Das zerbrochene Gewehr, 95

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Nr. 95, März 2013

Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel

Nonviolent action training, Santiago Chile. Foto: WRI Ist Strategie zu einem Modewort in den gewaltfreien sozialen Bewegungen geworden? Ich frage mich das seit ich wiederholt bei Treffen solcher Bewegungen höre: "Wir müssen strategisch sein" oder "Warum interessieren sich die Leute nicht für Strategien?". Es scheint, dass wir Strategie mit Effektivität und Erfolg assoziieren. Wenn ein bestimmtes Problem geändert werden soll, ist dann eine klare Strategie der Hauptschlüssel zu dem, was Bewegungen erreichen können? Wenn ja, was macht dann eine gute Strategie aus? Und was hilft Gruppen, solche Strategien zu entwickeln? Diese Fragen haben wir uns bei War Resisters' International seit vielen Jahren gestellt. Zuerst einmal: Was verstehen wir unter Strategie? Leute verwenden das Wort auf die unterschiedlichsten Weisen. Es gibt vor allem eine Unterscheidung zwischen Strategie und Taktik. Im Handbuch für gewaltfreie Kampagnen der WRI steht: "Taktiken sind die tatsächlichen Mittel, die verwendet werden, um ein Ziel zu erreichen, während Strategie der allumfassende Plan einer Kampagne ist (einschließlich komplexer Vorgehensmuster, Aktivität und Entscheidungsfindung), der dann zu der taktischen Ausführung führt. Strategie ist ein langfristiger Aktionsplan, um ein besonderes Ziel zu erreichen. Strategie wird von Taktik oder Sofortmaßnahmen mit vorhandenen Ressourcen unterschieden, da Strategien umfassend durchdacht sind und oft praktisch geprobt werden. Strategien werden angewandt, um das Problem oder Probleme leichter zu verstehen und zu lösen.

Das ist ein linearer Ansatz, bei dem das Schlüsselwort "Planung" ist: man plant jeden Schritt.

Marshall Ganz schlägt einen weniger linearen Ansatz vor und argumentiert: "Strategie ist, wie wir das, was wir haben, in das verwandeln, was wir brauchen, um zu bekommen, was wir wollen. Strategie ist, wie wir unsere Ressourcen in die Macht umwandeln, unsere Ziele zu erreichen. Sie ist der konzeptionelle Link zwischen Zielsetzung, Zeitablauf und Taktiken, mit denen wir Ressourcen mobilisieren und anwenden, und den Ergebnissen, die wir zu erzielen hoffen."

Es gibt viele Definitionen für Strategie und sie wirken unterschiedlich für die unterschiedlichen Zwecke. Oft ist der Anfangspunkt einer Strategie die Überlegung, was wir tun können, um einen Wandel zu bewirken, die unseren Motivationen entspricht, und was möglich ist. Das definiert verschiedene Aspekte Ihrer Strategie: welche Ziele haben Sie, was ist Ihre Aussage, wer ist Ihre Zielgruppe, welche Taktiken setzen Sie ein, usw. Daraus einen Plan zu machen, kann die Effektivität erhöhen, aber Kampagnen müssen flexibel sein: man muss berichtenswerte Aktionen schaffen, Interesse von anderen Leuten erregen und vielleicht die Opposition auf dem falschen Fuß erwischen. Während eines kürzlich stattgefundenen Strategie­ Trainingstreffens wurden wir gebeten, unsere am meisten strategische und am wenigsten strategische Erfahrung in einer Gruppe zu Fortsetzung auf Seite 2

Editorial

Gewaltfreie soziale Bewegungen haben oft – oder denken, sie hätten – eine Vorstellung von den Problemen, denen wir uns gegenüber sehen, und eine von der Welt, in der wir gerne leben würden. Die Herausforderung besteht darin zu wissen, wie man vom Problem zum Aufbau der Vision fortschreitet. Es gibt viele Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, welche Aktionen wir unternehmen, um den Status quo zu verändern. Oft ist der Startpunkt die Motivation der Gruppe: Man trifft sich und denkt: „Also, was können wir in dieser Lage tun?

Die Frage, was zu tun ist, ist nicht leicht zu beantworten. Es ist leicht, in eine Routine wiederholter Aktivitäten zu fallen, die man mag oder in denen man Erfahrung hat, ohne darauf zu achten, ob sie auch wirksam sind. Identität ist wichtig, also sind Routinen nicht immer schlecht, aber es ist wichtig, sie infrage zu stellen und zu reflektieren, ob man Dinge auch anders machen könnte. Meinesteils vertrete ich die Ansicht, dass Training in Gewaltfreiheit diesen Prozess erleichtert.

In dieser Ausgabe des „Zerbrochenen Gewehrs“ untersuchen wir verschiedene Fälle, wie Gruppen in Richtung auf strategisches Handeln arbeiten. Ein Artikel von Rasmus Grobe untersucht, wie Aktivisten die Theorie der sozialen Bewegungen nutzen können. Majken Jul Sørensen stellt das Konzept der Dilemma­Aktionen vor, am Beispiel der „Gaza­Flotille“. Igor Seke und Boro Kitanoski werfen einen Blick auf die Kriegsdienstverweigerung als Strategie gegen Militarismus. Alex Rayfield und Laura Shipler Chico teilen mit uns die Herausforderungen von solidarischer Arbeit in West Papua und Kenia. Schließlich breitet Jungmin Choi die Phasen aus, die die Bewegung gegen den Bau eines Flottenstützpunktes auf der Insel Jeju durchlaufen hat und nutzt dabei das Modell des Bewegungs­ Aktionsplans. Das Kennenlernen unterschiedlicher Erfahrungen kann dazu anregen, über den Tellerrand hinauszuschauen. Ich hoffe, dass diese Geschichten Euch im gleichen Maße inspirieren wie mich.

Javier Gárate


Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel benennen. Einige der gemeinsamen Charakteristiken der am weniger strategischen Erfahrungen waren: unklare Ziele, Mangel an Engagement der Teilnehmer, Mangel an Kreativität, Interessenkonflikte und keine klare Entscheidungsfindungsstruktur. Die am meisten strategischen Erfahrungen schlossen ein: hohe Kreativitätsniveaus, das Einschließen eines Überraschungsfaktors, Mobilisierung vieler Menschen, die klare Ziele zur rechten Zeit hatten, mit starkem Engagement und guten Entscheidungsfindungsstrukturen.

Wie ein Wandel vor sich geht

Viel wurde darüber geschrieben, was unter bestimmten Umständen einen Wandel antreibt: bedeuten strukturelle Bedingungen, dass ein Wandel sowieso geschieht, oder ist die Strategie der Bewegung die treibende Kraft hinter dem Wandel? Sind es die strukturellen Bedingungen, d. h. Strategie ist irrelevant – Wandel würde so und so geschehen? In ihrem Buch "Why Civil Resistance Works" (Warum ziviler Widerstand funktioniert) sagen Erica Chenoweth und Maria J. Stephan, dass "voluntaristische Eigenschaften von Kampagnen, besonders die mit den Fähigkeiten der Widerständler zusammenhängenden, oft bessere Prädiktoren für Erfolg sind als strukturelle Determinanten." Sie argumentieren, dass gewaltfreie Bewegungen in zahlreichen Zusammenhängen effektiv waren – von den repressivsten zu den offensten Gesellschaften – also hängt der Wandel primär von der Stärke der Bewegung ab. Das entspricht dem, was Marshall Ganz behauptet, nämlich dass "obwohl das Wissen darüber, wie die Umwelt die Akteure beeinflusst, wichtig ist, ein erweitertes Wissen darüber, wie Akteure die Umwelt beeinflussen, der erste Schritt nicht nur zum Verstehen der Welt sondern auch zur Veränderung derselben ist." Das bedeutet, dass Strategie nicht isoliert wirken kann. Ein klares Verständnis Ihrer Umwelt ist der Schlüssel zum Bestimmen ihrer Strategie. Ein wesentliches Element ist die Kapazität, Löcher oder Risse im System zu identifizieren und die passende Strategie zur Nutzung solcher Gelegenheiten – manchmal erzeugen Strategien auch solche Löcher. Eine gute Strategie alleine ist nicht genug. Man braucht Leute, die eine solche Strategie durchführen. Chenoweth und Stephan in "Why Civil Resistance Works" – die argumentieren, dass im letzten Jahrhundert gewaltfreie Bewegungen erfolgreicher waren als gewalttätige – sagen, dass der Schlüssel zu diesem Erfolg die Kapazität der gewaltfreien Bewegungen, zu Massenbewegungen zu werden, war, da der Gefahrengrad, der Erfahrungsgrad usw. viel niedriger sind als in gewalttätigen Bewegungen. Ein Argument für gewaltfreie Aktionen ist, dass jeder mitmachen kann! Muss eines der strategischen Ziele den Aufbau einer Massenbewegung sein? Kann Wandel auch ohne große Mobilmachung geschehen? Welche Rolle spielen Gruppen wie die War Resisters' International, die normalerweise keine großen Massen von

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Leuten mobilisieren, um einen Wechsel herbeizuführen?

In einem der bekanntesten Modelle sozialer Bewegungen, Bill Moyer's Movement Action Plan (MAP) wird argumentiert, dass für den Erfolg einer Bewegung vier Rollen bestehen, die Gruppen oder Einzelpersonen spielen müssen – wir können nicht alle das Gleiche sein oder tun. Diese vier Rollen sind: der Rebell, die Reformer, die Bürger und der Agent des Wechsels. MAP legt nahe, dass die meisten sozialen Bewegungen durch acht verschiedene Stufen geht: das Übliche, Versagen der etablierten Kanäle, Reifen der Bedingungen, Start, Wahrnehmen des Versagens, das Gewinnen der Mehrheit, Erfolg, Konsolidierung des Erfolgs und der Wechsel zu anderen Kämpfen. Unterschiedliche Gruppen und Leute können in bestimmten Bewegungen größere Rollen übernehmen. So spielen bei der WRI unterschiedliche Gruppen unterschiedliche Rollen: viele sehen sich als Rebellen, die gewaltfreie Aktionen als Mittel sehen, die Aufmerksamkeit auf ein Problem zu lenken. Gleichzeitig leistet die WRI oft stille Arbeit insbesondere durch gegenseitige Unterstützung in ruhigen Situationen, aber es wird eine Menge Basisarbeit geleistet. Z. B. wird Graswurzelgruppen ein Training gegeben und ihnen geholfen, zusammenzuarbeiten und eine Kampagne zu planen oder eine Aktion vorzubereiten. Oft sind diese Gruppen die Initiatoren von etwas, was später zu einer Massenbewegung werden könnte. Bei der WRI tun wir das, was wir tun, vor allem weil es das ist, woran wir glauben, aber auch wegen unser tiefen Überzeugung von revolutionärer Gewaltfreiheit. Für die WRI sind unsere Prinzipien der Schlüssel zu unserer Strategie.

Training und Strategie

In den letzten Jahren hat das Gewaltfreiheitsprogramm der WRI Ressourcen erzeugt und Gewaltfreiheitstrainings abgehalten, um Leute in ihren gewaltfreien Kampagnen zu unterstützen, um sie zur Ausführung von Aktionen zu befähigen. Wir glauben, dass Training und Planung bei der Strategie helfen. Manchmal ist das Ergebnis eines Trainings nicht gleich klar, aber es befähigt oft Gruppen, und wenn die Zeit reif ist, haben sie die Fähigkeiten, mit guten Strategien herauszukommen. Im Jahr 2013 half WRI bei der Organisation von zwei regionalen Treffen zum Austausch über Trainings. Das Teilen und Mitteilen von Erfahrungen kann sie motivieren, Aktionen durchzuführen; nicht nachzumachen, was andere bereits getan haben, sondern sie zu inspirieren, unkonventionell zu denken.

