein durch und durch merkwürdiges Material Bernstein ist und für welch vielsei­ tige Verwendungen das fossile Harz im Lauf der Jahrhunderte schon her­ halten musste. Die modern konzi­ pierte Ausstellung vermittelt die Geschichte des Bernsteins von seiner Entstehung bis heute auf unterhalt­ same Weise. Im Obergeschoss gibt es eine Schauwerkstatt und das »Kinder­ BernsteinLand« mit Bastel-Angebo­ ten, wie beispielsweise Karten ge­ stalten mit Bernsteinstaub, die im Ein­tritts­preis inbegriffen sind. Im Kloster 1-2 , geöffnet täglich von 9.30-18 Uhr, November bis März nur bis 17 Uhr. Erwachsene € 8,50, Kinder von 4-16 Jahre € 4, Familie € 18,50. www.deutsches-bernsteinmuseum.de

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20 m

Tour 14: Mit Kindern durch Rostock

Tour 14: Mit Kindern durch Rostock Familien-Highlights in der Stadt

3,2 km

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Rostock ist die größte Stadt der Region, aber allzu wuselig geht es hier nicht zu. Selbst im Zentrum rund um die Kröperliner Straße hat die alte Hansestadt ein paar Ecken zu bieten, die sich auch und gerade mit Kindern zu entdecken lohnen. Unser kleiner Spaziergang verbindet all diese Orte, die teils historisch bedeutend und teils ein bisschen abenteuerlich sind. Spaziergang: Wir starten am 1 Brunnen der Lebensfreude auf dem Universitätsplatz, der direkt an der Kröpeliner Straße liegt. Die ist die Fußgängerzone und quasi die Hauptschlagader der Rostocker Innenstadt. Der Brunnen mit seinen leicht frivo­

TOUREN-STECKBRIEF Anfahrt: Kommt man über die B105 nach Rostock, empfiehlt sich das Parken am Stadthafen, wo sich immer freie Plätze und vergleichsweise günstige Preise fin­ den. Zentrumsnäher sind die Park­häuser am Kröpeliner-Tor-Centrum, Galeria Kauf­ hof und bei der Jakobikirche, wobei letz­ teres die breitesten Parklücken hat. Anspruch und Charakter: Dieser Stadt­ spaziergang führt zumeist über eben gepflasterte Straßen und Gassen, kurz­ zeitig aber auch über holperiges Kopf­ steinpflaster. Der Schlenker durch den Stadtpark enthält mehrere Treppen, die mit Kinderwagen aber auch umgangen werden können.

Highlights: Astronomische Uhr, zwei Spiel-Brunnen, zwei Spielplätze, Zoolo­ gische Sammlung, Historisches Museum. Museen: Das Historische Museum ist Di-So von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Die Zoologische Samm­ lung öffnet Mo-Do von 10 bis 16 Uhr, freitags bis 14 Uhr, und nimmt ebenfalls keinen Eintritt, ist allerdings auf Spenden angewiesen. Einkehr: Rostock ist voller Restaurants und Cafés; wir empfehlen das Café Kloster. In der Nähe: Zoo mit Darwineum, Karls Erdbeerhof, Warnemünde, Köhlerhof, Freilichtmuseum Klockenhagen, Jagd­ schloss Gelbensande, Rostocker Heide.


ROSTOCK UND FISCHLAND-DARSS len Darstellungen sorgt bei amerikanischen Kreuzfahrttouristen mitunter für Naserümpfen, eignet sich für Kinder aber hervorra­ gend zum Planschen und für spritzige Mutproben. Wenn die Socken nass genug geworden sind, schlendern wir die Kröpeliner Straße rechts hinunter in Richtung Neuer Markt. Links und rechts sehen wir teils hübsche alte Hansehäuser, un­ terbrochen von Bausünden modernerer Zeiten, die zumeist Filia­ len der üblichen Ladenketten beherbergen. Besonders hübsch ist die 2 Stadtbücherei auf der linken Seite, die uns im üb­ rigen auch schon so manchen Regentag gerettet hat. Lustig klingen die Straßennamen: Linker Hand gehen wir an der Eselfö­ terstraße und der Faulen Grube vorbei, bevor wir auf derselben Seite auf den Ziegenmarkt abbiegen. Nun stehen wir vor der 3 St. Marien Kirche. In ihrem Inneren verbirgt sich eine astronomische Uhr hinter dem Hauptaltar. Das Ziffernblatt stammt aus dem Jahr 1394, das Uhrwerk jedoch ist jün­ ger: »nur« rund 360 Jahre alt. Seit 1641 tickt es munter vor sich hin. Die Zeiger weisen nicht nur die Uhrzeit, sondern auch Datum, Wochentag, Mondphase, Tages­ heilige und Tierkreiszeichen, so­ wie Sonnenauf- und -untergangs­ zeit. Die damals angefertigte Ka­ lenderscheibe reicht bis 2017 – wer das Original noch in Aktion sehen möchte, muss sich also beeilen.

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Tour 14: Mit Kindern durch Rostock Zu jeder vollen Stunde ertönt ein Musikspiel, und mittags um zwölf setzt sich ein Figurenzug in Bewegung. Wieder im Tageslicht gehen wir längs an der Kirche vorbei und erreichen so den 4 Neuen Markt. Das alte Rathaus ist aus Backsteinen erbaut und besitzt einen prächtigen Ziergiebel, wie es hierzulande üblich ist. Wir überqueren den Marktplatz und biegen dann rechts ab. Auch hier tragen die Straßen merkwürdige Namen, die jeweils nach wenigen Metern wechseln: Glatter Aal, Garbräterstraße, Rostocker Heide. Etwas versteckt an der Fassade der Volksbank verdeutlicht ein Bronze­Relief Szenen aus der Stadtgeschichte. Hinter der Einmündung der Buchbinder­Straße gehen wir rechts beim Blumenladen durch den Durchgang zum 5 Hopfenmarkt. Dieser etwas versteckte Innenhof beherbergt einen der schöns­ ten Plätze Rostocks. Hier gibt es »DDR­Nostalgie­Eis«, das wir auf bunten Eiscreme­Stühlen aus Plastik schlecken können, und ein Brunnen mit verschiedenen Wasserspielen lädt zum Klettern ein. Durch die Passage am Spielzeugladen mit den liebevoll ge­


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stalteten Schaufenstern treten wir auf die Rungestraße und wenden uns dort nach rechts, so dass wir nach wenigen Metern wieder auf der Kröpeliner Straße stehen. Dort gehen wir links herum auf die Universität zu. Unser nächstes Ziel ist die 6 Sammlung des Zoologischen Instituts. Sie befindet sich in dem weißen Haus mit den schlanken Säulen vorm Ein­ gang. Auf zwei Etagen gibt es hier Unmengen teils uralter Tierpräparate zu sehen. Wir setzen unseren Weg fort und durchschreiten die Klo­ sterpforte. Links sehen wir das integrative Café Kloster, in dem auch Menschen mit Be­ hinderungen arbeiten. Gerade­ aus kommen wir auf das 7 Historische Museum zu.


