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KONZEPT UHRSACHEN
from DV Kurzvorschau
by WEBER VERLAG
ALLES,
AUSSER GEWÖHNLICH
An der Kramgasse 21 in Bern wecken moderne Zeitobjekte und hochwertiges Design den Entdeckergeist – und lehren einem auch schon mal das Staunen.
KARIN SCHMIDT
Wie magisch wird mein Blick von einem Objekt an der Wand angezogen: Schwarze Zeiger formieren sich in 24 weissen Kreisen in zeitlichen Abständen zu Typografien. Die einzelnen Uhrzeiger schwanken zwischen unvorhersehbarem, mechanischem Drehen und perfekter Synchronisation, und veranschaulichen so eine wechselnde Choreografie aus Durcheinander und Struktur. Einmal pro Minute richten sich die Uhrzeiger aus, um die Zeit als Digitaluhr anzuzeigen. Genial! Wie bei der faszinierenden ClockClock 24 von Humans since 1982 liest man auch bei der Qlocktwo die Zeit auf eine ungewöhnliche Weise ab, denn die Zeiger werden durch Wörter ersetzt. Diesem Designmodell ist bei «Konzept Uhrsachen» in der Unteren Altstadt von Bern gleich eine ganze Wand gewidmet. «Aufgrund ihrer Dimensionen wollten wir unserer Qlocktwo – ein für uns sehr wichtiges Produkt – einen eigenen Raum geben», erklärt Dominik Maegli, der seit 2018 mit dem Concept-Store seine Leidenschaft für Uhren auf das Vortrefflichste mit jener für Architektur und Interieur-Design verbindet. Nur einen Laubenbogen entfernt führt der 42-Jährige das Hauptgeschäft mit Uhrmacher-Atelier. Während bei «Uhrsachen» die mechanische Uhr im Fokus steht, findet man im Concept-Store ausgefallene, gestalterische Design- und Zeitobjekte. «Hier wird unsere langjährige Philosophie ‹tick different› erlebbar», schwärmt Dominik Maegli. Der zweifache Familienvater schuf die stimmige Einrichtung in Eigenregie: Weisse Wände und ein dunkelbrauner Holzboden sorgen für eine zurückhaltende, puristische Atmosphäre, sodass die volle Aufmerksamkeit den ausgestellten Protagonisten gilt. «Unsere Qlocktwo-Kollektion ist die umfangreichste in der Schweiz.» Mittlerweile ist die Wanduhr in 22 Sprachen erhältlich. «Besonders stolz sind wir natürlich auf die Variante in Berndeutsch, die auf unser Hinwirken realisiert worden ist.» Jede handveredelte Front ist ein Unikat, weshalb von jeder Ausführung mehrere Exemplare zur Auswahl bereit sind. Ich bin fasziniert von dieser inspirierenden Mischung aus Objekten, die mich die Zeit auf neue Art und Weise wahrnehmen lassen. Staunend stehe ich vor einer Nixie Clock, eine mit Neon gefüllte Glimmlampe, die verschiedene Ziffern darstellen kann. «Früher diente diese Technologie oft zur Anzeige in Messgeräten. Da Nixie-Röhren nicht mehr hergestellt wurden, hat der tschechische Ingenieur Dalibor Farny 2011 mit dem aufwändigen Selbstbau angefangen, um diese faszinierende Retro-Anzeige-Technologie wiederzubeleben», erklärt mir Dominik Maegli. Einen wichtigen Platz nehmen auch die Armbanduhren des Schweizer Gestalters Max Bill ein. «Damit fing es an»,
«HIER STEHT DAS OBJEKT IM VORDERGRUND, NICHT DIE MARKE.»
sagt Dominik Maegli mit leuchtenden Augen und zeigt auf eine Küchenuhr, die auch mir nicht unbekannt ist. «Damals hing sie in beinahe jeder deutschen Küche.» Mitte der 1950er-Jahre erhielt der Architekt und Künstler Max Bill (1908–1994) von der Schwarzwälder Uhrenfirma Junghans den Auftrag, eine Küchenuhr mit integriertem Timer zu gestalten. Das Zifferblatt der Küchenuhr war der Ausgangspunkt für die zukunftsträchtige Kooperation zwischen Junghans und Max Bill. Ab 1961 brachte Junghans Armbanduhren von Max Bill heraus. Diesem uhrmacherischen Leckerbissen wird in einer Vitrine mit einem breiten Sortiment Tribut gezollt – was JunghansLiebhaber:innen von nah und fern nach Bern lockt. «Konzept Uhrsachen» ist aber weit mehr als nur ein Ort, um in einer ungeahnten Weise Zeit abzulesen. Als architekturaffiner Mensch liebt es Dominik Maegli, aussergewöhnliche Objekte aufzuspüren. Davon zeugt eine variierende Selektion an dekorativen Wohnaccessoires, Vasen, Lampen und Kleinmöbeln, die zeitweise skurril, funktional oder einfach nur schön sind. Dabei zelebriert er stets Werte und Charaktere der Objekte – und die Gedanken, die die Designer:innen damit ausdrücken. Nicht die Marke steht im Vordergrund, sondern die Objekte, die ihn «schlicht begeistern und hohe Qualitätsansprüche erfüllen». Ein Konzept, das sich bewährt hat, denn das Geschäft kann auf eine grosse nationale Stammkundschaft zählen, die das Besondere sucht und durch den persönlichen Stil von «Uhrsachen» immer wieder aufs Neue überrascht wird.
uhrsachen.ch
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EINE DESIGNIKONE
Die max bill Automatic aus dem limitierten 60-Jahre-Set von Junghans.
FASZINATION FÜR UHRSACHEN
Den Grundstein für das Traditionsunternehmen «Uhrsachen» legte 1910 der U(h)r-grossvater des heutigen Geschäftsinhabers Dominik Maegli mit der Eröffnung der «Bijouterie Maegli» in Olten. Mittlerweile führen Franziska und Dominik Maegli das Familienunternehmen in der vierten Generation. Unter ihrem Namen betreiben sie an den Standorten Solothurn und Olten klassische Uhren- und Schmuckgeschäfte, mit bekannten Marken wie Omega, Breitling, TAG Heuer, Longines, Rado und vielen mehr. «Uhrsachen», das Hauptgeschäft in Bern, konzentriert sich gemäss der Philosophie «tick different» auf uhrmacherische Leckerbissen und Spezialitäten. Zudem findet man bei «Uhrsachen» eine spannend kuratierte Auswahl an Vintage-Uhren. Ebenso befindet sich hier das zertifizierte Uhrmacher-Atelier, in dem vier Uhrmacher arbeiten, damit die Uhren nicht nur tick, sondern auch tack machen. Und 2018 ist gleich nebenan der Laden «Konzept Uhrsachen» entstanden – ein Ort, wo die schon fast zu Kult gewordene Philosophie von «Uhrsachen» weiterwächst und neue Facetten im Bereich von hochwertigem Design und modernen Zeitobjekten erhält.
1 Man sehe – und staune: In der Altstadt von Bern zelebriert ein Concept-Store Designobjekte, die einen das Staunen lehren. 2 Franziska und Dominik Maegli bieten im «Konzept Uhrsachen» Uhren für die Wand oder das Handgelenk und eine variierende Selektion an Wohnaccessoires an.