Der erste Austausch fand in Südafrika statt und konzentrierte sich auf gewaltfreie Kämpfe, auf das Lernen, wie Leute in den unterschiedlichen Teilen Afrikas Gewaltfreiheit als Mittel ihrer Kämpfe genutzt haben. Der Schlüssel war, diese geteilte Identität zu visualisieren, zu zeigen, wie fundamental

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unsere Identität ist, wenn wir über die Entwicklung von Strategien nachdenken.

Der zweite Austausch fand in Belgien statt und brachte fast 40 Trainer aus ganz Europa zusammen. Wir erforschten, wie wir als Trainer Gruppen moderieren können, die an Strategien arbeiten, oder wie wir Leute zum Nachdenken über Strategien bringen können. Es gab Sitzungen mit Thema soziale Bewegungen und Strategie­Theorie und die gegenwärtige Situation von europäischen Bewegungen, aber das größte Interesse in der Gruppe bestand darin, zu sehen, wie Training den Gruppenprozess erleichtern kann, da dieser ein Schlüsselelement zur Entwicklung guter Strategien ist. So sagte z. B. jemand bei dem Treffen, dass sie oft Anfragen für Training zur Entwicklung einer Kampagne bekommen – um der Gruppe vorwärts zu helfen, aber dass sie als Trainer erkennen, dass das Problem nicht mit dem Durchführen einer Kampagne zusammenhängt, sondern mit der Gruppendynamik: die Gruppe arbeitet nicht gut zusammen. Manchmal denkt man, dass es heißen soll, eine gesunde Gruppe sei so gut wie eine auf Strategie abzielende, aber ist das genug? Es ist keine Frage, dass ein Anfangspunkt für jede Arbeit zum sozialen Wandel die gute Zusammenarbeit einer Gruppe ist. Dann stellt sich die Frage: ist der Hauptbeitrag, den ein Training leisten kann, die Unterstützung der Gruppe zur besseren Zusammenarbeit? Das könnte tatsächlich einer oder der Hauptbeitrag des Trainings sein, denn gut zusammenarbeitende Gruppen kommen eher mit einer gemeinsamen Analyse der Situation heraus – sie verstehen den Kontext und haben eine Vision davon, was sie verändern wollen. Sie setzen vielleicht auch lang­ und kurzfristige Ziele, zusammen mit einem Plan, wie diese erreicht werden können unter Beibehalten von ausreichend Flexibilität, um diesen den jeweiligen Bedingungen anzupassen. Es gibt Trainingshilfsmittel, die bei jedem dieser Schritte helfen. Trainer können diese mitteilen und moderieren, aber es ist besser, wenn sie aus der Gruppe selbst kommen. Es gibt keine Zauberantwort darauf, was eine Gruppe befähigt, einen Wandel strategisch herbeizuführen. Unterschiedliche Gruppen haben unterschiedliche Arbeitsweisen, und die Zusammenhänge variieren. Als Trainer wissen wir, dass ein Hilfmittel, mit dem eine Gruppe gut arbeiten kann, für eine andere Gruppe überhaupt nicht funktioniert – eine effektive Taktik in einer bestimmten Situation kann in einer anderen konterproduktiv sein. Wenn es etwas gibt, das ich gelernt habe, ist es, dass das Voneinanderlernen durch Austausch unserer Erfahrungen außergewöhnlich inspirierend sein und sogar zu Aktionen führen kann. Bei der WRI werden wir weiterhin Leute zusammenbringen, um inspiriert zu werden und uns gegenseitig zu unterstützen, in dem Wissen, dass wir die Arbeit der Gruppe selbst nicht ersetzen können, aber dass wir helfen können, unsere Wege zu einem Wandel zusammenzuführen.

Javier Gárate


SozialeBewegungsforschungfürBewegungenin Aktionnutzen

Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel

Soziale Bewegungsforschung kann aktuellen Bewegungen helfen mit den Herausforderungen in ihren politischen Auseinandersetzungen umzugehen und ein besseres Verständnis von sich selbst und ihren Strategien zu bekommen. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Soziale Bewegungsforschung als eine eigenständige Disziplin der Sozialwissenschaften etabliert. Und auch wenn es mitunter sein kann, dass manche Forscher sich bei ihrer Aufgabe, Soziale Bewegungen zu erklären oder zu verstehen von den “echten” Erfahrungen der Menschen “draußen” auf den Straßen, in den Blockaden oder in ihren Gruppentreffen entfernt haben, können ihre Forschungsergebnisse dennoch einige Anregungen für die Praxis geben.

Wenn man Leute fragt, die Trainingsarbeit in Gewaltfreien Kampagnen machen, welche theoretischen Konzepte Sozialer Bewegungen sie kennen, werden viele den Movement Action Plan (MAP) von Bill Moyer nennen, der auf Erfahrungen und Fallstudien verschiedener Bewegungen basiert. Allerdings gibt es andere – “wissenschaftlichere” ­ Modelle und Konzepte und es ist erstaunlich, wie wenig sogar die zentralen Theorien in der Aktivistenszene bekannt sind. Solche Theorien wollen die Entstehung oder Entwicklung von Bewegungen erklären – sie wollen keine Handlungsanleitungen für praktische Aktionen sein. Trotzdem: sie zu kennen kann für Aktivisten sinnvoll sein. Die folgenden Absätze sollen die wichtigsten theoretischen Ansätze vorstellen (es gibt viele weitere...)

Ressourcenmobilisierung

Nach der Ressourcenmobilisierungs­ Theorie kann eine Bewegung sich nicht entwickeln oder erfolgreich sein ohne Ressourcen – wobei Zeit und Geld, mit denen Menschen bereit sind eine Bewegung zu unterstützen die wichtigsten Ressourcen sind. Folglich braucht es Leute und Strukturen innerhalb einer Bewegung, die für Geld, Unterstützer/innen, Medieninteresse, Allianzen mit anderen Gruppen (auch Eliten) mit unterschiedlicher Macht und eine Weiterentwicklung der Strukturen sorgen. Soziale Bewegungen brauchen diese Ressourcen, weil Widerspruch und Beschwerden allein keinen Sozialen Wandel erzeugen.

Politsche Möglichkeitsstrukturen Die Politische Möglichkeits­Theorie argumentiert, dass der Erfolg von Bewegungen von der Existenz – oder Abwesenheit – einer bestimmten

politischen Möglichkeit abhängt. Politische Möglichkeit bezieht sich auf die Empfänglichkeit oder Verletzlichkeit des bestehenden politischen Systems gegenüber Herausforderungen. Diese Verletzlichkeit kann sein: das Ergebnis eines Wachstums an politischer Pluralität, eine sinkende Effektivität von Repression, ein Elitenkonflikt (d.h. eine oder mehrere der führenden Fraktionen sind intern uneinig), eine Verbreiterung des Zugangs zu Beteiligung in politischen Prozessen oder/und die Unterstützung organisierter Opposition durch Eliten. In der dynamischen Variante des Politische Möglichkeiten­Ansatzes, der manchmal auch Politikprozess­Ansatz genannt wird, können Veränderungen in der Politischen Möglichkeitsstruktur eines Landes die Entstehung oder Entwicklung einer sozialen Bewegung erklären helfen, allerdings erkennen Bewegungsforscher mitunter an, dass es der Eingabe oder Aktivität der Initiatoren einer Bewegung bedurfte, um die politische Möglichkeit aufzudecken oder sogar zu provozieren.

Framing

Das Framing­Konzept bezieht sich auf die Entwicklung und Proklamierung eines bestimmten Bedeutungsmusters, das von einer sozialen Bewegung konstruiert wird, um einen Konflikt, die Ziele einer Kampagne und ihren Aktionsansatz zu erklären. Der Framing­Ansatz postuliert, dass die Qualität des Framings für den Erfolg einer Kampagne zentral ist (einschließlich ihres Erfolges bezüglich der Mobilisierung von Ressourcen). Wie können diese Konzepte nun für die praktische Arbeit von Bewegungen relevant werden?

Die Ressourcen­Frage ist vermutlich am vertrautesten, wenn es darum geht, eine Kampagne oder Aktion zu planen: Die ursprüngliche Kampagnengruppe fragt sich, was es braucht, um ein Ziel zu erreichen. Dabei hat die Formulierung erreichbarer Ziele bereits eine Menge mit einer Überprüfung der eigenen Ressourcen zu tun. Ferner kann der Charakter einer Kampagne von der kritischen Überprüfung der Ressourcen­ Basis bestimmt sein: d.h. anstatt eine Demonstration mit wenigen Leuten zu versuchen und dabei das Gefühl des Scheiterns zu bekommen, könnte entschieden werden mit einer Aufklärungskampagne zu starten, die später zu einer Mobilisierungskampagne ausgeweitet wird – und schließlich, wenn die Ressourcenbasis stark genug ist, könnte die Kampagne die Konfrontation suchen. Der Forscher/Aktivist Marshall Ganz hat auf die Bedeutung der Resourcenhaltigkeit einer Bewegung hingewiesen, um zu erklären wie die United Farmworkers in Californien die finanziell mächtige und von der Wirtschaft anerkannte Teamsters Union übertrumpfte. Politische Möglichkeiten zu identifizieren ist nicht unbedingt etwas, dass allen Aktivisten gefällt. Wir denken mehr im Sinne von Bedürfnissen und Forderungen. Tiefer in die reale Welt politischer Entscheidungsfindung zu blicken scheint weit weg zu sein von unseren Werten und die vorhersehbaren und ritualisierten Prozesse politischer Entscheidungsprozesse geben nicht viel Raum für Aktionen von außerhalb dieser politisch­ökonomischen Machtstrukturen. Ein zentraler Gedanke, den der Ansatz geben kann, ist sich bewusst zu sein, dass es Bedingungen geben kann, die außerhalb des Einflusses sozialer Bewegungen liegen. Aktivist/innen sind eingeladen, diese Möglichkeitsstrukturen nicht außer Acht zu lassen, wenn sie ihre Themen, Aktionsformen und Ziele bestimmen. Zentral ist, wie soziale Bewegungen ihrem Kontext Sinn geben.