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Tour 22: Leuchtturm, Strand und Dünen

Tour 22: Leuchtturm, Strand und Dünen Auf dem Naturerlebnisweg am Darßer Ort

4 km

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Der Darßer Ort, die nordwestliche Landspitze der Halbinsel, ist Teil des Nationalparkes Vorpommersche Boddenlandschaft. Ein Ab­ schnitt des Strandes und die flachen Uferbereiche bleiben den See­ vögeln vorbehalten und sind abgesperrt. Der Naturerlebnispfad führt am Rand des Schutzgebietes durch die Dünen und auf Bohlen­ wegen durch feuchte Uferzonen. Mehrere Aussichtstürme erlauben den Blick über die weiten Wasserflächen. Auf halber Strecke kom­ men wir dann zum Leuchtturm am Darßer Ort, in dem das Nature­ um, ein Naturmuseum, besucht werden kann.


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Wanderung: Der eigentliche Rundweg am Darßer Ort ist 4 km lang und hat zwei Zu­ gänge: einen am Leuchtturm, vor dem auch die Pferdekut­ schen halten, die zwischen Prerow und dem Natureum pendeln, und einen zweiten an der Endstation der Mini­Bahn im Darßwald. Alter nativ kann man den knapp 3 km langen Weg zum Beginn des Pfades von Prerow aus auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen (siehe auch nächste Seite). Kommen wir zu Fuß von Prerow oder von der Endstation der Minibahn, beginnt der Rundweg im hinteren Eck des Fahrrad-

TOUREN-STECKBRIEF Anfahrt: Ein guter Ausgangspunkt für Autofahrer ist der Parkplatz bei GPS N 54°27‘06.5‘‘, E 12°33‘14.8‘‘ im Bern­ steinweg in der Nähe des Campingplatzes. Von hier aus geht es nur noch zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit der Minibahn oder per Kutsche weiter. Kutsche: Die Kutschen starten von Mai bis Oktober im Stundentakt von 11 bis 15 Uhr am Bernsteinweg. Letzte Rückfahrt 17 Uhr, Ticket € 6, Kinder € 3 Darßbahn: Erste Fahrt von Prerow 9.40 Uhr, letzte Rückfahrt ca. 17.30. Das Tagesticket (HopOnHopOff) für die Bahn kostet € 8, für Kinder € 5, eine Einzelfahrt

€ 4 bzw. € 2,50, einen aktuellen Fahrplan finden Sie unter http://darssbahn.de Anspruch und Charakter: ausgespro­ chen reizvoller Rundweg durch den Küstenwald, weglos am Strand und auf Bohlenwegen durch Feuchtgebiete und Dünen. Highlights: Beobachtungstürme, Bohlen­ pfad, im Museum auf die Aussichtsplatt­ form des Leuchtturmes steigen. Einkehr: Café im Museum (nur für Mu­ seumsbesucher zugänglich) In der Nähe: Darßmuseum Prerow, Kletterwald Darß, Kanutouren auf dem Prerowstrom


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Tour 22: Leuchtturm, Strand und Dünen

Das Natureum am Darßer Ort Im Leuchtturmgehöft können Sie das Natureum Darßer Ort besuchen, das über Tiere der Darßlandschaft, den Darßwald bei Nacht und die Ostseeküste informiert. Es gibt dort ein Ostseeaquarium und im Keller begegnen Sie den nachtaktiven Bewohnern des Darßwaldes – diese stehen allerdings in der Vitrine. Im Turm selbst, dessen Aus­ sichtsplattform man über viele Stufen er­ reicht, befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte des Leuchtturmes. Öffnungszeiten Museum: Mai bis Oktober 10­ 17 Uhr, im Juli und August bis 18 Uhr, im Winterhalbjahr nur 11­16 Uhr, Eintritt € 5, Kinder 4­16 Jahre € 3.

parkplatzes am Nothafen. Ein Sandweg führt zunächst durch eine leicht hügelige Dünen­ landschaft. Später geht es auf einem Bretterpfad durch Schilf­ gras und eine feuchte Wiesen­ landschaft. Im lichten Wald wandern wir, jetzt wieder auf sandigem Naturboden, weiter auf die zerklüftete Küstenlinie zu. Ein erster Aussichtsturm ermöglicht den Blick über das Feuchtgebiet an der Landspitze. In den fl achen Seen staksen Reiher auf Futtersuche durch das Wasser. In dem Gebiet brü­ ten auch Kraniche, und wer Glück hat, kann Seeadler erspä­ hen – ein Fernglas tut auf je­ den Fall gute Dienste. Am seichten Küstensee entlang und durch knorrige Kiefern geht es zu einem zweiten Aussichtsturm an einem tieferen See. Hier beginnt erneut ein Bretter pfad, der in sanften Kurven und stetem Auf und Ab durch eine malerische Dünen­ landschaft auf das Meer zuhält.


ROSTOCK UND FISCHLAND-DARSS

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Mit dem Fahrrad von Prerow zum Darßer Ort: Mit dem Fahrrad wählt man entwe­ der den Leuchtturmweg oder die Fahrstrecke der Darß­Bahn, die di­ rekt am Campingplatz vorbeiführt, um die 3 km zum Pfadbeginn zu­ rückzulegen. Alternativ können Sie Ihr Rad auch am Leuchtturm ab­ stellen und dort in den Rundweg einsteigen.

Über die letzte Düne kommen wir zum Strand. Rechts blockiert ein Zaun den Zugang zum Schutzgebiet. Wir laufen links den Strand hinab bis zum weit­ hin sichtbaren Leucht turm. Dort stapfen wir durch tiefen Sand links hinauf zum Turm und zum Natureum, in dem es auch ein Café gibt, das aber nur für Museumsgäste zugänglich ist.

Der schönste Fußweg von Prerow zum Naturlehrpfad (3 km): Der schönste Weg zum Beginn des Natur­ pfades führt immer am Nordstrand entlang – am besten mit den Füßen im Wasser, wenn die Temperatur das zulässt. Startet man vom Parkplatz am Camping Regenbogen, erreicht man nach 2 km Strandspaziergang den Sperrzaun des Naturschutzgebietes. Hier führt ein Bretterpfad über die Düne zum Nothafen am Darßer Ort, in dem vor allem Fischerboote liegen. Wir laufen links am Hafenbecken entlang und dann rechts über die Holzbrücke mit einigen Liege­ plätzen für Ostseesegler. Am Ende des Steges geht es links, der Rundweg ist hier schon ausgeschildert. An der nächsten Kreuzung mündet unser Weg in den breiten Fahrweg, der links zur Haltestelle der Bahn führt und rechts nach wenigen Metern am Fahrradparkplatz endet.

Am Wendeplatz der Kutschen vor dem Museum führt links ein Bretterpfad in einen dichten Urwald. Auf Sand geht es dann durch lichten Uferwald bis zu weiten Schilfwiesen. Hier hilft wieder ein Bretterpfad über den feuchten Boden und an der nächsten Kreuzung schließt sich der Rundweg. Rechts laufen wir zurück in Richtung Prerow...


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Tour 27: Über den Dornbusch

Tour 27: Über den Dornbusch Hiddensees ungekämmter Norden Der nördliche Teil der Insel Hiddensee wirkt rau und ungekämmt. Den Namen Dornbusch trägt das Gebiet nicht zu Unrecht, gedeiht doch manch fieser Stechginster am Wegesrand. Trotzdem lohnt sich eine Wanderung über die leicht widerborstigen Hügel und am steinigen Strand entlang, denn hier wartet das Leuchtfeuer, Hiddensees Wahrzeichen, und außerdem manch einsame Bucht, in der außer uns höch­ stens noch ein paar uralte Götter herumspuken.

