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Kolumne

Design Thinking

Eine andere Betrachtungsweise kann nie schaden

Alexandra Otter Brienz

Ich mache eine Weiterbildung in Bern. Vor den Schulferien hatten wir in unserem Produktdesign-Studium einen Kurs, der sich «Design Thinking» nennt. Ich erkläre Ihnen kurz, um was es da geht:

Eine Lösung für ein Problem wird unter Anwendung von verschiedenen Methoden, Tools (Mindmap/ Problemkarte erstellen, Interviews führen, beobachten, usw.) und Denkprozessen angegangen. Dabei steht nicht die sofortige und direkte Lösung des Problems im Vordergrund, sondern eine schrittweise Annäherung an das Problem oder an das Problemfeld – denn es kann sein, dass bei genauerer Betrachtung der eigentlichen Problematik, sich noch ganz andere, bisher noch gar nicht bedachte Hindernisse auftun. Ziel dabei ist, eine kreative, nicht lineare oder iterative (wiederholende) Vorgehensmethodik für das Erschaffen neuer Ideen und origineller Lösungen anzuwenden.

Aufgeteilt ist das «Design Thinking» in folgende Prozesse:

• Verstehen • Beobachten • Sichtweise definieren • Ideen finden • Prototypen entwickeln • Testen

Nach jedem Schritt, werden alle Erkenntnisse zusammentragen und angeschaut bzw. besprochen. Beim «Design Thinking» wird immer im Team gearbeitet. Beim Durcharbeiten der einzelnen Prozesse, sollte immer wieder ein Schritt zurückgegangen und kontrolliert werden, ob man sich noch auf Kurs befindet. Das heisst, ob man noch die zentrale Fragestellung des Problems bearbeitet – oder ob man am Ziel vorbeigeschossen ist und mittlerweile (ganz unbemerkt) an einer Lösung für ein anderes Problem arbeitet. Die Entwicklung einer eigentlichen Idee kommt erst gegen Ende zum Zug. Davor muss man versuchen, sich möglichst ideenlos, aber mit sehr offenem Verstand, durch all die Schritte zu werkeln. Gar nicht so einfach!

«Man muss versuchen, sich möglichst ideenlos aber mit offenem Verstand durch all die Schritte zu werkeln. Gar nicht so einfach!»

Meine Mitstudenten und ich haben alle einem handwerklichen Hintergrund. Unser Ziel ist es, immer schnellstmöglich zu einem fertigen Endprodukt zu gelangen, welches in Funktion, Aussehen und Kosten für alle (Hersteller und Käuferschaft) das Optimum herausholt. Ein Produkt zu entwickeln, welches vielleicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, gehört nicht in unser Arbeitsspektrum. Beim «Design Thinking» ist dies aber durchaus möglich und auch gar nicht ungewöhnlich. Obwohl diese Vorgehensweise nicht unserem normalen Arbeitsalltag entspricht – oder eben genau deshalb – hat sie in unseren Köpfen einiges bewegt und angeregt, den nächsten Auftrag einmal anders anzugehen und nicht direkt das fertige Endprodukt vor Augen zu haben.

Warum ich Ihnen das alles erzähle?

Ich finde, diese Methode könnte ruhig auch in unserem Alltag mehr Anwendung finden. Selbstverständlich ist sie wohl nicht passend, Ihnen bei der Problemlösung zu helfen, ob Sie nun 6 oder doch besser 12 Eier kaufen sollen. Aber z.B. bei grösseren Projekten wie ein Zimmer neu zu gestalten, Familienferien zu organisieren, ein Fest zu veranstalten oder einer Garderobenerneuerung, könnte Ihnen das «Design Thinking» ein Ansatz geben, die Dinge einmal von einer anderen Herangehensweise zu betrachten und auszuführen.

Ich weiss, ich kann das gut und einfach sagen – ich muss mich nur selbst organisieren. Bei einem Mehrpersonenhaushalt gibt sich die Sache schon verzwickter. Aber vielleicht kommen Situationen oder sogar Tage, wo man sich mehr Freiheiten herausnehmen kann und vor allem mehr Zeit, um das Problem zu verstehen und zu begreifen, welche Personen wirklich davon betroffen sind. Um anschliessend eine kreative Lösung dafür zu finden, an die Sie nie im Leben gedacht hätten. Die Zeit ist momentan sicher vorhanden .... also machen Sie etwas draus. Sonst verpassen Sie vielleicht noch die eine oder andere gute Idee.

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