Die echte Herausforderung liegt darin, die Themen und Konfliktpunkte zu identifizieren, die sowohl innerhalb der Gesellschaft aber potentiell auch innerhalb der Eliten kontrovers sind und dann den kritischen Moment zu erkennen, wenn es angesagt ist, eine Kampagne zu starten. Ironischerweise – oder bedauerlicherweise, öffnen sich 'Windows of Opportunity' häufig dann, wenn Katastrophen oder Skandale passieren, z.B. wurde das jüngste Unglück in Fukushima zum ultimativen

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Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel

FlottederFreiheitnachGaza–eineAktionentwickelt sichzumDilemma

Im Jahre 2010 stach ein Konvoi von sechs Schiffen, genannt die Flotte der Freiheit, in See, um die Blockade Gazas anzugehen, was ein beachtliches Dilemma für die israelischen Behörden darstellte. An Bord der Schiffe waren ca. 700 unbewaffnete Zivilisten aus der ganzen Welt, einschließlich einiger berühmter Persönlichkeiten, wie der schwedische Krimiautor Henning Mankell und Parlamentarier aus einer Vielzahl von Ländern. Zusätzlich zu den Passagieren und Vertretern der Medien transportierten die Schiffe auch 10.000 Tonnen humanitärer Hilfe, wie Baumaterial und medizinische Geräte (wie Röntgen­ und Ultraschallgeräte).i Die Länge der Reise bedeutete, dass sich der Druck während des Anlaufens der Schiffe an Gaza aufbaute und diese Reise vor den Augen der Welt zu einem Drama werden ließ. Die Flotte der Freiheit ist ein gutes Beispiel für eine Dilemma­Aktion, eine Art gewaltfreier direkter Aktion, die den Gegner zwingt, zwischen Reaktionen zu wählen, die von ihrem Standpunkt aus gleichermaßen schlecht sind. Der amerikanische Gewaltfreiheitsaktivist George Lakey schrieb als erster in seinem Buch Powerful Peacemaking über – wie er es nannte – "Dilemma­ Demonstrationen".ii Er

präsentierte das Dilemma als Wahl für die Behörden zwischen zwei Optionen: entweder die Protestierenden weiter demonstrieren lassen, womit ein direktes Ziel erreicht werden würde, oder Gewalt anwenden, um sie aufzuhalten, und dadurch die raue Seite aufzuzeigen und öffentliche Betroffenheit zu erzeugen. Brian Martin und ich entschieden, dieses Thema (Dilemmaaktionen) systematisch in einem kleinen Forschungsprojekt zu untersuchen. Wir haben uns einige Fälle angesehen, einschließlich der Flotte für die Freiheit, um die Kerncharakteristiken einer Dilemmaaktion zu identifizieren. Wir stellten fest, dass das wesentliche Merkmal einer Dilemmaktion ist, dass der Gegner keine offensichtlich beste Reaktionsmöglichkeit hat. Die attraktivsten Reaktionen sind Mischungen aus Vorteilen und Nachteilen, die nicht direkt vergleichbar sind durch Einschätzungen zu der Zeit oder danach. Viele gewaltfreien Aktionen sind Reaktionen auf Aktionen der Behörden oder multinationalen Firmen: Aktivisten reagieren auf eine von anderen vorgegebene Agenda. In Dilemmaaktionen sind Aktivisten proaktiv. Die meisten gewaltfreien Aktionen stellen nie ein Dilemma dar. Nehmen wir z. B. einen konventionellen Ausdruck sozialer Betroffenheit, wie einen Antikriegsmarsch am

Unterstützungshebel für die deutsche Anti­ Atom­Bewegung, um die Rückkehr zum Atomausstieg durchzusetzen. Allerdings wäre dieser Erfolg wohl nicht möglich gewesen ohne die Vorarbeit, die in Jahrzehnten durch Graswurzel­Kampagnen und etablierte Netzwerken gelegt wurde, die innerhalb weniger Tage für die Organisation der Demos und Aktionen genutzt werden konnten.

Hiroshima­Tag in einer liberalen Demokratie: Behörden können das tolerieren oder sogar das Ereignis erleichtern, da es keine Bedrohung für gesicherte Rechte darstellt, wogegen das Verbot Feinseligkeit hervorrufen würde. Einige Formen zivilen Ungehorsams, wie Pflugscharenaktionen einschließlich Beschädigung militärischer Ausrüstung, stellen auch kein Dilemma dar, da die Behörden genau wissen, was zu tun ist: Verhaftung der Aktivisten, die sich bereitwillig der Polizei ergeben. Trotzdem halten wir es für nützlich, Dilemmaaktionen eher als einen Grad anzusehen als zwiespältig entweder präsent oder nicht präsent. Für das Dilemma, das die Aktivisten auf der Flotte der Freiheit auf den ersten Blick erzeugten, gab es zwei "Lösungen": entweder das Schiff in Gaza einlaufen zu lassen mit den Passagieren und der Ware – das würde in den Augen vieler Israeli bedeuten, dem Druck nachzugeben. Die andere Option war, die Schiffe anzuhalten, und in dem Fall kam das nächste Dilemma: mit welchen Mitteln sollte das geschehen und wann? Letztendlich griffen Kommandosoldaten der israelischen Verteidigungsarmee früh morgens am 31. Mai 2010 an, während die Schiffe immer noch in internationalen

Gewässern waren. An Bord der Mavi Marmara wurden neun türkische Bürger getötet, ein paar davon aus der Nähe erschossen.iii Diese Morde erzeugten ein enormes PR­ Desaster für die israelische Regierung und wurden auf der ganzen Welt verurteilt. Der Einsatz der Armee ging für die israelische Regierung nach hinten los, obwohl sie sich bemühte, den öffentlichen Aufschrei zu bremsen.iv Viele Regierungen bestellten die israelischen Botschafter ein oder riefen ihre eigenen Botschafter zurück.v Die Beziehung zu der türkischen Regierung, die jahrzehntelang einer der wenigen Verbündeten der israelischen Regierung im Nahen Osten waren, war für mehr als ein Jahr beschädigt. Obgleich die Obama­ Administration in den Vereinigten Staaten sich mit ihren Reaktionen sehr zurückhielt, brachte sie doch Kritik an der israelischen Regierung vor. Eine UN­ Kommission wurde gebildet, um die Angriffe zu untersuchen, und diese kam im August 2011 zu dem kontroversen Schluss, dass die Blockade des Gazas nicht illegal war, aber das die Anwendung von Gewalt übermäßig und unvernünftig war.vi Dilemmaaktionen liefern einen Ansatz, um die Effektivität gewaltfreier Strategien zu erhöhen. Wenn sie mehr über die Dynamik von Dilemmaaktionen wissen,

* Das diagnostic framing besteht aus der Die Mobilisierungskraft eines Frames beruht auf diesen drei Komponenten und ihrem Problemdefinition: klar machen, was der Kern des Problems ist, warum es exisitiert Zusammenspiel. Wenn es gut gemacht ist, kann es und sollte es immer wieder für alle und wer dafür verantwortlich ist. * Das prognostic framing entwickelt eine möglichen Mobilisierungsmaterialen, Vorstellung darüber, wie, von wem und mit Pressearbeit, Ansprache von Bündnispartnern etc. genutzt werden. welchen Mitteln das identizierte Problem gelöst werden kann. Wichtig ist dabei, nicht nur eine abstrakte Problemlösung zu haben, Zusammenfassend: Theorie anzuschauen kann neue Anstöße geben für praktische sondern auch sehr konkrete Vorschläge. * Das motivational framing betrachtet die Aktionen geben und Strategiedebatten Schließlich: einen guten Rahmen, einen befruchten. Verbindungen zwischen Problem und der Frame, zu entwickeln ist ein wichtiger einzelnen Person und präsentiert Anreize Schlüssel für den Erfolg einer Kampagne. oder Motivationen sich an der Kampagne zu Rasmus Grobe Nach der Theorie besteht ein “Master frame' beteiligen oder sie zu unterstützen. übersetzt von Inge Dreger aus drei Komponenten:

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Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel können die Aktivisten ihre Aktionen so konstruieren, dass sie schwierige Dilemmas für ihre Gegner darstellen und die Gegner dazu bringen, minderwertigere Entscheidungen zu treffen oder ihre Bemühungen für die Vorbereitung mehrerer Reaktionsmöglichkeiten zu verschwenden.

Innerhalb der Bewegung Flotte der Freiheit gab es Diskussionen darüber, wie das Dilemma von 2010 sogar noch verstärkt werden könnte. Im folgenden Jahr plante die Kampagne, die Reise zu wiederholen, und 12 Schiffe lagen bereit, um zum Gaza zu fahren, 10 davon aus griechischen Gewässern.vii Weitere Schiffe mit Passagieren aus noch mehr Ländern wurden als Mittel ausgewählt, den Druck zu erhöhen. Die israelische Regierung vermied jedoch eine Wiederholung des 2010 Szenarios, indem sie subtilere Methoden anwandte, um die Schiffe anzuhalten. Sie kultivierten Beziehungen zu der griechischen Regierung und starteten eine erfolgreiche diplomatischen Offensive, die daran resultierte, dass der UN­ Generalsekretär, Ban Ki­ moon, alle Regierungen aufrief, ihre Bürger zu drängen, nicht an einer zweiten Flotte teilzunehmen.viii Die griechischen Behörden ließen die Schiffe nicht aus ihren Häfen auslaufen; die Schiffe, die trotzdem versuchten auszulaufen, wurden von der griechischen Küstenwache abgefangen.ix Zwei der Schiffe hatten ähnliche Schiffsschraubenschäden, was den Verdacht aufkommen ließ, dass sie durch den israelischen Geheimdienst sabotiert wurden.x Die türkischen Behörden haben auch die Mavi Marmara daran gehindert, die Türkei zu verlassen – trotz der Kritik der türkischen Regierung an der Blockade des Gazas. Nur ein Schiff, das in Frankreich ablegte, wurde durch israelische Kommandosoldaten betreten und es wurde niemand getötet.xi Diese Vorfälle

verhinderten ein mögliches PR­Desaster für die israelische Regierung. Durch proaktives Lobbying erledigten die israelischen Behörden das mögliche Dilemma, bevor es sie erreichte. Sie brachten es fertig, daraus eine Angelegenheit von Erlaubnissen zum Auslaufen aus den Häfen zu machen. Bürokratische Hindernisse sind weitaus weniger nachrichtenträchtig als ein militärischer Angriff in internationalen Gewässern.

Der Versuch im Jahre 2011, die Blockade zu brechen, zeigt ganz klar, wie schwierig es ist, vorauszusehen, was ein Gegner im Angesicht eines Dilemmas tun wird, wenn Aktionen und Reaktionen keine Routine sind. Die Aktivisten hatten sich auf viele unterschiedliche Reaktionen der israelischen Regierung vorbereitet, aber die Möglichkeit solcher bürokratischer Hindernisse nicht vorausgesehen. Ein Weg, diese Hindernisse zu überwinden, wäre das Auslaufen der Schiffe aus anderen Häfen in unterschiedlichen Ländern gewesen. Das hätte jedoch die organisatorische Herausforderung der gemeinsamen Ankunft im Gaza nur verstärkt. Es hätte eine Art des Etablierens des Dilemmas für einen längeren Zeitraum sein können und somit den Druck erhöhen; es hätte aber auch leichter sein können, die Schiffe mit Gewalt separat zu stoppen, ohne das Mediendrama der ersten Fahrt.

Wir waren in der Lage, zusätzlich zu dem Kernmerkmal einer Dilemmaaktion fünf häufig in tatsächlichen Dilemmaaktionen gefundenen Faktoren zu identifizieren, die das Auswählen noch mehr erschweren. Zu Beginn vermuteten wir, dass einige davon ein notwendiger Teil einer Dilemmaaktion seien, aber nachdem wir uns eine Anzahl von Fällen angesehen haben, stellte sich heraus, dass sie das nicht sind. Trotzdem können diese Faktoren zu dem Dilemma hinzugefügt werden: (1) die Aktion hat ein konstruktives,

positives Element; (2) Aktivisten wenden Überraschung oder Unvorhersehbarkeit an; und (3) die primäre Wahl des Gegners liegt in unterschiedlichen Domänen. Unterschiedliche Domänen bedeutet, dass die Konsequenzen nicht leicht vergleichbar sind, z. B. wenn eine Auswahl ideologische Konsequenzen und eine andere politische Konsequenzen hat. Dilemmaaktionen können auch einen Zeitablauf erzeugen, der (4) die Massenmedien aufmerksam macht, womit es den Behörden erschwert wird, sie zu ignorieren und (5) an weitverbreitete Vorstellungen appelliert. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass das Dilemma schwerer "zu lösen" ist, aber sie sind nicht für dessen Konstruktion wichtig. Regierungen und ihre Vertreter, wie Polizei und Gefängnisbeamte, sind oft diejenigen, die gezwungen sind, Dilemmas zu bewältigen. Das ist jedoch kein Kernmerkmal einer Dilemmaaktion, da diese auch gegen private Unternehmen, z.B. Banken oder Finanzanstalten gerichtet sein können.