109 m

7,2 km

2 h30

ab 6

Wanderung: Vom Hafen Kloster aus gehen wir am »Bistro am Klostergarten« vorbei, bis wir zur Kreuzung am Dorfteich gelangen. Wir halten uns geradeaus Richtung Leuchtturm und wandern vorbei an den Pferdeweiden des Fuhrmannshofs. Kurz dahinter verlassen wir den Hauptweg und biegen nach rechts auf den breiten Sandweg ab. Zwischen Pferden und Kühen laufen wir über den sanften Hügel Richtung Grieben. An der Y­Kreuzung halten wir uns rechts und erreichen bald Hiddensees kleinste Ortschaft, in der man das Gasthaus »Zum Enddorn« mit einladenden Plätzen im Garten besuchen könnte. Links herum gelangen wir zu einem kleinen Spielplatz. Von dort aus sehen wir rechter Hand hinter dem Schilfbestand das Meer, linker Hand den Leuchtturm auf der anderen Inselsei­ te, der nun unser Ziel ist. Hinter dem Ortsausgang am gelben


DIE INSELN RÜGEN UND HIDDENSEE

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TOUREN-STECKBRIEF Anfahrt: Parkplatz in Schaprode auf Rügen, Fähre bis Kloster. Fährtickets für die Überfahrt nach Hiddensee sind on­ line unter www.reederei­hiddensee.de oder direkt im Hafen von Schaprode er­ hältlich. Das flexible Ticket für einen Tagesausflug kostet €46 für Familien (2 Erwachsene, max. 3 Kinder bis 14 Jahre) Anspruch und Charakter: Hier geht es hügelig zu! Den Anstieg zum Leuchtturm auf 67 Meter darf man nicht unterschät­ zen. Auch das anschließende Laufen am steinigen Strand am Fuße der Steilklippe ist nicht ganz ohne. Achtung: Kinder un­

ter sechs Jahren dürfen den Leuchtturm nicht besteigen, Familienticket €7,50. Highlights: Fährfahrt zum Tourenstart, Weiden mit Pferden und Kühen, Spiel­ platz in Grieben, Aufstieg zum Leucht­ turm, Abstieg durch die Svantevit­ Schlucht, Steinstrand mit Hühnergöttern und Fossilien, Sandstrand mit Bade­ möglichkeit in Kloster. Einkehr: Gasthaus »Zum Enddorn« in Grieben, Gaststätte »Klausner« im Dorn­ busch, weitere Gastronomie in Kloster. In der Nähe: Figurentheater Homunkulus, Seebühne


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Tour 27: Über den Dornbusch

Hafen Kloster 2m Grieben

100 0

Start

Leuchtturm Dornbusch

0.40 1

2

1.15 3

4

Hafen Kloster 2m Strand Kloster Ort 1.45 5

2.10

2.30 h

6

7,2 km

Naturschutzgebiet­Schild nehmen wir die Abzweigung nach links. Vorbei an einem Feuchtbiotop folgen wir diesem Pfad stetig berg­ auf. Wir gelangen zu einem großen Findling, an dem wir rechts abbiegen, es geht weiter bergauf, aber mit dem Ziel vor Augen. Oben auf dem Dornbusch angekommen, können wir den Leuchtturm besteigen. Selbst von unten haben wir bereits einen prächtigen Ausblick über die gesamte Insel und bis nach Rügen. Den Abstieg unternehmen wir über den gekiesten Weg auf das kleine Trafo­Türmchen zu. Dort halten wir uns rechts und folgen dem Schild zur Gaststätte Klausner. Wer jetzt schon genug hat und lieber auf ebenen Wegen zurückkehren möchte, nutzt hier die letzte Chance, den ausgeschilderten Wanderweg nach Klo­ ster einzuschlagen.


DIE INSELN RÜGEN UND HIDDENSEE Für alle anderen Abenteurer wird es steinig. Zwischen den Skulp­ turen und den kleinen Ferienhäusern der Gaststätte, in denen schon namhafte Künstler geurlaubt und gearbeitet haben, führt eine etwas windschiefe Treppe hinunter durch die Svantevit-Schlucht. Sie ist nach einem Gott benannt, der in vorchrist­ licher Zeit – die Gerüchten zufolge auf dieser Insel ziemlich lan­ ge dauerte – von den Bewohnern Hiddensees verehrt wurde. Am steinigen Strand am Fuße der Steilklippe halten wir uns links. Der Weg über die losen, meist faustgroßen Feuersteine ist mühsam und lang, und es gibt bis Kloster keine Möglichkeit, ins Inselinnere abzubiegen. Dafür werden wir schon nach wenigen Metern mit einer himmlischen Ruhe belohnt, denn hierher ver­ irren sich kaum andere Urlauber. Einzig das Rauschen der Wellen und die Schreie der Vögel begleiten uns, während wir über die Felsen hüpfen und Hühnergötter und Fossilien entdecken. Nachdem wir den Buckel der Insel umrundet haben, kommt endlich langsam der Sandstrand in Sicht. Bevor wir nun links nach Kloster abbiegen und die Treppe hinaufsteigen, haben wir uns im feinen wei­ ßen Sand eine ausgedehnte Buddel­ oder Badepause ver­ dient. Dann geht es durch den Ort entsprechend der Beschil­ derung zurück zum Hafen: ge­ radeaus den »Biologenweg« hinunter, dann rechts und ge­ radeaus halten, bis wir wieder am Schiffsanleger stehen.

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Schatzsuche im Kies

Schatzsuche im Kies Auch im Sommer gibt es Tage, an denen der Ostseestrand nicht zum Baden einlädt. Statt jetzt auf Indoorspielplatz, Schmetter­lingspark oder Museum auszuweichen, können wir uns auch warm und wasser­ dicht verpacken und einen Spaziergang an einem Kies­strand ma­ chen. Sind die Kiesel feucht, fangen sie plötzlich an zu glitzern und zu funkeln. Die Farben werden leuchtend und intensiv und der gan­ ze Strand scheint voller bunter Was ist eigentlich ein Hühnergott? Schätze zu liegen. Nach Hühner­ Wenn Sie aus dem Norden Deutschlands göttern zu suchen, ist immer ein kommen, schütteln Sie wahrscheinlich den Kopf über so eine dumme Frage, im Süden Vergnügen, aber auch ganz ge­ ist der Begriff jedoch nicht ganz so geläu­ wöhnliche Steine lohnen die nä­ fig. Ein Hühnergott ist ein Stein, in den das here Betrachtung. Viele sind bunt Meer ein Loch gefressen hat, so dass man gefleckt und haben glitzernde ihn an ein Band hängen und als Amulett Einschlüsse. In Ablagerungsge­ verwenden könnte. Die Idee, das Geflügel stein, mit Hilfe eines solchen Amulettes vor bö­ stein wie Kalk- und Sand­ das am Grunde des Meeres ent­ sen Geistern zu schützen, stammt aus dem slawischen Volksglauben. Der Stein sollte standen ist, kann man am Strand den weiblichen Hausgeist Kikimora bannen, auch Fossilien finden. Aber wel­ der gerne die Menschen erschreckt, durch che Gesteinsarten gibt es eigent­ die Räume poltert und im Hühnerstall lich am Ostseestrand? Hennen und Eier stiehlt. Feuerstein ist der Hauptbe­ standteil vieler Ostsee-Kies­ strände. Ur­ sprünglich aus Kieselsäure am Meeresbo­ den entstanden, befinden sich heute viele Feuersteinknollen im Kalkstein der Kreide­ klippen und werden bei Abbrüchen am Strand verteilt. Frisch aus der Klippe kom­ mender Feuerstein ist von einer dünnen, weißen Kreideschicht umhüllt. Innen ist


DIE INSELN RÜGEN UND HIDDENSEE der Stein schwarz. Das Material spittert leicht und entwickelt dann feine, scharfe Kanten. Aus Feuerstein wurden in der Stein­ zeit Pfeilspitzen und Messer­ klingen hergestellt. Auch Hüh­ nergötter bestehen immer aus Feuerstein. Ein zweites gängiges Gestein am Ostseestrand ist der Granit. Granit ist ein kristallines Gestein, es gibt ihn in vielen Farben und er besteht aus den Mineralien Feldspat, Quarz und Glimmer. Charakteristisch ist sein Aufbau aus kleinen, unterschiedlich ge­ färbten Kristallen.

