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Martin Michel: «Wir stehen dazu, dass wir analog unter wegs sind
Keine Replika weit und breit: Alle 109 Häuser und deren Einrichtung sind Originale. Betreten unbedingt erwünscht!
Zukünftig soll sich dies aber ändern: Der Geschäftsführer Martin Michel erzählt, welche digitalen Angebote es schon bald im Freilichtmuseum Ballenberg geben wird…
Im Freilichtmuseum Ballenberg stehen über 100 historische Gebäude sowie passend angelegte Bauern gärten, Äcker, Wiesen und Weiden. Doch nun plant die Geschäftslei tung um Martin Michel, neue Wege zu gehen. Herr Michel, wie kam es gerade jetzt zu dieser Entschei dung?
Die Corona-Massnahmen haben kurzfristig zu gewissen Restriktionen geführt. Das heisst, wir geben momentan keine Informationsblätter, Gegenstände oder ähnliches ab. Wir möchten, dass die Besucherinnen und Besucher möglichst wenig anfassen müssen. So wurden die Digitalisierungspläne im Ballenberg während des Lockdowns um gut zwei Jahre vorangetrieben.
Welche Neuerungen können Besuchende denn fortan im Freilichtmuseum erwarten?
Wir haben vor jedem Gebäude eine Haustafel mit Informationen in mehreren Sprachen. Dort ist neuerdings auch ein QR-Code abgebildet, damit gelangt man automatisch auf die Hintergrundinformationen zu diesem Haus. Das ist wirklich cool: Ich halte mein Smartphone hin und sehe, welches Haus es ist und kann direkt alles darüber lesen. Das ist die erste Stufe der Digitalisierung.Zudem werden gemeinsam mit der Märchenstiftung Mutabor in sieben Gebäuden Märchen und Sagen angeboten: Per Ablesen eines QR-Codes kann man ein Märchen hören. Mit dem Projekt «Ganz Ohr!» schaffen wir eine akustische Brücke vom Haus in die Region.
Heisst das, die Märchen haben einen regionalen Bezug?
Richtig, die Märchen und Sagen stammen aus der entsprechenden Region und wurden auch im jeweiligen Dialekt von Erzählerinnen und Erzählern eingesprochen. Die QRCodes zu den Geschichten verstecken sich in grossen, silbernen Büchern im jeweiligen Haus. «Ganz Ohr!» ist die nächste Stufe der Digitalisierung, sozusagen eine akustische Untermalung der Stationen.
Im Ballenberg werden zudem verschiedenste Handwerke gezeigt. Haben Sie hierfür auch digitale Pläne?
Wir zeigen im Freilichtmuseum über 30 verschiedene Handwerke – sei es Töpfern, Sägen, Hutmachen, Brot backen oder Weben. Es sind aber
nicht immer alle Handwerkerinnen und Handwerker vor Ort, jedoch zeigen wir mindestens sechs Handwerke täglich. Wir möchten von allen Handwerken einen Film machen, so dass auch diejenigen gezeigt werden können, die gerade nicht vorgeführt werden. Auch diese Filme wären dann via QR-Code abspielbar. Natürlich ist es nie dasdas Leben von früher, versuchen aber
selbe, wie wenn man die wasserbetriebene Knochenstampfe live sieht. Bewegte Bilder sind aber von Vorteil, da mit dynamischen Bildern mehr vermittelt werden kann, als auf statischen.
Dann wird das Erlebnis im Ballenberg künftig also um akustische und visuelle Reize ergänzt?
Genau! Wir haben auch ein Projekt, welches beides vereint: «Living History». Es ist ein interaktives Angebot, bei welchem Schauspieler und Schauspielerinnen vom Landschaftstheater wahre und erfundene Geschichten von früher inszenieren. gen werden an verschiedenen Schauplätzen Freilichtmuseum aufgeführt. Diese authentischen Geschichten, die während der Theaterrundgänge «Himmel, Arsch und
Zwirn!» im August erzählt werden, geben dem Erlebnis Ballenberg eine weitere Dimension.
Wie lassen sich diese neuen, digitalen Aspekte mit der eher traditionellen Seite des Ballenbergs vereinen?
Ja, das traditionelle bezieht sich vor allem auf unsere Inhalte. Wir zeigen Die rund einstündigen Vorführun
Martin Michel Jahrgang: 1967 Zivilstand: verheiratet, 3 Kinder Hobbys: Tennis und Curling
Beruflicher Werdegang: Lehre zum Elektroniker, Handelsschule, Unternehmensschulung, Marketingplaner, Verkaufsleiter, Coaching-Ausbildung, Fachhochschule Innovationsmanagement, Bernexpo (Projektleiter und Leiter Unternehmensentwicklung), Geschäftsleitung Ballenberg auch immer eine Brücke zur Gegenwart zu schlagen. Die digitalen Medien sind nur die Träger der Botschaft.
Die Digitalisierung ist ein Trend, den man aus jeder anderen Industrie kennt. Wir waren lange sehr zurückhaltend diesbezüglich. Aber wir möchten unseren Besuchenden dieses Zusatzangebot ermöglichen.
Die digitalen Angebote dienen also eher als Ergänzung und sollen nichts ersetzen?
Ganz genau. Wir stehen dazu, dass wir analog unterwegs sind. Wir wollen die Leute mitmachen und anfassen lassen. All diese digitalen Neuerungen sind freiwillig: Ein Museumsbesuch ist nach wie vor ohne digitales Endgerät möglich. Oft denkt man, wegen der Digitalisierung falle ein anderes Angebot weg – dem ist nicht so. Die digitalen Angebote stehen in keinerlei Konkurrenz zu den bisherigen Möglichkeiten im Ballenberg. Sie sind ein Mehrwert, ein Zusatz.
Welche Vorteile und Veränderungen erhoffen Sie sich von diesen Neuerungen?
Wir versprechen uns hier einen verstärkten Zugang zu den jüngeren Generationen. Für diese sind Smartphones nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Aber auch für Familien und historisch interessierte Personen kann die Digitalisierung ein Mehrwert sein.
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tut der Hochschule Luzern eine Po
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