Stellan Vinthagen, gewaltfreier Gelehrter und Aktivist und selbst an Bord des Schiffes nach Gaza im Jahre 2012, hat geschrieben, dass zwei Aspekte der 2010­ Flotte kombiniert wurden, um diese zu einer machtvolleren Dilemmaaktion zu machen, im Vergleich zu früheren Versuchen, die Blockade zu brechen: (1) es war normale humanitäre Unterstützung, nicht nur symbolische Mengen, und (2) die Lieferung per Schiff bedeutete, dass die Aktivisten zum Brechen der Blockade nicht von den israelischen Behörden abhängig waren. Vinthagen schreibt: "Ein Schiff ist nicht "auf seinem Weg", um eine Aktion durchzuführen. Die Abfahrt selbst markiert den Beginn der Aktion: den Angriff auf die Blockade. Die Aktion lief bereits einige Tage, bevor Israel eine realistische Chance hatte, sie zu stoppen."xii Normalerweise ist die beste

Option für die Gegner, die Aktion zu stoppen, ohne dass es jemand merkt. Die Strategie der Aktivisten ist dann, sie so publik zu machen wie möglich. Bei den Flotten der Freiheit erhöhten die Organisatoren die Aufmerksamkeit, indem sie Leute aus unterschiedlichen Ländern, einschließlich Journalisten, Autoren und Parlamentarier, einbezog. An Land kontrollierte die israelische Regierung den Zugang zum Gaza. Die Organisatoren der Flotte der Freiheit wählten deshalb bewußt das Meer als ihre Arena. Sie konnten entscheiden, wann sie auslaufen wollten. Im Jahre 2011 verloren sie jedoch den Überraschungseffekt und waren nicht in der Lage, die Art der Reaktion durch die israelische Regierung vorauszusehen. Die Erfahrung veränderte die Kalkulation der israelischen Behörden, und ihre Vorbereitungen bedeuteten, dass sich die Bedingungen verändert hatten und das Dilemma nicht mehr das gleiche war. Aktivisten mußten ihre Pläne und Vorbereitungen ändern, um sicherzustellen, dass das Dilemma in einer anderen Form weiterbestand. Dass die Israelis hart daran arbeiteten, eine mögliche Wiederholung der Erfahrung aus 2010 zu verhindern, liefert einen weiteren Beweis dafür, dass die Ereignisse im Jahre 2010 auf die israelische Regierung zurückfiel. Es erschwert die Dilemmas, wenn der Gegner Konsequenzen aus unterschiedlichen Domänen vergleichen muß. Es kann schwierig sein, den Nutzen einer zustimmenden Reaktion von Unterstützern mit negativer Rückmeldung von einer anderen Zielgruppe zu vergleichen. Die israelischen Behörden mußten ihr Selbstbildnis, dass das Aufhalten einer Blockade den Schutz Israels bedeutete, mit dem entstandenen Aufschrei vergleichen, als internationale Zielgruppen dies als Angriff auf humanitäre Hilfspersonen in international Gewässern sahen. Unvorhersehbarkeit war auch

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Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel

KriegsdienstverweigerungalsStrategie

Es mag wohl sein, dass die Kriegsdienstverweigerung eher als ein moralisches Gebot denn als eine Strategie betrachtet wird. In Ländern, wo es noch Wehrpflicht gibt, zeigen sich unterschiedliche Vermeidungsstategien und Verzögerungstaktiken. Einige Menschen bekommen eine Entlassung aus medizinischen Gründen. Andere fliehen, emigrieren, wählen einen Beruf, der sie von der Einberufung befreit oder bestechen die Behörden. Die Entscheidung, sich öffentlich als Kriegsdienstverweigerer zu erklären und in manchen Fällen sich der darauf folgenden Verfolgung zu stellen, kann eine bewusst aufgegriffene politische Strategie sein, die oft auf antimilitaristischen Prinzipien basiert. Manchmal wird die Entscheidung von Einzelpersonen getroffen. Oft entscheidet sich eine Gruppe von Gleichgesinnten, die sich zusammen engagieren. Wir haben Boro Kitanoski und Igor Seke ­ Kriegsdienstverweigerern aus Mazedonien bzw. Serbien ­ die Frage gestellt, welche Schritte ihre Bewegungen machten, nachdem sie diese Entscheidung getroffen hatten.

Von den Rändern zum Mainstream,von Igor Seke

Schon immer war die Kampagne für Kriegsdienstverweigerung in Serbien die Sache einer kleinen Gruppe von Menschen. In den 1990­er und frühen 2000­er Jahren entwickelte sich die Bewegung am politischen und kulturellen Rande der serbischen Gesellschaft.

Es waren feministische Gruppen, die als erste nicht nur Militärdienstverweigerer, sondern auch Deserteure der Jugoslawienkriege unterstützten. Zunächst engagierten sich Männer lediglich in einer Kampagne, die vor allem sie selbst (als Dienstverpflichtete) betraf, was durch Teilnahme an Aktionen feministischer Gruppen, am Anfang durch Women in Black, geschah. Dies war ihnen eine große Hilfe, weil sich die Feministinnen darüber im Klaren waren, was für eine Veränderung in der Gesellschaft sie bewirken wollten; der Antimilitarismus gehörte dazu.

Der soziopolitische Zusammenhang, in dem wir während der Kampagne standen, bereitete uns Schwierigkeiten: Nationalismus, Militarismus, Homophobie, Intoleranz gegen religiöse Minderheiten etc., versetzten uns alle an den Rand. Wir hielten unseren Aktionsraum für sehr eingeschränkt. Kriegsdienstverweigerung wurde gesehen als die Haltung von “Drogenabhängigen, Schwulen und Sektenmitgliedern”, und Eltern warnten wirklich ihre Kinder davor. Als Antwort auf Fragen nach Drogenabhängigen, Schwulen und Mitgliedern religiöser Sekten erklärten wir immer, all diese seien

unter den Mitgliedern der Kampagne zu finden, genauso wie in der Armee und bei der Polizei. Wir betonten, wir seien eine einschließende, nicht eine ausschließende Bewegung.

Die Kampagne hatte ein sehr begrenztes Ziel: Die Beendigung der Wehrpflicht in Serbien. Obwohl es keinen zivilen Ersatzdienst gab, war unser Plan, ein Gesetz zu erhalten, das die Befreiung der gefangenen Kriegsdienstverweigerer ermöglichen sollte (2002 waren noch 10 Zeugen Jehovahs im Gefängnis), und das jungen Menschen erlauben würde, den Kriegsdienst zu verweigern. Da wir wussten, wie wenig sich der Staat um den Alternativdienst kümmern würde, sahen wir genau wie die Regierung, dass jeder Verweigerer ein Soldat weniger für die Armee ist. Wir hofften, eine kritische Masse von Verweigerern zu schaffen, die die Aufrechterhaltung der Wehrpflicht verunmöglichen sollte. Aktionen auf der örtlichen Ebene versuchten, die Kriegsdienstverweigerung zu entmystifizieren. In einer Gesellschaft, die das Unbekannte fürchtete, ist der einzige Weg, etwas zu akzeptieren, es kennenzulernen. Wir brauchten Verbündete und waren glücklich, einen Journalisten von einer unabhängigen Zeitung zu finden, der an dieser Angelegenheit interessiert war. Da es ein provozierendes Thema war, folgten andere Journalisten, und wir hatten alles Medieninteresse, das wir brauchten. Während einer Debatte im nationalen Radio Belgrad mit einem Chef des PR­ Dienstes der serbischen Armee wurde ich gefragt: „Wie hat es die Kampagne für

Kriegsdienstverweigerung geschafft, die Medien gegen die Armee zu gewinnen?“ Wir waren mit niemandem im Krieg; es war bloß die Macht der gut vorgestellten Argumente gegen die militärische, auf Angst gegründete Propaganda, die Kriegsdienstverweigerung populärer machte als den Militärdienst.

Um den politischen Druck zu erhöhen, hatten wir zwei Aktionslinien: eine nationale und eine internationale. Auf der nationalen Ebene sammelten wir 30.000 Unterschriften für das Gesetz über Kriegsdienstverweigerung. Die Unterschriften wurden hauptsächlich auf den Straßen und in Universitäten gesammelt. Das machte die Studentenunion zu einer unserer wichtigsten Partner in der Kampagne. Auf internationaler Ebene schafften wir es mit der Unterstützung der WRI, dem Europäischen Büro für Kriegsdienstverweigerung und Amnesty International, die Angelegenheit der Kriegsdienstverweigerung oben auf die Tagesordnung der serbischen Regierung zu setzen. Dafür nutzten wir zwei konkrete Fälle: zwei erklärten Kriegsdienstverweigerern wurde ein unbewaffneter Militärdienst angeboten, und einer von beiden nahm ihn an. Der andere (ich selbst) weigerte sich, und damals tat das internationale Unterstützungsnetzwerk das Beste, was es tun kann: Es gab über 500 Protestbriefe aus der ganzen Welt, die innerhalb weniger Tage an die serbische Regierung geschickt wurden. Sie mussten mich frei lassen. Ein Jahr später beschloss die Regierung ein Gesetz zur Kriegsdienstverweigerung.

ein Faktor, der den Vergleich der Möglichkeiten behinderte. Weder die Israelis noch die Flotte der Freiheit konnte einfach vorhersagen oder kontrollieren, wie die türkische Regierung oder die Leute reagieren und welche langfristigen Konsequenzen daraus resultieren würden. Die Zeitplanung ist ein weiterer Aspekt von durch die Flotte der Freiheit betonten Dilemmaaktionen. Die israelischen Behörden mußten nicht nur zwischen unvergleichbaren Bereichen wählen, sondern auch kurz­, mittel­ und langfristige Konsequenzen bedenken. Was kurzfristig als gute Lösung erscheint, kann sich langfristig als Rückschlag herausstellen. Dilemmaaktionen sind eine Art von Aktionen, bei denen Gegner zwischen zwei oder mehreren möglichen Reaktionen wählen müssen, wovon jede beachtliche negative Aspekte hat; die Möglichkeiten sind nicht leicht vergleichbar und das ist der springende Punkt des Dilemmas. Für Aktivisten können Dilemmas attraktiv erscheinen, da sie die Aussicht auf Erfolg anzubieten scheinen, gleich was der Gegner tut. Trotzdem sollten Aktivisten nicht davon besessen sein, Dilemmas zu erzeugen. Obgleich sie ein paar Gelegenheiten bieten, ist das Schaffen von Dilemmas für den Gegner nicht notwendig, damit gewaltfreie Aktionen in den Augen ihrer Organisatoren und Unterstützer erfolgreich sind.