Bernstein – das Ostseegold Um an der Ostsee auch Bernstein zu finden, muss man nicht im Kies, sondern am Sand­ strand auf die Suche gehen. Bernstein ist versteinertes Baumharz. Er kommt aus dem Meer und wird vor allem nach Stürmen am Sandstrand angespült. Findet man einen gelben Stein, kann man mit einer ein­ fachen Probe feststellen, ob es sich um das begehrte Baumharz handelt: In einer Salzlösung (zwei gehäufte Esslöffel Salz in einem Glas Wasser) schwimmt Bern­stein an der Wasserober­fläche, alle anderen Steine sinken zu Boden.

Der Gneis ist ebenfalls ein kri­ stallines Gestein und er besteht aus den gleichen Bestandteilen wie Granit, ist jedoch in Schich­ ten aufgebaut. Gneis hat da­ durch oft ein Tigermuster oder wirkt wie ein Stein mit Höhen­ linien. Gneis und Granit sind die härtesten Gesteine an der Ost­ see und die meisten großen Findlinge im Wasser bestehen aus diesem Material. Porphyr ist ebenfalls ein ge­ fleckter Stein. Er ist vulkani­ schen Ursprungs und an der Ostsee viel seltener als Granit. Porphyr hat eine Grundfarbe, in der farbige Einschlüsse zu fin­ den sind. Fossilien sind ebenfalls ein be­ gehrtes Sammelgut bei der Ost­ see-Schatzsuche. Sie sind nur in sogenanntem Sedimentgestein zu finden, Stein, der aus Ablage­ rungen am Meeresboden ent­ standen ist. Eines dieser Ge­

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steine ist der leicht erkennbare Sandstein. Er besteht aus Quarz und scheint aus vielen kleinen Sandkörnchen zusammengesetzt zu sein. Auch in Kalkstein kann man Ab­drücke von Muscheln und Schnecken finden oder sogar ei­ nen versteinerten Seeigel. Kalk­ steine sind relativ weich und lassen sich leicht mit einem Messer ritzen.


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Tour 31: Der kurze Weg zum Königsstuhl

führt noch zum Opfer- und zum Sagenstein, dann stehen wir am Besucherzentrum mit Ausstellung über die Kreideküste. Dort gibt es auch eine Aussichtsplattform auf dem Königsstuhl, dem höchsten Kreidefelsen der Insel. Da man von hier aus die weiße Klippe aber gar nicht sehen kann – klare Sache, denn man steht ja drauf – sollte man zumindest noch die 600 Meter zum Aus­ sichtspunkt Viktoriasicht hinaufsteigen und einen Blick auf die Küste werfen. Dabei wandert man auf den Spuren einer echten Prinzessin, denn das Felsplateau ist nach Prinzessin Viktoria von Preußen benannt, die bereits im Jahr 1865 von dort die weißen Klippen bewunderte. Das Besucherzentrum am Königsstuhl Der wichtigste Platz im Besucherzentrum ist die Aussichtsplattform auf dem Königs­ stuhl mit weitem Blick über die Ostsee und die benachbarten weißen Klippen. Das Zentrum selbst informiert auf span­ nende Weise über den Nationalpark. Die Ausstellung über die Entstehung der Kreide­ ­felsen ist mit verschiedenen Audio­guides, Aquarium und vielen Mitmach-Stationen eine interessante Sache. Im Kino läuft ein Film über die alten Buchenwälder von Jas­ mund, die unter dem Schutz der UNESCO stehen und auf dem Außengelände warten Spielplätze mit Himmelsschaukel und einem ungewöhnlichen Kletterbaum. Wer möchte, kann auch an einer kurzen Führung teil­ nehmen. Geöffnet: Ostern bis Ende Oktober 9-19 Uhr, im Winter 10-17 Uhr, Eintritt €8,50, Kinder 6-14 Jahre €4, Familienticket €17. Hunde können an der Leine mitgenommen werden, dürfen aber nicht mit in die Ausstellung. Sie können aber während des Besuches an der Hundebar angeleint warten.

Die lange Treppe mit über 400 Stufen, die vom Königsstuhl zum Kiesstrand am Fuß der Klippe führt, war 2016 wegen Abbrüchen gesperrt, was auch in Zukunft immer wieder mal vorkommen kann. Die Kreide­ küste ist in ständiger Bewe­ gung und Abbrüche an der Kan­ te der Klippen sind normal und finden regelmäßig statt. Im Durchschnitt verliert die Küste zwischen dem Königsstuhl und Sassnitz jedes Jahr etwa 20 cm Land. Von der Viktoriasicht wandern wir wieder hinunter zum Bus­ parkplatz und fahren mit dem Pendelbus zurück zum Park­ platz Hagen.


DIE INSELN RÜGEN UND HIDDENSEE

Tour 32: Auf dem Hochuferweg zum Königsstuhl Eine Klippenwanderung im Jasmund Nationalpark Der Hochuferweg an den Kreidefelsen im Naturpark Jasmund gilt als schönster Wanderweg der Insel Rügen. An sonnigen Tagen leuchtet zwischen den Blättern der alten Buchen ein türkisblaues Meer und an einigen Stellen kann man weit über die Kreideklippen blicken. Mehrere Treppen führen hinunter zum Kiesstrand und zum Fuß der bis zu 118 Meter hohen Kreideabbrüche. Der Weg quert mehrere Bachtäler, so dass für eine Ostseewanderung unerwartet viele Höhenmeter zu überwinden sind, die die Wanderung ein wenig

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208 m

280 m 9  km

3 h 45

ab 8

TOUREN-STECKBRIEF Anfahrt: Sassnitz befindet sich im Nord­ westen Rügens und ist über die B96 zu erreichen. Wer mit dem Auto anreist, parkt preiswert, aber nicht ganz so zen­ tral auf dem Wanderparkplatz am Tier­park bei GPS N 54°31‘8.5“, E 13°39‘14.6“ (für Wohnmobile verboten). Mit etwas Glück findet man aber auch einen Park­ platz im Ort. Alternativ können Sie auch am anderen Ende des Weges auf dem Parkplatz Hagen bei GPS N 54°33‘43.7‘‘, E 13°37‘32.3‘‘ starten. Öffentliche Verkehrsmittel: Sass­nitz ist von vielen Orten der Insel auch gut mit dem Bus erreichbar. Es gibt sogar ein Spezialticket, das sich für alle lohnt, die auch ins Besucherzentrum wollen. Es kombiniert den Eintritt mit einem Tages­

ticket für alle Busse auf Rügen und ko­ stet für eine Familie (bis zu 5 Pers., max. 2 Erwachsene) €36. Anspruch und Charakter: Traumhaft schöne Wanderung auf guten Wald­ pfaden, oft mit weitem Blick über das Meer, mehrere Aussichts­ punkte mit Klip­pen­­blick und Treppenabgänge zum Strand, deutliche Höhenunterschiede. Beliebter und viel begangener Weg. Highlights: Blick über die Klippen und Abstieg zum Strand, Spielplätze am Besucher­zentrum Einkehr: Bistro im Besucherzentrum, Gastronomie an der Promenade und im hafen von Sassnitz. In der Nähe: U-Bootmuseum Sassnitz, Bootfahrten zu den Kreidefelsen.


