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Kolumne

Von der Sprachgesellschaft zur Informationsgesellschaft

Oder wie der Computer unser Denken und Handeln prägt

Ernst Meier Hondrich

Die Einführung des Computers und seine Folgen für die moderne Gesellschaft

Der Buchdruck stand am Anfang einer Entwicklung, welcher immer grösseren Bevölkerungskreisen Zugang zu Information und Bildung verschaffte und so unsere moderne Gesellschaft formte. So wurden Bücher zum Leitmedium, welches die Reformation vor 500 Jahren erst möglich machte. Heute befinden wir uns wieder in einem grundlegenden Wechsel, an der Schwelle zur «nächsten Gesellschaft». Für uns Menschen, aber auch für Unternehmen und sogar Staaten, bedeutet die Omnipräsenz von smarten Geräten einen vermehrten Kontrollverlust über die persönlichen Daten. Daten, von denen man vermutlich nicht einmal weiss, dass es sie gibt. Diese finden dann Wege, die von den Betroffenen nicht vorgesehen sind und offenbaren Dinge, auf welche man selber nie gekommen wäre. So verändert sich auch das Verhältnis zwischen Staat, Individuum und Unternehmen. Dazu fallen mir als Beispiele Stichworte wie Wikileaks, Sozialkredit System, Big Data, Vorratsdatenspeicherung oder auch Shitstorms ein.

Es verändern sich unsere Formen der Kommunikation sowie Autoritäts- und Referenzgrössen. Nebst den offensichtlichen Vorteilen werden auch Gefahren deutlich und die Folgen sind – ähnlich wie vor 500 Jahren – für uns als Zeitgenossen kaum absehbar. Der Verlust der Privatsphäre oder die Erhöhung des Wohlstandsgefälles sind nur zwei von vielen Beispielen, welche uns die Informationsgesellschaft schon gebracht hat.

Filtern statt sammeln

Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung und die zunehmende Informationsflut sind zentrale Merkmale der heutigen Zeit. In unserer Tasche tragen wir jederzeit das verfügbare Weltwissen mit uns herum. Wir verfügen über Zugriff auf Millionen von Videos, welche Aufgaben lösen helfen, die weit über unsere Alltagsprobleme hinausgehen Zusätzlich haben wir auch jederzeit ein Kommunikationsgerät zur Hand, welches uns ermöglicht, jemanden um Rat zu fragen. Es ist für uns alle einfacher geworden an gesuchte In-

«In rasendem Tempo verändert die Digitalisierung unsere Gesellschaft. Innerhalb weniger Jahre hat sich die Art und Weise grundlegend gewandelt, wie wir kommunizieren und uns informieren. Der Computer hat das Buch als Leitmedium abgelöst.»

formationen zu kommen. Gleichzeitig werden wir aber auch zunehmend mit «ungefragten» Informationen geflutet. Das Sammeln von Informationen war gestern – heute ist das Filtern von Informationen wesentlicher.

Die richtigen Fragen stellen, statt Antworten zu geben

Suchmaschinen finden in Sekundenbruchteilen Informationen. Digitale Werkzeuge sind hilfreich und zunehmend notwendig. Doch sie alleine genügen nicht, um die Informationsflut bewältigen zu können. Wir müssen lernen die richtigen Fragen zu stellen, wenn wir im www erfolgreich nach Wissen «graben» wollen. Um aber Fragen zu können, benötigen wir Grundlagenwissen. Es wäre also falsch zu meinen, dank digitalen Hilfsmitteln könne man sich jeglicher Bildungsarbeit entziehen.

Lebenslangens Lernen

Digitale Kompetenzen gehören heute zur Allgemeinbildung wie die basalen Kompetenzen und sind somit auch in den aktuellen Schullehrplänen verankert. Es reicht heute nicht mehr aus, sich nur auf die effiziente Bedienung der Hard- und Software zu konzentrieren. Vielmehr benötigen wir technische und soziale Grundkenntnisse wie sie in der Medienbildung und Informatik definiert sind. Diese Kompetenzen gilt es lebenslang zu schulen.

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