Majken Jul Sørensen

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Das Zerbrochene Gewehr Nr. 95, März 2013

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Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel Von etwa 10.000 Personen, die einberufen wurden, erklärten 220 ihre Kriegsdienstverweigerung und begannen am 22. Dezember 2003 ihren Alternativdienst. 2006 war die Anzahl der Kriegsdienstverweigerer höher als die Anzahl derjenigen, die nicht verweigerten. Am 1. Januar 2011 beendete Serbien die Wehrpflicht, nannte das aber offiziell ein „Aussetzen“. 2002, als wir ein Treffen mit einem Vertreter des Europarates in Belgrad hatten und sie nach ihrer Unterstützung durch politischen Druck auf die serbische Regierung fragten, sagte man uns wörtlich: Kriegsdienstverweigerung in Serbien? Vielleicht 2010.“ Der letzte Tag des Jahres 2010 war der letzte Tag der Wehrpflicht.

Mit dem Ende der Wehrpflicht starb die Kampagne. Der Antimilitarismus ist wieder an den Rändern der Gesellschaft. Vielleicht könnten wir mehr getan haben, um einen tiefen Wandel in der Gesellschaft hervorzubringen, vielleicht haben wir diese Chance verpasst. Solange es noch Armeen auf dem Balkan und im Rest der Welt gibt, sollten wir nicht dasitzen und entspannen. Der Krieg geht im Kopf vieler in der Region immer noch weiter, und eine starke antimilitaristische Kampagne ist eine politische Notwendigkeit für das Wohl des Balkans.

Kriegsdienstverweigerung ist ein Werkzeug, kein Ziel,von Boro Kitanoski

Die erste Gruppe ideologischer Kriegsdienstverweigerer in Makedonien wurde Mitte der 90­er Jahre gegründet und kam aus einer alternativen Subkultur. Bis dahin war die kleine Gruppe der Zeugen Jehovahs ein schweigender Märtyrer des militärischen Rekrutierungssystems. Ihre Mitglieder wurden regelmäßig verurteilt und ins Gefängnis gesteckt, und das wiederholt (eine Person wurde siebenmal verurteilt). Aber in der Öffentlichkeit gab es vollständiges Schweigen über die Angelegenheit. Manchmal wurde sie als

Teil der Diskriminierung gegen eine kleine religiöse Minderheit angesehen und galt als nicht überraschend. Makedonien sagte sich in den frühen 90­er Jahren friedlich von Jugoslawien los (und war der einzige Staat, der ohne Krieg seine Unabhängigkeit erreichte) und hatte eine international akzeptierte Aura eines kleinen friedliebenden Landes in einem sehr unruhigen Balkan der 90­er Jahr. In Wirklichkeit war es eine höchst beunruhigte Gesellschaft, die gerade aus einer großen Föderation ausgestiegen war, ein kleines Heer hatte, aber den alten jugoslawischen Militärgeist bewahrte. Das hatte leider seinen tragischen Höhepunkt im Kriegskonflikt von 2001. Wir waren eine sehr, sehr junge Gruppe von Freunden, die bloß nicht zur Armee gehen wollte. Das war der fundamentale gemeinsame Grund, aber wir hatten auch von allem Anfang an einen antimilitaristischen Ansatz. Kriegsdienstverweigerung war für uns ein Werkzeug, nicht ein Ziel. Wir weigerten uns, die Sache nur aus der Perspektive der Menschenrechte zu sehen oder die Sache in den Rahmen der europäischen Integration zu stecken und auf kommende Reformen zu warten: Wir definierten sie immer als Teil des globalen antimilitaristischen Kampfes.

Nun da ich zurückblicke, wird mir deutlich, dass wir die größten Fortschritte auf der Ebene der Menschenrechte gemacht haben, aber zur selben Zeit wären wir niemals dorthin gelangt, wenn wir nicht das Fernziel und die Identität unseres Kampfes gehabt hätten. Die Öffentlichkeit ignorierte die Angelegenheit, bis die Leute auf der Straße zu sehen waren. Flucht vor der Rekrutierung fand immer statt, in einem Ausmaß von 20 – 30 %. Nun trugen Regionalkriege, Systemzusammenbrüche und Räubereien während der Privatisierung alle zu einer allgemeinen Ablehnung des Militärischen bei, und wir wussten das. Das Problem war, Leute zu ermächtigen und sie in die öffentliche Sphäre zu bringen.

von Kriegsdienstverweigerung im Verteidigungsgesetz war 2001, obwohl die ersten Ideen über die Abschaffung der Wehrpflicht für 2010 oder 2012 angesetzt wurden. Zivildienst wurde 2003 begonnen, mit ein paar Kriegsdienstverweigerern, die ihn leisteten. Die Regierung übte alle Arten von Druck auf Kriegsdienstverweigerer aus: Man weigerte sich, Erklärungen anzunehmen, es gab sehr wechselhafte Zugänge zum Gesetz, Verfolgungen, verschiedene Behandlungen für ethnische Makedonier und ethnische Albaner – alles, was einem so einfällt. Wir antworteten dadurch, dass wir in den meisten großen Städten aktiv waren und Kriegsdienstverweigerern Unterstützung anboten, indem wir ihre Weigerung an das Verteidigungsministerium weiterleiteten. Eine Regierungsstudie behauptete, es gebe nicht mehr als 15 Kriegsdienstverweigerer. In Wirklichkeit waren es 2004 eintausend, und diese Zahl stieg an. Wir vertrauten auf die mangelnde Beliebtheit des Militärdienstes, und nutzten das. Wir zählten auf zwei Dinge: Die Dickköpfigkeit eines Militärs, das nicht aufhören würde, Unterdrückungsmaßnahmen auszuüben, und dass eine wachsende Anzahl von Kriegsdienstverweigerern (ob sie einen alternativen Dienst leisteten oder nicht) am Ende das System von Militär­ und Alternativdienst dazu bringen würde, sich selbst zu zerstören. Das geschah. In den folgenden 2 Jahren wuchs die Anzahl der Kriegsdienstverweigerer, und 2006 waren es mehr Kriegsdienstverweigerer als Wehrdienstleistende, die den Militärdienst akzeptierten. Im März 2006 erklärte die Regierung schließlich das Ende der Kriegsdienstverweigerung zu einem schon vorher geplanten Weg und erwähnte die Anzahl der Kriegsdienstverweigerer (die unser Geld verschleudern und nicht zu unserer Verteidigung beitragen) als einen kleinen Teil der Entscheidung.

Es ist seltsam, aber die erste Erwähnung

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Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel

Außenstehend?Dazugehörig?EinTerrain,dasinder FreiheitsbewegungvonWestpapuavon solidarischenPädagogig_innenausgehandeltwird In einem neueren Artikel (Rayfield and Morello 2012) rangen ein Kollege, nämlich Rennie Morello und ich, mit unseren Outsider­Insider­ Identitäten, als wir ein gewaltfreies Training und eine Fortbildung mit und für Aktivist_innen von West­ Papua anboten, die sich nach Freiheit sehnen. Wir schrieben:

In mancher Hinsicht könnten wir uns einmal als Außenstehende identifizieren, die der Bewegung Unterstützung „in Solidarität“ anbieten. Aber mit der Zeit hat die Bewegung Probleme für uns und unsere Identitäten als Außenstehende oder Zugehörige hervorgerufen. Wir arbeiten in Solidarität mit papuanischen Aktivist_innen in ihrem Kampf für Selbstbestimmung, aber sind nicht aus Papua. In dieser Hinsicht sind wir kulturelle Outsider. Noch wichtiger: während wir versuchen, die Risiken und Kosten der Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit in West­Papua zu teilen, werden wir niemals denselben Preis zahlen wie papuanische Aktivist_innen. In dieser Hinsicht sind wir politische Outsider. Damit verbunden ist unser Bekenntnis zur Nichteinmischung – papuanische Aktivist_innen müssen selbst die strategische Ausrichtung und die taktischen Entscheidungen der Bewegung bestimmen. In dieser Hinsicht sind wir Bewegungs­Outsider. Aber das ist nicht die ganze Geschichte. Wir haben eine moralische und politische Verantwortung, papuanische Bestrebungen nach Selbstbestimmung zu unterstützen. Unsere eigene Regierung, Unternehmen und Bürger_innen helfen, die Besetzung zu ermöglichen und profitieren politisch und wirtschaftlich davon. Daher haben wir die Verantwortung, diese Situation zu verändern.

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In dieser Hinsicht sind wir Bewegungs­Insider.

Rennie ist ein/­e sizilianische/­ r Australier/­in mit kornischem und Maori­Erbe und ich (Alex) bin ein/­e weiße/­r Australier/­ in englischer, schottischer und polnischer Herkunft. Wir wurden in das globale Privileg hinein geboren und leben im globalen Norden. 2011 trafen wir eineN anderen „Outsider/­ in“, einem/r engagierten Pädagogen/in und Gelehrten aus den USA. Das Moderations­Team umfasst einige Pädagogen/innen aus West­Papua – Papuaner/­ innen, die in der Diaspora, in West­Papua oder Indonesien leben und Papuaner/­innen aus Papua­Neuguinea. Unser Wunsch ist es, die Effektivität von Engagierten aus Papua zu vergrößern, indem wir das Wachstum eines sich selbst erhaltenden und durch Papuaner geleiteten Netzwerks von Bewegungsmoderator/­innen stärken. Wir tun dies, indem wir auf Anfrage von papuanischen Engagierten Training und Ausbildung mit den Themen ziviler Widerstand, Strategie, Bewegungsaufbau, Durchhaltevermögen angesichts von Repression, Kommunikation von Kampagnen und Training von Pädagogen anbieten. Wir fühlen uns dem Ziel von Freiheit (breit definiert) für West­Papua verbunden – eine melanesische Nation im Wartestand, diedurch das indonesische Militär besetzt ist

Es gibt Spannungen, die bei der Ausübung von Solidarität mit einem indigen geführten Kampf für Selbstbestimmung durch eine/­n zeitweilige/­n bzw. ständige/­n „Outsider/­in“, der/die anders als indigen ist, entstehen. Ich sage „zeitweilig bzw. ständig“, da ich trotz meiner Einschätzung als „Insider­in“ meinen „Outsider/­ innen“Status niemals vollständig leugnen kann. Mit

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Ausbildung von Engagierten meine ich „Ausbildung, die durch und mit Engagierten geleitet wird, offen an den Prozessen der Erzeugung von Veränderungen interessiert ist und Ausbildung einsetzt, um an Gerechtigkeit orientierten sozialen Wandel zu schaffen.“ (La Rocca and Whelan 2005). Vier Dinge haben unsere Ausbildung für Engagierte in „Ausbildung in Solidarität“ verwandelt:

• Unsere in die Bewegung eingebetteten Beziehungen: In gewisser Hinsicht sind wir ein Teil der Bewegung geworden, mit der wir arbeiten. Wie die Engagierten aus Papua, mit denen wir arbeiten, sind wir leidenschaftlich für Entkolonisierung und Selbstbestimmung, wie auch die indigenen Kolleg_innen, mit denen wir arbeiten. • Die komplexe und sich verlagernde Insider­Outsider­ Beziehung appelliert an die solidarische Qualität beim Ausbildungsprojekt für Engagierte, das wir übernehmen. Als Moderator_innen, die nicht papuanisch sind, werden wir nie unseren Outsider­Status oder den Rang und das Privileg ablegen, das uns schützt und unsere Arbeit ermöglicht. Gleichzeitig sind wir darauf festgelegt, die Risiken und Kosten dieser Arbeit in Solidarität mit unseren papuanischen Kolleg_innen zu teilen. • Der Wunsch sicherzustellen, dass unsere Bildungs­ und Trainingsarbeit papuanischen Engagierten dabei hilft, soziale Veränderungen zu erreichen, wie sie sie definieren, und in unseren Ländern die Initiative zu ergreifen, um die Art zu verändern, in der unsere eigenen Länder bei der Aufrechterhaltung der Besetzung helfen. • Ein Schwerpunkt liegt auf dem Aufbau strategischer Kapazitäten der papuanischen Freiheitsbewegung durch die Stärkung der Fähigkeit

verschiedener papuanischer politischer und kultureller Gruppen, effektiv zusammenzuarbeiten, indem wir den Zugang zu situationsangemessenem Wissen vermehren und eine Verpflichtung auf andauerndes Lernen und Reflexion kultivieren. Das „Insider­/Outsider“­Terrain auszuhandeln ist kompliziert. Wenn ich diese Reise solidarischer Bildung unternehme, helfen mir fünf Schlüsselprinzipien: Selbstbestimmung, Verantwortung, gewaltfreies Handeln, Nichtparteinahme und Nichteinmischung. Diese dienen als Navigationshilfen, um das schwierige „Insider­ /Outsider“­Terrain in der papuanischen Freiheits­ bewegung auszuhandeln.