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Tour 32: Auf dem Hochuferweg

über die Abbruchkante zum Strand hinunter plätschert, führen ein Steg und eine steile Treppe zum Strand unterhalb der Klip­ pen. Hinuntersteigen sollte man auf jeden Fall. Der Blick ist wirklich eindrucksvoll und am Fuß der Treppe ist der Strand si­ cher. Ob man wirklich unter den überhängenden Klippenkanten auf dem schmalen Kiesstreifen entlanglaufen möchte, muss dann jeder selbst entscheiden. Nach längeren Regenfällen oder im Frühjahr zur Schneeschmelze sollten Sie das Risiko besser nicht eingehen. Wieder zurück auf dem Hochuferweg wandern wir auf einem Holzsteg durch das Bachtal und dann viele Stufen hinauf. Ab hier sind dann die Höhenunterschiede nicht mehr ganz so heftig und der Weg führt nur noch sanft auf und ab. Bis zur Ernst-Moritz-Arndt-Sicht an den ehemals berühmten Wissower Klinken spazieren wir jetzt mit ein wenig Abstand zur Küste durch den Wald. Zuerst kann man nur mit Mühe einen Blick auf die Stelle erhaschen, an der 2005 ein großes Stück der Küste abbrach und den viel fotografierten Postkartenblick an dieser Stelle vollstän­ dig veränderte. Besonders interessant ist die Tafel, die die Küste vor und nach dem Abbruch der Klippe zeigt. Wenig später folgt noch einmal ein besonders guter Aussichtspunkt mit perfektem Blick auf das Wissower Ufer.


DIE INSELN RÜGEN UND HIDDENSEE

Tour 41: Uferweg und alter Wald

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23 m

Auf dem »Weg der Muße und Erkenntnis« durch die Goor Abenteuerspielplatz oder Raum zur Meditation? Der Goor-Wald ist beides. Der Buchenwald mit bis zu 200 Jahre alten Bäumen steht seit 1990 unter Naturschutz und wird seither nicht mehr forstwirt­ schaftlich genutzt. Ziel ist die Rückkehr zum Urwald. Ein unge­ wöhnlicher Lehrpfad führt durch den Wald, der »Pfad der Muße und Erkenntnis«. Er schlängelt sich am Bodden entlang zu kleinen Buch­ ten und einer Wassereiche. Im Wald besuchen wir dann einen ural­ ten Baum: Die Schirmeiche steht schon seit 600 Jahren an dieser Stelle. Anschließend geht es auf schmalen Pfaden durch den Wald zur nächsten Station.

6 km

2 h

ab 6

Wanderung: Vom Parkplatz laufen wir links zur Marina mit den Pfahlhäusern der Feriensiedlung »Am Jaich« und vorbei am Re­ staurant Albatros zum Badehaus Goor. Unterhalb des weißen

TOUREN-STECKBRIEF Anfahrt: Lauterbach liegt südlich von Putbus am Bodden und ist sozusagen der Hafen der Weißen Stadt. Aus dem Zentrum von Putbus folgen wir der Straße in Richtung Badehaus Goor und fahren in Lauterbach zum ausgeschilder­ ten Parkplatz rechts der Straße bei GPS N 54°20‘45.2‘‘, E 13°30‘2.0 ‘‘. Anspruch und Charakter: ausgedehnter Spaziergang auf schmalem Uferpfad und einem Wald mit vielen uralten Bäumen.

Begleitheft: Das Begleitheft mit Illu­ strationen und meditativen Texten zum Pfad gibt es im Büro der Ferienanlage »Im Jaich« (neben dem Kiosk) für €6,50. Highlights: Spielplatzschiff, kleine Sand­ buchten am Uferweg, Wasser­ eichen, Spielplatz am Restaurant Albatros Einkehr: Restaurant Albatros, Fischerei und Café Jenny am Hafen In der Nähe: Umgedrehtes Haus, Robben­ exkursion mit dem Ausflugsboot


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Tour 41: Uferweg und alter Wald

Gebäudes mit 18 klassizistischen Säulen, in dem bereits seit 1818 ein Badehaus untergebracht ist, beginnt die Uferpromena­ de, der wir bis zum Spielplatz folgen. Hinter dem Holzschiff wird die Uferpromenade zu einem schmalen Fußweg. Der eigentliche Pfad der Muße und Erkenntnis mit den ersten Stationen verläuft einen Weg weiter oben, der Pfad am Wasser ist aber viel schöner. Wir folgen ihm, vorbei an einer kleinen Sandbucht, bis eine Holztreppe vor einer zweiten malerischen Minibucht in den Wald hinaufführt. Hier biegen wir rechts ab und wählen kurz darauf den Fußweg, der unter einem Holztor hin­ durch führt. Jetzt sind wir auf dem Pfad unterwegs und treffen schon bald auf die erste Station. Hinter einem zweiten Torbogen endet der Fußweg. Hier sollten Sie unbedingt noch 200 Meter weiter geradeaus bis zur Station 10 (Schwimmende Eichen) laufen. Ein mächtiger, in den See ge­ stürzter Baum wird hier zum per­ fekten Naturspielplatz.

Die alte Stieleiche im Goorwald

Wenn Sie sich wieder von diesem Ort trennen können, geht es 200 Meter zurück und jetzt am Holztor gerade­ aus weiter in den Wald. Der nächste höchst eindrucksvolle Ort ist dann eine uralte Eiche mitten im Wald. Hinter dem Baum geht es immer gera­ deaus bis zum Waldrand und zur Station 14. Auf dem letzten Wegstück lässt sich wunderbar vergleichen, wie unterschiedlich Wald sein kann. Links


DIE INSELN RÜGEN UND HIDDENSEE des Weges stehen dicht an dicht dürre Fichten, rechts wirkt der Laubwald lichter und freundlicher. Am Waldrand biegt der Weg links ab und schlängelt sich durch einen Laubwald. Hier stehen riesige, uralte Buchen zwischen den jüngeren Bäumen. Kurz darauf heißt es Aufpassen: Statt dem breiteren Weg zu folgen, biegt unser markierter Pfad links auf einen undeutlichen Waldpfad ab und führt uns zu einer Grup­ pe alter Hudebäume. Sie stammen aus der Zeit der Waldweiden, auch Hudewald genannt, in der die Triebe kleiner Bäumchen schnell von gefräßigen Mäulern gekappt wurden, so dass die großen Bäume zu stattlichen Riesen heranwachsen konnten. Wenige Kurven weiter leuchtet vor uns das Meer durch die Bäu­ me und kurz darauf stehen wir am Wegbeginn. Eine Treppe führt zum Wasser hinunter und zurück zur Uferpromenade. Wenige Meter weiter links befindet sich der Spielplatz. Rechts geht es zurück zum Parkplatz. Kurz vor dem Ziel lädt das angenehm gestylte Re­ staurant Albatros (auch Pizza, aber leicht gehobene Preisklasse) mit Spielplatz auf der Wiese neben der gemütlichen Gartenterrasse zur Ein­ kehr ein. Alternativ lohnt ein Bum­ mel unter der Bahnunterführung hin­ durch zum Hafen von Lauterbach. Hier gibt es Fischbrötchen, italie­ nisches Eis und die Hafenbar Jenny mit grandioser Kuchenauswahl und andere leckere Kleinigkeiten.