Selbstbestimmung: Im spezifischen Fall des west­ papuanischen Kampfes für Freiheit ist es wichtig, dass „Outsider_innen“ wie ich sich kontinuierlich bewusst machen, dass Papuaner_innen bereits die Führerschaft bei der Initiative für Veränderung übernehmen. In der solidarischen Bildungsarbeit, die meine Kolleg_innen und ich leisten, existiert Selbstbestimmung als Ideal, Prozess und Ergebnis. Sie ist die Wurzel aller anderen Rechte und muss unsere Trainings­ und Bildungsarbeit beleben. Als ein Ideal bezieht sich Selbstbestimmung auf die Realisierung konkreter Bestrebungen indigener Bevölkerungen, die innerhalb definierter kultureller, sprachlicher und geographischer Territorien leben, und die Fähigkeit dieser Bevölkerungen und Gruppen, voll an den ihr Leben betreffenden Entscheidungen teilzuhaben. Dies schließt die Leitung des solidarischen Bildungsprojekts ein. Als Prozess bezieht sich Selbstbestimmung auf die


Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel schwierige, bestrittene und laufende Praxis, Wünsche nach politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Rechten abzusichern, aufrechtzuerhalten und zu erfüllen, nach Rechten, die die Fähigkeiten der Bevölkerungen und Gruppen zur Bestimmung ihrer eigenen Zukunft betreffen. Ausbildung zur Solidarität verhilft dazu, indem Raum, Fähigkeiten und Kenntnisse für Papuaner_innen zur Verfügung gestellt werden, um zu erforschen, wie sie die vielfältigen Bedeutungen von Selbstbestimmung verwirklichen können. Als ein Ergebnis bezieht sich Selbstbestimmung auf die Forderung eines Rechts auf Selbstregierung innerhalb der Grenzen des vorgegebenen Territoriums. Viele West­ Papuaner_innen argumentieren damit, dass dies ein Referendum über den politischen Status West­ Papuas erfordere. Jedoch können örtlich begrenzte Forderungen nach Selbstbestimmung auch übersetzt werden als Forderungen nach größerer Verwaltungs­ und Gesetzeskraft, nach örtlicher indigener Bestimmung über Land und Rohstoffe, nach der Fähigkeit, Entwicklungshandeln zu definieren und zu leiten, eingeschlossen das Recht „nein zur Entwicklung“ zu sagen (und das Recht „ja“ zu sagen) und die Freiheit, ausgeprägte kulturelle und religiöse Identitäten und Regierungsformen auszudrücken. Im Kontext solidarischer Bildung richtet sich die Unterstützung für Selbstbestimmung als ein Ideal, Prozess und Ergebnis am Gehalt und an den Prozessen der Ausbildung mit papuanisch geführten Visionen und Strategien in Verfolgung realen und greifbaren Nutzens für Papuaner_innen aus. Manchmal ist das schwierig, wenn ein Individuum, eine Gruppe oder sogar die Bewegung es wünscht, eine Richtung, ein Ziel oder eine Vision zu verfolgen, die meine eigene politische Analyse und ideologische Tendenzen herausfordert. Selbstverständlich kann im

Kontext seit langer Zeit bestehender und vertrauensvoller Beziehungen Raum für respektollen Dialog geschaffen werden, aber am Ende des Tages sind Papuaner_innen diejenigen, die ihre eigenen Entscheidungen treffen und ihre eigene Zukunft definieren müssen. Verantwortung: In einem neuen Facebook­Eintrag an die AustralischeVereinigung von West­Papua erinnerte Leonie Tanggahama, eine in den Niederlanden lebende west­papuanische Leiterin, “Outsider_innen” daran, dass unsere Rolle nicht “Hilfe” oder “Hilfsangebot” ist. Frau Tanggahama schrieb:

West­Papuaner_innen betteln nicht um Hilfe. Sie geben der internationalen Gemeinschaft eine Gelegenheit, sich zu rehabilitieren, indem sie Dinge wieder zurechtrückt in einem Teil der Welt, wo sie einen großen Fehler begangen hat. Nutze diese Gelegenheit, Internationale Gemeinschaft! Sie wird euch davor retten, Euren Kindern und Enkeln erklären zu müssen, warum Ihr einen schleichenden Genozid an dieser melanesischen Bevölkerung, der Bevölkerung West­ Papuas, zugelassen habt. Akzeptiert dieses Angebot, denkt nicht an euch selbst als diejenigen, die Hilfe anbieten. Wir sind diejenigen, die euch Hilfe anbieten, um eure Seelen zu reinigen. Frau Tanggahama gibt die Worte von Lila Watson wieder, einer australischen Aborigine­ Ältesten: “Falls ihr kommt, um mir zu helfen, verschwendet ihr eure Zeit, aber eure Befreiung ist verbunden mit meiner Freiheit, dann können wir zusammenarbeiten.” Als ein/­e “Outsider”­Australier/­in, der/die mit West­ Papuaner_innen arbeitet, habe ich es nötig, mir zu versichern, dass ich auch die laufenden Praktiken der Kolonialisierung angehe, konstant darüber reflektiere und für eine Veränderung der Wege arbeite, auf denen die australische Regierung und Unternehmen papuanische Rohstoffe ausbeuten, Gewalt exportieren, indem sie das indonesische Militär trainieren

und bewaffnen, und versuchen, papuanische Stimmen für Veränderungen zum Schweigen zu bringen. Nichtparteinahme: Obwohl wir parteilich gegenüber den Zielen von Frieden, Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit sind, sind wir nicht parteilich in dem Sinne, dass wir uns nicht einer speziellen papuanischen Interessengruppe innerhalb der Bewegung für Selbstbestimmung anschließen. Wir sind geleitet durch den Glauben, dass unsere Rolle als Nicht­ Papuaner_innen nicht darin besteht, eine Gruppe gegenüber einer anderen zu unterstützen. Stattdessen versuchen wir, alle Gruppen zu unterstützen, die gewaltfrei für einen gerechten Frieden arbeiten, und absichtlich Raum zu schaffen für Gruppen, die Beziehungen des Vertrauens quer durch politische, kulturelle, geographische, ökonomische und soziale Fraktionen knüpfen.

Nichteinmischung: Als ein/­e “auswärtige/­r“ solidarische/­r Pädagoge/in gebe ich keine Ratschläge für Strategien und Taktiken. Stattdessen versuche ich, Raum zu schaffen für Aktivist_innen, um ihre eigenen Lösungen ihrer Probleme zu entwickeln, wie sie sie definieren.

Engagierten aus Papua zu tun, da transnationale Kampagnen und Bewegungen wesentlich sind, um Veränderungen herbeizuführen. Dies erfordert, dass wir konstant darüber reflektieren und unsere Beziehung zu papuanischen Kolleg_innen und zur breiteren Bewegung innerhalb Papuas neu aushandeln. Die Prinzipien von Selbstbestimmung, gewaltfreier Aktion, Nichteinmischung, Nichtparteinahme und Verantwortung helfen bei der Bestimmung der Arbeit. Es gibt regelmäßig Momente von Spannung und Konflikt. Jedoch sind die Belohnungen reich. Wenn Freiheit eine der höheren Bestrebungen der Menschen ist, ist die Begleitung eines Menschen auf der Suche nach Freiheit und die Herausforderung an die Art, in der Kolonialismus uns alle schädigt, der Eintritt in Beziehungen mit tieferer Bedeutung und Gefühl. An einem guten Tag ist die Transformation zu spüren. Und das ist ein wirkliches Privileg.

Alex Rayfield übersetzt von Achim Schmitz

Schlussfolgerung

Diese Arbeit ist verfahren und schwierig. Sie ist auch zeitlich begrenzt. Unser langfristiges Ziel ist es, ein sich selbst erhaltendes Netzwerk papuanischer engagierter Pädagog_innen zu entwickeln. Mit anderen Worten: Als “Outsider/­in” schaue ich darauf, wie diese Arbeit papuanischen Aktivist_innen übergeben werden könnte. Letztlich muss ich mich als ein/­e Australier/­ in vollständiger bei der Frageengagieren, wie ich den Weg meines eigenen Landes ändere, auf dem es die laufende militärische, politischen und ökonomische Besetzung von West­Papua unterstützt. Ich wünsche das in Partnerschaft mit

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Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel

LokalgesteuerteBewegungenaufbauen­einFall vonWendeinKenia

Als 2007 nach den letzten Wahlen in Kenia die Gewalt ausbrach, halfen die Quäker Kenias schnell – zunächst mit humanitärer Hilfe, dann, indem sie von Haus zu Haus gingen und die Menschen nach ihren Erfahrungen und Sorgen befragten. Schließlich begannen sie den Menschen zu helfen, ihre Traumata zu bearbeiten und ihre Gemeinden wieder zusammenzubringen. Aber als sie das taten, sagten ihnen die Leute: „Ihr sagt uns, wir sollen nicht gewalttätig sein. Aber wenn wir nicht gewalttätig gewesen wären, wären wir nicht mehr da, um damit anzufangen.“ Einige, die diese Botschaft hörten, versprachen, mit einer Strategie wiederzukommen, die sich stark und laut sozialer Ungerechtigkeit entgegenstellt, ohne auf gewaltsame Methoden zurückzugreifen.

mit größerer Wahrscheinlichkeit die strukturellen Bedingungen Aus dem Wunsch, dieses Kenia wurde 2007/2008 durch ein oberflächliches Abkommen kaputte System herauszufordern, ändern, die zuerst zu dieser kam 2009 eine Einladung nach Gewalt führen. zur Teilung der Macht noch Quaker Peace & Social Witness einmal vom Rand des In den ersten Jahren dieser Bürgerkrieges zurückgezogen, (QPSW), einem Zweig der Bemühungen waren Quäker in Großbritannien, mit ein Abkommen, das nicht der kenianischen Organisation verschiedene Strategien zentral. garantierte, dass die Die Arbeit wurde zuerst und strukturellen Wurzelgründe der Change Agents for Peace zumeist auf eine echte Gewalt im Zusammenhang mit International (CAPI) Partnerschaft gegründet, die aus zusammenzuarbeiten. Es den Wahlen angesprochen dem Verständnis von Gleichheit würden. Die Wurzelgründe sind wurden Pläne gemacht, das der Quäker herrührt. Die Idee, komplex, aber sie weisen alle auf Modell der „Umkehrung der dass niemand von uns besser eine inadäquate und nur an sich Gezeiten“ (Turning the Tide) oder schlechter ist als anzuwenden, ein holistischer selbst interessierte Regierung irgendjemand sonst, weitet sich Ansatz der QPSW zur aktiven hin, die gestützt wird durch in diesem Kontext aus zu der Gewaltfreiheit. Es bestand die endemische Korruption und Beziehung zwischen einer von Hoffnung, für den Aufbau des Straflosigkeit. Es gibt so viele außen kommenden (QPSW) und Impulses für ein gewaltfreies Reichtümer, die ein Sieger einer örtlichen Organisation individuell gewinnen kann, dass Zeugnis der Massen zu politische Aspiranten durch Gier friedlichen, transparenten, freien (CAPI). Das bedeutet, wir sind in veranlasst werden, alles in ihrer und fairen Wahlen zu arbeiten. unserer Partnerschaft klar darin, Macht zu tun, um zum gewinnen. Die Vision dieser gemeinsamen dass wir etwas erreichen, was wir getrennt nicht tun könnten. Arbeit war, die zornige, aktive Das schließt die Manipulation und zerstörerische Einergie, die Wir sind größer als die Summe ethnischer Politik ein und die unserer Teile, und wir bringen von politischen Eliten so leicht Verführung der Wählerschaft manipuliert wird, in eine positive, wesentliche Expertise und zum Glauben, dass, wenn gewaltfreie Kraft zum Kampf für Ressourcen auf den Tisch, die in jemand von ihrer eigenen gleicher Weise wertgeschätzt die Rechte der Menschen zu Gruppe an der Macht ist, sie werden. transformieren und für einen auch etwas von diesen Reichtümern abhaben werden. gerechten Frieden in Kenia aufzustehen. QPSW und CAPI Zweitens lernten wir, dass wir Auf diese Weise ist Politik in verantwortliches, flexibles und Kenia nicht so sehr ideologisch glaubten, wenn die Menschen bestimmt, sondern handelt von gewaltfreie Strategien hätten, um kontextbezogenes Training brauchten. Während wir mit der der Ungerechtigkeit (d. h. ethnischer Zugehörigkeit, Methodologie von „Umkehrung struktureller Gewalt) zu Loyalität, Bestechung, Armut, der Gezeiten“ begannen, wie es begegnen, würden sie mit Ungleichheit und weniger Wahrscheinlichkeit auf in Großbritannien und Südasien Einschüchterung. direkte Gewalt zurückgreifen und verwendet worden ist,

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entdeckten wir – manchmal auf schwierigem Weg – dass einige der Beispiele und Methodologien in Kenia keine Resonanz erfuhren, während einige neue Dinge gebraucht wurden. Die Stärke von „Umkehrung der Gezeiten“ liegt in der enormen Bandbreite von Möglichkeiten – es ist kein Programm von der Stange – und dass seine innersten Eigenschaften letztlich erlaubten, das Training anzupassen, wirksam zu machen und in lokalen Besitz eingehen zu lassen. Während das Training wichtig ist, ist anschließende Begleitung wesentlich, um sicherzustellen, dass das Training Wurzeln schlägt. Das Gemeineigentum zu stärken ist eine weitere Schlüsselkomponente unseres Ansatzes. In Kenia und in vielen Teilen Afrikas ist es gewöhnliche Praxis bei internationalen Organisationen, den Menschen ein großzügiges „Sitzungsgeld“ zu bezahlen, damit sie an Arbeitsgruppen teilnehmen, und es ist gleichermaßen üblich bei Politikern, die Menschen zu bestechen, damit sie an ihren Kundgebungen teilnehmen, und ihre Stimmen zu kaufen. Entschlossen, dieses System nicht zu kopieren, bezahlen wir


Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel

DieKampagne“RettetdieInselJeju”imModellvon MAP(AktionsplanfürBewegungen) Mitglieder von „War Without War“ (Welt ohne Krieg) haben im März des vergangenen Jahres in Zusammenarbeit mit Andreas Speck von der Internationalen der Kriegsgegner eine Fortbildung zum Aufbau einer Bewegung abgehalten. Die Fortbildung nutzte das Modell des „Movement Action Plan“ (MAP, Aktionsplan für Bewegungen), um die Durchführung unserer Kampagne zu überprüfen, speziell in Bezug auf die Aufgabe des vorherigen Plans der Regierung, das Thema eines alternativen Dienstes aufzugreifen. Unsere Kampagne ist seit der Neubildung der gegenwärtigen Regierung zum Erliegen gekommen. Das MAP wurde von dem US­ Aktivisten Bill Moyer entwickelt, um die Phasen und Rollen bei erfolgreichen gewaltfreien sozialen Bewegungen zu erforschen. Er beschrieb die acht Phasen folgendermaßen: 1) Ein kritisches soziales Problem

existiert; 2) Bewiesenes Scheitern der offiziellen Institutionen; 3) Bedingungen des Reifens, 4) Abheben; 5) Wahrgenommenes Scheitern; 6) Mehrheitliche öffentliche Meinung; 7) Erfolg; 8) Fortsetzung. In diesen Phasen gibt es vier verschiedene Befürworter­ Rollen: BürgerIn, RebellIn, ReformerIn und AgentIn für sozialen Wandel. Soziale Bewegungen sind komplex und folgen nicht immer der genauen Route, die MAP beschreibt, aber ich fand dieses Werkzeug sehr nützlich für uns, als die Mitglieder von „World without War“ sich erschöpft fühlten und oft sagten, wir wüssten nicht, wie wir weitermachen sollten.

Wir haben niemals eine MAP­ Ananlyse verwendet, um die Kampagne „Rettet die Insel Jeju“ zu untersuchen, daher ist dieser Artikel meine persönliche Sicht darauf, was diese Kampagne mit MAP zu tun hat.

Wo stehen wir nun mit MAP?

Die Regierung Südkoreas plant seit 1993 den Bau einer Flottenbasis auf der Insel Jeju. Man sagte, dass „Importe und Exporte von Korea südlich der Insel Jeju das Meer passieren, daher müssen wir sie wirksam verteidigen und die Transportroute für Ressourcen sichern.“ 2002 kündigte die Regierung den Bauplan für die neue Flottenbasis im Dorf Hwasoon auf Jeju an, aber verschob ihn aufgrund heftiger Proteste von Bewohnern des Dorfes. Dieser Plan wurde 2005 wieder vorgelegt, aber die Menschen von Hwasoon leisteten wiederum Widerstand. In diesem Sommer wurde statt Hwasoon das Dorf Wimi auf Jeju als neuer Platz für den Bau benannt. Diesmal wurde der Vorschlag für das Budget – das auf der Voraussetzung beruhte, dass der Bau nur beginnen werde,

wenn die Einwohner zustimmten – in der Nationalversammlung beschlossen. Die EinwohnerInnen von Hwasoon und Wimi machten eine Generalversammlung und beschlossen offiziell, sich dem Flottenstützpunkt entgegen zu stellen.

Im Frühjahr 2007 brachte die Dorfversammlung von Gangjeong eine Bewerbung ein, die den Bau des Flottenstützpunktes in Ganjeong erbat. Diese Entscheidung war hauptsächlich das Ergebnis von Manipulation durch den Gouverneur von Jeju, der jede Maßnahme ergriff, um die örtlichen BewohnerInnen für den Bau zu gewinnen. Es war keine Mehrheitsentscheidung. In Wirklichkeit war die Generalversammlung der Dorfvereinigung von Gangjeong zu 94 % gegen den Plan des Flottenstützpunktes. Das entspricht Phase 1 des MAP: Die koreanische Regierung predigte das Bedürfnis für den

niemals jemanden, um ihn zu veranlassen, an dieser Bewegung teilzunehmen, trotz starken Druckes, das zu tun. Auf diese Weise springen Personen, die nicht tief engagiert sind, wieder ab, und ein stark motivierter Kern bleibt zurück. Nun sammeln Gemeinschaften selbst Gelder für Kampagnen und um Arbeitsgruppen zu beherbergen, und wir haben niemals Probleme, einen Raum zu füllen.

Ein Grund dafür ist, dass jede Kampagne vom Wohnort der Menschen her betrieben wird. Das bedeutet, dass die Menschen an der Basis, die wir ansprechen, aktiv beeinflussende Gemeinschaftsbeweger sein müssen. Wir haben herausgefunden, dass die Persönlichkeit derjenigen, die wir einladen, mit uns zusammenzuarbeiten, ebenso wichtig ist wie der Inhalt irgendeines Trainings, das wir abhalten. Die TeilnehmerInnen müssen Menschen sein, die in ihren Gemeinschaften über Glaubwürdigkeit verfügen und dazu neigen, die sozialen Ungerechtigkeiten so zu analysieren, dass sie sich unter gewöhnlich zitierten sozialen Problemen wie Arbeitslosigkeit, Verbrechen und dem Fehlen von guter Infrastruktur verstecken. Aktivisten auf diesem Feld müssen in der Lage sein, dahin zu gehen, wo die Energie ist, und klein anzufangen. Der Ansatz hilft den Menschen, von den großen Problemen (Korruption zum Beispiel) zu einem umgrenzten konkreten Problem überzugehen, um das herum eine Kampagne organisiert werden kann. Diese Arbeit hatte einen überraschend großen Erfolg. In nur zwei Jahren deckten StudentInnen erfolgreich korrupte Praktiken von Stipendien und Ausgaben an einer Universität auf, TaxifahrerInnen auf Motorrädern beendeten die Fälschung von Registrierungen, Gemeindemitglieder mobilisierten gegen eine Bank, die die Kreditbedingungen geändert hatte … und die Beispiele lassen sich fortsetzen. Auf diesen kleinen örtlichen Erfolgen aufbauend, denken wir, dass Gewaltfreiheit ansteckend ist. Jeder kleine Erfolg zeigt den Menschen die Macht aktiver Gewaltfreiheit – und fängt an sich auszubreiten. Aufbauend auf der Glaubwürdigkeit, die von diesen örtlichen Kampagnen ausgegangen ist, waren wir in der Lage, zur Vorbereitung der Wahlen in Kenia am 4. März 25.000 Menschen in einer Massenkampagne für Bürgerbildung und Aufmerksamkeit zu mobilisieren. Wird diese Arbeit die Gewalt diesmal stoppen? Wahrscheinlich nicht vollständig. Aber diese Bewegung geht dahin, einen langfristigen kulturellen und strukturellen Wandel zu beeinflussen, und wächst. Bis jetzt zeigt sie jedes hoffnungsvolle Zeichen, auch auf die lange Strecke dabei zu sein.

Laura Shipler Chico übersetzt von Gerd Büntzly

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Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel

Flottenstützpunkt auf der Insel Jeju für die nationale Sicherheit, aber die Menschen vor Ort stimmten dem nicht zu.