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50 m

Tour 52: Fahrradtour um den Usedomer See

Tour 52: Fahrradtour um den Usedomer See Schloss, Käserei und eine ganz besondere Bootsfahrt

17 km

2­3 h

ab 8

Diese traumhafte Route ganz im Süden der Insel führt in großem Bogen um den Usedomer See. Der hat nur einen Haken: Ein kleines Stückchen Land fehlt, um den Usedomer See zu einem anständigen solchen zu machen. Um die Lücke zu überbrücken, müssen wir den Fährmann rufen und mit der Ruderboot-Fähre über das kleine Stückchen Stettiner Haff übersetzen. Ist dieses Hindernis überwunden, radeln wir vorbei an weidenden Pferden und Lamas (ja, Lamas) zur Insel-Käserei, gucken bei der Herstellung zu und gönnen uns vielleicht ein Raclette-Brötchen mit dem kräftigen Käse nach Schweizer Rezepturen. Und dann wartet noch das Stolper Schloss auf uns, eine urige Mischung aus Herrensitz und Dorfgemeinschaftshaus, dessen Renovierung sich aus dem Verkauf von Unmengen alter Bücher finanziert.


USEDOM UND DAS STETTINER HAFF

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TOUREN­STECKBRIEF Anfahrt: Von den Küstenorten ist die Stadt Usedom über die B110 bezie­ hungsweise die B111 zu erreichen. Direkt an der Bundesstraße, die in Usedom Bäderstraße heißt, liegt auf der rechten Seite das Klaus­Bahlsen­Haus. Um zu den kostenlosen Parkplätzen zu gelangen, muss man gleich nach dem Aldi (linker Hand) rechts in die Straße Gewerbegebiet und dann gleich wieder links auf den Parkplatz abbiegen. GPS N 53°52‘30.5“‘, E 13°54‘59.4“ Fahrradverleih: Wer Fahrräder vor Ort leihen muss, wird bei der Station des insel­ übergreifenden Verleihsystems Usedom­ Rad direkt im Klaus­Bahlsen­Haus fündig. Alternativ verleiht auch das Gasthaus Natzke in der Geschwister­Scholl­Straße 5 Räder für Erwachsene und Kinder. Anspruch und Charakter: Die Tour führt hauptsächlich über geteerte Straßen, Radwege und gut befahrbare Feldwege.

Über längere Strecken müssen wir uns die Straße mit allen anderen Verkehrs­ teilnehmern teilen, von denen es hier zwar nicht allzu viele gibt, doch sollten alle Mitfahrer das Fahren entsprechend sicher beherrschen. Zwischen Welzin und Stolpe ist der Feldweg streckenweise arg sandig, so dass wir unter Umständen ein kurzes Stück schieben müssen. Die kleine Passagierfähre von der West­ zur Ostklüne kostet vier Euro pro Fahrt, un­ abhängig von der Zahl der Fahrgäste. Es besteht kein Anrecht auf Fährverkehr. Highlights: Klaus­Bahlsen­Haus mit Abenteuerspielplatz und Naturausstellung, Übersetzen mit dem Ruderboot, Lamas, Pferde, Insel­Käserei, Schloss Stolpe. Einkehr: Käsekuchen und Brötchen in der Insel­Käserei, Restaurant Remise am Schloss, weitere Gastronomie in Stolpe und Usedom. In der Nähe: Greifvogelwarte Stolpe

Fahrradtour: Wir beginnen unsere Tour am Klaus­Bahlsen­Haus. Hier gibt es nicht nur kostenlose Parkplätze und den Fahrradver­ leih des Tourismusbüros, sondern auch eine kleine Ausstellung über die heimische Tierwelt und ihren Lebensraum, einen Natur­ spielplatz und zahlreiche Obstbäume mit Informationen über die verschiedenen Sorten nebst Rezepten. Von hier aus überqueren wir die Bundesstraße und fahren Rich­ tung Ortsmitte die Geschwister­Scholl­Straße entlang. Wir hal­ ten uns rechts und biegen dann links ab in die Anklamer Straße, die uns direkt auf das Anklamer Tor zu führt. Kurz davor biegen wir rechts in die Karniner Straße ab, die uns entlang museums­ reifer Bootsschuppen dem einzigen etwas unangenehmen Teil unserer Strecke entgegenbringt. Bis wir links in einen Feldweg Richtung Wilhelmsdorf einbiegen können, müssen wir eine gan­ ze Weile ohne Fahrradweg auf der Landstraße fahren. Zum Glück fließt hier selbst zur Hauptsaison nur wenig Verkehr.


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Tour 52: Fahrradtour um den Usedomer See Haben wir den Feldweg erreicht, biegen wir an dessen Ende links ab und durchfahren das kleine Wilhelmsdorf. Am Wegweiser halten wir uns links. Wir befinden uns jetzt aur der Westklüne. Um die wenigen Meter bis zur Ostklüne übers Wasser zu gelangen, müssen wir die Fähre nutzen, die aus einem Ruderboot besteht. In der Hauptsaison ist der mehr oder weniger ehrenamtliche Fährmann Norbert Gaede oft schon mit anderen Urlaubern auf dem Wasser unterwegs. Sollte er nicht zu sehen sein, ruft ihn eine Klingel am Anleger aus seinem Haus an der Ostklüne. Das Prinzip beruht auf gut Glück: Der Fährmann versieht seinen Dienst freiwillig, es gibt keine festen Öffnungszeiten, und wenn er mal Urlaub braucht, hängt er einfach ein Schild an die Klingel und fährt weg. Da

Und wenn der Fährmann nicht da ist? Wenn wirklich einmal das gefürchtete »Geschlossen«-Schild am Fähranleger hängt oder das Klingeln keine Reaktion bringt, empfiehlt sich als Plan B eine Fahrt nach Karnin zur Eisenbahnhubbrücke. Dazu fahren wir von der Westklüne zurück durch Wilhelmshof und halten uns dann links, bis wir auf entsprechende Beschilderung stoßen. Alternativ können wir auch nach Usedom zurückfahren und die Tour rückwärts bis zum Stolper Schloss machen, um dann auf demselben Weg wieder zurückzukehren.