Die Phase 2 dauerte von 2007 – als die Menschen von Gangjeong begannen, gegen den Plan des Flottenstützpunktes zu agitieren – bis 2009, als Bürgergruppen eine Kampagne ins Leben riefen, um den Gouverneur von Jeju abzuberufen, und ein Referendum mit diesem Ziel abhielten. Bei dieser Kampagne versuchten die Regierung und die Flotte, die Wurzel der Angelegenheit zu verheimlichen: dass Anfang 2009 Pläne zum Bau einer nationalen Militäreinrichtung gutgeheißen worden waren, und dass die Provinzregierung von Jeju einen Vertrag für einen doppelten, zivil­ militärischen Hafenbau mit der Flotte und dem Ministerium für Angelegenheiten von Land, Transport und See geschlossen hatte. Viele Bürgergruppen auf Jeju unternahmen es, zu beweisen, diese Institutionen nicht unsere Freunde seien, und im Mai 2009 begannen sie die Kampagne, um den Gouverneur abzuberufen. Am Ende entsprachen die Ergebnisse der Abstimmung

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nicht den Erwartungen.

Die dritte Phase, „Reifungsbedingungen“, dauerte bis Ende 2011. Zu dieser Zeit geriet die örtliche Bewegung in eine Phase leichter Rezession als Ergebnis der erfolglosen Kampagne zur Abberufung des Gouverneurs. Zur gleichen Zeit zogen Aktivisten vom Festland auf die Insel, um an der Kampagne teilzunehmen und begannen, die Bürgergruppen auf dem Festland zu überzeugen, dass die Kampagne gegen den Flottenstützpunkt nicht beendet war. Ihre Anstrengungen veranlassten im ganzen Land Demonstrationen gegen den Bau des Flottenstützpunktes, und im Mai 2011 wurde das „Nationale Komitee zum Stopp des Flottenstützpunktes auf Jeju“ gegründet. Das Komitee mobilisierte viele Menschen vom gesamten Festland, 2011 nach Gangjeong zu kommen. Es gab eine wachsende Anerkennung der Probleme, als diese UnterstützerInnen persönlich mit den DorfbewohnerInnen von Gangjeong zusammenkamen, mit ihnen redeten und die eindrucksvolle Szenerie von Gangjeong mit ihren eigenen Augen sahen. Das ganze Dorf

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war überschwemmt von den farbigen Bannern, die in dieser Zeit von Besuchern mitgebracht wurden. Im Dezember 2011 kürzte die Nationalversammlung auch 96 % des Budgets des Flottenstützpunktes von Jeju für 2012; die Bewegung war zu dieser Zeit reif und aktiv.

2012 war die vierte Phase des MAP. Die koreanische Regierung sprengte den Felsen von Gureombi (sowohl eine wichtige Umweltressource als auch ein alter Gebetsplatz) und begann mit dem Bau. Eine große Anzahl von Menschen – KoreanerInnen und Internationale – kamen nach Gangjeong und unternahmen verschiedene direkte Aktionen, um den Bau zu stoppen. Andere unterstützten die Kampagne in bezeichnender und machtvoller Weise. Die Kampagne war auf ihrem Gipfel. Die fünfte Phase begann Ende 2012, als die konservative Partei die Wahlen zum Präsidentenamt gewann und die Nationalversammlung den Vorschlag für das Budget des Flottenstützpunktes für 2013 beschloss. Die AktivistInnen der Kampagne zur Rettung von Jeju sind in äußerst schwierigen Lagen mit hohen

Strafen, insgesamt 300 Mio. Won (etwa 210.000 Euros) und in Haft, wenn ihre Prozesse beginnen. Sie fühlten Frustration, Verzweiflung und Erschöpfung. Die Teilnahme an Veranstaltungen der Bewegung nahm ab, während die Antwort der Regierungsmacht gegenüber den Aktionen an Kraft gewann und das Interesse der Medien abflaute.

Die Kampagne zur Rettung von Jeju ist noch immer in Phase 5. Die schöne Landschaft des Meeresufers von Gangjeong scheint sich Tag für Tag zu verwandeln, da der Bau fortschreitet, und das hat zu einem Gefühl der Hilflosigkeit geführt. Doch werden wir unsere Anstrengungen, aus Jeju eine friedliche Insel zu machen, nicht beenden. Es ist abzusehen, dass weitere Militäranlagen – eingeschlossen ein Stützpunkt der Luftwaffe, ein Raketenstützpunkt und ein Stützpunkt für Marinesoldaten – auf Jeju gebaut werden sollen: Die Pläne der Regierung enden nicht mit einem Flottenstützpunkt. Das wird wahrscheinlich ein Punkt bei den lokalen Wahlen 2014 sein, und wir planen, ein


Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel Netzwerk mit Bürgergruppen in Okinawa und Hawaii aufzubauen, die ähnliche Probleme beim Versuch haben, ihre Inseln zu entmilitarisieren.

Rollen verschiedener Gruppen

In jeder Phase haben Aktivisten unzählige Dinge gemacht. Die Rolle von World Without War in der Kampagne war hauptsächlich die des „Rebellen“, besonders in der vierten Phase. Wir haben direkte Aktionen ausgeführt, die halfen, die Sache in den Medien zu verbreiten und im ganzen Land Aufmerksamkeit zu erwecken. World without War wurde Mitglied beim Nationalen Komitee zum Stopp des Flottenstützpunktes Jeju und spielte die Rolle eines „Wandlungsagenten“ im MAP. Wir tun unser Äußerstes, um Menschen zu trainieren und zu mobilisieren. Es gibt drei Hauptagenten bei der Kampagne: Das Nationale Komitee zum Stopp des Flottenstützpunktes Jeju, das Komitee für die ganz Insel Jeju für die Verhinderung von Militärstützpunkten und für die Verwirklichung einer Friedensinsel, und die Dorfvereinigung von Gangjeong. Es gibt die Reformer und den „Agenten des Wandels“ beim MAP und Ziele, gemeinsam langfristige Strategien zu

fördern.

Die neue Präsidentin Koreas war immer sehr für den Flottenstützpunkt. Sie hat den Ehrgeiz, die Insel Jeju in ein „zweites Hawaii“ zu verwandeln und wird den Plan weiter vorantreiben. Die neue Regierung argumentiert, dass der Plan nun unumkehrbar ist und dass die Opposition besiegt worden ist. Unsere Aufgabe ist, die Tricks der Inhaber der Macht aufzudecken – zivil­militärischen Doppelhafen, geplanter neuer (militärischer) Flughafen, etc., und alternative Lösungen zu fördern.

World without War plant, in diesem Jahr die Fortbildung zu MAP anderen bürgerschaftlichen Gruppen anzubieten. Taeho Lee, Generalsekretär bei der PSPD (People's Solidarity for Participatory Democracy, Solidarität des Volkes für partizipatorische Demokratie) und Huisun Kim, Leiter des Zentrums für Frieden und Entwaffnung der PSOD, haben mir geholfen, diesen Artikel zu schreiben. Sie gehören zum harten Kern des landesweiten Komitees für den Stopp des Flottenstützpunktes Jeju.

Jungmin Choi übersetzt von Gerd Büntzly

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Gewaltfreie Strategien für sozialen Wandel

Neu im Webshop der WRI

Die War Resisters' International bietet in ihrem Webshop zahlreiche Materialien an. Diese und weitere Bücher können dort online bestellt werden — und einige können auch online gelesen oder als PDF herunter geladen werden.

Das Buch „Revolution as Spectacle“ von Rafael Uzcá­ tegui analysiert das Regime von Hugo Chávez von einer antiautoritären Perspektive aus. Es entkräftet Behaupt­ ungen, die von rechtsgerich­ teten Kreisen in Venezuela und den USA erhoben wurden, die Regierung von Chávez sei diktatorisch, ebenso wie Behauptungen von Linken in Venezuela und den USA, die Regierung von Chávez sei revolutionär. Stattdessen argumentiert das Buch, das Regime von Chávez sei eines in einer langen Reihe populistischer Regime Lateinamerikas, die – abgesehen von der „revolutionären“ Rhetorik ­ letztlich ebenso den Vereinigten Staaten wie den multinationalen Gesellschaften hörig waren. Das Buch schließt mit der Erklärung, wie die autonomen sozialen, Arbeits­ und Unweltbewegungen vom Regime Chavez´ systematisch entmachtet wurden, aber dass sie trotzdem die Basis einer wirklich demokratischen, revolutionären Alternative bleiben. Rafael Uzcátegui See Sharp Press, 2011 ISBN: 978­1­884365­77­5 Veröffentlicht: Januar 2011 Preis: £11.00 + Porto

Kriegsdienstverweiger er sind meistens Män­ ner — wie auch Sol­ daten. Dieses Buch brincht mit dieser Annahme. Frauen verweigern sich be­ wusst dem Kriegs­ dienst und Militaris­ mus. Nicht nur in Län­ dern mit Wehrpflicht für Frauen — z.B. Erit­ rea und Israel — sondern auch in Ländern ohne Wehrpflicht. Mit ihrer Verweigerung definieren sie Antimilitarismus aus feministischer Perspektive, nicht nur gegen Militarismus, sondern auch gegen eine Form des Antimilitarismus die den männ­ lichen KDVer als 'Held' des antimilitaristischen Kampfes ansieht. Diese Anthologie enthält Beiträge von Kriegsdienst verweigernden Frauen aus Großbritannien, Eritrea, Israel, Kolumbien, Südkorea, Paraguay, Türkei und den USA, sowie Dokumente und Erklärungen. Veröffentlicht von: War Resisters' International Hrsg.: Ellen Elster und Majken Jul Sørensen Vorwort: Cynthia Enloe ISBN 978­0­903517­22­5. 152 Seiten. Veröffentlicht: April 2010 Preis: £8.00 + Porto

Gesellschaftliche Veränderungen geschehen nicht von allein. Sie sind das Ergebnis der Arbeit engagierter Menschen, die sich für eine friedliche und gerechte Welt einsetzen. Diese Arbeit geschieht in kleinen Gruppen oder Zellen von AktivistInnen, in Debatten, Trainings, bei der Reflexion gemachter Erfahrungen, bei der Planung, beim Experimentieren und Lernen von Anderen. Die eigene Vorbereitung auf unsere Arbeit für eine gerechtere Gesellschaft ist ein Schlüssel zum Erfolg. Es gibt kein definitives Rezept für erfolgreiche gewaltfreie Aktionen und Kampagnen. Dieses Handbuch ist eine Sammlung von Ressourcen die unsere Arbeit anregen und unterstützen können, insbesondere wenn die Ressourcen auf die eigenen Bedürfnisse und den eigenen Kontext angepasst werden. Veröffentlicht von: War Resisters' International ISBN: 978­0­903517­21­8 Veröffentlicht: 2009 Preis: £5.00 + Porto

Besuche den WRI webshop unter http://wri­irg.org/de/webshop Das Zerbrochene Gewehr „Das Zerbrochene Gewehr“ ist das Rundschreiben der War Resisters' International und wird auf Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch veröffentlicht. Dies ist März 2013. Diese Ausgabe wurde von Hannah Brock, Owen Everett and Javier Gárate zusam­ mengestellt. Besonderer Dank geht an Gerd Büntzly, Inge Dreger, Jungmin Choi, Rasmus Grobe, Majken Jul Sørensen, Igor Seke, Boro Kitanoski, Laura Shipler Chico, Alex Rayfield und viele weitere Personen. War Resisters' International 5 Caledonian Road, London N1 9DX, Britain Tel. +44­20­7278 4040 Fax +44­20­7278 0444 info@wri­irg.org http://wri­irg.org/pubs/br95­ de.htm

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