USEDOM UND DAS STETTINER HAFF Norbert Gaede seine Arbeit liebt, stehen die Chancen aber gut, vor allem in Ferienzeiten. Am anderen Ufer geht es rechts herum weiter auf der asphaltierten Straße. Auch hier teilen wir uns die Fahrbahn mit allen anderen Verkehrsteilnehmern, trotzdem begegnen wir am vielleicht abgelegensten Ort der Insel kaum einer Menschenseele. Links haben wir freie Sicht auf den Usedomer See. Vorbei an einem Reiterhof, wo hinter einem hohen Zaun auch Lamas grasen, gelangen wir nach Welzin. An der einzigen Kreuzung des Dorfes bei der Bushaltestelle biegen wir rechts ab und erreichen wenig später die Insel-Käserei. Hier können wir durch eine Glasscheibe bei der Herstellung des Bio-Käses zugucken. Natürlich können wir die Produkte auch probieren und kaufen. Die Scheune ist Verkaufsraum, rustikales Café und Spielecke in einem. Die Raclette-Brötchen sind empfehlenswert, aufgrund des kräftigen Käse-Aromas aber wohl eher etwas für die Erwachsenen. Kindern schmeckt dafür bestimmt der hausgemachte Käsekuchen mit frischem Zigotter, einer Frischkäsespezialität aus Molke. Hinter der Käserei fahren wir links in den nächsten Feldweg Richtung Stolpe und halten uns an dessen Ende wieder links.

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Tour 52: Fahrradtour um den Usedomer See

Schloss Stolpe Erbaut wurde das Rennaissanceschloss von Stolpe im 16. Jahrhundert. Noch im Jahr 1945 war es deutlich größer als heute. Dann teilte die Schlossanlage das Schicksal vieler Prachtbauten im sozialistischen Teil Deutsch­ lands: Um dem Bau seinen herrschaftlichen Ausdruck zu nehmen, wurden 1949 der Arka­dengang und der Saal abgerissen. 1974 hat man auch noch die markanten Türme abgetragen. Völlig vernachlässigt stand das Gebäude 1989 kurz vor dem Zerfall. Ver­ gleicht man das Anwesen von damals mit älteren Fotos, ist das Schloss kaum wieder­ zuerkennen. Das verbliebene Haupthaus ist inzwischen originalgetreu restauriert, auch die Türme sind wiederhergestellt, und so können wir heute in Stolpe ein hübsches kleines Schlösschen besichtigen. Außerdem finden hier Konzerte und Lesungen statt und es gibt einen angenehmen Gast­hof. Geöffnet April bis Oktober, Di bis Fr 11 - 18 Uhr, Sa+So 14 - 18 Uhr, www.schloss-stolpe.de

Dieser Weg ist ein kurzes Stück so sandig, dass wir schie­ ben müssen. Schon ab den Büschen in der Kurve können wir aber wieder aufsitzen. Es geht nun ein wenig bergauf, aber dafür können wir kurz vor Stolpe rechts die Ostsee blitzen sehen. Wir fahren weiter geradeaus und über die kleine Kreuzung, bis wir vor dem Stolper Schloss stehen, das man auch besich­ tigen kann.

Weiter geht es links herum bis zum Dorfteich und dann wie­ der links auf der Kopfstein­ pflasterstraße, vorbei an der Bäckerei mit hübschem Gar­ ten-Café. Die nächste Abzwei­ In Stolpe gibt es außerdem eine Falknerei. gung nach rechts nehmen wir, Auf dem Falknerhof Usedom versucht man die Straße heißt »Reihe«. Ihr die Vorführungen erlebnisorientiert zu ge­ stalten und das Publikum miteinzubezie­ folgen wir bis zum Ende des hen, statt es auf die Bänke zu verbannen. Straßenpflasters, dann biegen Landweg 1, Flugschau vom 15. März wir links in die kleine geteerte 31.Oktober täglich um 10.30 Uhr und 14.30 Straße ab. Diese führt durch Uhr. Eintritt € 7, Kinder bis 14 Jahre € 4, einen lichten Kiefernwald bis www.falknerhof-usedom.de nach Usedom zurück. An ihrem Ende folgen wir den entsprechenden Straßenschildern rechts herum. Das letzte Stück geht es auf dem breiten Fahrradweg neben der Straße entlang, bis wir wieder am Klaus-Bahlsen-Haus ankommen.


USEDOM UND DAS STETTINER HAFF

Tour 53: Mit dem Kanu zu den Wikingern

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12 km

Auf der Peene von Anklam nach Menzlin Von Anklam flussaufwärts ist die Peene ein stattlicher Fluss und trotzdem säumt nur eine weite Schilflandschaft die Ufer. Hier fah­ ren weder Frachtschiffe noch Ausflugsdampfer und die Kanuten teilen sich die Wasserfläche mit einigen Hausbooten und Jachten. Das Ziel unseres Kanuabenteuers ist nicht weit: Nach knapp zwei Stunden treffen wir am rechten Ufer auf einen Rastplatz. Zu Fuß geht es von hier aus zum Alten Lager – den Resten einer mittelalterlichen Wikingersiedlung. Zu sehen sind im hügeligen Uferwald mehrere gut erhaltene Steinsetzungen, die einst als Gräber dienten.

4 h

ab 6

Die Kanutour: Für eine Tagestour im Kanu hat Menzlin genau die richtige Entfernung von Anklam. Etwa 3 Kilometer schaffen wir auf stillem Wasser mit mäßigem Krafteinsatz, so dass wir den Rastplatz Menzlin, der der Startpunkt für unsere kurze Wande­ rung ist, etwa in zwei Stunden erreichen. Vom Anleger des Ka­

TOUREN-STECKBRIEF Anfahrt: Der Kanuverleih Abenteuer Fluss­ landschaft befindet sich in Anklam nörd­ lich der Peene in der Werft­straße 4 oder bei GPS N 53°51‘39.7‘‘, E 13°41‘29.2‘‘ Kanuverleih: Prion 2er Kajak € 35 pro Tag, Kana­dier Old Town Allagesh für 3-4 Pers. € 35. Schwimm­­westen, Paddel und eine Packtonne inklusive. Alle Boote und die Ausrüstung wie Paddel und Westen sind top gepflegt und in bestem Zustand. www.abenteuer-flusslandschaft.de Anspruch und Charakter: Einfache Kanu­

tour schon nahe am Mündungs­ bereich der Peene, die hier daher recht breit ist. Zahmwasser ohne Strömung, an windigen Tagen kann das Paddeln gegen den Wind jedoch recht anstrengend werden. Auch für Kanuanfänger geeignet. Highlights: Kanufahrt, Begegnungen mit Reihern, Adlern oder Bibern, Wikinger­ ­gräber und Aussichtsturm in Menzlin. Einkehr: Imbiss am Rastplatz in Menzlin und im Flusscafé am Kanuverleih Anklam In der Nähe: Lilienthal Museum


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Tour 53: Mit dem Kanu zu den Wikingern

nuverleihs durchqueren wir zuerst die Stadt, paddeln unter der Fußgängerbrücke an der Altstadt und dann unter der Straßen­ brücke hindurch und am links gelegenen Wasserwanderrastplatz vorbei. Dann wogt an den Ufern ein Meer aus Schilf. Dahinter verbirgt sich eine einsame Wald­ und Wasserlandschaft. Vier Kurven weiter liegt am rechten Ufer der Rastplatz Menzlin. Wir paddeln rechts in den Wasserlauf, in dem viele Boote liegen, und legen am Kanuverleih an. Hier kann man sich am Imbiss mit Grillwürstchen, Soljanka oder Kuchen stärken, bevor es zu den Wikingergräbern geht. Mit dem Auto zu den Wikingergräbern Das Alte Lager erreicht man auch auf dem Landweg. Fahren Sie dazu von Anklam am Nordufer der Peene bis Menzlin und folgen dort den Hinweisschildern zur Kanustation. Kurz vor dem Kanurastplatz gibt es an der Straße bei GPS N 53°52‘20.4“, E 13°37‘18.4“ einen kleinen Parkplatz. An zwei Abenden in der Woche kann man von Menzlin an Bibersafaris im Kanu teil­ nehmen (€ 15 pro Person). Die Termine variieren. Bitte vorher anrufen unter Tel. (0160) 5400390. Weitere Informationen: www.kanuverleih­menzlin.de. Der Inhaber Rainer Vanauer ist sehr vertraut mit der Geschichte der Wikinger und dem »Alten Lager« und führt mit Voranmeldung auch Gruppen durch die Ausgrabung.

Die Wikingergräber von Menzlin Vom Rastplatz geht man auf dem Fahrweg bis zum ersten Abzweig, folgt dort der Beschilderung nach rechts und hält auf ein weithin sichtbares Wäldchen zu, in dem sich die acht schiffsför­ migen Steinsetzungen und 12 kleine Steinkreise verbergen. Viel weiß man nicht über die alte Ansiedlung, die auf das 9. Jahr­ hundert datiert wird. Zu dieser Zeit war die Region an der Peene


USEDOM UND DAS STETTINER HAFF

von slawischen Volksstämmen bewohnt und die Wikingersied­ lung mitten im Slawenland war wohl eine Handelsniederlassung, die über Jahrzehnte ständig bewohnt gewesen sein muss. Außer den Steinkreisen hat man auf dem Gelände Perlen aus Materi­ alien wie Amethyst, Bergkristall, Glas, Karneol und Schiefer ge­ funden. Diese Materialien kommen in der Region nicht vor, sind also ein Indiz für regen Handel. Menzlin lag zu dieser Zeit am viel frequentierten Handelsweg der Via Regia, der von Stettin über Wismar und Lübeck bis zur Elbmündung führte. Die Stein­ setzungen auf dem Sandberg an der Peene wurden zwischen 1965 und 1969 entdeckt und ausgegraben und werden anhand der gefundenen Grabbeigaben als Frauengräber eingeordnet. An der Peene fand man außerdem die Überreste einer alten Brücke und einer gepfl asterten Straße. Der heutige Name des Flur­ stückes »Altes Lager« klingt zwar nach Wikingern, hat aber wahrscheinlich gar nichts mit der Siedlung aus dem 9. Jahrhun­ dert zu tun. Er geht auf das Jahr 1676 zurück, in dem der preu­ ßische Kurfürst Friedrich Wilhelm bei der Belagerung des schwe­ disch regierten Anklam hier sein Heerlager einrichtete. Der alte Name der Siedlung an der Peene ist unbekannt.

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2-3 h

Tour 55: Eine Reise ins frühe Mittelalter

Tour 55: Reise ins frühe Mittelalter Das Ukranenland in Torgelow

ab 4

Der Duft nach frisch gebackenem Brot zieht über die reetgedeckten Dächer der Blockbohlenhäuser, das durchdringende »Pling« eines auf Metall treffenden Schmiedehammers klingt durch die Brettergassen und vor einem Haus sitzt eine Frau in langem Gewand im Schatten eines Stoffsegels und biegt flexible Weidenzweige zu einem Korb. Das uralte Dorf am Flussufer ist voller Leben und der Besuch im Ukranenland eine intensive Zeitreise ins frühe Mittelalter. Der Weg durchs Dorf: Ein Pfad schlängelt sich vom Parkplatz durch den Wald und nimmt uns – Schritt für Schritt – mit auf eine Zeitreise über mehr als 1000 Jahre. Am Waldrand fällt der

TOUREN-STECKBRIEF Anfahrt: Das Museum befindet sich am südlichen Ortsrand von Torgelow an der L 32 nach Hammer. Der Parkplatz liegt an der Straße bei GPS N 53°37‘9.7‘‘, E 13°59‘31.0‘‘. Ein Fußweg führt in etwa 10 min zum Dorf. Öffnungszeiten: Mai-Oktober 10-16 Uhr, im Juli und August bis 17 Uhr, Eintritt € 4, Familienkarte € 10, Kombikarte mit Castrum Turglowe € 7, Familie €  16, im Juli und August €  5 (Kombi €  10) und €  15 (Kombi €  24) Anspruch und Charakter: besonders authe­ntisches Freilichtmuseum in idylli­ scher Alleinlage am Flussufer, die Häuser

sind eingerichtet und größtenteils be­ gehbar, einige Werkstätten sind immer besetzt und in Betrieb. Highlights: Werkstätten auf dem Gelän­ de, Schiffe im Hafen, Details in den ­ Häusern. Besonders interessant ist es das Ukranenland als angemeldete Gruppe zu besuchen, weil dann auch Events wie eine Bootsfahrt mit dem Slawen­ schiff oder Brotbacken möglich sind. Museums­ fest Mitte August. Einkehr: Imbiss am Parkplatz In der Nähe: Tierpark und Kletterwald Ueckermünde.


USEDOM UND DAS STETTINER HAFF

Blick über Wiesen auf den Fluss und auf eine Palisade aus an­ gespitzten Holzpfählen, der das Dorf an der Uecker vor Überfällen schützt. Hinter der Kasse am Eingang steht ein Ukrane mit langem, spitz zu­ laufenden Bart, die langen Haare sind zu einem Pferde­ schwanz gebunden, und er ist mit einer Tunika, Gürtel und weiten Hosen bekleidet. Die Ukranen waren ein slawi­ scher Stamm, der nach archäo­ logischen Erkenntnissen um die vorletzte Jahrtausendwen­ de am Flussufer der Uecker lebte. Sie waren Handwerker, Bauern und Krieger und trieben Handel auf dem Wasserweg. Läuft man heute den Bretter­ weg zwischen den Holzhütten ins Dorf hinein, braucht es wenig Phantasie, um die Welt der Ukranen zu erleben. Die meisten der niedrigen Häuser wirken bewohnt. Kalte Asche liegt in der Feu­ erstelle unter der als Schutz vor dem Funkenflug aufgespannten Haut, ein Kessel hängt darüber. Die Bänke an den Wänden sind mit wärmenden Fellen bedeckt, vom Gebälk baumeln Bündel aus Kamille und Minze. In der Esse der Schmiede brennt ein Feuer, an den Tischen im Freien sitzen Frauen und flechten Körbe aus

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Mit Ostsee und Bodden, Küstenwäldern, einsamen Flusstälern, schönen Altstädten und stiller Natur bietet die Küste zwischen der alten Hansestadt Wismar und dem Stettiner Haff jede Menge Abwechslung. Es gibt hier schicke Seebäder mit buntem Strandleben, aber auch viele Kilometer Ostseesand abseits des Trubels, eindrucksvolle Steilküsten und uralte Buchenwäder, die zu ausführlichen Streifzügen durch die Natur einladen.

55 Wander- und Entdeckertouren mit Kindern: von Ausflügen in die Natur, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, über einen Besuch im Mittelalter, der Steinzeit oder in den geheimnisvollen Tiefen des Meeres bis zur mehrtägigen Kanuexpedition auf der Peene.

inklusive der Inseln Rügen, Usedom, Hiddensee, Poel und der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst

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viele Kinder-Infos zu Natur und Umwelt Badeplätze, familiengeeignete Museen und Parks Campingführer und Übernachtungstipps

ISBN 978-3-944378-09-1 € 17,90 [D]


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